Riskanter Deal zwischen Liebe und Hass

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Ein waghalsiges Bündnis: Um das Familienimperium vor dem Untergang zu bewahren, wagt Serena Valli das Undenkbare – sie unterbreitet dem arroganten Luciano Ascione, CEO der Ascione-Group, ein skandalöses Fusions-Angebot: Heirat! Seit ihrer Kindheit sind sie in tiefer Feindschaft verbunden, Erben des Hasses, den schon ihre Väter hegten. Doch ausgerechnet dieser unmögliche Pakt scheint die einzige Rettung. Nicht im Traum kann Serena sich vorstellen, für den verführerischen italienischen Playboy an ihrer Seite je mehr als Verachtung zu empfinden …


  • Erscheinungstag 08.07.2025
  • Bandnummer 2709
  • ISBN / Artikelnummer 9783751534932
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lorraine Hall

Riskanter Deal zwischen Liebe und Hass

1. KAPITEL

Zwei Dinge wusste Serena Valli ganz genau.

Erstens, dass sie Luciano Ascione mit der Inbrunst einer seit vier Generationen gewachsenen Wut hasste.

Und zweitens, dass sie ihn brauchte.

Das einzig Gute war, dass Luciano sie ebenfalls brauchte. Vorausgesetzt natürlich, ihm war überhaupt bewusst, wo das Problem lag. Und da hatte Serena ehrlich gesagt ihre Zweifel.

Sie würden jedoch beide grandios scheitern und untergehen, wenn sie sich nicht halfen und einander retteten.

Vielleicht war das die ausgleichende Gerechtigkeit für die Erzfeindschaft ihrer Väter, die bei demselben Unfall ums Leben gekommen waren. Anscheinend waren sie beim Fahren ihrer Autos so fixiert aufeinander gewesen, dass sie nicht mehr auf die Straße achteten und einen Abhang hinabstürzten.

Serena hatte sich jedoch fest vorgenommen, aus den Fehlern ihres Vaters zu lernen. Und wenn dieser Vorsatz darauf hinauslief, ihrem Erzfeind ein Angebot zu machen, würde sie diese bittere Pille eben schlucken.

Denn weder Serena Valli persönlich noch Valli Shipping würde kampflos kapitulieren, ganz egal, wie brutal der Kampf wurde. Ihre Emotionen spielten dabei keine Rolle. Hier ging es einzig und allein um das Schicksal ihres Familienunternehmens. Um das Fortbestehen ihrer traditionsreichen Reederei.

Und wenn es eine Möglichkeit gab, das Andenken an ihren Vater und – wichtiger noch – ihren Großvater zu ehren, dann würde Serena sie ergreifen.

Es war schwierig gewesen, um ihren Vater zu trauern. Im Grunde hatten ihr Vater und Serena nie große Zuneigung füreinander empfunden, sondern einander lediglich respektiert. Sie ihn aus Pflichtbewusstsein heraus und er sie in Anerkennung ihrer perfekten Leistungen. Serena hatte seine Erwartungen immer bereitwillig erfüllt. Sie kannte ihre Pflichten.

Und zu ihren Pflichten gehörte es nun, die Firma ihrer Familie am Leben zu erhalten. Nur deshalb betrat sie jetzt die Höhle des Löwen.

Luciano Ascione hatte sich nie um die Reederei seines Vaters, Ascione International, gekümmert. Wahrscheinlich wusste er gerade mal, dass Ascione International vor allem in internationalen Gewässern tätig war, während Valli Shipping die Vorherrschaft über den italienischen Schiffsverkehr hatte.

Beide Firmen wurden jedoch gerade von einem aufstrebenden amerikanischen Unternehmen in Bedrängnis gebracht, das geschickt die Lücke nutzte, die der Tod von Serenas Vater letztes Jahr hinterlassen hatte. Serena wusste, dass es Ascione International ähnlich ging, obwohl sie bezweifelte, dass Luciano darüber im Bilde war.

Es war bekannt, wie gedankenlos, leichtsinnig und verkommen er war. Seine einzige bisherige Leistung war die Gründung des Clubs gewesen, den sie gerade betrat.

Alles andere hatte er geerbt. Und vermutlich würde er sein Erbe in kürzester Zeit in Grund und Boden wirtschaften. Unter normalen Umständen würde Serena ihn ins offene Messer rennen lassen, aber damit würde sie dem neuen amerikanischen Rivalen direkt in die Hände spielen. Nur wenn es ihr gelang, Ascione International zur Zusammenarbeit mit Valli Shipping zu bewegen, hatten Luciano und sie eine Chance, ihren gemeinsamen Feind zu besiegen.

