Milliardär bevorzugt - 4-teilige Miniserie

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

EHEMANN GESUCHT - TRAUMPRINZ GEFUNDEN? von SOPHIE PEMBROKE

Ein unseriöser Rennfahrer wie Matteo Rossi soll der perfekte Partner für sie sein? Schockiert erkennt Prinzessin Isabella, mit wem die exklusive Datingagentur eine diskrete Kennenlernwoche am Genfer See arrangiert hat. Doch wider Erwarten lässt der Selfmade-Milliardär ihr Herz höherschlagen …

SINNLICHES WIEDERSEHEN AUF DEN SEYCHELLEN von RACHAEL STEWART

Für ein arrangiertes Blind Date reist Jasmine auf die Seychellen. Angekommen im Tropenparadies, erkennt sie schockiert, wen die Elite-Partneragentur als perfektes Match für sie ausgewählt hat: ausgerechnet ihre erste große Liebe Freddie Highgrove, der ihr einst das Herz brach …

SIEBEN NÄCHTE IM PARADIES? von ANDREA BOLTER

Als die exklusive Partneragentur für Luna ein Blind Date arrangiert, denkt die Schauspielerin nur an eine Blitzromanze. Doch eine Woche mit dem attraktiven Charlie in der Karibik und Luna ist verliebt! Fatal, denn der milliardenschwere CEO denkt gar nicht daran, sich zu binden …

MEHR ALS EINE STÜRMISCHE AFFÄRE? von JESSICA GILMORE

Die aparte Agenturchefin Madison Morgan hat einen Ruf zu verlieren. Als das Blind Date für Tennismillionär Luke Taylor platzt, springt sie höchstpersönlich ein. Der gemeinsame Segeltörn wird zu einer stürmischen Bewährungsprobe …


  • Erscheinungstag 03.10.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535861
  • Seitenanzahl 402
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte
Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.)
Produktion: Christina Seeger
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2021 by HARLEQUIN ENTERPRISES ULC
Originaltitel: „The Princess and the Rebel Billionaire“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA , Band 122022 06/2022
Übersetzung: Gudrun Bothe

Abbildungen: Harlequin Books S. A., DamianPalus / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751509763

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook .

1. KAPITEL

Prinzessin Isabella von Augusta stand auf der Terrasse der riesigen Villa, die einen fantastischen Blick über den Genfer See bis hin zu den Alpen bot. Doch anstatt den gigantischen Ausblick zu genießen, fixierte sie ihre Assistentin und Freundin Gianna.

„Das ist ein absurder Plan.“ Und darüber hinaus absolut indiskutabel angesichts der strikten Regeln, die man Isabella eingebläut hatte, noch bevor sie laufen konnte.

Gianna schüttelte vehement die honigfarbene Löwenmähne. „Meine Pläne und Aktionen sind niemals absurd, sondern durchdacht und perfekt.“

Eine ziemliche Fehleinschätzung, wenn Isabella an einige von Giannas Ex-Freunden dachte, die sie im Lauf der Jahre im Palast angeschleppt hatte.

„Du hast vorgegeben, mich zu Sofia begleiten zu wollen!“

Sofia! Ihre Cousine würde nicht im Traum daran denken, sich auf eine derart lächerliche und haarsträubende Sache einzulassen. Sie hielt sich stets vorbildlich an die ungeschriebenen royalen Regeln, was ihr ein luxuriöses Leben in der Schweiz inklusive eines liebenden Gatten und dreier anbetungswürdiger Kinder beschert hatte. Nebenbei kümmerte Sofia sich auch noch um ihr Charity-Projekt zugunsten vernachlässigter und hilfsbedürftiger Esel.

Für Isabella hatte sich die Einhaltung dieser strikten Regeln bisher nicht so positiv ausgewirkt. Trotzdem ging sie lieber auf Nummer sicher, um unvorhersehbare Schwierigkeiten zu vermeiden.

Ein Umstand, der sich dank Giannas absurdem Plan schnell ändern könnte, besonders, wenn ihre Eltern davon erfahren sollten!

„Das ist doch viel aufregender als ein Anstandsbesuch bei deiner Cousine“, versuchte Gianna sie zu überzeugen. „Eine komplette Woche Freiheit … Königliche Hoheit ! Eine Woche, in der du einfach nur Bella sein kannst.“

„Ich bin immer Bella , wenn ich Sofia besuche“, beharrte die Prinzessin störrisch und verdrängte rasch jeden Gedanken an den einzigen Menschen – außerhalb der königlichen Familie –, der sie einst hatte Bella nennen dürfen.

„Sofia hält meine Idee übrigens für brillant“, ließ Gianna nicht locker.

„Sie kennt deinen Plan?“

„Natürlich, wer sonst könnte deine Eltern beschwichtigen und ablenken, falls sie Fragen stellen.“

Isabella wusste, dass nicht ihre Eltern, König Leonardo und Königin Gabriela, das Problem darstellten, sondern eher ihre Adjutanten , wie Ferdinand, die rechte Hand ihres Vaters. Ferdinands Daseinsberechtigung bestand hauptsächlich darin, sie im Auge zu behalten und dafür Sorge zu tragen, dass sie sich geziemend benahmen.

Sein Vorgänger war nach Isabellas letztem Versuch, das strenge royale Korsett abzustreifen, entlassen worden. Natürlich war es danebengegangen und ein unverzeihlicher Fauxpas gewesen, genau wie der Plan, den sie Gianna noch ausreden musste.

Energisch schüttelte sie den Kopf. „Man würde uns bestimmt erwischen und …“

„Niemand kommt uns auf die Schliche“, widersprach ihre Assistentin energisch und zog einen flachen Ordner aus ihrer Laptoptasche. Gianna breitete diverse Papiere auf dem Teakholztisch aus und bedeutete der Prinzessin, sich zu setzen.

„Hier bitte.“ Sie übergab Isabella einen Briefbogen mit einem stilisierten M im Logo und dem vielsagenden Untertitel: Diskretion garantiert . „Das ist keine dieser üblichen Partnervermittlungen. Die M-Dating-Agency arbeitet nur mit den Reichen und Berühmten zusammen und bietet ihnen etwas, das sie sonst nirgendwo finden.“

„Eine Villa am Genfer See?“, fragte Isabella scherzhaft.

„Privatsphäre … Eure Hoheit “, lockte Gianna mit einem animierenden Augenzwinkern. „Eine Woche an einem ultraluxuriösen Ort, inklusive diskretem Security Service.“

Die ebenso exklusive wie einsame Lage der Villa hatte schon etwas für sich. Der kleine private Flugplatz, auf dem sie gelandet waren, lag meilenweit von anderen Wohnsitzen entfernt. Ihr nächster sichtbarer Nachbar residierte auf der gegenüberliegenden Seeseite.

„Und wie glaubt diese Agentur, mein perfektes Pendant zu finden? Über irgendeinen dubiosen Algorithmus, der sich an Sternzeichen oder Fotos orientiert?“

„Ihr Vorschlag basiert auf einem extrem differenzierten Persönlichkeitsprofil.“

„Tatsächlich? Aber ich habe doch gar keines erstellt.“

„Das habe ich für dich erledigt.“

Isabellas feine Brauen wanderten in die Höhe. „Sagtest du nicht gerade extrem differenziert und …“

„Ich bin seit meinen frühen Kindheitstagen im Palast so gut wie zu Hause und war mit dir befreundet, lange bevor ich deine Assistentin wurde. Ich habe miterlebt, wie du aufgewachsen bist, eingezwängt in ein Regelkorsett, das jeden überfordern würde. Ich habe dich lachen und weinen sehen, als du dich …“

Sie brach ab, doch Isabella wusste, was ihre Freundin sagen wollte: Als sie sich verliebt und alle royalen Regeln gebrochen hatte. Und Gianna wusste auch, was das zur Folge gehabt hatte. Allein daran zu denken, dass sie noch einmal so ein Risiko eingehen sollte! Dafür müsste es schon einen triftigen Grund geben.

