Die schöne Gefangene des walisischen Ritters

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Wales, 1290. Eine Waldnymphe? Gebannt beobachtet Lord Teague of Gwalchdu die wunderschöne Frau, die leichtbekleidet auf der mächtigen Eiche herumklettert. Doch als sie aus luftiger Höhe wüste Beschimpfungen ausstößt, erkennt der Ritter seinen Irrtum. Sie ist keine Waldnymphe, sondern seine Feindin, die ihn für einen Verräter der walisischen Sache hält. Womöglich ist sie es auch, die in letzter Zeit Morddrohungen für ihn hinterlässt! Wie kann er sie überführen? Das Schicksal entscheidet für ihn: Sie stürzt vom Baum und bleibt bewusstlos zu seinen Füßen liegen. Er macht die begehrenswerte Anwen of Brynmor zu seiner willenlosen Gefangenen …


  • Erscheinungstag 07.01.2020
  • Bandnummer 356
  • ISBN / Artikelnummer 9783733748272
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

Prolog

Hilflos stand er neben ihr im Morgenlicht. Sie kniete auf dem kalten Steinboden am Eingang zum Saal, und die Sonnenstrahlen fielen, Speeren gleich, über ihre kauernde Gestalt.

Sie weinte.

Tränen strömten ihr aus den geröteten Augen und tropften auf ihre geballten Hände. Ihr elegantes blaues Gewand umhüllte sie wie Schatten, und ihr schwarzes Haar umgab in wirren Locken ihr Gesicht. Jäh warf sie den Kopf in den Nacken, wie ein waidwundes Tier, das seinem Jäger die Kehle darbietet, und das erbarmungslose Licht entblößte die vom Schluchzen angespannten Sehnen. Sie öffnete den Mund, brachte aber nur ein kehliges Krächzen heraus. Danach Stille, ehe sie einen Namen schrie, den er niemanden in seiner Gegenwart je wieder aussprechen lassen würde. Diesen Schrei würde er niemals vergessen.

„William!“ Sie verkrampfte sich, bäumte sich auf, das Gesicht gen Himmel gehoben, den Namen ausstoßend, ihr Atem ein flaches Keuchen. Der Name traf ihn wie ein Peitschenhieb.

Teague betrachtete seine untröstliche Mutter, sah, wie sie an ihrem Kleid zerrte, wie ihr Leib von Lauten der Qual geschüttelt wurde. Er schaute zu, unfähig, die Wahrheit zu ändern. Wie lange sie auch um ihn weinte, sein Vater konnte ihre Rufe nicht vernehmen, denn er war tot.

Er trauerte nicht. Sein Schmerz entsprang einer weit tiefer reichenden, dunkleren Empfindung. Wut. Wut, die in ihm kochte, seit er vor einigen Tagen seine Mutter und seine Tante belauscht hatte.

Sie hatten geflüstert, doch von seinem Versteck aus in einer Nische, verborgen hinter den gewebten Wandteppichen, hatte er die Anspannung herausgehört. Er mochte bloß ein Kind sein, aber aus ihren hastig hervorgestoßenen Bezichtigungen hatte er geschlossen, dass sein Vater nicht zurückkehren würde. Nun war sein Vater tot, aber das kümmerte ihn nicht. Für mich ist er gestorben, als er mich vergessen und Mutter im Stich gelassen hat.

Er trauerte nicht um seinen Vater und wusste seine Mutter nicht zu trösten. Sie weinte ohne Unterlass, während er keine Tränen hatte. Sie liebte den Mann noch, er indes nicht. Sein Vater hatte sie beide nicht gewollt. Er hatte sie betrogen. Dennoch hörte er Liebe heraus, als seine Mutter den Namen seines Vaters rief. Teague trat zu ihr, schlang ihr die Arme um den Nacken und hielt sie fest. Plötzlich erstarrte sie und gab einen merkwürdigen Laut von sich, wobei sie sich eine Hand an den stark gerundeten Bauch presste.

„Teague! Teague, hol Hilfe!“, stieß sie keuchend aus.

Zwischen ihren Knien färbte Wasser, von roten Schlieren durchzogen, den Steinboden dunkel. Er löste sich erst von seiner Mutter, als die unheilvoll anmutende Flüssigkeit sich sammelte und auf seine Füße zufloss. Während er losrannte, um Hilfe zu holen, leistete er im Stillen einen Schwur.

1. KAPITEL

Wales, 1290

Ich werde sterben“, murmelte Anwen of Brynmor. „Und wieso? Weil ich auf einen Baum klettern und in den Tod stürzen werde. Deshalb.“

Sie umrundete die riesige Eiche. Die dicken unteren Äste würden sie mühelos tragen, doch nicht die gaben ihr zu denken, sondern die dünnen Zweige der Krone, die sie würde erklimmen müssen. Sie konnte ihren Jagdhabicht, der sich ganz oben verfangen hatte, nicht sehen, hörte ihn jedoch kreischen.

„Ach, jetzt brauchst du mich, Gully, hm? Du hättest auf mich hören sollen, als du dich von der Lockschnur losgerissen hast und in den Dameg Forest geflogen bist.“

Sie sprang, um den untersten Ast zu erreichen, und verfehlte ihn. Ihr weites blaues Kleid legte sich schwer um ihre Beine. Rasch schnürte sie ihr Mieder auf.

„Aber nein, ich habe dich gerufen und gerufen, und du bist einfach auf deinen kleinen Schwingen von dannen geflattert, mitsamt Geschüh. Nun haben sich die Lederriemen im Geäst verfangen, und wir haben den Schlamassel.“

Sie streifte ihr Obergewand ab, sodass es ihr um die Füße fiel. Bibbernd und zähneklappernd stieg sie heraus. Im Grunde war es zu kalt für einen Aufenthalt im Wald, und sich auszuziehen war erst recht unklug. Wenigstens tummelten sich bei dieser Kälte so früh keine Menschen im Dameg Forest. Somit gab es niemanden, der ihren Mangel an Sittsamkeit beanstanden konnte. Nachdem sie Schmutz und Knitterfalten ausgeschüttelt hatte, legte sie das Kleid sorgsam über einen umgestürzten Baumstamm. Es war ihr bestes Gewand, trotz des verschlissenen Saums und des Lochs im Ärmel.

„Ginge es nach mir, würde ich dich deinem Schicksal überlassen, Gully. Aber es geht nach Englands erlauchtem König und Gwalchdus hochnäsigem Lord, die befohlen haben, dass demjenigen, der dich verliert, eine Hand abgehackt wird.“

Der kleine Habicht schrie aufgeregt.

„Nur wäre nicht ich diejenige, die bestraft würde, sondern Melun. Der gute alte Falkner hat dir nie auch nur eine Feder gekrümmt. Seinetwegen werde ich dich herunterholen und nicht etwa, um dir deinen dürren Hals zu retten.“

Sie trat näher an den Stamm, ging in die Hocke und sprang, nur um sich an der Rinde die Hände aufzuschürfen und mit dem Hinterteil im halb gefrorenen Morast zu landen.

