Eingeschneit mit dem sexy CEO

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Erregendes Verlangen, unbezähmbare Lust! Nie hat Isabella ihren One-Night-Stand mit Ross Maclean vergessen. Als sie den faszinierenden Unternehmer bei einer Hochzeit in den Highlands wiedertrifft, sind die Gefühle von damals sofort wieder da. Doch auch wenn es heiß zwischen ihnen knistert, zeigt Ross ihr die kalte Schulter. Erst als sie auf der Heimreise von einem Schneesturm überrascht werden, vor dem sie sich in eine Berghütte retten können, flammt die Leidenschaft wieder auf. Aber schafft Isabella es auch, das Eis um Ross’ Herz zum Schmelzen bringen?


  • Erscheinungstag 14.10.2025
  • Bandnummer 2723
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535144
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Suzanne Merchant

Eingeschneit mit dem sexy CEO

PROLOG

Vor zweieinhalb Jahren

Als Isabella in den Zug nach Edinburgh stieg, war sie völlig erledigt. Seit Wochen stresste sie die Arbeit. Wann sie das letzte Mal einen Tag freigehabt hatte, wusste sie schon gar nicht mehr.

Ihr langjähriger Freund hatte am Telefon mit ihr Schluss gemacht. Sie hatten sich mehr als drei Wochen lang nicht gesehen. Anscheinend habe sie andere Prioritäten als ihre Beziehung, hatte er gesagt und damit nicht falschgelegen.

Wirklich traurig war sie nicht gewesen. Sie konnte auch nicht sagen, dass sie ihn vermisste, so wenig Zeit, wie sie in den letzten Monaten mit ihm verbracht hatte.

Wenn es ihr gelingen sollte, das Familienunternehmen der Thompsons zu retten, dann brauchte es ein Wunder.

Monatelang hatte sie ihren Vater zu überzeugen versucht, dass sie neue Wege gehen mussten, wenn sie in der Lage sein wollten, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Ihre Spinnereien und Webereien mussten wettbewerbsfähig bleiben.

Gestern beim Abendessen war die Situation eskaliert. Ihr Vater hatte ihr überhaupt nicht zuhören wollen und am Ende hatte Isabella ihren halb leeren Teller von sich geschoben. Der Apfelkuchen von Beryl, der Haushälterin, war wie immer köstlich gewesen, aber sie hatte einfach keinen Bissen mehr heruntergebracht.

Sie war aufgestanden, hatte gesagt, sie würden später darauf zurückkommen, und ihren Vater brüsk daran erinnert, dass sie am Wochenende nicht da sein würde.

Es war der erste ernsthafte Streit, den Isabella je mit ihm gehabt hatte, und das belastete sie sehr.

Danach hatte sie schlecht einschlafen können. Jetzt brannten ihr die Augen und sie hatte Kopfschmerzen. Mühsam verstaute sie ihre Reisetasche im Gepäcknetz. Sie ließ sich auf den Sitz fallen und traf eine Entscheidung.

Dieses Wochenende, als Brautjungfer bei Hannahs Hochzeit in Schottland, würde sie nicht an die Arbeit denken. Wenn sie erst im Castle of Muir wäre, dem Familiensitz von Hannah und ihrer Zwillingsschwester Emma, würde sie die Hochzeit genießen, sonst nichts.

Müde lehnte sie den Kopf gegen den Sitz und sah zu, wie die Vororte Londons an ihr vorbeizogen. Dann schloss sie die Augen und versuchte, sich zu entspannen.

Was sie brauchte, war eine Ablenkung. Einen Weg, die andauernden Sorgen und den Stress zu vergessen.

Wer weiß, vielleicht ist zumindest der Trauzeuge sexy und Single.

Die Antwort auf diese Frage ließ allerdings noch auf sich warten. Weder bei der Probe noch beim Dinner am selben Abend ließ sich der Trauzeuge blicken.

Hannah verdrehte die Augen. „Hoffentlich schafft er es morgen früh, sonst …“

Robert, ihr Zukünftiger, blieb zuversichtlich. „Das wird er schon. Er lässt uns nicht im Stich.“

Isabella schaute zwischen den beiden hin und her.

