Bianca Gold Band 56

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  • Erscheinungstag 20.03.2020
  • Bandnummer 56
  • ISBN / Artikelnummer 9783733749712
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Victoria Pade,Sara Wood, Myrna Mackenzie

BIANCA GOLD BAND 56

1. KAPITEL

„Cassie, ich habe einen Sonderauftrag für Sie.“

Es war acht Uhr an einem Sonntagabend, und Cassie Walker befand sich im Büro von Direktor Reynolds, Leiter des Northbridge College. Eben erst hatte er sie zu Hause angerufen und aufgefordert, sofort zu ihm zu kommen. Ihre Neugierde war geweckt.

„In Ordnung“, erwiderte sie vorsichtig. Sie saß etwas steif auf einem der beiden Besucherstühle vor Reynolds’ Schreibtisch.

„Ich wende mich übrigens auch im Namen unseres Bürgermeisters an Sie, denn schließlich geht es hier um eine Angelegenheit, die ihn und sogar die ganze Stadt betrifft.“

„Aha.“

„Sagt Ihnen der Name Alyssa Johansen etwas?“, erkundigte sich Reynolds.

Northbridge College war eine Privatakademie in der Kleinstadt Northbridge im Bundesstaat Montana. Auch Cassie hatte hier studiert – und war seit ihrem Magisterabschluss vor vier Jahren als Studienberaterin tätig. Natürlich kannte sie nicht jeden der 237 Studenten persönlich, aber auf dem kleinen Campus hatte sie fast alle Gesichter schon einmal gesehen und praktisch alle Namen gehört.

„Alyssa Johansen“, wiederholte sie. „Sie studiert im ersten Semester und kommt von außerhalb.“ Nicht besonders viele Studenten aus anderen Bundesstaaten fanden ihren Weg an das College, deswegen konnte Cassie sich auch so gut an die Achtzehnjährige erinnern. „Ich habe mich schon ein paar Mal mit ihr unterhalten, würde aber nicht behaupten, dass ich sie gut kenne. Das Semester hat ja erst vor drei Wochen angefangen. Jedenfalls hat es ihretwegen noch keine Schwierigkeiten gegeben.“

Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was die hübsche und lebhafte junge Frau angestellt haben sollte, dass der Direktor Cassie an einem Sonntagabend zu sich rief – und das auch noch im Namen des Bürgermeisters!

„Wissen Sie, es ist so: In Wirklichkeit heißt sie gar nicht Alyssa Johansen“, raunte Reynolds ihr zu, als ginge es hierbei um ein Staatsgeheimnis.

„Und wer ist sie dann?“

„Ihr richtiger Name lautet Alyssa Cantrell.“

„Cantrell? Wie Joshua Cantrell?“, erkundigte sich Cassie. Darauf war sie allerdings nur deswegen gekommen, weil der Direktor den Nachnamen besonders betont hatte.

„Ganz genau“, bestätigte Reynolds.

Wer hin und wieder die Zeitung oder eine Illustrierte las oder auch nur an der Supermarktkasse einen kurzen Blick auf die Schlagzeilen der Regenbogenpresse warf, stolperte dabei automatisch über den Namen Joshua Cantrell. Als „Tennisschuh-Tycoon“ war er in aller Munde.

„Alyssa hat sich unter dem Namen Alyssa Johansen in Northbridge eingeschrieben, damit sie hier studieren kann wie jede andere Studentin auch“, erklärte der Direktor. „Nur ganz wenige Menschen wissen, dass sie Joshua Cantrells jüngere Schwester ist, seine erheblich jüngere Schwester. Sie ist bei ihm aufgewachsen. Diese Presseleute lassen die beiden ja nicht in Ruhe.“

Reynolds schwieg kurz, um seine Enthüllungen sacken zu lassen, dann fuhr er fort: „Wie Sie wissen, beginnt morgen unsere Woche der offenen Tür für Eltern und Verwandte. Und viele Angehörige, die nicht hier in der Gegend wohnen, reisen schon heute an.“

„Ja.“ Damit erzählte der Direktor Cassie nichts Neues.

„Eigentlich sollte Kirk Samson ja die Aufgabe übernehmen, die ich jetzt Ihnen übertragen möchte. Immerhin ist er fürs Fundraising zuständig. Unglücklicherweise ist Kirk heute bei der Gartenarbeit gestürzt und hat sich dabei am Rücken verletzt. Er liegt im Krankenhaus und ist mindestens eine Woche lang außer Gefecht. Seine Frau hat vor einer Stunde angerufen.“

„Das tut mir wirklich leid“, sagte Cassie.

„Also sind wir darauf angewiesen, dass Sie für ihn einspringen“, verkündete der Direktor.

„Und was genau soll ich machen? Mit Fundraising kenne ich mich überhaupt nicht aus.“

„Wie gesagt, Alyssa möchte hier ein möglichst normales Studentinnenleben führen“, fuhr Reynolds fort und überging Cassies Frage einfach. „Dazu gehört eben auch, dass ihr Bruder und Vormund an der Woche der offenen Tür teilnimmt. Joshua Cantrell legt großen Wert darauf, hier bei ihr zu sein. Uns wiederum ist es wichtig, ihm jemanden zur Seite zu stellen, der sich um seine persönlichen Bedürfnisse kümmert. Damit möchte ich Sie jetzt beauftragen.“

So, wie der Direktor es formulierte, klang es in Cassies Ohren fast anstößig. Das musste ihm ebenfalls klar geworden sein, denn er verbesserte sich sofort: „Wir brauchen einfach jemanden, der ihn auf dem Campus herumführt und ihm die Stadt zeigt, damit er sich hier praktisch wie zu Hause fühlt.“

„Aber ich bin gerade erst in mein neues Haus gezogen“, erinnerte Cassie ihn. „Alle meine Sachen stecken in Umzugskartons, außerdem muss ich mir noch Möbel kaufen und mich einrichten. Eigentlich wollte ich nächste Woche jede freie Minute dafür nutzen.“

„Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben“, räumte Reynolds ein. „Aber ob Sie Ihre Kisten diese oder nächste Woche auspacken, spielt doch keine große Rolle, oder? Jetzt ist erst mal wichtig, dass Cantrell sich hier wohlfühlt, damit er dem College und der Stadt zugetan ist.“

„Also, ich weiß nicht“, sagte Cassie vorsichtig. Der Vorschlag ihres Vorgesetzten gefiel ihr ganz und gar nicht, und zwar nicht nur wegen der unausgepackten Umzugskartons.

„Bitte, Cassie. Wir brauchen Sie“, drängte der Direktor weiter. „Sie sind nämlich genau die Richtige: ein bodenständiges Northbridge-Mädchen ohne Allüren, Glanz und Gloria. Ich kenne niemanden, der uns besser vertreten könnte.“

„Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie jemand anders darum bitten könnten“, erwiderte Cassie. „Das Ganze wird sonst eine Riesenenttäuschung … für alle Beteiligten.“ Schließlich hatte sie schon einmal einen wichtigen Menschen in ihrem Leben bitter enttäuscht. „Vielleicht engagieren Sie doch lieber jemanden mit Glanz und Gloria.“

Cassie gruselte sich davor, eine ganze Woche mit einem berühmten Mann verbringen zu müssen – einem äußerst attraktiven, wohlhabenden und weit gereisten Mann. Sie wusste jetzt schon, dass sie sich in seiner Gegenwart schrecklich gehemmt fühlen würde. Weil er sie nämlich ständig daran erinnern würde, wie unspektakulär und bodenständig sie doch war, wie sehr ihr Glanz und Gloria fehlten …

Offenbar ahnte der Direktor, was gerade in ihr vorging. Noch bevor sie seine Bitte ablehnen konnte, sagte er schnell: „Cassie, wir stecken wirklich in der Klemme. Und ich bin mir ganz sicher, dass Sie die Richtige sind. Schließlich sind Sie Alyssa Cantrells Studienberaterin. Da wird es niemanden verwundern, dass wir Sie damit beauftragt haben, sich um ihren Bruder zu kümmern. Sie sind unaufdringlich …“

Na toll, da hatte sie ja mittlerweile einen ganzen Katalog von Tugenden beisammen: Sie besaß also weder Glanz noch Gloria, war bodenständig und dazu auch noch unaufdringlich. Wirklich beeindruckend.

„… also möchte ich Sie von ganzem Herzen bitten, mir diesen einen großen Gefallen zu tun“, beendete der Direktor seine Ausführungen.

Reynolds hatte während ihres Studiums alles Menschenmögliche getan, um ihr Stipendien und sonstige Fördermittel zu besorgen, bis sie ihren Abschluss in der Tasche hatte. Ihm war klar gewesen, dass Cassies Familie nicht das Geld hatte, sie zu unterstützen. Wenn er sie jetzt also um einen persönlichen Gefallen bat, konnte sie unmöglich Nein sagen. Wahrscheinlich wusste er das auch und hatte sich diesen psychologischen Trick deswegen als letzten Ausweg überlegt.

„Ich kann ihn gern ein wenig herumführen, wenn es nur darum geht“, sagte Cassie schließlich.

„Das wäre schon mal hervorragend“, triumphierte der Direktor. „Könnten Sie vielleicht sofort damit anfangen? Joshua Cantrell ist gerade mit seiner Schwester im Aufenthaltsraum der Dozenten, und ich möchte Sie beide gern miteinander bekannt machen. Danach begleiten Sie ihn doch bitte zum ehemaligen Präsidentenhäuschen, dort ist er nämlich untergebracht. Wir haben das Haus renoviert, neu eingerichtet und grundreinigen lassen.“

„Wie bitte? Ich soll jetzt sofort zu ihm?“ Cassie klang beunruhigt.

Eigentlich hatte sie sich erst umziehen wollen, bevor sie hergekommen war, aber der Direktor hatte ihr versichert, dass ihr Aussehen keine Rolle spielte. Er wüsste schließlich, dass sie erst an diesem Wochenende mit Sack und Pack und der tatkräftigen Unterstützung ihrer Familie ins neue Haus gezogen war und demnach noch in Arbeitsmontur herumlief. Also hatte Cassie ihn beim Wort genommen und war einfach so gekommen.

Jetzt sah sie kritisch an sich hinunter. Sie betrachtete die Jeans mit dem Riss im Knie und das gelbe T-Shirt, das sie in den Hosenbund gesteckt hatte. Die Tennisschuhe an ihren Füßen stammten nicht aus der Produktion von Joshua Cantrell. Das dicke kinnlange Haar hatte sie einfach zu einem Zopf zusammengebunden. Außerdem war sie vollkommen ungeschminkt. So, wie sie aussah, würde sie sich normalerweise niemandem vorstellen lassen, schon gar nicht so einem bekannten und attraktiven Mann wie Joshua Cantrell.

Andererseits hatte sie wohl keine andere Wahl – das wurde ihr umso klarer, als sich der Direktor erneut zu Wort meldete: „Es ist sogar absolut erforderlich, dass Sie sich sofort um ihn kümmern“, sagte er. „Ich habe Cantrell und seine Schwester schon viel zu lange warten lassen, und jetzt bin ich beim Bürgermeister zum Abendessen eingeladen. Er hat da gerade irgendeinen Wichtigtuer zu Besuch.“

„Ach so …“

Wenig später schob der Direktor Cassie auch schon mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer, und dann stiegen sie gemeinsam die Treppe zum ersten Stock hinauf.

