Affäre verboten - Hochzeit erlaubt!

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Schmetterlinge im Bauch, weiche Knie und das Gefühl, die Welt versinkt um sie herum: Cecile genießt die zärtliche Nacht mit Luke, den sie gerade auf einer Hochzeit kennengelernt hat. Doch am nächsten Morgen erlebt sie eine aufregende Überraschung: Luke ist ihr neuer Boss ...


  • Erscheinungstag 07.08.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508001
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Cecile Duletsky holte noch einmal tief Luft. Gleich würde sie an der Seite eines ihr praktisch unbekannten Mannes in die Kirche schreiten, und die stolze Braut würde ihnen am Arm ihres Vaters folgen. Am liebsten hätte sie ihre Schwester dafür erwürgt.

Heute aber sollte Elizabeth noch einmal verschont bleiben, denn schließlich war es ihre Hochzeit.

Zugegeben, es war nicht nur die Schuld ihrer jüngeren Schwester, dass Cecile zusammen mit Luke Shaw über den Mittelgang der prächtig geschmückten St. Donovan’s Church schreiten würde. Allerdings musste sie einräumen, dass er verdammt gut aussah. Bei der Generalprobe hatte Cecile gestern das erste Mal mit ihm gesprochen, und der Blick, mit dem er sie aus seinen tiefblauen Augen durchdringend angesehen hatte, ließ sie schlagartig nervös und ihre Knie weich werden.

Eigentlich wollte Cecile ohne Begleitung in der Kirche auftreten, doch irgendein eifriger Hochzeitsplaner hatte ihr Luke zugewiesen, da es angeblich ein besseres Bild bot. Es war auch anzunehmen, dass derselbe Mensch für das schreckliche violette Brautjungfernkleid verantwortlich war, das Cecile tragen musste. So einen fürchterlich schlechten Geschmack konnte Elizabeth in den vergangenen elf Jahren, in denen sie sich kaum gesehen hatten, unmöglich entwickelt haben.

Das Kleid war der reinste Albtraum! Über Ceciles Busen thronte eine überdimensionale Schleife, und das Kleid machte sie dicker, als sie in Wirklichkeit war. Dabei achtete Cecile sehr auf ihre Figur. Täglich absolvierte sie ihr Fitnessprogramm, sie hatte kein Gramm zu viel auf ihren Hüften. Doch heute sah sie aus wie ein überdimensionales Geschenkpaket.

Immerhin war sie mit ihrer Frisur zufrieden. Ihre langen rotblonden Haare waren zu einer kunstvollen Hochfrisur aufgesteckt. Es sah wunderschön aus.

Eigens für die Brautjungfern war ein Make-up Artist engagiert worden, aber Cecile weigerte sich, von ihm gestylt zu werden. Stattdessen zog sie es vor, sich selbst zu schminken. Wenn sie die anderen Brautjungfern anschaute, wusste sie, dass dies eine weise Entscheidung gewesen war. Cecile hatte sehr helle, zarte Haut – wahrscheinlich ein Vermächtnis ihrer irischen Vorfahren – und dazu grüne Augen. Wenn man da zu viel Make-up auftrug, sah sie aus wie ein Gespenst.

„Bist du nervös?“, fragte eine der Brautjungfern Elizabeth mit einem albernen Kichern.

Die Braut nippte an ihrem Prosecco und schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht.“

Anders als die anderen Brautjungfern, die übrigens allesamt verheiratet waren, fand Cecile den gemeinsamen Umtrunk vor den Feierlichkeiten eher unpassend. Die Idee des Hochzeitsplaners war gewesen, damit die Nervosität der Beteiligten etwas zu mildern. Cecile jedoch schien es mehr als überflüssig, sie fand es deutlich angebrachter, nach der Zeremonie auf das Brautpaar anzustoßen.