„Es ist sicher schwer für ihn“, sagte Hannah. „Und bei allem, was man im Moment über ihn hört, ist es vielleicht …“

„Du wirst schon sehen“, erwiderte Robert. „Er wird hier sein – und alle um den kleinen Finger wickeln.“

Hannah stieß einen missbilligenden Laut aus. „Solange das alles ist, was er tut …“

Die Stunden vor der Hochzeit liefen nach einem genau getakteten Zeitplan ab. Isabella und Emma halfen Hannah in ihr cremefarbenes Seidenkleid und reichten ihr den Brautstrauß aus zart rosafarbenen Rosen, die am Morgen im schlosseigenen Garten gepflückt worden waren. Danach begleiteten sie sie durch das Schloss und über den Hof zur Kapelle, vor der der Brautvater bereits wartete.

Ihre Probleme in London waren weit weg, und Bella atmete den Geruch des Heidekrauts ein, der von den Hügeln herüberwehte. Es war eine ganz besondere Erfahrung. Sie genoss jede Minute, dabei hatte die Hochzeit noch nicht einmal angefangen.

Emma und sie folgten Hannah, die am Arm ihres Vaters zum Altar schritt, arrangierten ihre Schleppe, nahmen ihr den Brautstrauß ab und setzten sich auf ihre Plätze. Bella faltete die Hände im Schoß und schaute auf.

Offenbar hatte Robert recht behalten – der Trauzeuge war rechtzeitig angekommen. Er stand neben dem Bräutigam und trug wie dieser die schottische Nationaltracht. Allerdings überragte er Robert um einen halben Kopf, war ein bisschen breiter und muskulöser. Er ließ den Blick über die Reihen der Gäste schweifen und strich sich dabei durch das dunkle Haar, das ihm in dichten Locken bis knapp auf die Schultern reichte.

Isabella sog scharf den Atem ein. Ross Maclean war … heiß. Sie schluckte. Einen Moment lang stellte sie ihn sich ohne Hemd vor, in nichts als einem Kilt und Stiefeln.

Aber dann schaute er zu ihr. Seine Augen waren dunkel, so tief und aufgewühlt wie die See. Als sich ihre Blicke trafen, hielt sie unwillkürlich die Luft an.

Im nächsten Moment schaute er weg. Ein Raunen ging durch die Reihen der Gäste, als er seine Taschen abtastete, offenbar auf der Suche nach den Ringen. Das allgemeine Aufatmen, als er sie fand, quittierte er mit einem reumütigen Lächeln und einem leichten Schulterzucken, als fände er Gefallen an einem Leben am Abgrund.

Wie er so dastand – in schottischer Nationaltracht und vor der romantischen Kulisse –, überstieg er Isabellas kühnste Träume.

Sie wusste, sie hatte ihre Ablenkung gefunden.

1. KAPITEL

Bella schaute auf die antike Uhr über dem Kamin, dann zurück zu ihrem Vater. Wie üblich saß er am Kopfende des langen Konferenztischs – in einem makellosen Dreiteiler aus feinster Wolle. Seit fünfzig Jahren war das sein Platz, seit er die Firma von seinem Vater übernommen hatte.

Sie konnte nicht glauben, dass er ernsthaft über einen so radikalen Schritt nachdachte.

In der letzten Zeit hatte sie kaum mit ihm gesprochen. Seit sie begonnen hatte, mehr Verantwortung für das Unternehmen zu übernehmen, sah sie ihn immer seltener. Hätte sie diese Entwicklung kommen sehen müssen? Vielleicht. Wenn sie ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Aber seine vage Bemerkung vor ein paar Monaten, er dächte darüber nach, in den Ruhestand zu gehen, hatte sie nicht wirklich ernst genommen.

„Wir können das Treffen immer noch absagen. Oder zumindest verschieben.“

Erst vierundzwanzig Stunden war es her, dass ihr Vater die Bombe hatte platzen lassen. Er hatte ein Angebot für seine Hälfte des Unternehmens bekommen, das anscheinend zu verlockend war, als dass er es hätte ausschlagen können. Er würde in den Ruhestand gehen und Bella mit ihrer Hälfte des Unternehmens und einem neuen Geschäftspartner zurücklassen.

Ausgerechnet mit Ross Maclean.

Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Lern ihn wenigstens kennen, Bella, bevor du Nein sagst.“ Er nahm seine Brille ab und polierte die Gläser mit einem seidenen Taschentuch.

Bella hatte die erste Runde bereits verloren – die Geste bedeutete, dass die Diskussion beendet war.

