Einladung ins Bett des Milliardärs

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"Genau das wollte ich auf keinen Fall tun", murmelte er. Dann küsste er sie so hart und heiß, dass ihr die Luft wegblieb. Milliardär Damon Smith will niemals sein Herz verschenken. Deshalb hat die heiße Affäre mit seiner schönen Assistentin Zara auch nichts mit Liebe zu tun. Umso erstaunlicher, wie schwer es ihn trifft, als Zara plötzlich kündigt und verschwindet. Ein Jahr später kreuzen sich ihre Wege erneut: Zara hat ein Baby - seine Tochter! Obwohl sie ihm das Kind vorenthalten hat, will Damon sie trotzdem unbedingt zurück in seinem Bett. Doch dann beschleicht ihn der Verdacht, dass Zara ihm noch viel mehr verschwiegen hat …


  • Erscheinungstag 24.12.2018
  • Bandnummer 2061
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724528
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Damon hielt inne. Das leichte Vibrieren seines Handys hatte seinen gleichmäßigen Lauf auf dem festen Sandstrand seiner Privatinsel im Hauraki Gulf, einer großen Bucht im Norden Neuseelands, unterbrochen.

Unmissverständlich teilte sein jüngerer Bruder Ben ihm mit, dass er kündigte und weder morgen noch in näherer Zukunft wieder im Büro erscheinen würde. Der Grund? Er machte sich mit Damons hübscher blonder Assistentin aus dem Staub.

Damon biss die Zähne zusammen und drehte dem gleißenden Sonnenuntergang den Rücken zu. Eine frische Brise kühlte seine überhitzte Haut und klatschte ihm das schweißnasse T-Shirt an den Rücken, doch er nahm kaum Notiz davon. Einen seltsamen Moment lang waren seine Sinne wie betäubt, und er fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Heute war es fast genau ein Jahr her, dass seine damalige persönliche Assistentin Zara Westlake ihre Stellung und sein Bett verlassen hatte.

Zara. Ein unerwünschtes Bild drängte sich ihm auf: ihre dunklen Haare, der intensive Blick ihrer blauen Augen und die hohen Wangenknochen, die zarten Sommersprossen, durch die ihr Gesicht noch außergewöhnlicher wirkte. Sie hatte eine zierliche Nase und einen sturen Zug um den Mund, der ausgeglichen wurde durch weiche geschwungene Lippen, die ihr Gesicht lebendig werden ließen und es so viel faszinierender machten als bei herkömmlichen Schönheiten.

Der Wind wehte nun stärker, und seine alten Verletzungen an Schulter und Hüfte machten sich bei der Kälte bemerkbar. Es waren Wunden, die er sich während der Zeit beim Militär zugezogen hatte.

Damon wischte die Erinnerungen an Zara fort. Es ärgerte ihn, dass sie immer noch die Macht hatten, ihn aus der Bahn zu werfen, obwohl es nur eine kurze Affäre gewesen war. Das Ganze hatte schließlich nicht mal einen Monat gehalten. Gemessen an seiner siebenjährigen Ehe würde die Affäre auf einer Skala von eins bis zehn nicht einmal erwähnt werden. Außerdem hatte Zara ihm auf ihre effiziente Art und Weise verdeutlicht, dass sie nie mehr als ein leidenschaftliches Intermezzo gewollt hatte.

„Wir haben uns verliebt“, kam es nun von Ben.

Bei diesen Worten knirschte Damon mit den Zähnen. In seiner Kindheit, die er lieber vergessen würde, hatte er sie immer wieder hören müssen. Ben war alldem entgangen. Der Glückliche war erst nach dem frühzeitigen Tod ihres Vaters geboren worden. Von den Seitensprüngen und Wutausbrüchen Guy Smiths hatte er nichts mitbekommen, auch nicht von den langen Nächten, in denen Damon und seine Mutter sie mit voller Wucht abbekommen hatten. Die Narben waren ihm erspart geblieben.

