Pikantes Wiedersehen mit dem Kronprinzen

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Leidenschaft auf den ersten Blick! Kronprinz Giovanni sollte das Verlangen nach der bezaubernden Hailey ignorieren. Er verbringt doch nur ein paar Tage in Manhattan, um die Vorbereitungen der Hochzeit seines besten Freundes zu begleiten. Doch entgegen jeder Vernunft verbringt er mit der bescheidenen Floristin eine berauschende Nacht. Danach der Abschied für immer? Aber als sie sich zwei Monate später wiedersehen, hat Hailey eine unerhörte Weihnachtsüberraschung für ihn! Ihre Nacht hatte süße Folgen – für sie, für ihn und für den Thron von Adria …


  • Erscheinungstag 15.11.2022
  • Bandnummer 232022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751510097
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Hätte ihm jemand prophezeit, dass er sich als Trauzeuge seines alten Studienfreundes keine Stunde nach der Landung des Privatjets in New York in einem eiskalten Floristik-Studio wiederfinden würde, hätte Gio vielleicht gar nicht erst zugesagt.

Er unterdrückte ein Gähnen, worauf er einen undefinierbaren Blick der Floristin einfing, und folgte seinem Freund Sebastian, dessen Verlobter Ivy und ihrer Hochzeitsplanerin Alexandra Harris in eine Art Atelier, das erst recht einem Eiskeller glich. Hier sollten sie Vorschläge für die Blumenarrangements begutachten. Ein flüchtiger Blick auf die floralen Kreationen, und Gio war wider Willen beeindruckt.

Obwohl er so gut wie nichts über Blumen wusste, erschienen ihm die Gestecke wie wahre Kunstwerke und konnten seiner Meinung nach durchaus mit floralen Ölgemälden niederländischer Meister konkurrieren, wie sie die Wände des Palastes in Adria zierten.

Das Brautpaar wirkte mindestens so angetan wie er, was ihn für die beiden freute. Während sich Ivy und Sebastian mit der Floristin unterhielten, versuchte er nochmals, wenigstens einen kurzen Blickkontakt herzustellen, doch sie konzentrierte sich völlig auf seine Freunde, was ihm Gelegenheit gab, die etwas spröde wirkende Lady genauer unter die Lupe zu nehmen.

Sie war hübsch, mindestens einen Kopf kleiner als er, mit einem kastanienbraunen Bob, kecken Fransen, die ihr in die Stirn fielen, und einem spitzen, eigenwilligen Kinn. Trotz der zierlichen Figur hatte sie weibliche Rundungen und Kurven, die seinen Körper in verlangende Erregung versetzten.

Faszinierend …

Gio versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Hailey Thomas sagte, doch gegen die Auswirkungen seines Jetlags war es ein verlorener Kampf. Zugleich wurde er sich seines eigenen Aussehens bewusst: dem hastig übergestreiften Hemd, zerknittert vom Überseeflug in seiner Reisetasche, dem dunklen Bartschatten, der in den letzten achtundvierzig Stunden zum wahren Stoppelfeld mutiert war. Die Zeitdifferenz zwischen New York und Adria führte dazu, dass er zunächst die halbe Nacht wachgelegen und dann verschlafen hatte, sodass er es gerade noch geschafft hatte, rasch unter die Dusche zu springen, während Sebastian bereits wie ein Wilder an seine Tür gehämmert hatte.

Sein Studien-Buddy hatte darauf bestanden, ihn als Trauzeugen zu jeder einzelnen Station mitzuschleppen, damit er über alles informiert war und am Tag der Hochzeit im Notfall einspringen konnte, falls es Probleme geben sollte.

Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, dass die Vorbereitungen so umfangreich, kompliziert und vielschichtig waren. Aber falls tatsächlich etwas aus dem Ruder lief, war es keine Frage, dass ein Kronprinz bestmögliche Ergebnisse erzielen würde, sollte er auch nur höflich nachfragen …

Seine Mutter wäre absolut entsetzt, wenn sie ihn jetzt sähe und hätte zweifellos Unmengen weiser Ratschläge parat, wie sich der Thronerbe eines kleinen mediterranen Königreiches auf der großen Weltbühne darzustellen und zu benehmen hatte. Problematisch und eine Tortur für alle Beteiligten war nur, dass ihn genau diese leidige Angewohnheit der Königin von Adria dazu trieb, sich noch stärker wie ein rebellischer Teenager aufzuführen, nur um … Ja, warum eigentlich?

