Tiffany Pure Lust Band 33

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STILLE NACHT, SÜNDIGE NACHT von J. MARGOT CRITCH

Michael Paul hat eine ungeheure Wirkung auf Alana. Doch er wird ihren Erotikclub managen, und als seine Chefin sollte sie die Finger von ihm lassen. Zwischen ihnen knistert es heftig, und eine Affäre ist unausweichlich. Nur ihr Herz will Alana ihm nicht schenken – auch nicht bei einem romantischen Trip über die Weihnachtsfeiertage …

ICH WILL MEHR! von JAMIE SOBRATO

„Ich verführe ihn einfach. Dann höre ich bestimmt auf, von ihm zu träumen!" Gesagt, getan: Claire fliegt zu Mason Walker auf die Karibikinsel, wo er eine exklusive Ferienanlage besitzt. Aber nach einer erotischen Nacht erkennt Claire schockiert: Das war nicht genug …


  • Erscheinungstag 11.10.2025
  • Bandnummer 33
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530750
  • Seitenanzahl 320
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

J. Margot Critch, Jamie Sobrato

TIFFANY PURE LUST BAND 33

J. Margot Critch

1. KAPITEL

Alana Carter funkelte ihre Freunde wütend an, die sich im Konferenzraum versammelt hatten. Sie hätte wissen müssen, dass diese Scheißkerle, die sie wie Brüder liebte, etwas im Schilde führten, als sie unerwartet in ihr Büro gekommen waren. „Ihr habt was getan?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

„Lana“, fing Gabe vorsichtig – fast behutsam – an. „Wir sind uns alle einig, dass du unsere Betriebe sehr gut geleitet hast.“

Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Sie durchschaute seinen Versuch, sie zu beschwichtigen oder zu besänftigen. „Das weiß ich. Sprich weiter.“ Sie drehte sich Rafael zu, der sich räusperte.

„Wir haben mitbekommen, dass du in letzter Zeit sehr viel arbeitest und dich nicht gut fühlst. Du solltest nicht alles allein schultern müssen. Du brauchst Hilfe und willst dir von uns nicht unter die Arme greifen lassen.“

„Mir geht es gut“, beharrte sie. Um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, sie wäre hysterisch, ließ sie sich nicht anmerken, wie aufgebracht sie war. Das Blut pulsierte in ihren Ohren. Doch sie versuchte, möglichst gelassen zu wirken. Während ihrer beruflichen Laufbahn hatte sie sich ein Pokerface zugelegt, das selbst sehr gewiefte Akteure in die Irre führen konnte.

„Ich will mir von euch nicht unter die Arme greifen lassen?“, wiederholte sie. „Wann könnte einer von euch die Zeit aufbringen, einige meiner Aufgaben zu übernehmen oder so viel zu arbeiten wie ich? Ihr habt eure Jobs, seid mit euren Hochzeitsplänen, euren Freizeitaktivitäten und Familien beschäftigt …“ Sie verstummte und schüttelte den Kopf. „Das gibt euch nicht das Recht, einen Mann anzuheuern, der mich ersetzen soll. Einen Mann, den ich noch nicht einmal kenne.“

Brett schaltete sich ein. „Michael ersetzt dich nicht. Wir waren uns einig, dass es eine gute Idee wäre, wenn dich hier jemand unterstützt. Besonders da Scott nicht mehr da ist und wir alle so mit unserem Privatleben beschäftigt sind.“

Sie hatte bohrende Kopfschmerzen und Ohrensausen. Scott, den früheren Manager von Di Terrestres, sollte der Teufel holen! Erneut schäumte sie vor Wut.

„Ihr müsst nicht mit mir reden, als wenn ich ein verdammtes Kind wäre. Es ist nicht mein Problem, dass ihr euch alle vom Geschäft zurückgezogen habt, um euch eurem Privatleben und euren Beziehungen zu widmen“, fauchte sie. Die Männer, die um sie herum saßen, seufzten wahrnehmbar. Offenbar waren sie verärgert. Das ließ sie zufrieden ein halbes Lächeln zeigen.