„Verliebt.“ Damon versuchte, nicht angewidert zu klingen, aber es gelang ihm nicht.

Die Worte brachten auch die Erinnerungen an die schönen Frauen zurück, die sich seinem Vater an den Hals geworfen hatten. Frauen mit teurem Geschmack, die Diamanten, Urlaub in exotischen Ländern und Kreditkarten mit schwindelerregenden Limits verlangt hatten und dank derer das Familienvermögen nach und nach geschwunden war. Obwohl Guy Smith verheiratet war, hatte er des Öfteren verlauten lassen, er wäre „verliebt“. Als das Geld schließlich knapp wurde, verließ ihn auch die letzte seiner Geliebten. Daraufhin landete er in einer Bar und ließ sich so volllaufen, dass er einen Streit mit jemandem vom Zaun brach, der wusste, wie man zurückschlug. Am nächsten Morgen fand man ihn bewusstlos und mit einem Schädelbasisbruch auf der Straße. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.

Als Adeline Smith vom Tod ihres Mannes erfuhr, brach sie zusammen und weinte – vor Erleichterung. Damon, damals zehn Jahre alt, weinte ihm nicht eine Träne nach. Zu dem Zeitpunkt erholte er sich gerade von zwei angeknacksten Rippen und einem gebrochenen Kiefer, Verletzungen, die sein Vater ihm zugefügt hatte, als er versuchte, seine Mutter zu beschützen. Guy hatte sich, vor Zorn rasend, auf seine Frau gestürzt, weil er herausgefunden hatte, dass sie pleite waren. Zu der Zeit war ihr Leben trist und hoffnungslos gewesen. Doch nach dem Tod seines Vaters waren sie aus dem Schatten wieder ins Licht getreten. Und sechs Monate später war Ben zur Welt gekommen.

Da Ben sein letzter enger Angehöriger war, musste Damon es jetzt vorsichtig angehen. Sein Bruder war nicht durch die gleichen Erfahrungen geprägt worden wie er. Ben verstand nicht, wie zerstörerisch Gefühle sein konnten, die außer Kontrolle gerieten, und verliebte sich ständig wieder aufs Neue. Gewissermaßen erinnerte sein achtloser Umgang mit Beziehungen an ihren Vater, zum Glück aber hatte Ben nichts von dessen Gemeinheit geerbt.

Während Damon seine steife Schulter lockerte, lief er die Bucht entlang, die zu beiden Seiten von dunklen Felsen flankiert war. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die aktuelle Gefühlsanwandlung seines Bruders, die ihn dieses Mal direkt betraf.

In den letzten achtzehn Monaten hatte er Ben zum stellvertretenden Geschäftsführer des expandierenden familiengeführten Sicherheitsunternehmens ausgebildet. Ihre Mutter hatte es damals mit der Hilfe ihres Bruders Tyler McCall aus dem finanziellen Ruin geholt. Doch leider scherte Ben sich genauso wenig um das Unternehmen wie damals sein Vater. Tatsächlich hätte Damon ohne Ben im Büro mehr Arbeit geschafft. Seine Assistentin Emily hingegen war intelligent, handelte intuitiv richtig und arbeitete fast genauso effizient wie Zara.

Mühsam schob er weitere Erinnerungen beiseite und versuchte, sich auf das vordringliche Problem zu konzentrieren: Er musste Ben vor sich selbst schützen und seine Assistentin zurückholen. Emily war nicht unwesentlich an einem wichtigen Geschäftsabschluss beteiligt, den sein Unternehmen gerade abwickelte. Sie waren dabei schon so weit gekommen, dass es nahezu unmöglich schien, Emily zu ersetzen.

