Montana Mavericks: Six Brides for Six Brothers - 6-teilige Miniserie

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In Rust Creek Falls, Montana, leben sechs absolute Traummänner - doch keiner der Cowboys hat die Liebe fürs Leben gefunden! Das ruft ihren Vater auf den Plan, der genaue Vorstellungen davon hat, welche Partnerin für welchen Sohn die Richtige ist ...


DER COWBOY MIT DEN BLAUEN AUGEN von CHRISTINE RIMMER

CINDERELLA UND DER REICHE RANCHER von MELISSA SENATE

UNVERHOFFTER RITT INS GLÜCK von JOANNA SIMS

EIN BABY FÜR DEN COWBOY von TERRI WILSON

NANNY GESUCHT, NEUE LIEBE GEFUNDEN von TERESA SOUTHWICK

EIN SÜSSES GESCHENK FÜR DEN COWBOY von BRENDA HARLEN


  • Erscheinungstag 23.01.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536455
  • Seitenanzahl 864
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Christine Rimmer

Der Cowboy mit den blauen Augen

1. KAPITEL

Als Sarah Turner aus dem winzigen Büro im hinteren Bereich des ehemaligen Bahndepots trat, blickte Vivienne Dalton sie erwartungsvoll an.

„Und?“

Sarah bemühte sich um einen heiteren Ton. „Also ich bin das Ganze nochmal gründlich durchgegangen …“

„Bitte sag, dass du eine Lösung gefunden hast.“

Schön wär’s, dachte Sarah.

„Wir kriegen das hin, oder?“, fragte Viviennes Geschäftspartnerin Caroline Clifton hoffnungsvoll. Die beiden Frauen saßen an dem riesigem Werktisch, der mit Stoffen, offenen Musterbüchern und Projektmappen vollgepackt war.

Wenn Sarah eins an ihrem Job hasste, dann war es, Klienten sagen zu müssen, dass es schlecht um ihre Firma bestellt war. Das war in Chicago so gewesen, wo sie bei einem renommierten Wirtschaftsprüfer gearbeitet hatte, und jetzt in Rust Creek Falls, Montana, nur dass es in dieser Kleinstadt, wo alle sich kannten, noch unangenehmer war. Und Sarah mochte diese beiden Powerfrauen, die vor Kurzem sogar eine zweite Filiale in Thunder Canyon eröffnet hatten.

Dabei lief das Geschäft der beiden Hochzeitsplanerinnen sehr gut. Nur leider war das alte Bahndepot nicht in bestem Zustand, genauso wenig wie das angrenzende Backsteinlagerhaus, wo die meisten Hochzeitsfeiern ausgerichtet wurden. Beide Gebäude brauchten neue Dächer, und zwar nicht nur neue Schindeln – der komplette Dachstuhl war marode. Auch an den Gebäuden selbst gab es noch einiges zu renovieren. Leider hatten Viv und Caroline ihr Kreditlimit bereits ausgeschöpft, woher also das Geld nehmen?

Sarah versuchte, es den beiden möglichst schonend beizubringen. „Tut mir leid“, sagte sie. „So wie es aussieht, müsst ihr entweder einen neuen Kredit beantragen oder euch einen Investor suchen.“

Viv schüttelte den Kopf. „Unmöglich, die Bank gibt uns keinen Kredit mehr. Und ich will auf keinen Fall meine Schwiegereltern um Geld bitten.“ Viv war mit Cole Dalton verheiratet, und die Daltons waren reiche Grundbesitzer. „Sarah, du weißt, unser Geschäft läuft gut, wenn es auch auf schwachen Füßen steht. Aber da müssen wir durch. Jedenfalls habe ich mich nicht selbstständig gemacht, um mir von einem Investor vorschreiben zu lassen, wie ich meinen Laden zu führen habe.“ Vivs grüne Augen funkelten kampflustig.

„Das muss nicht unbedingt sein, es gibt auch Investoren, die nur stille Teilhaber sein wollen und …“

Die Türglocke bimmelte, und eine imposante Gestalt erschien im Türrahmen. „Guten Morgen, Ladys“, dröhnte eine tiefe männliche Stimme. Der Mann nahm seinen schwarzen Stetson vom Kopf und kam näher. „Ich bin Maximilian Crawford.“ Eine dichte silbergraue Mähne umrahmte sein markantes, freundliches Gesicht, und mit seinem gepflegten grauen Bart wirkte er wie ein Gentleman-Cowboy aus einem alten Western. „Ich bin auf der Suche nach Vivienne Dalton, der Hochzeitsplanerin“, verkündete er.

„Die bin ich.“ Vivienne erhob sich und wollte auf ihn zugehen, doch da stand der Mann schon vor ihr, ergriff ihre ausgestreckte Hand und beugte sich galant darüber. Dann wandte er sich an Caroline und Sarah und begrüßte sie auf die gleiche Weise.

Viv verbarg ihr Erstaunen über die ungewohnte Geste und stellte rasch die beiden anderen Frauen vor. „Das ist Caroline Clifton, meine Geschäftspartnerin, und Sarah Turner von Falls Mountain Accounting.“

„Freut mich, Sie alle kennenzulernen, und bitte nennen Sie mich Max. Meine Söhne und ich haben vor Kurzem die Ambling A Ranch nicht weit von hier erworben. Wir kommen aus Texas, aber wir haben Verwandte in Rust Creek Falls. Deshalb sind wir hergezogen.“

„Herzlich willkommen in der Stadt, Max.“ Viv lächelte ihn liebenswürdig an. „Was können wir für Sie tun?“

„Ich habe ein wichtiges Anliegen, und ich bin sicher, dass Sie dafür die Richtige sind, Vivienne.“

„Nun, falls es eine Hochzeit ist, sind Sie hier tatsächlich an der richtigen Adresse. Sind Sie der Bräutigam?“

Max warf seinen silbergrauen Kopf zurück und lachte dröhnend. „Nein, nicht ich, ich habe für alle Zeiten genug von der Ehe. Aber meinen Jungs muss ich ein bisschen auf die Sprünge helfen. Es sind sechs – gut aussehende, anständige Kerle, aber ein bisschen zögerlich in Liebesdingen. Das muss sich ändern. Wird Zeit, dass sie unter die Haube kommen.“

Caroline sah ihn halb erstaunt, halb amüsiert an. „Heißt das, es gibt schon Anwärterinnen?“

Max lachte bedauernd auf. „Leider nicht. Die entsprechenden Bräute müssen noch gefunden werden. Und genau deshalb bin ich hier. Viv und Caroline, ich möchte, dass Sie für meine Jungs passende Ehefrauen finden. Das Honorar spielt keine Rolle.“

Ein langes Schweigen folgte. Sarah hatte sich etwas abseits gestellt, um den Hochzeitsplanerinnen die Konversation zu überlassen. Sie fragte sich, ob das wirklich ein ernstzunehmender Auftrag war, es klang einfach zu unglaubwürdig. Vivs und Carolines Mienen drückten dieselbe Empfindung aus.

Andererseits könnten die beiden eine Finanzspritze gut gebrauchen. Dumm nur, dass Maximilian Crawford etwas verlangte, was sie nicht leisten konnten.

