Sinnlich, sexy, skandalös!

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Für Milliardär Matt Richmond steht fest: niemals eine Affäre mit einer Angestellten! Doch seiner sexy Assistentin Nadia kann er einfach nicht widerstehen. Sie ist brillant, und ihre sinnlichen Küsse sind zu verführerisch. Für ihre Ehrlichkeit legt er seine Hand ins Feuer. Intrigante Gerüchte blendet er aus, bis skandalöse Fotos von ihm und Nadia den Ruf seiner Firma gefährden. Nun muss er eine schwere Entscheidung treffen, denn alles deutet darauf hin, dass Nadia ihn verraten hat. Hat er sich so sehr in ihr getäuscht?


  • Erscheinungstag 17.09.2019
  • Bandnummer 2098
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725389
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Normalerweise neigte Nadia Gonzalez nicht dazu, Dinge zu bereuen. Sie bemühte sich einfach, keine Fehler zu machen. Entschlossenheit trotz Vorsicht war ihr Prinzip. So hatte sie es auf ihr Wunsch-College geschafft und ein Stipendium ergattert. Diese Entschlossenheit hatte ihr früher auch geholfen, einige Schönheitswettbewerbe zu gewinnen – etwas, worauf sie nicht sonderlich stolz war, was ihre Mutter aber glücklich gemacht hatte. In jüngster Zeit hatte ihre Beharrlichkeit ihr zu einer Stelle als persönliche Assistentin von Matt Richmond, einem der reichsten und mächtigsten Männer der Welt, verholfen. Darauf war sie wirklich stolz, und sie hatte nicht vor, diesen Job zu riskieren.

Aber genau das war passiert. Sie hatte nämlich das Undenkbare getan. Sie war mit ihrem unglaublich heißen Boss im Bett gelandet. Für eine Frau, die sich ihres Organisationstalents rühmte und nicht auf ihre äußerlichen Vorzüge reduziert werden wollte, war das wohl der Ausrutscher des Jahrhunderts.

Doch von dem Moment an, als sie Matt auf der Spendengala in seinem maßgeschneiderten schwarzen Smoking gesehen hatte, waren die Schwierigkeiten für sie vorprogrammiert gewesen. Er sah einfach zu umwerfend aus. Er trug selten eine Krawatte und behauptete immer, er hätte es nicht so mit Förmlichkeiten, aber das stimmte nicht ganz. Er liebte Champagner, extravagante Partys und teure Autos. Nur wollte er sich dafür nicht herausputzen. Aber so schwierig es auch war, Matt in einen Anzug zu zwingen … Nadia hatte ein Talent dafür, ihn davon zu befreien.

Und plötzlich tat sich etwas in ihrem Leben. Sie hatte sich die letzten vierzehn Monate, im Grunde seit ihrem ersten Arbeitstag, nach ihm verzehrt. Er besaß alles, was sie sich von einem Mann wünschte – er war sexy, selbstsicher, klug und sah mit seinen gut ein Meter achtzig und den dichten blonden Haaren auch noch traumhaft aus. Wenn er einen Raum betrat, drehten sich sowohl Männer als auch Frauen nach ihm um. Er strahlte eine unglaubliche Überlegenheit aus, und seine leuchtend blauen Augen verstärkten den Effekt noch. Allein beim Gedanken an ihn begannen Nadias Finger und Lippen zu kribbeln.

Während sie jetzt eine Autostunde östlich von Seattle eine steile und kurvige Bergstraße hinauffuhr, waren diese Gedanken an Matt schlicht unangebracht. Sie hatte das Gefühl, als stünden ihre Schenkel in Flammen, doch zum Glück hatte sie nun den Bergkamm erreicht und konnte rechts auf den Weg zum Resort The Opulence einbiegen. Es gehörte zu Richmond Industries, Matts weitverzweigtem Unternehmen. Es handelte sich um ein ausgedehntes, luxuriöses Anwesen auf einem bezaubernden Flecken Erde an der pazifischen Nordwestküste. An einem strahlenden Oktobertag wie heute schien die Luft so klar und rein zu sein, dass man nicht genug davon bekommen konnte. In nur noch fünf Wochen würde das fünfjährige Jubiläum von Richmond Industries hier mit einer Klausurtagung gefeiert werden. Nadia hoffte, dass sie dann noch immer ihren Job hatte.