„Ross Maclean ist ein knallharter Geschäftsmann. Er trifft brutale Entscheidungen.“

Ihr Vater schaute wieder auf. „Du kennst ihn?“

Sie sah aus dem Fenster hinaus auf die Straßen Londons. „Sein Ruf ist kein Geheimnis. Und, ja, ich bin ihm begegnet. Aber ich würde nicht behaupten, dass ich ihn kenne.“

Unterdessen dachte sie zurück an Hannahs Hochzeit vor zweieinhalb Jahren.

Von dem Moment an, als sich ihre Blicke getroffen hatten, war es unvermeidlich gewesen. Sie hatte sich versprochen, loszulassen und Spaß zu haben – und Ross schien es zu seiner Mission zu machen, ihr dabei zu helfen.

Er bewegte sich wie ein Panther, langsam, aber verhalten, als könnte er jeden Moment losstürmen. Und sie war eine willige Beute. Nach seiner Ansprache als Trauzeuge, mit der er den Balanceakt zwischen amüsant und skandalös schaffte, hob er sein Glas und brachte einen Trinkspruch auf die Brautjungfern aus. Dabei sah er Bella unverwandt an. Mit dem Hauch eines Lächelns, als hätten sie ein gemeinsames Geheimnis.

Ein Geheimnis, das Bella auch hinterher bewahrte. Für sie war die Situation sehr untypisch – sie konnte es niemandem erklären.

Die Stimmung war ausgelassen. Immer wieder trafen sich im Laufe des Abends ihre Blicke. Und später in ihrem Zimmer umfasste Ross ihr Gesicht mit beiden Händen und sah sie an, als wollte er sich ihren Anblick für immer einprägen. „Isabella. Bist du dir sicher?“

„Ja.“

„Es ist nur für heute Nacht …“

„Perfekt“, flüsterte sie. „Ich will nicht mehr als eine Nacht.“

Als sie am Morgen danach aufwachte, hing ihr Kleid ordentlich auf einem Bügel, ihre Unterwäsche lag auf dem Stuhl. Sie sah sich nach Ross um, aber er war schon gegangen.

Auf dem Nachttisch lag ein Zettel.

Danke für eine wunderbare Nacht.

Dein Ross

Beim Frühstück ließ er sich nicht blicken. Durch eine beiläufige Bemerkung bekam sie mit, dass er einen frühen Flug zurück nach London nehmen wollte.

Sie hatte den Kopf gesenkt und sich auf die Lippe gebissen, verärgert, weil sie so enttäuscht war. Dann hatte sie das Kinn gereckt und gespielt unbekümmert gelächelt.

„Bella?“

Sie konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. „Ja?“

„Ist alles in Ordnung?“ Ihr Vater runzelte die Stirn.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin mit dieser plötzlichen Entscheidung nicht einverstanden – und auch nicht mit der Person, die dir dieses Angebot gemacht hat. Er wird Thompson’s Textiles auseinanderreißen und die profitablen Geschäftssparten verkaufen. So geht er immer vor. Das Unternehmen, so wie wir es kennen, wird nicht mehr existieren. Und dabei haben wir uns so gut geschlagen, seit wir uns neu aufgestellt haben!“ Sie erhob sich und ging durch den Raum. Ihre Absätze klackerten auf den alten Dielen. „Ich habe alles gegeben, um das möglich zu machen.“

„Ich weiß, das hast du. Genau das ist einer der Gründe für meine Entscheidung.“ Albert Thompson setzte seine Brille wieder auf. „Du hast dir viel zu viel zugemutet. Deine Talente liegen im Design und der Entwicklung, aber du bist die meiste Zeit mit dem Management beschäftigt. Du musst …“

„Mir gefällt meine Arbeit, Dad. Bestimmt kannst du dich zurückziehen, ohne komplett aus der Firma auszuscheiden. Du kannst mich beraten, wenn es nötig ist.“ Sie klammerte sich an einen Strohhalm, das war ihr bewusst. „Aber das hier … das will ich nicht.“

Sie konnte ihrem Vater unmöglich erklären, dass der Gedanke, Ross wiederzusehen, ihr Angst machte.

Perfekt, hatte sie geflüstert. Und genau das war die Nacht auch gewesen.

So perfekt, dass Bella sie nicht hatte vergessen können. Hinterher hatte sie sich umso stärker auf die Arbeit konzentriert, um Ross zu vergessen, und gehofft, die Erinnerungen würden verblassen. Aber er hatte sie in ihren Träumen verfolgt. Unzählige Male hatte sie sich davon abhalten müssen, Hannah nach ihm zu fragen.

Er hatte gesagt, eine Nacht wäre alles, was er ihr geben könnte.