Serena war fest entschlossen, die Firma ihrer Familie zu retten. Mit etwas Glück gelang ihr nach Beendigung der Zusammenarbeit mit ihrem Erzfeind ja vielleicht etwas, das ihrem Vater nie geglückt war.

Vielleicht gelang es ihr, Ascione International für immer zu ruinieren …

Aber vorerst brauchte sie diese Firma. Oder vielmehr Luciano.

Eigentlich besuchte Serena keine Clubs. Pulsierende Beats und Menschenansammlungen übten nicht den geringsten Reiz auf sie aus. Das einzig Positive an Lucianos Club war, dass hier anscheinend nicht geraucht wurde! Und sie blieb auch nicht mit den Schuhsohlen am Boden kleben, wie sie es eigentlich von einem Etablissement erwartet hätte, in das Menschen gingen, um Alkohol zu trinken und sich zu amüsieren.

Zu ihrer Überraschung machte Lucianos Club einen ziemlich edlen Eindruck. Klar, die Musik war viel zu laut, aber die Atmosphäre war trotz der vielen tanzenden Erben und Erbinnen, die einander zu überstrahlen versuchten, überraschend kultiviert.

Soweit sie das beurteilen konnte zumindest.

Als Serena sich ihren Weg an Tischen mit jungen, glamourösen Menschen vorbei bahnte, verzog sie das Gesicht wegen der lauten Musik. Sie war erst sechsundzwanzig Jahre alt, also selbst noch relativ jung, kam sich in diesem Umfeld jedoch uralt vor. Ihr Großvater hatte mal zu ihr gesagt, dass sie schon mit einer alten Seele auf die Welt gekommen war. Vielleicht hatte er damit ja recht gehabt!

Serena löste den Blick von den Gästen und richtete ihn auf Luciano Ascione, der in einer bühnenartig erhöhten Nische an einem Tisch saß. Einen Arm hatte er lässig über die nackten Schultern einer schönen Frau gelegt, die Serena aus einer beliebten Fernsehserie wiederzuerkennen glaubte. Die Nische war mit einem Seil abgetrennt, vermutlich war das der VIP-Bereich. Serena verdrehte verächtlich die Augen.

Luciano war zweifellos reich, das sah man schon an seinem hochwertigen Anzug, auch wenn er die obersten Knöpfe seines Hemds geöffnet hatte. Sollte der Anblick seiner gebräunten Haut verlockend wirken? Hatte Luciano die Knöpfe mit voller Absicht geöffnet?

Serena neigte nicht dazu, sich etwas vorzumachen. Luciano war ein sehr gut aussehender Mann mit seinem jettschwarzen Haar und seinen dunklen Augen. Mit seinen hohen Wangenknochen und seiner geraden Nase. Seinen vollen Lippen und seinem markanten Kinn. Außerdem war er großgewachsen und muskulös. Es war nicht zu leugnen, dass er im konventionellen Sinne äußerst attraktiv war.

Was er offensichtlich auch ganz genau wusste. Und zu seinem Vorteil nutzte. So sehr sie ihn deswegen auch verabscheute – verdenken konnte sie es ihm nicht.

Auch Serena nutzte alle Werkzeuge, die ihr zur Verfügung standen. Nur deshalb trug sie heute hochhackige Schuhe – um etwa genauso groß wie er zu sein. Und statt ihres üblichen Hosenanzugs hatte sie ein schwarzes Kleid angezogen. Vom Stil her passte es zwar eher zu einem Geschäftstermin als in einen von hippen jungen Leuten frequentierten Club, aber Serena neigte nicht zu Frivolitäten. Zum Ausgleich trug sie ihr Haar offen, sodass es sich wild lockte, statt wie sonst in einem geflochtenen Zopf oder einem Knoten gebändigt zu sein. Sie hatte sich auch etwas sorgfältiger geschminkt als sonst und ein paar Schmuckstücke angelegt – eine Leihgabe ihrer Mutter, die anders als Serena gern zeigte, was sie hatte.

Optisch kam Serena eher nach ihrem Vater, wie ihre Mutter nie müde wurde zu betonen. Vielleicht hatte Serena nach der Scheidung ihrer Eltern auch deshalb lieber bei ihm als bei ihr gewohnt.