„Jetzt noch mal langsam, Ben. Ich wusste gar nicht, dass du Emily überhaupt magst.“

„Wie solltest du auch? Du steckst seit Wochen bis über beide Ohren in der McCall-Übernahme.“

Damon brauste auf. „Emily doch genauso! Vielleicht erinnerst du dich: Sie ist meine persönliche Assistentin!“

Wobei … Wenn man es genau nahm, hatte er sie nie offiziell dazu ernannt. Emily war die dritte Aushilfe, die er im Lauf des letzten Jahres eingestellt hatte. In dieser Zeit führte er zahlreiche Bewerbungsgespräche, sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Anwärtern, um einen gleichwertigen Ersatz für Zara zu finden. Einige davon hatten einen beeindruckenden Abschluss vorzuweisen. Doch leider besaß niemand die Qualitäten, die man für diesen Posten brauchte. Qualitäten, über die Zara vollständig verfügt und die er nicht zu schätzen gewusst hatte, bis sie gegangen war.

„Jetzt nicht mehr. Prüf mal deine Mails. Emily hat gekündigt.“

Ein Aufruf zum Boarding hallte durch das Handy. Ben und Emily befanden sich also am Flughafen. Damon ließ sich seinen Frust nicht anmerken. Er konnte damit leben, Emily zu verlieren. Es ging ihm vielmehr um Ben. Mal ganz abgesehen von den vielen Partys, auf die er ging, und den zahlreichen Frauen, die er datete, gab er sich immer mehr den dunklen, ungezügelten Leidenschaften hin, denen auch sein Vater damals erlegen war. Leidenschaften, denen sich Tyler McCall ebenfalls nicht ganz hatte entziehen können. Als ihre Mutter an Krebs gestorben war, war Damon vierzehn und Ben gerade mal vier Jahre alt gewesen. Danach hatte Tyler die Geschäftsführung von Magnum Security und die Erziehung der beiden Jungs übernommen. So in sich gefestigt Tyler als ehemaliger Navy-SEAL und Geheimdienstmitarbeiter auch war – in seinen späten Vierzigern hatte er sich in ein außergewöhnlich schönes Model verliebt, und beide waren bei einem Autounfall auf der romantischen Mittelmeerinsel Medinos ums Leben gekommen.

Beim Gedanken an den Unfall durchzuckte ihn ein schmerzhafter Stich. Der Verlust hatte ihn schwer getroffen. Tyler war der Vater gewesen, der Guy Smith nie gewesen war. Sowohl Damon als auch Ben hatte er immer Halt gegeben, bis er von Petra Hunt verführt worden war, einem nicht mehr ganz jungen Model, das auf jeder Promiparty aufgetaucht war.

Dass Tyler, der immer verlässlich gewesen war und über einen gesunden Menschenverstand verfügt hatte, eine derartige Liaison einging, hatte Damon erschüttert. Schließlich hatte er Ähnliches oft genug bei seinem Vater erleben müssen. Er war fest entschlossen, Ben nicht in die gleiche Falle tappen zu lassen.

Damon umklammerte das Handy. Genau genommen war Ben noch nicht mit Emily durchgebrannt, sie waren ja noch am Flughafen. Vielleicht konnte er Bens Gefühle im Keim ersticken, wenn er jetzt einen kühlen Kopf bewahrte. „Geh nicht an Bord. Ich bin in einer Stunde am Flughafen, dann können wir ganz in Ruhe darüber reden.“

„Es gibt nichts zu bereden“, erwiderte Ben kurz angebunden. „Emily und ich sind schon einen Monat zusammen. Lang genug, um zu merken, dass es etwas Besonderes ist.“

„Du bist erst zwanzig …“

„Alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Außerdem warst du noch jünger, als du Lily geheiratet hast.“

Damon zuckte zusammen bei der Erwähnung seiner Exfrau. „Das ist doch etwas ganz anderes.“

„Warum? Weil Lily dich verlassen hat?“

Einen schrecklichen Augenblick lang sah sich Damon wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert, an die er sich nur ungern erinnerte. Immer wieder waren seine Beziehungen gescheitert. An Lily war nicht eine Kleinigkeit auszusetzen gewesen. Sie war wunderschön, klug und liebenswürdig, und er mochte sie – gute Gründe, sie zu heiraten. Leider war er jedoch nicht in der Lage gewesen, Lily die zwei Dinge zu geben, die sie sich nach der Hochzeit von ihm gewünscht hatte. Erstens, dass er sie liebte. Zweitens, dass sie zusammen Kinder bekamen. Und urplötzlich war Letzteres zu einem K.-o.-Kriterium für ihre Ehe geworden.