„Es geht uns wirklich nur darum, dass Cantrell sich hier wohlfühlt“, erklärte Reynolds. „Unsere kleine Stadt soll ihn mit ihrem Charme verzaubern. Mehr verlangen der Bürgermeister und ich ja gar nicht.“

Cassie nickte verunsichert. Gerade waren sie vor dem Dozentenzimmer angekommen. Als sie ihr Spiegelbild im Glasfenster der Tür erblickte, zuckte sie zusammen. Ich bin eine richtige Landpomeranze, durchfuhr es sie. Und genau das würde auch Joshua Cantrell von ihr denken. Ihr Selbstwertgefühl sank gegen null.

In diesem Augenblick klopfte der College-Direktor einmal kurz an und öffnete anschließend die Tür.

Als Cassie den berühmten Joshua Cantrell erblickte, hatte er ihr den Rücken zugewandt. Er stand mit seiner Schwester am Fenster an der gegenüberliegenden Seite des Dozentenzimmers. Der Direktor schob Cassie vor sich her in den Raum.

Die junge Frau, die Cassie unter dem Namen Alyssa Johansen kennengelernt hatte, zeigte ihrem Bruder gerade etwas draußen auf dem Campus. Offenbar hatten sie das Klopfen nicht bemerkt und auch nicht mitbekommen, dass die Tür geöffnet wurde.

Dadurch hatte Cassie die Gelegenheit, sich Joshua Cantrell einmal genauer anzusehen – allerdings von hinten. Ihr Blick fiel auf seine breiten Schultern und glitt über die Rückseite seiner Lederjacke hinunter zu den schmalen Hüften, dem knackigen Po, den langen Beinen.

Der Direktor räusperte sich, um die beiden Cantrells auf sich und Cassie aufmerksam zu machen. Diesmal hatte er Erfolg: Alyssa und ihr Bruder drehten sich um.

Cassie erschrak. Nicht, dass Joshua Cantrell etwas Abschreckendes an sich hatte, im Gegenteil. Aber auf allen Bildern, die sie in den letzten Monaten von ihm gesehen hatte, war er ihr eher wie ein Waldarbeiter vorgekommen, nicht wie ein typischer Jetsetter. Auf den Bildern hatte er längeres Haar gehabt, einen Vollbart getragen und in seinem Aussehen an ein zotteliges Mammut erinnert.

Nun stand er ihr frisch rasiert gegenüber. Sein schwarzes Haar war gerade noch lang genug für einen sexy Strubbelkopf.

„Es tut mir leid, wenn ich Sie störe“, sagte der Direktor. „Aber ich würde Ihnen gern Cassie Walker vorstellen.“

„Entschuldigen Sie bitte meinen Aufzug“, klinkte sie sich ein. „Hier am College laufe ich normalerweise nicht so herum. Es ist bloß so, dass ich dieses Wochenende erst umgezogen bin, und als mich der Direktor angerufen hat, war ich gerade dabei, Kartons auszupacken. Und weil er mir leider nicht gesagt hat, worum es hier geht …“

Du liebe Güte, was ist denn das für eine Begrüßung? dachte Cassie und brach abrupt ihren Redeschwall ab. Da stand ihr dieser unglaublich attraktive Mann gegenüber, und sie redete lauter dummes Zeug – und dazu nur von sich.

Joshua Cantrell war einfach umwerfend. Sein Gesicht war makellos und männlich-kantig geschnitten, er hatte eine ausgeprägte Kieferpartie und hohe Wangenknochen. Er hatte eine volle, sinnliche Unterlippe und eine dünnere Oberlippe. Um seinen Mund lag ein entschlossener Zug – als könnte man dem Mann so leicht nichts vormachen. Seine Nase war gerade und wirkte sehr maskulin. Und dann diese silbergrauen Augen …

Auf Cassies misslungene Begrüßung hin sah er den College-Direktor an. „Dann haben Sie sie also an ihrem freien Sonntag extra von zu Hause weggeholt und hierherkommen lassen … bloß meinetwegen?“

„Ach, das ist doch nicht schlimm“, meldete Cassie sich schnell wieder zu Wort. „Ich wusste nur nicht, dass ich hier jemanden wie Sie treffen würde …“ Was sagte sie denn da, sie machte ja alles nur noch schlimmer! „Ich meine, ich wusste nicht, dass ich mich hier überhaupt jemandem vorstellen sollte“, verbesserte sie sich schnell. „Sonst hätte ich mich vorher natürlich umgezogen.“

„Wieso, Sie sehen doch gut aus“, schaltete Alyssa sich ein. „Wir laufen auch nicht anders herum.“

Damit hatte sie gar nicht so unrecht: Alyssa steckte in Jeans und T-Shirt – genau wie ihr Bruder, der darüber noch eine Lederjacke trug.

„An Ihnen gibt es wirklich nichts auszusetzen“, sagte Joshua Cantrell und musterte Cassie erneut, dann schenkte er ihr ein Lächeln, bei dem bestimmt schon unzählige Frauen schwach geworden waren.

„Auf jeden Fall freue ich mich sehr, Sie kennenzulernen, Mr. Cantrell“, sagte Cassie und hoffte, dass alle Anwesenden möglichst schnell ihren peinlichen Auftritt vergessen würden.

„Ich freue mich auch. Aber nennen Sie mich doch bitte Joshua.“

„Und ich heiße Cassie“, erwiderte sie – und hätte sich am liebsten sofort auf die Zunge gebissen, weil ihr im Nachhinein auffiel, wie überflüssig und sogar anmaßend das geklungen haben musste.

„Cassie ist Studienberaterin für die Erstsemester“, schaltete Alyssa sich ein. „Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich aus diesem grausamen Chemiekurs raus bin und stattdessen Biologie belegen konnte.“

Jetzt ergriff Direktor Reynolds das Wort: „Ja, und außerdem hat Cassie sich bereit erklärt, Ihnen während der Woche der offenen Tür persönlich zur Seite zu stehen. Sie ist sehr diskret und fällt nie besonders auf.“

„Ein richtiges Mauerblümchen“, murmelte Cassie leise vor sich hin. Ihr gefiel dieses vermeintliche Kompliment ganz und gar nicht … ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Direktor in ihr ein Mädchen vom Lande ohne Glanz und Gloria sah.

Obwohl sie sehr leise gesprochen hatte, hatte Joshua Cantrell die Sache mit dem Mauerblümchen offenbar mitbekommen. Zum Glück äußerte er sich nicht dazu, zumindest nicht mit Worten. Stattdessen zog er einfach die dunklen Augenbrauen zusammen, als wollte er ihr widersprechen, und das gefiel Cassie.

„Ja, diese Woche würde ich hier gern inkognito bleiben“, sagte er dann. „Wenn Sie mich dabei unterstützen könnten, wären Alyssa und ich Ihnen sozusagen ewig dankbar.“

„Na ja, hier hat bestimmt jeder schon mal ein Bild von Ihnen in der Zeitung gesehen, da kann ich Ihnen nichts versprechen – nur, dass ich mir wirklich Mühe geben werde“, entgegnete Cassie.

„Das ist doch schon mal etwas.“

Erneut schaltete sich der Direktor ins Gespräch ein: „Wenn Sie so weit sind, kann Cassie Ihnen ja das Haus zeigen, das wir für Sie hergerichtet haben.“

„In Ordnung“, sagte Joshua.

Draußen vor dem Verwaltungsgebäude verabschiedete sich Reynolds mit überschwänglichen Worten von Joshua Cantrell und betonte erneut, dass er bei Cassie hervorragend aufgehoben wäre.

„Ich gehe jetzt lieber wieder in mein Wohnheim“, verkündete Alyssa, nachdem der Direktor weg war. „Wir schreiben morgen früh im Literaturkurs einen Test, und ich habe das Buch dazu immer noch nicht fertig gelesen. Ist das in Ordnung?“, wandte sie sich an ihren Bruder.

„Klar, geh ruhig“, sagte er. „Ich war heute sowieso den ganzen Tag unterwegs und freue mich jetzt schon auf eine heiße Dusche. Danach falle ich gleich ins Bett.“

Alyssa stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke. Auch dafür, dass du diese Woche hergekommen bist. Und für alles, was du angestellt hast, damit es hier einigermaßen glattgeht.“

„Kein Problem“, sagte Joshua leichthin. Trotzdem sah man ihm an, dass die Dankbarkeit seiner Schwester ihn nicht kaltließ. Es gefiel Cassie, dass der ultracoole Erfolgsmensch Joshua Cantrell offenbar einen weichen Kern hatte.

Dann wünschte Alyssa auch ihr eine gute Nacht und verschwand. Auf einmal war Cassie mit Joshua allein. Da standen sie nun unter den Ulmen, die mindestens genauso alt waren wie der Campus, und ließen sich die frühherbstliche Abendluft durch die Haare wehen.

„Das sind ja Grübchen.“

„Wie bitte?“ Cassie hatte zunächst nicht mitbekommen, dass Joshua inzwischen nicht mehr seiner Schwester hinterhersah, sondern sich ihr zugewandt hatte.

„Über irgendetwas haben Sie doch eben gelächelt, und dabei habe ich Ihre Grübchen entdeckt“, erklärte er.

Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie über seine Reaktion auf Alyssas Dankbarkeit gelächelt hatte. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, beschloss sie, einfach überrascht zu tun. „Ach, wirklich? Grübchen habe ich?“

Joshua ließ sich auf das Spiel ein und beugte sich zu ihr herüber, um sich die Sache genauer anzusehen. „Allerdings, und zwar in jeder Wange eins. So sieht ganz bestimmt kein Mauerblümchen aus.“

Cassie verzog das Gesicht und versuchte Joshua zu ignorieren – was nicht gerade leicht war, denn er stand direkt neben ihr. Schnell nickte sie in die Richtung, in die sie gehen mussten. „Hier geht’s lang. Der Direktor hat Sie im alten Präsidentenhäuschen untergebracht.“

Doch Joshua Cantrell wies stattdessen mit dem Kinn in Richtung Parkplatz. „Kann ich meine Maschine über Nacht hier stehen lassen, oder ist es sicherer, wenn ich sie mit zum Haus nehme?“

„Maschine?“, wiederholte Cassie.

„Ja, ich bin mit dem Motorrad vom Flughafen gekommen, das steht jetzt hier vorn.“

Cassie sah zum Parkplatz hinüber, und ihr Blick fiel auf eine imposante schwarze Harley Davidson. Und dabei war sie sich so sicher gewesen, dass Joshua sich in Billings einen Mietwagen genommen hatte. „Sie sind den ganzen Weg hierher Motorrad gefahren?“

„Tja, ich wollte mich ja erst mit Polizeieskorte herkutschieren lassen, aber dann wäre ich wohl nicht lange inkognito geblieben“, scherzte er.

„Ich meinte damit doch bloß, dass das eine ganz schön lange Strecke für eine Motorradfahrt ist.“

„Stimmt. Deswegen freue ich mich auch so auf meine Dusche.“

Was ist eigentlich heute Abend mit mir los? fragte Cassie sich. Ich stelle mich ja nur noch dämlich an!

Damit musste jetzt Schluss sein, und zwar sofort. Wie waren sie überhaupt auf das Thema Motorrad gekommen? – Ach ja, er hatte sie gefragt, ob er seine Maschine neben dem Hauptgebäude stehen lassen konnte.

