Chefsache Leidenschaft - verliebt in den Boss 4

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EIN PRINZ FÜR DORNRÖSCHEN

Ein Mann und eine Frau - gestrandet in der Wildnis Australiens. Trotzdem hat die zarte Grace keine Angst, denn sie vertraut ihrem Boss, dem berühmten Regisseur Mitchell Wentworth. Und sie erlebt ein erotisches Abenteuer, das sie nie vergisst!

ICH HEIRATE DEN BOSS

Fast hätte Trey Beckenridge seine Assistentin Jane nicht wiedererkannt - plötzlich sieht sie so weiblich, so verführerisch, so hinreißend aus! Was ist nur mit ihr geschehen? Trey ahnt nicht, dass Jane beschlossen hat, ihn mit den Waffen einer Frau zu erobern. Seit fünf Jahren liebt sie ihn heimlich. Jetzt ist es an der Zeit, die Träume wahr werden zu lassen …

PROBEZEIT FÜR EINE NEUE LIEBE

Holly nimmt das Angebot des Gutbesitzers Kevin McEwan, bei ihm in seinem Herrenhaus zu wohnen und zu arbeiten, nur zu gern an. Die Chance, ständig in der Nähe des attraktiven Mannes zu sein, kann sie sich einfach nicht entgehen lassen. Kevin fasziniert sie wie noch keiner je zuvor …

VERWIRRSPIEL AUS LIEBE

Als sich Karla in die grauhaarige Jeanette verwandelt, geht es ihr nur um den Job bei Matthew Gramling, den sie auch prompt bekommt. Der überaus attraktive Unternehmer hat nämlich zwei goldene Regeln: keine Sekretärin unter 50 - keine Freundin über 25! Wochenlang gelingt Karla die Maskerade perfekt, doch eines Abends im Theater beginnt Matthew mit ihr heiß zu flirten. Jetzt fängt es an, kompliziert und aufregend zu werden …

KARRIERE ODER LIEBE?

Für Lydia - Dozentin für Mikrobiologie - gibt es nur ein Ziel: Sie will Karriere machen. Die lockere Beziehung zu dem Anwalt Scott kommt ihr da gerade recht, denn auch er geht ganz in seinem Beruf auf. Nur ihre Familien haben andere Pläne - sie sähen sie gerne verheiratet. Um den lästigen Verkupplungsversuchen zu entgehen, tun Lydia und Scott so, als seien sie ein echtes Paar. Ein gefährliches Spiel! Brennend heiße Sehnsucht, für immer bei Scott zu sein, erwacht in Lydia …


  • Erscheinungstag 25.04.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733739942
  • Seitenanzahl 650
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Barbara Hannay, Elizabeth Harbison, Margaret Mayo, Barbara Mcmahon, Gina Wilkins

Chefsache Leidenschaft - verliebt in den Boss 4

IMPRESSUM

Ein Prinz für Dornröschen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2000 by Barbara Hannay
Originaltitel: „Outback with the Boss“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1389 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Ellen Hartlieb

Umschlagsmotive: GettyImages_AndreyPopov, ntstudio

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733758189

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Grace Robbins griff in ihre große Reisetasche und zog zögernd ihre schwarze Spitzenwäsche heraus. Nervös spielte sie mit der zarten Zierkante. Wie, um alles in der Welt, sollte sie Marias unerhörten Vorschlag in die Tat umsetzen?

„Das Problem ist, dass du von Natur aus prüde bist“, teilte Grace ihrem Spiegelbild mit. Es behagte ihr gar nicht, sich vor einem Mann zur Schau zu stellen. Sie seufzte. Vielleicht sollte sie einfach einen Schritt nach dem anderen tun. Sie war schon in die Wohnung ihres Freundes gekommen, ohne dass er es wusste. Wenn sie jetzt diese Wäsche unter ihrer Kleidung anziehen würde, könnte sie später noch entscheiden, ob sie den verrückten Plan, den ihre Freundin ausgeheckt hatte, weiterverfolgen wollte.

Als sie die Wäsche angezogen hatte, hielt Grace inne und betrachtete sich in dem hohen Spiegel. Der Effekt ihres Körpers im Türrahmen, mit nur einem Hauch sinnlicher schwarzer Spitze bekleidet, war erstaunlich. Vielleicht hatte Maria doch recht. Auch Henry würde überrascht sein.

Grace schnitt dem Spiegel ein Gesicht und versuchte, eine sexy Pose einzunehmen. Sie sah lächerlich aus. Sie probierte eine andere, zurückhaltendere Pose. ‚Du meine Güte‘, dachte Grace, ‚was versuche ich da? Das bin ich einfach nicht.‘ Die femme fatale war einfach nicht ihre Rolle. Grace sah auf die Uhr und entschied, dass sie noch genügend Zeit hatte. Henry würde frühestens in einer Stunde zurückkommen. Sie musste die Angelegenheit ruhig und vernünftig überdenken.

Ruhig und vernünftig? Sie war seit Tagen nicht imstande, einen logischen Gedanken zu fassen. Das war alles Mitch Wentworth’ Schuld! Der neue Chef hatte sie in eine dumme Lage gebracht!

In den letzten zwei Wochen hatte schon der Gedanke daran, dass Mitch Wentworth kommen würde, um die Firma zu übernehmen, jede vernünftige Idee aus Grace’ ansonsten eher klarem Kopf verbannt. Und es waren vor allem Grace’ Wut und ihre Verärgerung über diesen Mann, die Maria auf diese dumme Idee gebracht hatten.

Beim Mittagessen hatte es angefangen. Maria hatte die Ellbogen auf den Tisch in der Cafeteria gestützt und sich zu Grace hinübergelehnt. „Meine Güte“, hatte sie geseufzt, „hör endlich auf, dich über Mitch Wentworth aufzuregen, und konzentriere dich auf die positiven Seiten. Unser neuer Boss ist ein toller Typ! Er wird bald kommen, um Tropicana Films zu übernehmen, und weil du seine Assistentin bist, wirst du mit ihm zusammenarbeiten. Hast du sein Foto auf der Titelseite von Movie Mag gesehen?“

Aus ihrer riesigen Handtasche zog Maria ein Hochglanzmagazin und warf es auf den Tisch.

„Natürlich habe ich es gesehen“, erwiderte Grace und zog angewidert die Nase kraus. „Ich habe einen Blick auf sein selbstgefälliges Lächeln geworfen, und dann wollte ich schon meine Kündigung einreichen, und zwar fix.“

„Selbstgefällig?“ Maria blinzelte ungläubig. „Nun komm schon, er hat doch ein süßes Lächeln! Mitch ist der Spitzenkandidat auf der Liste der G. D. U!“

„Wie bitte?“

„Groß, dunkelhaarig und unmöglich zu kriegen.“

Grace schob die Zeitschrift beiseite. „Ich bin sicher, dass es in seinem Fall bedeutet: Groß, dunkelhaarig und unsympathisch!“

„Die Hälfte der Frauen in der Filmbranche würde sich darum reißen, deinen Job zu bekommen, nur um dieselbe Luft atmen zu dürfen wie Mitch Wentworth.“

„Das reicht!“ Grace seufzte. „Auch von Henry höre ich nur noch, was für ein Glück ich habe, dass ich für den großen Mitch Wentworth arbeiten darf.“

„Henry?“ Maria schnipste triumphierend mit den Fingern. „Jetzt hab ich’s! Nicht Wentworth ist dein Problem. Es ist dein Freund Henry! Das hätte ich mir denken können.“

Grace verdrehte die Augen. „Ich habe den Fehler begangen, ihm die Handlung von Wentworth’ nächstem Film New Tomorrow zu erzählen, und nun verbringt Henry die Nächte damit, irgendwelche Computeranimationen zu entwerfen, die Wentworth seiner Meinung nach unbedingt brauchen wird.“

„Und somit hat er keine Zeit mehr für dich?“

„Genau.“

Grace hatte Henry kennengelernt, als sie gerade von Sydney nach Townsville gezogen war, und es war schön gewesen, jemanden zu haben, der ihr alles zeigte. Aber während der letzten vierzehn Tage hatte sein Wunsch, Grace’ neuen Boss zu beeindrucken, überhand genommen, und in gleichem Maße hatte ihre Begeisterung für Henry nachgelassen.

Grace’ Erfahrungen mit Männern hatten sie sehr vorsichtig werden lassen. Noch immer quälten sie Erinnerungen an Roger die Ratte, der ihr das Herz gebrochen hatte. Nach dieser niederschmetternden Erfahrung brauchte es nicht mehr viel, um sie davon zu überzeugen, dass es in der Berufswelt nur so wimmelte von Männern, die oberflächlich betrachtet zwar großartig, aber so mit ihrem eigenen Ego beschäftigt waren, dass sie über Frauen hinwegtrampelten und sie mit dem Gefühl zurückließen, gebraucht und missbraucht worden zu sein.

Deswegen war sie mit Henry ausgegangen. Er sah nicht so gut aus, hatte jedoch andere Vorzüge, die Grace im Augenblick mehr schätzte. Er war gebildet, ernst und vor allem zuverlässig.

Grace zuckte die Schultern. „Ich denke nicht, dass Henry nicht interessiert ist. Nur lässt er sich leicht … ablenken.“

„Ablenken? Was kann einen wirklichen Mann von deinen langen Beinen und deinen grünen Augen ablenken, ganz zu schweigen von dem, was zwischen beidem liegt?“

Grace lachte kurz auf. „Computer.“

Maria stöhnte und warf den Kopf zurück. Eine Weile sah sie an die Decke der Cafeteria. Dann senkte sie den Blick. „Ihr beide habt aber schon etwas miteinander, oder?“

Grace fühlte sich unwohl. Sie fuhr sich mit den Fingern durch das dichte dunkelblonde Haar. „Das kommt schon noch, da bin ich sicher. Ich habe Henry wirklich … nun … sehr gern. Es ist nur eine Frage des … des Zeitpunktes.“

„Zeitpunktes?“ Maria schüttelte missbilligend den Kopf. „Mein liebes Mädchen, die Antwort ist klar und eindeutig: Du wirst Henry vergessen und höhere Ziele anvisieren.“

„Höhere Ziele? Wie viel höhere? Was meinst du?“

„Mitch Wentworth natürlich. Du könntest dir den neuen Chef schnappen. Du hast sicherlich alles, was man dafür braucht.“ Maria sah an ihrem etwas rundlichen Körper herab und seufzte. „Wenn ich nur nicht so gern Schokolade essen würde.“

Grace sprang auf. „Der neue Chef? Verflixt noch mal, Maria, wo bleibt denn da die Loyalität? Denk doch mal daran, was er unserem alten Boss, George Hervey, angetan hat. Der Ärmste wurde durch diese Übernahme doch einfach aufs Abstellgleis geschickt. Wentworth stürmt Tropicana Films und erwartet, dass alle sofort ‚Ja Chef! Nein, Chef!‘ sagen.“

Grace setzte sich wieder hin. „Danke, dass du mir zugehört hast, aber du bist wirklich auf dem Holzweg. Ich ertrage nicht einmal den Gedanken, dass ich für diesen Mann arbeiten muss … Ich werde endgültig mit Henry zusammenbleiben.“

„Bist du da sicher?“

Plötzlich war Grace davon überzeugt. „Ich muss nur einen Weg finden, Henry von diesem Computer wegzubekommen.“

Maria lächelte plötzlich. „Keine Sorge, meine Liebe. Ich merke schon, wie mir eine glänzende Idee kommt. Wir werden diesem Unsinn, den Henry treibt, ein Ende bereiten. Heute ist die Nacht der Nächte. Bevor unser Mr. Wentworth hier ist, um Henry völlig abzulenken, werden wir ihn aus dem Konzept bringen. Wir werden dafür sorgen, dass Henry dich bemerkt.“

Grace’ Blick fiel auf Mitch Wentworth’ Gesicht auf dem Cover von Movie Mag, und sie stellte ihn sich in ihrem Büro vor. Wenn ihr neuer Chef erst einmal da wäre, würden dieses freche Lächeln, dieser schalkhafte Blick und diese unanständigen Muskeln unmittelbar vor ihren Augen sein.

Maria sah sie durchdringend an, und Grace hatte den Eindruck, dass ihre Freundin genau wusste, was sie störte! Wie, um alles in der Welt, sollte sie jeden Tag ihre Arbeit tun, wenn ein Mann wie Mitch Wentworth in ihrem Büro herumstolzierte?

Er war noch nicht einmal angekommen, und schon zog er alle ihre Gedanken auf sich. Diese erschreckende Erkenntnis hatte Grace dazu bewegt, zu handeln. „Okay, du hast gewonnen“, hatte sie zu Maria gesagt. „Ich werde Henry eine letzte Chance geben. Was für eine Idee hattest du?“

Sich Marias Plan anzuhören war einfach gewesen. Aber nun, als Grace in Henrys Wohnung ihrem Spiegelbild gegenüberstand, sah sie ihre großen, ängstlich blickenden Augen und ihre nervös an der Wäsche nestelnden Finger, und sie wusste, dass sie der Aufgabe, die ihr bevorstand, nicht wirklich gewachsen war. Die Aufgabe war unlösbar. Sie konnte einfach nicht an der Wohnungstür posieren und den Rest des Planes durchführen.

Das Hochgefühl, auf das Mitch Wentworth bei seiner Ankunft in Townsville gehofft hatte, ließ ihn schwindeln. Das muss der Jetlag sein, sagte er zu sich selbst und strich sich müde über die Augen. Ein Flug von San Francisco mit nur wenigen Stunden Aufenthalt in seiner Heimatstadt Sydney, bevor es weiter nach Norden, nach Townsville ging, würde den meisten Reisenden zu schaffen machen. Und wahrscheinlich war es falsch, sich noch eine weitere Herausforderung zu suchen und so spät bei den Tropicana Filmstudios zu erscheinen.

Er war davon ausgegangen, dass er viele Büros leer vorfinden würde. Schließlich war es halb sieben abends, und so war es nicht erstaunlich, dass alle seine Mitarbeiter schon nach Hause gegangen waren. Auch die wunderbare Miss Robbins.

Ihr Name stand an der Bürotür, vor der Mitch Wentworth stehen geblieben war. Grace Robbins. Nach allem, was George Hervey ihm über diese Frau erzählt hatte, über ihre Effizienz, ihre Ergebenheit der Firma gegenüber und ihre erstaunlich zahlreichen Fähigkeiten, hatte Mitch gedacht, dass sie vielleicht, nur vielleicht, dageblieben sein könnte, um ihn kennenzulernen. Und nachdem er ihr seine Flugzeiten gefaxt hatte, war er tatsächlich beinahe davon ausgegangen, dass sie ihn am Flughafen erwarten würde.

Georges Lob war eindeutig zu enthusiastisch gewesen, und seine eigenen Ansprüche waren zu übertrieben, entschied Mitch, als er ihr Büro betrat. Er befand sich wegen New Tomorrow in einer finanziell riskanten Lage. Fast sein gesamtes Geld hatte er investiert, und dieser Film musste ein Kassenschlager werden, er brauchte die Unterstützung der besten Leute. Er hatte Miss Robbins eine Schlüsselrolle in diesem Projekt zugedacht.

Mitch versuchte, seinen Unmut zu verdrängen und vernünftig zu sein. Vielleicht sollte er die Frau nicht gleich verurteilen, nur weil sie nicht da war, wenn er mehr oder weniger unangemeldet in der Stadt auftauchte. Er hatte das Fax erst unmittelbar vor seinem Abflug aus Sydney geschickt, und vielleicht hatte sie ja einen Termin – es gab viele Gründe, nach Hause zu gehen.

Sein Blick schweifte durch das Büro. Er konnte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht viel daraus schließen. Ihr Computer war natürlich heruntergefahren. Es lagen Stapel von Faxen auf ihrem Schreibtisch, aber er wollte nicht schnüffeln. Zumindest müllte sie ihren Schreibtisch nicht mit persönlichem Kram oder Familienfotos zu. Das fand Mitch gut. Er mochte es, wenn sein Team Beruf und Privatleben auseinanderhielt.

Sein Blick fiel auf die letzte Ausgabe von Movie Mag, die auf der Schreibtischkante lag. Stirnrunzelnd nahm Mitch die Zeitschrift in die Hand. Jemand hatte einen dicken schwarzen Marker genommen und das Cover bemalt. Sein Foto wurde von einem Hitler-Bärtchen und einem riesigen schwarzen Brillengestell verunstaltet. Einige seiner Zähne waren schwarz angemalt, es sah lächerlich aus, als ob er Zahnlücken hätte.

Mitch atmete tief ein. Langsam rollte er die Zeitschrift zusammen und steckte sie nachdenklich in seine Manteltasche.

Als er durch das leere Gebäude zurückging, spürte er den Jetlag noch deutlicher. Mitch hatte gerade die Glastüren am Eingang des Studios erreicht, als er auf einen hohen, dunklen Schatten draußen aufmerksam wurde. Ein junger Mann gestikulierte wie wild, deutete auf sich und dann auf Mitch. Ein Hoffnungsschimmer. War irgendein eifriger Angestellter zurückgekommen, um ihn zu begrüßen? Aber nein – die Mitarbeiter hatten alle einen Schlüssel.

Mitch öffnete die Tür, und der Mann kam auf ihn zu und streckte die Hand aus. „Mr. Wentworth?“

Mitch nickte. „Guten Abend.“

„Henry Aspinall. Ich muss sagen, es ist mir eine große Ehre. Oh Mann, das ist wirklich ein Glück, dass ich Sie hier treffe, Mr. Wentworth, Sir. Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, Grace anzurufen, um ihre Ankunftszeit zu erfahren, und …“

Mitch unterbrach seinen begeisterten Wortschwall. „Grace? Grace Robbins? Sie kennen sie?“

„Klar.“ Henry nickte. „Ich habe sie zu Hause nicht erreicht, und da hab ich gedacht, dass sie noch hier sein muss.“

„Nein, hier ist niemand, nicht einmal Miss Robbins.“

„Oh, nun, macht nichts.“ Henry lächelte. „Ich wollte ja ohnehin Sie treffen. Haben Sie meine E-Mails erhalten?“

Mitch strich sich über eine Augenbraue und verfluchte die Müdigkeit, die sein Gehirn vernebelte. „Aspinall, Aspinall …“ Er musste sich ins Gedächtnis zurückrufen, ob das jemand wirklich Wichtiges war oder nur ein lästiger Fan.

