Baccara Exklusiv Band 64

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VERSTRICKT IN HEISSES VERLANGEN von BROWNING, DIXIE
So abenteuerlich wie ihre Begegnung in den Sümpfen North Carolinas, so spektakulär ist die Affäre zwischen Jasmine und Daniel Lyon Lawless. Denn die schöne Schauspielerin und den geheimnisvollen Undercover-Agenten verbindet nichts als heißes Verlangen …

RETTE MICH, GELIEBTER von ALLISON, MARGARET
Ist Katies Jugendfreund Jack nur in ihre Heimatstadt gekommen, um ihre Zeitung zu retten? Als ein Schneesturm ihn am Rückflug nach New York hindert, verbringt sie zärtliche Stunden vor dem Kamin mit ihm. Mehr denn je sehnt sie sich nach seiner Liebe. Doch was will er?

VERFÜHRT VON DEINEM SEX- APPEAL von COLLEY, JANET
Eine heiße Affäre mit einem Gast? Nichts für die Reiseführerin Lucy. Bis sie den attraktiven Unternehmer Ethan Rae vom Flughafen abholt. Sie sieht das Begehren in seinen blauen Augen, spürt die knisternde Spannung und weiß: Diesmal wird sie ihrem Vorsatz untreu!


  • Erscheinungstag 08.12.2009
  • Bandnummer 64
  • ISBN / Artikelnummer 9783862956357
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

JANET COLLEY

Verführt von deinem Sex-Appeal

Was für eine faszinierende Frau! Schon als Lucy ihn am Flughafen abholt, ist Ethan begeistert von ihrer natürlichen Schönheit und ihrem Sex-Appeal. Heiß flirtet er mit ihr während der Fahrt zur Summerhill-Lodge. Am liebsten würde er sie auf der Stelle verführen! Dabei ist er nicht in Neuseeland, um Lust und Liebe zu genießen, sondern in geheimer Mission …

MARGARET ALLISON

Rette mich, Geliebter

Nie hat Katie aufgehört, von Jack Reilly zu träumen. Ihre Jugendliebe ging nach New York, um dort Karriere zu machen. Jetzt ist er zurückgekehrt, um ihr zu helfen. Wie damals möchte sie nur eins: in seinen Armen glücklich werden. Aber Jack scheint nach wie vor keine feste Bindung zu wollen. Sex ja, aber bitte keine Liebe! Darf Katie sich darauf einlassen?

DIXIE BROWNING

Verstrickt in heißes Verlangen

Bei einem Ausflug in die Sümpfe North Carolinas entdeckt Jasmine einen Verletzten: Daniel Lyon Lawless ist Undercover-Agent und auf der Flucht. Mit ihrem Boot bringt sie ihn zurück in sein geheimes Camp. Während sie seinen schmerzenden Rücken sanft massiert, weiß sie: Es wäre besser, auf der Stelle zu gehen! Denn spontan erwacht heißes Verlangen in ihr …

1. KAPITEL

Ihre Absätze klapperten laut, als Lucy durch die weitläufige Halle eilte. Suchend blickte sie sich um. Wo war er?

Sie konnte es ihm nicht verdenken, wenn er nicht gewartet hatte. Schließlich hatte sie sich fast eine Stunde verspätet. Zu dumm, dass sie nie etwas auf die Reihe kriegen konnte.

Dort drüben saß er allein am Ankunftsterminal für Inlandsflüge. Genau da, wo Mr. Ethan Rae sein sollte.

Lucy setzte ein strahlendes Lächeln auf und durchquerte die Halle des kleinen Flughafens. Dabei überlegte sie sich eine Entschuldigung. Als sie sich dem bequem im Sessel sitzenden Mann näherte, war sie überrascht, dass er reglos verharrte.

Er schlief!

Sie bekam ein noch schlechteres Gewissen und kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Nun steckte sie wirklich in Schwierigkeiten. Tom hatte ihr bereits den Kopf gewaschen, weil es Probleme mit dem Luxusvan gegeben hatte, den sie normalerweise mieteten, um Kunden vom Flughafen zur Lodge zu bringen. Bis sie alles geklärt hatte, war es so spät geworden, dass sie Mr. Rae selbst abholen musste.

Tom, ihr Halbbruder, hatte einen Wutanfall am Telefon bekommen, als er das mitbekommen hatte. „Du kannst ihn nicht mit der alten Kiste kutschieren“, hatte er gebrüllt. „Hättest du nicht irgendeinen Leihwagen besorgen können?“

„Alles ist ausgebucht. In der Stadt findet doch gerade eine APEC-Konferenz statt.“

„Eine was?“

„Das Treffen der Asiatic Pacific Economic Cooperation.“

„Ach so. Was ist mit deinem Wagen?“

„Den lasse ich gerade gründlich reinigen. Wieso hast du auch nicht geprüft, wann genau er ankommt, Tom? Das war so abgemacht.“

„Ja, schon“, hatte er eingeräumt, und sie war froh gewesen, dass er wenigstens etwas schuldbewusst klang. „Ich habe im Moment reichlich viel am Hals“, hatte er sich verteidigt. Dann hatte er sie aufgefordert, so schnell wie möglich zurückzukommen, da er ihre Unterstützung brauchte.

Der Anlass für all diese Aufregung döste unbeirrt weiter. Ihre Tasche fest an sich gedrückt stand Lucy da und wusste nicht recht, was sie machen sollte.

Guter Anzug, stellte sie fest. Konservativ und teuer. Das Jackett war nicht zugeknöpft und gab den Blick auf ein steingraues Hemd frei, das seinen schlanken Oberkörper und beeindruckend breite Schultern betonte. Lange Beine steckten in weichen Lederschuhen. Gepflegte Hände ruhten auf den Sessellehnen. Die Finger waren gespreizt, ganz so, als wäre er bereit, jeden Augenblick aufzuspringen.

Sein dichtes Haar hatte die Farbe von Zartbitterschokolade mit einer Spur von Grau an den Schläfen. Und er war sonnengebräunt.

Lucy schätzte ihn auf knapp über dreißig, jünger, als sie erwartet hatte. Nur sehr Reiche konnten sich einen Aufenthalt auf Summerhill leisten, dem Anwesen ihrer Familie, und die exklusiven Jagd- und Trekkingexpeditionen und sonstigen Aktivitäten, die sie anboten, genießen. Normalerweise waren die sehr Reichen älter – und in Begleitung.

Lucy spürte einen Anflug von Interesse. Vielleicht war ihr Tag doch noch zu retten.

Die Augenlider des Mannes bewegten sich, und sie richtete sich zu ihrer vollen Größe von eins fünfundsechzig auf und atmete tief durch. Es war Zeit, sich zu entschuldigen. Sie setzte ihr höflichstes Kundenlächeln auf und räusperte sich. „Mr. Rae?“

Er kniff kurz die Augen zusammen und verzog dabei unwillig den Mund, dann entspannte er sich wieder. Mit der linken Hand umfasste er die Armlehne des Sessels. Als Lucy ihn ansah, hatte er die Augen zwar geöffnet, starrte jedoch auf ihre Füße.

Sie wartete.

Er schien ihre lackierten Fußnägel einer ziemlich gründlichen Inspektion zu unterziehen, dann ihre türkisfarbenen Sandaletten, ihre Beine und schließlich den Saum ihrer seegrünen Bluse, die locker über ihre Seidenhose fiel. Er begutachtete sie ausgiebig, ohne sich die Mühe zu machen, ihr ins Gesicht zu schauen, wie es Anstand und Respekt geboten.

Lucy trat etwas zurück, und ihr war gar nicht mehr nach einer Entschuldigung zu Mute. Ethan Rae musterte sie weiter.

Sein Blick ruhte nun auf ihren Hüften, dann wanderte er aufwärts über ihre Brüste. Instinktiv zog Lucy ihren blaugrünen Seidenschal etwas enger um sich, als sein Blick über ihr Dekolleté glitt.

Bis er ihr endlich ins Gesicht sah, war sie errötet wie ein Schulmädchen. Dabei fühlte sie sich gar nicht so verlegen. Ihr Unbehagen war gemischt mit Wohlgefallen, weil er so gut aussah, und der Erkenntnis, dass nicht sie allein angenehm überrascht war. Lächelnd zog sie die Brauen hoch, als sich ihre Blicke kreuzten.

Mr. Rae machte keine Anstalten, sich für seine unmanierliche Begutachtung zu entschuldigen. Unverwandt blickte er sie aus hellblauen Augen, ein unglaublicher Kontrast zu seinem tief gebräunten Teint, neugierig und wohlwollend zugleich an.

Lucy reckte ihr Kinn vor. „Mr. Ethan Rae?“ Sie war froh, dass ihr ihre Nervosität nicht anzuhören war.

Ohne den Blick von ihr zu wenden, nickte er kaum merklich. Lucy war erleichtert. „Lucy McKinlay.“ Sie streckte ihm die Hand hin. „Ich bin gekommen, um Sie hinaus nach Summerhill zu bringen.“

Er erhob sich langsam, ohne ihre ausgestreckte Hand zu ergreifen. Unwillkürlich wich sie zurück, als er in seiner ganzen Größe vor ihr stand, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus.

Ethan Rae reckte sich und strich sich mit einer Hand durchs Haar. Dabei wurde ein widerspenstiger kleiner Haarwirbel an seiner Stirn sichtbar, der gar nicht zu seiner ernsten, konservativen Ausstrahlung passen wollte. Lucy war ganz angetan davon.

„Hallo.“ Er hatte eine tiefe, angenehme Stimme.

Lucy presste die Lippen zusammen, um ihn nicht amüsiert anzulächeln. Dieser Mann war ein Kunde. Mit ihm zu flirten wäre unprofessionell und unpassend.

Aber verlockend. Sehr verlockend …

„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, Mr. Rae.“

Er sah auf seine Armbanduhr. „Eine Stunde.“

Nur zwei Worte, aber Lucy war hingerissen vom Timbre seiner Stimme. „Tut mir leid“, wiederholte sie, ohne im Mindesten zerknirscht zu wirken. „Haben Sie Gepäck?“

Er zeigte auf eine teuer aussehende Reisetasche neben dem Sessel.

„Sie reisen mit leichtem Gepäck.“

Lucy wollte nach der Tasche greifen, doch Ethan Rae kam ihr zuvor.

„Die trage ich selbst.“

Als sie durch das Terminal voraus zum Ausgang ging, war Lucy sich bewusst, dass sein Blick auf ihr ruhte. Sie straffte die Schultern. Dabei rutschte ihr der Schal über den Rücken, doch sie zupfte ihn nicht zurecht. Sie hatte nichts dagegen, dass er ihr fast rückenfreies Seidentop enthüllte. Wenn Mr. Rae sie betrachten wollte, dann sollte er das tun. Vielleicht lenkte es ihn von ihrer Verspätung ab.

Er war der attraktivste Mann, den sie seit Langem zu Gesicht bekommen hatte. Offenbar verbrachte sie zu viel Zeit mit älteren Männern.

„Hatten Sie eine kurze Nacht?“, erkundigte sie sich munter, entschlossen, ihn zu zerstreuen. Sie hatten gut eine Stunde Fahrt vor sich. Lüsterne Gedanken waren unangenehm genug. Missbilligendes Schweigen wäre noch schlimmer.

Ethan blinzelte, als die kühle Nachtluft sein Gesicht streifte. Fragend zog er die Brauen hoch, erwiderte jedoch nichts.

Ein schweigsamer Mann, folgerte sie. „Sie haben eben geschlafen.“

„Langer Flug“, gab er schließlich Auskunft.

