Öffne dein Herz, Darling

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Wenn er sie zärtlich streichelt, erwacht in Claire Verlangen. Wenn er sie leidenschaftlich küsst, sehnt sie sich nach Erfüllung. Claires heiße Affäre mit dem attraktiven Tierarzt Will Jansen ist absolut perfekt! Doch dann macht sie eine Entdeckung, die sie vor eine schwere Entscheidung stellt: Sie erwartet ein Baby von Will. Und sie weiß, wenn er es erfährt, will er sie sofort heiraten. Er wird für sie und das Kind sorgen - aber wird er ihr auch sein Herz und seine Liebe schenken?


  • Erscheinungstag 18.03.2007
  • Bandnummer 1450
  • ISBN / Artikelnummer 9783862959853
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

BACCARA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24

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Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

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Anzeigen:

Kerstin von Appen

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© 2006 by Catherine Mann

Originaltitel: „Baby, I’m Your’s“

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

in der Reihe: DESIRE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA

Band 1450 (8/1) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Gabriele Braun

Fotos: Harlequin Enterprises, Schweiz

Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-985-3

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

JULIA, ROMANA, BIANCA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

www.cora.de

1. KAPITEL

„Claire, wenn du mit einem Mann ebenso ungeschickt umgehst wie mit dem Cocktailquirl, wundert es mich nicht, dass du keinen Liebhaber hast.“

Claire, die in einer ruhigen Fensternische der Restaurantküche saß, wo wie üblich viel Betrieb herrschte, schob ihrer Schwester einen Krug mit geeistem Mint Julep zu, nachdem sie den Quirl lächelnd aus der Hand gelegt hatte. „Du scheinst dich ja auszukennen.“

„Ich bekenne mich schuldig“, erwiderte Starr, während sie den Krug entgegennahm und ihn mit frischen Minzeblättchen dekorierte.

Sie war nicht Claires leibliche Schwester, sondern mit ihr und einem Waisenmädchen namens Ashley bei derselben Pflegemutter aufgewachsen. Jetzt waren alle drei erwachsen und liebten sich wie Schwestern.

Claire betrachtete ihre Kräutertöpfe auf der breiten Fensterbank, um sich ein wenig abzulenken. Am liebsten hätte sie erzählt, dass sie sich vor dreieinhalb Monaten mit einem Mann im Bett ausgesprochen geschickt angestellt hatte und ihr eine bleibende Erinnerung an dieses leidenschaftliche Wochenende im Januar beschert war.

Mit leicht zittrigen Händen pflückte sie von der Petersilie ein paar Stengel ab. „Ich habe keine Zeit für ein Liebesleben.“

Besonders heute hatte sie viel Arbeit. Neben dem Samstagslunch im „Beachcombers Bar and Grill“, der eine Menge Gäste anlockte, musste sie auch die Catering-Aufträge der kommenden Woche vorbereiten. Selbst mithilfe ihrer beiden Schwestern, mit denen zusammen Claire das Restaurant betrieb, war das jetzt schon schwierig. Und wenn das Baby erst da wäre, würde sie natürlich noch viel mehr zu tun haben. Aber das behielt sie im Moment lieber für sich.

Zuerst musste sie den Vater ihres Babys einweihen.

Claire hatte sich fest vorgenommen, es ihm im Laufe der nächsten Woche zu sagen. Bisher hatte sie aus praktischen Gründen geschwiegen. Nur aus praktischen Gründen? Ja, ich bin eben vernünftig und pragmatisch veranlagt, sagte sie sich.

Ein einziges Mal war sie unvernünftig gewesen. Aber das hatte gereicht, um sie in die gleiche Lage wie damals ihre unverheiratete Mutter zu bringen. Zum Glück war Claire im Gegensatz zu ihrer Mutter aber nicht mittellos. Sie würde für ihr Kind sehr gut selbst sorgen können.