Henry nutzte sein Zögern. „Grace hat mir von New Tomorrow erzählt, und ich habe einige Computergrafiken entworfen, die man sehr schön in das Hinterland von North Queensland einblenden kann …“

Mitch hob die Hand, um Henrys Redefluss zu stoppen. „Natürlich. Sie haben mein Büro in Los Angeles mit Mails geradezu überschwemmt.“

„Genau, Sir! Möchten Sie die Grafiken sehen?“

„Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir gehen? Ich würde wirklich gern in mein Hotel kommen.“

„Nein, Sir. Kein Problem. Wo haben Sie ein Zimmer? Im Sheraton? Es wäre mir ein Vergnügen, Sie dorthin zu fahren.“

Mitch zuckte die Schultern. Warum sollte er sich nicht hinbringen lassen? Dann brauchte er wenigstens keinem Taxi nachzulaufen. Unter anderen Umständen hätte er Henry Aspinalls Eifer lästig gefunden. Aber heute Abend tat er seinem angekratzten Ego gut. Wenigstens ein Mensch, der sich freute, ihn zu sehen, und der sich über den Erfolg seines Filmes Gedanken machte.

Als sie auf die Straße traten, hüpfte Henry vor Aufregung den Bürgersteig entlang. „Meine Wohnung liegt auf dem Weg. Ich habe alles vorbereitet. Ich könnte ihnen schnell zeigen, …“

Mitch nickte. „In Ordnung.“

Zu Mitchs großer Erleichterung parkten sie schon fünf Minuten später vor einer Reihe niedriger Häuser. Die Autotür quietschte, als Mitch ausstieg, um Henry in die Wohnung zu folgen. Nachdem er einen kleinen Moment gesessen hatte, war seine Müdigkeit zurückgekehrt. Er würde diesen Besuch so kurz wie möglich halten. Er wollte nur noch eines: in raschelnde, saubere Hotellaken kriechen und drei Tage lang schlafen.

„Das ist merkwürdig“, sagte Henry, als sie durch den schmalen Vorgarten gingen, „ich erinnere mich nicht, dass ich das Licht angelassen habe.“

Er lächelte Mitch ein wenig verwirrt zu und suchte an seinem Schlüsselbund nach dem Haustürschlüssel. Aber der Schlüssel erreichte das Schlüsselloch nicht.

Als ihre Schritte auf dem Pflaster ertönten, flog die Haustür auf.

„Überraschung!“

Helles Licht erleuchtete die Türöffnung, in der ein wunderschönes, kaum bekleidetes Wesen stand. Der Blick der Frau war auf Henry gerichtet.

Mitch stand ein wenig hinter Henry, im Schatten. Er war zu erstaunt, um sich bewegen oder sprechen zu können.

Eine Göttin, groß und mit dunkelblondem Haar, posierte vor ihnen, bekleidet mit nur einem Hauch von schwarzer Spitzenwäsche. Sie war absolut atemberaubend. Ihre helle Haut schimmerte samten, und ihre weiblichen Kurven waren perfekt – zarte Schlankheit und üppige Fülle in genau den richtigen Proportionen.

Mitch blinzelte, aber dann machte er ganz große Augen, um nichts zu verpassen. Und er bemerkte dieses „Etwas“, in ihren Augen, das nicht ganz zum Bild der Verführerin passte. War es Furcht, Verlegenheit? Der geneigte Kopf und die leicht hängenden Schultern erinnerten ihn an ein kleines Mädchen, das ehrgeizige Eltern ins Rampenlicht geschubst hatten. Diese Frau hatte den Körper einer Sirene und die Haltung eines verletzlichen Kindes.

„Was, um alles in der Welt, tust du da?“, schrie Henry.

Seine Stimme ließ sie am Türrahmen zusammensinken wie eine Marionette, deren Fäden man durchtrennt hatte. Aber dann fiel ihr Blick auf Mitch, und sie erwachte sofort wieder zum Leben.

„Oh nein“, stöhnte sie und sah Mitch voller Entsetzen an. Sie schlug die Arme vor der Brust zusammen. „Oh nein! Oh nein!“

Im nächsten Moment wurde die Tür zugeschlagen.

2. KAPITEL

„Grace! Was ist nur in dich gefahren?“

Zitternd vor Entsetzen drehte Grace sich um. Henrys rotes Gesicht war wutverzerrt.

„Ist dir klar, was du da gerade getan hast?“, schrie er. „Weißt du, wer …?“, flüsterte er plötzlich panisch. „Das da draußen ist Mitch Wentworth!“

„Ich weiß, ich weiß“, jammerte Grace. Ihre Blicke schossen durch den Raum auf der Suche nach irgendeinem Kleidungsstück. Warum tat sich nicht ein großes schwarzes Loch auf, um sie zu verschlingen?

„Wie konntest du mir das antun, Grace? Was wird er nun denken?“ Henry fluchte und lief zurück zur Haustür. Grace flüchtete ins Schlafzimmer.

„Er ist weg!“, hörte sie Henry brüllen. „Wentworth ist schon gegangen.“

Erleichtert ließ sie sich aufs Bett sinken. Was für ein Glück! Mit zittrigen Händen zog sie ein T-Shirt über den Kopf.

Henry platzte herein. „Du hast mich ruiniert! Ist dir das klar? Ich werde Wentworth nie mehr dazu bewegen können, dass er sich meine Grafiken ansieht.“ Er fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Ich hatte Mitch Wentworth hier, Grace, hier bei mir zu Hause. Er wollte sich meine Grafiken ansehen. Heute! Du dummes Ding! Du hast alles verdorben!“

Grace schauderte. „Es tut mir leid, Henry. Wie hätte ich wissen können, dass du ihn mitbringst? Ich wusste nicht mal, dass er in Townsville ist.“ Mit fahrigen Bewegungen zog sie ihre Jeans an. Sie wollte nur noch fort. Und sie würde nie mehr zurückkommen!

„Sicher kannst du ihm deine Ideen ein anderes Mal vorstellen“, meinte Grace. „Es tut mir leid, dass mein Plan so ein Flop war. Ich dachte, es wäre eine gute Idee …“ Aber das dachte sie nun nicht mehr. Eine Welle von Scham überflutete sie. Sie hatte nie deutlicher das Gefühl gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Henry schüttelte den Kopf. „Ich dachte, du wärst schlau. Aber das hier war das Dümmste, was ich je gesehen habe.“

Eines ist sicher, versprach sich Grace im Stillen: Henry wird so etwas nie wieder zu sehen bekommen. Sie sprang auf, nahm ihre Reisetasche und sagte: „Ich stör dich hier nicht länger.“ Sie drängte ihre Tränen zurück und lief an Henry vorbei aus dem Zimmer.

Bitte, bitte, bitte, mach, dass er mich nicht wieder erkennt.

Als Mitch Wentworth am nächsten Morgen ihr Büro betrat, beugte Grace sich gerade über ihren Computer und betete wie nie zuvor.

Sie wollte gern in Sack und Asche Buße tun. Sie konnte auch für einen wohltätigen Zweck spenden. Oder auch beides. Alles. Solange nur ihr Chef sie nicht mit der erniedrigenden Situation an Henrys Haustür in Verbindung brachte.

Sie hatte sich an diesem Morgen sehr große Mühe gegeben, ganz anders auszusehen als am Abend zuvor. Aber ob es reichte? Grace zweifelte daran, dass Haargel und ein steifer Haarknoten ihr Äußeres wirklich geändert hatten. Und wie hilfreich war das dicke Brillengestell, das sie sich von ihrer Nachbarin geliehen hatte? Ihr einziger Trost war, dass Mitch sie gestern Abend nur sehr kurz gesehen hatte. Und sicher verbarg das weite, glanzlos braune Kleid ihre Figur, oder doch nicht?

Was an der Tür bei Henry geschehen war, war äußerst peinlich, aber mit einer gehörigen Portion Glück wusste Mitch Wentworth nicht, dass sie mit Henry Aspinall zu tun hatte – oder mit dem Flittchen, das ihn gestern Abend an der Tür empfing.

Doch als Mitch nun auf sie zukam, straffte sie die Schulter, als würde sie sich auf einen Angriff vorbereiten.

„Guten Morgen. Ich nehme an, ich habe das Vergnügen mit Miss Robbins?“ Mit seinen dunklen Augen sah er sie prüfend an, zeigte jedoch kein Zeichen des Wiedererkennens.

Ja! Erleichterung überkam Grace, aber sie konnte noch kein Lächeln zu Stande bringen. „Guten Morgen, Mr. Wentworth.“ Grace stand auf und streckte die Hand aus, um ihn zu begrüßen. Sein Handschlag war, wie vorherzusehen, fest und stark.

Meine Güte, war er groß! Und so breitschultrig. Sie war auf die gute Figur, auf das dichte dunkle Haar vorbereitet gewesen, auch auf diese Augen, die nur zum Verführen geschaffen schienen, und schon gestern Abend hatte sie bemerkt, dass er groß war. Aber nun, in ihrem Büro, beanspruchte er viel zu viel Raum. Man konnte seiner faszinierenden männlichen Ausstrahlung nicht entkommen, diesen Blicken, denen instinktiv zu misstrauen Grace gelernt hatte.

„Man hat Sie sehr empfohlen. George Hervey hat mir geradezu überschwänglich von Ihnen berichtet.“

Sie lächelte schwach.

Mitch erwiderte ihr Lächeln nicht. „Aber das ist natürlich nun Vergangenheit. Bei mir müssen Sie sich neu beweisen.“

Mich neu beweisen?

Trotz ihrer Nervosität brachte ein Anflug von Trotz Grace’ Wangen zum Glühen. Da haben wir’s schon! Der blutrünstige Pirat übernimmt das Ruder!

Mitch begann wieder zu sprechen. Seine tiefe, gedehnte australische Sprechweise mischte sich mit dem amerikanischen Näseln, das er nach vielen Jahren in den USA angenommen hatte. „Ich erwarte hundertprozentiges Engagement und Loyalität.“

„Natürlich, Mr. Wentworth.“

Mitch atmete tief ein, und Grace vermutete, dass ihre sanfte Unterwürfigkeit ihn ärgerte. Aber er fuhr fort: „Sie sind eine wichtige Schlüsselfigur für den Erfolg des New Tomorrow-Projektes. Aber …“, er senkte die Stimme und machte eine kleine dramatische Pause, „… ich bin dieses Projekt. Sie arbeiten nun für mich, Grace Robbins. Wenn Sie an New Tomorrow denken, sollten Sie an mich denken.“

Er war so von sich überzeugt, wie Sie es vermutet hatte! Doch sie konnte auch nicht leugnen, dass sein Projekt sehr aufregend war und dass es sie schon reizte, daran mitarbeiten zu können.

„Ihr Film hat die besten Voraussetzungen“, antwortete sie und wollte noch weitersprechen, aber Mitch langte mit einer Unheil verkündenden Gebärde in seine Tasche und zog etwas hervor, das wie eine Zeitschrift aussah.

Er warf sie auf den Tisch.

Ihr Chef lächelte vom Titelbild zu ihr auf, sein Gesicht von einem Schnurrbart entstellt. Ein dickes Brillengestell. Und geschwärzte Zähne!

Grace hatte das Gefühl, ihr Magen wäre mit Beton gefüllt. Ihre Kritzelei war mit kräftigen Strichen, die ihre Verärgerung ausdrückten, über sein Bild gezeichnet und der deutliche Beweis für die schlechte Laune, die sie nach ihrer mittäglichen Diskussion mit Maria gehabt hatte.

Wie, um alles in der Welt, hat er das gefunden?

Warum konnte es im wirklichen Leben nie wie bei Dreharbeiten zugehen? Wenn nur ein Regisseur ins Büro stürzen und rufen würde „Schnitt! Die Szene gefällt mir nicht. Fangen wir noch mal an, und diesmal lassen wir das mit der Zeitschrift weg …“

Aber nein.

Einige Sekunden lang hoffte Grace, dass sie in Ohnmacht fallen würde. Doch sie hatte kein Glück. Ihre Beine zitterten, gaben jedoch nicht nach. Und Mitch Wentworth stand noch immer vor ihr und fixierte sie mit seinem kalten, unnachgiebigen Blick.

„Offensichtlich haben Sie ein Problem mit mir“, sagte Mitch mit kühler, ausdrucksloser Stimme.

Wo hatte sie noch gehört, dass Angriff die beste Verteidigung sei? Mit einem Finger deutete Grace anklagend auf Mitch. „Sie … Sie haben mir hinterherspioniert!“

Er sah sie schweigend an. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich spioniere nicht, Miss Robbins! Ich habe gestern Abend kurz hier vorbeigeschaut, um mir das Büro anzusehen. Mein Büro! Und ich brauchte nicht die Hilfe eines Spionagedienstes, um zu entdecken, was Sie so offen auf ihrem Schreibtisch haben liegen lassen. Genau hier!“

Grace sah weg. Er wollte sie feuern! Und wenn sie sich in seine Lage versetzte, konnte sie ihm daraus nicht einmal einen Vorwurf machen.

Aber sie liebte ihre Arbeit. In den vergangenen vier Jahren war sie das einzig Wichtige in ihrem Leben gewesen! Sie blickte wieder auf und sah, dass Mitch sie aufmerksam betrachtete.

„Möchten Sie dieses Projekt zu Ende bringen?“

„Was? Oh … wie bitte?“

New Tomorrow. Möchten Sie weiter im Team arbeiten?“

„Ja. Sehr gern. Ich engagiere mich wirklich sehr für New Tomorrow. Ich …“

„Möchten Sie mit mir arbeiten?“

Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Aber das war schon lang genug, ihn wieder die Stirn runzeln zu lassen.

„Ja. Ja, das möchte ich.“

Mitch nahm die Zeitschrift, die der Stein des Anstoßes war, und warf sie in den Papierkorb. Dann begann er, auf dem kleinen Teppich in der Mitte ihres Büros auf und ab zu gehen. „Okay. Dann vergessen wir das, Grace.“

Grace? Sagte er nicht mehr Miss Robbins?

„Ich habe zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Probleme“, fuhr er fort. „Wenn Sie Probleme haben, sollten Sie sie jetzt loswerden.“ Er warf ihr einen fragenden Blick zu.

Sie schüttelte den Kopf.

„Sind Sie ganz sicher?“, hakte er nach.

Natürlich hatte sie Einwände gegen Mitch Wentworth. Aber was konnte sie schon tun? Wie konnte eine Angestellte ihren Chef für die Art und Weise kritisieren, mit der er sich seinen Weg bis zur Übernahme von George Herveys kleiner Filmgesellschaft gebahnt hatte? Und was ihre anderen Probleme anging – sie konnte einem Mann wohl kaum sein atemberaubend gutes Aussehen zum Vorwurf machen.

Sie hatte keine andere Wahl, als die weiße Flagge zu schwenken. „Ich habe keine Beschwerden“, sagte sie. „Und … es tut mir leid. Sie hätten dieses dumme Gekritzel auf dieser Zeitschrift nie sehen sollen. Ich muss zugeben, dass ich … ziemlich gedankenlos war.“

Mitch wandte sich halb um und sah sie forschend an, die Hände auf den Hüften, sodass sein Sakko nach hinten geschoben wurde. Er sah viel zu gut aus.

„Aber“, schloss Grace trotzig, „können Sie mir ein weiteres Gespräch ersparen?“

Mitch lachte leise in sich hinein. „Nein, Grace, ich befürchte, Sie müssen mich noch ein wenig ertragen. Von nun an haben sich die Leute daran zu gewöhnen, meinen Anweisungen Folge zu leisten. Und das New Tomorrow-Projekt muss das Denken jedes Einzelnen beherrschen. Das ist mein einziges Anliegen, und das muss das Anliegen eines jeden Mitarbeiters im Team sein. Für jeden, der nicht auf der gleichen Wellenlänge liegt, bedeutet das viel Verdruss. Und wenn Köpfe rollen müssen.“

„Ich verstehe“, antwortete Grace, und leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Wie konnte er es wagen, anzudeuten, sie wäre nicht engagiert? Sie war auf ihr berufliches Engagement immer sehr stolz gewesen. Mitch sah ihr einen unbehaglich langen Moment in die Augen. Dann ließ er den Blick zu ihrem Mund gleiten.

Grace fühlte sich, als wäre sie in Treibsand geraten.

Wie machte er das nur?

Die Hände tief in den Hosentaschen, stand Mitch gut eineinhalb Meter von ihr entfernt, und doch kam es ihr vor, als würde er sie berühren! Das war lachhaft!

Grace presste die Lippen zusammen. Ihr Verstand arbeitete fieberhaft, und sie begann zu sprechen. Sie sagte irgendetwas, um ihren inneren Aufruhr zu verbergen. „Ich … Ich denke, Sie werden sehen, dass ich die Außenaufnahmen sehr erfolgreich vorbereitet habe. Ich habe Grundbesitzer in den Tablelands und den Golfregionen kontaktiert. Ich habe zahllose Hotelangebote von Reisebüros im Norden bekommen. Ich habe Landkarten der Umgebung vom Militär, Informationen über die Straßen … Das Internet ist von unschätzbarem Wert …“

Mitch hob eine Hand. „Hören Sie auf. Okay, ich bin beeindruckt, aber ich brauche jetzt noch keine detaillierte Aufzählung. Ich bin mir sicher, dass alles in Ihrem Bericht steht.“

Grace’ Augen blitzten. „Ich kann ja nicht anders, als irgendetwas zu plappern. Sie machen mich nervös, wenn Sie mich weiterhin so anstarren.“ Hitze stieg ihr in die Wangen.

Mitch trat einen Schritt näher heran, und eine Sekunde lang dachte Grace, er würde sie tatsächlich berühren. „Mögen Sie es nicht, wenn Männer Sie ansehen?“, sagte er langsam.

„Natürlich nicht“, fuhr sie ihn an, während ihr Herz wie wild klopfte. „Keine Frau mag das“, fügte sie empört hinzu.

