Skandal um den Bad Boy

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Alle halten Dominic für einen gewissenlosen Playboy. Umso besser! So kann der Nachtclubbesitzer undercover sein geheimes Hilfsprogramm für Frauen in Not betreiben. Doch ausgerechnet die aparte Journalistin Meredith, die ihn reizt und erregt wie keine andere, wittert eine heiße Story und bringt sein Geheimnis in Gefahr …



  • Erscheinungstag 17.04.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751537155
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

Kira Sinclair

Skandal um den Bad Boy

1. KAPITEL

Dominic Mercado hielt sich die schmerzende Wange. Überrascht stellte er fest, dass er eben gerade zum ersten Mal von einer Frau geohrfeigt worden war.

Vermutlich hatte es in seinem Leben schon viele Momente gegeben, in denen er es verdient hätte, geohrfeigt zu werden. Überraschenderweise war es aber bisher noch nie passiert.

Dass es jetzt geschehen war, nervte ihn aus zwei Gründen: Erstens hatte er es nicht verdient. Zweitens war es Meredith Forrester gewesen, der zauberhafte, temperamentvolle Rotschopf, der sein Leben in der Vergangenheit mehr als anstrengend gemacht hatte.

Meredith funkelte ihn böse an. In ihrem Gesicht spiegelten sich Wut, Enttäuschung und selbstgerechte Empörung. Dominic war klar, dass sie heute in seinen Club gekommen war, um Streit zu suchen. Das war wirklich merkwürdig, zumal sie sich seit fast zwei Jahren weder gesehen noch gehört hatten.

Was wollte sie von ihm? Was hatte er getan?

Im Grunde spielte es eigentlich keine Rolle. Er hatte es zwar immer ganz anregend gefunden, sich mit Meredith Auseinandersetzungen zu liefern, aber heute Abend gab es wichtigere Dinge zu tun. Er hatte ohnehin durch den Besuch seines alten Freundes Gray Lockwood schon Zeit verloren.

Dominic entschloss sich also zu einer neuen Strategie. Statt ebenfalls aggressiv zu reagieren, schenkte er Meredith ein breites, entspanntes Lächeln.

„Wie schön, dich zu sehen, Meredith“, verkündete er.

„Bemüh dich nicht, Dominic. Ich kenne dich schon, seit du Akne hattest.“

Dominics Grinsen vertiefte sich. Diese Frau hatte wirklich Power. Jedes Mal, wenn er sie traf, haute es ihn wieder um. Wenn sie jemand anders gewesen wäre, hätte er sie längst verführt.

Aber sie war nun einmal Meredith, die beste Freundin seiner Schwester. Und damit war sie tabu.

„Du hast dich wirklich kein bisschen verändert, Meredith“, bemerkte er.

Sie wischte seine Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite. „Du auch nicht, wenn man den neuesten Informationen trauen darf.“

In Anbetracht dessen, dass er den heißesten Nachtclub von Las Vegas betrieb und ständig mit den Reichen und Schönen zu tun hatte, war es schwer zu sagen, was sie damit meinte. Dominics Name tauchte andauernd in Zusammenhang mit irgendwelchen Prominenten auf, und auch wenn höchstens die Hälfte der Klatschgeschichten der Wahrheit entsprach, konnte er unmöglich sagen, was Meredith so aufgeregt hatte. Und sie sogar zu Tätlichkeiten veranlasste.

Normalerweise mied sie seinen Club wie der Teufel das Weihwasser. Das Excess war ihrer Meinung nach absolut unter ihrem Niveau.

Dominic trat ein bisschen näher an Meredith heran und musterte jede Kurve, die sich in ihrem engen silberfarbenen Abendkleid abzeichnete, bevor er antwortete.

„Ehrlich gesagt ist es mir egal, was du über mich gehört hast“, sagte er schließlich. „Aber du bist kein kleines Mädchen mehr und solltest nicht jedes Gerücht glauben, das erzählt wird.“

Seine Taktik verfing nicht bei ihr. Anstatt sie zu verunsichern, hatte er ihren Zorn noch mehr angeheizt. Ungeduldig stieß sie ihn ein Stück von sich weg, während ihr Kleid, das ihren Körper wie flüssiges Metall umhüllte, die Lichter der schwirrenden Scheinwerfer in der Bar reflektierte. Der Stoff reichte nur bis zum Oberschenkel, während Merediths lange schlanke Beine nackt in dem dämmrigen Licht schimmerten.