„Tut mir leid, Max“, sagte Viv mit ruhiger Stimme, „aber wir sind keine Heiratsvermittlung, wir planen Hochzeiten.“

„Gehört das nicht irgendwie zusammen?“, wandte Max ein. „Heiratsvermittlung ist ein Beruf wie jeder andere, und ein lukrativer dazu. Dann ist das eben Ihr erster Auftrag.“

Viv schüttelte den Kopf. „Tut mir wirklich leid, aber …“

Max schnitt ihr das Wort ab. „Eine Million.“

Die drei Frauen schnappten nach Luft. „Sie haben richtig gehört. Eine Million Dollar. Finden Sie Frauen für meine sechs Jungs, und das Geld gehört Ihnen.“

„Aber Max.“ Viv gab ein hilfloses Lachen von sich. „Das ist doch verrückt.“

„Ganz im Gegenteil. Mit sogenannten verrückten Ideen habe ich mein Geld gemacht. Meine Devise ist: Man kann alles erreichen, wenn man nur will.“

Sarah zog sich noch weiter zurück. Diese Ansicht teilte sie ganz und gar nicht. Für sie waren Regeln wichtig. Und sosehr sie Viv und Caroline einen lukrativen Auftrag wünschte, Schaumschlägern konnte man nicht trauen. Das wusste sie aus leidvoller Erfahrung.

Viv fiel ebenfalls nicht darauf herein. „Sie wollen also, dass wir sechs Ehen arrangieren? Nein, das machen wir definitiv nicht.“

„Wer spricht denn von arrangieren?“ Max schnaubte beleidigt. „Da würden meine Jungs niemals mitmachen. Sie werden ihre zukünftigen Ehefrauen selbst aussuchen. Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie heiratswillige Frauen finden.“

Viv lachte trocken auf. „Nichts leichter als das.“

„Liebe kann man doch nicht erzwingen“, mischte Caroline sich in ruhigem Ton ein. „Sie muss sich auf natürliche Weise entwickeln und …“

Max tätschelte ihre Schulter. „Meine Liebe, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Sie brauchen wirklich nichts zu arrangieren. Ich habe viel von Rust Creek Falls gehört. Die Liebe soll hier ja förmlich in der Luft liegen, und nirgends soll der Anteil an hübschen Mädchen so hoch sein wie hier. Sie bringen einfach meine Jungs mit den Frauen zusammen, und sie werden sich verlieben. Da bin ich sicher.“

Sarah fühlte sich extrem unwohl bei dieser Vorstellung. Dem Kerl war doch nicht zu trauen. Einem, der seine eigenen Regeln aufstellte.

Als ob Max ihr Misstrauen spürte, drehte er sich zu ihr um. „Was halten Sie davon, meine Liebe?“

Sarah straffte die Schultern. „Meine Meinung ist hier unerheblich.“

„Vielleicht sind Sie ja auf der Suche nach dem Richtigen.“

Eine völlig abwegige Idee. „Wollen Sie mich etwa mit einem Ihrer Söhne verkuppeln?“

„Warum nicht?“ Max zwinkerte ihr zu. „Sie würden es nicht bereuen.“

„Tut mir leid, aber ich bin nicht … käuflich.“

„Bestimmt gibt es schon jemanden in Ihrem Leben.“

„Nein, aber ich habe nicht das geringste Interesse.“

Max seufzte theatralisch. „Das ist wirklich jammerschade. Sie sind eine schöne, intelligente Frau. Sie wären genau die Richtige für …“

„Dad, was machst du eigentlich hier?“

Der Klang einer zweiten männlichen Stimme ließ Sarah herumwirbeln.

„Ganz ruhig, Logan“, erwiderte Max. „Lass mir noch ein paar Minuten Zeit.“

„Was willst du bei einem Hochzeitsplaner? Willst du etwa heiraten? Xander und ich hocken die ganze Zeit im Auto und warten auf dich.“

Sarah gab sich Mühe, den Mann, der an der Tür stand, nicht zu auffällig anzustarren. Leicht war das nicht, denn er sah einfach umwerfend aus – groß und schlank, mit dichtem braunem Haar und einem Mund, der eine Frau von langen, heißen Küssen träumen ließ.

Hinter ihm erschien ein zweiter recht ansehnlicher Mann. „Was immer du vorhast, Dad, lass es.“

Max lachte nur. „Kommt her, Jungs. Wollt ihr nicht diese netten Damen begrüßen?“ Mit strahlendem Lächeln wandte er sich an die drei Frauen. „Ladys, darf ich vorstellen – mein ältester Sohn Logan und der Dritte in der Reihe, Xander.“ Dann stellte er seinen Söhnen zuerst Viv und Caroline vor, ehe er sich zu Sarah umwandte, die etwas abseits stand.

Der mit Logan Angesprochene sah sie an, wie vom Donner gerührt. „Hallo Sarah“, sagte er mit tiefer, sonorer Stimme. Es klang beinahe intim, als wären sie allein im Raum. Dann kam er auf sie zu, und ihr stockte der Atem. Von Nahem sah er noch unwiderstehlicher aus. Solche unverschämt blaue Augen müssten verboten werden.

Mit einem entzückten Schauer, der ihr etwas unangenehm war, ergriff sie seine ausgestreckte Hand. Und als seine kräftigen, warmen Finger sich um ihre Hand schlossen, rieselten neue Schauer an ihrem Arm hoch und breiteten sich in ihrem ganzen Körper aus.

Es war absurd, Sarah Turner hatte keine Zeit für prickelnde Schauer. Nicht mehr. Nie wieder würde sie auf die bewundernden Blicke und die einschmeichelnde Stimme eines Mannes hereinfallen. Logan machte ihr diesen Vorsatz allerdings schwer. Er sah sie an, als wäre sie das bezauberndste Wesen, das ihm je vor Augen gekommen war.

Aber wieso? Es war ihr absolut unverständlich. Sie fühlte sich schon seit Längerem nur mäßig wohl in ihrer Haut. Genauer gesagt seit eineinhalb Jahren.

Sie machte sich kaum noch Gedanken über ihr Aussehen. Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel, benutzte kaum Make-up und kleidete sich eher nachlässig.

Max redete unbeirrt weiter auf seine Söhne ein. „Viv und Caroline planen nicht nur Hochzeiten, sie helfen auch bei der Partnersuche.“ Was für ein schamloser Lügner dieser Max ist, dachte Sarah. „Und Sarah ist nicht nur außerordentlich hübsch, sondern hat auch Sinn für Zahlen. Sie betreibt hier in der Stadt ein Finanzbuchhaltungsbüro, Falls Mountain Accounting. Richtig, Sarah?“

Logan hielt noch immer ihre Hand, und sie hatte absolut nichts dagegen, auch wenn das vielleicht keine gute Idee war. „Ja“, erwiderte sie, ohne den Blick von Logans blauen Augen zu lösen.

„Ich könnte gut eine Buchhalterin gebrauchen“, sagte der unwiderstehliche Mann ihr gegenüber mit seiner einschmeichelnden Stimme. „Und ich habe auch nichts gegen eine Partnervermittlung. Nehmen Sie mich bitte in Ihre Kartei auf, Viv. Ich gehe heute Abend mit Sarah essen.“

„Oh, okay …“ Sarah tat die Einladung mit einem Lachen ab, während ihr Herz wie wild zu klopfen anfing. Unmöglich, dachte sie. Lächerlich. Sie hatte keine Zeit für Dates. Sofern sie mal ein paar Stunden frei hatte, ging sie lieber früh ins Bett.

Max lächelte zufrieden. „Logan ist ein Selfmademan, Sarah. Er ist auf unserer Ranch in Texas aufgewachsen, aber schon früh von zu Hause weggegangen, um sich selbstständig zu machen. Hat in Seattle ein Vermögen als Immobilienmakler verdient.“

Logan lachte verlegen. „Sei still, Dad.“

Doch Max dachte gar nicht daran. „Geh doch inzwischen mit Sarah einen Kaffee trinken, dann könnt ihr euer Dinner heute Abend planen.“

Sarah öffnete den Mund, um den Vorschlag abzulehnen, als plötzlich im Hinterzimmer ein Baby zu schreien anfing.

