So heißblütig küsst nur einer

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Du hast also die gesamte Rugby-Mannschaft geküsst?", fragt der sexy Unbekannte skeptisch. "Ja, natürlich!", flunkert Lena, als sie aus der Umkleidekabine kommt. Irgendwie reizt es sie, diesen Mann zu schockieren. Doch auf seine Reaktion ist sie nicht gefasst: "Dann macht einer mehr oder weniger auch keinen Unterschied, oder?" Er sieht sie herausfordernd an - und presst seine Lippen auf ihre. Überrumpelt erwidert Lena den heißen Kuss. Bis ihr jäh einfällt, dass der Fremde der Sponsor Seth Walker sein muss. Wie konnte sie nur auf den notorischen Verführer hereinfallen?


  • Erscheinungstag 01.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734770
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich komme jetzt rein!“ Lena hielt sich die Augen zu und stieß mit der anderen Hand die Tür zum Umkleideraum auf. Genug Zeit, sich die männliche Blöße zu bedecken. Allerdings machte sich inzwischen kaum noch jemand diese Mühe. Schließlich arbeitete Lena schon seit anderthalb Jahren hier und gehörte praktisch zum Inventar. Heute allerdings platzte sie öfter herein als sonst, und es war auch ungewöhnlich für die Spieler, ständig die Kleidung wechseln zu müssen.

Lena riskierte einen vorsichtigen Blick. Momentan trugen sie immerhin Handtücher um die Hüften. Sie setzte die schwere Tasche ab und begann geschäftsmäßig, den Inhalt zu verteilen. „Hier sind die Sachen für die nächste Runde. Wollt ihr sie schon haben?“

„Noch nicht. Jetzt werden wir erst mal unter der Dusche fotografiert“, erklärte Ty, der Mannschaftskapitän, stellvertretend für sein Team.

„Ach so.“ Sie legte den Stapel Shorts auf eine Bank und sah sich suchend nach einem freien Platz um, wo sie die Tasche abstellen konnte. Dann hielt sie verblüfft inne, denn neunzehn fast nackte Mannsbilder umringten sie und rückten näher.

Lena versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und konzentrierte sich auf ihre übermütigen Mienen. Die Versuchung, den Blick weiter nach unten gleiten zu lassen, war groß. Schließlich hatte sie es mit erfolgsverwöhnten Topathleten zu tun, und welche heißblütige Frau konnte diesem verführerischen Anblick schon widerstehen?

Und Lena war heißblütig, verstand es aber, ihre Gefühle sorgfältig zu verbergen.

Misstrauisch sah sie in die frech grinsenden Gesichter. Langsam wurde ihr doch etwas unheimlich zumute, denn die Spieler rückten noch näher. Sie befand sich direkt in einem Rugby-Gedränge in der Umkleidekabine der Männer! Andere Frauen hätten sich wahrscheinlich darum gerissen, an Lenas Stelle zu sein. Die Handtücher musste man sich natürlich wegdenken …

Lena blieb ganz ruhig. „Was soll das?“, fragte sie in ihrem besten Große-Schwester-Tonfall.

Wieder ergriff Ty das Wort. „Wir brauchen deine Hilfe“, erklärte er mit Unschuldsmiene.

In der Hoffnung, er werde zurückweichen und die anderen mit sich ziehen, reichte sie ihm die Tasche. „Ich will gleich noch die Trikots holen. Einige muss ich schnell aufbügeln.“

In ihrer Tätigkeitsbeschreibung fand sich auch die nebulöse Angabe „andere Aufgaben, falls erforderlich“. Mit anderen Worten, einmal im Jahr musste sie sich beim Fototermin für den Jahreskalender um die Ausstattung der Silver Knights kümmern.

„Vorher brauchen wir dich aber für was anderes.“ Jimmy, der Spieler mit der Nummer zehn, schaltete sich ein.