„Der Punkt ist, ich kenne dich und deine Hoffnungen und Träume. Ich weiß, was du liebst und was du hasst. Und ich war ehrlich beim Erstellen deines Profils, was du vermutlich nicht gewesen wärst. Du hättest unter Garantie überlegt, was deine Eltern und das Protokoll von dir erwarten, und nicht offen zugegeben, wonach du dich wirklich sehnst.“

„Mag sein“, gab Isabella. „Hier steht, dass auch ein Videointerview erforderlich ist, aber ich habe keines …“

„Doch, hast du.“ Giannas Augen blitzten. „Erinnerst du dich an den Internet-Chat der Website für junge Frauen, die ihren Platz in der Welt suchen?“

Genau solche Dinge versuchte Isabella eigentlich zu vermeiden, doch in diesem Fall hatte Gianna nicht lockergelassen und …

„Mit dieser hübschen, lebhaften Frau aus den Vereinigten Staaten? Morgan … nein Madison? Madison Morgan, richtig?“ Das Interview hatte ihr gefallen. Die Fragen waren interessant und nicht so vorhersehbar gewesen wie üblicherweise in derartigen Interviews.

Als drittes Kind im Königshaus von Augusta war sie zwar Prinzessin, würde aber niemals den Thron übernehmen. Das oblag ihrem Bruder Leo, der nach ihrem Vater benannt worden war. Von ihr erwartete man nichts weiter, als dass sie sich so benahm, wie Eltern und Protokoll es verlangten. Von ihr wollte man höchstens wissen, an welchen Partys sie teilnehmen würde und welcher Designer ihr Kleid dafür entworfen hatte.

Morgan hatte interessiert, was sie dachte und fühlte … wer sie war und wer sie sein wollte … was ihr wichtig war und wie ihr ideales Date aussehen sollte.

Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Jetzt erinnerte Isabella sich auch, dass es im Interview irritierende Momente gegeben hatte und Kommentare, die sie nicht einordnen konnte. Sie hatte es auf kulturelle Unterschiede geschoben und nicht weiter darüber nachgedacht. Oder auf die Sprachbarriere, obwohl sie sich fließend auf Englisch unterhalten konnte. Aber es war eben nicht ihre Muttersprache.

Nichts an allem hätte ihre Alarmglocken schrillen lassen, außer dass Gianna die ganze Zeit über an ihrer Seite geblieben war.

„Warum hast du das getan?“, fragte sie jetzt.

„Warum ich meine Karriere und Zukunft aufs Spiel gesetzt habe, meinst du? Um dir die Chance auf eine Woche Freiheit und Glückseligkeit mit einem Mann zu ermöglichen, der perfekt zu dir passt.“ Gianna lächelte liebevoll. „Weil du es mehr alle, die ich kenne, verdient hast, Bella .“

Wie lange war es her, dass ihre beste Freundin sie zuletzt mit dem Spitznamen aus ihrer Kindheit angesprochen hatte? Viel zu lange. Seit ihrer Volljährigkeit waren sie nicht einfach nur Freundinnen, sondern auch Angestellte und Arbeitgeber.

Gianna umfasste Isabellas Hand und drückte sie sanft. „Ich war dabei, als du dich mit falschem Lächeln durch jedes passende Rendezvous laviert hast, das deine Eltern für dich arrangiert haben.“ Was ausschließlich langweilige Dukes oder Lords betroffen hatte, die gern mal zwanzig Jahre älter gewesen waren als sie. „Ich habe dich elend, einsam und verzweifelt gesehen, weil nicht jeder so viel Glück wie Sofia haben kann. Ich habe dich seit Nathaniel in diesem Palast zunehmend verkümmern …“

„Bitte … nicht.“ Isabella schüttelte heftig den Kopf.

„Schon gut.“ Gianna streichelte beschwichtigend ihren Arm. „Du warst kreuzunglücklich, und ich habe mir das Hirn zermartert, wie ich dir da raushelfen kann.“

„Und du glaubst wirklich, das hier könnte funktionieren?“ Isabella suchte den Blick ihrer Freundin und fand dort nichts als Mitgefühl. „Eine Woche mit einem wildfremden Typen? Es steht ja kaum zu erwarten, dass er sich auf magische Weise als mysteriöser Aristokrat outet. Er wird niemand sein, den meine Eltern für geeignet halten. Ich habe schließlich bereits jeden Mann gedated, den sie für passend hielten. Was soll dabei anderes rauskommen als eine Woche mit jemandem, der absolut indiskutabel ist?“

Ihre Wangen brannten, als sie das sagte. Wie lange es her war, dass sie mit jemand … im Grunde nur ein einziges Mal. Mit Na …

Nein! Nicht einmal in Gedanken wollte sie diesen Namen aufleben lassen!

Glaubte Gianna wirklich, dass eine Woche mit einem Mann – den eine Partner-Agentur für ihr perfektes Pendant hielt – reparieren könnte, was bei ihr nicht stimmte?

„Selbst wenn keine große Liebe daraus wird, könnte es dir trotzdem guttun. Im schlimmsten Fall bekommst du eine Woche Freiheit geschenkt … keine Security, außer Tessa und einem diskreten Sicherheitsteam der Agentur, die alle in einem Rustico im hinteren Teil des Grundstücks untergebracht sind. Keine royalen Verpflichtungen, keine hochgesteckten Erwartungen, nur ein Typ, den du möglicherweise sogar magst. Und die Chance, miteinander Spaß zu haben, falls dir danach ist.“

„Ganz bestimmt nicht!“, kam es scharf zurück. Was dachte sich ihre Assistentin nur? Das war definitiv gegen jede Regel .

Gianna seufzte. „Bella, das ist keine x-beliebige Partnervermittlung, sondern M , die teuerste und exklusivste Dating-Agentur der gesamten Branche. Wer auch immer für dich ausgewählt wird, kommt nicht wegen Sex hierher, sondern um dich auf neutralem Boden kennenzulernen.“

„Sicher?“ Vielleicht war es tatsächlich ein netter, normaler Typ, und sie könnten so etwas wie Freunde werden? Ein Freund wäre schön. Liebhaber bedeuteten nur Ärger …

„Ganz sicher!“ Gianna schaute über Isabellas Schulter und stieß einen leisen Pfiff aus. „Aber wenn ich mir dein Perfect Match so anschaue, könnte dich in dieser Woche vielleicht doch ein Hauch von Romantik anfliegen!“

Isabellas Herz klopfte unversehens ganz oben in ihrem Hals. Was für ein verlockender Gedanke, jemanden zu finden, mit dem sie reden, sich entspannen, lachen … vielleicht sogar flirten und sich ein wenig verlieben könnte. Aber im Grunde hatte sie diese Hoffnung längst aufgegeben.

Aber was riskierte sie schon, wenn es nur um eine Woche ging? Allerdings …

„Nein, Gianna. Ein Freund ist eine Sache, alles anderes ist …“

„Gegen die Regeln!“, beendete ihre Freundin den Satz und verdrehte die Augen.

„Ja.“ Aber das ist es nicht allein, dachte Isabella.

Es war das Risiko. Sie hatte schon einmal alles aus Liebe riskiert. Diesen Fehler wollte sie nicht wiederholen.

Gianna fixierte immer noch wie hypnotisiert einen Punkt hinter Isabella.

Isabella seufzte. Wenn sie sich diese eine Woche – fernab von der Realität und allen Regeln – tatsächlich gönnen wollte, musste sie wohl oder übel in Augenschein nehmen müssen, wen M als passend für sie erachtet hatte.

Also holte sie noch einmal tief Luft, drehte sich langsam zu der komplett verglasten Front der Villa um und sah zu dem Mann hoch, der mit dem Handy am Ohr im Obergeschoss an einem bodentiefen Fenster stand. War er wirklich so groß oder lag es nur daran, dass er so weit über ihr thronte? Egal, ob Entfernung oder Position diesen Eindruck vermittelten, seine athletische Figur, die breiten Schultern unter dem weißen T-Shirt und seine muskulösen Schenkel in den lässigen Jeans sprachen für sich. Das schwarze Haar trug er kurzgeschnitten, und seine Haut wies denselben warmen Bronzeton auf wie ihr eigener mediterraner Teint.