Schließlich hatte er nicht darum gebeten, als Kronprinz auf die Welt zu kommen. Wer würde sich auch schon freiwillig dafür entscheiden, vom Tag der Geburt an fremdbestimmt zu leben, egal, ob es darum ging, was man tat, wie man sich kleidete oder wen man irgendwann heiratete.

Ein Blick auf Ivy und Sebastian verriet, dass die beiden sich freiwillig füreinander entschieden hatten und es offenkundig kaum abwarten konnten, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen. Sie glühten förmlich vor Liebe und Vorfreude auf ihren großen Tag, obwohl die Hochzeit erst in gut zwei Monaten stattfinden sollte. Wahrscheinlich gab es keinen größeren Kontrast als den verliebten Blick, den die beiden gerade wieder tauschten, zu der hochmütigen Feierlichkeit, die seine Eltern auf ihrem offiziellen Hochzeitsfoto ausstrahlten.

Was sie verband, war kein Match made in Heaven, sondern eine Art geschäftliches Arrangement, getroffen von beiden königlichen Familien.

Was für eine angsteinflößende Perspektive für seine eigene Zukunft …

Gio versuchte, die Bedrückung abzuschütteln, die ihn zu überwältigen drohte. Zum Glück war es ihm bisher gelungen, alle Winks und versteckten Kuppeleiversuche seiner Eltern zu umgehen. Natürlich war keiner von ihnen glücklich über die unausgesprochenen Differenzen, was ihre unterschiedlichen Zukunftsvisionen betraf. Doch Gio hoffte, dass seine Eltern ihrem Erstgeborenen eingedenk ihres eigenen Schicksals noch so lange wie möglich seine Freiheit gönnten.

Aber diese Kulanz würde nicht ewig währen.

Da eine freie Partnerwahl in seinem Fall keine Option war, konnte er nur hoffen, dass die Glückliche, wie seine Mutter seine zukünftige Frau gern nannte, ihn nicht irgendwann verachtete, so wie seine Eltern es inzwischen miteinander hielten.

Gio schauderte unwillkürlich und konzentrierte sich lieber wieder auf die verführerische Floristin. Ob sie eine Kandidatin wäre, wenn er die freie Wahl hätte? Er versuchte, sich eine selbst gewählte Zukunft vorzustellen.

Was will ich? Wen will ich?

Es war sinnlos. Zu lange hatte er darum gerungen zu akzeptieren, dass seine Zukunft vorherbestimmt war.

Jetlag, zu wenig Schlaf und zu schwere Gedanken forderten ihren Tribut, und Gio gelang es nicht, ein erneutes Gähnen zu unterdrücken, was unweigerlich die Aufmerksamkeit aller auf ihn lenkte.

„Oh, langweilen wir Sie vielleicht, oder halten wir Sie gar von Ihrer wohlverdienten Nachtruhe ab?“, fragte die Floristin mit erhobenen Brauen.

Wenn er ihren Gesichtsausdruck richtig interpretierte, war sie absolut nicht erbaut darüber, dass er mit seiner demonstrativen Müdigkeit das möglicherweise wichtigste Business-Meeting ihrer Karriere ruinierte.

„Ich bin untröstlich, Miss …?“

„Mrs.“, korrigierte sie ihn kühl. „Thomas … Hailey Thomas.“

„Ich bitte um Verzeihung, Mrs. Thomas. Die Schuld liegt allein bei mir und dem unvermeidlichen Jetlag. Keinesfalls aber an Ihren entzückenden …“ Er schaute um sich und machte eine ausholende Geste. „Ihren floralen Kreationen.“

Er hatte einen Augenblick nachdenken müssen, um die richtige Bezeichnung zu finden, obwohl er seit dem elften Lebensjahr ein englisches Elite-Internat besucht hatte. Was ihn beeinträchtigte und irritierte, war einfach Müdigkeit und hatte nichts mit Mrs. Thomas zu tun.

„Sie sind also ein Fan meiner Arbeit?“, hakte sie mit zuckenden Mundwinkeln nach.

Plötzlich war Gio hellwach. Die Frau hatte offensichtlich Humor. Na, das war doch mal eine interessante Entwicklung. Denn noch unwiderstehlicher als ihre körperlichen Reize fand er das herausfordernde Blitzen in den smaragdgrünen Augen, mit dem sie ihn einzuladen schien, auf ihre kaum verhohlene Aufforderung einzugehen.