„Auuu!“

Sie atmete tief durch, konnte ihren Ärger jedoch nicht bezähmen. Sie machte ihm Luft, indem sie mit der Faust in den Matsch hieb. „Hätten wir nicht einfach nach Hause zurückkehren können? Du weißt, wie sehr ich das Dorf Gwalchdu mit seinen ach so schmucken Reetdachhäuschen und den blitzblanken Sträßchen verabscheue.“

Der Gedanke an Gwalchdu versetzte sie erst recht in Rage. Sie sprang auf und schleuderte Schlamm gegen den Baum. „Und dann musst du auch noch auf und davon flattern und mir weiteres Ungemach aufhalsen, du dummer Vogel!“

Abermals sprang sie, erwischte den Ast und umklammerte ihn mit ihren wunden Fingern. Schmerz schoss ihr in die Arme, aber sie ließ nicht los, sondern schwang die Beine und stemmte die Füße gegen die raue Borke. Dabei rutschten ihr die Hände weg. Zorn übermannte sie.

Es war schlimm genug, seinen Stolz zu verwirken und einen Vogel zu beschimpfen. Schlimmer noch war, sich in missmutigen Betrachtungen zu ergehen, indem sie Brynmor mit Gwalchdu verglich. Gwalchdu würde ihrer Heimat nie das Wasser reichen können.

Sie krallte die Finger in die Rinde und setzte alles daran, nicht erneut abzugleiten. Brynmor, durch und durch walisisch, hatte den Engländern bis zum Kriegsende getrotzt, und sie selbst würde das weiterhin tun. Einen wilden Schrei ausstoßend zog sie sich mit aller Kraft hoch.

„Hast du das gehört? War das ein Schrei?“ Teague, Lord of Gwalchdu, ließ sein Pferd langsamer gehen.

„Hier im Dameg Forest gibt es nichts außer Tieren, Bäumen und Morast.“ Rhain schüttelte sich. „Mir will nicht in den Sinn, warum wir uns durch dieses gottverlassene Gestrüpp schlagen müssen.“

„Sei still.“

Teague lauschte angestrengt, vernahm jedoch nur das Knirschen des halb gefrorenen Bodens unter den Pferdehufen. Die Spätherbstluft duftete nach Kiefern und feuchter Erde, und er hörte Rascheln im Laub und Gesträuch. Falls sich Menschen im Wald herumtrieben, waren sie nicht in der Nähe.

Er tat das Geräusch als Vogelschrei ab. „Du weißt, warum wir hier sind“, knurrte er. „Es ist der einzige Ort, der als Versteck noch infrage kommt.“

„Unmöglich, hier jemanden aufzustöbern“, wandte Rhain ein. „Außerdem ist es Stunden her, seit wir die Drohung erhalten haben. Der Feind ist längst über alle Berge. Finden können wir höchstens seine Fährte.“

Teague trieb sein Pferd an. Sein Missmut wuchs. „Dann suchen wir eben danach.“

Es war zu kalt für eine solche Suche, und bald würde Regen einsetzen, vielleicht sogar Schnee fallen. Sollte sein Widersacher sich im Wald aufhalten, wäre er törichter als gedacht. Andererseits konnte nur ein Narr sein, wer einem Marcher Lord drohte, der im Auftrag des Königs die englisch-walisische Grenze bewachte. Durch die Kriege zwischen den beiden Ländern, deren Ende über zehn Jahre zurücklag, hatte Teague noch mehr Einfluss und Land erworben und bis heute behalten. Und sollte es erforderlich sein, konnte er Unterstützung von König Edward persönlich anfordern.

Doch er wollte keine Unterstützung, wollte keine Aufmerksamkeit auf das lenken, was ihn und seine Leute bedrohte. Daher suchten er und sein Bruder allein. Bislang erfolglos. Der Feind, der ihm hasserfüllte Botschaften sandte, blieb unsichtbar.

Zunächst hatte er die Drohungen ignoriert. Er war bei den Walisern nie beliebt gewesen Dennoch hatten sie ihm Respekt entgegenzubringen. Auch wenn die Waliser die Engländer nach wie vor aus tiefstem Herzen hassten, war der Krieg doch vorbei. Früher oder später würden sie ihre Niederlage hinnehmen müssen. Er jedenfalls hatte sich damit abgefunden, ein Verräter zu sein, als er sich auf die englische Seite geschlagen hatte; als er König Edward zum Sieg verholfen hatte und dafür Gwalchdu hatte behalten dürfen.

Nein, er war keineswegs beliebt bei den Walisern, und so war er gewillt, über kleinliche Drohungen hinwegzusehen. Inzwischen jedoch galten diese nicht länger nur ihm, sondern auch Gwalchdus Bewohnern. Der Feind war dazu übergegangen, die Botschaften um die blutigen Kadaver von Tieren, die innerhalb von Gwalchdus Mauern gelebt hatten, zu ergänzen. Das bewies, dass er in die Wehranlage einzudringen vermochte, sodass Teague die Sache ernst nehmen musste.

Ihm war schleierhaft, wieso die Drohungen jetzt, so lange nach Kriegsende, auftauchten und was sie bezweckten, denn der Feind stellte keine Forderungen. Was er hingegen mit Sicherheit wusste, war, dass er dem Ganzen ein Ende setzen würde.

„Die Stille ist geradezu unheimlich.“ Rhain zügelte sein Pferd, um Teague durch den dichten Bewuchs hindurch zu folgen. „Ich frage mich, Bruderherz, weshalb du deinen kostbaren Hals riskierst. Falls sich dein Feind hier verbirgt, lieferst du dich ihm praktisch ans Messer.“

Teague duckte sich unter einem Ast hindurch. Sein Pferd tänzelte unruhig seitwärts, und er zügelte es, um sich das Bein nicht an der Rinde eines Baumes aufzuschürfen. „Der Feigling versteckt sich, aber, bei Gott, ich werde ihn finden.“

Er würde ihn aufspüren, und dann … Doch mit Worten würde er das nicht bewerkstelligen. Und auch nicht, indem er sich mit seinem Bruder über sein Wohlergehen stritt. „Mir fehlt die Geduld für eine solche Unterhaltung. Trennen wir uns, bis die Sonne ihren Mittagsstand erreicht.“

Vom Dickicht verborgen und das Schwert griffbereit, stand Teague wie gebannt da, unfähig, einen klaren Gedanken fassen. Das Blut rauschte ihm heiß durch die Adern und sammelte sich in tieferen Regionen. Was immer er erwartet hatte, als er Äste hatte knarren hören, mit dieser Waldnymphe hatte er nicht gerechnet.

Von ihm abgewandt, stand sie auf dem Ast einer gewaltigen Eiche, die Arme um den Stamm geschlungen. Während sie nach oben blickte, fiel ihr das blonde Haar offen über den Rücken.

Doch nicht etwa, dass sie auf einen Baum geklettert war, fesselte ihn, sondern dass sie so gut wie … hüllenlos war. Ihr graues hemdartiges Unterkleid war so fadenscheinig, dass ihr rosiges Hinterteil hindurchschimmerte, und große Löcher ließen ihre makellose helle Haut erkennen.