„Sie wollen einchecken?“, fragte der junge Mann, der ihren Wagen in Empfang nahm.

Nadia stieg aus und reichte ihm den Schlüssel. „Nur für eine Nacht. Ich bin Nadia Gonzalez. Ich arbeite für Matt Richmond.“

Der Mann nickte. „Ja, Ms. Gonzalez. Mr. Richmond ist vor einer Stunde eingetroffen.“

Nadia hatte zuletzt mit Matt geredet, als sie seine Villa am Morgen um halb fünf verlassen hatte – in ihrem Kleid vom Vorabend. Sie waren sich einig gewesen, dass es besser wäre, wenn sie früh und ungesehen verschwand. Er war ein außerordentlich erfolgreicher Mann, und Männer wie er weckten immer Neugier. Keiner von ihnen konnte es sich leisten, dass ihre gemeinsame Nacht bekannt wurde, vor allem Matt nicht. Es gab zu viele Menschen, die ihn fallen sehen wollten.

„Wunderbar“, sagte Nadia. „Dann kann ich ihn ja gleich treffen.“ Der Gedanke, Matt gleich persönlich zu sehen, erhöhte ihre Pulsfrequenz deutlich. „Passen Sie gut auf meinen Wagen auf, er ist mein Schmuckstück.“

„Natürlich, Ms. Gonzalez.“ Der Mann stieg in den nagelneuen Audi ein, den Matt ihr als Bonus gezahlt hatte. Sie hatte ihn sich durch harte Arbeit an dem bisher noch geheimen Sasha-Projekt verdient, das Matt und sein bester Freund Lam Christopher aufbauten.

Doch während sie ihrem Wagen hinterhersah, nagten erneut Zweifel an ihr. Sicher, sie begehrte Matt schon lange, und sie hatten eine unglaublich leidenschaftliche Nacht verbracht. Aber war sie wirklich bereit, ihre Karriere und den vermutlich besten Arbeitsplatz im Land dafür aufzugeben? Nein. War sie bereit, all die Jahre aufs Spiel zu setzen, in denen sie sich hatte abstrampeln müssen, um ihre Ziele zu erreichen und ein besseres Leben für sich und ihre Familie zu sichern? Ganz sicher nicht. Ein Mann wie Matt war kein Mann zum Heiraten. Mit ihm würde es kein Happy End geben. Also musste sie jetzt gleich klarstellen, dass ihr nächtliches Stelldichein etwas Einmaliges bleiben würde. Sie waren beide besser beraten, wenn sie es vergaßen und sich wieder aufs Geschäftliche konzentrierten. Auch wenn es ihr das Herz brach.

Nadia betrat die große Lobby, in der jedes kleine Detail perfekt war – Mahagoni-Ausstattung, hohe Decken und elegante Kronleuchter. Seit sie für Matt arbeitete, bewegte sie sich häufig an solchen Orten, die keinerlei Ähnlichkeit mit der Umgebung hatten, in der sie aufgewachsen war. Aber diese neue Welt gefiel ihr, und sie war froh, dass sie mit ihrem Gehalt nicht nur die Collegegebühren für ihre jüngere Schwester bezahlen konnte, sondern auch die Arztrechnungen für ihre Mutter. Deshalb war es umso wichtiger, dass sie ihren Stelle behielt und Matt aus ihren romantischen Träumen verbannte.

Nadia trat an die Rezeption und nannte ihren Namen. Im selben Moment piepte ihr Handy und zeigte eine Nachricht von Matt an.

Komm rauf, sobald du da bist. Zimmer 310. Treffen mit Teresa St. Claire um vierzehn Uhr.

„Ja“, sagte der Angestellte. „Ms. Gonzalez, wir haben Ihnen Zimmer dreihundertzwölf gegeben, direkt neben Mr. Richmond.“

Nadia lächelte und schluckte, als sie die Schlüsselkarte entgegennahm. Es ging doch nichts über ein Zimmer direkt neben dem Mann, dem man nicht widerstehen konnte. „Fantastisch. Danke.“

Im Fahrstuhl überlegte sie, was sie zu Matt sagen sollte. Sie würde auf jeden Fall einen Schlussstrich unter ihre kleine Affäre ziehen, ehe es womöglich zu spät war.

