Nur eine Nacht der Leidenschaft?

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Sheri ist schockiert: Fotos in der Klatschpresse zeigen sie und ihren sexy Boss Tristan in eindeutiger Pose. Ist sie nur ein weiterer One-Night-Stand für den französischen Medienmogul? Sheri bezweifelt, dass er es ernst mit ihr meint. Doch dann macht Tristan ihr ein pikantes Angebot …


  • Erscheinungstag 26.11.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504768
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Bonjour, Sheri. Ist die Hauspost schon bei euch eingetroffen? Ich habe dir diesmal etwas Besonderes mitgeschickt!“

Sheri Donnelly schmunzelte über Lucille Dumonts Begrüßung, sie liebte ihren Job bei der Sabina Group. Vor einem halben Jahr hatte sie ihrer Zukunft noch besorgt entgegengeblickt, als der kleine Verlag, für den sie gearbeitet hatte, von dem großen französischen Unternehmen aufgekauft worden war. Aber zu Sheris Überraschung hatte der Wechsel vor allem positive Auswirkungen mit sich gebracht.

Lucille war sozusagen Sheris Amtskollegin in der Pariser Firmenzentrale. Obwohl die beiden Frauen sich noch nie begegnet waren, stellte Sheri sich Lucille immer als eine topmodisch gekleidete Pariserin vor. Zum Teil deshalb, weil Lucille am Telefon so klang, und zum anderen, weil nach Aussage ihres Chefs, des Verlegers Tristan Sabina, Lucille ihr überhaupt nicht ähnelte – sie hatte sich einmal neugierig erkundigt, wie seine französische Assistentin denn aussehe.

„Nein, die Post ist noch nicht da. Warum?“

„Ich habe dir die neueste Ausgabe von ‚Paris Match‘ geschickt.“ Lucille war eine eifrige Leserin der Regenbogenpresse. Häufig sandte sie Sheri die französischen Zeitungen und Zeitschriften und erhielt ihrerseits gern die neuesten Klatschnachrichten aus den Vereinigten Staaten.

„Tristan mag es nicht, wenn du das tust“, erwiderte Sheri.

„Er braucht es ja nicht zu wissen. Und auf der Titelseite ist er mit einer fantastischen Frau abgebildet.“

„Das könnte mich interessieren!“ Tristan war zu einer Art Manie von ihr geworden. Es war nicht so schlimm, dass sie befürchten musste, zum Stalker zu werden, das Ganze glich eher einer unstillbaren Neugier. Sheri wollte einfach alles von ihm und über ihn wissen. Bisher hatte sie erfahren, dass er ausgesprochen anspruchsvoll war, aber auch bereitwillig Lob verteilte. Außerdem war er wahnsinnig attraktiv. Und er war Witwer.

„Dachte ich’s mir doch.“

Sheri verzog das Gesicht. War sie sogar am Telefon so leicht zu durchschauen? „Wolltest du sonst noch etwas?“

„Ja. Ich möchte mehr über die Frau erfahren. Sie ist eine blonde, amerikanische Schauspielerin. Kate oder Jennifer oder so. Weißt du, ob er mit ihr liiert ist?“

Auch noch eine Schauspielerin? Sheri war ja schon eifersüchtig auf das Mädchen aus dem Coffeeshop, mit dem Tristan jeden Morgen flirtete. Mit einer wunderhübschen blonden Schauspielerin würde sie überhaupt nicht konkurrieren können. Sheri hielt sich sozusagen für die personifizierte Schlichtheit, der es an Eleganz und Schick fehlte. Sie wusste das, war aber bisher nicht in der Lage gewesen, etwas daran zu ändern.

„Ich kenne keine Einzelheiten“, meinte Sheri und lächelte erfreut, als der Botenjunge die Hauspost auf ihren Schreibtisch legte. Jetzt war sie doch neugierig, was sich darin befand.

„Versuch doch mal etwas herauszufinden, wenn er ins Büro kommt. Diesmal sitzt schließlich du an der Quelle.“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tristan mich feuert, sobald ich anfange, über sein Privatleben zu tratschen.“

„Da haben Sie vollkommen recht.“ Die tiefe, samtweiche Stimme von Tristan Sabina ließ Sheri schuldbewusst zusammenzucken.

