Mit einem Playboy nach Paris

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Cara Delanay kocht vor Wut! Vor wenigen Wochen küsste Pepe Mastrangelo sie noch voller Leidenschaft - jetzt hält der charmante Playboy sie plötzlich für eine Lügnerin. Aber warum macht er der bildhübschen Kunstkennerin trotzdem das verführerische Angebot, mit ihm nach Paris zu ziehen?


  • Erscheinungstag 07.10.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751513197
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Pepe Mastrangelo nahm sich noch ein Glas Rotwein vom Tablett der Bedienung und stürzte es in einem einzigen Zug herunter. Tante Carlotta, die ihn seit der Ankunft auf dem Anwesen der Familie auf Schritt und Tritt verfolgte, redete pausenlos auf ihn ein. Es ging mal wieder um ihr Lieblingsthema: Wann würde Pepe endlich dem Beispiel seines älteren Bruders folgen, heiraten und eigene bambini in die Welt setzen?

Der gesamte Clan der Mastrangelos glaubte offenbar, sich in Pepes Privatleben einmischen zu dürfen. Auch die Familie seiner Mutter, der Clan der Lombardis, hielt dies für ihr gutes Recht. Natürlich meinten sie es nur gut, und normalerweise hatte er auch immer eine passende Antwort parat, nach dem Motto, es gäbe so viele wunderschöne Frauen auf der Welt, warum sollte er sich mit einer einzigen begnügen? Nein, Pepe dachte nicht im Traum daran, zu heiraten! Das war etwas für Masochisten und Idioten.

Wobei – als er noch jung und naiv gewesen war, hätte Pepe beinahe seine Jugendliebe geheiratet. Die Frau, die ihm dann das Herz herausgerissen und fein säuberlich in kleine Fetzen gerissen hatte …

Im Nachhinein war er fast froh darüber, noch mal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Er hatte seine Lektion gelernt und würde sich nie wieder auf das Abenteuer Ehe einlassen!

Pepe war klug genug, diese Episode seiner Jugend für sich zu behalten. Womöglich würde ihn die Familie sonst erst recht dazu drängen, zu heiraten. Oder – noch schlimmer – sich einem Psychotherapeuten anzuvertrauen.

Warum musste er sich ausgerechnet heute den unangenehmen Fragen seiner Verwandtschaft stellen? Um seine Schlagfertigkeit war es gerade schlecht bestellt, denn er war abgelenkt. Verächtliche Blicke aus grünen Mandelaugen folgten ihm, wohin er auch ging.

Cara Delaney.

Cara und er hatten die Patenschaft für seine Nichte übernommen. Er war gezwungen gewesen, in der Kirche neben Cara zu sitzen und Seite an Seite mit ihr am Taufbecken zu stehen.

Seltsam, er hatte völlig vergessen, wie bildhübsch sie war – die großen, ausdrucksvollen grünen Augen, die Stupsnase, die herzförmigen Lippen – zum Anbeißen. Und dieses flammend rote Haar, das ihr fast bis zur Taille reichte … Das rote Samtkleid, für das Cara sich heute entschieden hatte, brachte ihre Kurven hervorragend zur Geltung. Sie sah unwiderstehlich sexy aus. Unter anderen Umständen hätte er es genossen, den Tag mit ihr zu verbringen, zu flirten, ihr Drinks zu besorgen …

Ob sie ihn noch einmal in ihr Bett lassen würde?

Bisher hatte er kein Problem damit gehabt, eine Exgeliebte wiederzusehen. Er spürte sofort, wenn eine Frau es auf Heirat und Babys abgesehen hatte und machte dann lieber einen großen Bogen um sie. Seine Exfreundinnen gehörten nicht in diese Schublade, deswegen war ein Wiedersehen mit ihnen normalerweise keine große Sache.

Normalerweise stahl Pepe sich aber auch nicht heimlich aus der Hotelsuite, nachdem er mit einer Geliebten geschlafen hatte. Und normalerweise ließ er auch nicht einfach das Handy einer Geliebten mit sich gehen …

Seit das Datum für die Taufe feststand, wusste er, dass er Cara wiedersehen würde. Schließlich war sie die beste Freundin seiner Schwägerin und Taufpatin der kleinen Lily.

Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihn strahlend begrüßen würde, aber diese abgrundtiefe Verachtung fand er doch etwas übertrieben. Hatte er die wirklich verdient?

Frustriert stellte er fest, dass er frühestens in einer Stunde aufbrechen konnte. Unnötig lange auf dem Flughafen wollte er sich nämlich auch nicht aufhalten. Morgen würde ihn die Besichtigung eines Weinguts an der Loire ablenken. Er hatte gerüchteweise gehört, es sollte verkauft werden. Wenn es genug Profit abwarf, wollte er es gern erwerben – bevor es offiziell auf den Markt kam.

„Wie ich schon sagte, sie ist wunderschön, oder?“ Tante Carlottas Tonfall klang frostig.

Pepe war so in Gedanken versunken gewesen, dass ihm entgangen war, wie Carlotta sich das Baby geschnappt hatte. Jedenfalls hielt sie Lily jetzt hoch, damit er seine Nichte genau inspizieren konnte.

Widerstrebend betrachtete er das wohlgenährte Baby, das ihn mit großen Augen ansah. Wunderschön? Na ja, wenn man kleine rosige Ferkelchen als schön bezeichnen mochte …

„Ja, wirklich wunderschön“, säuselte er unaufrichtig und rang sich ein Lächeln ab.

Dieser Hype um Babys war ihm schon immer auf die Nerven gegangen. Für ihn waren das langweilige kleine Monster, mit denen er nichts anfangen konnte. Wenn sie erst mal laufen konnten, war das natürlich schon bedeutend interessanter, aber vorher?

Glücklicherweise drängte eine seiner Großtanten sich zwischen Tante Carlotta und ihn, um auch einen Blick auf Lily zu werfen. Pepe nutzte die Gunst der Stunde und verzog sich schleunigst ans andere Ende des Zimmers.

Die letzte Taufe, die er besucht hatte, lag fünfzehn Jahre zurück. Er konnte sich nicht erinnern, ob damals auch so ein Buhei um den Täufling veranstaltet worden war. Am liebsten hätte Pepe das Fest geschwänzt, doch dann hätte sein Bruder Luca wohl nie wieder ein Wort mit ihm geredet. Als Taufpate hatte er keine Chance, zu kneifen.

Ob Luca und Grace wohl schon über weiteren Nachwuchs nachdachten? Wie er seinen Bruder kannte, würde der nicht eher ruhen, als bis ein Junge zur Welt kam.

Seine Eltern hatten mit Luca ja gleich beim ersten Versuch einen Stammhalter hinbekommen. Die Geburt von Pepe war im Prinzip überflüssig gewesen. Aber vielleicht hatten sie einen Spielkameraden für ihren Erstgeborenen gewollt…

Geistesabwesend griff Pepe nach einem weiteren Glas Rotwein und ließ den Blick über die versammelte Sippschaft gleiten. Es schien, als wären alle beschäftigt, abgelenkt, ins Gespräch vertieft. Vielleicht sollte er die Gelegenheit beim Schopf packen und doch schon jetzt unauffällig verschwinden. Lange hielt er die verächtlichen Blicke der rothaarigen Geisha nämlich nicht mehr aus.

„Du wirkst gestresst, Pepe.“

Er fluchte unterdrückt. War ja klar, dass er nicht verschwinden konnte, ohne von ihr angesprochen zu werden.

Also rang er sich ein weiteres nichtssagendes Lächeln ab und wandte sich langsam um. „Cara!“ Du liebe Zeit, er merkte selbst, wie aufgesetzt seine Freude klang. Mit der freien Hand zog Pepe die kleine Frau an sich und beugte sich hinunter, um sie auf die Wangen zu küssen. „Wie geht es dir? Amüsierst du dich gut?“

Cara zog die kupferroten Augenbrauen zusammen. „Klar, ich amüsiere mich prächtig“, antwortete sie sarkastisch.

Er ignorierte ihren Sarkasmus und strahlte. „Super! Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest …“

„Willst du dich mal wieder aus dem Staub machen?“ Ihr irischer Akzent war wesentlich ausgeprägter als bei der letzten Begegnung. Als er Cara vor drei Jahren hier in Sizilien kennengelernt hatte, wäre er nicht darauf gekommen, dass sie Irin war. Kein Wunder, sie war als Teenager nach England gezogen und hatte den dortigen Akzent angenommen. Als Pepe sie vor vier Monaten in Dublin verführt hatte, sprach sie schon wieder wie eine Irin. Aber so ausgeprägt wie jetzt war der Akzent nicht gewesen.