„Das Häuschen des Präsidenten liegt ganz am anderen Ende vom Campus, aber Sie können das Motorrad ruhig hier vorn lassen, da passiert nichts. Der letzte Autodiebstahl in Northbridge liegt inzwischen zehn Jahre zurück, und das war eher ein Versehen als ein richtiges Verbrechen. Ephraim McCain war damals schon neunundsiebzig und hatte seinen Transporter mit dem von Skipper Thompson verwechselt, weil der die gleiche Farbe hatte. Also ist Ephraim in Skippers Wagen gestiegen und damit losgefahren …“

„Ohne Schlüssel?“

„Na ja, bis zu diesem Zwischenfall haben hier alle Leute ihre Autoschlüssel einfach stecken lassen. Jedenfalls ist Ephraim mit Skippers Transporter weggefahren, und Skipper hat seinen Wagen als gestohlen gemeldet. Aber wie gesagt, es war wirklich bloß ein Irrtum und wurde auch nicht weiter verfolgt.“

Joshua Cantrell lachte leise. „Ich nehme an, dass der gute Ephraim heute nicht mehr Northbridge unsicher macht, wenn er vor fünfzehn Jahren schon neunundsiebzig war?“

„Ach, er ist auch mit vierundneunzig noch ziemlich gut dabei, bloß den Führerschein hat er inzwischen abgegeben.“

Joshua Cantrell lachte laut los. „Beeindruckend. Gut, dann zeigen Sie mir jetzt doch bitte das alte Präsidentenhäuschen.“

Cassie führte ihn einen Weg entlang, vorbei an den immer noch saftig grünen Rasenflächen vom Campus. Weil sie nicht wusste, worüber sie sonst reden sollte, machte sie eine kleine Tour daraus und erklärte Joshua die verschiedenen Gebäude, an denen sie vorbeikamen. Außerdem erzählte sie ihm die Geschichte des ersten Präsidenten von Northbridge College, der bis zu seinem Tod in dem kleinen Haus gelebt und eines Tages während eines Spaziergangs einen Herzinfarkt bekommen hatte. „Er ruhte sich gerade auf einer Gartenmauer aus, als es passiert ist“, erzählte Cassie. „Die Leute, die ihn dort sitzen sahen, dachten, er würde bloß ein bisschen dösen.“

„Und wie alt ist er geworden?“

„Siebenundneunzig.“

„Du liebe Güte, hier leben die Menschen ja ewig!“

„Nun, der eine oder andere hat schon ein stolzes Alter erreicht“, erwiderte Cassie und fuhr dann mit ihren Erklärungen zum Präsidentenhäuschen fort. „Der Nachfolger des ersten College-Präsidenten hatte Frau und Familie, und für so viele Personen war das Häuschen zu klein. Seitdem steht es also leer. Direktor Reynolds hat es extra für Ihren Besuch wieder herrichten lassen.“

In diesem Augenblick erreichten sie das Präsidentenhäuschen. Es lugte hinter einer üppigen Hecke hervor, die bis unter die Sprossenfenster mit ihren hübschen Fensterläden reichte. Links und rechts standen uralte Bäume. Das Haus selbst war im spätmittelalterlichen Stil erbaut, hatte ein spitz zulaufendes Dach und Erkerfenster.

„Gibt es hier auch Heinzelmännchen?“, erkundigte sich Joshua im Scherz, als Cassie den Haustürschlüssel unter der Fußmatte hervorholte, um damit die übergroße Eingangstür zu öffnen.

Cassie fand das gar nicht lustig. „Ich glaube nicht, dass das College welche engagiert hat“, erwiderte sie nüchtern. Dann trat sie zur Seite, damit er an ihr vorbei ins Haus gehen konnte, aber er ließ ihr den Vortritt. Also wusste er sich doch anständig zu benehmen – obwohl er gerade ihre Heimatstadt beleidigt hatte. Jedenfalls war es ihr so vorgekommen.

„Ich glaube, hier erklärt sich so ziemlich alles von selbst“, sagte sie und legte den Schlüssel auf den Tisch gleich neben dem Eingang. „Es gibt nur einen großen Raum, und der ist Küche, Schlaf- und Wohnzimmer in einem.“ Sie machte eine ausladende Handbewegung und gab Joshua einen Moment Zeit, damit er sich alles kurz ansehen konnte.

Der große Raum war frisch gestrichen und dazu tadellos sauber. Außerdem waren die Sitzmöbel offenbar neu bezogen worden.

„Da hinten ist das Bad“, erklärte Cassie und wies auf eine Holztür in der Schlafnische. „Darin steht eine alte Wanne mit Klauenfüßen und Duschstange. Kein Luxus, aber es müsste alles funktionieren.“

Gerade wollte sie nach Joshuas Gepäck fragen, da erblickte sie die beiden Lederkoffer am Fußende des Bettes. „Oh, Ihre Sachen sind ja auch schon da“, sagte sie überflüssigerweise.

„Ja, ich habe sie herschicken lassen. Schön, dass alles gut angekommen ist.“

Cassie ging zum Kühlschrank und öffnete die Tür. Wie sie erwartet hatte, war er voller Vorräte. Dann warf sie einen Blick in den Schrank, der über der nagelneuen Kaffeemaschine hing. „Kaffee und Filter finden Sie hier“, informierte sie Joshua. „Cornflakes auch. Und in der Schale dort drüben liegt frisches Obst. Heinzelmännchen sind uns hier allerdings noch nicht über den Weg gelaufen.“

Joshua quittierte ihre spitze Bemerkung mit einem leisen Lachen. „Schade auch. Die hätte ich nämlich gern kennengelernt.“

Als Cassie ihn ansah, lächelte er freundlich zurück. Offenbar ahnte er gar nicht, dass er sie mit seinem Heinzelmännchen-Witz verärgert hatte. Wahrscheinlich war sie auch einfach nur überempfindlich, wenn es um ihre Heimatstadt ging. Das lag natürlich an ihrer Vorgeschichte … und an einem Mann, der ganz anders gewesen war als Joshua Cantrell. Also überwand sie ihre leichte Verstimmung und schlug einen freundlicheren Tonfall an. „Brauchen Sie sonst noch etwas?“

„Nein, ich bin bestens versorgt. Es gibt zwar kein Telefon, aber ich habe ja mein Handy dabei. Alles andere kann ich mir bestimmt irgendwie organisieren.“

Wahrscheinlich braucht er nur kurz mit den Fingern zu schnippen, und schon kommen der Direktor oder der Bürgermeister angerannt, dachte Cassie, sagte aber nichts. Stattdessen lächelte sie Joshua Cantrell kurz zu.

„Hübsch, Ihre Grübchen“, bemerkte er und legte den Kopf schräg.

„Hm.“ Langsam fragte sie sich, was er von ihr wollte. Vielleicht war er ja einer von diesen selbstverliebten Typen, die meinten, jede Frau beeindrucken zu müssen. „Morgen …“, begann sie, aber weiter kam sie nicht.

„Alyssa hat morgen nur ein einziges Seminar, also werden wir beide etwas zusammen unternehmen. Das heißt also, dass Sie einen Tag Pause machen können – in Ihrer neuen Funktion als Babysitter für potenzielle College-Mäzene. Wie hieß doch gleich der Mensch, den Sie vertreten? Curt oder Kirby? Nein, Kirk war der Name, und der Mann hat mir schon am Telefon dezent vermittelt, dass er für den Bereich Fundraising zuständig ist.“

Also wusste Joshua längst, worum es hier eigentlich ging.

Cassie versuchte gar nicht erst, die Sache abzustreiten. „Ja, Kirk Samson. Er hat sich heute Nachmittag eine Rückenverletzung zugezogen und ist deswegen die ganze Woche krankgeschrieben.“

„Und darum hat man Sie an einem Sonntagabend von Ihren Umzugskartons weggeholt, ohne Ihnen auch nur anzudeuten, was auf Sie zukommt? Dass Sie sich nämlich bei dem Mann mit dem dicken Bankkonto lieb Kind machen sollen?“

Cassie machte ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

„Schon in Ordnung, ich bin das gewohnt“, beschwichtigte Joshua sie. „Ich mache Ihnen jetzt einfach mal ein Angebot: Mir ist völlig klar, was das College von mir will, nämlich Geld. Also brauchen Sie sich gar nicht erst den Kopf darüber zu zerbrechen, wie Sie mir das am besten vermitteln. Okay?“

„Okay.“

„Stattdessen würde ich gern mehr über die Hochschule erfahren, über die Stadt und ihre Bewohner … über die Menschen, mit denen meine Schwester in den nächsten vier Jahren zu tun hat. Wissen Sie übrigens, was ich glaube? So schmerzhaft dieser Unfall für Kirk den Fundraiser gewesen sein muss, ich profitiere davon vielleicht sogar. Für mich bedeutet das nämlich, dass ich hier ein paar Blicke hinter die Kulissen werfen kann und Dinge sehe, die Kirk mir auf seiner offiziellen VIP-Tour nicht gezeigt hätte. Außerdem läuft mein Besuch viel eher glatt, wenn ich hier als ganz normaler Mensch herumgeführt werde – von Ihnen, und nicht von einem hohen Tier aus der Hochschulverwaltung. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand erkennt und der Boulevardpresse ein paar Tipps gibt.“

„Das kann schon sein.“

„Morgen Abend ist die große Begrüßungsveranstaltung, stimmt’s?“

„Ganz recht. Sie lernen dort hauptsächlich das Verwaltungspersonal und die anderen Eltern kennen, die Dozenten stellen sich am Mittwochabend vor. Aber das erzählt der Direktor alles noch mal, wenn er das Wochenprogramm präsentiert.“

„Dann verbringe ich morgen den Tag mit Alyssa, und wir zwei gehen abends zusammen zu dieser Veranstaltung, in Ordnung?“, erkundigte Joshua sich.

„Natürlich.“

„Sehr gut. Ich freue mich.“

Cassie war sich nicht sicher, ob das einfach eine Höflichkeitsfloskel war, oder ob er sich wirklich auf den Begrüßungsabend freute … oder sogar darauf, sie wiederzusehen. Letzteres hielt sie allerdings für unwahrscheinlich. „Wenn ich sonst nichts weiter für Sie tun kann, lasse ich Sie jetzt in Ruhe duschen“, sagte sie schließlich.

Sein Lächeln wirkte auf Cassie direkt anzüglich, allerdings verstand sie nicht, warum das so sein sollte. Sie hatte doch nichts Zweideutiges von sich gegeben, oder?

Trotzdem hatte sie auf ihrem Nachhauseweg immer nur ein Bild vor Augen: Sie sah Joshua Cantrell vor sich, der ins Bad ging, um zu duschen … und ihre Fantasien dabei waren alles andere als unschuldig. Im Gegenteil: Sie stellte sich vor, wie er sich die Lederjacke abstreifte, dann das T-Shirt, die Jeans …

Schließlich löschte sie alles ganz schnell wieder aus ihren Gedanken. Unfassbar – da war sie doch tatsächlich kurz davor gewesen, sich Joshua Cantrell nackt vorzustellen! Ausgerechnet Joshua Cantrell! Wenn Brandon damals schon eine Nummer zu groß für sie gewesen war, dann war Joshua mindestens zwei Nummern zu groß … eher sogar drei bis vier. Er war erfolgreich, vermögend und heiß begehrt, und jede Woche konnte man ihn in den Hochglanzillustrierten mit einer anderen Frau bewundern. Mit einer atemberaubend schönen Frau noch dazu.

Cassie dagegen war nur eine Landpomeranze.

2. KAPITEL

„In meiner Funktion als Präsident des Northbridge College heiße ich alle Studenten, Angehörigen und Freunde auch im Namen unseres Lehrkörpers herzlich willkommen.“ Mit diesen Worten eröffnete der Präsident die Begrüßungsveranstaltung am Montagabend.