Starr rollte mit atemberaubender Geschwindigkeit Silberbestecke in Servietten ein, während sie zur beschwingten Musik vom Band die Hüften schwang. „Wer hat denn von Liebe gesprochen? Ich meine nur, dass du etwas mehr ausgehen solltest, dich ab und zu mit einem netten Mann verabreden. Versuch doch mal, in deinem perfekt geplanten Tag ein bisschen Zeit für Vergnügen freizuhalten.“

Claire beobachtete den wippenden Pferdeschwanz ihrer Schwester, aus dem sich einige besonders widerspenstige Strähnen befreit hatten. Selbst Starrs schwarze Lockenpracht schien wie die ganze Frau vor Energie zu strotzen. Claire dagegen fühlte sich ziemlich ausgelaugt. Aber sie riss sich zusammen und konterte: „Meine Arbeit macht mir Vergnügen.“

Fast hätte sie ihre Hand unbewusst auf ihren Bauch gelegt, hielt jedoch im letzten Moment inne und sah rasch zu ihrer jüngeren Schwester hinüber. Hoffentlich hatte Starr nichts gemerkt. Normalerweise entging ihr nichts. Das kam noch von ihrer Zeit, als sie auf der Straße gelebt hatte.

Dann warf Claire einen sehnsüchtigen Blick zu der Schwingtür. Wenn sie doch nur der feuchtwarmen Küche entfliehen könnte! Aber sie würde es hier noch mindestens eine Stunde aushalten müssen, weil Will Jansen sich im Restaurant zum Lunch niedergelassen hatte.

„Arbeit“, bemerkte Starr verächtlich, „Arbeit lässt dein Gesicht nicht strahlen und schenkt dir nicht dieses wunderbare Prickeln auf der Haut, das dich bei einem Kuss überkommt.“

Ich darf nicht an Will denken, schoss es Claire durch den Kopf, an Wills Küsse. Und schon gar nicht wollte sie daran denken, wie sich sein muskulöser Körper unter ihren Händen angefühlt hatte oder wie leidenschaftlich und doch so zärtlich Will sie geliebt hatte.

Herrje, meine Hormone spielen wieder verrückt.

Claire schnitt etwas Schnittlauch ab, wusch ihn unter fließendem Wasser und hackte ihn auf einem großen Holzbrett. „Ich finde Kochen entspannend. Gestern Abend bei dem Regen zum Beispiel habe ich es richtig genossen, den Kuchen für die Babyparty zu dekorieren.“ Dass sie zwischendurch eingeschlafen war, erwähnte sie lieber nicht.

Claire fuhr emsig fort, den Schnittlauch zu hacken. Die viele Arbeit beruhigte sie, und das brauchte sie jetzt. Denn gleich nebenan im Restaurant saß der Mann, der sie total aus dem Gleichgewicht brachte. Dabei zog sie ein ruhiges Leben vor, besonders in ihrem derzeitigen Zustand. Selbst wenn sie scharf kalkulieren musste, bot ihr das Restaurant immer noch mehr Halt als ein attraktiver, breitschultriger Mann, der ihre Hormone Achterbahn fahren ließ.

Es gab noch einen Grund, warum Claire bisher niemandem von dem Baby erzählt hatte. Seit einiger Zeit wurden sie im Restaurant vom Pech verfolgt. Claire wollte vermeiden, dass ihre Schwangerschaft als eine weitere Panne betrachtet würde, etwa wie das plötzlich undichte Dach oder die geplatzten Wasserrohre. Vor Kurzem hatte sich auf der Treppe zur vorderen Veranda eine Stufe als gefährlich morsch erwiesen, obwohl Claire geschworen hätte, dass das Holz in einwandfreiem Zustand war. All das hatte kostspielige Reparaturen erfordert, die sie sich kaum leisten konnten.

Manchmal fragte Claire sich insgeheim, ob jemand absichtlich versuchte, das Restaurant zu ruinieren – vielleicht, um an die schöne alte Villa zu kommen?

Aber sie würde das Haus niemals in fremde Hände geben. Diese stilvolle Anwesen mit dem Charme des vergangenen Jahrhunderts war ihr erstes und einziges richtige Zuhause.

Ihre leibliche Mutter hatte mit Claire von einem billigen Apartment zum anderen ziehen müssen, manchmal sogar ins Obdachlosenasyl. Dabei hatte Tina McDermott nach besten Kräften für ihre kleine Tochter gesorgt. Aber das war für eine Siebzehnjährige, die ihre Eltern vor dem Schulabschluss aus dem Haus geworfen hatten, nicht leicht gewesen.

So hatte das Sozialamt Claire im Alter von acht Jahren der Mutter weggenommen, nachdem herausgekommen war, dass Tina ihr Kind nachts allein ließ, um in einer Tankstelle zu arbeiten.