Ein Mann, der jedes Wort, das er sagt, gut überlegte. „Von Sydney?“ Er nickte kurz. „Bin schon ein paar Tage unterwegs. Komme aus Saudi-Arabien.“

Lucy ging zum Kassenautomaten, um ihren Parkschein einzulösen, dann drehte sie sich langsam zu Ethan Rae um und holte tief Luft. „Was den fahrbaren Untersatz betrifft …“ Sie deutete auf den schmutzigsten und ältesten Geländewagen auf dem Parkplatz. „Ich muss mich entschuldigen. Schon wieder.“

Ethan riss ungläubig die Augen auf.

Lucy kletterte in den Landrover und öffnete ihm von innen die Tür auf der Beifahrerseite. Nach kurzem Zögern verstaute Ethan seine Reisetasche hinten im Wagen und stieg mit gerümpfter Nase ein.

„Wissen Sie“, versuchte Lucy zu erklären, „ich wollte einen Wagen für Sie mieten, aber ich habe die Uhrzeit durcheinanderbekommen.“

„Ist das Ihrer?“, fragte er und besah sich das völlig eingestaubte Armaturenbrett, den Schmutz auf der Fußmatte, die praktisch undurchsichtige Windschutzscheibe.

„Nein. Meiner ist … momentan nicht einsatzfähig“, erwiderte Lucy, während sie ausparkte. Dabei dachte sie an das Desaster, das Mrs. Seymours fürchterlicher kleiner Hund am Nachmittag auf dem Weg zum Flughafen in ihrem Auto angerichtet hatte. Gleich darauf hielt sie vor der Schranke an der Ausfahrt. „Bis ich mein Versehen bemerkt hatte, war es zu spät, um einen anderen Wagen zu bekommen. Normalerweise würde ich einen Kunden nie und nimmer in dieser alten Karre abholen.“

Umständlich kurbelte Lucy das Fenster herunter und steckte den Parkschein in den Schlitz. Nachdem sich die Schranke geöffnet hatte, fuhr sie weiter und drehte das widerspenstige Fenster wieder hoch. Sie spürte, wie Ethan sie ansah.

„Holen Sie alle Ihre Gäste in einem solchen Outfit ab?“

„Wir geben heute Abend einen kleinen Cocktailempfang zu Ehren eines besonderen Gastes. Die anderen Gäste sind selbstverständlich herzlich dazu eingeladen.“ Sie warf ihm einen auffordernden Blick zu. „Falls Sie nicht zu müde sind.“

Ethan betrachtete sie erneut. „Plötzlich bin ich hellwach“, antwortete er vielsagend.

Lucy spürte, wie sie vor Freude errötete und konzentrierte sich ganz auf die Straße. Es war nett, bemerkt zu werden, besonders nach ihrem hektischen Tag. Sie hatte nur noch schnell duschen und einen Hauch Make-up auflegen können.

„Sie sind also eine McKinlay“, sagte er, während er sich anschnallte, „und gehören zur Summerhill-Familie.“

Lucy nickte.

„Welche Rolle spielen Sie in dem Unternehmen?“

„Ich mache Besorgungen, hole Gäste ab, bringe sie zum Flughafen. Und ich kümmere mich um die Ehefrauen und Partner der Gäste.“

Ethan nickte bedächtig. „Sie kümmern sich um die zweibeinigen Trophäen der Trophäenjäger.“ Das war keine Frage.

Sein verächtlicher Unterton überraschte Lucy. „So sehen wir das nicht“, erwiderte sie vorsichtig.

„Nein? Wie würden Sie denn eine Frau nennen, die mit jemandem verheiratet ist – oder auch nicht –, der dreißig Jahre älter ist als sie und steinreich?“

„Einen Glückspilz?“

Seinem zusammengepressten Mund nach zu urteilen, gefiel ihm ihr Scherz nicht. Sie würde in den nächsten Tagen aufpassen und ihre gelegentlich respektlosen Ansichten für sich behalten müssen. Bei dem VIP-Gast an diesem Abend handelte es sich um Magnus Anderson, den Gründer des exklusiven Ferien-Clubs, dem Summerhill angehörte. Es gab weltweit nur knapp fünfundzwanzig Lodges, die in der zweimal im Jahr erscheinenden Publikation des Clubs, der renommierten Global List, empfohlen wurden.

Magnus und seine Frau waren am Vortag angekommen. Angeblich waren sie auf einer verspäteten Hochzeitsreise, doch ein Gast hatte angedeutet, dass Magnus gewisse Gerüchte hinsichtlich des Qualitätsstandards und der Finanzlage von Summerhill missfielen. Lucy würde nichts tun oder sagen, was ihren Platz in der Organisation gefährden könnte.

Falls Summerhill aus dem Club ausgeschlossen werden sollte, würde es steil bergab mit ihnen gehen.

„Was gehört denn so zum Unterhaltungsprogramm für die Ehefrauen?“

Wieder überlegte Lucy sorgfältig. „Was immer sie tun möchten, um sich nicht zu langweilen und einsam zu fühlen und der Jagdleidenschaft ihrer Männer nicht in die Quere zu kommen. Ich kann ihnen Informationen besorgen oder eine Straßenkarte, sie chauffieren.“ Sie merkte, wie sein Blick durch den schmutzigen Geländewagen ging. „Ich kann Veranstaltungen für sie buchen oder sie begleiten, wohin sie wollen.“

Interessiert zog Ethan eine Braue hoch.

„Zum Shopping, Bungeejumping, zum Lunch in der Stadt. Was auch immer …“

Ethan runzelte die Stirn, und Lucy hatte den Eindruck, dass sie und ihre Kundinnen gerade ein Stückchen in seiner Achtung gesunken waren. Doch einen Moment später spürte sie erneut seinen Blick auf sich.

„Wie eine professionelle Betreuerin.“

„Ja, so kann man es nennen.“ Sie nickte lächelnd. „Einige wollen Gesellschaft, aber manchmal möchten sie auch nur, dass ich etwas buche oder ihnen etwas vorschlage.“

„Macht es Spaß?“

„Meistens schon.“

Er schwieg, während sie sich in den fließenden Verkehr einfädelten. Nach einer Weile erreichten sie die Stadtgrenze und fuhren Richtung Westküste. Es war längst dunkel geworden.

Ethan lehnte sich in seinen Sitz zurück und gähnte.

„Schlafen Sie ruhig, wenn Sie wollen. Die Fahrt dauert über eine Stunde.“

Er rieb sich die Hände und sah auf die Temperaturanzeige. „Kälter als ich dachte. In Saudi-Arabien waren es vierzig Grad.“

„Was haben Sie dort gemacht?“

„Eine Anlage für Touristen erschlossen.“ Er versuchte die Heizung hochzudrehen. „Winter in Neuseeland sollte da eine erfrischende Abwechslung sein.“

Wie in Zeitlupe kam eine dicke Staubwolke aus den Ventilatorschlitzen und legte sich auf seine Knie.

Lucy biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu grinsen.

„Unterstehen Sie sich zu lachen“, murmelte Ethan, doch er musste selbst schmunzeln.

Lucy erwiderte sein Lächeln. Das Funkeln in seinen hellblauen Augen und das Aufblitzen schöner weißer Zähne ließen sein Gesicht strahlen und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seinen Mund.

Wenigstens zeigte er einen Anflug von Humor. Die Situation war also nicht hoffnungslos. „Das würde mir nicht im Traum einfallen.“ Sie verdrehte die Augen. „Entschuldigung.“

Der spöttische Laut, den er von sich gab, beruhigte sie.

„Ich weiß nur wenig über Summerhill“, meinte er. „Das war einmal eine Farm im Hochland, nicht wahr?“

Lucy gab ihm einen kurzen Überblick über die Geschichte ihres Erbes. „Das Haus wurde um 1860 von einem reichen Schotten erbaut, der damals etwa einhunderttausend Morgen bewirtschaftete. Im Laufe der Jahre wurde ein Teil des Farmlandes verkauft – an andere Farmer, an die Naturschutzbehörde. Die restlichen vierzigtausend Morgen erwarb mein Großvater.“

Lucy hielt inne, als ihr wie so oft das Herz schwer wurde. Ihr Vater hatte die Farm unter den härtesten Hochlandbedingungen bewirtschaftet, um seine junge Familie zu ernähren. Bis ihre Mutter weggegangen war. Damals war sie, Lucy, acht Jahre alt gewesen.

„Nur etwa die Hälfte davon ist Ackerland. Der Rest ist …“

Sie brach ab. Wie sollte sie es beschreiben? Unglaublich schön? Wild und unwegsam? Ihr besonderes Paradies? „Es sind Berge, Wälder, eine Schlucht …“ Stolz und Bedauern zugleich ließen ihre Stimme belegt klingen. Lange Zeit war ihr Erbe ihr gleichgültig gewesen. Und jetzt, wo es ihr wichtiger als alles andere geworden war, war es womöglich zu spät, und sein Erhalt war von anderen abhängig.

Sie spürte Ethans interessierten Blick. „Na ja, es hat schon was. Wilde Natur pur.“ Sie riskierte einen Seitenblick. Er nickte, als würde er verstehen.

„Mein Halbbruder, Tom, modelte die Farm vor etwa fünf Jahren um und eröffnete eine Luxusherberge und ein Restaurant, und er bot Jagdsafaris in die Berge an und Trekking- und Abenteuerexpeditionen.“

Was sie unerwähnt ließ, war, dass Tom die Lodge gegen den Willen ihres Vaters eröffnet hatte. Aber ihr Vater hatte nicht mehr die Kraft gehabt, dagegen vorzugehen, und sie, Lucy, war im Ausland gewesen und hatte das Leben genossen.

„Wer sind Ihre Hauptkunden?“

„Amerikaner. Deutsche. Indonesier. Und Australier wie Sie.“

„Welche Art von Abenteuerexpeditionen?“

„Jet-Boating. Wildwasserfahrten sind sehr populär. Heli-Skiing. Fischen – der Rakaia-Fluss, der durch das Farmgelände fließt, ist bekannt für seinen Lachs. Waren Sie schon einmal auf der Südinsel?“

Er schüttelte den Kopf. „Meine Mutter besitzt eine kleine Kiwiplantage auf der Nordinsel. Ich bemühe mich, sie ein-, zweimal im Jahr zu besuchen.“

„Dort ist es ganz anders. Farmen auf der Nordinsel kommen mir so … zivilisiert im Vergleich zu hier vor.“

„Wie bewirtschaften Sie die Farm?“

„Mit Rindern.“ Sie sollte besser das Thema wechseln. Der Farmbetrieb stand für Tom im Moment nicht oben auf der Prioritätenliste. Was für ihn Vorrang hatte, war allen ein Rätsel. „Ist Ihnen warm genug?“

Als hätte sie ihn daran erinnert, klopfte er geistesabwesend die Staubflocken von seiner Hose.

„Wie lange machen Sie Urlaub?“

Ethan unterdrückte ein Gähnen. „Ist noch nicht entschieden. Ein paar Tage, vielleicht eine Woche.“ Langsam ließ er seinen Blick über sie gleiten. „Ist das ein Problem?“

„Nein. Wir sind momentan nicht ausgebucht.“ Falls wir aus dem Club fliegen, dachte sie, werden die Buchungen auf Dauer zurückgehen.

„Vielleicht werde ich Ihren Begleitservice in Anspruch nehmen.“

„Wie bitte?“

„Behandeln Sie mich einfach wie die zweibeinigen Trophäen.“

Lucy lachte. „Das dürfte schwierig werden.“

„Wieso denn, Miss McKinlay?“, erwiderte er in seinem wunderbaren Bariton, der ein wohliges Prickeln in ihrem Nacken auslöste.