„Frauen verliebt anzusehen ist am Arbeitsplatz sicher nicht angebracht“, stimmte Mitch zu. „Es tut mir leid, wenn es aussah, als ob ich Sie anstarrte. Sie haben ein faszinierendes … Gesicht.“

Grace schluckte und wusste nicht, wie sie reagieren sollte.

Mitch ging zur Tür und blieb dort stehen.

Grace spürte noch immer ihr Herz wild schlagen. Mitch zögerte, als wollte er ihr noch irgendetwas Unangenehmes sagen, und sie wünschte sich, er würde es schnell tun und es wäre bald vorbei.

Sicher will er mir jetzt sagen, dass er mich erkannt hat. Er weiß, dass ich das leichte Mädchen in der schwarzen Spitzenwäsche bin.

Aber als sein Blick ihren wieder traf, glitzerte zwar heimliche Belustigung in seinen Augen, doch er nickte nur und sagte sehr höflich: „Schön, Sie kennengelernt zu haben, Grace. Ich bin gespannt auf Ihren Bericht.“

Er drehte sich um, verließ das Büro, und Grace’ Knie gaben nach. Sie sank auf einen Stuhl.

Grace versuchte sich einzureden, dass Mitch nichts von dem Vorfall des Vorabends wissen konnte. Sie geriet unnötig in Panik. Wenn er sie erkannt hätte, hätte er es offen angesprochen … so wie er es mit der Zeitschrift getan hatte.

Oje! Die Zeitschrift! Verzweifelt barg sie das Gesicht in den Händen. Die Zeitschrift! Die Unterwäsche! Wie sollte sie das alles schaffen?

Grace blickte durch ihre gespreizten Finger auf die Tastatur. Nun wusste sie, was es hieß, etwas zu bedauern. Aber, so entschied sie nach einigen Minuten quälender Gewissensbisse, am meisten bedauerte sie, dass das menschliche Gehirn nicht wie ein Computer funktionierte. Wenn es nur einen sicheren Weg gäbe, die Daten im Gehirn eines Mannes zu löschen … und endgültig zu vernichten!

3. KAPITEL

Mitch klappte den Ordner mit Grace’ Bericht über die möglichen Drehorte für New Tomorrow zu und legte ihn auf seinen Schreibtisch. Dann verschränkte er die Hände im Nacken. Das war seine bevorzugte Haltung beim Nachdenken.

Und er musste über Grace Robbins nachdenken.

Der Bericht, den sie vorgelegt hatte, war beeindruckend. Die klare, präzise Schreibweise, die Karten und Illustrationen, das tadellose Layout und die Aufmerksamkeit im Detail zeigten zweifelsohne, dass Grace professionell arbeitete.

Seit sie vor zwei Monaten aus dem Büro in Sydney hierher gezogen war, um in dem Team vor Ort in Townsville mitzuarbeiten, hatte Grace eine Unmenge an Informationen zusammengetragen, und alle waren für das Projekt relevant. Als Mitch ihren Bericht las, wurde er ganz aufgeregt angesichts der möglichen Locations, die sie aufführte.

Was ihn aber wirklich überraschte, war ihr geradezu unheimliches Verständnis dessen, was er mit seinem Film erreichen wollte. Er hatte nur eine Projektskizze geschickt; sie hatte nicht einmal ein ganzes Skript zu lesen bekommen. Und dennoch war es, als hätten Grace und er schon mehrere intensive Gespräche über seine Erwartungen an New Tomorrow geführt.

Mitch musste zugeben, dass George Hervey recht gehabt hatte: Grace war für die Firma von unschätzbarem Wert.

Schade war nur, dass diese Qualitäten nicht mit einem angenehmen, heiteren Wesen einhergingen. Während der drei Tage, die Mitch nun im Büro war, war Grace’ Gesicht eine höfliche, aber stirnrunzelnde Maske gewesen. Es störte ihn zwar nicht sehr, doch Mitch begann zu glauben, dass er den Anblick dieser verführerischen, provokanten Schönheit im Türrahmen von Henry Aspinalls Wohnung nur geträumt hatte.

Vielleicht hätte er etwas sagen sollen, um die Atmosphäre zu reinigen. Aber er wollte berufliche und private Angelegenheiten zwischen ihm und der Frau, mit der er so eng zusammenarbeiten musste, nicht vermischen.

Mitch schlug den Ordner wieder auf. Einen Stift in der Hand, las er den Bericht noch einmal, unterstrich manche Punkte und machte sich Notizen am Rand.

Grace hatte Lust, sich etwas Besonderes zu kochen. Diese Anwandlung überkam sie nicht oft, aber wenn, dann bereitete Grace größere Mengen zu, um genug für mehrere Mahlzeiten zu haben. Manchmal fühlte sie sich überschwänglich und lud Leute zum Abendessen ein, aber heute Abend wollte sie ihr Lieblingscurry machen, und sie hatte nicht vor, es mit jemandem zu teilen.

Auf dem Weg nach Hause hielt sie am Supermarkt und kaufte die Zutaten. Und nach einem langen, warmen, duftenden Schaumbad tapste sie in die Küche, zog die roten Baumwollvorhänge zu und legte ihre Lieblings-CD mit spanischer Gitarrenmusik auf.

In den vier Jahren, die Grace nun für Tropicana Films arbeitete, hatte sie sich immer bemüht, Arbeit und Freizeit zu trennen. Am Ende eines Arbeitstages genoss sie die Zeit für sich, in der sie ihre Gedanken wieder klären konnte. Und nun war es besonders wichtig, den neuen Chef zu vergessen und die andauernde, nagende Sorge, dass er sie als die Person wieder erkannt haben mochte, die sich in Henrys Tür zur Schau gestellt hatte.

Grace stellte die Musik lauter ein, und sie begann, sich besser zu fühlen. Sie summte leise mit, während sie Lammfleisch in Würfel schnitt und Zwiebeln und Knoblauch hackte. Zwanzig Minuten später duftete es in der kleinen Küche nach Lamm, das in Curryblättern, frischem Koriander, zerstoßenem Kreuzkümmel und Chili vor sich hin schmorte.

Grace gab gerade die Kokosmilch hinzu, als ein Klopfen an der Tür sie aus ihren Gedanken riss. Schnell schaltete sie den Herd herunter und griff nach einem Geschirrtuch, um sich die Hände abzuwischen, während sie zur Tür eilte.

Der letzte Mensch, den sie erwartet hatte, war Mitch Wentworth. Grace’ Herz klopfte wild.

„Wow, hier riecht es wundervoll.“ Er schnupperte anerkennend.

„Oh, hallo, Mr. Wentworth“, sagte Grace und widerstand der Versuchung, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Zumindest war sie dieses Mal vollständig bekleidet. Allerdings war ihr geliebter alter Jogginganzug nicht unbedingt die passende Kleidung, um darin ihren Chef zu empfangen. Vor allem, wenn er noch den eleganten Anzug trug, den er im Büro anhatte. Sie fasste an ihr Haar, das sich durch den Dampf des Bades und die Wärme in der Küche gelöst hatte und ihr nun in dünnen Strähnen ins Gesicht fiel. „Was kann ich für Sie tun?“

„Rieche ich richtig? Rogan Josh Curry?“, fragte Mitch.

Sie sah ihn erstaunt an. „Eher Madras“, antwortete sie vorsichtig. Er wollte doch nicht etwa bei ihr essen?

„Ah ja, das hätte ich merken müssen.“ Mitch lächelte. Grace trat einen Schritt zurück. Sie musste ein wenig Abstand zwischen sich und dieses Lächeln bringen. „Ein leichter Duft von Kokosnuss ist dabei“, gab er zu. „Und in Rogan Josh Curry ist Joghurt, nicht wahr?“

„Sie – Sie mögen Currys?“ Warum fragte sie? Alle Männer, die sie kannte, mochten Currys. Aber sie waren selten so vertraut mit den Details der Zutaten. „Es muss noch eine ganze Weile kochen“, fügte sie schnell hinzu, nur für den Fall, dass er auf die Idee kommen sollte, sich zum Essen einzuladen.

„Keine Angst, Grace, ich will Sie nicht lange stören. Und ich bin sicher, dass Henry Aspinall etwas dagegen hätte, wenn ich seinen Teil des Abendessens verzehren würde.“

„Hen… Henry?“, sagte Grace stockend. Was weiß er genau über Henry und mich?

„Er ist hinter mir her gewesen, damit ich seine Computergrafiken ansehe, und als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, hat er erwähnt, dass Sie und er … gute Freunde seien.“

„Oh.“ Grace schluckte. Nervös wartete sie ab, ob Mitch noch mehr Informationen liefern wollte. Als er es nicht tat, fügte sie hinzu: „Warum sind Sie denn nun hier?“

„Dürfte ich einen Moment hereinkommen? Ich muss ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, und ich würde sie gern heute Abend noch klären.“

Mitch hatte erwartet, dass Grace zögern würde, aber er wusste auch, dass sie ihn hineinbitten würde. Sie hatte gesehen, dass er den Ordner mit ihrem Bericht in der Hand hielt, und Neugier blitzte in ihren grünen Augen. Mitch ignorierte tapfer das Knurren seines Magens und folgte Grace in das kleine Wohnzimmer, das von den leckeren, würzigen Düften aus der Küche erfüllt war.

Es war ein schönes Zimmer – nicht übertrieben eingerichtet, aber gemütlich und einladend. Die gefühlvolle, leidenschaftliche Gitarrenmusik im Hintergrund überraschte Mitch.

Er sah sich langsam im Raum um. Die natürlichen Erdfarben der Terrakottafliesen auf dem Boden und die beiden großen Aborigines-Malereien an der Wand verbreiteten eine sanfte Stimmung. In der gegenüberliegenden Ecke, unter einem Filmplakat in Schwarz-Weiß von Bogey und Bacall, stand ein großer Tontopf mit einem Bündel getrockneten Grases. Daneben lag ein riesiges Bodenkissen mit einem Bezug in Burgunderrot und Steingrau.

Er war nur selten lange genug an einem Ort gewesen, um sich ein Zuhause zu schaffen, aber wenn er Einrichtungsgegenstände kaufte, dann zogen ihn immer dieselben Erdtöne an, sonnenverbranntes Ocker und Brauntöne.

„Haben Sie die Wohnung selbst eingerichtet?“, fragte er.

„Ja. Ich habe gedacht, dass New Tomorrow so lange dauern wird, dass es sich lohnt, alle meine Sachen von Sydney hierher zu bringen.“

Mitch nickte. „Es ist sehr schön hier. Ich freue mich schon darauf, eine Wohnung für mich zu finden.“ Er ließ den Blick zum Aquarium hinter ihrem Sessel schweifen. Zwei Goldfische und ein schwarzer Fisch. „Ich habe eine Schwägerin, die Feng-Shui-Expertin ist. Sie behauptet, Aquarien würden helfen, um eine …“ Er suchte nach dem richtigen Wort, gab dann aber mit einem Lächeln und einem Schulterzucken auf. „… eine glückliche Umgebung zu schaffen.“

Um Grace’ Mundwinkel zuckte es, als sie auf die Fische deutete. „Das sind die Marx Brothers.“

„Lassen Sie mich raten. Der Schwarze ist Groucho.“

„Genau.“ Sie lachte. Dann wirkte sie plötzlich verwirrt. „Nun … worüber wollten Sie mit mir reden?“

Mitch nahm den Ordner mit Grace’ Bericht auf die Knie und tippte mit dem Finger auf den Deckel. „Das ist gut, Grace. Sehr gut. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt davon, wie schnell Sie sich mit North Queensland vertraut gemacht haben.“

Ihre Augen leuchteten vor Freude auf. Mitch fand das plötzliche Glitzern sehr fesselnd.

„Es ist eine sehr interessante Gegend“, antwortete Grace und schlug unbewusst ein langes Bein über das andere. „Wie ich in meinem Bericht erwähnt habe: Ich denke, dass es viele mögliche Drehorte gerade vor unserer Haustür gibt.“

Mitch war nie zuvor aufgefallen, wie sexy ausgebleichter blauer Frottee sein konnte. Er wandte langsam den Blick ab. „Ihr Bericht ist sehr überzeugend. Deswegen bin ich heute Abend hier. Ich würde gern sofort einige dieser Drehorte im Busch ansehen.“

„Jetzt sofort?“

„Morgen früh.“

Sie nickte nachdenklich, und Mitch konnte förmlich spüren, wie es in ihrem Kopf arbeitete, während sie überlegte, was zu tun sei. „Sie möchten tatsächlich Undara ansehen?“

„Die alten Lavatunnel? Ja. Es klingt, als wären sie fantastisch für die Unterweltszenen geeignet. Und ich möchte auch einige von den alten, verlassenen Minenstädten besichtigen.“

„Ravenswood oder die Gegend um den Mount Surprise?“

„Genau.“ Mitch nickte.

„Mieten Sie einen Jeep?“

„Ich denke, das wäre das Beste. Dann könnte ich losziehen und mehr vom Hinterland erkunden. Ich möchte mir die Gegend am Golf genau ansehen. Da gibt es so viel großartige wilde Landschaft.“

„Und von einzigartiger Schönheit“, ergänzte Grace. Sie lehnte sich vor, und ihre Wangen färbten sich rosig vor Aufregung. „Ich bin sicher, dass Sie am Golf genau finden werden, was Sie suchen.“

Einen kurzen Moment hatte Mitch das unheimliche Gefühl, das eine tiefer gehende Prophezeiung in ihren Worten lag – als würde er tatsächlich etwas viel Bedeutenderes finden als einen Drehort für seinen Film.

Er lächelte sie an. „Sie verstehen, wonach ich suche, nicht wahr?“

„Ich … ich glaube, ja.“ Vielleicht musterte er sie zu durchdringend. Ihre Wangen wurden noch rosiger, und sie sah einen Moment lang fort. „So wie ich es verstehe, möchten Sie ein Szenario schaffen, das an eine Zeit nach dem Dritten Weltkrieg erinnert – eine Welt, in der die Leute, die übrig geblieben sind, ganz von vorn anfangen müssen. Die alte Welt ist untergegangen oder verseucht, bis auf diesen schmalen Streifen Land, und der ist rein und unberührt. Also möchten Sie einen ursprünglichen, unberührten Drehort.“

Mitch sprang auf. „Das ist genau das, was ich suche. Es ist fantastisch, dass Sie das verstehen. Und deswegen werden Sie mit mir kommen.“

Das Entsetzen, das in Grace’ Zügen zu lesen war, schockierte ihn. Er hatte keinen Widerspruch von jemandem erwartet, der sich so sehr für den Film engagierte.

„Sie werden mir natürlich helfen, die Drehorte zu besichtigen.“

„Oh nein. Ich kann nicht. Ich … ich kann möglicherweise nicht“, sagte sie stockend.

„Warum nicht?“ Er würde alles daransetzen, dass Grace ihn begleitete. Ihr Wissen, die Nachforschungen, die sie schon angestellt hatte, waren von unschätzbarem Wert.

„Ich habe so viel zu tun.“ Sie sah so erschrocken aus, dass Mitch sie am liebsten bei den Schultern gepackt und geschüttelt hätte, um sie zur Vernunft zu bringen.

„Ich bin der Chef, Grace. Ich weiß genau, was sie tun müssen. Und ich weiß, dass Sie Zeit für diesen Ausflug haben.“

Was hatte er falsch gemacht? Was hatte sie so aufgebracht? Wie konnte sie in der einen Minute so eifrig sein und dann plötzlich einen Rückzieher machen, als hätte er sich in ein scheußliches Monster verwandelt? Mitch lief auf und ab. Gefesselt von ihrem Bericht, war er heute Abend in der Erwartung hierher gekommen, dass Grace es als ihre berufliche Pflicht betrachtete, ihn zu begleiten – unabhängig von ihren persönlichen Belangen. Und nun wollte er so hartnäckig wie nötig sein.

Er würde nicht gehen, bevor sie eingewilligt hätte.

4. KAPITEL

„Grace, ich gebe Ihnen die Möglichkeit, aus diesem Büro herauszukommen – in den Busch zu fahren und die Gegend mit mir zu erkunden. Wie können Sie das ablehnen?“

„Indem ich Nein sage“, erklärte Grace scharf und stand auf. „Ich stelle fest, dass es eine neue Erfahrung für Sie zu sein scheint, Mr. Wentworth.“

Er warf ihr einen verblüfften Blick zu, dann lachte er. „Natürlich habe ich auch meinen Teil an Zurückweisungen abbekommen, Miss Robbins.“

Mitch warf ihr einen scharfen Blick zu, und Grace fühlte sich wie eine Zeugin vor Gericht im Kreuzverhör. Es herrschte ein langes, peinliches Schweigen, bevor er weitersprach. „Wollen wir hier über Beziehungen reden? Über Beziehungen zwischen Mann und Frau? Oder reden wir über den Job und die Welt im Allgemeinen?“

Grace antwortete nicht, aber als Mitch auf sie zukam, hielt sie den Atem an. Trotz aller Warnungen ihres Verstandes reagierte ihr Körper jedes Mal, wenn dieser Mann ihr nahe kam. Er musste die Wirkung kennen, die er auf Frauen hatte. Er sollte sie berücksichtigen und auf Distanz bleiben.

„Welche Grace Robbins hat meine Bitte abgelehnt?“, fragte Mitch und hielt ihr ihren Bericht hin. „Die Grace, die dies hier geschrieben hat, würde nicht zögern, mit mir die Drehorte anzusehen.“

Plötzlich fühlte sie sich sehr unsicher.

„Gibt es einen tiefer liegenden Grund? Vielleicht hatte ich Unrecht damit, diese Zeitschrift mit Ihrem Kunstwerk einfach in den Papierkorb zu werfen und zu denken, dass wir von vorn beginnen könnten? Finden Sie mich so abscheulich, dass Sie es nicht ertragen können, diese Reise in meiner Gesellschaft zu unternehmen?“

Grace schüttelte den Kopf und versuchte, sich selbst einzureden, dass ihr Widerspruch begründet sei, aber um nichts in der Welt konnte sie ihre Gegenargumente vorbringen. Natürlich hatte sie gute, gewichtige, berufliche Gründe, neben der traurigen Tatsache, dass er so sexy war, dass ihr klarer, scharfer Verstand aussetzte, sobald Mitch in ihre Nähe kam. Und nun erwartete er, dass sie mit ihm verreiste!