Ben legte nach. „Oder liegt es daran, dass du letztes Jahr mit deiner Assistentin geschlafen und jetzt auf einmal beschlossen hast, dass es eine Sünde ist?“

Abrupt blieb Damon stehen. Wieder musste er an Zara und die tiefe Leidenschaft denken, die sie in ihm entfesselt hatte und die er nicht hatte zügeln können. Sein Herz krampfte sich zusammen. „Woher weißt du davon?“

Zara hatte darauf bestanden, ihre Affäre geheim zu halten. Sie hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass sie nicht für ihn arbeiten konnte, wenn die Leute von ihrer Beziehung wussten. Damon hatte sich gefügt, obwohl ihm die Bedingung nicht gefiel. Er fühlte sich dabei zu sehr an die unrühmlichen Affären seines Vaters erinnert. Zwar wollte er sich auch nicht auf Gefühle einlassen, aber er zog es doch vor, offen und ehrlich mit seinen Liebschaften umzugehen.

Ben klang ungeduldig. „Zara ist Emilys Arbeitsvermittlerin. Emily hat einfach eins und eins zusammengezählt.“

Damon presste die Hand auf den schmerzenden Magen, als die Erinnerungen an Zara erneut hochkamen. In jeglicher Hinsicht war Zara das genaue Gegenteil seiner Exfrau. Zara war die Art von Frau, in der eine anziehende Sinnlichkeit schlummerte und der er normalerweise lieber aus dem Weg ging. Sie hatte dunkle Haare und einen sehr weiblichen Körper, Lily hingegen war blond, sportlich und sehr schlank. Und es gab nicht nur äußerliche Unterschiede bei den beiden. Vom ersten Moment an war Zara ihm als faszinierende Mischung aus Effizienz, schrägem Humor und unerwarteter Leidenschaft aufgefallen.

Die Anziehungskraft zwischen ihnen hatte sie aus heiterem Himmel getroffen.

„Das war etwas vollkommen anderes.“

„Da liegst du goldrichtig. Emily und ich haben mehr als nur ganz netten Sex.“

Vor Damon tauchte ein Bild von Zara auf, wie sich ihre dunkel glänzenden Haare über ein Kissen fächerten und sie ihn mit ihren geheimnisvollen blauen Augen anblickte. Ganz netter Sex? Daran war nichts nett gewesen. Ihm fiel dazu eher so was ein wie heiß und hemmungslos. Sex, nach dem man süchtig werden konnte.

Es war die gleiche Sorte von Gefühlen, die seinen Vater und Tyler zu Fall gebracht hatte. Damon hatte deswegen nächtelang wach gelegen und sich geschworen, sich niemals selbst davon kontrollieren zu lassen.

Plötzlich hatte er einen Einfall, der erklären würde, warum Ben und Emily durchbrennen wollten. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen? „Emily ist schwanger!“

Ben schnaubte ungläubig. „Emily ist nicht diejenige, die schwanger geworden ist.“

Die Worte hallten in ihm nach. Und langsam fügte sich das Puzzle zusammen. Auf einmal ergaben Zaras plötzliches Verschwinden und ihre monatelange Abwesenheit Sinn. Sie war gegangen, weil sie schwanger gewesen war. Von ihm.

Damon holte tief Luft und versuchte nachzudenken. Er fühlte sich, als hätte man ihn in den Magen geboxt. Wenn Zara ein Baby bekommen hatte, das mittlerweile vier Monate alt sein musste – warum hatte sie dann nichts gesagt?