Auf jeden Fall war er der attraktivste Mann, mit dem sie jemals ein Date hatte.

Vor allem aber sah er nach Ärger aus. Plötzlich wandte er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Isabellas Atem stockte, dafür beschleunigte sich ihr Herzschlag alarmierend.

Vielleicht hatte M gar keine schlechte Wahl getroffen. Selbst wenn dieser Typ nicht perfekt zu ihr passen würde, versprach er wenigstens eine Spur Aufregung. Möglicherweise wurden sie nicht beste Freunde, doch gegen ein wenig Ablenkung war nichts einzuwenden. Hauptsache sie mied alles, was sie mit Nat verbunden hatte.

„Also, was ist?“, wollte Gianna wissen. „Lässt du dich darauf ein oder nicht?“

„Hmm, jetzt bin ich schon so weit gegangen …“ Bis auf ihren privaten Bodyguard hatte sie ihre gesamte Entourage am Flughafen zurückgelassen, ihre Eltern belogen, was ihr Reiseziel betraf, und anscheinend auch Sofia in diesen Komplott hineingezogen. „Was ist schon eine Woche …“, murmelte sie, wie um sich Mut zu machen.

Eine Woche mit ihm , bevor sie wieder Prinzessin Isabella sein würde.

Matteo Rossi starrte durch die verglaste Fensterfront aufs Wasser. Eine durchaus spektakuläre Aussicht, wie er zugeben musste. Der Genfer See glitzerte in der späten Nachmittagssonne, die Bergkuppen auf der anderen Seeseite waren selbst jetzt im Juni noch schneebedeckt … und er war definitiv mitten im Nirgendwo gelandet, auf Anweisung seines Managements. Hier würde er unter Garantie nicht in Schwierigkeiten geraten. Lautete so nicht die Parole für die kommende Woche?

„Wie sieht’s dort aus?“, wollte Gabe am anderen Ende der Telefonleitung wissen.

Matteo sah seinen Manager bildlich vor sich: unter Garantie hochzufrieden in seinem Büro in Rom, wo er sich aufs nächste Rennen vorbereitete. Ein Rennen, an dem er nicht teilnahm, obwohl sein gebrochenes Bein bereits verheilt war. „Madison hat regelrecht von der fantastischen Lage geschwärmt.“

Die fabelhafte Madison Morgan! Ehemalige Kinderschauspielerin und jetzige Inhaberin der M-Dating-Agency . Sie war Gabes aktuelle Geheimwaffe, um ihn auszubremsen, und der Grund, warum er jetzt in der Schweiz festsaß, weit weg von der Rennstrecke, wo er hingehörte.

„Ist schon in Ordnung“, brummte er. Er kannte die besten Hotels rund um den Globus, von Abu Dhabi über Las Vegas bis Rom. Und diese Villa war für ihn wie alle Häuser nur eine vorübergehende Bleibe, wenn auch eine ziemlich beeindruckende.

„Und ist sie schon da?“

Gemeint war offenbar nicht Madison, sondern sein Perfect Match ! Matteo verdrehte die Augen und unterdrückte ein gereiztes Knurren. „Nein, sie ist noch nicht …“

Doch dann entdeckte er plötzlich zwei Frauen auf der Terrasse vor der Villa.

Eine mit honigblondem Haar und dunklem Hosenanzug redete offenbar pausenlos und unterstrich jedes ihrer Worte mit lebhaften Gesten. Sie war recht hübsch, doch Matteos volle Aufmerksamkeit galt bereits der anderen weiblichen Gestalt, die mit dem Rücken zu ihm stand.

Dunkle Locken fielen ihr offen bis zur Taille hinab, die Arme hielt sie verschränkt, eine wohlgerundete Hüfte vorgeschoben, als würde sie ihrer Gefährtin zwar zuhören, aber nicht einverstanden sein mit dem, was sie hörte.

Sie … Matteo spürte das Wort fast körperlich, und wenn diese Frau da unten nicht sein Perfect Match war, dann hatte Madison ihren Job verfehlt.

Plötzlich erschien ihm die eine Woche verordnetes Exil längst nicht mehr so unzumutbar wie noch bis vor einer Minute. Obwohl … nein . Denn wer immer dieses Zauberwesen auch sein mochte, sie würde wie alle anderen etwas von ihm erwarten, was er nicht bieten konnte: die wahre Liebe, eine Verbindung zweier Herzen, für immer und ewig.

Dafür warteten in den nächsten Jahren noch zu viele Abenteuer auf ihn. Auch nur darüber nachzudenken, sich irgendwo gutbürgerlich niederzulassen, mit wem auch immer, war ein No Go ! Was bedeutete, dass er dieser Frau keine falschen Hoffnungen machen durfte.

Dessen ungeachtet ließ die recherchierte Übereinstimmung ihrer beiden Persönlichkeiten zumindest auf eine kurzweilige Woche hoffen. Sollte sie tatsächlich der zu erwartende offene, sportliche Typ sein, könnten sie gemeinsam die Region erkunden, sich amüsieren und möglicherweise sogar auf ein kleines Abenteuer einlassen.

Solange sie nicht mehr von ihm erwartete.

„Freust du dich denn wenigstens auf sie?“, wollte Gabe wissen.

Trieb seinen Manager vielleicht ein unterschwelliges Schuldgefühl dazu, ihn so lange mit Smalltalk am Handy festzuhalten? Deklariert hatten Gabe und das Team die Woche hier als Pause, Ferien, Abenteuer. Doch Matteo wusste es besser.

Ganz offenkundig war es ein letzter verzweifelter Versuch, seinen Ruf aufzupolieren beziehungsweise zu retten … und damit auch wichtige Sponsoren-Deals.

Einige seiner jüngsten Abenteuer waren wohl etwas zu hart an der Grenze gewesen. Hoffte sein Team womöglich, die Verlockung der einen wahren Liebe würde ihn zähmen und davon abhalten, ständig dem nächsten Abenteuer hinterherzujagen und immer größere Risiken einzugehen?

Sollte es tatsächlich so sein, würde er sie alle enttäuschen müssen.

„Mal sehen …“, murmelte er vage.

Natürlich wollte auch Matteo seine Karriere oder lukrative Sponsorenverträge nicht mutwillig aufs Spiel setzen, obwohl er jetzt schon mehr Geld verdient hatte, als er je würde ausgeben können. Aber wenn seine Traumkarriere dahin war, was blieb ihm dann noch?

Traumkarriere? Wessen Traumkarriere?

Die perfide kleine Stimme in seinem Hinterkopf ärgerte ihn. Sie führte ihm deutlich vor Augen, was passierte, wenn er das gewohnte Tempo rausnahm … er fing an zu denken, und das schaffte nicht nur für ihn Probleme.

Normalerweise war er ein Macher. Und wenn er nachdachte, dann ging es um Geschwindigkeiten, Taktiken und den Sieg.

Zumindest war es bis zu Giovannis Tod so gewesen

Matteo schüttelte alle lästigen Stimmen und bedrückenden Erinnerungen ab und wandte sich wieder den beiden Frauen auf der Terrasse zu. Mit Frauen kannte er sich aus.

Als er nach unten schaute, wandte die Dunkelhaarige den Kopf. Ihre Blicke trafen sich, und in seinem Körper breitete sich eine sengende Hitze aus, die ihn ebenso irritierte wie erregte. Kein Wunder bei derart reizvollen Kurven, schoss es ihm durch den Kopf. Allein, wie ihre verschränkten Arme die perfekten Brüste hervorhoben, darunter die schmale Taille, unglaubliche Hüften und diese vollen Lippen … eine rein körperliche Reaktion auf eine schöne Frau. Nichts weiter, versuchte er sich selbst zu beruhigen.