Sie blickte auf ihr nacktes Handgelenk und seufzte. Ihre wunderschöne Uhr von Cartier hatte sie abnehmen müssen, weil sie nicht in das Gesamtbild passte. Hoffentlich ging es bald los, sie hielt es hier nicht mehr lange aus.

Seit einer Stunde musste sie nun hier in einem Nebenraum der Kirche zusammen mit den anderen Brautjungfern ausharren, während der Hochzeitsplaner oder einer seiner vielen Helfer ständig vorbeikam, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war.

Die Brauteltern, insbesondere die Brautmutter, schwebten im siebten Himmel. Auch die Eltern des Bräutigams waren von der Verbindung begeistert, und beide Familien hatten ein kleines Vermögen dazu beigesteuert, damit das Paar ein rauschendes Fest feiern konnte.

Was Cecile anging, hätte sie gerne darauf verzichtet, als Brautjungfer aufzutreten. Viel lieber hätte sie die Zeremonie von der Kirchenbank aus mitverfolgt, doch der Hochzeitsplaner hatte darauf gedrängt. Er hatte gemeint, das sei sie ihrer Schwester schuldig.

Also hatte sich Cecile überreden lassen. Und nun stand sie da, in ihrem violetten Taftkleid, und fühlte sich ausgesprochen unwohl. Sie war umringt von fünf weiteren Brautjungfern – allesamt Freundinnen aus Elizabeths Zeit am College der Northwestern University. Die beste Freundin ihrer Schwester hatte die Ehre, auch ihre Trauzeugin zu sein. Cecile war es nur recht gewesen, dass sie nicht auch noch diese Aufgabe übernehmen musste.

Wäre Cecile an der Stelle ihrer Schwester gewesen, hätte sie das Geld genommen, einen knallroten Sportwagen gekauft und wäre mit ihrem Liebsten durchgebrannt.

Unruhig ging Cecile in dem kleinen Nebenzimmer auf und ab und schenkte jedem, der sie ansah, ein schmales Lächeln. Sie würde nie verstehen, wie man so viel Geld an nur einem Tag zum Fenster hinauswerfen konnte.

Tief in ihrem Herzen freute sie sich natürlich auch für ihre Schwester. Wenn Elizabeth unbedingt heiraten wollte, dann sollte sie es doch tun. Cecile jedoch war überzeugt, dass sie selbst niemals heiraten würde. Obwohl sie erst neunundzwanzig Jahre alt war, hatte sie bereits aufgegeben, nach ihrem Traummann zu suchen.

Vor vielen Jahren, bei der Abschlussfeier am College, waren sie und ihre Freundinnen Lisa, Tori und Joann noch fest davon überzeugt gewesen, dass es für jede von ihnen einen Märchenprinzen gab. Früher oder später würde er auftauchen. Doch Cecile hatte bald einsehen müssen, dass die Wirklichkeit anders aussah. In den acht Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte sie mit mehreren Männern Beziehungen gehabt, doch einer wie der andere hatte sich irgendwann als Niete herausgestellt. Ihr Traummann war jedenfalls nicht dabei gewesen.

Die Hochzeit ihrer jüngeren Schwester führte Cecile nun schmerzhaft vor Augen, dass sie selbst in dieser Hinsicht versagt hatte, und das stimmte sie traurig. Eigentlich sollte sie den heutigen Tag zusammen mit Elizabeth ausgelassen feiern, doch sie konnte immer nur daran denken, was in ihrem eigenen Leben alles schiefgelaufen war.

Sie hätte gut als Gast in einer der Talkshows auftreten können, für die sie arbeitete. Unter dem Motto: „Meine kleine Schwester hat es geschafft, und ich habe kläglich versagt.“

Leider musste sie am Ende zugeben, dass sie ein wenig eifersüchtig auf das Glück von Elizabeth und Devon war. Die beiden waren so ein wunderschönes Paar, und jeder konnte sehen, wie sehr sie sich liebten. Keine Frage, diese Ehe würde ein Leben lang halten.

