Sexy, reich – und niemals treu?

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Milliardär und Playboy Jake Waters weiß genau, dass er von seiner bezaubernden Assistentin die Hände lassen sollte. Trotzdem entführt er Carol in seine Welt der Leidenschaft. Eine Entscheidung mit Folgen, die er natürlich tragen wird. Aber akzeptiert sie seine Bedingungen?


  • Erscheinungstag 11.07.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733747824
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Carol Lawrence stand in dem luxuriösen Hochhausbüro ihres Chefs. Tausend Dinge gingen ihr durch den Kopf. Jake Waters persönliche Assistentin zu sein war ein anspruchsvoller Job. Zu ihren Hauptaufgaben gehörte die Organisation seines gesellschaftlichen Lebens. Und der Jetset-Immobilienkönig hielt sie ohne Zweifel auf Trab. Er reiste nicht nur, um Immobilien auf der ganzen Welt zu kaufen, er war ein ausgemachter Partylöwe, der mit Models, Schauspielerinnen und wer sonst noch seinem verwöhnten Geschmack entsprach, zu exotischen Locations düste.

Jake setzte sich auf die Schreibtischkante und warf sein Jackett über seinen Stuhl. Wie immer waren die Hemdsärmel hochgekrempelt und entblößten die farbenfrohen Tattoos auf seinen Armen. Sein dunkelbraunes Haar war aufreizend zerzaust. Er erinnerte sie an James Dean, mit dem Unterschied, dass Jake Halb-Choctaw war, was seinen Gesichtszügen eine außergewöhnliche Schönheit verlieh.

Ganz gewiss war Jake nicht der Typ Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlen sollte. Er war zu wild und unbezähmbar für eine Frau wie sie. Carol widmete ihre Freizeit einem angenehmen, ruhigen Hobby: Sie nähte, während Jake als Ausgleich mit Sportwagen durch die Gegend raste. In ihren Augen unverständlich, da seine gesamte Familie bei einem Autounfall ums Leben gekommen und er deshalb in Pflegefamilien aufgewachsen war. Auch Carol hatte ihre Familie verloren und ihre Jugend in einer Pflegefamilie verbracht. Die Tragödie, die sie beide erlitten hatten, war zweifellos nicht gerade die beste Voraussetzung für eine Liaison.

Trotzdem fragte sie sich oft, was nötig war, einen Mann wie Jake zu zähmen. Ach was! Wenn die glamourösen Schönheiten, mit denen er ausging, ihn nicht an sich binden konnten, dann würde es ein einfaches Mädchen mit ordentlich frisierten blonden Haaren und Hang zur Vernunft ganz sicher nicht schaffen. Jake war ein einunddreißigjähriger Multimillionär, der sogar auf irgendeiner verrückten Internetliste als einer der heißesten Junggesellen in Südkalifornien aufgeführt war. Frauen rissen sich um ihn. Sicher, manche versuchten ungefragt, ihm zu helfen, da sie vermuteten, dass er durch den Verlust seiner Familie einen seelischen Schaden erlitten hatte und dies hinter seinem unkonventionellen Lebensstil verbergen wollte.

Carol zweifelte nicht daran, dass es stimmte. Sie wusste nur zu gut, welche Ängste ein verwaistes Kind litt. Nur, dass ihr Bewältigungsmechanismus konservativer war als seiner. Sie wollte heiraten und Kinder haben, um das Zuhause zurückzugewinnen, das sie einmal gehabt hatte.

Jake sah auf, und ihre Blicke trafen sich. Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch, ein Gefühl, das sie dummerweise viel zu oft in Gegenwart dieses Mannes erlebte.

Entschlossen konzentrierte Carol sich auf ihren Job. „Sie kommen also zu Lenas Geburtstagsfeier?“ Lena war ein Popstar, liebte verrückte Partys und lebte nur für den Moment, genau wie Jake.

„Natürlich. Sie ist eine gute Freundin. Ich lasse mir doch die Feier zu ihrem dreißigsten Geburtstag nicht entgehen.“ Er lachte leise. „Sie wird vermutlich halb nackt auf dem Tisch tanzen.“

„Vermutlich.“ Lena war bekannt für ihre Eskapaden. „Wer begleitet Sie zu der Feier?“

„Genau das ist mein Problem. Ich habe keine Begleiterin.“

„Ich dachte, Sie sind mit Susanne Monroe liiert.“ Eine langbeinige Brünette, die vor Kurzem von einem berühmten Baseballspieler geschieden worden war. Carol hatte sie einige Male in hautengen Kleidern und Stilettos im Büro herumstolzieren sehen.