Natürlich hatten sie sich damals noch nicht lange gekannt, insgesamt erst sechs Wochen. Aber immerhin lang genug, sich in eine Affäre zu verstricken und eine ganze Liste persönlicher Regeln zu brechen. Lang genug, sich den Kopf verdrehen zu lassen, sodass er sogar die letzte seiner Regeln gebrochen hatte. Eine Regel, die unantastbar hätte sein sollen. Statt Zara ihrer Wege gehen zu lassen, sein Gleichgewicht wiederzufinden und sich von ihr zu distanzieren, war er ihr nachgelaufen, nachdem sie die Stadt verlassen hatte, bis zu einem kleinen Cottage im Süden der Stadt Dunedin. Als er gerade an ihre Tür klopfen wollte, kam er auf einmal wieder zur Besinnung. Er wusste: Wenn er durch diese Tür ging, würden sie innerhalb weniger Minuten zusammen im Bett landen. Und wenn er sich weiterhin auf diese unwiderstehliche Affäre einließ, würde er sich obendrein womöglich noch verloben und heiraten, und zwar eine Frau, die das genaue Gegenteil von dem war, was er brauchte. Sie war leidenschaftlich, unberechenbar und wie eine Droge für ihn.

Angewidert von der Besessenheit, die ihn fest im Griff zu haben schien, hatte er den Rückzug angetreten. Allerdings hielt er es nicht lange durch. Monate später, als er von der Arbeitsvermittlungsagentur erfuhr, die Zara in der Stadt eröffnet hatte, hatte er das nicht ignoriert, sondern seinen Bürochef angewiesen, nicht mehr länger die Agentur in Anspruch zu nehmen, die sich sonst bei der Vermittlung neuer Angestellter immer bewährt hatte, sondern Zaras Firma zu beauftragen.

Er umklammerte das Handy noch fester. „Wie lange weißt du schon, dass Zara ein Kind hat?“

Ben schnaubte. „Willst du dich auf deiner Insel nur vor der Verantwortung drücken, oder wusstest du es wirklich nicht? Also, falls Emily ein Kind von mir bekommen sollte, würde ich keinen Augenblick zögern, die Vaterrolle zu übernehmen.“

Düster starrte Damon in der Ferne auf die verschwommene Grenze zwischen Himmel und Meer. Ben hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Thema Vaterschaft mied er für gewöhnlich, weil er dann wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert werden würde.

Lilys Worte, als sie damals aus der Wohnung gestürmt war, hallten ihm wieder durch den Kopf. Ich muss verrückt gewesen sein, einen Mann zu heiraten, der mit der Ehe umgeht wie mit einem Vertrag zwischen Geschäftspartnern und der nicht mal Kinder haben will!

Er atmete tief durch, aber seine Stimme klang trotzdem rau. „Geht es … dem Baby gut?“

„Du wusstest es wirklich nicht. Das setzt allem die Krone auf. Dabei bist du doch so ein Security-Guru! Du hast ein Buch zu Überwachungstechniken geschrieben und entwickelst Software für ein halbes Dutzend Regierungen! Und du willst nicht einmal geahnt haben, dass deine Ex schwanger war? Ich dachte, dich interessiert es nur einfach nicht, weil du grundsätzlich keine Kinder willst. Lily hat damals so was ange…“

„Lass Lily aus dem Spiel!“, knurrte er.

Seine Gedanken kreisten um Zara und das Baby. Das Einzige, was er immer hatte verhindern wollen, war eingetreten – nur weil er in einer Situation unvorsichtig gewesen war!

Er war Vater.

Der letzte Aufruf zum Boarding schallte durch das Handy.