„Sie sind wirklich sehr schön“, sagte er, ohne den Blickkontakt abzubrechen.

„Vielen Dank.“ Damit wandte sie sich wieder Ivy, Sebastian und Alexandra zu, und Gio fühlte sich entlassen und hielt sich bewusst im Hintergrund, allerdings ohne Hailey Thomas auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Theoretisch hätte er sich jetzt zurückziehen können, um den mangelnden Schlaf nachzuholen, oder sich an den lateinischen Pflanzennamen ergötzen, die so flüssig über ihre perfekt geformten Lippen kamen.

„Mrs. Thomas …“, platzte er lauter als beabsichtigt heraus, worauf sich alle zu ihm umdrehten, und die Angesprochene fragend eine fein geschwungene Braue hob. „Erlauben Sie mir, Sie als Entschuldigung für meine ungeschliffenen Manieren zum Dinner einzuladen?“

Sie starrte ihn einen Augenblick wortlos an, dann wanderte auch die andere Braue nach oben. „Möchten Sie nicht lieber ins Bett gehen?“

Erst in der ebenso verblüfften wie angespannten Stille um sich herum realisierte Hailey, was sie gerade gesagt hatte.

„Nun, daran gedacht habe ich schon“, murmelte Adrias Kronprinz gedehnt.

„Gio!“, kam es tadelnd von Sebastian.

„Ich … ich meinte doch nur …“, stammelte Hailey und presste beide Hände gegen ihre flammenden Wangen. „Wegen des Jetlags … und weil Sie gegähnt haben. Aber danke für die Einladung“, fügte sie eher frostig hinzu, schloss ihr Notebook und wandte sich an das Brautpaar und Alexandra. „Miss Jenkins, Mr. Davis, es war mir ein Vergnügen. Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie weitere Fragen haben. Miss Harris, wir bleiben in Kontakt. Ansonsten sehe ich Sie kurz vor dem großen Tag.“

Langsam drehte sie sich um. „Mr. … Eure Königliche Hoheit …“

„Gio“, sagte er schnell. „Für meine Freunde einfach Gio.“

„Okay, Gio …“, nickte sie zustimmend. „Treffen wir uns dann um zwanzig Uhr in der Lobby Ihres Hotels?“

„Ich werde Sie im Ritz-Carlton erwarten, voller Ungeduld.“

Das quittierte Hailey erneut mit einem knappen Nicken, bevor sie aus dem Atelier fegte, ohne sich um die anderen Anwesenden zu kümmern. Die Brautleute schauten erst sich, dann den Kronprinzen stumm an, der völlig abwesend erschien.

Möglicherweise lag es daran, dass er geblendet, fasziniert und vielleicht sogar verliebt war …

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Und warum habe ich überhaupt zugestimmt?

Dinner mit einem Prinzen! Noch dazu in aller Öffentlichkeit!

Denn sich mit ihm privat zu treffen war schon gar keine Option, nachdem sie offenbar beide den Verstand verloren hatten! Und das auch noch vor Ivy, Sebastian und Alexandra Harris, der New Yorks angesagteste Wedding-Planner-Agency gehörte.

Das konnte sich nur zu einem Albtraum auswachsen.

Dabei hatte sie sich doch zuvor schon gründlich blamiert, und es hatte keinen Grund gegeben, diese verfahrene Angelegenheit noch weiter voranzutreiben, nur weil sie sich einen kleinen verbalen Fauxpas geleistet hatte. Wer von den Anwesenden könnte ernsthaft annehmen, dass sie einen Kronprinzen in ihr Bett einladen würde? Und das auch noch vor den Augen und Ohren ihrer Kundschaft!

Obwohl ihr der Gedanke durch den Kopf gegeistert war. Wie wohl seine Reaktion ausgefallen wäre, hätte sie tatsächlich …

„Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“, rief Hailey sich energisch zur Ordnung.

Es gehörte nicht zu ihren Gewohnheiten, Kronprinzen aus winzigen europäischen Königreichen zu verführen, und sie würde ganz sicher nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass so etwas nur zu Komplikationen und Herzschmerz führen würde.

Nach einem schlechten Start hatte sie sich bereits einmal wieder neu erfunden, als und indem sie New York für sich erobert hatte. Das Letzte, was sie in ihrem Leben gebrauchen konnte, war eine weitere Welt, in die sie nicht hineingehörte.

