Bianca Extra Band 97

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NUR EIN FLÜCHTIGER HOCHZEITSTRAUM? von LYNNE MARSHALL
Alles, nur keine Hochzeit! Brynne ist verzweifelt. Auch wenn sie ihren attraktiven Verlobten über alles liebt, nach dem Tod ihrer Mutter braucht sie Zeit für sich! Ein Happy End mit Paul Capriati scheint unerreichbar – doch dann deckt Brynne ein unglaubliches Familiengeheimnis auf …

EIN KUSS, DER NIEMALS REICHT von TERESA SOUTHWICK
Courtney ist glücklicher Single! Nur um ihre Tochter davon abzubringen, sie bei einer Partneragentur anzumelden, trifft sich Courtney mit dem faszinierenden Gabriel Blackburne. Perfekt, dass auch er keine Beziehung will. Aber warum küsst Mr. Sexy sie dann so, als ob ein Kuss ihm nicht reicht?

DENN DU RAUBST MIR DEN VERSTAND … von STELLA BAGWELL
Pferdezüchterin Isabelle Townsend kann nicht fassen, dass der arrogante Ranchbesitzer Holt Hollister sie aus seinem Stall wirft. Schließlich braucht sie seine edlen Fohlen. Aber wie soll Isabelle weiter mit ihm verhandeln, wenn ihr Verstand in seiner Nähe komplett aussetzt?

SINNLICHER FLIRT MIT DEM SHERIFF von HEATHERLY BELL
Für den großen Bruder ihrer Freundin schwärmt die scheue Zoey schon ewig – und da ist sie nicht die Einzige! Doch als der gut aussehende Sheriff Zoey hilft, ihren gestohlenen Hund zu finden, kommen sie sich unsagbar nah. Aber kann Ryan ihr wirklich geben, wonach sie sich sehnt?


  • Erscheinungstag 01.06.2021
  • Bandnummer 97
  • ISBN / Artikelnummer 9783751500371
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lynne Marshall, Teresa Southwick, Stella Bagwell, Heatherly Bell

BIANCA EXTRA BAND 97

LYNNE MARSHALL

Nur ein flüchtiger Hochzeitstraum?

Weshalb will seine Traumfrau Brynne ihre Hochzeit verschieben? Warum geht sie auf Distanz? Paul möchte lieber so bald wie möglich heiraten. Aber dem Rotschopf ein Ultimatum zu stellen, ist gefährlich …

TERESA SOUTHWICK

Ein Kuss, der niemals reicht

Nach dem Tod seiner Frau macht Gabriel bei dem Wort Liebe sofort dicht. Doch als er der hinreißenden Courtney hilft, will er einen Kuss – und mehr. Riskant, denn Courtney ist eine überzeugte Single-Mom …

STELLA BAGWELL

Denn du raubst mir den Verstand …

Eine Modepuppe wie Isabelle Townsend will bei ihm ein Fohlen kaufen? Davon hält Pferdetrainer Holt rein gar nichts! Doch die schöne Isabelle ist nicht nur seine neue Nachbarin, sie bietet ihm auch Paroli …

HEATHERLY BELL

Sinnlicher Flirt mit dem Sheriff

Für alle ist Sheriff Ryan Davis ein Held, dabei liegt die Vergangenheit schon lange hinter ihm. Nur die hübsche Zoey akzeptiert ihn so, wie er ist – doch die bezaubernde Unschuld ist für ihn tabu …

1. KAPITEL

Brynne Taylor saß ihrem Verlobten Paul Capriati gegenüber. Sie hatten sich am späten Samstagnachmittag im Rusty Nail verabredet. Das Restaurant befand sich außerhalb der Stadt auf der anderen Seite des Highways. Die Wände aus rustikalem Kiefernholz waren mit den Schädeln von Büffeln, Bergziegen und Hirschen geschmückt. Das Restaurant war nicht das romantischste Lokal der Welt und auch nicht sehr günstig gelegen, aber man konnte sich darauf verlassen, hier ein gutes Steak und einen ordentlichen gegrillten Lachs vorgesetzt zu bekommen.

Dieser Teil von Utah war leider keine kultivierte Metropolregion. Die Vorfahren der hiesigen Bevölkerung waren raue Stahlbauarbeiter gewesen, die in Blockhäusern den harten Wintern getrotzt hatten. Doch die Gegend beherbergte auch die herrlichen Nationalparks des Bundesstaates. Die Landschaft war wunderschön und die Luft glasklar. Cedars-in-the-City, eine Stadt mit dreißigtausend Einwohnern, war außerdem stolz darauf, Heimat der Festivals zu sein. Das Shakespeare-Festival, eine Veranstaltung der Universität, an der Paul als Geschichtsprofessor arbeitete, war dabei immer die größte Attraktion. Ein Theaterfestival und ein Rodeo trugen außerdem dazu bei, dass die Stadt das ganze Jahr über für Touristen attraktiv war.

„Wie ist das Steak?“, fragte Brynne, obwohl sie das Gefühl hatte, dass Paul gerade gedanklich mit ganz anderen Dingen beschäftigt war.

„Wie immer. Gut.“ Er legte die Gabel hin und sah sie mit seinen großen, haselnussbraunen Augen liebevoll an.

„Was?“

Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Diese Miene ihres leidenschaftlichen Geschichtsprofessors hatte sie im Laufe der letzten zwei Jahre äußerst lieb gewonnen. „Es ist jetzt sechs Monate her …“

Dieses Thema behagte ihr ganz und gar nicht. „… dass meine Mutter gestorben ist“, beendete sie seinen Satz. Ihre Mutter war die einzige Familie, die sie je gekannt hatte. Sie wusste nichts über ihre Großeltern mütterlicherseits, und auch über ihren Vater war nie gesprochen worden. Brynne legte jetzt ebenfalls das Besteck hin. Sie wusste ganz genau, was Paul von ihr wollte.

Doch er überraschte sie, indem er über den Tisch hinweg ihre Hand nahm und sie drückte. „Du siehst wunderschön aus.“

Es gefiel ihm, wenn sie das Haar zu einem Knoten hochgesteckt trug, denn dann konnte er ihre Frisur lösen, wenn sie ins Bett gingen. Heute würde das allerdings noch eine ganze Weile warten müssen, weil noch eine Lesung im Buchladen auf dem Programm stand.

Sie lächelte kokett. „Danke. Und …?“ Sie wusste genau, was er als Nächstes sagen würde.

„Ich will dich heiraten, das weißt du.“

„Wir sind doch schon verlobt.“

„Aber noch nicht verheiratet.“ Er ließ ihre Hand los. „Hör zu, ich weiß, wie schwer es für dich ist, dass du deine Mom verloren hast. Ich verstehe auch, warum wir die Hochzeit absagen mussten. Aber jetzt ist es schon fast Herbst, und wer will in Utah denn bitte schön im Winter heiraten?“

Der Frühling war eigentlich ihre erste Wahl gewesen. Im Januar hatten sie angefangen, die Hochzeit für Mitte März zu planen, doch dann hatte sich ihre Mutter einen seltenen Virus zugezogen, an dem sie innerhalb von zwei Wochen überraschend gestorben war. Sie war so traumatisiert gewesen, dass sie die Hochzeit hatten absagen müssen. Brynne hatte auch ihren geliebten Job im Krankenhaus aufgeben müssen, damit sie Rory – der Geschäftspartnerin und engsten Vertrauten ihrer Mutter – dabei helfen konnte, den Buchladen ihrer Mutter weiterzuführen. Dabei hatte Brynne schon immer Krankenschwester werden wollen. Sie hatte sich niemals gewünscht, ein Geschäft zu führen. Doch seit ihre Mom tot war, hatte Brynnes Verpflichtung ihrer Mutter gegenüber nun mal Vorrang.

Brynne fühlte sich momentan in jeder Hinsicht überfordert. Vor allem, wenn es um Paul ging. Sie liebte ihn natürlich, aber seine Erwartungen, was die Ehe und eine Familie anging, jagten ihr ehrlich gesagt kalte Schauer über den Rücken. Denn wenn sie Ja sagte, wäre sie automatisch dazu verpflichtet, ihm die Familie zu schenken, die er sich immer gewünscht hatte … und zwar eine große Familie, so wie seine.

„Wir könnten doch bis zum nächsten Frühling warten.“ Sie bemühte sich, hoffnungsvoll zu klingen, doch er rümpfte sofort die Nase.

„Ich will aber nicht noch länger warten.“

Sie schüttelte den Kopf, als sie das Stechen in der Magengegend verspürte, das sie mittlerweile jedes Mal bekam, wenn sie dieses Gespräch führten. „Ich habe jetzt aber keine Zeit, ein Haus zu suchen. Der Buchladen nimmt jede freie Minute in Anspruch.“

„Rory kennt sich doch aus, oder nicht?“ Seine ausdrucksvollen Augen offenbarten jetzt deutlich, dass er einfach nicht verstand, worum es ihr ging.

„Du weißt doch, wie Mom war. Sie war ein absoluter Kontrollfanatiker und unglaublich verschlossen.“

So verschlossen, dass Brynne manchmal das Gefühl gehabt hatte, als ob ihre Mutter ihr Leben lang auf der Flucht gewesen war … als ob sie sich die ganze Zeit vor irgendetwas versteckte. Sie zupfte an ihrer Papierserviette herum. „Tatsache ist, dass Moms Tod Rory sogar noch härter getroffen hat als mich. Du weißt doch, was sie einander bedeutet haben, und deswegen habe ich echt zu kämpfen, den Laden am Laufen zu halten.“

„Du machst das ganz fantastisch. Ich frage mich nur, zu welchem Preis.“ Es gab keinen Zweifel daran, dass er an sie glaubte. Nur darauf zu warten, dass sie endlich bereit dafür war, mit ihm vor den Traualtar zu treten, war anscheinend nicht sein Ding.

Ursprünglich war sie von den Hochzeitsplänen begeistert gewesen. Aber dann war ihre Mutter gestorben, und jetzt konnte sie ihre Trauer und ihre Gefühle in Bezug auf die Hochzeit irgendwie nicht mehr voneinander trennen. Als sie die Hochzeit abgesagt hatten, hatte sie versucht, es ihm zu erklären. Vor dem Altar würde sie nur an ihre Mutter denken können und nicht an ihn, und an ihrem Hochzeitstag wollte sie nur an ihren Mann denken.

An diesem Tag hatte nicht nur die Auszeit von ihrem geliebten Job als Krankenschwester begonnen, sondern auch von ihrer Hochzeit.

Sie verdrängte diese Gedanken und konzentrierte sich jetzt wieder auf Paul, der sie mit einem ernsten Blick musterte.

Brynne sah, wie ihm das dichte, braune Haar in die Stirn fiel. Sein Anblick verschlug ihr tatsächlich immer noch den Atem. Er hatte eine Antwort verdient, deshalb sagte sie: „Du bist der wunderbarste Mann, den ich mir nur vorstellen kann. Ich liebe dich, Paul. Aber …“ Es ist nicht nur der Buchladen. Zum Teil liegt es auch an dir … zum Teil an mir … und an all den Babys, die du haben willst. Doch wie in aller Welt sollten sie so ein Thema hier in aller Öffentlichkeit besprechen?

Er drückte wieder ihre Hand. „Wir könnten doch einfach nach Vegas fahren und heiraten und sind rechtzeitig für meine Vorlesungen und deine Öffnung des Ladens am Montag wieder da.“

„Und sollen uns damit den Zorn deiner gesamten Familie zuziehen?“ Seiner sehr großen, sehr italienischen Familie? Das würde man ihr ganz bestimmt den Rest ihres Lebens vorhalten.

„Unter diesen speziellen Umständen würden sie das garantiert verstehen.“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das würden sie nicht.“ Sie erkannte seine Enttäuschung daran, wie er den Mund verzog. „Gib mir doch bitte einfach noch ein bisschen Zeit. Ich kann jetzt nicht hier weg – es ist zu viel los im Laden.“ Und ich bin immer noch in Trauer. Dieses Mal drückte sie seine Hand. „Eine Winterhochzeit kann doch auch ein Abenteuer sein.“ Wenn sie ihm so weit entgegenkam, würde er das Thema für den Augenblick hoffentlich auf sich beruhen lassen.

„Was würde sich denn bis dahin groß ändern?“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Jetzt berührten sich nur noch ihre Fingerspitzen. „Was ist wirklich der Grund, warum du mich nicht heiraten willst?“

Sie verspannte sich. „Brauche ich denn etwa abgesehen davon, dass ich um meine Mutter trauere und versuche, das Geschäft weiterzuführen, das ihr ganzer Lebensinhalt war, noch einen Grund?“

„Das hat doch beides nichts mit mir zu tun.“

Er kannte sie einfach zu gut. Er wusste, dass Desirae Taylor Brynne allein aufgezogen und ihr beigebracht hatte, dass sie sich nie von anderen abhängig machen sollte. Vor allem nicht von Männern.

Die Wahrheit war, dass der Gedanke daran, Paul zu heiraten, einen Mann, der keine Angst vor Gefühlen hatte und der sich viele Kinder wünschte, in Brynne eine Todesangst hervorrief.

Paul wusste, dass sie vorgehabt hatte, nach der Hochzeit weiter im Krankenhaus zu arbeiten. Doch wie sollte sie das alles schaffen? Ganz zu schweigen davon, dass er extrovertiert war und seine große, gesellige Familie über alles liebte, während sie an ein ruhiges Familienleben gewöhnt war, zu dem nur ihre Mutter und sie gehört hatten. Introvertiert, wie sie war, laugte sie schon allein der Gedanke daran aus, ständig unter Leuten sein zu müssen.