Am Ende des langen Flurs ging sie an ihrem Zimmer vorbei und klopfte an seine Tür. Aufregung machte sich in ihr breit, doch sie würde nicht schwach werden. Sie würde so selbstsicher und effizient wie immer sein, auch wenn ihre Beine zitterten. Sie würde die gemeinsame Nacht vergessen und stattdessen weitermachen wie bisher. Sie war zu klug und hatte zu hart gearbeitet, um alles aufs Spiel zu setzen.

Matt Richmond sah aus dem Fenster der Hotelsuite und genoss einen Moment lang den beeindruckenden Blick auf die Centennial Falls, die Wasserfälle, in deren Nähe das Hotelgebäude stand. Mutter Natur gehörte zu den wenigen Dingen, die ihn noch beeindrucken konnten. Alles von Menschen Gemachte konnte man erklären, doch er mochte Geheimnisse. Und es gefiel ihm, dass er die Natur nicht kontrollieren konnte.

Das war es auch, was er an Nadia mochte. Äußerlich war sie unergründlich. Ein schönes, geschlossenes Buch. Aber er hatte gespürt, dass sich darunter eine ungezähmte Frau verbarg. Und dieses Gefühl hatte ihn veranlasst, mit dem Feuer zu spielen. Der Gedanke, sie wieder zu lieben, sandte eine Hitzewelle durch seinen Körper.

Er schrak zusammen, als es klopfte. Nadia. Schon seit Stunden überlegte er, wie er jetzt auf professioneller Ebene mit ihr umgehen sollte. Er wusste es nicht. Also würde er abwarten, wie sie die Sache handhabte. Er öffnete die Tür, und wie immer raubte Nadia ihm den Atem.

„Hallo.“ Ohne ihm in die Augen zu blicken, ging sie an ihm vorbei, legte Handtasche und Laptop auf den Wohnzimmertisch, ehe sie an den Schreibtisch trat. Sofort begann sie damit, die Papiere zu ordnen, die er verstreut hatte. „Du warst fleißig.“

Er folgte ihr und atmete ihr Parfum ein. Ihr lockiges blondes Haar hatte sie aufgesteckt, und am liebsten hätte er den Knoten gelöst. Stattdessen steckte er seine Hände in die Hosentaschen. „Das brauchst du nicht zu tun.“

„Du hast einen sehr hektischen Tag vor dir und arbeitest besser, wenn alles gut organisiert ist.“

Er musste lächeln. „Du kennst mich besser als ich mich selbst.“

„Das ist mein Job.“ Sie drehte sich um und sah ihn endlich an, doch ihr Blick war nicht so warm und einladend wie letzte Nacht. Sie sah eher besorgt aus. „Apropos Job. Matt, hör zu, die letzte Nacht war ein Fehler.“

Ihre Worte versetzten ihm einen Stich. Das Einzige, was er immer wieder falsch machte, war, den falschen Leuten zu vertrauen. War es ein Fehler gewesen, ihr zu vertrauen?

„Wir müssen vergessen, was passiert ist“, fuhr sie fort.

Das gefiel ihm nicht. „Das wird schwierig werden, wenn ich morgen zu Hause ins Bett gehe und feststelle, dass die Laken noch nach dir duften.“

„Dann lass einen von deinen zehn Hausangestellten die Bettwäsche wechseln.“

Matt mochte es nicht, wenn man ihm seine Errungenschaften vorwarf. Es war nicht seine Schuld, dass er erfolgreich und reich war.

Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Nadia nahm es hoch und blickte auf das Display.

„Es ist Shayla.“ Shayla Jerome war die Leiterin der Public-Relations-Abteilung von Richmond Industries.

