Mit einem Schuss Erotik

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Das wird der Renner! Der TV-Produzent Mitch weiß, wie er das Interesse an Dimis Kochshow anheizen kann: Die Blondine braucht einen Assistenten, der vor laufender Kamera mit ihr flirtet. Und zwar ihn! Dass Dimis Reize ihn tatsächlich betören, wird er ihr nach Drehschluss beweisen …


  • Erscheinungstag 18.06.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733736248
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Noch fünfundzwanzig Sekunden bis zur Live-Schaltung!“

Dimi nahm weder die Ansage noch die Visagistin wahr. Stattdessen konzentrierte sie sich ganz auf ihr Gespräch mit Suzie. „Du findest also, dass ich mich bisher nicht genug angestrengt habe?“

Seufzend warf Suzie einen Blick auf ihr Clipboard und antwortete: „Die Wahrheit kann manchmal schmerzhaft sein.“

„Aber ich habe es doch versucht. Ich habe wirklich alles versucht!“

Suzie schien wenig überzeugt. „Hast du denn schon Kontaktanzeigen aufgegeben?“

„Noch zwanzig Sekunden!“

Dimi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Nur Spinner geben Kontaktanzeigen auf. Aber ansonsten habe ich alles unternommen, was nur möglich ist. Online-Chats, persönliche Partnervermittlungen, Supermarkt, Zoo, einfach alles.“ Sie fühlte sich wie eine Versagerin. Das lag vielleicht an den sieben Scheidungen ihres Vaters oder an ihrer dominanten Mutter. Oder weil alle ihre Freundinnen bereits liiert waren, nur sie nicht. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie das ändern sollte.

Es war zum Verzweifeln. „Kein Traummann weit und breit in Sicht.“

„Fünfzehn!“

Suzie schüttelte den Kopf. „Ich habe dich neulich während der Happy Hour an der Bar beobachtet!“

„Ach ja?“

„Anscheinend hast du dich mehr für die Häppchen als für die gut gebauten Männer interessiert.“

Dimi musste zugeben, dass sie für ihr Leben gern aß. „Diese Männer wollen doch alle nur das eine.“ Weiter konnte sie nicht sprechen, denn die Visagistin zog ihr die Lippen nach.

„Gib es doch zu. Im Grunde wollen wir auch nichts anderes.“ Suzie befestigte das Mikrofon an Dimis Kragen. „Wir wollen doch auch nur flachgelegt werden, oder etwa nicht?“

Vor Schreck hätte Dimi fast einen Erstickungsanfall bekommen.

Die Visagistin fand das lustig und lachte laut auf.

„Zehn!“

„Mir geht es nicht nur darum, flachgelegt zu werden“, murmelte Dimi und starrte zu Boden, um niemandem vom Fernsehteam in die Augen sehen zu müssen. Die Kolleginnen und Kollegen verfolgten das Gespräch sehr aufmerksam.

Dimi wollte mehr als nur Sex von einem Mann. Sicherlich war Sex auch ein wichtiger Aspekt. Aber obwohl sie eine erfolgreiche Karrierefrau war, träumte sie von einem Familienkombi, einem weißen Zaun um ihr Haus und von vielen Kindern. Und sie wollte jede Nacht von zwei kräftigen Armen gehalten werden.

Außerdem wünschte sie sich einen Mann, der auch mal den Müll hinausbrachte. Was war daran falsch? Sie träumte eben von dem idealen Partner.

„Wenn nicht Sex, was willst du dann?“, fragte Suzie und hob eine Augenbraue. „Ich weiß, dass du schon seit Jahren keinen Mann mehr hattest.“

„Hey! So lange war das gar nicht.“

„Zwei Jahre“, beharrte Suzie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. „Dabei ist deine Figur wie geschaffen für wilden Sex.“

Dimi strich sich ihr konservativ geschnittenes Kostüm glatt. Es waren heute Morgen die einzigen Sachen gewesen, in die sie einigermaßen hineingepasst hatte. Sie musste sich endlich die Donuts zum Frühstück abgewöhnen, was aber wiederum zur Folge hätte, dass sie dann öfter frisches Brot einkaufen müsste. Das wäre für sie weit schlimmer, als den Müll hinauszutragen.