Claire wurde in die Obhut einer wunderbaren älteren Dame gegeben, die zwar wenig vermögend, aber umso herzlicher war und ihre große Villa gern mit sechs Pflegetöchtern teilte. Viele Mädchen blieben nur so lange, bis sie in geeignete Adoptivfamilien vermittelt werden konnten. Aber Starr, Ashley und Claire hatten das große Glück, bei ihrer geliebten Tante Libby aufwachsen zu dürfen.

Vor zwei Jahren etwa war Tante Libby gestorben und hatte ihre Villa den dreien vermacht. Es war schon immer ein Traum der Schwestern gewesen, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Was ihnen lange Zeit unerreichbar schien, hatten sie nun auf einmal verwirklichen können.

Starr übergab den Korb mit den eingerollten Bestecken einem Hilfskellner und wandte sich wieder an Claire. „Entschuldige, wenn ich heute etwas hartnäckig bin. Aber ich mache mir Sorgen, weil du diese vielen Catering-Aufträge angenommen hast. Sei mir nicht böse, wenn ich dir ganz offen sage, dass du furchtbar fertig aussiehst.“

„Natürlich bin ich dir nicht böse. Aber wer sieht schon gut aus, wenn es so hektisch wie heute Mittag zugeht?“ Claire hackte ihre Kräuter noch flinker.

Die Küche mit den hohen Altbaudecken hallte wider vom Klappern der Töpfe, dem Klirren des Geschirrs und den Rufen der Kellner, die ihre Bestellungen meldeten. Auch ein Krug Eistee nach Claires Spezialrezept wurde verlangt.

Will trinkt meinen Eistee literweise. Warum kann ich diesen Kerl nicht mal für zehn Minuten vergessen? dachte sie ärgerlich. Aber das war nicht einfach mit dem „Andenken“ von ihm im Bauch, zumal ihr Magen jetzt morgens immer revoltierte. Auf die Übelkeit am Morgen folgte fast nahtlos das Unwohlsein am Nachmittag, sicher auch hervorgerufen durch zu wenig Schlaf und die heißen, würzigen Dämpfe der Muschelsuppe, die in einem riesigen Fünfziglitertopf zubereitet wurde. Kein Wunder also, dass sie, Claire, gestresst und schlecht aussah, denn sie fühlte sich auch so.

Plötzlich ertönte das laute Klirren von zerbrechendem Geschirr.

Die abergläubische Starr griff hastig nach einem Salzstreuer, während Claire zur schwingenden Küchentür lief. Claire musste etwas tun, bevor der neue Kellner noch ihr gesamtes Geschirr zerschlug. Aber dabei durfte sie nicht in Wills Blickfeld geraten. Obwohl er keinen besonderen Grund haben dürfte, nach ihr Ausschau zu halten. Denn einen Monat nach ihrem Besuch auf seiner Jacht hatte sie ihm versichert, sie sei nicht schwanger. Das hatte sie zunächst auch wirklich angenommen.

Aber irgendwann war sie wegen der ständigen Übelkeit zum Arzt gegangen. Nachdem sie erfahren hatte, dass sie nicht an einer Magengrippe litt, sah sie die Welt mit anderen Augen. Sie betrachtete ihre Schwangerschaft weder als Missgeschick noch als eine Last, sondern freute sich auf ihr Baby.

„Bitte sag Ashley gleich Bescheid, dass wir hier ihre Hilfe brauchen, sobald sie Zeit hat!“, rief Claire ihrer Schwester Starr über die Schulter zu. Ihre kleine Schwester studierte zwar noch nebenbei, aber sie würde nicht am Schreibtisch hocken bleiben, wenn das Restaurant Kopf stand.

Sich hinter einem Hilfskellner versteckend, versuchte Claire die Tische zu überblicken. Ja, Will saß wie immer an Tisch Nummer acht ganz hinten in der Ecke und würde sie im vorderen Bereich gar nicht bemerken.

Sie wollte gerade ein frisches Tischtuch holen, da wäre sie fast über einen Berg von zerbrochenen Tellern, Zucchinitalern und gebratenen Poulardenbrüstchen gestolpert. Der neue Kellner, mit einem zerdrückten Maistörtchen in der Hand, schaute sie völlig überwältigt an. „Tisch Nummer acht“, stammelte er, „will dringend bestellen. Bitte übernehmen Sie das.“

Ach je, die Pechsträhne geht also weiter, dachte Claire verzweifelt. Es hatte nichts genutzt, dass Starr sich Salz über die Schulter geschüttet hatte.

