Romana Exklusiv Band 354

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VOM FEST DER LIEBE VERZAUBERTvon SUSAN MEIER
Unternehmer Ricky Langley braucht eine Begleiterin zur Weihnachtsfeier, Eloise braucht einen Job. Es ist der perfekte Deal, mehr nicht! Denn Ricky hat klargestellt, dass er nicht auf der Suche nach Romantik ist. Aber warum knistert es so sinnlich zwischen ihnen?

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  • Erscheinungstag 21.10.2022
  • Bandnummer 354
  • ISBN / Artikelnummer 9783751510837
  • Seitenanzahl 512
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Susan Meier, Diana Hamilton, Margaret Way

ROMANA EXKLUSIV BAND 354

1. KAPITEL

Am Ende eines Monats hatte Eloise Vaughn meistens so gut wie kein Geld mehr.

„Hier, steck die Cracker in deine Handtasche.“ Laura Beth Matthews nahm eine Handvoll vom Partybüfett ihrer frisch verheirateten gemeinsamen Freundin Olivia Engle.

„So tief sind wir jetzt also gesunken?“, flüsterte Eloise, öffnete jedoch ihre Chanel-Handtasche, damit ihre Mitbewohnerin die Cracker hineintun konnte.

„Entschuldige, Coco.“

„Coco?“ Lara Beth sah ihre Freundin fragend an.

„Ich meinte meine Chanel-Handtasche …“ Eloise schüttelte den Kopf. „Egal.“

Dann blickte sie sich um. Die Frauen trugen elegante Cocktailkleider, die Männer Smokings, und das Penthouse der Engles war für die Weihnachtsfeier wunderschön dekoriert.

Vermutlich hätte sie ohne Weiteres einen der alleinstehenden wohlhabenden Männer abschleppen können. Doch das wollte sie nicht, denn sie hatte ihre große Liebe bereits gefunden – allerdings auch wieder verloren. Jetzt brauchte sie lediglich einen gut bezahlten Job, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, denn trotz ihres Hochschulabschlusses hatte sie bisher keine feste Anstellung gefunden. Da sie mit ihrer Tätigkeit als Aushilfe in einer Anwaltskanzlei nicht viel verdiente, musste sie außerdem noch eine Mitbewohnerin für das Apartment suchen, das sie mit Laura Beth teilte.

Diese betrachtete nun ihre Handtasche. „Wenn du einige von deinen sündhaft teuren Klamotten, Handtaschen und Schuhen verkaufen würdest, könntest du dich wahrscheinlich ein Jahr von dem Erlös über die Runden bringen.“

„Die meisten Sachen sind fünf Jahre alt. Die kauft doch keiner mehr.“

Ihre Freundin lachte humorlos. „Dann peppe sie etwas auf.“

Nein, sie würde niemals in der Lage sein, sich von diesen Sachen zu trennen, denn sie erinnerten Eloise an ihr altes Ich – an die verliebte Studentin, die ein Jahr vor ihrem Examen weggelaufen war und ihren Traumprinzen geheiratet hatte.

Bei dem Gedanken an Wayne krampfte ihr Herz sich zusammen. Nach ihrer Hochzeit hatten ihre reichen Eltern sie enterbt. Und da Wayne keine Arbeit gefunden hatte, hatte sie als Kellnerin gejobbt. Dann war er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und nach wenigen Monaten gestorben. Sein Tod hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen, und sie war nach Hause zurückgekehrt, in der Hoffnung, ihre Eltern würden sie unterstützen. Die hatten sie jedoch nicht einmal empfangen, sondern ihr durch das Hausmädchen ausrichten lassen, dass sie von ihr und ihren Problemen nichts wissen wollten.

Zuerst war sie am Boden zerstört gewesen, dann traurig und schließlich war sie wütend geworden, was sie in ihrem Entschluss bestärkte, es allein schaffen zu wollen, und zwar nicht nur, um es ihren Eltern zu zeigen, sondern um wieder glücklich zu werden.

„Darf ich Ihnen meine Cousine vorstellen?“

Ricky Langley blickte entsetzt auf, als sein Anwalt in Begleitung einer Frau auf ihn zukam. Sie war schätzungsweise in den Dreißigern, hatte das schwarze Haar in einem strengen Knoten zusammengefasst und trug ein rotes Kleid, das ihre weiblichen Kurven betonte. Anerkennend musterte sie ihn.

„Ricky, das ist Janine Barron. Janine, Ricky Langley.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie ein wenig atemlos.

Jeder andere hätte sich vielleicht darüber gefreut, dass sein Anwalt ihn zu verkuppeln versuchte, doch der Tod seines Sohnes schmerzte Ricky so sehr, dass er nicht im Entferntesten Lust hatte, neue Bekanntschaften zu schließen.

„Mich auch“, erwiderte er und machte zehn Minuten höfliche Konversation mit ihr. Bei der nächsten Gelegenheit entschuldigte er sich dann und mischte sich wieder unter die Gäste.

Obwohl Tucker Engle schon seit einem halben Jahr verheiratet war, wirkte sein Penthouse in New York City mit dem dunklen Holzfußboden, den Ledersofas und Chromtischen immer noch wie eine Junggesellenwohnung. Den Tannenbaum hatte er offenbar zusammen mit seiner Frau Olivia dekoriert, und über dem Kaminsims hing ein Strumpf … für das ungeborene Baby.

Ricky atmete tief durch, als er an das erste und einzige Weihnachten dachte, das er mit seinem Sohn verbracht hatte. Blake war am siebenundzwanzigsten Dezember zur Welt gekommen und damals ein knappes Jahr alt gewesen. Freudestrahlend hatte er das Geschenkpapier abgerissen und das Penthouse in ein richtiges Chaos gestürzt.

Es war sein schönstes Weihnachtsfest gewesen. Und nun hatte Ricky nichts mehr. Er hätte heute nicht zu der Feier kommen sollen, denn bei bestimmten Anlässen holte ihn das, was geschehen war, immer wieder mit Macht ein. Im vergangenen Jahr hatte er sich noch drücken können, doch mittlerweile machten seine Mitmenschen sich Sorgen.

Als Ricky sich unvermittelt vom Kamin abwandte, stieß er mit einer Frau zusammen.

„Mist! Jetzt haben Sie meine Cracker zerdrückt!“

Fasziniert betrachtete er das finstere Gesicht der schönen Blondine und vergaß ganz, dass er eigentlich mit niemandem reden wollte. „Sie haben welche in Ihrer Handtasche?“

Sie seufzte. „Normalerweise nicht.“ Nachdem sie ihn flüchtig gemustert hatte, schüttelte sie den Kopf. „Egal. Sie sind zu reich, um das zu verstehen.“

„Ich war früher auch mal arm …“

„Na ja, es war die Idee meiner Mitbewohnerin. Ich stehle sonst nicht.“

„Das haben Sie auch nicht getan, denn die Cracker waren für die Gäste gedacht. Wenn die Party vorbei ist, werden die Reste sowieso weggeworfen oder einem Obdachlosenheim gespendet.“

Gequält schloss die Frau die Augen. „Na toll. Jetzt nehme ich denen auch noch das Essen weg. Ich hasse diese Stadt.“

„Wie können Sie New York hassen?“, fragte Ricky entgeistert.

„Das tue ich nicht. Ich finde es nur furchtbar, dass die Lebenshaltungskosten hier so hoch sind.“ Dann straffte sie sich und fügte kühl lächelnd hinzu: „Entschuldigen Sie mich bitte, ich möchte mich von Olivia und Tucker verabschieden.“

Er wich einen Schritt zur Seite. „Natürlich.“

Drei Dinge waren ihm sofort an ihr aufgefallen: ihr goldfarbenes Kleid, das ihre festen Brüste betonte, ihre schmale Taille und ihr runder Po. Außerdem wirkte sie zu kultiviert für jemanden, der sich heimlich etwas vom Büfett einsteckte. Er bemerkte auch, dass sie ihn keines weiteren Blickes würdigte.

„Ricky!“

Er wandte sich um und sah wieder seinen Anwalt auf sich zukommen.

„Ich verstehe ja, dass du noch nicht so weit bist, aber wenn du nicht bald anfängst, dich wieder zu verabreden, werden die Leute sich Gedanken um dich machen.“

Hatte er nicht gerade dasselbe gedacht? „Ich hoffe, sie ziehen dann die richtigen Schlüsse.“

„Das ist nicht witzig. Du bist Geschäftsmann. Die Leute wollen keine Verträge mit labilen Männern abschließen.“

„Ich bin nicht automatisch labil, weil ich alleinstehend bin. Ich kenne viele erfolgreiche Geschäftsmänner, die Junggesellen sind.“

„Ja, aber die wollen keine Videospiele für Kinder auf den Markt bringen.“

Ricky wollte sich abwenden. „Ich gehe das Risiko ein.“

Sein Anwalt hielt ihn zurück, indem er seinen Arm umfasste. „Hör mal, willst du Unterstützung, wenn du nächstes Jahr mit deinem Unternehmen an die Börse gehst? Dann solltest du lieber wie jemand wirken, den man auch unterstützen möchte.“

Er stürmte im selben Moment davon, als die Cracker-Frau wieder vorbeikam und sich umsah, als würde sie jemanden suchen.

Ein Gefühl der Freude erfüllte Ricky und überraschte ihn. Sie war wirklich eine Schönheit. Und sie hatte ein Gewissen. Er lachte und schüttelte den Kopf, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Verdammt, sie hatte ihn zum Lachen gebracht!