Sie hievte sich auf einen höheren Ast und setzte sich rittlings darauf, wodurch sich ihr Unterkleid über ihren weiblichen Rundungen spannte.

Er konnte nicht widerstehen und beugte sich vor, um besser zu sehen. Als ihm das nicht genügte, trat er vor, auch auf die Gefahr hin, sich durch Geräusche zu verraten und seine Deckung aufzugeben. Es war ihm gleich. In seinen kühnsten Träumen hätte er keine verführerischere Gewandung heraufbeschwören können.

„Dafür werde ich im Fegefeuer schmoren!“

Er blieb stehen und rückte sein Schwert zurecht. Ihre dunkle, leicht heisere Stimme war nicht die einer Waldnymphe. Offenbar war sie nicht allein. Die Erkenntnis drang durch sein Begehren wie die Spitze eines Schwerts im Nacken.

„Würdest du nicht Nahrung für uns jagen …“, unbeholfen stand sie auf, fand mit Händen und Füßen kaum Halt und klammerte sich am Stamm fest, „… Nahrung, auf die wir angewiesen sind, würde ich womöglich lieber riskieren, durch Edward, der sich widerrechtlich König schimpft, eine Hand zu verlieren.“

Ohne sie aus den Augen zu lassen, wich Teague in den Schatten zurück, ihrem ketzerischen Gerede lauschend.

Linkisch und unsicher hangelte sie sich hinauf auf den nächsten Ast. „Dieser Verräter ist schuld daran, dass ich auf diesen Baum steigen muss.“

Wer immer bei ihr war, blieb stumm. Sie sprach nicht nur aufrührerisch, sondern ihre Worte ähnelten obendrein ganz denen seines Feindes. Höher und höher kletterte sie, unbeirrbar, bis hinauf in die Zweige, die sie kaum noch trugen.

„Dabei wollte ich dich doch nur ein wenig abrichten, gute Geschühriemen erstehen und heimkehren.“ Sie verlagerte ihr Gewicht und streckte sich vom Stamm fort. Das Holz unter ihr ächzte vernehmlich, bis sie den Ast über sich zu fassen bekam. „Ich wollte nicht in diesem verfluchten Wald festsitzen. Und erst recht wollte ich dein Geschüh nicht bei ausgerechnet dem Gerber kaufen, der uns vom Verräter abspenstig gemacht wurde.“

Teague pirschte sich an, inzwischen überzeugt davon, dass sie allein war. Da erspähte er, was sie zu erreichen trachtete: einen Vogel, der sich mit den Lederriemen an seinen Klauen im Geäst verfangen hatte. An ihn richtete sie die tollkühnen Worte, die gewiss für niemandes Ohren bestimmt waren.

Schon gar nicht für seine.

„So wie dieser Verräter uns auch alles andere genommen hat, nachdem er sich auf die Seite des englischen Packs geschlagen hat.“ Oberhalb ihres Kopfes nach Halt tastend, schob sie sich vom Stamm fort, bis sie unter dem Ast des Vogels stand. Mit einer Hand nestelte sie an den dünnen Lederriemen und befreite das Tier. „Wales hätte den Krieg gewinnen sollen und hätte es auch getan, wäre der selbstherrliche Lord of Gwalchdu nicht übergelaufen. Und warum? Um sich seinen feisten Wanst zu füllen!“

Da hatte er seinen Feind. Es war kein Mann, sondern bloß eine Frau, die bequemerweise auf einem Baum festsaß.

Teague teilte das vertrocknete braune Buschwerk mit dem Schwert, marschierte hinüber zur Eiche und nahm darunter Aufstellung.

Die Frau erschrak, der Ast über ihr entglitt ihren Fingern. Der dünne Ast unter ihr geriet ins Schwanken, als er ihr ganzes Gewicht tragen musste. „Ihr!“

Selbst aus dieser Entfernung sah er erst Fassungslosigkeit und dann Erkennen in ihrer Miene. Beides wich mörderischem Hass, der dem seinen offenbar in nichts nachstand.

„Ja, ich.“ Tiefe Befriedigung erfüllte ihn. Er kam sich vor wie ein Fuchs, der die Fänge in seine Beute gräbt. „Und Ihr werdet herunterkommen, um mir den gebührenden Respekt zu erweisen.“

„Gebührend?“, spie sie, vor Ingrimm sichtlich bebend. „Gebührend!“, wiederholte sie, wobei der Ast unter ihr bedenklich knackte.

Sie fuhr zum Stamm herum, um sich festzuklammern. Zu spät.

„Fangt mich auf!“, befahl sie, als der Ast brach. Wild mit den Armen rudernd warf sie sich möglichst weit fort vom Geäst, aber nicht weit genug.

Mit den Beinen, dem Leib, selbst dem Kopf prallte sie gegen unnachgiebige Äste, bevor sie so hart in seinen Armen landete, dass es ihm die Luft aus der Brust presste. Um Atem ringend bettete er ihre scheinbar leblose Gestalt auf die Erde.

Sie atmete, doch aus ihrer linken Schläfe sickerte Blut. Er ließ sie los, riss einen Streifen Stoff von seinem Leinenhemd und verband ihr den Kopf. Anschließend tastete er nach gebrochenen Knochen, sorgsam die blutigen Kratzer an Armen und Beinen meidend. Sie war unversehrt bis auf die Kopfverletzung, die dringend behandelt werden musste.

Sie war der Feind, aber sie war allein und hilflos. Sie wurde zusehends blasser und wirkte, als stünde sie mit einem Bein im Grab. Ließe er sie hier, würde sie sterben.

Er barg ihren Kopf in der Armbeuge, hob sie hoch und pfiff nach seinem Pferd. Es würde wertvolle Zeit kosten, zu Fuß nach Gwalchdu zurückzukehren, doch ohne Hilfe würde er es nicht schaffen, sie so behutsam auf sein Ross zu hieven, dass ihr kein zusätzliches Leid widerfuhr.

So entledigte er sich seiner Feinde nicht. Seine Feinde starben durch seine Hand, nicht durch irgendeinen Baum.

„Was ist passiert?“

Teague fuhr nach rechts herum. Er war noch mehrere Meilen von Gwalchdu entfernt und hatte nicht damit gerechnet, jemanden zu treffen. Es dauerte einen Moment, bis ihm bewusst wurde, dass es sein Bruder war und dieser keine Gefahr darstellte.

„Wo zur Hölle hast du gesteckt?“, verlangte er zu wissen.

Rhain stieg vom Pferd. „So, wie du mich vorhin zum Teufel gejagt hast, hatte ich den Eindruck, dir liegt nichts an meiner Gesellschaft. Ich hätte dir gleich sagen können, dass es sinnlos ist, sich aufzuteilen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich meinen, du hieltest nichts von meinen Schwertkünsten.“

„Ich habe keine Zeit, deine verletzten Gefühle zu hätscheln. Sie ist verwundet.“

„Lass mich dir beim Aufsteigen helfen. Danach reite ich voraus und benachrichtige Schwester Ffion.“

„Sie ist nicht tot!“

Rhain streckte die Arme aus. „Das sehe ich, Bruderherz. Vielleicht hat Ffion die passenden Kräuter, um sie zu heilen.“

Teague übergab ihm die Frau, ehe er aufs Pferd stieg und Rhain sie ihm hinaufreichte. Edwards Kriege hatten ihn den Umgang mit Verwundeten gelehrt, wenngleich dies hier kein Soldat in schwerer Rüstung war, sondern eine Frau – so zierlich, dass er ihr Gewicht wider Erwarten kaum spürte.