„Bitte gib mir doch noch mal die Karte“, bat Will seinen Schwager, um sich abzulenken. Er fragte sich, wie oft er noch hierher zum Lunch kommen müsste, ehe Claire mit ihm sprechen würde, von Angesicht zu Angesicht – nicht wie in ihrer knappen E-Mail.

Kein Grund zur Sorge. Du bist aus dem Schneider, Will. Ich bin nicht schwanger.

Großartig, sein Singleleben auf der Segeljacht, das sich angenehm von seiner früheren Leben in North Dakota unterschied, konnte weitergehen. Ich bin vollkommen frei, hatte er sich erleichtert gesagt, aber schon bald hatte er diese Tatsache bedauert. Er vermisste Claire sehr und fühlte sich oft einsam ohne sie. Es gab jetzt zwei Menschen, nach denen er sich sehnte.

Während Will seinen trüben Gedanken nachhing, passierte es. Claire, die Chefin des zurzeit beliebtesten Restaurants von Charleston, ging an den vollbesetzten Tischen vorbei direkt auf ihn zu.

Sie gefiel ihm in ihrem sportlichen Jeanskleid, über das sie eine blütenweiße Schürze gebunden hatte. Der Luftzug der laufenden Deckenventilatoren hatte eine kleine Strähne aus ihrem aufgesteckten haselnussbraunen Haar in ihre Stirn geweht.

Plötzlich wurde Will klar, dass Claire die Einzige war, die ihn von seiner Trauer ablenken konnte. Aber er hatte alles vermasselt, weil er mit ihr geschlafen hatte. Denn nun waren sie mehr als nur Freunde, und alles war jetzt viel komplizierter. Will hatte große Angst davor, eine neue feste Bindung einzugehen.

Claire blieb dicht vor ihm stehen. Als ihr Kleid ganz leicht sein Bein streifte, überkam ihn auf einmal heißes Verlangen nach ihr. Zum Glück merkte dank der langen Tischdecke niemand etwas davon.

„Willkommen im Beachcombers Grill! Was darf ich euch heute bringen?“

Es klang nicht unfreundlich, aber Claires routinierter geschäftsmäßiger Ton ließ jede Hoffnung in Will sterben. Als sie ihn mit ihren mandelförmigen braunen Augen anschaute, erwiderte er ihren Blick bewusst gleichgültig.

Sie nahm nun geschäftig Block und Bleistift aus ihrer Schürzentasche. „Unsere Tagesangebote sind Katzenwels mit Maisfüllung oder Poulardenbrüstchen auf Zucchinitalern und als Dessert Pecannusskuchen im Schokoladenmantel.“

Will interessierte sich herzlich wenig für das Menü. Wenn wir doch wenigstens wieder Freunde sein könnten so wie früher, dachte er bedrückt. Er vermisste die Unterhaltungen mit Claire am späten Abend, wenn sie das Restaurant für den Tag geschlossen hatte und mit ihm Eistee trank. Sie hatte ihn immer aufgemuntert, und danach konnte er die Einsamkeit auf seinem Boot etwas besser ertragen.

Jetzt reiß dich doch zusammen und bestell schon, alter Junge, ermahnte er sich im Stillen. „Ich nehme den Fisch, Claire.“

Sie nickte kurz und wandte sich an seinen Schwager, Bo Rokowsky. Will war so froh, dass seine Schwester Paige diesen großartigen Burschen gefunden hatte, nachdem ihre erste Ehe in einem Fiasko geendet hatte. Aber er bewunderte auch den Mut seiner Schwester, so schnell einen zweiten Versuch zu wagen.

Während Claire seinem Schwager weitere Spezialitäten des Hauses nannte, beobachtete Will sie verstohlen. Er fragte sich, warum er sich das antat, immer wieder in ihrem Restaurant aufzutauchen, damit sie sich wieder näherkamen. Es schien zwecklos zu sein. Ebenso hätte er versuchen können, mit den ausgestopften Fischen über der Eingangstür zu reden.