Als die Party sich dem Ende zuneigte, holte Eloise ihr schwarzes Cape und ging zum Aufzug, wo Tucker und Olivia standen und sich von ihren Gästen verabschiedeten.

Sie gab Olivia die Hand und sagte: „Es war eine wunderschöne Feier.“ Danach blickte Eloise sich um. „Habt ihr Laura Beth gesehen?“

Olivia nahm sie beiseite. „Sie ist vor zehn Minuten mit einem von Tuckers leitenden Angestellten gegangen. Als sie sich von uns verabschiedet haben, haben sie sich gerade über den Aktienmarkt unterhalten. Sie wollten noch zu einem Coffeeshop gehen.“

Eloise schnürte es die Brust zu. „Oh.“

„Soll ich dir ein Taxi rufen?“

Offenbar hatte Olivia vergessen, wie viel ein Taxi kostete. Eigentlich hatten Laura Beth und Eloise die U-Bahn nehmen wollen, und Eloise konnte nicht fassen, dass die Freundin sie versetzt hatte, zumal sie beide um diese Zeit nicht allein hatten fahren wollen. Sie hatten sich auch geschworen, Olivia nichts von ihren finanziellen Problemen zu erzählen, um auszuschließen, dass Olivia, die jetzt reich war, sonst womöglich auf die Idee kam, sie zu unterstützen.

Also lehnte sie höflich ab und sagte, sie würde die U-Bahn nehmen. Ihre Freundin bestand allerdings darauf, dass Tucker seinen Chauffeur anrief. Noch während sie diskutierten, wandte er sich an Olivia.

„Ricky geht gerade.“

Als Eloise sich umdrehte, sah sie den Typ, der nichts dabei gefunden hatte, dass sie die Cracker gestohlen hatte.

Während Olivia ihn zum Abschied auf die Wange küsste, krauste Eloise die Stirn. Es war schwer, ihn zu ignorieren, denn er war groß und hatte wunderschöne braune Augen, in denen ein glutvoller Ausdruck lag. Und obwohl sein dunkles Haar zerzaust war und dringend einen Schnitt benötigte, hätte sie es ihm am liebsten aus der Stirn gestrichen.

Was war bloß mit ihr los? Sie atmete tief durch, denn sie wollte Männer erst wieder wahrnehmen, wenn es ihr finanziell besser ging.

„Gute Nacht, Ricky. Danke, dass du gekommen bist. Ich hoffe, du hattest einen schönen Abend.“

„Es war eine tolle Feier.“

Als er Olivia ebenfalls auf die Wange küsste, merkte Eloise, dass sie einen Fehler gemacht hatte, weil sie sich nicht schnell davongestohlen hatte. Nichts war schlimmer als eine ehemalige Mitbewohnerin, die nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihre Berufung gefunden hatte. Olivia hatte das große Los gezogen, denn sie war verheiratet, schwanger und als Agentin für junge Künstler tätig. Trotzdem machte sie sich immer noch Sorgen um ihre beiden Freundinnen.

Nun blickte sie Eloise an. „Du hast meine Freundin schon kennengelernt, stimmt’s?“

Der Typ namens Ricky sah Eloise ebenfalls an. „Ich bin vor dem Kamin mit ihr zusammengestoßen.“

„Es würde dir doch nichts ausmachen, Eloise nach Hause zu bringen, oder?“ Olivia legte sich eine Hand auf den Bauch und wirkte dabei richtig madonnenhaft. „Ihre Freundin ist nämlich schon gegangen.“

„Nein, ich fahre mit der U-Bahn“, protestierte Eloise sofort.

„Ich glaube, ich bin ihr etwas schuldig“, sagte Ricky im selben Moment, und als die Aufzugtüren aufglitten, deutete er in die Richtung. „Nach Ihnen.“

Sie eilte in den Lift und winkte der strahlenden Olivia noch einmal zu, bevor sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte.

„Ihre Freundin hat Sie also versetzt“, meinte Ricky auf dem Weg nach unten.

„Wir versuchen gerade beide, besser bezahlte Jobs zu finden, um die Miete bestreiten zu können. Sie ist mit einem von Tuckers leitenden Angestellten ins Gespräch gekommen, sodass ich es ihr nicht verdenken kann, wenn sie sich diese Chance nicht entgehen lassen wollte.“

„Wie lange leben Sie schon in New York?“

„Drei Jahre. Bis Olivia ausgezogen ist, sind wir gut zurechtgekommen.“

Während der Aufzug weiter nach unten fuhr, schwieg Ricky, denn er hatte den Eindruck, dass Eloise nicht glücklich darüber war, dass er sie nach Hause brachte. Sie wirkte sehr angespannt, ja, geradezu bedrückt.

Trotzdem wollte er eine hübsche Frau nicht allein mit der U-Bahn fahren lassen. Schon gar keine, die ihn so zum Lachen gebracht hatte.

Unten angekommen, eilte sie aus dem Lift, blieb draußen allerdings unvermittelt stehen. Er war nicht der Einzige, der seinen Chauffeur beauftragt hatte, mit dem Wagen vorzufahren, denn vor dem Gebäude parkten vier Limousinen, an denen sie nicht so schnell vorbeikam, um ein Taxi herbeiwinken zu können. Also holte er sie ein und legte ihr von hinten einen Arm um die Schultern und deutete auf den dritten Wagen.

„Nehmen Sie mein Angebot doch einfach an.“

Daraufhin straffte sie sich. „Na gut.“

Sobald sie im Wagen saßen und Eloise ihm ihre Adresse genannt hatte, gab er diese an seinen Fahrer Norman weiter. Während der nächsten fünf Minuten herrschte Schweigen. Eloise blickte starr auf ihr Cape.

Schließlich ertrug er es nicht länger. „Es macht mir wirklich nichts aus, Sie nach Hause zu bringen. Sie müssen sich nicht schlecht fühlen.“

Zu seiner Überraschung wandte sie sich ihm zu. „Ich fühle mich nicht schlecht. Ich habe es nur satt, bemitleidet zu werden, denn ich will nur einen guten Job haben. Ich habe studiert, aber niemand scheint mich zu wollen.“

„Was haben Sie denn studiert?“

„Personalmanagement.“

„Oh nein! In dem Bereich sind die Aussichten momentan wirklich nicht besonders gut.“

„Ich weiß. Ich bin eben ein Glückspilz“, fügte Eloise mit einem sarkastischen Unterton hinzu.

„Es gibt doch bestimmt noch andere Möglichkeiten.“

„Ich habe als Kellnerin gejobbt, und momentan arbeite ich als Aushilfe in einer Anwaltskanzlei.“ Sie seufzte resigniert. „Ich weiß, es gibt viele Leute, die es schlechter getroffen haben.“

Dazu gehörte er auch. Das behielt er allerdings für sich – auch Menschen gegenüber, die ihn fast zum Lachen brachten. Sonst würde sie ihn womöglich bemitleiden. Und ausnahmsweise einmal wollte er mit jemandem zusammen sein, der das nicht tat.

Als er jetzt ihre glitzernden Sandaletten und ihr schwarzes Cape betrachtete, unter dem ein goldfarbenes Kleid hervorblitzte, fiel ihm auf, dass sie für eine Frau, der es finanziell nicht gutging, sehr teuer gekleidet war. Vielleicht hatte sie die Sachen auch in einem Secondhandladen gekauft, aber auf jeden Fall hatte sie Stil und hätte mit allen Frauen mithalten können, die man ihm im vergangenen Jahr vorgestellt hatte.

„Was Laura Beth und ich wirklich brauchen, ist eine neue Mitbewohnerin.“

„Die dürfte doch nicht schwer zu finden sein.“

„Oh doch. Wir finden einfach keine, die zu uns passt. Judy, die erste, die bei uns gewohnt hat, entpuppte sich als Kriminelle. Als sie ausgezogen ist, hat sie meinen teuren Kaffeeautomaten mitgehen lassen.“

„Ach je!“

„Und die zweite hatte gefälschte Referenzen.“

„Sie brauchen Jason Jones.“

„Wen?“

„Das ist meine Suchmaschine. Na ja, ich hatte die Idee dazu, und Elias Greene hat die Programme geschrieben. Damit kann man Erkundigungen über andere Leute einholen.“

„Wirklich?“

„Ja. Sie ist toll.“ Ricky lächelte höflich. „Sie dürfen sie umsonst benutzen.“

Gequält schloss Eloise die Augen. „Ich will keine Almosen.“

Das war ihm klar. Sie wollte es allein schaffen. „Wir könnten handeln.“

Sie stieß einen entsetzten Laut aus und rutschte ein Stück von ihm weg. „Bestimmt nicht.“

Er lachte. Zum dritten Mal. „Ich rede nicht von Sex.“

Nun entspannte sie sich, warf ihm allerdings einen seltsamen Blick zu. „Ich habe aber nichts, was ich einsetzen könnte.“

„Doch. Sie haben etwas, das ich will.“

Ein argwöhnischer Ausdruck trat in ihre Augen. „Und was?“

„Zeit.“

„Zeit?“

„Ja. Ich bin zu zehn Weihnachtsfeiern, einer Hochzeit und einem Ehemaligen-Treffen meiner alten Studentenverbindung eingeladen – und brauche eine Begleitung.“

2. KAPITEL

Eloise blickte Ricky Soundso starr an. „Ich weiß nicht einmal Ihren Nachnamen.“

„Langley.“ Er lächelte, und der Blick seiner braunen Augen nahm sie gefangen. „Und Ihrer?“