„Ich liebe dich, Paul. Das schwöre ich dir. Du bist der liebevollste Mensch, dem ich je begegnet bin, und noch dazu bist du sexy und aufmerksam. Mehr kann ich mir doch gar nicht wünschen.“ Und doch … Brynne drehte nachdenklich ihren Verlobungsring am Finger hin und her. Ihre Mutter war immer Single gewesen, daher hatte Brynne keine Ahnung, wie eine Ehe überhaupt funktionierte. Die Tatsache, dass sie vor Paul nur ein paar kurze und wenig denkwürdige Beziehungen gehabt hatte, untermauerte ihren Mangel an Erfahrung noch.

Was wäre, wenn sie an jenem Abend vor zwei Jahren nicht Dienst in der Notaufnahme gehabt hätte, als er wegen einer Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus gekommen war? Die Geschichte ihrer ersten Begegnung war nicht besonders glamourös. Doch obwohl es ihm hundeelend gegangen war, hatte er es geschafft, ihr Interesse zu wecken.

„Ich denke einfach, dass es nicht klug wäre, sich jetzt Hals über Kopf in die Ehe zu stürzen.“ Sie war schließlich immer noch in tiefer Trauer, total gestresst wegen des Buchladens, und ihr alter Job fehlte ihr.

Paul schüttelte verständnislos den Kopf. Er nahm Brynne diese Ausrede keine Sekunde lang ab und machte sich Sorgen, was das Ganze bedeuten sollte. Ihre Miene offenbarte, wie frustriert sie war. Vielleicht bedrängte er sie ja zu sehr, doch er wollte sie nun mal endlich heiraten. Er hatte lange genug gewartet, fand er.

„Wenn du nicht durchbrennen willst, habe ich noch eine andere Idee. Meine letzte.“ Er war sonst eigentlich kein Drama-Typ, aber in manchen Situationen waren nun mal radikale Schritte nötig. Er liebte Brynne so sehr, dass er sich nicht vorstellen konnte, sie zu verlieren, und er hatte keine Ahnung, was er noch tun sollte.

„Wir müssen doch nicht viel Aufhebens darum machen. Himmel, wir können auch einfach nur aufs Standesamt gehen. Aber wenn du nicht einmal damit einverstanden bist, dann weiß ich auch nicht, was ich noch sagen soll. Außer … dann war’s das mit uns.“

Hatte er ihr gerade tatsächlich ein Ultimatum gestellt? Oh Gott, das war ihm irgendwie einfach so rausgerutscht. Sein Herz fing an zu rasen, und seine Handflächen wurden feucht. Doch jetzt, wo er diese Worte ausgesprochen hatte, war er wild entschlossen, ihren Widerstand auf diese Weise zu brechen, damit sie erkannte, was sie alles verlieren könnte.

Wie er gehofft hatte, sah sie ihn absolut schockiert an. Plötzlich durchfuhr ihn Angst. Was, wenn sie mich verlässt? Jetzt bildeten sich Schweißperlen auf seiner Oberlippe. Wenn er an ihrer Stelle wäre, wäre er jetzt wütend. Stinksauer sogar. Aber war das nicht genau das, was sie jetzt brauchte? Aufgerüttelt zu werden, damit sie wieder zu sich kam?

„Da hast du ja eine ganz schöne Bombe platzen lassen“, murmelte sie, verblüfft und am Boden zerstört zugleich, während er eigentlich erwartet hatte, dass sie wütend werden würde.

Irgendwie musste er das, was er gesagt hatte, wieder zurücknehmen. Aber aus irgendeinem Grund machte er als Nächstes alles nur noch schlimmer. „Es tut mir leid, aber ich halte an meiner Entscheidung fest.“ Verdammt, er war wohl wirklich verzweifelt.

Er fühlte sich jetzt wie ein richtiger Schweinehund, weil er sie so unter Druck setzte. Aber es war zu spät, es zurückzunehmen.

Sie schaute auf die Uhr, während sie eine beunruhigende Ruhe ausstrahlte. Was würde er tun, falls er sie verlieren sollte?

Er würde betteln, bis sie ihn zurücknahm!

„Du weißt genau, dass wir uns heute so früh getroffen haben, weil ich unbedingt wieder in den Buchladen zurückmuss, um alles für die Autorenlesung aufzubauen.“ Jetzt mauerte sie, und das war nur seine Schuld, weil er sie zu sehr unter Druck gesetzt hatte. Konnte sie denn nicht sehen, dass es auch noch andere Lösungen gab, als sich zum Märtyrer zu machen?

„Ja, um dort einen kinderleichten Job zu erledigen, den du auch genauso gut einem deiner studentischen Mitarbeiter übertragen könntest.“ Anscheinend war alles, was ihm an diesem Abend über die Lippen kam, brutal, obwohl doch eigentlich Liebe sein Herz erfüllte. Wenn das nicht mal zeigte, wie verzweifelt er war.

„Keineswegs“, widersprach sie ihm genervt. Endlich zeigte sie eine Gefühlsregung. „Zu so etwas gehört deutlich mehr, als Stühle aufzustellen.“ Sie holte tief Luft. „Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, um uns zu unterhalten, aber ich muss jetzt gehen.“ Sie stand auf, während er noch verzweifelt darum kämpfte, einen Weg zu finden, um die Wogen zu glätten. „Danke fürs Essen.“ Die Hälfte davon hatte sie auf ihrem Teller gelassen.

Er hielt den Atem an.

Sie machte einen Schritt auf ihn zu und gab ihm einen zurückhaltenden Kuss auf die Wange. Er hatte eigentlich ein „Du kannst mich mal!“ erwartet, aber das war nicht ihr Stil – auch wenn er so einen Abschied verdient hätte.

Er packte hastig ihr Handgelenk und hielt sie fest, als er sich ebenfalls erhob. „Es tut mir leid“, sagte er und legte die Hände um ihr Gesicht. „Ich liebe dich so sehr – bitte vergiss das nie.“ Dann küsste er sie mit der ganzen Leidenschaft, die diese Situation in ihm geweckt hatte. Es war ein Kuss voller Verzweiflung und Verlangen, und sie schien seine Leidenschaft zu erwidern. Vielleicht hatte er sie ja doch nicht verloren.

Doch viel zu schnell wich sie zurück. Ihre Wangen waren gerötet. Sie war ganz atemlos, und das war nur seine Schuld. „Ich muss gehen.“

Zärtlich strich er ihr eine Locke hinter das Ohr zurück. Sie konnte die Liebe in seinen Augen doch bestimmt erkennen und sehen, wie verzweifelt er sich danach sehnte, sie zu heiraten.

„Dieses Gespräch ist aber noch nicht zu Ende“, sagte er leise, bevor er sie losließ und zum Ausgang begleitete.

„Oh, ich denke schon.“ Bevor sie hinausging, drehte sie sich noch einmal um. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“

Fantastisch, sein Ultimatum hatte tatsächlich funktioniert!

„Ich kann dich jetzt nicht heiraten. Also kannst du unsere Verlobung als beendet betrachten“, sagte sie … und eilte hinaus.

Er war wie vor den Kopf geschlagen. Ihre Beziehung war vorbei?

Paul zog hastig ein paar Banknoten heraus und drückte sie dem Kellner in die Hand. Dann rannte er panisch zur Tür. „Brynne!“ Er nahm zwei Stufen auf einmal, während sie bereits aus der Parklücke fuhr. „Brynne!“, rief er erneut, während er zu seinem Auto eilte.

Lacy Taylor Winters, die jetzt Gardner hieß, war noch nie im Leben in Utah gewesen. Doch obwohl sie beinahe im neunten Monat schwanger war, hatte sie darauf bestanden, Zack auf seiner Reise nach St. George zu begleiten, um dort den siebzigsten Geburtstag seines Vaters zu feiern, und sie hatte jede Minute des Familientreffens genossen. Heute machten sie noch einen kurzen Abstecher nach Cedars-in-the-City, bevor sie am nächsten Tag wieder nach Hause zurückfahren wollten. Lacy hatte den gesamten Nachmittag für sich. Endlich! Zu schade nur, dass sie bereits den ganzen Morgen unter diesen nervigen Vorwehen litt.

Zack und Emma wollten nämlich als Vater-Tochter-Duo eine Wanderung machen. Nachdem Lacy sie am Wanderweg abgesetzt hatte, wollte sie die historische Altstadt erkunden. Kurz nachdem sie einen Parkplatz gefunden hatte, entdeckte sie plötzlich an einem beige gestrichenen Ziegelsteingebäude ein Schild – Taylor’s Bookstore. Taylor war ihr zweiter Vorname, den sie sich mit ihrer Zwillingsschwester teilte. Wie konnte sie also nicht in diesen Laden gehen?

Sie beschloss jedoch, sich langsam zu ihrem Ziel vorzuarbeiten. Als Erstes betrat sie einen Souvenirladen, um etwas für ihre elfjährige Stieftochter Emma zu kaufen. Nachdem sie erfolgreich eine Kleinigkeit erstanden hatte, trat sie wieder hinaus in das goldene Licht der Nachmittagssonne. Zedernwälder bedeckten die Berge um die Stadt herum. Sie sog die frischeste Luft ein, die sie jemals geatmet hatte. Ihre Begeisterung musste offenbar das Baby geweckt haben. Energisch wechselte es die Stellung und löste damit wieder eine Vorwehe aus. Oh nein, offenbar eine ganze Reihe von Vorwehen. Weil das schon den ganzen Vormittag über so ging, musste sie wirklich aufpassen, ob diese Wehen vielleicht doch regelmäßig auftraten.

Nachdem sie einen Augenblick still verharrt hatte, setzte sie ihren Schaufensterbummel fort. Sie hatte immerhin noch einen ganzen Monat Zeit bis zum errechneten Termin. Als sie allerdings eine zweite, wesentlich stärkere Vorwehe überkam, ging sie hastig in den Park gegenüber und setzte sich eine Weile. Nachdem sie eine Flasche Wasser getrunken hatte, legten sich die Vorwehen zum Glück wieder. Also kehrte sie wieder zur Main Street zurück und ging in Richtung Buchladen.

Joe Aguirre, der Mann ihrer Zwillingsschwester Eva, hatte ihnen geholfen, eine Frau namens Desirae Taylor bis nach Utah zu verfolgen … ihre leibliche Mutter. Natürlich war Taylor ein recht häufiger Name. Vielleicht war dieser Buchladen also nur ein Zufall … oder war es ein Zeichen?

Diese verdammten Vorwehen wurden langsam wirklich nervig, und jetzt drückte das Baby auch noch auf ihre Blase, weshalb sie schnell eine Toilette finden musste. In Buchläden gab es doch immer eine, oder? Hastig – zumindest so schnell das einer Frau im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft möglich war – ging sie auf Taylor’s Bookstore zu.

Sie warf einen nervösen Blick auf die Uhr, als sie auf die Glastür zuging. Hmm, das waren nur zwei Minuten seit der letzten Wehe gewesen. Sie betete, dass die Toilette sich im Erdgeschoss befand. Denn sie wäre momentan niemals in der Lage, eine Treppe hinaufsteigen oder auf einen Aufzug zu warten. Sie brauchte jetzt eine Toilette!

Sie schob sich eilig durch die Glastüren und entdeckte rechts hinter der Theke eine ältere Frau, die gerade in ein Buch vertieft war. Sie trug das schwarze, mit einer silbernen Strähne durchzogene Haar als Bob und hatte eine rote Brille mit runden Gläsern auf der spitzen Nase. Eine lange Reihe schulterhoher Regale mit Büchern und Magazinen befand sich zwischen Lacy und der Kasse.

„Wo sind die Toiletten?“, fragte Lacy und bemühte sich, nicht allzu verzweifelt zu klingen.

Die Verkäuferin schaute nur kurz auf. „Wo sie immer sind, Süße“, war ihre merkwürdige Antwort.

Wie unhöflich! Lacy sah sich hektisch im Laden um. Ah, ganz hinten links. Sie hatte leider keine Zeit mehr, weitere Worte mit der Angestellten zu wechseln.

Die letzten paar Schritte musste sie rennen und betete, dass die Toilette nicht besetzt war. Sie streckte die Hand nach dem Türknauf aus.

Sie musste nicht warten, dem Himmel sei Dank!

Brynne war so wütend, dass sie Magenschmerzen hatte. Ein Ultimatum? Damit hätte sie niemals gerechnet. Aber obwohl er zuerst genauso schockiert gewirkt hatte wie sie, hatte er seine Worte nicht zurückgenommen, und dann hatte er sie noch mehr aus dem Gleichgewicht gebracht, als er sie plötzlich geküsst hatte, als ob er sie nie wiedersehen würde.

Da hatte es ihr endgültig gereicht. Wie konnte er es nur wagen, ihr so etwas anzutun?

Konnte er denn wirklich nicht verstehen, dass ihr Leben zurzeit unglaublich schwierig war? Im Augenblick war es das Letzte, was sie brauchte, auch noch wegen der Hochzeit unter Druck gesetzt zu werden.

Sie war immer noch durcheinander und zitterig, als sie geistesabwesend direkt vor dem Buchladen parkte anstatt auf ihrem Privatparkplatz hinter dem Laden.

Hatte sie gerade wirklich mit Paul Schluss gemacht? Sie schüttelte den Kopf, anscheinend hatte sie das wirklich getan, jawohl. Aber wo blieb die Erleichterung? Stattdessen fühlte sie sich jetzt sogar noch schlimmer als vorher.

Hinter der Theke schaute Rory beiläufig auf, doch dann riss sie erschrocken die Augen auf.

„Was?“ Das Letzte, was Brynne jetzt brauchte, war, angesehen zu werden, als ob ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen wäre.

„Bist du nicht gerade eben in Richtung Toilette gegangen?“, fragte Rory ungläubig. Sie sah Brynne immer noch an, als ob sie gerade vom Himmel gefallen wäre.

Brynne wusste, dass Rory sich ohne ihre Mutter immer noch verloren fühlte, aber war sie jetzt vollkommen verrückt geworden?

„Abgesehen davon hast du dein Haar doch offen getragen, oder?“, murmelte Rory, offensichtlich komplett verwirrt.