Und wenn er mehr gewollt hätte, hätte er sie kontaktieren können. Das hieß, er hatte kein Interesse an ihr. Die Angst vor einer Zurückweisung hatte Bella davon abgehalten, ihrerseits den Versuch zu unternehmen, seine Telefonnummer in Erfahrung zu bringen.

Vielleicht wollte sie nicht wissen, warum er gegangen war.

Er hatte auch nicht gefragt, warum sie nur eine gemeinsame Nacht gewollt hatte.

Bella hatte versucht, andere Männer zu daten. Mit Dave, den sie auf einer Messe kennengelernt hatte, hatte sie sich ein paarmal verabredet, aber als sie wegen der Arbeit das dritte Mal in Folge einen Termin abgesagt hatte, hatte er nicht mehr angerufen. Und es hatte ihr nicht wirklich etwas ausgemacht.

Sie fragte sich, ob sie je wieder so eine fatale, unwiderstehliche Anziehungskraft fühlen würde wie an dem Nachmittag, als sie Ross das erste Mal gesehen hatte.

Das Konzept von Liebe auf den ersten Blick war ihr immer lächerlich vorgekommen. Inzwischen war sie sich da nicht mehr so sicher.

Es würde unmöglich sein, eine rein geschäftliche Beziehung mit ihm zu führen, während sie so fühlte. Aber wie sollte sie das ihrem Vater begreiflich machen?

„Versuch, dich zu entspannen. Du wirkst gestresst.“

„Ich wirke gestresst? Dad …“ Bella holte tief Luft. Mehrfach. Sie strich über ihren engen schwarzen Rock und glättete die Manschetten ihrer elfenbeinfarbenen Bluse, ließ die Finger über die schlichte Perlenkette gleiten, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. „Ich bin gestresst.“ Sie tastete nach ihrem französischen Haarknoten, um sicherzugehen, dass sich keine Strähnen daraus gelöst hatten. „Ich hatte nicht genug Zeit, das alles zu verarbeiten. Wenn du es mit mir besprochen hättest, bevor du dieses Treffen vereinbart hast, hätte ich …“

Was hätte sie tun können? Sich weigern, Ross Maclean zu treffen, den Geschäftsführer eines wahnsinnig erfolgreichen Unternehmens, weil sie nach einem One-Night-Stand plötzlich nicht mehr Privates von Geschäftlichem trennen konnte?

Ein Hauch von Groll stieg in ihr auf. Wenn ihr Vater in den Ruhestand ging, würde sie zumindest eins nicht vermissen: dass er wichtige Entscheidungen traf, ohne das Management seines Unternehmens zu konsultieren.

Falls es überhaupt noch ein Unternehmen gäbe, nachdem Ross Maclean es in die Finger bekommen hätte.

Aus dem Vorzimmer hörte sie die Stimme ihrer Assistentin Jess. Einen Moment später öffnete sich die Tür.

Vierundzwanzig Stunden waren nicht genug Zeit gewesen, sich auf das Wiedersehen vorzubereiten. Aber wahrscheinlich hätten selbst eine Million Jahre nicht gereicht. Als Ross das Zimmer betrat, war es, als ob gleichzeitig alle Luft aus dem Raum entwich. Wie nach einer Explosion. Einen Moment lang fragte Bella sich, ob vielleicht wirklich irgendwo eine Bombe detoniert war.

Ross hatte sich verändert.

Jess stand lächelnd in der Tür. Ihr Vater erhob sich und reichte ihm die Hand.

Nur Bella war wie gelähmt.

Das Erste, was sie ihn fragen würde, wenn sie die Gelegenheit hätte, wäre, warum er sich das Haar geschnitten hatte. Sie wusste noch, wie es sich angefühlt hatte, mit den Fingern durch die schulterlangen Locken zu fahren. Wie er es sich aus der Stirn gestrichen hatte, um sie anzusehen, sie zu küssen.

Jetzt trug er das schwarze Haar ordentlich zurückgekämmt und gegelt. Abwesend fragte sie sich, was passieren würde, wenn sie dem Drang nachgäbe, erneut mit den Händen hindurchzufahren. Es in Unordnung zu bringen, sodass er mehr dem Mann ähnelte, mit dem sie damals zusammen gewesen war.

Ross’ dunkelgrauer Anzug war definitiv maßgeschneidert. Vielleicht sogar aus einem Wollstoff von Thompson’s. Schwere silberne Manschettenknöpfe glänzten an seinen Handgelenken.