Cassie saß zusammen mit den anderen Studentenberatern und Verwaltungsangestellten auf der Bühne der kleinen Festhalle, hörte aber nicht besonders aufmerksam zu. Sie kannte die Begrüßungsrede des Präsidenten fast auswendig, schließlich hatte sie sie schon oft genug gehört. Außerdem gingen ihr gerade ganz andere Dinge durch den Kopf. Sie überprüfte noch einmal ihre Aufmachung. Heute wollte sie so gut wie möglich aussehen und sich Joshua Cantrell gegenüber nicht wieder so blamieren wie am Vortag.

Sie trug ihren besten dunkelblauen Hosenanzug mit dem schräg zu knöpfenden kurzen Jäckchen ohne Kragen. Die dazugehörige Hose saß einfach fantastisch und betonte ihren knackigen Po – das hatte man ihr schon mehrmals gesagt. Abgerundet wurde das Ganze durch hochhackige Schuhe, die vorn offen waren, sodass man die Zehen sehen konnte. In diesem Outfit fühlte Cassie sich immer chic, und genau das brauchte sie heute.

Heute Morgen war sie noch beim Friseur gewesen und hatte sich die Spitzen schneiden lassen, sodass ihre Frisur wieder etwas mehr Form bekommen hatte. Das Haar reichte ihr jetzt bis kurz unters Kinn, die Haarspitzen waren nach innen geföhnt. Die Frisur wirkte gepflegt und elegant, gleichzeitig jedoch nicht zu brav. Das lag auch am Pony, der ihr seitlich über die Stirn fiel und ihrem Aussehen etwas Geheimnisvolles verlieh.

Dazu hatte sie ganz behutsam etwas dezenten Lidschatten aufgetragen und Mascara benutzt, der ihre Wimpern laut Packungsbeilage sowohl formen als auch verlängern sollte. Der rosabraune Lippenstift bildete das i-Tüpfelchen.

Wie ein Model sehe ich vielleicht nicht aus, aber immerhin besser als gestern, fand Cassie. So fühlte sie sich auch wohler in ihrer Haut, und darum ging es ihr schließlich. Selbst wenn man ihr ansah, dass sie sich extra in Schale geworfen hatte … um Joshua Cantrell zu beeindrucken.

Rein beruflich, redete sie sich ein. Wenn sie sich ihm gegenüber von ihrer besten Seite zeigen wollte, dann tat sie das nur im Interesse des Colleges und im Interesse der Stadt. Dabei hatte es natürlich rein gar nichts zu bedeuten, dass sie gestern Nacht zu Hause noch ihre Umzugskartons nach einer ganz bestimmten Illustrierten durchsucht hatte, von der sie wusste, dass sie sie eingepackt hatte … und dass er darin abgebildet war. Schließlich war sie fündig geworden und hatte auch schnell das Foto entdeckt, das ihn mitten in seiner Zottelphase auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung zeigte, neben ihm ein umwerfend schönes Unterwäsche-Model. Cassie hatte die Seite herausgerissen und sie sich immer wieder angesehen. Viel zu lange.

Aber wo war Joshua Cantrell jetzt überhaupt?

Cassie ließ den Blick durch die Aula schweifen und entdeckte schließlich Alyssa Cantrell in der sechsten Reihe. Ihr Bruder war allerdings nicht bei ihr. Stattdessen saßen links von ihr eine Freundin und deren Eltern, rechts von ihr ein Freund mit dessen Vater.

Hatte Joshua Cantrell etwa die Stadt verlassen, bevor die Veranstaltungswoche überhaupt losging? Vielleicht musste er sich ja dringend um eine geschäftliche Angelegenheit kümmern. Oder aber es hatte ihn doch jemand erkannt, und er war schnell abgereist, bevor die Boulevardpresse Wind davon bekam. Vielleicht war er aber auch krank geworden?

Oder aber Cassie war ihm schon bei der ersten Begegnung so unsympathisch gewesen, dass er sofort die Flucht ergriffen hatte, um keine weitere Sekunde mit ihr verbringen zu müssen …

Doch dann, gerade als sie sich ganz ihrem Selbstmitleid hingeben wollte, erblickte sie ihn: Er saß in der letzten Reihe, ganz außen links am Rand. Allein.

Auf einmal war Cassie nicht mehr niedergeschlagen, sondern erleichtert und … angenehm aufgeregt? Sie wollte sich das Gefühl nicht eingestehen, aber es war da.

Joshua Cantrell saß ein ganzes Stück von den anderen Besuchern entfernt. Einen Fuß hatte er auf die Armlehne des Vordersitzes gestellt, sodass das Knie hinter dem Sitz hervorlugte. Joshua stützte sich mit dem Ellenbogen darauf. Cassie fiel auf, dass er sich im Gegensatz zu ihr für diesen Anlass nicht extra feierlich angezogen hatte: An seinem Knie erkannte sie, dass er Jeans trug – möglicherweise sogar dieselbe Hose, in der sein Po gestern so knackig ausgesehen hatte.

Allerdings hatte er heute statt der Lederjacke ein Sakko an und darunter ein rostfarbenes Hemd, dessen oberste Kragenknöpfe offen standen. Sein schwarzes Haar war so kunstvoll zerzaust, dass unmöglich der Zufall am Werk gewesen sein konnte.

Überhaupt sah er einfach gut aus. Er wirkte entspannt und ausgeruht, sehr selbstsicher und gelassen. Cassie hingegen kam sich vor wie das genaue Gegenteil: Seit sie ihn erspäht hatte, wurde sie immer unsicherer.

Aber Moment – hatte sie nicht heute erst beschlossen, dass sie sich von seiner Erscheinung nicht einschüchtern lassen wollte? Nachdem sie die ganze Nacht und den halben Tag nur noch an ihn gedacht hatte? Nein, sie brauchte sich ihm gegenüber nicht klein zu fühlen, bloß weil er berühmt war und dazu noch umwerfend aussah. Schließlich war sie selbst eine gebildete und in ihrem Umfeld sehr angesehene Frau, die sich nicht vor einem Turnschuhproduzenten zu verstecken brauchte, so erfolgreich er in seinem Beruf auch sein mochte.

Trotzdem beschleunigte sich ihr Herzschlag, als er ihren Blick erwiderte, und trotzdem wurde sie den Verdacht nicht los, dass sie eine extrem schwierige Woche vor sich hatte …

Der Präsident beendete gerade seine Rede und überließ dem College-Direktor das Podium. Reynolds las ein paar Auszüge aus dem Informationsblatt vor, das alle Anwesenden am Eingang erhalten hatten. Danach lud er sein Publikum zu Kaffee oder Tee und Gebäck in der Lobby ein.

Falls Cassie vorgehabt hatte, Joshua Cantrell noch eine Weile aus dem Weg zu gehen, machte ihr der Direktor jetzt einen Strich durch die Rechnung. Er kam vom Podium herunter und direkt auf sie zu. „Haben Sie ihn schon gefunden?“, raunte er ihr zu.

Sie wusste sofort, wer gemeint war. „Ja.“

„Dann lassen Sie ihn doch nicht einfach da sitzen! Er ist sehr wichtig für uns.“

„Ja, ich weiß“, entgegnete Cassie. Gemeinsam mit ihren Kollegen stand sie auf und verließ die Bühne.

Joshua Cantrell war zwar ebenfalls von seinem Platz aufgestanden, machte aber im Gegensatz zu den anderen Zuschauern keine Anstalten, in die Lobby zu gehen – nicht einmal zu seiner Schwester. Stattdessen fixierte er Cassie, die sich gerade ihren Weg zu ihm bahnte.

„Hi“, begrüßte sie ihn, als sie ihn erreichte. Es klang ein wenig reserviert – zu reserviert für ihren eigenen Geschmack.

Joshuas Reaktion bestand darin, dass er sie von oben bis unten musterte und ihr dann schief zulächelte. „Heute waren Sie nicht mitten im Umzug, bevor Sie hergekommen sind“, sagte er anerkennend.

„Montag ist ja auch ein regulärer Arbeitstag“, gab sie zurück. Er sollte ruhig glauben, dass sie immer so aussah. „Außerdem ist heute unser erster Tag der offenen Tür, da wollen wir vom College natürlich einen guten Eindruck machen.“

„Das ist Ihnen absolut gelungen“, fand Joshua.

Cassie beschloss, einfach das Thema zu wechseln. Sie schaute in die Richtung, in der sie vorher Alyssa entdeckt hatte. „Ihre Schwester hat eben noch dort drüben gesessen. Sind Sie zu spät gekommen und konnten nicht mehr zu ihr, bevor der Präsident mit seiner Rede angefangen hat?“

„Nein, ich wollte mir erst mal einen Überblick verschaffen und abwarten, ob mich hier jemand erkennt, bevor mich die Leute mit Alyssa sehen“, erklärte er so leise, dass nur Cassie ihn hören konnte.

„Und wenn Sie tatsächlich jemand wiedererkennt?“, erkundigte Cassie sich ebenso leise.

„Dann verschwinde ich sofort und bete, dass uns nicht allzu viele Leute miteinander in Verbindung bringen.“

„Ah“, sagte Cassie. Da er es offenbar nicht eilig hatte, den anderen Studenten und Angehörigen in die Lobby zu folgen, stellte sie ihm noch eine Frage, die sie schon die ganze Zeit beschäftigte: „Ihr neuer Haarschnitt und das glatt rasierte Kinn … ist das auch so eine Art Ablenkungsmanöver?“

Joshua sah sich schnell um, um sicherzugehen, dass auch wirklich niemand lauschte. „So etwas habe ich früher schon öfter gemacht, allerdings bin ich dabei noch nie so weit gegangen wie dieses Mal“, sagte er schließlich. „Geplant ist die ganze Sache schon seit Januar, da haben Alyssa und ich uns auf Northbridge geeinigt, weil wir dachten, dass sie hier vielleicht ein normales Studentenleben führen kann. Also habe ich Haar und Bart wachsen lassen …“

„Dann war dieser Yeti-Look also eine Tarnung?“

Joshua lachte. „Ganz schön abtörnend, nicht? Na ja“, fuhr er fort, „Alyssa hat ihr Haar auch erst mal wachsen lassen. Dann haben wir sie an einer Schweizer Privatakademie eingeschrieben, die ihre Studenten streng von der Öffentlichkeit abschirmt. Ich habe der Schule Geld dafür gezahlt, Alyssas Namen im Studentenverzeichnis abzudrucken, um die Presse davon zu überzeugen, dass sie wirklich dort ist. Außerdem habe ich jemanden am Internat damit beauftragt, hin und wieder ein paar harmlose Informationen über sie zu verbreiten, damit das Ganze auch glaubwürdig wirkt. Ich habe da sogar einen Doppelgänger, der für mich arbeitet und sich wie ich Haare und Bart hat wachsen lassen. Diese Woche hat er wieder einen kleinen Auftritt.“

„Und während alle Welt nach einem langhaarigen bärtigen Mann und dessen ebenso langhaariger Schwester Ausschau hielt, haben Sie und Alyssa sich einfach Kurzhaarschnitte verpassen lassen und in die Johansens verwandelt“, schloss Cassie.

Joshuas Lächeln verwandelte sich in ein verschmitztes Grinsen.