„Vaughn.“

Ricky schüttelte ihr die Hand. „Schön, Sie kennenzulernen, Eloise Vaughn.“

„Sie haben also zwölf Einladungen für die Vorweihnachtszeit und möchten, dass ich mit Ihnen dorthin gehe?“

„Ja.“ Unmerklich zuckte er zusammen. „Wir müssen allerdings so tun, als wäre da etwas zwischen uns. Ich brauche einen Grund, um mich im Hintergrund zu halten, und den hätte ich damit.“

Forschend betrachtete sie ihn. „Damit die Leute Sie in Ruhe lassen?“

„Es ist etwas komplizierter. Ich möchte sozusagen wieder in meine Kreise zurückkehren. Durch eine weibliche Begleitung würde ich meinen Freunden zu verstehen geben, dass es mir gutgeht und sie sich keine Sorgen mehr um mich zu machen brauchen.“

Eloise lehnte sich zurück. Er redete wie jemand, der gerade eine unglückliche Beziehung hinter sich hatte. „Sie wollen also auf Partys gehen, ohne sich unter die Gäste zu mischen.“

„Es macht mir nichts aus, mich unter die Gäste zu mischen. Ich möchte nur nicht zu gesellig sein. Hören Sie, ich bin nicht auf der Suche nach Romantik, Sie sind also vor mir sicher. Vielleicht amüsieren Sie sich sogar, lernen neue Leute kennen und knüpfen berufliche Kontakte.“

Damit hatte er die Zauberworte ausgesprochen. Der Arbeitsmarkt war so angespannt, dass sie es bisher nicht einmal geschafft hatte, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Wenn sie jedoch Leute in leitenden Positionen kennenlernte, würden sich daraus vielleicht Möglichkeiten ergeben.

„Und ich muss nichts anderes machen als lächeln und höflich sein?“

„Und so tun, als würden Sie mich mögen.“

Das tat sie schon jetzt, denn er war attraktiv und schien ehrlich zu sein.

„Dann müssen wir uns aber zurechtlegen, wie wir uns kennengelernt haben.“

„Warum sagen wir nicht einfach, dass wir uns auf der Party von Olivia und Tucker begegnet sind und es gleich zwischen uns gefunkt hat?“

Eloise überlegte einen Moment. „Und Sie würden mir dabei helfen, einen Job zu finden?“

Ricky zog die Stirn in Falten. „Soll ich Sie einstellen?“

„Auf keinen Fall! Ich möchte nicht die Frau im Büro sein, die den Job bekommen hat, weil sie mit dem Boss ausgeht. Sie sollen mir vielmehr eine Anstellung bei einem Ihrer Freunde beschaffen.“

„Ich kann Ihnen höchstens dabei helfen, Kontakte zu knüpfen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Wenn ich zwölf Mal mit Ihnen ausgehen soll, dann müssen Sie mir auch entsprechend oft helfen. Wie, ist mir egal. Erkundigen Sie sich bei Ihren Freunden, wer jemanden für den Personalbereich sucht, und verschaffen Sie mir das entsprechende Vorstellungsgespräch, dann begleite ich Sie zu den Events.“

Ricky überlegte einen Moment, bevor er ihr die Hand reichte. „Abgemacht.“

Als der Chauffeur in diesem Moment vor dem Apartmenthaus hielt, in dem sie wohnte, stieg sie aus, und Ricky folgte ihr.

„Sie brauchen mich nicht nach oben zu bringen.“

„Vielleicht lauert Ihnen jemand auf …“

Eloise legte ihm eine Hand auf die Brust und stellte erstaunt fest, wie muskulös er war. Wieder betrachtete sie sein attraktives Gesicht, seine markanten Wangenknochen, die schönen braunen Augen.

Ein seltsames Gefühl erwachte in ihr, und es dauerte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, dass sie sich stark zu ihm hingezogen fühlte. Doch das war das Letzte, was sie wollte. Außerdem hatte er gesagt, er sei nicht an Romantik interessiert.

Schnell ließ sie die Hand wieder sinken. „Ich komme allein klar.“

„Aber …“

„Nein.“ Schnell wandte sie sich ab und betrat das Haus. Ricky war attraktiv, aber weder sie noch er war auf der Suche nach einer Romanze. Und vielleicht konnte er ihr tatsächlich helfen. Sie wollte es nicht riskieren, allein mit ihm vor ihrer Wohnungstür zu stehen, um möglicherweise von ihm einen Gutenachtkuss zu bekommen. Sie mochte stark sein, doch perfekt war sie nicht. Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, dass eine kluge Frau das Schicksal nicht herausforderte.

Als Eloise am nächsten Morgen aufwachte, war sie völlig durcheinander. Hatte sie sich wirklich bereit erklärt, zwölf Mal mit einem Fremden auf irgendwelche Feiern zu gehen? Genau genommen war er allerdings kein Fremder, sondern ein Freund von Olivia und Tucker.

Eloise nahm ihr Telefon vom Nachttisch und ging in die Küche. Nachdem sie Kaffee in den Filter gefüllt hatte, rief sie Olivia an.

„Hallo, hier ist Olivia Engle. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht“, meldete sich der Anrufbeantworter.

Mist, sie hatte ganz vergessen, dass Olivia und ihre Familie früh nach Kentucky aufgebrochen waren! Möglicherweise würde sie ihr Handy sogar den ganzen Dezember ausgeschaltet lassen. Hatte sie nicht gesagt, dass Tucker und sie die gemeinsame Zeit genießen wollten?

Eloise warf das Telefon auf den Tisch, ehe sie sich setzte. Es war zu dumm, dass sie Olivia nicht nach Ricky Langley befragen konnte.

Dann kam Laura Beth in die Küche, das lange braune Haar zerzaust, die grünen Augen nur halb geöffnet. „Wen hast du gerade angerufen?“

„Olivia. Ich brauchte Insiderinformationen, aber dann ist mir eingefallen, dass sie heute ja nach Kentucky fliegt.“

Laura Beth nahm eine Tasse und einen Teebeutel aus dem Schrank. „Was für Insiderinformationen?“

„Über einen Typen. Vielleicht habe ich die Möglichkeit, einen Job zu bekommen.“

Erstaunt blickte Laura Beth sie an. „Wirklich?“

„Ja. Vielen Dank übrigens, dass du mich gestern Abend im Stich gelassen hast.“

„Es tut mir leid. Bruce leitet Tuckers neu gegründete IT-Abteilung. Wir haben Kaffee getrunken, und ich habe die Gelegenheit wahrgenommen, mich bei ihm zu bewerben.“

„Aha. Der Typ, den ich gestern Abend kennengelernt habe, sucht eine weibliche Begleitung für einige Partys.“

„Du bist doch nicht etwa …?“ Ihre Mitbewohnerin verstummte entsetzt.

„Nein. Ricky Langley hat anscheinend eine unglückliche Beziehung hinter sich und möchte nicht allein auf die Weihnachtsfeiern gehen, zu denen er eingeladen ist. Deswegen hat er mich gebeten, mit ihm dorthin zu gehen. Als Gegenleistung will er mich einigen einflussreichen Leuten vorstellen und sie fragen, ob sie vielleicht einen Job für mich hätten.“

„Das klingt fast genauso vielversprechend wie mein Vorstellungsgespräch. Vielleicht sogar noch vielversprechender, weil du mehrere bekommen könntest.“

Laura Beths Kommentar beruhigte Eloise ein wenig. Ricky war Olivias und Tuckers Freund. Er hatte keine Annäherungsversuche unternommen, sondern ihr ein Geschäft vorgeschlagen. Also würde sie darauf eingehen und ihn einmal begleiten, um ihn auf die Probe zu stellen. Wenn er sich nicht anständig benahm, würde sie das Ganze beenden.

Gegen zehn Uhr rief er sie an und entschuldigte sich, weil die erste Party, zu der sie ihn begleiten sollte, an diesem Abend stattfand.

„Jetzt schon? Wir haben Ende November.“

„Meine Freunde fangen eben früh an.“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Ist das ein Problem?“

„Nein, es ist mir recht. Heute ist zwar Samstag, aber ich bin nicht verabredet und habe auch nicht das Geld, um allein auszugehen.“ Als Eloise merkte, wie mitleiderregend sie klang, zuckte sie zusammen. „Ich wollte übrigens nicht jammern, sondern Sie nur beruhigen.“

„Ja, das habe ich auch so verstanden.“

„Gut, wann holen Sie mich ab?“

„Gegen acht.“ Ricky zögerte kurz, ehe er hinzufügte: „Der Gastgeber ist mein Banker.“

„Und was soll ich am besten anziehen?“

„Vielleicht etwas Ähnliches wie gestern.“ Wieder machte er eine Pause. „Sie haben hübsch ausgesehen.“

Sein Kompliment ließ ihr Herz höher schlagen. „Danke. Aber das war ein Cocktailkleid. Wenn es ein förmlicher Anlass ist, brauche ich vielleicht ein Abendkleid.“

„Die Party findet im Waldorf statt, und es ist Abendgarderobe erwünscht.“

„Also ein langes Kleid.“

„Dann ist ja alles geklärt. Ich hole Sie an der Tür ab.“

Nach dem Gespräch ging Eloise in ihr Schlafzimmer, um etwas Passendes herauszusuchen. Sie besaß zwölf Cocktailkleider und mehrere Abendroben, doch alle waren modisch nicht mehr ganz in.

Schließlich entschied sie sich für ein grünes Dress. Sie würde es ändern müssen, doch das störte sie nicht weiter, denn in den letzten Jahren hatte sie ziemlich viel Geschick im Umgang mit Nadel und Faden entwickelt und sich sogar eine Nähmaschine aus zweiter Hand gekauft. Als sie sich jetzt an die Arbeit machte, wurde ihr bewusst, dass sie sich richtig darauf freute auszugehen.