Nur sie beide!

Mitch sah sie noch immer durchdringend an. „Würde es einen Unterschied machen, wenn ich Henry Aspinall versprechen würde, Sie für die Dauer der Reise nicht anzurühren?“, fragte er.

„Henry?“ Grace’ Wangen röteten sich. Warum erwähnte er schon wieder Henry? „Henry hat nichts damit zu tun. Er irrt sich, wenn er denkt, dass wir noch … Freunde seien.“

„Tatsächlich?“ Mitch dachte einen weiteren unangenehmen Moment lang über ihre Antwort nach. „Sie sehen verschreckt aus. Wovor haben Sie Angst?“

Mitch trat einen Schritt nach vorn und mit einer Sicherheit, die von jahrelanger Erfahrung zeugte, streckte er eine Hand aus und legte sie Grace leicht auf den Nacken. Ihre Haut wurde heiß unter seiner Berührung, und sie wollte ihn wegschieben. Aber er zog sie zu sich heran, und ihre guten Absichten schwanden dahin. „Ist es das, wovor Sie Angst haben, Grace?“

Ihr Herz pochte wie wild.

Kein Zweifel, er wollte sie küssen.

Und Grace spürte genau, dass er sie losließe, wenn sie schreien oder ihn wegstoßen würde. Sie hätte ihn bitten können aufzuhören, wenn sie nicht solche Schwierigkeiten gehabt hätte, ruhig zu atmen. Stattdessen ließ sie es zu, dass er diese schmale Lücke schloss.

Als Mitch den Mund auf ihren presste, entfuhr Grace ein leiser Schluchzer, und sie fühlte, wie er sich ein wenig zurückzog. Aber sie stand schon ganz in seinem Bann.

Sie hatte die Augen geschlossen, den Kopf geneigt. Nach dieser kurzen Berührung seiner Lippen bat sie ihn im Stillen, mehr von ihr zu kosten, ihren Mund mit seinem zu erkunden. Und als er es tat, sank Grace gegen ihn, als bräuchte sie seine Stärke.

Zärtlich umfasste Mitch ihr Gesicht und erforschte langsam das Innere ihres Mundes. Es war eine Erkundungsreise, wie Grace sie nie erträumt hätte. Wo immer Mitch sie berührte, flammte Sinnlichkeit auf. Die Art, wie sein Mund sie liebkoste, langsam und verführerisch, fühlte sich so gut an. Völlig fasziniert öffnete Grace die Lippen und bat um mehr. Mitch küsste sie leidenschaftlich, und unwillkürlich hob sie die Arme und legte sie ihm um den Nacken.

Nie zuvor hatte Grace sich so weiblich, so begehrenswert gefühlt. Als Mitch schließlich aufhörte, musste sie ihren ganzen Willen zusammenzunehmen, um nicht leise zu protestieren.

Er sah sie an, sein Blick war verschleiert. „Da haben wir die Antwort auf eine weitere Frage“, flüsterte er sanft.

Und der Bann war gebrochen. Schockiert trat Grace zurück, als könnte sie nicht glauben, dass sie so etwas hatte geschehen lassen.

„Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun? Sie können sich doch nicht durchsetzen, indem Sie versuchen, mich zu verführen“, rief sie, und ihre Stimme war schrill vor Selbstanklage.

„Natürlich nicht. Ich wollte diesen Kuss nicht benutzen, um Sie zu überreden. Es war nur – wie soll ich es sagen? Ein Experiment. Ich musste etwas herausbekommen.“

„Wie können Sie es wagen? Wie können Sie mit mir herumexperimentieren?“

„Ich weiß nicht, Grace“, entgegnete Mitch, und ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Können Sie erklären, warum wir ein so gutes Team sind, wenn es ums Küssen geht?“

„Glauben Sie nur nicht, ein kleiner Kuss könnte dazu führen, dass ich mit Ihnen verreisen will“, brauste sie auf.

„Und wenn ich verspreche, Sie nie wieder zu küssen?“

„Oh?“ Grace schnappte nach Luft. Nie wieder? Bedauern stieg in ihr auf.

„Pfadfinderehrenwort!“, antwortete Mitch. Dann warf er einen Seitenblick auf sie und fügte hinzu: „Natürlich bin ich bereit, eine Befreiungsklausel einzubauen.“

„Befreiungsklausel?“

„Ich werde Sie nur küssen, wenn Sie es möchten. Das nächste Mal wird dann sein, wenn Sie mich darum bitten, Miss Robbins.“

Das brachte Grace in die Wirklichkeit zurück. „Davon träumen Sie wohl, Wentworth.“

„Ich fürchte, ich kann nicht für das garantieren, was in meinen Träumen passiert.“

Grace sah ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie spürte die Auswirkungen dieses Kusses noch immer. Ihr Herz schlug nicht nur schnell, es raste. Man hätte denken können, dass sie nie zuvor geküsst worden wäre. Sie schob die Erkenntnis beiseite, dass sie so noch nie geküsst worden war. Roger die Ratte war nicht einmal ansatzweise so gut gewesen.

Mitchs geschäftsmäßiger Ton unterbrach Grace’ Gedanken.

„Ich brauche Sie wirklich auf dieser Rundreise. Sie verstehen genau, was ich will. Sie haben schon die ganze Vorarbeit geleistet. Vertrauen Sie mir. Ich schwöre, ich bin nicht so ein Chef, der seinen weiblichen Mitarbeitern nachstellt. Ich möchte, dass wir als gutes Team zusammenarbeiten.“

Vergiss diesen Kuss. Er meint es so. Es wird nicht mehr vorkommen. Konzentrier dich auf deinen Job. „Wie viele Tage werden wir fort sein?“, fragte sie leise.

Mitch sah sie an. „Ich wusste, dass Sie mich nicht im Stich lassen würden.“ Er warf einen Blick auf seine Notizen. „Fünf Tage sollten ausreichen.“

Sie nickte schwach.

Er antwortete auch mit einem Nicken, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass sie nachgeben würde, und das ärgerte Grace. Aber sie zwang ihren Verstand, bei den praktischen Details zu bleiben. „Müssen wir irgendetwas buchen?“

„Ich werde für morgen Abend in Undara buchen“, antwortete er. „Danach möchte ich so flexibel wie möglich sein. Wir nehmen mein Handy mit und lassen jeweils für die folgende Nacht reservieren.“ Mitch zog die Augenbrauen hoch und wies mit dem Kopf in Richtung Küche.

„Ihr Curry dürfte nun langsam fertig sein, oder?“

„Fordern Sie Ihr Schicksal nicht zu sehr heraus, Mr. Wentworth“, warnte Grace und zeigte zur Tür. „Ich muss die nächsten fünf Tage mit meinem Chef verbringen, ich brauche heute Abend meine Ruhe.“

Pünktlichkeit war nicht gerade seine stärkste Eigenschaft, stellte Grace am nächsten Morgen fest, als ihr Chef schließlich mit dreißig Minuten Verspätung vor ihrer Wohnung auftauchte. Er fuhr einen großen, solide aussehenden Pick-up.

Als Mitch die Fahrertür öffnete, ausstieg und ihr dabei jungenhaft zulächelte, war Grace überrascht, wie ihre eigene Laune sich schlagartig besserte. Sie fühlte sich nicht so recht in Form, nachdem sie sich die ganze Nacht ruhelos im Bett hin und her gewälzt und darüber nachgedacht hatte, dass sie nun fünf Tage lang Seite an Seite mit ihrem Arbeitgeber durch North Queensland rattern musste.

Heute Morgen trug Mitch Jeans und ein olivgrünes Buschhemd. Er sah aufgeregt aus, wie ein Junge, dem man sein erstes Huckleberry-Finn-Abenteuer erlaubt hatte. Seine Begeisterung war beinahe ansteckend. Nicht, dass Grace bereit gewesen wäre, ihm einen Riss in ihrer Deckung zu zeigen. Sie nickte einen Gruß, ohne zu lächeln.

Mitch war nicht aus der Ruhe zu bringen. „Ich habe dafür gesorgt, dass unser Auto mit allem ausgestattet ist, was wir eventuell brauchen. Zusätzliche Wasserkanister, Zugseile und Winden, falls wir stecken bleiben. Zeltplanen und Kochgeschirr, wenn wir beschließen, ganz spartanisch zu leben. Deswegen bin ich ein wenig zu spät, denn ich wollte sicher sein, dass wir alle diese Extras haben.“

„Haben Sie ein GPS?“

„Dieses Ortungssystem?“ Mitch runzelte die Stirn. „Was wissen Sie darüber?“

„Ich habe davon gelesen. Es soll ein brillantes System sein, um sicherzustellen, dass man sich nicht verirrt. Die Armee benutzt es häufig.“

„Ich bezweifele, dass wir ein so ausgeklügeltes Gerät brauchen, um uns zurechtzufinden. Wir haben Karten und ein Handy und ein gutes, solides Auto – und keiner von uns ist dumm. Wir werden uns nicht verirren.“

„Vermutlich nicht“, stimmte sie zu, aber sie schnitt ein Gesicht, das den Schatten eines Zweifels verriet, als sie nun ihre sorgsam gepackte Tasche nahm und auf die Schulter hievte.

„Lassen Sie mich das tragen“, bot er an.

Grace fand es ziemlich schwierig, angesichts seiner Hilfsbereitschaft so ungnädig zu bleiben, und erlaubte ihm, ihre Tasche zu nehmen. Er beugte den Kopf zu ihr herab. „Aha! Ich glaube, ich entdecke ein schwaches Lächeln“, neckte er sie.

„Ein Versehen“, sagte Grace.

Mitch seufzte, als er ihre Tasche hinten auf den Pick-up packte. „So wird es also sein, Miss Robbins?“ Sein Blick glitt zu ihren Jeans. „Fünf Tage Gift in Denim.“

Seine Worte trafen sie, und ihre Wangen glühten. Vielleicht verhielt sie sich unprofessionell.

„Tut mir leid“, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. „Ich bin ein wenig müde.“

„Dann lehnen Sie sich doch einfach zurück, entspannen Sie sich, und lassen Sie mich fahren. Möchten Sie noch welche von Ihren Lieblings-CDs mitnehmen, damit uns die Fahrt nicht so lang wird?“

Sie sah ihn überrascht an. „Das ist eine tolle Idee! Ich bin gleich wieder da.“ Sie wollte schon in die Wohnung zurücklaufen, da hielt sie inne. „Haben Sie irgendwelche speziellen Wünsche?“

Mitch lehnte sich gegen die Tür des Pick-ups und lächelte sie langsam und verschwörerisch an. „Die Chancen stehen ganz gut, dass wir einen ähnlichen Geschmack haben, Grace. Ich bin bereit, mir anzuhören, was Sie auswählen.“

Grace wusste nicht, wer überraschter war, Mitch oder sie, als sie sechs Stunden auf der engen Straße nach Undara ohne irgendein Wortgefecht oder angespanntes Schweigen hinter sich brachten. Sie hörten Musik, redeten über New Tomorrow, über Leute aus der Filmbranche oder saßen einfach schweigend da, während die Landschaft an ihnen vorbeizog. Es gab sogar Momente, in denen sie laut auflachte, wenn Mitch kuriose Geschichten von Hollywoodstars erzählte.

Aber wann immer sie sich zu entspannen begann, ermahnte Grace sich schnell, sich vor ihrem Chef in Acht zu nehmen. Er konnte seinen Charme verbreiten, wann es ihm richtig schien, doch sie wusste aus bitterer Erfahrung, dass sie ihren Schutz nicht aufgeben durfte.

Es war schon spät am Tag, als sie schließlich das letzte Stück der Straße nach Undara entlangfuhren.

„Sie haben sich um unsere Unterkunft gekümmert, oder?“, fragte Grace besorgt.

„Klar. Ich habe uns auch fürs Abendessen angemeldet und für die Besichtigung der Lavatunnel morgen früh. Ich sehe nur kurz im Büro vorbei und hole unsere Schlüssel.“

Als Mitch zum Wagen zurückkam, runzelte er die Stirn. Er öffnete die Tür und kletterte auf den Fahrersitz. „Kleines Problem“, sagte er.

Grace’ Herz schlug heftig. „Was für eines?“

„Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber es gab wohl ein Missverständnis bezüglich unserer Unterkunft.“

„Ein Missverständnis? Wussten Sie nicht, dass man hier in umgebauten Eisenbahnwaggons wohnt?“

„Doch. Das ist nicht das Problem.“ Der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf ihr, Mitch lächelte bedauernd. „Eigentlich gibt es gar kein Problem. Zumindest dann nicht, wenn Sie keinen Koller kriegen.“

„Koller?“ Sie versuchte, gefasst zu bleiben. „Ich habe seit meinem zweiten Lebensjahr keinen Koller mehr gekriegt. Warum sagen Sie nicht endlich, was los ist?“

Er drehte den Zündschlüssel herum, und als der Motor ansprang, erzählte er es ihr. „Eine Busladung von Touristen ist angekommen, die alle Zimmer mit Beschlag belegt haben. Es bleibt nur eines für uns übrig. Ehrlich, ich weiß nicht, wie sie auf die Idee gekommen sind, wir wären ein Paar.“

Grace warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Sie … Sie meinen, wir müssen uns ein Zimmer …“

„… teilen“, ergänzte Mitch.

„Mit zwei Betten?“

„Leider nein. Mit einem.“

„Das geht nicht!“, rief Grace. Nervös fuhr sie sich durchs Haar. Der Schutzwall, hinter dem sie sich den ganzen Tag verschanzt hatte, hatte plötzlich dicke Risse bekommen. „Das ist lachhaft!“

„Wir sind hier nicht in der Stadt, Grace. Im Busch nimmt man, was einem geboten wird.“ Mitch lenkte den Pick-up zu einer weiter entfernten Reihe von Eisenbahnwaggons, die im Schatten von Eukalyptusbäumen standen. „Nur für den Fall, dass Sie es noch nicht wissen: Betten sind auch zum Schlafen da, nicht nur für Sex. Wir können eine Mauer aus Kissen zwischen uns aufbauen.“

Grace biss die Zähne zusammen, um nicht loszuschreien.

Mitch warf ihr einen Blick von der Seite zu. „Ich habe nicht vermutet, dass Sie diese Nachricht gefasst aufnehmen. Aber sehen Sie, wir müssten weit zurückfahren, um etwas anderes zu finden, und morgen früh müssten wir hierher zurückkommen. In diesen entlegenen Gegenden kann einem alles Mögliche widerfahren. Aber ich bin mit von der Partie, wenn Sie es auch sind.“

„Natürlich sind Sie das!“, schrie sie.

Mitch hielt den Wagen auf dem ihnen zugewiesenen Parkplatz an und stellte den Motor ab. Dann wandte er sich ihr zu. „Was soll das heißen?“

„Es juckt Sie natürlich nicht, eine weitere Nacht mit einer Frau das Bett zu teilen, die Sie kaum kennen. Das ist … Das ist ja Ihr Hobby!“ Sie warf die Hände hoch, um ihre Worte zu unterstreichen.

Mitch fing eine Hand auf und hielt sie fest wie ein Schraubstock. „Wenn wir hier schon von Hobbys reden, Miss Robbins, dann sollte ich Sie vielleicht daran erinnern, dass ich Augenzeuge eines Ihrer Hobbys war. Nicht jede Frau begrüßt gern Männer in Unterwäsche an der Haustür.“

Oh nein! Grace sah Mitch erschrocken und sprachlos vor Entsetzen an. Er hat es die ganze Zeit gewusst!

Sekundenlang sah Mitch sie streng an, und der Griff um ihre Hand verstärkte sich. „Können Sie jetzt vielleicht aufhören, so moralisch zu tun und sich einfach wie ein erwachsener Mensch verhalten? Ich habe schon gesehen, was Sie zu bieten haben. Und ich habe auch schon versprochen, dass ich Sie nicht anrühre.“ Er ließ ihre Hand los und öffnete die Wagentür. „Wenn Sie als Erste duschen gehen möchten: Das Bad ist am Ende des Waggons.“

Mit steifen, mechanischen Bewegungen kletterte Grace aus dem Pick-up. Sie war sich nicht sicher, was sie mehr kränkte – Mitchs Enthüllungen über den peinlichen Vorfall in Henrys Wohnung, die Behauptung, dass sie sich benehme wie ein dummes kleines Mädchen, oder die Andeutung, dass er nicht im Entferntesten an ihr als Frau interessiert sei.

Komm mal wieder zu Verstand, Mädchen! schalt sie sich, als sie ihm in den Waggon folgte. In der einen Minute bist du verschreckt, weil dieser Mann dich anfassen könnte, und in der nächsten regst du dich auf, weil er verspricht, es nicht zu tun.

Doch sie musste einfach immer wieder an seinen Kuss denken, an die wunderbare Berührung und an die Art, wie er sie festgehalten hatte, als wäre sie etwas ganz Besonderes. Deshalb war es ganz wichtig, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, dass Mitch Wentworth sie im Moment als nichts anderes betrachtete als eine effiziente Angestellte. Und das war es ja auch, was sie wollte.

Sie würde seinen Kuss vergessen müssen. Mitch hatte ihn vielleicht schon vergessen, bevor er ihre Wohnung verlassen hatte. Er war mehr an ihrem Curry als an dem Kuss interessiert gewesen.

Dennoch war die lockere, kameradschaftliche Atmosphäre, die den Tag über geherrscht hatte, zum Abendessen einer angespannten gewichen. Der Schrecken der Nacht, die vor ihr lag, schwebte über Grace, und als sie Mitch gegenübersaß, war sie lächerlich nervös.

Der Speiseraum der Undara Lodge war ein großes Holzdeck, das von riesigen Segeltuchplanen vor den Elementen geschützt wurde, und rings um sie saßen entspannte, glückliche Touristen und lachten und redeten in verschiedenen Sprachen. Ihre Stimmung stand in krassem Gegensatz zu Grace’ Laune. Diese Leute waren in Urlaub, sie hatten Lust auf ein Abenteuer im Busch und wollten eine schöne Zeit verbringen.