Ihr Vater hatte sich gern mit einem unscheinbaren Aasgeier und seine Exfrau mit einem Pfau verglichen. Dabei hatte er jedoch immer betont, dass Aasgeier zumindest einen Nutzen hatten, während Pfauen nur eitel herumstolzierten.

Luciano gehörte eindeutig zur zweiten Sorte. Viele bunte, schillernde Federn und nichts dahinter. Hoffentlich gelang es ihr, ihn von ihrem Plan zu überzeugen! Hoffentlich stieß sie bei ihm damit nicht auf taube Ohren!

Ich krieg das schon irgendwie hin! versuchte sie, sich Mut zu machen.

Luciano fing ihren Blick auf, als sie sich seinem Tisch näherte. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, doch Serena ging unbeirrt weiter, wobei sie sich innerlich schon mal gegen eine feindselige Bemerkung wappnete. Seinen Blick ruhig erwidernd, steuerte sie direkt auf ihn zu und ignorierte einen seiner Leibwächter, der einen Arm ausstreckte, um sie aufzuhalten.

Sie hatte jedoch nur Augen für Luciano. „Er kennt mich“, sagte sie zu dem Mann.

Luciano gab seinem Leibwächter ein diskretes Signal, sie durchzulassen, und der Mann entfernte kurz das Seil.

Als sie an Lucianos Tisch angekommen war, lächelte er ihr auf eine Art entgegen, die sie an einen Hai erinnerte. „Ah, der Teufel höchstpersönlich!“

Serena erwiderte sein Lächeln und hoffte, dass es wölfisch wirkte. Wölfe konnten immerhin schwimmen, während Haie an Land komplett aufgeschmissen waren. „Glaubst du wirklich, der Teufel ist eine Frau, wo wir doch alle wissen, dass Männer die Hauptverursacher unserer Probleme sind? Insbesondere zwei ganz bestimmte Männer.“

Ihre Worte brachten einen von Lucianos Gästen zum Lachen.

Zwei Männer?“, fragte Luciano spöttisch. „Die Ermittler sahen das anders.“

Deine Ermittler vielleicht. Die, die du nicht bezahlt hast, haben beiden Männern die Schuld an dem Unfall gegeben. Zu Recht, so, wie wir unsere Väter kennen.“

Luciano legte den Kopf schief. „Kanntest du deinen Vater etwa? Es ist nicht leicht, falsche Schlangen zu durchschauen.“

„Auch nicht schwerer als Skorpione.“

„So sehr mir dieses kleine Tête-à-Tête auch gefällt – ich bin gerade mit etwas Wichtigem beschäftigt.“ Er zeigte mit der freien Hand auf die Frau unter seinem Arm.

„Ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Wir haben jedoch ein gemeinsames Problem, für das ich dir gern eine Lösung vorschlagen würde.“ Sie lächelte der Schauspielerin freundlich zu, die neugierig zwischen ihr und Luciano hin und her sah. „Unter vier Augen.“

„Ich verzichte.“

„Glaubst du wirklich, du kannst dir das erlauben, Luciano? Ich weiß, du hast keine Ahnung von geschäftlichen Angelegenheiten und weißt daher nicht, was deiner Firma droht. Aber sogar du kannst dir wohl denken, dass die Situation schon sehr kritisch sein muss, wenn ich es auf mich nehme, dich persönlich aufzusuchen. Und dann auch noch hier.“

„Was droht denn deiner Firma?“, fragte ihn die Schauspielerin interessiert.

Serena unterdrückte ein zufriedenes Lächeln, als Luciano genervt aufstand. „Lass uns in meinem Büro weiterreden.“

Serena richtete den Blick auf die Schauspielerin, die ihr verstohlen zuzwinkerte. Anscheinend hatte sie Serena bewusst geholfen.

Serena beschloss, das als gutes Omen zu betrachten. In Anbetracht dieses Albtraums konnte sie weiß Gott eins gebrauchen!

Sie folgte Luciano zu einem Fahrstuhl, zu dem er sich mit einer Karte Zutritt verschaffte. Anscheinend war er nur für ihn und vielleicht noch das Personal bestimmt. Kurz darauf trat er mit ihr auf einen leeren Flur hinaus und ging in ein Büro.

Er knipste das Licht an und schloss die Tür hinter Serena, bevor er sich zu ihr umdrehte und die Arme vor der Brust verschränkte.