Rory ging um die Theke herum. In diesem Augenblick hörten sie beide ein lautes Stöhnen aus der Toilette, das sich zu einem Schrei steigerte. „Oh nein!“

„Was ist denn da los?“

„Du bist gerade reingekommen und hast mich gefragt, wo das Klo ist“, erklärte Rory. Offensichtlich war sie tatsächlich nicht ganz bei sich.

„Das habe ich nicht getan.“

„Dann habe ich wohl Halluzinationen“, murmelte Rory.

Brynne rannte zur Toilette und klopfte laut an die Tür. Rory folgte ihr dicht auf den Fersen. „Alles okay da drin?“

„Nein“, antwortete jemand mit zittriger Stimme. „Ich glaube, meine Fruchtblase ist gerade geplatzt.“

Was konnte heute denn noch alles passieren? Brynne zwang sich, auf Krankenschwester-Modus umzuschalten und den Wahnsinn um sich herum zu vergessen. „Ich bin Krankenschwester auf der Entbindungsstation.“ Oder das war ich zumindest mal. „Machen Sie bitte die Tür auf, dann sehe ich mir das Ganze mal an, okay?“

Ein paar Sekunden lang herrschte Stille, dann klickte das Schloss, und die Tür ging langsam auf. Weil sie sich um die schwangere Frau sorgte, richtete Brynne den Blick zuerst auf die Pfütze am Boden. Aber es war kein Blut zu erkennen, das war gut.

„Du lieber Himmel, ich seh doppelt!“, rief Rory hinter ihr fassungslos.

2. KAPITEL

Als sie der Frau ebenfalls ins Gesicht sah, verschlug es Brynne den Atem. Sie schnappte nach Luft und starrte ihre Doppelgängerin entsetzt an. „Wer sind Sie?“, fragte sie mühsam.

„Oh mein Gott, du siehst genauso aus wie Eva!“, rief die rothaarige Frau, während sie das Gesicht verzog und sich den Babybauch hielt.

„Wer ist denn Eva?“

„Meine Zwillingsschwester.“

„Und wer sind Sie?“

„Lacy Gardner. Ich glaube, ich habe jetzt richtige Wehen, aber es ist noch zu früh. Außerdem kann ich jetzt beim besten Willen nicht noch einen dritten Zwilling gebrauchen!“

„Einen dritten Zwilling?“ Konnte dieser Tag noch verrückter werden?

„Ich glaube, darüber müssen wir uns später ausführlich unterhalten. Aber … Auuu!“ Lacy presste die Worte heraus, während sie ihren Bauch umklammerte und die blauen Augen zukniff. „… nicht jetzt. Ahhh!

„Wie viel zu früh?“, fragte Brynne besorgt.

„Vier Wochen.“

Wieder ganz die Krankenschwester, konzentrierte sich Brynne darauf, einer Frau zu helfen, die sie gerade brauchte. „Rory, ruf sofort den Notruf. Nur die Ruhe, Lacy. Du musst durch die Wehen atmen – du machst jetzt hi-hi-hi, und wenn der Schmerz wieder nachlässt, hooo. Ich besorge rasch eine Matte, damit du dich hinlegen kannst, und dann sehe ich nach, wie weit du bist.“ An der Eingangstür drehte sie das Schild auf Geschlossen, weil sie sah, wie sich ein paar Kunden näherten. „Es tut mir leid, wir haben gerade einen medizinischen Notfall.“ Sie schloss die Tür ab, rannte zu dem Regal mit den Yogabüchern und – matten neben der Kasse und schnappte sich eine, während Rory mit dem Rettungsdienst telefonierte.

„Was soll ich denn sagen?“

„Wir haben hier eine Frau mit Wehen. Sag ihnen aber, dass es ein vorzeitiger Blasensprung ist.“

Brynne rollte die Matte auf dem Teppich aus und half Lacy dann, sich daraufzulegen, während Rory die Adresse durchgab.

„Dann schauen wir mal.“ Sie kam einfach nicht damit klar, dass die Frau in den Wehen ihr Spiegelbild war. Nach acht Jahren als Krankenschwester auf der Entbindungsstation beherrschte sie aber zumindest ihren Job, sodass sie wenigstens diese Situation im Griff hatte. Sie half Lacy, die Knie zu beugen, dann zog sie ihr Kleid zur Seite und sog erschrocken die Luft ein. „Wie lange haben Sie denn schon Wehen?“

„Ich hatte schon den ganzen Vormittag über Vorwehen. Doch heute Nachmittag ist es schlimmer geworden.“ Irgendwie schaffte es Lacy, das alles zwischen den Wehen zu erklären und dabei auch noch zu gestikulieren.

Brynne drehte sich zu Rory um. „Sag ihnen, der Muttermund ist bereits acht Zentimeter geweitet! Anschließend hol ein paar frische Handtücher aus meiner Wohnung!“

„Waren das etwa echte Wehen?“

„Sieht ganz so aus, als ob Sie schon seit ein paar Stunden Wehen haben. Sie haben eine extrem hohe Schmerzgrenze, oder?“

„Ich habe mich schon den ganzen Tag mies gefühlt …“ Sie stöhnte. „… mittlerweile tut es richtig weh!“

Die Frau hatte jetzt offensichtlich die Latenzphase des Geburtsvorgangs erreicht. „Nicht pressen! Noch nicht pressen!“

Brynne stand vor dem Fenster der Neugeborenen-Station und weinte, während der Junge, dem sie in ihrem Buchladen auf die Welt geholfen hatte, dahinter schlummerte. Sie versuchte immer noch, zu begreifen, was in den letzten paar Stunden passiert war, aber sie schaffte es nicht einmal ansatzweise. Aus heiterem Himmel war eine Frau, die ihre Doppelgängerin sein könnte, in ihren Buchladen gekommen und hatte Wehen bekommen. Als Lacy wie nebenbei, zwischen zwei Wehen, erzählt hatte, dass Brynne aussähe wie ihre Zwillingsschwester Eva, war Brynne zu abgelenkt gewesen, um das Ganze wirklich zu realisieren. Hatte sie damit etwa sagen wollen, dass es noch eine Doppelgängerin gab? Seit diesem Augenblick bekam sie immer wieder eine Gänsehaut. Sie stand zitternd da und fuhr sich mit den Händen über die Arme.

Ihre Erinnerungen waren nach dem Augenblick, als sie das Köpfchen des Babys gesehen hatte, ganz verschwommen. Ganz automatisch hatte sie alles getan, was sie als Hebamme und Krankenschwester auf der Entbindungsstation gelernt hatte … nur ohne die richtigen Instrumente und eine ordentliche Beleuchtung. Sie hatte das Baby auf dem Fußboden ihres Buchladens auf die Welt bringen müssen, und dann hatte sie ihre eigenen Handtücher dazu benutzt, um das Neugeborene einzuwickeln. Brynne hatte die Hand einer Frau gehalten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, während diese geschluchzt hatte, als sie ihr Baby zum ersten Mal im Arm hatte halten können.

Danach hatte dann der Rettungsdienst das Kommando übernommen. Als Lacy in den Krankenwagen verfrachtet worden war, hatte Brynne für sie ihren Ehemann Zack angerufen. Anschließend hatte Brynne ihr blutverschmiertes Oberteil gewechselt und war zu dem Wanderweg gefahren, den er ihr beschrieben hatte, um ihn und seine Tochter Emma abzuholen.

Der vollkommen fassungslose Gesichtsausdruck der beiden bei Brynnes Anblick war eine Wiederholung des verrücktesten Teils der ganzen Geschehnisse gewesen. Sogar noch verrückter als die rasante Geburt im Buchladen. Konnte man ganz genauso aussehen wie ein anderer Mensch, ohne mit ihm verwandt zu sein?

Jetzt, zwei Stunden später, stand Brynne zwischen Emma und Zack, schaute durch das Fenster auf die Babys, während sie eine Gänsehaut hatte und vor lauter Rührung Tränen vergoss. Zack stand mit verschränkten Armen neben ihr und strahlte stolz seinen Sohn an.

„Er heißt Christopher“, sagte Zack. „Nach meinem Vater.“

„Das ist ein wunderschöner Name.“

„Eigentlich wollten wir morgen nach Hause fahren“, sagte er mit einem atemberaubenden Lächeln. „Sieht ganz aus, als ob wir noch eine Weile hierbleiben.“

„Für eine Frühgeburt scheint dein Sohn gesund und kräftig zu sein.“ Sie warf der Krankenschwester, die heute auf der Neugeborenenstation Dienst hatte, einen kurzen Blick zu. Eleanor hob grüßend die Hand, als sie Brynne bemerkte, denn diese war seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr im Krankenhaus gewesen.

„Wir können dir gar nicht genug danken“, sagte Zack.

Sein Handy kündigte eine Nachricht an. „‚Wo seid ihr?‘“, las er vor. „Dann gehen wir wohl mal besser.“

Bevor sich ihre Wege am Aufzug trennten, drehte Zack sich noch einmal um. „Äh, wie können wir dich denn erreichen?“

„Wie lautet deine Nummer?“, fragte Brynne. Als er ihr diese gesagt hatte, schickte sie ihm eine Nachricht mit ihren Daten, bevor sie sich verabschiedete.

Immer noch ganz benommen, ging Brynne zurück zu ihrem Auto. Unterwegs bekam sie schon wieder eine Gänsehaut. War es möglich, dass Lacy und Eva Teil ihrer Familie waren, obwohl sie nie etwas von ihnen erfahren hatte?

Mom, wo bist du, wenn ich dich brauche?

Nachdem die unglaubliche Neuigkeit, dass sie eine Zwillingsschwester hatte – vielleicht sogar eine Drillingsschwester –, sie sehr aus der Bahn geworfen hatte, schleppte Brynne sich vollkommen überwältigt nach Hause. Seit ihrem Studium wohnte sie direkt über dem Buchladen. Damals hatten ihre Mutter und Rory beschlossen, dass sie zusammen in dem Haus leben wollten, das Brynne ursprünglich mit ihrer Mutter geteilt hatte. Die offizielle Begründung ihrer Mutter war gewesen, dass es billiger war. Brynne hatte natürlich vermutet, was in Wirklichkeit dahintersteckte, aber sie hatte beschlossen abzuwarten, bis ihre Mutter ihr selbst alles erzählen würde. Doch dann war sie überraschend krank geworden und gestorben und hatte daher nie die Gelegenheit dazu bekommen.

Als sie in ihrer Wohnung ankam, holten die Ereignisse des Tages sie plötzlich mit voller Wucht ein. Sie ließ ihre Handtasche zu Boden fallen und brach auf der kleinen Couch im Wohnzimmer zusammen. Ihre Gefühle schnürten ihr so sehr die Kehle zu, dass sie kaum noch atmen konnte.

Sie rollte sich zusammen, umklammerte ihre Knie und ließ ihren Tränen endlich freien Lauf. Was war heute nur los? Sie hatte ihre Verlobung gelöst … Tränen der Trauer. Sie hatte geholfen, ein Baby auf die Welt zu bringen … Tränen der Freude. Hatte sie Verwandte, von denen sie nie etwas gewusst hatte? Wenn ja, war ihre Mutter überhaupt ihre Mutter? … Tränen der Verwirrung.

Sie wollte im Moment einfach nur festgehalten werden. Paul könnte sie jetzt beruhigen, aber sie hatte mit ihm Schluss gemacht. Was für ein furchtbares Timing. Sie ging unter die Dusche, zog sich anschließend eine Jogginghose und ein Kapuzenshirt an und fuhr dann zu seiner Wohnung. Sie war zwar nicht bereit, klein beizugeben, aber sie brauchte jetzt dringend Trost.

Als er die Tür öffnete, stand ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Sie warf sich ihm in die Arme und klammerte sich fest an ihn.

„Ich wusste doch, dass du einlenken würdest“, brachte er zwischen ihren heftigen Küssen hervor. Offensichtlich hatte er ihre Beweggründe missverstanden.

Sie erstarrte. „Ich will jetzt nicht über diese Sache reden.“ Sie hörte sich so verzweifelt an, und sie küsste ihn, als ob sie sterben würde, wenn er nicht sofort mit ihr ins Bett ging. Offensichtlich hatte er gerade geduscht, denn er roch nach Sandelholz, und sein Haar war noch feucht. Er erwiderte ihre Küsse und vertiefte sie mit vertrauter Zärtlichkeit. Genau das brauchte sie jetzt, um alles vergessen zu können. Sie schlang die Beine um seine Taille, und er trug sie in sein Schlafzimmer.

Kurz darauf spürte sie seine Stärke und sein Gewicht auf sich und seufzte wohlig. Er war ihre Zuflucht. In seinen Armen konnte sie sich in den Empfindungen verlieren, die er mit seinen Händen und seiner Zunge, mit seinen Streicheleinheiten und Liebkosungen in ihr auslöste, als er die speziellen Stellen an ihrem Hals und an ihren Brüsten fand.

Damit konnte sie heute Abend umgehen. Mit Sex. Nicht mit Hochzeiten und gelösten Verlobungen, und ganz bestimmt nicht damit, dass sie eine Frau getroffen hatte, die ganz genauso aussah wie sie.

Später hielt Paul Brynne in seinen Armen. Ihr Haar fiel über seine Schulter. Er küsste sie und lächelte wegen des vertrauten Geruchs ihres Shampoos.

Ihr plötzliches Auftauchen bei ihm zu Hause nach ihrem dramatischen Abgang im Restaurant war ein Schock für ihn gewesen. Er zuckte innerlich immer noch zusammen, wenn er daran dachte, was er alles gesagt hatte. Doch jetzt war sie hier, und auch wenn sie wütend war, der Sex war einfach großartig gewesen. Das war er immer. „Bist du jetzt bereit, mir zu sagen, was los ist? Fehlt dir dein Job als Krankenschwester? Rory hat nämlich angerufen und mir von deiner heldenhaften Geburtshilfe im Buchladen erzählt.“ Sie hatte auch erwähnt, dass sie gedacht hatte, doppelt zu sehen.