„Hast du es schon einmal im Waschsalon ausprobiert, so gegen acht Uhr abends?“

Dimi blinzelte. „Was hat das denn jetzt damit zu tun?“

„Da treiben sich die ganzen alleinstehenden Männer herum.“

„Im Waschsalon? Da gabelt man sich doch keinen Mann auf.“

„Wollen wir wetten?“ Suzie beugte sich vor, um Dimis Gesicht kritisch von Nahem zu betrachten. Sie schien irgendetwas entdeckt zu haben, denn sie wies auf eine Stelle hin. Und bevor Dimi wusste, wie ihr geschah, wurde ihre Nase erneut gepudert.

„Und fünf, vier …“

„Ich weiß nicht, was ich noch alles versuchen soll“, sagte Dimi frustriert.

„Du bist viel zu ernst und verkrampft.“ Suzie sah Dimi nachsichtig an. „Sei einfach etwas lockerer. Dann klappt es auch mit den Männern.“

„Vielleicht bin ich zu ernst, aber deshalb werde ich meine Ansprüche nicht herunterschrauben. Ich habe keine Lust mehr auf Verlierertypen. Am besten verabrede ich mich überhaupt nicht mehr.“

„Macht das Set frei!“

Schnell verflüchtigte sich die Crew. Nur Dimis Assistentin blieb bei ihr stehen.

„Du kannst doch nicht so schnell aufgeben“, protestierte Suzie.

„Sieh mich an.“ Dimi rückte ihren Stuhl zurecht. „Ich meine es genauso, wie ich es sage. Keine Männer mehr. Für immer und ewig”, schwor sie. Dann verließ auch Suzie das Set.

In diesem Augenblick deutete der Regisseur auf das rote Lämpchen an der Kamera, das anzeigte, dass sie bereits auf Sendung waren. Und die Kamera war genau auf sie gerichtet.

Dimi hatte gerade live im Fernsehen verkündet, dass sie der Männerwelt für immer abgeschworen hatte.

Im Hintergrund konnte sie erkennen, wie Suzie einen Lachanfall unterdrückte. Sehr komisch. Doch Dimi Anderson, die auf der Highschool Schönheitskönigin gewesen war, wäre beruflich nie so weit gekommen, wenn sie sich von diesem Zwischenfall irritieren lassen würde.

Als Leiterin einer Koch-Show gab sie sich so schnell nicht geschlagen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte: „Nun, liebe Zuschauer, ich wollte nur mal testen, ob Sie auch alle wach sind.“ Dann räusperte sie sich und fuhr fort: „Herzlich willkommen zur heutigen Koch-Show.“

Suzie, die von der Kamera nicht gesehen werden konnte, aber dennoch in Dimis Blickfeld saß, kritzelte schnell etwas auf ihr Clipboard und hielt es Dimi zum Lesen hoch.

Eine Frau braucht ein ausgefülltes Liebesleben und regelmäßige Orgasmen! war darauf zu lesen.

Dimi geriet für einen Moment ins Stocken, aber professionell überspielte sie ihre Verblüffung mit einem steifen Lächeln. „Heute wollen wir …“

Wieder schrieb Suzie etwas auf das Clipboard.

Und zwar nicht mithilfe eines Vibrators!

Beinahe hätte Dimi sich an ihrem Satz verschluckt. Sie lächelte starr und begann von vorn. „Heute werden wir …“

Wir werden dein Liebesleben schon in Schwung bringen. Und zwar bald!

„… flambierte Karbonade und als Nachtisch ein köstliches Zitronen­törtchen zaubern“, sagte Dimi mit fester Stimme, wobei sie darauf achtete, nicht in Suzies Richtung zu blicken.

Irgendwie schaffte sie es, die Show durchzustehen, ohne sich von Suzies frivolen Texten weiter ablenken zu lassen. Sie hoffte, dass das Gericht gut bei den Zuschauern angekommen war. Ihr hatte es jedenfalls wundervoll geschmeckt.

Bis auf drei Happen hatte sie alles aufgegessen. Im Nachhinein ärgerte sie sich über ihre Maßlosigkeit, aber schließlich konnte es den Männern vollkommen egal sein, ob sie ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften mit sich herumschleppte. Sie hatte der Männerwelt ja gerade abgeschworen.

