Mallorca - Hafen der Liebe

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Stephanie soll eine Regatta vor der Küste Mallorcas organisieren. Einziger Haken an diesem lukrativen Job: Alejandro Santiago muss an dem Segelwettbewerb teilnehmen - der Rekordsegler, Frauenschwarm … und ihre erste Liebe. Wird er ihr wieder das Herz brechen?


  • Erscheinungstag 30.03.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733777005
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

„Ach, die Hochzeiten waren einfach ein Traum!“ Gabriella Santiagos Augen wurden feucht. „Dass ich das noch erleben durfte …“

Maria Velásquez lächelte. Die Worte ihrer Schwester rührten etwas tief in ihr an. Und sie konnte Gabriella verstehen: Dass gleich zwei ihrer Söhne in den letzten Monaten in den Stand der Ehe getreten waren, kam einem kleinen Wunder gleich.

Und für dieses Wunder hatte sie, Maria, gesorgt.

„Das waren sie wirklich.“ Sie ergriff die Hand ihrer Schwester und drückte sie leicht. „Aber beinahe noch schöner ist es, dass deine beiden Söhne sich inzwischen auch mit ihrem Vater ausgesöhnt haben …“

Es hatte wahrhaftig lang genug gedauert, bis dieser Tag endlich gekommen war. So lange, dass Maria manchmal schon selbst nicht mehr daran geglaubt hatte. Doch mit der richtigen Taktik war es ihr gelungen, zwei der drei Santiago-Brüder zurück in den Schoß der Familie zu führen.

Fehlte noch einer …

„Ich wünschte nur, dass endlich auch Alejandro sich bereit zeigen würde, seinem Vater die Hand zu reichen“, sprach Gabriella aus, was Maria dachte. Die beiden Frauen saßen im Schatten eines Sonnenschirms auf der Terrasse der Santiago-Villa. Und auch wenn sie und Miguel in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung waren, musste Maria ihrem Schwager eines lassen: Mit diesem Haus hatte er wahrlich einen Glücksgriff getan. Die Aussicht auf die von schroffen Felsen umschlossene Bucht mit ihrem klaren, türkisblauen Wasser war einmalig schön.

Maria lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich bin sicher, dass es uns gelingen wird, auch deinen Jüngsten zur Räson zu bringen.“

„Glaubst du wirklich?“ Gabriella wirkte skeptisch. Sie unterbrach sich, als eine junge Angestellte zwei Gläser Eistee brachte. Als die Schwestern wieder unter sich waren, sprach sie weiter: „Du kennst Alejandro. Er ist der Typ, der stets mit dem Kopf durch die Wand will.“

Still lächelte Maria in sich hinein. „Die Santiago-Männer sind allesamt stur wie die Maulesel“, erklärte sie achselzuckend. „Und ich gebe mich keineswegs der Illusion hin, dass Alejandro in dieser Hinsicht eine Ausnahme bildet. Aber wenn ich in meinem Leben eines gelernt habe, dann, dass sich selbst der schwerste Brocken stemmen lässt, wenn man nur den richtigen Hebel an der richtigen Stelle ansetzt.“ Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn. Ihr war auf der Hochzeit von Luís – dem mittleren von Gabriellas Söhnen – eine Idee gekommen … eine höchst interessante Idee, die zu verfolgen sich vielleicht lohnen würde. „Sag mal, erinnerst du dich an das Mädchen, mit dem Alejandro damals auf der Schule angebandelt hat?“ Mit den Fingerspitzen trommelte sie kurz auf die Armlehne des Gartenstuhls. „Diese Stephanie Hayworth?“

„Stephanie Hayworth?“, wiederholte Gabriella erstaunt. Sie schüttelte den Kopf. „Den Namen werde ich wohl nie vergessen. Alejandro war regelrecht vernarrt in die Kleine – und das, obwohl sie nicht einmal sonderlich hübsch war. Trotzdem hat sie ihm das Herz gebrochen.“

Ein Lächeln breitete sich auf Marias Gesicht aus. Sie griff nach ihrem Mobiltelefon und wählte die Nummer eines Detektivbüros, mit dem sie in der Vergangenheit schon öfter zusammengearbeitet hatte.

