Zu sinnlich, zu gefährlich?

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Society-Girl Riley muss dringend heiraten! Sonst verliert sie ihr Erbe. Aber wo soll sie so schnell den passenden Mann hernehmen? Da kommt es wie gerufen, dass ihr Ex Travis nach Moonlight Ridge zurückkehrt, um einen Investor für das Hotel seines kranken Vaters zu finden. Spontan bietet Riley an, ihn mit den fehlenden Millionen zu unterstützen – wenn er sie für ein Jahr heiratet! Ein gefährlicher Deal mit unwiderstehlich sinnlichem Effekt. Denn Travis verlangt plötzlich mehr als nur eine Ehe auf dem Papier…


  • Erscheinungstag 12.04.2022
  • Bandnummer 2233
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508988
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Schön, Sie wiederzusehen, Mr. Travis.“ Der Parkwächter begrüßte Travis Holloway mit einem breiten Grinsen und hielt dabei ein Exemplar von Travis’ neuestem Kochbuch in die Höhe. „Könnten Sie das bitte für meine Freundin signieren? Sie liebt Ihre Kochshow.“

Travis war nach einer langen Nacht in seinem Restaurant in Atlanta und einer fast vierstündigen Fahrt nach Asheville an diesem Morgen unglaublich erschöpft, aber er begrüßte den jüngeren Mann dennoch herzlich, signierte das Kochbuch und schlug vor, ein Selfie zu machen, das die Freundin des Mannes beeindrucken würde. Dann übergab er ihm die Schlüssel zu seinem schwarzen Dodge.

Als der Parkwächter wegfuhr, wandte sich Travis dem Gebäude vor ihm zu.

Moonlight Ridge.

Jedes Mal, wenn er zu dem Luxusresort in den Blue Ridge Mountains zurückkehrte, musste er daran denken, wie er es zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war er sieben Jahre alt gewesen. Eine Sozialarbeiterin hatte ihn hierher begleitet und ihm gesagt, was für ein Glück er hatte, dass dieses Anwesen sein neues Zuhause werden würde und dass sein neuer Vater und seine Brüder schon sehnsüchtig auf ihn warteten.

Sein Magen zog sich bei dem Gedanken an seine Brüder zusammen – genau wie an jenem Tag vor sechsundzwanzig Jahren.

Nachdem er lange Zeit nicht hier gewesen war, war Travis vor ein paar Monaten nach Moonlight Ridge zurückgekehrt, weil sein Adoptivvater, Jameson Holloway, der Besitzer von Moonlight Ridge, einen Hirnschlag erlitten hatte. Seine Adoptivbrüder und er waren daher gezwungen gewesen, zusammenzukommen, obwohl sie seit Jahren entfremdet waren, nachdem ein Autounfall ihr Leben vollkommen verändert hatte – vor allem seines.

Sie hatten vereinbart, zusammenzuarbeiten, um die häusliche Pflege ihres Vaters zu beaufsichtigen und dabei zu helfen, Moonlight Ridge zu renovieren, das in den letzten Jahren sehr baufällig geworden war. Während der vergangenen Monate hatten seine Brüder Mack und Grey bei der Renovierung des Resorts die Führung übernommen und große Fortschritte gemacht. Aber es gab immer noch viel zu tun. Das gastronomische Angebot des Hotels musste dringend überarbeitet werden, und das war nun mal sein Fachgebiet.

Travis stieg die Treppe in den dritten Stock hinauf, wo sich die Büros befanden. Als er vor dem Büro seines Vaters ankam, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand, seufzte er leise.

Travis, Mack und Grey waren alle drei als Adoptivkinder zu Jameson gekommen, und jeder von ihnen hatte mit einem familienbedingten Trauma zu kämpfen gehabt. Es hatte einige Zeit gedauert, doch dann waren die drei im wahrsten Sinne des Wortes Brüder geworden – die Holloway-Brüder gegen den Rest der Welt.

Bis es dann nicht mehr so war.

Die Nacht des Autounfalls, die alles verändert hatte, war für immer in Travis’ Erinnerung eingebrannt. In dieser Nacht hatte er seine Familie verloren. Nach dem Unfall hatte er eine Zeit lang keine Kontrolle über seine Beine gehabt, was ihn sein Footballstipendium und seinen Traum, in der NFL zu spielen, gekostet hatte. Auch das Mädchen, von dem er glaubte, sie mehr als alles andere auf der Welt zu lieben, hatte er in dieser Nacht verloren.