„Es geht nur um sieben Tage, Matteo“, unterbrach Gabe seine Gedanken. „Halte dich diese eine Woche aus jeglichem Ärger raus und lass deine Knochen in Ruhe heilen.“

„Mein Bein …“

„Ich weiß … die Ärzte sagen, es sei alles in Ordnung. Aber auch, dass du dich nicht zu früh überstrapazieren sollst. Gönn dir diese Ruhepause. Sobald du wieder hier bist, besprechen wir, wie du am besten und schnellsten zurück auf die Rennpiste kommst. Aber Matteo …“

Etwas in der Stimme seines Managers machte ihn nun doch nervös. „Ja?“

„Falls du nach dieser Woche möglicherweise glücklich verliebt und bereit wärst, dich häuslich niederzulassen, wäre sicher keiner unserer Sponsoren enttäuscht.“

Da war sie, die bekannte Zwickmühle. So sehr sie den wilden, risikofreudigen Außenseiter auf dem Siegertreppchen sehen wollten, sollte er idealerweise gleichzeitig ein leuchtendes Beispiel für einen liebenden Ehemann sein.

Verdammt! Wie können sie von mir verlangen, gleichzeitig Champion auf der Rennstrecke zu sein und privat ein langweiliger Stubenhocker mit Frau und Kind?

Das Adrenalin lag ihm im Blut, genau wie ein unstillbares Bedürfnis, das Leben in vollen Zügen zu genießen, jeden Traum zu verfolgen, jede Herausforderung anzunehmen, jede Chance zu meistern – auf der Rennstrecke und im Leben.

Leider klappte das nicht immer. Gabe aus dem Krankenhaus anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass er sich zwei Wochen vor dem Großen Preis der Niederlande beim Klippenspringen das Bein gebrochen hatte, war nicht sein bester Moment gewesen. Alle wollten, dass er ein paar Gänge zurückschraubte – nur nicht, wenn er hinter dem Lenkrad saß.

Matteo seufzte. „Botschaft angekommen.“ Damit beendete er das Gespräch und schaute nach unten. Die Terrasse war verwaist.

Dafür hörte er den elektrischen Summer an der Haustür, die sich automatisch hinter demjenigen schloss, der den vertraulichen Code eingegeben hatte. Ein Code, den nur er und die Frau kannten, die perfekt zu ihm passen sollte.

Aber auch ihre Begleiterin war draußen nicht mehr zu sehen, sodass er nicht genau wusste, was ihn unten erwartete.

Dass eine Agentur ihm dank eines Fragebogens, den er im Krankenhaus ausgefüllt hatte, und nach einem kurzen Videointerview mit dem Gipsbein auf Gabes Couchtisch seine Traumfrau liefern könnte, erschien Matteo immer noch absurd.

Doch zumindest hatte sein Manager einen Weg gefunden, seinen rastlosen Geist vorübergehend zur Ruhe zu zwingen, was vielleicht auch als Erfolg gewertet werden konnte.

2. KAPITEL

Erst als sich die Tür hinter ihr schloss, ein dezenter Alarm ertönte und sie hörte, wie Giannas Wagen die lange, private Auffahrt hinunterfuhr, dämmerte Isabella, dass sich das hier als schwerer Fehler erweisen könnte. Allein mitten im Nirgendwo mit einem Mann eingesperrt zu sein, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Gianna hatte ihr zwar versichert, dass unmittelbar in ihrer Nähe unsichtbares Sicherheitspersonal über sie wachte, zusammen mit Tessa, Isabellas weiblichem Bodyguard, seit sie denken konnte. Aber was, wenn Gianna sich geirrt hatte? Oder sie erpresst worden war, um sie hierherzulocken? Was, wenn …

Nein! Ihre treue Jugendfreundin und Assistentin würde so etwas niemals tun … nicht für alles Geld der Welt.

Eine üble Erfahrung in der Vergangenheit durfte sie nicht dazu verleiten, hinter jeder Ecke Fallen und Katastrophen zu wittern. Außerdem war sie nur eine einfache Prinzessin aus einem sehr kleinen mediterranen Königreich. Niemand würde sich so viel Mühe machen, um sie zu entführen.

Isabella zwang sich, ruhig zu atmen, während sie ihre Umgebung in Augenschein nahm. Statt massiver dunkler Möbel und Antiquitäten gab es hier helle Wände und bequem aussehende Sofas mit Kissen und Decken in dezenten Farben. Und als absolutes Highlight einen spektakulären Blick über den Genfer See.

Vielleicht war ihr wirklich eine Woche vergönnt, in der sie sich neu finden und nach langer Zeit des Zweifelns wieder Frieden mit ihrem Leben schließen konnte.

Sich den dazugehörigen starren Regeln zu unterwerfen, mochte sogar sinnvoll sein, wenn sie an das Desaster mit Nathaniel zurückdachte.

Trotzdem fühlte sie sich oft so eingeengt, als würden all die schweren, kostbaren Stoffe, Gobelins und Artefakte im Schloss sie daran hindern, nach etwas zu greifen, das ihr wichtig, aber zugleich unerreichbar war. Vielleicht fand sie hier und jetzt sogar heraus, was das sein könnte. Nur war sie leider nicht allein in dieser wundervollen Oase.

Als sie Schritte auf der Treppe hinter sich hörte, wusste Isabella, dass nur er das sein konnte: ihr perfektes Pendant, wenn es so etwas überhaupt gab. Sie hoffte inständig, dass er sich von dieser Woche nicht zu viel versprach, wie beispielsweise ein Märchen, in dem er die Prinzessin zum Altar führte! Denn egal, wie nett er auch sein mochte, dazu würde es nie kommen. Das Äußerste, was sie bieten konnte, war eine unverbindliche Freundschaft.

Isabella setzte ein routiniertes Lächeln auf, kehrte dem fantastischen Seeblick den Rücken zu – und schluckte trocken.

Lieber Himmel! Aus der Nähe wirkte er noch attraktiver. Das dunkle Haar trug er kurzgeschnitten, der feste Blick aus den hellgrünen Augen ließ sie innerlich erschauern. Und dann dieser Körper: hochgewachsen, schlank und trotzdem muskulös, das war ihr bereits aus der Ferne aufgefallen. Doch jetzt … seine provozierende Körperlichkeit war nahezu überwältigend.

Er musterte sie nicht weniger intensiv als sie ihn.

Gut so, dann kann er mir wenigstens nicht vorwerfen, dass ich ihn anstarre. Was er wohl von mir denkt? Weiß er überhaupt von meinem Titel? Wahrscheinlich nicht, es sei denn, Madison hätte es ihm gesagt. Außerhalb des kleinen Königreiches Augusta trat Isabella so gut wie nie öffentlich auf. Denn nach dem Vorfall vor fünf Jahren hielt der Palast die Zügel noch fester als ohnehin schon.

Sollte ich wissen, wer er ist?

Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie konnte nicht sagen woher und in welchem Zusammenhang. Nicht, dass sie überhaupt mit der Hautevolee von Europa besonders vertraut wäre. Da ihr Vater meist nur ihren Bruder Leo in die internationalen Geschäfte einbezog, waren die einzigen Männer, die sie kennenlernte, potenzielle Bewerber.

Besonders nach dem Desaster mit Nate. Und keiner dieser Anwärter hatte auch nur annähernd Ähnlichkeit mit dem Mann vor ihr gehabt.

„Hallo“, begrüßte er sie schließlich mit einem offenen Lächeln. „Ich bin Matteo … Matteo Rossi.“

Bei dem Namen klingelte es leise in ihrem Hinterkopf, aber mehr auch nicht. Während er lässig die letzten Stufen bewältigte, kam sie ihm entgegen und streckte die Hand aus.