Es ging ihr gut. Wirklich. Sie wohnte in einem hübschen, kleinen Haus, und in ihrem Job konnte sie den ganzen Tag essen. Was wollte sie mehr?

Viel mehr, dachte sie traurig, als sie den langen Weg durch die historische Kleinstadt allein nach Hause fuhr. Sie könnte ihre Zwillingsschwester besuchen, die nur einige Schritte von ihr entfernt wohnte, und mit ihr eine Tüte Chips oder Schokoladenplätzchen teilen. Natürlich nur, falls Cami eingekauft hätte.

Aber es war auch nicht mehr dasselbe wie früher. Jetzt hatte Cami ihren Traummann Tanner gefunden. Und er schien sie sehr glücklich zu machen, weil ihr Gesicht förmlich vor Glück strahlte. Es war wirklich ein Wunder, denn Cami hatte durch ihre vielen katastrophalen Blind Dates schon beinahe den Glauben an die Liebe verloren.

Dimi missgönnte ihrer Schwester das Glück nicht. Aber insgeheim beneidete sie Cami. Sie wollte auch endlich den Mann ihres Lebens treffen.

Immerhin hatte sie Brownie, ihren Hamster. Und sie hatte noch den Rest des Zitronentörtchens, das sie sich im Fernsehstudio eingepackt hatte.

Da sie erst vor wenigen Monaten bei Cami ausgezogen war, war ihr Haus noch spärlich möbliert. Sie setzte sich mit dem Törtchen in die leere Küche auf den Fußboden. Voller Selbstmitleid stocherte sie in dem Törtchen herum.

Missmutig drehte sie sich zur Seite und blickte in den Hamsterkäfig, der direkt neben ihr auf dem Boden stand. „Nur zu deiner Information. Ich habe nichts mehr mit Männern am Hut. Du wirst also kein Herrchen bekommen.“

Der weiß-braune Hamster steckte die Nase aus dem kleinen Holzhäuschen und starrte Dimi neugierig an.

„Das habe ich heute live im Fernsehen verkündet. Du hättest mich sehen müssen. Es war eine oscarverdächtige Darbietung, glaub mir.“

Brownie hatte die dunklen Augen auf das Törtchen geheftet. „Du weißt genau, was im Leben zählt. Kluges Tier.“ Dimi gab dem Hamster ein winziges Stück.

Sofort verschwand das Tier mit der Nahrung in der kleinen Hütte.

„Nicht einmal ein Hamster will meine Gesellschaft“, sagte sie zu sich selbst. Was stimmte nur nicht in ihrem Leben?

Aber sie kannte die Antwort.

Ihr fehlte die wahre Liebe.

Während sie die letzten Krümel von ihrem Schoß wegwischte, dachte sie darüber nach, wie sie denn etwas vermissen konnte, was sie noch niemals kennengelernt hatte.

Ihr öffentliches Bekenntnis im Fernsehen hatte schließlich doch etwas Gutes. Über Einsamkeit konnte Dimi sich nicht beklagen, denn das Telefon stand an diesem Abend nicht mehr still.

Erst riefen ihre Freunde an, die ihre Äußerungen als reine Hysterie abtaten.

Dann meldete sich ihre Schwester. „Mach nur weiter so“, hielt ihr Cami vor. „Auf diese Weise wirst du jeden potenziellen Kandidaten verscheuchen.“

„Es gibt keine Kandidaten“, antwortete Dimi. „Kümmer dich lieber um deinen Verlobten.“

Kaum hatte sie aufgelegt, als es erneut klingelte.

„Oh mein Gott, du hast der Männerwelt abgeschworen“, hörte sie ihre Mutter jammern. „Wie konntest du nur?“

„Mom … du hast mich gesehen?“

„Natürlich habe ich dich gesehen. Ich gucke mir doch jede deiner Sendungen an.“

Das fand Dimi so rührend, dass sie für einen kurzen Augenblick sprachlos war.