Sie schluckte und blickte in Tristans stahlgraue Augen. „Ich muss Schluss machen, Lucille.“ Hastig verabschiedete sie sich und legte auf, ohne den Blick von Tristan zu wenden.

Er trug sein dichtes braunes Haar etwas länger als die meisten Männer, und sein Gesicht hatte die gesunde Bräune eines Menschen, der seine Zeit am liebsten im Freien verbrachte, statt auf der Sonnenbank zu liegen. Heute Morgen trug er zu seinem maßgeschneiderten Anzug ein blau-weiß gestreiftes Oberhemd, das am Kragen offen stand. Der Anblick ihres Chefs rief in Sheri stets den Wunsch hervor, ihn verträumt anzustarren, was ihr so gar nicht ähnlich sah.

„Reden Sie schon wieder über mich?“

„Lucille und ich müssen über Sie reden“, erwiderte sie und bemühte sich angestrengt um einen kessen Tonfall, den sie normalerweise mühelos beherrschte. „Wir sind schließlich Ihre Assistentinnen.“

„Stimmt, aber das hörte sich eben nicht nach Arbeit an.“

Sie zuckte die Schultern, während sie nicht umhin konnte zu überlegen, ob er wohl tatsächlich mit einem Hollywood-Star ausging. Und seit wann? Ob es etwas Ernstes war?

„Weshalb hat Lucille Sie angerufen?“, fragte er beiläufig, während er nach dem Stapel mit seinen Nachrichten griff und sie durchzublättern begann.

„Oh, Sie wissen doch, wie sie ist. Sie glaubt immer, dass hier in New York etwas Aufregendes passiert“, meinte Sheri und blickte auf den Computermonitor. Sie hoffte, dass Tristan einfach in sein Büro ging. Denn sie brachte es nicht über sich, ihn anzuschauen und gleichzeitig anzulügen.

„Miss Donnelly?“

„Hm …?“, sagte sie, ohne aufzublicken. Ihr Bildschirm war in diesem Moment so viel faszinierender. Bitte geh, flehte sie im Stillen.

„Schauen Sie mich an.“ Sie hob gehorsam den Blick. „Was wollte Lucille wissen?“ „Das habe ich doch schon gesagt“, entgegnete sie und sah auf einen imaginären Staubfleck an seinem offenen Kragen.

„Warum sehen Sie mir dann nicht in die Augen?“, fragte Tristan mit diesem ausgeprägten, aber so verführerisch klingenden französischen Akzent.

„Weil ich Sie nicht anlügen möchte.“

„Dann lügen Sie mich nicht an.“

Sie zuckte erneut mit den Schultern. Das Letzte, worüber sie reden wollte, war sein Privatleben. Lügnerin. „Es ging um etwas, was Lucille in ‚Paris Match‘ gelesen hat.“

„Über mich und eine Frau?“

Sie nickte verlegen.

Statt etwas zu sagen, starrte er nur auf sie herab, und Sheri begann sich äußerst unbehaglich zu fühlen. Was war, wenn er ihr ansah, wie unglaublich anziehend sie ihn fand? Was war, wenn er es herausbekam und die Arbeit hier für ihn eine einzige Quälerei wurde? Was war …? Sie verscheuchte diese Gedanken und versuchte wieder professionell zu denken. „Sie haben in fünfzehn Minuten eine Konferenzschaltung mit René, und er hat gerade eine lange E-Mail geschickt, die Sie sich kurz anschauen sollten, bevor Sie mit ihm sprechen“, sagte sie und reichte Tristan die ausgedruckte E-Mail.

Einen Augenblick lang fürchtete sie, er würde ihr nicht durchgehen lassen, wie sie das Thema wieder auf die Arbeit lenkte.

„Sie haben recht, natürlich“, meinte er dann jedoch und nahm die Papiere. „Ich habe die wichtigen Themen für Sie markiert und Ihnen entsprechende Informationen dazu geschrieben.“ „Danke, Miss Donnelly. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie täte.“

Bei dem Kompliment errötete sie. „Gern geschehen.“

Sie sah ihm hinterher, als er in sein Büro ging. Am besten, sie brachte Lucille einfach um. Auch wenn ihre Kollegin natürlich nicht hatte ahnen können, dass Tristan genau in dem Moment ins Büro platzte, wenn sie über ihn sprachen, aber trotzdem …