„Ich muss gehen“, nuschelte Ben. „Tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest. Ich dachte wirklich, du wüsstest es und wolltest einfach … du weißt schon, nichts von alledem wissen.“ Eine kleine Pause trat ein; wahrscheinlich zeigte Ben gerade sein Flugticket vor. „Emily war sich ziemlich sicher, dass du es nicht weißt. Sie scheint zu glauben, dass es dir an emotionaler Intelligenz mangelt … Was immer das auch heißen mag.“

Aus dem Hintergrund ertönte der Ruf einer Frauenstimme, dann wurden die Geräusche leiser. Anscheinend drückt Ben das Handy gegen die Brust, damit ich nichts mitbekomme, dachte Damon.

Nun hörte er Bens Stimme wieder laut und deutlich. „Jedenfalls wissen wir jetzt beide, dass es eine Schnapsidee war, mich in die Geschäftsführung mit einzubeziehen. Ich habe dir ja gleich gesagt, dieses eingeschränkte Leben, das du führst, ist nichts für mich. Ich will reisen und irgendwas aus meinem Studium der Kunstwissenschaft machen – alles Mögliche, nur nicht den ganzen Tag leblose Werte berechnen und auf Computercodes starren, die ich sowieso nie verstehen werde. Versuch nicht, uns ausfindig zu machen! Ich schicke dir eine Postkarte … irgendwann.“

Es knackte in der Leitung, und das Gespräch wurde beendet. Damon ließ das Handy zurück in die Tasche seiner Sporthose gleiten. Es war sinnlos, Ben jetzt hinterherzurennen. Die Aufrufe zum Boarding bedeuteten, dass Ben und Emily sich bald erst mal in der Luft befinden würden, wohin auch immer sie unterwegs waren. Es war schon zu spät, seine Beziehungen spielen zu lassen und sie aufzuhalten oder den Flug hinauszuzögern. Aus genau diesem Grund hatte Ben wahrscheinlich so kurz vor dem Abflug angerufen. Ich sollte wohl froh darüber sein, dass Ben sich überhaupt gemeldet hat, dachte Damon. Schon das ganze letzte Jahr hatte er sich gegen ihn aufgelehnt.

Ganz systematisch ging Damon das Gespräch im Kopf noch einmal durch. Der Seitenhieb auf seinen Mangel an emotionaler Intelligenz hatte gesessen. Offensichtlich waren ihm zwei entscheidende Dinge entgangen. Zum einen Bens unmissverständliches Desinteresse an Magnum Security und zum anderen, dass er selbst ein Kind gezeugt hatte. Und das, obwohl Zara ihm versichert hatte, eine Schwangerschaft sei ausgeschlossen.

Er versuchte sich an ihren genauen Wortlaut zu erinnern, kurz nachdem sie verrückten, leidenschaftlichen und ungeschützten Sex gehabt hatten. Sie hatte sich einen Morgenmantel übergezogen und war im Bad verschwunden, nicht ohne ihm vorher ein irritierend nichtssagendes Lächeln zuzuwerfen und ihm zu sagen, er solle sich keine Sorgen machen.

Daraufhin war er zu dem Schluss gekommen, dass Zara verhütet haben musste. Jetzt war ihm klar, dass sie ihm auf ihre Art zu verstehen gegeben hatte, dass sie allein mit den Konsequenzen einer Schwangerschaft fertig werden würde.

Kaltes Wasser schwappte ihm um die Fußknöchel, und da bemerkte er erst, wie weit die Flut schon angestiegen war. In Gedanken versunken, änderte er die Richtung und ging nach Hause. Das mehrstöckige Gebäude lag hoch auf den dunklen Klippen, die ins Meer hineinragten, und schien mit ihnen verschmolzen zu sein. Es sah so kalt und abweisend aus, dass es fast schon bedrohlich wirkte. Die Steine, aus denen es gebaut war, erinnerten ihn an die mittelalterliche Festung, die sein Ziehvater auf der Mittelmeerinsel Medinos besessen hatte. Als Teenager hatte Damon dort alles genau erkundet. Jetzt war er selbst Vater. Ganz allmählich drang die Erkenntnis zu ihm durch.