Ceciles bisherige Affären hingegen hatten jedes Mal in einem Desaster geendet. Ihr Exfreund Eric zum Beispiel betrog sie jedes Mal, sobald sie geschäftlich unterwegs war. Einmal kam sie zufällig früher nach Hause und erwischte ihn in flagranti mit einer anderen Frau. Dass ihr Freund sie so lange Zeit über betrogen hatte, war eine Sache. Aber noch viel mehr hatte sie sich geärgert, weil sie selbst die ganze Zeit über so blind gewesen war.

Hochzeiten stimmten sie immer traurig und hielten ihr schmerzlich das Glück der freudestrahlenden Brautpaare vor Augen. Doch Cecile hatte sich nun für ihre Karriere entschieden, eigentlich blieb ihr gar keine Zeit für eine feste Beziehung. Außerdem zog sie es nach den zahlreichen Enttäuschungen vor, ihre Männergeschichten nicht über eine harmlose Affäre hinausgehen zu lassen. Wenn man seine Gefühle unter Kontrolle behielt, tat es nicht so weh, wenn irgendwann wieder Schluss war.

Abgesehen davon, konnte man doch an der steigenden Scheidungsrate sehen, dass das große Glück sowieso nicht von langer Dauer war. Als Produktionsassistentin hatte Cecile einmal bei einer Talkshow mitgearbeitet, die das Thema hatte: „Mein Mann hat mich mit meiner besten Freundin betrogen – jetzt bekommt sie ein Kind von ihm!“ So wollte sie auf keinen Fall enden! Angesichts all dieser Argumente zog sie es also vor, allein zu bleiben.

Cecile strich den Stoff ihres Kleides glatt, in ihren Augen hätte er genauso gut als Duschvorhang durchgehen können. Sie und Elizabeth hatten noch nie ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt. Natürlich liebte sie ihre fünf Jahre jüngere Schwester als Teil ihrer Familie, aber die Beziehung zu ihr war in den letzten Jahren nicht über die obligatorischen Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke hinausgegangen.

Das hatte auch daran gelegen, dass Cecile selten in Chicago gewesen war, aber nun war sie wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und hoffte, ein engeres Verhältnis zu ihrer Schwester aufbauen zu können und vielleicht sogar so etwas wie eine Freundschaft daraus werden zu lassen.

Mit achtzehn war Cecile von zu Hause ausgezogen, um an der University of Missouri Journalistik zu studieren. Danach hatte sie bei diversen Fernsehsendern gearbeitet.

Nun lebte sie seit Kurzem wieder in Chicago, weil sie hier einen Job als Produktionsassistentin bei der Allegra Montana Show angenommen hatte, den sie demnächst antreten würde.

Allegras Talkshow erfreute sich großer Beliebtheit, die Einschaltquoten waren in den letzten drei Jahren sprunghaft angestiegen. Die Talkmasterin hatte damals die Sendung und das Studio von einem Kollegen übernommen, der seine Show aufgegeben hatte, um in die Politik zu gehen. Allegra hatte diesen Schritt niemals bereut. In ihrer Show wurde eine bunte Palette von Themen behandelt: von schwerwiegenden politischen Problemen bis hin zu Kochwettbewerben.

Und demnächst würde Cecile nun auch zum Team dieser Show gehören. Zeitlich passte alles wunderbar: Sie hatte noch in Ruhe ihre Arbeit in New York zu Ende bringen können, und es war ihr genügend Zeit geblieben, sich in Chicago eine Wohnung zu suchen.

Das Apartment, das Cecile schließlich gefunden hatte, lag im Cathedral District, im Herzen der Stadt. Sie liebte diese Gegend. Das 52-stöckige Gebäude bot unter anderem einen Supermarkt, ein Schwimmbad und ein Fitnesscenter, und obwohl die Wohnung keinen Seeblick hatte, war sie sofort begeistert gewesen.