„Im Beisein von Gästen lege ich keinen Wert auf feindselige Anspielungen auf meine Firma.“

Serena nickte. „Tut mir leid“, sagte sie unaufrichtig. „Dann weißt du also noch nichts Näheres? Wenn dieser Besuch für dich wirklich so unerwartet kommt, haben dich diejenigen, die Ascione International tatsächlich leiten, anscheinend nicht eingeweiht. Oder dir ist einfach nicht klar …“

„Ich weiß, was meine Firma für Probleme hat“, grollte er. Seine Ausstrahlung hatte plötzlich fast etwas Bedrohliches.

Serena hatte jedoch nicht vor, sich davon einschüchtern zu lassen. Sie hatte es schon seit ihrer Teenagerzeit mit reichen Egomanen zu tun und gelernt, sich ihnen gegenüber zu behaupten. Sie hatte sich sogar ihrem Vater gegenüber durchgesetzt, und das wollte was heißen. Er hatte nie weniger als eine absolut perfekte Performance von ihr verlangt.

Also hatte sie sie ihm geboten. Und machte immer noch damit weiter, sogar über seinen Tod hinaus. Sie konnte es mit jedem aufnehmen.

„Dann weißt du wahrscheinlich auch, dass deine Firma Konkurs anmelden muss, wenn du in den nächsten sechs Monaten nicht aktiv wirst.“

Lucianos Gesichtsausdruck wurde komplett neutral. „Ich weiß nichts dergleichen.“

„Aber ich. Valli Shipping hat nämlich ganz ähnliche Probleme. Meine Lage ist nur deshalb etwas weniger brenzlig, weil ich mich sofort um alles gekümmert habe.“ Sie wollte nicht zugeben, dass ihr Vater ihr ein fast genauso großes Chaos hinterlassen hatte wie Lucianos Vater ihm. Wie unfair sie sein offensichtliches Versagen gefunden hatte, nachdem er von ihr immer nur Höchstleistungen verlangt hatte! „Aber es gibt eine ganz einfache Lösung für unsere Probleme. Ein Heilmittel, das uns beiden nützt. Es schmeckt zwar bitter und wird uns vielleicht sogar töten, ist aber leider unsere einzige Rettung.“

„Du versetzt mich in Angst und Schrecken, Serena“, sagte er spöttisch. „Verrat mir deinen brillanten Plan.“

Brillant? Schön wärs! Er ist eher verzweifelt.

Serena beschloss, die Dinge weder zu beschönigen noch lange um den heißen Brei herumzureden. Wozu irgendwelche Plattitüden von sich geben, die sie sowieso nicht ernst meinte? Nein, sie würde direkt zur Sache kommen.

„Heirate mich!“

Luciano Ascione hielt nicht viel von Hass. Für ihn war das eine völlig überflüssige Emotion, die seinen Vater förmlich aufgefressen hatte. Luciano hätte das gegenüber der vor ihm stehenden Frau zwar nie zugegeben, aber der große Gianluca Ascione war im Grunde genommen schon lange vor dem tödlichen Autounfall an seinem Hass gestorben.

Luciano gönnte sich nur eine Ausnahme von seiner abgeklärten Einstellung zum Hass: die hinterhältigen, heimtückischen Vallis – allen voran die eiskalte Serena Valli.

Er verabscheute diese Frau abgrundtief und genoss dieses Gefühl fast genauso, wie er sexy Frauen und teuren Whisky genoss.

Es wurmte ihn daher gewaltig, wie schön er sie fand – und dass sie sich auf eine Art gebärdete, die ihm widerwilligen Respekt einflößte.

„Heirate mich!“, hatte sie gesagt.

Mit herausfordernd gerecktem Kinn und funkelnden grünen Augen. Mit gestrafften Schultern und auf Absätzen, die sie fast auf Augenhöhe mit ihm brachten.

Aber auch nur fast.

Und dieses Haar … Er wüsste nicht, es je … so gesehen zu haben. Es umrahmte ihr Gesicht wie ein dunkler Heiligenschein, ungezähmt und … Fast wäre er in Versuchung, es als „wild“ zu bezeichnen, aber dieses Adjektiv passte einfach nicht zu Serena Valli.

Sie war nicht wild. Sie war eiskalt und berechnend, genauso wie ihr Vater zu Lebzeiten. Das Schlimmste an ihr war, dass sie keine Laster zu haben schien. Anders als ihr Vater neigte sie nicht zu Glücksspielen. Sie schien auch nicht übermäßig viel zu trinken. Sie hatte weder Affären noch Skandale und bot auch sonst keinen Anlass zu Klatsch. Sie war wie ein Roboter.