Sie hielt den Blick auf die Straße gerichtet, denn seine träge, so durch und durch maskuline Stimme reizte sie, mit ihm zu flirten. Aber er war tabu.

„Warum nennen Sie mich nicht einfach Lucy?“

Ethan nickte nur, und sie freute sich, dass er eine Weile bleiben und vielleicht Gesellschaft brauchen würde.

„Wer wohnt eigentlich auf Summerhill?“

„Mein Halbbruder Tom und Ellie, die Wirtschafterin. Sie ist seit Ewigkeiten bei uns. Sie hat auch Dad nach seinem Schlaganfall betreut.“ Lucy sah Ethan an. „Mein Vater ist vor drei Monaten gestorben.“

„Das tut mir leid.“

Das würde es nicht, wenn Sie ihn gesehen hätten, dachte sie. Es war besser zu sterben, als so zu leben wie Thomas McKinlay die letzten Monate nach dem Schlaganfall. Er war völlig hilflos gewesen. Sie hatte es kaum ertragen können.

„Und Sie?“

Ethans Frage riss sie aus ihren Gedanken. „Was meinen Sie?“

„Leben Sie auch auf Summerhill?“

„Nicht immer. Ich habe ein Apartment in der Stadt. Das ist ganz praktisch, falls ich spät abends noch Gäste abholen oder wegbringen muss.“

„Ja, Sie sehen aus wie ein Mädchen aus der Stadt.“

Lucy lachte. „Ich weiß nicht recht, ob das ein Kompliment ist. Wie sieht ein Mädchen aus der Stadt denn aus?“

„Zu zerbrechlich, um ein Mädchen vom Lande zu sein, nehme ich an.“

„Zerbrechlich? Das täuscht. Als junges Mädchen habe ich oft geholfen, wenn Lämmer oder Kälber auf die Welt kamen. Und ich reite gern. Sie auch? Wir haben Pferde.“

Ethan nickte und streckte erneut die Hand nach den Knöpfen am Armaturenbrett aus. „Ich bin seit Jahren nicht geritten. Eine gute Idee.“

Aus dem alten Radio dröhnte Techno-Musik. Weil er es hastig leiser stellte, musste Lucy schmunzeln. „Ich wette, Sie sind Jazz-Fan.“

„Also, wie haben Sie denn das erraten?“

Keine Ahnung, dachte Lucy. Vielleicht, weil Sie sich immer so bedächtig übers Kinn streichen, eine Samtstimme haben und Augen, die eigentlich kalt wie Eis blitzen sollten, stattdessen aber Funken sprühen. Laut antwortete sie ihm, dass sie einmal zum Mardi Gras in New Orleans war, und es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich im selben Jahr dort gewesen waren.

Danach plauderten sie über Jazz im Allgemeinen und verschiedene Musiker im Besonderen. Es machte ihr Spaß, sich beim Fahren nett zu unterhalten. Die nächsten Tage versprachen interessant zu werden.

Als Lucy sich beschwerte, dass man zu Jazz nicht tanzen könne, widersprach Ethan. „Tanzen ist ja nicht gleich tanzen. Jazz ist schwül. Musik für heiße Nächte.“ Er hielt inne und holte dann hörbar Atem. „Oder kalte Nächte an einem großen Feuer.“

Seine Stimme ließ sie wohlig erschauern. Lucy stellte sich vor, dass er ihr mit dieser Stimme etwas zuflüsterte und sich dabei im Schein eines flackernden Kaminfeuers eng an sie schmiegte. Ihr wurde die Kehle trocken.

„Ist Ihnen warm genug?“ Sie merkte gar nicht, dass sie ihn das bereits gefragt hatte.

„Ja.“

Die letzte halbe Stunde fuhren sie schweigend dahin. Ethan lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze und schien zu dösen. Das Schweigen war keineswegs unangenehm. In den vergangenen sechs Monaten hatte Lucy gelernt, auf ihre Gäste einzugehen. Es gab Situationen, wo sie unentwegt Konversation machen musste, und Situationen, wo sie nur zuhörte. Komisch, wenn sie daran dachte, dass sie in der Schule ständig Ärger wegen ihrer Geschwätzigkeit gehabt hatte. Aber sie hatte in der Schule ja sowieso ständig Ärger gehabt.

Sie warf dem Mann neben sich häufig einen Blick zu. Er war schlank, hatte aber ausgesprochen breite Schultern und lange, kräftige Beine.

Bis jetzt mochte sie alles an ihm. Ihr gefiel seine offene, direkte Art sie anzusehen. Er nahm jedes an ihn gerichtete Wort auf und überlegte jedes Wort, das er erwiderte, genau.

Und seine Stimme! Träge, tief und etwas heiser. Wie John Wayne! Es überraschte sie, dass er sie an den Helden alter Cowboyfilme erinnerte. Sie fragte sich, ob er verheiratet war. Er trug keinen Ehering, aber das wollte nichts heißen.

Am Wegweiser zum nahe gelegenen Skiort bog sie ab. Die Straße führte nun sanft bergauf durch mehrere kleine Ansiedlungen entlang dem Rakaia-Fluss, am Fuß der Southern Alps.

Schließlich erreichten sie die lang gestreckte Auffahrt von Summerhill. Lucy sah auf ihre Armbanduhr. Zwanzig nach sieben. Als sie die Viehsperre am Anfang des bekiesten Wegs passierten, wachte Ethan auf und fuhr sich kurz mit der Hand übers Gesicht.

Das Haus bot einen herrlichen Anblick. Gegen den schwarzen Nachthimmel erstrahlte das weitläufige einstöckige Gebäude geradezu durch die vielen erleuchteten Fenster. Summerhill lag einen Kilometer von der Straße entfernt am Rakaia-Fluss. Hinter dem Haus begannen die sanften Ausläufer des Gebirges. Schlanke Pappeln säumten die Zufahrt.

Lucy parkte und stieg aus. Ethan reckte und streckte sich in der kühlen Nachtluft und holte dann seine Reisetasche aus dem Wagen.

„Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“

Er folgte ihr die Stufen zum Eingang hinauf, und sie betraten das großzügige Foyer, das von einer breiten Treppe dominiert wurde. Das beeindruckende Geweih eines Wapitihirschs hing an einer Wand, an der anderen eine Ansicht des Hauses vom Anfang des Jahrhunderts. Der alte Orientteppich auf dem Boden war zwar etwas ausgeblichen, seine Farben bildeten jedoch immer noch einen schönen Kontrast zur Holzvertäfelung der Wände und zu den Holzdielen.

In der Eingangshalle war weit und breit niemand zu sehen.

„Folgen Sie mir, Mr. Rae.“

„Ethan“, murmelte er und ging hinter ihr die Treppe hinauf.

Dabei nahm er aufmerksam ihre Erklärungen zur Kenntnis, wo der Speisesaal zu finden war und die Bar, der überdachte Swimmingpool und andere Betätigungsmöglichkeiten.

Lucy öffnete eine Tür, in der der Schlüssel steckte, und sie betraten ein geräumiges, üppig ausgestattetes Zimmer. Zufrieden stellte sie fest, dass die schweren Samtvorhänge zugezogen waren und der Gaskamin heimelig flackerte. Sie trat neben das große Bett und schaltete die Nachttischlampen ein.

Es war ein schönes Zimmer mit herrlichem Ausblick aus den hohen Glastüren, die auf einen Balkon führten. Ein wenig streng für ihren Geschmack, aber gemütlich, mit zwei Sofas, einem Schreibtisch, Tisch und Stühlen. Dazu gehörte ein Badezimmer mit Dusche und Whirlpool.

Ethan warf seine Tasche auf das Bett und machte einen kleinen Rundgang. „Sieht behaglich aus.“ Er nickte zustimmend.

Lucy übergab ihm den Schlüssel und wandte sich zum Gehen, zögerte dann jedoch. „Sie sind herzlich auf einen Drink eingeladen, falls Sie nicht zu müde sind. Das Jagdzimmer befindet sich unten links neben der Treppe. Falls Sie nicht kommen, melden Sie sich einfach beim Zimmerservice, und sie schicken Ihnen herauf, was immer Sie möchten.“

„Danke. Ich mache mich eben frisch und werde sehen, wie ich mich fühle.“

Gebannt schaute Lucy ihn an. Wie konnten eisblaue Augen nur so warm strahlen? Ihr lief ein sinnliches Kribbeln über den Rücken.

Da sie nur zu gut wusste, was das bedeutete, trat sie schnell einen Schritt zurück und zog ihren kühlen Seidenschal enger um sich. Im Schein des Kaminfeuers würde die flammende Röte, die ihr über das Dekolleté ins Gesicht stieg, sofort auffallen.

Sie nickte kurz und ging. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen eilte sie nach unten. Natürlich würde er auf einen Drink herunterkommen. Das musste er.

Ethan Rae verlockte sie, leichtsinnig zu sein. Er verlockte sie zu einem Flirt. Aber sie war ja schon immer flatterhaft gewesen. Jeder sagte das.

2. KAPITEL

Ethan atmete tief durch, als sich die Tür hinter Lucy schloss. Ihren frischen Duft hatte er immer noch in der Nase, und er hörte im Geist noch das Rascheln ihrer atemberaubenden Seidenbluse.

Voll erwischt, dachte er. Gleich von jenem ersten langen Blick an.

Er war ausgehungert, das war alles. Sein letzter Urlaub war einfach zu lange her, und ein Jahr im Nahen Osten zu verbringen war auch nicht gerade leicht. Wenig später stand er unter der Dusche und spülte den Staub und die Müdigkeit ab, doch es gelang ihm nicht recht, auch Lucys Bild loszuwerden oder endlich den blumigen Duft ihres Parfüms aus der Nase zu bekommen.

Mit ihrer zarten hellen Haut kam sie ihm vor wie eine Fee aus einem Märchen. Selbst ihre schön geschwungenen Lippen waren blass. Nur die Farbe ihrer Augen, ein warmes Mittelblau, gab ihr etwas Erdverbundenes.

Ethan drehte die Dusche ab.

Und in diesen Augen hatte er Geheimnisse gesehen und Lebensfreude und die Sehnsüchte einer Frau. Er war ihr nicht gleichgültig, und sie war zu jung, um diskret damit umzugehen. Er hatte nichts gegen direkte Frauen. Sie begehrte ihn, na schön. Wahrscheinlich dachte sie sogar jetzt an ihn, an seine gebräunten Hände auf ihrer blassen Haut, seinen Mund auf ihren Lippen …

Reiß dich zusammen, Rae!

Sie war zu jung, zu unschuldig und Lichtjahre von den Frauen entfernt, mit denen er sich normalerweise verabredete. Er schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Schlafzimmer zurück. Ganz zu schweigen davon, dass sie vermutlich eine Goldgräberin war, auf der Suche nach einem reichen Ehemann. Frauen, die bei ihrer Arbeit den Luxus kennenlernten, wollten ihn meistens auch für sich selbst.

Frauen und Geld. Während er sich anzog, dachte er ein klein wenig bewundernd über die zielstrebige Art nach, mit der junge, hübsche Frauen hinter Geld her waren. Sie rochen es förmlich. Sie waren begierig darauf. Sie würden alles tun, um es zu bekommen. Und das erinnerte ihn schlagartig an den Grund seiner Reise.

Er nahm sein Handy aus seinem Jackett und wählte eine Nummer.

