Bianca Extra Band 60

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MIT DIR WILL ICH ES WAGEN … von LAURIE PAIGE
Dass er Roni nach ihrem Reitunfall umsorgt, ist Ehrensache für FBI-Agent Adam. Aber er muss sich vor ihren sinnlichen Reizen hüten! Denn so sehr er die zierliche Computerexpertin auch insgeheim begehrt, Adam kann keine ernsthafte Beziehung eingehen - sein Job ist viel zu riskant …

IM BANN EINES BETRÜGERS? von KATIE MEYER
Jillian verfällt sofort dem Charme des attraktiven Nic Caruso, als der mit seinem Hund in ihrer Tierklinik auf Paradise Island auftaucht. Doch kaum hofft sie nach einem märchenhaften Date mit Nic auf mehr, muss sie annehmen, auf einen Betrüger hereingefallen zu sein …

EINE FAMILIE ZUM VERLIEBEN von TERESA CARPENTER
Für ihr Baby würde Jesse alles tun - sogar ihre romantischen Hochzeitsträume aufgeben! Also stimmt sie Brocks Angebot zu und geht eine reine Vernunftehe mit ihm ein. Dumm nur, dass sie sich bald trotzdem nach zärtlichen Umarmungen und seiner Liebe verzehrt. Was jetzt?

VIEL ZU GUT, UM WAHR ZU SEIN? von MICHELLE MAJOR
Eine Frau wie Erin hat Barbesitzer David noch nie getroffen. Die Kindergärtnerin kümmert sich aufopfernd um seinen Neffen. Auch für David ist sie immer da, und ihre Küsse schmecken so heiß … Aber als Mann aus schwierigen Verhältnissen ist er doch sicher nicht gut genug für Erin!


  • Erscheinungstag 31.07.2018
  • Bandnummer 0060
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733605
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Laurie Paige, Katie Meyer, Teresa Carpenter, Michelle Major

BIANCA EXTRA BAND 60

LAURIE PAIGE

Mit dir will ich es wagen …

In Adams Nähe schlägt Ronis Herz schneller. Dabei hat der sexy FBI-Agent gleich klargestellt, dass er keine Beziehung will! Aber warum sorgt er dann so liebevoll für sie? Nur aus Pflichtgefühl?

KATIE MEYER

Im Bann eines Betrügers?

Nic Caruso ist bloß wegen lukrativer Geschäfte nach Paradise Island gekommen – da darf er sich nicht von einer Einheimischen den Kopf verdrehen lassen! Leider jedoch ist Jillian viel zu verführerisch …

TERESA CARPENTER

Eine Familie zum Verlieben

Schwanger, allein und völlig mittellos, weckt die hübsche Kellnerin Jesse sofort Brocks Beschützerinstinkt. Spontan macht er ihr einen Antrag. Natürlich nur, damit sie versorgt ist! Oder ist da mehr?

MICHELLE MAJOR

Viel zu gut, um wahr zu sein?

Kindergärtnerin Erin hat nicht nur den kleinen Rhett ins Herz geschlossen, sie schwärmt auch für seinen attraktiven Onkel David. Doch der küsst sie zwar heiß, weist sie dann aber jäh wieder zurück …

1. KAPITEL

Veronica Dalton schaute auf ihre Uhr und zog die Nase kraus. „Die Stechuhr ruft!“, erklärte sie und legte ein paar Scheine auf den Tisch, um ihren Teil der Rechnung zu begleichen.

Patricia Upjohn, ihre beste Freundin, verdrehte die Augen. „Roni, Roni“, tadelte sie, „andere wären froh, wenn sie sich ihre Zeit so frei einteilen könnten wie du und wenn sie einen solchen Boss hätten.“

Als IT-Expertin arbeitete Roni meistens von zu Hause aus. Sie schrieb Computerlehrprogramme, entwickelte Computerspiele für Kinder und konnte sich ihre Arbeitszeit so einteilen, wie es ihr passte.

Patricia hatte auch recht, was Ronis Boss anging. Er war nicht nur freundlich, nett und zuvorkommend, sondern sah auch noch unverschämt gut aus. Jede Frau, die ihre fünf Sinne beisammen hatte, würde sofort eine Affäre mit ihm anfangen.

Roni versuchte, zerknirscht auszusehen. „Du hast ja recht. Unsereins kann machen, was er will, und ihr armen gescholtenen Banker zahlt den Preis dafür, nur damit ihr der Menschheit dienen dürft.“

„Wir geben unser Bestes“, erwiderte Patricia bescheiden.

Jetzt war es Roni, die ihre Augen verdrehte. „Nächste Woche, selbe Zeit?“, fragte sie, während sie sich erhob.

„Selbstverständlich.“

Roni verabschiedete sich von ihrer Freundin und bahnte sich einen Weg durch die Gästeschar, die sich jeden Mittag hier versammelte und immer größer zu werden schien. Besonders am Freitag war es immer besonders voll. Vielleicht sollte sie sich mit Patricia an einem anderen Tag zum Essen verabreden. Sie beschloss, ihrem Chef vorzuschlagen, die wöchentlichen Besprechungen im Büro von Freitag auf Montag zu verlegen.

Auch an anderen Tischen verabschiedeten sich die Besucher allmählich voneinander. Ein Mann erhob sich und trat einen Schritt zurück, ohne nach hinten zu schauen. Dabei stieß er so heftig gegen Roni, dass diese das Gleichgewicht verlor und in Richtung eines Tischs stolperte. Ein Glas fiel um, und der Inhalt ergoss sich über den Schlips eines anderen Gasts. Wütend funkelte der sie an.

„Entschuldigung“, murmelte sie.

„Können Sie nicht aufpassen!?“, blaffte der Mann sie an, während er mit der Serviette seine Krawatte betupfte.

„Es war doch nicht ihre Schuld!“, schaltete sich der Mann ein, der ihm gegenüber saß. „Sie ist angerempelt worden.“

Jetzt erst schaute Roni den zweiten Gast am Tisch an. Erstaunt riss sie die Augen auf. „Adam!?“, rief sie aus.

Adam Smith war der sehr attraktive, jedoch ebenso distanziert wirkende Bruder von Honey Smith Dalton, die mit Ronis Cousin Zack verheiratet war. Weder Honey noch Zack hatte ihr gegenüber erwähnt, dass Adam sich in der Gegend aufhielt. Warum war er in der Stadt und nicht auf der Ranch? Und warum trug er einen Businessanzug? War er dienstlich hier? Normalerweise arbeitete er in einem FBI-Büro im Süden Kaliforniens.

Eigentlich hätte sie ihn all das am liebsten sofort gefragt, um ihre Neugier zu stillen. Stattdessen strahlte sie übers ganze Gesicht, denn sie freute sich wirklich, ihn zu sehen.

„Hallo, Kleines“, begrüßte Adam sie nun, und ehe sie gegen die Bezeichnung protestieren konnte – wie oft hatte sie ihm schon gesagt, dass sie nicht so genannt werden wollte? –, stand er auf und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Roni, das ist Greg Williams“, stellte er sie seinem Begleiter vor, dessen Zorn inzwischen verraucht war. „Greg, das ist Veronica Dalton. Alle nennen sie Roni.“

Greg sah nicht übel aus, aber er begann, rundlich zu werden. Wahrscheinlich zu viele Verabredungen zum Mittagessen und zu viele Martinis, überlegte sie. Er war nicht so alt, wie sie zunächst vermutet hatte – etwa so alt wie Adam, der sechsunddreißig und damit zehn Jahre älter als sie selbst war.

„Ich wusste gar nicht, dass du hier Freunde hast“, sagte Greg an Adam gewandt und betrachtete ihn und Roni misstrauisch.

„Ich habe ein paar Mal mit ihrem Cousin zusammengearbeitet“, erklärte Adam belustigt. „Wir haben uns auf seiner Hochzeit kennengelernt. Ich besuche Roni hin und wieder, wenn ich in der Stadt bin.“

Lügner.

Fast hätte Roni es laut gesagt, aber sie biss sich auf die Lippen. Stattdessen lächelte sie nur. Er hatte sie nämlich noch nie besucht.

Seine Hand lag noch immer auf ihrem Rücken – eine warme, verführerische Berührung. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt. Doch bei ihrem letzten Treffen auf der Ranch seines Onkels hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass es mit ihnen beiden niemals etwas werden könnte. Deshalb widerstand sie dem Verlangen.

Der andere Mann musterte sie weiterhin mit unverhohlener Neugier. Dann zuckte er mit den Schultern, als habe er für sich entschieden, dass sie nicht sein Typ sei.

„Wir sehen uns später.“ Adam verlieh seinen Worten mit einem Klaps auf ihren Rücken zusätzlich Nachdruck. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und verließ das Lokal.

Am nächsten Morgen drückte Adam auf den Klingelknopf neben der Tür des kleinen Hauses, das inmitten einer Reihe gleich aussehender Häuschen stand. Es überraschte ihn, dass Roni Dalton hier wohnte. Er hatte vermutet, dass sie in Toplage der Stadt in einer der schicken Eigentumswohnungen lebte, von denen immer mehr gebaut wurden. Hierbei handelte es sich eindeutig um eine Arbeitergegend.

Die Anwohner waren mit jenen Dingen beschäftigt, die man in einer solchen Umgebung an einem Samstagmorgen erwartete: Ein Jugendlicher polierte einen älteren Wagen – vermutlich sein erstes eigenes Gefährt. Ein schwarzes Ehepaar arbeitete in seinem Garten, und ein älterer Mann fegte den Gehweg zu seinem Haus.

Die Tür wurde geöffnet. Roni musterte ihren Besuch ebenso überrascht wie erfreut. „Eigentlich hatte ich schon gestern mit dir gerechnet“, begrüßte sie ihn.

Sie blieb im Türrahmen stehen, sodass er nicht eintreten konnte, doch er verspürte wenig Lust, mit ihr auf ihrer Veranda zu reden.

„Die Arbeit“, seufzte er. Diese Worte mussten als Erklärung reichen. „Lässt du mich denn trotzdem rein?“ Er klang beiläufig, obwohl sein Herz bei ihrem Anblick schneller zu schlagen begonnen hatte.

Roni trug eine Art Trainingsanzug aus weichem Material, der so tiefblau war wie ihre Augen – die typische Augenfarbe der Daltons. Doch im Gegensatz zu den hünenhaften Männern in ihrer Familie war sie von eher zierlicher Statur und zartem Knochenbau sowie sanft geschwungenen Kurven. Ihr glänzendes, fast schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern. Schwarze Augenbrauen und Wimpern betonten die Farbe ihrer Augen und ihres Teints – ihre Wangen waren von einem natürlichen Rosa.

Sie kam ihm vor wie eine kleinere Ausgabe der Schönheitsgöttin Venus und zugleich ein Typ zum Pferdestehlen: burschikos – unternehmungslustig – humorvoll. Und ein weiblicher Computer-Nerd. Vor einem Jahr hatte er sie zum ersten Mal gesehen – und seither nicht mehr vergessen können.

Reiß dich zusammen, warnte er sich angesichts seines erhöhten Pulsschlags. Schließlich hatte er schon schönere, elegantere Frauen gekannt, die eher seinem Geschmack entsprachen. Und dennoch …

Doch Roni war zweifellos die Widerspenstigste von allen. Immerhin ließ sie sich fast eine halbe Minute Zeit, ehe sie beiseitetrat, um ihn ins Haus zu lassen.

Die Räume waren überwiegend in farbenfrohem Grün und Pink gestrichen. Küche und Esszimmer gingen ineinander über, getrennt nur von einer Arbeitsplatte, in die ein Spülbecken eingelassen war. Vor der Küchentheke standen zwei Barhocker, auf denen man ein schnelles Essen einnehmen konnte.

An der Stirnwand befand sich ein grün gekachelter Herd, auf dem ein Eintopf vor sich hin köchelte. Ein köstlicher Duft zog durchs Haus.

Auf den weißen Wohnzimmerdielen lag ein grüner Teppich mit Rosenmuster, das zu der rosa gestreiften Tapete passte. Ein halb geöffneter Eichenschrank beherbergte den Fernseher, vor dem ein braunes Sofa stand, daneben ein brauner Ledersessel. Ein Schaukelstuhl mit grünen und pinkfarbenen Polstern vervollständigte die gemütliche Sitzgruppe. Auf Beistelltischen standen üppig blühende Topfpflanzen, flankiert von Stapeln von Computerzeitschriften und Gartenmagazinen.

Durch die weiße Farbe des Couchtischs blitzte der ältere grüne Anstrich durch – die ursprüngliche Farbe, auch das trat an den Ecken zutage, musste schwarz gewesen sein. Familienfotos hingen an den Wänden neben Spiegeln und gemalten Stillleben, die etwas Altertümliches ausstrahlten.

Obwohl das Mobiliar eine bunte Stilmischung war, wirkte es ausgesprochen anheimelnd. Trotzdem fühlte Adam sich ein wenig unbehaglich – als wäre er ein unwillkommener Eindringling in ihre Privatsphäre.

„Dort ist das Bad“, erklärte sie mit einer Handbewegung zu einer Tür.

Adam wurde sich bewusst, dass er sich viel zu lange schweigend umgesehen hatte. Ziemlich unhöflich! „Und wohin führen die anderen Türen?“, erkundigte er sich mit einem Blick in den Flur.

„Das waren ursprünglich zwei Schlafzimmer. Eines davon benutze ich als Büro“, erklärte sie. Sie ging in die Küche, griff nach einer Kaffeekanne und schaute ihn fragend an.

Er nickte nur, und sie füllte zwei Tassen. Eine davon schob sie ihm über die Küchentheke zu. Er trat näher und stützte einen Ellbogen auf die Arbeitsplatte.

„Genau so, wie ich ihn mag“, sagte er, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte. „Stark, heiß und schwarz.“

„Ich weiß“, erwiderte sie schmunzelnd.