„Alana“, fing Gabe wieder an, „Michael und ich haben in London dieselbe Schule besucht. Er hat einen der heißesten Erotikclubs in London gegründet, den er seit mehreren Jahren erfolgreich führt. Er ist für uns ein Gewinn und kann uns hier wirklich helfen. Besonders da du auch noch viel Zeit in das Hotel, die Restaurants und alles andere steckst, was du tust. Er kann das Di Terrestres managen und dich entlasten. Er weiß, was er tut.“

Sie zwang sich, den Blick von ihren Freunden und Geschäftspartnern, der Brotherhood, abzuwenden, und schloss die Augen angesichts des Sonnenlichtes, das durch die Panoramafenster in den Raum fiel. Jetzt könnte ich eine Pille brauchen. Das Medikamentenfläschchen befand sich in ihrer Schreibtischschublade. Seitdem ihr Arzt das Rezept ausgestellt hatte, tat sie sich schwer damit, daran zu denken, die Pillen zu schlucken. „Seit wann habt ihr das geplant?“

„Wir haben Michael anlässlich meiner Junggesellenabschiedsfeier in Dublin getroffen“, erklärte Alex. „Er wollte sich verändern, und wir fanden alle, dass er gut hierher passt. Außerdem musst du dich um nichts kümmern. Wir haben alles mit der Personalabteilung geregelt und den mit dem Visum verbundenen Papierkram erledigt.“

„Wie aufmerksam von euch.“ Sie lachte humorlos. „Komisch. Gewöhnlich haben wir Entscheidungen gemeinsam getroffen. Gilt das nicht mehr?“ Keiner ihrer Freunde sah sie an. Sie gaben aber auch nicht nach.

Alana ärgerte sich grün und blau. Aber sie hatte hämmernde Kopfschmerzen und war müde. Sie fühlte sich zu schlecht, um mit ihnen zu streiten. „Gut“, lenkte sie ein. „Ich rede mit dem Mann. Doch das bedeutet nichts. Ich werde herauszufinden versuchen, ob es hier etwas für ihn zu tun gibt.“

Beim Aufstehen stützte sie sich mit den Händen auf den Tisch. Sie war wackelig auf den Beinen. Der Raum schien sich zu drehen, als sie nach ihrer Tasche griff. Als sie sich wieder fing, hoffte sie, dass ihre Freunde den leichten Schwindelanfall nicht bemerkt hatten. Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Konferenzraum.

„Arschlöcher“, murmelte sie vor sich hin, als sie den Flur betrat. Wie konnten sie es wagen, einen anderen Mann zu holen, der für sie arbeitete? Sie hatten über ihren Kopf hinweg eine bedeutende geschäftliche Entscheidung getroffen.

Bei allen Aufgaben, die sie für die Brotherhood übernahm, bevorzugte sie die Leitung von Di Terrestres, der von allen Betrieben den größten Profit abwarf. Der Erotikclub war ihr Baby. Die Idee und das Konzept stammten von ihr, und sie wollte die Kontrolle darüber auf keinen Fall einem Fremden übertragen.

Im Empfangsbereich ihres Büros lächelte sie ihren Assistenten Cameron an. „Irgendwelche Nachrichten?“

Er reichte ihr einen kleinen Stapel Papiere. „Nur ein paar.“

Schnell ging sie die Nachrichten durch. Lieferant, Aufsichtsamt, Leiter der Lohnbuchhaltung, städtische Beamte … die üblichen Verdächtigen hatten geschrieben. „Danke.“ Nachdem sie ein San Pellegrino aus dem Kühlschrank der Bar genommen hatte, ging sie zu ihrem Schreibtisch.

Sie holte das Pillenfläschchen aus der Schreibtischschublade und nahm mit einem Schluck Wasser eine der Pillen ein. Ihr Arzt hatte darauf bestanden, wenn sie den hohen Blutdruck nicht mit den üblichen Methoden senken oder die Angst- oder Panikattacken nicht reduzieren konnte.