Ich werde vielleicht einflussreiche Leute kennenlernen und mich chic anziehen, ging es ihr durch den Kopf. Möglicherweise werde ich sogar tanzen und viel Spaß haben.

Eloise konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal Spaß gehabt hatte. Solange Ricky Langley sich wie ein Gentleman verhält, werde ich von diesem Arrangement bestimmt profitieren, überlegte sie weiter.

Ricky klingelte kurz vor acht. Immer noch aufgeregt, öffnete Eloise die Tür und betrachtete ihn verblüfft. Sie hatte ganz vergessen, wie attraktiv er war. Im Smoking und einem schwarzen Mantel sah er fantastisch aus.

Schnell riss sie sich zusammen. Sie wollte sich doch zu niemandem hingezogen fühlen.

„Ich hole schnell mein Cape“, sagte sie.

Ricky nickte, und sie beeilte sich, weil sie es nicht erwarten konnte, auf die Party zu kommen. Nachdem sie sich ihr Cape umgehängt hatte, ging sie auf ihn zu.

„Sie sehen unglaublich gut aus.“

Stolz erfüllte sie. Das hätte Ricky bestimmt nicht gesagt, wenn er das Kleid fünf Stunden vorher gesehen hätte. „Danke. Ich habe mich damals sofort in das Modell verliebt.“ Sie schloss die Tür hinter ihnen. „Deshalb habe ich mich gefreut, dass ich jetzt einen Grund hatte, es zu ändern.“

„Sie haben es geändert?“, fragte er auf dem Weg zur Treppe.

„Ja. Ich habe den Kragen und den Gürtel abgetrennt und den Rückenausschnitt vergrößert.“

„Oh.“

Über die Schulter blickte sie ihn an. „Ich besitze zwar nicht das Geld, um mir neue Sachen zu kaufen, aber viele ältere Kleidungsstücke, die ich ändern kann. Mittlerweile bin ich darin richtig gut. Niemand wird merken, dass dieses Kleid mal ganz anders ausgesehen hat.“

Auf dem Weg nach unten und während der Fahrt zum Waldorf Astoria schwiegen sie fast die ganze Zeit. Als sie das Hotel erreichten, musste Eloise an ihren ersten Besuch hier mit ihren Eltern denken. Es war ihre erste offizielle Feier und sie furchtbar nervös bei der Aussicht darauf gewesen, die Freunde und Geschäftspartner ihres Vaters zu treffen. Ihre Eltern hatten ihr eingeschärft, sich ja zu benehmen und nur zu reden, wenn man sie ansprach.

Als jetzt der Portier kam und den Schlag der Limousine öffnete, atmete sie tief durch und ließ sich von dem Mann beim Aussteigen helfen. Dann sah sie die anderen weiblichen Gäste. Sie trugen teure Pelze und Diamanten und waren perfekt frisiert.

Verunsichert wandte sie sich zu Ricky um. „Ich schätze, der Gastgeber kennt einige reiche Leute.“

Lächelnd führte er sie zu den Eingangsstufen. „Sie müssen damit rechnen, dass wir jetzt von der Presse fotografiert werden.“

„Oh.“ Ihre Mutter lebte zwar in Kentucky. Sie las allerdings immer alle New Yorker Zeitungen und vor allem die Seiten mit dem Gesellschaftsklatsch, um immer auf dem Laufenden zu sein.

Panik stieg in ihr auf, und plötzlich konnte Eloise sich nicht von der Stelle rühren. Sie hatte ihre Eltern, die sie enterbt hatten, seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Wenn diese nun ein Foto von ihr in Begleitung eines vermögenden Mannes auf einem gesellschaftlichen Ereignis sahen, wie würden sie dann reagieren? Würden sie sie anrufen, froh darüber, dass sie vermeintlich endlich zur Vernunft gekommen war, und so tun, als wäre nichts geschehen? Und wie würde sie sich dann verhalten? War sie einsam und verzweifelt genug, um darüber hinwegzusehen, dass die beiden den Tod ihres Mannes und ihre Not ignoriert hatten?

Eloise kniff die Augen zusammen. Warum hatte sie nicht daran gedacht?

„Es macht Ihnen doch nichts aus, fotografiert zu werden, oder?“, riss Rickys Stimme sie aus ihren Gedanken.

Schnell öffnete Eloise die Lider wieder. „Das hängt davon ab, wo das Bild veröffentlicht wird.“

Nun hakte er sie unter, um sie die Treppe hinaufzuführen. „Wahrscheinlich nirgends. Wir müssten wichtig genug sein, um in der Gesellschaftskolumne zu erscheinen.“

„Sind Sie denn nicht wichtig?“

Ein anderer Hotelangestellter in Livree öffnete ihnen die Eingangstür. „Im vergangenen Jahr haben mich alle bemitleidet. Dieses Mal bin ich für die Leute jedoch ein Niemand. Ihnen kann also nichts passieren.“

Ihre Erleichterung hielt nicht lange an, denn ihr wurde klar, dass es nicht abzusehen war, was Reporter womöglich als wichtig erachteten. Wenn Ricky Langley seit einem Jahr kein Rendezvous mehr gehabt hatte, weckte sein plötzliches Erscheinen mit einer Frau vielleicht doch Neugier.

Als sie das prunkvolle Foyer durchquerten, entdeckte Eloise plötzlich einen Mann mit einer Kamera und ging so unauffällig wie möglich hinter Ricky in Deckung.

Er drehte sich jedoch zu ihr um. „Was ist denn los?“

„Oh, ich wollte Ihnen nur den Vortritt geben, weil Sie ja die Einladung haben.“

Er runzelte die Stirn. „Hier ist so viel Platz, dass wir nebeneinander gehen können.“

Als sie sah, dass der Fotograf die Kamera inzwischen auf einen anderen Gast gerichtet hatte, lachte sie. „Natürlich.“

Schweigend fuhren sie dann mit dem Aufzug nach oben. Dabei fiel Ricky auf, dass Eloise ihr Cape beinah krampfhaft umklammerte, als wollte sie es zu verbergen versuchen. Offenbar fühlte sie sich hier völlig fehl am Platz. Dabei wollte er, dass sie einen schönen Abend verlebte und berufliche Kontakte knüpfte. Allerdings machte er sich auch Sorgen darüber, wie seine Freunde auf sie reagieren würden.

Nachdem er seinen Mantel und ihr Cape an der Garderobe abgegeben hatte, betraten sie das dezent beleuchtete Foyer, das zum Ballsaal führte, und wurden dort prompt fotografiert. Eloise wurde aschfahl, und er hätte schwören mögen, dass sie leicht schwankte.

„Alles in Ordnung?“

Sofort setzte sie ein strahlendes Lächeln auf. „Ja.“

Er ließ sich allerdings nicht täuschen. „Sie haben doch keine Angst vor diesen Leuten, oder?“

Sie atmete tief durch. „Ich hasse es, fotografiert zu werden.“

Ehe er sie nach dem Grund dafür fragen konnte, wirkte sie plötzlich wieder sehr beherrscht. Sie straffte sich, und ihre Miene veränderte sich. Das grüne Kleid betonte geradezu auf sündhafte Weise ihre weiblichen Kurven. Als Eloise sich abwandte und hocherhobenen Hauptes auf den Ballsaal zuging, traute er seinen Augen kaum. Vorn hochgeschlossen, war das Kleid hinten sehr tief ausgeschnitten, und das blonde Haar fiel ihr in weichen Wellen auf den Rücken.

Wie hatte ihm das nur entgehen können?

Sobald Eloise merkte, dass er ihr nicht folgte, blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. „Lassen Sie sich gern von Leuten ablichten, die Sie nicht kennen?“

Schnell kam Ricky zu ihr. „Ich bin schon so oft von Fremden fotografiert worden, dass es mich nicht mehr stört, vor allem weil es nicht mehr oft passiert.“

Nun ging sie weiter. „Gut.“

Doch er stand wie erstarrt da. Ihr Po wirkte so sexy in dem Kleid, dass Ricky an nichts anderes mehr denken konnte. Schon am Vorabend hatte sie fantastisch ausgesehen, aber in diesem Kleid zog sie alle Blicke auf sich. Und das war perfekt. Alle würden verstehen, warum er sein Dasein als Eremit beendet hatte und mit ihr ausging.

Er unterdrückte ein Lächeln und holte sie an dem Tisch ein, an dem er seine Einladung vorzeigen musste. Es konnte unzählige Gründe dafür geben, warum Eloise nicht fotografiert werden mochte, und er wollte es nicht wissen, um ihnen den Abend nicht mit Fragen zu verderben.

„Falls es Sie tröstet, im Ballsaal ist Fotografieren verboten.“

„Ja, das tut es.“

Dann reihten sie sich in die Schlange der Gäste ein, um die Gastgeber zu begrüßen.

Seine Augen funkelten, als Paul Montgomery Eloise sah. „Meine Liebe, wie haben Sie es geschafft, diesen Knaben dazu zu bewegen, endlich wieder mit einer Frau auszugehen?“

Lachend hakte sie sich bei Ricky unter. „Das müssen Sie ihn fragen. Wir haben uns übrigens auf einer Feier von Freunden kennengelernt.“

Nachdem sie auch Pauls Frau die Hand gegeben und einige Worte mit ihr gewechselt hatten, führte man sie zum nächsten Tisch, wo man ihnen ihre Tischnummer und ein Weihnachtsgeschenk überreichte.