Es war die Nacht, in der er daran erinnert worden war, dass es nur wenige Menschen gab, denen er bedingungslos vertrauen konnte. Aber sein Adoptivvater, Jameson Holloway, stand ganz oben auf dieser kurzen Liste. Denn er hatte ihn gesund gepflegt und ihm nie erlaubt, aufzugeben oder sich selbst zu bemitleiden. Er hatte immer daran geglaubt, dass sein Sohn wieder laufen können würde, ungeachtet der unheilvollen ersten Prognosen.

Wie immer hatte der alte Mann recht behalten. Aber es hatte zwei zermürbende Jahre gedauert, bis Travis es geschafft hatte.

Obwohl sein Körper wieder vollkommen hergestellt war, war er nach dieser Tortur ein gebrochener Mensch gewesen. Er hatte seine Brüder von sich gestoßen, verbittert über den Verlust seiner Träume und darüber, dass sie den Unfall unbeschadet überstanden hatten und das Leben führen konnten, das sie geplant hatten. Verzweifelt wegen des Mädchens, dessen Verrat der Auslöser für alles gewesen war, was in dieser schrecklichen Nacht geschehen war, und wütend auf die ganze Welt.

Einige Wut hatte er mithilfe einer Therapie verarbeitet, doch aufgrund der Erkrankung ihres Vaters war Travis gezwungen gewesen, sich mit Mack und Grey auseinanderzusetzen, sowohl persönlich als auch per Telefon und Videokonferenz. Langsam baute er wieder eine zaghafte Beziehung zu seinen Brüdern auf. Zum einen fühlte er sich ihrem Vater gegenüber dazu verpflichtet, zum anderen hatte er Schuldgefühle wegen seines Verhaltens nach dem Unfall.

Es war falsch gewesen, seinen Brüdern die Schuld dafür zu geben, aber er konnte die Zeit nun mal nicht zurückdrehen. Zwischen ihnen würde es nie wieder so sein wie früher, und mit Mack und Grey persönlich zusammen zu sein, bereitete ihm immer noch Magenschmerzen. Aus diesem Grund war er auch direkt nach Macks Hochzeit wieder abgehauen.

Aber jetzt war er bereit, loszulegen. Je eher sie Moonlight Ridge wieder zum Laufen brachten, desto eher konnte er sein eigenes Leben wieder aufnehmen.

Travis trat in das Büro und ließ sich auf den Platz neben Grey fallen. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“

„Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt.“ Mack, der hinter dem Schreibtisch saß, hob eine Augenbraue.

„Jetzt bin ich ja hier.“

„Dann lass uns direkt anfangen. Meine Frau wartet schon.“

„Wie geht es Molly?“ Travis nickte in Richtung der Verbindungstür zu ihrem Büro.

Er hatte Molly Haskell immer schon gemocht. Ihr Vater hatte im Hotel gearbeitet, und Molly und Mack waren schon als Teenager ein Paar gewesen. Die Beziehung hatte geendet, als Mack sie nach dem Unfall verlassen hatte.

Travis war froh, dass sein Bruder und Molly wieder zueinandergefunden hatten. Sie gehörten zusammen. Nicht, dass er an Seelenverwandtschaft und diesen ganzen Quatsch glaubte. Seine persönlichen Erfahrungen hatten ihn gelehrt, dass es so etwas nicht gab.

„Es geht ihr gut.“ Ein sanftes Lächeln umspielte Macks Lippen. Trotz seines Alphamännchen-Gehabes war er ein sanfter, warmherziger Mann. Und offensichtlich sehr verliebt. „Sie trifft sich gerade mit den Abteilungsleitern und kommt später rüber, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Sofern wir hier jemals fertig werden“, brummte er. „Ich weiß, dass du als Junggeselle jede Menge Zeit hast, aber unsere Frauen haben ein Doppeldate für uns geplant, also …“

Travis verspürte einen Anflug von Neid. Mack war frisch verheiratet, und Grey war mit Autumn Kincaid liiert, der Hochzeitsplanerin von Moonlight Ridge. Als er seine Brüder zwei Wochen zuvor auf Macks und Mollys Hochzeit gesehen hatte, schienen sie beide unfassbar glücklich zu sein.