„Wir sind nicht mehr zusammen. Sie hat sich von mir getrennt. Ich war sowieso nur ein Lückenbüßer.“

Carol schüttelte den Kopf. Sie arbeitete jetzt seit zwei Jahren für Jake, doch sie hatte sich immer noch nicht an die endlose Parade von Frauen gewöhnt, die kamen und gingen.

„Ich bin sicher, Sie finden jemanden. Soll ich zusagen? Und Ihren Piloten benachrichtigen, dass er sich das Wochenende bereithält?“ Die Party fand auf einer privaten Insel in der südöstlichen Karibik statt, weit weg von den neugierigen Augen der Paparazzi.

„Ja. Danke. Couples Only ist das Motto des Abends, ich muss also jemanden mitbringen. Es ist der Titel ihres neuesten Songs, und sie organisiert ihre Partys immer um ihre Lieder herum.“ Jake hielt inne, dann sah er Carol an, als hätte er gerade ein kleines Problem gelöst. „Ich habe eine Idee. Sie sind meine Begleitung. Es wäre eine echte Win-win-Situation. Ich müsste nicht länger suchen, und Sie hätten einen tollen Kurzurlaub.“

Oh, mein Gott. Carol umklammerte ihren Tablet-Computer, drückte ihn gegen ihre Brust. Hatte er wirklich gerade vorgeschlagen, dass sie zu einer tropischen Insel flog, mit ihm trank und tanzte und fröhlich war? Sicher, sie ging mit ihm auf Geschäftsreisen, aber es war nie von ihr erwartet worden, dass sie ihn privat begleitete. „Das kann nicht Ihr Ernst sein.“

„Doch, ich meine es ernst, sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen.“

„Aber ich gehöre nicht zu der Clique. Ich passe nicht dazu.“

„Doch, das tun Sie. Außerdem kennen Sie bereits einige von ihnen.“

„Nur rein beruflich.“

„Jetzt haben Sie die Gelegenheit, sie auf privater Ebene kennenzulernen.“

Carol wurde nervös. „Es geht nicht.“ Sie würde auf keinen Fall ein Wochenende mit Jake und seinen Freunden verbringen. „Sie sind mein Chef, es wäre nicht angebracht.“

„Carol, das nutzen Sie jetzt nicht als Ausrede, oder? Ich spreche doch nicht von einer wilden, leidenschaftlichen Affäre. Das Motto Couples Only bedeutet nicht, dass wir wirklich ein Paar sein müssen.“

„Das ist mir natürlich klar“, verteidigte sie sich. Sie war nicht so dumm zu glauben, er könnte an ihr interessiert sein. Und selbst wenn er es wäre, sie würde ihren Job nicht gefährden. „Die Party findet auf einer Privatinsel statt, und es gehört sich nicht, dass wir zusammen dorthin reisen. Eine Geschäftsreise ist etwas anderes.“

„Dann nennen wir es eben Geschäftsreise. Sie wissen, dass Lena meinem Wohltätigkeitsverein viel Geld spendet.“

„Ich weiß, wie großzügig sie ist.“ Carol wusste auch, wie wichtig ihm die gemeinnützige Organisation war, die er und seine Pflegebrüder ins Leben gerufen hatten. „Aber dies ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung. Es ist eine ihrer verrückten Partys.“

„Stimmt, aber denken Sie doch, was für eine tolle Zeit Sie haben werden. Sie bekommen den teuersten Champagner der Welt serviert und das köstlichste Essen. Ganz abgesehen davon, dass Sie im Badeanzug faulenzen und jederzeit im Meer schwimmen können. Vermutlich gehen wir auch auf Krebsfang. Ich wette, das haben Sie noch nie getan.“ Er richtete sich zu voller Größe auf. „Es wäre die Chance für Sie, Ihren Horizont zu erweitern und neue Dinge zu erleben. Es ist verrückt, wie sehr Sie sich dagegen wehren, einfach mal das Leben zu genießen.“