„Ffion wird nicht erfreut darüber sein, dass du ausgerechnet jetzt jemanden mitbringst“, bemerkte Rhain.

Ffion würde nicht erfreut sein, wenn sie erführe, wen er da mitbrachte. „Wann hätte unsere Tante sich je gefreut? Offenbar hatte ihr Gott einen schlechten Moment, als er diese Frau hier in meine Obhut gegeben hat.“

„Du könntest sie im Dorf lassen.“

„Nein!“, entfuhr es Teague, und die Heftigkeit erstaunte ihn selbst. Er wollte die Frau nicht aus den Händen geben. „Wir vergeuden Zeit. Reite los und lass mein Gemach herrichten.“

Er schaute seinem Bruder nicht nach, sondern konzentrierte sich auf die Frau in seinen Armen. Ihren schlaffen Leib an sich gepresst, spürte er ihre flachen Atemzüge. Der weiße Stoffstreifen um ihren Kopf war leuchtend rot vor Blut. Ihr zerzaustes Haar war voller Blätter und Rinde, und ihr bleiches Gesicht wirkte fast durchscheinend. Zwar saß er nun zu Pferd, aber der Rückweg würde dennoch lang werden.

Er hoffte, es rechtzeitig zu schaffen.

2. KAPITEL

Wer ist sie?“ Rhain sprach gedämpft, wenn auch weniger aus Rücksichtnahme als vielmehr, um nicht gehört zu werden.

Teague wandte den Blick nicht von der Frau in seinem Bett ab. „Ich weiß es nicht, aber ich habe so eine Ahnung.“ Das Gesinde war rührig gewesen. Ein Kaminfeuer verströmte behagliche Wärme, und in Eimern dampfte heißes Wasser, während Ffion Heilkräuter mischte.

„Und trotzdem bringst du sie nach Gwalchdu, in deine Kammer?“

„Ja.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete, wie Greta, eine seiner zuverlässigsten Mägde, die Kopfwunde auswusch. Die Lider der Verletzten flatterten, doch sie schlug die Augen nicht auf. Vielleicht würde sie trotz aller Fürsorge sterben.

„Ja?“, echote Rhain. „Eine äußerst aufschlussreiche Antwort, Bruderherz. Wirklich erhellend.“ Er wandte sich zum Gehen. „Ich bin im Saal, etwas essen.“

Teague sah Rhain nach, der die Tür hinter sich schloss. Er wusste, er hätte ihm folgen sollen. Er würde ihm erklären müssen, was im Wald vorgefallen war.

Es bestand kein Grund, zu bleiben und Greta zuzuschauen, die behutsam die Haut um die Wunde trocken tupfte. Er würde sich vor dem Nachtmahl Schweiß und Blut abwaschen müssen. Ihr Blut.

Wie anders sie jetzt wirkte. Vorhin auf dem Baum waren ihre Bewegungen wenig elegant, aber überraschend kraftvoll gewesen. Nun hätte er sie für tot gehalten, hätte sich ihre Brust nicht regelmäßig gehoben und gesenkt.

Die Kopfwunde musste genäht werden. Er beobachtete, wie Greta der Frau das Haar flocht, damit es nicht im Weg war. Nie zuvor hatte er dabei zugesehen, und so schlicht die Tätigkeit war, es faszinierte ihn, wie Greta mit ihren dicklichen Fingern das Ende des Zopfes zusammenband.

Er rief sich ins Gedächtnis, wie die lange goldfarbene Mähne im Sonnenlicht geglänzt hatte. Derart gebändigt, wirkte ihr Haar so schlaff wie ihre Gestalt.

Hastig rang er den Anflug von Bedauern nieder und verließ sein Gemach.

Nachdem Teague gebadet hatte, betrat er den Saal. Das Nachtmahl war abgetragen, und seine Schritte hallten in dem menschenleeren Raum wider. Rhain saß auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne vor dem kleinsten der Kamine. Das Feuer darin war fast niedergebrannt.

„Was ist im Wald geschehen?“

Teague goss sich von dem Wein ein, der auf dem Tisch neben einem Holzbrett mit Brot und Käse stand. Er nahm einen tiefen Schluck und verzog das Gesicht.

Rhain lachte leise. „Der Wein ist mit Wasser versetzt. Du magst auf so etwas nicht achten, aber du weißt ja, wie Ffion ist, wenn es um Wein geht.“

„Erinnere mich daran, meinem Verwalter einzubläuen, meine persönlichen Vorräte schärfer im Auge zu behalten.“ Er ließ sich auf dem anderen Stuhl nieder und schilderte, was er im Wald gesehen und gehört hatte.

„Das ergibt keinen Sinn. Wieso sollte sie allein durch den Wald wandern? Vor allem so nah bei Gwalchdu“, meinte Rhain.

Sie ist der Feind.“

„Bist du sicher?“

„Sie hat gegen mich und den König gewettert.“

„Wir befinden uns im Grenzland. Welcher Dörfler hier wettert nicht gegen dich oder den König? Ich fürchte, deine unübertreffliche Besonnenheit schwindet, was dich zu voreiligen Schlüssen verleitet.“ Rhain presste sich die zusammengelegten Fingerspitzen an die Lippen. „Warum verdächtigst du nicht mich?“

Teague hob die Brauen. „Weshalb sollte ich? Du hattest keinen Wachdienst letzte Nacht, als die Botschaft hinterlassen wurde.“

„Die Drohungen haben nach meiner Rückkehr begonnen.“

Teague warf ihm einen gereizten Blick zu. „Nicht du bist der Feind.“

„Du bist zu vertrauensselig. Das könnte dir zum Verhängnis werden.“

„Ich vertraue niemandem.“ Er nahm seinen Becher in beide Hände und schwenkte ihn. „Und ich weiß nicht, wieso ich mich auf dieses Thema einlassen sollte.“

„Weil du kein Narr bist. Alles deutet auf mich. Im Sommer bin ich heimgekehrt, nachdem ich als Junge von hier fortgeschickt wurde. Die erste Botschaft traf einen Monat später ein. Die Drohungen richten sich gezielt gegen dich und tauchen im Innern deiner Burg auf, ohne dass du zu ermitteln vermagst, wer dahintersteckt.“

„Du bist es jedenfalls nicht.“

„Wer zöge einen Vorteil aus deinem Tod? Ich. Wer kann sich ungehindert umherbewegen, um die Botschaften zu platzieren? Ich. Wer könnte dir nahe genug kommen, um dich zu töten? Ich.“

„Das reicht“, grollte Teague.