„Woher?“, fragte er verblüfft.

„Von der Hochzeit“, erinnerte sie ihn.

Die Dalton-Familie war nach Los Angeles gekommen, wo Adam Brautführer für seine Schwester Honey bei ihrer Heirat mit Zack Dalton gewesen war.

Honey war ein Baby gewesen, als ihr Vater bei einer Schießerei ums Leben gekommen war, mit der er überhaupt nichts zu tun gehabt hatte. Und als Honey drei Jahre alt und er selbst dreizehn gewesen war, starb ihre Mutter. Sie waren zu einer Tante gezogen, die mit Kindern überhaupt nichts anfangen konnte.

So viel zu seinem Familienleben.

Auch Roni hatte kein leichtes Leben gehabt. Ihre Eltern waren bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen. Sie konnte von Glück sagen, dass sie und ihre Geschwister auf der Ranch von Nick Dalton untergekommen waren, der sich liebevoll um die Kinder gekümmert hatte.

„Was führt dich denn in die Stadt?“, wollte sie wissen.

Er hatte mit der Frage gerechnet und sich bereits mehrere Antworten zurechtgelegt. Doch er entschied sich für die Wahrheit. „Die Arbeit.“

„In Boise? Seit wann das denn?“

„Seit dem letzten Monat. Ich bin schon seit zwei Wochen in der Stadt. Ich ermittle in einem Fall von Betrügereien bei Bankgeschäften.“

„Betrügereien bei Bankgeschäften?“, wiederholte sie verständnislos.

Er machte ihr wegen ihrer Ratlosigkeit keine Vorwürfe. Als sie sich kennenlernten, hatte er an einem Korruptionsfall innerhalb der Polizei gearbeitet, bei dem es um Drogen und Gewalt gegangen war – eine ganz andere Hausnummer als die Bankbetrügereien in großem Stil.

„Ich habe letztens einen Kurs in BWL abgeschlossen“, ergänzte er, als würde das alles erklären.

Das tat es in gewisser Weise auch. Um Verbrechen internationalen Ausmaßes zu bekämpfen, waren Wirtschaftskenntnisse sowie Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer und Internet allemal hilfreicher als eine Ausbildung als Scharfschütze.

„Und?“

Er zuckte mit den Schultern. „Und ich bin auf diesen Fall von Unternehmensbetrug angesetzt worden.“

„Das heißt, du hackst dich in Computer, liest E-Mails und recherchierst, was die Geschäftsführer so im Schilde führen.“

„Nicht ganz“, antwortete er. „Banken sind gesetzlich verpflichtet, größere Geldbewegungen unter bestimmten Bedingungen zu melden …“

„Geht es um Geldwäsche?“, unterbrach sie ihn.

„Das gehört dazu“, bestätigte er.

Jetzt schaute sie ihn interessiert an, und er unterdrückte einen Seufzer. Nicht, dass sie auf einmal zu viel Interesse an seiner Arbeit zeigte. Allerdings – warum eigentlich nicht? Je mehr sie von ihm wissen wollte, umso … Rasch verscheuchte er den Gedanken.

Als sie sich im März bei ihrem Verwandtenbesuch geküsst hatten, war ihm schnell klar geworden, dass es falsch gewesen war – ein wilder Rausch, ein unbedachter Augenblick, und sie hatten beide für einen kurzen Moment die Kontrolle verloren. Dabei hatte er sich doch fest vorgenommen, ihr so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Das schien offenbar nicht zu klappen, denn sie sagte jetzt: „Ich könnte dir dabei helfen. Mit Computern kenne ich mich wirklich aus. Wir könnten einen Trojaner, also einen schädlichen Virus, in ihr Programm …“

„Ich kann auf zahlreiche Spezialisten bei meinen Kollegen zurückgreifen!“, schnitt er ihr das Wort ab.

„Davon bin ich überzeugt.“ Ihr Eifer erstarb auf der Stelle. Stattdessen warf sie einen Blick auf die Wanduhr. „Es wird Zeit fürs Mittagessen. Wie wär’s – willst du nicht bleiben? Ich habe genug vorbereitet.“

Er wusste, dass er besser gehen sollte. Das riet ihm sein gesunder Menschenverstand. Trotzdem nickte er.

„Es duftet ausgezeichnet“, sagte er, als sie die dampfende Schüssel vor ihn hinstellte.

„Ein Rezept von Onkel Nick“, erklärte sie lächelnd. „Ein Eintopf aus den Resten der Woche. Er nennt es den Arme-Leute-Eintopf. Das einzig Frische, das es dazu gibt, ist Brot.“

Sie schnitt das Brot in mundgerechte Stücke, stellte Butter neben den Suppentopf und füllte seinen Teller. „Lass es dir schmecken“, forderte sie ihn auf, als sie neben ihm an der Küchentheke auf dem Barhocker Platz nahm.

Er nahm ein Stück Brot und kostete von dem Eintopf. „Köstlich!“, bestätigte er. „So was Gutes habe ich zuletzt …“, er überlegte kurz, „… auf der Ranch gegessen.“

Überraschenderweise schienen seine Worte sie zu deprimieren. „Was ist los?“, fragte er besorgt.

„Ach, es geht um Onkel Nick“, antwortete sie. „Ich mache mir Sorgen um ihn. Im Winter hatte er ziemliche Herzprobleme. Ich wünschte …“

„Was denn?“, hakte er nach, als sie verstummte.

„Wenn wir doch nur Tink finden könnten“, sagte sie leise.

Tink – oder Theresa, wie sie eigentlich hieß – war Nicks einziges leibliches Kind. Einige Zeit nach einem Autounfall, der ihre Mutter das Leben gekostet hatte, war sie auf unerklärliche Weise verschwunden. Damals war Tink dreieinhalb Jahre alt gewesen. Nick war mittlerweile in seinen Siebzigern und sehnte sich seit damals nach seiner vermissten Tochter. Und jetzt machte ihm auch noch sein Herz zu schaffen. Gut möglich, dass das alles zu viel für ihn war …

Adam dachte an den Kummer des alten Mannes – der Alte trug ihn in sich, seitdem er seine Frau und sein Kind auf diese Weise verloren hatte. Dieses Wissen war einer der Gründe, weshalb sich Adam an keine Frau binden wollte. Nicht auszudenken, wenn er sie verlieren würde …

„Was ist?“, fragte er, als er Ronis bohrenden Blick bemerkte.

„Vielleicht kannst du helfen. Bei der Suche nach Tink, meine ich. Dafür unterstütze ich dich dann bei deinem Fall.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht, als hätte sie bereits all ihre Probleme gelöst.

„Hm“, sagte er in einem Ton, der wie eine kalte Dusche wirkte. Schlagartig ließ ihre Begeisterung nach.

„Dir wird es noch leidtun, so ein Angebot abgelehnt zu haben. Und mir auch“, fügte sie schmunzelnd hinzu. „Als Beraterin verdiene ich nämlich hundert Dollar die Stunde.“

„Wie schön für dich“, murmelte er nur.

Lachend goss sie ihm noch einmal Kaffee ein. „Gehen wir hinüber, wo es bequemer ist.“

Er setzte sich auf den Ledersessel, und sie machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Dabei zog sie die Beine hoch und schob die Füße unter ihren Po. Aus irgendeinem Grund ging sein Puls bei diesem Anblick schneller.

„Seit wann wohnst du eigentlich hier?“, fragte er sie, als ihm das Schweigen zu lange dauerte. Doch vielleicht kam es ihm nur so vor.

Sie blies in ihren heißen Kaffee und schien sich sehr wohl zu fühlen. „Vor einem Monat. Ich bin oft durch die Gegend gejoggt und dabei habe ich das Haus entdeckt. Ich wollte schon immer ein Haus für mich haben. Also habe ich die Eigentumswohnung verkauft und das hier erworben.“

„Bei den steigenden Immobilienpreisen sicherlich eine kluge Entscheidung.“

„Suchst du auch nach was Eigenem?“

„Nein.“

„Na ja, du solltest auch nichts kaufen, wenn ein Haus für dich ein Klotz am Bein ist. Trotzdem könnte es eine gute Investition sein, selbst wenn du oft unterwegs bist. Und denk an die Steuervorteile. Mein Bruder predigt das schon seit Langem.“

Adam vermutete, dass sie damit Seth meinte. Der war Anwalt und der Älteste ihrer Geschwister. Beau, ihr anderer Bruder, war Arzt. Einer ihrer Cousins war als Sheriff tätig – mit ihm hatte Adam bereits zusammengearbeitet –, während die anderen beiden ihren Lebensunterhalt als Rancher verdienten. Die fünf Dalton-Jungs bauten in ihrer Freizeit gerade ein Ferienresort am Fuß der Berge neben einem kleinen See auf. Falls alles nach Plan lief, würden sie es in diesem Sommer eröffnen können.

Da Adams Schwester Honey mit dem Sheriff Zack verheiratet war, wusste er eine Menge über die Dalton-Familie. Seit mehr als hundert Jahren bewirtschafteten sie die Ranch. Seine eigene Familiengeschichte reichte nicht so weit zurück – gerade einmal bis zu seinen Eltern. Beide Großeltern waren bereits vor oder kurz nach seiner Geburt gestorben. Adam wusste nur, dass sie irgendwann aus Europa eingewandert waren.

Verstohlen beobachtete er Roni, die immer noch in ihren Kaffee pustete. In ihrer Gegenwart fühlte er sich immer ein wenig frustriert – und gehemmt.

Weil ich sie begehre. Aber das wollte er sich nicht eingestehen. Und erst recht nicht ihr.

„Was ist los?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Du siehst frustriert aus. Ich weiß, dass du keine Beziehung hast, es kann also kein Liebeskummer sein. Hat jemand deinen Hund erschossen?“

„Woher weißt du, dass ich solo bin?“, fragte er irritiert.

„Honey hat mir erzählt, dass du ziemlich verschlossen bist. Sie macht sich Sorgen um dich, weil du immer noch allein bist.“

„Meine Schwester sollte sich lieber um sich selber kümmern“, murrte er.

Roni lächelte. „Du weißt, dass sie ein Baby bekommt.“

Die Neuigkeit verblüffte ihn.

„Du hast es also nicht gewusst“, fuhr sie fort, nachdem sie ihn aufmerksam beobachtet hatte. „Sie hat es vergangenen Sonntag erzählt, als wir zum Abendessen auf der Ranch waren. Wenn du öfter hierherkämst, wärst du auch über alles informiert.“

Ein Baby – seine kleine Schwester. Er hatte auf sie achtgegeben, seitdem sie drei Jahre alt gewesen war. Seltsam, dass sie nun selbst ein erwachsenes Leben führte und nicht mehr auf ihn angewiesen war.

„Onkel Nick ist im siebten Himmel“, fuhr Roni fort. „Travis und Alison bekommen ihr Baby im März. Zack und Honey sind schwanger – und dann ist da auch noch Beaus kleiner Junge. Jetzt wartet er darauf, dass auch der Rest von uns heiratet und Kinder kriegt.“

„Da muss wohl irgendwas in der Luft liegen.“

Roni lachte. „Das habe ich Onkel Nick auch gesagt.“

Das Gespräch hatte eine Richtung genommen, die Adam irritierte. Er wurde immer nervös, wenn Frauen von Babys und Hochzeiten redeten. Für so etwas hatte er keine Zeit, und bisher hatte er kein Hehl daraus gemacht, wenn eine Frau sich für ihn interessierte.

Was allerdings schon länger nicht mehr der Fall gewesen war.

Zwei Jahre – so lange lag seine letzte ernsthafte Beziehung zurück. Er redete sich ein, dass er einfach viel zu viel zu tun hätte, um sich um sein Privatleben zu kümmern. Für seinen Geschmack erwarteten die Frauen einfach zu viel. Mehr jedenfalls, als er zu geben bereit war.

„Na ja“, sagte er, um das Thema zu beenden, „ich habe zurzeit viel zu viel am Hals, um eine Beziehung zu pflegen. Mit dir beispielsweise.“

Das war doch wohl deutlich genug, oder?

Sie musterte ihn mit milder Ironie.

„Bild dir bloß keine Schwachheiten ein“, war alles, was sie darauf erwiderte.

2. KAPITEL

Am folgenden Freitag warf Roni einen letzten prüfenden Blick in ihren Koffer, ehe sie ihn schloss. Hätte sie Scotts Einladung von vor einem Monat nicht angenommen, dann wäre sie am liebsten zu Hause geblieben. Aber jetzt konnte sie das Wochenende bei den Mastersons nicht mehr absagen.

Außerdem tat ihr eine Auszeit woanders bestimmt gut. In den letzten Wochen hatte sie ohnehin viel zu viel gearbeitet.

Als es klingelte, schlüpfte sie in ihre Jeansjacke und schaute sich noch einmal kurz um, weil sie sichergehen wollte, dass sie nichts vergessen hatte, nahm dann ihren Koffer und lief zur Tür.

„Guten Tag“, begrüßte sie den unverschämt gut aussehenden jungen Mann und Spross einer der reichsten Familien in der Gegend. „Hoffentlich ist der Berufsverkehr schon durch.“

„Ich fürchte nein. Auf der Autobahn war jedenfalls Stau. Ich bin über Seitenstraßen gekommen. Das ging schneller.“ Scott Masterson strahlte Roni an, nahm ihr den Koffer aus der Hand und hielt die Fliegengittertür fest, während sie die Haustür verschloss. „Fertig?“, fragte er, als sie sich zu ihm umdrehte.

„Fertig.“

Scott war ein Bild von einem Mann, sportlich, schwarze Haare und dunkle Augen, schlank und durchtrainiert, strahlend weiße Zähne – kurz, der Held auf jedem Tennisplatz. Was könnte sich eine Frau Besseres wünschen?

Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, kam ihr Adam in den Sinn. Er schaffte es immer, ihr Herz schneller schlagen zu lassen. Vom ersten Augenblick an war sie von ihm fasziniert gewesen.