„Oh.“ Max blinzelte überrascht. „Das hört sich nach …“

„Entschuldigt.“ Sarah befreite sich von Logans Händedruck und lächelte betont forsch. „Mein kleines Mädchen ruft nach seiner Mutter.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Hinterzimmer.

War sie enttäuscht, dass ihr Traummann nun garantiert sein Interesse an ihr verlor?

Vielleicht ein bisschen. Aber auch nicht allzu sehr.

Besser, er erfuhr es gleich.

Logan Crawford sah Sarahs wippendem Pferdeschwanz hinterher. Was faszinierte ihn so an dieser Frau? Ihre großen haselnussbraunen Augen, ihr glänzendes goldbraunes Haar? Ihr Lächeln, das schüchtern und kokett zugleich war, ihr Mund, der ihn zum Küssen verlockte?

Bei der ersten Gelegenheit würde er das ausprobieren.

Aber vielleicht war sie verheiratet.

Allerdings trug sie keinen Ring. Und warum sollten sie beide nicht trotz des Babys ein wenig Spaß miteinander haben? Ganz ohne Versprechungen, so wie er es mochte.

Es ging schlicht und einfach um körperliche Anziehung, und die war von seiner Seite aus immens.

Sein Dad redete noch immer mit den beiden Frauen, während Xander danebenstand und sich offenkundig unwohl in seiner Haut fühlte.

Logan hingegen hatte sich schon lange nicht mehr so vital gefühlt. In letzter Zeit hatte sein Interesse an Frauen nachgelassen. Seit Monaten hatte er kein Date mehr gehabt.

Diese Sarah Turner hatte mit einem Schlag alles verändert.

Bitte lass sie Single sein, flehte er im Stillen.

Sie erschien wieder im Laden, bepackt mit einer Windeltasche an der einen Schulter, einer großen Ledertasche an der anderen und einem Tragesitz in der Hand, in dem ein pausbackiges, schmollendes Baby lag. „Ich muss mich leider verabschieden. Auf Wiedersehen.“

Oh nein, so einfach würde Logan sie nicht gehen lassen. Mit zwei Schritten war er bei ihr. „Ich helfe Ihnen.“ Das Baby steckte die Faust in den Mund und sah ihn mit großen Augen an.

„Nicht nötig“, wehrte Sarah verlegen ab und wurde tatsächlich ein wenig rot. „Ich bin daran gewöhnt.“

Er ignorierte ihren Einwand und nahm ihr die Windeltasche von der Schulter, danach die Ledertasche. „Wie heißt die Kleine?“

„Sophia.“

„Hübscher Name. Und wie alt ist sie?“ Er lächelte das Baby an und wackelte dabei mit den Augenbrauen.

„Fünf Monate.“

Die Kleine nahm kurz die Faust aus dem Mund und verkündete „Ah-da!“, bevor die Faust wieder halb in ihrem Mund verschwand.

Hinter ihm meldete sein Dad sich wieder zu Wort. „Das tut mir wirklich leid, Sarah. Sie tragen keinen Ring, und deshalb dachte ich …“

„Sie haben richtig gedacht, ich bin nicht verheiratet.“

Super, freute sich Logan. „Aber Sie haben sicher einen Partner“, bemerkte er etwas hinterhältig.

„Auch nicht. Es gibt nur mich und Sophia. Und wir mögen es so.“ Zur Zustimmung ließ das kleine Mädchen ein fröhliches Glucksen hören.

Sie war ungebunden, nur das zählte für Logan.

Aber da mischte Max sich wieder ein. „Lass Sarah gehen, mein Junge.“

Auf keinen Fall. „Nur noch einen Moment, Dad.“ Er drehte sich um und folgte Sarah zur Tür.

„Ich muss wirklich gehen“, sagte sie.

Aber Logan ließ sich nicht davon abhalten, ihre Taschen zu tragen und weiterhin mit ihr und dem Baby zu flirten.

„Im Ernst, Logan. Ich habe keine Zeit zum Ausgehen.“

Er nickte. „Das verstehe ich. Aber lassen Sie mich trotzdem die Sachen zu Ihrem Auto tragen.“

„Also gut. Danke.“

Er ging neben ihr zu ihrem weißen Honda und wartete, bis sie das Baby auf dem Rücksitz angeschnallt hatte, bevor er ihr die beiden Taschen reichte, die sie auf den Beifahrersitz stellte.

Sie schloss die beiden Seitentüren und ging zur Fahrerseite. Rasch kam er ihr zuvor und öffnete ihr die Tür.

Sie lächelte ihn charmant an. „Also dann, alles Gute mit der Ranch und mit allem.“

„Danke. Fahren Sie vorsichtig.“

Sie stieg ein und klappte die Tür zu. Beim Wegfahren winkte sie kurz, während er in der warmen Junisonne stehenblieb und dem Auto nachsah, bis es um die Ecke verschwand.

Er würde ihr guttun, da war er sich ganz sicher. Sie brauchte etwas Abwechslung, ein wenig Spaß in ihrem Leben.

2. KAPITEL

„Das ist keine gute Idee, Logan“, sagte sein Vater. „Vergiss diese Sarah Turner.“

Zu dritt saßen sie auf der Veranda vor dem Haus und genossen nach einem arbeitsreichen Nachmittag ihr Feierabendbier. Einer von ihnen sollte demnächst hineingehen und was zum Abendessen machen, aber es war gerade so schön draußen mit Blick auf die blauen Berge in der Ferne. „Ich mag sie, Dad. Und außerdem geht es dich nichts an. Was hast du eigentlich gegen sie? Sie ist hübsch, intelligent und unabhängig. Eine Frau, wie ein Mann sie sich nur wünschen kann.“

„Du hast recht. Außerdem ist sie sehr nett.“ Xander legte seine langen Beine auf das Verandageländer. „Ich verstehe deine Einwände überhaupt nicht, Dad. Du willst uns doch anscheinend verkuppeln. Wohlgemerkt für eine Million, wie ich mitbekommen habe. Also musst du doch froh sein, dass Logan schon jemanden gefunden hat.“

Eine Million Dollar? Sein Dad kam wirklich auf die absurdesten Ideen. Logan hatte überhaupt kein Interesse am Heiraten, dennoch stimmte er Xander zu. „Allerdings. Bevor das Baby angefangen hat zu schreien, warst du ganz versessen darauf, Sarah und mich zusammenzubringen.“

Max trank von seinem Bier. „Ich will, dass meine Söhne endlich heiraten. Aber wenn Kinder im Spiel sind, wird es kompliziert.“ Er deutete mit der Bierflasche auf Logan. „Ich will dir nur Unannehmlichkeiten ersparen, glaub mir. Viv wird jemand anders für dich finden, eine ohne Anhang.“

„Muss ich es noch öfters sagen, Dad? Ich mag Sarah, und ich will sie näher kennenlernen.“

„Aber …“

„Hör zu. Es wird keine Probleme geben, weil ich sie nicht heiraten werde. Ich werde überhaupt nicht heiraten. Was mich angeht, kannst du dir dein Geld sparen. Falls ich mich irgendwann in ferner Zukunft mal zur Ehe entschließen sollte, suche ich mir meine Zukünftige selbst, okay?“

„Damit platzt Dads schöner Deal“, bemerkte Xander süffisant. „Er will uns nämlich alle sechs unter die Haube bringen.“

„Eigentlich solltest du deine Söhne besser kennen, Dad. Keiner von uns wird sich vorschreiben lassen, wen er heiraten soll. Weder von dir noch von den beiden Hochzeitsplanerinnen.“

„Es geht doch nicht ums Vorschreiben“, wehrte Max ab. „Viv und Caroline werden euch nur mit ein paar jungen Frauen bekannt machen. Dafür solltet ihr dankbar sein. Schließlich sind wir erst hergezogen, und es ist nicht so leicht, soziale Kontakte zu knüpfen.“

„Soziale Kontakte“, knurrte Xander. „Das hört sich ziemlich beängstigend an, Dad.“

„Ich kapiere es nicht“, sagte Logan ärgerlich. „Jahrelang hast du uns gepredigt, die Ehe sei eine Falle, und jetzt willst du uns plötzlich alle unter die Haube bringen.“

„Wirklich, Dad, du solltest mit dem Quatsch aufhören.“ Die beiden starrten ihren Vater ärgerlich an.