Brynne zog die Augenbrauen hoch. „Ich hatte ja keine Wahl, das Baby war praktisch schon da.“

Er drückte sie wieder an sich, bis sie den Kopf zwischen seinen Hals und seine Schulter schmiegte. „Da hat sich die Frau aber den richtigen Buchladen ausgesucht.“ Er verzog die Lippen zu einem stolzen Lächeln.

„Weißt du noch, wie einsam ich als Kind war, und dass ich deshalb immer so getan habe, als hätte ich Schwestern?“

Er nickte, wartete ab und gab ihr die Zeit, um auf den Punkt zu kommen.

„Dass ich immer das Gefühl hatte, dass ein Teil von mir fehlt?“

„Ja.“ Er streichelte ihr sanft über den Rücken, um sie zum Weitersprechen zu ermuntern.

„Ich war immer der Meinung, dass ich nur deshalb so eine Einzelgängerin bin, weil ich bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen bin. Warum sollte ich mich also nach Schwestern sehnen?“

„Vielleicht, weil du dazu bestimmt bist, eines Tages die große Familie zu haben, über die wir gesprochen haben.“

„Über die du immer gesprochen hast“, stellte sie klar, „und nur um das festzuhalten, wir sind nicht mehr verlobt.“

Er umfasste ihren Po. „Das steht doch wohl noch zur Debatte.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, tut es nicht.“

Er erstarrte. Wenn es wirklich aus und vorbei wäre mit ihnen, wäre sie doch nicht hierhergekommen und hätte gerade hemmungslosen Sex mit ihm gehabt, oder?

„Die Sache ist die“, sagte sie jetzt und stützte sich auf ihre Ellbogen. „Die Frau, bei der ich Geburtshilfe geleistet habe, könnte ich sein. Es war, als würde ich mich selbst im Spiegel betrachten.“ Sie hatte eine sichtbare Gänsehaut, deshalb schlug sein Herz schneller.

„Wir haben genau gleich ausgesehen, und sie hat noch dazu gesagt, dass ich genauso aussehe wie ihre Zwillingsschwester Eva. Wir hatten leider keine Gelegenheit, uns zu unterhalten, weil ihr Junior gerade drauf und dran war, sich auf dem Fußboden des Buchladens selbst zur Welt zu bringen. Aber um Himmels willen!“ Sie rieb sich die Unterarme. „Ihr Mann war absolut sprachlos, als ich ihn abgeholt habe.“ Sie schüttelte den Kopf.

„Was ist, wenn meine Mutter eine ganze Familie vor mir geheim gehalten hat? Oder wenn sie vielleicht gar nicht meine echte Mutter gewesen ist? Sie war schließlich immer so geheimnistuerisch. Wie kann ich je die ganze Geschichte erfahren?“

„Vielleicht kann diese Frau das Ganze ja aufklären.“

„Das Merkwürdigste daran ist ihr zweiter Vorname.“

Er warf ihr einen fragenden Blick zu.

„Ich habe Lacys Aufnahmeformular im Krankenhaus gesehen. Ihr zweiter Vorname lautet Taylor.“ Erneut bekam sie eine Gänsehaut.

„Das kann kein Zufall sein“, sagte er verblüfft.

„Ich weiß!“ Sie rollte sich auf den Rücken. „Ich verkrafte das einfach nicht, jetzt auch noch über all das nachdenken zu müssen.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Bitte schlaf noch mal mit mir.“

Diese süße Bitte machte ihn übermütig. „Nur, wenn wir immer noch verlobt sind.“

Sie schnaubte, schüttelte den Kopf und wollte aufstehen.

„Warte, warte!“, rief er. „Das Thema können wir ja erst einmal ausklammern.“

Dann hielt er sie so fest, als ob er sie verlieren könnte, sobald er sie losließ, während er sie gleichzeitig leidenschaftlich auf den Hals küsste. Er ließ die Hände über ihren Körper gleiten und zog ihre Hüften auf seinen Schoß.

Als er in sie eindrang, war er sich voll und ganz bewusst, wie sehr sie ihn in diesem Augenblick brauchte, bevor er sich in ihrer einladenden Wärme verlor. Doch dann kam ihm noch ein Gedanke. Sie hatte es darauf ankommen lassen und ihre Verlobung mit ihm gelöst. Jetzt musste er eben die bittere Pille schlucken und das Ultimatum zurücknehmen, denn er wusste, dass er sie niemals aufgeben könnte.

3. KAPITEL

Am nächsten Morgen klingelte noch vor sieben Uhr Brynnes Handy. Sie schlüpfte aus seiner Umarmung und durchquerte leise das Zimmer, um sich ihr Telefon zu schnappen. Nachdem Brynne den Anruf beendet hatte, zog Paul sie mit sich unter die Dusche. Sie leistete nicht viel Widerstand. „Wer hat dich denn so früh angerufen?“ Er zog sie enger an sich. Er wollte sie immer noch überall berühren, und das warme, plätschernde Wasser steigerte sein Verlangen nur noch.

„Lacy. Sie möchte, dass ich ins Krankenhaus komme, damit wir uns unterhalten können.“

„Ich begleite dich.“ So eine Nacht wie die letzte hatten sie lange nicht mehr gehabt. Das sorgte dafür, dass er zuversichtlicher war denn je, dass sie ihn genauso liebte wie er sie.

„Nein, das tust du nicht.“

„Was meinst du damit? Ich muss mir doch die Frau ansehen, die ganz genauso aussieht wie du.“

„Wir sind aber nicht mehr verlobt.“

„Okay, schon kapiert. Du bestrafst mich jetzt dafür, dass ich dir ein Ultimatum gestellt habe. Dann nehme ich es eben wieder zurück. Zufrieden?“

„Wir sind trotzdem nicht mehr verlobt.“

Er zeigte in Richtung Schlafzimmer. „Und was nennst du dann das, was letzte Nacht da drin passiert ist?“

„Sex.“

Er packte ihre vor Duschgel schlüpfrigen Schultern. „Was ist denn bloß mit dir los?“

Sie schmiegte sich in seine Arme. „Mein Leben ist gerade komplett außer Kontrolle geraten, und deshalb brauche ich eine Pause.“

„Etwa von mir?“

Sie nickte.

Er stieg aus der Dusche, griff nach einem Handtuch und fing an, sich abzutrocknen. „Das lasse ich dich ganz bestimmt nicht allein durchstehen.“

Wasser lief ihr über Haar und Gesicht. Sie drehte sich um und ließ es auch auf ihren Rücken prasseln, während sie ihn durch die Glasscheibe hindurch betrachtete. „Ich kann es einfach immer noch nicht glauben.“

„Das verstehe ich.“ Sie hatte sich gerade verletzlich gezeigt, und das war ungewöhnlich für Brynne. Wenn es einen Weg gab, sie zu unterstützen, dann wollte er das unbedingt tun. „Hey, es ist doch Samstag, deshalb beginnt die Besuchszeit erst mittags, lass uns doch vorher frühstücken gehen.“ Wenn er so tat, als ob alles wie immer war zwischen ihnen, wäre es vielleicht am Ende tatsächlich so.

„Du hast mir überhaupt nicht zugehört, oder?“ Ihre unglückliche Miene stellte klar, dass sie ernst meinte, was sie gesagt hatte.

Sie waren nicht mehr verlobt, und das war nur seine Schuld. Er hatte so richtig Mist gebaut.

Enttäuscht ging er in sein Schlafzimmer. In ein Handtuch gewickelt, tauchte sie jetzt hinter ihm auf und tropfte dabei auf den Teppichboden. „Hör zu“, sagte er, um ihr zuvorzukommen, während er sich Unterwäsche anzog. „Du hast mit mir Schluss gemacht und bist danach hierhergekommen. Damit hast du klargemacht, dass du mich brauchst. Die ganze Nacht lang, möchte ich übrigens hinzufügen … und jetzt willst du mich plötzlich wieder loswerden. Damit soll ich einverstanden sein?“

Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesichtsausdruck sagte deutlich, dass er wirklich gar nichts kapiert hatte. „Ich muss jetzt los.“

„Dann solltest du dich wohl besser anziehen“, sagte er und schaffte es nicht, einen bitteren Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken. Er drehte ihr den Rücken zu, während er nach einem Hemd griff. Er würde tun, was er immer für Brynne tat, weil er sie liebte: Er würde sich noch mehr Mühe geben. „Ich komme trotzdem mit. Ob wir nun verlobt sind oder nicht. Weil du nämlich Unterstützung dabei brauchst.“ Er riss jetzt eine Schublade auf, zog ein zusammengefaltetes T-Shirt heraus und knallte die Schublade wieder zu.

Brynne zog sich ins Bad zurück, schmetterte die Tür zu und sagte in einem Tonfall, der genau zu seinem passte: „Na schön, wenn du unbedingt musst.“

Als Paul später im Krankenhaus Lacys Zimmer betrat, stolperte er bei dem Anblick, der sich ihm bot, unwillkürlich. „Das ist ja Wahnsinn. Ihr müsst Zwillinge sein.“

„Lacy, das ist Paul Capriati. Paul, das ist Lacy Gardner.“

Eine exakte Kopie von Brynne lag in dem Krankenhausbett. In den Armen hielt sie ein Baby, das wie ein Burrito in eine Decke eingerollt war. Man sah nur ein rundes Gesicht und glattes, kupferrotes Haar.

„Ich weiß, es ist echt verrückt, nicht wahr?“ Sogar ihre Stimme klang vertraut.

Brynne musterte das schlafende Baby. „Christopher ist wirklich wunderschön.“

Zuerst neigte Lacy dankend den Kopf. „Zack hat dir den Namen verraten, oder?“ Sie warf Brynne einen misstrauischen Blick zu. Ein Gesichtsausdruck, den Paul schon Hunderte Male gesehen hatte – allerdings auf Brynnes Gesicht.

Brynne nickte.

„Ich habe ihm nämlich gesagt, dass ich will, dass dieser kleine Kerl nach meinem Vater John benannt wird. Von ihm hat er auch das rote Haar geerbt.“

Brynne lachte leise. Als Lacy ebenfalls lachte, hörten sie sich absolut identisch an. Der Anblick der beiden nebeneinander ließ Paul den Atem stocken.

„Wo steckt Zack denn gerade?“, fragte Brynne.

„Er hätte die Nacht gern hier bei mir verbracht, aber das Krankenhaus erlaubt das Kindern leider nicht. Also ist er mit Emma in der Nähe in einem Best Western abgestiegen.“

„Ich dachte, ihr seid hier auf Familienbesuch?“

„Das sind wir auch. Seine Eltern wohnen allerdings in St. George. Ich hatte Zack wegen ein paar Informationen, die mein Schwager über unsere Adoption gefunden hat, dazu überredet, mich nach Cedars-in-the-City zu bringen.“

„Wenn du nicht hergekommen wärst, wären wir uns nie begegnet.“

„Ich weiß.“ Lacy holte tief Luft. „Zack und Emma haben jedenfalls verschlafen, und jetzt spendiert er ihr gerade einen Brunch.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. „Sie sollten jedoch bald kommen. Aber so können wir beide uns wenigstens schon mal ein bisschen kennenlernen.“

Paul half Brynne, einen Stuhl zu finden, da sie wieder wie vor den Kopf geschlagen wirkte. Dann setzte er sich neben sie.

„Meine Zwillingsschwester Eva sitzt übrigens schon im Flugzeug, damit du sie auch kennenlernen kannst.“

Brynne hob die Hand an die Stirn. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das schaffe.“

„Wenn ich nicht so abgelenkt wäre, weil ich gestern ein Baby zur Welt gebracht und diesen kleinen süßen Kerl hier hätte …“ Lacy sah lächelnd auf das Baby hinunter. „… dann würde mir das vielleicht auch so gehen. Andererseits habe ich mit Eva schon eine mir unbekannte Zwillingsschwester gefunden. Also bin ich beim zweiten Mal nicht mehr ganz so schockiert. Obwohl zwei Schwestern schon heftig sind.“ Sie warf beinahe den Wasserkrug auf dem Nachttisch um, als sie wild gestikulierte. „Ich meine, es ist immer noch vollkommen verrückt. Aber egal, ob wir nun Zwillinge oder Drillinge sind oder ob das Ganze nur ein Riesenscherz des Universums ist, ich bin einfach nur glücklich, dass ich dich gefunden habe.“

„Dann glaubst du also wirklich, dass wir miteinander verwandt sind? Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, und du?“

„Ich stamme aus Kalifornien, aufgewachsen bin ich in Little River Valley. Eva – Evangeline – kommt ursprünglich aus Los Angeles.“ Lacy schnippte mit den Fingern. „Mein Vater und meine Mutter konnten keine Kinder bekommen, deswegen haben sie eine Leihmutter angeheuert. Mein Dad ist, wie gesagt, an meinem roten Haar schuld. Er war nämlich der Samenspender.“ Sie schaute auf das Baby hinunter. „Darum nennen wir dich auch John, nicht wahr, mein Süßer?“

„Deine Eltern haben dir nie von der Leihmutter erzählt?“, fragte Paul Lacy neugierig.

„Nein, niemals. Mein Vater ist vor fast zwei Jahren gestorben. Auf dem Dachboden bin ich dann über die Adoptionsunterlagen gestolpert. Ich habe eigentlich nur danach gesucht, weil eine meiner Kundinnen darauf beharrt hat, ich wäre jemand namens Eva. Oh, ich sollte wahrscheinlich erwähnen, dass mir eine fahrbare Imbissbude gehört. Ein Foodtruck. Das ist zurzeit der absolute Hit bei Hochzeiten in Südkalifornien.“

Brynne war auch ein großer Fan von Foodtrucks.