Sie war eine einzige Verlockung. Aber er war klug genug, sich davon nicht beeindrucken zu lassen.

„Hier geht es nicht um bloßes Gerede, Dominic“, zischte sie, während sie vehement von sich stieß. „Aber ich hätte mir ja denken können, dass du mich nicht ernst nimmst. Wie immer.“

Dominic lachte. „Dafür nimmst du das Leben so ernst, dass es für uns beide reicht“, erklärte er. Er konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass Meredith schon einmal gegen irgendwelche Regeln oder Gesetze verstoßen hatte. Nein, sie war immer perfekt und kontrolliert.

Das genaue Gegenteil von ihm. So ein Leben hätte ihn längst umgebracht.

„Und das ist dein Problem“, fuhr er fort. „Ich wette, du kannst überhaupt keinen Spaß haben.“ Spielerisch ließ er eine Strähne ihres rotgoldenen Haares durch seine Finger gleiten.

„Oh doch“, fauchte sie. „Aber nicht mit dir.“ Damit schlug sie seine Hand weg.

Dominic holte tief Luft. Er wusste schon lange, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Also war es besser, die Funken, die er in ihrer Nähe spürte, zu ignorieren und sich von ihr fernzuhalten.

„Ich habe gehört, dass du und dein Club in Menschenhandel verwickelt seid.“ Ihre Stimme war eisig.

Nicht gut.

Das hatte er nicht erwartet. Blitzschnell setzte er sein Pokerface auf. Es fiel ihm nicht schwer, seine Gedanken und Gefühle zu verbergen, das hatte er im Umgang mit seinem gewalttätigen Stiefvater von klein auf gelernt.

Bei jedem anderen hätte er es jetzt mit seinem berühmten Charme probiert, aber er wusste, dass Meredith dagegen immun war. Also wählte er den direkten Weg.

„Ich hätte gedacht, dass du zwischen Fakten und Gerüchten unterscheiden kannst, Meredith“, sagte er kühl.

Ihre Lippen wurden schmal. „Glaub mir, das kann ich. Es gibt Beweise, Dominic. Spätestens morgen Abend weiß jeder in Amerika Bescheid über deine Geschäfte. Es wird ein Fest für die Medien werden.“

Verdammt. Den Namen Meredith Forrester kannte jeder im Land. Sie hatte ihren großen Durchbruch gehabt, als sie einen Korruptionsskandal aufdeckte, der bis in die höchsten politischen Kreise reichte. Und dann war sie die Karriereleiter noch höher geklettert, als sie einen weiteren großen Skandal in der Musikbranche nachweisen konnte.

Wenn sie kurz vor Mitternacht in seinen Club rauschte und ihm so eine Szene hinlegte, musste sie stichhaltige Beweise haben.

Zwar hatte Dominic immer damit gerechnet, dass ihm seine guten Taten eines Tages um die Ohren fliegen könnten, aber auf diesen Zeitpunkt war er nicht vorbereitet gewesen.

Natürlich hatte er auch nicht geahnt, dass Meredith irgendwie davon Wind bekommen würde, was er zusammen mit Gray Lockwood, Anderson Stone und Stone Surveillance betrieb.

Wie sollte er ihr erklären, dass sie dafür sorgten, Frauen zur Flucht zu verhelfen, die Opfern von Missbrauch waren? Und heute Nacht sollte Tessa, eine junge Frau, die dringend Hilfe brauchte, in Sicherheit gebracht werden.

Dominic stöhnte unterdrückt auf. Es ging ihm nicht um sein eigenes Wohlergehen, aber wenn er beobachtet wurde, konnte er nicht für Tessas Sicherheit garantieren. Weder heute noch morgen.