Leider hatte er sich ihr gegenüber immer sehr distanziert verhalten. Und nicht allein ihr gegenüber, wie sie von Honey erfahren hatte. Adam hielt Frauen grundsätzlich auf Abstand und begründete es mit seinem riskanten Job, bei dem man quasi täglich mit allem rechnen musste.

Dennoch war er genau der Typ, der einem Mädchen das Herz brechen konnte.

Während der Fahrt hellte sich ihre Stimmung von Meile zu Meile auf. Die Landstraße folgte den Windungen des Boise River und führte hin und wieder über eine Brücke.

Kurz vor fünf bog Scott in die mit Kies gestreute und von Bäumen gesäumte Auffahrt zu der prächtigen Villa ein. Sie lag auf einem weitläufigen Grundstück, das sich über einige sanfte Hügel erstreckte.

„Wunderschön“, meinte sie.

„Einfach nur ein Zuhause“, entgegnete er bescheiden.

Die Wärme in seinem Ton war ihr nicht entgangen. Er war hier aufgewachsen, und das Haus bedeutete ihm offensichtlich genauso viel wie ihr die Ranch.

„Hier entlang“, sagte Scott, der seine Reisetasche und ihren Koffer trug. Sie betraten die geräumige Eingangshalle, und er führte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock. Ihr Zimmer lag direkt neben seinem. Er öffnete ihr die Tür und folgte ihr, als sie eintrat. Ihren Koffer stellte er neben das Bett.

Sie schaute sich um. „Sehr hübsch“, meinte sie. Das Zimmer und die Einrichtung waren in Abstufungen von Beige und Gold gehalten. Ein Kamin beherrschte die Stirnwand gegenüber dem Bett, das mit Kissen bedeckt war. Vor dem Kamin standen zwei Sessel. Ein Schreibtisch und ein Stuhl hatten vor dem Fenster Platz gefunden. Von dort aus konnte man die Tennisplätze sehen, auf denen ein Mann und eine Frau gerade ein Match austrugen. Beide sahen so aus, als wollten sie unbedingt gewinnen. Sie waren zu weit entfernt, als dass Roni ihre Gesichter hätte erkennen können.

Sie drehte sich zu Scott um. „Ich komme mir vor wie in einem Luxushotel.“

Er verzog das Gesicht. „Meine Stiefmutter hat das ganze Haus vor ein paar Jahren renovieren lassen. Ihr war es zu viktorianisch, wie sie sagte.“

Scotts Mutter war vor einigen Jahren an Krebs gestorben. Acht Monate später hatte sein Vater erneut geheiratet. Als sie jetzt daran dachte, schaute sie ihn ein wenig melancholisch an.

Offenbar hatte er ihren Blick missverstanden, denn er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.

„Um sechs gibt’s den Cocktail in der Bibliothek.“ Seine Stimme war rau. Dann ließ er sie allein.

Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fuhr sie sich mit der Hand über den Mund, als wollte sie den Kuss fortwischen. Sie hatten sich zwar auf Anhieb verstanden, als sie einen Auftrag von der Telefongesellschaft CTC – Cascade TelCom – angenommen hatte, die Scotts Großvater gegründet hatte, aber sie war nicht bereit gewesen für eine Beziehung.

Scott dagegen schon.

Das bereitete ihr Sorgen.

Gedankenverloren blickte sie auf den Tennisplatz, wo das Paar sein Match inzwischen beendet hatte. Angeregt ins Gespräch vertieft näherten sich die beiden dem Haus. Als sie nur noch wenige Meter entfernt waren, stockte Roni der Atem. Unwillkürlich trat sie einen Schritt vom Fenster zurück, obwohl sie unmöglich gesehen werden konnte.

Das war doch nicht möglich!

Bestimmt würde sie dem Mann in der Bibliothek begegnen, wenn sie ihre Cocktails tranken.

Was würde Adam wohl sagen, wenn er sie sah? Und warum war er überhaupt hier?

Und warum, zum Teufel, hatte sie auf einmal ein schlechtes Gewissen?

Sie war ihm doch nicht hinterhergefahren! Sie hatte ja nicht einmal gewusst, dass er hier sein würde. Andernfalls wäre sie gewiss auf die Ranch oder sonst wohin gefahren, aber keinesfalls auf dieses Luxusanwesen.

Es gab nur eine Möglichkeit, mit der Situation fertig zu werden. Sie musste den Stier bei den Hörnern packen.

Sie öffnete den Koffer und verstaute den Inhalt im Kleiderschrank. Dann wählte sie einen langen schwarzen Rock und ein schwarzes Oberteil mit buntgefasstem Besatz am Ausschnitt und legte korallenfarbene Ohrringe an. Ihr Haar band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Auch auf ihr Make-up verwandte sie mehr Sorgfalt als gewöhnlich. Und zum Schluss entschied sie sich gegen die gemütlichen Slipper und schlüpfte in ihre High Heels. Wenn sie den Stier schon bei den Hörnern packen wollte, dann sollte es wenigstens auf Augenhöhe sein.

„Roni, das ist meine Stiefmutter Danielle. Meinen Vater kennst du ja schon“, sagte Scott, während er sie zu dem älteren Paar führte, das neben einem fahrbaren Teetisch in der Bibliothek stand. „Dad, du erinnerst dich doch an Roni Dalton? Sie hat das Computerprogramm für unsere Telefongesellschaft entwickelt, das so ein Bombenerfolg war.“

Charles Masterson schüttelte ihre Hand. „Natürlich erinnere ich mich. Schön, Sie wiederzusehen.“

Es war fast drei Monate her, seit sie den Auftrag abgeschlossen hatte. In der Zwischenzeit war sie vier oder fünf Mal mit Scott zum Abendessen gegangen. Da sie im letzten Monat all seine Einladungen abgelehnt hatte, wollte sie ihm an diesem Wochenende nicht erneut einen Korb geben. Dennoch wünschte sie sich im Moment nichts sehnlicher, als es getan zu haben …

„Eine Computerexpertin“, bemerkte Danielle Masterson. „Wie interessant. Während des BWL-Studiums habe ich auch mehrere Computerseminare absolviert. Ich fand sie immer sehr interessant.“

Roni bemühte sich, ihr Erstaunen zu verbergen. Sie hatte immer geglaubt, die Frau sei Mr. Mastersons Sekretärin oder Assistentin.

Danielle lachte. „Haben Sie mich etwa für eine Erbschleicherin gehalten?“, fragte sie so unverblümt, dass Roni errötete. „Ich habe jahrelang für die Firma als Finanzbuchhalterin gearbeitet, ehe Charles und ich geheiratet haben. Wir haben uns also durch die Arbeit kennengelernt.“

„Ach so“, sagte Roni. Ob die Frau sich Charles geschnappt hatte, als er noch um seine Frau trauerte, die auf so tragische Weise ums Leben gekommen war?

Vielleicht war es unfair, so zu denken. Danielle konnte ganz offensichtlich für sich allein sorgen und war nicht auf einen reichen Mann angewiesen. Obwohl man Geld immer gut gebrauchen kann, dachte sie zynisch.

Nachdem sie und Scott mit Rot- und Weißwein versorgt waren, schlenderten sie zum nächsten Paar.

„Das ist meine Schwester Geena“, stellte Scott sie vor. „Und ihr Bekannter, Adam Smith.“

Roni hatte ihn entdeckt, kaum dass sie die Bibliothek betreten hatten. Das Lächeln gefror ihm auf den Lippen, aber der Blick seiner grauen Augen verriet ihr, dass er nicht amüsiert war.

Na wenn schon! Er hatte ihr ja auch nicht erzählt, was er am Wochenende vorhatte. Woher konnte sie also wissen, dass er hier sein würde? Und warum war er überhaupt hier?

Seine Schwester machte sich Sorgen um sein Liebesleben – beziehungsweise sein nicht vorhandenes Liebesleben. Roni jedenfalls hatte in letzter Zeit heftig mit ihm geflirtet. Er hatte es amüsiert zur Kenntnis genommen, war aber immer distanziert geblieben. Zumindest die meiste Zeit. Bis auf diesen einen Kuss …

Jedenfalls wusste sie, dass er sich auf keine emotionale Beziehung einlassen würde. Oder hatte er sich etwa in die blonde Geena verliebt?

Der Gedanke stach ihr wie ein Messer ins Herz. Unwillkürlich fasste sie sich an die Brust. An Weihnachten hatte sein Verhalten ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht an ihr, Roni, interessiert war. Deshalb hatte sie sich für das neue Jahr vorgenommen, sich den FBI-Agenten endgültig aus dem Kopf zu schlagen.

Im März hatte es dann allerdings diesen Kuss gegeben, und prompt waren alle ihre Tagträume wieder zum Leben erwacht. Ihr Entschluss, ihn zu vergessen, war verschwunden wie Schnee in der Sonne.

Er hatte die Ranch verlassen, und sie hatte nichts mehr von ihm gehört. Bis sie sich vergangenen Freitag in dem Restaurant über den Weg gelaufen waren. Sonst hätte sie immer noch nicht gewusst, dass er sich in der Stadt aufhielt.

Ziemlich gespannt wartete sie nun auf seine Reaktion.

„Roni und ich sind alte Freunde“, bemerkte Adam beiläufig. „Man könnte fast sagen, wir sind verwandt. Meine Schwester ist mit ihrem Cousin verheiratet.“ Er lächelte flüchtig.

„Schön, Sie kennenzulernen“, sagte Roni zu Geena, die genauso groß war wie Adam. Fast hätte Roni gelacht. Und sie hatte sich eigens High Heels angezogen, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.

„Die Welt ist wirklich klein“, sagte Geena, als sie alle vor dem Kamin Platz genommen hatten. „Adam hat gar nicht erzählt, dass er Verwandte in der Stadt hat.“

„Meine Schwester und ihr Mann leben in der Gegend von Hells Canyon – sozusagen im Norden“, erklärte Adam.

„Kennst du Roni schon länger?“, wollte Geena nun von Adam wissen.

„Etwa ein Jahr.“

Geena wandte sich an Roni. „Arbeitet Ihr Cousin im Finanzwesen?“

„Zack ist stellvertretender Sheriff. Nebenbei züchtet er Pferde – Rennpferde. Einige haben schon Preise gewonnen“, fügte sie hinzu, um der Frau zu verstehen zu geben, dass ihre Verwandten keine Nobodys waren. „Und woher kennt ihr beide euch?“ Fast herausfordernd schaute Roni zwischen Geena und Adam hin und her.

„Wir haben uns auf einer Party kennengelernt“, antworteten beide wie aus einem Mund. Und mussten darüber sehr lachen.

So, so, dachte Roni. Ihr könnt mir viel erzählen. Wer weiß, was auf dieser Party passiert war. Oder danach.

Die Unterhaltung tröpfelte eher zäh vor sich hin. Immer wieder spürte Roni, wie Adam auf sie blickte, obwohl sie es ihrerseits tunlichst vermied, in seine Richtung zu schauen.

Das Abendessen dauerte von sieben bis etwa halb neun, und ihre Gespräche drehten sich um Politik, Börsenkurse und andere Themen, die Roni nicht sonderlich aufregend fand. Gegen elf Uhr klappten ihr immer wieder die Augen zu.

„Vielleicht sollten wir die Runde aufheben“, schlug Adam vor und zwinkerte Roni amüsiert zu. „Die Daltons sind alle Frühaufsteher. Roni ist meistens schon um sechs auf den Beinen.“

Das muss er ja jetzt nun wirklich nicht erzählen, dachte Roni, während die anderen lachten.

„Scott, zeig Roni doch das Frühstückszimmer“, forderte ihn seine Stiefmutter auf, während sie ihrer Besucherin freundlich zulächelte. „Ich sage der Haushälterin, dass sie den Kaffee für sechs Uhr zubereiten soll. Haben Sie spezielle Wünsche, was das Essen angeht?“

„Cornflakes oder ein Toast reichen vollkommen“, antwortete Roni.

Geenas Lächeln war nicht ganz so herzlich, als Roni an Scotts Seite das Zimmer verließ. Nachdem er ihr das Frühstückszimmer gezeigt hatte, begleitete er sie in den ersten Stock. Rasch verschwand sie in ihrem Zimmer, ehe er ihr einen Gutenachtkuss geben konnte.

Kaum war sie allein, stellte sie sich vor den Spiegel und streckte sich selber die Zunge heraus. Mit einem solchen Abend hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Weniger denn je wusste sie, wie sie Adam einschätzen sollte. Hatte er etwas mit dieser Geena am Laufen? Roni zog sich aus, schlüpfte in ihren Pyjama und ging ins Bad. Kurz darauf zog sie sich die Decke bis zum Kinn …

… doch an Schlaf war nicht zu denken.

Sie konnte Adam nicht aus dem Kopf bekommen. Hoffentlich ging das Wochenende schnell vorüber. Vielleicht fuhr er am Morgen nach dem Frühstück auch schon wieder zurück.

Und dann fragte sie sich, wo er wohl schlief. Und ob er allein in seinem Zimmer war.

Sie stieß einen Seufzer aus und zog sich das Kissen über den Kopf, als ob sie damit die unwillkommenen Bilder ausblenden könnte.

Irgendwann schlief sie tatsächlich ein.

Roni hatte gerade einen Muffin mit Erdbeermarmelade vertilgt, als Adam das Esszimmer betrat. Er trug eine Khakihose und ein Hemd aus einem schimmernden Stoff. Die Ärmel hatte er hochgekrempelt. „Ich habe mir gedacht, dass du schon auf den Beinen bist.“

„Ich werde immer wach, wenn die Sonne aufgeht.“

Er nickte und ging zum Büfett, um das Angebot in Augenschein zu nehmen. Rührei und Speck wurden in Silberschalen warm gehalten. Während Roni ihm dabei zusah, wie er seinen Teller füllte, musste sie an einen anderen Morgen denken, den sie gemeinsam mit Adam verbracht hatte …

Sie hatte mit ihm an einem Weidezaun gestanden und die Pferde beobachtet. Von den Bergen wehte eine kühle Brise ins Tal. Dank eines ungewöhnlich milden Winters war der Schnee auf der Weide zum größten Teil schon geschmolzen. Anfang März hatten die Frühjahrsstürme zugenommen. Für den folgenden Montag war allerdings wieder Schnee vorhergesagt worden.