Er schüttelte ihrem Vater die Hand und wandte sich dann ihr zu. „Isabella.“

„Ross.“

„Meine Tochter“, sagte ihr Vater. „Und meine Partnerin. Aber Sie kennen sich bereits …?“

Während Jess die Tür schloss, wünschte sich Bella, sie könnte noch schnell durch den Spalt flüchten. Vor diesem neuen Ross, den sie nicht kannte.

„Ja“, antwortete Ross. „Das tun wir.“ Er reichte ihr die Hand. Sie schüttelte sie, erinnerte sich dabei an seine Berührung.

„Seit Hannahs Hochzeit.“ Bella schaute von ihm zu ihrem Vater.

Binnen weniger Sekunden wurde Ross Maclean zurück in die Vergangenheit katapultiert. Er hatte sich auf dieses Treffen vorbereitet. Hatte gewusst, er würde Isabella wiedersehen. Als ihn sein Team auf Thompson’s Textiles aufmerksam gemacht hatte, hatte er recherchiert und herausgefunden, dass die Hälfte des Unternehmens ihr gehörte. Die andere Hälfte, die ihres Vaters, stand möglicherweise zum Verkauf.

Er wollte den Deal, fand Thompson’s interessant. Es war ein Familienunternehmen, das sich als Traditionsmarke etabliert hatte, auf eine hundertjährige Geschichte zurückblickte und mit Zuversicht in die Zukunft schaute. Warum Albert Thompson seine Hälfte verkaufen wollte, ahnte er nicht. Aber als er entdeckt hatte, dass Isabella die zweite Hälfte gehörte, hatte der Gedanke, sie wiederzusehen, alle anderen Erwägungen in den Schatten gestellt. Thompson’s Werte waren Beständigkeit, Loyalität und Qualität. Was hatte eine Frau wie Isabella dazu bewogen, sich auf einen One-Night-Stand einzulassen?

Er hatte gedacht, es würde ihn ungerührt lassen, sie wiederzusehen. Aber er hatte sich geirrt.

Aus irgendeinem Grund hatte er sie nie vergessen können. Der anhaltende Wunsch, sie wiederzusehen, hätte alle möglichen Alarmsirenen schrillen lassen sollen. Früh im Leben hatte Ross gelernt, dass Menschen einen im Stich ließen – und Liebe nicht unbedingt erwidert wurde. Und als Erwachsener hatte er die bittere Erfahrung machen müssen, dass einem alles Glück von einem Moment auf den anderen entrissen werden konnte.

Geschäftliche Entscheidungen waren berechenbar. Sie ließen sich in Zahlen ausdrücken. Darin war er gut, auch wenn man ihm unterstellte, skrupellos zu sein. Er hatte den Ruf, sich ihm bietende Gelegenheiten bestmöglich zu nutzen. Sein Kontostand und sein Lebensstil bewiesen seinen Erfolg.

Gefühle waren etwas anderes. Sie waren unberechenbar. Gefährlich. Der Gedanke, einem Menschen sein Herz zu schenken, erschreckte ihn. Es war einfach zu unvorhersehbar. Schon als Kind war es für ihn wichtig gewesen, die Kontrolle über sein Leben zu haben. Und trotzdem hatte er als Erwachsener beinahe alles verloren, weil er das Risiko eingegangen war, zu lieben und die Kontrolle aufzugeben.

Das würde er nie wieder tun.

Der Schmerz des Verlustes und das Gewicht der Verantwortung waren einfach zu groß.

Als er Isabellas Hand nahm, wurde ihm bewusst, dass er sich verkalkuliert hatte. Allein ihr Anblick weckte alle möglichen Gefühle in ihm, und die Berührung, so flüchtig sie auch war, setzte ihn in Flammen.

Als sie sich getroffen hatten, hatte er kurz vor dem Ruin gestanden. Aber die Begegnung mit ihr hatte ihn seinen Lebensstil überdenken lassen – die Art, wie sie ihn akzeptiert hatte. Nicht mehr gefordert hatte, als er zu geben bereit war. Es einfach genossen hatte, mit ihm zusammen zu sein. Sie war so lebensfroh gewesen, so mitreißend. Und dabei freundlich und einfühlsam. Ganz anders als alle anderen Menschen. Das hatte Ross zum Nachdenken gebracht, seinen Willen geweckt, sich zu ändern.