Grace spielte mit ihrem in Wein, Akazienkernen und Bergpfeffer marinierten Huhn, und Mitch ließ sich Georgetown-Würstchen schmecken, während er die wichtigen Punkte hervorhob, auf die sie am nächsten Morgen bei ihrer Tour in die Lavatunnel achten mussten.

Aber Grace wusste, dass er sich über ihre Befangenheit lustig machte. An der Oberfläche wirkte er cool und geschäftsmäßig. Er holte ein kleines Notizbuch aus seiner Hemdtasche und notierte einige wichtige Fragen, die sie stellen mussten, wenn sie diesen Ort als Drehort nutzen wollten. Aber sicher amüsierte er sich im Stillen. Das Glitzern in seinen Augen verriet ihn.

„Ich vermute, dass Sie bei all dem, was Sie gelesen haben, auch etwas über die geologische Entstehung der Lavatunnel gelernt haben“, sagte er.

Grace tupfte ihre Lippen mit der Serviette ab und antwortete ihm mit möglichst viel Würde: „Das habe ich tatsächlich.“

„Können Sie mich informieren, in einfachen Sätzen, die auch jemand aus dem Filmgeschäft versteht?“

Sie trank einen Schluck Wein und gönnte Mitch einen Blick, der, wie sie hoffte, eisig genug war, um sein Lächeln gefrieren zu lassen. „Vor hundertneunzigtausend Jahren sind in dieser Gegend Vulkane ausgebrochen. Breite Lavaströme ergossen sich überallhin. Hauptsächlich folgten sie alten Flussläufen. Die äußere Lavaschicht kühlte sich schneller ab und härtete aus, aber die heißere Lava im Innern floss weiter und formte so ganze Tunnel. Die Tunnel hier sind die am besten erhaltenen und beeindruckendsten in der ganzen Welt.“

„Danke, Grace.“ Ein kleiner Muskel neben seinem Mundwinkel zuckte, als er ihnen Wein nachschenkte.

Grace sah in stummer Wut auf ihren Teller. Wie, um alles in der Welt, war es so weit gekommen? Sie hatte nicht einmal ein Büro mit diesem arroganten Mann teilen wollen, der sich so rücksichtslos seinen Weg in die Filmgesellschaft gebahnt hatte, und nun teilte sie sogar – sein Bett!

Als Mitch mit dem ersten Gang fertig war, fühlte Grace sich wie ein zitterndes Häufchen Elend. „Ich bin nicht sehr hungrig.“ Sie legte Messer und Gabel sorgfältig neben den halb leer gegessenen Teller. „Ich möchte kein Dessert oder Kaffee. Aber bleiben Sie ruhig, und essen Sie weiter.“

Mitch erhob sich höflich, als sie den Tisch verließ. „Sehen Sie zu, dass Sie gut zugedeckt sind und fest schlafen, wenn ich zurückkomme“, sagte er sanft, und seine Augen blitzten belustigt.

Grace stürmte den kurzen Pfad zu ihrem Waggon entlang, lief hinein und schlug die Tür zu. Dann lehnte sie sich zitternd dagegen. Mitch war wirklich abscheulich. Wie konnte der arme George Hervey seinen erzwungenen Ruhestand genießen, wenn er wusste, dass dieser Grobian seine kleine Firma ruinierte? Mitch hatte vielleicht Geld und Ideen, aber seine persönlichen Eigenschaften ließen einiges zu wünschen übrig!

Noch immer wütend, zog sie ihren Pyjama an. Zum Glück hatte sie einen anständigen Baumwollschlafanzug dabei, mit langen Ärmeln und langen Beinen. Leider war er pink mit kleinen weißen Herzchen, aber zumindest ließ er keinen Teil von ihr unbedeckt. Sie steckte das Oberteil in die Hose, zog den Tunnelzug fest und sicherte ihn mit einem Doppelknoten.

Dann entfernte sie ihr Make-up und putzte sich die Zähne. Schon drauf und dran, das Bad zu verlassen, hielt Grace inne. Sie inspizierte prüfend ihre Zähne. Dann putzte sie sie noch einmal. Und sie tupfte sich Parfüm hinters Ohr. Nun sah sie ihr Spiegelbild an, starr vor Schreck. Warum, um alles in der Welt, wollte sie gut riechen?

Schließlich schlug sie vorsichtig die Bettdecke zurück und legte sich zwischen die Laken. Sie drehte sich auf die Seite und knipste das Licht aus. Da lag sie nun im Dunkeln, als hätte sie einen Spazierstock verschluckt, die Bettdecke bis unters Kinn hochgezogen, und wartete auf Mitchs Schritte.

Wie sehr sie sich auch bemühte, Grace konnte ihre Gedanken nicht von der bevorstehenden Nacht abwenden. Wie es wohl sein würde, Seite an Seite mit Mitch in einem Bett zu liegen? Würde er in seiner Hälfte des Bettes bleiben? Würde er sich auf den Rücken rollen und einen Arm zur Seite legen, sodass er sie berührte? Und was würde sie dann tun? Würden sie vielleicht am Morgen aufwachen und feststellen, dass sie einander in den Armen lagen?

Als sie so im dunklen Zimmer dalag und dem Surren des Ventilators an der Zimmerdecke lauschte, erfand ihre Fantasie ein Dutzend möglicher und unmöglicher Szenarios. Wie konnte der gleiche Verstand, der ihr so gute Dienste leistete, wenn es darum ging, Informationen und Fakten zu sammeln, so völlig anders reagieren, wenn sie an Mitch Wentworth dachte?

Alles an ihm, sein gutes Aussehen, seine kraftvoller Körper, sein ärgerliches Selbstvertrauen, versetzte sie in Alarmbereitschaft. Mitch war so sehr wie Roger. Solche Männer verzehrten junge Frauen zum Frühstück, bevor sie aufbrachen, um Firmenimperien aufzubauen.

Gab es keine anständigen Männer auf der Welt? Roger hatte ihr das Herz gebrochen. Henry hatte sie wütend gemacht. Und Mitch?

Mitch zählt nicht in dieser Gleichung. Er ist dein Chef, nicht dein Freund.

Die Anspannung, die Grace schon beim Zubettgehen verspürt hatte, nahm zu. Sie hörte keine Schritte, die zum Waggon zurückkamen. Nur Gelächter und fröhliche Stimmen von den Gästen im Speisesaal drangen durch die stille Nachtluft. Und je später es wurde, desto fröhlicher wurden diese Stimmen. Den plötzlichen Lachsalven konnte Grace entnehmen, dass Witze erzählt wurden, und immer wieder klangen Gläser, wenn Leute miteinander anstießen.

Mitch hatte sie zweifelsohne vergessen und nahm an dem fröhlichen Treiben teil. Und je verzweifelter Grace einzuschlafen versuchte, desto wacher wurde sie.

Nach schier endlosen Stunden verstummten die Stimmen, und die Leute gingen zu ihren Waggons. Auch ihre Waggontür wurde geöffnet. Grace lag ganz steif und angespannt im Bett. Mitch stolperte im Dunklen umher. Grace hörte einen dumpfen Laut, dann einen zweiten, als seine Stiefel auf den Boden fielen. Das Geräusch eines Reißverschlusses, als Mitch sich die Jeans auszog. Nun würde sie jeden Moment spüren, wie die Matratze nachgab, wenn er sich neben ihr ausstreckte …

5. KAPITEL

Grace hielt den Atem an. Sie hörte Mitch noch einige Male irgendwo anstoßen, dann herrschte Ruhe.

Und noch immer Ruhe.

Grace lag in Alarmbereitschaft versetzt im Bett und versuchte zu verstehen, was es zu bedeuten hatte, dass kein Laut mehr zu hören war. Wo, um alles in der Welt, war Mitch hingegangen? Ein unerträglicher Gedanke kam ihr: Hatte er sich rausgeschlichen, um eine andere Frau zu besuchen? Nicht genau zu wissen, wo er war, war mehr, als sie ertragen konnte. Sie schaltete die Nachttischlampe ein.

„Was ist los?“ Auf dem Fußboden am anderen Ende des Zimmers setzte Mitch sich blinzelnd auf.

Grace konnte ihn nur von der Taille an aufwärts sehen, und soweit sie es sagen konnte, hatte er nichts an. Er sah zerzaust und müde aus, und im sanften Schein der Lampe sah sie die Strähne, die vor seinen Augen hing, die Schatten auf seinen Wangen und seine breiten Schultern. Die sichtbare Hälfte seines Körpers war so wohlgeformt und wunderbar muskulös wie eine Statue von Michelangelo.

„Ich … Ich wusste nicht, wo Sie sind“, sagte sie stockend. „Was machen Sie da auf dem Fußboden?“

„Ich versuche zu schlafen.“

„Aber … Aber warum denn da unten?“

Mitch rieb sich schläfrig die Augen, dann blinzelte er erneut, als er Grace ansah. Ihr Herzschlag verfiel unter seinem Blick in einen wilden Rhythmus. So hatte er sie letzte Nacht angesehen – bevor er sie geküsst hatte.

Mitch lächelte im Halbdunkel schalkhaft. „Ich habe mit der Hotelleitung gesprochen und unser … unser kleines Problem erklärt. Sie waren ganz reizend. Sie haben mir einen Schlafsack geliehen. Ich schlafe also hier unten.“

Er legte sich zurück, Grace machte das Licht aus, und Ärger durchflutete sie. Es war so lächerlich! Mitch benahm sich in dieser scheußlichen Situation wie ein Gentleman, und sie sollte ihm dankbar sein!

Warum bin ich nicht dankbar?

Sie wälzte sich ruhelos im Bett hin und her und versuchte, eine bequeme Schlafposition zu finden, als seine Stimme tief und warm durch die Dunkelheit zu ihr drang.

„Pink steht Ihnen ganz gut, aber nicht so gut wie schwarze Spitze.“

Danach verbrachte Grace eine lange, einsame Nacht, in der sie sich im Bett herumwälzte und Mitchs regelmäßigem, entspanntem Atem lauschte.

Die Lavatunnel von Undara warfen Mitch um. „Wenn das hier nicht zu gut ist, um wahr zu sein!“, flüsterte er Grace zu, als sie der Touristenschar den hölzernen Weg entlang in dem ersten, riesigen Lavatunnel folgten. Hoch über ihnen wölbten sich prächtige Muster wie an der reich dekorierten Decke einer Kathedrale. Die komplizierten roten, pink-, ocker- und cremefarbenen Zeichnungen, die, wie ihr Führer erklärte, sich gebildet hatten, als Eisen und Kalzium durch den Basalt sickerten, würden durch die Kamera einfach herrlich aussehen. „Das könnte für unsere Zwecke gar nicht besser sein! Die Szenen mit den Überlebenden im Untergrund sind so entscheidend für den Film. Das hier ist großartig!“ Er klopfte Grace auf die Schulter. „Und Sie sind großartig!“

Grace blinzelte, überwältigt von so viel Lob. „Mir wurde klar, dass es eine kleine Sensation sein muss, als ich las, dass hier zwei Züge auf Schienen hereinpassen und darüber dann noch Platz für eine weitere Ebene ist.“

„Wir könnten niemals mit Computergrafiken oder auf dem Set im Studio etwas schaffen, das so Ehrfurcht gebietend wirkt.“ Mitch bemerkte, dass seine Hand noch immer auf Grace’ Schulter lag. Grace trug ein rückenfreies Oberteil, und ihre Schulter war nackt. Unter seiner Hand fühlte sich ihre Haut seidig und zart an, und es überraschte Mitch, dass er das Bedürfnis verspürte, ihre Schulter zu berühren.

Keine gute Idee, Wentworth, dachte er. Besser, er änderte seine Denkrichtung, ehe er etwas tat, das er hinterher bedauerte.

Als sie jedoch in einen engeren Abschnitt des Tunnels kamen und die Umgebung ihn weniger gefangen nahm, wurde Mitch sich des Duftes von Grace’ Parfüm, das den engen Raum erfüllte, deutlicher bewusst. Er war frisch und blumig, aber nicht süß. Und immer wieder erhaschte er Spuren vom Duft ihres Haares. Er erinnerte ihn an einen kühlen Herbstmorgen, mildes Sonnenlicht und Limonen.

„Was tun Sie da?“ Grace’ scharfe Worte unterbrachen seine Gedanken. Was tat er denn? Wie war sein Arm um ihre Schultern gelangt? Mitch zog ihn abrupt zurück.

Er sah, wie Grace ein wenig schneller ging, um mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Diese verwirrende Frau ging ihm unter die Haut. Er mochte so vieles an ihr, und dennoch war sie in seiner Gegenwart immer angespannt, wie auf glühenden Kohlen, als vermutete sie, er würde jeden Moment über sie herfallen.

Man hätte glauben können, sie hätte ihr Leben in einem Elfenbeinturm verbracht.

Aber das konnte nicht der Fall sein. Er hatte sie in ihren schwarzen Dessous gesehen, in denen sie verführerischer aussah als jede Sirene im Film. Und gestern Abend, als er sie geküsst hatte – da hatte sie atemberaubend ungehemmt Gefallen daran gefunden. Er war völlig verblüfft gewesen vom Begehren und von dem Verlangen, das er bei ihr gespürt hatte. Als wäre sie in seinen Armen zum Leben erweckt worden.

Es war ein merkwürdiger Gedanke, aber im Moment kam er sich vor, als wäre er der Prinz, der Dornröschen nach hundertjährigem Schlaf wach geküsst hatte.

Es grenzte an ein Wunder, dass er hatte aus der Wohnung gehen können, ohne sie auf das Sofa zu werfen und sie auf der Stelle zu nehmen. Vielleicht hatte Grace wirklich recht, sich vor ihm in Acht zu nehmen.

Es war später Nachmittag, als Mitch und Grace ihre Gespräche mit den Managern in Undara beendeten. Anschließend wollte Mitch unbedingt weiter nach Nordwesten fahren. „Ich weiß nicht genau, was ich will, aber ich bin auf der Suche nach etwas Kahlem, Ödem. Ich weiß es, wenn ich es sehe“, sagte er zu Grace.

Grace war dankbar dafür, dass sie sich zurücklehnen und die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen konnte, während Mitch durch den späten Nachmittag fuhr. Sie redeten nicht viel. Glücklicherweise schien Mitch in Gedanken versunken und sah auf das Asphaltband vor ihm, das sich durch die weite Steppe zog. Grace faltete ihre Lederjacke und legte sie sich als Kopfkissen gegen die Scheibe. Dann zog sie die Beine an, so gut sie konnte, und legte den Kopf an das Kissen. Nach kurzer Zeit schlief sie ein …

Grace wurde wach, weil sie mit der Stirn hart gegen das Fenster schlug. Es war dunkel. Sie kam langsam wieder zu sich und entdeckte überrascht, dass ihr Jeep schaukelnd, rüttelnd und schüttelnd seinen Weg durch hartes, felsiges Gelände nahm. Sie fühlte sich steif und ein wenig benommen nach dem Schlaf, und sie hatte sich den Nacken verlegen. Mühsam setzte sie sich auf.

„Wo sind wir? Und wo ist die Straße?“ Sie versuchte, die wilde Landschaft zu erkennen, die von den tanzenden Scheinwerferlichtern beleuchtet wurde.

„Guten Abend!“ Mitch lächelte. „Sind Sie wieder wach?“

Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte kurz vor acht. „Meine Güte, ich habe fast drei Stunden geschlafen“, rief Grace aus und schlüpfte wieder in ihre Lederjacke. Die Temperatur war rapide gesunken. „Wo sind wir? Und was ist mit der Straße passiert?“

„Die Straße ist da, wo sie schon immer war. Wir folgen ihr nur nicht.“

Das verlangte nach einer Erklärung. Argwöhnisch sah Grace Mitch an. „Aber warum, um alles in der Welt? Sind wir schon durch Georgetown gekommen?“

Mitch drehte heftig am Lenkrad, um dem Felsen auszuweichen, der plötzlich vor ihnen auf der Piste auftauchte. Grace wurde trotz ihres Sicherheitsgurts heftig gegen die Tür geschleudert.

„Tut mir leid“, sagte Mitch, nachdem sie sicher auf der anderen Seite waren. „Um Ihre Frage zu beantworten: Wir sind vor gut einer Stunde durch Georgetown gekommen. Aber dann habe ich ein Schild gesehen, das auf eine alte Mine hinwies, und ich dachte, die könnte einen Blick wert sein.“

„Also haben Sie die Straße verlassen und sind mitten in der Nacht einfach in den Busch abgebogen?“

„Da war es noch hell, und die Piste war deutlich zu sehen. Und die Art von Drehort, die ich suche, ist nun mal nicht direkt neben dem Highway.“

„War es den Umweg wert?“

Mitch zuckte die Schultern. „Eigentlich nicht.“

Im Dunkeln über eine unbekannte Piste in einem der entlegensten Teile Australiens zu fahren schien ein wenig leichtsinnig. Grace konnte sich eine weitere Frage nicht verkneifen. „Wissen Sie, wo wir jetzt sind? Es ist so dunkel draußen, dass Sie von Glück sagen können, wenn Sie ein Känguru sehen, das direkt auf uns zuhüpft, ganz zu schweigen von dem Weg, der zur Straße zurückführt. Ich bin nicht wild darauf, die Nacht hier draußen zu verbringen.“

„Natürlich weiß ich, wo wir sind. Ich bin umgekehrt. Wir werden jeden Moment wieder auf der Asphaltstraße sein, und Sie werden rechtzeitig zu einem späten Abendessen in Croydon ankommen.“

Grace schauderte in ihrer Jacke. Ihr war nicht besonders kalt, aber die öde, leere Landschaft und die rabenschwarze Dunkelheit im Strahl der Scheinwerfer sahen bedrohlich aus. „Aber woher wissen Sie, dass wir in die richtige Richtung fahren?“

Mitch seufzte genervt. „Wollen Sie jetzt jeden meiner Schritte hinterfragen? Ich bin einer guten Piste gefolgt, aber sie ist versandet. Okay? Doch es gibt genug Zeichen, denen ich folgen kann. Das ist schon in Ordnung so, Grace. Geben sie mir eine halbe Stunde, und wenn wir dann nicht wieder auf der Straße sind, können wir noch mal darüber reden.“

Grace presste die Lippen aufeinander. Plötzlich tauchte im Scheinwerferlicht etwas auf. Dunkle Schatten überquerten den Pfad. „Vorsicht!“, rief Grace, und Mitch trat auf die Bremse.