Magnus war ihm mehr Vater als sein eigener Vater. Ein ehrenhafter Mann. Ein vernünftiger Mann. Da er seit Jahren Witwer war, überraschte es Ethan nicht, dass er nicht mehr allein sein wollte, jemanden haben wollte, mit dem er dem Rentenalter entgegensehen konnte.

Aber eine Frau zu heiraten, die dreißig Jahre jünger war als er, nachdem er sie erst knapp zwei Monate kannte, sah ihm absolut nicht ähnlich. Nachdem er, Ethan, vor wenigen Tagen anonym Zeitungsausschnitte zugeschickt bekommen hatte, in denen über den Tod eines Multimillionärs aus Texas berichtet wurde, konnte er das nicht ignorieren.

Nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen. Ethan erkannte die Stimme des Mannes, den er am Vortag kurz in Sydney getroffen hatte. Er setzte sich aufs Bett und kippte die Zeitungsausschnitte aus seiner Aktenmappe. Es waren Fotos dabei von Magnus und der neuen Mrs. Anderson auf ihrem Hochzeitsempfang.

„Ich habe mit ihrer Herkunft angefangen“, erklärte ihm der Privatdetektiv. „Sie heißt eigentlich Julie May Stratton. Geboren in West Virginia, in den Bergen. Vater war Pelzjäger. Sechs Kinder.“

Während er zuhörte, sah Ethan sich einige der anderen Ausschnitte an. Sie stammten aus den schlimmsten Skandalblättern. Unscharfe, überholte Fotos, unverschämte Überschriften: ‚Provinzlerin schafft es‘, lautete eine. ‚Der Millionär und die Tochter des Trappers!‘ eine andere.

Der Detektiv berichtete ihm, sie habe als Stewardess gearbeitet. „Schließlich kam sie nach Dallas. Und dort traf sie ihren Mann. Er hatte einen zwanzig Jahre älteren Sohn aus seiner ersten Ehe und stammte aus einer alten Rancherfamilie. Die war nicht begeistert. Himmel, die ganze Stadt war nicht begeistert. Linc Sherman war einer der begehrtesten geschiedenen Männer in Dallas.“

Ethan hörte am anderen Ende der Leitung Papier rascheln.

„Als er starb, stürzten sich die Lokalzeitungen und Fernsehsender begierig auf Julie. Monatelang stand sie praktisch unter Hausarrest, und die Familie war außer sich.“

„Sie klingen so, als täte sie Ihnen fast leid.“

„Vielleicht bin ich altmodisch, Mr. Rae, aber ich hätte gern ein paar Beweise. Sie und ihr Mann waren allein auf der Jacht. Keine Waffen an Bord, mit denen geschossen wurde. Keine Schmauchspuren an ihren Händen. Sie behauptet, ein Glas Champagner zu viel getrunken zu haben und hörte ihn nicht einmal aufstehen. Es klingt alles sehr passend. Kann aber auch konstruiert gewesen sein.“

‚Keine Anklage erhoben!‘, titelte einer der gehässigsten Zeitungsartikel. Darin wurde über die Intelligenz der Polizei in Dallas lamentiert. Angewidert verzog Ethan den Mund. Die Presse war in diesem speziellen Fall eindeutig für die Todesstrafe.

Der Detektiv berichtete von dem enormen politischen Druck, unter den die Polizei wegen Linc Shermans Stellung in der Stadt geriet. Doch kriminaltechnische Untersuchungen, gerichtsmedizinische Untersuchungen, Lügendetektor – Julie überstand alles. Und ein Zeuge hatte eine Jacht in der Nähe der Stelle gesehen, wo die Shermans vor Anker lagen. Es war die gleiche, die Julie laut ihrer Aussage am frühen Abend gesehen haben wollte, zu der ihr Mann nach ihrer Aussage hinübergewinkt hatte, ohne eine Reaktion zu erhalten. Trotz wiederholter Aufrufe im ganzen Land hatte sich niemand gemeldet, um als Verdächtiger ausgeschlossen zu werden, und die Jacht wurde nie gefunden.

Nach Abschluss der Ermittlungen war Julie Stratton Sherman nach Australien gezogen, hatte ihren Namen in Juliette geändert und sich vier Jahre jünger gemacht. Kaum belastend, aber trotzdem.

„Wie vermögend war er?“ Als Ethan die Antwort hörte, stieß er einen Pfiff aus. „Ein Riesenschritt nach oben für eine Provinzlerin.“ Selbst wenn sie noch einen Killer hatte auszahlen müssen, überlegte er, wäre das ein gigantisches Erbe. Aber sie hatte noch nichts davon erhalten. Warum sollte sie da in Eile sein, gleich noch einen Ehemann um die Ecke zu bringen? Sie hätte wenig von vierzig Millionen Dollar, wenn sie wegen Mordes im Gefängnis säße.

Seine Anspannung löste sich etwas. „Bleiben Sie am Ball. Ich möchte von jedem Schritt erfahren, den sie seit ihrer Ankunft in Australien gemacht hat. Wo sie gewohnt hat, auf welchen Partys sie war, welche Freunde sie hatte.“

Nachdem er das Telefonat beendet hatte, legte Ethan seine Aktenmappe auf den Schreibtisch. Bis der Privatdetektiv ihm etwas Konkreteres lieferte, würde er die neue Mrs. Anderson sehr genau im Auge behalten.

Er sah auf seine Uhr. Kaum zwanzig Minuten waren vergangen, seit Lucy ihn auf sein Zimmer gebracht hatte. Er nahm seinen Bericht über das Projekt im Nahen Osten aus der Mappe. Er wollte für das Meeting mit seinem Boss am Morgen gut vorbereitet sein.

Juliette Anderson und der Bericht über das abgeschlossene Projekt waren nicht seine einzigen wichtigen Anliegen. Seine Hand ruhte kurz auf einer weiteren Akte, und ihn überkam die gewohnte Aufregung. Turtle Island. Vielleicht sein größter Triumph. Wenn er dieses Geschäft realisieren könnte, wäre es der Abschluss des Jahrhunderts.

Und es hätte diesen Hauch von Rache an sich.

Er sah kurz in den Spiegel und steckte seinen Zimmerschlüssel ein. Man macht einen Plan, und man hält daran fest, dachte er beim Hinausgehen. Das war der einzige Weg, voranzukommen. Nichts dem Zufall überlassen. Nicht wie sein Vater.

Er erinnerte sich genau, wie es war, arm zu sein. Diese Erfahrung vergaß man nie. Sie hatte ihn angespornt, seine Ziele schon in jungen Jahren zu verfolgen, um angenehm und in Sicherheit leben zu können. Nach fünfzehn Jahren in Magnus’ Firma war er jetzt ganz oben, kurz vor dem größten und befriedigendsten Abschluss seiner Karriere. Danach hatte er die Freiheit zu entscheiden, wie er die nächsten Jahre verbringen wollte.

Er fand das Jagdzimmer auf Anhieb. Wie zu erwarten war, zierten ausgestopfte Hirschköpfe und Prachtfische die Wände. In einer Nische hingen Fotos erfolgreicher Jäger. An den Fenstern ringsum konnte man auf bunten Kissen sitzen. Eine Wand bestand ganz aus Glas und bot tagsüber vermutlich einen herrlichen Ausblick.

Ein etwas übergewichtiger Mann hinter der Bar reichte einem asiatischen Ehepaar gerade üppig dekorierte Cocktails. Ethan blickte sich um und entdeckte Lucy und Magnus vor einem riesigen Kamin aus grobem Stein. Er ging zu ihnen hinüber.

Sein Boss begrüßte ihn strahlend.

Ethan erwiderte dessen breites Lächeln. Seit er Magnus vor sechs Monaten zuletzt gesehen hatte, schien er abgenommen und ein paar Falten weniger zu haben. Ethan fand, er sah besser aus denn je. Magnus zog ihn mit sich, um ihm seine Frau vorzustellen.

Juliette Anderson war eine Augenweide. Sie hatte etwas von einer Schönheitskönigin. Ihr blondes Haar glänzte, ihre Augen strahlten, ihre Haut schimmerte. Sicher konnten dieser makellose Teint, diese Frisur und die perfekt manikürten Nägel nur mit Hilfe eines ganzen Teams von Stylisten erreicht werden.

„Ethan, ich freue mich sehr, dir meine Frau vorzustellen. Juliette, das ist Ethan Rae, ein Mann, der mir so nahe steht wie ein Sohn.“

„Angenehm, Mrs. Anderson.“

„Bitte nennen Sie mich Juliette.“

Als Ethan sah, dass Lucy Magnus ablenkte, indem sie ihm etwas von den Horsd’oeuvres anbot, die sie herumreichte, kniff er seine Augen leicht zusammen und sagte leise: „Julie.“

Juliette riss entsetzt die Augen auf, dann schien ihre Miene regelrecht zu erstarren, und sie griff nach seiner Hand. „Juliette“, sagte sie ebenfalls leise und seltsam eindringlich.

„Juliette“, wiederholte Ethan leichthin.

Sie nickte kurz. Lucy trat mit ihren Häppchen zu ihnen, und auf Juliettes Gesicht spiegelte sich wieder pure Liebenswürdigkeit.

Ethan war sehr dafür, die Karten auf den Tisch zu legen. Sobald wie möglich würde er Juliette fragen, welches Spiel sie spielte. Zumindest wusste sie jetzt, dass er sie beobachtete.

„Guten Abend“, sagte jemand hinter ihm. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?“

„Mein Bruder Tom“, stellte Lucy vor.

„Halbbruder“, verbesserte Tom und streckte die Hand zur Begrüßung aus.

Ethan fand den Mann auf Anhieb unsympathisch. Lag es an seinem Übergewicht? Seiner feuchten, weichen Hand? Oder an dem verächtlichen Blick, den er Lucy zuwarf, während er sie korrigierte? Normalerweise beurteilte Ethan Menschen nicht vorschnell, aber er vertraute seinem Instinkt. „Wein. Trockenen Weißwein, danke.“

Ethan blickte Tom nach und dachte, dass er wenig Ähnlichkeit mit Lucy hatte. Lucy war zierlich und hatte klare Gesichtszüge. Tom schien sich weder in seiner Kleidung noch seiner Haut wohl zu fühlen. Vielleicht hatte er erst kürzlich zugenommen. Anscheinend war ihm das völlig egal.

Lucy bot ihm die Häppchen an, und er bediente sich.

„Du warst viel zu lange weg“, beschwerte sich Magnus und nahm sich auch noch ein Schnittchen. Zu Lucy sagte er: „Wie ein Sohn für mich, aber zu beschäftigt, um zu meiner Hochzeit nach Hause zu kommen. Und jetzt lädt er sich selbst zu meinen Flitterwochen ein.“

Juliette hakte sich bei ihrem Mann ein. „Die Hochzeit war vor zwei Monaten. Und falls das unsere Hochzeitsreise wäre, glaubst du, ich wäre dann damit einverstanden, dass du eine Woche zur Jagd gehst und mich allein lässt?“

„Es sind vier Tage, meine Süße. Und Lucy leistet dir doch Gesellschaft.“

Kurze Zeit später saß Ethan mit Magnus und Juliette auf einem großen Sofa vor dem Fenster und beantwortete die Fragen seines Chefs nach seiner Anreise und Unterbringung. Das hielt ihn nicht davon ab, Lucy dabei zu beobachten, wie sie die anderen Gäste bediente. Ihr Charme und ihr strahlendes Lächeln schienen auf Männer und Frauen gleichermaßen zu wirken. Ihre hübsche Bluse und die Hose umspielten ihren Körper in fließenden Grün- und Blautönen. Sie wirkte locker und graziös, und man konnte sie unmöglich übersehen.