Max machte eine gekränkte Miene. „Ihr geht mir auf den Sack, Jungs.“

Die Brüder wussten, dass es zwecklos war, ihn umzustimmen. Wenn Max Crawford sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich durch nichts und niemanden davon abbringen. Sie mussten unbedingt die anderen vier warnen.

In diesem Moment fuhr ein Pick-up vor dem Haus vor, und ein großer, gut gebauter Cowboy stieg aus. Unverkennbar ein Crawford – forscher Gang, energisches Kinn. Max schien ihn zu kennen und bot ihm ein Bier an.

Logan hatte seinen Cousin Nate Crawford noch nie gesehen. Er schien ein einflussreicher Mann in Rust Creek Falls zu sein, ihm gehörte das Luxushotel Maverick Manor im Süden der Stadt. Logan fand, dass Nate ein wenig reserviert wirkte. Er fragte sich, ob er einfach ein verschlossener Typ war oder ob er einen gewissen Argwohn gegen Max hegte, der für seine autoritäre Art bekannt war.

Logan mochte seinen Vater, aber Max war beileibe kein Unschuldsknabe. Seinen Reichtum hatte er gewiss nicht nur mit sauberen Geschäften verdient. Trotzdem war er wegen seiner gewinnenden Art bei den meisten Menschen beliebt. Logan und seine Brüder verstanden sich gut mit ihm und hatten daher auch nicht lange gezögert, als Max den Vorschlag machte, nach Montana zu ziehen.

Logan hatte gerade ein Projekt in Seattle abgeschlossen und war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ihm gefiel die Vorstellung, gemeinsam mit seinen Brüdern etwas aufzubauen, und er war gespannt, was Max diesmal für Pläne ausgeheckt hatte. Dass dazu auch die abstruse Idee gehörte, seine sechs Söhne zu verheiraten, hatte Logan allerdings nicht erwartet.

Max schlug Nate auf die Schulter. „Freut mich, dass du vorbeigekommen bist. Weißt du, mir liegt daran, die Crawfords näher zusammenzubringen. Die Familie ist doch schließlich das Wichtigste. Und jetzt, wo wir hier sind, können wir uns alle endlich kennenlernen.“

„Genau deshalb wollte ich euch einladen“, sagte Nate. „Kommt doch am Samstagabend zum Dinner ins Maverick Manor, dann könnt ihr euch mit sämtlichen Crawfords in Rust Creek Falls bekannt machen.“

„Prima Idee“, freute sich Max. „Bis dahin sind auch meine anderen vier Jungs mit der Rinderherde hier. Wir kommen dann also zu siebt.“

„Ich freue mich.“ Nate hob seine Bierflasche und stieß mit Max an.

Punkt neun am nächsten Morgen betrat Logan das Büro von Falls Mountain Accounting.

Die Eingangstür war offen, aber es war niemand zu sehen, der Empfangstresen und der Wartebereich waren leer. Auf dem Tresen stand ein Schild. Florence Turner, Office Managerin. Er ging den kleinen Flur entlang. An einer der Türen las er Sarahs Namen, aber das Büro war leer. Da die Nachbartür geschlossen war, nahm er an, dass eine Besprechung stattfand.

Plötzlich hörte er unterdrücktes Stöhnen, dann eine weibliche Stimme: „Oh ja. Ja, mein Liebling. Ja, das ist gut!“

Unschlüssig stand Logan da. Sollte er gehen oder warten, bis die Tür sich öffnete? Aber was, wenn Sarah da drin zugange war?

Rasch setzte er sich auf einen der Stühle im Wartebereich, doch da hielt es ihn nicht lange. Er warf seinen Hut auf den Stuhl und marschierte im Flur auf und ab. Was war mit ihm los, dass sein Herz heftig pochte und er am liebsten auf jemanden einschlagen würde?

War es Eifersucht?

Niemals. Logan Crawford kannte keine Eifersucht.

Er war einfach … neugierig, versicherte er sich selbst und setzte sich wieder in den Wartebereich.

Die Geräusche hinter der geschlossenen Tür schwollen zu einem gedämpften Crescendo an, dann folgte Stille.

Kurz darauf erschien eine erhitzt aussehende Frau in mittleren Jahren, die Sarah sehr ähnlich sah. Ihr braunes Haar war zerzaust, und die Seidenbluse hing ihr halb aus dem Rock.

„Oh!“, sagte sie, als sie Logan entdeckte, und wurde noch röter. „Ich … ähm …“ Rasch stopfte sie ihre Bluse in den Rockbund und fuhr sich übers Haar. „Tut mir leid, wir sind gerade die Termine für heute durchgegangen. Ich bin Florence Turner, guten Tag.“

Logan unterdrückte ein Grinsen und erhob sich, während Florence mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam.

„Logan Crawford“, sagte er beim Händeschütteln.

„Bitte nennen Sie mich Flo. Ich bin die Managerin unseres kleinen Familienbetriebs. Mein Mann und meine Tochter Sarah sind die Finanzexperten.“ Logan kam es vor, als betonte sie die Worte „mein Mann“ besonders, vielleicht um klarzustellen, dass das, was gerade vorgegangen war, im ehelichen Rahmen stattgefunden hatte. „Haben Sie einen Termin mit Mack?“

„Nein, ich warte auf Sarah.“

„Oh, das tut mir leid, aber Sarah hat den ganzen Tag Außentermine.“

„Schade. Kann ich sie vielleicht anrufen? Allerdings bin ich nicht sicher, ob ich ihre Handynummer habe.“

Sofort ging Flo zum Tresen und reichte ihm Sarahs Visitenkarte. „Bitte schön.“

„Tausend Dank.“ Logan nahm die Karte und verabschiedete sich.

Sarah war gerade bei einem Klienten, als ein Anruf mit unbekannter Nummer bei ihr einging. Sie ließ den Anruf über die Mailbox laufen. Grundsätzlich nahm sie während eines Kundengesprächs keine Anrufe entgegen, das fand sie unhöflich gegenüber ihrem Gesprächspartner.

Erst nachmittags kam sie dazu, die eingegangenen Nachrichten abzurufen.

„Hallo Sarah“, meldete sich Logan Crawford, „bitte rufen Sie mich doch zurück, sobald Sie Zeit haben.“

Sie saß in ihrem Auto, mit der schlummernden Sophia auf dem Rücksitz. Nochmals hörte sie die Nachricht, weil seine Stimme einfach zu einschmeichelnd klang. Ihr Herz pochte heftig. Seit dem Zusammentreffen gestern im Bahndepot hatte sie immerzu an ihn denken müssen. Wie er sie angesehen und ihre Hand gehalten hatte! Und wie süß er zu ihrem Baby gewesen war und darauf bestanden hatte, ihr die Sachen zum Auto zu tragen.

