Tiffany Pure Lust Band 35

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MILLIARDÄRE MÖGEN'S HEISSER von LISA RENEE JONES

Blonde Perücke, sexy Outfit: eine Nacht lang Marilyn Monroe! Eigentlich sieht Caron sich nicht als Vamp. Aber je später die Party, desto besser gefällt sie sich als blonde Versuchung. Besonders, als sie die Lust in den Blicken des Milliardärs Baxter Remington sieht …

VORSICHT, VERFÜHRER! von KATE HOFFMANN

Ein Schneesturm tobt, und wenn kein Wunder geschieht, ist Alex verloren. Doch eine geheimnisvolle junge Frau rettet ihn. Sie nimmt ihn mit in ihre Blockhütte und verführt ihn – den Verführer, der bis zu dieser klirrend kalten Nacht nicht an Liebe glaubte …


  • Erscheinungstag 06.12.2025
  • Bandnummer 35
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530798
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lisa Renee Jones, Kate Hoffmann

TIFFANY PURE LUST BAND 35

Lisa Renee Jones

PROLOG

Am Montag nach Thanksgiving war Josie im Kostümverleih „Dressed To Thrill“ den ganzen Tag damit beschäftigt, die Kostüme für eine riesige Benefizparty in San Francisco zusammenzustellen. „Die großen Stars von Hollywood“ war das Thema des Events, doch eines der bestellten Kostüme würde sie erst einmal selbst benötigen: Einmal im Leben wollte sie Marilyn Monroe sein, nur für eine Nacht. Heute Nacht. Das legendäre weiße Kleid musste ja erst in zwei Tagen verschickt werden, und sie brauchte es, damit wenigstens einer ihrer Träume Wirklichkeit wurde.

Seit Monaten flirtete sie schon mit Tom, der das Geschäft regelmäßig mit neuer Ware belieferte. Es wurde Zeit für den nächsten Schritt. Vielsagende Blicke, herausforderndes Lächeln und sehnsüchtiges Schmachten mussten ein Ende haben. Sie war auch nur eine Frau. Und sie ertrug es nicht mehr – diese Sehnsucht, dieses ständige Verlangen. Sie und Tom mussten endlich einmal zur Sache kommen.

Josie blickte auf die Uhr. Fast zwölf. Schon vor Stunden hatte sie Toms Boss angerufen und um einen Rückruf von Tom gebeten. Jetzt konnte jeden Augenblick ihre Chefin aufkreuzen. Carol mochte es gar nicht, wenn am Arbeitsplatz geflirtet wurde. Sie hatte Tom und Josie schon einmal dabei ertappt, und das war etwas peinlich gewesen.

Josie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und faltete das Audrey-Hepburn-Kostüm für die Benefizparty zusammen. Liebe Güte, was für ein langweiliger Fetzen. Sie betrachtete das schlichte, dezent geschnittene Kleid. So etwas würde sie nicht als Kostüm bezeichnen, schon gar nicht als eins, mit dem Träume wahr wurden.

Das Telefon klingelte. Josie zuckte zusammen. Ihr Herz raste. Das war er, das war Tom. Ganz bestimmt. Sie drückte die Hand auf die Brust und zwang sich, ruhig weiterzuatmen, bevor sie sich meldete.

„Josie.“ Ja, das war die sexy Stimme, nach der sie sich so sehnte.

„Hi, Tom. Danke, dass du zurückrufst.“

„Du brauchst mich für eine Sonderauslieferung?“

„Ja“, erwiderte sie und zupfte nervös an ihren Ponyfransen. „Es geht um eine Lieferung für dich.“

„Kein Problem. Ich komme sie abholen. Sonst noch was?“

„Ja“, sagte Josie. „Ich meine … die Lieferung ist für dich persönlich, Tom. Ich möchte, dass du kommst, wenn wir geschlossen haben und auch du Feierabend hast.“

Stille. Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren. Würde er ablehnen? Würde er ihre Einladung ausschlagen? Wie sollte sie ihm dann jemals wieder gegenübertreten?

„Ist acht Uhr okay für dich?“

Puh! Ein Riesenstein fiel ihr vom Herzen. „Acht Uhr ist prima.“

„Ich freu mich drauf, Josie.“

Josie wartete. Sie trug das Marilyn-Monroe-Kleid, dessen Ausschnitt jedem Mann den Verstand rauben musste. Sie war bereit. Nie hätte sie gedacht, dass dieses Outfit sie so sexy machen würde. Dieses Kleid, die Perücke, die knallroten Lippen. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Diese Perücke hatte etwas – irgendwie hatte Josie das Gefühl, damit besonders verführerisch zu wirken.

Endlich klingelte es an der Ladentür. Josie hatte sie verriegelt, denn sie wollte ganz sicher sein, dass nicht etwa jemand anders sie stören würde.

Es war Tom. Endlich. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Ein ganzer Schwarm Schmetterlinge flatterte in ihrem Bauch. Sie eilte in den Verkaufsraum, so schnell es ihre schwindelerregend hohen Absätze zuließen. Als sie um die Ecke bog, verlangsamte sie ihre Schritte und schlenderte mit laszivem Hüftschwung zur Tür, öffnete sie und schob provozierend eine Hüfte vor. „Hallo, Tom.“

Sein Blick glitt über ihren Körper und blieb an dem aufregenden Ausschnitt haften. „Du überraschst mich immer wieder, Josie.“

„Gefällt dir das Kleid?“

„Mir gefällt die Frau, die drinsteckt.“

Sie schluckte. Plötzlich verspürte sie eine geradezu schmerzhafte Erregung an all den Stellen ihres Körpers, die von dem Kleid kaum verdeckt wurden. „Komm herein.“ Sie trat zur Seite, um Tom hereinzulassen.

Er trug noch immer seine Arbeitsuniform. Sein knackiger Po und seine breiten Schultern kamen darin hervorragend zur Geltung. Josie schloss sofort die Tür hinter ihm und verriegelte sie. Dann drehte sie sich um, schaute in seine blaue Augen und hörte auf zu denken.

Was war es noch mal, was sie als Nächstes geplant hatte?

„Josie?“, sagte er leise.

Sie leckte sich über die Lippen und schalt sich insgeheim eine Idiotin. Jetzt bloß nicht die Sache vermasseln.

„Hier entlang“, sagte sie und ging voraus – langsam und mit sinnlichem Hüftschwung. Was für ein wundervolles Gefühl, wenn der seidige Stoff des Kleides sich an ihre Schenkel schmiegte. Sie führte Tom in einen kleinen Raum, der normalerweise als Umkleidekabine diente und den sie mithilfe von Kerzenlicht und einem liebevoll gedeckten Tisch umfunktioniert hatte.

Sie deutete auf den Tisch. „Ich hoffe, du magst Chinesisch. Doch, du magst es. Du hast es mir selbst einmal gesagt. Neulich, als du da warst.“ Oh nein! Halt bloß den Mund! Sie versuchte noch einmal die Sache mit der Hüfte.

Tom sah sie stumm an. Seine blauen Augen schienen von Sekunde zu Sekunde dunkler zu werden vor Verlangen. Josie atmete tief ein und entschloss sich, alles auf eine Karte zu setzen. „Oder möchtest du lieber zuerst das Dessert?“

Sie hatte kaum Zeit zu blinzeln, so schnell stand Tom direkt vor ihr. Sie spürte die Muskeln an seinen wundervollen starken Armen, als er sie an sich drückte.