Damon drehte sich um und sah über das Wasser zur Skyline von Auckland hinüber. Die ersten Abendlichter glitzerten in der Ferne. Irgendwo dort drüben gab es ein Baby, das nun unwiderruflich zu ihm gehörte.

Damon atmete tief die kühle Luft ein. Ihm drängten sich mehrere Fragen auf. Vor langer Zeit hatte er entschieden, niemals Vater zu werden, aber das Schicksal hatte ihm ein Schnippchen geschlagen, doch er konnte sein Kind nicht einfach ignorieren.

Die Sonne versank schnell am Horizont, und der letzte Schimmer tauchte den klaren Winterhimmel in Rosa und Gold. Die Meeresbrise hatte nachgelassen, die Wasseroberfläche war glatt wie ein Spiegel.

Er verstand nicht, warum Zara ihn nicht am Leben seines Kindes teilhaben ließ. Doch das würde sich schon bald ändern. Systematisch, wie er nun mal war, plante er Punkt für Punkt, wie er sich mit Zara treffen und alles über das Baby in Erfahrung bringen würde. Diese To-do-Liste kam ihm kaltherzig vor, vor allem wenn man bedachte, dass sie sein Kind betraf.

Während Damon den steilen Klippenpfad zum Haus hinaufstieg, erinnerte er sich lebhaft an das erste Mal, als Zara und er im Bett gelandet waren.

Ein Regenschauer prasselte auf sie nieder, und er hielt schützend seine Jacke über Zara, die er nach einem Geschäftsessen am späten Abend zu Hause abgesetzt hatte. Er schüttelte die Jacke im Halbdunkel ihrer Veranda aus. Lachend strich Zara sich die klatschnassen Haare aus der Stirn. Mit den nassen dunklen Haaren und geröteten Wangen sah sie wunderschön aus.

Er neigte den Kopf, und nur einen Sekundenbruchteil bevor ihre Lippen sich trafen, hätte sie zurückweichen können – tat es aber nicht. Stattdessen hielt sie den Atem an, schloss die Finger um die Aufschläge seines Jacketts und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seinen Kuss zu erwidern.

Ihr betörender Duft stieg ihm in die Nase, und die glühende Begierde hatte ihn so fest im Griff, dass er sich nicht losreißen konnte. Wie im Rausch küssten sie sich minutenlang. Die Gefühle überwältigen ihn. Nur knapp schafften sie es bis zu ihrem Schlafzimmer …

Beim ersten Mal hatten sie noch ein Kondom benutzt und auch beim zweiten Mal. Doch kurz vor der Dämmerung hatte Zara ihn noch einmal voller Genuss geliebt und ihn in einen Zustand versetzt, in dem Traum und Realität verschwommen waren. Da hatte er es vergessen. Der ungeschützte Akt war vorüber gewesen, ehe er es richtig hatte begreifen können. Allerdings sprach ihn das nicht von der Verantwortung frei. Es war sein Fehler, dass Zara schwanger geworden war.

Damon stieg die Stufen zum Haus hinauf und blieb vor der massiven Steinfassade stehen, die den Eingang vor Wind schützte. Er streifte sich die nassen Schuhe von den Füßen und drückte die schwere alte Tür auf. Sie war aus Eiche und mit antiken Eisenbeschlägen verziert, die er von Medinos mitgebracht hatte.

Er duschte, trocknete sich ab und zog sich mit geübten Griffen eine bequeme, ausgewaschene Jeans an. Die einstudierten Bewegungen waren ein Überbleibsel aus seiner Zeit beim Militär, die er in Afghanistan und dem Mittleren Osten verbracht hatte.

Ohne sich ein Shirt überzuziehen, ging Damon in sein Schlafzimmer, griff nach seinem Laptop und loggte sich in das GPS-Programm seines Unternehmens ein. Er tippte die Handynummer seines Bruders ein. Sofort öffnete sich eine Karte, die ihm zeigte, dass Ben sich gerade über dem Pazifik befand, nordöstlich von Auckland. Irgendwie war es typisch für Ben, keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass man sein Handy orten konnte.