Aber hier und heute ging es ja nur um ein Abendessen als Entschuldigung für sein wenig royales Verhalten während eines immens wichtigen Geschäftstermins. Danach würde sie den Kronprinzen – oder Gio – nie wiedersehen. Es sei denn …

Es sei denn, er würde am Wochenende vor der Trauung noch für letzte Korrekturen am Blumenschmuck plädieren, was ganz sicher nicht auf der Prioritätenliste eines Kronprinzen stand.

Als Hailey in die Hotellobby hastete, war es eine Minute nach acht, und sie war entschlossen, sich dort keine Sekunde herumzudrücken, falls Gio nicht da wäre. Eine Chance, das war alles, was er von ihr bekam. Und wäre er nicht ein enger Freund und Trauzeuge ihres Kunden und dieser Job ihr bisher größter Auftrag …

Natürlich war er da!

Und allein sein Anblick reichte, um sie zu verstören. Keine Frage, dass er es darauf anlegte, sie nervös zu machen und aus dem Konzept zu bringen. Warum er das tat, konnte sie sich allerdings nicht erklären. Sicher war nur, niemand sonst könnte allein durch seine zufällige Anwesenheit so einen nachhaltigen Eindruck auf sie machen.

Sie begegnete seinem Blick über den Raum hinweg und sagte sich, dass es albern wäre, das Funkeln seiner Augen fehlzuinterpretieren. Sicher war es nur eine Reflektion der Lobbybeleuchtung. Diese Dinnereinladung bedeutete exakt das, was er angedeutet hatte: eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung für sein wenig charmantes Benehmen anlässlich ihrer ersten Begegnung in ihrem Atelier.

Er interessierte sich nicht für sie persönlich.

Wie sollte er auch? Er war ein Prinz, und sie gehörte so wenig in seine Welt wie er in ihr Leben, das morgens um vier Uhr auf dem Blumengroßmarkt begann, im Schichten-Look und mit rauen Händen von der Kälte. Der Kontakt zu Ivy und Sebastian war etwas anderes. Sie waren Kunden, ihnen gefiel, was sie kreierte, und sie waren bereit, dafür viel Geld auszugeben. Das war eine Rolle, in der sie sich souverän und sicher bewegte.

Doch der Vorfall in ihrem Atelier hatte diese Sicherheit erschüttert und sie nachhaltig irritiert. Sie hasste dieses Gefühl und hatte genau deshalb den Sprung von West London Suburbia nach New York gewagt.

Seit sie denken konnte, war Hailey instinktiv bewusst, dass sie nicht dazugehörte. Wie auch nach einer Kindheit, in der sie von Kinderheim zu Kinderheim und später von einer Familie zur nächsten gereicht wurde? Immer wieder hatte sie gelächelt, versucht, brav zu sein und sich anzupassen, aber es war ihr nie gelungen. Und als sich endlich ein liebevolles Paar fand, das sie adoptierte und alles tat, damit sie sich als Teil ihrer Familie fühlte, war es irgendwie zu spät gewesen.

Hailey erklärte es sich so: Als ihre leiblichen Eltern sie weggegeben hatten, nahmen sie ihr damit die Chance, sich mit etwas Stetigem, Verlässlichem zu verbinden, sei es ein Ort, ein Stammbaum oder eine Zugehörigkeit, wie doch jeder Mensch sie hatte.

New York war so eine Erleichterung gewesen. Ein Ort, an dem sie schon dank des Stempels in ihrem Pass eine Außenseiterin war. Hier musste sie niemandem etwas vorspielen oder versuchen, zwanghaft dazuzugehören. In einer Stadt voller Fremder und Außenseiter durfte sie endlich sie selbst sein, fühlte sich zum ersten Mal im Leben entspannt und konnte sich deshalb voller Elan ihrem Kunstgeschichtsstudium widmen. Und dank eines Teilzeitjobs, mit dem sie ihre Malkurse finanzierte, ihrem Talent für Floristik frönen, das Gracie, ihr Boss und ihre mütterliche Freundin, gleich erkannt und gefördert hatte.

Okay, sie war erfolgreich in dem, was sie tat, und hatte sich, was kunstvolle Floristik betraf, einen Namen gemacht. Trotzdem gehörte sie nicht in Gios Welt, doch da es nur um ein Dinner ging, war das unerheblich. Außerdem konnte sie auf eine lebenslange Erfahrung zurückgreifen, was den Außenseiterstatus betraf.