„Ich mag dich, Josie“, sagte er. „Ich mag alles an dir.“

„Wirklich?“ Ihr wurde heiß. „Ich meine, das dachte ich mir schon, aber du hast mir das nie gezeigt.“ Sie spreizte die Finger auf seiner muskulösen Brust. „Warum nicht?“

„Weil deine Chefin mich immer so böse anschaut, seit sie uns beim Flirten ertappt hat. Ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst.“

Mit dieser Antwort konnte sie leben. „Nur zu“, sagte sie. „Mach, dass ich Ärger bekomme.“

„Unter einer Bedingung.“ Sein Atem strich heiß über ihre Wange.

„Ja?“, hauchte sie.

„Mir gefallen deine Kostüme, Josie“, sagte Tom, und er meinte damit die vielen Outfits, mit denen sie in den letzten Monaten immer wieder versucht hatte, ihn zu beeindrucken. „Aber wenn ich Marilyn erst einmal aus ihrem Kleid geschält habe, dann gib es an den Kunden weiter und lass mich ab jetzt nur noch die echte Josie haben.“

Sie lächelte. „Zieh mich aus, Baby.“ Die Benefizparty konnte ihre Marilyn haben. Es war vielleicht Marilyn gewesen, die den Mut aufgebracht hatte, den Mann ihrer Träume zum Abendessen einzuladen. Aber ich bin es, die diesen Mann festhalten wird.

1. KAPITEL

Sie erwachte aus unruhigem Schlaf, erhitzt und erregt. Sie spürte, dass sie nicht allein war, dass er da war. Er war wiedergekommen. Sie setzte sich auf und blickte wie gebannt zum Balkon. Die Vorhänge tanzten in der nächtlichen Brise. Erwartungsvoll richtete sie den Blick auf den Schatten dahinter. Ihre Schenkel zitterten schon, so erregt war sie, und sie drückte die Knie zusammen.

Und dann wurden die Vorhänge abrupt auseinandergerissen. Ihr stockte der Atem, als er auf sie zutrat. Sein blondes Haar fiel ihm um die breiten, in Leder gehüllten Schultern. Ihre Blicke trafen sich. Kristallblaue Augen zogen sie in ihren Bann. Gleich würde sie verbrennen im Feuer dieses Kristalls.

In der Ferne hörte man es trommeln.

Nein. Caron überlegte. Das war kein Trommeln. Es war ein Klopfen. Jemand klopfte an die Tür.

Oh! Caron Avery kehrte jäh in die Realität zurück. Sie blickte von dem Roman in ihrer Hand zu der Tür ihres kleinen Büros, das sich im hinteren Teil ihres Buchladens befand. Vor zwei Jahren hatte sie ihren ganzen Mut, ihre Ersparnisse und einen Kredit von ihrer Großmutter eingesetzt, um diesen Laden zu kaufen.

Es klopfte wieder. „Ich komme gleich!“, rief sie, öffnete eine Schublade und schob das Buch hinein, direkt neben den Reiseprospekt. Die Kreuzfahrt in die Tropen würde sie sich gerne selbst zu ihrem dreißigsten Geburtstag schenken. Sie schloss die Schublade und sagte sich, dass sie nichts zu verbergen hatte. Schließlich musste sie ihr eigenes Sortiment kennen. Und dazu gehörte eben auch ganz spezielle Lektüre.

Vor Kurzem hatte sie sich nämlich entschlossen, das Angebot ihres originellen kleinen Buchladens zu erweitern und in der oberen Etage eine Romantik-Abteilung einzurichten. Eine Entscheidung, die sich offenbar auszahlte. Jedenfalls waren die Umsätze in die Höhe geschnellt. Bald würde die zweite Etage ihres Geschäfts ausschließlich für ihre weiblichen Leser reserviert sein, mit Büchern, Kerzen, Geschenken – und einer ganz privaten Leseecke, wo ihre Kundinnen ihren geheimen Leidenschaften frönen könnten, von fantasievollen Liebesromanen bis zu ganz heißen Storys.

Sie war stolz auf sich. Bald hätte sie es geschafft und ihrer Großmutter den Kredit zurückgezahlt. In wenigen Wochen war Weihnachten, da stiegen die Umsätze ohnehin.

Caron schob eine vorwitzige Strähne ihres dunklen Haars zurück in den sorgfältig hochgesteckten Knoten. Ihr war noch immer ganz heiß von der Lektüre. Das kam wohl davon, dass sie kein nennenswertes Liebesleben hatte.

„Herein“, sagte sie, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und versuchte, sich in die seriöse Buchhändlerin zu verwandeln, die sie im wirklichen Leben darzustellen hatte.

Die Tür schwang auf, und ihre Assistentin Kasey Washington stürmte herein. Ihr kinnlang geschnittenes blondes Haar wippte auf und ab.

„Wahnsinn!“, rief sie. „Ich habe ganz, ganz tolle Neuigkeiten.“ Sie ließ sich in den abgewetzten Ledersessel vor dem Schreibtisch fallen.

Caron verzog die Lippen. Für ihre junge Mitarbeiterin war schon eine neue Geschmacksrichtung bei Starbucks eine tolle Neuigkeit.

Kasey strahlte. „Eine unserer neuen Kundinnen schaut sich gerade im oberen Stockwerk um. Ich weiß nicht, ob Sie sich an sie erinnern? Ruth Parker.“

Caron schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, nein.“

„Sie sagt, sie war letzte Woche ganz begeistert von Ihrer Beratung.“

Aha. „Das hört sich gut an“, sagte Caron. Aber umwerfend war das nun auch wieder nicht.

„Sie arbeitet für die Krebshilfe und gehört dem Komitee an, das nächste Woche Freitag eine Riesenbenefizparty steigen lässt. So eine altmodische Gala im Hollywoodstil. Sie machen schon seit Wochen dafür Werbung. Tja, und …“, Kaseys Augen leuchteten, „… eine der Frauen, die bei der Show auf dem Laufsteg mitmachen sollte, kann wegen eines Notfalls nicht teilnehmen. Jetzt brauchen sie jemanden, der Audrey Hepburn spielt, und diese Ruth Parker will Sie!“ Kasey quietschte. „Wie cool ist das? Sie kommen ins Fernsehen!“

Caron war alles andere als begeistert. „Was?“ Sie schüttelte den Kopf. „Oh nein. Ich stelle mich doch nicht kostümiert vor all diese Menschen. Und ganz sicher nicht fürs Fernsehen.“

„Sie müssen!“, rief Kasey. „Das ist eine einmalige Gelegenheit. Sie sagen doch selbst, dass Sie sich nach Abwechslung sehnen.“

Caron mochte keine öffentlichen Auftritte, schon gar nicht kostümiert auf einem Laufsteg und im Fernsehen. „Aber damit meinte ich so etwas wie eine Kreuzfahrt! Keinen Fernsehauftritt. Nein. Ich mag so etwas nicht.“

„Der Buchladen wird in Werbespots erwähnt, Sie können Flyer verteilen und so weiter. Das wäre kostenlose Werbung für unseren Laden und die perfekte Gelegenheit, unsere neue Romantik-Abteilung bekannt zu machen. Eine Riesenchance, in letzter Minute unsere Weihnachtsumsätze noch weiter zu steigern. Es ist perfekt! Seien Sie einfach einen Abend lang Audrey Hepburn. Ich wünsche Ihnen viel Spaß.“ Kasey senkte verschwörerisch die Stimme. „Übrigens werden auch jede Menge attraktive, reiche Männer dort sein. Wir müssen das einfach machen. Sie müssen das machen. Für das Geschäft, Caron.“

Caron lehnte sich zurück und blickte ihre Assistentin an. Kasey hatte ja recht, sie brauchten diese Publicity. Publicity bedeutete mehr Umsatz, und das bedeutete, dass sie ihrer Großmutter schneller das Geld zurückzahlen konnte. Es ging nicht darum, ob sie Lust dazu hatte, es ging um Verantwortung und darum, das Richtige zu tun.