Juliette entschuldigte sich, um sich vor dem Essen noch etwas frisch zu machen. Es herrschte einen Moment Schweigen, als sie fort war, dann sagte Magnus: „Sie ist schon etwas Besonderes, nicht wahr?“

„Atemberaubend“, erwiderte Ethan steif.

„Ich rede von unserer Gastgeberin.“ Magnus lachte leise. „Seit du hereingekommen bist, hast du sie nicht aus den Augen gelassen.“

„Ein wenig jung für mich.“

Magnus räusperte sich.

„Ach du lieber Himmel, Magnus. Entschuldige. Ich wollte nicht …“

Magnus schien nicht gekränkt zu sein. „Ist schon in Ordnung, mein Junge. Ich weiß, ich folge dem Beispiel deines Vaters. Ich nehme es dir nicht übel.“

Ethan ballte die Hände zu Fäusten. Die Art und Weise, wie seine Mutter abgeschoben worden war, nachdem sein Vater das große Los gezogen hatte, schmerzte ihn noch immer. Nach zehn Jahren harter Arbeit und bitterer Armut war sie einfach ausgetauscht worden gegen ein jüngeres Modell. Er konnte seinem Vater einiges vergeben. Das nicht.

Er atmete tief durch. „Was weißt du wirklich über sie, Magnus?“

„Alles, was ich wissen muss. Sie macht mich glücklich. Einige Leute halten mich zwar für einen törichten alten Esel, aber ich hätte nie gedacht, so etwas noch einmal zu erleben. Ich war über zwölf Jahre allein, Ethan.“

„Ich weiß.“ Ethan erinnerte sich genau an den Tag, an dem Theresa Anderson beerdigt worden war. „Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.“

„Danke, Ethan.“

Ethan nahm sich vor, dieses Thema so schnell nicht noch einmal anzusprechen. Es gab ohnehin wenig Konkretes.

„Eigentlich bin ich geschäftlich hier, Magnus. Ich habe einen Vorschlag und wollte damit nicht warten.“

Magnus sah, dass seine Frau zurückkam. „Morgen. Keine Geschäfte heute Abend.“ Dann fragte er Ethan, ob er mit ihnen essen wolle, doch Ethan lehnte ab und schob seine Müdigkeit als Entschuldigung vor.

Tom und die meisten anderen Gäste waren inzwischen verschwunden. Lucy polierte hinter der Bar Gläser. Ethan entschuldigte sich und ging zu ihr hinüber.

„Sie haben lange ausgehalten für jemanden mit Jetlag. Noch etwas Wein?“

„Ein halbes Glas, danke. Dann gehe ich wohl zu Bett.“

Sie wirkte überrascht. „Wollen Sie nicht mit den anderen dinieren?“

„Nein. Ihre Häppchen waren köstlich. Haben Sie sie gemacht?“

Sie schüttelte den Kopf. „Wenn Sie in der Nacht Hunger bekommen, klingeln Sie einfach nach dem Zimmerservice.“

Er zog eine Braue hoch. „Wenn ich morgens um drei hungrig werde, bringen Sie mir dann ein Sandwich?“ Ihr Erröten verriet ihm, dass sie seine Anspielung verstanden hatte.

„Der Küchenchef geht gegen Mitternacht, fürchte ich. Im Übrigen ist es nicht gut für die Verdauung, so spät noch etwas zu essen.“

Ihr sinnlicher Unterton und das gewisse Funkeln in ihrem Blick waren nicht misszuverstehen. Ethan amüsierte sich. Er musste diesmal früher als sonst in entspannte Urlaubslaune geraten sein.

„Ich werde es mir merken und meinen Appetit nach den Arbeitszeiten des Küchenchefs richten.“ Dann sah er, dass Tom hereinkam. „Zeigen Sie mir noch die Bildergalerie?“

Lucy legte ihr Geschirrtuch beiseite und ging mit ihm zur Wandnische hinüber. Die Jagd interessierte ihn nicht im Geringsten, aber es gefiel ihm, Lucy nahe zu sein, während sie ihm die verschiedenen Hirscharten erklärte. Er erfuhr, dass die Tiere gegenwärtig in der Brunft waren. Das war die bevorzugte Jagdzeit, da die männlichen Tiere beeindruckende Geweihe trugen, die sie später abwarfen. Warum sonst wäre Magnus, ein leidenschaftlicher Trophäenjäger, jetzt wohl hier?

In der Nische hingen eine Menge Fotos von erfolgreichen Jägern mit ihrer Beute, die auch Bergziegen und Wildschweine einschloss. Doch am meisten imponierte ihm der Stolz, mit dem Lucy ihn auf die wunderschöne Landschaft hinwies.

Inzwischen waren sie allein in der Bar, abgesehen von Tom.

„Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie die Andersons kennen.“

„Sie haben mich nicht gefragt.“ Ethan hob die Schultern. „Seine Frau habe ich vorhin erst kennengelernt. Seine Hochzeit war – eine Überraschung.“

Tom kam herüber. „Ich muss mich für den Empfang, den Sie heute bekommen haben, entschuldigen.“

Ethan zog eine Braue hoch. Es entging ihm nicht, dass Lucy einen Schritt zurückwich.

„Er entspricht nicht unserem gewohnt hohen Standard, das versichere ich Ihnen.“

Lucy wandte sich ab. Zum Henker mit Tom. Warum musste er aus allem eine Staatsaktion machen? Zweifellos hätte Ethan die ganze Sache vergessen, wenn Tom nicht wieder davon angefangen hätte. Toms nächste Bemerkung ließ sie tief erröten.

„Eine Reihe bedauerlicher Umstände wegen des Wagens – und mangelnde Pünktlichkeit meiner Schwester, fürchte ich.“

Ihr wurde ganz flau.

„Hatte sie sich verspätet?“ Ethans schnelle Erwiderung rüttelte sie auf. „Ich war so bezaubert von Ihrer Schwester, dass ich gar nicht auf die Zeit oder den Wagen geachtet habe.“

„Oh. Also, das ist sehr großzügig von Ihnen.“

Lucy strahlte vor Freude. Wie nett er das gesagt hatte – und wie cool. Es würde Tom gar nicht gefallen, auf diese Weise in seine Schranken gewiesen zu werden, und sie würde sicherlich dafür bezahlen müssen. Aber im Moment genoss sie Ethans Lob. Sie bezauberte ihn also.

Sie fühlte sich richtig beschwingt, als sie alle drei zurück zur Bar gingen, und sie lächelte ihren Helden dankbar an.

„Falls wir irgendetwas für Sie tun können“, fuhr Tom fort, „um Ihnen den Aufenthalt bei uns angenehmer zu machen …“

Ethan sah Lucy an. „Besteht die Möglichkeit, ein Faxgerät in meinem Zimmer zu installieren?“

Sie nickte. „Ich werde das gleich morgen früh erledigen.“ Sie lächelte ihn erneut voller Dankbarkeit an. Es kam nicht oft vor, dass jemand Partei für sie ergriff.

Ethan erwiderte ihr Lächeln, dann wünschte er ihr und Tom eine gute Nacht.

Widerstrebend wandte sich Lucy Tom zu, der inzwischen den Bartresen polierte. Es war ein Schock für sie gewesen, als sich herausstellte, dass Ethan der Vizepräsident in Magnus Andersons Firma war. Tom war äußerst besorgt, dass sie womöglich etwas Unpassendes gesagt haben könnte. Dass sie auf der Fahrt ein wenig mit Ethan geflirtet hatte, beunruhigte sie nicht – ihrer Meinung nach beruhte das Interesse auf Gegenseitigkeit und war harmlos. Aber vielleicht hätte sie beflissener sein können oder so etwas. Tom hatte wegen Magnus und dessen kostbarem Club geradezu einen Tick.

„Ich habe dir ja gesagt, dass er es gelassen genommen hat.“

„Darum geht es nicht. Ich möchte, dass du dich am Riemen reißt. Wir haben fünf Sterne, und unsere Gäste wollen keine Entschuldigungen. Sie wollen professionelles Verhalten. Exzellentes Ambiente. Pünktlichen Service.“

Lucy überkam ein Anflug von Verzweiflung, was selten geschah. „Du hättest die Ankunftszeit bestätigen sollen. Das war abgemacht. Und glaubst du etwa, ich kann Autos aus dem Nichts herbeizaubern?“

Tom runzelte die Stirn. Er war groß,genau wie ihr Vater, aber in letzter Zeit hatte er zugenommen und offenbar an Kraft verloren.

„Wir brauchen den Club, Lucy. Wir können es uns nicht leisten, nicht in der Global List zu stehen.“

Sie verdrehte die Augen. „Wahrscheinlich hätten wir eine Menge mehr zu tun, wenn es uns erlaubt wäre, ganz normal Werbung zu machen, statt nur über diese blöde Clubliste.“

„Die Global List gehört zu den drei Publikationen für Unterkünfte mit höchstem Standard weltweit. Ich glaube, du weißt gar nicht, welche Ehre es ist, dort aufgeführt zu sein.“

Insgeheim fand Lucy es ziemlich selbstherrlich, dass der Club das exklusive Recht auf Werbung forderte. „Ehre ist ja ganz schön, Tom, aber damit kann man keine Rechnungen bezahlen, und du scheinst dir ja plötzlich große Sorgen um Geld zu machen.“

„Du dagegen hast nie den kleinsten Gedanken daran verschwendet. Bist jahrelang in der Welt herumgereist und hast die Hand aufgehalten.“

Das schmerzte, auch wenn es zutraf. Sie reiste gern, und man hatte sie in ihrer Familie sowieso nicht gewollt, seit ihre Mutter gegangen war. Doch sobald sie vom Schlaganfall ihres Vaters erfahren hatte, war sie nach Hause gekommen. Unabhängig davon, dass sie dadurch einer schwierigen Beziehung entkommen war.

Und als Tom sie gefragt hatte, war sie nur allzu erfreut gewesen, ihm bei der Leitung des Hotels zu helfen. Aber in Wahrheit bedeutete ihr die Lodge nicht viel. Natürlich würde sie es sehr bedauern, wenn sie pleitegingen, doch ihr Herz gehörte den vierzigtausend Morgen Farmland. Ihrem Erbe – und Toms.

„Es tut mir leid, und ich werde alles tun, um dir zu helfen.“

Leider wusste sie wegen ihres bisherigen Lebensstils nicht, ob sie ihm wirklich eine Hilfe war.

„Alles?“

„Alles. Du machst dir ernsthaft Sorgen, nicht wahr?“

„Ja. Wenn du mir helfen willst, dann denk darüber nach, ob wir nicht das Land verkaufen. Wenigstens einen Teil.“

Lucy fuhr zurück. „Das Land? Unser Land?“

„Lucy, seit der Farmverwalter vor einem Jahr gekündigt hat, habe ich die Farm völlig vernachlässigt. Die Hälfte der Rinderherde ist verwildert. Und den Rest lasse ich gegen Bezahlung vom Nachbarn mitversorgen. Entweder muss die Farm sich selbst tragen oder wir machen sie zu Geld. Wie sonst sollen wir dieses Haus hier in Schuss halten?“

Sie traute ihren Ohren nicht. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. „Was ist los, Tom? Warum stehen die Dinge so schlecht?“

Er wandte sich mit hängenden Schultern ab. „Ein Rückgang der Nachfrage, das ist alles. Wir müssen uns darauf einstellen, andere Möglichkeiten zu sondieren.“

„Ich würde die Lodge auf jeden Fall eher verkaufen als das Land. Es ist Farmland. Farmland der McKinlays.“

„Es wäre ein letzter Ausweg, Lucy. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt. Wir müssen dafür sorgen, dass Magnus seinen Spaß auf der Jagd hat und sich seine Frau ebenso gut unterhält.“ Er schaltete das Licht in der Bar aus und winkte Lucy ungeduldig hinaus.