„Ist es wichtig?“, sagte Matt ins Telefon. „Ich bin beschäftigt.“

„Ja, es ist wichtig. Wir haben ein Problem.“

Matt hasste es, wie Shayla immer um den heißen Brei herumredete. „Raus damit. Ich habe keine Zeit. Wenn es ein Feuer gibt, holen Sie den Feuerlöscher.“

Sie räusperte sich. „Na schön, TBG hat gerade Fotos gepostet, und zwar von Ihrer Assistentin, der Schönheitskönigin, wie sie mitten in der Nacht in dem Kleid, das sie Stunden vorher auf der Spendengala getragen hat, aus Ihrem Haus kommt.“

Matt zuckte zusammen. TBG, die Website für Klatsch und Tratsch, die einen anstößigen Ruf genoss und Millionen von Fans hatte. Er fuhr sich durchs Haar. Nadia musterte ihn aufmerksam. Weil sie ihn so leicht durchschaute, ging er ein paar Schritte von ihr weg. „Wie konnte das passieren?“, wollte er von Shayla wissen.

„Das sollten Sie mich nicht fragen, oder? Ich vermute, dass jemand aus Ihrem Sicherheitsteam seinen Job nicht gemacht hat.“

„Gut, ich spreche mit Phil“, sagte Matt grimmig.

„Das verhindert höchstens, dass es wieder passiert. Aber im Augenblick haben wir es mit einer Story zu tun, in der behauptet wird, dass Sie mit einer Angestellten schlafen. Sieht nicht gut aus.“

„Dann bringen Sie die Leute zum Schweigen.“

TBG hat einen neuen Besitzer und ein ganz neues Redaktionsteam. Sie werden sich gewiss nichts von mir sagen lassen.“

„Dann bieten Sie ihnen irgendwas an.“

Nadia kam zu ihm. „Was ist los?“, flüsterte sie mit besorgtem Gesicht.

Matt schüttelte nur den Kopf.

„Zugang zu der Samstagabend-Gala während der Klausurtagung?“, fragte Shayla.

Matt hatte TBGs Anfrage diesbezüglich abgelehnt. Diese Tagung war nur ausgewählten Geschäftspartnern und Freunden vorbehalten. Menschen kamen zu solch einer Party, um einmal Spaß abseits der Öffentlichkeit zu haben. „Gibt es noch einen anderen Weg?“

„Ich kann die Sache leugnen und mir irgendetwas ausdenken. Sagen wir, es war ein geschäftlicher Notfall, und Sie mussten von der Gala direkt nach Hause. Sie brauchten Nadias Hilfe, und es war näher als das Büro.“

Matt überlegte. „Das könnte funktionieren.“

„Oh, mein Gott“, stöhnte Nadia, als sie auf ihr Smartphone blickte. Sie zeigte ihm das Display. Da stand die ganze Geschichte. Und darüber die schreckliche Titelzeile: „Die Schöne und der Boss?“ Wer auch immer das Foto von Nadia gemacht hatte, als sie sich aus seinem Haus geschlichen hatte, hatte eine Nachtsicht-Kamera benutzt.

„Nadia muss eine Geheimhaltungsvereinbarung dazu unterzeichnen“, sagte Shayla. „Richmond Industries kann es sich nicht leisten, dass sie womöglich die Geschichte an den Meistbietenden verkauft.“

Matt wurde wütend. „Ich glaube nicht, dass das notwendig ist.“

„Vertrauen Sie ihr voll und ganz? Ich tue es nämlich nicht.“

„Sie vertrauen niemandem.“

„Ein Mann in Ihrer Position sollte das auch nicht tun. Es ist doch gut möglich, dass Nadia dem Fotografen den Tipp gegeben hat.“

Matt fand den Gedanken absurd, dass Nadia dazu fähig war. „Kümmern Sie sich einfach drum. Bitte.“ Er beendete das Gespräch.

Nadia sah ihn flehentlich an. „Hat Shayla deshalb angerufen?“ Angewidert blickte sie aufs Telefon, ehe sie es ihm reichte. „Wir müssen was unternehmen. Ich will nicht, dass sich im Büro herumspricht, dass ich mit dir geschlafen habe.“

Matt hasste es, dass seine Erinnerungen an die wunderbare Nacht mit Nadia jetzt zu einer schmutzigen Story wurden. Aber immerhin wusste er, dass Nadia nicht mit dem Fotografen unter einer Decke steckte. Dann wäre sie jetzt nicht so aufgebracht. „Ich habe Shayla gesagt, sie soll etwas dagegen unternehmen. Keine Sorge, das renkt sich wieder ein.“

„Das sagt sich für dich so leicht. Du hast ja auch die Macht. Ich dagegen bin ein Niemand.“ Nadia schlang die Arme um sich und drehte sich zum Fenster.