„Weshalb bist du dir so sicher?“

„Weil du mein Bruder bist.“

„Du bist von Sinnen.“ Rhain lachte in sich hinein. „Oder dir ist klar, dass ich gute Gründe habe, nicht zu riskieren, meine Heimstatt zu verlieren.“

Hungrig schob Teague sich ein Stück Käse in den Mund, kaute und schluckte es hinunter. „Vielleicht weiß ich einfach, dass du viel zu redselig bist, um ein Geheimnis zu wahren.“

Rhain griff nach dem Wein. „Wie bist du so rasch zu dem Schluss gelangt, diese Frau sei der Feind?“

Teague starrte in seinen Becher. Im spärlichen Licht wirkte der Rotwein schwarz, und er konnte nicht bis auf den Grund blicken.

„Was hat sie so nah bei meiner Burg getrieben?“ Er nahm einen Schluck. „Dass sie hier ist, mutet nicht wie ein Zufall an, auch wenn ich selbst sie hergebracht habe. Falls sie nicht der Feind ist, soll sie uns vielleicht ablenken.“

Rhain rieb sich übers Kinn. „Indem sie von einem Baum fällt? Sie wäre bei dem Sturz fast gestorben. Wir sollten ihr trauen.“

Von seinem gutmütigen Bruder hatte Teague nichts anderes erwartet. „Und mich nennst du von Sinnen?“

„Nun, dir liegt Misstrauen im Blut, mir Vertrauen. Du warst immer schon ein Sturkopf, wohingegen ich nachgiebig wie Wasser bin. Wieso sollte es plötzlich anders sein?“

„Vielleicht, weil ich und meine Leute von einem unbekannten Feind bedroht werden?“

„Und du hältst die verletzte Frau in deinem Bett für diesen Feind?“

„Ja. Unter den gegebenen Umständen ist es besser, Vorsicht walten zu lassen, statt ein Messer im Rücken zu riskieren.“

Rhain hob eine blonde Braue. „Diese Umstände, die da in deinem Bett liegen, hast du angeschleppt. Und die Frau ist kaum bei Bewusstsein und schwerlich in der Lage, ein Messer zu schwingen.“ Er stand auf und streckte sich. „Ich bin neugierig, was sie betrifft. Ich denke, wenn sie wieder wohlauf ist, werde ich sie einfach um eine Erklärung bitten.“

Es war schon spät, und Stille hatte sich über die Burg gesenkt, als Teague in sein Gemach zurückkehrte. Greta schlummerte in einer Ecke, das mollige Kinn auf der Brust.

Wie von einer unsichtbaren Macht angezogen, ging er neben dem Bett in die Hocke, sein Gesicht nah an dem der blonden jungen Frau. Er konnte sie nicht aus seinen Gedanken verbannen. Ständig sah er sie auf dem Baum vor sich, ihr Haar im Rhythmus ihrer Bewegungen schwingend.

Dann, als der Ast gebrochen war … seine Machtlosigkeit; ihr Ruf, er solle sie auffangen. Obwohl er sie für seine Feindin hielt, hatte er die Arme ausgestreckt. Trotz ihrer hassverzerrten Miene war sie ihm entgegengefallen.

Ehe er sich zurückhalten konnte, strich er ihr übers Haar. Ihre Lider bebten, aber sie kam nicht zu sich. Aus unerfindlichen Gründen wirkte es beruhigend, sie zu streicheln. Dadurch fühlte er sich weniger rastlos … weniger einsam. Diese Empfindung war ihm ebenso fremd wie die andere, die sie in ihm hervorrief.

Hoffnung. Sie weckte Hoffnung in ihm. Sie war ihm in die Arme gefallen, voller Zuversicht, dass er sie retten würde.

Hoffnung. Eine so lächerliche wie unsinnige Anwandlung.

Er richtete sich auf und ging. Offenbar war er müde. Weich zu werden war nicht seine Art. Fast sein ganzes Leben lang war er ein Einzelgänger gewesen, und er würde es bleiben.

Eine Frau konnte ebenso tödlich sein wie ein Mann, wenn nicht tödlicher. Deshalb hatte er seit Beginn der Drohungen keiner mehr beigelegen. In solchen Zeiten war kein Platz für Hoffnung. Ihrer aller Leben stand auf dem Spiel. Die Menschen in seiner Obhut bauten auf seinen Schutz.

Ihr war, als triebe sie auf etwas Weichem, Warmem und Behaglichem dahin, als das Knarren der Tür sie aus dem Halbschlaf riss.

Anwen schlug die Augen auf. Ein kleiner Junge trat ein, unter dem Gewicht eines Wassereimers zitternd.

„Oh!“ Er ließ den Eimer fallen. „Ihr seid wach!“

Das unbarmherzige Pochen in ihrem Schädel hinderte sie daran zu antworten.

Der Junge hielt den kippelnden Eimer fest. „Ich bringe Euch Wasser zum Waschen, Mylady. Aber Ihr seid wach! Ich muss es den anderen sagen.“ Fort war er. Sie starrte zu der offenen Tür, unfähig, den Kopf zu bewegen.

Ihr Blick wurde klarer, als ein Mann im Türrahmen erschien und diesen ausfüllte. Es war der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.

Alles an ihm war licht, als wäre er von Kopf bis Fuß aus purem sonnenglänzendem Gold. Seine warmen bernsteinfarbenen Augen leuchteten; ein markanter Kiefer und eine Adlernase prägten seine Züge.

Er lächelte. Dieses Lächeln hätte so manche Jungfrau in Ohnmacht fallen lassen, doch nicht sie. Nicht unter diesen Bedingungen.

„Wo … wo bin ich?“, presste sie hervor.

„Wisst Ihr das nicht?“ Er nahm einen Schemel und trat näher. „Erinnert Ihr Euch an irgendetwas?“

Schmerz fuhr ihr wie Messerklingen in den Schädel. „Nein.“ Abermals drohte Schwärze sie zu überwältigen, doch sie wehrte sich. „Nein.“

Er tupfte ihr mit einem feuchten Tuch das Gesicht ab. Es war angenehm kühl. Sie schloss die Augen. Bilder blitzten in ihr auf: jemand, der sich ihrer annahm; eine tiefe Stimme; sanfte, schwielige Hände. Hatte sich dieser Mann um sie gekümmert?

„Wer seid Ihr?“

„Ich heiße Rhain. Ganz ruhig.“ Er griff nach einem Becher und hob ihren Kopf an, damit sie trinken konnte.

Mühsam schluckte sie den verdünnten Wein, bemüht, sich auf Rhains Worte zu konzentrieren. „Mein Kopf … drückt.“

„Ihr seid verletzt. Was drückt, ist der Verband.“ Er setzte sich, eine Hand ausstreckend. „Nein, nicht anfassen. Eure Wunde ist noch frisch.“

„Aber wie bin ich …?“ Sie verstummte. Da war jemand gewesen. Unter einem Baum. Jemand …

Die Tür ging auf, und herein kam ein Gott oder Dämon – nein, es war ein Mann, aber kein gewöhnlicher. Hatte Rhain wie aus Gold gewirkt, umgab diesen Mann Düsternis. Sein Haar, seine Augen, seine dunkle Kleidung gemahnten an die Nacht. Doch das lag weniger an seinem Äußeren als vielmehr an dem, was er ausstrahlte. Er war dunkel. Sogleich war sie auf der Hut, sah ihn jedoch unverwandt an.