Cecile wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Elizabeth zu. Sie waren beide so unterschiedlich, wie es Schwestern nur sein konnten. Sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter her. Elizabeth arbeitete für eine Wohltätigkeitsorganisation, doch sie hatte schon beschlossen, ihren Job aufzugeben, sobald das erste Kind unterwegs wäre. Und damit wollten sie keine Zeit verlieren, denn ihr zukünftiger Mann, ein erfolgreicher Orthopäde mit eigener Praxis, wurde im September schon vierunddreißig Jahre alt. Die beiden hatten im Stadtteil Barrington, der nur wenige Blocks von beiden zukünftigen „Großmüttern“ entfernt lag, ein großes Haus gekauft. Die Renovierungsarbeiten waren bereits in vollem Gange, sodass alles rechtzeitig für den hoffentlich baldigen Nachwuchs fertig sein würde.

Doch darum beneidete Cecile ihre Schwester nicht im Geringsten. Auch wenn Cecile im August dreißig werden würde, ihre biologische Uhr tickte noch lange nicht. Es gab viele Frauen, die erst mit vierzig ihr erstes Kind bekamen. Und überhaupt: Man brauchte nicht einmal einen Mann dazu! Erst vor ein paar Monaten hatte sie genau zu diesem Thema eine Talkshow produziert.

„Wessen Handy klingelt da?“, fragte plötzlich jemand, und Cecile wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen. Die Brautjungfern, alle bereits ein wenig beschwipst, winkten eine nach der anderen ab: „Meins ist es nicht.“

Nun starrten alle auf Cecile. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass es ihr Handy war, das lautstark eine Baseball-Hymne trällerte – der passende Klingelton für einen begeisterten Baseball-Fan.

Sie beugte sich hinunter zu der paillettenbesetzten violetten Handtasche, die jede Brautjungfer bekommen hatte, und holte ihr Handy heraus. Dann warf sie einen Blick auf die Nummer im Display. Es war ihre Freundin Lisa. Eine höchst willkommene Abwechslung.

„Entschuldigt mich“, sagte Cecile und stand auf. „Der Anruf ist wichtig, es dauert nur einen kleinen Augenblick.“

Sie ignorierte die tadelnden Blicke der Mädchen und öffnete die schwere Holztür. In der Vorhalle der Kirche war es kühl. Cecile ging schnell ans Telefon, bevor die Mailbox sich einschaltete.

„Hey, Lisa, was gibt’s?“, fragte sie. „Du hast mich gerade davor gerettet, noch länger mit ein paar albern kichernden Brautjungfern zusammensitzen zu müssen. Bitte sag, dass wir früher nicht so waren.“

„Ich glaube nicht“, antwortete Lisa. „Zumindest waren wir nicht immer so. Aber da du beschäftigt bist, mache ich es kurz. Stell dir vor, Mark und ich werden heiraten!“

„Glückwunsch“, sagte Cecile überrascht. Hatte sie wirklich richtig gehört? Sie hatten immer Witze darüber gemacht, dass Lisa die Letzte sein würde, die jemals heiratete. War sie etwa …?

„Nein! Ich bin nicht schwanger“, sagte Lisa lachend, und kam der erwarteten Frage zuvor. „Ich bin verliebt!“

„Wow, das ging aber schnell.“ Cecile musste sich bemühen, ihr Misstrauen zu verbergen. Eigentlich war Lisa ein sehr überlegter Mensch. Als Cecile sie vor ein paar Wochen in St. Louis besuchte hatte, stand noch zur Debatte, ob Lisa mit Mark überhaupt so etwas wie eine reine „Zweckbeziehung“ eingehen sollte.

Und jetzt wollten sie gleich heiraten! So etwas sollte man doch nicht überstürzen!