„Tatsächlich? Wofür denn?“

„Der Fotograf möchte, dass wir glänzen.“

Hatte sie sich verhört? Konsterniert fragte sie nach: „Ihr sollt was?“

„Wir sollen glänzen.“ Jimmy hielt eine Flasche Babyöl hoch. „Am ganzen Oberkörper.“

„Ihr könnt euch gegenseitig einreiben.“ Sie verbiss sich die Bemerkung, dass sie sich ja schließlich auch gern im Schlamm wälzten. Freche Kommentare hatten nach Lenas Überzeugung am Arbeitsplatz nichts zu suchen. Kühl und höflich war ihre Devise, und wenn sie die Jungs länger kannte, sprach sie mit ihnen, als wäre sie ihre große Schwester.

„Danach will er gleich Fotos mit Bällen schießen.“ Sie warfen einander anzügliche Blicke zu. „Die rutschen uns ja weg, wenn unsere Hände voller Öl sind. Zu schlüpfrig.“

Schlüpfrig? Ja, klar! Die Jungs waren heute wirklich unmöglich!

Auch wenn Lena noch so desinteressiert tat, von fast nackten Spitzensportlern umringt zu sein, verfehlte auch bei ihr nicht die Wirkung. „Dann wascht ihr euch vorher eben die Hände“, schlug sie resolut vor.

„Das funktioniert nicht.“ Ty strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wange, um zu demonstrieren, wie glitschig sie auch nach dem Händewaschen waren.

„Du musst uns helfen.“ Max, einer der Erste-Reihe-Stürmer, sah sie mit seinem treuen Dackelblick an. „Natürlich könnten wir auch den Fotografen bitten, aber …“ Ratlos zuckte er die Schultern.

Diese unglaublich talentierten Sportskanonen hatten eben gern ihren Spaß. Sie respektierten Lena und ihre Arbeit und versuchten, sich in ihrer Gegenwart einigermaßen zu benehmen, aber sie machten sich auch einen Spaß daraus, jeden Neuzugang der Mannschaft aufzufordern, Lena um ein Date zu bitten. Offenbar stellte es eine Art Aufnahmeritual dar, einen Korb von Lena zu bekommen. Bisher war sie ihrer Linie auch treu geblieben und hatte alle Einladungen abgelehnt. Die Männer waren zwar wirklich attraktiv, aber sich mit einem von ihnen zu verabreden, wäre ihr nicht im Traum eingefallen. Bei diesen ehrgeizigen Topspielern stand der Sport an erster Stelle, und Lena hatte sich fest vorgenommen, in ihrer nächsten Beziehung, die sie irgendwann in ferner Zukunft einzugehen gedachte, die erste Geige zu spielen. Und die einzige. Eine Dreierbeziehung kam für sie nicht infrage.

Außerdem waren die Spieler nicht wirklich an einem Date mit ihr interessiert. So unwiderstehlich war sie nun auch wieder nicht. Es war einfach nur ein Spiel für die Männer. Man durfte es weder ernst nehmen noch sich gar geschmeichelt fühlen.

Lena ließ sich jedenfalls auch dieses Mal nicht aus der Ruhe bringen. Darauf, dass sie vor Scham erröten oder albern kichern würde, konnten sie lange warten! Aber dieses Mal waren sie eindeutig zu weit gegangen. Statt der erwarteten kühlen Abfuhr ging sie auf ihre Bitte ein. Die Jungs wollten, dass sie Babyöl auf ihren Oberkörpern verteilte? Das konnten sie haben!

„Klar, kein Problem.“ Sie streckte die Hand nach der Flasche aus. „Also, wer ist der Erste?“

Entgeisterte Blicke trafen sie.

„Du machst es?“, fragte der Spieler verblüfft, der ihr am nächsten stand.

Damit hatten sie natürlich nicht gerechnet. Schließlich hielt Lena sonst stets gebührenden Abstand zu ihnen.

„Selbstverständlich.“ Sie klappte die Verschlusskappe auf und spritzte sich Öl auf die Hand. „Auch das gehört zu meinen Aufgaben.“ Lena stellte sich in Positur. „Natürlich könnte ich euch auch wegen sexueller Belästigung anzeigen.“ Sie wartete, bis die versteckte Drohung bei allen angekommen war, dann schlug sie die flache Hand mit dem Öl hart auf den ersten Oberkörper.