Doch bevor sich ein ungutes Gefühl einstellen konnte, machte er sich bewusst, dass sein Leben als Junggeselle verdammt gut war. Es war ein Leben, um das ihn die meisten Männer beneiden würden. Er nahm an glamourösen Veranstaltungen teil, wohnte in luxuriösen Apartments, machte extravagante Urlaube und kaufte sich Designerklamotten. Es gab nicht wenige schöne Frauen, die sich darum rissen, ihn bei der Eröffnung eines seiner Restaurants oder einer anderen gesellschaftlichen Veranstaltung auf dem roten Teppich zu begleiten. Er hatte also keinen Grund, neidisch auf Mack und Grey zu sein.

Sein Leben war gut so, wie es war.

„Dann lasst uns endlich zur Sache kommen.“ Travis öffnete das Dokument, das Mack ihm gereicht hatte, und überflog die erste Seite. Danach warf er es auf den Schreibtisch. „Ich werde das später lesen, während ihr zwei … mit angenehmeren Dingen beschäftigt seid.“ Er grinste. „Kommen wir gleich zu einer der wichtigsten Fragen: Habt ihr herausgefunden, wer uns bestiehlt?“

Sie hatten vor einiger Zeit festgestellt, dass jemand vom Personal das Hotel seit mehreren Jahren bestohlen hatte. Die Identität des Diebes aufzudecken, hatte für sie daher oberste Priorität.

Mack runzelte die Stirn. „Daran arbeiten wir noch.“

„Aber unsere Wirtschaftsprüferin hat ermittelt, dass die meisten Unregelmäßigkeiten bei den Lebensmitteln und Getränken zu finden sind – in dem Bereich also, in dem wir deine Hilfe am dringendsten brauchen“, fügte Grey hinzu.

„Ihr erwartet also, dass ich die Speisekarte erneuere, während ich mit einer zweitklassigen Köchin zusammenarbeite, die vielleicht auch noch eine Diebin ist? Das ist ja wirklich großartig.“

Travis ging zum Fenster hinüber, das einen atemberaubenden Blick auf den See bot, und steckte die Hände in die Taschen.

„Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Wir müssen diese zweitklassige Köchin loswerden und jemanden mit echtem Talent einstellen. Wenn sie tatsächlich die Diebin ist, haben wir beide Probleme auf einmal gelöst – das mittelmäßige Essen und die Veruntreuung.“

„Das haben wir auch schon in Erwägung gezogen“, räumte Grey ein. „Aber Dad will nichts davon hören. Du weißt ja, wie loyal er ist. Hallie Gregson war jahrelang die Souschefin unter Chefköchin Fern. Als Fern wegging, bestand Dad darauf, Hallie eine Chance als Chefköchin zu geben. Er glaubt, dass sie eine Weltklasseköchin werden kann. Er sagt, sie braucht nur ein bisschen …“

„… Nachhilfe“, meinte Mack. „Das machst du doch auch in diesen Kochsendungen, oder?“

Mack hatte offensichtlich noch nie eine seiner Sendungen gesehen. „Nein, das mache ich nicht“, erwiderte Travis ungeduldig. „Ich bin kein Zauberkünstler, Mack. Ich kann diese Frau nicht mit Feenstaub bestreuen und sie zu einer echten Köchin machen. Ich helfe jungen Köchen mit echtem Talent, richtig gut zu werden.“

„Klingt genau richtig für uns.“ Grey gluckste.

Travis warf ihm einen finsteren Blick zu, dann verschränkte er die Arme vor der Brust. „Natürlich will ich Dad und dem Hotel helfen, aber ihr fesselt mir hier praktisch die Hände und schnallt mir Bleigewichte an die Füße.“

„Ich dachte, du magst Herausforderungen.“

Travis drehte sich zu der fröhlichen Stimme hinter ihm um und lächelte. „Molly! Schön, dich zu sehen.“ Er umarmte seine Schwägerin. „Ich mag zwar Herausforderungen, aber ich bin ein Koch und Mentor – ich kann keine Wunder vollbringen.“

„Doch, das kannst du“, widersprach Molly selbstbewusst. „Ich habe jede Folge deiner Sendung gesehen. Du hast Köche mit wenig Talent und noch weniger Disziplin in kulinarische Superstars verwandelt.“

„Lieb von dir, dass du das sagst, Mol.“ Travis war klar, dass sie sein Ego streichelte, aber es war trotzdem schön, das zu hören.