Es gefiel ihm nicht, dass sie sich so bezeichnete. Für ihn war sie kein Niemand. Und als er sie jetzt ansah, konnte er nur daran denken, wie sehr er sie begehrte. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. „Nadia.“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, bis sie sich zu ihm umdrehte und ihn aus ihren großen braunen Augen ansah. „Ich will nicht, dass du das, was wir zusammen erlebt haben, bereust. Wir sind erwachsen und beide ungebunden.“ Natürlich wusste Matt, dass es nicht so einfach war. Die Leute würden reden. Noch ein Grund, warum Shayla die Sache aus der Welt schaffen musste.

Sie seufzte und ließ die Schultern hängen. „Das weiß ich, aber es ist egal. Wir dürfen so etwas nicht noch einmal riskieren. Es gibt zu viele Neugierige. Es könnte uns beide ruinieren.“

Sie hatte recht. Matt wünschte nur, die Wahrheit würde ihn nicht so enttäuschen. Wenn er alles haben könnte, was er wollte, dann würde er sie wollen. „Das werde ich nicht zulassen.“

„Siehst du? Macht. Du kannst das kontrollieren. Ich nicht.“

Sanft strich er ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange. Er sollte es nicht tun, aber als sie ihr Gesicht sanft an seine Hand schmiegte, wurde ihm wieder heiß. „Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich begehre, wüsstest du, dass du diejenige bist, die Macht hat.“

2. KAPITEL

Teresa St. Claires Herz schlug schnell, als sie an die vor ihr liegende Aufgabe dachte, aber sie holte tief Luft und erinnerte sich daran, dass sie genau hierfür so hart gearbeitet hatte. Ein Treffen mit dem milliardenschweren Geschäftsmann Matt Richmond wäre für jeden einschüchternd – nur wenige Menschen auf der Welt besaßen so viel Geld und Einfluss wie er –, aber er war auch ihr Kunde. Ihr Kunde. Ihre Träume wurden wahr. Sie war hier, um die extravagante Veranstaltung zum fünfjährigen Jubiläum seiner Firma zu planen. Sie war hier, um Matt Richmond glücklich zu machen, und sie würde alles dafür tun, damit er danach nie wieder eine andere Eventmanagerin engagierte.

Vor dem Resort The Opulence übergab Teresa ihr Auto einem Angestellten, nahm ihre blaue Ledertasche und ging ins Hotel. Die Lobby war fantastisch, doch Teresa überlegte sofort, was sie für die Veranstaltung noch besser machen konnte. Das passierte automatisch und war dem Training bei Mariella Santiago-Marshall in Santa Barbara zu verdanken. Mr. Richmond und seine Gäste würden das gesamte Resort belegen, und Teresa hatte vor, aus der Tagung ein Ereignis zu machen, von dem sie noch Jahre später sprechen würden. Auf diese Weise würde sie Limitless Events bekanntmachen. Milliardäre, Wirtschaftsmogule und Prominente aus der ganzen Welt würden ihren Namen kennen.

Nachdem Teresa eingecheckt hatte, führte ein Page sie durch die Lobby zu einem kleinen Besprechungszimmer, das einen großartigen Blick auf die Wasserfälle bot. Sie fand, das war genau der richtige Ort, um Mr. Richmond zu treffen, denn so konnte sie ein Bild seines perfekten Events zeichnen. Auch das hatte Mariella ihr beigebracht – erzähl dem Kunden eine Geschichte, damit er sich vorstellt, wie die Gäste in eine Welt treten, wie sie sie nie zuvor erlebt haben. So schuf man Erinnerungen, und mithilfe von Erinnerungen gewann man lebenslange Kunden.

Gerade als sie sich an den Konferenztisch setzen wollte, klingelte ihr Telefon. „Hallo, Corinne“, begrüßte Teresa ihre Assistentin.

„Hast du meine Nachrichten gesehen?“, fragte Corinne sofort.