„Ich habe noch einen Termin“, erklärte er hoheitsvoll.

„Ach, wirklich?“

Ihr schneidender Tonfall ließ Pepe fast zusammenzucken.

Cara machte eine Kopfbewegung in Graces Richtung. „Ihretwegen hast du mein Handy gestohlen, oder?“ Es war eine Feststellung, keine Frage.

Pepe atmete tief durch. Dieser eisige Blick … Beim letzten Mal hatte noch heißes Verlangen in ihren grünen Augen geschimmert. „Ja, es war wegen Grace.“

Sein Blick verweilte auf Caras sinnlichem Mund. Die herzförmige Gestalt ihrer vollen roten Lippen rief erneut das Bild einer Geisha in ihm hervor. Jetzt biss sie auch noch auf ihre Unterlippe! Fasziniert beobachtete Pepe, wie sich das Rot ihrer Lippen sogar noch intensivierte … Dieser Mund war zum Küssen wie geschaffen!

„Ist Luca ihr durch mein Handy auf die Spur gekommen?“

Warum hätte er es bestreiten sollen? Cara kannte die Antwort ja bereits. „Si.“

„Du bist also extra nach Dublin in das Auktionshaus gekommen, in dem ich arbeite, und hast zwei Millionen Euro für ein Gemälde ausgegeben – nur um an mein Handy zu kommen?“

„Si.“

Er gab es auch noch zu! Fassungslos schüttelte Cara den Kopf, dass die langen kupferroten Locken nur so flogen. Das war wieder einmal typisch für Pepe! Genau wie seine Entscheidung, im legeren Freizeitlook zur Taufe seiner Nichte zu erscheinen. Nur Pepe konnte sich so etwas erlauben – und dabei auch noch umwerfend gut aussehen in lose herabhängendem Hemd und lässigen blauen Chinos.

Dieser Mann hatte einfach ein unglaubliches Charisma! Und ein göttliches Gesicht: aristokratische Nase, hohe Wangenknochen, zerzaustes schwarze Haar, gepflegter Kinnbart …

Doch in diesem Augenblick war Pepes Aussehen absolut nebensächlich! Cara atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf ihr Gespräch. „Deine Behauptung, du wolltest schon immer mal eine Städtereise nach Dublin machen, war also nur ein Vorwand, mich dazu zu bringen, dich herumzuführen?“

„Ja.“ Er hielt ihrem eisigen Blick stand und versuchte, sich zu rechtfertigen. „Es war wirklich ein tolles Wochenende. Du bist eine ausgezeichnete Stadtführerin.“

„Und du bist ein kompletter …“ Wieder biss sie sich auf die Lippe. „Ach, was soll’s. Du hast mich also nur verführt, um an mein Handy zu kommen, sowie ich eingeschlafen war.“

„Das war der Hauptgrund …“ Besonders stolz war er nicht darauf. „Aber ich kann dir versichern, dass ich jede Minute mit dir genossen habe. Und ich weiß, dass es dir ebenso gegangen ist.“

In seinen Armen hatte Cara damals jede Selbstkontrolle verloren. An diese außergewöhnliche Erfahrung hatte Pepe in den letzten Monaten immer wieder denken müssen. Sosehr er auch versuchte, das Ganze aus seinem Gedächtnis zu verdrängen.

Ich muss hier raus, dachte Pepe frustriert. Erst die Taufe, dann das nicht enden wollende Gerede über Hochzeit und Babys, und jetzt auch noch Caras Vorwürfe – das war einfach alles zu viel.

„Was redest du denn da von Genießen?“, stieß Cara wütend hervor. „Du hast mich das ganze Wochenende lang nach Strich und Faden belogen! Hast mir vorgespielt, du würdest dich mit mir wohlfühlen!“

Pepe setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. „Ich habe mich wirklich wohlgefühlt in deiner Gesellschaft.“ Jetzt war allerdings das Gegenteil der Fall. Caras Gardinenpredigt war ja schlimmer als die Strafpredigten des Schuldirektors früher. Obwohl er Caras Standpauke wohl verdient hatte.