Die Köche, die er betreut hatte, waren talentiert gewesen, hatten aber noch viel zu lernen, so wie er einst auch. Er war ein Naturtalent in der Küche gewesen und hatte schon als Kind gekocht, nachdem sein leiblicher Vater gestorben und seine Mutter auf die schiefe Bahn geraten war. Mit vierzehn hatte er dann beschlossen, dass er besser werden wollte. Also hatte er seine Fähigkeiten unter der Anleitung des ehemaligen Chefkochs von Moonlight Ridge, des Franzosen Henri Bernard, verfeinert.

Henri hatte ihm jede Woche ein neues Gericht beigebracht. Das Kochen hatte Travis entspannt, und je sicherer er wurde, desto mehr Spaß hatte es ihm gemacht, seine eigene Note einzubringen und ein einfaches Gericht in etwas Spektakuläres zu verwandeln.

Es war für Travis eine große Befriedigung gewesen, seinem Vater und seinen Brüdern dabei zuzusehen, wie sie seine sorgfältig zubereiteten Mahlzeiten verschlangen. Aber er war nie auf die Idee gekommen, dass der Beruf des Kochs irgendwann seine Lebensaufgabe sein könnte.

„Ich bin gut“, sagte Travis. „Aber ich kann kein Wasser in Wein verwandeln.“

„Mir ist bewusst, dass es vielleicht deine bisher größte Herausforderung ist“, erwiderte Molly. „Aber unser derzeitiges Personal, einschließlich der Köchin, ist sich darüber im Klaren, dass sich dringend etwas ändern muss, wenn Moonlight Ridge überleben soll. Sie sind alle große Fans von dir und freuen sich schon darauf, mit dir zu arbeiten.“

Das zu hören, stimmte Travis ein wenig hoffnungsvoll, denn mit einer Köchin, die die Notwendigkeit von Verbesserungen erkannte, konnte er arbeiten. Dennoch …

„Wenn du das Restaurant auf Vordermann bringen könntest, wäre das eine große Leistung“, fügte Molly hinzu. „Das wäre bestimmt auch Material für eine tolle Sendung. Ich wette, deine Produzenten würde gern die Chance ergreifen, daraus eine Dokumentation zu machen. Was wiederum mehr Einnahmen für dich und für Moonlight Ridge bedeuten würde.“

„Das ist eine interessante Idee, Schatz.“ Mack rieb sich das Kinn. „Aber sollten wir wirklich damit werben, dass unser derzeitiges Angebot … ausbaufähig ist?“

„Außerdem müssten wir dann auch noch in eine umfangreiche Renovierung unserer Küche und des Restaurants investieren“, warf Grey ein. „Dabei können wir uns kaum die Renovierung des Hauptgebäudes leisten, die wir gerade durchführen. Ganz zu schweigen von den Cottages rund um den See.“

Eine für beide Seiten vorteilhafte Allianz, die Moonlight Ridge besser als jemals zuvor machen und seine Restaurantkette Traverser erweitern könnte. Das war ein Vorschlag, der eine Überlegung wert war. Travis hatte bereits Lokale in seiner Wahlheimat Atlanta und in L. A., wo sie die Kochsendungen drehten, und dann war da noch der Gastropub in London. Er hatte vor, demnächst auch in New York und vielleicht in Rom weitere Restaurants zu eröffnen. Mit Mollys Idee könnten sie Investoren für seine Restaurantkette und für Moonlight Ridge an Land ziehen.

„Das ist eine brillante Idee, Molly“, sagte Travis.

Molly sah zufrieden aus, Mack und Grey eher nicht.

„Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?“, fragte Mack.

„Doch, du hast gesagt: ‚Schlechte Publicity, bla, bla, bla.‘ Dann sagte Grey: ‚Wir haben kein Geld dafür, bla, bla, bla.‘“ Travis ahmte die Erwachsenenstimme aus den Charlie-Brown-Filmen nach, die sie als Kinder immer gesehen hatten. „Aber um eure Bedenken zu zerstreuen: Wenn die Sendung ausgestrahlt wird, wird das Hotel längst vollständig renoviert sein. Was das Geld angeht, so werde ich das mit ein paar befreundeten Produzenten besprechen. Wenn sie grünes Licht geben, kann ich das Kapital bestimmt aufbringen.“

„Willst du etwa Investoren hinzuziehen?“ Mack stand auf, und Grey sah alarmiert aus.