„Du solltest besser zurück in die Stadt fahren, ehe der Sturm hierherzieht“, hatte sie ihm geraten. „Bei starkem Schneefall werden die Landstraßen gesperrt.“

„Willst du mich loswerden?“, fragte er belustigt.

Sie beschloss, auf seinen Ton einzugehen. „Ja“, antwortete sie. „Ich habe nämlich das Gefühl, total die Kontrolle über mich zu verlieren, wenn du in der Nähe bist.“

Mit großen Augen sah er sie an, und sie musste schmunzeln. „Aha. Das hat dich jetzt wohl schockiert?“

Er trat einen Schritt näher. „War es deine Absicht, mich zu schockieren?“

„Nein. Ich wollte etwas anderes.“

Und dann tat sie etwas sehr Dummes. Sie küsste ihn.

Sofort schlang er seine Arme um sie und hob sie hoch. Sie umklammerte seine Hüften mit den Beinen und legte die Hände in seinen Nacken. Wie ein Sturm aus heiterem Himmel war die Leidenschaft über sie gekommen, und Roni erschauerte lustvoll, als er seine Hand zunächst unter ihren Mantel, dann den Pullover und schließlich unter ihre Bluse schob, bis er ihre nackte Haut spüren konnte.

Es war ebenso schön wie erschreckend, und ihr wurde ganz heiß, als er ihre Brüste berührte. Die Begierde brach wie eine gigantische Welle über ihr zusammen. Sie hatte nicht gedacht, solcher Gefühle fähig zu sein – so intensiv, dass es beinahe schmerzhaft war. Keuchend stieß sie seinen Namen hervor und spürte seine Erregung durch die Lagen von Stoff, die ihre Körper voneinander trennten.

Doch plötzlich stellte er sie auf die Füße, löste sich von ihr und trat ein paar Schritte zurück. Auf einmal kam es ihr vor, als stünde sie unter einer eiskalten Dusche. „Adam!?“, fragte sie ganz benommen.

Aus sicherer Entfernung musterte er sie mit einem so abweisenden Blick, dass ihr das Herz in die Magengrube sank.

„Entschuldige bitte“, sagte er, „das hätte nicht passieren dürfen. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen.“

„Es war wunderschön. Warum sollte es dir leidtun?“

„Weil ich keine Affäre mit dir riskieren will.“

Sie lächelte irritiert. Jetzt war es vielleicht schon zu spät, sich darüber Gedanken zu machen.

„Denn wenn es zu Ende ist, haben wir beide immer noch Verwandte, die miteinander verheiratet sind. Das könnte peinlich werden.“

„Warum sollte es zu Ende gehen?“, fragte sie herausfordernd. „Vielleicht verlieben wir uns ja, heiraten und bleiben bis zu unserem Lebensende zusammen.“

„Auf gar keinen Fall.“ Er klang, als könnte er die Zukunft glasklar vor sich sehen. „Mein Job ist viel zu gefährlich. Ich kann es mir nicht leisten, mich nicht vollkommen darauf zu konzentrieren, indem ich mir um eine Familie Sorgen machen müsste.“

„Verstehe“, entgegnete sie so ruhig wie möglich, obwohl in ihrem Inneren ein Aufruhr tobte.

„Ich finde dich zwar sehr attraktiv“, gestand er, „mehr ist da aber nicht. Ich liebe dich nicht und ich werde dich niemals lieben.“

Jedes seiner Worte traf sie wie ein Messerstich. „Du hast dich vollkommen klar ausgedrückt.“

Sie war zu stolz, sich ihre Verletzung anmerken zu lassen. Deshalb hatte sie nur flüchtig gelächelt, auf dem Absatz kehrtgemacht und war ins Haus gelaufen.

Da sie Onkel Nick in der Küche rumoren hörte, blieb sie so lange auf ihrem Zimmer, bis sie sich einigermaßen gefasst hatte. Erst dann ging sie zu ihm, um ihm mit dem Frühstück zu helfen. Einen Tag später reiste Adam früh am Morgen ab. Da seine Schwester Honey ganz und gar nicht überrascht darüber war, vermutete Roni, dass er ihr einen plausiblen Grund für seine unerwartete Rückkehr genannt hatte.

Nur ihrem älteren Bruder Seth hatte sie von ihren Gefühlen erzählt, und der hatte ihr hoch und heilig versprochen, wie ein Grab zu schweigen. Daher brauchte sie auch nicht zu befürchten, dass der Rest der Familie etwas von dieser Episode erfahren würde …

Jetzt musste sie nur noch dieses Wochenende überstehen, und dann würde sie nach Hause fahren können, um ihre Wunden zu lecken.

Während sie Adam dabei beobachtete, wie er seinen Frühstücksteller füllte und ihr gegenüber Platz nahm, musste sie daran denken, was damals über sie beide gekommen war. Wahrscheinlich war es nur der herannahende Frühling gewesen, weshalb ich die Kontrolle über meine Gefühle verloren habe, überlegte sie.

„Was ist so komisch?“, wollte Adam wissen, während er sich reichlich Pfeffer übers Rührei streute.

Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich habe gerade darüber nachgedacht, warum die Märzhasen so verrückt sind.“

„Du meinst wie der Märzhase in Alice im Wunderland?“, fragte er.

„So ähnlich.“

„Ich habe mich schon gefragt, wann du das Thema anschneiden wirst.“

„Ich habe nicht uns gemeint“, erwiderte sie.

„Wirklich nicht?“ Er klang ironisch.

Sie hielt seinem Blick stand. Dieses Mal würde sie nicht klein beigeben, schwor sie sich.

Schließlich musste er schmunzeln, und sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Bist du privat hier – oder dienstlich?“, erkundigte sie sich.

Er schwieg so lange, dass sie gar nicht mehr mit einer Antwort rechnete. Es zuckte um seine Mundwinkel, ehe er etwas erwiderte. „Halb und halb.“

Verständnislos sah sie ihn an. „Was soll das heißen?“

„Dienstlich in der Stadt, privat hier bei den Mastersons.“

„Und ihr habt euch wirklich auf einer Party kennengelernt?“

„Genauer gesagt habe ich Scott auf einer Party kennengelernt. Und er hat mich hierher eingeladen, um mit ihm Golf zu spielen.“

„Und was machst du dienstlich in der Stadt?“

Sie ließ einfach nicht locker. Innerlich musste Adam schmunzeln.

„Ich arbeite für eine Firma, die bewegliche Wirtschaftsgüter least.“

„Muss ich das verstehen?“

Er grinste. „Für mich ist das auch Neuland. Aber wenn ich deine Hilfe brauche, dann lasse ich es dich wissen.“

„Du kannst auf mich zählen – auch wenn ich keine Ahnung habe.“

Beide lachten, als Geena die Küche betrat. Sie trug eine weiße Hose und eine weiße Seidenbluse, dazu eine türkisfarbene Kette und passende Ohrringe. Ihr hellblondes Haar hatte sie im Nacken mit einem schwarzen Band zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Sie unterdrückte ein Gähnen und warf den beiden am Tisch ein Lächeln zu. „Ihr zwei seid heute Morgen ja gut drauf“, meinte sie.

„Setz dich zu uns“, forderte Adam sie auf. Er erhob sich und zog einen Stuhl für sie hervor. „Kaffee?“

„Bitte.“

Er stellte eine Tasse dampfenden Kaffee vor sie hin und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Roni versuchte, den Anflug von Eifersucht zu ignorieren, während er Geena mit Toast und Marmelade versorgte.

„Ist das nicht nett von ihm?“, meinte sie ironisch und bereute ihre Worte sofort.

„Ich habe Adam schon immer für sehr zuvorkommend gehalten.“ Geena strahlte ihn an, als ob Roni überhaupt nicht vorhanden wäre.

Plötzlich hatte Roni das Gefühl, nicht erwünscht zu sein. Irritiert schaute sie hinaus auf den Rasen, der sich vor dem Fenster erstreckte. „Werdet ihr beide heute Morgen wieder Tennis spielen?“

„Ich dachte, wir könnten einen Spaziergang am Fluss entlang machen. Im Park gibt es fantastische Rosenbüsche.“ Sie warf Roni einen Blick zu. „Sie könnten doch auch mitkommen?“

„Nein, danke. Ich reagiere allergisch auf Rosen.“

Adam runzelte die Stirn. Meinte Roni das ernst? Er wusste doch, wie viele Rosen sie in ihrem Garten hatte.

Sie wollte auf jeden Fall auf Scott warten. Der hatte sie schließlich eingeladen.

Eine halbe Stunde später ließen Geena und Adam sie allein am Tisch zurück. Roni schaute ihnen hinterher, als sie am Tennisplatz vorbeiliefen und über den sanft gewellten Rasen schlenderten. Geena hängte sich bei Adam ein. Es war das Letzte, was Roni von den beiden sah, ehe sie zwischen den das Flussufer säumenden Bäumen verschwanden.

Kurz darauf erschien Mr. Masterson. Er nahm sich einen Kaffee und teilte Roni mit, dass seine Frau in ihrem Zimmer frühstückte und sein Sohn am Wochenende normalerweise nicht vor zehn Uhr aufstand. Sie könne also tun und lassen, worauf sie Lust habe. Und mit dem Hinweis, dass sie sich alle um eins im Countryclub zum Mittagessen treffen würden, verabschiedete er sich, um eine Partie Golf zu spielen.

Sie brauchte allerdings nicht lange auf Scott zu warten. Vielleicht war er ihretwegen früher aus dem Bett gestiegen. „Sollen wir uns den beiden anderen anschließen!?“, schlug er vor, während er sich ein Muffin nahm und ein Glas Orangensaft einschenkte.

„Gern.“

Sobald er fertig gefrühstückt hatte, brachen sie auf. Geena und Adam hatten es sich am Fluss auf einer Bank unter einem schmiedeeisernen Bogen bequem gemacht, an dem sich weiße Rosen emporrankten. Es sah so aus, als wollten sie sich gerade küssen, denn ihre Gesichter waren einander ganz nahe. Jedenfalls hatte Roni diesen Eindruck.

„Hallo“, sagte Scott, der keine Probleme damit zu haben schien, die beiden zu stören. „Lasst das besser sein. Dafür ist es doch noch viel zu früh.“

Lachend rutschten Adam und Geena voneinander fort. Roni zeigte auf einen roten Fleck auf Adams Wange nahe seinen Lippen. „Ist das deine Lieblingsfarbe, was Lippenstift angeht, Geena?“, fragte sie. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag musste sie das Gefühl von Eifersucht bekämpfen. Adam gehörte ihr nicht. Und er würde ihr niemals gehören.

Ihre Blicke trafen sich. Einen kurzen Moment lang glaubte sie, so etwas wie Bedauern in seinen grauen Augen zu lesen. Doch dieser Eindruck dauerte nur wenige Sekunden.

Selbst wenn er beruflich hier war, nahm er sich doch Zeit, um sie mit Geena zu verbringen. Also musste er ihr gegenüber aufrichtige Gefühle haben. Der Gedanke schmerzte sie. Doch sie musste damit klarkommen. Geena war klug, witzig und liebenswert. Warum sollte sich Adam nicht zu ihr hingezogen fühlen?

Er wischte sich mit der Hand durchs Gesicht und betrachtete seine Fingerspitze, die sich rot gefärbt hatte. „Ja, ich glaube schon“, sagte er und warf Geena ein zweideutiges Grinsen zu.

Geena zog ein Taschentuch hervor und wischte den Rest des Flecks von seiner Wange. „So!“, sagte sie. „Jetzt muss das unserem Gast nicht mehr peinlich sein.“

Roni verkniff sich eine Antwort. Wahrscheinlich hätte sie ohnehin nur etwas Falsches gesagt.

Fest stand: Geena markierte ihr Territorium. Daran bestand kein Zweifel.

3. KAPITEL

Nach einem ausgedehnten Morgenspaziergang durch die herrliche Landschaft beschloss Adam zu duschen. Zum Mittagessen im Countryclub zog er eine Khakihose und ein weißes Polohemd an. Als er in der Bibliothek auf Geena traf, stieß er einen anerkennenden Pfiff aus.

„Sehr hübsch!“, meinte er und ignorierte ihren gespitzten Mund, der ihm verriet, dass sie gerne einen Kuss gehabt hätte. Sie trug eine weiße Hose mit goldenen Streifen und eine goldfarbene Bluse, die am Rücken verknotet war und ihre Brüste betonte. Zwischen Hosenbund und Blusensaum blitzte ein Streifen gebräunter Haut hervor. Die Absätze ihrer goldenen Sandalen waren so hoch, dass sie Adam auf Augenhöhe begegnen konnte.

Er hatte schon immer eine Schwäche für elegante große Frauen gehabt. Das hatte sich erst geändert, als er ein zierliches, burschikoses Mädchen kennengelernt hatte, das ihm gezeigt hatte, was Leidenschaft ist …

Als Geena Stimmen auf der Treppe hörte, griff sie zu ihrer Handtasche, holte ihre Sonnenbrille heraus und schaute ungeduldig in Richtung Korridor. „Seid ihr beide endlich fertig!?“, fragte sie.