Dabei waren Medikamente ihrer Ansicht nach überhaupt nicht nötig. Es handelte sich wirklich nur um eine Vorsorgemaßnahme und eine Überreaktion des Arztes. Weder die Angst noch der Blutdruck war das Problem. Sie ernährte sich gesund und trieb regelmäßig Sport. Die Beschwerden waren nur auf den enormen Arbeitsstress zurückzuführen. Das ist alles, sagte sie sich.

Mit dem Stuhl drehte sie sich zum Fenster um, schloss die Augen und meditierte, um den Herzschlag und die Atemfrequenz zu verlangsamen, während sie darauf wartete, dass ihr Büro aufhörte, sich zu drehen.

Cameron, der sich via Gegensprechanlage meldete, unterbrach ihre Entspannungsübung. Sie seufzte. Denn sie war nicht in der Stimmung, jemanden zu sehen oder mit jemandem zu reden. Zumindest bis sie sich wieder besser fühlte. „Ja?“, fragte sie und versuchte, sich ihre Erschöpfung nicht anhören zu lassen.

„Hier ist ein gewisser Michael Paul. Er sagt, er ist gekommen, um mit Ihnen über seine neue Position zu reden.“

Er ist hier? Sie hatte angenommen, frühestens nächste Woche mit ihm reden zu müssen. Hastig räumte sie das Pillenfläschchen zurück in die Schreibtischschublade und knallte die Schublade zu. Sie trank den Rest des Mineralwassers und strich die Haare zurück über die Schultern. Es war der Versuch, schnell die Fassung wiederzugewinnen. „Schicken Sie ihn herein.“

Als ein paar Sekunden später die Tür geöffnet wurde, bereitete sie sich darauf vor, durch ihn hindurchzusehen, als wenn er Luft wäre. Dieser Blick brachte manch einen Mann zum Verstummen, der sich herausnahm, sie zu ärgern – im Sitzungsraum, auf der Straße und überall sonst. Aber der Mann hereinkam, riss sie bei dem Anblick die Augen auf.

Aber hallo. Sie war nicht sicher, was sie erwartet hatte. Aber bestimmt nicht diesen sündhaft sexy und ungeheuer attraktiven Mann, der genau nach ihrem Geschmack war: ein großer, dunkler Typ mit schwarzen, kurzen, krausen Haaren, einem markanten Kinn und den sinnlichsten, samtweichsten Männerlippen, die sie jemals gesehen hatte.

Er trug einen königsblauen Anzug. Das weiße Hemd, das am Hals offen stand, bildete einen aufregenden Kontrast zu seiner dunkelbraunen Haut. Interessiert hob sie eine Augenbraue – bevor sie sich plötzlich daran erinnerte, dass sie an ihrem Arbeitsplatz und Michael Paul ihr neuester Angestellter war … Ob es ihr passte oder nicht.

„Ms. Carter?“ Er ging zu ihrem Schreibtisch.

Ihr fiel sein britischer Akzent auf. „Ja, die bin ich.“

„Ich bin Michael Paul.“ Er streckte ihr die Hand hin.

Sie blinzelte. Aber sie bekam sich schnell wieder in den Griff. Erst vor ein paar Minuten hatte sie erfahren, dass dieser Mann überhaupt existierte – und jetzt stand er vor ihr und stellte sich vor. „Ja, ich habe Sie erwartet“, log sie und blieb sitzen, damit er sich über ihren Schreibtisch beugen musste.

Als sie sich begrüßten, bemerkte Alana, dass er große, kräftige, zupackende Hände hatte – und rauere, als sie erwartet hatte. Die Hände eines Arbeiters. Sie sahen sich in die Augen, und in dem Moment sprühten die Funken.

Hände törnten Alana immer an. Wie ein Mann die Hände bewegte, einsetzte und anderen Menschen die Hand schüttelte, ließ Rückschlüsse auf sein Selbstvertrauen und seine Kraft zu. Darauf welchen Job er ausübte, und welche Haltung er hatte. Michaels Händedruck verriet ihr ziemlich viel.