„Diese Ruth Parker ist hier?“, fragte Caron. „Sie will mit mir sprechen?“

„Sie steht vor der Tür“, erwiderte Kasey. „Das ist Ihr Ticket zum Erfolg. Ich spüre es genau.“

Caron stieß sich von der Tischplatte ab. „Ich kann nicht glauben, dass ich das tue“, murmelte sie.

Kasey sprang auf. „Das wird ein Riesenspaß. Sie werden sehen. Habe ich erwähnt, dass Sie vor der Show stundenlang kosmetisch verwöhnt werden? Das wird himmlisch. Einen Abend lang Audrey Hepburn sein. Einen Traum leben. Ich freue mich so für Sie, aber ich bin auch ganz schön neidisch.“

Ha ha. Einen Traum leben. Audrey Hepburn. Na ja, vielleicht könnte es klappen. Wenn ich nur die Leute vergessen könnte, die vielen Leute. Einfach nicht daran denken, dass sie bei der Abschlussfeier an der Highschool auf der Bühne ausgerutscht und ausgelacht worden war. Audrey Hepburn würde nicht ausrutschen. Und man wollte sie – Caron Avery – als Audrey.

Der Freitagabend kam viel zu schnell. Der ganze Tag war stressig gewesen, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie war schon auf dem Weg zum Stylisten gewesen, als die Nachricht sie erreicht hatte: In der Toilette im Buchladen hatte es eine Überschwemmung gegeben. Natürlich war sie sofort umgekehrt, sie konnte Kasey schließlich nicht mit so einem grässlichen Problem allein lassen. Am Ende war die Toilette repariert und der Schaden behoben – Caron jedoch viel zu spät dran für ihren Termin beim Stylisten. Fast zwei Stunden zu spät! Und natürlich gab es weit und breit keinen freien Parkplatz. Konnte es noch schlimmer kommen?

Es konnte. Der Motor ihres kleinen roten Volkswagens stotterte, und ein Blick auf die Tankuhr sagte ihr, dass sie kein Benzin mehr hatte. Entnervt blies sie sich die Strähnen aus dem Gesicht. So begann wohl kaum ein Abend, an dem sich Träume erfüllten.

Ungewöhnliche Umstände erforderten ungewöhnliche Maßnahmen. Caron gab nur noch ganz vorsichtig Gas und steuerte auf den Eingangsbereich des Hyatt-Hotels zu. Kleine, mit weißen Kerzen bestückte Christbäume flankierten die Zufahrt. Sie brachte ihr Auto am Ende der Warteschlange zum Stehen und wartete auf den Hotelpagen. Partygäste in Smoking und Abendrobe schritten auf den Eingang zu. Sie war wirklich mehr als spät dran. Es war zu peinlich.

Na schön, zurück zu den ungewöhnlichen Maßnahmen. Sie zog den Zündschlüssel und stieg aus. Sie war sich ihrer rosa Jogginghose, ihres T-Shirts mit Schmetterlingsaufdruck, ihres nicht vorhandenen Make-ups und ihres nachlässig zu einem Knoten zusammengesteckten Haars überdeutlich bewusst. Egal, sie musste das jetzt tun.

Sie entdeckte einen Pagen und rannte auf ihn zu. Hinter ihr hupten mehrere Fahrer, weil die Schlange sich weiterbewegt hatte und ihr Wagen als einziger stehen blieb.

Caron streckte die Hand mit dem Autoschlüssel aus. „Ich mache bei der Show mit und bin wahnsinnig spät dran“, erklärte sie atemlos. Eine extrem attraktive Brünette in einem roten Satinkleid schritt an ihr vorüber, und sie hätte sich am liebsten in einem Mauseloch verkrochen. „Und ich muss mich noch umziehen“, fuhr sie fort. „Aber ich finde keinen Parkplatz und …“

„Miss. Es sind noch viele andere vor Ihnen dran. Ich kann Sie nicht einfach bevorzugen.“

Das war der Moment, wo sie Geld gebraucht hätte. So machten die reichen Leute aus Neinsagern Jasager. Verflixt, immer dieses Geld, Geld, Geld.

Sie trat die Flucht nach vorne an. „Hören Sie, wie ich schon sagte, ich gehöre zur Show. Ich bin einer der Hollywoodstars – Audrey Hepburn. Ohne mich können sie nicht anfangen.“ Der Mann sah sie ausdruckslos an, offenbar glaubte er ihr kein Wort. Sie zog eine Grimasse. „Ich weiß, man sieht es mir im Moment nicht an. Ich habe den Termin beim Stylisten verpasst. Wissen Sie, die Toilette in meinem …“

Er riss ihr den Schlüssel aus der Hand. „Schon gut, ich kümmere mich um Ihren Wagen“, sagte er widerwillig.

Offenbar war die Erwähnung einer Toilette genauso effektiv wie Geld. Gut, eine Sorge weniger. Trotzdem sah es ganz danach aus, als wenn dieser Abend ein echter Reinfall werden sollte.

Sie ließ sich von dem Pagen den Parkschein geben, drehte sich um und … stieß gegen eine eine sehr harte, männliche Brust. Hände – starke, große Hände – hielten sie fest und bescherten ihr postwendend einen heißen Schauer.

Caron blickte auf und sah in die braunen Augen eines gut aussehenden Mannes – eines Mannes mit grau meliertem Haar, sexy wie George Clooney. Dieses männliche Kinn, diese festen Lippen. Oh nein, nicht auf seine Lippen schauen. Zurück zu den Augen. Der Mann betrachtete ihr Schmetterlings-T-Shirt und hob eine Braue. Sie schluckte. Vor ihr stand ihr Traummann, aber sie musste ausgerechnet jetzt eine rosa Jogginghose und ein albernes T-Shirt anhaben.

Das war so typisch.

Sie hat blaue Augen, das war Baxters erster Gedanke, als er das herzförmige Gesicht der Frau betrachtete, die versehentlich in seinen Armen gelandet war. Ein wundervolles Blau, zu Türkis hin tendierend. Ihm gefiel das außergewöhnliche Blau. Er war schon lange nicht mehr auf der Pirsch gewesen, und heute Abend hatte er es auch nicht vorgehabt. Aber diese Frau – sie weckte Verlangen in ihm, heiße Begierde. Er war sofort auf sie aufmerksam geworden, schon allein wegen der rosa Jogginghose.