„Ich habe während der Werbepause von Debbie Dee umgeschaltet.“

Die Debbie Dee Talk Show war Dimis Konkurrenzsendung. Resigniert ließ Dimi den Kopf auf die Knie sinken. Ihre Mutter hatte wirklich das Talent, sie noch mehr zu demoralisieren, wenn sie ohnehin schon deprimiert war. „Vielen herzlichen Dank, Mom.“

„Was hat das mit den Männern zu bedeuten? Ich will doch irgendwann Enkelkinder haben, Dimi!“

„Mom …“

„Nimm dir mal ein Beispiel an deiner Schwester.“

Dimi wollte das Gespräch möglichst schnell beenden, ohne ihre Mutter zu verletzen. Also täuschte sie atmosphärische Störungen vor, indem sie leise durch die Zähne pfiff. „Oh, hörst du das auch? Ziemlich schlechte Verbindung auf meinem Handy. Mom. Ich muss Schluss machen.“

„Dimi Anderson, ich habe dich gar nicht auf deinem Handy angerufen!“

„Hörst du das? Es klingelt gerade an der Haustür.“

Als Dimi aufgelegt hatte, seufzte ihre Mutter.

„Du kannst mich nicht täuschen“, brummte sie. „Du hast nicht einmal eine Haustürklingel.“

Als Dimi am nächsten Morgen vor dem Studio ihren Wagen parkte, waren dort alle ihre Mitarbeiter versammelt. Und sie sahen ungewöhnlich ernst aus.

„Hey, Leute. Nur weil ich in Zukunft alle Männer aus meinem Privatleben streiche, braucht ihr doch nicht so düster aus der Wäsche zu gucken …“

„Es geht jetzt nicht um Männer“, klärte Suzie sie auf.

„Nicht?“ Dimi betrachtete die ernsten Mienen genauer. „Dann muss es wirklich schlimm sein.“

„Die Einschaltquoten sind im Keller“, sagte Ted, der Kameramann. „Ganz tief im Keller.“

„Wie kann das angehen?“ Dimi dachte an die vielen Anrufe, die sie gestern bekommen hatte. „Alle meine Bekannten haben unsere Show gestern gesehen.“

„Tatsächlich?“, fragte Ted. „Alle beide?“

„Hey, ich kenne mehr als nur zwei Leute“, entgegnete Dimi entrüstet.

Grace, ihre Menü-Beraterin, rang die Hände. „Dass du nichts mehr mit Männern zu tun haben willst, ist unser kleinstes Problem. Es geht das Gerücht um, dass einige Köpfe rollen sollen. Und zwar noch heute.“

„Das ist Tatsache, Dimi“, bestätigte auch Ted. „Wir haben schlechte Karten.“

Sie wollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, weshalb sie bisher nichts davon erfahren hatte. Die Gerüchteküche im Showbusiness war ständig am Brodeln. Vielleicht lag es daran, dass Hollywood nur fünfhundert Meilen entfernt war.

Alle sahen Dimi erwartungsvoll an. Nur weil sie die Koch-Show moderierte, hieß das noch lange nicht, dass sie auch für das Gesamtkonzept verantwortlich war. „Nun, das kommt davon, wenn man uns zeitgleich gegen die Debbie Dee Show antreten lässt“, erklärte sie nachdenklich. „Das gestrige Thema lautete: Wie mein Bruder meine Schwester heiratete und Welpen zur Geburt verhalf. Damit können wir nicht konkurrieren.“

„Stimmt. Und heute wird über ‚Wie Sexvideos unsere Ehe aufgefrischt haben‘ geredet.“ Sorgenvoll schüttelte Suzie den Kopf. „Dagegen können wir auch nicht antreten, es sei denn …“ Sie warf Dimi einen nachdenklichen Blick zu. „… wir kündigen weitere aufregende Mitteilungen an.“

„Nein!“

Aus dem Hinterhalt vernahmen sie plötzlich ein lautes, donnerndes Geräusch, das sich anhörte, als würde ein schweres Gewitter aufkommen.

Doch am Himmel war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Im Gegenteil. Die Sonne schien.

Dann sahen sie eine Harley Davidson um die Ecke auf sie zufahren. Der in Leder gekleidete, breitschultrige Fahrer stellte seine Maschine in einiger Entfernung auf dem Parkplatz ab.

Schweigend sahen sie sich alle an.