Sie spürte, wie der Spieler zusammenzuckte, registrierte die plötzliche Stille in der Kabine und verkniff sich ein schadenfrohes Lächeln. Das hatten sie nun davon!

„Du musst ja nicht halb nackt für Fotos posieren, die wildfremde Leute sich an die Wand hängen“, keuchte Max, den sie sich zuerst vornahm. „Wenn das keine sexuelle Belästigung ist, dann weiß ich es auch nicht.“

Lena musterte ihn streng und drückte mehr Öl aus der Flasche. „Das ist eben der Preis des Ruhmes, Jungs.“

„Für den wir jetzt bezahlen müssen.“ Der nächste Spieler zuckte ebenfalls zusammen, als sie mit der Hand hart auf die Brust klatschte und das Öl verrieb.

Rücksichtslos und effizient verteilte sie in bester Krankenschwestermanier das Babyöl auf den nackten Oberkörpern. Ruckzuck war der Nächste dran – wie am Fließband.

„Seid ihr so weit, Jungs?“ Begleitet von Dion, dem neuen Stadionmanager, tauchte der Fotograf aus den Katakomben auf.

„Fast“, krächzte der letzte Ölungskandidat.

„So, das hätten wir.“ Zufrieden ließ Lena den Blick über die glänzenden Oberkörper gleiten. Die Männer musterten sie mit weit aufgerissenen Augen. Einer tastete behutsam über seine Brust. Vielleicht habe ich sie doch etwas zu hart angepackt, dachte Lena amüsiert. Sie konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Sie war eben auch nur ein Mensch und zeigte Gefühle. Aber nicht vor den Spielern.

„Worauf wartet ihr noch?“, erkundigte sie sich streng und blickte noch einmal auf die sprachlose Runde. Dann marschierte sie zur Tür. „Ich komme gleich mit den Trikots zurück.“

Im Stakkato klapperten die hohen Absätze auf dem Betonboden, als Lena sich so schnell wie möglich vom Umkleideraum entfernte. Lange konnte sie sich nicht mehr beherrschen.

Nach wenigen Schritten hörte sie das Gebrüll der Spieler und blieb stehen. Die öligen Hände weit von sich gestreckt lehnte sie sich an die kühle Wand im Korridor, schloss die Augen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf.

Lachen – amüsiertes, fröhliches, freches Lachen, das sie schon viel zu lange unterdrückt hatte.

Diese Halunken! Aber ihre Mienen waren unbezahlbar gewesen. Am liebsten hätte sie den Männern doch die eine oder andere passende Bemerkung an den Kopf geworfen.

Immerhin hatten sie ihren Unmut körperlich zu spüren bekommen. Das geschah ihnen ganz recht. Lena konnte sich kaum auf den Beinen halten vor Lachen. Sie lachte so herzhaft, dass ihr schon der Bauch wehtat. Schließlich holte sie tief Luft und schlug die Augen wieder auf.

„He!“ Erschrocken zuckte sie zusammen und stieß sich den Hinterkopf an der Wand. Ein ihr völlig unbekannter Mann stand unmittelbar vor ihr – näher als die Rugbyspieler noch vor wenigen Minuten. Sie sah direkt in kühle blaue Augen, deren Blick sich in sie hineinzubohren schien. Wow! In Sekundenbruchteilen hatte sie das ebenmäßige Gesicht, die dunklen Brauen, den sexy Mund registriert. Eine Sekunde später erfasste sie auch die Körpermaße des Unbekannten und war völlig überwältigt von diesem hinreißenden Mann. Ihr Körper reagierte sofort.

Im Umkleideraum war ihr schon heiß geworden, aber was sie jetzt empfand, hätte wahrscheinlich die Temperaturskala eines Thermometers gesprengt. Eine typisch weibliche Reaktion. Ein verzehrendes Feuer loderte in ihr. Doch für Lena völlig ungewöhnlich, denn eigentlich war sie doch immun gegen diese arroganten Sportler, oder? Das musste auch so sein, wenn sie hier unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen wollte. Sie presste sich fester an die kühle Wand. Der Mann dachte gar nicht daran, zurückzuweichen.