„Ja, warum denn nicht?“ Travis zuckte mit den Schultern.

„Du weißt doch, wie Dad über das Resort denkt.“ Mack schritt nervös auf und ab. „Wenn er noch nicht mal bereit dazu ist, personelle Veränderungen vorzunehmen, glaubst du wirklich, dass er dann die Kontrolle an Investoren abgeben würde?“

„Er würde natürlich eine Mehrheitsbeteiligung an dem Resort behalten. Die kurzfristigen Investitionen würden uns das Geld für die Renovierung liefern, und die Sendung würde uns die dringend benötigte Publicity verschaffen. Das ist ein Gewinn für alle.“

Travis ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.

„Viel Glück dabei, Dad von dieser Idee zu überzeugen.“ Grey lachte.

„Das ist eine Herausforderung, die ich sehr gerne annehme.“ Travis deutete auf Grey und seufzte. „Was Hallie betrifft, verspreche ich, mein Bestes zu geben.“

„Dad wird dir unendlich dankbar dafür sein. Moonlight Ridge bedeutet ihm alles, Travis. Du verstehst, warum die Rettung dieses Ortes für uns alle so wichtig ist“, sagte Mack.

„Natürlich verstehe ich das. Moonlight Ridge bedeutet mir auch sehr viel. Ich tue alles, was ich kann, um es zu retten, das verspreche ich. Ich habe sogar schon geplant, mich mit Henri zu treffen, damit er mir Tipps geben kann, was bei den Gästen in der Gegend gerade gefragt ist.“

„Brillante Idee.“ Mack nickte.

Während der verbleibenden halben Stunde ihres Treffens informierten ihn Molly und seine Brüder über alles, was er wissen musste, um mit der monumentalen Aufgabe beginnen zu können, das Küchenpersonal und den Cateringbetrieb auf Vordermann zu bringen.

Autumn Kincaid klopfte an die Tür, als sie das Treffen gerade beendeten. Sie begrüßte Travis und fragte ihn, ob er mit ihnen zu Abend essen wollte.

„Ich möchte euer Doppeldate nicht stören. Außerdem will ich sofort in die Küche gehen und mir ein Bild machen. Danach möchte ich den Abend mit Dad verbringen“, antwortete Travis.

„Du würdest nicht stören“, versicherte ihm Autumn. „Ich habe die Reservierung sowieso für uns fünf vorgenommen, weil ich davon ausgegangen bin, dass du mitkommst.“

„Vielleicht ein andermal.“ Travis lächelte. Er verabschiedete sich und sah dann zu, wie seine Brüder und ihre Partnerinnen Hand in Hand zum Aufzug gingen.

Nö, ich bin nicht einmal ein kleines bisschen neidisch.

Natürlich waren sie jetzt alle glücklich, aber Beziehungen erforderten ständige Arbeit, und der Lohn war im besten Fall Enttäuschung und im schlimmsten Fall Verrat. Das waren keine Risiken, die er eingehen wollte.

Im Gegensatz zu seinen verliebten Brüdern blieb Travis lieber bei seinem Junggesellenleben. Er würde die Küche und den Cateringervice von Moonlight Ridge auf Vordermann bringen, den Dieb finden und danach zu seinem geschäftigen Leben in Atlanta und L.A. zurückkehren.

Das war das Mindeste, was er für Jameson Holloway tun konnte, der so viel für ihn getan hatte.

2. KAPITEL

Riley George grüßte den Parkwächter herzlich, als sie aus ihrem Geländewagen ausstieg und dem Mann ihre Schlüssel übergab. Es war schön, wieder in Asheville zu sein – der Bergstadt, in der sie als Kind die meisten ihrer Sommer verbracht hatte.

Während der zweistündigen Fahrt von ihrem Zuhause in Charlotte aus konnte Riley nicht anders, als in Erinnerungen an die unbeschwerten Sommer in Moonlight Ridge und an den Jungen, der ihr Herz erobert hatte, zu schwelgen.

Aber das war schon lange her.

Riley war im Auftrag der George-Familienstiftung in Asheville, nicht um Erinnerungen nachzuhängen. Also würde sie sich auf die Planung der Gala konzentrieren, auf die Wohltätigkeitsorganisation, die sie damit unterstützte, und nicht auf die Fehler ihrer Jugend.