Er kam ihr bekannt vor, war er nicht …? Nein, ihr wollte keine Antwort einfallen. Hatte sie ihn gesehen, als sie halb besinnungslos gewesen war? Das konnte unmöglich er gewesen sein. Sie erinnerte sich an leise, tröstliche Worte, bevor der Schmerz übermächtig geworden war und Schwärze sie umfangen hatte. Dieser Mann dort tröstete nicht, er zerstörte.

„Ist sie wach?“, fragte er, den Blick auf sie geheftet.

Rhains Augen wurden schmal. Offenbar erfasste er die finstere Stimmung des anderen. „Kann das nicht warten?“

„Nein, es drängt.“

Anwen bemühte sich krampfhaft, die brennenden Augen offenzuhalten. Je näher er kam, desto stärker wurde ihr Bedürfnis, sich in Sicherheit zu bringen. Bezwungene Wut ging wie Wellen von ihm aus. Macht und Autorität sprachen aus seinen Zügen. Es war offenkundig, dass er etwas von ihr wollte und es sich nehmen würde, sollte sie es ihm nicht freiwillig geben. Sie verspannte sich, und Schmerz schoss ihr in den Kopf.

„Es geht ihr nicht gut. Lass sie in Ruhe.“ Rhain erhob sich und schob den Schemel beiseite, damit der andere ans Bett treten konnte.

„Sie ist wach; sie kann reden.“

Das konnte sie nicht. Ihr Herz raste, sie war schweißgebadet. Ihr Magen hob sich, und sie holte ein paarmal tief Luft.

„Bruder“, mahnte Rhain.

Ihr Magen beruhigte sich nicht. In ihrem Kopf drehte sich alles. Wogen heftiger Übelkeit überkamen sie.

„Ich bin …“, setzte sie an, und der Dunkle neigte sich ihr zu. „Ich bin …“

Jäh stemmte sie sich hoch und erbrach sich über die Hose des bedrohlich wirkenden Mannes.

„Bei Gwyn!“, stieß er aus, bevor sie wieder in Ohnmacht sank.

„Also, ich muss zugeben, so etwas habe ich zum ersten Mal erlebt.“ Rhains amüsierter Tonfall entging Teague nicht, und er sah seinen Bruder scharf an. „Ach, Teague, sie hat es doch nicht absichtlich getan.“ Rhain nahm das Tuch aus dem Eimer mit kaltem Wasser und wusch der Frau Mund und Gesicht ab.

„Mir war nicht klar, wie schwach sie ist.“ Teague griff nach einem Handtuch und tauchte es in den Eimer, um sich zu säubern.

„Ah, ja, Schwäche. Ich vergaß, welch unverzeihliche Eigenschaft die in deiner Welt ist. Aber sie ist eine Frau, und Gott hat Frauen nun einmal eine weiche Seite verliehen, ob du diesen verwerflichen Makel nun gutheißt oder nicht.“

„Ich bin kein Unhold. Ich weiß, dass sie eine Frau ist. Es ist bloß …“ Er rief sich ins Gedächtnis, wie beherzt sie auf den Baum gestanden und wie geistesgegenwärtig sie sich im Fallen vom Astwerk fortgestoßen hatte. Sie war anders als andere Frauen.

„Sie hat mich überrascht“, endete er.

Rhain verzog erheitert den Mund, den Blick auf die nassen Hosenbeine seines Bruders gerichtet. „Ja, das sehe ich. Schwach erscheint sie mir indes nicht. Nur ein starker Wille übersteht eine solche Verletzung.“

„Jetzt gerade ist sie schwach, und schlafend nützt sie mir nichts.“

„Warum willst du sie unbedingt gleich befragen? Hast du Nachrichten aus Brynmor, von Robert?“

„Ja, ich habe eine Nachricht von ihm erhalten. Anscheinend vermissen sie eine Frau namens Anwen.“

„Nun lautet die Frage, ob dies Anwen ist.“

„Und ob sie eine Bedrohung darstellt“, ergänzte Teague. Im Schlaf wirkte das Gesicht der Frau entspannter. Ihre Hände jedoch waren immer noch zu Fäusten geballt, was ihr etwas Entschlossenes verlieh, obwohl sie gerade jetzt besonders verwundbar hätte erscheinen müssen.

Er erinnerte sich, dass sie nicht vor Angst geschrien hatte, als sie gestürzt war. Sie so hilflos zu sehen passte nicht zu dem Wenigen, was er über sie wusste. Das stimmte ihn reizbar. Er kannte sie überhaupt nicht; er brauchte Antworten.

„Ich muss mich umkleiden.“ Er warf das schmutzige Tuch in den Eimer. „Sorg dafür, dass sich jemand um sie kümmert“, wies er an, ehe er die Schlafkammer verließ.

Als Anwen neuerlich zu sich kam, war es dunkel in der Kammer. Lediglich ein paar Mondstrahlen fielen durch die Ritzen in den Fensterläden. Dieses Mal bewegte sie den Kopf nicht. Ihre Kehle fühlte sich rau an und ihr Magen sauer. Der Schlaf war ein Segen gewesen, aber etwas hatte sie geweckt. Sie roch Leder und Tannenduft.

Sie riss die Augen auf. Er war ihr so nah, dass sie die Schwärze seiner Augen zunächst für einen Teil der Dunkelheit hielt. Erst als sie den glühenden Blick spürte, merkte sie, dass die Schwärze lebendig war. Ruhe überkam sie. Der Mann, der sie nachts getröstet hatte, war zurück.

„Ihr seid wieder da.“ Sie versuchte zu lächeln.

Er erwiderte nichts, sah sie nur unverwandt an. Sie konnte den Blick nicht abwenden. Wenn sie ihn lange genug anschaute, würde sie erkennen …

Schmerz!

Sie schloss die Augen. Schmerz stach ihr in den Schädel und barst hinter ihrer Stirn. Höllenqualen, die erst verebbten, als sie sich ihres keuchenden Atems und einer warmen Hand bewusst wurde, die ihre hielt. Auf diese warme, zärtliche Berührung richtete sie ihre Aufmerksamkeit. Es dauerte eine Weile, bis ihr Atem sich beruhigte und die Pein zu einem dumpfen Druck abflaute.

„Ich wollte Euch nicht wecken.“ Seine Stimme war tief und weich.

Es waren schlichte Worte, und doch schwang etwas darin mit … ein gewisser Unterton. Hätte ihr Kopf nicht so wehgetan, wäre sie in der Lage gewesen, den Ton zu deuten. Besorgnis vielleicht? Nein, es klang eher nach Schmerz, nach Einsamkeit, und das verwirrte sie umso mehr. Sie war hier, er war nicht allein.

Verwirrung hin oder her, sie wollte etwas für ihn tun, schaffte es jedoch nicht, die Augen zu öffnen. Erneut fiel die Schwärze über sie her. Er war so gütig. Er sollte nicht leiden.

„Ich bin hier“, flüsterte sie zunehmend schleppender, von den sanften Wogen des Schlafs umspült.