„Raoul?“, sagte sie. „Buenas tardes. Hören Sie, ich habe einen Auftrag für Sie. Es geht um eine gewisse Stephanie Hayworth aus England. Sie müsste heute um die dreißig Jahre sein und hat früher die Rossall School in Lancashire besucht. Mehr weiß ich leider nicht über sie … Ja, genau, H-A-Y-W-O-R-T-H. Eine vollständige Überprüfung, bitte. Und schicken Sie mir den Bericht direkt an mein Büro, ja? Gracias!

„Was hast du vor?“, fragte Gabriella, nachdem ihre Schwester das Gespräch beendet hatte.

Maria lächelte geheimnisvoll. „Das werde ich dir sagen, sobald ich mir selbst darüber klar geworden bin. Noch ist es nur eine Idee, aber wer weiß, vielleicht ist uns das Glück ja gewogen und es ergibt sich etwas daraus.“ Sie hob ihr Glas. „So, und jetzt lass uns endlich unseren Eistee trinken – man kommt ja um vor Durst bei dieser Hitze …“

1. KAPITEL

Einige Wochen später

„Nein, Mum, ich denke gar nicht daran!“

Entnervt unterbrach Stephanie Hayworth die Tirade ihrer Mutter, die ihr aus der Freisprecheinrichtung ihres Mietwagens entgegenschallte. „Du magst es als einen Wink des Schicksals betrachten, dass ich drauf und dran bin, mit meinen beruflichen Ambitionen zu scheitern – wenn auch nicht durch mein eigenes Versagen, wie ich betonen möchte. Aber du verzeihst hoffentlich, dass ich die Sache ein wenig anders sehe. Und deshalb werde ich nicht einfach aufgeben und in den nächsten Flieger steigen, und wenn du noch so viele heiratsfähige Junggesellen zu deiner Cocktailparty eingeladen hast!“

Mit diesen Worten beendete sie das Gespräch und schaltete das Gerät ab, um weiteren Anrufen ihrer Mutter zu entgehen.

Stephanie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Durfte man von einer Mutter nicht erwarten, dass sie das Wohl ihres Kindes im Auge hatte? Nun, von Pamela Hayworth anscheinend nicht. Sie hatte von Anfang etwas dagegen gehabt, dass Stephanie auf eigenen Beinen stehen wollte. Stattdessen war es Pamelas vordringliches Anliegen, ihre Tochter so rasch wie möglich unter die Haube zu bringen. Für das, was Stephanie wollte, hatte sich ihre Mutter eigentlich nie interessiert.

Stephanie schnaubte ärgerlich, nahm das Handy aus der Freisprecheinrichtung und verstaute es in ihrer Handtasche. Dann schloss sie die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Langsam ließ ihre Anspannung nach. Zurück blieb ein leises Unbehagen, das jedoch nichts mit dem Gespräch mit ihrer Mutter zu tun hatte.

Nein, die Ursache für ihre Beklommenheit war die Begegnung, die ihr gleich bevorstand.

Seufzend fuhr sie sich durch ihr langes dunkelblondes Haar. Dann mal auf in den Kampf!, machte sie sich Mut, nahm ihre Handtasche vom Beifahrersitz und stieg aus dem Wagen.

Ihr Ziel war die Segelschule hier in der kleinen Bucht in unmittelbarer Nähe von Alcúdia. Schon vom Parkplatz aus konnte Stephanie die lange Reihe weißer Segelboote sehen, die am Steg vertäut lagen. Das Wasser glitzerte im hellen Sonnenschein und reflektierte den makellos blauen Himmel. Zwei hohe Ölbäume flankierten das Grundstückstor, über dem ein Schild mit der Aufschrift Velero Escuela Santiago hing. Als Stephanie darunter hindurchschritt, drohte der Mut sie zu verlassen – und nicht etwa, weil ihre erste Segelstunde bevorstand, denn mit Wassersport jeglicher Art hatte sie so wenig zu tun wie ein Hahn mit Eierlegen.

Es waren rein berufliche Gründe, die sie herführten. Als Inhaberin einer Eventagentur in London, die nach und nach immer erfolgreicher geworden war, hatte Stephanie vor sechs Monaten eine Niederlassung auf Mallorca eröffnet. Die Zweigstelle war sofort gut angelaufen, und nun hatte sie von einer Sponsorengruppe das Angebot erhalten, eine Segelregatta vor der Küste der Insel zu organisieren.

Ein wirklich einmaliges Angebot, keine Frage. Jede Eventagentur, die sie kannte, hätte sich nach einem solchen Auftrag die Finger geleckt, aber für Stephanie hing viel davon ab. Ihre gesamte Existenz, genau genommen.