„Ich bitte um Entschuldigung“, sagte die Frau. Ihre Stimme war genauso süß wie ihr zartes Kinn und die kleine Nase. „Ich habe es wahnsinnig eilig. Die Visagistin wird mich umbringen. Ich … tut mir leid.“

„Mir nicht“, erwiderte er und ließ nur zögernd ihre schmalen Schultern los. Nein, ihm tat es ganz und gar nicht leid. Ja, er hatte sich ihr sogar absichtlich in den Weg gestellt. „Ich bin Baxter Remington. Und Sie sind …?“

Caron schluckte.

Was für einen schlanken Hals sie hatte. Einen Hals zum Küssen. „Baxter Remington“, wiederholte sie. „Wie in Remington-Kaffee? Die Coffeeshops, die man überall in den USA kennt?“

Und Kanada, fügte er in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht aus. Er fand es immer noch erstaunlich, dass aus dem Traum seines Vaters tatsächlich ein international erfolgreiches Geschäft geworden war. „Sie kennen unsere Cafés?“

„Natürlich“, erwiderte sie. „Sie sind doch allgegenwärtig.“ Sie zog die Nase kraus. „Für mich allerdings ein bisschen zu teuer.“ Ihre Augen weiteten sich, als ob ihr erst im Nachhinein bewusst geworden war, was sie gesagt hatte. „Aber sie sind ihr Geld wert“, fügte sie rasch hinzu. „Ich kann es mir nur nicht leisten … ich meine …“ Was redete sie bloß für ein dummes Zeug? „Also, ich bin spät dran. Tut mir leid.“ Sie wandte sich ab, um weiterzugehen.

„Warten Sie!“, rief er spontan.

„Sir?“ Ein Page bot ihm seine Dienste für seinen Porsche an.

Baxter hob ungeduldig die Hand und schaute der Frau nach, die sich überrascht zu ihm umdrehte. Sie schien nicht damit gerechnet zu haben, dass er sich mit ihr unterhalten wollte. Im Gegensatz zu den meisten Frauen, die er kannte. War es das, was ihn so an ihr bezauberte? Dass sie so natürlich war und offensichtlich keine Hintergedanken hatte? Sie war ganz anders als die Frauen, die er sonst bevorzugte – blond, blauäugig, vollbusig – und die er genauso schnell wieder vergaß, wie er sie eroberte. Die hier war brünett und trug kein Make-up. Sie war einfach nur ganz Frau. Hübsch, natürlich, ohne Schnickschnack.

„Wo kann ich Sie später finden?“

Sie zögerte. Schließlich lächelte sie. „Halten Sie Ausschau nach Audrey Hepburn.“ Damit drehte sie sich um und eilte davon.

Baxter blickte ihr nach. Er stand in Flammen. Dabei wäre er um ein Haar gar nicht zu diesem Event gekommen. Zurzeit gab es wirklich Wichtigeres für ihn. Seine Firma stand im Zentrum eines Skandals. Sein Stellvertreter hatte angeblich illegale Geschäfte getätigt. Er konnte nur hoffen, dass das nicht stimmte. Eigentlich hatte er gar keine Zeit, irgendwelche Veranstaltungen zu besuchen. Zum Glück war er doch zu dieser Benefizparty gegangen. Sonst hätte er diese kleine Miss Audrey Hepburn nicht kennengelernt.

2. KAPITEL

Als Caron den Backstagebereich erreichte, war sie immer noch ganz aufgeregt von ihrer Begegnung mit Baxter Remington. Überall um sie herum saßen Frauen vor Spiegeln und ließen sich von Stylisten und Maskenbildnern den letzten Schliff verpassen. Es herrschte eine nervöse, angespannte Atmosphäre, die ansteckend war. Plötzlich freute Caron sich darauf, für diesen Abend in die Rolle Audrey Hepburns zu schlüpfen.

Während sie nach Betsy, der Chefstylistin, suchte, spielte ein gewisser Baxter Remington die männliche Hauptrolle in ihren Gedanken, sie selbst die Rolle der kultivierten Hollywoodschönheit. Caron musste fast über sich selbst lachen. Sie war diesem Mann in Jogginghosen begegnet, und ohne Make-up. Und Männer wie Baxter Remington gaben sich nicht mit Frauen wie ihr ab. Nicht dass sie etwas von ihm wollte. Oder dass er etwas von ihr wollte. Sie zog eine Grimasse. Na schön, vielleicht fände sie es nicht schlecht. Wenn schon eine Fantasie ausleben, warum dann nicht mit einem Mann, der so sexy war wie Baxter? Diese amüsante, sinnliche Träumerei dauerte etwa zwei Sekunden, dann musste Caron in die raue Wirklichkeit zurückkehren, denn sie hatte Betsy gefunden.

„Hier bin ich“, sagte sie und lächelte nervös. „Gerade noch rechtzeitig, nicht wahr?“

„Sie sind gut. Wir haben schon einen Ersatz für Sie“, verkündete Betsy, eine füllige Rothaarige, resolut, während sie die Perücke einer Frau, die allem Anschein nach Elizabeth Taylor darstellen sollte, mit Haarklammern befestigte.

„Einen Ersatz für mich?“, wiederholte Caron bestürzt.

„Was haben Sie denn erwartet, Schätzchen?“ Betsy stemmte eine Hand in ihre runde Hüfte. „Sie sind Stunden zu spät. Nicht etwa eine Stunde, sondern Stunden.“ Sie fuhr sich mit der Hand durch die wilde Lockenmähne. „Ich musste eine der Kosmetikerinnen in Audrey verwandeln, und das war weiß Gott eine Herausforderung.“ Sie zog eine Grimasse. „Suzie passt überhaupt nicht in dieses Kleid. Ich musste das Unmögliche schaffen. Das Unmögliche, sage ich Ihnen.“

„Ich fand dieses Kleid wundervoll“, flüsterte Caron.

„Aber Sie waren nicht da.“

„Ich weiß“, sagte Caron verlegen. „Ich habe eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Ich hatte ein Sanitärproblem.“

„Auch ich steckte bis zum Hals in der Sch…“, erwiderte Betsy abfällig. „Diese Veranstaltung wird im Fernsehen übertragen, und mein Job ist es, normale Frauen in Hollywoodstars zu verwandeln, bevor gedreht wird.“ Sie machte eine weit ausholende Handbewegung. „Sehe ich etwa aus, als hätte ich Zeit, Nachrichten abzuhören? Ich muss diese Show auf die Bühne bringen.“

„Und ein Problem lösen“, sagte eine männliche Stimme.

Caron, Betsy und Elizabeth Taylor drehten sich gleichzeitig um. Da stand Reginald, Betsys Assistent, und hatte eine blonde Perücke in der Hand.

„Was machst du da mit Marilyns Haar?“, fragte Betsy verblüfft.

Reginald war ein hoch aufgeschossener, androgyner junger Mann, dessen Äußeres gepflegter war als das vieler Frauen. „Marilyn trägt nicht gerne hochhackige Schuhe.“ Er verzog verächtlich die Lippen. „Sie hat keine Übung, ist vorhin prompt die Treppe hinuntergefallen und hat sich den Knöchel gebrochen.“ 

„Wie bitte?“ Betsy blinzelte ungläubig.

„Wir haben den Star des Abends verloren!“ Reginald schien langsam die Fassung zu verlieren.