Außerdem sah er verflixt gut aus, und es war schon lange her, dass ihr ein Mann gefallen hatte. Wobei sie sich eigentlich vorgenommen hatte, Männer aus ihrem Leben zu verbannen, zumindest für eine gewisse Zeit – zehn Jahre oder so. Hatte sie ihm nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht an einer Bekanntschaft interessiert war?

Leicht ungehalten, aber gleichzeitig erwartungsvoll rief sie ihn zurück.

Er antwortete sofort. „Hallo Sarah.“

„Hi, Logan. Woher haben Sie meine Nummer?“

„Ich war heute Morgen kurz in Ihrem Büro, und Ihre Mom hat mir Ihre Karte gegeben.“

Oh, diese Stimme, sanft und rau zugleich, wie dickflüssiger süßer Honig.

„Ihre Eltern scheinen sehr glücklich miteinander zu sein.“

In Sarah stieg die Hitze hoch. Sie seufzte leise, dann erwiderte sie trocken: „Ja, ich versuche so oft wie möglich außerhalb zu arbeiten.“ Nach einer kurzen Pause sagte sie: „Logan, es schmeichelt mir, dass Sie sich so um mich bemühen, aber ich habe das ernst gemeint, was ich gestern gesagt habe. Ich komme ja kaum dazu, mir die Haare zu waschen. Ich habe einfach keine Zeit für Dates, nicht einmal mit Ihnen.“

„Das habe ich verstanden. Mein Anruf ist auch geschäftlicher Natur.“

„Oh.“ War sie enttäuscht? Keineswegs.

„Wir sind ja gerade erst auf der Ambling A eingezogen, und ehrlich gesagt ist unsere Buchhaltung ein einziges Chaos. Wir brauchen unbedingt einen Profi, der die Bücher auf Vordermann bringt.“

Bei der Vorstellung, ständig in seiner Nähe zu sein, während sie seine Buchhaltung in Ordnung brachte, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Aber – nein, sie musste Abstand zu ihm wahren. „Haben Sie meinen Dad schon kennengelernt? Er ist der Beste in seinem Fach und wird alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigen.“

„Sarah.“ Seine Stimme klang leicht anzüglich. „Ihr Dad scheint lieber im Büro zu arbeiten.“

Sie stöhnte auf. „Tut mir leid, dass Sie das mitbekommen haben.“ Plötzlich überkam sie das Bedürfnis, darüber zu reden. „So habe ich die beiden noch nie erlebt. Keine Ahnung, was passiert ist, ich habe mich noch nicht getraut zu fragen.“

„Verstehe.“ Er lachte leise.

„Finden Sie das etwa lustig?“, fragte sie leicht pikiert.

Ohne auf ihre Frage einzugehen, sagte er in entschiedenem Ton. „Egal wie, ich will, dass Sie für mich arbeiten.“ Sie fand, das klang ziemlich gebieterisch. Eigentlich mochte sie keine herrischen Männer, andererseits reizte es sie, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. Natürlich auf rein geschäftlicher Basis.

Um ehrlich zu sein, wenigstens sich selbst gegenüber – es war definitiv ein Kick für ihr Ego, dass dieser heiße Rancher sich für sie interessierte. Auch wenn es ihm nichts bringen würde, denn sie würde auf alle Fälle die Fäden in der Hand behalten.

Außerdem, so sagte sie sich, musste sie auch ans Geschäft denken. Es war nicht gut, einen potentiellen Kunden abzuweisen. Er würde woanders hingehen, und das würde sich in der Stadt herumsprechen.

„Also gut, Logan. Wie Sie wünschen.“

„Es gefällt mir, wenn eine Frau Ja sagt. Wollen wir uns in Ihrem Büro treffen, um alles zu besprechen?“

Zu gefährlich, man konnte nie sicher sein, ob ihre Eltern es gerade wieder miteinander trieben. „Äh, nein, ich komme lieber zu Ihnen raus.“

„Noch besser. Dann sehen Sie auch gleich das ganze Chaos. Ich hoffe, Sie lassen sich nicht davon abschrecken.“

„Damit habe ich kein Problem, seien Sie unbesorgt.“ Sie nannte ihr Stundenhonorar.

„Klingt nach einem vernünftigen Preis. Kommen Sie heute noch?“

„Es ist gleich fünf, Logan. Ich muss nach Hause und mich um mein Baby kümmern. Außerdem muss ich mich ausruhen.“

„Das verstehe ich.“ Seine Stimme klang mitfühlend. „Dann bis morgen.“

„Um neun habe ich einen Termin, der dauert etwa eine Stunde, danach kann ich kommen. Soll ich Sie anrufen, wenn ich fertig bin?“

„Gern. Dann bis morgen. Ich freue mich.“

„Schönen Abend.“

Sie atmete tief durch. Morgen würde sie sich gut wappnen müssen und sich strikt an das Geschäftliche halten.

Von der schlafenden Sophia kam ein zufriedenes Glucksen, was Sarah daran erinnerte, wie lieb Logan mit dem Baby umgegangen war. Viel zu lieb. Auf keinen Fall durfte sie sich davon beeinflussen lassen, sonst würde ihre ohnehin schwache Abwehr gefährlich ins Wanken geraten.

Sie beugte sich über ihr Handy und tippte eine Nachricht an ihre beste Freundin Lily Hunt ein.

Hi, Lily. Musst du morgen arbeiten?

Lily arbeitete in Teilzeit als Chefköchin im Maverick Manor.

Nein, morgen nicht. Warum?

Das allerdings war eine komplizierte Geschichte. Die würde sie ihrer Freundin gern persönlich erzählen.

Ich muss zu einem neuen Klienten. Logan Crawford. Die Crawfords haben kürzlich die Ambling A Ranch gekauft, und die Buchhaltung ist offenbar ein einziges Chaos. Wäre gut, wenn ich Sophia nicht mitnehmen müsste. Hast du Lust auf einen gemütlichen Babytag bei mir zu Hause?

Ging doch ganz einfach. Und Lily hatte auch keine weiteren Fragen.

Klar, immer. Sag Sophia, Tante Lily könnte es kaum erwarten. Wann soll ich da sein?

Um 8:30? Gegen zwei, drei dürfte ich wieder zurück sein.

Passt. Aber ich verlange eine Gegenleistung.

Was denn? Geld kriegst du ja sowieso.

Obwohl ich das gar nicht will, das weißt du. Also meine Bedingung: Samstag um sechs Dinner im Maverick Manor. Nur du und ich. Wir haben mal wieder einen Mädelsabend verdient. Und ich zahle, hörst du? Deine Mom ist sicher bereit, auf Sophia aufzupassen. Also sag ja.

Okay, ich werde Mom fragen .

Dann bis morgen früh. Und ruf gleich deine Mom an.

Das tat Sarah, und Flo ging sofort ran. „Schätzchen, wie schön, dass du anrufst. Obwohl wir jetzt zusammenarbeiten, kriege ich dich kaum zu Gesicht. Wie geht’s denn meiner süßen Enkelin?“

„Im Moment schläft sie.“

„Der kleine Engel.“ Flo seufzte glücklich. „Ach, übrigens, heute Morgen kam ein hübscher Cowboy ins Büro und hat nach dir gefragt.“

Wer bist du, und was hast du mit meiner richtigen Mutter gemacht? dachte Sarah. Florence Turner war immer eine ruhige, zurückhaltende Frau gewesen, aber jetzt war sie wie umgedreht. Wenn sie nicht gerade für ein Quickie im Büro ihres Mannes verschwand, wirbelte sie strahlend und energiegeladen in der Firma herum. Sarah hatte sie kaum wiedererkannt, als sie vor ein paar Wochen von Chicago nach Rust Creek Falls zurückgezogen war.