„Eine Herde Wildschweine.“

Einige von den zottigen Tieren waren riesig und hatten grauenerregende Stoßzähne. Aber die Lichter des Pick-ups erschreckten sie, und sie machten sich davon. Erschrocken sah Grace Mitch an. Er lächelte kurz. „Halten Sie es aus, Miss Robbins? Aufregend, nicht wahr?“

„Ich denke, ich könnte auf eine solche Aufregung gut verzichten“, antwortete sie.

Er streckte die Hand aus und zupfte sie leicht am Haar. „Wir sind nicht in Gefahr, Grace“, sagte er, und seine Stimme war plötzlich freundlich. „Wir haben ein stabiles Fahrzeug, jede Menge Benzin und Wasser und warme Kleidung. Wenn es wirklich zum Schlimmsten kommt und wir die Straße nicht wieder finden, können wir die Nacht hier draußen verbringen. Sie dürfen hier drin schlafen, und ich mache es mir hinten auf der Ladefläche bequem. Nur Mut! Legen Sie eine neue CD ein, damit wir etwas Musik haben.“

Der Pick-up fuhr wieder an, als Mitch Gas gab, und Grace, die keinen besseren Vorschlag hatte, legte eine neue CD ein. Im Stockfinstern hatte sie nicht sehen können, welche es war, aber kurz darauf begannen Simon und Garfunkel mit ihren sanften Stimmen die vertrauten Melodien aus den sechziger Jahren zu singen.

Und kurz darauf fühlte Grace sich besser. Mitch hatte recht, das musste sie widerwillig zugeben. Dies war ein Abenteuer. Und wenn es wirklich nötig war, konnten sie eine Nacht draußen verbringen. Nach der letzten Nacht wusste sie, dass sie ihn sich nicht vom Leib halten musste.

Während sich das Auto seinen Weg durch den dunklen Busch bahnte, hellte sich Grace’ Gemüt allmählich auf, und als Simon und Garfunkel schließlich eines ihrer Lieblingslieder sangen, war sie entspannt genug, um mitzusummen. Selbst wenn Mitch das alles ein wenig zu locker sah, war er ein guter Autofahrer. Seine starken Hände hielten das Lenkrad, und er schaltete mit der Sicherheit eines professionellen Rennfahrers.

Auch jetzt, als er herunterschaltete, während sie um einen völlig unerwartet vor ihnen aufragenden Gerölldamm fuhren, hatte er alles unter Kontrolle.

Fast!

Sie sahen es beide im selben Augenblick.

Vor ihnen im Scheinwerferlicht durchzog eine abgrundtief ausgewaschene Rinne die Fahrbahn.

Mitch fluchte.

Er konnte nicht mehr anhalten. Die Rinne war zu nah, und plötzliches Bremsen hätte das Fahrzeug geradewegs in den tiefen Graben schlittern lassen. Er gab Vollgas. Die einzige Hoffnung war, den Pick-up über den Graben zu bringen. Die Zähne zusammengebissen, trat Mitch aufs Gaspedal und zwang den Wagen vorwärts. Sein Herzschlag setzte kurz aus, als die Vorderräder den festen Boden verließen.

Er dachte schon, er hätte es geschafft. Aber plötzlich sank der hintere Teil des Autos ab und krachte in die Rinne. Mit einem harten Schlag kam der Pick-up abrupt zum Stehen, Metall knirschte. Mitch wurde nach vorn geschleudert, dann blies sich der Airbag vor ihm auf.

Mitch fluchte und wandte sich Grace zu, die genau wie er vom Airbag eingeklemmt wurde. „Sind Sie in Ordnung?“

„Ich glaube schon.“

Er hörte das Quietschen ihrer Tür, als sie sie öffnete und hinaussprang. „Ich sehe mal nach, was passiert ist.“

Mitch schnitt ein Gesicht. Er wusste, was passiert war. Er hatte richtig klasse aufgesetzt! Wie sollte er das Fahrzeug jemals aus einem so tiefen Graben herausbekommen? Der Motor war abgewürgt, also griff Mitch nach dem Zündschlüssel und drehte ihn.

„Halt!“ Grace’ Schrei kam von irgendwo da draußen im Dunkeln. „Warten Sie, Mitch! Ich glaube, eines der Hinterräder ist von der Achse gerissen, und ich rieche Benzin!“

Ärgerlich brüllte er zurück: „Gehen Sie zur Seite. Ich muss es wenigstens einmal versuchen!“

„Nein, Mitch, nicht!“

Mitch achtete nicht auf ihr Rufen und drehte den Zündschlüssel noch einmal. Er hörte, wie der Motor ansprang. Dann geschah alles sehr schnell.

Funken stieben vor ihm auf, dann roch es nach Rauch, und eine gedämpfte Explosion war zu hören.

Von weit entfernt hörte er Grace schreien: „Mitch! Raus da!“

Er brauchte keine zweite Aufforderung. Mit fliegenden Fingern öffnete er seinen Sicherheitsgurt, stieß die Tür auf und warf sich hinaus. Mit einem grässlichen Knall ging der Pick-up in Flammen auf. Mitch rollte über den steinigen Boden. Erschrocken lag er noch einige Augenblicke auf der Erde, bis er begriff, was soeben passiert war. „Grace!“ Wo war sie? Ohne auf die Schnittwunden und Schürfwunden zu achten, die er davongetragen hatte, sprang Mitch auf. Er sah nur Flammen – in Orange, Blutrot, Dunkelrot, die sich in einer schwarzen Rauchwolke auflösten.

„Grace!“

Dann kam die leise Antwort: „Ich bin okay. Ich bin hier hinten.“

Mitch wankte in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Er stürzte fast über sie, denn sie kauerte neben einem Felsen. Mitch war schwindlig. Er fühlte sich erbärmlich und kam sich vor wie ein Idiot. Schnell kniete er sich neben sie. „Sind Sie okay?“

„Ja“, antwortete sie leise. „Und Sie?“

„Ich auch, ich bin nur wütend auf mich.“

„Wütend“ war noch zu milde ausgedrückt. Er hatte sie unbesonnen in schlimmste Gefahr gebracht. Und als Grace gesagt hatte, dass es nach Benzin roch, hätte er wissen müssen, was es bedeutete: dass der Tank leck war. Nun waren sie ohne Lebensmittel, ohne Wasser, ohne warme Kleidung und ohne irgendeine Möglichkeit zu kommunizieren. Irgendwo im Niemandsland!

Obwohl er sich Grace gegenüber selbstsicher gezeigt hatte, hatte er keine Ahnung, wo sie waren. Er ließ den Kopf in die Hände sinken und stöhnte laut.

Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Ich habe meinen Rucksack hinten vom Pick-up retten können.“

„Klasse, Grace.“ Mitch seufzte. „Sie sind die Einzige hier mit Verstand.“ Er stöhnte wieder und schlug mit der geballten Faust in die Handfläche, als sein Blick auf die orangefarbenen Flammen fiel, die den Pick-up umzüngelten. „Verdammt!“

Und wieder fühlte er Grace’ kühle Hand. „Es ist nun mal passiert, Mitch. Wir können nichts mehr daran ändern. Wir müssen nun einen klaren Kopf behalten und nachdenken.“

Mitch schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. „Es tut mir leid“, sagte er.

Grace antwortete nicht. Es gab eine neue Explosion, und wieder loderten die Flammen am Pick-up hoch auf. „Lassen Sie uns weiter weg gehen“, sagte Mitch und half Grace hoch.

Sie fanden einige flache Felsen, auf denen sie sitzen konnten, und Grace legte ihren Rucksack neben sich, öffnete ihn und begann, darin herumzusuchen. „Ich sehe mal unsere Habe durch … Das ist gar nicht so schlecht. Wir haben einen Liter Wasser, das ist nicht ganz unwichtig. Zwei Müsliriegel, zwei Äpfel, und … eine Landkarte und Streichhölzer! Gott sei Dank!“

„Ich habe nicht mal daran gedacht, das Handy zu nehmen“, gestand Mitch. Er legte Grace den Arm um die Schultern. „Ich habe Ihnen ja heute Morgen schon gesagt, dass Sie großartig sind.“

„Viel mehr haben wir nicht“, antwortete Grace und überhörte scheinbar sein Lob. Sie wühlte noch tiefer in ihrem Rucksack, und zu seiner Überraschung hörte er sie plötzlich kichern. „Das ist allerdings wirklich sehr nützlich. Ich habe noch einen sauberen Slip.“

„Tatsächlich?“ Trotz aller Ereignisse und trotz seiner Schuldgefühle spürte Mitch eine völlig unangemessene körperliche Reaktion. Er bemühte sich, seine Stimme beiläufig klingen zu lassen. „Welche Farbe hat er?“

Und aus irgendeinem Grunde lachte Grace. Die Spannung wich von ihm, und Mitch lachte mit. Diese Frau war im Büro vielleicht zickig und reizbar, aber wenn es wirklich hart auf hart kam, hatte sie Mumm.

Nachdem ihr Gelächter verklungen war, saßen sie zusammen im Dunkeln, und die flackernden Flammen des ausbrennenden Pick-ups erhellten die Umgebung. Der scharfe Geruch von brennendem Gummi lag in der Luft.

Mitchs Seufzen klang, als würde die Luft aus einem Reifen entweichen. „Wir müssen das Beste aus der Situation machen. Ich will sehen, ob ich ein wenig Holz finden kann. Vermutlich wird es heute Nacht recht kühl. Aber wir können genauso gut bis morgen früh hier bleiben und dann die Umgebung genauer erkunden.“

Er fachte in einiger Entfernung von dem brennenden Pick-up ein Feuer an, im Schutz eines kleinen Felsens. Als er fertig war, ging Grace hinüber und setzte sich zu ihm. Sie teilten einen ihrer Müsliriegel und tranken ein wenig Wasser. Dann sahen sie in die Flammen. Der Busch war totenstill, nur das Knistern und Krachen des Feuerholzes waren zu hören und in einiger Entfernung gelegentlich das Heulen von Wildhunden.

„Es weiß niemand, wo wir sind?“, fragte Grace.

„Ich befürchte, nein.“

Mitch seufzte, und sie sahen einige Minuten schweigend ins Feuer, bevor er wieder sprach. „Danke, dass Sie so locker damit umgehen. Sie haben allen Grund, mir eine Standpauke zu halten.“

Grace sah in die Flammen, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Es war schon verrückt, wie sie im Angesicht dieser Gefahr so ruhig bleiben konnte, wo doch der bloße Gedanke daran, dass Mitch sie als Frau wahrnahm, sie schon zu einem zitternden Häufchen Elend hatte werden lassen.

„Wir werden sicher nicht gleich schlafen“, fügte Mitch hinzu, und Grace hörte in seiner tiefen Stimme einen wunderbar beruhigenden Ton. „Ich denke, wir könnten die Zeit nutzen, um uns ein wenig besser kennenzulernen.“

„Wie meinen Sie das?“

Sie sah Mitch in dem rötlichen Feuerschein lächeln.

„Ganz ruhig, Grace. Ich bitte Sie nur, mir ein wenig mehr von sich zu erzählen. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Familie.“

Grace tat einen tiefen Atemzug, zog die Knie an und stützte ihr Kinn darauf. Sie sah vom glimmenden Feuer zum Sternenhimmel über ihr. Sie war sich nicht sicher, wie weit sie ihrem Chef, den sie so verwirrend fand, ihr Inneres offenbaren sollte. „Nun, wenn Sie es unbedingt wissen wollen“, sagte sie schließlich. „Ich bin auf einem fernen Planeten geboren und kam im zarten Alter von fünfhundert Jahren in einem Raumschiff auf die Erde. Zwei Erdlinge haben mich adoptiert.“ Ihr Blick glitt zu Mitch, um seine Reaktion zu erhaschen.

„Das erklärt einiges“, sagte er. Sein Gesicht verriet keine Regung.

„Das freut mich.“

„Nun verstehe ich, warum Sie mich vor Rätsel stellen. Jetzt ist es klar: Sie sind Superfrau, und dennoch haben Sie Angst vor Erdenmännern.“ Er legte sich zurück, verschränkte die Hände im Nacken und lächelte jungenhaft. „Und Sie möchten auch nicht über Ihr Privatleben reden.“

„Oh du meine Güte!“ Grace schüttelte verzweifelt den Kopf. „Müssen Sie mich die ganze Zeit analysieren? Okay, hier nun die faszinierenden Details: Ich bin Einzelkind. Meine Eltern waren schon ziemlich alt, als ich zur Welt kam. Ich hatte eine sehr … ruhige Kindheit.“ Sie hätte auch sagen können langweilig, aber nun, mitten im Busch, zusammen mit diesem Mann, schien ihr die Sicherheit ihres Elternhauses, egal, wie fad sie es früher gefunden hatte, recht behaglich.

„Waren Sie eine gute Schülerin?“

„Oh ja. Ich war sehr fleißig. Die beste Möglichkeit, meinen Eltern zu gefallen, war, Preise bei den Rhetorik-Wettbewerben zu gewinnen.“

„Und was haben Ihre Eltern dazu gesagt, als Sie einen Job in der Filmbranche angenommen haben?“

„Sie waren zuerst völlig zerstört, vor allem Dad. Er hatte sich solche Hoffnungen gemacht, dass ich Ärztin werden würde, oder Rechtsanwältin. Aber als ich Kind war, sind wir nie ins Kino gegangen, und deswegen – ich weiß es nicht genau –, aber als ich die ersten Male als Teenager ins Kino ging, war ich fasziniert, völlig hingerissen. Ich wusste, dass ich irgendetwas mit Film machen wollte. Mum und Dad sind vielleicht über ihre Enttäuschung hinweggekommen, als sie meinen Namen im Mitarbeiterverzeichnis im Nachspann meines ersten Films gelesen haben.“

„Und die Männer in Ihrem Leben?“

Sie setzte sich kerzengerade hin. „Was ist mit ihnen?“

Mitch zuckte die Schultern. „Ich bin neugierig. Ich weiß, dass Sie gern so tun, als wären Sie an Männern nicht interessiert, aber …“

Sie atmete scharf ein. Vielleicht wäre es am besten, wenn sie ihn gleich zu Anfang auf seinen Platz verweisen würde. „Ich bin sehr wählerisch, was Männer betrifft.“

„Das überrascht mich nicht.“

„Und umgekehrt ist es genauso: Ich bin nicht sehr attraktiv. Ich bin zu ernst und zu ruhig. Männer finden diese Eigenschaften nicht gerade anziehend.“

Mitch sah sie unverwandt an. „Nicht einmal Henry Aspinall?“

„Vor allem der nicht“, antwortete Grace mit finsterer Miene. „Nun haben wir genug über mich geredet. Wie steht’s mit Ihnen?“

Mitch zog mit einem Zweig Linien in den Staub. Einen langen Moment war er in Gedanken versunken, dann hob er den Kopf. „Meine Familie? Mein Vater starb, als ich zehn war, und es war sehr hart für meine Mutter, meine drei Brüder und mich großzuziehen. Meine Mum war anscheinend nicht so wie Ihre Eltern. Sie war überhaupt nicht an Preisen und Auszeichnungen interessiert, aber sie kam zu meinen Fußballspielen und sah mir zu …“

„Haben Sie nicht mal Rugby für Queensland gespielt?“

Er sah sie überrascht an. „Woher wissen Sie das denn?“

„Oh, ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich habe viel gelesen und ein gutes Gedächtnis.“

Mitch lächelte. „Egal. Was meiner Mutter wirklich gefiel, war, wenn wir Jungen Jobs fanden, um uns alle über die Runden zu bringen. Jahrelang habe ich Zeitungen ausgetragen und Rasen gemäht. Später habe ich Geld damit verdient, die Computer meiner Schulkameraden zu reparieren.“ Er runzelte die Stirn. „Warum sehen Sie mich so an?“

„Tut mir leid“, sagte Grace und zog den Kopf ein. Ihre Überraschung musste man ihr deutlich angemerkt haben. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich vorgestellt, Mitch hätte eine angenehme, sonnige Kindheit hinter sich und Eltern, die ihn verwöhnten und ihm einen guten Start in eine vielversprechende Zukunft ermöglichten. „Ich finde mich gerade damit ab, dass der berühmte Mitch Wentworth keine so rosige Kindheit hatte.“

Er lächelte und zuckte die Schultern.

„Nun sollte ich Sie wohl nach den Frauen in Ihrem Leben fragen.“

„Aber das müssen Sie nicht, oder?“ Er lächelte noch immer.

„Nein?“

„Bestimmt haben Sie Nachforschungen angestellt und wissen schon alles über mich. Sie scheinen zum Beispiel meine sämtlichen Frauengeschichten zu kennen. Meine Gewohnheit, mit Frauen, die ich kaum kenne, ins Bett zu gehen …“

„Ich habe gelesen, was in den Zeitschriften stand. Und wie sagt man? Kein Rauch ohne Feuer …“ Grace’ Wangen glühten so rot wie die Flammen, in die sie unverwandt blickte. Das Privatleben ihres Chefs war nun wirklich nicht ihre Sache.

Zu ihrer Erleichterung wollte Mitch das Thema genauso gern wechseln wie sie. Er legte den Kopf zurück und blickte zum Himmel hinauf. „Sehen Sie mal. Überall Sterne. Ich habe noch niemals so viele gesehen.“

Grace folgte seinem Blick. In einer weiten Kuppel wölbte sich der Himmel über ihnen, mit Millionen von kleinen, sanft blinkenden, silbrigen Sternen.

Er streckte den Arm aus und knuffte sie freundschaftlich. „Wenn man bedenkt, dass einige Hotels sich ihrer fünf Sterne rühmen – wir schlagen sie heute Nacht alle.“

Sie musste sein Lächeln erwidern.