Zum zweiten Mal innerhalb von nur ein paar Minuten stockte ihr der Atem. Erneut geriet sie aus dem Gleichgewicht. Diese starke, unmittelbare Reaktion auf einen Mann schockierte sie. Denn normalerweise hatte sie ihre Gefühle immer total unter Kontrolle. Deshalb war sie dankbar, als Michael ihre Hand wieder losließ.

„Bitte setzen Sie sich.“ Sie deutete auf das schicke Sofa, das auf der anderen Seite ihres Schreibtischs stand.

Als Michael sein Jackett auszog und es über die Rückenlehne des Sofas legte, seufzte sie fast bei dem Anblick, der sich ihr bot. Er hatte breite Schultern, und unter dem dünnen Stoff des weißen Hemds zeichneten sich seine definierten Arm-, Rücken- und Brustmuskeln ab.

Als er auch noch die Manschettenknöpfe öffnete, war Alana vollkommen hingerissen. Doch sie versuchte, so zu tun, als würde sie überhaupt nicht wahrnehmen, dass er die Hemdärmel aufschlug und dabei seine Unterarme mit den sehnigen Muskeln, mehr dunkle Haut, die feinen Härchen auf dem Handgelenk und eine teure goldene Uhr entblößte.

Zumindest er machte es sich bequem, während ihr nichts anderes übrig blieb, als vor lauter Verlangen auf dem Stuhl herumzurutschen. Er lächelte sie an und zeigte seine strahlend weißen Zähne.

„Ich habe gehofft, dass wir ein bisschen über meinen neuen Job reden können, bevor ich mich an die Arbeit mache.“ Er setzte sich auf das niedrige Sofa.

Männer hatten schon bei zu vielen Meetings auf sie herabgesehen. Deshalb hatte Alana bei der Einrichtung ihres Büros darauf geachtet, dass sich ihr Schreibtisch etwas oberhalb des Sofas befand. Dadurch nahm sie immer eine höhere Position als ihr Gegenüber ein. Doch da Michael sehr groß war, befand er sich mehr oder weniger auf Augenhöhe mit ihr.

Sie richtete den Oberkörper auf und sagte sich, dass sie nicht auf den Mann scharf sein konnte – ganz egal, wie sexy er war. Er war ihr Angestellter. „Es ist noch nicht Ihr Job.“

„In Ordnung“, meinte er vorsichtig. Er lehnte sich zurück, legte den rechten Fußknöchel auf das linke Knie und die Arme ausgestreckt auf die Rückenlehne des Sofas. „Allerdings habe ich das bei der Besprechung mit Ihren Geschäftspartnern anders verstanden. Insbesondere da ich für meinen Job hier ein Arbeitsvisum bekommen konnte.“ Er hielt inne und grinste. „Aber sicher. Lassen Sie uns reden – jetzt, da ich hier bin und den Job habe. Je eher wir uns verständigen, desto besser.“

Alana betrachtete ihn einen Moment lang. Sie mochte ihn sehr attraktiv finden und wusste selbstbewusste Männer wirklich zu schätzen. Aber sie war skeptisch, ob ihr seine Form der Selbstsicherheit gefiel.

Anders als die meisten Leute, die auf der anderen Seite ihres Schreibtischs saßen, schien er sich durch sie überhaupt nicht eingeschüchtert zu fühlen. Um die Kontrolle über die Situation zu bekommen, versuchte sie ihr Bestes, völlig ungerührt zu erscheinen. Doch sein süffisantes Lächeln zeigte ihr, dass er sie durchschaute.

Sie räusperte sich. „Mr. Paul, ich bin nicht sicher, ob wir uns verständigen können. Ich würde mich schon damit zufriedengeben, wenigstens nicht aneinander vorbeizureden.“

Michael musterte die Frau eingehend, die ihm gegenübersaß. Gabe und seine Geschäftspartner hatten ihm von Alana erzählt – beziehungsweise ihn eher vor ihr gewarnt. Aber er war nicht richtig auf die Begegnung mit ihr vorbereitet gewesen. Sie war zweifellos schön. Doch das war nicht alles.