In dem riesigen Ballsaal herrschte eine festliche Atmosphäre. Vor den hohen Fenstern mit den dunkelroten Samtvorhängen hingen Lichterketten, und die runden Tische mit den goldfarbenen Decken waren weihnachtlich geschmückt.

„Wir sitzen mit einigen meiner besten Freunde zusammen“, informierte er sie auf dem Weg zu ihren Plätzen. „Ihnen muss ich unbedingt den Eindruck vermitteln, dass es mir gutgeht. Wenn uns das überzeugend gelingt, werden sie keine Fragen stellen.“

„Okay.“

„Wenn irgendjemand allerdings Argwohn schöpft, laufe ich Gefahr, mich unsterblich zu blamieren. Ich muss deshalb den Arm um Sie legen.“ Als sie nickte, atmete er tief durch. „Wir werden auch miteinander tanzen müssen, weil bekannt ist, dass ich das sehr gern tue.“

Sie richtete daraufhin seine Fliege gerade, was lässig und intim zugleich wirkte und ihm so selbstverständlich erschien, dass es ihm große Angst machte. Eloise war einfach fantastisch, und wie vermutlich fast jeder Mann im Raum wollte er sie berühren und von ihr berührt werden.

„Bleiben Sie locker. Wir scheinen gut zusammenzupassen. Außerdem bin ich schon öfter mit Männern ausgegangen und weiß, wie ich mich verhalten muss.“

Ricky lachte auf.

„Wenn einer von uns etwas falsch macht, sollte der andere es ihm ruhig sagen. Außerdem sollten wir uns unbedingt duzen.“

„Natürlich.“

Eloise nahm seine Hand. „Wir schaffen das mit links.“

An ihren Plätzen angelangt, machte er sie mit seinem Geschäftspartner Elias Greene und dessen Verlobter Bridget O’Malley bekannt, die Heiligabend heiraten wollten. Als sie sich setzten, gesellten sich George Russell, ein Freund von Ricky, und dessen Frau Andi zu ihnen.

Nachdem sie sich vorgestellt hatten, schien Ricky sich allmählich zu entspannen. Er hatte zwar damit gerechnet, dass die Männer Eloise bewundern würden, aber nicht damit, dass die Frauen sie auf Anhieb sympathisch finden würden.

Andi beugte sich zu ihr hinüber. „Ihr Kleid ist einfach fantastisch.“

Eloise lachte. „Wie bitte? Das alte Ding?“

„Na gut. Erzählen Sie mir nicht, wo Sie es gekauft haben.“

„Eigentlich entwerfe ich ziemlich viel selbst.“

Entgeistert sah Andi sie an. „Haben Sie es etwa auch selbst genäht?“

„Nein das nicht. Ich habe es gekauft und dann einige Änderungen vorgenommen.“

Ihre Offenheit gefiel Ricky. Eloise erzählte zwar nicht, dass sie kein Geld hatte, gab allerdings auch nicht vor, jemand zu sein, der sie nicht war. Sie machte ihre Sache wirklich hervorragend. Erleichtert trank er einen Schluck Wasser.

Nach dem köstlichen Menü sprach Paul einen Toast aus, und dann begann die Band zu spielen.

Lächelnd wandte Eloise sich an Ricky. „Ich weiß, dass du es nicht erwarten kannst zu tanzen.“

Zum ersten Mal in seinem Leben war das aber nicht der Fall, denn er würde ihr die Hände auf den bloßen Rücken legen müssen. Doch leider erwarteten seine Freunde es von ihm, und so stand er auf und führte Eloise in die Mitte der Tanzfläche, wo niemand sie beobachten konnte.

Als er sie an sich zog und ihr die Hand auf den Rücken legte, spürte er, wie seidenweich ihre Haut war. Nervös räusperte er sich. „Das Kleid hat einen … interessanten Rückenausschnitt.“

Sie lachte hell auf.

„Es scheint so, als würdest du dich amüsieren.“

„In der Tat. Allein das Essen war das Kommen schon wert.“ Wieder lächelte sie. „Danke.“

In diesem Moment hatte er das Gefühl, dass sein Herz einen Schlag aussetzte. Dass sie sich dafür bei ihm bedankte, beschämte ihn ein wenig. „Gern geschehen. Wir müssen dich heute Abend aber auch noch einigen Leuten vorstellen, damit du auch beruflich davon profitierst.“

„Vielleicht sollten wir diesen Abend einfach als Übungsphase betrachten.“ Eloise blickte sich um. „Sind das hier die Leute, mit denen du normalerweise verkehrst?“

„Ja. Es werden allerdings nicht bei allen Anlässen dieselben Leute sein, von der Hochzeit von Elias und Bridget einmal abgesehen. Einige kommen auch zu dem Ehemaligentreffen. Die meisten kennst du wahrscheinlich schon von gestern Abend.“

Als er sie jetzt herumwirbelte, lachte sie. Doch sein Magen krampfte sich zusammen. Ricky konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal jemanden zum Lachen gebracht hatte oder sich das letzte Mal so amüsiert hatte. Denn genau das tat er jetzt.

Als die Band eine Pause machte, wurde Eloise von Ricky mit Mimi und Oliver French bekannt gemacht. Auch Mimi bewunderte ihr Kleid, und Eloise erzählte ihr, dass sie es in einer Boutique in der Nähe gekauft habe. Geschickt sprach sie Oliver auf einen kürzlich erschienenen Artikel über ihn und seine Firma im Journal an und erwähnte nebenbei, dass sie einen Universitätsabschluss habe und nun auf der Suche nach einem Job sei.

Sobald die Musiker wieder zu spielen anfingen, begannen die beiden wieder zu tanzen, ebenso Eloise und Ricky.

„Das ist doch gut gelaufen“, meinte Ricky.

„Stimmt, aber ich habe dabei ein komisches Gefühl.“ Sie klang etwas heiser, was an seiner Hand liegen musste, die auf ihrem Rücken ruhte. „Für mich klang es, als würde ich nach einem Job fragen.“

Erstaunt zog Ricky die Augenbrauen hoch. „Das ist dein erstes Problem. Du solltest stolz darauf sein, dass du auf Jobsuche bist.“

„Ich fühle mich eher verzweifelt und weiß, dass die Leute es merken.“

„Und das ist ein zweites Problem. Die Einstellung musst du unbedingt ablegen.“

„Okay.“

Als dieser Tanz endete, kam ein Mann auf Ricky zu, der sich überhaupt nicht für seine Begleiterin interessierte, sondern ihm ein Geschäft vorschlug. Unterdessen blickte Eloise sich um. Der teure Diamantschmuck der Frauen ließ erahnen, wie reich diese Leute waren. Trotzdem wirkte Ricky völlig entspannt. Als er seinem Gesprächspartner sagte, er könne nicht investieren, weil er eine neue Serie von Videospielen für Kinder auf den Markt bringen und anschließend damit an die Börse gehen wolle, wurde ihr klar, woran es lag. Er gehörte in dieses Umfeld. Er war so klug und geschäftstüchtig wie jeder andere Milliardär.

Plötzlich verspürte sie einen geradezu lächerlichen Stolz, weil dieser Mann mit ihr hier war. Schnell verdrängte sie dieses Gefühl jedoch. Ricky hatte sie nicht mitgenommen, weil er sie mochte, sondern weil sie eine Abmachung getroffen hatten, und das durfte sie nicht vergessen.

Nach einigen Walzern stimmte die Band ein langsames Stück an. Und zu ihrer Überraschung führte Ricky sie nicht an ihren Tisch zurück, sondern zog sie an sich.

Eloise erschauerte leicht, als er die Hand über ihren Rücken gleiten ließ, und hoffte, er merkte es nicht. Als sie sich an ihn schmiegte, musste sie dem Drang widerstehen, die Augen zu schließen und sich den herrlichen Empfindungen hinzugeben.

Es ist nicht von Bedeutung, sagte sie sich immer wieder. Sie hatte die große Liebe erlebt, und ihr Traumprinz war gestorben. Wenn sie ihre Gefühle für Ricky nicht in den Griff bekam, wurde er vielleicht nicht mehr mit ihr ausgehen.

Dann würde sie aber auch keine Anstellung finden und sich mit schlecht bezahlten Aushilfsjobs begnügen müssen, was bedeutete, dass sie dann kaum in der Lage war, die Miete zu bezahlen, und sich von trockenen Nudeln ernähren musste.

3. KAPITEL

Ricky behandelte sie wirklich wie eine Prinzessin. Er holte ihr Drinks, ebnete ihr den Weg für interessante Gespräche und verhielt sich ihr gegenüber so, als würde sie ihm wirklich etwas bedeuten. War es daher verwunderlich, dass es ihr schwerfiel, zwischen Wirklichkeit und Traum zu unterscheiden?

Beim zweiten langsamen Tanz verspürte Eloise plötzlich Gefühle, die über bloße Anziehungskraft hinausgingen. Sie mochte ihn. Sehr sogar. Und je länger sie sich auf dem Parkett bewegten, desto mehr verstärkten sich diese Empfindungen. Prickelnde Schauer rannen ihr über den Rücken, wenn er sie in den Armen hielt. Wärme durchflutete sie, wenn er nett zu ihr war.

Als das Fest schließlich zu Ende ging, reichte er ihr lächelnd ihr Cape, und ihr Herz begann, wild zu pochen.

Sie stöhnte insgeheim auf, als sie zu ergründen versuchte, was falsch lief. Ihr Verstand sagte ihr, dass alles nur Show sei, aber ihre Hormone spielten verrückt.