Betsy drehte sich zu Caron um und starrte sie an. „Sie sind Marilyn!“

Caron riss die Augen auf. „Sind Sie verrück? Ich sehe Marilyn kein bisschen ähnlich.“

„Sie wird in dem Kleid verschwinden“, protestierte Reginald.

„Machen Sie doch Suzie zu Marilyn“, schlug Caron vor. „Und geben Sie mir Audreys Kleid.“

„Hört zu.“ Betsys Ton duldete keinen Widerspruch. „Ich habe Suzie praktisch in dieses Kleid hineingenäht. Sie bleibt da jetzt drin. Sie sind unsere Marilyn, Schätzchen. Sie sind mir etwas schuldig, dafür dass Sie so spät gekommen sind.“ Sie gab Reginald einen Wink. „Hol das Kleid und lass mich das Unmögliche möglich machen.“

Caron blickte auf ihre Cup-B-Brüste. „Ich bin nicht dafür ausgestattet.“

„Wird Zeit, dass Sie lernen, was ein Push-up-BH ist. Sie werden nie wieder ohne aus dem Haus gehen.“

Reginald kehrte mit einem eng geschnittenen weißen Kleid zurück. Caron schluckte. „Sie meinen das wirklich ernst.“

„Sie müssen das machen. Ich brauche Sie“, sagte Betsy trocken.

Oh nein, dachte Caron. Sie hatte Tage gebraucht, um sich darauf einzulassen, als kultivierte, zurückhaltende Audrey Hepburn auf diesen Laufsteg zu treten. Jetzt sollte sie innerhalb weniger Sekunden entscheiden, ob sie sich auf eine völlig andere Rolle einlassen könnte – Marilyn Monroe, die Unvergleichliche. Und so sexy. Sollte sie es wagen? Caron holte tief Luft und dachte an den Kredit ihrer Großmutter. Und daran, wie sehr sie sich nach Abwechslung und Abenteuer sehnte.

Also gut.

FBI-Agent Sarah Walker trug dem Anlass entsprechend eine Abendrobe aus Satin. Sie schlenderte durch den Raum und redete leise in ihr unsichtbares Mikrofon. „Ich habe Baxter Remington im Blick. Ich wiederhole, Zielperson im Blick.“

Die Aufgabenstellung war klar und einfach: Kontakt zu Baxter Remington aufnehmen und herausfinden, was er über die Machenschaften und den Verbleib seines derzeit vermissten Stellvertreters wusste.

In Anbetracht von Baxters Vorliebe für kurvige Blondinen war Sarah für diesen Job perfekt geeignet. Ein interessanter Job, war Baxter doch ein echter James-Bond-Typ, attraktiv und charmant. Nicht dass sie vorhatte, anders als professionell mit ihm umzugehen. Im Übrigen mochte sie es nicht, aufgrund ihres Äußeren bewertet zu werden.

Sie war gut in ihrem Job, sie war die Beste in ihrer Klasse an der Akademie gewesen und schneller befördert worden als viele andere ihres Jahrgangs. Und sie wollte weiter befördert werden, um wegzukommen von hier und von ihrem unkooperativen Partner. Baxter Remington würde ihr zu dieser Beförderung verhelfen. Wenn sie es schaffte, ihn und seinen Stellvertreter auffliegen zu lassen, dann hätte sie ihr Ziel erreicht.

Also dann – Action! Sie ging um einen mit Strass dekorierten Christbaum herum und ließ sich von einem Kellner Champagner anbieten. Perfektes Timing. Es gelang ihr, genau in dem Augenblick nach einem Champagnerglas zu greifen, als Baxter es tat. Ihre Hände berührten sich, und sie lachte leise.

„Tut mir leid“, sagte sie und warf Baxter einen interessierten Blick zu.

Er lächelte schwach. Keineswegs so interessiert, wie sie gehofft hatte. „Ladies first“, erwiderte er höflich und deutete auf das Tablett.

Sie nahm ein Glas und wartete ab, bis Baxter sich ebenfalls bedient hatte und der Kellner verschwunden war. Jetzt müsste er doch anfangen, mit ihr zu flirten. Aber nein, er drehte sich um und blickte zur Bühne.

„Sarah, Schätzchen, du wirst dich wohl ein bisschen mehr anstrengen müssen“, hörte sie die Stimme ihres Partners Fred aus dem winzigen Kopfhörer an ihrem Ohr. Fred hasste Frauen. Oder vielleicht hasste er einfach nur sie. Zu gern hätte sie ihm die Meinung gesagt, aber im Augenblick wäre das unprofessionell.

Sarah blies sich eine Locke aus der Stirn. Sie hatte extra Glanzhaarspray benutzt und ein tief dekolletiertes Kleid gewählt. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben, um Baxters Geschmack zu treffen. Er hatte eine Schwäche für Blondinen, das war bekannt. Als Liebling der Presse wurde er oft fotografiert, und jeden Monat hing ein anderes blondes Glamourgirl an seinem Arm.

Der Moderator der Show erschien auf der Bühne. Ein Reporter baute sich vor Baxter auf und begann ihn auszufragen. Verdammt! Er durchkreuzte ihren Plan gewaltig. Also trat sie zunächst einmal neben Baxter, nahe genug, damit sie das Interview unbemerkt aufnehmen konnte.

„Mr. Remington“, sagte der Reporter. „Es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie mit Ihrem Stellvertreter eng befreundet sind und dennoch nichts über dessen Machenschaften gewusst haben.“

„Um ehrlich zu sein“, erwiderte Baxter trocken, „interessiert es mich herzlich wenig, was Sie glauben.“

Das ist meine Chance! Unbekümmert schob Sarah ihren Arm unter Baxters. „Sollen wir die Sicherheitsleute rufen lassen, Liebling“, sagte sie und schaute den Reporter vieldeutig an. Dieser fluchte und verschwand in der Menge.

Dann blickte sie Baxter von unten herauf an. Doch er wirkte nach wie vor uninteressiert. Verflixt, was konnte sie noch tun, um ihn heißzumachen?

„Ich bin Sarah.“ Sie beugte sich vor, sodass ihre Brust seinen Arm streifte. Sie verwendete meistens ihren richtigen Namen, das machte es deutlich einfacher. „Ich nehme an, Sie sind Baxter Remington?“

Er sah sie ausdruckslos an und zog seinen Arm weg. „Danke für die Rettung, Sarah. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich möchte die Show nicht verpassen.“

Das erste Model trat auf die Bühne, und Baxter ging weg. Einfach so weg. Sarah sah zu, wie er sich einen Weg durch die Menge zur Bühne bahnte.

„Ich schätze, er steht nicht auf alle Blondinen, Baby“, hörte sie Freds Stimme.

„Idiot“, zischte sie und bahnte sich einen Weg zum Büfett, wo sie ungestörter sprechen konnte.

„Spar dir deinen Charme lieber für später auf, Schätzchen“, sagte Fred. „Jetzt brauchen wir jemanden ganz nah an Baxter Remington. Nachdem du es nicht hinkriegst, können wir nur hoffen, dass eine von den anderen Damen hier es schafft. Und wenn sie es schafft, dann schnappen wir sie uns und überzeugen sie von der Notwendigkeit, uns zu helfen.“

„Ich bin weder dein Baby noch dein Schätzchen“, gab Sarah zurück. Leider auch nicht Baxters Schätzchen.