Sie grinste zurück. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass Ihnen das alles auch noch Spaß macht.“

Er zuckte mit den breiten Schultern. „Wenn man sich nicht ein bisschen darüber lustig machen kann, geht es einem viel zu nahe.“

Seine letzten Worte klangen sehr ernst, sodass Cassie sich fragte, worauf er sich damit bezog. Allerdings wollte sie ihn nicht allzu sehr bedrängen, also schaute sie sich im mittlerweile leeren Saal um. „Was halten Sie davon, wenn wir jetzt zu den anderen in die Lobby gehen? Dann sehen wir auch, ob Sie gut genug getarnt sind.“

„Klingt gut. Darf ich Ihnen vorher noch einen Vorschlag machen? Mir ist gestern Abend eine Idee für ein Ablenkungsmanöver gekommen, das aber nur funktioniert, wenn Sie mitmachen. Es geht dabei nämlich um uns beide.“

„Um uns beide?“

„Ja, und zwar habe ich mir Folgendes gedacht: Wenn wir ein Gerücht über uns in die Welt setzen und damit die Aufmerksamkeit der Leute auf uns ziehen, dann achten sie nicht mehr so sehr auf Alyssa. Das funktioniert so ähnlich wie die meisten Zaubertricks: Wenn ich Sie dazu bringe, auf meine rechte Hand zu achten …“, Joshua hob die Hand und wackelte mit den Fingern, „… dann bekommen Sie gar nicht mit, was ich währenddessen mit der linken tue.“ Nun strich er Cassie mit der anderen Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Sie verstand, was er damit sagen wollte. Wenn er allerdings auch nur eine Sekunde lang annahm, dass sie nichts von seiner Berührung mitbekommen hatte, irrte er sich gewaltig. Bloß ganz zart hatte er ihre Haut mit den Fingerkuppen gestreift, und schon prickelte es an ihrem ganzen Körper.

Trotzdem tat sie so, als wäre nichts geschehen. „Und was für ein Gerücht schwebt Ihnen konkret vor?“

„Na ja, ich dachte da an so etwas wie eine gemeinsame Vergangenheit. Zum Beispiel, dass wir uns vom College her kennen und damals ein Paar waren.“

„Das klappt nicht, ich bin nämlich hier aufs College gegangen, und Northbridge ist eine echte Kleinstadt. Über die Hälfte der Leute wissen ganz genau, mit wem ich mal eine Beziehung hatte.“

„Also gut … und wenn wir uns im letzten Urlaub kennengelernt haben?“

„Letztes Jahr in Disneyland?“, erwiderte Cassie ungläubig.

Joshua wirkte amüsiert. „Da haben Sie also Urlaub gemacht? Interessant.“

„Ja, ich war noch nie dort, also bin ich mit einer Freundin hingefahren. Wir hatten beide Lust dazu.“ Herausfordernd sah sie ihn an.

Er lachte laut. „Also gut. Dann haben wir uns eben in einer Schlange vor einem Karussell kennengelernt. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, uns gut verstanden und immer wieder verabredet. Dabei haben Sie mir von dem College in Northbridge erzählt, und weil ich Sie so gern wiedersehen wollte, habe ich kurzerhand meine Schwester überredet, sich hier einschreiben zu lassen.“

„Kann es sein, dass Sie keine Ahnung haben, was eine Kleinstadt wie Northbridge aus so einer Geschichte machen würde?“

„Na ja, ich hoffe, die Leute nehmen sie begeistert auf, lassen uns nicht mehr aus den Augen und zerreißen sich die Mäuler über diesen ganz normalen Typen von außerhalb, der sich für eine von ihnen interessiert. Auf Alyssa dürfte dabei niemand achten. Wie ich schon sagte, es funktioniert so ähnlich wie ein Zaubertrick.“

„Ja, aber dieser Trick geht auf meine Kosten, außerdem bleibe ich hier zurück und muss mich hinterher mit lauter neugierigen Fragen auseinandersetzen: Warum Sie abgereist sind, wann Sie wiederkommen, ob Sie es ernst mit mir meinen und so weiter.“

„Hm …“, überlegte Joshua laut. „Und wenn ich mich jetzt schon ganz aufrichtig dafür entschuldige, spielen Sie dann vielleicht mit? Alyssa zuliebe? Es ist mir wirklich wichtig, dass es ihr hier gut geht. Vor einiger Zeit ist nämlich etwas passiert, was sie ziemlich erschüttert hat – uns beide, genauer gesagt.“

Wenn Joshua sie so darum bat, konnte Cassie schlecht Nein sagen. Schließlich lag ihr das Wohl ihrer Studenten am Herzen, und auch sie würde so gut wie alles für ihre Familie tun. Trotzdem wollte sie nicht überstürzt zustimmen. „Und wie genau wollen wir unsere Geschichte unter die Leute bringen?“

Dankbar lächelte Joshua sie an. „Es darf auf keinen Fall aufgesetzt aussehen“, sagte er. „Wenn Sie mich gerade jemandem vorstellen und sich die Gelegenheit ergibt, könnten wir die Geschichte unauffällig ins Gespräch einfließen lassen. Und dann kann ich mich ja hin und wieder zu Ihnen hinüberbeugen und ihnen etwas ins Ohr flüstern, etwa so …“

Er zeigte ihr, was er damit meinte. Als sein warmer Atem ihre Wange streifte, sandte er Cassie erneut kleine Schauer über die Haut – genau wie eben, als er sie kurz mit den Fingern gestreift hatte.

„Vielleicht berühre ich Sie auch hin und wieder“, fuhr er fort. „Natürlich ganz unschuldig. Hier zum Beispiel …“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Oder hier …“ Nun ließ er die Hand über ihren Arm gleiten.

„Oder auch hier.“ Er fuhr ihr mit den Fingern den Rücken hinunter.

Mit jeder Sekunde, die er Cassie berührte, fiel ihr das Atmen schwerer.

„Ich mache nichts Schlimmes“, schloss er. „Es soll nur so aussehen, als würden wir uns gut verstehen. Dann fragen sich die Leute gar nicht erst, warum wir so oft zusammen sind.“

Einatmen … und ausatmen, befahl Cassie sich und konzentrierte sich auf jeden einzelnen Atemzug. Dabei hoffte sie, dass Joshua nicht mitbekommen hatte, wie intensiv sie auf seine sanften Berührungen reagierte.

Vielleicht hatte er es doch, denn auf einmal steckte er die Hand in die Hosentasche und sagte: „Aber wenn Ihnen das alles nicht ganz geheuer ist, bleiben wir einfach bei der alten Regelung.“

„Nein, nein, das ist schon in Ordnung“, erwiderte sie schnell. „Wahrscheinlich ist das sogar eine wirklich gute Idee“, fügte sie hinzu und hoffte insgeheim, dass seine gespielten Zärtlichkeiten sie nicht mehr so aus der Fassung bringen würden, wenn sie sich erst darauf eingestellt hatte.

„Dann ist ja alles geklärt“, sagte Joshua schlicht. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass ihm andere Leute jeden Wunsch erfüllten.

„Soll das heißen, dass Sie sich jetzt in die Höhle des Löwen wagen?“, fragte Cassie und wies mit dem Kopf in Richtung Lobby.

„Genau, und dabei können wir auch gleich versuchen, unser kleines Gerücht in die Welt zu setzen, du und ich“, erinnerte er sie und betonte die letzten Worte besonders.

Die Eingangshalle war deutlich kleiner als der Festsaal, und die Menschen standen dort dicht an dicht. Offenbar hatte Alyssa schon nach ihrem Bruder Ausschau gehalten: Kurz nachdem Cassie und Joshua die Lobby betraten, kam sie nämlich auf die beiden zu und führte sie an den vielen Menschen vorbei zu den Studenten und Eltern, neben denen sie im Publikum gesessen hatte.

Während Alyssa ihren Bruder als Joshua Johansen vorstellte, beobachtete Cassie die Gesichter der anderen Leute – aber er schien niemandem bekannt vorzukommen, den ganzen Abend lang nicht. Ihm und Alyssa zuliebe hoffte Cassie, dass diese erste Veranstaltung ein Zeichen für die ganze Woche setzte.

Nach etwa anderthalb Stunden verließen die ersten Besucher das Gebäude, die Begrüßungsveranstaltung ging langsam zu Ende. Alyssa erzählte, dass sie bis zum nächsten Tag noch drei Kapitel im Biologiebuch lesen musste, und verabschiedete sich ebenfalls.

Jetzt war Cassie also wieder mit Joshua Cantrell allein.

Mittlerweile war es kurz vor neun – in einer Großstadt mochte das noch nicht als spät gelten, in Northbridge allerdings schon. Cassie war sich nicht schlüssig, ob sie Joshua einfach zu seiner Unterkunft bringen oder ob sie noch etwas mit ihm unternehmen sollte.

„Würdest du jetzt gern wieder zu deinem Häuschen gehen oder …“

„Die Antwort lautet oder“, sagte er schnell, bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte.

„Gut. Hier in Northbridge ist abends zwar nicht viel los, aber wir können ja ein bisschen durch die Stadt gehen.“ Etwas Besseres fiel ihr so schnell nicht ein.

„Klingt gut“, stimmte Joshua ihr zu. „Es sei denn, ich stehle dir damit Zeit, die du lieber mit jemand anders verbringen würdest. Ich habe mich übrigens bei Alyssa erkundigt, ob wir durch unser kleines Täuschungsmanöver einen Ehemann oder Verlobten oder Freund verärgern könnten, aber sie wusste es nicht.“

Joshua hatte also seine Schwester über sie ausgefragt? Aber warum genau? Bloß weil er sicher sein wollte, dass er niemanden vor den Kopf stieß? Oder interessierte ihn etwa, ob es einen Mann in ihrem Leben gab?

War es denkbar, dass der berühmte Joshua Cantrell, Begleiter der schönsten Frauen, wissen wollte, ob Cassie noch zu haben war? Allein der Gedanke an diese Möglichkeit – so unwahrscheinlich sie auch sein mochte – steigerte ihr Selbstwertgefühl. „Nein, ich würde die Zeit sonst nicht mit jemand anders verbringen“, erwiderte sie schlicht.

„Na ja, auf jeden Fall halte ich dich davon ab, deine Kartons weiter auszupacken“, sagte Joshua. „Aber wenn ich mir wenigstens sicher sein kann, dass ich deswegen nicht von einem wütenden Mann verfolgt werde, nehme ich das Angebot mit dem Spaziergang an.“

„Keine Sorge, du wirst von niemandem verfolgt“, versicherte Cassie ihm. „In meinem Leben gibt es weder einen Ehemann, noch einen Verlobten oder sonstigen Partner.“

Joshua lächelte zufrieden, und erneut fühlte Cassie sich geschmeichelt. Er erweckte doch tatsächlich den Anschein, als würde er sich über dieses Neuigkeit freuen. „Dann steht meiner Stadtführung ja nichts mehr im Weg.“

3. KAPITEL

Cassie verließ mit Joshua das Hochschulgelände und führte ihn zum Marktplatz.

„Schmiedeeiserne Straßenlaternen und ein Pavillon – ich komme mir vor wie im viktorianischen England“, staunte Joshua, während er sich umsah. „Spielt hier im Sommer auch eine Kapelle?“

Machte er sich etwa über die Leute in Northbridge lustig? Cassie war sich nicht sicher. „Du wirst lachen, aber es ist tatsächlich so“, sagte sie, und ihre Worte klangen wie eine Rechtfertigung. „Es gibt hier sogar das ganze Jahr über Veranstaltungen. Ich persönlich finde die großen alten Bäume und den Pavillon einfach wunderschön.“

„Das war überhaupt nicht als Kritik gemeint“, erwiderte Joshua, dem offenbar nicht entgangen war, dass sie sich angegriffen fühlte. „Mir gefällt der Marktplatz auch sehr gut. Er hat so etwas Altmodisches, Eigentümliches.“

Cassie wusste nicht, ob jemand wie Joshua Cantrell mit Worten wie „altmodisch“ und „eigentümlich“ tatsächlich etwas Positives verband, wollte aber aus einer Mücke keinen Elefanten machen.