„Haben Sie sich gut amüsiert?“, fragte er gedehnt mit tiefer, selbstbewusster Stimme, in der leiser Spott mitschwang.

Er maß sie mit Blicken und wirkte fast missbilligend.

Lenas Fähigkeit, mit eiskaltem Desinteresse zu reagieren, ließ sie im Stich. Diese zufällige Begegnung mit einem unglaublich sexy Unbekannten, der sie offenbar für einen Groupie hielt, löste eine verwegene Reaktion aus. Herausfordernd schaute sie ihm in die Augen und lächelte frech.

„Klar! Ich habe einen Heidenspaß gehabt“, antwortete sie lässig.

Missbilligend kniff er die Augen zusammen.

Er hielt sie tatsächlich für einen Groupie. Unerhört! Das sollte er ihr büßen!

„Was haben Sie hier unten verloren?“, fragte er missbilligend. „Ich dachte, Unbefugte hätten hier keinen Zutritt.“

„Kommt drauf an, wen man kennt“, erklärte sie leise.

„Und wie viele kennen Sie?“

„Ich kenne sie alle. Sehr gut sogar“, fügte sie anzüglich hinzu.

Sie musste sich gar keine Mühe geben, ihre Stimme aufregend heiser klingen zu lassen, denn das tat sie von Natur aus. In diesem Moment drang schmutziges Männerlachen aus dem Umkleideraum.

Der Unbekannte zog die Brauen hoch. „Offensichtlich habt ihr euch alle gut amüsiert.“

Lena öffnete leicht den Mund, um zu atmen. Dann befeuchtete sie mit der Zunge die Lippen, die plötzlich trocken waren. Noch immer hielt der Mann sie mit seinem Blick fest. Glaubte er wirklich, sie hätte es mit einer ganzen Rugbymannschaft getrieben? Das wird ihm noch leidtun, schwor sie sich. Mit erotisch rauchiger Stimme fügte sie hinzu: „Gut ist gar kein Ausdruck.“

Er kam noch näher und stützte eine Hand neben ihrem Kopf auf. „Das würde ich gern genauer wissen.“

Wie gebannt nahm sie seine Aufforderung zur Kenntnis und reagierte auf das anzügliche Glitzern in seinen Augen. Es schien, als wäre tief in ihr ein Damm gebrochen. Lange verschüttete Gefühle brachen sich Bahn, ließen ihren Puls schneller schlagen und glühende Lava durch ihre Adern rinnen. Das freche Verhalten im Umkleideraum war harmlos im Vergleich zu der unwiderstehlichen Versuchung, die sie in diesem Moment empfand. Der Reiz, diesen Mann zu schockieren, wurde übermächtig.

„Eigentlich sagt man doch, dass Männer auf visuelle Reize reagieren“, meinte sie, gespielt nachdenklich. „Wohingegen die Erregung einer Frau im Gehirn entsteht.“

„Stimmt das denn nicht?“

„Nein.“ Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schüttelte Lena verneinend den Kopf. „Wir reagieren auch auf visuelle Reize, genau wie Männer. Und ich komme gerade aus einem Raum voller fantastisch gebauter, nackter Männer“, schwärmte sie. „Meine kleinen grauen Zellen haben sich alle verabschiedet.“

Er lächelte ironisch. „Hatten Sie denn mal welche?“

„Na ja …“ Sie biss sich auf die Lippe und klimperte aufreizend mit den Wimpern. „Vielleicht die eine oder andere.“

„Und wo sind die jetzt?“

„Verschwunden …“, hauchte sie sexy.

„Tatsächlich die ganze Mannschaft?“ Ein amüsiertes Glitzern funkelte in seinen Augen.