Meredith lehnte sich vor. „Kannst du dir vorstellen, wie Annalise das finden wird? Deine Schwester wird am Boden zerstört sein.“

Dominic wurde es einen Moment lang ganz übel. Seine Schwester würde einen Riesenaufstand machen. Und es würde dauern, bis er ihr die Lage in Ruhe erklären konnte. Das fehlte ihm alles gerade noch.

„Eigentlich gilt man doch als unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist, oder?“ Dominic hob eine Braue.

Das leise Lachen von Meredith verursachte ihm eine Gänsehaut.

„Ich bin keine Anwältin, sondern Journalistin“, sagte Meredith. „Wenn meine Recherchen richtig sind, werden deine Komplizen und du das bald am eigenen Leib zu spüren bekommen.“

Dominic schluckte. Am liebsten hätte er Meredith spontan in die Arme gezogen und sein Gesicht in ihrem dichten rotgoldenen Haar vergraben, hätte ihre Lippen geküsst und die Wärme ihres Körpers an seinem gespürt.

Seit Ewigkeiten begehrte er die beste Freundin seiner Schwester, die jetzt zornbebend vor ihm stand, aber ebenso lange hatte er geübt, die Hände von ihr zu lassen. Das Letzte, was er brauchte, war ein Konflikt mit seiner Schwester.

Meredith war einfach zu gut und viel zu perfekt für ihn.

Jetzt schüttelte sie angewidert den Kopf. „Ich wusste ja schon immer, dass du ein vergnügungssüchtiges, selbstgefälliges und egoistisches Arschloch bist, aber so etwas Widerliches hätte ich dir nicht zugetraut“, erklärte sie.

Ebenso gut hätte sie ihm ihre High Heels in den Magen rammen können.

Ihre Worte schmerzten viel mehr als die Ohrfeige, die sie ihm versetzt hatte. Dominic versuchte verzweifelt, sein Gleichgewicht wiederzufinden, während der sinnliche Duft von Merediths Parfüm seine Sinne bis zum Zerreißen anspannte.

„Stopp, jetzt wirst du ungerecht“, protestierte er. „Außerdem hat dich keiner darum gebeten, hier aufzukreuzen, um meiner Schwester zur Seite zu stehen. Bestimmt findet sie es ganz toll, dass du dir solche Sorgen machst, aber ich habe jetzt einfach keine Zeit mehr für dich und deine dramatischen Auftritte. Der Club wartet auf mich.“

Und ein Missbrauchsopfer, das ich beschützen muss, fügte er in Gedanken hinzu.

Spätestens jetzt hätte er sich umdrehen und verschwinden sollen, doch stattdessen legte er seine Hand auf die Schulter von Meredith und zog mit den Fingern langsam eine Linie bis zu ihrem Ellbogen.

Ihre Haut fühlte sich wie Seide an, und er spürte, wie Meredith unter seiner sanften Berührung erschauerte. Dominic wusste, dass sie sich später für ihre Reaktion hassen würde, aber es war ihm egal. Er brauchte jetzt etwas anderes von ihr als Feindseligkeit.

Natürlich spielten sie dieses Spiel nicht zum ersten Mal.

Er neigte sich ganz nah zu Meredith und drückte einen Kuss auf ihre Wange, als seien sie alte Freunde.

„Deine Drinks gehen natürlich auf’s Haus“, flüsterte er ihr zu. „Sag bitte an der Bar Bescheid.“ Dann grinste er sie mit jenem unwiderstehlichen Lächeln an, das er sich schon mit fünfzehn zugelegt hatte.

„Sei brav, und tu nichts, was ich nicht tun würde“, raunte er ihr zu, bevor er ging.

Meredith verzog das Gesicht. Typisch Dominic. Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Gott, wie sie den Gedanken hasste, dass die Vorwürfe gegen ihn wahr sein könnten. Es durfte einfach nicht wahr sein.

Sie kannte Dominic seit ihren Teenagerjahren, die sie ebenso wie er und Annalise auf einer exklusiven Privatschule verbracht hatte. Und obwohl sie ihn nie besonders gemocht hatte, verstand sie gut, weshalb sich besonders die Mädchen um ihn scharten.