„Eigentümlich also“, wiederholte sie, während sie die Hauptstraße in Richtung Osten entlanggingen. „Die Beschreibung trifft wohl auf die meisten Dinge zu, die du gleich noch zu sehen bekommst.“

Cassie und Joshua waren nicht die Einzigen, die im Anschluss an die Begrüßungsveranstaltung in der Stadt spazieren gingen. Immer wieder trafen sie auf bekannte Gesichter vom College. Man lächelte einander zu, grüßte sich und ging weiter – und niemand schien dabei besonders auf Joshua zu achten.

Irgendwann begegneten sie auch Roy Webber, der in Northbridge alle möglichen Handwerksarbeiten erledigte und sich außerdem gern ungefragt in alles einmischte. Als Cassie ihm Joshua vorstellte, erzählte sie ihm kurz entschlossen die Geschichte, die sie vorhin verabredet hatten.

„Pass auf, bis morgen Mittag weiß die ganze Stadt Bescheid“, erklärte Cassie, nachdem sie sich von Roy Webber verabschiedet hatten. „Er ist nämlich die größte Klatschtante, die ich kenne.“

„Hervorragend.“ Joshua war offenbar hochzufrieden. „Jetzt hast du etwas bei mir gut.“

„Allerdings“, entgegnete Cassie. Sie waren gerade am nördlichen Ende der Hauptstraße angekommen und überquerten die Fahrbahn, um auf der anderen Seite wieder zurückzugehen. Auf dem Weg dorthin war das Gelände leicht angestiegen, sodass ihnen von hier aus fast die ganze Stadt zu Füßen lag. Joshua blieb kurz stehen, um die Aussicht zu betrachten. „Schön ist es hier“, sagte er.

„Ja, sehr eigentümlich“, mokierte sie sich.

„Ich mag’s gern eigentümlich, und ich habe keine Ahnung, wie du auf die Idee kommst, dass das als Beleidigung gemeint war.“

Cassie war sich bewusst, dass sie in solchen Dingen manchmal etwas überempfindlich reagierte. Also versuchte sie sich so souverän wie möglich aus der Affäre zu ziehen. „Schon gut, entschuldige bitte, dass ich dich missverstanden habe.“

„Entschuldigung angenommen.“ Jetzt klang er, als würde er sich über sie amüsieren.

Während sie die Straße wieder in Richtung Zentrum zurückgingen, betrachtete Joshua weiter die Stadt, die vor ihm lag. Schließlich blieb sein Blick an dem Lokal Adz hängen, das direkt vor ihnen am Fuße der Anhöhe lag.

„Hattest du mir nicht erzählt, dass dieses Adz einem deiner Brüder gehört?“, erkundigte er sich.

„Das stimmt“, bestätigte Cassie. Gemächlich gingen sie weiter.

„Hast du auch noch andere Geschwister?“

Cassie lachte leise. „Aber ja, vier Brüder. Sogar einen Zwillingsbruder.“

„Und du bist das einzige Mädchen?“

„Ja, abgesehen von unseren diversen Hündinnen und meiner Mutter war ich immer die einzige Frau bei uns zu Hause. Aber jetzt, wo Ad geheiratet hat und Ben bald nachzieht, kommen doch noch ein paar Frauen dazu.“

„Bist du die Älteste?“

„Ben und ich sind die Jüngsten“, sagte Cassie.

„Und … wie hieß dein Restaurant-Bruder doch gleich? Ad?“

„Ja, eine Kurzform von Addison.“

„Ist er der Älteste?“

„Nein, er ist genau in der Mitte. Mein Bruder Reid ist der Älteste. Er ist Arzt.“

„Hier in Northbridge?“, hakte Joshua nach.

„Ja, wir wohnen alle hier. Nach Reid kommt Luke, der bei der Polizei ist, dann folgen Ad und schließlich Ben und ich.“

Joshua staunte nicht schlecht. „Ganz schön groß, deine Familie.“

„Jedenfalls nicht gerade klein.“

„Wenn ihr auch noch alle in Northbridge wohnt und arbeitet … dann steht ihr euch bestimmt sehr nahe.“

Offenbar hatte Joshua ihr aufmerksam zugehört. Das gefiel ihr. „Ja.“

„Von deinem Vater hast du noch gar nichts erzählt – bisher nur von deiner Mutter.“

„Er ist gestorben, als Ben und ich acht Jahre alt waren.“

„Oh, das tut mir leid. Wie ist das passiert?“

„Er war Kfz-Mechaniker. Ein Auto ist von der Hebebühne gestürzt und hat ihn unter sich begraben.“

In diesem Augenblick erreichten sie eine Kreuzung mit Ampel, an der schon mehrere Menschen warteten. Als es grün wurde und alle sich in Bewegung setzten, sagte Joshua: „Du kannst mir glauben, dass ich weiß, wie schlimm so etwas ist.“ Dann wechselte er das Thema: „Aber mal abgesehen davon … wie war es für dich, hier in Northbridge aufzuwachsen?“

Cassie war sehr froh, nicht weiter in ihren schmerzhaften Erinnerungen graben zu müssen. „Nun, ich kenne es nicht anders, also habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten“, sagte sie. „Aber ich habe mich hier immer wohlgefühlt. Wahrscheinlich konnten wir uns freier bewegen als Großstadtkinder, weil wir uns hier alle kennen und aufeinander achten. Das Ganze hatte aber auch einen Nachteil: Wenn ich irgendwelche Dummheiten angestellt hatte, dann konnte ich mich nicht so einfach aus dem Staub machen. Die Leute wussten ja, wo ich wohnte, und so hat meine Mutter sich einiges über mich anhören müssen.“

Während sie erzählte, schaute Cassie geradeaus oder zu den Geschäften hinüber, an denen sie gerade vorbeigingen. Trotzdem spürte sie, dass Joshua sie ansah. Als sie sich ihm schließlich zuwandte, stellte sie fest, dass er lächelte.

„Hast du denn viel Unfug angestellt?“

„Ach, ich hatte schon einiges auf dem Kerbholz.“

„Dann warst du also nicht eine von diesen braven kleinen Puppenmamis?“

Darüber musste Cassie leise lachen. „Na hör mal, ich hatte immerhin vier Brüder“, erinnerte sie Joshua, als würde das schon alles erklären. „Meine Puppen mussten normalerweise als Opfer herhalten, wenn meine Brüder irgendeinen Action- oder Monsterfilm aus dem Fernsehen nachgespielt haben. Oder aber sie haben ihnen die Köpfe kahl geschoren oder mit Filzstift Bärte gemalt. Meine Brüder fanden mich verweichlicht, wenn ich mit meinen Puppen spielen wollte. Dann war ich für sie so ein richtiges Mädchen.“ Cassie verstellte die Stimme, um den Tonfall ihrer Brüder nachzuahmen. Damit brachte sie Joshua zum Lachen.

„Ja, und Mädchen fanden deine Brüder langweilig?“, erkundigte er sich.

„Zunächst schon. Bis sie alt genug waren, um sich für das andere Geschlecht zu interessieren. Von da an war ich auf einmal als Expertin gefragt. Aber wehe, wenn ich sie mal falsch beraten und ihnen ein Hemd oder ein Rasierwasser aufgeschwatzt habe, das der jeweiligen Frau nicht gefiel!“

Joshua lachte. „Und wie haben sich deine Brüder benommen, wenn du dich für einen Mann interessiert hast? Haben sie den dann verjagt oder so eingeschüchtert, dass er sich gar nicht erst zu euch nach Hause getraut hat?“

Cassie wandte sich zu ihm um. „Hast du das etwa deiner armen kleinen Schwester angetan?“

Immerhin war es ihm peinlich, denn er lächelte verlegen. „Na ja, vielleicht ein- oder zweimal. Aber auch nur dann, wenn ich fand, dass der Betreffende ein Mistkerl war.“

„Selbst wenn sie da anderer Meinung war?“

„Moment mal, waren wir nicht eben noch dabei, uns über dich und deine Brüder zu unterhalten?“, verteidigte er sich scherzhaft.

„Klar, es gab schon ein paar Jungs, denen meine Brüder das Leben schwer gemacht haben, aber ich habe es ihnen mit gleicher Münze heimgezahlt.“

Joshua beugte sich zu ihr herüber. „Bring Alyssa in deinen Beratungssitzungen bloß nicht auf die Idee, das genauso zu machen.“ Dann richtete er sich auf, und der angenehm warme Schauer, der Cassie eben durchlaufen hatte, ließ wieder nach.

Wahrscheinlich war das auch gut so, denn für kurze Zeit hatte sie nicht mehr klar denken können. „Womit wir wieder beim Thema College wären“, sagte sie und tat, als wäre nichts gewesen. „Inzwischen hast du ja schon alles gesehen, was Northbridge zu bieten hat … mit Ausnahme der Studentenwohnheime.“

„Stimmt, und du würdest jetzt bestimmt gern Feierabend machen und nach Hause gehen“, vermutete er. Mittlerweile waren sie wieder auf dem Campus angekommen. Unter einer großen Ulme blieben sie stehen.

Überraschenderweise sehnte sich Cassie ganz und gar nicht nach ihrem Feierabend – solange das bedeutete, dass sie nicht mehr mit Joshua zusammen sein konnte. Aber das durfte sie ihn auf keinen Fall spüren lassen. Trotzdem zögerte sie. „Nun, ich kann dir gern noch etwas zeigen oder erklären oder …“

Aber diesmal nutzte Joshua nicht die Gelegenheit. „Nein, nein, du hast heute schon genug Überstunden gemacht“, sagte er. „Außerdem muss ich sowieso noch ein paar Geschäftsbriefe durchlesen. Ich bringe dich zum Auto, dann ist deine Schicht vorbei.“

Wie konnte er nur ernsthaft glauben, dass der gemeinsame Abend für sie Arbeit war? „Ich fahre nicht mit dem Auto zum College, ich wohne gleich nebenan“, sagte Cassie und wies mit dem Kopf nach hinten.

Joshua zog die Augenbrauen leicht hoch. „Welches Haus ist es denn?“

„Das zweite von links.“

„Dann bringe ich dich eben hin.“

Cassie konnte sich lebhaft vorstellen, wie es werden würde, wenn er diesen Vorschlag in die Tat umsetzte und ihr an der Eingangstür eine gute Nacht wünschte. Dann würden sie sich erst recht so vorkommen wie am Ende einer romantischen Verabredung. Sie malte sich aus, wie er sich zu ihr herunterbeugte, um sie zu küssen … und erschrak.

„Nein, das ist schon in Ordnung“, sagte sie also schnell. „Wir können uns auch hier verabschieden.“

„Also gut“, sagte Joshua.

Immer noch zögerte Cassie. „Morgen findet hier übrigens ein Footballspiel statt, das College tritt gegen ein Northbridge-Team an. Danach gibt es ein großes Feuer, und dabei sollen auch Marshmallows geröstet werden. Hast du vielleicht Lust hinzugehen, oder gehst du schon mit Alyssa, oder …“

Schon wieder stellte Cassie ihn vor die Wahl und setzte viel zu große Hoffnungen in seine Antwort.