„Der Imbisswagen hat ursprünglich Dad gehört. Nach seinem Tod habe ich ihn wiederherrichten lassen, und so habe ich Zack kennengelernt – ich hatte meinen Wagen auf zweien seiner Baustellen stehen.“

Jetzt lächelte Brynne. Paul merkte, dass sie diese Frau mochte, ob sie nun ihre Schwester war oder nicht. Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke. „Geht das überhaupt, eineiige Drillinge?“

Das riss Brynne aus ihrer Benommenheit. „Das ist extrem selten, weil die befruchtete Eizelle sich zwei Mal teilen muss, damit am Ende eineiige Drillinge herauskommen. Normalerweise hat das dritte Baby immer seine eigene befruchtete Eizelle, sodass Drillinge nicht identisch sind.“

„Unsere Eizelle muss das wohl getan haben. Hier“, sagte Lacy. Sie nahm ihr Handy und scrollte durch ihre Bildergalerie. „Ich zeig dir mal ein Bild von mir und Eva.“ Kurz darauf hatte sie eines gefunden, das sie unwillkürlich zum Lächeln brachte. Lacy drehte das Mobiltelefon um.

Der Anblick des Hochzeitsfotos traf Paul wie ein Blitzschlag. „Unheimlich“ war alles, was er sagen konnte.

„Ihr habt eine Doppelhochzeit gefeiert?“ Brynne hörte sich irgendwie neidisch an. Das war ermutigend.

„Ja!“ Lacys Augen leuchteten auf. „Ich glaube, wir stammen definitiv alle drei aus einer Eizelle.“

„Leben Evas Eltern noch?“ Paul bemühte sich, diese verrückte Situation zu verarbeiten. „Haben sie irgendwelche Informationen zu eurer Geburt verraten?“

„Eva ist von einer alleinstehenden Frau adoptiert worden, und ihr könnt mir glauben, wir haben Bridget so gründlich ausgefragt, wie wir konnten.“

„Haben deine Eltern keine zwei Babys haben wollen?“

Lacy schüttelte voller Bedauern den Kopf. „Anscheinend haben sie sich keine zwei Kinder leisten können. Daraufhin hat die Agentur jemanden gefunden, der das andere Baby adoptieren wollte … Evas Mutter.“

„Das ist alles, was ihr wisst?“ Als Historiker konnte Paul nicht anders, als neugierig nachzufragen. Außerdem hatte die Frau, die er mehr liebte als alle anderen Menschen auf der Welt, im Alter von zweiunddreißig Jahren herausgefunden, dass sie ein Drilling war.

„Bridget sind noch ein oder zwei Sachen herausgerutscht. Zum einen war sie sich sicher, dass es Zwillinge waren, und wusste, wo wir geboren sind. Mit dieser Information haben wir schließlich das Krankenhaus gefunden, wo wir auf die Welt gekommen sind. Evas Mann, Joe, ist Anwalt und zufällig der Bürgermeister meiner Heimatstadt.“ Stolz klang aus ihrer Stimme heraus. „Er hat Nachforschungen angestellt, und mit Evas Hilfe haben sie eine Wohltätigkeitsorganisation gefunden, die bei anonymen Adoptionen hilft.“ Lacy hielt kurz inne und warf Brynne einen prüfenden Blick zu. „Als Eva und ich schwanger geworden sind, wollten wir natürlich mehr über mögliche medizinische Vorbelastungen wissen. Eva heißt mit Zweitnamen übrigens ebenfalls Taylor.“ Sie wartete, bis Brynne die Bedeutung dieser Information klar wurde. „Dein Nachname.“ Sie sah Brynne ernst an. „Du bist nicht adoptiert, nicht wahr.“ Das war keine Frage.

Brynne schüttelte langsam den Kopf, doch gleichzeitig zuckte sie mit den Schultern.

Lacy fuhr fort: „Joe hat uns einen Gerichtstermin besorgt, und die Richterin, die uns vertreten hat, hatte wohl Mitgefühl mit uns, weil Eva gerade im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft war und ich im ersten. Sie hat die Unterlagen aus gesundheitlichen Gründen öffnen lassen. Der Name unserer leiblichen Mutter war Desirae Taylor. Als wir sie nach Utah zurückverfolgt haben, haben wir herausgefunden, dass sie erst kürzlich gestorben ist.“ Lacy verstummte, und Mitgefühl war in ihren Augen zu lesen. „Das tut mir sehr leid.“

Brynne schnappte nach Luft, weil ihr der Kopf schwirrte. Trost suchend lehnte sie sich an Paul. Sie war mittlerweile dankbar dafür, dass er darauf bestanden hatte mitzukommen, denn das alles war einfach unfassbar.

„Meine Mutter war Leihmutter.“ Brynne musste das Offensichtliche laut aussprechen und schluckte schwer. „Sie hat mir erzählt, dass sie aus Kalifornien stammt und dass sie hierhergekommen ist, um ganz von vorn anzufangen.“

Es war ihr peinlich, wie wenig sie über das Leben ihrer Mutter wusste.

Lacy und Paul schwiegen, während Brynnes Herz zu rasen anfing. Zum Glück hielt Paul sie gerade fest.

„Sie hat immer betont, dass sie keine Familie hat.“ Brynne starrte zu Boden. „Meine Großeltern habe ich niemals kennengelernt“, fuhr sie fort. Brynne presste die Hände gegen den Mund, während sie nachdachte. Es gab so viel, was sie nicht wusste oder nicht verstand.

„Sie muss in Wirklichkeit mit Drillingen schwanger gewesen sein und zwei Babys weggegeben haben. Anschließend ist sie nach Cedars-in-the-City gezogen.“

„Ich wollte gerade fragen, warum dein Vater und deine Mutter es zugelassen haben, dass ihr alle getrennt wurdet. Aber meinst du, sie haben von dem dritten Baby überhaupt gewusst?“

„Evas Mutter schwört, dass die Leihmutter nur Zwillinge zur Welt gebracht hat. Als Joe Zugriff auf die Akten des Krankenhauses bekommen hat, haben wir zuerst gedacht, dass ihnen ein Fehler unterlaufen ist, weil dort stand, dass Desirae Drillinge geboren hat. Wir hatten eigentlich nur gehofft, unsere leibliche Mutter finden zu können.“ Lacy sah Brynne tief in die Augen. „Doch dann haben wir erfahren, dass sie gestorben ist.“

Brynne brach in Tränen aus. Auf einmal war der Tod ihrer Mutter noch viel tragischer als sowieso schon. Sie beugte sich vor, und Lacy umarmte sie mit einem Arm, während sie mit dem anderen das Baby festhielt. „Das ist alles absolut verrückt, was?“

Das Kinn des Babys zitterte kurz. Es riss die Augen auf, schloss sie dann aber genauso schnell wieder. Brynne wurde unglaublich warm ums Herz.

Ein Geräusch an der Tür ließ Lacy aufschauen. „Eva!“

Brynne drehte sich um und fiel fast vom Stuhl. Die dritte identisch aussehende Schwester war gerade hereingekommen.

Die Frau, die genauso aussah wie Brynne, stürmte ins Zimmer, und Brynne bekam plötzlich keine Luft mehr. Eva eilte auf Lacy zu, um sich das Bündel in ihren Armen genauer anzusehen.

„Er ist wunderschön“, sagte Eva gerührt. Ihre Stimme war der von Lacy zum Verwechseln ähnlich. Lacy sah ihre Schwester lächelnd an.

„Wie könnte er das nicht sein, wenn Zack doch sein Dad ist?“, antwortete Lacy trocken. Die beiden lachten, und dann umarmten sie sich.

Brynne saß währenddessen einfach nur fassungslos da. Sie hielt Pauls Hand, als ob er ihr Rettungsreifen wäre, und sie war wirklich froh, dass er bei ihr war. Egal, ob sie noch verlobt waren oder nicht.

Nachdem sich die beiden Schwestern ausgiebig begrüßt hatten, schaute Lacy betont in Brynnes Richtung.

Eva folgte ihrem Blick. „Oh mein Gott, das war kein Witz.“

Lacy schüttelte übertrieben den Kopf.

Brynne hielt den Atem an, als ihre zweite Doppelgängerin auf sie zukam. Sie hatte vor, zur Begrüßung aufzustehen, aber ihre Knie machten einfach nicht mit.

„Da krieg ich ja eine Gänsehaut“, sagte Eva mit einem warmherzigen Lächeln. Sie beugte sich vor und schlang die Arme um Brynne. „Hallo, Schwesterherz. Lange nicht gesehen.“

Dieser kleine Scherz half Brynne, den Schock zu überwinden. Der Gedanke daran, dass sie sich einmal mit den beiden rothaarigen Frauen einen Bauch geteilt hatte, überstieg jedoch ihre Vorstellungskraft. „Das ist ehrlich gesagt alles zu viel für mich.“

Eva wich zurück. Mitgefühl war jetzt in ihren feuchten Augen zu lesen. „Glaub mir, das verstehen wir voll und ganz.“

Lacy zog ein paar Taschentücher aus der Schachtel auf ihrem Nachttisch, nahm sich eines und reichte dann zwei an Eva weiter, die ebenfalls eines behielt und das dritte an Brynne weitergab. Tränen waren offenbar so ansteckend wie Gähnen oder Lachen. Eva und Lacy weinten, und überwältigt von diesem unfassbaren Augenblick, brannten auch Brynnes Augen.

Was für eine verworrene Lebensgeschichte hatten sie da miteinander geteilt, ohne davon bisher auch nur etwas zu ahnen?

Während Brynne, Lacy und Eva sich noch von ihrer ersten Begegnung als Drillinge erholten, tauchten Zack und Emma auf. „Hey, Eva!“, begrüßte Zack seine Schwägerin.

„Selber hey“, sagte Eva wie zu einem alten Freund. Merkwürdigerweise verspürte Brynne dabei einen Anflug von Eifersucht. „Ihr habt echt gute Arbeit geleistet, meine Schwester und du.“

Zack begrüßte Eva mit einer herzlichen Umarmung, und Brynne wurde daraufhin noch eifersüchtiger. „Christopher ist zwar ein bisschen mickerig, aber trotzdem ein wunderhübscher Bursche. Lacy wird ihn schon mästen.“

Eva gab Zack einen Kuss auf die Wange. „Daran habe ich keinen Zweifel. Aber ich dachte, er heißt John?“

„Wo steckt denn Joe?“ Zack wollte offenbar von der Namensgebung ablenken.

„In der Lobby. Da versucht er gerade, unsere Kinder zu bändigen.“ Also noch mehr Kinder, die Brynne kennenlernen musste, noch mehr Namen und mehr Details, was ihre verlorene Familie anging.

Paul erhob sich jetzt. Wahrscheinlich spürte er, wie ausgegrenzt Brynne sich allmählich fühlte, und obwohl sie zuerst verärgert gewesen war, dass er sich ihr heute einfach aufgedrängt hatte, könnte sie jetzt gar nicht dankbarer sein, dass er für sie da war.

„Zack, das ist Paul. Brynnes …?“, sagte Lacy vom Bett aus.

„Verlobter“, ergänzte Paul aus Gewohnheit.

„Ex-Verlobter“, korrigierte ihn Brynne. Das sorgte für einen fragenden Blickwechsel zwischen den anderen Frauen und Zack. Aber sie hatte es ernst gemeint, als sie die Verlobung beendet hatte. Er hatte sie einfach zu sehr unter Druck gesetzt. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie heiraten und sofort ein Baby bekommen wollte.

Ganz der Gentleman, ignorierte Paul ihre Klarstellung und schüttelte Zacks Hand.

„Hier in der Nähe gibt es einen Park. Wenn du möchtest, bringe ich deine Familie hin“, bot er Eva großzügig an. Brynne fragte sich, ob er das nur tat, um nach ihrem Hinweis auf seinen Status unauffällig zu verschwinden.

„Kann ich auch mitkommen?“, rief Emma.

„Aber natürlich“, sagte Paul. Seine herzliche italienische und familienorientierte Art kam anscheinend wieder durch. Paul besaß nämlich nicht weniger als acht Nichten und Neffen, daher wusste er ganz genau, wie er mit Emma umgehen musste.

Zack gab Lacy schnell einen Kuss. „Wie geht’s euch beiden denn?“

„Prächtig.“

„Sollen wir Männer uns vom Acker machen?“ Zack deutete mit dem Daumen über seine Schulter.

Lacy erwiderte seinen Kuss, dann nickte sie. „Das ist wahrscheinlich eine gute Idee.“ Christopher – oder John, schließlich war der Name auch noch im Rennen – fing jetzt an zu weinen, und Lacy legte ihn Zack in die Arme. „Er braucht einen Windelwechsel. Kannst du ihn danach zurück zur Krankenschwester bringen?“ Lacy war offensichtlich bereit, die Vorteile ihres Krankenhausaufenthalts zu nutzen.

Pflichtbewusst nahm Zack seinen Sohn in Empfang, strahlte ihn an und küsste Lacy noch einmal zum Abschied. „Wir kommen später wieder“, sagte er. „Paul, warte auf mich.“

Die drei Schwestern saßen auf Lacys Krankenhausbett. Brynne durchlebte immer noch ein Wechselbad der Gefühle. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach etwas gesehnt … nach etwas, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um ihre Schwestern gehandelt hatte.

Lacy und Eva ergriffen Brynnes Hände. Als sich ihre Finger berührten, kribbelten ihre Arme wie bei einem Stromschlag. Spürten die anderen das auch?

Ein paar Sekunden lang saßen sie einfach nur da und hielten sich an den Händen, während sie sich gegenseitig musterten. Es war vollkommen surreal, ihr Gesicht an zwei anderen Menschen zu sehen.

„Du hast offensichtlich das schönste Haar abgekriegt“, sagte Eva zu Brynne und nahm ihren langen, dicken Zopf unter die Lupe.

„Aber deine Knochenstruktur ist am klarsten“, meinte Brynne.

„Wahrscheinlich, weil sie immer wie ein Spatz isst“, warf Lacy grinsend ein.

Eva streckte Lacy die Zunge raus. Bei so einer schicken Frau wirkte diese Geste überraschend.

„Du hast dafür die blauesten Augen“, sagte Brynne zu Lacy.