Dominics Charme war überwältigend, während sein Humor und seine Intelligenz dafür sorgten, dass sich alle in seiner Gegenwart wohl fühlten. Er sprühte vor Witz, und seine Begeisterung für andere Menschen kannte kaum Grenzen.

Immerhin hatte er aus dieser Begabung ein profitables Geschäft gemacht.

Und er liebte es zu flirten. Jede Frau kam sich in seiner Gegenwart wie eine ganz besondere Person vor, der Dominic seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Dabei ging es ihm wahrscheinlich gar nicht um Taktik, sondern darum, die Menschen um sich herum glücklich zu sehen.

Meredith seufzte. Es war ihr oft genug schwergefallen, sich Dominics Charme zu entziehen, aber sie wusste, dass es gefährlich war, ihn zu nah an sich heranzulassen.

Dominic lebte in einer Traumwelt, nicht in der Wirklichkeit. Die reale Welt war hässlich und gemein, das sah sie an den Geschichten, die sie immer wieder aufdeckte.

Ihr eigenes Leben war von Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein und den hohen Erwartungen ihrer alleinerziehenden Mutter geprägt gewesen. Nur weil sie dort Lehrerin war, durfte Meredith die teure Privatschule besuchen. Ihre Leistungen mussten exzellent sein, denn nur dann konnte sie das Stipendium bekommen, das ihr den Zugang zum College ermöglichte.

Meredith musste sich immer vor Augen halten, dass Dominic Mercados Leben das genaue Gegenteil zu ihren eigenen Werten darstellte. Der Mann war die Versuchung in Person. Sie durfte nie vergessen, dass ihre Welt ganz anders aussah.

Und doch hätte sie ihm nie zugetraut, dass er in derartige Machenschaften verwickelt sein könnte. Menschenhandel. Sie hatte die Unterlagen, die mit der anonymen E-Mail gekommen waren, stundenlang durchforstet. Tatsächlich konnten die Beweise echt sein.

Andererseits … Ob sich jemand an ihm rächen wollte? Oder benutzte jemand das Excess für kriminelle Geschäfte, ohne dass Dominic davon etwas ahnte?

Sie war in den Club gefahren, um Dominic mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Bestimmt gab es eine plausible Erklärung.

Aber als sie ihn dann gesehen und seine spöttischen Worte gehört hatte, war es mit ihr durchgegangen. Er hatte nicht die geringste Spur von Verantwortung gezeigt und stattdessen nur gelangweilt gelächelt. Das brachte sie endgültig auf die Palme.

Trotzdem bereute sie es, dass sie so außer sich geraten war. Was hatte sie sich bei der Ohrfeige nur gedacht?

Natürlich war der Ruf von Dominic Mercado noch nie makellos gewesen. Er hatte die Grenzen des Erlaubten schon immer ausgetestet und viele Regeln gebrochen. Wenn sie an die Party auf dem Schulgelände dachte, zu der Dominic damals alle eingeladen hatte, musste sie jetzt noch grinsen. Alle waren gekommen und hatten wie wild gefeiert. Keiner war ausgegrenzt worden.

Und er war bis zum Schluss geblieben und hatte die Schuld auf sich genommen, als der Direktor mit der Polizei anrückte.

Auch in Vegas war er für seine ausschweifenden Partys und den einen oder anderen Skandal berühmt. Sein Name erschien regelmäßig in den Klatschspalten, Videos von seinen Partys wurden regelmäßig ins Netz gestellt, und die Prominenz gab sich im Excess die Klinke in die Hand. Alle, die etwas auf sich hielten, schauten im Excess vorbei, wenn sie in Las Vegas waren.

Für ihn war das alles nur ein Spiel. Meredith wusste seit Langem, dass er die Regeln dazu in frühester Jugend gelernt hatte, aber es fiel ihr schwer, sein Verhalten zu akzeptieren.