„Sie sind da …“, hieß der Kronprinz von Adria sie mit breitem Lächeln und Küssen auf beide Wangen willkommen.

„So lautete doch unsere Abmachung, oder?“, fragte sie und trat einen Schritt zurück, ebenso um äußere wie um innere Distanz bemüht. Denn diesem Mann zu nah zu sein brachte sie nur auf unsinnige Ideen.

Auf keinen Fall wollte sie sich von seinem verführerisch mediterranen Flair und den geschliffenen Manieren einfangen lassen, die er ohne Zweifel irgendeinem Luxus-Internat und dem prägenden Umfeld seiner royalen Geburt verdankte.

„Auf jeden Fall freue ich mich, Sie zu sehen“, murmelte er mit einem Blick, der ihr durch und durch ging. „Ich habe uns einen Tisch im Restaurant reserviert.“

Dinner mit Prince Charming im Ritz-Carlton? Das hörte sich nicht schlecht an …

Hailey akzeptierte seinen angebotenen Arm mit leichtem Nicken und dem schwindelerregenden Gefühl, in das Leben eines anderen einzutauchen. Eine absurde Vorstellung, die sie gleich wieder energisch abschüttelte.

„Ihre fantasievollen Ideen und floralen Arrangements haben mich außerordentlich beeindruckt“, eröffnete Gio das Tischgespräch, nachdem sie Platz genommen hatten. In sichtlicher Skepsis rollte Hailey mit den Augen. „Sie glauben mir nicht?“ Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln.

„Ich glaube, Sie haben mir Ihre wahren Gefühle mehr als deutlich dargelegt.“

„Ah!“ Er lachte leise. „Sie spielen auf das Gähnen an.“

„Tja, das Gähnen …“ Sein übertrieben zerknirschter Gesichtsausdruck entlockte ihr wider Willen ein Lächeln. „Wie könnte ich da angesichts Ihrer anregenden Gesellschaft und eines vermutlich delikaten Dinners als Entschuldigung noch nachtragend sein?“

Jetzt war er es, der die dunklen Brauen hob. „Warum nur habe ich bei jedem Wort aus Ihrem Mund das Gefühl, dass Sie in Wahrheit genau das Gegenteil sagen wollen?“

Da in diesem Moment ein Kellner mit Champagner an ihrem Tisch erschien, den Gio offenbar schon vorher geordert hatte, musste sie nicht sofort antworten. Allerdings musste sie zugeben, dass dieser Abend jetzt schon angenehmer verlief, als sie es sich hatte vorstellen können. Wie es schien, hatte Kronprinz Giovanni von Adria mehr zu bieten als nur sein zugegebenermaßen fantastisches Aussehen. Er konnte sie zum Lachen bringen, was viel gefährlicher war, als …

„Tja, da Sie offenbar nicht auf Ihre Arbeit angesprochen werden möchten …“

„Und Sie gar nicht arbeiten, fragen Sie sich offenbar, was uns überhaupt als Tischgespräch bleibt?“, sinnierte Hailey laut, während sie die Speisekarte überflog und irgendwann aufschaute, weil keine Reaktion erfolgte. „Entschuldigung …“

Sie brach ab, als sie ihn nicht nur schmunzeln, sondern breit grinsen sah. So richtig mit blitzenden Augen und tiefen Grübchen in den Wangen. In dieser Sekunde wurde Hailey bewusst, dass sie in echten Schwierigkeiten steckte.

Gios Wangen schmerzten, was wohl der absurdeste Beweis für ein äußerst gelungenes Date war! Drei Stunden Dinner mit Hailey Thomas und er hatte jeden Moment mit allen Sinnen genossen. Was sie auch sagte oder tat, es reizte ihn zum Schmunzeln oder Lachen … besonders während der ersten halben Stunde, in der sie ihn offenbar bewusst herausforderte und ihren unterschwelligen Ärger an ihm auszulassen versuchte.

Irgendwann während des Dinners ging ihnen der Small Talk über Efeu, Rosen, die geplante Hochzeit und seine Rolle als Sebastians Trauzeuge aus, und da es Hailey Thomas eindeutig widerstrebte, ihm tiefere Einblicke in ihr Leben zu gewähren, gab er schließlich klein bei und beantwortete stattdessen ihre Fragen, das kleine Königreich Adria betreffend. Er erzählte ihr von funkelnden Seen im Sommer, wie er Anfang Dezember in eine Skihütte in den Bergen zog, bevor es Weihnachten zurück in den Palast ging. Und wie sehr er darum hatte kämpfen müssen, seine Unabhängigkeit zu behalten.