Sie betrat das bezaubernde kleine französische Restaurant, das Henri Bernard gehörte und das von ihm persönlich geführt wurde. Henri war Chefkoch im Moonlight Ridge gewesen, als ihre Familie immer dort Urlaub gemacht hatte. Vor zehn Jahren hatte er sich selbstständig gemacht und ein eigenes Restaurant eröffnet. Als das Veranstaltungskomitee beschloss, die Gala in Asheville stattfinden zu lassen, ergriff Riley sofort die Gelegenheit, die Leitung zu übernehmen, denn sie kannte genau den richtigen Mann für das Catering: Henri Bernard.

Da Henri Anfang der Woche angerufen und darum gebeten hatte, sich persönlich mit ihr zu treffen, hatte sie ein mulmiges Gefühl im Bauch, als sie der Kellnerin durch das charmante Restaurant folgte.

Henri saß in einem privaten Speisesaal mit einem anderen Mann, der ihr den Rücken zugewandt hatte.

„Schön, dich zu sehen.“ Henris Gesicht erhellte sich, als er aufstand und ihr einen traditionellen französischen Wangenkuss gab. „Danke, dass du dich bereit erklärt hast, mich hier zu treffen.“

„Für dich tue ich doch alles.“ Sie lächelte den älteren Mann an, der sie als Kind oft mit speziellen Kreationen verwöhnt hatte. „Aber ich kann gern warten, bis du mit deiner Besprechung fertig bist.“

Riley warf einen Blick auf seinen Begleiter, der sich nun zu ihnen herumgedreht hatte. Plötzlich schlug ihr Herz bis zum Hals. Sie würde dieses Gesicht überall wiedererkennen, selbst wenn es nicht regelmäßig in Kochsendungen auftauchen würde. Die Züge dieses Gesichts hatten sich unwiderruflich in ihr Gedächtnis eingebrannt.

„Travis?“

Seine dunklen Augen flammten auf, und sie konnte praktisch die Wut spüren, die von seiner dunkelbraunen Haut ausging. „Riley.“

Der distanzierte Tonfall des Mannes, der ihre erste Liebe gewesen war, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sofort war sie von einer selbstbewussten, professionellen Frau wieder zum Teenager geworden, hin- und hergerissen zwischen dem Jungen, in den sie verliebt war, und ihren missbilligenden Eltern.

Du bist aber kein Teenager mehr. Lass nicht zu, dass dir jemand dieses Gefühl gibt. Nicht einmal Travis.

Riley streckte sich und schenkte Henri ein warmes Lächeln, das hoffentlich mehr Selbstvertrauen vermittelte, als sie gerade fühlte. „Ich bin früh dran. Ich werde einen Happen an der Bar essen, während ihr zwei eure Besprechung beendet.“

„Nicht nötig, ich wollte gerade gehen.“ Travis schob seinen Stuhl zurück.

„Bitte bleibt beide hier.“ Henri blickte zwischen ihnen hin und her. „Ich habe euch beide aus einem sehr wichtigen Grund hierher eingeladen. Alles, worum ich euch bitte, ist, dass ihr mich anhört.“ Er wusste ganz genau, dass ihm keiner von beiden seine Bitte abschlagen würde.

Travis nickte, und Riley setzte sich und faltete ihre Hände auf dem Tisch. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Henri. „Okay, Henri. Worum geht es hier?“

„Es geht um die Gala.“ Auf Henris Gesicht lag ein schmerzlicher Ausdruck.

Rileys Puls beschleunigte sich. „Gibt es ein Problem mit dem Essen?“

„Es ist leider viel mehr als das“, meinte Henri. „Ich habe die Möglichkeit erhalten, ein Restaurant in Paris zu eröffnen. Davon habe ich schon immer geträumt.“

„Das ist doch eine wunderbare Nachricht, Henri. Herzlichen Glückwunsch!“ Riley drückte seinen Unterarm.

Travis schien ebenfalls erfreut, aber nicht überrascht zu sein. Er wusste es offenbar schon.

„Leider muss ich schon sehr bald nach Paris reisen, und zwar auf unbestimmte Zeit.“

Panik stieg in Riley auf und schnürte ihr die Brust zusammen. „Aber das bedeutet ja …“

„Ganz genau. Ich kann nicht gleichzeitig in Paris sein und deine Gala leiten.“

In Rileys Kopf wirbelten eine Million kleiner Details herum. Wie der Stapel Einladungskarten, auf denen mit Henris Bild geworben wurde, und die Menüfolge, die sie gemeinsam in mühevoller Kleinarbeit erstellt hatten.