„Hat er dich angerufen?“, fragte Flo, als Sarah nichts sagte.

„Du meinst Logan Crawford?“

„Genau, so heißt er.“

„Ja, er hat mich angerufen.“

„Ein toller Mann. Nimm’s mir nicht übel, dass ich das sage. Aber den solltest du dir warmhalten.“

Sarah verdrehte die Augen. „Mom, er will, dass ich seine Buchhaltung in Ordnung bringe.“

„Oh, wie ich das sehe, ist das nicht alles, was du in Ordnung bringen sollst.“

„Mom!“

„Sei doch nicht so spießig, Liebes. Das Leben ist schön, genau wie du, und du verdienst nur das Allerbeste. Zum Beispiel einen heißen Cowboy mit betörenden blauen Augen.“

„Okay, also ich wollte auch gar nicht über Logan Crawford reden, sondern dich fragen, ob du Samstagabend auf Sophia aufpassen könntest. Lily und ich wollen uns einen Mädelsabend machen.“

„Endlich. Wie schön.“

„Wie meinst du das?“

„Du bist jetzt schon eine Weile hier und hast mich kein einziges Mal gefragt, ob ich Sophia nehme.“

„Hm, ja, ich …“ Sarah fiel keine passende Erklärung ein.

„Schon gut“, sagte Flo beruhigend. „Jetzt hast du ja gefragt, und natürlich mache ich das sehr, sehr gerne.“

„Prima.“ Sarah bedankte sich und beendete rasch das Gespräch, bevor ihre Mutter wieder auf Logan Crawford zu sprechen kam.

Am nächsten Morgen um elf fuhr Sarah auf den Hof der Ambling A, fest entschlossen, sich nicht von den Schmeicheleien eines Cowboys verführen zu lassen.

Logan erwartete sie auf der langen Veranda des beeindruckenden Blockhauses, und als er sie sah, sprang er die Stufen herunter, um ihr die Autotür zu öffnen. Seine langen Beine steckten in viel zu perfekt sitzenden Jeans, und sein blaues Hemd betonte die Farbe seiner Augen. Dieser Mann machte es ihr wirklich schwer, sich rein auf das Geschäftliche zu konzentrieren.

„Wo ist Sophia?“, fragte er, als sie nach Laptop und Schultertasche griff. Er nahm ihr beides ab und reichte ihr die Hand.

Normalerweise zog sie es vor, alleine auszusteigen, aber sie wollte ihn nicht gleich zu Beginn brüskieren.

Seine warme, kräftige Hand schloss sich um ihre, und es fühlte sich verwirrend angenehm an. Rasch stieg sie aus und entzog ihm dann sofort ihre Hand. „Ich habe sie zu Hause gelassen. Meine Freundin Lily passt auf sie auf.“

Sie sahen einander an, und ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Schade, ich hatte mich schon darauf gefreut, mit ihr zu schäkern.“

Er führte sie ins Haus, wo sich in der Eingangshalle die Umzugskartons stapelten.

„Ein schönes Haus“, sagte sie anerkennend und blickte auf die breite Holztreppe, die zu einer Galerie im oberen Stock führte. „Ich erinnere mich dunkel an die Abernathys, die damals das Haus gebaut haben. Aber die sind wohl weggezogen.“

„Wir haben die Farm zu einem guten Preis bekommen, das muss man sagen, aber es gibt natürlich viel zu renovieren. Im Moment sind wir noch am Auspacken, aber wenn meine anderen Brüder in den nächsten Tagen mit den Viehherden kommen, wird es erstmal darum gehen, genügend Futter zu beschaffen, die Scheunen und Ställe zu renovieren und die Zäune zu reparieren. Das Haus kommt zuallerletzt dran.“

Eigentlich sollte sie sich langsam an die Arbeit machen, denn dafür zahlte er schließlich. Aber sie war auch neugierig. „Sie kommen aus Texas, hat Ihr Dad erzählt.“

Er nickte. „Wir hatten eine Ranch in der Nähe von Dallas. Dort sind meine Brüder und ich großgeworden.“

„Dann wurden Sie quasi schon als Rancher geboren.“ Sie lächelte ihn an.

Er zuckte die Achseln. „Nach der Highschool bin ich aufs College gegangen und habe meinen Abschluss in Betriebswirtschaft gemacht, dann bin ich nach Seattle gezogen, wo ich bis vor Kurzem gelebt habe.“

„Seattle“, sinnierte sie. „Ach ja, Ihr Dad erwähnte, dass Sie im Immobiliengeschäft tätig waren.“

„Gebäudeentwicklung, um genau zu sein. Ich habe von dem jahrelangen Boom in der Bauindustrie profitiert. Aber dann kam mein Dad mit der verrückten Idee, dass wir alle zusammen nach Montana ziehen und eine große Ranch bewirtschaften. Der Vorschlag kam genau zur richtigen Zeit, denn ich hatte schon überlegt, etwas Neues anzufangen.“ Während er redete, sah er sie unverwandt an, und das gefiel ihr.

„Und was ist mit Ihnen?“, fragte er. „Wo haben Sie studiert? Und leben Sie schon lange in Rust Creek Falls?“

Ganz normale Fragen. Doch ihre Reaktion überraschte sie selbst. Plötzlich wurde ihr Hals eng, und ihre Augen brannten.

Was war mit ihr los? Ohne irgendeinen Anlass war sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. Hier in dieser vollgestellten Eingangshalle vor den Augen dieses gut aussehenden, charmanten Cowboys.

Sie weinte äußerst selten, schon gar nicht in einer solchen Situation und völlig grundlos. Doch jetzt hätte sie am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen und wie ein kleines Kind zu heulen angefangen wegen allem, was in ihrem Leben schiefgelaufen war. Und das vor diesem Mann, der vermutlich nichts anderes im Sinn hatte, als eine überarbeitete, permanent erschöpfte alleinerziehende Mutter zu verführen, die mit Männern nichts mehr zu tun haben wollte.

Entschlossen schluckte sie die Tränen hinunter. „Ich habe auf der Northwestern University in Illinois studiert, danach bin ich nach Chicago gegangen.“

Sein Blick war plötzlich besorgt. „Alles in Ordnung, Sarah?“

„Ja, ja.“ Sie brachte ein zittriges Lächeln zustande. „Ich finde, wir sollten uns jetzt mal an die Arbeit machen.“

Er reagierte nicht, sondern musterte sie noch immer mit diesem forschenden, besorgten Blick, offenbar unschlüssig, ob er einfach zur Tagesordnung übergehen sollte.

„Hier entlang“, sagte er schließlich, und sie stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus.

Sie gingen durch einen langen Flur, an einem großen Wohnraum und einer altmodisch eingerichteten Küche vorbei, zu einem Büro im hinteren Teil des Hauses. Währenddessen hatte Sarah Gelegenheit, sich wieder zu fassen.

„Sie haben nicht übertrieben“, sagte sie lachend, als sie den riesigen, vollgepackten Schreibtisch und die Ordnerstapel auf dem Boden sah.

Logan stellte ihren Laptop und ihre Umhängetasche auf einem Stuhl ab. „Zum großen Teil stammen die Unterlagen vom früheren Besitzer. Wahrscheinlich ist das meiste für unsere Zwecke uninteressant.“

„Ich sehe mir trotzdem alles an, und bevor ich etwas wegwerfe, frage ich Sie. Vielleicht sind ja noch Unterlagen dabei, die das Anwesen betreffen. Wer weiß, was Sie noch alles mitgekauft haben.“ Sie lächelte.

