Miss Melanies sinnlichste Versuchung

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Nach einem skandalösen Fehltritt wird Melanie aufs Land geschickt, bis die Wogen sich geglättet haben. Ausgerechnet hier wartet jedoch die Versuchung auf sie: Der unwiderstehliche Philip Carrington verführt sie nach allen Regeln der Kunst - und er will noch mehr …


  • Erscheinungstag 18.11.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504645
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Die Hand auf dem Hut, damit der Wind ihn ihr nicht entreißen konnte, kämpfte sich Melanie Harding den grünen Hügel hinauf. Sie hasste die Natur. Zwar hätte sie es nie für möglich gehalten, aber sie vermisste sogar das grässlich spießige, öde Bath! Alles war besser, als in so einem winzigen Dorf mit einem langweiligen alten Onkel zu versauern.

Seufzend hielt Melanie die vom Wind gepeitschten Röcke fest. Früher hatte sie Bath wirklich für eine beengte, fade Stadt gehalten, vor allem wegen der winzigen Unterkunft, die sie sich mit ihrer Mutter hatte teilen müssen, den Kartenspielabenden und den Teegesellschaften. Nun wusste sie, was „beengt“ wirklich bedeutete, so ganz allein ohne Freunde.

Sie blieb stehen und schloss die Lider. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder, wie sie versucht hatte, ihre Mutter davon abzuhalten, ihre Kleider in die Reisetruhe zu packen.

„Warum schickst du mich weg?“, hatte sie geheult und Anstalten gemacht, ihrer Mutter die Kleidung aus den Händen zu reißen. Seit dem Tod ihres Vaters, der sie mittellos zurückgelassen hatte, lebte sie allein mit ihrer Mutter. Sie hatten niemanden gehabt außer einander.

„Du weißt sehr genau, warum“, hatte ihre Mutter geantwortet und ungerührt weitergepackt. „Weil niemand dort von Captain Whitney und dieser unglückseligen Angelegenheit weiß. Dein Onkel, der Admiral, wird ein Auge auf dich haben.“

Melanie seufzte. Die Sache mit Captain Whitney war wirklich unglücklich verlaufen, aber das war ganz allein seine Schuld, nicht ihre. Er hatte ihr wundervolle Gedichte geschickt und Komplimente gemacht. Schöne Worte über Liebe und Hingabe, die sie glauben ließen, dass ihre Träume endlich in Erfüllung gehen würden. Dass ein gut aussehender Offizier sie aus ihrem kargen Leben erretten würde.

Wie hatte sie ahnen sollen, dass er die Gedichte aus einem verstaubten, alten Buch von einem Dichter namens Marlowe abgeschrieben hatte, oder dass Captain Whitneys Versprechen eine einzige große Lüge gewesen waren?

Captain Whitney war nicht nur attraktiv, er verfügte auch über ein gutes Einkommen und hatte Beziehungen zu der Familie eines Viscounts. Wenn alles so gekommen wäre, wie er es ihr mit seinen schönen Worten ausgemalt hatte, wäre ihre Mutter sicherlich außer sich vor Begeisterung gewesen. Aber er hatte Melanie getäuscht, und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, war sie obendrein für ihre Gutgläubigkeit bestraft und zu einem alten Onkel in ein winziges Dorf irgendwo im Nirgendwo geschickt worden.

Zum Glück habe ich Mrs Smythe kennengelernt, dachte Melanie, während sie über den Hügel spazierte. Mrs Smythe kannte sich mit Mode und den neuesten Tänzen aus und lud Melanie oft zum Tee in ihr gemütliches Haus im Dorf ein, wo sie dann vor dem Kamin gemeinsam Modemagazine betrachteten.

Niemand sonst hier schien sich für Mode zu interessieren; alle anderen wirkten immer so ernst. Niemals sah sie jemanden lachen. Auch Mrs Smythe schien froh zu sein, eine Freundin gefunden zu haben. Zudem hatte sie einen recht attraktiven Bruder, der Witwer war. Sir David Marton. Er besaß ein schönes Anwesen, Rose Hill, und ein recht ansehnliches Vermögen.

Auf dem Gipfel angekommen, drehte sich Melanie in Richtung von Sir Davids Haus. Die grauen Steinmauern erhoben sich vor weiten grünen Feldern, und die Fenster glitzerten in der Sonne. Es war ein hübsches Haus, mit palladianischen Säulen und runden Türmchen. Melanie fand die Vorstellung, Lady Marton und Herrin von Rose Hill zu werden, äußerst reizvoll. Dann hätten sie und ihre Mutter endlich ein Heim, das ihnen niemand mehr wegnehmen konnte.