Sie griff nach der Hauspost und schlitzte den großen Umschlag auf. Sofort fiel ihr die französische Hochglanzzeitschrift in die Hände. Auf dem Titelblatt war Tristan allein abgebildet, doch im Innenteil fand sie ein weiteres Foto – von ihm und einer blonden Schönheit. Die Paparazzi hatten keinen besonders guten Schnappschuss gemacht, trotzdem konnte man kaum übersehen, dass Tristan sehr verliebt aussah – und die Frau, die an seinem Hals hing, nicht minder. Verträumt strich Sheri mit dem Finger über die Seite, ignorierte die Schlagzeile und konzentrierte sich einzig auf Tristan.

Normalerweise bemühte sie sich während der Arbeitszeit, ihn auf keinen Fall anzustarren, das wäre einfach ungehörig gewesen, aber …

„Miss Donnelly?“

„Ja?“

„Legen Sie die Zeitschrift weg.“

Sheri erblasste, öffnete hastig die unterste Schreibtischschublade und warf die Zeitschrift hinein. „Hatten Sie einen Wunsch?“

„Ich brauche das Buch für den ‚Global Traveler‘.“

„Ja, Sir. Ich glaube, Maurice hat es in seinem Büro“, sagte sie, stand schnell auf und eilte aus dem Zimmer, bevor Tristan noch etwas sagen konnte.

Verflixt, das war ja furchtbar. Zweimal in weniger als zehn Minuten war sie dabei erwischt worden, dass sie nicht gearbeitet hatte. Das war in Tristans Augen ein Unding. Zu ihrer Ehrenrettung konnte man sagen, dass sie so etwas Ungehöriges höchst selten tat. Allerdings fürchtete Sheri, dass das keine Rolle spielte. Und wenn sie auf der Karriereleiter weiter nach oben steigen wollte, musste sie eine fristlose Kündigung tunlichst vermeiden.

Sie nahm das Buch – so nannten sie die provisorisch gebundene Ausgabe des ‚Global Traveler‘-Magazins, an der sie gerade arbeiteten – und ging schnell zurück in Tristans Büro. Er hielt gerade den Telefonhörer am Ohr und sprach mit seinem Bruder René. Die Unterhaltung wurde auf Französisch geführt, und Sheri verstand leider nur ungefähr jedes dritte Wort. Als Tristan auf das Buch wies, legte sie es ihm hin und verließ das Zimmer.

An ihren Schreibtisch zurückgekehrt, sah sie auf ihrem Instant-Messenger-Programm eine Nachricht von Lucille.

[L.Dumont] Ist Tristan reingekommen, während wir telefoniert haben?

[S.Donnelly] Ja.

[L.Dumont] Hast du ihm gesagt, worüber wir geredet haben?

Sheri überlegte, ob sie Lucille die Wahrheit sagen sollte, entschied sich dann aber, der Frage einfach auszuweichen.

[S.Donnelly] Ich kann im Moment nicht mehr schreiben.

[L.Dumont] OK. Melde dich, wenn du kannst.

[S.Donnelly] Später.

Später, dachte sie. Vorausgesetzt, sie hatte dann ihren Job noch. Sie bezweifelte zwar, dass Tristan sie entließ, nur weil sie kurz am Telefon geplaudert hatte, zumal es ein Telefonat mit Lucille gewesen war. Allerdings wusste Sheri auch, dass er nicht zögern würde, wenn sie ihm genügend Anlass gab zu glauben, sie wäre mehr an seinem Privatleben als an ihrer Arbeit interessiert.

„Brauchen Sie noch etwas, bevor ich gehe, Mr. Sabina?“, fragte Sheri um Punkt siebzehn Uhr. Nicht dass es etwas gab, wofür es sich lohnte, nach Hause zu gehen. Aber sie bemühte sich, möglichst pünktlich Feierabend zu machen, seit Tristan ihr Chef war. Sie hatte nämlich festgestellt, dass es ihr ein wenig zu gut gefiel, wenn sie und Tristan die Einzigen im Büro waren.

Tristan, der gedankenverloren aufs Telefon gestarrt hatte, schaute auf. Auf seiner Miene spiegelte sich … Verwunderung? Diesen völlig entgeisterten Gesichtsausdruck kannte Sheri gar nicht an ihm. Das Haar fiel ihm ins Gesicht, und wieder einmal stellte sie fest, wie unglaublich gut er aussah.