„Ja, klar! Du hältst mich wohl für sehr dämlich“, fauchte sie. „Du hast dich nur an mich rangemacht, weil dein Bruder alles in Bewegung gesetzt hat, um Grace zu finden.“

„Es war sein gutes Recht, zu erfahren, wohin seine Frau sich abgesetzt hatte.“

„Nein! Schließlich ist sie nicht sein Eigentum“, widersprach Cara wütend.

„Das ist ihm inzwischen auch bewusst geworden. Schau dir die beiden doch mal an!“ Er zeigte auf Luca und Grace, die Arm in Arm in der Nähe standen und einander verliebte Blicke zuwarfen. „Sie sind glücklicher denn je. Alles hat sich zum Guten gewendet.“

„Ich war noch Jungfrau, Pepe.“

Er zuckte zusammen. Dieses kleine Detail hatte er zu verdrängen versucht. „Bist du auf eine Entschuldigung aus? Kannst du haben. Aber ich habe dir an dem besagten Abend schon gesagt, dass ich das nicht wissen konnte.“

„Ich hatte es dir doch erzählt!“

„Du hast lediglich gesagt, du hättest noch nie eine feste Beziehung gehabt.“

„Genau!“

„Das heißt ja wohl nicht automatisch, dass du noch unberührt bist.“

„Doch, genau das wollte ich damit ausdrücken.“

„Woher sollte ich das denn wissen? Du bist sechsundzwanzig, Cara.“ Verunsichert musterte er sie. Die Zornesröte war ihr ins Gesicht gestiegen, und sie zitterte vor Wut. Pepe war nicht unbedingt scharf darauf, vor seiner ganzen Verwandtschaft geohrfeigt zu werden. Auch wenn Cara dazu wohl eine Trittleiter gebraucht hätte …

„Du hast mich benutzt“, zischte sie. „Und du hast mir vorgegaukelt, es wäre dir ernst mit mir und wir würden uns bald wiedersehen.“

„Wann soll ich das denn gesagt haben?“

„Du hast gesagt, ich soll dich in deinem neuen Haus in Paris besuchen und einen schönen Platz für den Canaletto aussuchen, den du ersteigert hattest.“

„ Das war geschäftlich. Du bist Kunstexpertin. Ich brauche wirklich jemanden, der mich auf diesem Gebiet berät.“ Seine Kunstsammlung, die er in seinem Haus in Paris präsentieren wollte, war noch immer eingelagert.

„Geschäftlich! Ich weiß noch genau, wann du mir den Vorschlag gemacht hast, Pepe: als du deinen Finger in Champagner getaucht hast, damit ich ihn ablecken konnte.“

Ihm wurde heiß. Das war bei dem romantischen Abendessen gewesen. Anschließend hatte sie zugestimmt, ihn in seine Hotelsuite zu begleiten und die Nacht mit ihm zu verbringen.

Er durfte nicht mehr daran denken. Schon die bloße Erinnerung an jenen Abend weckte die Leidenschaft in ihm!

„Wozu überhaupt dieser ganze Aufwand, Pepe? Hättest du mein Handy nicht sofort stehlen können, statt mir das ganze Wochenende lang vorzugaukeln, wie verliebt du in mich bist?“ Caras Feindseligkeit war Verwirrung gewichen.

Pepe musste zugeben, dass er alles andere als stolz auf seine Aktion war. Doch die lag inzwischen vier Monate zurück. Langsam wurde es doch wohl Zeit, mit der Sache abzuschließen, oder?

„Wie hätte ich denn anders an dein Handy herankommen sollen, Cara? Es war ständig in deiner Handtasche, und die hast du keine Sekunde lang aus den Augen gelassen“, rechtfertigte er sich. Auch jetzt umklammerte sie ihre Handtasche mit festem Griff.

„Du und dein Bruder kennt doch sicher genug dunkle Gestalten, die mir die Tasche auf offener Straße hätten rauben können“, fuhr sie ihn an. „Dann hättest du nicht ein ganzes Wochenende mit mir verschwenden müssen.“

„Du hättest dabei aber verletzt werden können“, gab er zu bedenken. Ihm wurde tatsächlich ganz mulmig bei der Vorstellung. Doch dieses Gefühl wollte er gar nicht erst zur Kenntnis nehmen. Überhaupt reichte es ihm langsam. Okay, er hatte sich nicht gerade wie ein Gentleman benommen, hatte jedoch keine Lust, sich den restlichen Abend lang immer wieder dafür zu entschuldigen.