„Nein.“

„Ich habe dir drei Sprachnachrichten geschickt.“

„Ach, zwischen Seattle und dem Resort hat man häufig kein Netz. Was ist denn los? Du klingst so aufgeregt.“

„Ein Mann hat im Büro angerufen und nach dir gefragt. Er wollte mir seinen Namen nicht nennen, hat aber ständig nach deiner Handynummer gefragt. Erst wollte ich sie ihm nicht geben, aber als er meinte, es gehe um Leben und Tod, habe ich es doch getan.“

Teresa bekam eine Gänsehaut. „Will er mich anrufen?“ Ehe Corinne antworten konnte, hörte Teresa einen Piep, der ihr einen weiteren Anruf anzeigte. „Das muss er sein. Da gehe ich dann lieber mal ran.“

„Ruf mich an, sobald du wieder Zeit hast. Ich mache mir Sorgen.“

Ich auch. „Ich melde mich.“ Teresa beendete das Gespräch und meldete sich erneut. „Hallo?“

„Ms. St. Claire.“ Obwohl Corinne von einer Leben-oder-Tod-Situation gesprochen hatte, klang die Stimme des Mannes vorsichtig und gelassen, als hätte er alle Zeit der Welt.

„Ja. Wer sind Sie?“

„Ich bin ein Bote. Ich rufe wegen Joshua an.“

Teresa erstarrte. Nur wenige Menschen wussten von ihrem jüngeren Bruder – und das war auch gut so. „Was ist mit ihm?“, fragte sie vorsichtig. Sie würde alles tun, um Joshua zu beschützen.

„Ihr Bruder bringt sich gern mal in Schwierigkeiten, oder?“

Darauf würde sie nicht antworten. Ja, vor ein paar Jahren hatte Joshua in Las Vegas in ziemlichen Schwierigkeiten gesteckt. Doch mithilfe von The Fixer, einem alten Bekannten von Mariellas Mann, hatte sie das regeln können. The Fixer war ein Ausputzer – er räumte Probleme aus dem Weg. „Was wollen Sie?“

„Joshua schuldet einigen wichtigen Leuten was, und er wird sich aus der Sache nicht rauswinden können.“

„Was schuldet er ihnen?“

„Mit Zinsen, sieben Millionen Dollar. Sofort zahlbar.“

Teresa blieb fast das Herz stehen. Was hatte Joshua getan, um sich derart in Bedrängnis zu bringen? „Joshua hat nicht so viel Geld.“

„Weshalb ich mich an die Person wende, die vermutlich den meisten Wert darauf legt, dass er am Leben bleibt.“

Jetzt wurde ihr ganz übel. „Das ist absurd. Auch ich habe nicht so viel Geld.“

„Hunter Price hat in Ihre Firma investiert. Er ist ein reicher Mann. Er hat bestimmt für ein paar Rücklagen gesorgt.“

Es machte ihr Angst, wie viel dieser Mann über ihr Leben wusste. Ihre Vereinbarung mit Hunter war unter größter Geheimhaltung getroffen worden. Ja, er hatte in Limitless investiert, aber diese Gelder waren direkt ins Geschäft geflossen. „Ich habe keine sieben Millionen.“

„Dann besorgen Sie sie.“

„Und wie, bitte schön?“

„Nicht mein Problem. Vergessen Sie nur nicht, dass Joshua die Zeit davonläuft.“

„Wehe Sie tun ihm etwas an.“

Der Mann lachte – ein gruseliges Lachen, das ihr verriet, dass er kein Problem damit hatte, Menschen zu verletzen. Teresa konnte es nicht fassen, dass sich der Albtraum wiederholte. Wut und Schuldgefühle vermischten sich. Sie war immer Joshuas Beschützerin gewesen. Im Grunde fast wie eine Mutter. Ihre eigene Mutter, Talisa, war verwirrt und kam mit der Welt nicht zurecht, obwohl Teresa ihr nicht einmal einen Vorwurf machen konnte. Sie hatte als Alleinerziehende ihr Bestes getan. Aber nach dem Tod von Teresas und Joshuas Vater hatte sich alles verändert.