„Ich habe kein Problem damit, mich zu amüsieren.“ Sie war keineswegs der Langweiler, als den er sie darstellte. „Ich unternehme viel mit meinen Freundinnen. Ich habe zwar schon seit einiger Zeit keinen Freund mehr, aber ich habe Online-Dates.“ Bisher hatte zwar keins zum Erfolg geführt, aber sie versuchte weiterhin, jemanden kennenzulernen. „Ich bin vorsichtig. Das ist alles.“

„Vergessen Sie mal Ihre Vorsicht und verbringen Sie ein entspanntes Wochenende mit ihrem schlimmen Big Boss und seiner verruchten Bande.“

„Sie meinen das wirklich ernst?“

„Ja, natürlich.“ Er ließ seinen Charme spielen. „Also, was ist? Sind Sie dabei?“

Sie wünschte, seine Pflegebrüder wären auch dort. In Garretts und Max’ Gegenwart fühlte sie sich sicher. Genau wie sie führten sie ein eher zurückgezogenes Leben. Sie waren in derselben Pflegestelle aufgewachsen wie Jake und hatten den engen Kontakt zu ihm nie abgebrochen. Doch sie verkehrten nicht in Jakes Dunstkreis.

Er trat einen Schritt vor und legte die Hände auf ihre Schultern. „Na los, sagen Sie Ja. Stürzen Sie sich mit mir ins Vergnügen.“

Carol schloss die Augen und zählte bis drei. Dann öffnete sie sie wieder und blickte direkt in seine. Sie wollte die Einladung ablehnen, doch in diesem verrückten Moment, so nah bei ihm, die Wärme seiner Berührung spürend, hörte sie sich sagen: „Okay, ich komme mit.“

„So ist es richtig!“ Jake nahm die Hände von ihren Schultern und trat zurück.

Um Gottes willen. Hatte sie tatsächlich zugestimmt?

Panik ergriff sie. Sie würde nicht nur mit ihrem fürchterlichen Big Boss und seinen verrückten Freunden auf einer tropischen Insel stranden, sie musste sich auch wegen ihrer Kleidung Gedanken machen.

„Ich habe keine Ahnung, was ich auf der Party anziehen soll“, sagte sie. Sie trug Businesskleidung im Job und bequeme Klamotten in ihrer Freizeit, aber diese Party war eine ganz andere Geschichte.

Er winkte ihre Bedenken ab. „Rufen Sie Millie an und lassen Sie sich von ihr eine Auswahl an Kleidern nach Hause bringen. Suchen Sie sich aus, was Ihnen gefällt. Ich zahle.“

Millie war seine Stylistin. Eine Frau, die auch prominente Kunden hatte. „Das müssen Sie nicht.“

„Ich möchte es aber. Außerdem könnten Sie sich diese Sachen gar nicht leisten.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ich müsste Ihnen eine gigantische Gehaltserhöhung geben.“

Sie erwiderte sein Lächeln. „Bloß nicht.“ Er zahlte ihr bereits ein großzügiges Gehalt. Aber wenn er sagte, dass die Kleidung ihre finanziellen Möglichkeiten überstieg, dann war das wohl so. „Ich rufe sie nachher an und verabrede einen Termin mit ihr.“ Die Party sollte in einem knappen Monat stattfinden, und Carol wollte vorbereitet sein. Sie tat nie etwas in letzter Minute. „Zumindest weiß Millie, dass ich weder ein Model noch eine Schauspielerin oder ein Beverly-Hills-Typ bin. Ich könnte nichts direkt vom Laufsteg tragen. Dafür habe ich zu viel Gepäck auf den Knochen.“

Automatisch ließ er seinen Blick über sie gleiten. „Kurven zu haben ist nicht falsch.“

Sie hätte sich in den Hintern treten können, dass sie seine Aufmerksamkeit auf ihre Figur gelenkt hatte. „Das habe ich auch nicht gemeint.“ Sie hatte gelernt, ihre Figur zu akzeptieren, und aufgehört, dünner sein zu wollen, als ihr Typ es zuließ.