„Meinst du wirklich?“ Lacy klimperte mit den Wimpern in Richtung Eva, um sich das bestätigen zu lassen. Diese nickte.

Eine Krankenschwester unterbrach jetzt ihre gegenseitige Bewunderungsorgie, indem sie das frisch gewickelte Baby hereinbrachte. „Wahnsinn, Brynne, jetzt sehe ich schon dreifach.“

„Dann stell dir mal vor, wie ich mich gerade fühle“, antwortete Brynne ihrer ehemaligen Kollegin.

Kris legte das Baby in den Arm seiner Mutter. „So, jetzt gehört er ganz Ihnen. Es ist Zeit zum Stillen.“ Rasch zog sie sich zurück.

Nach dieser Störung machten Eva und Brynne ein wenig Platz, damit Lacy genug Bewegungsfreiheit hatte, um das kleine Köpfchen ihres Sohns zu leiten, als dieser nach ihrer Brust suchte.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass ihr die ganze Zeit irgendwo dort draußen wart.“ Das war der einzige Kommentar, der Brynne zurzeit einfiel.

Evas wunderschön geschminktes Gesicht zerfloss daraufhin in Tränen. „Das ist einfach nicht fair.“

Auch Brynne bekam wieder feuchte Augen. Nein, das war wirklich nicht fair.

„Oh mein Gott, ihr weint sogar genau wie ich!“, rief Lacy. Brynne und Eva mussten daraufhin lachen, obwohl sie noch Tränen in den Augen hatten.

Schließlich schaffte Brynne es, einen klaren Gedanken zu fassen. Während ihre Schwestern hier waren, konnten sie vielleicht das Rätsel lösen, warum sie bei ihrer Geburt getrennt worden waren. Babys so etwas anzutun, erschien Brynne einfach schrecklich. „Mom ist vielleicht tot, aber ihre beste Freundin Rory ist wie eine zweite Mutter für mich. Vielleicht kann sie unsere Fragen beantworten.“

Die arme Rory wusste gar nicht, wie ihr geschah, als Eva und Brynne zusammen den Buchladen betraten. Sie starrte fassungslos von einer zur anderen.

„Hast du nicht gerade erst entbunden?“ Rory zeigte auf Eva. „Wie kannst du denn da so perfekt aussehen?“ Ihr Blick glitt verwirrt zu Evas schlanker Taille.

Brynne musste Rory erlösen. Doch erst einmal ging sie um die Theke herum und drückte sie heftig. „Rory, das war Lacy, doch das hier ist Eva.“

„Es gibt noch eine Schwester?“ Rorys ungläubiger Tonfall war absolut verständlich.

War sie sich wirklich ganz sicher, dass Eva und Lacy ihre Schwestern waren? Die Tatsache, dass sie alle drei denselben Geburtstag hatten, war ein Hinweis. Die zweiten Vornamen der beiden anderen war ein weiterer. Doch die Wahrheit war, dass Brynne keinen DNA-Test brauchte, um irgendwas zu beweisen. Sie wusste tief in ihrem Inneren, dass sie Drillinge waren, die bei ihrer Geburt getrennt worden waren. Die große Preisfrage lautete nur: Warum?

„Eva, das ist Rory. Sie ist wie eine zweite Mutter für mich.“ Brynne drückte die verwirrte Frau noch mal fest. Dann erklärte sie: „Eva und Lacy sind aus Kalifornien. Wie du siehst, sehen sie mir überraschend ähnlich.“ Sie beobachtete, wie Rory bleich wurde. „Hat Mom dir jemals erzählt, dass sie eine Leihmutter war?“

Rory schnappte nach Luft, dann starrte sie die Kunden an, die gerade im Buchladen stöberten. „Das ist nicht die richtige Zeit und der richtige Ort, um dieses Gespräch zu führen“, sagte sie schließlich leise.

Immerhin gab das Brynne – und, vom Funkeln in ihren Augen her zu schließen, auch Eva – die Hoffnung, dass die Wahrheit bald ans Licht kommen würde. „Okay, das verstehe ich. Würdest du denn mit Lacy, Eva und mir heute Abend im Krankenhaus zusammen essen?“

Rory nickte langsam. „In Ordnung. Ich werde euch alles erzählen, was ich weiß, aber das ist leider nicht viel.“ Das hörte sich irgendwie unglaubwürdig an. Rory war immerhin die engste Gefährtin ihrer Mutter gewesen. Die letzten zehn Jahre hatten sie sogar zusammen in einem Haus gelebt. Sie hatten zwar offiziell getrennte Schlafzimmer gehabt, aber Brynne hatte dennoch einen Verdacht, wie eng ihre Beziehung tatsächlich gewesen war. Doch jedes Mal, wenn sie den Mut gefasst hatte, das Thema anzusprechen, hatte ihre Mutter das Gespräch sofort abgewürgt. Aber wenigstens wusste Rory etwas über die Adoptionen.

„Egal, was du weißt, es ist definitiv immer noch mehr, als mir bekannt ist.“ Brynne schaffte es nicht, die Trauer und die Verwirrung im Zaum zu halten, die sie nun packte. Ganz spontan griff Eva nach ihrer Hand und drückte sie kurz.

Das war merkwürdig und tröstlich zugleich.

Egal, was für eine Geschichte auch ans Tageslicht kommen würde, die drei Schwestern würden sich ihr gemeinsam stellen. Etwas, was sie schon ihr ganzes Leben lang hätten tun sollen … alles gemeinsam zu erleben, so wie ihr Leben im Mutterleib gemeinsam begonnen hatte …

Als sie am späten Nachmittag in ihrem kleinen Wohnzimmer standen, musterte Brynne Paul. Er war vorbeigekommen, um sie abzuholen. So, wie er es sonntagnachmittags immer machte.

Aber heute war das etwas anderes. Etwas ganz anderes.

„Ich bin mir sicher, deine Eltern werden es verstehen, warum ich nicht zum Essen kommen kann.“ Das sonntägliche Abendessen bei den Capriatis gehörte so fest zu ihrem Alltag wie der Lunch im Rusty Nail am Samstag.

Aber das war, als sie noch verlobt gewesen waren. Jetzt waren sie das nicht mehr.

„Sie werden denken, dass ich nur eine Ausrede erfunden habe“, sagte er.

„Oh, in dem Fall … warte kurz“, sagte sie und zog ihr Handy aus der Hosentasche. Sie suchte ein Selfie der drei Taylor-Schwestern heraus und schickte es ihm. „Zeig ihnen einfach das.“

Er lächelte. „Du musst zugeben, das muss man selbst sehen, um es glauben zu können.“ Er sah ihr lange und tief in die Augen, und als ob sie plötzlich an Gedächtnisverlust leiden würde, genoss sie diesen Augenblick. Sie küsste ihn, legte die Arme um seinen Hals und lehnte sich dabei an seinen breiten Oberkörper.

„Wir haben noch ein bisschen Zeit, bevor ich losmuss“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Gestern hatte sie sich von ihrem Ärger lenken lassen, und es war nie klug, wichtige Entscheidungen zu treffen, wenn man wütend war, und jetzt in diesem Augenblick hatte sie kurzzeitig vollkommen vergessen, dass sie Schluss gemacht hatten, und sich benommen, als ob alles in bester Ordnung wäre. Sie hatte Paul sogar geküsst, und er war darauf eingegangen. Was hatte sie auch erwartet?

Aber unter diesen Umständen war das Paul gegenüber einfach nicht fair. Es kam ihr falsch vor, einfach wieder mit ihm ins Bett zu gehen.

Bis ihr klar wurde, was sie wirklich wollte – ob sie mit Paul verheiratet sein wollte oder nicht –, musste sie standhaft bleiben.

„Wir sind nicht mehr verlobt, weißt du das noch?“

4. KAPITEL

Am frühen Abend erreichte Brynne das Krankenhaus als Erste. Ihr Magen rumorte. Veränderungen waren niemals einfach, aber im Alter von zweiunddreißig Jahren herauszufinden, dass man zwei Schwestern hatte, das sprengte doch alle Vorstellungskraft.

Als sie hereinkam, war Lacy gerade damit fertig, dem Baby die Brust zu geben. Zack war an ihrer Seite.

„Oh, ich will nicht stören.“

Lacy schüttelte hastig den Kopf. „Das tust du nicht. Ich wäre ja schon längst fertig, wenn der Kleine nicht so ein Gierschlund wäre.“

„Er hat halt einiges aufzuholen“, sagte Zack in Bezug auf das niedrige Geburtsgewicht von fünfeinhalb Pfund.

„Möchtest du ihn mal halten?“ Lacy streckte Brynne ihr Baby entgegen. Überwältigt und geehrt, ging sie darauf ein.

Lacy reichte ihr auch noch eine Stoffwindel. „Pass auf dein hübsches Oberteil auf.“

Zack half Brynne, sich den Kleinen an die Schulter zu legen, damit er ein Bäuerchen machen konnte. Nachdem sie ihm ein paarmal sanft den Rücken getätschelt hatte, stieß das Baby ein Geräusch aus, das auch ein Erwachsener von sich hätte geben können. Das brachte sie alle sofort zum Lachen.

„Wahnsinn.“ Zack war beeindruckt.

„Wir haben beschlossen – nun ja, Zack hat freundlicherweise zugestimmt –, dass John Christopher besser klingt als Christopher John. Also hat mein Dad jetzt einen Namensvetter.“

„Ich bin froh, dass ihr euch geeinigt habt.“ Brynne bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, die in ihr aufstiegen, weil sie ihren Neffen im Arm hielt. Sie wollte diese Gefühle gar nicht haben, aber sie hatte sie. Acht Jahre lang hatte sie Babys gehalten, weil sie als Krankenschwester dafür bezahlt worden war, aber sie hatte niemals dieses Gefühl der Ehrfurcht dabei verspürt.

Wie wäre es dann wohl, ein eigenes Baby zu haben? Wie würde die Mutterschaft für sie aussehen? Dieser Gedankengang ließ sie unwillkürlich erstarren. Warum machte ihr das bloß so große Angst? Weil sie noch nie zuvor daran gedacht hatte. Paul hob das Familienglück ständig in den Himmel, aber für sich persönlich hatte sie sich das bisher nie vorstellen können. Es war ihr immer so vorgekommen, als ob das sein Traum wäre, nicht ihrer.

„Die gute Nachricht ist, dass ich morgen hier rauskomme“, unterbrach Lacy die beunruhigenden Erkenntnisse, die Brynne gerade hatte. „Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass sie John Christopher noch ein oder zwei Tage zur Beobachtung dabehalten wollen.“

„Unter diesen Umständen ist das sehr sinnvoll und reine Routine.“ Brynne fand automatisch zu ihrer Rolle als Krankenschwester zurück. Das half ihr auch, den Bann zu brechen, den der Gedanke an eine Mutterschaft auf sie ausgeübt hatte.

In diesem Moment kam Eva mit diversen Tüten in den Händen hereingeschneit. Die Frau hatte definitiv ein Talent für dramatische Auftritte. „Hallo, Leute. Ich habe Salat, Pasta und Pizza dabei.“ Der Geruch von geschmolzenem Käse und italienischen Kräutern sorgte dafür, dass Brynne das Wasser im Mund zusammenlief.

„Ich habe gute Neuigkeiten.“

Eva stellte die Tüten ab. „Ich habe ein Riesenhaus gefunden, das wir die Woche über mieten können. Genug Schlafzimmer für uns alle. Ich lasse meine Schwester und meinen Neffen doch nicht hier in Utah allein. Nicht dass Utah kein wunderschöner Staat ist“, fügte sie hastig hinzu, „aber Lacy braucht Zeit, um ihre Beziehung zu dem Kleinen aufzubauen, und keinen Roadtrip gleich nach der Entbindung, und der Himmel weiß, dass der Chiquillo zu jung zum Fliegen ist.“

Zack holte langsam Luft. „Ich hatte daran gedacht, ein Wohnmobil zu mieten.“

Lacy zog die Augenbrauen hoch.

„Das ist eine fantastische Idee“, sagte Eva. „Joe, die Kinder und ich können mitkommen und euer Auto nach Hause fahren. Aber nicht sofort, denn Johnny …“ Eva betonte den Namen, da diese Streitfrage ja nun endlich entschieden war. „… muss erst noch ein bisschen wachsen.“

„Und mir wird ein paar Tage das Sitzen noch schwerfallen“, fügte Lacy hinzu.

Eva wandte sich an Lacy. „Warte ab, bis du das Haus siehst. Es ist wunderschön, riesengroß und hat wirklich alles, was wir brauchen. Also los“, befahl sie Zack, „check schnell aus diesem Motel aus und gesell dich zu Joe, den Kindern und mir ins Ferienhaus.“

Brynne war überrascht, dass sie sich ausgeschlossen fühlte. Warum sollte sie das tun? Die beiden anderen waren schließlich aus heiterem Himmel hier aufgetaucht und würden wieder weg sein, bevor sie auch nur die Gelegenheit gehabt hätten, eine echte Beziehung zueinander aufzubauen. Der plötzliche Schmerz machte also gar keinen Sinn. Doch das Gefühl des Verlustes traf sie dennoch tief, und sie schmiegte den kleinen John enger an sich. Er musste ihre Anspannung offenbar gespürt haben, denn er wurde unruhig.

Eva reagierte als Erste. „Darf ich ihn auch mal nehmen?“

„Natürlich.“ Brynne reichte ihr das dick eingewickelte Bündel und konnte nicht anders, als zu lächeln, als Eva das Baby mit leisen, gurrenden Lauten bedachte. Eva war geübt im Umgang mit Babys, da sie selbst erst vor sechs Monaten zum zweiten Mal Mutter geworden war.

„Oh, er ist so wunderschön, und ein weiterer Rotschopf in der Familie.“ Sie lachte.