„Du kannst doch nicht … Das ist nicht dein Ernst.“ Wie konnte er eine solche Bombe platzen lassen und dann erwarten, dass sie einfach zu Bett ging?

„Und versuche, eine Tour oder irgendetwas anderes für Rae zu organisieren“, ordnete Tom an, und sein Befehlston ärgerte Lucy noch mehr. „Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass er hier herumschnüffelt, während ich auf der Jagd bin.“

„Vielleicht sollte ich ihn verführen“, gab sie schnippisch zurück. „Ihn auf diese Weise auf unsere Seite ziehen.“

Die geschockte Miene ihres Halbbruders hätte sie fast zum Lachen gebracht.

„Das wirst du nicht! Du wirst auf Distanz bleiben und diesen Mann absolut professionell behandeln. Ich kenne diesen Typ – er würde dich zum Frühstück verschlingen.“

„Mann, was ist in letzter Zeit bloß los mit dir?“ Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, ehe sie durch die Halle zur Treppe eilte. „Das war bloß ein Witz.“

„Es ist mir Ernst, Lucy“, rief Tom ihr nach. „Halte dich fern von Rae. Er ist gefährlich.“

3. KAPITEL

Weil sie nicht mehr schlafen konnte, stand Lucy früh auf. Wie immer, wenn sie auf Summerhill war, zog sie über ihren Badeanzug einen warmen Jogginganzug, schlang sich ein Handtuch um die Schultern und ging zum Swimmingpool hinunter. Es war erst halb sieben, und sie erwartete, den Pool für sich allein zu haben, doch zu ihrer Enttäuschung war bereits jemand da.

Ein dunkelhaariger Schwimmer durchpflügte mit langen, kräftigen Schlägen das Wasser.

Aha. Sie hatte sich gefragt, ob er Schwimmer oder Langläufer sein mochte. Ethan war nicht der Typ, der Gewichte stemmte oder einen Teamsport betrieb. Seine schlanke Gestalt ließ auf einen Ausdauersport schließen – und auf viel Energie.

Von der Tür aus beobachtete sie seine perfekte Wende am Ende der Bahn. Lucy konnte den Blick nicht losreißen, doch dann fiel ihr Toms Kommentar vom Vorabend ein. Halt dich von ihm fern … Er ist gefährlich.

Das ganze unangenehme Gespräch war ihr wieder gegenwärtig, und sie ging zurück ins Haus. Da sie unbedingt ihre Anspannung abbauen wollte und Schwimmen ausschied, würde sie eben ausreiten. Zehn Minuten später eilte sie hinüber zu den Ställen. Monty, ihr Pferd, begrüßte sie mit leisem Wiehern. Sie gab ihm zu trinken und anschließend ein paar Stückchen Zucker.

Kurz darauf machte sie sich mit ihrem Hengst in den kühlen, dämmrigen Morgen auf. Die Sonne tat sich schwer, durch die Wolken zu brechen. Der erste Teil des Pfades war schwierig, doch nach einer halben Stunde bot sich der Pfad geradezu an für einen gestreckten Galopp am Rand der Schlucht entlang. Und als Monty das Geröllfeld endlich hinter sich ließ und auf das Plateau gelangte, tätschelte sie ihm den Hals und lobte ihn. Dann ließ sie die Zügel schießen.

„Los, mein Junge, los!“

Lucy lehnte sich nach vorn, jeden Muskel ihres Körpers angespannt. In höchster Konzentration kniff sie die Augen zusammen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Eine Mütze schützte ihre Ohren, und Lammfellhandschuhe verhinderten, dass ihr vor Kälte die Finger steif wurden.

Sie jagten nur wenige Meter neben dem Rand der Schlucht dahin. Sechzig, siebzig Meter unter ihr floss der Fluss durchs Tal. So weit das Auge reichte, säumten die Abhänge der Schlucht das Thunderstrike Valley bis hinüber zu den großartigen Southern Alps.

Nach einer Weile beendete sie den Galopp und verharrte ein paar Minuten, um zu Atem zu kommen. Dann stieg sie ab.

Sie lockerte den Sattel und rieb Monty die Brust und die Flanken mit einem alten Handtuch aus ihrer Satteltasche ab. Danach führte sie ihn zu einem Felsvorsprung in etwa zehn Metern Entfernung vom Rand des Abgrunds. Am Fuß des Vorsprungs lagen Felsbrocken inmitten eines Stechginstergestrüpps. Es gab eine Öffnung im Felsen, die man aber erst sah, wenn man direkt davorstand.

Das war ihr Lieblingsplatz.

Lucy nahm ihre Mütze ab und warf Monty lose die Zügel über, damit er umhergehen und Futter suchen konnte.

Sie bog den Ginster etwas beiseite und trat in die Felsöffnung. Dort lag ein großer Stein, auf dem man etwas erhöht sitzen konnte und die Sicht war nicht durch das Gestrüpp am Eingang behindert. Die Aussicht war atemberaubend.

Als sie klein war, hatte ihre Mutter sie manchmal hierher mitgenommen. Sie hatte vor ihr im Sattel gesessen und es genossen, sich am Pferd festzuklammern, während es den steilen Pfad den Abhang hinauf erklomm.

„Ich sehe was, was du nicht siehst!“, hatte sie gerufen, als sie dann in der Felsöffnung saßen. „Es fängt an mit …“

Sie hatten Sandwiches gegessen und oft stundenlang hier gespielt. Einmal waren sie von einem Gewitter überrascht worden, doch statt sich zu fürchten, hatte sie begeistert beobachtet, wie die Blitze ins Tal hinabzuckten.

Jetzt schob sich die blasse Sonne langsam durch den Morgendunst. Es war so ruhig, dass die Stille fast greifbar war. Lucy reckte sich, um den Fluss unten im Tal sehen zu können.

Sie konnte das alles hier nicht verlieren. Ihr ganzes zielloses Leben schien hierher zu führen, zu diesem Panorama, das sich vor ihr ausbreitete. Keine Landschaft, die sie auf ihren Reisen zu sehen bekommen hatte, konnte es hiermit aufnehmen. Auf unerklärliche Weise stand diese Aussicht für ihre Sehnsucht nach einem Zuhause. Dabei war ihr nur allzu bewusst, dass die Stunden hier oben mit ihrer Mutter die letzten Stunden voller Geborgenheit und Liebe in ihrem Leben gewesen waren.

Monty wieherte und bekam ein Wiehern als Antwort. Alarmiert blickte Lucy zu ihm hinüber, gerade in dem Moment, als Ethan Rae von Tilly absaß, einer der Stuten auf Summerhill. Sie wurde von Aufregung gepackt. Warum traf sie überall auf diesen Mann?

Beruhigend tätschelte Ethan Monty den Hals.

Ihr erster Impuls war, in ihrem Versteck zu bleiben, doch da sie nicht wollte, dass er sich Sorgen machte, stand sie auf und bog den Stechginster zur Seite. „Wie haben Sie den Weg hierherauf gefunden?“, rief sie ihm zu.

Er sah zu ihr herüber, und Lucy fragte sich, ob es Freude war, die ihren Puls beschleunigte oder Verärgerung, weil sie in einer gefühlsbetonten Stimmung gestört wurde.

„Ich bin Ihnen gefolgt, als Sie das Schwimmbad verließen.“ Er warf seiner Stute lose die Zügel über. Auf dem Weg zu ihr ließ er seinen Blick über ihre Lammfelljacke schweifen, ihre schwarze Jeans, ihre Reitstiefel. „Schönes Fleckchen Erde.“

„Mein Lieblingsplatz.“

„Das kann ich gut verstehen.“

Lucy merkte, dass seine Aufmerksamkeit immer noch mehr ihr galt als der Aussicht. „Ich kam früher häufig mit meiner Mutter hierher.“ Sie schob die Hände in ihre Jackentaschen. Unaufgefordert setzte Ethan sich auf ihren Felsen, und obwohl reichlich Platz für zwei war, blieb Lucy stehen. Ihren Lieblingsplatz mit jemandem zu teilen, erschien ihr zu intim. Besonders wenn dieser Jemand ihre Hormone in Aufruhr versetzte.

Falls er auch nur die leiseste Ahnung von ihren Gedanken hatte, schien Ethan Rae nicht beunruhigt. Er machte es sich bequem.

„Sind Sie Ihrer Mutter ähnlich?“

Lucy trat nach einem Grasbüschel. „Äußerlich schon.“ Viel zu sehr, dachte sie. Sie musste fast lächeln, als sie sich an Ellies entsetzten Aufschrei erinnerte, als sie, Lucy, sich vor Jahren in der Küche die langen silberblonden Locken abgeschnitten hatte.

„Stehen Sie sich nah?“

Lucy gingen viele schöne Erinnerungen durch den Kopf. Wie die benachbarten Farmer einander halfen, wenn es viel zu tun gab, wie sie oft dicht gedrängt um den großen alten Tisch im Esszimmer saßen und fröhlich miteinander aßen. Thomas, ihr Vater, saß an der Stirnseite, vergnügter und glücklicher als alle anderen.

„Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie weggegangen ist.“

Ethan zog die Brauen hoch.

„Ich war damals acht. Sie brannte mit einem der Farmarbeiter durch.“ Sie schlang die Arme um sich. „Sie war zwanzig Jahre jünger als Dad“, ergänzte sie, als müsste sie es näher erklären.

In dem Schweigen, das folgte, beschlich Lucy das beunruhigende Gefühl, eben das Benehmen ihrer Mutter einem quasi Fremden enthüllt zu haben. Lange hatte sie ihren Freunden im Ausland die abenteuerlichsten Geschichten von einem wunderbaren Familienleben zu Hause aufgetischt.

Doch es erschien ihr nicht richtig, an diesem Ort zu lügen.

Ethan nickte. „Ihr Vater hat nicht wieder geheiratet?“

„Nein. Die Sache hat ihm sehr zugesetzt.“

Belles Verrat hatte die kleine Gemeinde, in der die McKinlays den besten Ruf hatten, tief bestürzt. Thomas McKinlay war ein angesehener Mann im Bezirk. Viele hatten ihm abgeraten, sich eine so junge Frau zu nehmen.

„Standen Sie denn Ihrem Vater nahe?“

Lucy zögerte. Nach seinem Schlaganfall konnte er ihr kaum sagen, dass er sie nicht hier haben wollte. Als ihre Mutter gegangen war, hatte er es in gewisser Weise getan. Er hatte sich weitgehend von ihr zurückgezogen, als sei sie es nicht wert, von ihm beachtet zu werden. „Eigentlich nicht. Nicht seit meiner Kindheit.“ Achselzuckend wandte sie sich ab. „Ich sah Mum allzu ähnlich.“

Sich die Haare abzuschneiden hatte nichts geändert. Dazu war ihr Vater viel zu verbittert gewesen. „Es war nicht seine Schuld. Er war todunglücklich. Gedemütigt. Vor seinem Schlaganfall vor sechs Monaten war ich kaum zu Hause, außer ab und zu für ein verlängertes Wochenende, denn ich war in einem Internat untergebracht.“

Es gefiel ihr, dass er keine abgedroschenen Floskeln des Bedauerns murmelte. Warum sollte es ihn kümmern, dass sie von ihren Eltern nicht geliebt worden war?