„Aber was machen wir mit den alten Disketten, die kann man doch gar nicht mehr öffnen.“

Sie zuckte die Achseln. „Wir heben sie trotzdem erstmal auf, man kann sie bei Bedarf konvertieren lassen.“

„Hört sich alles ziemlich aufregend an“, bemerkte er und verdrehte so lustig die Augen, dass sie lachen musste. Zum Glück hatte sie den Drang zu weinen überwunden, und er sah sie auch nicht mehr besorgt an.

„Zuerst kümmere ich mich um Ihre aktuellen Unterlagen, dazu gehören alle Ausgaben für die Ranch sowie das Inventar, also Maschinen und das gesamte landwirtschaftliche Equipment, aber auch der Viehbestand. Dann alles, was den Kauf des Anwesens anbelangt, Verträge und so weiter. Ich gebe alle Daten in mein Buchhaltungsprogramm ein, das dann nur jeweils aktualisiert werden muss. Dafür werde ich etwa eine Woche brauchen. Ist das für Sie okay?“

„Ja, bestens.“ Er nickte anerkennend und sah dabei aus, als ob er sich darauf freute, sie täglich zu sehen.

„Zwischendurch werde ich immer mal wegmüssen, um meine anderen Klienten zu betreuen. Aber es ist gut, hier zu arbeiten, dann kann ich Sie bei Unklarheiten direkt fragen.“

„Kein Problem.“ Seine Stimme klang so sexy, dass ein ganzer Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern begann.

Tapfer bemühte sie sich um einen professionellen Tonfall, während sie weitere Vorschläge machte. „Nachdem alle Daten in das Programm eingegeben sind, bräuchten Sie jemanden, der sich regelmäßig um die Kontoführung kümmert. Ich habe ein paar Leute an der Hand, die das übernehmen können. Oder Sie machen es selbst. Auch der Cashflow müsste wenigstens einmal im Monat abgeglichen werden.“

„Klar. Ich bin mit allem einverstanden, was Sie vorschlagen. Wie ist es mit der Steuer?“

„Das kann ich gern für Sie übernehmen.“

„Sehr schön.“ Wieder sah er sie mit diesem unwiderstehlichen Blick an, bei dem ihr alle möglichen schlüpfrigen Fantasien in den Sinn kamen.

Das musste aufhören!

„So, dann mache ich mich mal an die Arbeit.“

„Okay.“ Er wies auf den Schreibtisch. „Ich denke, der alte Kram ist leicht an der Staubschicht zu erkennen.“

Sie setzte sich hinter den Schreibtisch und schob die offensichtlich alten Unterlagen beiseite. „Falls Sie noch einen anderen Tisch haben, den ich benutzen kann … Sie werden ja vielleicht auch an diesem Schreibtisch arbeiten wollen.“

„Nein, der Tisch gehört Ihnen, solange Sie ihn brauchen. Ich hole mal eben eine Kiste für den alten Kram, dann haben Sie mehr Platz.“

An der Wand standen noch leere Umzugskartons, und sie half ihm, die alten Ordner und Disketten hineinzulegen. Gerade als sie nach einem neuen Stapel greifen wollte, sah sie Max in der Tür stehen. Mit seinen schwarzen Jeans und Stiefeln, dem weißen Hemd und dem schwarzen Westernjackett wirkte er wie ein Revolverheld aus einem alten Western.

„Ah, die hübsche Sarah. Was für eine Überraschung.“ Etwas in seiner Stimme bereitete ihr Unbehagen. War es Misstrauen oder Ablehnung, was sie da heraushörte?

Aber wieso?

„Hi, Max.“ Sie lächelte ihn an.

Er verzog keine Miene und wandte sich an Logan. „Hast du ein paar Minuten Zeit?“

„Kann das nicht warten? Sarah und ich sind gerade dabei …“

„Gehen Sie ruhig“, sagte Sarah. Max’ abweisendes Verhalten versetzte sie wieder in dieselbe Stimmung wie zuvor in der Eingangshalle. Im Grunde sollte es ihr egal sein, ob Logans Vater sie mochte oder nicht. Aber es war ihr nicht egal. Rasch winkte sie Logan aus dem Zimmer, bevor sie wirklich in Tränen ausbrach.

Widerstrebend folgte Logan seinem Vater hinaus auf die Veranda. Der alte Mann stützte sich auf einen der Holzpfosten neben der Treppe, Logan lehnte sich an den anderen.

„Okay, Dad. Was ist so wichtig, dass es sofort besprochen werden muss?“

Max ließ den Blick über den Hof schweifen. „Jetzt verstehe ich, wieso du unbedingt sofort unsere Bücher in Ordnung bringen wolltest.“

„Du weißt, dass das bitter nötig ist. Und Sarah ist kompetent. Außerdem mag ich sie.“

„Du hast doch auch Betriebswirtschaft studiert und kannst es genauso gut selbst machen.“

„Dad, ich bin nicht mit nach Montana gekommen, um hier die Buchhaltung zu machen. Außerdem habe ich damit überhaupt keine Erfahrung. Im Gegensatz zu Sarah.“

Max warf ihm einen strengen Blick zu. „Kann es sein, dass du deinem alten Vater nicht traust? Du denkst, du brauchst einen Profi, damit du sicher sein kannst, dass ich keine krummen Geschäfte gemacht habe.“

Logan stieß ein trockenes Lachen aus. „Ach, komm schon. Wenn ich dir misstrauen würde, hätte ich doch niemals einen Außenstehenden mit der Buchhaltung beauftragt. Aber es macht einfach einen besseren Eindruck, auch gegenüber dem Finanzamt, wenn die Geldangelegenheiten von einem professionellen Buchhalter und Steuerberater abgewickelt werden.“

„Du willst mir also erzählen, dass du sie nur wegen ihrer buchhalterischen Fähigkeiten engagiert hast? Oder vielleicht doch wegen ihrer rehbraunen Augen und dem hübschen Lächeln?“

Diese Unterhaltung war die reine Zeitverschwendung. Zeit, die er lieber mit der Frau verbracht hätte, die ihm nicht aus dem Kopf ging. „Ich bin dreiunddreißig Jahre alt, Dad“, sagte er ruhig, „und lange über das Alter hinaus, in dem ich mir von dir sagen lassen muss, was ich zu tun habe.“

„Eine Frau mit Kind, das solltest du dir gut überlegen.“

Logan hatte genug. Er straffte die Schultern und sah seinem Vater direkt in die Augen. „Was ist plötzlich in dich gefahren? Hat das etwas mit Sheila zu tun?“ Sheila war Logans Mutter, und sie hatte die Familie verlassen, als Logan sieben Jahre alt war. Es hatte viele Jahre gebraucht, bis er akzeptieren konnte, dass sie nicht zurückkommen würde.

Max schoss ihm einen düsteren Blick zu, dann drehte er sich weg und blickte wieder über den Hof und die dahinterliegenden Weiden.

„Du hast mich hierher beordert“, sagte Logan ungeduldig. „Also rede. Ich bin ganz Ohr.“

Aber Max winkte nur müde ab, ohne ihn anzusehen.

Schulterzuckend ging Logan ins Haus zurück. Als er das Büro betrat, bemerkte er Sarahs seltsamen Blick. Sie saß hinter dem Schreibtisch und sah aus, als würde sie im nächsten Moment in Tränen ausbrechen. Genauso hatte sie vorhin in der Eingangshalle ausgesehen.