Zack schlenderte zu Eva hinüber und gab seinem Sohn einen sanften Kuss auf den Kopf. „Daddy hat dich lieb“, flüsterte er. Dann warf er erst Eva, dann Brynne einen Blick zu und nickte kurz, bevor er zur Tür ging. „Ich überlasse euch jetzt mal eurem Treffen.“

„Wir sehen uns später, und oh …“ Eva sah Brynne an. „Morgen Abend gibt’s ein großes Familienessen. Bring deinen Freund also ruhig auch mit.“

Das konnte sie ja wohl kaum ausfallen lassen, und Paul konnte mit solchen Familiengeschichten perfekt umgehen. „In Ordnung, gern.“ Na toll. Wie sollte man denn da nicht verlobt bleiben?

„Eva leitet eine kleine wohltätige Organisation. Sie ist also daran gewöhnt, das Sagen zu haben“, meinte Lacy und riss Brynne damit aus ihren Gedanken. „Nur falls du dich wunderst, warum sie immer alles und jeden organisiert.“

Brynne hoffte, dass niemand ihre Geistesabwesenheit bemerkt hatte. Sie nickte verständnisvoll. „Schon klar.“

„Das ist so eine Geschichte wie Make a Wish, nur für Senioren. Es heißt Dreams Come True – Träume werden wahr.“ Lacy stieg aus dem Bett und inspizierte neugierig das Essen.

„Das hört sich toll an.“ Brynne musste zugeben, dass ihre Schwestern beide äußerst interessante Persönlichkeiten waren.

„Ich liebe meinen Job.“ Da der kleine John jetzt tief und fest schlief, reichte Eva ihn an Lacy zurück, die ihn mit leuchtenden Augen in Empfang nahm. Es war ein Ausdruck, den Brynne schon unzählige Male während ihrer Arbeit auf der Entbindungsstation gesehen, aber nie wirklich verstanden hatte, bis sie Lacy getroffen und ihr Baby entbunden hatte. Der Junge war durch seine DNA mit ihr verbunden. Ganz zu schweigen davon, dass es die erste Entbindung war, die sie ganz allein betreut hatte. Das machte den Unterschied. Deswegen hatte sich bestimmt auch zum ersten Mal Brynnes Mutterinstinkt geregt.

„Anscheinend kennst du alle hier im Krankenhaus, aber du arbeitest doch in dem Buchladen, oder?“, fragte Eva.

„Den Laden habe ich von meiner Mom geerbt. Ich will ihr Andenken in Ehren halten, indem ich ihn weiterführe.“

„Du scheinst aber ein Naturtalent als Krankenschwester zu sein. Vermisst du deinen alten Job denn nicht?“

„Schon. Aber ich bin in dem Buchladen aufgewachsen, und ich liebe es, Leseratten mit ihrer Lieblingsdroge zu versorgen. Das ist vielleicht nicht der Job, der meiner Ausbildung entspricht, aber der Laden gehört jetzt halt mir“, sagte Brynne. Es überraschte sie selbst, wie resigniert sie sich anhörte.

Jemand stand plötzlich im Türrahmen. Rory war da. Sie trug noch ihre Arbeitskleidung – ein enges Oberteil, schwarze Hosen, eine rote Weste und knallrote Sneaker – sowie eine Brille im Harry Potter-Stil mit rotem Gestell.

Nachdem sich alle vorgestellt hatten und Lacy stolz den kleinen John gezeigt hatte, verschwendete Eva keine Zeit und kam direkt auf den Punkt. „Was können Sie uns über Desirae Taylor erzählen?“

Brynne kam das unnötig abrupt vor. Rory hatte immerhin den ganzen Tag gearbeitet und war direkt danach ins Krankenhaus gekommen. Offensichtlich hatte sie sich noch nicht einmal kurz frisch gemacht. An der Weste trug sie sogar immer noch ihr Namensschild.

Brynne legte ihre Hand auf Rorys Schulter. „Danke, dass du hergekommen bist.“ Dann umarmte sie Rory, bevor sie sich nach einem Sitzplatz für sie umsah. Sie warf Eva aus dem Augenwinkel einen kurzen Blick zu. Eva verstand sofort. Zuvorkommend schob sie einen Stuhl zurecht.

„Tut mir leid“, sagte Eva. „Aber es geht um die genauen Umstände unserer Geburt.“

Rory wirkte, als ob sie das Gefühl hatte, auf der Anklagebank zu sitzen, aber sie sah sie verständnisvoll an.

„Ich bin Lacy. Sie haben mich am Samstag schon kennengelernt“, sagte Lacy, die offenbar viel gastfreundlicher war als ihre Schwester. „Haben Sie Hunger? Eva hat uns Essen mitgebracht, das wirklich lecker riecht.“

„Richtig, stimmt ja“, sagte Eva. „Tut mir leid. Sollen wir vielleicht erst mal was essen?“ Eva übernahm sofort die Rolle der Gastgeberin und servierte Salat, Pasta und vegetarische Pizza. Während des Essens unterhielten sie sich erst einmal nur über das Wetter und über den Buchladen. Lacy las anscheinend gerne Krimis und Eva Frauenliteratur, Rory hingegen liebte Fantasy.

„Brynne hat mir erzählt, dass Sie die beste Freundin unserer Mutter waren“, sagte Lacy, die als Erste mit ihrer Pizza fertig war und sich ungeniert die Finger ableckte.

Offensichtlich fiel es Rory immer noch schwer, mit dem Auftauchen von zwei weiteren Ausgaben von Brynne fertigzuwerden, denn sie hatte ihr Essen kaum angerührt.

„Alles, was Sie uns sagen können, würden wir wirklich sehr zu schätzen wissen“, fuhr Lacy fort.

„Hat unsere leibliche Mutter Ihnen jemals erzählt, dass sie eine Leihmutter war?“ Eva kam schon wieder direkt auf den Punkt.

Rory strich sich eine nicht vorhandene Falte aus der Hose, während sie nachdachte. „Leihmutterschaft war in Utah bis 2005 illegal. Desirae hat nie von ihrer Leihmutterschaft gesprochen, bis wir schon lange miteinander befreundet gewesen waren – mindestens fünf Jahre. Sie hat nur gesagt, dass es ihr geholfen hat, den Buchladen kaufen zu können. Danach hat sie beinahe zehn Jahre nicht mehr davon gesprochen, bis durch ein neues Gesetz die Leihmutterschaft auch hier legal wurde.“

Die Drillinge saßen stumm da, und Brynnes Gedanken rasten.

„Was hat sie noch gesagt? Haben Sie ihr irgendwelche Fragen dazu gestellt?“ Eva beugte sich vor. Sie war offenbar begierig darauf, mehr zu erfahren.

„Sie hat mir niemals Einzelheiten verraten, sie hat nur gesagt, dass sie es getan hat. Es kam mir irgendwie vor wie eine Beichte. Daher wollte ich aus Respekt ihr gegenüber nicht zu neugierig sein.“

„Dann war’s das? Sie haben das Thema einfach auf sich beruhen lassen?“, fragte Eva leicht frustriert.

„Hat sie jemals mit Ihnen über ihre Eltern gesprochen? Über ihre Familie?“, fragte Lacy.

„Nur sehr selten. Sie hat erzählt, dass sie im San Fernando Valley in Kalifornien aufgewachsen ist und dass sie niemals dorthin zurückwollte, und sie hat gesagt, dass sie mit ihren Eltern nicht klargekommen ist.“

Letzteres wusste Brynne, denn das war der Grund, den ihre Mutter ihr dafür genannt hatte, warum sie sich nicht einmal Weihnachtskarten schrieben. Als Brynne nach ihren anderen Großeltern gefragt hatte, hatte ihre Mutter schlicht und einfach erklärt, dass es keine gab. Als sie den Mut aufgebracht hatte, nachzufragen, wer ihr Vater war, hatte ihr das nur einen leeren Blick eingebracht. Nach dieser negativen Reaktion hatte sie das Thema nie wieder angesprochen.

Sie bekamen allerdings jedes Jahr eine Karte von einer gewissen Tante Allison, die in Kalifornien lebte. Warum war sie nur nie neugieriger gewesen? Aber natürlich hatte sie damals keine Ahnung gehabt, dass sie ein Drilling war.

„Hatte sie keine Geschwister?“

Rory schüttelte den Kopf. „Keine, soweit ich weiß.“

„Sie hat nur gesagt, dass sie mal eine Leihmutter war, und das war’s dann?“

„Wie ich schon gesagt habe, sie war sehr verschlossen. Der einzige Grund, warum das Gespräch überhaupt auf dieses Thema kam, war das neue Gesetz.“

„Das verstehen wir“, sagte Brynne hastig. Für Rory war der Tod von Brynnes Mutter genauso hart gewesen wie für sie. In ihrer Trauer waren sie sich beide nähergekommen als jemals zuvor.

„Ich weiß noch, dass ich mich gefragt habe, ob sie vor oder nach Brynnes Geburt eine Leihmutter gewesen ist. Aber sie hat mir nie ein Datum genannt.“

„Warten Sie mal“, hakte Eva hastig nach. „Was meinen Sie damit … vor oder nach Brynnes Geburt? Ist sie denn nicht mit einem Neugeborenen hierhergekommen?“ Evas Verstand war messerscharf, und sie war gerade verzweifelt auf der Suche nach Informationen.

Rory nahm ihre Brille ab und rieb sich die Augen. Sie hatte dunkle Augenringe. Sie trug einen Cloisonné-Ring am Finger, der zu einem passte, den Brynnes Mutter immer an einer Kette getragen hatte. „Nein, Brynne war schon ungefähr drei Jahre alt, als Desirae hierhergezogen ist.“

„Drei?“, fragten die drei Schwestern wie aus einem Mund.

„Wo war sie denn dann die ganze Zeit nach der Geburt?“ Lacy war die Erste, die ihre Gedanken in Worte fasste.

„Desirae und Brynne sind in das Apartment neben meinem gezogen, als sie drei Jahre alt war. Daran erinnere ich mich noch ganz deutlich, weil dieser kleine Rotschopf drei Finger hochgehalten und mir erklärt hat, dass sie drei ist, als Desirae uns einander vorgestellt hat.“ Zum ersten Mal sorgte Rory mit einem Lächeln dafür, dass sich die Atmosphäre entspannte. „Du hast gesagt, dass deine Tante dir den Plüscheisbären, den du im Arm hattest, zum Geburtstag geschenkt hat.“

„Aber Sie haben doch gerade gesagt, dass Desirae keine Brüder oder Schwestern gehabt hatte.“ Eva sah jetzt so verwirrt aus, wie Brynne sich fühlte.

„Richtig. Es war Desirae Tante, nicht Brynnes. Ich erinnere mich nur wegen dieser allerersten Begegnung überhaupt daran.“ Rory warf ihr einen liebevollen Blick zu. Wenn Brynne nicht so durcheinander gewesen wäre, hätte sie Rory gleich noch einmal umarmt.

Eine Weile herrschte Schweigen.

„Du und Mom, ihr wart immer unzertrennlich“, sagte Brynne schließlich. „Da ist es ehrlich gesagt schwer, zu glauben, dass du nicht mehr weißt.“

Rory musterte ihren Pappteller, der immer noch mehr als halb voll war. Sie sah sich nach dem Mülleimer um und entsorgte dann die Reste. „Deine Mutter hat mir alles bedeutet, und ich will ihr Vertrauen nicht enttäuschen.“

„Aber sie ist jetzt tot, und wir haben berechtigte Fragen“, mischte sich Lacy höflich ein. „Das verstehen Sie doch bestimmt.“

„Ja, natürlich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, plötzlich herauszufinden, dass man eine Drillingsschwester ist. Aber wir haben ein paar schwierige Monate hinter uns. Gebt mir also bitte ein bisschen Zeit, um nachzudenken.“

Rory hielt mit irgendetwas hinter dem Berg, das war offensichtlich. Aber wer konnte ihr unter diesen Umständen deswegen Vorwürfe machen?

Brynne würde Rory niemals dazu zwingen, irgendetwas zu erzählen, was sie nicht wollte. Sie hatten verzweifelt zusammen getrauert, als ihre Mutter gestorben war, denn sie hatten ihre Mutter beide aus tiefstem Herzen geliebt. Diese Freundschaft würde sie niemals aufs Spiel setzen. Aber die große Frage blieb so immer noch bestehen: Was hatte eine junge Frau dazu gebracht, so etwas zu tun?

„Kannst du denn etwas für uns tun, Rory? Wir sind doch Moms Sachen zusammen durchgegangen. Du hast einiges davon behalten und ich auch. Kannst du vielleicht alles noch mal ansehen, ob du irgendwelche Hinweise für uns findest?“

„Natürlich“, sagte Rory sofort.

Brynne brauchte Paul. Schon wieder. Aber nicht, um ihn ins Bett zu zerren und so die Flut an Informationen, Gefühlen und Gedanken aufzuhalten, die über sie hereinbrach. Nein, dieses Mal nicht. Dieses Mal brauchte sie ihn wegen seines Dachbodens, damit er ihr die Kartons mit den Sachen ihrer Mutter herunterholte, die dort lagerten, weil ihr Apartment über keinerlei Stauraum verfügte. Es musste doch irgendetwas geben, das die Verbindung ihrer Mutter zu einer Tante belegte. Etwas, das ihnen helfen würde, herauszufinden, wo sie die drei fehlenden Jahre nach ihrer Geburt verbracht hatte.

Brynne sah zuerst Eva und dann Lacy in die Augen. „Ich glaube, ich habe einen Plan.“

Brynne folgte Rory aus dem Krankenzimmer und überließ Lacy und Eva ihrem Gespräch. „Darf ich dich um einen weiteren Riesengefallen bitten, Rory?“

Die dunkelhaarige Frau rückte ihre Brille zurecht. „Natürlich.“

„Solange Lacy und Eva da sind, würde ich mir gerne freinehmen.“

„Natürlich. Du musst so viel Zeit mit ihnen verbringen wie nur möglich. Ich sorge dafür, dass Nate und Arpita noch ein paar Schichten übernehmen.“

„Super. Vielen, vielen Dank.“ Sie umarmte Rory zum Abschied. Nachdem sie diese zum Fahrstuhl begleitet hatte, rief sie Paul an.