Und jetzt schlug sie ihm plötzlich vor, zu heiraten! Ihm war natürlich bewusst, dass das nur ein Trick war, auch wenn er keine Ahnung hatte, was sie sich davon versprach.

„Anscheinend hat mich gerade der Schlag getroffen“, sagte er, um etwas Zeit zu gewinnen. Normalerweise war Luciano nicht so leicht zu schockieren oder aus der Fassung zu bringen. Nur die Nachricht vom plötzlichen Tod seines Vaters hatte ihn unvorbereitet getroffen.

Und jetzt Serena Vallis Heiratsantrag.

„Das bezweifle ich, obwohl ich deine Verwirrung gut verstehen kann. Eine Hochzeit wäre eine extreme Lösung für ein extremes Problem. Ich freue mich nicht gerade darauf, aber kannst du dir vorstellen, welche Aufmerksamkeit wir damit erregen werden? Wie viel Geld wir sparen, wenn wir unsere Unternehmen zusammenlegen? Was für ein Rückschlag es für diese neue amerikanische Firma wäre, wenn unsere Kunden uns die Treue halten? Ich habe einige Kalkulationen für denjenigen angefertigt, der tatsächlich etwas von deinen Geschäften versteht. Wenn du mir die Kontaktdaten gibst, werde ich meine Ergebnisse weiterleiten und gern etwaige Fragen beantworten.“

Luciano lächelte. Oder versuchte es zumindest. „Es gibt da leider ein klitzekleines Problem.“ Serenas Parfum vergiftete sein Büro mit einem zarten, romantischen, blumigen Duft, der überhaupt nicht zu dieser kalten Frau passte. Vielleicht war er deshalb so gereizt?

„Welches Problem meinst du, Luciano? Dass ich dich hasse?“

„Nicht so sehr wie ich dich.“

Serena winkte ab, als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen. „Darüber können wir ein andermal diskutieren. Diese Verbindung wäre natürlich eine reine Vernunftentscheidung. Es geht einzig und allein darum, unsere Firmen zu retten.“

„Warum solltest du Ascione International retten wollen? Davon hättest du doch gar nichts.“

„Natürlich nicht. Aber leider kann ich meine Firma nicht ohne deine retten. Ich erwarte dafür keinen Dank von dir, obwohl ich ihn natürlich großzügig akzeptieren würde.“

Was für ein arrogantes Miststück!

„Und deinem Club wird mehr öffentliche Aufmerksamkeit bestimmt auch nicht schaden“, fuhr sie fort, als hätte Luciano bereits zugestimmt. Als hätte er so etwas überhaupt nötig.

„Mein Club braucht keine zusätzliche Publicity.“

„Welcher Milliardär braucht schon mehr, Luciano? Milliardäre setzen einfach voraus, mehr zu bekommen. Oder zumindest war das bisher mein Eindruck.“

Luciano sah das zwar genauso, hatte jedoch nicht die Absicht, ihr das zu verraten. So wie er ihr auch nicht verraten wollte, dass sie recht hatte, was Ascione International anging. Sein Vater hatte die Firma so runtergewirtschaftet, dass der Bankrott unvermeidlich war, obwohl Luciano schon eigenes Geld in die Firma gesteckt hatte. Er brauchte eine bessere Strategie, als nur Löcher mit Geld zu stopfen.

Serena behauptete, eine Strategie gefunden zu haben, aber … Er verstand beim besten Willen nicht, wofür sie ihn brauchte.

„Kannst du mir die Kontaktdaten deines Geschäftsführers geben, damit ich ihm meine Kalkulationen mailen kann? Ich werde dir achtundvierzig Stunden Zeit gewähren, um über meinen Vorschlag nachzudenken, nachdem er dir die Situation erklärt hat.“

Sie war wirklich unfassbar herablassend! Als hätte er die Erklärungen eines anderen Menschen nötig, was seine Firma anging!

Aber natürlich hatte er genau dieses öffentliche Image kultiviert, als sein Vater noch am Leben gewesen war. Luciano war bereitwillig in die Rolle des Nichtsnutzes geschlüpft, die sein Vater ihm zugewiesen hatte, und hatte seine ganzen Talente in seinen Club gesteckt.

Gianlucas tödlicher Unfall hatte Luciano gezwungen, nachzuholen, was er bis dahin versäumt hatte. Er hatte sich sofort an die Arbeit gemacht und sich inzwischen einen guten Überblick über die finanzielle Situation der Firma verschafft. Das wusste nur niemand, weil er sich einen Strohmann ausgedacht hatte, dessen Kontaktdaten er Serena jetzt gab.