Teague beobachtete, wie die Frau zurück in den Schlummer glitt. Der Drang, sie wach zu halten, war schier übermächtig. Ihre Hand nach wie vor haltend lauschte er ihren leisen, regelmäßigen Atemzügen. Fast hätte dies seine Unruhe zu bezähmen vermocht.

Er sollte gehen. Welchen Grund hatte er, an ihrem Lager zu wachen? Noch immer befand sie sich in den Klauen des Fiebers. Immerhin war sie bei Bewusstsein, obwohl sie jederzeit einen Rückfall erleiden mochte. Sie litt Schmerzen, aber sie genas. Bald würde er entscheiden müssen, was er mit ihr tun sollte.

Nachdem er die Hand der Frau behutsam abgelegt hatte, trat er ans Fenster und öffnete die soliden Läden, um hinunter in den Hof zu schauen. Brennende Fackeln sprenkelten die im Dunkeln liegenden Mauern, und im Licht des Vollmonds konnte er die umhergehenden Wachen erkennen. Während er sie beobachtete, versuchte er, der quälenden Sehnsucht in sich einen Namen zu geben.

Neid. Seine Männer hatten ihre klar umrissenen Aufgaben. Sie hatten des Nachts ein Ziel vor Augen, hatten einander als Gefährten, während sie ihren Pflichten nachgingen. Tagsüber war auch er ausgelastet, doch nachts war er allein. Zwar war sein Bruder wieder da, aber der hatte so viele Freunde, dass er ihm selten Gesellschaft leistete. Bislang hatte seine Einsiedlernatur ihm nicht zu schaffen gemacht … nun jedoch verspürte er ein Verlangen, das er nicht zu stillen wusste.

Angesichts der Morddrohungen gegen ihn war Kameradschaft ein Gut, das er sich nicht leisten konnte. Trotz dieser Erkenntnis tobte ein Kampf in ihm, rang Sehnsucht gegen Versagung.

Er wandte sich vom Hof ab und lehnte sich gegen den Fensterrahmen. Dieser innere Aufruhr entbehrte jeder Grundlage. Wahrscheinlich machte die Müdigkeit ihn dünnhäutig. Ohne einen weiteren Blick auf die Frau zu werfen, verließ Teague das Gemach.

3. KAPITEL

Anwen erwachte davon, dass ihr Luft über die Wange strich. Als sie die Lider hob, sah sie wenige Fingerbreit über sich zwei dunkelgraue Augen, umgeben von Fältchen in pergamentartiger Haut und schlohweißem Haar.

Die alte Frau kicherte beglückt. „Oooh, Ihr seid wieder bei uns. Mein Name ist Edith. Fühlt Ihr Euch besser? Wir wussten, Ihr würdet heute zu Euch kommen. Habt gestern tüchtig gegen die Ohnmacht angekämpft, wenn auch vergebens. Und ganz schön übel war Euch. Beinahe hättet Ihr meine harte Arbeit ruiniert!“

Anwen blinzelte, bemüht, Ediths Worten Sinn abzuringen, aber es war, als lauschte sie dem Wind in den Bäumen. Sie erfasste das Gesagte mehr gefühlsmäßig, als dass sie es verstand.

„Heute, hab ich gesagt, wacht das Kindchen auf.“ Edith nahm ein Tuch und fuhr ihr damit sachte über das Gesicht. Das Tuch war kühl und feucht. „Ihr habt noch ein wenig Fieber, spüre ich, aber das ist kaum der Rede wert. Ihr habt uns einen Heidenschreck eingejagt, als er Euch vor fünf Tagen hergebracht hat und Ihr keinen Mucks von Euch gegeben habt.“

Es kostete Anwen einige Anstrengung, den Kopf zu drehen. „Vor fünf Tagen? Wo bin ich?“

Das helle Licht, das durch die vielen schmalen hohen Fenster fiel, tat ihr in den Augen weh. Sie sah, dass sie in einem dunklen, mit kunstfertigem Schnitzwerk verzierten Bett lag. Die sahneweiße Decke war mit einer sattroten Borte versehen, und das Rot fand sich in den gewebten Behängen wieder, mit denen zwei der Wände der Behaglichkeit wegen verkleidet waren. Darüber machten Hirschfelle auf dem Boden, mit Schnitzereien versehene Tische und Stühle sowie eine verschlossene Truhe mit Messingbeschlägen die Kammer behaglich.

Alles kündete von Reichtum, und nicht einer der Gegenstände war ihr vertraut.

„Ooh, Ihr könnt sprechen. Oh, ja, M’lady. Tja, vielleicht ist es auch etwas länger als fünf Tage her.“ Edith nahm einige Kissen und stopfte sie ihr in den Rücken. „Armes Ding, vermutlich habt Ihr einen Bärenhunger.“

In ihrer zunehmenden Verwirrung fand Anwen es befremdlich, dass der Gedanke an Essen sie lockte. Doch der kleine Brotlaib und der Weinkrug auf dem Tisch neben ihr muteten wie ein Festmahl an.

„Tagelang nichts als Brühe.“ Edith brach Stücke vom Brot ab und fütterte sie damit. „Wie schmeckt das? Gut? Zu viel?“

Mit dem Brot im Mund konnte Anwen nicht antworten. Die alte Frau sprach munter weiter.

„Ihr habt geschlafen und dennoch das ganze Haus auf Trab gehalten. Ständig wollte er wissen, wie es Euch geht, und wenn er nicht zufrieden mit der Antwort war, hat er selbst nach Euch geschaut. Das hab ich noch nie erlebt.“

Edith hörte nicht auf, ihr Brot zu geben, obwohl Anwen gern Fragen gestellt hätte. Zum Beispiel, wo sie sich befand und von wem Edith unablässig redete. Oder wer Edith überhaupt war.

„Er?“, brachte sie endlich heraus.

„‚Er‘, fragt Ihr? Erinnert Ihr Euch an gar nichts?“ Edith schüttelte den Kopf. „Damit wäre wenigstens eine Frage beantwortet. Wir haben nämlich eine Wette abgeschlossen … Na ja, nicht direkt wir, und eine Wette war es eigentlich auch nicht, denn wetten tue ich nicht. Aber einige in der Küche haben sich gefragt, ob die Kopfwunde oder er Euch in die Besinnungslosigkeit geschickt hat. Aber da Ihr nichts über ihn wisst, wäre das geklärt.“

Nachdem sie ihr ein fast zahnloses Lächeln geschenkt hatte, wandte sich Edith zur Tür und rief: „Ich brauche die Handtücher, die beim Eimer liegen, Greta. Und sie weiß nichts über ihn.“

Eine stattliche Frau mit kräftigen Händen brachte Leinentücher herein. Sie sagte nichts, blickte aber freundlich drein und lächelte Anwen herzlich an, ein fröhliches Funkeln in den braunen Augen.

„Wer ist ‚er‘?“ Anwen spürte, dass sich erneut Kopfschmerzen anbahnten.