„Ja, ja …“

Sie war es leid, Freds Stimme zu hören, stellte den Lautsprecher ab und blickte sich um. So viel Glanz und Glamour. Hoffentlich würde es einer der schönen Damen gelingen, mit Baxter anzubandeln. Deren Glück wäre auch ihr Glück.

Und dann wäre sie Fred endlich los.

Nach dieser unangenehmen Begegnung mit dem Reporter blieb Baxter nur deshalb auf der Party, weil er hoffte, der geheimnisvollen Fremden in der rosa Jogginghose noch einmal zu begegnen. Was den Annäherungsversuch der Blondine betraf, der war offensichtlich nicht frei von Hintergedanken gewesen. In dieser Hinsicht hatte er genügend Erfahrung.

Ungeduldig blickte er zur Bühne. Die Fragen des Reporters gingen ihm nicht aus dem Sinn. Er hatte wirklich die Nase voll von all diesen Anschuldigungen, die den Ruf der Firma ruinierten. Seine Firma bedeutete ihm alles, und er hatte etliche Gelegenheiten genutzt, um etwas von seinem Erfolg an die Gesellschaft zurückzugeben. Und jetzt musste er mitansehen, wie ein Mitarbeiter, dem er vertraut hatte, womöglich alles zunichtemachte.

„Und als Audrey Hepburn haben wir hier die wundervolle Caron Avery, Besitzerin des Buchladens ‚Leseparadies‘.“

Baxter blickte auf. Alle Gedanken an den Reporter und den Skandal waren wie weggeblasen. Caron Avery war die geheimnisvolle Fremde, und sie besaß einen Buchladen. Das fand er bezaubernd, auch wenn er nicht hätte sagen können, warum. Genauso wenig wie er verstand, was ihn so sehr zu dieser Frau hinzog. Wann war es ihm zum letzten Mal passiert, dass er bei der Begegnung mit einer Frau Schmetterlinge im Bauch gehabt hatte? Jetzt hatte Caron Avery diese Reaktion in ihm ausgelöst.

Sein Puls beschleunigte sich, als ein brünettes Model am Anfang des Laufstegs erschien. Ihm wurde heiß. Wie würde sie wohl als Hollywoodstar aussehen? Eigentlich hatte sie ihm in dieser rosa Jogginghose sehr gut gefallen. Er lächelte unwillkürlich, als er daran dachte, wie gut diese Hose ihren niedlichen, festen Po zur Geltung gebracht hatte.

Langsam stolzierte die Frau auf dem Laufsteg vorwärts. Baxter holte tief Luft und freute sich auf das Prickeln, das er gleich empfinden würde. Aber da war kein Prickeln. Das war nicht die Brünette, der er am Eingang begegnet war. Die Frau auf dem Laufsteg war größer als seine geheimnisvolle Fremde, ihr Schritt war schwerer, ihre Hüften und Brüste waren voller.

Baxter fluchte lautlos. Dass er so enttäuscht war, entbehrte jeder Logik, genau wie seine fast kindische Vorfreude auf das Wiedersehen mit einer völlig Fremden.

„Ich muss mich korrigieren, verehrtes Publikum“, verkündete der Moderator in diesem Moment. „Caron Avery wird später zu uns kommen. Es gab ein paar Änderungen in letzter Minute. In der Rolle der Audrey Hepburn sehen wir Suzie Cantu. Was für eine Leistung. Von jetzt auf gleich musste sie auf den Laufsteg!“

Baxter spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Wieder bot ihm ein Kellner Champagner an, und er beschloss, sich noch ein Glas zu gönnen – ebenso wie diese Frau, die ihm nicht aus dem Kopf ging. Die Frau, die er haben wollte. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie keine Frau für schnellen Sex war – die einzige Art von Sex, die sein Leben ihm zurzeit erlaubte. Möglicherweise begehrte sie ihn, aber er war sicher, dass sie sich nicht so ohne Weiteres auf einen One-Night-Stand einlassen würde. Er würde eben Überzeugungsarbeit leisten müssen. Eine echte Herausforderung. Er konnte es kaum erwarten.

„Gleich sind Sie dran, Schätzchen.“ Betsy stand hinter Caron, die sich im Spiegel begutachtete. „Ich muss sagen, Sie machen sich verdammt gut als Marilyn Monroe.“

Wirklich? Caron war da nicht so sicher. Die Verwandlung war so schnell vonstattengegangen, dass sie sich ganz schwindlig fühlte. Unglaublich, was sie da im Spiegel sah. Das war doch nicht sie … oder doch? Nie hätte sie gedacht, dass ihr Blond stehen würde, doch mit dem richtigen Make-up und dem rubinroten Lippenstift – anscheinend konnte sie tatsächlich Marilyn sein.

Dazu kam noch dieses fantastische Kleid, das Kurven zur Geltung brachte, die sie ihrer Ansicht nach nie besessen hatte. Und was ihre Brüste betraf – nun ja, der Push-up-BH wirkte tatsächlich Wunder. Das Kleid war so tief ausgeschnitten, dass man zu viel Busen sah. Viel zu viel. Wie konnte sie auf den Laufsteg gehen mit so einem Ausschnitt?

Sie drehte sich um und deutete auf ihre Brüste. „So kann ich nicht da rausgehen.“

„So sexy?“, erwiderte Betsy. „Natürlich können Sie.“

Caron bedeckte ihren Ausschnitt mit den Händen. „Man sieht zu viel.“

Betsy lachte. „Ich bitte Sie“, sagte sie und stemmte energisch eine Hand in die Hüfte. „Sie sehen auf elegante Art sexy aus, nicht wie eine Schlampe. Sie sind der Höhepunkt dieser Show, meine Liebe. Sie sehen fantastisch aus.“

Das lief alles völlig anders als geplant. „Ich sollte eigentlich das andere Kleid tragen. Das Hochgeschlossene.“

„In dem sähen Sie nach nichts aus“, sagte Betsy. „In diesem aber sind Sie eine strahlende Schönheit.“

Oh nein! Plötzlich kamen Caron noch ganz andere Bedenken. „Was ist, wenn ich hinfalle?“

„Sie werden nicht hinfallen.“

Ihr wurde flau im Magen. „Bei der Abschlussfeier an der Highschool bin ich hingefallen. Die Leute haben gelacht. Lange. Und laut.“

Betsy wurde blass, aber sie gab nicht auf. „Betrachten Sie das hier als Herausforderung. Machen Sie es genauso wie in Ihrem Job. Gehen Sie hinaus, vergessen Sie die Leute und seien Sie Marilyn!“

Betsy hatte ja keine Ahnung. „Herausforderungen sind nichts für mich, solange ich keine Liste habe, keinen Plan, nach dem ich vorgehen kann.“ Caron schüttelte den Kopf. „Nein. Nein, ich kann nicht solche total spontanen Sachen machen. Das passt nicht zu mir. Das bin nicht ich.“ Wieder deutete sie auf ihre Brüste. „Ich. Mache. Das. Nicht.“ Plötzlich schnappte sie nach Luft. Ihr Herz pochte wie verrückt. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Ich kann nicht …“

„Sie können“, gab Betsy zurück.