Denn trotz ihrer bisherigen Erfolge stand ihre Eventagentur kurz vor dem Aus.

Sofort spürte Stephanie wieder, wie Verzweiflung sie überkam. Und wie jedes Mal, wenn sie sich ihre nahezu ausweglose Lage vor Augen hielt, keimte Wut in ihr auf. Grenzenlose Wut auf den Mann, der schuld war an ihrer Misere.

Wie konntest du mir das nur antun, Sam? Doch dann schüttelte sie den Kopf. Sie hätte es ahnen müssen! Was Männer anging, hatte sie nun mal kein glückliches Händchen …

Und ein Mann war es auch, der nun darüber entscheiden würde, ob es ihr gelang, ihren Auftrag erfolgreich auszuführen. Ein Mann, den sie nur zu gut kannte.

Alejandro Santiago.

Seufzend hielt sie inne. Tat sie wirklich das Richtige? Oder hatte ihre Mutter recht? Stand sie womöglich im Begriff, einen folgenschweren Fehler zu begehen? Sie straffte die Schultern. Es war viele Jahre her, dass sie Alejandro zum letzten Mal gesehen hatte, und das, was damals geschehen war, gehörte der Vergangenheit an. Sie musste sich darauf konzentrieren, nach vorn zu schauen, denn wenn es ihr gelang, Alejandro dazu zu bewegen, als Aushängeschild an der Regatta teilzunehmen, war alles in Ordnung. Dann brauchte sie sich zumindest um ihre berufliche Zukunft keine Sorgen mehr zu machen. Sollte sie jedoch scheitern, stand sie vor dem endgültigen Aus. Dann gab es keine Rettung für ihre einst so erfolgreiche Agentur.

Sie betrat das niedrige weiße Gebäude durch die Eingangstür mit dem Schild RECEPCIÓN. Nach der sommerlichen Hitze draußen empfand sie die Kühle im Inneren des Hauses als Wohltat. Neugierig blickte Stephanie sich um. Die Einrichtung war einfach, aber kostspielig. Weiße Möbel, viel Glas, eine aquamarinblaue Ledercouch, davor ein niedriger Tisch, auf dem sich Sportmagazine stapelten. An den Wänden hingen gerahmte Fotos, die alle dieselbe Person zeigten: Alejandro Santiago.

Die Aufnahmen waren nicht neu, doch Stephanies letzte Begegnung mit Alejandro lag noch länger zurück als sein erster Sieg bei einer Regatta, den eins der Fotos dokumentierte. Erstaunlicherweise hatte Alejandro sich kaum verändert. Sicher, er wirkte reifer und männlicher, aber er war noch immer genauso unverwechselbar wie früher.

Auf den Bildern war er in den verschiedensten Siegerposen zu sehen. An Bord einer Jacht, die Hände triumphierend in die Höhe gereckt, auf einem Podium, im Interview mit Fernsehreportern. Es gab Zeitungsartikel und Titelseiten, alle sorgfältig ausgeschnitten und arrangiert.

Stephanie hielt den Atem an. Beinahe kam es ihr vor, als würde sie nicht irgendwelche Fotos betrachten, sondern Alejandro selbst. Sie wollte wegsehen, aber sie konnte es nicht. Wie gefangen blieb ihr Blick an den Aufnahmen hängen, und plötzlich war sie wieder achtzehn, ängstlich und aufgeregt, weil Alejandro sie endlich an sich zog und leidenschaftlich küsste. Alejandro, der Schwarm aller Mädchen. Alejandro, den sie schon seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr heimlich angehimmelt und der erst nur eine gute Freundin in ihr gesehen hatte.

Alejandro, immer wieder Alejandro! Stephanie kniff die Augen zusammen und zwang sich, endlich den Blick von den verflixten Fotos abzuwenden. Sie drehte sich um, atmete noch einmal tief durch und ging zum unbesetzten Empfangsschalter. „Hola? Ist da jemand?“

Es war seine Stimme, die in diesem Augenblick aus einem benachbarten Raum erklang. Stephanie blieb wie angewurzelt stehen. Es überraschte sie selbst, aber sie hätte seine Stimme unter Hunderten anderer wiedererkannt. Sie klang noch genau so tief und rau wie damals, nur männlicher war sie geworden – und unwiderstehlicher.