Er musterte sie ausgiebig, was sie noch nervöser machte. „Ja, ich hätte da tatsächlich noch etwas mit Ihnen zu besprechen – etwas, was gerade erst akut geworden ist. Bitte kommen Sie herein, und schließen Sie die Tür.“

Sheri versuchte, gelassen zu wirken, als sie ins Zimmer trat, vermutete jedoch, dass es ihr nicht gelungen war, weil Tristan sie erneut mit einem merkwürdigen Blick bedachte. Würde die Sache von heute Morgen – Lucilles Anruf und die Zeitschrift – noch einmal zur Sprache kommen?

Zögernd ging Sheri über den italienischen Marmorfußboden zu dem flauschigen Perserteppich, der vor Tristans Schreibtisch lag. Die Sabina Group war in jeder Hinsicht eine erstklassige Firma. Hier gab es keine billigen Schreibtische aus Echtholzimitat, und die Büros waren geräumig und etwas ganz anderes als die kleinen Schachteln, die anderswo als Büros ausgegeben wurden. Natürlich war Tristans Büro besonders luxuriös und ansprechend eingerichtet. Sheri nahm auf einem der ledernen Schwingstühle Platz, die für Gäste bereitstanden.

„Bevor Sie etwas sagen, möchte ich mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich heute Morgen diese französische Zeitschrift angeschaut habe. Es tut mir leid. Ich konnte nicht widerstehen, weil ich sehen wollte, wovon Lucille gesprochen hatte.“

Tristan schüttelte den Kopf. „Es besteht kein Anlass, sich zu entschuldigen. Ich glaube, ich habe ein wenig überreagiert, als ich gesehen habe, dass Sie das gelesen haben.“

„Warum?“

„Die Paparazzi folgen mir ständig überall hin. Es ist ziemlich lästig.“

Das klang regelrecht gelangweilt. Sheri vermutete jedoch, dass hinter dieser zur Schau getragenen Langeweile massive Verärgerung steckte. „Sie sind in letzter Zeit häufig in den Schlagzeilen“, meinte sie.

„Das ist in unserer Familie schon immer so gewesen. Meine Großmutter war Schauspielerin, die in ganz Europa Aufsehen erregt hat, und mein Großvater war ein bekannter Regisseur. Meine Familie zieht seit jeher immer viel Aufmerksamkeit auf sich.“

„Das tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun.“

„Nun, genau genommen gibt es da etwas, was Sie für mich tun können.“

„Ja? Was denn?“ Sie hoffte, er würde sie nicht bitten, nach Reportern Ausschau zu halten. „Ich bezweifle offen gestanden, dass die Fotografen verschwinden, wenn ich sie nur höflich darum bitte.“

„Sind Sie da ganz sicher?“ Er zog auf seine typisch arrogante Art eine Augenbraue hoch und schenkte Sheri dann ein kleines Lächeln, das in ihrem Gehirn fast einen Kurzschluss verursachte, so sexy war es.

„Vielleicht sollten Sie aufhören, ständig auf Partys zu gehen“, sagte sie, ohne nachzudenken.

Seine Mundwinkel zuckten, und er hob lässig die Schultern. „Ich fürchte, dafür ist es schon zu spät.“ Er schwieg einen Moment und rieb sich geistesabwesend den Nacken. „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten, Miss Donnelly.“

„Und der wäre?“

„Es geht um etwas Persönliches.“

„Wie persönlich?“

„Sehr.“

„Ich dachte, es wäre Ihnen wichtig, Arbeit und Privatleben streng zu trennen?“

„Nun, dies ist eine geschäftliche Privatangelegenheit. Was würden Sie von einer Reise auf die Insel Mykonos halten, für die ich sämtliche Kosten übernehme?“

Ihr stockte der Atem. „Wieso das denn?“, fragte sie entgeistert.