„Isabella“, stellte sie sich vor, und da es wenig Sinn machte, ihre Herkunft zu verbergen, setzte sie hinzu: „Prinzessin Isabella von Augusta.“

Matteos Augenbrauen schossen in die Höhe, und anstatt ihre Hand zu schütteln, nahm er sie sanft in seine und zog sie an die Lippen. „Sollte ich mich jetzt verneigen?“

Der ungeschriebenen Etikette zufolge schon, aber seine Lippen auf ihrer Haut zu spüren, war für Isabella ein mehr als angemessener Ersatz. „Ich denke, es wäre ziemlich umständlich und lästig, wenn Sie sich die ganze Woche über verbeugen müssten, sobald wir uns über den Weg laufen.“

Matteo richtete sich auf und trat einen Schritt zurück, ohne ihre Hand loszulassen. Um seinen herben Mund spielte ein herausforderndes Lächeln. „Zu gütig, Eure Hoheit .“

„Isabella“, erwiderte sie spontan – vielleicht, weil sie diese eine Woche keine Prinzessin sein wollte. Nicht für diesen Mann …

„Aber ich bin nur ein bescheidener Rennfahrer, Königliche Hoheit “, entgegnete er neckend. „Sind Sie sicher, dass es wirklich angemessen wäre?“

„Ha!“, rief Isabella und schnippte mit den Fingern. „Daher kenne ich Sie.“ Selbst ihr war sein phänomenaler Erfolg im letzten Jahr nicht entgangen. Ein überragender Sieg auf der Rennbahn samt Siegprämie, dazu überaus lukrative Sponsorenverträge, die ihm einen Platz auf der Forbes-Liste gesichert hatten. „Matteo Rossi! Ich habe Ihr Siegerrennen in Barcelona sogar live gesehen.“

Was war das für ein seltenes und kurzweiliges Vergnügen gewesen, diese Reise mit Leo und seiner Frau. Und gleichzeitig die lang ersehnte Chance, dem Palast in Augusta für ein paar Tage zu entkommen.

Dein Siegerrennen“, korrigierte Matteo sanft und weidete sich an ihrem defensiven … oder indignierten Blick?

„Natürlich … Matteo.“

Von Barcelona selbst hatte sie zwar nicht viel gesehen, doch während sie die Rennwagen auf der Strecke beobachtet hatte, hatte Isabella sie glühend um ihre Freiheit beneidet. Bis ihre Schwägerin, Prinzessin Serena, sie desillusioniert hatte, indem sie trocken bemerkte, dass sie doch nur auf einer vorgeschriebenen Bahn ständig im Kreis fuhren. Worauf Isabella sich gefragt hatte, ob vielleicht niemandem die Freiheit vergönnt war, von der sie so oft spätnachts bei offenem Fenster träumte.

Doch wenn sie den Mann vor ihr betrachtete, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich, egal von wem, gängeln oder gar einsperren ließ.

Mit ihm würde sie jetzt eine ganze Woche hier in diesem wundervollen Domizil am Genfer See zusammenleben. Ob er ihr etwas von der Freiheit vermitteln konnte, die er für sie verkörperte? Allein bei dieser Vorstellung verspürte sie eine ungewohnte Erregung.

Und falls sich dazu tatsächlich eine Gelegenheit ergab, wollte sie die Lektion mit allen Sinnen genießen …

Eine Prinzessin!

Glaubte Madison Morgan tatsächlich, dass seine Traumfrau eine verdammte Prinzessin sein könnte? Bisher hatte Matteo nicht einmal versucht, sich die Namen und Gesichter des europäischen Adels einzuprägen. Aber es irritierte ihn, dass eine Prinzessin wiederum ihn erkannt hatte, obwohl er eigentlich ein Niemand war.

Okay, ein Weltmeister, aber was bedeutete das schon Menschen, die nicht verrückt nach Rennsport waren? Und erst recht dem europäischen Adel?

Außerdem hielt er immer noch ihre Hand, aber nur, weil er so erleichtert gewesen war, dass es sich bei seinem Perfect Match tatsächlich um die kurvenreiche, dunkelhaarige Schönheit handelte, die ihn vom ersten Blick an fasziniert hatte.

Jetzt konnte er zumindest dieser seltsamen Anziehung auf den Grund gehen. Sonst hätte er sich immer fragen müssen, was dieses seltsame Gefühl, das ihn gestreift hatte, als sich ihre Blicke für einen Sekundenbruchteil begegnet waren, bedeutete. Jetzt bekam er die Chance, das herauszufinden.

Allerdings wirkte die Prinzessin trotz der eher lässigen Begrüßung extrem spröde. Nicht einfach nur reserviert, sondern … irgendwie auf der Hut, wovor auch immer.

Vielleicht lebte sie sonst einfach zu behütet und bewacht. Aber warum war sie dann hier? Und wie kam Madison Morgan darauf, ausgerechnet sie für ein ideales Paar zu halten?

Matteo war sich sicher, dass sie nie auf den Machu Picchu geklettert war, Bungee-Jumping ausprobiert hatte oder in einem Cabrio durch Amerika gereist war, wie er es in den letzten Jahren getan hatte. Als sie gesagt hatte, sie hätte ihn in Barcelona auf der Rennstrecke gesehen, ließ ihr Tonfall vermuten, dass das die größte Aufregung gewesen war, die sie seit Ewigkeiten erlebt hatte.

Aber so hielten es die Royals vermutlich: Sie versteckten sich in ihren Palästen und wachten von dort aus über Menschen, die ein echtes Leben hatten. Was die Frage aufwarf, was eine Prinzessin dazu trieb, sich bei einem exklusiven Dating-Service anzumelden. Ganz zu schweigen von einer Woche an einem abgelegenen Ort mit einem fremden Mann wie ihm. Sie konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass er der perfekte Partner für sie sein könnte, oder? Sonst musste er sie schnellstmöglich von dieser absurden Idee abbringen.

Nur gut, dass er für sich beschlossen hatte, seinen Fokus in dieser aufgezwungenen Woche weder auf Romantik oder gar die wahre Liebe zu richten, sondern allein auf Freundschaft, Spaß oder was sich sonst ergab. Definitiv war er Prince-Charming-Material, so viel stand fest!

Irgendwo hinter ihm pingte etwas und gleich darauf noch einmal.

„Ist das eine Art … Sicherheitsalarm?“, fragte Isabella mit gerunzelter Stirn.

Matteo neigte lauschend den Kopf. „Hört sich für mich eher nach einer Zeituhr am Herd an.“ Sogar in einem minimalistisch eingerichteten Domizil wie diesem musste es so etwas wie eine Küche geben, oder? Und wie es schien, hatten unsichtbare Geister ihnen eine Art Willkommensmahl gezaubert. „Na los, Prinzessin, kommen wir dem Geheimnis auf die Spur.“

Das Erdgeschoss schien auf den ersten Blick ein einziger Raum zu sein, mit dieser atemberaubenden Aussicht auf den See, stylischen Sitzmöbeln, einem Esstisch und einer gut sortierten Bar. Doch der erste Eindruck täuschte, denn hinter der weißen Steintreppe, die von der Mitte des Raums in den ersten Stock führte, lag ein versteckter Korridor, der zu einer hochmodernen Küche und dem penetranten Dauerton führte. Nach einigen Fehlversuchen fand Matteo den richtigen Knopf, stellte ihn ab und drehte die Ofentemperatur herunter. Er griff nach den bereitliegenden Topflappen und holte eine dampfende Lasagne-Auflaufform aus der Backröhre.

Der Anblick ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Das war mal ein anständiges Essen! Während des Trainings ernährte er sich nach einem ausgeklügelten Speiseplan, um sich in Höchstform zu halten, was auf der Rennstrecke durchaus einen Unterschied machen konnte. Außerdem trainierte er normalerweise auch für andere Events, etwa die Machu-Picchu-Wanderung, den Paris-Marathon oder ein Cross-Channel-Schwimmen. Während seiner Auszeit wegen des gebrochenen Beins hatte er es genauso gehalten, allein schon, um dem Team zu zeigen, dass er bereit war, schnellstmöglich zurückzukehren. Aber wenn man ihn schon an den Genfer See verfrachtete, um ihn vor Ärger zu bewahren, konnte ein wenig Lasagne nicht schaden.

Matteo stellte die Auflaufform auf der Marmortheke ab. Dort standen zwei Teller bereit, mit frischem Salat. Daneben eine Schale mit knusprigem Brot, das immer noch warm war.

„Da geht es sicher zum Quartier der Haushälterin.“ Matteo nickte in Richtung einer schmalen Tür zwischen den Küchenschränken, die kaum ins Auge fiel. „Diskretes Haushaltspersonal eingeschlossen …“, zitierte er aus M’s Firmenphilosophie.

„Es sieht köstlich aus“, stellte Isabella mit leuchtenden Augen fest.