Damon sah auf die Uhr und rief Walter an. Er war sein Sicherheitschef und einer der Mitarbeiter, denen er am meisten vertraute. Ein paar Minuten später hatte er Bens Flugdaten. Das Reiseziel war Medinos, und Damon hatte keinen Zweifel, dass er sich in der Festung auf den Klippen einquartierten würde, die Tyler ihnen beiden zu gleichen Teilen vermacht hatte.

Wieder griff Damon nach seinem Handy und suchte nach der einzigen Nummer, die er von Zara hatte – die ihrer Arbeitsvermittlungsagentur. Nach kurzem Zögern wählte er. Bis auf seinen ersten Anruf vor zwei Monaten, kurz nachdem er von ihrer Agentur erfahren hatte, nahm sie keinen Anruf mehr persönlich entgegen. Jedes Mal ging ihre Mailbox dran. So auch jetzt. Frustriert hinterließ er eine knappe Nachricht und legte das Handy dann wieder auf den Nachttisch.

Er trat hinaus auf den Balkon. Vereinzelte graue Wolken zogen am Himmel auf und verdunkelten die Sterne. Ben hatte recht gehabt. Es steckt eine gewisse Ironie dahinter, dass ich Hardware und Software zur Informationssammlung und – dekodierung entwickele, aber nicht einmal die Frau durchschaue, die das Bett mit mir geteilt hat, dachte Damon. Und der im Anschluss eine meisterhafte Flucht gelungen war.

Kalter Regen tropfte auf seine Schultern. Er wandte sich vom immer dunkler werdenden Himmel ab, ging in die Küche und nahm den Deckel von dem Auflauf, den Walters Frau Margot ihm zubereitet hatte. Nicht zum ersten Mal fiel ihm auf, wie vollkommen verlassen dieses Haus war.

Jahrelang war er wie zu einem Eisblock erstarrt durchs Leben gegangen. Doch dann hatte Zara sein Büro betreten. In der beigefarbenen Jacke und dem schlichten Rock hätten die meisten Frauen formlos und langweilig ausgesehen. Nicht so Zara, die darin äußerst attraktiv gewirkt hatte. Prompt hatte daraufhin bei ihm das Tauwetter eingesetzt.

Er hatte sie sofort begehrt. Und er musste sich eingestehen, dass sein Verlangen nach ihr auch genau der Grund gewesen war, warum er nach Eröffnung ihrer Agentur wieder Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Bis heute hatte er der verhängnisvollen Anziehung widerstanden, sie wiederzusehen – was sich jedoch bald ändern würde. Mit dem Wissen, dass Zara ein Kind von ihm bekommen hatte und sie auf höchst intime Art und Weise miteinander verbunden waren, sah er nicht ein, die Distanz zwischen ihnen noch aufrechtzuerhalten. Ab jetzt würden sie nach seinen Regeln spielen.

Ben hatte er natürlich nicht vergessen. Als einziger noch lebender enger Verwandter und als sein Treuhänder wusste Damon, was zu tun war. Er musste seinen Bruder zurückholen, bevor er irgendetwas Unverantwortliches tat, zum Beispiel eine Frau heiratete, die er erst seit ein paar Wochen kannte.

Und wie es der Zufall wollte, lag sowohl Bens Rückkehr als auch der Kontakt zu seinem Kind in der Hand von Zara Westlake. Ob sie also wollte oder nicht, sie würde sich ihm persönlich stellen müssen.

Autor

Fiona Brand
Fiona Brand ist eine Autorin aus Neuseeland. Derzeit lebt Sie an der wunderschönen „Bay of Islands“, einem subtropischen Paradies zum Angeln und Tauchen. Dort genießt Sie die traumhafte Natur zusammen mit ihren beiden Söhnen, zwei Wellensittichen und einem Goldfisch.

Sie liebt Bücher seit sie alt genug ist Seiten umzublättern Mit...
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