Stephanies Gedanken rasten. Wahrscheinlich würde Alejandro jeden Moment herauskommen. Sie würden sich gegenüberstehen und … Sie schluckte. Es war verrückt, ja. Schließlich hatte sie gewusst, dass sie ihn hier wiedersehen würde. Deshalb war sie doch hergekommen. Weil sie etwas von ihm wollte. Aber die Gewissheit, dass es in ein paar Sekunden so weit sein würde, ließ ihre Knie weich werden. Wie sollte sie sich verhalten? Was sollte sie sagen? Wie sollte sie sich vorstellen, wenn er sie nicht wiedererkannte? „Hallo, ich bin Stephanie, deine erste große Liebe?“

Unsinn! dachte sie und verdrehte die Augen angesichts ihres naiven Gedankengangs. Du warst nie seine große Liebe, das dürfte ja wohl klar sein. Umgekehrt schon, aber …

Sie schrak auf, als sich die Tür öffnete. Eine junge, bemerkenswert attraktive Frau trat ins Foyer und wandte sich mit einem strahlenden Lächeln zu jemandem um, der außer Sichtweite stand. Ihre Augen glänzten auf eine Weise, die Stephanie gut von früher kannte. „Alejandro, du bist und bleibst ein Charmeur“, sagte die Fremde lachend. „Ich frage mich wirklich, wie du es all die Zeit geschafft hast, deinen Junggesellenstatus aufrechtzuerhalten.“

„Na hör mal“, kam es daraufhin protestierend von Alejandro. „Ich kann doch nicht einfach neunundneunzig Prozent der weiblichen Weltbevölkerung vor den Kopf stoßen und mich fest binden!“

Die junge Frau ließ ein perlendes Lachen hören, während Stephanie sich fühlte, als habe man ihr einen Kübel Eiswasser über den Kopf gegossen. Doch statt das Gebäude fluchtartig zu verlassen, stand sie wie angewurzelt da und hörte zu, wie der Mann, in den sie einmal unsterblich verliebt gewesen war, mit einer anderen Frau flirtete.

Der Mann, der ihr so wehgetan hatte.

Und der wahrscheinlich jederzeit in der Lage wäre, es wieder zu tun.

Nein, das kann er nicht! Du bist kein junges Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau, die in ihrem Leben schon einiges erreicht hat. Es gibt keinen Grund, dich zu verstecken.

Dann kam Alejandro in den Raum, und Stephanie hielt den Atem an. Plötzlich schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Wie er über die Schwelle trat. Stehen blieb. Sie ansah.

Und sich dann, vollkommen ungerührt, wieder der Blondine zuwandte.

„Wir sehen uns dann spätestens auf Pedros Gala“, sagte er und küsste sie lächelnd auf die Wange.

Die junge Frau erwiderte sein Lächeln. „Ich kann es kaum erwarten …“

Stephanie senkte verlegen den Blick. Mit einem Mal fühlte sie sich elend. Er erkannte sie nicht, hatte sie wahrscheinlich längst vergessen. Aber dann sagte sie sich, dass das kein Wunder war, schließlich hatte sie ihr altes Ich abgestreift wie einen Kokon. Nichts verband sie mehr mit der spindeldürren Fünfzehnjährigen mit Nickelbrille und Zahnspange, die sie gewesen war, als sie Alejandro zum ersten Mal getroffen hatte. Später, mit achtzehn, hatte sie zwar eine modischere Brille getragen, und die Zahnspange gehörte der Vergangenheit an, aber dennoch war ihre Veränderung noch nicht so deutlich sichtbar gewesen. Wenn sie dagegen heute in den Spiegel schaute, blickte ihr eine selbstbewusste, attraktive junge Frau mit dunkelblondem Haar, einer ansprechenden Figur und außergewöhnlich hellen blauen Augen entgegen. Sie war nicht eitel, aber sie kam an bei den Männern. Auch wenn ihre Beziehungen bisher nicht sonderlich erfolgreich …

„Und was kann ich für Sie tun?“

Sie erstarrte, als ihr bewusst wurde, dass die Blondine den Raum verlassen hatte und Alejandro stattdessen mit ihr sprach.