Jetzt, nach zweieinhalb Jahren harter Arbeit, war auf dem Papier wieder alles so, wie es sein sollte. Sein Unternehmen florierte, sein Leben war im Gleichgewicht. Als sich ihm die Gelegenheit geboten hatte, Isabella wiederzusehen, hatte er erst gezögert, dann aber entschieden, dass es schon nicht so heikel werden würde.

Aber es reichte ein Blick, ein Atemzug von ihr, um ihm die Sinne zu vernebeln. Ihr Parfüm – blumig und süß mit einem Hauch von Exotik – ließ ihn gegen den Drang ankämpfen, ihr so nahe zu kommen wie möglich, die Lippen auf ihren schlanken Hals zu pressen. Es war ein Schock. Wie der unerwartete Sturz von einer Klippe. Und Isabella wirkte genauso durcheinander wie er.

Er hatte sich verändert, das war ihm klar. Sie hatten sich getroffen, als er hart darum gekämpft hatte, überhaupt durch den Tag zu kommen, ohne von Reue und Trauer überwältigt zu werden.

Auch sie sah anders aus, war dünner geworden und wirkte sichtlich angespannt. Ihre blonden Locken, die sie in Schottland offen und mit einem Kranz aus Wildblumen getragen hatte, waren zu einem eleganten Knoten aufgesteckt. Ihr enger schwarzer Rock und die elfenbeinfarbene Seidenbluse ließen sie streng wirken. Ein krasser Gegensatz zu ihren geröteten Wangen und den funkelnden Augen am Abend der Hochzeit …

Ross war damals unberechenbar gewesen. Ein gewagter, ausschweifender Lebensstil war sein Weg gewesen, sich gegen die Grausamkeit des Schicksals zu wehren. Indem er sich bereit erklärt hatte, Roberts Trauzeuge zu sein, war er ein Risiko eingegangen. Er hätte gut für einen Eklat sorgen können. Aber Isabellas Gegenwart hatte ihn so abgelenkt, dass er den Abend und die Nacht durchgestanden hatte, ohne sich danebenzubenehmen. Sie hatten sich gesucht und gefunden. In ihren Armen hatte er sich sicher genug gefühlt, den Gedanken zuzulassen, sich gehenzulassen. Ihre Nähe war gefährlich. Also hatte er Abstand geschaffen – bevor sie aufgewacht war.

Ihnen beiden zuliebe.

Wenn er geblieben wäre, hätte er seine eigenen Regeln gebrochen und sie gebeten, sie wiederzusehen … Und sie am Ende nur verletzt.

Die nächste Stunde verbrachte Ross damit, die Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht zu verdrängen und sich auf den geschäftlichen Aspekt des Treffens zu konzentrieren.

Unwillkürlich fragte er sich, ob ihre Lippen immer noch so süß schmeckten wie damals. Ob die Strenge, die sie jetzt ausstrahlte, nur die sanfte, leidenschaftliche Frau verbarg, die er nicht vergessen konnte.

War er verrückt, dass er ihr Geschäftspartner werden wollte? Bei jeder Begegnung würde er das Verlangen bekämpfen müssen, das wiedererwacht war, sobald er den Raum betreten hatte. Das würde die Zusammenarbeit erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen.

Darüber würde er gründlich nachdenken müssen.

Er trank den Kaffee aus und schlug den Ordner zu, der vor ihm auf dem Tisch lag.

„Alle weiteren Einzelheiten finden Sie hier.“ Er reichte ihn Albert Thompson. „Für dich liegt auch eine Kopie bei, Isabella. Lassen Sie sich beide Zeit, alle Optionen zu überdenken. Das werde ich auch tun. Vielen Dank für dieses Treffen.“

Isabellas Ablehnung konnte er deutlich spüren.

Er reichte Albert die Hand, bevor er sich ihr zuwandte, gab Acht, dass der Handschlag kurz blieb. „Es war schön, dich wiederzusehen.“ Er suchte nach den passenden Worten zum Abschied. „Wir sehen uns am Wochenende auf Emmas Hochzeit – in unseren alten Rollen, glaube ich?“

Bella hoffte, dass ihr der Schock nicht ins Gesicht geschrieben stand. „Tatsächlich? Das war mir nicht bewusst.“ Sie war froh, dass ihre Stimme kühl klang, nichts von der Hitze verriet, die sie durchströmte. Erwartete Ross, dass es eine Wiederholung ihrer gemeinsamen Nacht geben würde?

Glücklicherweise drehte er sich um, bevor sie rot anlaufen konnte.

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