„Hättest du deine Tasche nur einen Moment lang aus den Augen gelassen, wäre das alles nicht passiert, Cara“, sagte er abschließend.

„Ach, jetzt ist es auch noch meine Schuld?“ Wütend funkelte sie ihn an.

Cara war wirklich eine der kleinsten Frauen, die er kannte! In den vier Monaten, in denen Pepe sie nicht mehr gesehen hatte, schien sie noch zierlicher geworden zu sein … Er bewunderte die Energie, die in diesem Persönchen steckte. Das flammend rote Haar, die funkensprühenden Augen … Unerschütterlich maß sie ihn mit Blicken, als wäre sie so groß wie er.

Pepe verkniff sich einen erneuten Fluch. „Es ist nun mal passiert. Ich habe mich entschuldigt, und damit ist die Angelegenheit für mich erledigt. Ich schlage vor, du lässt die Sache jetzt auch auf sich beruhen und blickst nach vorn.“

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und machte sich auf den Weg zu Luca und Grace, um sich von ihnen zu verabschieden.

„So einfach ist das nicht.“

Etwas in ihrem Tonfall sorgte dafür, dass Pepe abrupt stehen blieb.

„Für mich ist es unmöglich, ‚die Sache auf sich beruhen zu lassen‘.“

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Langsam wandte Pepe sich wieder um. Er ahnte, was Cara ihm sagen wollte.

„Du nutzloser, verantwortungsloser Playboy“, stieß sie wütend hervor. „Ich bin schwanger!“

2. KAPITEL

Cara hatte keine Ahnung, wie Pepe auf diese Neuigkeit reagieren würde. Aber mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

Er grinste breit und fragte betont lässig: „Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Nein, ich bin in der sechzehnten Woche. Herzlichen Glückwunsch, Pepe. Du wirst Vater.“

Sein Blick wurde durchdringend, das aufgesetzte Lächeln blieb. Der Familienclan rückte neugierig näher, um nur ja nichts zu verpassen.

Cara wurde es mulmig zumute. Sie wünschte, sie könnte sich hinter Grace verstecken, wie sie es seit Teenagerzeiten getan hatte. Wenn sie sich mit einer ungewohnten Situation konfrontiert sah oder neue Leute kennenlernte, schob sie zuerst immer Grace vor. Sobald sie die Situation einschätzen konnte, wagte Cara sich dann aus der Deckung. Jahrelang hatte das gut funktioniert. Grace war so verständnisvoll und hatte sie immer beschützt.

Aber dann hatte sie geheiratet und war nach Italien gezogen. Cara war plötzlich auf sich allein gestellt und musste ihr eigenes Leben führen.

Eigentlich war sie auf einem guten Weg gewesen. Sie zog wieder nach Irland, fand einen Job, der sie begeisterte, auch wenn er schlecht bezahlt war, und sie hatte sich einen kleinen Freundeskreis aufgebaut.

Und dann hatte Pepe ihr alles kaputt gemacht. Wie ein Bulldozer hatte er alles in Schutt und Asche gelegt. Kein Stein lag mehr auf dem anderen.

Cara war verzweifelt und schwanger, sah einer ungewissen Zukunft entgegen, und er hatte sie einfach sitzen lassen.

Jetzt machte er eine Kopfbewegung Richtung Tür. „Komm mit!“

Erleichtert, den neugierigen Blicken zu entkommen und sich einen Moment lang zu sammeln, folgte Cara ihm widerspruchslos hinaus auf den breiten Korridor.

Pepe lehnte sich an die Steinmauer und fuhr sich durchs dichte schwarze Haar.

Eine Bedienung eilte an ihnen vorbei, um die hungrigen Gäste im Wohnzimmer mit frischen Appetithappen zu versorgen.

Im nächsten Moment verließen zwei ältere Herren lachend das Zimmer. Als sie ihren Großneffen Pepe entdeckten, klopften sie ihm herzlich auf die Schultern und bestürmten ihn mit Fragen. Freundlich lächelnd gab er den neugierigen Verwandten Auskunft. Dabei vermittelte er den Eindruck, alles wäre in bester Ordnung.