Vielleicht war er jetzt einfach zu weit gegangen und in etwas hineingeraten, das er gar nicht wollte? Man konnte viel über ihn sagen, aber Menschenhandel passte einfach nicht zu Dominic. Bis sie diese ominöse E-Mail bekommen hatte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass er tatsächlich ein mieses Schwein sein konnte.

Ihr war übel. Sie sollte das wirklich alles nicht so persönlich nehmen. Schließlich hatte sie doch nichts mit Dominic zu tun.

Klar, Annalise war ihre beste Freundin und ein überaus wichtiger Mensch in ihrem Leben. Die Neuigkeit würde sie am Boden zerstören, zumal sie Dominic schon immer angebetet hatte. Und natürlich konnte Meredith alles noch ein paar Tage zurückhalten, aber die Botschaft, die mit der E-Mail kam, war eindeutig: Wenn sie es nicht veröffentlichte, tat es ein anderer.

Für Annalise war Dominic ein Idol. Meredith hatte den Grund dafür nie ganz verstanden, aber sie wusste, dass es so war.

Meredith schüttelte den Kopf. Noch nie war sie derart aus der Haut gefahren, dass sie jemanden geschlagen hatte. So ein Verhalten war einfach völlig inakzeptabel. Dominic selbst schien allerdings davon wenig beeindruckt gewesen zu sein.

Wahrscheinlich hatte er einen Riesenspaß daran, dass er genau wusste, wie sie tickte. Er konnte beliebig die richtigen Knöpfe drücken.

Frustrierend. Aber auch wenn er immer so tat, als sei ihm alles egal, wusste es Meredith besser. Sie hatte erlebt, wie er sich um Annalise kümmerte.

Am wenigsten kam Meredith damit zurecht, dass Dominic sich noch nie um die Konsequenzen seines Verhaltens geschert hatte. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es ihm völlig gleichgültig, was ihn danach erwartete.

Bei ihr war es genau andersherum. Jahrelang war ihr Leben von Angst und Sorgen geprägt gewesen, und auch jetzt hing alles von ihrem guten Ruf ab. Sie konnte es sich nicht leisten, ihren Job zu verlieren, denn es gab weder einen reichen Vater noch eine andere einflussreiche Person in ihrem Leben, die für sie sorgen würde, wenn etwas schiefging.

Seufzend drehte sich Meredith zur Bar um. Ob ein Tequila helfen würde? Nach kurzem Zögern entschied sie sich dagegen. Das Excess war sowieso nicht gerade ihr Lieblingsort, und die laute Musik, die in ihrem Körper vibrierte, verursachte ihr schon jetzt Kopfschmerzen.

Zielstrebig schlängelte sie sich zwischen den vollbesetzten Tischen hindurch, ohne die Leute zu beachten, die dort saßen. Doch bevor sie die Tür erreichte, die nach draußen führte, schloss sich plötzlich eine Hand wie ein Schraubstock um ihren Arm und hinderte sie am Weitergehen.

„Wohin so schnell, schöne Frau?“

Irritiert sah Meredith hoch. Vor ihr stand ein Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Er sah gut aus, aber der glasige Blick seiner Augen verriet, dass er viel zu viel getrunken hatte. Rasch musterte sie seinen teuren Anzug, die protzige Uhr und die handgenähten Lederschuhe. Reich und betrunken. Genau deshalb mied sie den Club.

Ungeduldig versuchte Meredith, die Hand des Mannes abzuschütteln, aber sein Griff verstärkte sich nur noch.

„Lassen Sie mich los“, sagte Meredith ruhig, nachdem sie tief Luft geholt hatte.

„Ach komm schon, Süße, ich will mich doch nur ein bisschen unterhalten. Was willst du trinken?“, lallte er, während er sie näher zu sich zog.

Er nutzte sein Gewicht und seine Größe, um sie zu umarmen. Eine Welle von Zorn überkam Meredith, doch sie riss sich zusammen. Um sie herum waren Massen von Leuten, und der Kerl war so betrunken, dass er sowieso kaum etwas mitbekam.

Also musste es anders gehen. Meredith streckte die freie Hand aus, um den Mann an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen und dann abzuhauen, doch so weit kam sie nicht.