Frauen mit so viel Charme und weiblicher Ausstrahlung wie Claire McDermott wollten auf die Dauer keinen Typen wie ihn in ihrem Leben oder ihrem Himmelbett. Sie suchten einen Mann, mit dem sie eine Familie gründen und bis ans Ende ihrer Tage glücklich sein konnten. Will hatte ja selbst einmal davon geträumt. Er war sogar davon überzeugt gewesen, dass seine Ehe mit Sonya eine solide Basis hatte. Aber dann war alles wie ein Kartenhaus zusammengestürzt, gerade als sie einander am meisten gebraucht hätten.

Seine Gedanken wanderten jetzt wieder zu dem anderen Menschen, den er schmerzlich vermisste. Nur fünf Sekunden hatte er seine Tochter Emma am Fluss aus den Augen gelassen, um einen neuen Köder am Angelhaken zu befestigen. Da waren noch eine Menge anderer Väter mit ihren Kindern am Flussufer. Aber die hatten auch nicht mehr helfen können. Ein Strudel in dem sonst so seichten Wasser hatte die kleine Emma erbarmungslos mit sich gerissen und in die Tiefe gezogen.

Nein, Heim und Familie, auf diese Karte würde er nicht mehr setzen. Er ging auf die vierzig zu und wollte lieber Junggeselle bleiben. Seine Arbeit in der Tierklinik war interessant und lenkte ihn ab. Wenn er manchmal doch noch Lust auf die Vaterrolle hatte, so gab es seine kleine Nichte, um die er sich kümmern konnte.

Plötzlich riss das Gedudel eines Handys Will aus seinen Gedanken. Er beobachtete amüsiert, wie mindestens ein Dutzend Gäste im Lokal in ihre Taschen griffen. Es stellte sich jedoch heraus, dass Bo der Glückliche war. Er schaute auf das Display. „Es ist Paige. Ich werde nach draußen gehen.“ Er klopfte Will auf die Schulter. „Bestell mir einfach auch etwas.“

„Wenn du meinst“, antwortete Will zerstreut.

Bos Essen war ihm völlig egal. Wenn es ihm nur gelänge, mit Claire über ihre Beziehung zu sprechen. Ihm fiel überhaupt nichts ein, um ein Gespräch zu beginnen, und Claire schwieg ebenso. Es war umso peinlicher, als die Leute an den Tischen um sie herum sich offensichtlich alle sehr viel zu erzählen hatten.

Während der Deckenventilator über ihrem Kopf summte, kritzelte Claire abwartend eine Ecke ihres Notizblocks voll. Irgendwann ergriff sie aber doch die Initiative, steckte den Block weg und lächelte Will zu. „Kannst du dir eine noch peinlichere Situation vorstellen?“

Erleichtert fing er an zu lachen. „Nur wenn unsere beiden Familien dazukämen.“ Er musste an ihre beiden Schwestern denken, die immer sehr um sie besorgt waren.

„Starr ist hinten in der Küche, und Bo kann jede Minute zurückkommen. Mich stört das nicht.“

Mit über der Brust verschränkten Armen wippte Will auf seinem Stuhl. „Du hast recht, so schlimm ist es gar nicht.“

Als Claire ihm zunickte, fühlte er sich zuversichtlicher. „Wie ist es dir so ergangen?“, fragte er sie.

„Du weißt ja, ich habe immer ziemlich viel zu tun.“ Sie zupfte an ihrer Schürze, die auf der Brusttasche die Aufschrift Beachcombers trug mit winzigen gestickten Muscheln und Fußstapfen darunter.

Will warf verstohlen einen Blick auf Claires Brüste, die ihm heute größer vorkamen, als er sie in Erinnerung hatte. Auf einmal wurde ihm der Mund trocken, und er nahm einen Schluck von seinem Eistee. Entweder sprechen wir uns aus, oder ich muss meine Jacht in einen anderen Hafen verlegen, ging es ihm durch den Kopf.

Dabei fand er die Lösung, vis-à-vis von Claires Restaurant auf seiner Jacht zu wohnen, ideal. Nachdem er seine Tierarztpraxis und das Haus seiner Eltern in North Dakota verkauft hatte, war er seiner Schwester nach Charleston gefolgt, die einen Piloten der Luftwaffe geheiratet hatte.