„Hey, das ist aber eine Überraschung“, sagte er erfreut. „Wie läuft’s denn?“

„Große Rätsel haben wir leider keine gelöst, aber wir haben wenigstens eine neue Spur.“

„Das ist doch gut.“

Ob sie nun verlobt waren oder nicht, sie fielen automatisch wieder in ihre vertraute Routine zurück. Sie hatte den Verdacht, dass Paul nicht glaubte, dass sie die Verlobung tatsächlich gelöst hatte. Glaubte sie denn selbst daran? „Wie hat deine Mutter meine Abwesenheit denn aufgenommen?“

„Als ich ihr erklärt habe, was los ist, waren sie und Dad total aus dem Häuschen. Sie können es gar nicht erwarten, deine Schwestern kennenzulernen. Um genau zu sein, habe ich Zack und Joe und alle anderen für Dienstag zum Abendessen eingeladen.“

„Du hast was?“ Genau so etwas war Teil des ganzen Problems … dass er sie selbstverständlich verplante. „Das ist keine gute Idee.“

„Warum denn nicht?“

„Du hättest mich zuerst mal fragen müssen. Außerdem sind wir nicht mehr verlobt!“

Er seufzte. „Da hab ich wohl Mist gebaut. Aber sie haben schon zugesagt.“

„Dann musst du das Ganze eben wieder absagen.“

„Das werde ich bestimmt nicht tun.“

Natürlich nicht. Er war schließlich ein Capriati. Das war etwas, was sie unglaublich wütend machte. Er erwartete einfach von ihr, dass sie genauso war wie er. Extrovertiert, freundlich und normal.

Das Schweigen zog sich in die Länge. „Hast du aus einem bestimmten Grund angerufen?“, fragte er schließlich.

Das alles war so kompliziert und es würde nur noch schwieriger werden. „Ich habe doch ein paar Kisten mit den Sachen meiner Mutter auf deinem Dachboden deponiert. Die müsste ich heute Abend noch mal durchgehen.“

„Ich fahre in ungefähr einer Stunde los, dann kann ich sie für dich runterholen.“

„Danke! Bis später.“

„Ich liebe dich.“ Er ließ keine Gelegenheit aus, ihr das zu sagen. Nicht einmal jetzt.

Normalerweise war ihre Antwort immer „Ich liebe dich auch“. Doch dieses Mal presste sie die Lippen zusammen. Ihr Schweigen würde ihm wehtun, aber sie musste ihm klarmachen, dass sich die Dinge geändert hatten.

„Ich wollte noch einmal darüber sprechen, was ich gestern im Rusty Nail gesagt habe.“ Ihr Schweigen hatte ihn offensichtlich verunsichert.

„Das Ultimatum? Ernsthaft?“

„Gibt es denn einen besseren Zeitpunkt, um sich wieder zu verloben, als jetzt, wo deine neue Familie hier ist?“

Jeder Muskel in ihrem Körper verspannte sich. Wenn er jetzt vor ihr gestanden hätte, wäre sie vielleicht in Versuchung gekommen, ihn zu erwürgen.

„Erstens, das ist manipulativ. Zweitens, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch“, fuhr sie ihn an. Sie hatte mit ihm Schluss gemacht, weil er sie in einer schwierigen Zeit in ihrem Leben zu sehr bedrängt hatte, anstatt ihr zur Seite zu stehen.

„Okay. Du hast ja recht. Tut mir leid.“

Ihm musste doch klar sein, wie wütend er sie damit machte. Kapierte er das denn nicht? Oh, warte. Er hatte ihr ja gerade recht gegeben. „Na schön.“

„Als Entschuldigung würde ich dir einen kleinen Einkaufsbummel spendieren. Warum kaufst du dir nicht was Schönes auf meine Rechnung?“

Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Shopping? Jetzt? War er vollkommen verrückt geworden? „Als ob ich im Augenblick Zeit für so was hätte.“

„Wer hat denn keine Zeit, ein bisschen im Internet zu surfen?“

Nun … damit könnte sie ihm eine richtige Lektion erteilen. Sie könnte sich irgendein exorbitant teures Kleid kaufen. Vielleicht würde er ja dann verstehen, wie wütend sie gerade war. „Ich werde sehen, ob ich die Zeit finde.“

„Gut. Dann gebe ich dir gleich meine Kreditkartennummer. Ich meine das ernst, kauf dir, was immer du willst.“

„Du bist wirklich verrückt.“

„Nur nach dir. Hast du einen Stift?“

Der Typ ahnte ja nicht, was auf ihn und seine Kreditkarte zukam. Sobald sie in ihrer Handtasche einen Stift gefunden hatte, sagte er ihr die Nummer, und Brynne schrieb sie sich auf die Handfläche.

„Wie gesagt, nur falls ich Zeit dazu habe.“ Sie beendete den Anruf und ging zurück in Lacys Zimmer.

Als sie das Krankenzimmer betrat, waren Eva und Lacy gerade fertig damit, ein paar Textnachrichten zu verschicken. Wahrscheinlich an ihre Ehemänner und Kinder. Brynne fühlte sich schon wieder irgendwie außen vor und ausgegrenzt.

Als die Krankenschwester den kleinen Johnny für sein Bad und sein abendliches Wiegen abholte, erklärte Lacy: „Lasst uns doch ein bisschen spazieren gehen. Mir fällt hier nämlich allmählich die Decke auf den Kopf.“

„Natürlich.“ Eva schien ebenfalls das Bedürfnis zu haben, sich die Beine zu vertreten.

Sie verließen das Krankenzimmer und hatten auf diese Weise ihren ersten öffentlichen Auftritt als Drillinge. Sie sorgten sofort für Aufsehen. Sowohl ehemalige Kolleginnen von Brynne als auch die Besucher starrten sie an.

„Sollen wir in die Kantine gehen oder in die Lobby?“, fragte Brynne. „Es könnte aber sein, dass dort jemand Klavier spielt. Dann wird es schwierig, sich zu unterhalten.“

„Kantine“, meldete sich Lacy zu Wort.

Brynne warf einen Blick auf die Uhr. Die offizielle Kantine war leider inzwischen schon geschlossen, aber Limo, Kaffee oder Tee und abgepackte Snacks wurden noch verkauft. Außerdem waren um diese Uhrzeit wahrscheinlich keine Angestellten mehr da, sodass es schön ruhig sein würde.

„Wie lange hast du hier gearbeitet?“, fragte Eva, als sie den Aufzug betraten.

„Acht Jahre.“ Danach gab Brynne eine kurze Zusammenfassung ihrer Arbeit als Krankenschwester auf der Entbindungsstation. Zu ihrer Überraschung wirkten sowohl Lacy als auch Eva fasziniert.

Als sich die Fahrstuhltüren wieder öffneten, sagte Brynne: „Jetzt müsst ihr mir aber auch alles über eure Jobs erzählen und …“ Sie schaute zwischen ihren Schwestern hin und her. „… was ihr die letzten zweiunddreißig Jahre über getrieben habt.“

Sie lachten ausgelassen. Die Kantine war wie erwartet bis auf ein paar Nachzügler fast leer.

„Hast du mal eben eine Woche Zeit dafür?“, fragte Eva. Ein Hauch von Traurigkeit lag in ihren perfekt geschminkten Augen.

„Ich weiß“, meinte auch Lacy bedrückt.

„Nun ja, ihr seid doch tatsächlich noch eine ganze Woche hier.“ War eine Woche zu lang, oder würde sich herausstellen, dass es nicht einmal annähernd genug war?

„Das stimmt“, sagte Lacy. Jetzt entdeckte sie ein Stück Kuchen im Kühlregal und steuerte zielstrebig darauf zu.

Die nächsten paar Minuten verbrachten sie damit, sich für einen Snack oder ein Dessert zu entscheiden, diverse heiße Getränke zu bestellen und sich dann eine ruhige Ecke zu sichern. Nachdem sie Platz genommen hatten, waren sie bereit dazu, zum ursprünglichen Thema zurückzukehren.

„Wie interpretierst du denn die Sache mit Rory und deiner Mom?“, fragte Lacy, nachdem sie einen ersten Bissen von ihrem Bananenkuchen gekostet hatte.

„Sie war Moms allerbeste Freundin. Ich wäre daher mehr als überrascht, wenn Rory die ganze Geschichte wirklich nicht kennt.“

„Nun ja, sie kann ja nichts dafür, wenn deine Mom ihr die Wahrheit tatsächlich vorenthalten hat“, sagte Eva und stippte eine Brezel in ein Schälchen mit Hummus. „Die Frage ist nur, warum hat sie das getan?“

„Vielleicht, weil sie Angst hatte, dass Leute mit Vorurteilen blöde Sprüche gemacht hätten?“, meinte Lacy.

„Gutes Argument. Ich weiß noch, dass ich es in der Grundschule ziemlich schwer hatte. Leihmutterschaft war allerdings kein großes Thema auf dem Spielplatz.“ Brynne war überrascht, dass sie in dieser angespannten Situation einen Witz gemacht hatte und dass die beiden auch noch darüber lachten.

Während sie sich ein bisschen entspannten, musterte Eva Brynne neugierig. „Erzähl uns doch mal von Paul. Warum habt ihr noch keinen neuen Termin für die Hochzeit gefunden?“

Brynne seufzte. „Wir sind nicht mehr verlobt.“ Ihre Schwestern schauten sie verwirrt an.

„Paul ist ein toller Mann, aber gestern hat er echt Mist gebaut.“ Sie fuhr mit dem Finger über den Rand ihrer großen Milchkaffeetasse. „Er hat mir nämlich ein Ultimatum gestellt.“

Damit hatte sie sofort die volle Aufmerksamkeit ihrer Schwestern.

„Entweder wir heiraten sofort oder gar nicht.“

„Das ist aber heftig“, sagte Lacy empört.

„Der Mann ist frustriert“, stellte Eva klar.

„Er hat mich einfach zu sehr bedrängt, und weil ich wütend war, habe ich überreagiert. Mom zu verlieren, hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Der einzige andere Mensch, für den ich je so viel empfunden habe, ist Paul. Ich weiß, das ist irrational. Aber was wäre, wenn ich ihn auch noch verlieren würde?“ Es war verrückt, wie leicht es ihr fiel, mit ihren Schwestern zu reden.

„Du steckst offensichtlich noch mitten in der Trauerphase, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Paul tot umfällt, ist gleich null.“

„Fairerweise muss man aber sagen, dass unsere Mutter bis kurz vor ihrem Tod auch gesund war“, sagte Eva.

„Das war sie.“ Brynne ließ den Kopf hängen.

„Darum willst du dich jetzt einfach nur schützen“, erklärte Lacy.

„Zum Teil.“ Sie war noch nicht bereit, über die Sache mit den Kindern zu reden … über die Verhandlungen, wie viele es sein sollten und auf wen bei der zeitlichen Planung dann Rücksicht genommen werden sollte. Momentan war der Gedanke an ein einziges Kind schon zu viel für sie.

„Er hat eine riesengroße Familie, und ich bin nur mit meiner Mom aufgewachsen. Männer haben bei uns nie eine Rolle gespielt. Ich habe deshalb keine Ahnung, wie man mit einem zusammenlebt.“

„Das bringt er dir schon bei“, sagte Lacy.

Brynne wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und sie fühlte sich irgendwie in die Defensive gedrängt.

„Bring du ihm nur bei, wie man mit dir lebt. So funktioniert nämlich eine Ehe.“ Eva verlor keine Zeit, diese Weisheit hinzuzufügen.

Bei ihren Schwestern hörte sich das alles so einfach an.

Doch Eva und Lacy schienen mit ihren Ehemännern und ihren Babys glücklich zu sein. Um ehrlich zu sein, verspürte Brynne in ihrer Gegenwart immer einen Stich in ihrem Herzen. Ich will auch, was sie haben.

„Ich schätze mal, dann muss ich euch noch etwas sagen. Es war nicht nur das Ultimatum oder dass ich nicht weiß, wie man mit einem Mann zusammenlebt. Er will eine große Familie haben, und, na ja, Babys sind eher mein Job und nicht meine Leidenschaft. In diesem Punkt passen wir einfach nicht zusammen.“

Eva legte ihre warme Hand auf ihren Unterarm.

Zum ersten Mal war Brynne ehrlich zu sich selbst – und auch zu ihren Schwestern. Denn die große Familie war für sie ein Deal-Breaker.

„Außerdem hast du ja jetzt auch noch den Buchladen“, fügte Eva hinzu.

Brynne nickte. „Ich will damit das Andenken meiner Mutter ehren, aber in Wirklichkeit fühlt es sich meistens wie eine Verpflichtung an.“ Sie hatte diesen Laden geerbt, und sie wollte ja edel und hilfreich und gut sein, aber … „Meine Leidenschaft ist die Krankenpflege.“

„Warum arbeitest du dann nicht weiter hier?“, fragte Lacy.

„Das ist nicht so einfach.“

„Das verstehe ich“, sagte Eva mitfühlend.

Autor

Heatherly Bell

Heatherly Bell wurde in Tuscaloosa, Alabama, geboren, verlor ihren Akzent aber schon im Alter von zwei Jahren. Ihre Großmutter Mima hat ihn sich bewahrt, ebenso wie die traditionelle Lebensart und den Spirit der Frauen aus dem Süden der USA. Heatherly ging mit ihrer Familie erst nach Puerto Rico und...

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Teresa Southwick hat mehr als 40 Liebesromane geschrieben. Wie beliebt ihre Bücher sind, lässt sich an der Liste ihrer Auszeichnungen ablesen. So war sie z.B. zwei Mal für den Romantic Times Reviewer’s Choice Award nominiert, bevor sie ihn 2006 mit ihrem Titel „In Good Company“ gewann. 2003 war die Autorin...
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