Schon jetzt wusste er, dass sie eine starke, toughe, kluge und beeindruckende Frau war. Doch aus irgendeinem Grund schien sie nicht erfreut darüber zu sein, ihn hier zu sehen. Im Gegensatz zu ihren Geschäftspartnern, die ihn begeistert an Bord willkommen geheißen hatten. Ihm war es ein Rätsel, warum sie jetzt so ablehnend auf ihn reagierte. „Was möchten Sie wissen?“

„Diese Situation ist völlig neu für mich, und ich habe keine Ahnung, wer Sie sind – auch wenn meine Geschäftspartner Sie angeheuert haben. Was mich angeht, handelt es sich also noch um ein Bewerbungsgespräch. Also erzählen Sie mir zunächst einmal etwas über sich.“

Alles in ihm sträubte sich gegen den Befehlston. Er war es gewohnt, die Kontrolle zu haben, und sie hatte ihm die untergeordnete Position zugewiesen. Doch da er sie beeindrucken musste, schluckte er seinen Ärger hinunter und sah sie an.

Durch seine Größe befand er sich fast auf Augenhöhe mit ihr, obwohl seine Sitzhöhe deutlich unter ihrer lag. Sie schien ihn trotzdem zu überragen. Es war eine Machtdemonstration, und er musste den Kunstgriff bewundern. Seiner Einschätzung nach war sie eine Frau, die gern alle Fäden in der Hand hatte. Aber er hatte auch gern alles im Griff.

Sie warf die langen, blonden Haare zurück über die Schulter und schenkte ihm kaum einen Blick. Er ballte die Hand, als er sich vorstellte, mit den Fingern durch ihre Haare zu fahren und ein wenig an ihnen zu ziehen. Dann bemerkte er, dass sie seine Hände betrachtete.

Seine unmittelbare Reaktion auf seine neue, sexy Chefin überraschte ihn. Besonders da er sich darauf konzentrieren sollte, einen guten ersten Eindruck zu machen. Er hatte angenommen, dass sein neuer Job unter Dach und Fach war.

Doch anscheinend hatte Alana ein gewichtiges Wort dabei mitzureden, ob er seine zweite Chance bekam, die er bitter benötigte. Auch wenn ihre männlichen Geschäftspartner ihm einen tollen Job gegeben hatten, würde er nicht weit kommen, wenn sie sich querstellte.

Er hatte ein paar Tage vor Weihnachten seine Sachen gepackt, um in ein neues Land zu ziehen. Also würde er nicht gleich am ersten Tag alles vermasseln. Er musste sein bestes Benehmen an den Tag legen.

Denn sein neues Leben zu verpfuschen, bevor es angefangen hatte, kam nicht infrage. Egal, wie schön die Frau war. Oder wie sehr er wollte, dass sie ihn persönlich durch ihren Erotikclub im Erdgeschoss führen und er ihr dort dann selbst ein oder zwei Dinge zeigen würde …

Er bemerkte, dass sie ihn erwartungsvoll ansah. Offensichtlich wartete sie auf eine Antwort. Richtig, das Bewerbungsgespräch. Er räusperte sich. „Bis vor Kurzem habe ich in London gelebt, wo ich Swings Playground eröffnet und geleitet habe. Im ersten Jahr haben wir fünf Millionen Pfund Gewinn gemacht und in jedem darauf folgenden Jahr den Gewinn des Vorjahres verdoppelt.“

Sie nickte anerkennend. „Sehr beeindruckend. Ich kenne das Swings. Ich habe den Club ein paar Mal besucht, als ich in London war.“

„Oh, wirklich?“ Er war neugierig, welche sexuellen Vorlieben sie hatte.