Wahrscheinlich war sie daran gewöhnt, in ihrem Palast jeden Tag von Personal verwöhnt zu werden. Für ihn war es immer noch ein ungewohnter Luxus.

Wenn Giovanni mich jetzt sehen könnte. Im Urlaub mit einer Prinzessin und dem dazugehörigen Luxus und Personal.

Sein Bruder würde das nicht einmal in seinen wildesten Träumen glauben. Nicht nach ihrer Kindheit in Rom, wo sie beide den Großteil des Haushalts hatten bewältigen müssen, weil ihre Mutter in zwei Jobs geschuftet hatte, damit sie in ihrer Wohnung bleiben konnten. Aber Giovanni konnte ihn nicht sehen und seine Mutter auch nicht. Und selbst wenn sie, wie Matteo sich manchmal vorstellte, von oben herabblicken und ihn beobachten würden, konnten sie ihm nicht sagen, was sie von seinem Lebensstil hielten – von seinem Erfolg, seinen Milliarden, seinem Ruhm.

Manchmal wünschte er sich, sie könnten es wirklich, damit er sich von ihnen Rat holen könnte. Gleichzeitig befürchtete er, dass er eher Missbilligung als Zuspruch bekommen würde.

„Oben auf dem traumhaften Balkon steht ein großer Tisch“, sagte er. „Warum nehmen wir unser Essen nicht mit dorthin?“

Isabella nickte, und gemeinsam beluden sie zwei Tabletts mit Essen, Besteck, der Weinkaraffe und Gläsern, die ebenfalls für sie bereitstanden. Auf dem Weg nach oben dachte Matteo, dass er sich unter einer Prinzessin schon etwas anderes vorgestellt hatte als diese Pasta liebende Schönheit.

Beim Durchqueren des Schlafzimmers auf dem Weg zum Balkon, hörte er, wie sie hinter ihm scharf einatmete. Draußen stellte er das Tablett auf dem Tisch ab, wandte sich um und sah, dass sie ihm nicht gefolgt war, sondern immer noch das breite Bett anstarrte.

„Es gibt noch ein zweites Schlafzimmer nebenan“, klärte er sie auf. „Ich dachte, das nehme ich, aber wir können auch tauschen, wenn du möchtest.“

Ihr Blick wanderte vom Bett zu dem einsamen Koffer daneben … vermutlich ihrem, denn seinen hatte man bereits vor die andere Tür gestellt. Wie das Personal dieses Kunststück geschafft hatte, ohne dass sie es bemerkt hatten, war ihm allerdings schleierhaft.

„Schon okay … großartig“, murmelte Isabella.

Ihr Lächeln wirkte allerdings kein bisschen entspannt.

Matteo nahm ihr das Tablett ab und schenkte ihnen erst mal ein Glas Wein ein. Natürlich glaubte seine Mitbewohnerin immer noch, in dieser Woche gehe es für sie beide um Romantik, Liebe und vielleicht auch Sex, während Liebe für ihn grundsätzlich kein Thema war … und zwar immer schon und bevor er auch nur ahnen konnte, dass sein perfektes Match eine Prinzessin sein würde.

Ganz offensichtlich waren sie Welten voneinander entfernt und Isabella dazu noch in der falschen Annahme hergekommen, auch er würde die eine große Liebe suchen!

Diesen Irrtum musste er so schnell wie möglich klarstellen.

Sobald sie sich gesetzt hatte, kredenzte er ihr den Wein und nahm dann selbst Platz. Zumindest hatte seine Mutter ihm Manieren eingebläut, darum wartete er auch geduldig, bis die Prinzessin einen ersten Bissen Lasagne zu sich genommen hatte.

„Also …“, eröffnete er schließlich die Tischkonversation. „Warum bemüht eine Prinzessin eine Elite-Dating-Agentur? Müsstest du nicht einen Prinzen heiraten?“

Die Lasagne, so köstlich sie auch war, schmeckte für Isabella plötzlich wie Asche.

Müsstest du nicht einen Prinzen heiraten?

Präziser hätte ihr Gegenüber es nicht auf den Punkt bringen können. Sie hatte gar nicht die Freiheit, sich in einen Mann zu verlieben, den M für sie vorsah.

„Nicht unbedingt einen Prinzen“, erwiderte sie mit leichtem Schulterzucken. „Aber wenigstens einen Lord oder Herzog. Am liebsten aus dem eigenen Königreich, das gefiele meinem Vater am besten.“

„Gibt es dort überhaupt Herzöge in deinem Alter?“

„Ich befürchte, meine Cousine hat den Letzten geheiratet.“ Sie missgönnte Sofia weder den Ehemann noch ihr Glück. Aber ihre Heirat hatte den akzeptablen Genpool enorm eingeschränkt.

„Ah, deshalb bist du also hier!“ Matteo grinste. „Aber du weißt natürlich, dass ich weder ein Herzog noch ein Lord bin?“

Dafür ausgerechnet ein Rennfahrer! Isabella konnte sich bildhaft das Gesicht ihres Bruders vorstellen, wenn er erfahren sollte, wo sie gerade war und mit wem. Leo kam ihr mitunter noch konservativer und verstockter als ihre Eltern vor, was das Einhalten Royaler Regeln betraf … oder zumindest entschlossen, sie seiner Schwester ständig vor Augen zu halten.

Wenn es hier tatsächlich um einen passenden Gatten für sie ginge, war es schwer, sich jemanden vorzustellen, der dafür ungeeigneter wäre als Matteo Rossi. Umso mehr nach dem, was sie letztes Jahr in Barcelona über ihn hatte munkeln hören. Er war ein risikofreudiger Draufgänger auf der Rennstrecke und damit das absolute Gegenteil zu den Lords in steifen Hemdkrägen, mit denen ihre Eltern sie in den letzten fünf Jahren hatten verkuppeln wollen.

Was sie ein wenig störte, war seine mangelnde Enttäuschung darüber, dass sie nicht wirklich perfekt zueinander passten. Isabella griff nach einem Stück Brot und tunkte es in den köstlichen Sud. Ihre Mutter, wäre sie hier gewesen, hätte verzweifelt auf ihre fraulich gerundeten Hüften gestarrt. Aber sie war nicht hier … niemand war es, außer Matteo, also die beste Gelegenheit, sich ein wenig rebellisch zu zeigen.

Na, bravo! Du gönnst dir eine weitere Scheibe des knusprigen Ciabatta – was für eine Revolte!

Aber immerhin mit einem Rennfahrer und – laut Yellow-Press – einem notorischen Schürzenjäger. Das wog unendlich schwerer.

„Ich bin hier, weil meine Assistentin Gianna mich angelogen hat“, bemerkte sie so beiläufig, als ob ihr das ständig passierte.

Matteo lehnte sich mit verschränkten Armen in dem stylischen Loom Chair zurück. „Sie hat dir versprochen, dass du einen Prinzen triffst?“

„Sie hat mir vorgemacht, ich würde meine Cousine für eine Woche besuchen, wie ich es oft zu dieser Jahreszeit tue. Das war es, was sie dem Palastpersonal und meinen Eltern erzählt hat. Niemand weiß, dass ich hier bin, außer Gianna, meiner Cousine Sofia, meiner langjährigen Personenschützerin Tessa, Madison Morgan und dir natürlich.“

Es fühlte sich gefährlich an, dieses Geheimnis preiszugeben. Denn es waren Informationen, die sie verletzen könnten, falls Matteo sie mit der Yellow-Press oder übers Internet teilen würde. Gleichzeitig war es befreiend. Und irgendwie glaubte sie auch nicht, dass Matteo sie dermaßen bloßstellen würde.

Immerhin garantierte die M-Dating-Agentur ihren Klienten absolute Diskretion. Isabella konnte sich sogar vorstellen, dass Madison Morgan ihm mehr als bereitwillig eine weitere Chance geben würde, seine einzig wahre Liebe zu finden, solange er nicht gegen diese Regel verstieß.

Und das brachte sie zurück zu ihrem ursprünglichen Problem. Matteo war in dieses fantastische Domizil gekommen, um seine perfekte Partnerin zu finden. Nichts weniger hatte er erwartet, als er die Tür der Villa geöffnet hatte. Stattdessen bekam er sie … eine Prinzessin, die sich nicht in ihn verlieben durfte, selbst wenn sie es gewollt hätte.