Er schloss die Tür hinter sich. Falls Max noch etwas zu sagen hatte, sollte er gefälligst anklopfen. „Was ist los, Sarah?“

Ihr Laptop war aufgeklappt, und um sie herum lagen geordnete Papierstapel. Entschlossen klappte sie den Laptop zu und stand auf. „Wissen Sie was? Wir lassen das lieber. Ich kenne einen äußerst fähigen Buchhalter in Kalispell. Ich schicke Ihnen seine Nummer.“

„Sarah.“

Ohne zu antworten, packte sie ihren Laptop in die dafür vorgesehene Tasche und kam hinter dem Schreibtisch hervor. Als Logan sich ihr in den Weg stellte, hielt sie die Tasche schützend vor die Brust und sah ihn trotzig an. „Bitte lassen Sie mich vorbei.“

„Sarah, was ist los?“ Er sah sie hilflos an. „Bitte reden Sie mit mir.“

Ihre weichen Lippen zitterten. „Es ist doch … ganz offensichtlich, dass Ihr Vater mich hier nicht sehen will.“

„Aber das hat nichts mit Ihnen zu tun.“

„Klar, dass Sie das sagen.“

„Hören Sie, ich glaube, er weiß manchmal selbst nicht, was er will. Manchmal kommt er auf die unmöglichsten Ideen. Man kann ihn nicht ernst nehmen. Tatsache ist, unsere Buchhaltung muss in Ordnung gebracht werden, und das bedeutet, wir brauchen Sie.“

„Aber warum benimmt er sich mir gegenüber so unfreundlich? Glaubt er, ich wäre hinter Ihnen her? Das bin ich ganz sicher nicht. Ich habe weder Zeit noch Interesse, mir einen Mann zu angeln.“ Er stand so dicht vor ihr, dass sie zu ihm hochsehen musste. Tränen schwammen in ihren Augen. „Am allerwenigsten Sie.“

Er versuchte es mit einem Scherz. „Also, wenn Sie weiter so reden, fühle ich mich gekränkt. Ich bin sehr sensibel.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr tief in die Augen.

„Ich … oh, Logan.“ Sie wirkte vollkommen hilflos, und er sollte sie besser loslassen, aber er tat es nicht.

Langsam fasste sie sich. „Es ist so, dass ich mit Männern keine guten Erfahrungen gemacht habe und mir geschworen hatte, es ein für alle Mal zu lassen. Aber dann sind Sie aufgetaucht und … also … irgendwie gefallen Sie mir.“

„Aber das ist doch wunderbar.“

„Nein, ist es nicht. Ganz und gar nicht. Es bringt mich nur durcheinander, und das kann ich wirklich nicht gebrauchen. Ich habe schon genug um die Ohren. Ein sexy Cowboy hat mir gerade noch gefehlt.“

„Moment mal. Haben Sie sexy gesagt?“

Sie stieß einen frustrierten Seufzer aus. „Ja, aber darum geht es doch gar nicht.“

„Vielleicht nicht. Aber Sie können mir nicht verbieten, dass ich geschmeichelt bin.“ Er wollte sie küssen, sie fest in den Arm nehmen, aber sie würde ihn womöglich wegstoßen. Er wollte sie nicht noch mehr in Bedrängnis bringen.

„Es ist einfach alles zu viel für mich, können Sie das nicht verstehen?“ Sie schluchzte auf, dann rollte eine Träne aus ihrem Augenwinkel und zog eine Spur über ihre Wange.

„Sarah.“ Er ließ ihre Schultern los und wollte ihr den Laptop abnehmen, doch sie hielt ihn fest umklammert. „Es ist okay“, sagte er mit einschmeichelnder Stimme. „Lassen Sie los.“ Sie lockerte ihren Griff, sodass er das Gerät an sich nehmen und auf den Tisch legen konnte. Dann umfasste er wieder ihre Schultern. „Nicht weinen, Sarah.“

Jetzt lösten sich noch mehr Tränen. „Zu spät“, sagte sie leise.

„Ach, Sarah …“ Er nahm sie fest in den Arm, und sie ließ es zu, lehnte sich an ihn und legte die Arme um seine Taille.

Er atmete den Duft ihres seidigen Haars ein und fragte sich, warum diese Frau ihn so unwiderstehlich anzog.

Nur kurz dauerte die Umarmung, dann löste sie sich von ihm und sah ihn mit verweinten Augen an.

„Kommen Sie, setzen Sie sich.“ Sanft drückte er sie in den alten Ledersessel hinter dem Schreibtisch zurück und blickte sich nach einem Taschentuch um.

Sie schniefte. „Können Sie mir meine Tasche geben?“ Er reichte ihr die große Umhängetasche, die er auf dem Stuhl abgestellt hatte. Sie holte ein Päckchen Papiertaschentücher heraus, faltete eins auf und wischte sich über Augenwinkel und Wangen. „Ich muss schrecklich aussehen.“

Er setzte sich mit einem Bein auf die Schreibtischkante. „Nein, überhaupt nicht.“ Eine Strähne hatte sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst, und er schob sie ihr sanft hinter das Ohr. „Sie sind müde und überarbeitet. Und unglaublich süß.“

„Ja, genau.“ Sie schniefte frustriert.

Er hob die Hand wie zum Schwur. „Sie sehen entzückend aus, und das meine ich ernst.“

Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nur schlecht. Sie ließ die Schultern hängen. „Ich bin so schrecklich müde. Von der vielen Arbeit, der Sorge um meine Tochter, dem permanent schlechten Gewissen, dass ich mich nicht genug um sie kümmere. Ich schaffe das einfach nicht. Wieso ist alles so schiefgelaufen?“

„Was ist denn schiefgelaufen?“, fragte er mit sanfter Stimme. „Wollen Sie darüber reden. Ich möchte gern alles über Sie wissen.“

Sie lachte trocken auf. „Und warum?“

„Dann kann ich versuchen, Ihre Situation zu erleichtern.“ Er meinte das wirklich, das wurde ihm klar, während er es aussprach. Er wollte mit ihr zusammen sein – so lange es dauerte. Und in dieser Zeit wollte er sich um sie kümmern. Wenn sie dann auseinandergingen, sollte sie liebevoll an ihn zurückdenken können.

Langsam schüttelte sie den Kopf. „Wenn Sie weiter in mich dringen, fange ich womöglich an auszupacken und lade alles bei Ihnen ab, was in meinem Leben schiefgegangen ist. Es wird Ihnen leidtun, dass Sie gefragt haben.“

„Ganz bestimmt nicht.“

„Doch, das glaube ich. Reden wir lieber über etwas Unverfängliches.“

„Im M...

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<p>Christine Rimmers Romances sind für ihre liebenswerten, manchmal recht unkonventionellen Hauptfiguren und die spannungsgeladene Atmosphäre bekannt, die dafür sorgen, dass man ihre Bücher nicht aus der Hand legen kann. Ihr erster Liebesroman wurde 1987 veröffentlicht, und seitdem sind 35 weitere zeitgenössische Romances erschienen, die regelmäßig auf den amerikanischen Bestsellerlisten landen....
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<p>Melissa Senate schreibt auch unter dem Pseudonym Meg Maxwell, und ihre Romane wurden bereits in mehr als 25 Ländern veröffentlicht. Melissa lebt mit ihrem Teenager-Sohn, ihrem süßen Schäfermischling Flash und der spitzbübischen Schmusekatze Cleo an der Küste von Maine im Norden der USA. Besuchen Sie ihre Webseite MelissaSenate.com.</p>
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