In der Limousine rückte sie so weit wie möglich von ihm weg.

Als Norman den Motor anließ, betrachtete Ricky sie einige Sekunden lang und sagte schließlich: „Morgen Abend bin ich zu einem Dinner bei einem Investmentbanker eingeladen, den ich von der Uni kenne.“

„Klingt nett.“

„Ich glaube, Abendrobe ist dort nicht erforderlich.“

„Dann dürfte ein Cocktailkleid wohl reichen.“

„Ich denke, ja.“

Bei ihrem Apartment angekommen, ließ sie sich von Ricky bis zu ihrer Wohnungstür begleiten, damit sein Chauffeur nicht argwöhnisch wurde. Dort wandte sie sich lächelnd zu Ricky um. „Es war ein wunderschöner Abend.“ War sie denn von allen guten Geistern verlassen, indem sie das sagte und ihre Abmachung aufs Spiel setzte?

Lässig schob er die Hände in die Hosentaschen. „Danke. Ich fand es auch schön. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Im Flur lehnte sie sich an die Tür und stöhnte. Was mache ich bloß? schoss es ihr durch den Kopf. Ich brauche doch einen Job! Und ist es nicht erniedrigend, mich in einen Typen zu verlieben, der nichts für mich empfindet?

Sie hatte sich in ihrem Leben schon genug erniedrigt. So dumm würde sie nicht noch einmal sein.

Beschwingt lief Ricky die Treppe hinunter. Eloise war die perfekte Begleiterin gewesen. Sie hatte ihm sogar das Gefühl vermittelt, dass sie ihn mochte. Sie war so perfekt, dass er sich dabei ertappte, wie er beim Einsteigen in den Wagen vor sich hin summte.

Im nächsten Moment dachte er jedoch an Blake und fluchte. Er war genauso verantwortlich für den Tod seines kleinen Jungen gewesen wie dessen Mutter. Er verdiente es nicht, glücklich zu sein.

Während sich sein Chauffeur mit dem Auto wieder in den Verkehr einfädelte, klingelte Rickys Telefon. Er zog es aus der Tasche und blickte aufs Display. Es war sein Entwicklungsleiter.

„Was gibt’s, Tom?“

„Es tut mir leid, Ricky, dass ich dich störe. Wir haben jedoch ein Problem.“

„Wir sind mitten in der Produktion. Da darf es keine Probleme in der Entwicklungsabteilung geben.“

„Genau deswegen wirst du vielleicht deine Anwälte anrufen wollen. Ein Hersteller in Berlin hat gerade ein Spiel herausgebracht, das mit Spiel Nummer zwei in deinem Dreierpack identisch ist.“

Rickys Magen krampfte sich zusammen. „Machst du Witze?“

„Nein. Ich habe ein Team damit beauftragt, beide Produkte miteinander zu vergleichen. Das dauert leider Tage.“

„Sag mir sofort Bescheid, wenn die Leute zu einem Ergebnis gekommen sind.“

Ricky beendete das Gespräch und rief seine Anwälte an.

Nachdem Ricky am darauffolgenden Abend wieder mit seinem Entwicklungsteam gesprochen hatte, spielte er mit dem Gedanken, nicht auf Tims und Jennifers Dinnerparty zu gehen, weil er völlig erschöpft war. Er hatte nicht geschlafen, kaum etwas gegessen und den halben Tag telefoniert. Solange er nicht wusste, ob er und ein deutscher Hersteller zufällig gleichzeitig ein fast identisches Spiel entwickelt hatten oder einer seiner Angestellten seine Idee verkauft hatte, musste er so tun, als wäre alles in Ordnung.

Als Eloise ihm knapp zwei Stunden später die Tür öffnete, machte er ihr ein Kompliment, denn in dem schlichten schwarzen Kleid und mit der Perlenkette sah sie umwerfend aus.

Er trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte und blickte an sich hinunter. „Bin ich für eine Dinnerparty richtig angezogen?“, fragte er Eloise.

„Perfekt.“

Nachdem sie ihre Wohnung abgeschlossen hatte, rannte sie die vier Treppen beinah hinunter, und müde, wie er war, konnte er kaum mit ihr Schritt halten. Will sie den Abend etwa so schnell wie möglich hinter sich bringen? überlegte er dabei.

„Du hast es heute ja ziemlich eilig“, bemerkte er, nachdem er neben ihr im Fond der Limousine Platz genommen hatte.

„Ich bin nur nervös.“

„Dazu hast du keinen Grund. Tim und Jennifer sind sehr locker.“ Er unterdrückte ein Gähnen.

Rickys Aussage erleichterte Eloise ungemein. Außerdem schien er nicht mehr so nervös zu sein, ja, er wirkte fast gelangweilt. Daraus schloss sie, dass sie ihre Gefühle für ihn erfolgreich verbarg. Solange ihr das weiter gelang, lief sie keine Gefahr, ihre Abmachung aufs Spiel zu setzen.

Als sein Handy plötzlich klingelte, seufzte Ricky und erklärte: „Ich muss das Gespräch leider entgegennehmen.“

Betont lässig winkte sie ab. „Kein Problem.“

Während er telefonierte, blickte sie aus dem Fenster und betrachtete die weihnachtlich geschmückten Straßen. Große Christbäume mit funkelnden Lichterketten standen in den Foyers der Bürogebäude, und die Schaufenster waren liebevoll dekoriert.

Ricky sprach immer noch, als der Chauffeur vor einem luxuriösen Apartmentgebäude hielt und die Wagentür öffnete. Als sie ausstiegen und zum Eingang gingen, telefonierte er weiter und beendete das Gespräch erst, als der Portier ihnen öffnete.

„Entschuldigung“, sagte er zu Eloise.

Doch sie lächelte unbeirrt. „Du musst dich nicht entschuldigen.“ Dann warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu. „Erinnerst du dich?“

Nun runzelte er die Stirn. „Oh ja.“

Schweigend fuhren sie nach oben und gelangten vom Aufzug in ein luxuriöses, ebenfalls hübsch dekoriertes Penthouse.

Tim und Jennifer umarmten sie beide zur Begrüßung, holten ihnen etwas zu trinken und führten sie dann zu einigen Paaren, die vor dem Kamin standen. Sie plauderten locker miteinander, bis der Butler verkündete, das Essen sei fertig. Auch am festlich gedeckten Tisch herrschte eine lockere Atmosphäre.

Eloise spürte, wie sie den Abend zunehmend genoss, zumal die Atmosphäre zwischen ihr und ihrem Begleiter nicht mehr angespannt war. Da sie nicht mit ihm tanzen und ihn berühren musste, brauchte sie sich keine Gedanken um ihre Gefühle zu machen und dass er die nicht erwiderte. Sie brauchte nur nette Gespräche zu führen, und das fiel ihr nicht schwer.

Nach dem Essen zogen die Männer sich ins Arbeitszimmer zurück, um eine Zigarre zu rauchen. Als Eloise sich mit den Frauen unterhielt, die wie sie vor dem Kamin saßen, las sie in deren Mienen blankes Erstaunen.

„Ich dachte schon, er würde sich nie wieder verabreden“, meinte eine von ihnen.

Lächelnd griff Eloise zu ihrem Weinglas. „Ach, er war gar nicht so schwer zu erobern.“

Jennifer machte ein trauriges Gesicht. „Liebes, es hat vier Monate gedauert, bis er nach dieser Tragödie überhaupt mit jemandem geredet hat.“

Eloise zuckte insgeheim zusammen. War das Wort Tragödie für eine Trennung nicht leicht übertrieben?

Muriel, die eine Restaurantkette besaß und mit Fred verheiratet war, dem Scherzbold der Studentenverbindung, wie Eloise inzwischen wusste, sagte: „Fred war davon überzeugt, dass Ricky alles verlieren und es das Aus für ihn als Geschäftsmann bedeuten würde. Doch … nach sechs Monaten hat er sich schließlich zusammengerissen und wieder angefangen zu arbeiten.“

„Er hat so lange nicht gearbeitet?“

„Ach, Liebes, ich glaube, er hat in der Zeit kaum etwas gegessen.“

Eloise hatte das Gefühl, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. Das konnte keine normale Trennung gewesen sein. Am liebsten hätte sie gefragt, was passiert war, doch sie besann sich gerade noch rechtzeitig anders. Natürlich gingen diese Frauen davon aus, dass Ricky ihr erzählt hatte, was geschehen war. Wenn sie sich nicht entsprechend verhielt, würde sie alles verderben.

„Es war eine schwere Zeit für ihn“, sagte sie deshalb leise.

Jennifer drückte ihr die Hand. „Deswegen freuen wir uns so, dass er jemanden gefunden hat.“

„Ich bin auch froh“, erwiderte Eloise lächelnd, während sie krampfhaft überlegte, was einen Mann derart treffen mochte, dass er sechs Monate lang nicht in der Lage war zu arbeiten.

Dann sagte sie sich, dass Ricky es ihr schon erzählen würde, wenn er es wollte. Vielleicht wollte sie es aber auch gar nicht wissen, weil es ihr ohnehin schwerfiel, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden. Trotzdem fiel es ihr schwer, ihre Neugier zu beherrschen.

Eine halbe Stunde später kamen die Männer aus dem Arbeitszimmer. Jeder musste am nächsten Tag arbeiten, und da Ricky am nächsten Morgen eine Konferenzschaltung mit seinen Anwälten in Berlin hatte, musste er besonders früh aufstehen, sodass sie sich als Erste verabschiedeten.