„Diese Veranstaltung baut auf die Werbewirksamkeit eines hochkarätigen Kochs auf“, fuhr Henri fort. „Wenn das deiner Organisation einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügt, verzichte ich auf Paris.“

„Nein, ich werde mir schon etwas einfallen lassen.“ Rileys Gedanken überschlugen sich. Sie würde die Gala verschieben oder vielleicht sogar ganz absagen müssen. „Ich würde niemals von dir verlangen, dass du die Chance aufgibst, dir einen Lebenstraum zu erfüllen, Henri.“

„Das weiß ich zu schätzen, Riley.“ Henri schenkte ihr ein dankbares Lächeln. „Aber ich habe eine Lösung gefunden, die für uns alle drei von Vorteil sein könnte.“

„Moment … was?“ Travis blickte alarmiert auf.

Henri ignorierte die Frage seines ehemaligen Schützlings. „Travis wird für die nächsten Monate hier in Asheville sein.“

Travis setzte sich kerzengerade hin, den Rücken gegen die Wand gepresst. „Du bietest mich hier doch nicht gerade für diese Wohltätigkeitssache von ihr an, oder?“

„Ich biete dich nicht an“, korrigierte ihn Henri mit strenger Stimme. „Es liegt natürlich an dir, ob du das Projekt annimmst, aber der glückliche Umstand, dass du mich gerade um Rat gefragt hast, wie man den Bekanntheitsgrad von Moonlight Ridge steigern kann, während ich Riley gerade sagen wollte, dass ich ihre Veranstaltung leider nicht durchführen kann … das konnte ich einfach nicht ignorieren. Vor allem, wenn man bedenkt, wie nahe ihr beiden euch einst standet.“

Riley und Travis hatten ihre Beziehung als Teenager vor ihren Eltern geheim gehalten, aber Travis’ Brüder und Henri hatten davon gewusst, und sie hatten ihr Geheimnis bewahrt.

„Das ist lange her, und du weißt, wie es geendet hat“, erwiderte Travis bitter.

„Das weiß ich. Aber es ist an der Zeit, dass ihr beide einen Weg findet, die Geschehnisse jener Nacht loszulassen.“ Henris Stimme klang jetzt schwer vor Traurigkeit. „Ihr seid beide kluge, professionelle Geschäftsleute. Deshalb müsst ihr einsehen, wie ideal diese Zusammenarbeit wäre. Travis ist ein echter Spitzenkoch, deine Gäste werden also von dem Upgrade begeistert sein. Ich glaube sogar, dass du eine größere Räumlichkeit brauchen wirst.“ Henri sah Travis eindringlich an.

Travis’ Augen weiteten sich, als ob er die Botschaft, die Henri ihm stillschweigend übermittelte, verstand, aber nicht mochte. Er sah sie nicht an. Stattdessen wandte er sich direkt an Henri. „Die mächtige Familie George hat mich nie gemocht. Ich bezweifle, dass sie wollen, dass ich der Star ihrer Veranstaltung werde“, spottete er.

„Dann ist das deine Chance, ihnen das Gegenteil zu beweisen“, meinte Henri, bevor er sich wieder Riley zuwandte. „Wären deine Eltern dagegen?“

„Ich leite die Stiftung, also werden meine Eltern kein Problem sein“, erwiderte Riley fest. „Aber selbst wenn Travis bereit wäre, die Veranstaltung zu übernehmen, ist die Suche nach einem größeren Veranstaltungsort zu diesem späten Zeitpunkt keine Option mehr. Außerdem haben wir einen Vertrag mit dem aktuellen Veranstaltungsort abgeschlossen.“

„Neben meinen Plänen für das nächste Traverser-Restaurant, meinen Verpflichtungen für die Kochsendung und mit meiner Hilfe bei der Leitung von Moonlight Ridge habe ich bereits alle Hände voll zu tun, Henri. Solange ich hier bin, muss es meine Priorität sein, dafür zu sorgen, dass es Dad wieder besser geht und dass Moonlight Ridge …“

Autor

Reese Ryan
<p>Reese Ryan schreibt Liebesgeschichten, die nicht nur sexy und gefühlvoll sind, sondern in denen sie auch von kleineren Familiendramen erzählt. Reese ist im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, ihre Familie hat aber auch Wurzeln in Tennessee.</p>
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