„… atmen“, ächzte Caron. „Ich bekomme keine … Luft.“

„Das nennt man Hyperventilation.“ Reginald drängte sich vor und drückte Caron eine Tüte auf den Mund. „Vorsicht, der Lippenstift“, sagte Caron, griff aber nach der Tüte.

„So ist gut“, sagte Reginald. „Und jetzt schön atmen.“

„Wir haben noch drei Minuten“, verkündete Betsy, die jetzt fast hysterisch klang. „Wenn wir sie nicht auf den Laufsteg bekommen, werde gleich ich diese Tüte brauchen.“

Reginald hob die Hand. „Warte“, murmelte er und legte Caron die Hände auf die Schultern. „Schließen Sie die Augen.“ Zögernd gehorchte sie.

„Und jetzt will ich, dass Sie sich selbst in einem roten, strahlenden Kreis vorstellen. Einem schützenden Kreis.“

Caron öffnete die Augen. Das klang vertraut. „Sie haben schon einmal Hypnose gemacht“, stellte sie fest.

Reginald nickte. „Machen Sie die Augen zu und stellen Sie sich den Kreis vor.“

Sie holte tief Luft und schloss die Augen.

„In diesem Kreis befindet sich Ihre Sicherheitszone. Niemand kann Ihnen hier etwas tun, und Sie können und werden nicht hinfallen. Hier können Sie alles sein und alles tun, was immer Sie möchten. Sie können Marilyn sein. Sie können mutig sein, Sie haben keine Angst vor Herausforderungen. Sie können ihre Fantasien ausleben.“

Wie idiotisch. Als ob ihr ein roter Kreis helfen könnte. Also wirklich.

Verdammt. Warum musste sie so ausflippen? Warum konnte sie nicht einen Abend lang Marilyn sein? Warum konnte sie nicht eine Fantasie ausleben? Sie öffnete die Augen. Sie konnte sehr wohl. Sie würde es tun. Sie würde auf diesen Laufsteg gehen und sich mutig jeder Herausforderung stellen, die heute Abend auf sie zukäme.

Ihr Baxter Remingtons dieser Welt, wartet nur! Hier ist Marilyn Monroe, auch bekannt als Caron Avery!

3. KAPITEL

Caron nippte an ihrem zweiten Glas Champagner. Die Stimmung war gut, das Essen köstlich. Sie war unglaublich aufgekratzt. Kurz nach ihrem überraschend erfolgreichen Auftritt als Marilyn Monroe hatte das aufregende Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihr und Baxter Remington begonnen. Keine Konversation, kein Versuch, Kontakt aufzunehmen. Nur ein Austausch von Blicken – und die Erregung wuchs von Mal zu Mal. Caron war wie berauscht.

Sie wollte ihn. Die vielsagenden Blicke, die er ihr mit verschleierten Augen immer wieder zugeworfen hatte, sagten ihr, dass er sie auch wollte. Bestimmt hatte er keine Ahnung, dass sie die Frau in der rosa Jogginghose war. Sie wusste selbst kaum noch etwas von dieser Frau. Wollte auch gar nichts von ihr wissen. Diese Frau würde jetzt nicht mit Baxter Remington flirten, nicht einmal auf diese distanzierte Art.

„Die Wirtschaft erholt sich überhaupt nicht. Ich glaube …“

Caron blinzelte. Ach ja, sie hatte ein Gespräch mit diesem untersetzten, fast kahlköpfigen Typen angefangen, ein Immobilienmakler oder so. Er faselte etwas von Kosten für Büroräume.

Sie nickte und machte eine nichtssagende Bemerkung. Wieder wanderte ihr Blick zu dem Mann, der dort an der Bar stand. Meine Güte, war der sexy! Hochgewachsen, in jeder Hinsicht ein Mann von Welt, sehr maskulin, sehr attraktiv.

Ihre Blicke begegneten sich, verschmolzen geradezu miteinander. Caron wurde es heiß, sie verspürte ein Prickeln am ganzen Körper. Zu jeder anderen Zeit hätte sie sich verunsichert weggedreht, hätte gar nicht gewagt, so schamlos ganz Frau zu sein. Aber jetzt war sie Marilyn. Sie wurde begehrt, und sie genoss jede einzelne Sekunde.

Dieses Flirten, dieses Spiel mit dem Feuer war einfach zu verlockend. Sie genoss ihr Sexbomben-Image, auch wenn sie es am Ende des Abends in der Garderobe zurücklassen würde. Im Augenblick machte ihr diese Rolle einfach nur Spaß. Nachdem sie sich erst einmal ein Herz gefasst und sich auf Marilyn eingelassen hatte, hatte sie sich plötzlich sehr frei gefühlt. Es war eine wundervolle, sinnliche Erfahrung. Das Beste daran war jedoch, zu wissen, dass er sie beobachtete. Zu wissen, dass sie daran schuld war, dass er gar nicht anders konnte.

Ihr wurde heiß zwischen den Schenkeln, ein fast schmerzhaftes Gefühl. Caron nippte an ihrem Glas. Sie fühlte sich so mutig. Es wurde Zeit, dass sie etwas unternahm. Zeit, herauszufinden, wohin dieser Flirt sie führen würde.

Sie konzentrierte sich auf das Gespräch, nickte höflich und tauschte ein paar Floskeln mit ihrem Gegenüber aus, bevor sie sich entschuldigte. Keine Sekunde würdigte sie Baxter auch nur eines Blickes. Das war nicht nötig. Sie spürte seine Blicke ebenso wie das Prickeln auf ihrer Haut. Wie lange war es her, dass sie die Hand eines Mannes auf ihrem Körper gespürt hatte? Dass sie Lust empfunden hatte?

Nickend, lächelnd, grüßend bahnte Caron sich einen Weg durch die Menge. Sie hatte nicht lange überlegen müssen: Ihr Ziel war der Garten an der Rückseite des Saales.

Sie stieß die gläserne Doppeltür auf und ging hinaus. Die kühle Nachtluft strich über ihre erhitzte Haut. Ein mit Steinplatten ausgelegter Weg führte an eleganten Steinbänken und duftenden Blumenbeeten vorbei. Im Boden eingelassene Strahler sorgten für ein wenig Licht. Sie hielt sich nicht lange auf, sondern ging zielstrebig den Weg entlang zum hinteren, unbeleuchteten Teil des Gartens. Ein Schauer überlief sie, als sie hörte, dass die Tür hinter ihr erneut ins Schloss fiel. Er war da. Er folgte ihr.

Baxter trat hinaus in die Nacht. Ganz kurz sah er noch ein Stück weißen Stoff aufblitzen, bevor Caron die linke Abzweigung nahm und verschwand. Er lächelte. Der Jäger in ihm war auf Beutezug. Sie war das Objekt seiner Begierde, die Frau hinter der verführerischen Marilyn-Fassade, die kleine Brünette mit dem Schmetterlings-T-Shirt. So unschuldig und so verführerisch. Es war das Widersprüchliche an ihr, das ihn so bezauberte. Und natürlich die Reaktion, die sie in seinem Körper ausgelöst hatte, mit jedem Blick, den sie ihm durch den Saal hinweg zugeworfen hatte. Er war ganz verrückt vor Verlangen.