„Señor Santiago, ich …“ Sie räusperte sich. Jetzt reiß dich zusammen und führ dich nicht wie ein verschüchtertes junges Mädchen auf! „Ich wollte mit Ihnen über die Segelregatta sprechen, die in fünf Monaten vor der Küste stattfinden wird. Ich bin die Inhaberin der Agentur, die das Ereignis ausrichten soll.“

„Ah ja, die Regatta.“ Alejandro nickte. „Señor da Silva hat mich bereits vor einiger Zeit darauf angesprochen, und natürlich habe ich mich sofort verpflichtet, mit meiner Segelschule bei der Organisation zu helfen.“ Er lächelte. „Für einen guten Zweck ist man schließlich immer bereit, sich ein wenig ins Zeug zu legen, nicht wahr?“

Irritiert blickte Stephanie ihn an. „Tatsächlich?“, fragte sie heiser.

„Selbstverständlich.“ Alejandro zuckte mit den Schultern. „Ich finde es wichtig, dass Kinder und Jugendliche eine vernünftige Ausbildung erhalten. So ist von vornherein dafür gesorgt, dass sie nicht auf die schiefe Bahn geraten.“

„Ach so, natürlich!“ Erst jetzt verstand Stephanie, was er gemeint hatte. „Ich wusste nicht, dass Señor da Silva …“

, mit ihm ist bereits alles geklärt. Ich habe ihm zugesagt, dass ich die Eventagentur, die die Sache ausrichtet, nach Kräften unterstütze.“ Ein eigentümliches Lächeln huschte über Alejandros Gesicht. „Im Übrigen kündigte Señor da Silva an, dass sich eine bezaubernde junge Frau mit mir in Verbindung setzen würde, deren Namen er mir aber nicht genannt hat.“

Stephanie spürte, wie sie rot wurde. „Tja“, sagte sie unsicher, „und da bin ich auch schon.“

„Ja“, bestätigte er ruhig. „Da bist du, Pixie Hayworth. Nach so langer Zeit …“

Stephanies Augen weiteten sich überrascht, und sie spürte, wie ihr das Adrenalin durch die Adern schoss. Er erinnerte sich an sie! Aber Pixie? Ausgerechnet! Sie runzelte die Stirn. Pixie – Kobold – so hatte er sie früher in der Schule genannt. Angeblich, weil sie Ähnlichkeit mit einem Koboldmädchen aus einem illustrierten Märchenbuch hatte, das er aus seiner Kindheit kannte.

„Mich wundert, dass du nicht angerufen hast“, sagte Alejandro in ihre Gedanken hinein. „Dann hätte meine Sekretärin einen Termin mit dir ausmachen können.“ Er sprach Englisch mit ihr, obwohl er genau wusste, dass sie seine Muttersprache fließend beherrschte – er hatte immerhin einen nicht unbeträchtlichen Teil dazu beigetragen.

„Nun, ich …“ Sie sah ihn an und es fiel ihr schwer, seinem Blick standzuhalten. Alejandro lächelte höflich, doch in seinen Augen stand ein finsterer Ausdruck. Sie straffte die Schultern. „Ich halte nicht viel von Telefonieren, wenn es um wichtige Dinge geht. Die regle ich lieber persönlich.“

„Dann komm bitte herein.“ Er deutete zur Tür, die in den Nebenraum führte, und machte eine einladende Handbewegung. „Bitte, nach dir.“

Sie betraten ein schlicht, aber elegant eingerichtetes Büro. Auch hier dominierte Weiß, doch es gab einige frische Farbtupfer, die die Atmosphäre auflockerten.

Von Lockerheit konnte bei Stephanie allerdings nicht gerade die Rede sein, als sie sich auf dem Besuchersessel niederließ, der vor Alejandros Schreibtisch stand. Das Problem war, dass sie genau wusste, wie schwer die vor ihr liegende Aufgabe war. Alejandro hatte sich schon vor Jahren aus dem aktiven Sport zurückgezogen, und in Fachkreisen galt es als undenkbar, dass sich daran jemals etwas ändern würde. Ihn dazu zu bringen, persönlich an der Regatta teilzunehmen, war ein annähernd unmögliches Unterfangen.

Sie atmete tief durch. Du bist ein Profi, machte sie sich Mut. Also benimm dich auch wie einer!