„Einer meiner besten Freunde heiratet dort – und zwar schon nächste Woche.“

Sie sah ihn verwirrt an. „Und ich soll an Ihrer Stelle hinfahren?“

„Nein. Sie sollen mitkommen und als Brautjungfer an der Hochzeit teilnehmen. Ich bin einer der Trauzeugen.“

Mit ihm? Du lieber Himmel. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, hätte Ja gerufen und wäre jubelnd aus dem Zimmer gelaufen, bevor er es sich anders überlegte. Vielleicht hatte er ja die wahre Sheri unter ihrer schlichten Kleidung entdeckt. Aber nein, so naiv war sie dann doch nicht. Hinter diesem Vorschlag musste sich etwas anderes verbergen als eine heimliche Zuneigung zu ihr. Denn dass Tristan sich zu ihr hingezogen fühlte und das bisher sorgsam zu zeigen vermieden hatte, war in höchstem Maße unwahrscheinlich.

„Warum gerade ich?“

„Die Braut ist Amerikanerin.“

„Sie kennen viele andere Amerikanerinnen“, erwiderte Sheri und dachte an die Schauspielerin, von der Lucille ihr am Morgen erzählt hatte.

„Der Termin ist relativ kurzfristig, und ich möchte jemanden mitnehmen, dem ich vertrauen kann. Jemand, der nicht in Christos’ Angelegenheiten und in seinem Privatleben herumschnüffeln wird.“

Das war nicht unbedingt die schmeichelhafteste Einladung, die Sheri je bekommen hatte. Es bestärkte für sie eine Tatsache, die sie bereits kannte, aber ungern akzeptierte: dass sie keine Frau für immer war. Dass die Männer weiterzogen und sie stets zurückließen. Angefangen mit ihrem Vater hatte sich dieses Muster im Laufe ihres Lebens stets wiederholt. Sheri versuchte, nicht deswegen zu grübeln und zu klagen, aber manchmal vergaß sie es und hoffte … hoffte, dass ihre kindlichen Träume von einem Märchenprinzen wahr werden würden.

Noch immer war die Versuchung, Ja zu sagen, riesengroß. „Ist Ihr Freund Christos Theakis der Bräutigam?“

„Ja. Sie wissen ja, dass wir nicht nur befreundet, sondern auch Geschäftspartner sind. Haben Sie sonst noch etwas über ihn gehört?“

„Nur was ich über Christos und den Theakis-Erben in den Zeitungen gelesen habe.“ Der griechische Reeder war vor Kurzem nach Amerika gekommen und mit einer hübschen Frau und einem kleinen Jungen fotografiert worden. Die interessierte Öffentlichkeit spekulierte wild darüber, ob der Junge, der zum Erben des riesigen Reederei-Imperiums werden sollte, sein leiblicher Sohn war.

„Was hatte die Boulevardpresse über ihn zu berichten?“

„Nicht allzu viel“, sagte sie, erschrocken über Tristans scharfen Tonfall. Vielleicht wäre es klüger, wenn sie das Thema wechselte. „Was genau stellen Sie sich denn als meine Aufgabe vor?“

Tristan stand auf und kam um seinen Schreibtisch herum. Direkt vor ihr lehnte er sich gegen das auf Hochglanz polierte Walnussholz und kreuzte die Beine lässig.

„Ich möchte, dass Sie während der Woche der Hochzeitsfeierlichkeiten meine Begleitung sind. Mein Date sozusagen. Es werden noch einige Frauen als Brautjungfern gebraucht. Die Braut, sie heißt übrigens Ava Monroe, hat eine enge Freundin, die ihre Trauzeugin sein wird, und sie und Christos haben die Trauzeugen gebeten, noch jemanden mitzubringen.“

Sheri starrte ihn eine Minute lang wortlos an, weil sie befürchtete, sich verhört zu haben. Sie schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Dann schloss sie die Augen. „Okay, haben Sie gerade ‚Date‘ gesagt?“

„Das ist richtig, ja.“

Sie riss die Augen wieder auf. „Sind Sie verrückt?“

„Vielleicht. Aber was diese Sache angeht, meine ich es durchaus ernst.“

„Sie wollen mich allen Ernstes für eine Woche mit nach Griechenland nehmen?“ Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte sie sich zurück. Sheri konnte es noch immer nicht fassen.

„Genau genommen zehn Tage. Und ich habe Christos schon gesagt, dass Sie mitkommen würden.“

„Hätten Sie mich nicht vielleicht vorher fragen sollen, bevor Sie das aller Welt verkünden?“, fragte sie pikiert, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Überraschung zu verbergen.