Bevor sie loslegen konnte, legte sich ein Arm um ihre Taille. Eine Hand hielt ihre fest, und jemand zog sie an eine breite starke Brust, die Wärme und Männlichkeit ausstrahlte. Dann hörte sie eine bekannte Stimme an ihrem Ohr.

„Wie machst du das bloß?“, lachte Dominic leise. „Man lässt dich fünf Minuten allein, und schon gibt es Ärger.“

Seine Stimme war warm und tief. Meredith spürte, wie sich auf ihrem Hals und den Armen eine Gänsehaut bildete.

„Und Sie“, wandte sich Dominic an den Mann, der vor ihnen stand, „belästigen gefälligst keine Lady in meinem Club, es sei denn, sie möchte es ausdrücklich. Ist das klar?“

Der Mann stammelte eine Entschuldigung, die Dominic ignorierte. Stattdessen beorderte er einen seiner Securityleute zu sich.

„Der Gentleman möchte gehen. Begleiten Sie ihn bitte nach draußen.“

„Aber ich bin mit Freunden hier“, protestierte der Gast. „Wie soll ich nach Hause kommen?“

„Keine Ahnung“, gab Dominic ungerührt zurück. „Mit einem Taxi vielleicht? Oder Sie erklären Ihnen Freunden, warum Sie rausgeschmissen wurden. Ganz wie Sie wollen.“

Der Mann von der Security sah den Gast schweigend an, während der offensichtlich überlegte, ob er sich wehren sollte oder nicht. Schließlich war die Entscheidung gefallen.

Schweigend sahen Meredith und Dominic den beiden Männern nach, die den Club durch die großen Türen am anderen Ende des Raums verließen.

Okay, nun konnte sie gehen.

Doch statt sie endlich loszulassen, verstärkte sich Dominics Griff um die Taille von Meredith, die kaum noch wagte zu atmen. Dieser Moment fühlte sich allerdings so verdammt gut an, dass sie wünschte, er würde nie enden.

Shit, dass hatte ihr gerade noch gefehlt.

Sie war froh, dass sie wenigstens sein Gesicht nicht sehen musste. Vielleicht war er immer noch sauer wegen vorhin … dann wäre er im Recht gewesen. Aber entschuldigen wollte sie sich trotzdem nicht.

Oder aber er hatte seinen berühmten Schlafzimmerblick aufgesetzt, dem sie dann widerstehen müsste.

Wenn sie es nicht tat, würde sie sich dafür hassen, denn sie wusste, dass Dominic diesen Blick so inflationär einsetzte, dass sie höchstens eine Nummer in seiner Sammlung sein würde. Auch wenn sich ein Teil von ihr wünschte, es wäre anders …

In dem Moment drehte er sie zu sich um und sah sie an. Nicht zornig und nicht verführerisch. Sie war enttäuscht. Nichts war von dem Versprechen in seiner Stimme übrig geblieben.

„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte er sich.

Meredith schluckte. Wo waren die Enttäuschung und die Wut geblieben, die sie in sich getragen hatte, als sie hierhergekommen war?

„Natürlich. Ich hätte deine Hilfe nicht gebraucht. Schließlich bin ich schon ein großes Mädchen und komme allein zurecht.“

Dominic kniff die Augen zusammen. Seine Kiefer mahlten. Meredith erkannte, dass er seinen Ärger nur mit Mühe verbergen konnte.

„Warum sagst du so etwas Dummes? Du weißt doch am besten, wie verletzlich Frauen sind. Schließlich hast du genügend Storys über sexuelle Übergriffe aufgedeckt, oder?“

Meredith nickte schweigend. Natürlich hatte er recht.

Dominic öffnete den Mund, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders. „Leider habe ich keine Zeit, mich weiter mit dir zu unterhalten“, sagte er kopfschüttelnd. „Das war’s für dich heute Abend im Club. Auf Wiedersehen.“

„Wie bitte? Heißt das, du wirfst mich hinaus?“

„Natürlich nicht. Ich kann mich bloß nicht weiter um dich kümmern.“

„Ich brauche keinen Babysitter“, gab Meredith verärgert zurück.

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