„Ja.“ Sie seufzte schwärmerisch. Und dann lächelte sie vergnügt in sich hinein, denn plötzlich wusste sie, wie sie dem Typ eine Lektion erteilen konnte. Sie hob die Hände, legte sie auf sein maßgeschneidertes, vermutlich sündhaft teures Jackett und hauchte atemlos: „Ich habe an jeden Hand angelegt. An jeden Einzelnen.“

„Tatsächlich?“ Statt zurückzuweichen, kam er noch näher – genauso wie sie es erwartet hatte. Jetzt konnte sie nämlich die Hände über ihn gleiten lassen, ohne dass er das sehen konnte.

Die Hände, die noch vom Babyöl glänzten …

„Es war unglaublich aufregend.“ Mit großen Augen schaute sie ihn an. Sein sexy Lächeln verzauberte sie.

„Wissen Sie was?“, fragte er leise und kam noch näher. „Ich glaube Ihnen kein Wort.“

Das überraschte sie. Was sie jedoch nicht davon abhielt, mit den Händen über den weichen Stoff zu streichen. „Aber ich lüge nie.“ Nicht mehr, denn sie hatte am eigenen Leib zu spüren bekommen, wohin das führen konnte.

Nun stützte er sich auch mit der anderen Hand an die Wand, und der Abstand zwischen seinem und Lenas Körper betrug vielleicht noch einen Millimeter. Sie war seine Gefangene.

Langsam wird es Zeit, das Gehirn wieder einzuschalten, dachte Lena. Wahrscheinlich war der Typ ein Neuzugang, oder er spielte für einen anderen Klub und stattete ihrer Mannschaft einen Besuch ab. Die Statur und Arroganz eines Rugbyspielers hatte er jedenfalls.

„Du hast also die gesamte Mannschaft geküsst?“, fragte er skeptisch. Plötzlich war er zum Du übergegangen. Bewusst oder unbewusst?

Lena zog lediglich die Brauen hoch.

Sein sinnlicher, amüsierter Blick faszinierte sie so sehr, dass sie förmlich dahinschmolz. Keiner der Spieler hatte sie je so angeschaut. Dieser Mann hier hatte nur Augen für sie. Vor Erregung konnte sie kaum atmen.

„Ich würde es dir ansehen, wenn du sie wirklich alle geküsst hättest“, sagte er. „Aber nicht einmal dein Lippenstift ist verschmiert.“

„Vielleicht habe ich mir die Lippen gerade erst nachgezogen.“ Herausfordernd sah sie ihn an.

„Deine Lippen sind nicht geschwollen, dein Teint schimmert nicht rosig, deine Augen haben nicht diesen gewissen Glanz.“

Seine Worte lösten ein wahres Inferno aus: In ihren Lenden brannte es lichterloh. Lena wusste kaum, wo sie sich vor Erregung lassen sollte. Irgendwie musste sie versuchen, dieses heiße Verlangen zu zügeln. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Zu allem Überfluss ritt sie ein kleiner Teufel, und frech behauptete sie: „Ich habe mich schnell erholt. Das ist wichtig, wenn man es mit so vielen auf einmal treibt. Ein Mädchen wie ich hat Durchhaltevermögen.“

„Tatsächlich?“ Er schien erfreut zu sein. „Dann macht einer mehr oder weniger auch keinen Unterschied, oder?“

Lena erstarrte. „Wie bitte?“

Hatte sie die Frage laut gestellt? Das war jetzt auch schon gleichgültig, denn er drängte sich an sie und ergriff von ihren Lippen Besitz. Es kam Lena gar nicht in den Sinn, sich zu wehren. Im ersten Moment fühlte sie sich völlig überrumpelt, und dann gab sie sich ganz dem erregenden Kuss hin.

Sie war schon lange nicht mehr geküsst worden und so überhaupt noch nicht. Der sexy Unbekannte übernahm völlig die Kontrolle. Zunächst wärmte er Lenas Mund mit seinem, dann ließ er die Zunge zwischen den Lippen hindurchgleiten, nachdem er spielerisch über sie gestrichen war, und begann seine Erforschungsreise. Statt ihn von sich zu stoßen, schmiegte Lena sich an ihn und erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft. Was für ein Mann! Heißblütig, fantastisch gebaut und so sexy, dass sie ihm einfach nicht widerstehen konnte.