Er betrachtete sie weiter. „Millie soll auch Strandkleidung mitbringen. Garderobe für das gesamte Wochenende.“

Carol war mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem sie am liebsten aus dem Büro gerannt wäre. Doch sie fragte nur: „Wie ist die Unterbringung auf der Insel?“

„Lena hat eine große Villa gemietet. Es gibt ein Hausmeisterehepaar, doch sie engagiert weiteres Personal, damit das Haus während unserer Anwesenheit wie ein Hotel geführt wird. Wenn Sie zusagen, dann weisen Sie Lenas Assistenten darauf hin, dass wir zwei Zimmer benötigen. Ansonsten wird er vermuten, dass meine Begleiterin bei mir schläft.“

„Natürlich. Ich kümmere mich um alles. Und jetzt mache ich mich wieder an die Arbeit.“

„Sie arbeiten gerade.“

„Es gibt noch anderes zu tun als nur die Arrangements für Lenas Party.“ Sein Terminkalender war voll mit Geschäftsessen, Wohltätigkeitsveranstaltungen und Sitzungen des Stadtrats.

„Ich weiß nicht, was ich ohne Sie tun würde. Dank Ihnen ist mein Leben organisiert.“

„Ich tue nur meinen Job.“ Dennoch, diese Diskussion mutete merkwürdig persönlich an. Sie hoffte, dass es kein Fehler war, mit ihm in die Karibik zu reisen.

Jake fuhr seinen Mercedes 300 SL, einen Flügeltürer, auf den Gästeparkplatz von Carols Wohnung. Es war einer von vielen klassischen Sportwagen in seiner Sammlung. Er liebte schnelle Autos, und er liebte Frauen. Aber Carol war nicht seine Geliebte, und er hatte hier nichts zu suchen. Trotzdem hatte er beschlossen, bei ihr vorbeizuschauen, da er wusste, dass sie heute den Termin mit der Stylistin gehabt hatte. Und er war neugierig, was Carol ausgewählt hatte.

Überhaupt machte seine Assistentin ihn neugierig. Sie hatte schon verrückte Fantasien in ihm ausgelöst.

Carol war eine faszinierende Frau mit einem sündhaft schönen Körper und bescheidenem Wesen. Ein Mysterium. Und verdammt noch mal, ihr allzu braves Wesen törnte ihn an. Eigentlich komisch, denn brave Mädchen passten nicht in sein Beuteschema.

Vielleicht lag es daran, dass sie beide einen ähnlichen Hintergrund hatten. Vielleicht forderte er sie deshalb heraus, alle Vorsicht außer Acht zu lassen und das Leben mal zu genießen. Warum auch immer, er musste seine Begierde im Zaum halten. Er durfte sie auf dieser Reise nicht verführen. Auf keinen Fall, egal, wie berauschend der Gedanke war. Jake war nicht so dumm, mit einer Frau ins Bett zu gehen, die für ihn arbeitete.

Er sah zu Carols Wohnung. Er war noch nie bei ihr gewesen. Er besuchte seine Angestellten nicht zu Hause. Allerdings gehörte ihm dieses Gebäude. Als Sonderzulage zu ihrem Gehalt hatte er Carol einen Rabatt bei der Miete eingeräumt. Doch trotz dieses Deals war er nicht ihr Vermieter, zumindest nicht direkt. Eine Gesellschaft hatte die Verwaltung übernommen.

Jake stieg aus und schlenderte zu Carols Wohnung im Erdgeschoss. Das Haus war in den Dreißigerjahren im spanischen Kolonialstil gebaut worden. Restaurants, Einkaufszentren und Märkte waren fußläufig zu erreichen.

Er klingelte. Carol öffnete und sah ihn überrascht an.

„Jake? Was machen Sie denn hier?“

„Ich wollte nur mal hören, wie der Termin mit der Stylistin gelaufen ist.“ Er deutete lachend auf sein Outfit. „Nicht, dass ich heute besonders schick gekleidet wäre.“ Er trug Jeans, dazu ein schlichtes weißes T-Shirt und Lederstiefel. „Abgesehen davon.“ Er nahm seine Sonnenbrille ab. Carol hatte sie ihm im letzten Jahr zu Weihnachten geschenkt. Sie war im James-Dean-Look gestaltet und trug den Namen des Schauspielers als Markenzeichen.