„Es ist einfach so passiert“, erklärte Lisa und erriet damit abermals Ceciles Gedanken. „Und weißt du, was das bedeutet? Du bist als Nächstes dran, Süße!“

Cecile runzelte die Stirn. Sie wusste, worauf ihre Freundin anspielte. Vor vielen Jahren hatten sich die vier Freundinnen nachts einmal gemeinsam darüber unterhalten, wie wohl ihre Zukunft aussehen würde und in welchen Reihenfolge sie heiraten würden. Sie hatten sogar schon abgemacht, wer wessen Trauzeugin sein würde. Lisa war eigentlich die Letzte in der Reihe gewesen, das hieß, dass Cecile nun folgte.

„Sieht nicht so aus, denn dazu bräuchte ich erst mal einen Mann“, meinte Cecile abfällig. „Und im Moment ist weit und breit keiner in Sicht.“

„Wirklich nicht?“, fragte Lisa besorgt. Man konnte hören, wie glücklich sie war, und dass sie dieses Glück auch anderen gegönnt hätte. „Wir haben nicht viel über dein Liebesleben gesprochen, als du hier warst. Aber du hast doch immer irgendeinen Typen an der Angel. Bestimmt gibt es da jemanden.“

Das stimmte, es gab immer irgendeinen, aber nie war es der Mann fürs Leben. Cecile hatte die Vorstellung, eine enge emotionale Verbundenheit zu spüren, sobald der Richtige kam. Solange sich aber dieses Gefühl nicht einstellte, wollte sie sich nicht festlegen. Hinter ihr war ein Geräusch zu hören, doch Cecile achtete nicht darauf. „Nein, da ist wirklich keiner. Ich bin gerade erst hierhergezogen, und im Moment ist mir meine Karriere wichtiger, da bleibt keine Zeit für einen Mann.“

„Ich bin auch erst vor Kurzem nach St. Louis gezogen, und siehe da, schon ist es passiert“, entgegnete Lisa.

Cecile strich mit der Schuhspitze über den Marmorboden. „Lisa, du weißt, ich würde es dir sofort sagen, aber da ist weit und breit keiner, der infrage käme. Außerdem hab ich ja immer noch Bob. Er ist wesentlich einfacher zu handhaben.“

„Sei still!“, rief Lisa lachend ins Telefon. „Ich will nichts von deinem batteriebetriebenen Freund wissen.“

„Keine Sorge, es war nur ein Witz“, antwortete Cecile mit einem Schmunzeln. Lisa war so leicht auf den Arm zu nehmen. „Sollte ich dir aber jemals erzählen, ich wäre mit Bob zusammen, dann weißt du, dass ich die Männer aufgegeben habe.“

„Sagte ich dir nicht, dass ich so etwas nicht hören will? Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich nicht mehr mit dir zusammenwohnen wollte. Du bist mir einfach zu direkt“, sagte Lisa mit einem fröhlichen Lachen.

Es war schon komisch. Die Vertrautheit zwischen ihnen war ungebrochen, so als würden sie sich immer noch täglich sehen. „Haha! Ich bin wegen meines neuen Jobs weggezogen, das war der Grund, warum wir unsere Wohngemeinschaft aufgegeben haben.“

„Ja, ja, schon gut“, antwortete Lisa belustigt. „Aber lass uns Schluss machen, schließlich bist du auf der Hochzeit deiner Schwester. Ich wollte dich nur fragen, ob du meine Trauzeugin sein würdest?“

„Klar, du kannst auf mich zählen“, sagte Cecile, obwohl sie die überraschende Neuigkeit erst noch verarbeiten musste. Doch sie kannte Lisa besser als ihre eigene Schwester. Wenn sie sagte, Mark Smith sei der Mann ihres Lebens, dann war es auch so. „Du weißt, ich fühle mich geehrt, deine Trauzeugin zu sein.“ Auch wenn es bedeutete, dass sie schon wieder eine Hochzeit durchstehen müsste. Erneut würde sie daran erinnert werden, dass ihre Suche nach dem Traummann bisher vergeblich war.