Dann fragte er, was er sich unbedingt anschauen sollte, solange er in New York war, und sie versorgte ihn aus dem Stand mit Namen von Bauwerken, Parks und Galerien, von denen er noch nie etwas gehört hatte.

All das Necken, Augenrollen und animierte Gelächter zwischen ihnen hatte sich so natürlich und gut angefühlt, dass er sich für einen Moment die Fantasie erlaubt hatte, es für ein echtes Date zu halten, und dass sie nach diesem Dinner …

Aber das war nur ein Traum und musste auch einer bleiben.

Jede Emotion und jedes Engagement für eine andere Person mussten den Anforderungen seiner Familie und den damit verbundenen royalen Verpflichtungen den Vortritt lassen. Nicht er, sondern seine Eltern würden eine Braut für ihn wählen, und er konnte nur darauf hoffen, dass ihm seine zukünftige Frau nicht auf den ersten Blick zuwider war.

Aber im Moment zählte für ihn nur Hailey … und was sie beide aus dieser angebrochenen Nacht machen würden, um all die unangenehmen Gedanken auszublenden. Dass sie sich mehr für ihn interessierte, als sie offenbar zugeben wollte, dafür sprachen die heißen, um nicht zu sagen hungrigen Blicke, bei denen er sie ertappte, wenn er unvermutet den Kopf wandte und ihr in die Augen schaute.

Während sie ihm von ihrem ersten Besuch des Blumengroßmarktes von New York erzählte, versuchte er, den flatternden Bewegungen ihrer Hände zu folgen und sich wenigstens einen der lateinischen Pflanzennamen zu merken, die sie so locker heraussprudelte, um sie später nach der Bedeutung fragen zu können … vielleicht im weiteren Verlauf dieses Abends, respektive dieser Nacht, während einer kleinen atemlosen Pause im Bett …

„Langweile ich Sie?“

„Gar nicht, ich war nur kurz abgelenkt …“

„Von?“

Da war sie wieder, diese eine perfekt geformte erhobene Braue.

„Von Ihnen.“

„Ah …“ Sie starrte ihn einen Moment forschend an. „In welcher Form?“

„Ich glaube nicht, dass es klug wäre, Ihnen das zu offenbaren“, gestand er mit einem schiefen Lächeln und fühlte sich unerwartet wie ein Schüler, der bei etwas Verbotenem erwischt worden war.

Hailey lachte. „Ich glaube, ich mag es, Sie zu irritieren.“ Sie griff nach ihrem Glas, lehnte sich im Stuhl zurück und nippte an ihrem Wein, ohne Gio aus den Augen zu lassen.

„Und ich glaube, ich mag es, wenn Sie mich so ansehen.“ Seine Stimme klang belegt, was ihn einigermaßen irritierte.

Es war, als würde sie ihn nicht nur mit Blicken ausziehen, sondern unter seine nackte Haut sehen und Dinge entdecken, die er lieber im Verborgenen hielt. Keine Frage, wenn er diese Frau nah an sich heranließ, gäbe es keine Geheimnisse mehr, weshalb es nur gut war, dass ihnen allein diese eine Nacht blieb, selbst wenn sie mehr von ihm wollen würde.

„Und ich schaue Sie wirklich gern an …“ Sie dachte gar nicht daran, den Blick niederzuschlagen, und gönnte sich noch einen Schluck Wein.

„Hailey …“ Wie sollte er ihr den entscheidenden Wink geben, um zu bekommen, wonach es ihn verlangte, ohne unsinnige Hoffnungen zu wecken und hinterher …

„Wollen wir nach oben gehen?“, fragte sie.

Er war zweifellos der attraktivste Mann, den sie in ihrem Leben getroffen hatte. Vermutet hatte sie es bereits heute Nachmittag, als er noch leicht zerknittert und mit dunklen Bartstoppeln auf den Wangen ihren wichtigen Geschäftstermin mit seinem demonstrativen Gähnen gestört hatte. Aber frisch rasiert und im strahlend weißen Hemd war die Wirkung geradezu verheerend. Dazu fixierte er sie auch noch wie ein besonders delikates Dessert, von dem er es nicht abwarten konnte, es zu verspeisen.