Er atmete tief ein, inhalierte die Nachtluft – sie schmeckte süß vom Duft der Blumen … oder war es ihr Duft? Obwohl er vor Verlangen innerlich vibrierte, ging er langsam weiter. Kontrolle war alles, das Wichtigste in allen Aspekten des Lebens, ganz bestimmt jedoch, wenn es um sinnliche Freuden ging. Je größer die Erwartung, je intensiver die Begierde, desto größer die Erfüllung im Moment der Erlösung.

Noch ein Schritt, noch zwei. Drei. Am Ende des Pfads blieb er stehen. Die Aussicht war atemberaubend: nachtschwarzer Himmel, Vollmond, im Hintergrund die Golden-Gate-Brücke, im Vordergrund eine blonde Göttin.

Sie stand ans Geländer gelehnt. Der Wind ließ ihr Haar und den weiten Rock ihres Kleides flattern. Ihre Haut schimmerte im Mondlicht. Würde sie sich so weich anfühlen, wie er es sich vorstellte? Würde sie süß schmecken oder würzig? Würde sie schnurren wie ein Kätzchen oder schreien wie eine Tigerin? Wohl eher schnurren. Er konnte es kaum erwarten, es herauszufinden. Und doch ließ er sich Zeit. Er blieb stehen und genoss einfach nur den Anblick weiblicher Schönheit; genoss den Gedanken an all das, was möglich wäre. Er ließ den Blick auf ihrem Körper verweilen und stellte sich vor, den Reißverschluss ihres Kleides zu öffnen und den Stoff auseinanderzuschieben. Dann würde er ihre wundervollen Brüste entblößen. Ein letztes Mal ließ er den Blick über ihren Körper gleiten, die schmale Taille, die perfekten Hüften. Sie drehte sich nicht um, doch irgendwie spürte er: Sie wusste, dass er da war.

Dass sie ihm so kokett – oder verschämt? – den Rücken zudrehte, steigerte sein Verlangen erst recht. Mit langsamen, kontrollierten Bewegungen trat er auf die blonde Schönheit zu. Ebenso langsam und kontrolliert drehte Caron sich um und erwiderte seinen Blick. Er blieb wenige Schritte vor ihr stehen und verschlang sie mit Blicken – das tief ausgeschnittene Kleid, die hoch angesetzten Brüste, die Knospen, die sich unter dem dünnen Stoff abdrückten.

Dann richtete er den Blick auf ihre vollen roten, vor Erwartung halb geöffneten Lippen. Das strahlende Rot bot einen starken Kontrast zur Blässe ihrer Haut, genau wie ihre dichten schwarzen Wimpern. Er wollte diese Lippen küssen. Er wollte wissen, wie diese Göttin sich anfühlte, wie sie schmeckte. Er wollte ihr Lust schenken. Er wollte ihr sagen, was er alles mit ihr tun wollte. Was er mit ihr tun würde. Doch etwas in ihrem Blick hielt ihn davon ab. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er so etwas wie Angst aufblitzen. Sie war unsicher. Nervös. Er erinnerte sich nicht, wann er so etwas zum letzten Mal bei einer Frau erlebt hatte. Hatte er es überhaupt jemals erlebt? Es berührte ihn tief in seinem Innersten und erregte ihn gleichzeitig mehr als irgendetwas je zuvor.

Er beschloss, das Schweigen zu seinem Verbündeten zu machen. Schweigen bedeutete keine Forderungen, keine Fragen, keine Konsequenzen, keinen Anlass, sich mit Gedanken zu quälen, wo doch nur Gefühle Platz hatten. Er sah das Verlangen in ihrem Blick. Er verstand. Dies war eine Ausnahmesituation für sie. Sie hatte sich von ihrer Verkleidung inspirieren lassen und war normalerweise ganz anders. Dass sie sich entschieden hatte, ihre Fantasie mit ihm auszuleben, löste einen Beschützerimpuls in ihm aus. Am liebsten hätte er sie einfach in die Arme genommen, doch er tat es nicht. Noch nicht.

Sein Instinkt sagte ihm, dass er eine Wahl treffen musste. Er konnte abwarten, was sie tun würde – aber wollte er riskieren, dass sie sich für die Flucht entschied? Vielleicht sollte er sie ein wenig bedrängen, sich nehmen, was er wollte – sie mitnehmen auf eine Reise, die sie niemals vergessen würde. Einen Augenblick lang überlegte er, doch das Denken fiel ihm schwer. Sein Blut kochte. Mit jedem Herzschlag wuchs sein Verlangen.

Die Jagd war zu Ende, doch das Spiel hatte gerade erst begonnen.

Sie hatte den Ort bestimmt, indem sie vorausgegangen war. Doch jetzt wagte Caron kaum zu atmen. Baxter Remington lehnte sich neben ihr über das Geländer. Er roch so gut, so männlich und, oh, einfach nach allem, was gut roch. Der Mann war purer Sex-Appeal, so selbstsicher, wie nur ein Millionär und Playboy sein konnte. Die Vernunft, die „normale Caron“ in ihr, warnte sie, dass sie ein Spiel spielte, das sie nicht gewinnen konnte. Aber die Caron, die gerade mit Bravour den Laufsteg hinter sich gebracht und zwei Glas Champagner getrunken hatte, die fühlte sich sehr wohl imstande, eine Fantasie auszuleben und die Situation zu kontrollieren.

„Es ist eine Stadt für Liebende“, sagte er leise. Sie spürte seine Blicke wie eine Berührung.

„Und eine Nacht, um Träume wahr zu machen“, erwiderte sie und blickte hinaus auf die grandiose Brücke, die in der Dunkelheit zu schweben schien. Caron wandte den Kopf und sah Baxter an. Das Verlangen in seinem Blick war so intensiv, dass sie das Gefühl hatte, ihm schutzlos ausgeliefert zu sein. Es war erregend.

„Das ist es also für Sie?“ Lässig stützte er sich ab. „Ein Traum?“

Caron drehte sich ganz zu ihm um. Im Mondlicht wirkte sein Gesicht nicht nur attraktiv, sondern auch irgendwie geheimnisvoll. Er gehörte zu der seltenen Spezies Mann, die in einem Smoking noch attraktiver wirkte.

„Haben Sie etwas gegen Träume?“, fragte sie und versuchte selbstsicherer zu klingen, als sie sich fühlte.

Seine Lippen verzogen sich zu einem ganz schwachen Lächeln, wahnsinnig sexy. „Absolut nicht.“

„Gut“, sagte sie. „Weil ich nämlich …“

Eine plötzliche Windböe ließ ihren Rock flattern. Sie vergaß, was sie sagen wollte, erschauerte und schlang die Arme um den Oberkörper.

Wie es sich für einen Ritter in goldener Rüstung gehörte, schlüpfte Baxter rasch aus seinem Smokingjackett, legte es Caron um die Schultern und zog sie an sich.

„Eine Stadt für Liebende“, wiederholte er. „Manchmal glaube ich, sie ist ein lebendiges Wesen, mit einem Herzen, das nur für die Liebe schlägt. Diese Windböe zum Beispiel, sie kam genau im richtigen Moment, um mir einen Vorwand zu geben, Sie in die Arme zu nehmen.“

Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken, diesmal aber nicht wegen der kühlen Nachtluft. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann wie Baxter Remington einen Vorwand benötigt, um sich zu nehmen, was er braucht.“

Autor

Kate Hoffmann
Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las – und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite – ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und...
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