Nachdem er ihr das schwarze Cape umgehängt hatte, führte er sie zum Aufzug. Doch bevor die Lifttüren zuglitten und sie ihn fragen konnte, was damals passiert sei, sprangen Dennis Margolis und seine Frau Binnie hinein.

Dennis rieb sich die Hände. „Es war so schön warm am Kamin. Draußen wird es umso kälter sein.“

Binnie seufzte verträumt. „Ich hoffe, es bleibt kalt und wir haben weiße Weihnachten. Die Weihnachtszeit ist doch viel schöner, wenn überall Schnee liegt. Finden Sie nicht auch, Eloise?“

„Oh … ja. Ich liebe Schnee, vor allem zwischen den Jahren.“ Eloise lächelte Ricky an, doch sein Lächeln wirkte etwas verkrampft.

Als sie das Gebäude verließen, klingelte sein Handy wieder. Eloise nahm im Wagen Platz, während Ricky draußen stehen blieb, um zu telefonieren. Zwanzig Minuten später gesellte er sich strahlend zu ihr.

„Und, gibt es gute Neuigkeiten?“

„Ich habe eher eine Katastrophe abgewendet. Ich dachte, ich müsste gegen eine Firma in Europa gerichtlich vorgehen, aber anscheinend hat nur jemand einen Fehler gemacht. Nachdem meine Abteilung Forschung und Entwicklung die Spiele noch einmal genau unter die Lupe genommen hatte, haben die Leute dort gemerkt, dass wir unbegründet in Panik geraten sind.“

Sie hatte keine Ahnung, wovon Ricky redete. „Das ist toll.“

„Und ob. Ich rechne vor jeder Markteinführung mit Problemen, und es ist immer schön, wenn sie sich so einfach lösen lassen.“

Froh, dass er nun in besserer Stimmung war, wartete sie noch ein paar Minuten, bis der Chauffeur sich mit dem Wagen in den Verkehr eingefädelt hatte. „Die Ehefrauen deiner Freunde sind sehr froh darüber, dass du dich jetzt wieder verabredest.“

„Hm.“

Nun wurde sie nervös. Wie sollte sie es am besten formulieren? Wenn seine Freunde erfuhren, dass sie nicht Bescheid wusste, konnte das Ganze allerdings aufliegen. „Sie gehen davon aus, dass ich weiß, was passiert ist.“

Als Ricky sich daraufhin zu ihr umwandte, lag ein kühler Ausdruck in seinen braunen Augen. „Das glaube ich.“

Eloise schluckte. „Dann solltest du es mir vielleicht sagen.“

Er blickte aus dem Fenster, ehe er sie wieder ansah. „Einer der Gründe, warum ich mich in deiner Gegenwart wohl fühle, ist der, dass du es nicht weißt.“

Sie krauste die Stirn. „Aber wären wir nicht glaubwürdiger, wenn ich es wüsste?“

„Nicht, wenn du mich bemitleidest.“

Ihn bemitleiden? „Und wenn ich es nicht tun würde?“

„Das kannst du mir nicht versprechen.“

Eloise schaute ebenfalls aus dem Fenster. „Und was ist, wenn es mir jemand erzählt?“

„Dann müssten wir immer zusammenbleiben.“

Nachdem er Eloise zu ihrer Wohnungstür gebracht hatte und wieder in die Limousine gestiegen war, ließ Ricky den Abend Revue passieren. Er hatte sich so wohl gefühlt, dass er sich sogar über die Sticheleien seiner Freunde amüsiert hatte, die behauptet hatten, Eloise sei für einen Typen wie ihn viel zu schön.

Doch als Eloise ihn ihm Wagen nach dem Grund für seine selbst gewählte Einsamkeit gefragt hatte, hatte es ihm wieder den Boden unter den Füßen weggerissen. Er hatte zwei Tage lang nicht an Blake gedacht und war so mit seinen beruflichen Problemen und mit Eloise beschäftigt gewesen, dass er seinen Sohn ganz vergessen hatte. Sein Baby, das achtzehn Monate lang sein Lebensmittelpunkt gewesen war.

Ricky klopfte an die Trennscheibe, woraufhin Norman sie hinunterließ.

„Bringen Sie mich zum Krankenhaus.“

Im Rückspiegel begegnete der Chauffeur Rickys Blick. „Es ist Mitternacht.“

„Ich habe meine Karte dabei.“

Nachdem Norman die Scheibe wieder geschlossen hatte, lehnte Ricky sich zurück und atmete langsam aus. Der Schmerz, der fast immer sein ständiger Begleiter war, überkam ihn wieder. Eine halbe Stunde später hielten sie vor dem Hospital, und er stieg aus.

Mittels der Karte gelangte er ins das Gebäude und nach oben auf die Intensivstation für Kinder. Dort blieb er vor der Glaswand stehen und betrachtete starr die süßen, unschuldigen kleinen Wesen, die um ihr Leben kämpften.

„Mr Langley?“

Als Ricky sich umdrehte, sah er sich Regina Grant gegenüber, die die Nachtwache hielt „Guten Abend, Schwester Regina.“

„Ist alles in Ordnung?“

„Alles ist prima.“ Doch sie wusste, warum er hier war. Bei der Einweihung des Flügels nach der Renovierung, die seine großzügige Spende ermöglicht hatte, hatte sie seinen Schmerz bemerkt und ihn darauf angesprochen. Er hatte von ihr nicht die üblichen Plattitüden zu hören bekommen, stattdessen hatte sie ihm gesagt, er müsse dankbar für das sein, was er hatte. „Und wenn Sie das nicht schaffen, kommen Sie hierher“, hatte sie ihm geraten. „Stellen Sie sich vor das Fenster, dann wird Ihnen klar, dass es Sie nicht ganz so schlimm getroffen hat wie andere Menschen.“

Bei der Erinnerung daran schüttelte Ricky den Kopf. Er vermisste seinen Sohn so sehr, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Er wünschte, er hätte vieles anders gemacht.

„Ich bin nur hier, um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich besser dran bin als viele andere Leute.“

„Das stimmt. Außerdem geht das Leben weiter.“

Traurigkeit überkam ihn. Erinnerungen an das Lachen seines Sohnes, an dessen Umarmungen. Allerdings stellte sich damit auch Angst ein. Das Leben mochte weitergehen, aber er wollte seinen Sohn nicht vergessen. Niemals.

Nachdem einen Moment lang Schweigen geherrscht hatte, umfasste Regina seinen Arm. „Ich habe eine Idee. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie nicht nachts hierherkommen, sondern sich tagsüber mit den Kindern beschäftigen würden.“

„Dafür sind sie zu krank.“ Außerdem verspürte er zu große Angst.

„Die hier schon. Sie könnten aber zum Beispiel zu den normalen Besuchszeiten kommen und den Kindern auf der Station nebenan etwas vorlesen.“ Als er schwieg, wandte sie sich zum Gehen, drehte sich dann jedoch noch einmal um. „Kinder aufzuheitern, die das dringend brauchen, wäre sinnvoller, als Kinder anzustarren, denen Sie nicht helfen können.“

Als er ihr nachblickte, fragte er sich, was mit ihm los war, denn diesmal war es anders. Es lag an Eloise. Er durfte nicht zulassen, dass er ihretwegen seinen Sohn oder seine Schuldgefühle vergaß. Wenn sie ihn dazu brachte, musste er dem Ganzen Einhalt gebieten.

4. KAPITEL

Als Eloise am Montagmorgen aufwachte, holte der Alltag sie wieder ein. Sie zog sich warm an und fuhr mit der U-Bahn nach Manhattan, wo sich im neunundzwanzigsten Stockwerk eines Bürogebäudes die Kanzlei von Pearson, Pearson, Leventry und Downing befand.

Sie hängte ihren Mantel an den Ständer in dem winzigen Raum, den sie sich mit zehn Aktenschränken und Tina Horner teilte.

„Ich hoffe, wir bekommen weiße Weihnachten“, empfing Tina sie, als sie hereinkam.

Eloise setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete den Computer ein. „Genau das hat Binnie Margolis gestern Abend auch zu mir gesagt.“

„Binnie Margolis?“ Tina stieß einen Pfiff aus. „Oh, du verkehrst jetzt also in höheren Kreisen.“

Eloise lachte. „Ich tue nur einem Freund einen Gefallen. Ich besuche einige Weihnachtsfeiern mit ihm, damit er nicht ständig gefragt wird, warum er keine Begleiterin hat.“

Tina zog ebenfalls ihren Mantel aus. „Dann ist es so, als würdest du mit deinem Cousin ausgehen?“

Eloise zuckte zusammen. „Nicht direkt. Als Gegenleistung stellt er mich seinen Freunden und Bekannten vor, damit ich Kontakte knüpfen kann und vielleicht einen richtigen Job finde.“

Tina nahm ihr gegenüber Platz. „Das klingt gut.“

„Das ist es auch, es sollte zumindest so sein … Ich spiele nur mit dem Gedanken, das Ganze zu beenden.“

„Bist du verrückt?“

„Nein, ich mache mir nur Sorgen. Ich dachte, er hätte eine unglückliche Trennung hinter sich. Den Äußerungen der Frauen seiner Freunde gestern Abend zufolge scheint er etwas weitaus Schlimmeres erlebt zu haben, denn sie haben von einer Tragödie gesprochen.“

Tina schnitt ein Gesicht. „Vielleicht ist seine letzte Freundin gestorben.“

Das hätte einiges erklärt, oder? „Könnte sein.“

„Schade, dass wir hier nicht im Internet surfen dürfen, sonst könnten wir über ihn ein bisschen recherchieren.“

„Ich kann ja nach der Arbeit in die Bibliothek gehen.“

„Vielleicht solltest du das tun.“

Eloise entspannte sich ein wenig und machte sich an die Arbeit. Da sie an diesem Tag jedoch Überstunden machen musste, schaffte sie es nicht, in die Bibliothek zu gehen. Abends war sie jedoch so aufgewühlt, dass sie nicht einschlafen konnte.