Sie hörte, wie er kehlig stöhnte, spürte, wie er sich noch enger an sie drängte. Zärtlich hielt er ihr Gesicht umfasst und verführte sie mit seinem sinnlichen Blick. Doch als es gerade am schönsten war, löste er sich etwas von ihr und musterte sie neugierig.

„Jetzt glänzen deine Augen“, stellte er zufrieden fest.

Bevor sie ihm eine sarkastische Bemerkung an den Kopf werfen konnte, stieß er bereits wieder die Zunge in ihren Mund und lieferte sich einen erregenden Tanz mit ihrer. Lena stöhnte vor Lust. Er war so heiß und forsch, und er schmeckte fantastisch!

Sie spürte, wie er an ihrem Mund lächelte und zu kleinen, neckenden Küssen überging. Langsam ließ er die Hände weiter hinuntergleiten. Sehnsüchtig drängte Lena sich an ihn.

Heiße Wogen des Verlangens durchfluteten ihren Körper, die Spannung wurde unerträglich. Leidenschaftlich erwiderte Lena die erregenden Küsse, die nun immer wilder und ungezügelter wurden.

Sie hatte völlig vergessen, dass sie ihre Hände an seinem Jackett nur vom Babyöl befreien wollte, um sich für seine arroganten Unterstellungen zu rächen. Nur ihr Begehren zählte jetzt. Sie wollte ihn noch besser spüren. Fordernd drängte sie sich an seinen harten, erregten Körper und küsste den Unbekannten hungrig, wild, rastlos.

Selbstvergessen.

Sie klammerte sich an ihn. Die Hitze in ihrem tiefsten Innern wurde unerträglich. Lena stöhnte vor Lust, als sie spürte, wie erregt auch er war. Er zeigte es ihr deutlich, als er sich an sie presste.

Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr unmöglich gewesen, sich zu befreien. Eine gewaltige Macht hielt sie umfangen, verlangte nach größerer Intimität. Wild und gierig reagierte Lena auf die heiße Lust des Mannes. Alles um sie her war vergessen. Sie gab sich ganz den unglaublichen Gefühlen hin, die dieser Sexgott in ihr entfesselte.

Die Küsse wurden noch tiefer, rauer, leidenschaftlicher und folgten einem geheimen Rhythmus. Der Unbekannte ließ die Hände über ihre Taille zum Po gleiten, den er mit hartem Griff umfasste und an seine erregte Männlichkeit drängte.

Seit Lenas letztem Höhepunkt war eine halbe Ewigkeit vergangen. Und noch nie war sie nach einigen anzüglichen Bemerkungen und heißen Küssen so erregt gewesen. Obwohl – auf Küsse beschränkte sich das heiße Spiel ja auch gar nicht mehr. Sie stöhnte an seinem Mund. Ihr Körper stand in hellen Flammen, sie bebte unkontrolliert, die Spannung stieg mit jeder Sekunde. Lasziv öffnete Lena sein Jackett, um die vor Erregung schmerzenden Brüste an seinem harten Oberkörper zu reiben. Dabei glitt das Jackett halb über seine Schultern, schränkte die Bewegungsfreiheit seiner Hände jedoch nicht ein. Sie befanden sich genau dort, wo Lena sie haben wollte: auf ihren Hüften. Im Gleichklang mit jedem Zungenstoß drängte er an Lenas Schoß.

Eine Tür knallte. Ein Gewirr von Männerstimmen drang auf den Korridor.

Der Unbekannte ließ Lena sofort los. Sie fand Halt an der Wand und wurde unsanft in die Realität zurückbefördert. Schützend stellte er sich vor Lena, um sie vor neugierigen Blicken zu verbergen. Das war wirklich sehr anständig von ihm. Allerdings hatte sie keine Zeit, sich zu bedanken. Schlagartig war ihr bewusst geworden, dass sie ihren guten Ruf verspielt hatte. Fluchtartig suchte Lena das Weite.