Scott kam herein und warf einen Blick auf die Uhr. „Wir sind sehr gut in der Zeit.“

Adam entging der gereizte Ton in Scotts Antwort nicht. Scott und Geena schienen nicht das allerbeste Verhältnis zu haben – wie es oft bei Geschwistern der Fall war. Aber ehe er länger darüber nachdenken konnte, betrat Roni das Zimmer. Bei ihrem Anblick blieb ihm fast das Herz stehen. Sie trug einen kurzen weißen Rock und ein farblich passendes Oberteil mit blauen Ärmeln sowie einem blauen Kragen. Wie bei Geena blitzte zwischen Blusensaum und Hosenbund ein Streifen nackter Haut hervor. Einen Augenblick dachte er daran, wie es wäre, sie dort zu küssen, ihr den Rock auszuziehen und …

Energisch vertrieb er den Gedanken und hielt Geena seinen Arm hin. „Sollen wir?“

Sie folgten Scott und Roni zu seinem Wagen. Auf dem kurzen Weg zum Countryclub schwieg er die meiste Zeit, während sich die beiden Frauen angeregt unterhielten. Er ärgerte sich über sich selber – über seinen Mangel an Selbstbeherrschung, über die Ungerechtigkeit des Lebens, weil er sich Dinge wünschte, die er nicht haben konnte. Und er nahm sich vor, sofort nach Los Angeles zurückzukehren, sobald er seine Arbeit hier erledigt hatte. Warum zum Teufel hatte er sich nicht für New Mexico entschieden!? Dort versuchten seine Kollegen gerade, einen Ring von Rauschgiftschmugglern unschädlich zu machen.

„Du bist so still“, murmelte Geena und lehnte sich näher an ihn. „Hast du trübe dunkle Gedanken?“

„Sehr trübe, sehr dunkel“, antwortete er grinsend.

„Das hört sich doch gut an!“, schnurrte sie und legte eine Hand auf sein Knie. Anstatt sie beiseite zu schieben, legte er seine Hand darauf und hielt ihre Hand fest, bis sie vor dem Countryclub vorfuhren. Im Seitenspiegel bemerkte er, dass Roni ihn beobachtete. Als sich ihre Blicke trafen, schaute sie schnell in eine andere Richtung.

Er hatte das Gefühl, sie betrogen zu haben. Rasch stieg er aus und ging um den Wagen herum, um Geena die Tür zu öffnen.

Himmel! So ein Wochenende kann schon ganz schön lang sein!

Roni war erleichtert, als sie ihre Freundin Patricia während des Essens auf dem Golfplatz entdeckte. Patricia war gerade am letzten Loch angelangt und streifte ihre Handschuhe ab, nachdem sie die Partie beendet hatte. Dann erblickte sie Roni, winkte ihr erst einmal zu und ging dann zu ihr rüber.

Die drei Männer erhoben sich.

„Bitte, meine Herren, bleiben Sie doch sitzen!“, bat Patricia. „Ich wollte nur Roni kurz Hallo sagen. Wir haben uns auf dem College das Zimmer geteilt. Sie hat mir bei diesen schrecklichen Computerseminaren geholfen.“

„Und Patricia hat mich bei den Englischarbeiten unterstützt. Wahrscheinlich hätte ich die Prüfung sonst nie geschafft“, gab Roni das Kompliment zurück.

Adam bot Patricia seinen Stuhl an und holte einen weiteren vom Nachbartisch. Da es ein sonniger Tag war, hatten sie beschlossen, auf der Terrasse zu sitzen. Roni stellte ihre Freundin den Mastersons und Adam vor.

„Upjohn!?“, wiederholte Charles ihren Familiennamen. „Hier in der Gegend wohnt ein Thomas Upjohn.“

Patricia zog die Nase kraus. „Mein Vater. Ich arbeite in der Kreditabteilung in der Bank. Da er keinen Sohn hat, wollte er, dass ich ins Familiengeschäft einsteige.“

„Und sie ist wirklich gut!“, bestätigte Roni. „Sie hat mir das Darlehen für mein Haus verschafft und mir bei dem ganzen Papierkram geholfen. Sogar Seth war begeistert von dem Vertrag.“

Als sie die fragenden Blicke sah, erklärte sie, dass Seth ihr Bruder sei, der sich als Anwalt um alle rechtlichen Familienangelegenheiten kümmerte.

„Ich kenne ihn“, erwiderte der alte Masterson. „Im Namen eines Klienten hat er meine Firma verklagt und gewonnen – der Kontakt war rein geschäftlich“, fügte er lächelnd hinzu. „Ich nehme es ihm nicht übel, keine Sorge.“

Patricia bestellte einen Eistee beim Kellner und war im Handumdrehen in die Unterhaltung einbezogen. In Anwesenheit ihrer Freundin fühlte Roni sich gleich viel wohler.

Obwohl die Stimmung nicht gerade super ist, dachte sie. Zwischen Scott und Geena herrschte eine gewisse Anspannung. Offenbar waren sich die Geschwister nicht besonders grün. Wahrscheinlich hatte Geena die große Schwester heraushängen lassen, als sie noch Kinder gewesen waren, und hatte Scott herumkommandiert – genau, wie es ihre eigenen Brüder und Cousins versucht hatten.

Roni hatte es immer gehasst, wenn jemand über sie zu bestimmen versuchte. Der Einzige, der das gedurft hatte, war Onkel Nick. Er war der unbestrittene Herr auf der Dalton-Ranch.

Ihr wurde ganz warm ums Herz, als sie an den Mann dachte, der die Waisen bei sich aufgenommen und ihnen ein Zuhause gegeben hatte. Und er hatte sich stets liebevoll um sie gekümmert – selbst zu jener Zeit, als er um seine viel zu früh verstorbene Frau getrauert hatte. Nach diesem schrecklichen Erlebnis war ihm seine Tochter Tink, wie Theresa von allen genannt wurde, umso mehr ans Herz gewachsen. Sie und Roni waren nur ein paar Monate auseinander und sehr schnell beste Freundinnen geworden. Doch dann war Tink eines Tages verschwunden, und sie hatte genauso darunter gelitten wie Onkel Nick …

Sie bemerkte, dass die anderen sie anschauten. „Entschuldigt bitte … Wie war die Frage?“

„Soll ich mich erkundigen, ob wir heute Nachmittag eine Runde Golf spielen können?“, wollte Geena wissen. „Vielleicht hat ja jemand abgesagt.“

„Ich spiele kein Golf, aber das soll euch natürlich nicht abhalten“, sagte Roni.

„Wir könnten es dir doch beibringen.“ Seit dem Mittagessen duzten sich die beiden Frauen. „Es ist ziemlich leicht zu erlernen.“

Roni seufzte innerlich. Es sah so aus, als müsste sie sich ihnen anschließen.

„Roni hat schon ein paar Runden mit mir gespielt“, meldete sich Patricia zu Wort. „Für eine Anfängerin war sie gar nicht so schlecht.“

Geena stand auf. „Na, dann wäre die Sache doch geklärt. Ich schau mal nach, ob wir eine Platzrunde bekommen können.“

Roni hatte das Gefühl, dass ihr die Partie bestimmt keinen Spaß machen würde. „Wann hast du denn eigentlich Golfspielen gelernt?“, fragte sie Adam.

„In der Highschool habe ich als Caddy gearbeitet“, antwortete er. „Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich als vierter Mann mitspielen wollte.“

„Aha.“

Jetzt standen auch Charles und Danielle auf und ließen die anderen allein. Patricia verabschiedete sich ebenfalls, da sie am Abend bei einem offiziellen Dinner ihres Vaters anwesend sein musste.

Roni und Patricia hatten sich auf Anhieb verstanden, als sie im College ein gemeinsames Zimmer bezogen hatten. Es lag wohl auch daran, dass beide ohne Mutter aufgewachsen waren und daher die Verlustängste kannten, die mit einem solch einschneidenden Erlebnis einhergingen. Patricia stammte aus einer wohlhabenden Bankiersfamilie, aber ihren Reichtum merkte man ihr überhaupt nicht an. Sie war herzlich, zugewandt und vollkommen unkompliziert.

Scott entdeckte einen Freund auf dem Platz und entschuldigte sich. Jetzt saß Roni mit Adam allein am Tisch. Sie nahm einen Schluck von ihrem Eistee und schaute einer Gruppe von Golfern zu, die am achtzehnten Loch angekommen waren.

„Hast du Angst?“, fragte Adam.

„Wovor?“

Er zuckte mit den Schultern. „Dass du beim Golfen keine gute Figur machst. Ihr Daltons hasst es doch zu verlieren.“

„Na ja, ich mag es nicht, mich von Geena einweisen zu lassen“, gab sie zu. „Aber ich werde es schon überleben.“

Er grinste, und unvermittelt spürte sie ein Kribbeln in der Magengrube. „Geena ist bestimmt ein Ass. Und von guten Leuten kann man immer etwas lernen“, fügte sie hinzu.

Jetzt lachte er glucksend. „Wahrscheinlich. Entspann dich einfach und genieße es. Und mach dir keine Sorgen über dein Handicap.“

„Leicht gesagt.“ Sie seufzte hörbar. „Und wenn ich mich als totale Niete erweisen sollte, kann ich immer noch die Landschaft genießen, während ich die Bälle ins Gebüsch schmettere.“

„So ist es.“

Wieder lachte er, und ihr wurde etwas leichter ums Herz. Sie beschloss, das Ganze nicht so ernst zu nehmen und es eher sportlich zu sehen. Was bei einer Partie Golf ja durchaus nahelag …

Geena kam zurück und verkündete, dass sie für vier Uhr eine Platzbuchung ergattert hatte. Siedend heiß fiel Roni ein, dass sie gar keine Golfschuhe besaß. Um Geenas mitleidige – oder herablassende – Blicke zu vermeiden, beschloss sie, ein Paar im Club zu kaufen. Der Preis war der reinste Wahnsinn, und sie zögerte kurz, ehe sie ihre Kreditkarte über den Ladentisch schob. Doch was blieb ihr anderes übrig?

„Von denen hast du dein Leben lang etwas“, meinte Adam, als sie ihm von ihrem Kauf erzählte.

„Wenn nicht noch länger!“, entgegnete sie trocken. Sie verschwieg ihm, was sie dafür gezahlt hatte.

Als Geena die Einkaufstüte in Ronis Hand bemerkte, sagte sie beiläufig: „Du hättest auch in einfachen Turnschuhen spielen können.“ Ihr Ton ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sie solche Mitspieler auf keinen Fall für ebenbürtig hielt.

Roni strahlte sie an. „Es wird höchste Zeit, dass ich es richtig lerne. Patricia ist ganz verrückt danach und hängt mir dauernd in den Ohren, endlich mit ihr zu spielen. Vielleicht werde ich irgendwann so gut sein, dass ich sie schlagen kann.“

„Was ist denn ihr Handicap?“, wollte Geena wissen.

Roni hatte nicht den leisesten Schimmer. „Fünf“, antwortete sie.

Überrascht und zweifelnd sah Geena sie an.

„Vielleicht auch sechs“, setzte Roni noch eins drauf, wobei sie versuchte, so auszusehen, als wüsste sie, wovon sie sprach.

„Oh, dann müssen wir sie unbedingt mal zu einer Partie einladen!“, sagte Geena, und ihre Augen blitzten herausfordernd.

Oje, dachte Roni. Hoffentlich hatte sie ihrer Freundin damit keinen Bärendienst erwiesen. Patricia war zwar eine sehr gute Spielerin, aber Roni wusste natürlich nicht, ob sie gut genug war, um Geena zu schlagen. Und Roni wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Patricia die selbstbewusste Blondine besiegen könnte.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie Adams gerunzelte Stirn, und sie fragte sich, ob er wohl ihre Gedanken lesen konnte. Und ob er spürte, dass sie wieder ein bisschen eifersüchtig war. Dieses Gefühl behagte ihr ganz und gar nicht.

Roni bezog ihre Position hinter dem geliehenen Golfschläger, maß die Entfernung zwischen dem Ball und dem beflaggten Pfosten, der das Loch markierte, und holte zum Schlag aus. Zu ihrer Überraschung flog der Ball genau auf der Bahn, die sie angepeilt hatte, und rollte weit entfernt auf dem Rasen aus. Tatsächlich auf dem Rasen. Dabei war das erst ihr zweiter Schlag.

Geena – so gelassen, professionell und wunderschön – beförderte ihren Ball ebenfalls auf den Rasen, und nachdem Scott und Adam gespielt hatten, kletterten die vier in den Golfwagen und machten sich auf den Weg zum achtzehnten Loch.

Geena hatte sich ziemlich verausgabt und lag trotzdem zwei Punkte hinter Adam zurück, mit dem sie sich einen unerbittlichen Kampf geliefert hatte. Scott war mit zehn Punkten im Rückstand und schien darüber ziemlich sauer zu sein. Roni hatte den Eindruck, dass es ihn am meisten wurmte, schlechter als seine Schwester zu sein.

Ihre eigene Punktzahl war so mager, dass sie keine Notwendigkeit sah, sich besonders anzustrengen. Sie hatte zwei Bälle ins Gebüsch geschleudert und zwei ins Wasser. Drei Mal war es ihr nicht gelungen, den blöden Ball auf kürzeste Entfernung ins Loch zu putten, weil andere Leute bereits warteten und sie nervös machten.

Adams Handicap lag bei neunzehn. Ein Handicap unter zehn galt schon fast als Leistung eines Golfprofis. Also hatte Geena von Anfang an gewusst, dass Roni Unsinn erzählt hatte, als sie behauptete, Patricias Handicap läge bei fünf oder sechs.

So mache ich mich ja noch zum Deppen! Bei einer Schulvorstellung hatte sie die ersten Zeilen ihres Textes vergessen – seitdem hatte sie sich nicht mehr so blamiert.

„Das ist ein schwieriger Platz“, meinte Geena.