Sie musterte ihn von oben bis unten. „In diesem Aufzug sehen Sie aus wie er.“

„Ja, klar.“ Er spöttelte über den Vergleich, auch wenn er sich geschmeichelt fühlte. „Vielleicht sollte ich mir so einen Porsche kaufen, wie er ihn hatte. So einen, mit dem er den tödlichen Unfall hatte.“

Sie schnappte nach Luft. „Sagen Sie nicht so etwas.“

„Es war ein Witz.“ Ein blöder dazu, dachte er. Er hätte wissen müssen, dass sie seine Bemerkung nicht lustig finden würde. „Es war ein toller Wagen, ein Porsche 550 Spider, den er auf dem Weg zu einem Rennen fuhr. Ein guter Grund für mich, so einen Wagen zu erstehen.“

Sie starrte ihn mit ausdruckslosem Gesicht an. „Mir wäre es lieber, Sie würden es nicht tun.“

Er lehnte gegen den Türpfosten, versuchte, die Anspannung zu lösen.

„Darf ich reinkommen und mir die Sachen ansehen, die Sie ausgewählt haben?“ Im Moment trug sie Shorts und eine locker fallende Bluse, das blonde Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er stellte sich vor, das Haar zu lösen und mit den Händen hineinzugreifen. Es schimmerte super seidig, und kein Härchen tanzte aus der Reihe. Er sollte nicht davon träumen, es zu zerzausen. Solche Gedanken verdrängte er besser.

„Ja, sicher.“ Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihn eintreten. Er bemerkte die Patchworkdecke auf dem Sofa. Er wusste, dass sie gern nähte. Manchmal schenkte sie die Decken, die sie hergestellt hatte, anderen Frauen im Büro. Zum Geburtstag oder sonst einer Gelegenheit.

„Sie haben die Wohnung sehr schön eingerichtet.“

„Danke.“ Sie wirkte verkrampft. Offensichtlich bedrückte sie das, was er gesagt hatte.

Er wünschte, er könnte es zurücknehmen. Nicht sein Interesse an dem Porsche, doch die Art, wie er darüber gescherzt hatte. Er hakte seine Sonnenbrille in den V-Ausschnitt seines T-Shirts. Carol blickte ihn finster an.

„Fahren Sie Autorennen, weil Sie einen Todeswunsch verspüren?“, fragte sie.

„Im Gegenteil, ich tue es, um mich lebendig zu fühlen.“

Er deutete auf die Decke. „Wir hatten so etwas an der Wand im Wohnzimmer hängen. Meine Großmutter väterlicherseits hat sie genäht.“

Carol trat näher. „Tatsächlich?“

Er nickte. „Sie ist vor meiner Geburt gestorben, aber das Design stand im Zusammenhang mit ihrem Stamm.“

„Haben Sie die Decke noch?“

Er schüttelte den Kopf. „Sie wurde vermutlich verkauft, als ich in die Pflege kam. Oder verschenkt, oder was auch sonst immer mit den Sachen meiner Familie passiert ist.“ Er entdeckte ein Foto auf dem Kaminsims. Drei flachsblonde Mädchen, eine Frau und ein Mann, aufgenommen in einem Park.

Er nahm das Foto und fragte: „Sind Sie darauf?“

„Ja, ich bin die älteste von den Mädchen. Ich war etwa zehn Jahre alt.“

Er betrachtete das Bild. Eine glückliche, ganz normale Familie. So war auch seine Familie gewesen. Doch er hatte keine Fotos aufgestellt. Er könnte es nicht ertragen, sie jeden Tag zu sehen.

Jake war froh, Garrett und Max kennengelernt zu haben. Sie waren drei problematische Jungs gewesen, die einen Pakt geschlossen und sich geschworen hatten, reich zu werden und anderen Menschen zu helfen. Dieser Vorsatz hatte sie zu den erfolgreichen Männern gemacht, die sie heute waren. Ohne Garrett und Max hätte Jake sicherlich sterben wollen.

Er fragte sich, ob Carol jemanden gehabt hatte, der ihr während der schweren Zeit zur Seite stand, oder ob sie es allein geschafft hatte. Sie sprachen nur selten über die Vergangenheit. Jake ließ die alten Geister nicht gern aufleben, weder seine noch ihre, doch jetzt tat er es.