„Ich bin ja kein Unmensch, ich werde ihm vorerst nichts tun“, fuhr der Mann fort. „Als Erstes werde ich Joshuas dunkle Geheimnisse öffentlich machen. Wollen wir doch mal sehen, wie sehr das Ihrem Unternehmen schadet. Sie arbeiten mit einigen sehr reichen, wichtigen Menschen zusammen. Ich bin sicher, dass sie gern erfahren würden, was Ihr kleiner Bruder in Vegas getrieben hat. Ihr Bruder, den sie praktisch aufgezogen haben. Der Bruder, den sie eigentlich durchs Leben führen sollten.“

Teresa schluckte. Das war nicht fair. Sie hatte hart daran gearbeitet, Joshua wieder auf die richtige Bahn zu lenken. Sie hatte ihn nur einmal im Gefängnis besuchen müssen, ehe sie dafür gesorgt hatte, dass er nicht wieder hineinkam.

Aber wahr war auch, dass sie seit Gründung ihrer Firma nur noch auf ihre Karriere fixiert gewesen war. Sie hatte Joshua nicht mehr ständig im Auge behalten. Immer wenn sie telefonierten, versicherte Joshua ihr, alles sei bestens. Jetzt ahnte sie, dass er gelogen hatte. Sie hätte sich mehr kümmern müssen.

„Hören Sie“, sagte Teresa und blickte nervös zur Tür. Glücklicherweise war Matt Richmond noch nicht aufgetaucht. Aber sie hatte auch keine Lust, während dieses Telefonats von ihm überrascht zu werden. „Ich brauche Zeit. So viel Geld habe ich wirklich nicht verfügbar.“ Vor allem musste sie erst einmal herausfinden, ob das alles überhaupt stimmte. Joshua musste wenigstens die Gelegenheit bekommen, ihr alles zu erklären. „Geben Sie mir Ihre Nummer, dann rufe ich Sie zurück.“

„So läuft das nicht, und das wissen Sie auch. Ich melde mich.“ Und schon war die Leitung tot.

Aus dem Augenwinkel nahm sie eine große Gestalt wahr. Ach herrje, Matt Richmond. Sie holte tief Luft, lächelte und stand auf. Im selben Moment wurde sie mit einem Mann aus ihrer Vergangenheit konfrontiert. Einem Mann, von dem sie nur hatte träumen können. Liam Christopher.

Fassungslos starrten sie und Liam sich an. Er sah jetzt noch besser aus als bei ihrem letzten Aufeinandertreffen. Vor sechs Jahren? Sieben? Das kantige Kinn mit dem dunklen Bartschatten stand ihm ausgezeichnet. Er hatte grüne Augen, und sein Blick war noch genauso durchdringend wie damals, unangenehm intensiv im Moment, wie sie sich eingestehen musste.

„Was machen Sie hier?“, fragte er mit harscher, dröhnender Stimme.

Anscheinend erkannte er sie nicht wieder. Warum sonst triefte seine Stimme vor Verachtung? Sie trat näher und streckte die Hand aus. „Hallo, Liam. Teresa St. Claire. Wir haben uns schon einmal getroffen. Ihr Vater war mein Mentor, als ich Wirtschaft studiert habe.“

Er betrachtete ihre Hand, als könnte er sich nichts Widerlicheres vorstellen, als sie zu berühren. „Glauben Sie etwa, ich wüsste nicht, wer Sie sind? Als könnte ich das vergessen. Sagen Sie mir endlich, was Sie hier treiben.“

Sie verstand seinen Ärger nicht, aber ihr Instinkt riet ihr, ihm alles zu sagen, was er wissen wollte. Vielleicht würde ihn das beruhigen, damit sie herausfinden konnte, was ihn so aufbrachte. „Ich warte auf Matt Richmond. Wir haben hier eine Besprechung. Ich bin überrascht, Sie zu sehen, aber Sie und er sind Freunde, oder?“

„Was wollen Sie von Matt?“

Jetzt riss ihr langsam der Geduldsfaden. Was fiel ihm überhaupt ein? „Tut mir leid, aber können Sie mir vielleicht mal sagen, was los ist? Wir haben uns vor sechs oder sieben Jahren zuletzt gesehen, und jetzt platzen Sie hier in meine Besprechung und sind mehr als unhöflich.“

Autor

Karen Booth
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