„Das kannst du laut sagen“, brummte Roni. Da ihr Ball am weitesten vom Loch entfernt lag, ging sie an den Rand des Spielfelds, das an dieser Stelle ziemlich hügelig war. Ohne auf das Loch zu achten, schlug sie den Ball mit dem Putter, den Adam ihr gegeben hatte. Noch drei Schläge, und sie hatte es geschafft, selbst wenn sie jedes Mal danebentraf. Damit tröstete sie ihr verwundetes Ego.

Der Ball rollte den Hügel hinunter – und es sah ganz so aus, als würde er das Loch verpassen. Sie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, denn sie wollte sich ihren Unmut keinesfalls anmerken lassen. Doch in diesem Moment rollte die weiße Kugel zur Seite und näherte sich dem Ziel in konzentrischen Kreisen. Und dann war sie verschwunden.

„Ein Birdie!“, rief Geena erstaunt aus. „Ich glaub’s nicht!“

Roni konnte es auch nicht glauben. Sie ging hinüber zum Loch und schaute hinein. Der Ball war drin.

„Gut gemacht“, lobte Adam sie lächelnd, als sie den Ball aus der Vertiefung klaubte.

Sie warf ihm ein triumphierendes Grinsen zu. Ihre Welt war wieder in Ordnung, und selten hatte ihr ein Abendessen so gut geschmeckt.

Während der Mahlzeit lauschte sie mit einem Ohr auf das Gespräch zwischen Adam und den Mastersons. Sie glaubten, dass Adam in der Kommunikationsbranche tätig war – wie er es beim Frühstück erzählt hatte. Sie erfuhr außerdem, dass Greg Williams die Finanzabteilung des Unternehmens leitete.

Unvermittelt kam ihr der Gedanke, dass sie Adams Tarnung womöglich unfreiwillig aufgedeckt hatte. Sie musste unbedingt mit ihm reden. Am besten sofort.

Ungeduldig lief Roni in ihrem Zimmer auf und ab. Endlich, um halb zwölf, hörte sie Geenas Stimme und dann die von Adam, als sie die Treppe hinaufkamen. Sie öffnete die Tür einen Spalt, um zu sehen, in welchen Räumen sie verschwanden. Wie sie vermutet hatte, lagen ihre Zimmer nebeneinander auf der anderen Seite des Korridors.

Um Mitternacht wird jeder in seinem Bett sein und schlafen, überlegte sie. Bis auf Adam. Licht fiel unter seiner Tür hindurch. Auf Zehenspitzen schlich sie über den Flur und drückte behutsam die Klinke nieder.

Mit einem Buch auf dem Schoß saß Adam in einem Sessel. Er trug einen Trainingsanzug und hatte die Füße auf das Sofa gelegt. Nicht gerade begeistert schaute er auf, als Roni ins Zimmer schlüpfte.

Sie schloss die Tür hinter sich. „Ich muss mit dir reden“, flüsterte sie.

Er nickte, ohne aufzustehen. Stattdessen ließ er seinen Blick über ihren dunkelblauen Pyjama schweifen, der mit einem goldfarbenen Saum bestickt war.

Sie setzte sich auf den Rand des Sofas und beugte sich zu ihm. „Erinnerst du dich daran, dass ich vor einer Woche mit Patricia in dem Restaurant war, in dem ich dich mit …“

„Greg Williams“, ergänzte Adam.

„Ja. Du hast ihm erzählt, dass du zusammen mit meinem Cousin an einigen Projekten gearbeitet hast und dass wir uns bei seiner Hochzeit getroffen haben. Weißt du noch?“

Wieder nickte er.

„Und gestern Abend hast du Zack und Honey erwähnt. Ich habe Geena erzählt, dass mein Cousin Sheriff ist …“

„Ach ja – als ihr euch über eure Familien unterhalten habt.“

„Richtig. Ich weiß nicht, was davon bei Geena hängen geblieben ist …“

„Spielt das eine Rolle? Scott jedenfalls weiß, dass ich für das FBI arbeite. Ich weiß nicht, ob er es Geena erzählt hat.“

„Ihr hast du es nicht erzählt?“

„Ich bezweifle, dass sie sich dafür interessiert.“

„Stimmt. Sie interessiert sich gewiss für etwas anderes.“

Adam schmunzelte amüsiert. „Bist du etwa eifersüchtig!?“, fragte er nach einer Weile.

Statt einer Antwort errötete Roni, was Adam nur noch mehr schmunzeln ließ. „Was, Kleines, hat sie, das du nicht hast?“, wollte er schließlich von ihr wissen.

Nahm er sie etwa auf den Arm? Doch als sie ihm in die Augen schaute, bemerkte sie seine Sympathie. Empfand er Zuneigung für sie – oder für Geena?

„Ein großes Talent fürs Golfspielen“, antwortete sie schließlich.

Plötzlich musste er lachen. „Ich wusste, dass ich Probleme bekommen würde, als du im Restaurant gegen meinen Tisch gestoßen bist. Damals glaubte – hoffte – ich noch, dir aus dem Weg gehen zu können.“ Wieder lachte er. „Oder dass ich deine Einmischung irgendwie verhindern könnte …“

„Machst du dich etwa über mich lustig!?“, fragte sie fast gekränkt. Er schien sie tatsächlich nicht ernst zu nehmen.

„Ganz und gar nicht“, antwortete er. „Aber mach dir keine Sorgen. Mit Greg, der CTC oder Mr. Masterson hat mein Auftrag überhaupt nichts zu tun. Es ist natürlich möglich, dass sie Geschäfte mit der Bank machen, die wir wegen der möglichen Geldwäsche im Visier haben. Doch selbst das spielt keine Rolle für meine Ermittlungsarbeiten. Und wer weiß, vielleicht gehen alle meine Recherchen aus wie das Hornberger Schießen – am Ende ihrer Schießübungen haben die Bürger von Hornberg kein bisschen Munition mehr übrig, wenn sie ihrem Fürsten endlich salutieren wollen, also viel Lärm um nichts.“

„Schade.“ Sie schmollte. „Ich hätte den beiden gerne einen Trojaner in den Computer geschmuggelt, wenn du auf ihre E-Mails scharf gewesen wärst.“

„Ein solches Maß von krimineller Energie hätte ich dir nun wirklich nicht zugetraut“, meinte er schmunzelnd. „Aber wenn ich mal an illegalen Geschäften interessiert bin, sage ich dir auf jeden Fall Bescheid.“

Ehe sie etwas erwidern konnte, hörten sie Geenas Stimme. „Adam, bist du noch wach?“, rief sie leise.

Ronis Blick fiel auf die Verbindungstür zwischen ihren Zimmern. Wieder entflammte die Eifersucht ihn ihr. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht von deinem Date abhalten“, flüsterte sie und versteckte sich hinter einem Vorhang neben dem Schrank. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt wurde die Tür geöffnet.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, gurrte Geena und nahm auf dem Sofa an der Stelle Platz, wo vor wenigen Sekunden noch Roni gesessen hatte.

„Ich lese noch.“

„Vielleicht hättest du Lust auf was anderes?“ Geena musterte ihn mit einem ebenso lasziven wie herausfordernden Blick.

Er lachte amüsiert. „Ich glaube, es ist spät, und wir sollten jetzt schlafen.“

Geena lachte ebenfalls. „Ich denke gerade an etwas anderes als Schlaf.“

Der Klang ihrer Stimme war so verführerisch, dass nur ein kompletter Trottel nicht mitbekommen hätte, worauf sie hinauswollte. Roni biss die Zähne zusammen und wartete auf Adams Reaktion. Selbst der wagemutige FBI-Agent würde nicht mit einer Frau Sex haben, während eine andere sich hinter dem Vorhang versteckte.

Doch ihre Zuversicht schwand, als sie sah, dass die beiden Schatten miteinander verschmolzen. Geena seufzte zufrieden und setzte sich auf Adams Schoß. Roni machte eine Faust und versuchte, ihr galoppierendes Herz zu beruhigen.

„Was ist los?“, fragte Geena. „Du scheinst angespannt zu sein.“

„Ich frage mich gerade, was ich sagen soll, wenn dein Vater auf einmal ins Zimmer kommt“, erwiderte Adam.

Ihr heiseres Lachen war die reinste Aufforderung. „Schatz, ich bin kein Schulmädchen. Ich war sogar kurzzeitig verheiratet, nachdem ich das College beendet hatte.“

„Was ist denn passiert?“

„Ich habe herausgefunden, dass ich nicht noch einen dominanten Mann brauchte, der mir sagte, was ich zu tun habe. Mein Vater hat mir gereicht.“

„Wir Männer haben uns einfach noch nicht an die modernen Frauen gewöhnt“, meinte Adam. „Wir leben alle noch wie die Neandertaler.“

Geenas Stimme wurde zu einem Schnurren. „Es gibt allerdings Momente, da wünschen sich Frauen einen starken dominanten Mann.“

Die Schatten ihrer Köpfe verschmolzen zu einem. Roni lugte hinter dem Vorhang heraus. Adam warf ihr einen wütenden Blick zu, während Geena sich an seinen Hals schmiegte.

Roni erwiderte seinen stechenden Blick, ehe sie wieder hinter dem Vorhang verschwand. Sie hatte ihn nur daran erinnern wollen, dass sie noch im Zimmer war.

„Mhmmm“, schnurrte Geena.

Roni schob den Vorhang ein wenig beiseite, sodass sie die beiden durch einen Spalt beobachten konnte. Geenas Hand fuhr auf Adams Brustkorb auf und ab. Er griff danach und hielt sie gegen seinen Oberkörper gedrückt.

„Bist du wirklich müde?“, murmelte Geena und lehnte sich an seinen Arm. „Adam?“ Sie schaute ihm ins Gesicht. „Was ist los? Du siehst aus, als ob …“

„Ich habe Kopfschmerzen“, erwiderte er.

„Kopfschmerzen“, wiederholte Geena, als hätte sie noch nie davon gehört. „Vielleicht kann ich die wegküssen.“

Roni musste grinsen. Bestimmt hatte die blonde Frau noch nicht viele Männer erlebt, die sich ihren Annäherungsversuchen mit einer solchen Ausrede zu entziehen versuchten. Ob Adam ihren Verführungskünsten auch dann widerstanden hätte, wenn er mit Geena allein im Zimmer gewesen wäre? Ihr Grinsen erstarb.

„Wir sollten wirklich schlafen gehen“, hörte sie Adam sagen.

„Gute Idee“, murmelte sie.

Natürlich hatte er es anders gemeint. Er stand auf, sodass sie von seinen Beinen rutschte und mit den Füßen auf dem Teppich landete. „Wir sehen uns morgen früh.“Er legte die Hände auf ihre Schultern und dirigierte sie aus seinem Zimmer. Dann drehte er den Schlüssel zur Verbindungstür um. Als er sich umwandte, legte er die Hand an die Stirn, als hätte er wirklich Kopfschmerzen.

„Das war knapp“, murmelte er.

„Hast du wirklich Kopfschmerzen?“, wollte sie wissen. „Ich habe Tabletten dabei …“

Er hatte den Kopf an die Rückenlehne seines Sessels gelehnt. Jetzt beugte er sich nach vorn und packte sie bei den Schultern. „Tabletten helfen mir nicht“, murmelte er gequält.

„Was hilft dir denn?“, wollte sie wissen, und ehe sie sich’s versah, verschloss er mit seinen Lippen ihren Mund. Sein Kuss begann stürmisch, fordernd und wurde dann zärtlicher und liebevoller.

Sie zerfloss sofort.

Er legte die Arme um sie und zog sie auf seinen Schoß. Während sie sich an ihn schmiegte, schob er die Hand unter ihre Pyjamajacke und streichelte ihren nackten Rücken. Mit der anderen Hand tastete er nach ihren Brüsten, ohne sich von ihren Lippen zu trennen. Als er die harte Brustspitze zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und zärtlich rieb, erschauerte sie vor Lust. Schließlich knöpfte er ihre Pyjamajacke auf und setzte mit Lippen und Zähnen fort, was er mit seinen Fingern begonnen hatte.

Eine heiße Woge schoss durch ihren Körper, und sie hatte das Gefühl zu explodieren.

„Ich verbrenne“, wisperte sie.

„Gut“, flüsterte er zurück.

Sie legte die Stirn gegen seine. „Ich will mehr.“

Er schloss die Augen, als habe er Schmerzen. „Sag das nicht. Führe mich nicht in Versuchung.“

„Das will ich aber. Ich möchte dich verrückt machen …“

„Du bist gerade dabei“, flüsterte er.

„Wochenlang habe ich nicht schlafen können, nachdem wir uns auf der Ranch geküsst hatten. Ich wollte dich bei mir haben. Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt.“

Er nahm ihre Hände und umklammerte sie mit der linken, während er mit der rechten versuchte, ihre Pyjamajacke zuzuknöpfen. „Lass uns gar nicht erst damit anfangen“, sagte er mit rauer Stimme. „Das kann nur böse enden.“

Sie wollte etwas sagen, aber als sie seinen gequälten Gesichtsausdruck sah, nickte sie nur. Er schob sie von seinem Schoß, wie er es wenige Minuten zuvor mit Geena gemacht hatte, und führte Roni zur Tür. Sanft, aber mit Nachdruck schob er sie in den Korridor und schloss die Tür hinter ihr. Sie hörte, wie er den Schlüssel umdrehte.

In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und ließ die Ereignisse des Tages und vor allem des Abends noch einmal Revue passieren.

Als sie an Adams Kuss dachte und an seine Hände, die ihren Rücken streichelten, erschauerte sie erneut. Sie hatte ihn begehrt, und er sie auch, aber er wollte es sich nicht eingestehen.

Sie beschloss, am nächsten Morgen zu fahren. Das Wochenende mit Scotts Familie war zwar unterhaltsam gewesen, aber nun reichte es ihr. Abgesehen davon hätte sie nicht gewusst, wie sie Adam am nächsten Tag unter die Augen treten sollte – nachdem, was gerade in seinem Zimmer geschehen war.