Während sie im Bett lag und an Ricky dachte, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie, seit sie ihn kannte, damit beschäftigt war, ihm zu helfen. Das ganze Wochenende lang hatte sie Kleider geändert, um bei seinen Freunden einen guten Eindruck zu hinterlassen, damit er glücklich war.

An jemand anders zu denken hatte sie von ihren eigenen Problemen abgelenkt. Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes hatte sie nicht mehr darüber nachgegrübelt. Vielleicht, so beschloss sie, war es besser, wenn sie keine Erkundigungen über Ricky einzog. Ihm zu helfen war möglicherweise genau das, was sie brauchte, um über ihren eigenen Kummer hinwegzukommen.

Als Ricky am Freitagabend die Treppe zu Eloises Wohnung hochging, war er so traurig, dass er ihre Verabredung fast wieder abgesagt hätte. Am Montagabend war er zum Krankenhaus gefahren, um den Kindern vorzulesen, hatte allerdings schon an der Tür wieder auf dem Absatz kehrtgemacht. Sein Sohn war tot, weil er dessen Mutter nie um das Sorgerecht gebeten hatte. Sie war ein Partygirl, und ihm war klar gewesen, dass in ihrem Leben kein Platz für ein Kind war.

Während er diese Woche hinter sich zu bringen versucht hatte, ohne an Blake zu denken und sich Vorwürfe zu machen, hatte er Eloise Vaughn schlichtweg vergessen.

Beinah hätte Ricky gelacht. Jeder andere Mann hätte es vermutlich für unmöglich gehalten, dass man eine so schöne Frau einfach vergessen konnte. Doch so war nun einmal sein Leben.

Als Eloise die Tür öffnete, sah Ricky sie überrascht an, denn in dem hellblauen Kleid, dessen Stoff leicht glitzerte und der hervorragend zu ihrem blonden Haar und hellen Teint passte, sah sie wie eine Prinzessin aus.

Sofort wurde ihm etwas leichter ums Herz. „Wow!“

Daraufhin lächelte sie. „Auch wenn nichts anderes bei diesen Verabredungen herauskommt, freue ich mich zumindest über deine Komplimente über meine Nähkünste.“

Als er ihr das Cape abnahm, um es ihr umzuhängen, und dabei feststellte, dass das Kleid hinten hochgeschlossen war, seufzte er erleichtert. „Die hast du auch verdient. Ich hätte nie gedacht, dass man aus alten Sachen so etwas zaubern kann.“

„So alt sind sie nun auch wieder nicht“, bemerkte sie auf der Treppe. „Vor fünf Jahren waren sie noch modern.“

„Und dann hast du angefangen zu studieren und musstest sparsamer haushalten, oder?“

Unvermittelt blieb sie stehen und wandte sich zu ihm um. „So ähnlich.“

„Hey, jeder muss im Studium jobben, wenn er nicht gerade in eine reiche Familie hineingeboren wurde.“

Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Oder man verhungert.“

Ricky lächelte, doch seine Neugier war geweckt. Bisher war ihm nie in den Sinn gekommen, dass Eloise früher Probleme gehabt haben könnte. Doch schnell verdrängte er diesen Gedanken, denn er hatte selbst genug mit sich zu tun. Und sich den Kopf über sie zu zerbrechen gehörte nicht zu ihrer Abmachung. Da sie so hübsch und verführerisch war, wäre es ohnehin klüger, ihr keine Fragen zu stellen.

Auf dem Weg zum Hotel unterhielten sie sich angeregt über ihren Aushilfsjob und seinen vollen Terminkalender. Der Anblick des weihnachtlich geschmückten Times Square raubte ihm den Atem, und schnell verdrängte Ricky die Erinnerung an seinen Besuch mit Blake in dem Kaufhaus.

Als sie kurz darauf den Wagen verließen, fröstelte Eloise. Unwillkürlich wollte er sie an sich ziehen, hielt jedoch gerade noch rechtzeitig inne.

Nachdem sie das Hotel betreten hatten, fuhren sie mit dem Aufzug zum Ballsaal hoch, aus dem laute Musik drang.

Im Flur kam ihr Gastgeber Preston auf sie zu, um ihnen die Mäntel abzunehmen, die er an einen kräftigen Mann weiterreichte, der wie ein Bodyguard wirkte. Dann umarmte er Eloise. „Sie sehen genauso fantastisch aus, wie man behauptet.“

Wieder trat ein ängstlicher Ausdruck in ihre Augen, und Ricky musste daran denken, dass sie in der Woche zuvor nicht hatte fotografiert werden wollen.

„Und wie schön für mich, dass Sie nicht weit von dem Mistelzweig dort entfernt sind“, fügte Preston hinzu.

Nun wirkte sie noch nervöser, und sofort erwachte in Ricky der Beschützerinstinkt. Sie war seine Begleitung, und deshalb musste er ihr aus der Patsche helfen.

„Glaubst du wirklich, ich würde zulassen, dass ein Schwätzer wie du meine Begleiterin küsst?“, fragte er deshalb.

Preston schlug ihm auf die Schulter. „Das hatte ich doch gar nicht vor. Ich mache nur Fotos von allen, die sich unter dem Mistelzweig küssen.“ Er deutete auf den Bodyguard, der nun eine Kamera hochhielt.

Sofort klopfte Rickys Herz schneller. „Ich soll also Eloise küssen?“

„Klar.“ Preston, der offenbar schon einiges getrunken hatte, schob sie beide dorthin.

Glücksgefühle durchfluteten Ricky, und es schien ihm, als würde die Zeit stillstehen und es nur ihn, Eloise und den Mistelzweig geben.

Eloise blickte ihn mit ihren schönen blauen Augen erwartungsvoll an.

Plötzlich begann sein Puls zu rasen. Seit fast zwei Jahren hatte er keine Frau mehr geküsst. Was würde passieren, wenn ihre Lippen sich trafen? Heißes Verlangen erfasste ihn, doch Ricky unterdrückte es. Wenn sie sich jetzt küssten, begaben sie sich auf gefährliches Terrain.

Doch seit fast zwei Jahren hatte er sich nicht mehr lebendig gefühlt … Er ließ den Blick wieder zu Preston schweifen, der ihnen bedeutete, sich unter den Mistelzweig zu stellen. „Na los!“

Ricky sah wieder Eloise an und verspürte ein erregendes Prickeln, denn er musste sich eingestehen, dass er es wollte. Er wollte sich wieder lebendig fühlen, und sei es auch nur für wenige Sekunden. Es war verrückt. Aber es war nur ein Kuss. Außerdem würde ihre kleine Farce womöglich auffliegen, wenn er jetzt kniff.

Also neigte er langsam den Kopf und berührte flüchtig Eloises Lippen mit seinen. Sie waren unendlich weich und schmeckten nach Pfefferminz. Plötzlich schwirrte ihm der Kopf.

Sobald er den Druck auf ihren Mund verstärkte, loderte das Verlangen noch höher auf. Er wusste, dass er ein großes Risiko einging, konnte aber nicht anders. Noch nie hatte er sich etwas so sehr gewünscht, wie sich in ihr zu verlieren. Sie war so sanft und süß wie keine andere Frau zuvor.

Nur ein Kuss. Dann würde er gehen.

Als Ricky den Druck seiner Lippen verstärkte und die Hände über ihre Arme zu ihren Schultern gleiten ließ, um sie etwas enger an sich zu ziehen, schmolz Eloise dahin.

Sie konnte weder denken noch atmen. Zu viele Sinneseindrücke stürmten auf sie ein. Der frische Duft seines Aftershaves, das Gefühl seiner Hände, seine zärtlichen Lippen, die im einen Moment fordernd, im nächsten zögernd wirkten. Ricky schien das, was geschah, gleichzeitig zu wollen und zu fürchten, und obwohl sie wusste, dass es falsch war, erwiderte sie seinen Kuss.

Nun verstärkte er seinen Griff, während sie sich immer leidenschaftlicher küssten. Eloise genoss das lockende Spiel seiner Zunge, das Gefühl seiner Brust an ihrer, seiner Hände auf ihren Schultern.

Nach einer Weile löste er sich von ihr, und einige Sekunden lang blickten sie sich nur starr an. Dann drangen die Musik und Prestons Lachen langsam in ihr Bewusstsein.

Preston hatte seinem Bodyguard die Kamera abgenommen und blickte aufs Display. „Ihr seht fantastisch aus. Ganz das verliebte Paar. So, jetzt kommt.“

Ricky rang sich ein Lachen ab und erwiderte etwas Unverfängliches, ehe er Eloise in den Ballsaal führte. Sinnlich umspielte der fließende Stoff ihres Kleids ihre Beine, und der Duft von Vanille und Kiefern im Raum nahm sie gefangen.

„Es tut mir leid.“

„Schon gut“, erwiderte sie heiser und räusperte sich dann. „Das gehört ja schließlich auch zu unserer Abmachung.“

Doch es war nicht gut. Sie waren zu weit gegangen. Sie musste auf Abstand bleiben, denn Ricky mochte sie nicht und würde ihr irgendwann sehr wehtun.

Autor

Susan Meier
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