Dann wurde seine Miene wieder ernst. „Jetzt sollten wir die Sterne vielleicht zu Hilfe nehmen, um die Richtung zu bestimmen.“

„Meinen Sie? Ich dachte immer, die Sonne wäre da besser. Gibt es da nicht irgendeinen Trick mit der Uhr und der Sonne?“

Spontan lehnte Grace sich hinüber und griff nach Mitchs linkem Handgelenk. Unerwartete Wärme stieg in ihr auf, als sie ihn berührte, aber sie versuchte, sie zu ignorieren. Sie sah die Uhr an, dann lachte sie. „Ich bezweifle, dass eine Digitaluhr uns wirklich nützt. Sie hat keine Zeiger, die wir nach den Himmelsrichtungen ausrichten können.“

„Leider nicht“, stimmte Mitch zu. „Was wissen Sie darüber, wie man die Richtung bestimmt?“

Grace sah sich den sternenübersäten Himmel an und dachte nach. „Ich bin mir sicher, dass irgendwo stand, man könne das Kreuz des Südens benutzen. Es hatte irgendwas mit den beiden Randsternen des Kreuzes zu tun.“

„Welche Richtung zeigt das an?“

„Den Süden, natürlich.“

„Hing es nicht irgendwie damit zusammen, dass die Linie durch den langen Schenkel die Linie, die durch die Randsterne geht, halbiert?“, schlug Mitch vor.

„Ja!“, rief Grace. „Jetzt erinnere ich mich. Das ist es. So bestimmt man, wo Süden ist.“

„Wenn wir also diesem Punkt nach unten folgen, dann können wir den riesigen Eukalyptus dort drüben als Orientierung nehmen. Dort müsste Süden sein.“ Mitch schüttelte Grace’ Hand. „Gut gemacht, Team.“ Er hielt ihre Hand einen Moment und sah sie an, als wollte er noch etwas sagen.

Grace’ Herz setzte einen Schlag lang aus. Ein Mann, der in der Wildnis verloren war, sollte nicht so atemberaubend aussehen. Unrasiert und ungekämmt sah er noch gefährlicher aus als sonst.

Zu ihrer großen Erleichterung machte Mitch es sich wieder bequem und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Ich denke gerade an ein Spiel, das wir als Kinder oft gespielt haben … Wenn Sie ein Möbelstück wären, was wären Sie?“

„Ein Möbelstück?“ Grace fragte sich, ob er sich während des Aufpralls den Kopf gestoßen hatte und nun an einer verspäteten Verwirrung litt.

„Ja. Ich weiß, es klingt komisch, aber es ist eine interessante Übung. Sie werden den Dreh schon rauskriegen. Also, was wären Sie? Ein Schaukelstuhl, ein Gartenstuhl?“

„Oh, was, um alles in der Welt …“ Grace lachte. „Ich bin bestimmt ein Rollsekretär aus Mahagoni.“

Mitch sah sie an und lächelte. „Also sind sie … elegant und wahnsinnig praktisch. Und was für eine Frucht sind Sie?“

„Frucht? Mitch, keine Ahnung. Sie müssen ein sehr fantasievolles Kind gewesen sein.“

„Ich glaube schon, ja.“

„Vielleicht bin ich ein … eine Mango. Nein, das nicht.“ Sie lachte. „Ich bin ein Schnitz gut gereifter, gekühlter Papaya.“ Grace drehte sich auf die Seite und betrachtete Mitch, dessen markantes Profil sich gegen den Himmel abhob. Die einsame, drohende Wildnis, die sie umgab, schien ihr weniger bedrohlich, und sie konnte ihren spontanen Kommentar nicht zurückhalten. „Und Sie sind eine schwarze Sapote.“

„Was bin ich?“, fragte er und drehte sich zu ihr, die Augen vor Neugier ganz groß.

„Eine schwarze Sapote. Das ist eine Tropenfrucht, die sündhaft köstlich schmeckt, wie eine gute Mousse au chocolat.“

„Tatsächlich? Das klingt gut.“

Und plötzlich war Grace verlegen, als wären ihre Gefühle mit ihr durchgegangen. „Aber was Möbel angeht“, sprach sie schnell weiter, in der Hoffnung, ungerechtfertigte Begeisterung zu stoppen, „müssten Sie ein …“

„… Direktorensessel sein?“, ergänzte Mitch fragend.

„Nein. Das ist zu deutlich. Nein, Sie sind ein Telefon.“

„Wie kommen Sie denn darauf?“

„Nun, Sie sind der Boss. Sie können in der Diele stehen und rufen, und jeder kommt angerannt.“

Mitch lachte. „Ich sehe schon, Sie finden Gefallen an dem Spiel. Nun, warten Sie mal, wenn Sie ein Musikinstrument wären, dann wären Sie … ein Saxofon. Sie würden weichen Blues oder Jazz spielen, sexy, stimmungsvoll und unberechenbar.“

Sexy? Grace war froh, dass es dunkel war und Mitch die Röte nicht sehen konnte, die ihr in die Wangen schoss.

Sie befanden sich auf gefährlichem Terrain, und eine unangenehme Woge von unstillbarer Sehnsucht durchflutete sie. Das ging so nicht. „Es ist ganz klar, welches Musikinstrument Sie sind“, erwiderte sie schärfer als beabsichtigt.

„Ja?“

„Sie wären eine Trompete in einer Blechbläser-Band.“

Mitch seufzte hörbar. „Warum klingt das wie ein Schlag gegen mein Ego? Denken Sie etwa, ich würde immer mein eigenes Lob singen wollen?“

„Wem der Schuh passt …“

Er runzelte die Stirn und setzte sich auf. „Nun geht’s aber hart auf hart. Ich befürchte, jetzt zeigen sich Ihre wahren Gefühle, Miss Robbins.“

Grace bedauerte plötzlich, dass sie gar so scharfzüngig gewesen war. Mitch war ein angenehmer Mitreisender. Ein umwerfend charmanter Mitreisender. „Ehrlich gesagt, ich dachte mehr an den hellen, triumphierenden Klang einer Trompete“, meinte sie in dem Versuch, es wieder gutzumachen.

„Lügnerin“, grummelte Mitch, aber im Schein des Feuers blitzte Humor in seinen Augen. Er stand auf und griff zu einem Scheit, das er vorsichtig auf das Feuer legte. „Komfortabler wird es nicht werden, und wir wissen noch nicht, was uns morgen erwartet. Wie wäre es also, wenn wir uns ein wenig ausruhten?“

Sie nickte und merkte, wie schlau er es angestellt hatte, sie zum Reden und zum Lachen zu bringen. Sie hatte fast vergessen, wie ernst ihre Lage war.

„Sie dürfen sich an mich kuscheln, wenn Ihnen kalt ist“, sagte Mitch und legte sich wieder hin.

„Es wird schon gehen“, meinte Grace. Sie legte sich nah ans Feuer, und die scharfkantigen Steine des Bodens drückten sich in ihre Beine. Aber als sie Mitchs breiten, warmen, tröstenden Rücken ansah, wünschte sie sich verzweifelt mehr Mut. Es hatte nie einen Rücken gegeben, an den sie sich lieber gekuschelt hätte.

6. KAPITEL

Es war eine fürchterliche Nacht.

Es war Grace fast unmöglich, sich warm zu halten. Die Körperseite, die nicht dem Feuer zugewandt war, war eiskalt. Aber wenn sie näher ans Feuer rückte, wurde die Hitze unerträglich. So lag sie wach, sah zu den blinkenden Sternen hinauf und hatte Hunger, Durst und fühlte sich schrecklich.

Aber sie fürchtete sich nicht.

Grace war erstaunlich zuversichtlich. Sie konnten nicht wirklich verloren sein. Sobald die Sonne aufging, hätten Mitch und sie einen besseren Überblick über die Umgebung, und mit Hilfe ihrer Karte würden sie den Weg zurück zur Straße finden. Dann müssten sie nur noch warten, bis jemand vorbeifuhr. Sie lag auf dem harten Boden und versuchte sich selbst damit zu trösten, dass sie sich ihre Rettung ausmalte.

Als schließlich am Horizont die erste zarte Linie schwachen Lichts zu sehen war, weinte Grace beinahe für Freude. Nie hatte sie beim Anbruch eines neuen Tages mehr Erleichterung empfunden. Zartrote Strahlen, die jede Minute wärmer und kräftiger rot wurden, breiteten sich am weiten Himmel aus. Langsam stieg der Feuerball höher. Kein Wunder, dass alte Völker die Sonne anbeteten, dachte Grace, während sie beobachtete, wie die enorme glühende Kugel ihr triumphierendes Licht über die weite Ebene ausbreitete.

Sie frühstückten mit einem halben Apfel und einigen Schlucken Wasser. Während Mitch hungrig seine Hälfte verspeiste, sah Grace sich die Umgebung an.

Die Golfregion war eintönig – flache Landschaft ohne Hügel oder Berge, mit spärlichem Buschwerk und Termitenhügeln.

„Zumindest haben wir eine Vorstellung von der Richtung“, meinte Grace schließlich. „Da ist unser Eukalyptusbaum im Süden, und ich habe aufgepasst, wo die Sonne aufgegangen ist. Es war dort. Das heißt, da ist ungefähr Osten. Norden muss also dort sein.“ Sie zeigte nach links.

„Das habe ich befürchtet.“ Mitch kickte mit seinem Stiefel einen Stein weg, der über die harte rote Erde hüpfte. „Sehen Sie mal, in welche Richtung wir gestern Abend gefahren sind.“

Grace kniff die Augen zusammen. Unter dem ausgebrannten Wagen sah sie die schwache Spur der Piste, die ihren Weg an Termitenhügeln und rauen Schraubenpalmen nahm. Dann sah sie wieder zu dem Punkt, den sie als Süden bestimmt hatten. „Ach, du meine Güte, Sie sind nach Norden gefahren, vielleicht auch Nordosten.“

„Während ich eigentlich nach Süden oder Südwesten hätte fahren sollen, da wir nach Croydon wollten.“ Mitch fluchte. „Ich glaub’s nicht. Wieso bin ich nur in die völlig falsche Richtung gefahren?“

Grace biss sich auf die Lippe. Mitch war so wütend auf sich, und es war ihm so peinlich, dass er ihr fast leidtat. „Sollen wir einen Blick auf die Karte werfen, um herauszufinden, wo wir sind?“, fragte sie zögernd.

Er sah sie an, und plötzlich trat das vertraute, spöttische Glitzern in seine Augen. „Ein Supervorschlag, Miss Robbins. Wenn Sie bitte so freundlich wären …“ Mit einer schwungvollen Geste streckte er die Hand nach ihrer Karte aus.

Sie entfaltete sie und legte sie auf den Boden, sodass sie beide hineinsehen konnten. Als sie auf der Erde knieten, lag Mitchs Hand leicht auf Grace’ Schulter. Sie erschauerte. Wusste er nicht, was eine so zufällige Berührung bei einer Frau auslösen konnte?

„Hier ist Georgetown“, sagte sie und versuchte die ignorieren, was seine Nähe in ihr auslöste. Er hatte sich so nah neben sie gekniet, dass sie seine Hüfte an ihrer spürte. „Wo, denken Sie, sind Sie von der Straße abgefahren?“, fragte sie ein wenig atemlos.

„Ungefähr hier.“ Mitch deutete mit der freien Hand auf einen Punkt auf der Karte. „Ich bin zunächst nach Norden gefahren, aber dann war ich mir sicher, gewendet zu haben und Richtung Süden zu fahren.“

„Sie müssen einen Bogen gemacht haben und dann, ohne es zu merken, langsam wieder nach Norden gekommen sein.“

Mitch rieb sich über sein Stoppelkinn und sah sie mit seinen dunklen Augen an. Grace atmete tief durch. Seine Augen, umrahmt von dunklen Wimpern, hielten ihren Blick fest, und einen Moment lang vergaß sie, worüber sie sprachen. Sie vergaß, dass sie sich vielleicht in Lebensgefahr befanden. Irgendetwas in ihr sagte ihr, dass sie Panik haben müsste. Aber gleichzeitig passierte etwas viel Wichtigeres. Sie verlor sich in der Tiefe dieser schönen, dunklen, sinnlichen Augen.

Und während er da im Staub kniete, sah er sie an, als hätte er sie nie zuvor angesehen. Ihr sank der Mut, als sie daran dachte, dass sie wahrscheinlich fürchterlich aussah. Erschöpft und schmutzig, mit ungekämmten Haaren, ungewaschenem Gesicht – keine Frau wollte, dass ein Mann wie Mitch Wentworth sie so sah! Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.

„Dieses Wilde, Ungezähmte steht Ihnen, Grace“, sagte er sanft. „Wenn wir ins Büro zurückkommen, müssen wir etwas an Ihrem Image ändern.“

Schlagartig fand Grace auf den Boden zurück. „Müssen wir das?“, fragte sie kühl und biss die Zähne zusammen. Einen Moment lang hätte sie sich beinahe erlaubt, in Mitch etwas anderes als ihren Chef zu sehen – einen attraktiven Mann. Einen Mann zum Verlieben.

Was für ein dummer, dummer Fehler. Mitch war nicht nur ihr Chef, er war der Eindringling. Er hatte den armen George Hervey beseitigt, um sich seinen Weg in das Unternehmen frei zu machen. Er war ein Mensch, der andere ausnutzte, wie Roger die Ratte.

Sie entzog sich seiner Berührung und sah starr auf die Landkarte. „Unsere Chancen, jemals ins Büro zurückzukehren, hängen davon ab, wie gut wir nun planen. Wie lange sind Sie wohl in die falsche Richtung gefahren, was meinen Sie?“

„Ungefähr zwei Stunden“, gab Mitch zu.

„Wenn man den Zustand der Piste berücksichtigt, sind wir also circa einhundertfünfzig Kilometer in diese Richtung gefahren. Wir steuern auf die Halbinsel von Cape York zu.“

Mitch blinzelte und sah sich die Karte noch einmal sorgfältig an. „Ich würde sagen, Sie haben recht“, gestand er schließlich mit einem tiefen, traurigen Seufzen. Sie sahen beide auf die sich endlos ausstreckende Ebene vor ihnen. Nirgends ein Zeichen menschlichen Lebens. Keine Zäune, keine Dächer, nicht einmal Hinweise auf Vieh. „Wie sollte uns hier draußen jemand finden? Diese Gegend ist so abgeschieden wie nur was.“

„Hier findet uns niemand“, entgegnete Grace sanft.

Warum war sie nicht ängstlicher? Ihre Situation war hoffnungslos, und dennoch, obwohl ihre Reise in den Busch mit dem Mann, den sie zu hassen beschlossen hatte, sich in einen wahren Albtraum verwandelte, war sie die Ruhe selbst.

Fast fühlte sie sich sicher.

Das war lächerlich, angesichts der Tatsache, dass Mitch überhaupt nicht so wirkte, als hätte er die Situation unter Kontrolle. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und barg seinen Kopf in den Händen. Schließlich sagte er: „Okay. Ich bin der Boss, und ich habe uns in diese schreckliche Lage gebracht. Aber ich habe unsere Situation sorgfältig analysiert, und ich werde uns da rausbringen. Wir müssen Folgendes tun.“ Er erhob sich und sah Grace an, als wollte er sie herausfordern. Er hatte die Schultern zurückgenommen und die Brust herausgestreckt. „Meines Wissens ist die goldene Regel, wenn man verloren gegangen ist, dass man bei seinem Fahrzeug bleibt.“

Grace runzelte die Stirn. „Meistens“, sagte sie langsam.

„Immer. Es ist die einzige Möglichkeit, gefunden zu werden.“

„Aber … Ich denke, dass es eine gute Idee ist, beim Fahrzeug zu bleiben, wenn man auf der Straße liegen bleibt oder irgendwo, wo Leute wahrscheinlich nach einem suchen. In neun von zehn Fällen wäre das genau richtig. Aber unsere Lage ist anders. Niemand, überhaupt niemand weiß, wo wir sind. Wir haben jedem im Büro erzählt, dass wir fünf Tage weg bleiben werden, sie werden also vor Ablauf dieser fünf Tage nicht einmal anfangen nach uns zu suchen. Wir haben hier kein Essen und kein Wasser, also können wir nicht einfach hier bleiben und hoffen. Ich denke, wir müssen einen Plan entwickeln, um uns selbst zu retten.“

Mitch ballte die Hände zu Fäusten und sah Grace wütend an. Dann drehte er sich um, entfernte sich mit langen Schritten und kehrte plötzlich und ohne Vorwarnung um. Sein Gesicht war rot vor Wut. Er erinnerte Grace an einen Cowboy in der Schießszene eines drittklassigen Western. Sie erwartete schon, Mitch zur Waffe greifen zu sehen.

„Wissen Sie, was das Problem mit Ihnen ist, Grace Robbins?“, schrie er.

„Dass ich recht habe?“, rief sie zurück.

„Jedes verdammte Mal.“

Grace wollte schon etwas entgegnen, da wurden Mitchs Züge weich. Er kam zu ihr zurück, die Hände locker auf den Hüften, und lächelte. „Verzeihen Sie, Miss Robbins. Ehrlich, Sie sind die beste Assistentin, mit der man im Busch verloren gehen kann. Denken Sie, dass wir uns auf den Weg machen sollten?“

„Wir haben bald kein Wasser mehr, wenn wir hier bleiben.“

Mitch sah wieder auf die Karte. „Sehen Sie diese Straße, die nach Norden führt? Ich denke, wir sind ungefähr vierzig Kilometer von ihr entfernt.“

„Ja. Wenn wir versuchen, den Weg zurückzugehen, den wir gekommen sind, müssen wir mindestens hundertfünfzig Kilometer zurücklegen, bevor wir an eine Straße kommen.“

„Dann ist es also beschlossen. Wir gehen weiter und folgen dieser Piste nach Norden, bevor es zu heiß wird.“

Obwohl es mitten im Winter war und die Nacht kalt gewesen war, machte das Laufen unter der Hitze der Tropensonne sie bald durstig. Mitch war froh, dass Grace ihre Jacke über Kopf und Schultern legen konnte, um sich vor den unbarmherzigen Strahlen der Sonne zu schützen. Nicht der leiseste Windhauch war zu spüren. Und wenn sie die Karte richtig gelesen hatten, mussten sie einige Kilometer laufen. Sie hätten bestimmt kein Essen und kein Wasser mehr, lange bevor sie die Straße erreichten.