Sie hatte es zwar genossen, aber ihr war auch nachhaltig klar, dass Adam sie nicht wollte. Jedenfalls nicht auf eine Weise, die ihr wirklich etwas bedeutete.

4. KAPITEL

Noch vor sechs Uhr am nächsten Morgen wachte Roni auf. Gähnend kletterte sie aus dem Bett. Obwohl sie eigentlich eine Frühaufsteherin war, fühlte sie sich seltsam unausgeschlafen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Das änderte sich auch nicht, nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte – Shorts, T-Shirt und Turnschuhe.

Als sie ihr Zimmer verließ und über den Korridor lief, fiel ihr Blick auf Adams Tür. Schnell schaute sie in eine andere Richtung. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, persönlich gescheitert zu sein.

Auf dem Sideboard im Frühstückszimmer lag die Sonntagszeitung. Sie lud sich Rührei und Toast auf den Teller, stellte eine Tasse Kaffee daneben und schaute den Wetterbericht auf dem kleinen Bildschirm des Fernsehers, den jemand eingeschaltet hatte. Der Ton war abgestellt.

Weil es so still im Haus war, fühlte sie sich mutterseelenallein.

Dreißig Minuten später trat sie hinaus ins Freie und schlug den Weg zum Fluss ein. Eine Runde Joggen würde ihr den Kopf durchpusten und sie wieder ins innere Gleichgewicht bringen.

Der Morgen war sehr kühl, aber schon nach einer Meile war sie schweißgebadet. Während sie ihre Runde drehte, hoffte sie, dass Scott bereits aufgewacht war und sie nach Hause bringen könnte. Als sie nur noch eine Viertelmeile vom Haus entfernt war, hörte sie Schritte hinter sich, und kurz darauf wurde sie von Adam überholt. Während er neben ihr herlief, nahm er das Handtuch, das er um seine Schultern gelegt hatte, und wischte sich übers Gesicht.

„Es soll heute ziemlich warm werden“, meinte er.

„Zweiundzwanzig Grad haben sie im Wetterbericht gesagt.“

„Habe ich auch gehört.“

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her.

„Hör mal“, begann er schließlich, „wegen gestern Abend … Es tut mir leid.“

Sie versuchte es mit Humor zu nehmen. „Dass du mit Geena rumgeknutscht hast, während ich hinter dem Vorhang stand?“

Er ging nicht darauf ein. „Nein. Was zwischen uns passiert ist.“

„Na ja, das war ja nicht so viel“, meinte sie. „Du hörst ja immer auf, wenn es interessant wird.“

Er schaute sie verdattert an. Dann räusperte er sich. „Hör zu, Kleines …“

„Nenn mich nicht so!“, unterbrach sie ihn. „Ich bin sechsundzwanzig. Also eigentlich ziemlich erwachsen. Sag, was du mir sagen willst, und dann werden wir die Sache abhaken, einverstanden?“

„Gut. Also, obwohl wir uns … Ich meine, trotz allem, was wir füreinander empfinden, kann daraus nichts Ernstes werden.“

Sie musste schlucken, als er so freimütig redete. Allerdings hatte er soeben zugegeben, dass er sie auch attraktiv fand. „Warum nicht?“ Sie war wirklich neugierig auf seine Begründung.

Wieder wischte er sich den Schweiß von der Stirn und aus dem Nacken. Seine Miene wurde ernst, fast abweisend.

„Erstens gehören Polizisten zu den am häufigsten geschiedenen Männern“, erwiderte er. „Und zweitens – sie werden erschossen.“

„Na ja, nicht grundsätzlich“, gab sie zu bedenken.

„Aber …“

„Dein Vater war kein Polizist, und er ist ebenfalls umgebracht worden“, unterbrach sie ihn. „Das Leben ist eben unberechenbar.“

Sofort wünschte sie sich, seinen Vater nicht erwähnt zu haben, denn sein Gesicht verzog sich schmerzhaft.

„Er war der netteste Mensch, den ich gekannt habe“, erwiderte Adam leise mit rauer Stimme. „Ein paar Verbrecher haben ihn grundlos erschossen. Meine Mutter ist nie darüber hinweggekommen.“

„Das ist der Grund, warum du auch zur Polizei gegangen bist.“ Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

„Ich habe gesehen, was mit Familien passiert, wenn sie auseinandergerissen werden – entweder durch Tod oder Scheidung“, fuhr er fort. „Du weißt selbst, wie schlimm es besonders für Kinder ist, wenn sich ihr Leben von einem auf den anderen Tag ändert.“

„Das stimmt“, gab sie zu. „Es ist hart. Aber wir haben es überlebt. Genau wie du und Honey.“

„Schon, aber nicht jeder hat das Glück, einen Onkel Nick zu haben“, sagte er. „Außerdem habe ich festgestellt, dass Frauen nicht gut warten können. Sie wollen einen Mann, der um fünf Uhr abends von der Arbeit nach Hause kommt.“

„Genau das tust du doch gerade.“

„Ja, aber es geht um einen Einsatz. Da kann man verletzt werden.“

„Man kann auch von einem Bus überfahren werden“, erinnerte sie ihn. „Oder von einer Lawine verschüttet.“ Sie beschloss, die Gunst des Augenblicks zu nutzen. „Du hast gerade zugegeben, dass da eine gewisse Anziehungskraft zwischen uns ist. Warum wollen wir nicht einfach mal schauen, wohin sie uns führt?“, fragte sie kühn. Sie rechnete natürlich damit, dass er sofort abblocken würde. Aber sie konnte ja ein Samenkorn setzen – sozusagen.

„Denkst du an Ehe und Kinder?“

Ihr Herz schlug schneller. „So weit in die Zukunft plane ich dann doch nicht“, antwortete sie. Es war eine Lüge. Natürlich hatte sie schon an die Zukunft gedacht – an eine gemeinsame Zukunft und sehr weit voraus. „Ich hatte noch nie eine Affäre. Ich glaube, es wird allmählich Zeit.“

Entgeistert sah er sie an. „Willst du mir damit etwa sagen, dass du … dass du …“ Er geriet ins Stottern.

„Ja. Ich bin noch Jungfrau.“ Sie hielt seinem ungläubigen Blick stand. „Wahrscheinlich wirken meine fünf älteren männlichen Verwandten abschreckend auf jedes männliche Wesen, das sich mir zu nähern versucht. Ihretwegen hatte ich sogar auf dem College kaum eine Verabredung.“

„Und wie ist es jetzt? Inzwischen bist du ja erwachsen, wie du eben selbst gesagt hast, und deine Brüder und Cousins wohnen auch nicht gerade um die Ecke, sodass sie dich nicht permanent überwachen können.“

„Stimmt. Vielleicht sollte ich mal meinen Chef anbaggern!“, meinte sie schnippisch.

Adam ergriff ihre Hand. „Mach bloß keine Dummheiten. Du bist kein Typ für eine Nacht.“

„Vielleicht werden es ja auch zwei oder drei.“ So schnell wollte sie nicht klein beigeben. „Was für ein Typ bin ich denn dann?“

„Gehen wir weiter!“, forderte er sie auf.

Erst jetzt stellte sie fest, dass sie während ihrer Unterhaltung stehen geblieben waren. Der Wind fuhr durch die Baumkronen, das Wasser des Flusses rauschte, und auf einmal hatte sie das Gefühl, sie beide seien die einzigen Menschen auf der Welt.

Adam, der erste Mann auf der Erde, dachte sie. Aber sie war nicht die erste Frau. Nicht die Eva, die er in seinem Paradies haben wollte.

„Ist Geena für dich denn eine gute Freundin?“, wollte sie wissen.

„Vielleicht.“ Sein Lächeln wirkte ein wenig schuldbewusst. „Sie ist hübsch, klug und kompetent. Allerdings auch ziemlich dominant. Und ich bin keiner, der sich gerne unterordnet.“

„Bist du denn eigentlich ein guter Liebhaber?“

Verdutzt sah er sie an. Mit einer so direkten Frage hatte er offensichtlich nicht gerechnet. „Nun ja“, antwortete er schließlich, „bis jetzt hat sich noch keine beschwert. Ich gebe aber auch immer mein Bestes“, fügte er hinzu.

„Davon bin ich überzeugt“, schmunzelte sie, erstaunt über ihre eigene Kühnheit.

„Hallo!“, rief Adam plötzlich.

Roni folgte seinem Blick. Geena war auf den Tennisplatz gekommen und winkte ihnen mit dem Schläger zu. „Hat jemand Lust auf ein Match?“, rief sie.

„Bin gleich bei dir!“, rief Adam zurück und sprintete ins Haus, um sich umzuziehen.

„Warst du joggen, Roni?“, fragte Geena.

Roni nickte. „Ja. Ich bemühe mich, mein Programm möglichst jeden Tag zu absolvieren.“

Geena rümpfte die Nase. „Ich mag so was überhaupt nicht – joggen, um fit zu bleiben. Aber spielen macht Spaß – Golf und Tennis. Ich spiele gern gegen einen Mann.“ Erwartungsvoll schaute sie zum Haus hinüber.

Roni fragte sich, ob ihre Gastgeberin an den vergangenen Abend dachte, und plötzlich tat sie ihr sogar leid. Geena hatte keine Ahnung, dass sie bei diesem Mann, der jetzt mit dem Tennisschläger in der Hand wieder auf sie zukam, so gut wie chancenlos war – wie offenbar alle Frauen. Mit diesem entmutigenden Gedanken winkte Roni den beiden zum Abschied zu und ging ins Haus, um zu duschen, zu packen und abzureisen.

Als Scott endlich zum Frühstück erschien, hatte sie bereits zwei Stunden lang gewartet. „Bist du bereit, zurück in die Stadt zu fahren?“, fragte sie ihn und bemühte sich, nicht ungeduldig oder ungehalten zu klingen – ein Mann, der immer so spät aufstand, war absolut nicht der Passende für sie.

„Noch nicht.“ Er legte zwei Muffins auf seinen Teller und goss sich einen Kaffee ein. „Ich glaube, man rechnet mit uns zum Cocktail und zum Abendessen. Geena hat ein paar Leute eingeladen.“

„So lange wollte ich gar nicht mehr bleiben.“

In dem Moment kamen Geena und Adam herein. Er hatte ihre letzte Bemerkung mitbekommen.

„Musst du zurück?“, fragte er.

Roni nickte.

„Ich fahre auch gleich nach dem Duschen zurück. Soll ich dich mitnehmen?“

„Ja, gern.“

Scott sah mürrisch drein. Die Miene seiner Schwester blieb freundlich, aber Geena warf Roni einen Blick zu, der Bände sprach.

„Ich wünschte, du würdest noch bleiben“, murmelte sie Adam zu.

„Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören“, meinte er schmunzelnd und leerte seine Kaffeetasse. „In zwanzig Minuten“, sagte er zu Roni und ging hinaus.

Sie bemühte sich, die angespannte Stimmung zu ignorieren. „Es war wirklich sehr schön“, versicherte sie Scott, um das drückende Schweigen zu beenden.

„Vielleicht können wir es bald mal wiederholen.“ Hoffnungsvoll sah er sie an.

Sie wollte nicht unhöflich sein. „Gern, aber … Morgen beginne ich mit einem neuen Projekt, das sehr arbeitsintensiv ist. Ich werde wahrscheinlich rund um die Uhr damit beschäftigt sein.“

Scott musterte sie durchdringend. „So, so“, war alles, was er sagte.

„Du solltest aufpassen. Geena macht sich richtig Hoffnungen!“ Sie waren schon eine Weile unterwegs, ehe Roni diese Worte an Adam richtete.

Er nahm den Blick nicht von der Straße. „Ich werde schon mit ihr fertig.“

„Auch mit dem Lippenstiftfleck an deinem Mund?“, neckte sie ihn.

Hastig wischte er ihn fort.

„Das war schon ein merkwürdiges Wochenende“, sagte sie nach einigen Minuten.

„Wieso?“

„Ich hatte das Gefühl, gar nicht bei mir selbst zu sein. Oder besser gesagt: nicht wirklich willkommen.“

„Wie kommst du darauf? Alle waren doch sehr nett zu dir. Und man hat dir doch alle Wünsche erfüllt, oder?“

„Du nicht“, antwortete sie leise.

„Was für Wünsche kann ich dir schon erfüllen?“, entgegnete er. „Ich kann dir nichts geben. Vielleicht bist du zu anspruchsvoll. Im Gegensatz zu Geena.“

„Ist das dein Ernst!?“ Entgeistert sah sie ihn an.

„Wenn ich mich tatsächlich auf eine Beziehung einlassen würde, wäre sie mein Typ.“

„Autsch.“ Roni tat, als würde sie einen Pfeil aus der Brust ziehen.

„Habe ich deinen Stolz verletzt?“

„Ja. Und fast auch mein Herz.“

„Das tut mir leid.“

„Glaub ich dir nicht. Doch glücklicherweise ist mein Herz unverwundbar. Jedenfalls so lange, bis jemand kommt wie Onkel Nick. So wie er müsste der Mann sein, dem ich es schenken könnte – stark, klug, freundlich und liebevoll.“

„Du bist ganz schön unbescheiden“, antwortete er grinsend.

„Wenn schon, denn schon.“

Den Rest der Fahrt legten sie weitgehend schweigend zurück. Roni spürte plötzlich eine lähmende Müdigkeit. Die Nacht zuvor war wirklich ziemlich kurz gewesen.

Schließlich parkte er vor ihrem Haus, stieg aus und nahm ihren Koffer von der Rückbank. „Gib nicht auf bei der Suche nach diesem Mann!“, sagte er zum Abschied. „Sei nicht mit weniger zufrieden.“

Damit setzte er sich wieder ans Steuer und fuhr los.

Montag früh musste Roni ins Büro fahren. Eine Teambesprechung war angesetzt, bei der sie über das nächste Projekt diskutieren wollten – ein Computerspiel, das vor allem Mädchen ansprechen sollte.