Wieder zog er eine Augenbraue hoch. „Entschuldigen Sie. Es blieb gar keine Zeit, um es mit Ihnen zu besprechen. Christos rief gerade an und hat mich gefragt. Er musste einen Namen ins Hochzeitsprogramm einfügen. Als meine Assistentin waren Sie die erste passende Frau, die mir einfiel.“

„Mr. Sabina …“

„Nennen Sie mich Tristan.“

Sie starrte ihn immer noch an. „Bitten Sie mich mitzukommen, weil eine Ihrer Geliebten, wenn Sie sie als Gast zu einer Trauung mitnehmen würden, zu dem Schluss kommen könnte, auch für Sie beide würden bald die Hochzeitsglocken läuten?“

Er hob etwas hilflos die Schultern.

„Machen Sie sich denn gar nichts aus einer von ihnen?“

„Ich mache mir aus allen etwas, aber darum geht es nicht. Ich habe die einzig wahre Liebe meines Lebens bereits erlebt und werde nie wieder heiraten.“

Sheri hatte von Lucille gehört, wie sehr ihr Chef seine erste Frau geliebt hatte und dass sie gestorben war. Weitere Einzelheiten kannte Sheri allerdings nicht. „Warum nicht?“

„Das ist irrelevant. Für Sie ist als Einziges von Bedeutung, dass ich Sie gern als Begleiterin mit nach Mykonos nehmen möchte. Es ist ein Angebot, Sheri“, sagte er mit seiner tiefen, erotischen Stimme. Es war das erste Mal, dass er ihren Vornamen benutzte, und das verfehlte seine Wirkung bei ihr nicht. Normalerweise redete er sie stets mit Miss Donnelly an.

„Eine Art geschäftliches Angebot?“, fragte sie nach.

„Ja, genau. Kommen Sie mit mir nach Mykonos, und im Gegenzug tue ich Ihnen einen Gefallen.“

„Was für einen Gefallen?“

„Was Sie möchten.“

Er schien sich das alles bereits gut überlegt zu haben. „Ich weiß nicht. Ich bin nicht wirklich gut darin, gesellschaftliche Kontakte zu pflegen und Smalltalk zu halten.“

„Ich werde es Ihnen beibringen. Das ist dann schon einmal ein kleiner Gefallen, den ich Ihnen tun kann.“

„Ich weiß trotzdem nicht so recht … so schnell kann ich das nicht entscheiden.“

„Es bleibt aber nicht viel Zeit. Morgen früh um acht startet mein Privatjet.“ Er richtete sich auf. „Sheri, ich brauche Sie“, sagte er drängend, kam zu ihr und legte seine Hände auf die Armlehnen ihres Stuhls. Tristan beugte sich vor, und sie schloss die Augen, als sie den köstlichen Duft seines Rasierwassers wahrnahm.

Er braucht mich. Wow, wie konnte sie da Nein sagen? Zehn Tage nur sie und Tristan … Solch eine Gelegenheit konnte sie sich nicht entgegen lassen. Vielleicht würde ihr Chef sie dann endlich einmal als Frau und nicht nur als seine Assistentin betrachten.

2. KAPITEL

Die Hochzeit seines besten Freundes war ein guter Grund zum Feiern, aber seit Ceciles Tod waren solche Feste für Tristan stets eher schmerzhaft gewesen. Trotzdem … an diesem Tag, an dem die Sonne in Griechenland strahlend schien und der Champagner in Strömen floss, waren Tristans Gedanken nicht auf die Vergangenheit gerichtet.

Je länger die Feierlichkeiten anhielten, desto mehr wurde er sich der Gegenwart seiner Assistentin Sheri bewusst. Er hatte sie eingeladen, weil er wusste, wenn er eine der sonstigen Frauenbekanntschaften zu einer Hochzeit mitgenommen hätte, wäre es unweigerlich zu unangenehmen Missverständnissen gekommen, was seine Absichten betraf.

Denn Tristan hatte nicht vor, jemals wieder vor den Altar zu treten.

Sheri dagegen hatte etwas an sich, was er überaus beruhigend und tröstlich fand. Er arbeitete gern mit ihr zusammen, und sie bot einen netten Anblick, auch wenn ihre Kleidung nicht sonderlich modisch war. Eine atemberaubende Schönheit war sie zwar nicht, aber so bescheiden, was ihr Äußeres betraf, dass es äußerst wohltuend war, sie um sich zu haben.