„Warum gehen wir nicht zu dritt hin?“, schlug Joshua spontan vor. „Wenn es dir nichts ausmacht und du noch keine anderen Pläne hast. Oder wenn du vielleicht am liebsten gar nicht hingehen würdest.“

Nun überließ er ihr also die Entscheidung. Offenbar war es für ihn nicht selbstverständlich, dass sie ihm immer und überall zur Verfügung stand. „Ich fänd’s schön, wenn wir zu dritt hingingen“, erwiderte sie schnell.

„Gut. Alyssa bestreitet mit ihrem Tanzkurs übrigens die Pausenshow, also bin ich mir gar nicht sicher, wie lange sie vorher und nachher eingebunden ist. Außerdem sind ja auch noch ihre Freunde beim Spiel, da werden wir viel zu zweit sein … und können die Gelegenheit nutzen, unser kleines Gerücht ein bisschen plastischer zu gestalten.“

Sie einigten sich darauf, sich um kurz nach sieben vor dem Stadion zu treffen, dann war alles geklärt, was zu klären war.

Warum rühre ich mich trotzdem nicht von der Stelle? fragte Cassie sich. Warum stehe ich einfach nur vor ihm und kann nicht mehr aufhören, ihn anzusehen?

Und warum stand er ebenfalls immer noch da und betrachtete sie so intensiv, als wollte er sich ihre Gesichtszüge für immer einprägen?

Schlagartig wurde Cassie bewusst, dass das genau die Abschiedsszene war, die sie sich vorhin ausgemalt hatte – bloß dass sie jetzt nicht vor ihrer Haustür stattfand, sondern auf dem Campus. Sie standen sich gegenüber und besannen sich auf den Abend, den sie miteinander verbracht hatten, und den Cassie sehr genossen hatte. Auch Joshua schien es gefallen zu haben. Fehlte nur noch der Gutenachtkuss …

Nein, das geht auf gar keinen Fall! ermahnte Cassie sich. Schließlich erledige ich hier bloß meinen Job und bin für Joshua nicht mehr als eine Fremdenführerin und eine Komplizin bei seinem neuesten Täuschungsmanöver für die Presse.

Schnell trat sie nun zwei Schritte zurück. „Ja, dann … gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Sie wünschte, er würde ebenfalls losgehen, aber er machte keinerlei Anstalten. Sie winkte ihm kurz zu und fragte sich gleich im Anschluss, ob diese Geste wohl zu verschüchtert und unprofessionell auf ihn gewirkt hatte. Aber jetzt war es zu spät, also wandte sie sich ab und ging auf ihr Haus zu.

Erst als sie den Aufgang zu ihrer Eingangstür erreicht hatte, traute sie sich, wieder einen Blick in seine Richtung zu werfen. Sie war sich sicher, dass Joshua längst verschwunden war.

Weit gefehlt.

Er stand immer noch genau dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte, und sah ihr nach. Dann hob er eine Hand, um Cassie mit großer Verzögerung zurückzuwinken … und sie wissen zu lassen, dass er sie tatsächlich beobachtete.

4. KAPITEL

„Vielleicht war das mit dem Täuschungsmanöver doch keine so gute Idee“, flüsterte Cassie Joshua zu. Gerade war die mittlerweile achte Frau zu ihren Sitzplätzen im Footballstadion hochgeklettert, um Cassies „neuen Freund“ kennenzulernen. Cassie hatte mitgezählt.

„Ach, ich sehe da kein Problem“, flüsterte er zurück. „Die Leute wollen einfach wissen, wer sich für ihre Nachbarin interessiert. Erkannt hat mich noch keiner, glaube ich.“

Es war Dienstagabend, und ein bunt zusammengewürfeltes Footballteam aus College-Studenten spielte gegen die Northbridge Bruisers. Die Bruisers waren der Lokalverein: lauter erwachsene Männer, die sich mit diesem Sport fit hielten und normalerweise gegeneinander spielten.

Obwohl es also nichts Spektakuläres zu sehen gab, waren viele Zuschauer gekommen. In einer kleinen Stadt wie Northbridge freuten sich die Bewohner über jede Abwechslung. Die Männer, die selbst nicht mitspielten, schauten gern zu, und die Frauen – insbesondere die Singles unter ihnen – bewunderten die durchtrainierten Sportler.

Heute Abend jedoch zog Joshua Cantrell ebenso viele offene und verstohlene Blicke auf sich wie die Männer auf dem Spielfeld, ganz zu schweigen davon, dass ständig irgendjemand unter einem fadenscheinigen Vorwand vorbeikam, um ihn kennenzulernen.

Joshua hat wirklich einiges zu bieten, dachte Cassie. Er war leger angezogen, trug Jeans und einen Pulli mit V-Ausschnitt, darunter ein einfaches weißes T-Shirt. Trotzdem sah er fantastisch aus, es stimmte einfach alles. Keine Frage, er war ein unglaublich attraktiver Mann. Mit seinen markanten Gesichtszügen und dem vollen dunklen Haar konnte er es locker mit den bestaussehenden Männern von ganz Northbridge aufnehmen. Je mehr Zeit Cassie mit ihm verbrachte, und je häufiger sie ihn mit anderen Menschen zusammen erlebte, desto klarer wurde ihr, was für ein umgänglicher, offener Typ er war, dass er sich ganz und gar nicht für etwas Besseres hielt. Im Gegenteil, er benahm sich vollkommen normal.

Darum fiel es ihr auch so schwer, sich immer wieder zu sagen, dass es eben nicht so war: dass er nicht irgendein Durchschnittstyp war, sondern ein berühmter Multimillionär – und wohl der letzte Mensch auf der ganzen Welt, über den sie solche Fantasien entwickeln durfte, wie sie es gestern Abend getan hatte. Wie hatte sie sich bloß einbilden können, dass er sie eventuell küssen würde?

„Da drüben ist Alyssa!“, rief Joshua und riss Cassie damit aus ihren Gedanken. Gerade hatte die Halbzeitpause begonnen, und seine Schwester betrat mit den anderen Studenten ihres Tanzkurses das Spielfeld.

Die Gruppe bestand hauptsächlich aus Frauen und nur wenigen Männern. Sie legten eine gute Show hin, und als sie damit durch waren, applaudierte das Publikum laut. Einige Leute – darunter Joshua – pfiffen sogar vor Begeisterung.

In diesem Moment fiel Cassie erst auf, wie väterlich Joshua sich Alyssa gegenüber verhielt. Plötzlich erinnerte sie sich auch wieder an das, was der Direktor am Sonntagabend zu ihr gesagt hatte: dass Joshua Alyssa großgezogen hatte. Aus irgendeinem Grund wurde ihr das erst jetzt so richtig bewusst. Sie fragte sich, wie es dazu gekommen war.

Als das Footballspiel zu Ende war und das Team vom Northbridge College gewonnen hatte, beschäftigte diese Frage sie immer noch. Doch dann kam Alyssa zu ihr und Joshua, sodass sie ihn nicht weiter ausfragen konnte. Gemeinsam gingen sie zu einem großen Platz, an dem gerade ein riesiges Feuer angezündet wurde.

Wenig später loderten die Flammen gen Himmel. Cassie saß neben Joshua auf einer Decke, die Cassie mitgebracht hatte, während Alyssa mit ihren Freunden Marshmallows röstete. Cassie beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. „Sieht ganz so aus, als wäre ich nicht die Einzige hier, die ihrer Familie sehr nahesteht“, bemerkte sie, nachdem Alyssa ihnen einen Pappteller mit gerösteten Süßigkeiten vorbeigebracht hatte und dann wieder verschwunden war.

„Ach, du meinst Alyssa und mich?“, fragte Joshua. Er steckte sich einen Marshmallow in den Mund und schaute seiner Schwester hinterher.

„Ja, den Rest eurer Familie kenne ich ja nicht.“

„Da gibt es auch nur uns“, erwiderte er.

„Wirklich?“

„Ja, jedenfalls in den letzten elf Jahren. Ich war neunzehn, als wir unsere Eltern verloren haben. Alyssa war erst sieben.“

„Das tut mir leid. Dann hast du wirklich am eigenen Leibe erfahren müssen, wie schrecklich das ist.“ Damit bezog Cassie sich auf die Bemerkung, die er gemacht hatte, als sie vom Tod ihres Vaters erzählt hatte.

„Ja.“

„Davon habe ich noch nie etwas gelesen … oder gehört“, erklärte sie, damit er nicht meinte, sie würde sich bloß unwissend stellen.

„Na ja, das ist eigentlich allgemein bekannt … wie überhaupt alles aus meinem Privatleben, was ich nicht mit allen erdenklichen Mitteln geheim gehalten habe.“

„Dann gibt es also Dinge, die du mit allen erdenklichen Mitteln geheim gehalten hast?“ Das überraschte Cassie.

„Ja. Ein- oder zweimal habe ich das getan“, erwiderte er. Auf einmal wirkte er müde und frustriert.

Doch dann verschwand der seltsam erschöpfte Ausdruck aus seinem Gesicht, und Joshua wandte sich wieder Alyssa und dem Feuer zu. Was auch immer er geheim gehalten hatte, er wollte Cassie nichts davon erzählen, so viel war ihr klar.

Also nahm sie das ursprüngliche Thema wieder auf. „Sind eure Eltern durch einen Unfall ums Leben gekommen?“

Er nickte, starrte dabei aber weiterhin ins Feuer. „Es war ein Flugzeugunglück. Mein Vater hat als Außendienstler Schuhe an große Handelsketten verkauft. Dabei war er viel unterwegs, während meine Mutter zu Hause geblieben ist, um erst mich und dann Alyssa großzuziehen. Er hat seine Arbeit sehr gut gemacht. Jahrelang war er der beste Verkäufer der ganzen Firma. Dafür haben sie ihn schließlich mit einer Reise nach Las Vegas belohnt …“

„Und wo habt ihr gewohnt?“

„In Cleveland, da bin ich groß geworden.“ Cleveland lag in Ohio, im mittleren Nordosten der Vereinigten Staaten, und damit mehrere Tausend Kilometer von Las Vegas entfernt. „Als es passierte, war ich aber schon am College in Los Angeles, mitten im zweiten Studienjahr. Über Weihnachten bin ich immer nach Hause gekommen, also haben meine Eltern ihre Reise in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr gelegt, sodass ich auf Alyssa aufpassen konnte, während sie weg waren. Ich bin nach Ohio gekommen, habe noch ein paar schöne Tage mit ihnen verbracht, dann sind sie losgeflogen … aber Las Vegas haben sie nie erreicht. Sie sind mit einem firmeneigenen Flugzeug geflogen, nicht mit einer regulären Fluggesellschaft. Über den Bergen von Colorado sind sie in ein Unwetter geraten. Als wir davon erfuhren, vergingen noch mal drei Tage, bis die Rettungsmannschaft das Wrack bergen konnte.“

„Die Wartezeit war bestimmt schrecklich. Bestand denn anfangs noch Hoffnung, dass sie vielleicht überlebt hatten?“

„Eigentlich nicht, aber …“ Joshua zuckte mit den Schultern. „Insgeheim haben wir wohl bis zuletzt an ein Wunder geglaubt.“

Cassie konnte an seinem Gesicht ablesen, wie verzweifelt er sich an diese Hoffnung geklammert haben musste, und wie schwer diese Zeit für ihn wohl gewesen war. Als sie selbst ihren Vater verloren hatte, hatte sie auch sehr gelitten, aber zumindest hatten ihr damals ihre Brüder und ihre Mutter zur Seite gestanden.