„Mädchen sind nicht leicht zufriedenzustellen“, meinte ihr Boss Jerry Bryns grinsend, als er von seinen Notizen aufschaute.

„Du musst nur wissen, was uns gefällt“, konterte Roni.

„Und das wäre?“, wollte einer ihrer Kollegen, ein Inder, wissen.

Alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf sie. „Nun ja, ich zum Beispiel mag Kreuzworträtsel und Puzzles. Okay, wenn’s sein muss, dann mache ich auch mal ein Ballerspiel und knalle ein Paar Schurken ab. Aber noch lieber setze ich meinen Grips ein.“

„Ich glaube, du bist kein typisches Beispiel“, meinte Jerry. „Wenn man das einzige Mädchen in einem Haushalt voller Männer ist …“

„Das stimmt schon, aber Frauen und Männer haben eben einfach gewisse angeborene Eigenschaften, die unterschiedlich ausgeprägt sind. Bei diesem Computerspiel hier brauchen wir einen Lehrmeister für die Heldin, der sie anleitet, ohne dass sie aber das Gefühl bekommt, nicht die Fäden in der Hand zu haben.“ Sie überlegte kurz. „Vielleicht sogar zwei oder drei Mentoren. Zwei sind auf ihrer Seite, einer ist ein Verräter. Unsere Heldin muss sich entscheiden, wessen Ratschläge sie befolgt.“

Ihren Kollegen gefiel die Idee.

„Die guten Lehrmeister können nicht immer recht haben, und die schlechten sind nicht immer böse – sonst wüsste unsere Heldin ja sofort, wem sie vertrauen kann!“, schlug Jerry vor.

Roni nickte. „Und alles läuft auf einen Kampf zwischen unserer Heldin und dem schlechten Mentor hinaus.“

„Dann gibt es noch eine Auseinandersetzung mit dem schurkischen Wissenschaftler …“

„… der sich einer Denkfabrik von intelligenten Kindern bemächtigt …“

„… um diese für seine eigenen üblen Machenschaften zu nutzen: die Eroberung der Weltherrschaft …“

Sie sponnen ihre Ideen weiter und weiter, wobei die Zeit wie im Fluge verging. Als es bereits kurz vor fünf Uhr war, sagte der indische Kollege schließlich: „Ich denke, damit hätten wir das Grundgerüst für unser Spiel.“

Roni nickte zustimmend. Sie verstaute die Papiere mit den Ideen und Entwürfen in einem Safe, dann verabschiedete sie sich von den anderen und fuhr nach Hause.

Es dämmerte bereits, als sie die Haustür aufschloss. Auf ihrem Anrufbeantworter blinkte die rote Lampe. Sie drückte auf den Knopf, um die Nachrichten abzuhören.

Hallo, Roni, hier ist Patricia. Wollen wir uns am Freitag zum Mittagessen treffen? Sag mir bitte Bescheid.

Wieso dachte Patricia, dass sie keine Zeit hätte? Ihre Freitagsrunden waren doch längst zur Gewohnheit geworden …

Hi, Roni, Seth hier. Vergiss dein Geburtstagsessen auf der Ranch nicht. Kommst du Freitag oder Samstag? Sag bitte Onkel Nick Bescheid.

Aha. Deshalb also hatte Patricia sich bei ihr erkundigt. Es hätte ja sein können, dass sie bereits am Freitag auf die Ranch fuhr.

Roni warf einen Blick auf den Kalender. Ihr Geburtstag war am 13., also am nächsten Tag, aber da die Familienmitglieder unter der Woche alle beruflich eingespannt und mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren, hatten sie sich darauf geeinigt, die Party aufs Wochenende zu verschieben, um gleich zwei Geburtstage feiern zu können: ihren und den von Onkel Nick.

Nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte, beschloss sie, bereits am Freitagabend zu fahren, um den ganzen Samstag auf der Ranch vor sich zu haben und Onkel Nick bei den Vorbereitungen helfen zu können. Danach rief sie zunächst Patricia an, um den Termin am Freitag zu bestätigen, und schließlich Onkel Nick.

„Wo warst du?“, wollte der wissen. „Ich habe dich schon drei Mal zu erreichen versucht. Du weißt, dass ich Anrufbeantworter hasse, deshalb habe ich keine Nachricht hinterlassen.“

Roni lächelte. „Deshalb hat Seth auf den AB gesprochen, verstehe. Es wird höchste Zeit, dass du deine Angst vor der modernen Technik überwindest, Onkel Nick. Was willst du denn in fünfzig Jahren machen, wenn es gar keine Telefone mehr gibt?“

„Warum gibt es denn keine Telefone mehr?“, wollte der alte Mann wissen.

„Weil wir uns dann nur noch über Gedanken verständigen“, antwortete Roni vergnügt.

„Schöne neue Welt“, brummte Nick. „Gut, dass ich das nicht mehr erleben muss.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, konterte Roni. „So fit, wie du bist, wirst du uns alle noch überleben.“

Er schnaubte verächtlich, und sie wurde wieder ernst. „Ich war den ganzen Tag im Büro. Wir entwickeln gerade ein neues Computerspiel. Ich komme Freitagabend zu dir, aber es kann recht spät werden. Dafür haben wir dann den ganzen Samstag.“

„Prima.“ Nick war einverstanden. „Adam kann dich abholen. Ruf ihn doch an – du hast seine Nummer?“

„Ich nehme meinen Wagen. Ich weiß nämlich noch nicht, wann ich hier loskomme.“

„Das brauchst du nicht. Honey möchte Adam auf jeden Fall beim Abendessen dabeihaben, denn er hat am Samstag Geburtstag. Sie soll ihn anrufen, und er wird sich dann bei dir melden, um alles zu arrangieren.“

Protest war zwecklos, das wusste Roni. Also stimmte sie zu und verabschiedete sich von ihrem Onkel.

Anschließend starrte sie lange aufs Telefon und überlegte, ob es wirklich eine gute Idee war, zusammen mit Adam zur Ranch zu fahren.

„Wenigstens herrscht nicht viel Verkehr“, stellte Roni fest, als sie am Freitagabend neben Adam im Auto saß. Er hatte sie um acht Uhr abgeholt, und sie kamen schnell voran, da die Rushhour bereits vorüber war.

„Wie kommst du mit deinem Fall voran?“, wollte sie wissen. „Oder darfst du nicht darüber reden?“

Er zögerte kurz mit der Antwort. „Wir sind schon ein gutes Stück weitergekommen“, antwortete er schließlich. „Wir sind auf einige Konten in Steueroasen gestoßen und ermitteln jetzt gegen deren Besitzer.“

„Geht es um die gefälschten Leasingverträge?“

„Was weißt du denn darüber!?“ Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton angenommen.

„Nicht viel. Vor ein paar Monaten habe ich eine Dokumentation im Fernsehen gesehen. Im Mittelpunkt standen Betrüger, die gefakte Leasingverträge ausgehandelt hatten – für Gegenstände, die nur auf dem Papier existieren. Und einige Gesellschaften haben mit ausländischen Regierungen Rückmietverkaufsgeschäfte gemacht.“

„Die sind legal!“, wandte er ein.

Sie schnaubte. „Aber auch ethisch korrekt!? So was wird doch nur gemacht, um Steuern zu hinterziehen.“

„Du bist echt klug!“, meinte er. „Vielleicht sollte dich die Steuerbehörde engagieren, damit du den Betrügern auf die Schliche kommst.“

„Ich könnte für dich arbeiten“, bot sie an.

„Nein danke.“

Seine knappe Ablehnung brachte das Gespräch zu einem raschen Ende.

Am Horizont waren die Bergkuppen als schwarze Kulisse mehr zu ahnen als im schwachen Mondschein zu sehen. Adam bog vom Highway auf eine Landstraße ab, passierte den See, der den Ort zum Norden hin begrenzte, und fuhr über die gewundene schmale Straße, die in das kleine Tal führte, in dem die Seven Devils Ranch lag.

„Wo ist eigentlich dein Freund?“, wollte Adam wissen. „Ich dachte, du hättest Scott eingeladen?“

„Und warum hast du nicht Geena eingeladen?“, fragte sie herausfordernd zurück.

„Ich habe keine Lust, sie mir das ganze Wochenende über vom Hals halten zu müssen“, antwortete er. „Ein Mann braucht auch mal eine Pause, meinst du nicht?“

„Glaubst du, du hättest ihren Verführungskünsten nicht widerstehen können?“

„Damit habe ich keine Probleme, was Geena angeht.“

„Und was mich angeht?“ Ihr Herz machte einen Satz, als sie die Frage stellte.

Er musterte sie aus den Augenwinkeln. „Das habe ich nicht behauptet.“

„Ich weiß. Aber selbst ich merke, wenn ein Mann nicht auf solche Annäherungsversuche anspringt. Du hast nicht besonders glücklich ausgesehen, als sie dir neulich in deinem Zimmer auf den Schoß geklettert ist.“

„Vielleicht lag es daran, dass wir eine Zuhörerin hatten.“

„Im Rosengarten hattest du kein Problem damit. Ihr habt rumgeknutscht, als Scott und ich euch überrascht haben.“

„Du scheinst eine Expertin zu sein, was Knutschen und Küssen angeht.“

„Ich weiß, was ich gesehen habe.“

„Nun übertreib mal nicht. Ganz davon abgesehen hat es mein Arbeitgeber nicht gern, wenn ich Job und Privatleben miteinander vermische.“

„Tust du das nicht, wenn du mich küsst?“

„Sind wir denn geschäftlich miteinander verbandelt?“, fragte er zurück.

„Ohne geschäftliche Verbindung küsst du anders!?“, konterte sie.

Unvermittelt stieg er auf die Bremse. Hätte der Gurt sie nicht gehalten, wäre sie mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geknallt. Erschrocken sah sie ihn an.

Sie waren ganz allein auf der verlassenen Straße. Die Autoscheinwerfer verloren sich nach wenigen Metern in der Dunkelheit. Ihre Nackenhaare richteten sich auf.

„Willst du den Unterschied wissen?“, fragte er.

„Welchen Unterschied?“

„Den Unterschied zwischen einem privaten und einem dienstlichen Kuss.“

„Du gibst also zu, dass …“

„Ich gebe gar nichts zu. Ich mache dir ein Angebot …“

„… das ich nicht ablehnen kann.“

„Schön, dass du es so siehst.“

„Vergiss nicht, dass du es so gewollt hast“, sagte sie, während sie ihren Gurt löste. „So hast du mich neulich im Restaurant begrüßt.“ Sie nahm sein Gesicht in die Hände und drückte ihre Lippen auf seinen Mund. Sie zählte bis fünf, ehe sie sich wieder von ihm löste.

Weder er noch sie hatten die Augen geschlossen.

„Das war ein freundschaftlicher Kuss. Geschlossene Lippen, keine Leidenschaft. Unter Freunden.“

Er nickte.

„Jetzt zu dem Moment, als du mit Geena vergangenes Wochenende im Rosengarten warst. Das hätte so ablaufen können, wenn Scott und ich nicht aufgetaucht wären.“

Roni legte die Hände auf seine Schultern und hielt ihn fest, sodass er nicht näher rutschen konnte. Als sich ihre Lippen berührten, öffnete sie den Mund ein wenig. Mehr geschah nicht. Es dauerte etwa zehn Sekunden.

„Geena war leidenschaftlich. Du warst … höflich.“

„Höflich!?“

„Du wolltest ihre Gefühle nicht verletzen und sie zurückweisen. Deshalb hast du dich nicht gewehrt, als sie den ersten Schritt gemacht hat. Vielleicht hast du den Kopf ein wenig zur Seite gedreht, damit sie nicht deinen Mund traf. Jedenfalls warst du nicht beteiligt. Das hat sie natürlich gespürt. Deshalb ist sie nachts in deinem Zimmer forscher zu Werke gegangen.“

Sein Lächeln war skeptisch.

Roni sah ihn mitfühlend an. „Frauen kennen sich mit so etwas aus“, versicherte sie ihm ernsthaft.

„Und du glaubst, ich war beteiligt, als wir beide uns geküsst haben? Vielleicht habe ich dabei ja an Geena gedacht.“

Sie schüttelte den Kopf. „Du warst beteiligt.“

„Zeig’s mir.“

Autor

Laurie Paige
Laurie Paige lebte mit ihrer Familie auf einer Farm in Kentucky. Kurz bevor sie ihren Schulabschluss machte, zogen sie in die Stadt. Es brach ihr das Herz ihre vierbeinigen Freunde auf der Farm zurück lassen zu müssen. Sie tröstete sich in der örtlichen Bibliothek und verbrachte von nun an ihre...
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Teresa Carpenter
<p>Teresa Carpenters Familie lebt seit fünf Generationen in Kalifornien. Auch sie selbst wohnt dort: in San Diego an der Küste. Teresas große Verwandtschaft unterstützt sie in allem und gibt ihr Kraft. Besonders stolz macht es sie, ihre Nichten und Neffen zu beobachten, die allesamt klug, sportlich und für eine strahlende...
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Michelle Major
<p>Die USA-Today-Bestsellerautorin Michelle Major liebt Geschichten über Neuanfänge, zweite Chancen - und natürlich mit Happy End. Als passionierte Bergsteigerin lebt sie im Schatten der Rocky Mountains, zusammen mit ihrem Mann, zwei Teenagern und einer bunten Mischung an verwöhnten Haustieren. Mehr über Michelle Major auf www.michellemajor.com.</p>
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Katie Meyer
<p>Katie Meyer kommt aus Florida und glaubt felsenfest an Happy Ends. Sie hat Englisch und Religion studiert und einen Abschluss in Veterinärmedizin gemacht. Ihre Karriere als Veterinärtechnikerin und Hundetrainerin hat sie zugunsten ihrer Kinder und des Homeschoolings aufgegeben. Sie genießt ihre Tage gerne mit der Familie, ihren vielen Haustieren, Downton...
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