Dank bester Empfehlungen hatte Will auch sofort eine Anstellung in der größten Tierklinik der Stadt gefunden. So hatte er ein sicheres Einkommen, fühlte sich aber dennoch frei und ungebunden, weil er am Wochenende jederzeit die Anker lichten konnte, wenn ihn zu viele Erinnerungen quälten. Auf jeden Fall war es eine bessere Methode, als seinen Kummer in Alkohol zu ertränken, wie er es in North Dakota versucht hatte.

Aber vor dreieinhalb Monaten, ausgerechnet an dem Tag, an dem sein Töchterchen neun Jahre alt geworden wäre, war etwas geschehen, das sein Leben verändert hatte. Er hatte mit Claire geschlafen, und es war überwältigend gewesen.

Angefangen hatte es in ihrem Lokal. Als alle anderen Gäste gegangen waren, hatten Claire und er Eistee miteinander getrunken und geredet. Nach dem dritten Glas hatte er seinen Arm um sie gelegt, und sie hatten sich leidenschaftlich geküsst.

Je länger er daran dachte, desto klarer wurde ihm, dass sie sich aussprechen mussten. Da sie sich aber nicht mehr privat mit ihm treffen wollte, musste es eben gleich hier in ihrem Lokal sein. „Claire, warum setzt du dich nicht zu mir, bis Bo zurückkommt? Du siehst müde aus.“

So fühlte sie sich auch, war jedoch zu stolz, ihm das einzugestehen. „Das hört sich nicht gerade nach einem Kompliment an.“ Dann war sie aber doch froh, dass sie sich zu ihm setzen und ein wenig ausruhen konnte.

„Selbst wenn du hundemüde bist, stellst du andere Frauen noch in den Schatten.“

„Du bist charmant wie immer“, erwiderte Claire und begann, das Körbchen mit den Zuckertütchen und dem Süßstoff auf dem Tisch zu ordnen. Die rosa Tütchen kamen auf die eine, die weißen auf die andere Seite.

„Es ist aber wahr.“ Will erinnerte sich, wie zärtlich Claire ihn gestreichelt hatte.

Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und rückte noch einmal alles zurecht. „Weißt du, im Moment ist es hier etwas hektisch. Wir haben nicht genug Leute, gerade jetzt, wo die Hochzeit ansteht.“ Er spitzte die Ohren. „Was für eine Hochzeit?“

„Keine Angst, ich richte keine Hochzeitsfeier aus, das wäre eine Nummer zu groß. Es geht um ein Dinner nach der Generalprobe für die Trauung, zu dem sich am Vorabend der Hochzeit ein kleinerer Kreis von Gästen trifft“, stellte sie richtig. „Davor liegen für mich noch drei andere Partys.“

„Findest du das nicht ein bisschen viel?“

„Diese Feiern bedeuten zusätzlichen Umsatz, den ich gut gebrauchen kann.“ Sie legte die Hände vor sich auf den Tisch.

Als Will eine Brandwunde an ihrem Zeigefinger entdeckte, weckte das seinen Beschützerinstinkt. Er hätte Claire gern geholfen, wusste jedoch genau, dass sie viel zu sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht war und es nie zulassen würde. Außerdem hatte sie ja noch ihre Schwestern, und früher oder später würde sie bestimmt auch eine männliche Schulter zum Anlehnen haben. Ja, Claire braucht einen Mann, der sie heiratet, dachte Will, dann kann sie ihre eigene Hochzeit planen.

Er würde nicht der Bräutigam sein, das stand für ihn fest. Aber darüber wollte er jetzt nicht weiter nachdenken, sonst würde er es noch bedauern.

Also wickelte er schon einmal sein Besteck aus der Serviette und setzte sein Gute-Laune-Lächeln auf. „Bei deinem Organisationstalent bin ich sicher, dass alles klappen wird.“ Er legte sich die Serviette auf den Schoß. „Ach, das hätte ich fast vergessen, Bo möchte gerne die Poulardenbrüstchen.“

„In Ordnung, ich sage Starr in der Küche Bescheid.“

In diesem Moment räusperte sich jemand hinter Wills Rücken. Will wusste nicht, ob er sich freuen sollte, dass sein Schwager zurück war.

Bo schaute die beiden fast misstrauisch an. „Nein, bitte keine Poularde. Mein Arzt sagt, ich soll weniger Fleisch essen. Warten Sie doch bitte, ich schau noch einmal in die Karte.“

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