„Waren Sie gut in der Schule?“

Abgelenkt von seinem Interesse, ließ sie sich auf dem Felsen nieder, sorgsam auf Abstand bedacht. „Im Gegenteil.“ Sie grinste. „Ich war unglaublich schlecht.“

„In den Fächern oder im Betragen?“

„In beidem. Ich bin Legasthenikerin.“

„Darauf steht nicht der Galgen.“

Lucy reckte ihre Nase in die Luft und schlug einen hochgestochenen Ton an. „An meiner Schule nicht zugelassen. So etwas kommt bei höheren Töchtern auf einer Privatschule nicht vor. Wir Legasthenikerinnen wurden perfekt im Kaschieren.“

„Wie denn?“

„Indem wir frech waren.“

Wie die meisten Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche hatte sie sich alles Mögliche ausgedacht, um ihre Schwäche zu verbergen. Meistens gehörte dazu, in Schwierigkeiten zu geraten oder Leute zu umgarnen. Sie hatte viel gelacht, viel geschwatzt und festgestellt, dass Lehrer und Mitschülerinnen dabei übersahen, dass Hausaufgaben nicht gemacht, Examen nicht bestanden oder nicht abgelegt worden waren.

„Nicht ein Lehrer hat versucht …“

„Hören Sie, ich war das Kind reicher Eltern. Vermutlich dachten sie, ich käme klar. Wir Mädels aus besseren Kreisen schlagen ja ohnehin nur die Zeit tot bis zu unserer Traumhochzeit mit einem reichen Kerl, oder?“ Sie lachte. „Wer braucht da schon Bildung?“

Ethan zog die Knie an und schlang die Arme darum. „Gestern – Sie sagten, Sie hätten die Zeit verwechselt.“

Lucy verdrehte die Augen. Weil er ihr am Abend beigesprungen war, war sie nicht verlegen. „Sehen Sie, bei jemandem wie mir kommt es eben vor, dass aus dem offiziellen siebzehn Uhr sieben Uhr abends wird.“

Er nickte lächelnd. „Natürlich. Meine Schuld.“

Es war nett, das zu sagen, auch wenn es nicht stimmte. Dann fiel ihr ein, für wen er arbeitete. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Ethan. Tom kümmert sich um den ganzen Bürokram, die Buchungen und so weiter. Gestern gab es einfach ein Missverständnis.“

„Ich mache mir keine Sorgen.“

Ein heller Lichtstrahl lenkte sie ab, und sie stand auf. „Die Sonne hat es geschafft.“

Ethan sah zu, wie Lucy an den Rand der Schlucht trat. Ihm fiel ein Song ein, der von einem armen reichen Mädchen handelte. Schönheit, Geld, Ansehen. Aber ganz so rosig war ihr Paradies nicht. Legasthenikerin und aufgewachsen ohne die Liebe ihrer Eltern. Vielleicht waren sie beide doch nicht so grundverschieden, abgesehen davon, dass sie trotz allem loyal zu ihrem anmaßenden Bruder stand und der Gleichgültigkeit ihrer Eltern Verständnis entgegenbrachte. Konnte er das auch?

Seine Reserviertheit seinem Vater gegenüber hatte sich in all den Jahren nicht gelegt. Lange hatte er die Enttäuschung seines Vaters einfach ignoriert, wenn er, Ethan, wieder einmal ein Essen im Familienkreis abgesagt hatte oder kurz nach seinem Erscheinen wieder gegangen war.

Er wusste, dass er es nicht wie Lucy vermochte, für einen Mann, den er nicht respektierte, Mitgefühl aufzubringen, nur weil dieser Mann sein Vater war.

„Sehen Sie!“ Ihr aufgeregter Ausruf riss ihn aus seinen Gedanken. Er ging zu ihr hinüber.

„Ein Regenbogen.“ Sie zeigte über das Tal.

„Wunderschön.“ Er trat näher. „Bis wohin reicht denn Ihr Land?“

Lucy beschrieb mit dem ausgestreckten Arm einen weiten Bogen. Sie standen hoch über dem Tal, in der Ferne die Alps. Es war keine Postkartenidylle, dafür war die Gegend zu wild. Die Berge bildeten einen krassen Gegensatz zu dem sich dahinschlängelnden Fluss. Die nahe gelegenen Gebirgsausläufer waren sanfter und hatten ihren eigenen Reiz mit den wie hingetupft wirkenden Waldflächen in Dunkelgrün.

Ethan konnte sich nicht sattsehen. Der Anblick, der sich ihm bot, war so ganz anders als die Landschaften, die er kannte. Er war es gewohnt, Land zu zähmen. Das war sein Beruf. Aber die Gegenden, die Touristen anzogen, waren friedlich und still. Hier dagegen herrschte raue Wildheit vor.

Mit zwölf war sein großer Traum, eines Tages Farmer zu werden. Das Land, auf dem er aufgewachsen war, war schlechter, trockener Boden, der einen entmutigte. Er und sein Vater hatten ihn nicht retten können. Irgendwie hatte er das seitdem wieder gutmachen wollen.

Und die Zeit dafür würde kommen. Sobald Turtle Island unter Dach und Fach war, hätte er den Rest seines Lebens Zeit, nach dem perfekten Stück Farmland zu suchen, der perfekten Frau, und konnte sich daranmachen, zu beweisen, dass er ein besserer Farmer, Ehemann und Vater war als sein eigener Vater.

Ethan sah Lucy an. Der Wind, der hier am Rand des Abgrunds stärker wehte, zerzauste ihr hellblondes Haar. Es schimmerte in der blassen Morgensonne, und er konnte nicht an sich halten – er, der in jeder Situation die Kontrolle behielt, der nie seine Ziele aus den Augen verlor. Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar, und sie schrie vor Überraschung leise auf.

Ihr Gesichtsausdruck war unglaublich, eine Mischung aus Stolz und inniger Verbundenheit mit diesem Stück Land, das ihr gehörte. Sie schien ein Teil davon zu sein. Der blaue Dunst der Berge spiegelte sich in ihren Augen wider, der Silberglanz des Gerölls und der Felsen auf ihrem Haar. Sie bewegte sich graziös wie ein sich im Wind wiegender Baum. Sie würde sich den wechselnden Jahreszeiten anpassen, den Rhythmus der Natur verstehen, und das bewunderte er – wollte es auch –, weil er und sein Vater so entsetzlich versagt hatten.

Wie hypnotisiert näherte er sich ihr weiter, überlegte, ob sie merkte, dass er sie küssen wollte. Er strich mit den Fingern durch ihr Haar. Mit der anderen Hand zog er sie sacht am Revers ihrer Jacke zu sich.

Lucy wich nicht zurück.

Oh ja, ich werde dich küssen, Lucy McKinlay, dachte Ethan. Mochte das falsch sein oder nicht. Er musste seinem Instinkt einfach folgen.

Langsam senkte er den Mund auf ihren, und der erste Kontakt mit ihr ließ ihn noch behutsamer vorangehen. Es bestand keine Eile. Er würde sie nach allen Regeln der Kunst küssen.

Mit der Zungenspitze strich er über ihren kleinen Mund, kitzelte die Vertiefung in der Mitte ihrer Oberlippe. Ihre Lippen waren kühl von der Morgenfrische und unglaublich weich. Er verführte sie dazu, sie zu öffnen. Er musste an die fließenden Blau- und Grüntöne ihrer Kleidung am vergangenen Abend denken, als sie die Gäste bedient, sich vorgebeugt und wieder aufgerichtet hatte, lächelnd und plaudernd. Dieses Bild hatte ihn fast die ganze Nacht wach gehalten und so unruhig gemacht, dass er am frühen Morgen schwimmen gehen musste. Er hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um sie zu beeindrucken, als er sie an der Tür zum Pool stehen sah.

Lucy erwiderte seinen Kuss bereitwillig. Ihre Zunge schreckte nicht vor seiner Zunge zurück, und er spürte ihren Atem. Ihr Haar fühlte sich unendlich weich und fein an, als er mit den Fingern hindurchfuhr und dabei sanft ihren Kopf massierte. Leise seufzte sie auf. Er wollte mehr, aber nicht so sehr aus körperlichem Verlangen heraus, er wollte einfach fortfahren. Sie schmecken, ihre Haut fühlen, weil alles zusammen ein solcher Genuss war.

Doch Lucy ließ ihre Arme steif herunterhängen. Und genau das machte ihn stutzig. Er bewegte die Hände über ihre Schultern und ihre Arme hinab, als ob er sie auftauen wollte. Dabei lehnte er sich leicht zurück, um zu sehen, wie sie reagierte.

Sie hielt die Augen geschlossen und atmete tief ein. Dann biss sie sich auf die Unterlippe, öffnete langsam die Augen und schaute ihn an.

In ihren hübschen blauen Augen spiegelten sich die unterschiedlichsten Emotionen wider. Erstaunen und Leidenschaft, die Funken zu sprühen schien. Er hatte sie für teilnahmslos gehalten. Sogar für verängstigt, als er ihre starre Haltung bemerkt hatte. Keine Spur. Ethan spürte, wie sie heftig erschauerte, weil sie immer noch an ihn geschmiegt war. Sie beherrschte sich, aber sie war genauso erregt wie er.

Lucy McKinlay mochte unschuldig sein. Sie mochte vielleicht sogar eine gewöhnliche Goldgräberin sein, aber er hatte noch nie so sehr eine Frau erobern wollen wie sie.

„Ich … wir … wir werden zu spät zum Frühstück kommen“, flüsterte sie und entzog sich seiner Umarmung. Dann machte sie unsicher ein paar Schritte rückwärts.

Als erwache er aus einem Traum, blinzelte Ethan sie an und fragte sich, was da eben über ihn gekommen war.

„Ich muss zurück.“ Die Entfernung zu ihm machte Lucy sicherer.

Sie wandte ihm den Rücken zu, und Ethan sah zu, wie sie zu ihrem Pferd ging, gründlich den Sattel inspizierte und auf das Tier einredete. Dann besah sie sich ihre Mütze und Handschuhe genau, ehe sie sie anzog – und das alles, ohne auch nur einmal zu ihm herüberzusehen. Schließlich saß sie auf, ritt langsam zu seiner Stute und nahm deren Zügel auf.

„Kommen Sie?“

Er nickte kurz und nahm ihr die Zügel ab. Dabei sagte er sich, dass er froh war, dass sie beim Sie blieb und offenbar nicht über das reden wollte, was eben geschehen war. Er brauchte Zeit, um sich darüber klar zu werden. Da es nicht seine Art war, seinem Verlangen freien Lauf zu lassen, hätte er zu gern gewusst, ob der Zauber der Landschaft ihn vielleicht berauscht hatte.

4. KAPITEL

Nach dem Lunch hatte Ethan sich mit Magnus verabredet. Auf dem Weg in den Konferenzraum blieb er an der Hauseingangstür stehen, um einen Blick auf die Veranda zu werfen. Juliette hatte es sich in einem Schaukelstuhl bequem gemacht und las aus einer bunten Broschüre oder Zeitschrift vor. Lucy saß auf einer Bank und hörte zu.

Aus der Entfernung sah sie ganz normal aus. Man musste ihr nahe kommen, um den Schimmer ihrer Haut wahrzunehmen, die Wärme und das Funkeln in ihren Augen.

Vielmehr, man musste ihr auf einer Anhöhe mit herrlicher Aussicht nah genug kommen, um sie zu berühren und sich nicht mehr bremsen zu können. Ethan fasste es immer noch nicht, dass er so impulsiv gehandelt hatte. Vielleicht lag es daran, dass Lucy anders war als die Frauen, mit denen er normalerweise in Kontakt kam.

Frauen wie Juliette.