2. KAPITEL

Schneller. Immer schneller. Lena kannte jede Abkürzung in diesem Irrgarten von Gängen durch den riesigen Gebäudekomplex. So erreichte sie in kürzester Zeit ihr Büro, griff nach ihrer Handtasche und verschwand auf der Damentoilette. Dort musste sie erst mal Luft holen.

Ihr Anblick im Spiegel verschlug ihr jedoch gleich wieder den Atem. Dem Himmel war Dank, dass sie auf der wilden Flucht niemandem begegnet war! Der Lippenstift war völlig verschmiert, das Haar ein einziges Durcheinander, die Lippen angeschwollen. Und die Pupillen waren riesig und dunkel. Ich sehe high aus, dachte Lena. Und das war sie ja auch. High vor Lust. Es war ein völlig natürlich entstandenes Hochgefühl. Lena sehnte sich danach, bis zur Erfüllung auf diesem Wellenkamm zu reiten. Leider war sie auf halbem Weg unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet …

Ich habe mich völlig idiotisch verhalten, dachte sie wütend, als sie energisch versuchte, sich das Babyöl von den Händen zu waschen. Der Duft hielt sich hartnäckig. Sie hielt einige Kosmetiktücher unter den kalten Wasserhahn und presste sie sich auf die Lippen. Doch auch nach einigen Minuten fühlten die sich nicht einen halben Grad kühler an. Sollte sie neuen Lippenstift auflegen oder ihn ganz weglassen? Sie entschied sich, die Lippen nachzuziehen, weil es noch auffälliger gewesen wäre, ungeschminkt herumzulaufen. Und sie musste ihr Image aufrechterhalten: gepflegt, tüchtig und professionell. Wahrscheinlich würde man ihr in einigen Minuten nicht mehr ansehen, wie leidenschaftlich sie gerade geküsst worden war.

Es war ihr unbegreiflich, wie das hatte passieren können.

Sie hatte sich so angestrengt, den Respekt der Mannschaft zu gewinnen und sich einen guten Ruf zu erarbeiten, und nun hatte sie das alles aufs Spiel gesetzt. Wofür?

Für den besten Kuss, den sie je erlebt hatte. Aber auch der war es nicht wert, dass sie dafür ihren Job riskierte.

Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen, doch das ging natürlich nicht. Sie musste zurück, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Und zwar sofort! Schnell entwirrte sie mit dem Kamm das Haar, schloss die Augen, zählte bis zehn, machte sie wieder auf und kehrte zum Bügelbrett zurück. Zwei Trikots warteten darauf, aufgebügelt zu werden. Sie nahm es sehr genau mit dieser Arbeit, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Gedanken Achterbahn fuhren.

Wer war der Mann? Was hatte er hier zu suchen? Ein Neuzugang konnte er nicht sein, mitten in der Saison. Aber was hatte er dann vorm Umkleideraum der Mannschaft verloren?

Und was war eigentlich in sie gefahren? Es war alles seine Schuld! Er war in ihre Privatsphäre eingedrungen, hatte anzügliche Bemerkungen gemacht und eine erotisch knisternde Atmosphäre geschaffen. Wie aus dem Nichts. Er hatte sie geküsst. Sie war daran völlig unschuldig, oder?

Doch ihr Herz kannte die Wahrheit, und ihr Körper verlangte nach mehr.

Seths Jackett saß wieder ordnungsgemäß. Entschlossen ging er auf die Tür zu, die gerade geöffnet worden war. Atemlos und blitzschnell hatte er rein instinktiv reagiert, das Mädchen so gut wie möglich abzuschirmen.

Innerhalb weniger Sekunden knallte die Tür wieder zu, ohne dass jemand hindurchgegangen war, und die junge Frau war verschwunden. Wie der Blitz hatte sie sich aus dem Staub gemacht. Seth sah ein, dass es zwecklos war, sie zu verfolgen, denn im Gegensatz zu ihr kannte er sich in den Katakomben nicht aus.