Sie musste eine herbe Enttäuschung für ihn sein. Das schien ihr zur Gewohnheit zu werden: alle um sich herum zu enttäuschen.

„Tut mir leid“, sagte sie rau. „Du bist hier, um dein perfektes Pendant zu finden, und ich ruiniere gleich am ersten Tage alles.“ Isabella gab sich einen Ruck und stand auf. „Ich werde Madison anrufen und ihr alles erklären. Sie wird dir sicher dein Geld zurückerstatten und sich Mühe geben, eine passende Frau für dein nächstes Date …“

Matteo lachte so laut auf, dass sie irritiert abbrach.

„Ich lache dich nicht aus“, versicherte er, als er ihrem defensiven Blick begegnete. Offenbar waren Prinzessinnen nicht daran gewöhnt, dass man vielleicht auch mal über sie lachte.

Isabella war das tatsächlich fremd, außer wenn es von ihren beiden älteren Geschwistern kam. Leo und Rosa schienen immer irgendetwas Komisches an ihren Erzählungen oder Aktionen zu finden, wenn sie nicht gerade entsetzt über sie waren.

Matteo bedeutete ihr, wieder Platz zu nehmen. Nach kurzem Zögern kam sie seiner stummen Aufforderung nach, zumal sie plötzlich wieder Appetit auf die Lasagne und das Brot hatte. Sie liebte gutes Essen und hatte sich sogar im Vorfeld schon gefreut, in den nächsten Tagen schweizerische Spezialitäten probieren und genießen zu können.

„Also, warum hast du gelacht?“, fragte Isabella, griff nach einem weiteren Stück Brot und zog die Schüssel mit dem Salatdressing noch dichter zu sich heran, was Matteo fasziniert beobachtete.

„Weil die ganze Situation komisch ist.“ Er beugte sich weit über den Tisch und kam ihr dabei näher als seit Ewigkeiten jeder Mensch, der kein Blutsverwandter oder Angestellter von ihr war. Er sicherte sich das letzte Stück Brot und tunkte es neben ihrem in die Salatschüssel. „Hierherzukommen war nämlich auch nicht meine eigene freie Entscheidung“, eröffnete er ihr.

„Du … du hast nicht … willst nicht?“

Er lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück und grinste breit.

Isabella glaubte, immer noch seinen Atem auf ihrer Wange zu spüren, und fragte sich, was gerade in ihr vor sich ging. War sie so lange keinem attraktiven Mann mehr begegnet, dass sie drohte, sich wie ein alberner Teenager zu benehmen? Oder realisierte sie nur plötzlich, wie eintönig ihr Leben seit Ewigkeiten verlief?

Jetzt saß sie Matteo Rossi gegenüber, mit diesem unglaublichen Körper und dem jungenhaften Grinsen … definitiv waren die letzten Jahre viel zu langweilig gewesen. Aber was hätte sie dagegen unternehmen können, außer einem dieser steifnackigen Bewerber, die Leo ihr immer wieder vor die Nase gesetzt hatte, ihre Hand zu reichen?

„Also, warum bist du wirklich hier? An einem Ort, wo du dein perfektes Date und bestenfalls die wahre Liebe finden könntest, ohne lästige Paparazzi oder neugierige Fans auf den Fersen?“

„Mehr oder weniger aus demselben Grund wie du“, gestand Matteo, griff nach der Rotwein-Karaffe und füllte ihre Gläser auf. „Mein Management hielt es für eine gute Idee.“

„Und warum?“ Sicher nicht aus denselben Gründen, die Gianna dazu verleitet hatten, sie in diese Liebesfalle zu locken. Als Chance, sich zu entspannen, ungewohnte Freiheit zu genießen, einfach nur sie selbst zu sein und nebenher vielleicht noch ein wenig Spaß zu haben. Dazu schien Matteo Rossi auch ohne Unterstützung von anderer Seite genügend Gelegenheiten zu finden.

„Um mich aus Ärger rauszuhalten. Obwohl wir in den nächsten Tagen auch hier möglicherweise einen Weg finden könnten, ein wenig Ärger – oder sagen wir lieber Aufregung – zu produzieren, denkst du nicht?“

Beim Blick in seine funkelnden grünen Augen glaubte Isabella sofort, dass dieser Mann für jede Menge Ärger und Aufregung gut sein könnte.

3. KAPITEL

Ihre Augen hatten sich bei seinen Worten verdunkelt, was Matteo nicht entgangen war. Aber was sollte er dagegen tun? Ihm waren die Hände gebunden.

Sie ist eine Prinzessin, Matteo! Es war die Stimme seiner Mutter, auch noch nach all den Jahren. Hab wenigstens etwas Respekt.

Dass er nicht hier wäre, wenn Gabe und die Sponsoren gewusst hätten, um wen es sich bei seinem Perfect Match handelte, stand außer Frage. Denn garantiert hätten sie eine Heidenangst davor, dass er einen internationalen Vorfall verursachen könnte.

Sogar ihm ging dieser Gedanke flüchtig durch den Kopf.

Er senkte den Blick und starrte auf das Stück Brot in seiner Hand. „Ich denke, da du perfekt zu mir passen sollst, weißt du ein kleines Abenteuer doch bestimmt ebenso zu schätzen wie ich. Hier müsste es doch jede Menge interessante Flecken geben, die es zu erkunden lohnt und …“

Er verstummte, als er sah, wie sich ihre Augen vor Entsetzen weiteten. Sein erster Eindruck hatte also nicht getrogen: Die Prinzessin war offenbar wenig risikofreudig.

„Oder wir hängen gemütlich in der Villa ab, lernen uns besser kennen und werden gute Freunde“, schlug er mit einem hörbaren Seufzer vor.

Sofort entspannte sich Isabella, und ihre Augen leuchteten auf. „Das klingt nett. Es passiert nicht oft, dass ich die Gelegenheit bekomme, einen neuen Freund zu finden.“

Ihr Lächeln war so strahlend und aufrichtig, dass er es automatisch erwiderte. Es würde zwar nicht die Woche werden, die er für sich geplant hatte, aber dieses mimosenhafte Geschöpf bedurfte offenbar einer behutsamen Behandlung. Und vielleicht konnte er die Prinzessin am Ende doch noch zu einem kleinen Abenteuertrip überreden.

„Was ich nicht verstehe … wenn man dich unter falschen Vorspiegelungen hergelockt hat, warum bist du dann geblieben?“

Isabella schaute auf, in ihren haselnussbraunen Augen wetterleuchtete es. Und wie bei ihrem ersten Blickkontakt, von der Terrasse nach oben zu ihm auf den Balkon, wurde seine Brust eng. Fast erwartete er, dass sie nur ein Wort sagen würde: deinetwegen.

Doch das geschah allein in seiner Fantasie.

„Im Palast … mein Leben dort verläuft … sagen wir, unter strenger Kontrolle.“

„Soll heißen langweilig“, vermutete Matteo.

„Auch das ab und zu. Und darum entschied ich mich spontan, eine Woche Urlaub von Prinzessin Isabella zu nehmen. Außerdem …“ Jetzt lächelte sie schelmisch, und sein Herz machte einen seltsamen Sprung. „Als ich dich gesehen habe, war mir klar, dass du eines ganz bestimmt nicht sein wirst: langweilig ! Und das war, bevor ich von deiner Rennfahrerkarriere wusste.“

Nein, ein Langweiler war er tatsächlich noch nie genannt worden. Zumindest nicht nach Giovannis Tod, seit er begonnen hatte, das Leben seines Bruders weiterzuführen.

„Dann suchst du also jemanden, der dich dabei unterstützt, dich zu entspannen und ein wenig Spaß zu haben, anstatt auf wahre Liebe zu hoffen?“ Keine schlechten Aussichten für ihn, auch wenn ihre Vorstellungen von Abenteuer sicher ziemlich auseinanderdriften dürften.

„Ich denke, das trifft es ziemlich genau.“ Sie klang überrascht. „Und du? Was erwartest du von dieser Woche?“

Ja, was erwartete ich?