Sein Blick wurde schmal, als er die neue Mrs. Magnus Anderson betrachtete. Schlank und gebräunt. Schick gekleidet. Tadellos geschminkt und frisiert. Die perfekte Gefährtin. Was hatte sie zu verbergen? Und welche Absichten hatte sie in Bezug auf Magnus?

Erschreckt merkte er, dass Lucy ihn anschaute. Er suchte ihren Blick, und jeder Gedanke an Juliette war wie weggeblasen.

Er lächelte ihr nicht zu. Sie hatten also ein kleines Geheimnis, einen Kuss, nachdem sie sich eben erst kennengelernt hatten. Sein gesunder Menschenverstand riet ihm, sich zurückzuziehen. Es war nicht seine Art, Frauen absichtlich zu verletzen, zu verwirren oder gedankenlos zu behandeln. Weil er nicht viel Zeit für Beziehungen hatte, stellte er immer sicher, dass seine Partnerinnen die Spielregeln kannten. Keine Romanze. Kein Versprechen auf mehr. Die wenigen Frauen, mit denen er sich verabredete, waren ihm sehr ähnlich: ehrgeizig, viel beschäftigt, auf der Karriereleiter auf dem Weg nach oben.

Lucys süßer kleiner Mund hatte etwas Verletzliches, etwas, was ihn zu ihr hinzog und ihn gleichzeitig warnte. Auch sie hatte nicht gelächelt, und aus der Entfernung konnte er ihre Miene nicht deuten. Schließlich nickte sie und wandte sich wieder Juliette zu.

Magnus war bester Laune. Ethan warf seine Aktenmappe auf den Tisch und schenkte sich einen Kaffee ein, und in der nächsten Stunde gingen sie jedes Detail des erfolgreich beendeten Ferienprojekts im Nahen Osten durch.

Als sie fertig waren, stand Ethan auf und goss sich noch eine Tasse Kaffee ein. Magnus blätterte in den Papieren vor sich auf dem Tisch.

„Du siehst sehr zufrieden aus“, meinte Ethan, als er wieder Platz nahm.

Magnus zwinkerte ihm zu. „Das macht die Ehe, mein Junge. Du solltest es mal damit probieren.“

Ethan dachte erneut daran, das Gespräch auf die Zeitungsausschnitte zu bringen, aber er mochte seinem Boss nicht die gute Laune verderben. Die Sache konnte warten, bis sie wieder in Sydney waren. Oder bis er etwas Konkretes von dem Privatdetektiv hatte. „Typisch frisch Verheirateter“, seufzte er. „Du musst unbedingt versuchen, all deine armen, unglücklichen alleinstehenden Freunde zu verkuppeln.“

„Soso.“ Magnus lehnte sich zurück. „Du hast heute selbst so ein gewisses Strahlen in den Augen.“

Ethan schob jeden Gedanken an Lucy strikt beiseite. „Da wäre noch etwas.“ Er nahm die Akte über Turtle Island aus seiner Aktenmappe.

Während Magnus die Unterlagen studierte, ging Ethan auf und ab und wartete gespannt auf die Reaktion seines Chefs.

Turtle Island war von historischer Bedeutung für MagnaCorp. Er rechnete fest damit, dass Magnus die Chance ergriff, einen beträchtlichen Verlust auszugleichen. Er setzte sich wieder und war versucht, ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln.

Endlich räusperte sich Magnus. Sein Blick spiegelte verhaltene Freude wider. „Wann hast du damit begonnen?“

„Ich habe den Tipp vor einem Monat bekommen.“

„Du warst fleißig.“

Ethan nickte. „Ich bin der einzige Spieler. Clark weiß das.“

„Clark ist ein guter Mann.“

Ethan lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Ist das ein Okay?“

„Dein Vater …“ Magnus klopfte auf die Akte. „Er hat die ganze Arbeit dafür geleistet, vor zwanzig Jahren. Er hätte den Handel auch gern perfekt gemacht.“

Ethan seufzte. Sein Boss las in ihm wie in einem Buch. „Das war vor meiner Zeit.“

Er kannte die Geschichte bestens. Vor fast zwanzig Jahren, ehe dieses kostbare Stück Land in Staatsbesitz überging, gab es im ganzen Pazifikraum nur zwei Firmen, die groß genug waren, um die Rechte zu erwerben, die Bucht in eine der exklusivsten Urlaubsregionen zu verwandeln. „Du hast auch Millionen ausgegeben“, erinnerte er Magnus. „Anwälte, Gutachter, Architekten …“

„Und wir haben beide verloren.“

„Hier ist eine neue Chance. Reizt sie dich nicht?“

„Doch, zum Henker. Es wäre der Diamant in meiner Krone. Ich würde mich riesig für dich freuen, wenn es nicht dein Vater wäre und diese Insel.“

„Geschäft ist Geschäft.“

„Weißt du, Ethan, den Job, den ich dir angeboten habe, hast du nur angenommen, um es ihm zu zeigen. Sonst würdest du jetzt seine Firma leiten, nicht meine. Du bist sein einziger Sohn. Sein rechtmäßiger Erbe.“

„Ich habe mein Geld – genug, denke ich – auf meine Art verdient.“

„Du hast deine Sache gut gemacht.“ Magnus verzog grübelnd den Mund. „Falls du je daran denken solltest, deine Anteile alle gleichzeitig zu versilbern, würdest du mich glatt in den Bankrott treiben.“

Sie mussten über den Scherz lachen. Seit zehn Jahren rangierte Magnus in der Liste der reichsten Australier unter den ersten fünf.

Seit der Beendigung seines ersten Projekts für MagnaCorp hatte Ethan die großzügigen Bonuszahlungen seines Chefs als Anzahlung für Anteile an jedem weiteren Projekt verwendet. Manchmal war das eine Wohnung, die vermietet werden konnte oder ein Stück Strand. In einem Fall hatte er den Golfplatz einer Ferienanlage gekauft.

„Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, und zwar gründlich. Jackson hat sich in den letzten Jahren gut geschlagen, auch wenn er dich und deine Mutter nicht gut behandelt hat.“

„Mein Vater kommt in meinen Gedanken gar nicht vor. Manche Familien stehen sich eben nicht nahe.“

„Schon, aber seine Fehler haben dich zu dem gemacht, was du heute bist“, beharrte Magnus. „Vergib ihm, Ethan. Lass nicht zu, dass er diese Welt mit Bedauern verlässt.“

Ethan atmete tief durch. Dann nahm er die Turtle-Island-Akte vom Tisch und salutierte seinem Boss damit. „Zur Kenntnis genommen. Weiß es zu würdigen. So, können wir jetzt über Geschäftliches reden?“

Magnus schmunzelte. „Ich schwöre, ich habe noch nie jemanden getroffen, der so unbeirrbar ist wie du. Entspann dich, mein Junge. Hör auf, ständig Punkte auf dieser endlosen Liste in deinem Kopf abzuhaken. Komm mit auf die Jagd.“

„Leider gar nicht meine Vorstellung von Vergnügen, mein Alter. Ich bleibe lieber hier und genieße die Landschaft.“

Magnus schmunzelte erneut. „Die kleine Lucy hat wirklich eine Art, einen Raum zu erhellen, selbst mitten in der Einöde, nicht wahr?“ Sein Schmunzeln vertiefte sich, als er Ethans Zurückhaltung bemerkte.

„Lass es mich mit Turtle Island versuchen, Magnus.“

„Na schön, mein Junge. Wenn du glaubst, du kannst das Geschäft machen, ohne dass es zwischen dir und deinem Vater für immer zum Bruch kommt, dann leg los. Ich vertraue dir voll und ganz.“

Vor Begeisterung knallte Ethan die Akte auf den Tisch. „Ich werde sofort Clark anrufen, um die Sache anzuschieben.“

„Da du ja hier herumhängen willst, könntest du da etwas für mich tun? Ich habe einige beunruhigende Dinge über Summerhill gehört. Das ist auch der Grund für meine verspätete Hochzeitsreise hierher.“

„Welche Dinge?“

„Kürzungen. Probleme mit der Instandhaltung. Es heißt, sie stehen fast mit dem Rücken an der Wand. Der Ruf des Clubs ist von allergrößter Bedeutung. Es darf keinerlei Unzulänglichkeiten geben.“

Ethan musste lächeln. Da er sich jetzt weitgehend um MagnaCorp kümmerte, trat Magnus etwas kürzer, aber der Club war sein Liebling. „Natürlich. Ich werde ein paar Erkundigungen einziehen. So weit sieht alles ganz okay aus.“ Besser als okay, dachte er, und konnte sich gerade noch ein Grinsen verkneifen. Lucys verführerische Gegenwart könnte ihn praktisch alles übersehen lassen. „Mein Zimmer ist tipptopp, wenn auch ein wenig altmodisch. Unglaubliche Lage.“

„Halt Augen und Ohren offen. Und ruh dich ein bisschen aus. Ich werde am Mittwoch zurück sein, und am Freitag fliegen wir nach Hause.“ Er erhob sich. „Halte dir den morgigen Abend frei. Tom hat uns Tickets für das Spiel gegen Argentinien angeboten. Einer seiner Freunde hat eine Loge. Was sagst du dazu? Ein Rugby-Spiel ist einfach Pflicht, wenn man in Neuseeland ist.“

Ethan schloss seine Mappe und zog sein Jackett an. „Wer kommt denn mit?“

Magnus wandte sich zum Gehen, doch Ethan entging ein gewisses Funkeln in seinem Blick nicht. „Meine Frau und ich. Du und Lucy. Tom ist leider mit den Vorbereitungen für unsere Safari beschäftigt. Danach gehen wir essen. Lucy wollte Zimmer in der Stadt buchen, damit wir nicht hierher zurückfahren müssen.“

Lucy lächelte zufrieden. Ausnahmsweise einmal war nichts schiefgegangen. Sie hatte die Andersons und Ethan im Hotel einquartiert und dann noch genug Zeit gehabt, um in ihrer Wohnung vorbeizuschauen. Der größte Glückstreffer aber war, dass sie in der Nähe des Stadions einen Parkplatz gefunden hatte. Sie würden also rechtzeitig auf ihren Plätzen sein.

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, als die Besucher ins Stadion strömten. Lucy blieb einen Moment stehen, um das Feuerwerk zu bewundern. Dann merkte sie, dass Ethan sich zu ihr umdrehte.

Sie hatte vor, ihm aus dem Weg zu gehen, soweit das irgend möglich war, und hatte das seit dem Vorfall an der Schlucht auch ganz gut geschafft. Aber an diesem Tag hatten sich alle gegen sie verschworen, sogar Tom, denn er hatte darauf bestanden, dass sie alle vier mit seinem komfortablen Geländewagen in die Stadt fuhren.

Ethan hatte sich gerade wieder Magnus zugewandt, als jemand sie im Weitergehen anrempelte. „Entschuldigung“, murmelte sie automatisch, dann merkte sie, dass sie am Arm gepackt wurde.

„Miss McKinlay.“

Ihr schlug eine starke Alkoholfahne entgegen, und sie versteifte sich. Das Gesicht des Mannes kam ihr bekannt vor, aber sie konnte ihn nicht einordnen. „Tut mir leid, ich …“

Autor

Dixie Browning

Dixie Browning, Tochter eines bekannten Baseballspielers und Enkelin eines Kapitäns zur See, ist eine gefeierte Malerin, eine mit Auszeichnungen bedachte Schriftstellerin und Mitbesitzerin einer Kunstgalerie in North Carolina. Bis jetzt hat die vielbeschäftigte Autorin 80 Romances geschrieben – und dabei wird es nicht bleiben - sowie einige historische Liebesromane zusammen...

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