„Danke. Ich weiß, das kommt alles ein bisschen plötzlich, aber ich liebe ihn, Cecile. Und jetzt, wo ich endlich den Richtigen gefunden habe, möchte ich nicht mehr länger warten. Ich werde dir alle Einzelheiten erzählen, wenn du mehr Zeit hast.“

„In Ordnung. Jedenfalls ist dir die Überraschung heute gelungen“, antwortete Cecile.

Nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, war es eine seltsame Vorstellung, dass Lisa ausgerechnet Mark Smith heiraten würde, den Bruder ihrer Freundin Joann, den sie immer verächtlich als Playboy abgetan hatte. Das wäre ein schönes Motto für eine Talkshow: „Ich heirate den Mann, den ich immer gehasst habe.“

„Du, ich muss Schluss machen, die Hochzeit fängt an“, erklärte Cecile. „Ich ruf dich später zurück, okay?“

„In Ordnung. Ich wollte nur, dass du es als Erste erfährst. Als Nächstes werde ich Tori anrufen.“

„Ja, tu das. Sie wird sauer sein, wenn sie es nicht gleich erfährt“, lachte Cecile.

„Und du siehst dich jetzt nach einem gut aussehenden Typen um. Bestimmt sind einige da, die Bobs Fähigkeiten bei Weitem übertreffen.“

Cecile musste lauthals lachen. „Mag sein, aber Bob ist äußerst pflegeleicht und stellt keine Ansprüche.“

„Du bist einfach unverbesserlich. Komm schon, such dir einen richtigen Mann. Irgendeinen sexy Typen“, drängte Lisa weiter.

„Er müsste schon ganz besondere Qualitäten haben, damit ich Bob für ihn aufgebe.“

„Gibt es denn gar keinen, der dir gefällt?“, bohrte Lisa weiter.

„Doch, der Typ, an dessen Seite ich in die Kirche schreiten werde. Luke Shaw. Er sieht fabelhaft aus, und er hat einen Körper zum Dahinschmelzen.“ Außerdem hatte er wahnsinnig süße Grübchen.

Luke war ein Mann aus Fleisch und Blut, kein Fantasieprodukt. Aber vielleicht war er auch ein Trottel, sie kannte ihn ja nicht.

„Das klingt gut! Schnapp ihn dir!“

„Mal sehen“, antwortete Cecile. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken über Luke Shaw zu machen. Sie sollte besser das Telefonat beenden und zur Hochzeitsgesellschaft zurückgehen. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich freu mich jedenfalls sehr für dich. Jetzt muss ich nur noch diesen Tag hinter mich bringen.“

„So schlimm?“, fragte Lisa. Wie immer wenn sie miteinander telefonierten, fanden sie einfach kein Ende.

„Ja!“, antwortete Cecile mit einem heftigen Kopfnicken. „Eines musst du mir noch versprechen, bevor wir auflegen.“

„Was du willst.“

Mit der freien Hand strich Cecile über den Stoff ihres Brautjungfernkleides. „Versprich mir, dass ich nicht so ein schreckliches Kleid tragen muss. Ich sehe aus wie eine dicke rote Weintraube.“

Lisa brach in schallendes Gelächter aus, und Cecile merkte, wie sehr sie ihre Freundin vermisste. „Versprochen“, sagte Lisa. „Und jetzt geh und bring es hinter dich. Und mach dich an diesen Luke ran.“

„Ich weiß nicht, … eigentlich versuche ich gerade, mein Leben neu zu ordnen.“

„Das kannst du auch auf morgen verschieben“, scherzte Lisa, und dann war das Telefonat beendet.

Bei ihrer Rückkehr nach Chicago hatte sich Cecile drei Ziele gesetzt: Sie wollte sich mehr auf ihre Karriere konzentrieren, ein engeres Verhältnis zu ihrer Schwester aufbauen und ihre Zeit nicht mit den falschen Männern vergeuden. Egal wie groß die Verlockung sein mochte, sie wollte endlich auf den Richtigen warten.

Cecile klappte das Handy zu und drehte sich um.