„Nun? Was kann ich für dich tun? Benötigst du bei der Vorbereitung der Regatta noch Unterstützung? Ich bin gerne bereit, dir für einen gewissen Zeitraum einige meiner Männer zur Verfügung zu stellen, falls dir das weiterhilft.“

„Im Augenblick“, Stephanie wollte so schnell wie möglich zur Sache kommen, „gibt es nur eine Person, die mir weiterhelfen kann.“

Er hob eine Braue. „Und wer sollte das sein?“

„Du“, erwiderte sie mit fester Stimme. „Ich meine dich.“

Er lehnte sich zurück. „Nun, das verwundert mich zwar, aber bitte. Was kann ich tun?“

„Es ist so, dass … Also, du sagtest ja gerade selbst, wie wichtig es dir ist, dich für einen guten Zweck zu engagieren. Und es geht darum, dass …“ Sie räusperte sich. Du lieber Himmel, sie sollte endlich aufhören, so herumzustottern. „Also, die Sponsoren möchten, dass du aktiv an der Regatta teilnimmst. Als Aushängeschild sozusagen.“

Ihr entging nicht, wie Alejandro kaum merklich zusammenzuckte. Doch umgehend hatte er sich wieder im Griff. Die Arme auf der Platte des Schreibtischs aufgestützt, presste er die Fingerspitzen zusammen und legte das Kinn darauf, während er geistesabwesend in die Luft starrte.

„Du weißt, dass ich mich aus dem aktiven Sport zurückgezogen habe?“, fragte er nach einer Weile.

Stephanie spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Sie zuckte mit den Schultern. „Meines Wissens nach gab es einen Zwischenfall. Eins deiner Crewmitglieder ist verunglückt, und nach diesem Vorfall hast du dich ins Privatleben zurückgezogen.“

„Das ist korrekt. Dieser Vorfall, wie du es nennst, liegt jetzt über zwei Jahre zurück. Seitdem bin ich nicht mehr gesegelt.“

Sie nickte. „Ich weiß, und das respektiere ich auch, nur ist es so, dass … Also, es handelt sich nicht um eine Bitte der Sponsoren, sondern um eine Bedingung.“ Sie blickte ihn eindringlich an. „Ohne dich wird dieser Event nicht in seiner geplanten Form stattfinden können, Alejandro. Versteh mich nicht falsch, die Regatta startet auf jeden Fall. Aber der größte Teil der für die Organisation und für wohltätige Zwecke zugesagten Gelder fließt nur dann, wenn es mir gelingt, dich ins Boot zu holen.“

Und auch der größte Teil meines Honorars …

Sie versuchte, in seiner Miene zu lesen, doch diese zeigte keinerlei Regung. Wieder schwieg er einen Moment, dann machte er eine Handbewegung in ihre Richtung. „Und du?“, fragte er. „Was ist mit dir?“

„Mit mir?“ Sie verstand nicht. „Was meinst du?“

„Was hängt für dich von meiner Zusage ab?“

Sie runzelte die Stirn. „Es ist ein wichtiger Auftrag für mich.“ Sie überlegte, ob sie Alejandro etwas vormachen sollte. Natürlich wäre es ihr am liebsten gewesen, wenn er von ihren Schwierigkeiten nichts erfuhr. Wie stünde sie denn dann vor ihm da? Wenn sie aber andererseits vorgab, dass ihre Firma erfolgreich und alles in bester Ordnung war, würde sich das womöglich negativ auf ihr Anliegen auswirken. Sie beschloss, vage zu bleiben. „Meine Agentur hat im Moment ein paar … Probleme“, räumte sie ein. „Daher brauche ich den Auftrag wirklich dringend, Alejandro – und zwar in der ursprünglich vorgesehenen Form.“

„Dann sollten wir darüber reden, meinst du nicht?“

Erleichtert atmete Stephanie auf. Gleichzeitig verschlug ihr seine überraschend kooperative Haltung für einen Moment die Sprache. „Ja, natürlich!“, beeilte sie sich zu sagen und griff nach ihrer Handtasche. „Ich habe mir da schon einige Notizen …“

No, nicht jetzt.“ Alejandro hob die Hand. „Ich habe noch einige wichtige Dinge zu erledigen. Ich schlage vor, wir essen heute Abend zusammen. Wo darf ich dich abholen?“

Autor

Penny Roberts
Penny Roberts verspürte schon als junges Mädchen die Liebe zum Schreiben. Ihre Mutter sah es gar nicht gern, dass sie statt Schule und Hausaufgaben ständig nur ihre Bücher im Kopf hatte. Aber Penny war sich immer sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, und ihr Erfolg als Autorin gibt ihr...
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