Alan Emidio hieß Lucianos „Geschäftsführer“. Er war derjenige, der Mails beantwortete, Gewinn-und Verlust-Rechnungen überprüfte und all die anderen todlangweiligen Angelegenheiten übernahm, die Gianluca Ascione seinem Sohn nie zugetraut hatte.

Alan nahm jedoch weder an Meetings teil noch nahm er Anrufe entgegen. Er hatte mit niemandem außer Luciano persönlichen Kontakt. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Er existierte nicht.

„Ich gehe davon aus, bald von dir zu hören“, fügte Serena in einem Tonfall hinzu, den Luciano als beleidigend empfand. Sie klang, als würde sie ihn zutiefst verachten und sich ihm haushoch überlegen fühlen.

Sie machte ihn stinksauer. „Ich fürchte, da wirst du dich noch etwas gedulden müssen, Serena“, erwiderte er so charmant lächelnd, wie er konnte. Weil er genau wusste, dass sie das ärgern würde. „Auf mich wartet heute Abend noch … Gesellschaft.“

Er sah den erhofften Ärger und eine zusätzliche Dosis Abscheu in ihren Augen aufblitzen, bevor sie ihm kalt lächelnd zum Abschied zunickte und sein Büro verließ.

„Heirate mich!“

Das war kein bloßer Vorschlag gewesen und auch keine Bitte. Oder ein Witz. Sie hatte das ganz nüchtern gesagt, so, als kämen sie nicht um eine Hochzeit herum, wenn sie ihre Firmen retten wollten.

Aber wie stellte sie sich das eigentlich vor? Sie waren Feinde. Die Asciones und die Vallis kämpften in Genua schon seit Generationen um die Vorherrschaft über den Schiffsverkehr. Am Schluss waren sie so besessen von dem Wunsch gewesen, sich gegenseitig zu vernichten, dass sie es versäumt hatten, mit der Zeit zu gehen und sich für die Zukunft zu wappnen.

Luciano hatte die Dauerfehde zwischen den beiden Familien zwar immer für überflüssig gehalten, aber es wäre zwecklos gewesen, sie seinem Vater auszureden zu versuchen. Also hatte er sich einen lohnenderen Zeitvertreib gesucht und sich eingeredet, dass ihm sein Vater und Ascione International egal waren.

Schräg, was ein Todesfall so alles ändern konnte.

Genervt funkelte Luciano seine Bürotür an, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte, um sich mit dem Namen Alan Emidio in seinen Computer einzuloggen.

Natürlich hatte Serena die Mail schon geschickt. Luciano las sich ihr sachliches, höfliches und sich auf das Wesentliche konzentrierende Schreiben mitsamt Anlagen gründlich durch. Und ignorierte währenddessen alles andere – seine Leibwächter, seinen Manager und sein summendes Handy.

Als er endlich fertig war, lehnte er sich laut fluchend in seinem Schreibtischstuhl zurück. Woher wusste Serena so viel über seine Firma? Sie musste einen Spion haben! Oder vielmehr ihr Vater hatte einen gehabt.

Luciano hatte nur deshalb nichts davon mitbekommen, weil er sich aus den Geschäften rausgehalten hatte. Sein Vater hatte ihm sowieso nie etwas zugetraut, also hatte er es irgendwann aufgegeben, Gianluca beeindrucken zu wollen.

Nach dessen Tod hatte er die Firma eigentlich den Bach runtergehen lassen wollen, aber irgendwie hatte er das nicht fertiggebracht. Irgendetwas hatte ihn davon abgehalten. Der irrationale Wunsch vielleicht, seinem toten Vater zu beweisen, wie gründlich er sich in seinem Sohn getäuscht hatte?

Leider war die Firma inzwischen zu marode, um das Ruder noch rumzureißen, so sehr Luciano sich auch bemühte. Serena hatte recht – ihm blieben höchstens sechs Monate, bis es mit der Firma aus und vorbei war, wenn er nicht drastische Schritte einleitete.

Luciano wusste selbst nicht, warum er sich so gegen die Pleite sperrte. Er brauchte die Firma schließlich nicht, aber … er wollte sie. Und zwar gesund und florierend, und sei es auch nur, um seinem Vater posthum eins auszuwischen.

Trotzdem konnte er Serena Valli unmöglich heiraten und ihre beiden Firmen verbinden. Das war in mehrfacher Hinsicht undenkbar. Dieser Schritt wäre mehr als nur drastisch – er wäre kompletter Irrsinn.

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