„Vielleicht können wir den Stil der Show etwas ändern“, schlug Leo, ihr Designer, vor. Leo war ein kleiner, gut aussehender Mann, der während des Sprechens wild mit den Händen gestikulierte. „Ich weiß nicht. Vielleicht abenteuerlicher.“

„Nein“, fiel ihm Dimi ins Wort. „Die Zuschauer erwarten von uns eine seriöse Kochsendung.“ Ihr gefiel es auch auf diese Art und Weise, denn sie war ein ernsthafter Mensch.

„Ach komm schon“, meinte Ted, der sich für die Sache zu erwärmen schien. „Hört sich doch gut an. Food Time geht mit der Zeit! Kochen Sie heute nackt mit uns!“ Er warf Suzie einen lüsternen Blick zu. Doch die rollte nur die Augen.

„Aber Vorsicht beim Braten. Das kann wehtun.“ Der Kommentar kam von Leo, dem der Sicherheitsaspekt wichtig war. „Kein guter Vorschlag.“

„Es liegt nicht am Stil der Show, weshalb die Einschaltquoten so schlecht sind“, protestierte Dimi. „Die Chefetagen zwingen uns, diese langweiligen, fettreichen, schweren Mahlzeiten zu bringen. Dabei wollen die Zuschauer heutzutage leichte, bekömmliche und kalorienarme Gerichte sehen, die sie nach einem langen Arbeitstag selbst schnell zubereiten können.“

Die Verantwortlichen der Sendung hatten keine Ahnung. Es müsste vieles geändert werden, aber bis dahin wäre ihre Show sicherlich schon längst abgesetzt worden. Verdammt. Wussten die Programmmacher denn nicht, dass die Show das Einzige war, was ihr noch blieb, nachdem sie nichts mehr mit Männern zu tun haben wollte?

„Richie ist noch nicht da.“ Suzie sah sich kurz um, um sicherzugehen, dass alle sie hörten. „Es wird gemunkelt, dass er … gefeuert worden ist.“

Gleichzeitig schnappten alle nach Luft.

„Sie sagen“, fuhr Suzie geheimnisvoll fort, „dass wir einen neuen Produzenten bekommen.“

„Wen?“, fragten alle im Chor.

„Mitchell Knight.“

Die ganze Gruppe stöhnte auf. Bis auf Dimi, die nie zuvor von ihm gehört hatte.

„Oh, der ist schlimm“, flüsterte Grace.

„Er sieht so gut aus“, murmelte Leo, während er sich Luft zufächelte.

„Gut aussehend, aber gemein. Richtig gemein.“ Ted sah völlig verängstigt aus. „Ihm gefällt es, Leute zu feuern.“

„Mitchell Knight ist sozusagen ein Krisenmanager“, klärte Suzie die ahnungslose Dimi auf. „Er wird gerufen, wenn eine Show auf dem absteigenden Ast ist. Dann räumt er ohne Rücksicht auf Verluste auf. Es werden jede Menge Leute entlassen, und man fängt ganz von vorn an.“

„Stimmt.“ Leo fächelte sich immer noch Luft zu. „Er ist ein rücksichtloser Kerl.“

„Er ist der absolute Albtraum“, fügte Suzie hinzu. „Und sie sagen, dass er noch heute hier auftauchen soll.“

„Das ist korrekt.“

Die tiefe, männliche Stimme kam aus dem Hinterhalt. Sofort drehte sich die kleine Gruppe zu dem Harley-Fahrer um. Vor ihnen stand ein großer Mann mit dunklen, vom Wind zerzausten Haaren, die ihm fast auf die Schultern fielen. Im Ohr trug er einen funkelnden Diamantstecker. In seiner Piloten-Sonnenbrille spiegelten sich ihre bestürzten Mienen. Unter seiner Lederjacke trug er ein schwarzes Hemd. Dazu eine schwarze Hose. Dieser Mann war also ihr neuer Produzent. Er wirkte wie jemand, der genau wusste, was er wollte, und der sich unter keinen Umständen von seinem Weg abbringen ließ.

Dimi hatte keine Ahnung, wie es den anderen ging, aber sein Anblick löste in ihr ein merkwürdiges Gefühl aus. Es war, als würde sie den Halt unter den Füßen verlieren.

Und das in einer rasenden Geschwindigkeit.