„Das ist ein schönes Foto“, sagte er und stellte es wieder auf den Sims. „Es muss ein toller Tag gewesen sein.“

„Das war es. Es wurde beim Picknick der Firma meines Vaters aufgenommen.“ Ihre Stimme klang leise, liebevoll. „Wir hatten alle viel Spaß, vor allem meine Schwestern. Sie waren nur ein Jahr auseinander und standen sich sehr nah. Manchmal wurden sie sogar für Zwillinge gehalten.“

„Ich hatte auch zwei Schwestern. Aber sie waren älter. Ich war der lästige kleine Bruder.“

Ihre Blicke trafen sich. „Wie alt waren Sie, als …“

„Zwölf. Und Sie?“

„Elf.“

Er wusste, dass ihre Familie an einer Kohlenmonoxidvergiftung durch ein defektes Haushaltsgerät gestorben war. Doch er kannte keine Einzelheiten. „Warum haben Sie überlebt und der Rest Ihrer Familie nicht?“

„Ich war nicht da. Ich war bei Nachbarn. Es war meine erste Pyjamaparty. Ich war jünger als die anderen Mädchen, deshalb hatten meine Eltern gezögert, mich gehen zu lassen, doch ich habe so lange gebettelt, bis ich schließlich durfte.“ Sie atmete jetzt etwas schwerer. „Dass ich in dieser Nacht nicht zu Hause war, hat mir das Leben gerettet.“

„Bei mir war es anders. Ich saß bei dem Unfall auch im Wagen. Es ging alles ganz schnell, brutal schnell, doch in meiner Erinnerung spielt sich der Zusammenstoß im Zeitlupentempo ab.“ Er schob die Haare zurück, die ihm in die Stirn fielen. „Ich habe eine Narbe direkt am Haaransatz. Früher war sie deutlich zu sehen, doch mit den Jahren ist sie verblasst.“

Sie trat zu ihm und strich mit dem Zeigefinger über die helle Linie. Sie tat es so vorsichtig und sanft, dass er sie am liebsten geküsst hätte. Er müsste sich nur vorbeugen, um ihren Mund mit seinem zu bedecken. Doch diese Freiheit nahm er sich nicht heraus. Stattdessen starrten sie sich an, versunken in eine ungewohnte Art von Intimität.

„Ich bin froh, dass Sie den Unfall überlebt haben“, sagte Carol.

„Ich auch.“ Bevor es zu irgendwelchen Zärtlichkeiten kommen konnte, trat Jake zurück. „Nach dem Unfall habe ich zu Uncta gebetet, ein göttliches Wesen aus der Choctaw-Mythologie, das die Sonne ihres Feuers beraubt. Ich wurde als Einziger aus dem Wagen gerettet, bevor er in Flammen aufging.“

„Glauben Sie, Uncta hat Sie gerettet?“

„Nein, aber ich wollte diese Macht besitzen.“

Aber das würde Jake jetzt nicht mehr helfen. Er stand bereits in Flammen, fühlte Dinge für Carol, die er nicht fühlen wollte. Er wollte sie immer noch küssen, so leidenschaftlich er konnte.

2. KAPITEL

Carol fragte sich, was in sie gefahren war, Jake so zu berühren, wie sie es getan hatte. So etwas tat man nur bei dem Geliebten, nicht beim Chef.

Doch sie würde sich nicht entschuldigen. Mit einer Entschuldigung würde sie nur die Aufmerksamkeit darauf lenken. Sie konnte bereits jetzt das Unbehagen spüren, das ihre Berührung ausgelöst hatte.

„Ich hole meine neuen Kleider“, sagte sie. Das war schließlich der Grund für seinen Besuch. Aber sie würde sie nicht anziehen und ihm vorführen.

Carol rannte in ihr Zimmer und schnappte sich die Sachen.

Dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und legte sie auf die Couch. Anschließend holte sie noch die Accessoires und breitete sie auf dem Tisch aus.

„Das ist ja eine ganze Menge“, sagte er.

Ja, das war es, mindestens zwei Outfits pro Tag, dazu Schuhe und Taschen. „Ich muss Ihnen sehr dafür danken.“

„Hauptsache, Sie sind zufrieden.“ Er griff nach einem Bügel mit einem fließenden Stück Stoff. „Was ist das?“

„Das ist mein Partykleid. Ein Sarong.“ Er war aus feinster Seide, handbemalt und mit schimmernden Glasperlen besetzt.