Im Gegensatz zu den alten Männern mit spärlichem Haarwuchs und Ziegenbart, mit denen ihr Onkel befreundet war, sah Sir David stattlich aus und roch angenehm, weshalb sie durchaus nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, seine Gemahlin zu werden. Wenn er bloß nicht so ernsthaft wäre! So steif und langweilig, immer nur in Bücher und Arbeit vertieft. Ganz anders als Captain Whitney …

Melanies Gesicht verfinsterte sich. Captain Whitney hatte sich als falscher Hund erwiesen. Das Prickeln, das sie beim Tanz mit ihm immer verspürt hatte, war daher vermutlich ebenso trügerisch gewesen. Sie musste nun vernünftig sein. Sir David war die beste Partie, die sie machen konnte. Er war ein respektabler, hoch angesehener Gentleman, und da sie sich nicht allzu viel aus ihm machte, konnte er ihr auch keinen Liebeskummer bereiten. Sie durfte sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Unvermittelt erschöpft und den Wind leid, der sie frösteln ließ, lief Melanie den Hügel hinunter zur Straße. Ihr Onkel würde bald aus seinem Mittagsschlaf aufwachen, und dann musste sie ihm bis zur Abendmahlzeit wieder vorlesen. Sie machte sich auf den Weg zurück ins Dorf und überlegte, ob sie zuvor noch auf eine Tasse Tee bei Mrs Smythe vorbeischauen sollte, ehe sie wieder in das stickige überhitzte Haus ihres Onkels zurückkehrte. Gemächlich schlenderte sie die Straße entlang. Eine Weile war nur das Heulen des Windes zu hören, dann aber erfüllte plötzlich Hufschlag die Luft.

Die Hand auf dem Hut schaute sie über die Schulter und entdeckte einen Reiter auf einem großen, glänzend schwarzen Pferd, der in hohem Tempo geradewegs auf sie zugaloppierte. Wie Flügel flatterten die Mantelzipfel des Mannes um ihn herum.

Erschrocken schrie sie auf und wollte sich hinter der Hecke am Straßenrand in Sicherheit bringen, da sie befürchtete, sonst von den Hufen niedergetrampelt zu werden. In ihrer Eile stolperte sie jedoch und stürzte in eine Pfütze. Ihre Pelisse war schlammdurchtränkt. Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Warum war sie nur derart vom Pech verfolgt?

„Geht es Ihnen gut, Miss?“, rief der Mann. „Es tut mir unendlich leid. Ich habe Sie zu spät bemerkt.“

Melanie sah auf, der Reiter stand vor ihr. Er zog den breitkrempigen Hut vom Kopf, und einen Augenblick lang war sie von dem Glorienschein aus Sonnenlicht, der ihn umgab, wie geblendet. Sie blinzelte und stellte fest, dass er tatsächlich ein wenig wie ein Engel aussah. Die kupferblonden Haare fielen ihm in Wellen auf den Kragen und seine Augen strahlten in einem dunklen, warmen Schokoladenbraun. Sein Gesicht mit dem markanten, kantigen Kinn und der geraden, aristokratischen Nase wirkte wie von einem Meisterbildhauer gemeißelt.

Hatte sie sich bei ihrem Sturz etwa den Kopf angeschlagen? Das konnte doch alles nur ein Traum sein. Im Dorf gab es keinen solchen Adonis.

„Sind Sie verletzt?“, fragte er besorgt.

„N…nein“, antwortete Melanie atemlos. „Ich glaube nicht.“ Sie wandte den Blick ab, in der Hoffnung, er habe nicht bemerkt, wie sehr sie errötet war.

„Zumindest aber habe ich Ihnen einen gehörigen Schrecken eingejagt, was ich zutiefst bedaure. Bitte erlauben Sie mir, nachzusehen, ob Sie verletzt sind.“

Schwer schluckend nickte Melanie. Er hockte sich vor sie, schob behutsam den beschmutzten Saum ihres Kleides ein wenig nach oben, bis ihre Schuhe zum Vorschein kamen. Völlig durcheinander sah sie zu, wie er mit seinen langen Fingern, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten, vorsichtig ihren Knöchel abtastete, und erschauerte ob der sanften Berührung.

„Tut das weh?“, fragte er.

„Nein, gar nicht“, stieß sie mühsam hervor. „Ich denke, Sie haben recht. Ich habe mich nur erschrocken. Ich hätte ja auch nicht mitten auf der Straße laufen sollen.“

„Im Gegenteil. Ich muss Sie um Vergebung bitten. Ich hätte besser achtgeben sollen. Ich hatte es zu eilig. Darf ich Ihnen aufhelfen?“ Sein charmantes Lächeln zog sie erneut in seinen Bann.

„Ja, vielen Dank, Sir.“

Melanie streckte die Hand aus. Er umfasste sie mit starkem, warmem Griff und stützte sie, bis sie wieder auf sicheren Füßen stand, und das Schwindelgefühl allmählich nachließ. Die Langeweile, die sie wenige Augenblicke zuvor noch verspürt hatte, war beim Anblick ihres Retters mit einem Schlag verflogen.

„Ich habe Sie noch nie in dieser Gegend gesehen“, wisperte sie.

„Ich bin auch eben erst angereist, wegen einer geschäftlichen Angelegenheit“, sagte er mit einem weiteren umwerfenden Lächeln. „Ich wäre eher gekommen, hätte ich gewusst, welche Schönheit sich hier versteckt. Darf ich Ihren Namen erfahren?“

Autor

Amanda McCabe
Amanda McCabe schrieb ihren ersten romantischen Roman – ein gewaltiges Epos, in den Hauptrollen ihre Freunde – im Alter von sechzehn Jahren heimlich in den Mathematikstunden.
Seitdem hatte sie mit Algebra nicht mehr viel am Hut, aber ihre Werke waren nominiert für zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den RITA Award.
Mit einer...
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