So einen Adonis in ihr Bett zu bekommen war eine Gelegenheit, die sie nicht auslassen sollte. Warum also Kronprinz Gio nicht einfach als eine Art Bonus zum wichtigsten Auftrag ihrer bisherigen Floristenkarriere betrachten? Damit konnte sie sich gleichzeitig einen Teenagertraum erfüllen: für eine märchenhafte Nacht eine begehrenswerte Prinzessin sein und von diesen Erinnerungen für den Rest ihres Lebens zehren.

Was dazu allerdings noch fehlte, war die Antwort des Prinzen …

Sie suchte seinen Blick, hob fragend die Brauen und spürte ihr Herz plötzlich ganz oben im Hals schlagen. Himmel! Wenn er jetzt …

„Ja.“ Gio erhob sich abrupt und entlockte ihr damit ein erleichtertes Auflachen.

„Ich meinte damit, nicht in dieser Sekunde“, setzte sie hastig hinzu.

„Warum nicht?“ Er streckte seine Hand nach ihr aus. „Wer kann schon sagen, wann der richtige Moment da ist?“

„In Ordnung …“ Sie stellte ihr Weinglas ab und stand auf. „Das Dessert können wir uns schließlich auch aufs Zimmer servieren lassen.“

Es war immer noch dunkel, als Hailey aufwachte und sich sanft aus Gios Armen befreite, obwohl sie nichts lieber getan hätte, als dicht an ihn geschmiegt liegen zu bleiben und …

Und sich später auf eine angemessene Weise von ihm zu verabschieden.

Aber sie musste spätestens um sieben in ihrem Atelier sein, um ihr Mitarbeiterteam zu instruieren und sich persönlich um die Großmarktanlieferung zu kümmern, da sie von Beginn an entschieden hatte, die Sorte Boss zu sein, der immer noch darauf schwor, selbst die Ärmel hochzukrempeln, anstatt die weniger glamourösen Arbeiten den Angestellten zu überlassen.

Gio streckte sich, blinzelte schläfrig und sah sie nach ihren Kleidungsstücken suchen. „Gehst du schon?“, fragte er mit belegter Stimme, rappelte sich auf und stopfte sich ein zerknittertes Kissen in den Rücken.

Hailey lächelte, als sie seine ausgestreckten Arme sah, ließ sich bereitwillig in eine Umarmung ziehen und erwiderte leidenschaftlich seinen Gutenmorgenkuss.

Sorry, ich wollte dich nicht stören, aber ich muss gleich los.“

„Ich habe nichts dagegen, von dir gestört zu werden …“, murmelte Gio, während er seine warme Hand ihren nackten Oberschenkel entlangwandern ließ.

Hailey überlegte kurz, ob sie eher glücklich oder traurig darüber sein sollte, dass er sich als absoluter Schatz und aufregender Liebhaber herausgestellt hatte, da sie wusste, dass sie den Kronprinzen von Adria nie wiedersehen würde.

„Hmm …“, erwiderte sie unbestimmt, ehe sie sich sanft von ihm löste und einen Blick auf ihre Uhr warf. „Ich bin jetzt schon zu spät dran und muss mich noch frisch machen und umziehen, ehe es ans Tagewerk geht“, erklärte sie sich, während sie in ihr schwarzes Etuikleid schlüpfte, das sie gestern Abend getragen hatte.

„Wie viel Zeit würde ich mir erkaufen, wenn ich dir das zum Überziehen leihe, damit du ohne Umweg in dein Atelier kannst?“, fragte er und warf ihr sein weißes Oberhemd zu.

Hailey rollte mit den Augen, musste dann aber doch lachen, zog das Hemd spontan über und krempelte die zu langen Ärmel hoch. „Finde noch etwas Warmes für drüber, dann würde ich sagen … zwanzig Minuten“, versprach sie spaßeshalber, doch Gio schien es als echte Herausforderung zu nehmen.

Mit einem Satz war er aus dem Bett, küsste sie fest auf den Mund und verschwand im begehbaren Kleiderschrank.

„Was machst du da?“, rief sie ihm hinterher, enttäuscht, ihre letzten gemeinsamen Minuten mit albernen Späßen zu verschwenden, anstatt sich zu küssen und …

Autor

Ellie Darkins
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