Da keiner mehr etwas sagte, hob der Harley-Fahrer eine Hand und winkte ihnen zu. „Ist hier irgendjemand wach?“

Alle bis auf Dimi traten mit betroffenen Gesichtern einige Schritte zurück. Sie taten so, als wenn sie vorher nichts miteinander zu tun gehabt hätten.

Der fremde Mann nickte Dimi zu, die als Einzige vor ihm stehen geblieben war.

Dimi wünschte sich in diesem Moment auch eine Sonnenbrille, damit sie ihn ungeniert anstarren könnte. Sie konnte den Blick nicht von ihm lösen. Er trug die Jacke lässig um die breiten Schultern. Unter der schwarzen Hose zeichneten sich kräftige, lange Beine ab. Und trotz der Motorradfahrt hatte er nicht einen Flecken Schmutz am Körper, nirgendwo.

Sie hatte genau hingesehen.

Seine ganze Haltung strahlte Selbstbewusstsein aus. Ebenso wie Gefahr. Es war merkwürdig, denn bisher hatte sich Dimi nicht für verwegene Männer interessiert. Bis jetzt. Doch auf einmal war alles anders.

Vielleicht waren auch nur die Hormone daran schuld.

Egal. Schließlich wollte sie nichts mehr von Männern wissen. Außerdem fiel ihr Suzies Äußerung ein, dass die meisten attraktiven Männer ohnehin schlechte Liebhaber waren.

Dann nahm er langsam seine Sonnenbrille ab. Dunkle Augen starrten sie unerschütterlich an. Sein Gesicht war schmal und sonnengebräunt. Er sah ausgesprochen gut aus.

Doch ein Lächeln brachte er nicht zustande.

„Mitch Knight“, stellte er sich vor. „Ihr neuer Produzent.“ Er wandte sich an Ted. „Die Idee mit der Nackt-Show war gar nicht so schlecht. Aber wir würden wahrscheinlich einige Probleme mit den Behörden bekommen.“

Ted strahlte ihn an.

Dimi kochte vor Wut. Sollte das ein Witz sein?

„Trotzdem dranbleiben“, schlug Mitch ihm vor.

„Was ist mit Ritchie passiert?“, wagte Dimi zu fragen.

Er sah sie ernst an. „Wollen Sie das wirklich erfahren?“

Wahrscheinlich nicht, dachte sie. Ritchie hatte immer viel herumgeschrien und war mit seinen zweihundert Pfund Gewicht ewig hin und her gelaufen. Aber tatsächlich hatte er nicht viel bewegt. Immerhin wusste man bei ihm, woran man war.

Ihr neuer Produzent steckte seine Sonnenbrille in die Brusttasche. Breitbeinig und mit den Händen auf die Hüften gestemmt stand er vor ihnen, als würde ihm die Welt gehören.

Ihre Welt gehörte ihm tatsächlich.

„Interessieren Sie sich eigentlich für die leichte, fettarme, kalifornische Küche?“, fragte Dimi hoffnungsvoll.

„Mich interessieren nur die Einschaltquoten.“ Seine Stimme klang dunkel und autoritär. „Was wissen Sie darüber?“

„Anscheinend nicht gerade viel.“ Sie drehte sich zu ihrem Team um, das sich gerade unauffällig aus dem Staub machte.

„Okay, dann lassen Sie uns loslegen. Es gibt eine Menge zu besprechen. Die Show muss aufgepeppt werden.“

Überrascht wandte sie sich wieder ihrem Produzenten zu und fragte: „Aufgepeppt?“

„Ich finde, wir sollten etwas mehr Witz und Humor reinbringen. Und noch ein paar andere Neuerungen.“

„Ich habe nicht viel Sinn für Humor.“

Autor

Jill Shalvis

New York Times-Bestsellerautorin Jill Shalvis lebt in einer Kleinstadt in Sierras, voller verschrobener Mitmenschen. Jegliche Ähnlichkeit mit den Quirky Charakters in ihren Büchern ist, naja, meistens zufällig. Besuchen Sie sie auf ihrer Website www.jillshalvis.com, um mehr über Jills Bücher und ihre Abenteuer als Berge erklimmendes Stadtkinde zu lesen.

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