Als Grace sich zu ihm umdrehte, sah Mitch betroffen, wie rot ihre Wangen waren. Die Symptome von Wassermangel, schoss es ihm durch den Kopf: Benommenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit.

„Wie viel Wasser haben wir noch?“, fragte sie.

Nervös griff er in seinen Rucksack und zog die Plastikflasche heraus. „Ungefähr eine halbe Flasche.“

„Hm. Wir heben es besser auf.“

„Nein. Sie trinken jetzt etwas.“

Sie wartete nicht auf eine zweite Aufforderung. „Ich muss nur meine Kehle etwas anfeuchten“, flüsterte sie und trank gierig einige Schlucke.

„Sie sind dran.“

Aber Mitch steckte die Flasche weg, ohne zu trinken. Ihrer beider Leben hing vom Wasser ab, und er konnte es ein wenig länger aushalten als Grace. Schließlich war er es, der sie in diese Situation gebracht hatte. Bei dieser Hitze auch nur einen Tag ohne Wasser zu laufen war gefährlich. Ein wenig länger, und sie könnten sterben. Grace und er wären nicht die Ersten, die im unerbittlichen australischen Busch umkamen. In jedem Jahr gab es Schreckensmeldungen.

Mitch hob die Hand und beschattete seine Augen. „Wir müssen auf alle Zeichen achten, die uns an eine Wasserstelle führen könnten.“

Erschöpft sah Grace sich um. „Vielleicht sollten wir der Tierspur dort drüben folgen.“

„Vielleicht. Aber ich würde lieber warten, bis wir ein paar Spuren mehr finden. Es müssen mehrere Spuren zusammenlaufen, dann führen sie uns zu einer Wasserstelle.“

Sie nickte. „Das macht Sinn.“

„Ich freue mich, dass Sie meiner Meinung sind, Miss Robbins“, zog er sie auf, obwohl seine Neigung, Witze zu machen, stark nachgelassen hatte.

Sie gingen weiter, zu müde und niedergeschlagen, um zu reden … Stunde um Stunde.

Erhitzt, müde, durstig, hungrig …

Rund um sie flirrte die Luft in der Gluthitze.

Schließlich sprach Mitch. „Da drüben ist ein kleiner Hügel.“ Er deutete nach rechts.

Grace, die mit gesenktem Kopf eifrig weitermarschiert war, hatte die Veränderung im Gelände nicht wahrgenommen. Sie hatte über das Sterben nachgedacht, hatte sich gefragt, ob sie sterben würde, hier draußen, zusammen mit ihrem Chef. Sie fühlte sich schon schwach und benommen.

„Vielleicht können wir uns einen Teil der Strecke sparen, wenn wir da hinaufklettern und einen guten Ausblick haben.“ Mitchs Vorschlag riss sie aus ihren trüben Gedanken.

„Gute Idee“, sagte sie und eilte voran.

Mitch streckte die Hand aus und hielt Grace am Ellbogen zurück. „Keine Eile. Wir haben jede Menge Zeit. Schonen Sie Ihre Kräfte.“

„Wie Sie meinen.“ Sie näherte sich nun schnell dem Punkt, an dem sie nicht einmal mehr denken wollte. Erschöpft und geschwächt, wie sie war, war sie nur froh darüber, dass sie tun konnte, was man ihr sagte.

Oben auf dem Hügel war das Sonnenlicht so grell, dass Grace zunächst gar nichts sehen konnte. Mitch stand neben ihr und betrachtete schweigend die Umgebung. Sie rieb sich die Augen. „Was sehen Sie?“

Als keine Antwort von Mitch kam, beschattete Grace die Augen mit der Hand und blickte sich ebenfalls um. Ihr Herz klopfte wild. „Oh … Gott sei Dank!“

Sie standen auf der Höhe eines Steilabbruchs – unten bildete roter Fels eine riesige Platte. Und in der Mitte dieser Platte hatte ein kleiner See den Fels ausgehöhlt. Weiter unten war ein weiterer Felsabbruch. In der Regenzeit würde ein Wasserfall sich über ihn in die darunter liegenden Ebenen ergießen.

Mitch fragte mit einem Zögern in der Stimme: „Sehen Sie, was ich sehe? Ist es keine Fata Morgana?“

Grace beobachtete, wie ein schwarz-weißer Ibis ins Wasser tauchte und Kreise zog. „Nein, es ist keine Fata Morgana. Es ist … Es ist … oh Mitch, wir werden nicht sterben. Es ist Wasser! Wasser!

„Wir sind die ganze Zeit auf einem Plateau gelaufen.“

„Und da hinten, das ist die Küstenebene. Und wir haben Wasser gefunden!“

„Heureka!“, rief Mitch, und seine Augen strahlten. Er umarmte Grace aufgeregt und drückte sie fest an sich. Plötzlich traten ihr die Tränen in die Augen. Es waren die Erschöpfung und der Schock, der sich nun löste.

Letzte Nacht, in der Gefahr, war sie ruhig und beherrscht gewesen. Jetzt, da sie das lebensrettende Wasser und Schatten, vielleicht sogar Nahrung, gefunden hatten, ließ Mitchs Jubelruf sie erschauern.

Er sah sie an und zeichnete sanft mit dem Finger den Lauf einer Träne auf ihrer staubigen Wange nach. „Sie sind unglaublich tapfer gewesen. Halten Sie noch ein wenig durch.“

Grace war für die Unterstützung eines Mannes noch nie so dankbar gewesen. Sie ließ sich gegen Mitch sinken, der sie mit seinen starken Arme festhielt, während sein Kinn auf ihrem Haar ruhte. Erhitzt, müde und durstig, erholte sie sich an ihn gelehnt. Wie stark er sich anfühlte! Er streichelte ihren Nacken, langsam, beruhigend. Sie wäre so stehen geblieben und hätte den Trost und die Stärke genossen, die er ihr gab, wenn ihr Körper sie nicht hintergangen hätte. Mitchs freundschaftliche Berührung versetzte ihre Sinne in Aufruhr.

Nie zuvor war sie sich so sehr bewusst gewesen, wie perfekt die starken Muskeln eines Mannes zur Weichheit einer Frau passten. Bei der Wirkung, die der Druck seiner Hüften auf ihre ausübte, fragte sie sich, was sie ihr ganzes Leben lang getan hatte. Warum hatte kein anderer Mann in ihr dieses wilde Verlangen geweckt?

Schließlich entschied sie, dass es eine Auswirkung der Hitze sein musste.

Der Hitze – und der Tatsache, dass ihr Chef, Mitch Wentworth, so zärtlich war. Grace schniefte und blickte auf. „Entschuldigung, Mr. Wentworth“, sagte sie steif. „Es sieht so aus, als hätten Sie die Arme um mich gelegt.“

„Wie bitte?“ Mitch sah sie verwirrt an, ließ sie jedoch gleich los. Grace empfand seinen Rückzug unangenehmer, als ihr lieb war.

„Wir haben eine Vereinbarung. Keine körperlichen Kontakte, außer auf Verlangen. Erinnern Sie sich?“

Mitchs Blick begegnete ihrem, und plötzlich war ihr die Kehle wie zugeschnürt. In Mitchs Augen standen Schock, Ungläubigkeit und noch etwas anderes – Verachtung. Grace wandte den Blick ab.

„Ertappt!“ Er seufzte. Dann schüttelte er den Kopf und ließ ein halbherziges Lachen hören. „Okay. Lassen Sie uns langsam hinunterklettern. Wir möchten doch jetzt keinen Unfall mehr erleben.“ Er warf ihr einen traurigen Blick zu. „Sie müssten mir allerdings erlauben, Ihre Hand zu nehmen, dann kann ich Ihnen an den schwierigeren Stellen helfen.“

Glücklicherweise war der Abstieg nicht allzu schwierig. Obwohl der ockerfarbene Sandstein weich war, gab es von Wind, Sand und Wasser über die Jahrhunderte hinweg ausgehöhlte Stellen, die dem Fuß Halt boten, und manchmal konnten sie sich an den starken Wurzeln von Feigenbäumen festhalten, die auf wundersame Weise an der Felswand gewachsen waren.

Grace erlaubte Mitch, ihr an den schwierigen Stellen zu helfen. Den Blick gesenkt, sagte sie einen stillen Dank.

Als sie schließlich den sicheren Fels erreichten, stürmte Grace los. Das Wasser war kühl und sauber. An dem einen Ende näherte es sich dem Sandstein, in der Mitte weitete sich die Wasserstelle aus und bildete eine kleine geschwungene Bucht, an deren Rand Seerosen blühten. Auf einem überhängenden Ast saßen schwarze Kakadus mit leuchtend roten Kämmen und schnatterten.

Das Paradies hätte nicht unberührter aussehen können. Nicht einladender.

Sie zog die Stiefel aus und lief vollständig bekleidet ins Wasser. Die Kakadus und ein Paar Ibisse flogen laut flatternd davon.

Nachdem er den Rucksack am Ufer abgelegt hatte, folgte Mitch ihr. Sie spritzten und planschten, sie tranken das klare, Leben spendende Wasser aus der hohlen Hand, wie glückliche Kinder in den Ferien.

„Wie lautet das Urteil?“, rief Mitch, dessen dunkler Kopf ganz nass in einiger Entfernung über der Wasseroberfläche auftauchte.

„Es ist lustig“, rief Grace lachend. „Wenn wir auch noch was zu essen hätten, würde ich mich hier niederlassen.“

Mit langsamen, trägen Bewegungen schwamm er näher heran. „Reden Sie nicht von Essen. Sonst fantasiere ich noch von einem saftigen gegrillten Steak.“

„Mit Pellkartoffeln“, fügte Grace hinzu und leckte sich die Lippen.

„Und Pilzen.“

„Einem Salat und einem Brötchen, frisch aus dem Ofen.“

„Stopp!“, stöhnte Mitch. „Vor ein paar Minuten war ich noch glücklich über das Wasser, jetzt sterbe ich vor Hunger.“

„Und zum Nachtisch gibt es Apfelkuchen mit Streuseln und …“

Grace kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Mitch setzte seine großen Hände als Paddel ein und schaufelte Wasser in ihre Richtung.

„Hilfe!“, schrie sie und schnappte lachend nach Luft. „Hören Sie auf zu spritzen!“

„Versprechen Sie, nicht mehr von Essen zu reden?“

„Ja!“

Er hielt inne. Mitch stand ihr gegenüber im knietiefen Wasser, lachend, nach Luft schnappend, und sein durchtrainierter Körper zeichnete sich unter seiner nassen Kleidung ab. Grace versuchte wegzusehen. Aber er sah so gut aus. Sie stand da und nahm jedes Detail in sich auf.

Und auch er sah sie unverwandt an.

Jäh erkannte sie, dass von ihr noch viel mehr zu sehen war. Ihr Stricktop war genauso nass und klebte an ihr wie seine Kleidung an ihm. Genauso gut hätte sie nackt sein können. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

Langsam watete Mitch zu ihr. Als er auf ihrer Höhe war, blieb er stehen. „Ich höre auf, Sie so anzusehen, wenn Sie aufhören, mich so anzusehen“, sagte er sanft, ein wenig atemlos. „Sonst landen wir wieder in der Gefahrenzone, die Sie nicht betreten wollen.“

Viel zu spät wandte Grace den Blick ab, und Röte überzog ihre Wangen. Sie tat so, als würde sie den Himmel betrachten.

„Ich habe Ihnen etwas versprochen, Grace, aber Sie müssen mir schon helfen. Sie können einen Mann nicht so ansehen, als wollten Sie ihm die Kleidung vom Leib reißen.“ Ein verwirrendes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Wissen Sie, was Sie wollen, Grace Robbins?“

„Ich weiß genau, was ich nicht will!“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. Sie wollte dieses immer stärker werdende Bedürfnis, ihn zu berühren, nicht spüren. Und vor allem wollte sie nicht dieses starke Verlangen nach seiner Berührung, seiner Umarmung und der zarten Erregung durch seine Küsse.

Sein Lächeln verschwand. „Wie gut für Sie!“

„Vor allem“, fuhr sie fort und hob das Kinn herausfordernd, „habe ich noch nicht genug über Essen geredet.“

„Wirklich nicht?“

„Hier muss es was zu essen geben, Mitch. Es gibt so viele Vögel hier. Vielleicht gibt es Fische?“

Er nickte und ließ den Blick über das Wasser gleiten. „Und die Ferien, die ich in meiner Jugend im Busch verbracht habe, müssen ja zu irgendetwas nütze gewesen sein.“

Sie teilten ihren letzten Müsliriegel. Mitch zog sein Hemd aus und hängte es zum Trocknen über einen Ast. Grace setzte sich auf einen Felsen, mit dem Rücken zu diesem breitschultrigen, gebräunten Körper und war dankbar, dass die Sonne ihre Kleidung schnell trocknete. Danach wollte sie sich im Schatten ein wenig ausruhen. Sie brauchte Schlaf, und sie wollte nicht an Mitch denken oder an die Möglichkeit, die Straße zu finden. Sie konnte sich nicht einmal übers Essen Gedanken machen. Sie war völlig erschöpft.

Mitch beobachtete sie, wie sie da im Schatten lag, ihre langen Wimpern gesenkt, das Haar fächerförmig auf dem Felsen ausgebreitet. Ihre Schönheit war atemberaubend.

Aber er wusste, dass hier nicht Dornröschen lag und auf den nächstbesten Prinzen wartete. Grace Robbins entschied selbst, wann sie einen Mann wollte. Und dann hätte sie eine genaue Liste aller Kriterien, die der Ärmste erfüllen müsste. Zweifelsohne würde sie ihn einer Serie von heimlichen Prüfungen unterziehen.

Sie ist wie diese Prinzessinnen aus dem Märchen, dachte er, und er wusste, dass nur ein Filmemacher einen solchen Vergleich ziehen würde. Sie hielt sich selbst in einem Turm gefangen. Einem Turm aus ihren eigenen, ganz klaren Vorstellungen.

Er dachte an die verführerische Frau in schwarzer Spitze, die in Henry Aspinalls Türrahmen gestanden hatte, und runzelte die Stirn. Grace stellte ihre eigenen Regeln auf – und brach sie, wenn es ihr gefiel.

Und die Tatsache, dass er, Mitch Wentworth, nicht über die erste Stufe der Leiter hinauskam, die zu ihrem Turm führte, war verflixt ärgerlich.

7. KAPITEL

Es war schon spät am Tag, als Grace von nagendem Hunger geweckt wurde. Der Felsen, auf dem sie schlief, war noch warm von der Sonne, aber die Schatten der Bäume waren länger geworden.

Sie versuchte sich zu erinnern, was sie noch zu essen hatten. Einen Apfel! Sie glaubte nicht, dass sie eine weitere Nacht ohne Essen überstehen konnte.

Grace setzte sich auf und sah sich um. Vögel nahmen einen Abendtrunk am Wasserbecken. Dutzende von kleinen Finken mit rosa Schnäbeln und leuchtend roten Federn am Hinterteil saßen am Rand. Sie tranken von dem Wasser und warfen ihre Köpfe zurück, um zu schlucken.

Grace wollte sie nicht stören. Sie saß ganz still und sah sich die Gegend weiter an. Überrascht runzelte sie die Stirn. Mitch war fleißig gewesen. Einen großen Stapel Feuerholz hatte er in einer sandigen Ecke der Bucht aufgeschichtet.

Schließlich flogen die Vögel davon, und Grace stand auf. Eine leichte Brise spielte mit ihrem Haar und wehte es ihr ins Gesicht. Neben dem Holzstapel lag ein altes Kochgeschirr. Wo hatte Mitch das gefunden? Grace sah sich um und fühlte sich unbehaglich, weil sie Mitch nicht sehen konnte. Sie ging zum See und fragte sich, ob er vielleicht fischte oder tauchte. Meine Güte, war sie hungrig! Im Wasser lag ein ungewöhnlich aussehendes Bündel von Zweigen, das von einem Stein niedergehalten wurde. Neugierig tat sie einen Schritt ins Wasser, rollte den Stein mit den Zehenspitzen weg und hob die Zweige heraus. Ein scharfer Schmerz schoss ihr durch den Finger. Schreiend ließ sie die Zweige fallen.

„Grace, was ist los?“ Von weiter hinten kam Mitch angerannt. Er war ein wenig außer Atem, als er sie erreichte, und hielt sie an den Schultern. „Alles okay?“

„Irgendetwas hat mich gebissen.“ Sie sog an ihrem klopfenden Finger.

„Was denn?“

„Ich weiß nicht. Irgendetwas in diesem Bündel Zweige.“

„Oh.“ Mitchs Blick fiel auf die Äste, die sie hatte fallen lassen. Er nahm sie vorsichtig an einem Ende, hob sie hoch und untersuchte sie näher. „Na großartig! Ich würde sagen, Sie haben gerade unser Abendessen freigelassen.“

„Unser Abendessen?“

„Ich denke, wir hatten einen Krebs da drin. Und dieses Bündel Zweige, das Sie gerade auf den Kopf gestellt und damit kaputtgemacht haben, war meine sorgfältig konstruierte, hoch wissenschaftliche Krebsfalle.“

„Sie haben dieses Zweigbündel konstruiert?“

„Natürlich. Jahrelange Buscherfahrung. Diese Falle muss sehr sorgfältig hochgenommen werden, wenn unser kostbares Mahl nicht gleich entkommen soll.“ Er schimpfte ein wenig. „Ein fetter, saftiger, Süßwasserkrebs vom Holzkohlengrill wäre ein gutes Abendessen gewesen.“

„Oh, und ich habe so einen Hunger. Wie hätte ich das wissen können? Es sah nicht gerade wie eine Falle aus.“

Mitch hatte die Lippen zusammengepresst, während er eifrig seine Falle wieder aufbaute. Grace sah ihm dabei zu, als er ein Ende der Zweige mit einer Rute festmachte.

„Was ist diese merkwürdige Nuss, die Sie da reinlegen?“

„Eine zerstoßene Nuss von der Schraubenpalme. Das ist der Köder.“

„Ah ja. Das heißt, der Krebs krabbelt in diesen Tunnel hinein?“

„Genau.“

„Glauben Sie, dass er dumm genug ist, es ein zweites Mal zu versuchen?“

Autor

Gina Wilkins

Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden!

Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt...

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