„Wie gesagt, mein Management versucht, mich von Ärger fernzuhalten.“

„Scheint mir eine extreme Maßnahme zu sein, angesichts des aufwändigen Auswahlverfahrens von M und der nicht unerheblichen Kosten.“

Matteo lachte. „Hunderttausend sind tatsächlich ein ziemlicher Batzen“, gab er zu und dachte an seine Mutter, die entsetzt gewesen wäre, selbst wenn er sich das inzwischen problemlos leisten konnte. „Wenigstens fließt ein Großteil davon in wohltätige Projekte.“ Er hatte seinen Obolus für die Krebs-Wohltätigkeitsorganisation bestimmt, die er unterstützte und die Giovanni über die letzten schweren Wochen und Tage geholfen hatte.

Isabella ließ einen leisen Pfiff hören, der kaum zu einer Prinzessin passte. Matteos Interesse wuchs.

„Du musst in ziemliche Schwierigkeiten geraten sein, um auf so ungewöhnliche Art kaltgestellt zu werden. Gestehe, was hast du verbrochen?“

„Nicht ver-, sondern gebrochen “, gestand er mit einer Grimasse. „Und zwar beim Kliffspringen.“

„Autsch … und jetzt? Alles wieder heil?“

Er zuckte mit den Schultern. „Die Ärzte behaupten, alles sei wie neu.“ Auch wenn es an den meisten Tagen noch schmerzte, machte er regelmäßig seine Übungen und würde nicht zulassen, dass der Unfall seine Fahrtüchtigkeit beeinträchtigte. Allein darauf kam es an. „Aber ich war für eine Weile lahmgelegt, konnte keine Rennen fahren und auch nicht trainieren.“

Untätigkeit hasste Matteo mehr als alles andere, was auch in dieser Woche zum Problem werden könnte.

„Es war aber nicht nur das gebrochene Bein“, fuhr er widerwillig fort und seufzte gereizt. „Das Team und insbesondere Gabe, mein Manager, hatten meine … sagen wir mal Mätzchen insgesamt satt.“

Tatsächlich hatte Gabe exakt dieses Wort gebraucht, als er am Fußende von Matteos Krankenhausbett aufgetaucht war. „Deine Mätzchen gefährden einfach alles“.

Dafür hatte er sich später entschuldigt, was Matteo weder erwartet noch verlangt hatte, weil er wusste, dass sich bei Gabe Angst, Verzweiflung und Sympathie die Waage hielten, was ihn betraf.

„Scheint, als wärst du ein ziemlicher Draufgänger.“

„Ich mag eben Abenteuer“, bekannte er lässig, obwohl das nicht die ganze Wahrheit war. Aber darauf legten die Frauen auch selten wert. Sie standen eher auf Geschichten wie dem Märchen vom verwegenen Rennfahrer, der weder Tod noch Teufel fürchtete. Doch davon war er weit entfernt.

Dieses verdammte Image war schon ein Problem. Zuschauer und Sponsoren sahen ihn immer nur an sich vorbeirasen und jetzt auch noch im Privatleben bewusst Risiken eingehen, was seinem Ruf als Rennfahrer tatsächlich schadete.

„Und deshalb steckst du jetzt mit mir in dieser Luxusvilla bei köstlichem Essen fest, du Ärmster“, spöttelte Isabella für ihn völlig unerwartet, leerte ihr Weinglas und blickte zu dem bereitstehenden Dessert.

„Creme Brûlée?“, schlug Matteo vor und erntete dafür heftiges Nicken.

Wow! Eine Prinzessin, die sich für Essen begeisterte. Er machte sich eine mentale Notiz für den Fall, dass das irgendwann nützlich sein könnte. Wer weiß, was er in dieser Woche noch alles über sie erfuhr …

Von Minute zu Minute erwärmte er sich mehr für sein neues Exil. Vielleicht avancierte die Prinzessin sogar zu seinem nächsten Abenteuer?

Isabella hatte mit Problemen beim Einschlafen gerechnet an einem fremden Ort wie diesem. Doch das Essen, der Wein und die Gesellschaft beim Abendessen waren so angenehm gewesen, dass sie am nächsten Morgen erfrischt aufwachte.

Zu ihrer Überraschung stand die Sonne bereits hoch über dem See und schien durch die zarten Voile-Vorhänge an den raumhohen Fenstern. Vom Balkon her ertönte das Klappern von Kaffeetassen.

Kaffee! Dafür lohnte es sich aufzustehen …

Isabella schlüpfte aus dem Bett, zog den am Fußende bereitliegenden Morgenmantel über und atmete scharf ein, als sie erkannte, was Gianna als angemessene Nachtwäsche für eine Prinzessin im Urlaub erachtete. Ihre hellrosa Seidenpyjama-Shorts und das dazu passende Oberteil wurden nämlich nur unzureichend von einem halbtransparenten Seidenfähnchen bedeckt.

Sekundenlang überlegte sie, ob sie lieber duschen und sich komplett anziehen sollte, doch dann hob sie trotzig den Kopf und öffnete vorsichtig die Tür. Der Kaffee roch verlockend und …

„Wenn du dich nicht beeilst, habe ich sämtliche Cornetti inhaliert“, warnte Matteo. „Ich sterbe nämlich vor Hunger.“

Cornetti und Kaffee! Fantastisch! Jetzt gab es kein Halten mehr für sie.

Wer auch immer ihre unsichtbaren Feen oder Geister waren, sie kümmerten sich ebenso liebevoll wie unsichtbar um sie, dass es sich für sie tatsächlich jetzt schon wie ein Traumurlaub anfühlte.

„Guten Morgen.“ Seine Augen weiteten sich, als er ihren Aufzug taxierte, aber ansonsten hielt Matteo sich zurück, was Isabella sehr schätzte. „Bist du schon lange auf?“

Sie setzte sich, schnupperte am Kaffee, den er ihr eingeschenkt hatte und trank genüsslich den ersten heißen Schluck.

„Ich bin eine Weile unten am See entlanggejoggt. Als ich zum Duschen zurückkam, habe ich das hier vorgefunden.“

„Du treibst selbst im Urlaub Sport?“ Was sie betraf, erschöpften sich derartige Aktivitäten in Yogakursen mit Gianna und Spaziergängen auf dem Palastgelände.

„Reine Gewohnheit. Außerdem muss ich mein operiertes Bein stärken. Der Physiotherapeut hat mir Übungen gezeigt, aber jetzt geht es hauptsächlich darum, Ausdauer und Belastbarkeit erneut aufzubauen.“

„Ich hätte nicht gedacht, dass Autofahren ein besonders fitnessorientierter Sport ist.“

„Das höre ich oft“, entgegnete er gelassen. „Dabei ist Fitness im Rennsport eminent wichtig. Zum einen kostet es enorme Kraft, den Wagen bei hohen Geschwindigkeiten zu steuern, und außerdem gilt es, mit der sengenden Hitze im Wagen zurechtzukommen, weshalb vor allem der Herzmuskel stark und belastbar sein muss.“

„Das Herz?“

„Ein Rennen k...

Autor

Sophie Pembroke
<p>Seit Sophie Pembroke während ihres Studiums der englischen Literatur an der Lancaster University ihren ersten Roman von Mills &amp; Boon las, liebte sie Liebesromane und träumte davon, Schriftstellerin zu werden. Und ihr Traum wurde wahr! Heute schreibt sie hauptberuflich Liebesromane. Sophie, die in Abu Dhabi geboren wurde, wuchs in Wales...
Mehr erfahren
Rachael Stewart
Mehr erfahren
Andrea Bolter
Mehr erfahren
Jessica Gilmore
Jessica Gilmore hat in ihrem Leben schon die verschiedensten Jobs ausgeübt. Sie war zum Beispiel als Au Pair, Bücherverkäuferin und Marketing Managerin tätig und arbeitet inzwischen in einer Umweltorganisation in York, England. Hier lebt sie mit ihrem Ehemann, ihrer gemeinsamen Tochter und dem kuschligen Hund – Letzteren können die beiden...
Mehr erfahren