Erschrocken blickte sie in das Gesicht von Luke Shaw, der unmittelbar hinter ihr stand und offensichtlich auf sie gewartet hatte. Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihre guten Vorsätze ins Wanken brachte. Sie spürte, wie ihr plötzlich heiß wurde.

„Ich habe Sie gesucht“, sagte er.

2. KAPITEL

Cecile zuckte zusammen. Wie lange hatte er wohl schon hinter ihr gestanden? Hatte er etwa gehört, wie sie gesagt hatte, er habe einen Körper zum Dahinschmelzen? Hatte er verstanden, worüber sie sich mit Lisa unterhalten hatte?

Wenn ja, dann wusste er es gut zu verbergen. Sein Blick verriet nichts. Cecile sah ihn eindringlich an. Was hatte er von ihrem intimen Gespräch über Bob und über ihren Traummann mitbekommen?

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Luke mit seiner tiefen, aufregenden Stimme. Ein Schauer jagte durch ihren Körper.

Wie es aussah, hatte er sie belauscht. Cecile war sich beinahe sicher. Zumal er ihr sein charmantestes Unschuldslächeln schenkte.

Doch Cecile hatte sich schnell wieder gefangen. Mit Typen wie ihm wurde sie leicht fertig.

„Allerdings! Sie haben sich an mich herangeschlichen. Es ist nicht gerade höflich, ein privates Gespräch zu belauschen.“

Er musste lachen. „Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe, aber ich sollte Sie suchen“, erklärte Luke mit einer verteidigenden Handbewegung.

„Lassen Sie mich raten. Jemand hat Angst bekommen, ich hätte mich aus dem Staub gemacht.“

„Ja, Devons Mutter“, bestätigte Luke.

„Ich habe einen Anruf bekommen, der sehr wichtig war. Aber das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen, Sie haben ja selbst alles mitgehört.“

Luke zuckte mit den Achseln. Er zeigte nicht den geringsten Hauch von Schuldgefühlen. „Ich gebe zu, dass ich einiges mitbekommen habe.“

„Und ich nehme an, Sie haben sich geschmeichelt gefühlt, als ich Ihren Namen erwähnt habe“, sagte Cecile verärgert. „Aber es ging eigentlich darum, dass meine beste Freundin heiratet und sie mich gefragt hat, ob ich ihre Trauzeugin sein möchte.“

„Glückwunsch“, sagte Luke.

Einen Moment lang betrachtete Cecile ihn von oben bis unten. Da sie hohe Absätze trug, waren sie ungefähr gleich groß. Er war perfekt gekleidet, der Anzug stand ihm ausnehmend gut.

Cecile räusperte sich: „Und dann wollte Lisa noch wissen, ob es hier Single-Männer gibt. Da sind Sie mir spontan eingefallen.“

„Sie haben meine Vorzüge wunderschön beschrieben, ich hätte es nicht besser gekonnt“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Die Komplimente kann ich gerne an Sie zurückgeben. Das heißt, falls Bob nichts dagegen hat. Er sollte nicht glauben, dass wir etwas miteinander haben.“

„Keine Angst“, entgegnete Cecile forsch. „Aber wir sollten jetzt besser zu den anderen gehen.“

In dem Augenblick kam Devons Mutter auf sie zu und rief laut: „Hier seid ihr also! Luke, ich hatte dich doch losgeschickt, um sie zu suchen. Auf einmal wart ihr beide verschwunden!“

„Tut mir leid“, sagte Luke. Dann beugte er sich hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wir haben uns verquatscht. Cecile hat mir von Bob erzählt.“

Autor

Michele Dunaway
Seit sie in die erste Klasse ging, wollte Michele Dunaway Schriftstellerin werden. Na ja sie wollte auch Nonne werden, aber dies Idee wurde schnell verworfen als sie feststellte, dass Jungen doch nett sind und auch keine Läuse haben. Während sie also nicht in die Fußstapfen ihrer Schwester trat, haftete der...
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