Kaum waren die alten Herren von dannen gezogen, erlosch Pepes unbekümmertes Lächeln. „Hier können wir nicht ungestört reden. Komm mit!“

Er schlug einen Weg in dem umgebauten Kloster ein, der Cara bisher verborgen geblieben war, obwohl sie früher schon viel Zeit mit Grace und Luca auf dem Familiengut der Mastrangelos verbracht hatte. Pepe hatte sich ihnen damals gelegentlich angeschlossen. Dann waren sie alle zusammen losgezogen und hatten sich amüsiert. Zu Cara hatte er immer ein kumpelhaftes Verhältnis gepflegt. Bis …

„Wohin gehen wir, Pepe?“ Sie wollte jetzt nicht an diese unbeschwerte Zeit denken, das half ihr auch nicht weiter.

„In meinen Wohnbereich.“

Die kleine Cara hatte Mühe, dem mit Riesenschritten davoneilenden Mann zu folgen. „Wozu?“

Ungeduldig warf er ihr einen finsteren Blick über die Schulter hinweg, dachte aber nicht daran, langsamer zu gehen. „Weil ich keine Lust habe, dieses Gespräch unter den Argusaugen der versammelten Clans der Mastrangelos und Lombardis zu führen. Oder wäre dir das lieber?“

„Natürlich nicht! Aber in deine Wohnung will ich auch nicht. Können wir uns nicht an einem neutralen Ort unterhalten?“

„Nein.“ Er blieb vor einer Tür stehen, schloss sie auf und bat Cara hinein. „In genau zwei Stunden geht mein Flieger nach Paris. Du solltest dich also kurzfassen. So. Dann versuch mal, mich zu überzeugen, dass ich es war, der dich geschwängert hat.“

Empört musterte sie ihn. Er wirkte gelangweilt. „Willst du mir etwa unterstellen, dich zu belügen?“

„Du wärst nicht die erste Frau, die versucht, einem Unschuldigen ihr Kind unterzuschieben.“

Mit einem Blick, der hätte töten können, marschierte sie an Pepe vorbei – direkt in sein Reich. Niemals würde sie auf die Idee kommen, mit diesem Mistkerl eine gemeinsame Zukunft zu planen!

Pepes Reich sah aus wie eine typische, ultramoderne Junggesellenwohnung. Ein Flachbildfernseher von der Größe einer Kinoleinwand dominierte das gigantische Wohnzimmer, das mit allen nur möglichen technischen Spielereien ausgestattet war.

Plötzlich kamen Cara Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, mit Pepe zu reden.

„Möchtest du was trinken, Cara?“

„Nein. Lass uns die Sache schnell hinter uns bringen.“ Natürlich war es richtig, Pepe zu informieren! Das war sie ihrem ungeborenen Kind schuldig.

„Ich brauche aber einen Drink.“ Pepe griff nach einer Fernbedienung, die auf einem Glastisch mitten im Zimmer gelegen hatte und betätigte sie.

Staunend beobachtete Cara, wie eine Wandverkleidung aus Eichenholz zur Seite glitt und den Blick auf eine komplett ausgestattete Bar freigab.

Schweigend mixte Pepe sich einen Drink und wandte sich kurz um. „Kann ich dir wirklich nichts anbieten?“

„Nein.“

Er trank das Glas in einem Zug leer und sah dann wieder Cara mit seinen dunkelblauen Augen an. „Du wolltest mich doch überzeugen. Dann schieß mal los!“

„Ich bin schwanger“, wiederholte sie.

„Das sagtest du bereits.“

„Es ist eine Tatsache.“

„Wie viel?“

„Wie viel was?“

„Geld. Wie viel Geld willst du aus mir herauspressen?“

Wütend funkelte sie ihn an. „Ich presse nichts aus dir heraus.“

„Du willst also kein Geld?“, fragte er spöttisch.

Autor

Michelle Smart
Michelle Smart ist ihrer eigenen Aussage zufolge ein kaffeesüchtiger Bücherwurm! Sie hat einen ganz abwechslungsreichen Büchergeschmack, sie liest zum Beispiel Stephen King und Karin Slaughters Werke ebenso gerne wie die von Marian Keyes und Jilly Cooper. Im ländlichen Northamptonshire, mitten in England, leben ihr Mann, ihre beiden Kinder und sie...
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