Also machte er sich auf die Suche nach Dion. Der musste schließlich wissen, um wen es sich bei dieser kleinen Wildkatze handelte.

Wow!

Vergnügt lachte er vor sich hin und wischte sich die rote Lippenstiftfarbe aus dem Gesicht, fuhr sich durchs Haar und stieß langsam den Atem aus, um die Anspannung zu lindern.

Natürlich half das überhaupt nichts. Er war so angetörnt und erregt, dass es ein Wunder war, überhaupt gehen zu können. In wenigen Minuten würde das Blut hoffentlich wieder in nördliche Richtung gepumpt werden, damit er endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Das dauerte länger als erwartet, denn Seth musste die ganze Zeit an die Frau mit dem anschmiegsamen Körper und den hellen grünen Katzenaugen denken. Ihre sehr gepflegte Aufmachung ließ den Schluss zu, dass es sich bei seiner sexy Wildkatze um jemanden aus der Geschäftsführung handelte. Na ja, ganz so gepflegt sah sie jetzt wohl nicht mehr aus …

Schließlich hatte Seth sich wieder so weit im Griff, dass er sich unter Menschen wagen konnte. Entschlossen betrat er den Umkleideraum. „Dion? Bist du hier?“

Seth kam näher und blinzelte verwundert, als er Dion bei einer Gruppe von Spielern entdeckte, die nur Handtücher um die Hüften geschlungen hatten, während der Rest der Mannschaft in einer Ecke gemäß den Anweisungen des Fotografen posierte.

„Hallo Seth! Schön, dass du es einrichten konntest.“ Dion bekleidete erst seit kurzer Zeit den Posten des Stadionmanagers. Daneben war auch er auf dem Immobilienmarkt tätig. Dions neuer Zeitvertreib passte Seth jetzt noch besser ins Konzept.

„Ja, danke für die Einladung.“ Seth war überglücklich, ihr gefolgt zu sein. „Was ist denn hier los?“, erkundigte er sich dann mit Blick auf die nur spärlich bekleideten Spieler.

Doch Dion reagierte nicht. Fasziniert starrte er Seths Sakko an. „Was hast du mit deinem Jackett gemacht?“

Erstaunt sah Seth an sich hinunter und bemerkte Streifen auf den Aufschlägen. Seltsam! Vorsichtig berührte er einen Streifen und hatte eine ölige Flüssigkeit am Finger. Und dann fiel ihm ein, wie die kleine Wildkatze ihn am Sakko gepackt hatte. Dieses kleine Biest hatte sich die Hände an seinem Jackett abgewischt! Er lachte belustigt. „Keine Ahnung“, behauptete er mit Unschuldsmiene und legte es ab. Ihm war sowieso viel zu heiß in dem Ding.

Um den misstrauischen Dion abzulenken, fragte Seth erneut: „Was ist hier los?“

„Wir machen die letzten beiden Aufnahmen für den Jahreskalender.“

„Tatsächlich?“ Seth lächelte den armen Teufeln zu. Die meisten hatten die Arme überm glänzenden Oberkörper verschränkt. Setz stutzte. „Was ist das für Zeug auf der Brust?“, fragte er den Spieler, der ihm am nächsten stand.

„Babyöl.“

Die anderen lachten und schlugen sich wie Höhlenmenschen auf die Brust. „Sie hat es uns richtig gezeigt.“

„Ihr Handabdruck hat sich bei mir eingebrannt“, nörgelte einer der Spieler und rieb sich die schmerzende Schulter. „Sie ist ganz schön sadistisch.“ Er verdrehte die Augen himmelwärts. „Aber das war es mir wert.“

Autor

Natalie Anderson
Natalie Anderson nahm die endgültigen Korrekturen ihres ersten Buches ans Bett gefesselt im Krankenhaus vor. Direkt nach einem Notfall-Kaiserschnitt, bei dem gesunde Zwillinge das Licht der Welt erblickten, brachte ihr ihr Ehemann die E-Mail von ihrem Redakteur. Dem Verleger gefielen ihre früheren Korrekturen und da es gerade einen Mangel an...
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