Heute jedoch sah sie wirklich bezaubernd aus. Das pastellfarbene Brautjungfernkleid ließ ihre Haut fast strahlen, und das dezente Make-up, zu dem jemand sie überredet haben musste, verlieh ihr eine schlichte Schönheit, die seinen Blick wie magisch anzog. Wie sie sich jetzt geschmeidig auf dem riesigen, wunderschönen Anwesen des Theakis-Clans bewegte, auf dem die Hochzeit stattfand, sah Tristan sie mit einem Mal in einem ganz neuen Licht.

„Du starrst deine Sekretärin an“, sagte Gui und trat zu Tristan.

„Tue ich das?“

Gui runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter. Graf Guillermo de Cuaron y Bautista de la Cruz war einer seiner beiden besten Freunde. Christos Theakis, der Bräutigam, war der dritte im Bunde. Sie kannten sich seit ihrer gemeinsamen Zeit in einem schweizerischen Elite-Internat – seit sie zehn waren. Drei junge Unruhestifter, die nichts weiter gemeinsam hatten, als zweitgeborene Söhne zu sein, und aus diesem Grund ohne sonderlichen Druck oder Erwartungen seitens ihrer Familien erzogen worden waren.

Mit Anfang zwanzig hatten sie mehrere Nachtklubs eröffnet, die „Seconds“. Diese Klubs befanden sich ausnahmslos in den wichtigsten Metropolen der Welt und waren Locations, auf die das Motto „sehen und gesehen werden“ zutraf wie auf wenige andere. Abend für Abend mussten die Türsteher mehr Berühmtheiten, Möchtegern-Prominente und Mitläufer abweisen, als sie einließen.

Tristan hörte den sinnlich-rauen Klang von Sheris Lachen und Lucilles vertrautes Kichern und musste unwillkürlich lächeln. Lucille, die Christos gut kannte, weil sie schon so lange für Tristan arbeitete, war ebenfalls zur Hochzeit gekommen, und die beiden Frauen hatten sich auf Anhieb bestens verstanden. Das hatte Tristan nicht weiter überrascht, denn mit Sheri kam jeder gut aus. Außerdem waren sie und Lucille ja schon vorher sozusagen Telefonfreundinnen gewesen.

Er verdrängte den Gedanken daran, warum er Sheri und nicht Lucille als seine Begleiterin zur Hochzeit eingeladen hatte.

„Du starrst sie schon wieder an … Bist du etwa dabei, ihr ins Netz zu gehen?“

„Wem soll ich ins Netz gehen?“

„Deiner Assistentin.“

„Du kennst mich doch. Sie ist hübsch und noch zu haben.“

„Und das genügt für heute Nacht“, stellte Gui trocken fest.

Tristan zuckte die Schultern. Er wollte nicht über seine Beziehungen zu Frauen sprechen. Er hatte zwei Schwestern und war mit der Liebe seines Lebens verheiratet gewesen. Wenn er ein Mann mit einem schwächeren Sexualtrieb gewesen wäre, hätte er den Rest seines Lebens enthaltsam zugebracht, denn ein Teil von ihm war zusammen mit Cecile gestorben.

Aber die unwiderstehliche Anziehungskraft des anderen Geschlechts hatte er seither einfach nicht ignorieren können. Sechs Monate nach Ceciles Tod hatte er seine Serie von kurzen, bedeutungslosen Affären begonnen. Sex war das Einzige, was er je wieder von den Frauen wollte, mit denen er sich einließ.

Was für Sheri vermutlich nicht genug war. Außerdem arbeitete sie für ihn, und das machte das Ganze noch um einiges komplizierter. Er schüttelte den Kopf und bedeutete dem Kellner, ihm noch ein Glas Wein zu bringen. Es war ein besonders guter Jahrgang, der vom französischen Weingut seiner Familie stammte.

„Tristan?“

„Hm?“

Autor

Katherine Garbera

Katherine kann sich nichts Schöneres vorstellen, als zu schreiben. Jedes Buch gibt ihr die Gelegenheit, die unterschiedlichen Verhaltensmuster der Menschen hervorzuheben. Leidenschaftliche Liebesromane zu verfassen, bedeutet für sie die Verwirklichung eines Traumes.

Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann, den sie in "Fantasyland" kennenlernte, und den beiden gemeinsamen Kindern in Florida.

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