„Na, der Lord natürlich, M’lady.“ Edith schlug die Bettdecke zurück. „Herrje, diese Kopfverletzung muss Euch arg zugesetzt haben. Bleibt still liegen, während ich Euch mit Wasser kühle.“

Edith schob ihr das Unterkleid hoch, um ihr mit dem feuchten Tuch über die Beine zu fahren. „Ihr müsst schwach wie ein Rehkitz sein.“

Anwen musterte das Unterkleid. Es war hochwertig und reinweiß und somit nicht ihres. „Was ist passiert? Wo bin ich?“

Edith seufzte. „Oh, also schön. Ich gebe ja nichts preis, das Ihr nicht durch einen Blick aus dem Fenster selbst herausfinden könntet. Jenseits dieser Mauern liegt der Dameg Forest. Von diesem Wald habt Ihr gehört?“

„Ja, ich lebe in der Nähe des Dameg Forest. Aber wo bin ich jetzt?“

„Nun, auch wir leben am Rande dieses großen Waldgebiets.“

Anwen schaute Greta an in der Hoffnung auf eine aufschlussreichere Antwort, doch die wrang angelegentlich einen Lappen aus. Beide Frauen blickten beklommen drein, was ihre Verwirrung in Furcht umschlagen ließ.

Bruchstückhafte Erinnerungen blitzten in ihr auf. Brynmor. Gwalchdu. Gully, der in den Wald flog.

Ihr Herzschlag geriet ins Stocken, als sie sich an das bedrohliche Knacken des brechenden Astes entsann. Unter dem Baum stand ein Mann. Sie war wütend. Nein, das ergab keinen Sinn. Weshalb sollte sie wütend sein, wenn er da war, um sie aufzufangen? Sie war in Sicherheit. Der Mann gab ihr dieses Gefühl. Doch wer war er?

Sie betrachtete die edle Einrichtung, die massiven Steinmauern, die prächtigen Wandbehänge, und eine ungute Ahnung befiel sie.

„Wer ist der Lord hier?“

Mit einem Mal wurde Edith fahrig. „Ach, gebt nichts auf mein Gewäsch. Hab keinen Benimm und nehme mir zu viel heraus. Das weiß ich selbst, bei Gott. Da plappere ich drauflos, obwohl es Euch schlecht geht. Du meine Güte, ich schade Euch mehr, als dass ich Euch helfe.“ Sie bückte sich, um das Tuch auszuwringen.

In dem Augenblick betrat ein Mann das Gemach, an der Tür verharrend. Er trug Teile einer Kettenrüstung, als wollte er ein Turnier bestreiten. Doch er wirkte nicht wie jemand, der zum Zeitvertreib kämpfte. Der Blick seiner schwarzen Augen war hart, sein Gesicht wie gemeißelt, und trotz des Tageslichts schien er von Schatten umgeben. Dies war kein Mann der Scheingefechte. Dieser Mann eroberte, und zwar erbarmungslos.

„Seid Ihr wohlauf?“ Seine tiefe Stimme hallte in der Kammer wider.

Am Rande nahm Anwen wahr, dass Edith und Greta sich in einen entlegenen Winkel zurückzogen. Als der Mann auf sie zukam, starrte sie ihm entgegen.

„Habt Ihr gegessen? Könnt Ihr mich verstehen?“, fragte er.

Er war so dunkel, wie der goldene Mann hell war. Er war der Zorn, der über die Güte hereinbrach. Er war derjenige, der bei Tage über sie gewacht und des Nachts ihre Hand gehalten hatte. Er war der Mann, der unter dem Baum gestanden, der Mann, der ihr das Leben gerettet hatte. Bestürzt erkannte sie, um wen es sich handelte.

Teague, der Teufel von Gwalchdu, der Verräter. Ein legendärer Schwertkämpfer, ein Grenzschützer, ein Marcher Lord König Edwards und ihr Erzfeind. Und sie lag in seinem Bett. Aber sie war kein Hasenherz.

„Ja, ich höre Euch laut und deutlich“, entgegnete sie.

Er nickte, ehe er den Blick hinab zu ihren Beinen gleiten ließ.

Ihren nackten Beinen.

Bevor sie sich selbst verhüllen konnte, durquerte er die Kammer und zog ihr grob die Decke über die Beine. Da er nicht zurücktrat, war sie gezwungen, zu ihm aufzuschauen.

„Ihr solltet Euch nicht bewegen“, sagte er bestimmt. „Geht es Euch gut?“

Vor ihr stand Teague of Gwalchdu. Wieso war ihr nicht schon ein Licht aufgegangen, als sie mit Edith allein in der Kammer gewesen war und noch hätte fliehen können? Wie hatte sie eine solche Närrin sein können? Aber wie hätte sie ahnen können, dass sie in der Hölle gelandet war?

Ohne sich umzudrehen, befahl er Edith und Greta: „Lasst uns allein.“

Verzweifelt sah sie zu, wie die beiden die Tür hinter sich schlossen. Nun war sie allein mit dem Mann, der Brynmor ins Verderben gestürzt hatte. Wieder und wieder hatte sie sich vorgestellt, ihm gegenüberzutreten, ihn zur Rede zu stellen, allerdings nicht so schwach, dass sie kaum aufrecht sitzen konnte.

Aus schmalen Augen musterte er sie abschätzend. „Nein, es geht Euch nicht gut. Ihr seid zu blass, und der Bluterguss wird noch größer werden, bevor er abheilt. Tut es weh?“

„Was kümmert Euch das?“

Er ging darüber hinweg. „Wer seid Ihr?“

„Ist das wichtig?“

Seine Haltung sagte ihr, dass er eine Antwort verlangte.

Ihr war nicht danach, ihm eine zu geben. Er wusste also nicht, wer sie war oder woher sie kam. Es war kein Geheimnis, dass Brynmor und Gwalchdu einander spinnefeind waren. Wenn sie ihre Herkunft lange genug verheimlichte, könnte sie vielleicht fliehen.

„Wenn Ihr mir keinen Namen nennt, werde ich Euch selbst einen geben.“

„Anwen“, brachte sie heraus.

„Anwen?“ Sein Ton deutete an, dass er mehr erwartete.

„Ja, Anwen“, wiederholte sie langsam, als hielte sie ihn für schwer von Begriff.

„Habe ich etwas verpasst?“

Die Frage kam von seinem Bruder, dem goldenen Mann, der just die Tür öffnete. Wie stark er sich von Teague unterschied. Auch sein Leumund war ein anderer. Er war zu jung, um in den englisch-walisischen Kriegen gekämpft zu haben. Gegen ihn hegte sie keinen Groll.

„Rhain?“, fragte sie.

„Jawohl!“ Er nahm einen Schemel und einen Stuhl und stellte beides neben das Bett.

„Erinnert Ihr Euch an sonst noch etwas?“, erkundigte er sich, als er sich auf dem Schemel niederließ.

Sie schüttelte knapp den Kopf. Es war sicherer, sich ahnungslos zu geben.

Autor

Nicole Locke
<p>Nicole Locke las ihren ersten Liebesroman als Kind im Wandschrank ihrer Großmutter. Später siedelte sie dann mit ihrer Lektüre ins Wohnzimmer um. Und noch später fing sie an, selbst Liebesromane zu schreiben. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in Seattle.</p>
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