„Das Material ist wunderschön, aber wie trägt man ihn?“

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ihn zu wickeln. Millie hat mir gezeigt, wie es mir am besten steht. Dazu gehört das hier.“ Sie nahm ein großes durchsichtiges Tuch und schwenkte es vor und zurück. „Das ist ein sogenannter Körperschleier. Er wird flattrig um das Kleid gewickelt.“

„Ein Körperschleier.“ Er sprach leise. „Das klingt schon hübsch.“

„Beide Stücke sind von einem brasilianischen Designer, der gerade den Markt erobert.“ Sie hatte sich den Namen bereits eingeprägt für den Fall, dass jemand auf der Party fragte, wen sie trug. „Millie hat gesagt, dass in Rio keine Handtücher als Strandtücher benutzt werden, sondern diese großen Tücher. Sie sind Strandtuch und Strandkleid zugleich. Aber das wissen Sie vermutlich, da Sie jedes Jahr zum Karneval dort sind.“

Bevor sie sich vorstellte, was er alles in den Straßen von Rio tat, fügte sie schnell hinzu: „Mein Outfit ist als Abendkleid kreiert und viel eleganter als die Sarongs, die am Strand getragen werden. Es ist aus der neuesten Kollektion des Designers und noch nicht in Geschäften erhältlich. Ich trage also doch etwas direkt vom Laufsteg.“

Jake legte das Kleidungsstück vorsichtig ab. „Es hat etwas Romantisches.“

Sie musste ihm recht geben, jedoch, verflixt, fiel ihr keine geeignete Erwiderung ein.

Fühlte Jake sich so hingezogen zu ihr wie sie sich zu ihm? War das überhaupt möglich? Es hatte fast den Anschein.

Er betrachtete gerade ihren neuen Bikini. Es war kein klitzekleines Etwas, trotzdem sehr sexy. Millie hatte sie dazu überredet. Sie hatte gemeint, dass der Schnitt ihre Kurven betonte. Glücklicherweise war Carol leicht gebräunt von den gelegentlichen Besuchen im Solarium. Sie war jedoch sehr vorsichtig mit der UV-Bestrahlung. Sie tat nie etwas im Übermaß.

Jake war das genaue Gegenteil. Abgesehen von dem Verlust der Familien hatten sie nichts gemeinsam. Sie hatte ihn kennengelernt, als sie sich für einen Job bei seiner Caring for Fosters Foundation bewarb, der Organisation, die er, Garrett und Max ins Leben gerufen hatten, um Waisenkinder finanziell und emotional zu unterstützen. Sie hatte den Job nicht bekommen, da ihre Erfahrung auf dem Non-Profit-Sektor begrenzt war. Doch Jake hatte ihr den Job als seine persönliche Assistentin angeboten, der auch gerade frei war. Und jetzt, zwei Jahre später, verspürte sie etwas, was sie nicht definieren konnte.

„Ich packe alles wieder weg“, sagte sie. Sie wollte den Badeanzug aus den Augen haben, aus dem Sinn. Was natürlich idiotisch war, denn schon bald würde Jake sie darin sehen.

„Ich helfe.“

„Danke, aber das ist nicht nötig.“

„Ich mache es wirklich gern.“

„Okay.“ Carol gab nach, auch wenn es sie nervös machte.

Voll bepackt folgte er ihr in ihr Zimmer. „Ziemlich mädchenhaft eingerichtet“, stellte er fest.

„Ja, das ist es wohl. Aber ich kann auch anders. Ich kann boxen“, scherzte sie. „Sie passen also besser auf.“

Er lachte. „Oh, das kenne ich von meinen Schwestern. Die haben mich manchmal ordentlich vermöbelt. Aber meistens hatte ich es verdient.“

„Dann haben Sie damals schon Ärger gemacht?“, neckte sie ihn.

„Ich habe sie vor ihren Freunden in Verlegenheit gebracht, habe den Jungs dumme Sachen über sie erzählt.“

„Dann sind Sie besser nicht in der Nähe, wenn ich mein nächstes Date habe.“

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