„Da warst du also kaum erwachsen und schon ganz allein auf dich gestellt … und musstest dich gleichzeitig um deine siebenjährige Schwester kümmern?“, fasste Cassie alles zusammen. Sie empfand tiefes Mitgefühl für den jungen Joshua. Was für Ängste er damals ausgestanden haben musste!

„Ich war überhaupt kein bisschen erwachsen und musste mich um meine siebenjährige Schwester kümmern“, verbesserte er sie.

„Und … du hast sie wirklich ganz allein großgezogen?“

Nun wandte Joshua ihr sein ebenmäßiges Gesicht zu. „Ja, so kann man das wohl ausdrücken. Allerdings würde ich eher behaupten, dass wir uns gegenseitig großgezogen haben. Ehrlich gesagt war ich mit neunzehn nicht besonders reif und verantwortungsbewusst für mein Alter. Im Grunde war ich bloß ein völlig verängstigter Junge, der sich am liebsten sofort aus dem Staub gemacht hätte. Das hätte ich auch fast getan.“ Einen Moment lang sah er auf die Decke hinunter, als wollte er vermeiden, Cassie in die Augen zu schauen. „Ich hatte sogar schon meine Taschen gepackt; direkt nach der Beerdigung wollte ich mich aus dem Haus schleichen. Eine Nachbarin – die beste Freundin meiner Mutter – hat an dem Tag bei uns übernachtet, und ich wollte Alyssa einfach ihr überlassen. Ja, und dann wollte ich nach Kalifornien verschwinden, mich in die Sonne legen und nie wieder melden.“

„Also standet ihr euch gar nicht besonders nahe, als eure Eltern gestorben sind, Alyssa und du?“

„Wohl kaum, immerhin waren wir zwölf Jahre auseinander. Ich war sozusagen Einzelkind und sie bloß eine missglückte Überraschung, mit der meine Eltern mich konfrontiert hatten, als ich am wenigsten damit anfangen konnte. Ich wollte Baseball spielen und mich mit meinen Freunden treffen. Das waren meine Hobbys, und Alyssa war eben das neueste Hobby meiner Eltern – so habe ich das jedenfalls damals gesehen.“

Seine unumwundene Offenheit brachte Cassie zum Lächeln. „Und warum hast du sie schließlich doch nicht im Stich gelassen?“

Als Joshua ihr Lächeln aus den Augenwinkeln bemerkte, sah er sie wieder an und begann ebenfalls zu lächeln. „Ich hatte darüber nachgedacht, dass die beste Freundin meiner Mutter selbst schon fünf Kinder hatte … und dass ihr Mann arbeitslos war. Daraufhin habe ich mich gefragt, was wohl wäre, wenn sie Alyssa doch nicht bei sich aufnehmen würde. Wenn meine Schwester stattdessen in eine Pflegefamilie käme.“

„Du wolltest deine siebenjährige Schwester nicht am Hals haben, aber sie sollte auch nicht in eine Pflegefamilie?“

„Ja, so ungefähr. Als Teenager war ich mal mit einem Jungen befreundet, der von einer Pflegefamilie zur anderen gereicht worden war. Der hatte ziemlich schreckliche Dinge erlebt. Ich weiß zwar, dass es nicht immer so sein muss, und er ist auch irgendwann in einer liebevollen Familie untergekommen … aber davor hatte er es nicht leicht. Außerdem habe ich mir wohl ausgemalt, wie wütend meine Eltern auf mich wären, wenn ich zuließe, dass Alyssa so etwas durchmachen müsste.“

„Dann bist du also in Cleveland geblieben.“

„Nein, ich bin tatsächlich zurück nach Kalifornien gereist – bloß dass ich Alyssa mitgenommen habe.“

„Und wie hast du das angestellt? Hast du sie bei dir im Studentenwohnheim versteckt?“, scherzte Cassie.

Joshua lächelte. „Nein, das Studium war für mich vorbei. Ich habe das Haus in Cleveland verkauft, aber das Geld ist fast vollständig für die Hypothek draufgegangen. Und die Zahlungen aus der Lebensversicherung meines Vaters haben für uns beide nicht gereicht – von meinen Studiengebühren ganz zu schweigen. Also musste ich selbst für unseren Unterhalt sorgen. Der Arbeitgeber meines Vaters bot mir einen Job an, wahrscheinlich weil man das Gefühl hatte, man müsse uns gegenüber etwas wiedergutmachen.“

„Dann hast du also Schuhe verkauft?“

„Nein, mit Alyssa konnte ich ja nicht wie mein Vater durch die Gegend reisen. Sie brachten mich in der Produktion unter, und die Hauptniederlassung stand ausgerechnet in San Diego – also auch in Kalifornien.“

„Was für Schuhe hast du denn hergestellt?“

„Hauptsächlich Damenschuhe mit hohen Absätzen.“

„Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet“, erwiderte Cassie. „Also hast du Damenschuhe hergestellt und dich gleichzeitig um deine Schwester gekümmert.“

„Wie gesagt, wir haben uns gegenseitig großgezogen, anfangs jedenfalls. Sie hat mir immer Bescheid gesagt, wenn für sie Schlafenszeit war.“ Er musste lachen. „Dann hat sie gesagt: ‚Ist es schon acht Uhr? Dann musst du mir nämlich sagen, dass ich ins Bett soll, sonst gehe ich nicht, auch wenn ich genau weiß, wie spät es ist.‘“

Cassie lachte ebenfalls.

„Na ja, irgendwann habe ich mich dann mit meiner Vaterrolle abgefunden“, fuhr Joshua fort. „Es ist mir nicht gerade in den Schoß gefallen, und manchmal habe ich mich auch mit Alyssa gestritten, als ob ich selbst nicht mal zehn Jahre alt wäre, aber wir haben uns beide weiterentwickelt und die Dinge ganz gut gemeistert. Ja, und schließlich und endlich hatten wir tatsächlich ein ziemlich enges Verhältnis. Wir zwei gegen den Rest der Welt, so kam es uns manchmal vor.“

„Erzählt er Ihnen gerade die spannende Geschichte, wie er zu meinem Ersatzvater geworden ist?“

Cassie hatte gar nicht bemerkt, dass Alyssa zu ihnen gekommen war. „Ich habe ihn danach gefragt“, erklärte sie, als Joshuas Schwester sich zu ihnen auf die Decke setzte.

„Hat er Ihnen auch erzählt, wie blöd er sich zuerst angestellt hat?“

„Hey!“, meldete sich Joshua zu Wort. „Immerhin lebst du noch, und das nicht allzu schlecht. Da muss ich wohl doch irgendetwas richtig gemacht haben.“

„Sie hätten ihn sehen sollen, als er mit mir zum ersten Mal Tampons gekauft hat“, wandte Alyssa sich an Cassie. „Er ist so knallrot angelaufen, dass ich dachte, er würde gleich ohnmächtig werden.“

Cassie lehnte sich genüsslich zurück und hörte den beiden dabei zu, wie sie sich aufzogen. Dieses Gespräch hätte genauso gut auch zwischen ihr und einem ihrer Brüder stattfinden können. Gleichzeitig dachte sie darüber nach, wie sehr es sie beeindruckte, dass Joshua im Alter von bloß neunzehn Jahren seiner sehr viel jüngeren Schwester beide Eltern ersetzt hatte und für sie gesorgt hatte. Selbst jetzt, wo sie schon erwachsen war, überschlug er sich immer noch für sie. Er nahm ja sogar an der Woche der offenen Tür teil, obwohl er sich ohne Weiteres hätte entschuldigen können.

In diesem Augenblick wurde Cassie klar, wie froh sie war, dass er das nicht getan hatte. Sie war dankbar für seinen Aufenthalt in Northbridge, dankbar, dass sie ihn herumführen durfte, weil sie allmählich herausfand, was für ein interessanter Mann er war.

Als sie sich wieder auf das Gespräch zwischen Bruder und Schwester konzentrierte, stellte sie fest, dass Alyssa inzwischen das Thema gewechselt hatte. Zum Glück, denn auf diese Weise konnte Cassie sich von ihren gefährlichen Gedanken lösen.

„… das ist übrigens der Typ, von dem ich dir schon erzählt habe“, sagte Alyssa gerade. „Er wohnt hier in der Stadt und hat für heute Abend ein paar Leute zu sich nach Hause eingeladen. Und du hattest doch gesagt, dass du noch dieses wichtige Gespräch führen müsstest und deswegen nicht so lange Zeit hast …“

„Nun geh schon!“, forderte Joshua sie auf, bevor sie noch mehr Gründe dafür aufzählte, warum sie sich unbedingt auf den Weg zu einem gewissen jungen Mann machen sollte.

Alyssa strahlte über das ganze Gesicht. „Danke. Wenn du mich zu sehr vermisst, kannst du ja immer noch zum Drugstore gehen und ein paar Tampons kaufen. Damit ich im Geiste bei dir bin“, neckte sie ihn.

Joshua verdrehte die Augen, wurde aber weder rot, noch wirkte er sonst irgendwie verlegen. „Schon gut“, sagte er.

Seine Schwester stand auf. „Dann sehen wir uns also morgen früh. Nachmittags habe ich allerdings ein Laborpraktikum, deswegen kann ich nicht mit dir zum großen Essen für die Eltern und Angehörigen kommen.“

Das Essen hatte Cassie ganz vergessen.

„Schon gut“, beschwichtigte Joshua seine Schwester. „Vielleicht begleitet Cassie mich ja.“

Auf einmal wirkte Alyssas Miene völlig verändert – gar nicht mehr fröhlich, sondern sehr ernst.

Ist es ihr etwa lieber, wenn er gar nicht zum Essen geht, anstatt mit mir als Begleiterin? dachte Cassie. Aber warum? Bisher hatte sie angenommen, dass Alyssa und sie sich sehr gut verstanden und mochten. Wollte die junge Frau ihren Bruder etwa mit niemandem teilen?

Alyssa verlor kein weiteres Wort mehr zu dem Thema, sondern wünschte ihnen nur noch eine gute Nacht. Als sie verschwunden war, konnte Cassie nicht mehr an sich halten. „Hat Alyssa irgendetwas gegen mich?“ Die Worte rutschten ihr einfach so heraus.

Joshua tat gar nicht erst, als wüsste er nicht, wovon Cassie da redete. „Im Gegenteil, sie mag dich sogar sehr“, entgegnete er prompt. „Genau deswegen will sie dich ja vor mir schützen.“

Damit hatte Cassie nun wirklich nicht gerechnet. „Und warum? Weil du alle Frauen, die nicht mit dir verwandt sind, wie den letzten Dreck behandelst?“

„Verdammt!“, rief er aus und wich einen Schritt zurück. „Dann hast du also doch die bösen Gerüchte gelesen, die in den Zeitschriften über mich kursieren?“

„Nur die Schlagzeilen auf den Titelseiten“, gab Cassie lächelnd zurück. Sie war fest davon überzeugt, dass ein Mann, der sich seiner Schwester gegenüber so fürsorglich und liebevoll benahm, andere Frauen auch nicht schlecht behandelte. Außerdem hatte er sich bei ihr bisher auch sehr zuvorkommend verhalten.

„Nein, das ist nicht der Grund“, sagte Joshua schließlich. Er lächelte, offenbar hatte Cassie ihn mit ihrer nicht ganz ernst gemeinten Vermutung nicht beleidigt. „Sie macht sich nur Sorgen wegen der Dinge, die sich nicht vermeiden lassen, wenn man mit mir zu tun hat. Wegen der Dinge, denen wir hier gerade aus dem Weg gehen wollen.“

Autor

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