„Ja, vor ein paar Jahren. Ich war wegen einer Konferenz in London.“

„Und wie fanden Sie Ihren Besuch im Swings?“

„Er hat mir ziemlichen Spaß gemacht. Sie haben einen schönen und angenehmen Club geschaffen.“

„Danke.“ Er hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als er an den Erotikclub dachte, aus dem er rigoros verdrängt worden war. „Ich freue mich darauf, mir endlich auch ein Bild vom Di Terrestres zu machen.“ Er hoffte, die Aufmerksamkeit von ihm auf ihren Club zu lenken. „Wenn unser Bewerbungsgespräch erst einmal vorbei ist, meine ich.“

„Ich rufe jemanden, der Sie herumführt, falls es nötig sein wird. Aber zurück zu Ihnen. Das Swings ist erfolgreich und in der internationalen Community bekannt. Ich bin neugierig: Warum genau haben Sie dem Club den Rücken zugekehrt?“

Michael wusste nicht, wie er den Grund dafür ausdrücken sollte, weil er die Worte noch nie laut ausgesprochen hatte. Den durch den Betrug hervorgerufenen Schmerz und die Demütigung hatte er verdrängt. Aber in den Augenblicken, in dem er die Gefühle zuließ, versetzten sie ihm noch immer einen schmerzhaften Stich.

Er hatte gehofft, beim ersten Treffen mit der Frau, mit der zusammenarbeiten würde, nicht darauf eingehen zu müssen. Also antwortete er: „Für meine Partner und mich war es Zeit, getrennte Wege zu gehen.“ Aber er sah ihr an, dass sie ihm die Antwort nicht wirklich abkaufte.

„Warum so vage?“ Sie lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme.

Unwillkürlich bemerkte er, dass dadurch ihre mehr als üppigen Brüste nach oben geschoben wurden. Er ließ den Blick über den Ausschnitt ihres Kleids zu ihrem Dekolleté wandern.

„Sofern Sie nicht zu beschäftigt damit sind, auf meine Brüste zu starren, um zu antworten.“

Erwischt. „Verzeihung.“ Es tat ihm überhaupt nicht leid. „Über die Trennung von meinen Partnern gibt es nicht viel mehr zu sagen.“

„Das glaube ich nicht.“

„Mit meiner Eignung, hier zu arbeiten, hat es absolut nichts zu tun“, versicherte er ihr.

„Rechtliche Probleme?“ Sie neigte den Kopf zur Seite.

Er betrachtete ihren Hals, die glatte Haut, all die empfindsamen Nervenenden und fragte sich, ob sie stöhnen oder kreischen würde, wenn er mit den Lippen darüber streichen würde.

„Eher persönliche“, antwortete er schroff und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder, die rau klang. Nicht aus Groll – wie gewöhnlich, wenn er über die Untreue der beiden Menschen sprach, die ihm am nächsten gestanden hatten –, sondern aus Lust.

Es war eine Weile her, dass eine Frau eine solche Reaktion in ihm ausgelöst hatte – ganz gleich, wie wenig entgegenkommend sie sich verhielt. Vielleicht machte diese Ablehnung einen Teil des Reizes aus, den sie auf ihn ausübte.

Sie wollte ihm nicht alles geben, wonach er verlangte. Das war für ihn eine neue Erfahrung, und irgendwie gefiel es ihm, dass er sich anstrengen musste, um sie zu beeindrucken. Je härter die Arbeit, desto süßer die Belohnung.

Alana hob fragend eine Augenbraue.

Er wusste, dass er es nicht bei dieser Andeutung belassen konnte. Sonst würde sie nicht locker lassen. Er wandte den Blick ab, betrachtete die moderne und dennoch bequeme Einrichtung ihres schicken Büros und atmete tief aus.

„Also gut. Meine Ehefrau, die …“, er bemerkte, dass sie überrascht blinzelte, „… sehr bald meine Ex-Frau sein wird …“, stellte er klar und entschied sich spontan für die ernüchternde Kurzversion der Geschichte: „Wir beide und einer unserer Freunde waren die Besitzer des Clubs. Die Ehe ist zu Ende, die Freundschaft ebenfalls und damit auch unsere Geschäftspartnerschaft.“

„Es gibt etwas, das Sie dabei verschweigen. Das weiß ich“, erwiderte sie. Aber als er keine weiteren Informationen über sein Privatleben preisgab, stellte sie eine weitere Frage: „Warum wollten Sie hierherkommen?“

„Ich stehe in meinem Leben an einem Scheideweg. Gabe hat sich mit mir in Verbindung gesetzt, und wir haben uns in Dublin getroffen.“

Erneut neigte Alana den Kopf zur Seite und spitzte den Mund.

„Ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt für eine neue Umgebung, und Las Vegas ist nun wirklich ein völlig neues Pflaster für mich“, fügte er hinzu. „Außerdem habe ich sehr viel Gutes über das Di Terrestres gehört. Der Club ist in der internationalen Szene bekannt. Wissen Sie übrigens, dass ich Gabe seit der Schulzeit kenne? Er hat mir alles über Sie erzählt.“

Er warf ihr von der Seite einen Blick zu. Allerdings hatte Gabe ihm nicht erzählt, wie umwerfend Alana Carter war. Vielleicht war er noch nie einer Frau begegnet, die so sexy war. Sie war glühend heiß, hart wie Stahl und brachte ihn dazu, es mit ihr treiben zu wollen – auf sehr viele verschiedene Spielarten. „Gabe hat viel Gutes über Sie und Ihre Arbeit gesagt.“

Sie würde es ihm nicht leicht machen. Das war ihm klar. Er hoffte, dass Schmeicheleien und sein Sexappeal das Eis zum Schmelzen bringen würden. „Ich kann es kaum erwarten, an die Arbeit zu gehen und zu sehen, was ich für Sie tun kann.“ Er verzog den Mund zu einem vielsagenden Grinsen.

Damit hatte er das Gespräch von seinem Privatleben auf das Thema Sex und damit auf das Terrain gebracht, auf dem er sich zu Hause fühlte. Seine Anspielung hatte den gewünschten Effekt. Er registrierte, wie sie ihn ansah. Offensichtlich beruhte die sexuelle Anziehung auf Gegenseitigkeit. Sie räusperte sich, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und musterte ihn mit diesen hellgrauen Augen, während er wieder auf ihr Dekolleté sah.

„Und was glauben Sie, für mich tun zu können?“, fragte sie heiser.

Er lehnte sich ebenfalls nach vorn und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Sie müssen ziemlich gestresst sein und sehr unter Druck stehen. Da kann ich Erleichterung schaffen. Eine mächtige Frau in einer Männerwelt zu sein, ist bestimmt nicht leicht. Ich bin hier, um Ihnen im Di Terrestres einen Großteil der Last abzunehmen, ganz gleich, worum es sich vielleicht handelt.“

Alana stand auf. „Ich glaube, ich weiß, wie Sie einen Teil meines Stresses abbauen und mir den Tag ein wenig leichter machen können …“

Interessiert beobachtete er, dass sie mit den Fingerspitzen über die Schreibtischplatte fuhr. Jede ihrer Bewegungen hatte eine Wirkung auf ihn. Er war sich sicher, dass sie ihre Verführungskunst auch sonst gezielt einsetzte, um zu bekommen, was sie wollte. Wie gut dieses Vorgehen beim ihm funktionierte, war ihm fast peinlich.

Er stand ebenfalls auf und spürte bereits, dass sein ganzes Blut in seinen Schwanz strömte. „Oh ja? Was haben Sie im Sinn?“

„Nun zuerst“, sagte sie lasziv, öffnete die Schreibtischschublade, ging um den Schreibtisch herum, blieb vor ihm stehen und gab ihm einen Stapel kleiner Zettel.

Michael atmete tief ein und nahm den Duft ihres Parfüms wahr. Ein Hauch Zitrone kombiniert mit Blumennoten, die auf eine verspielte Seite hinwiesen? Der Duft war genauso fesselnd und berauschend wie die Art, auf die sie die Lippen spitzte und mit dem Kinn auf die Zettel deutete, die sie ihm gegeben hatte. Er sah, um was für Zettel es sich handelte, und lachte humorlos.

„Sie können meine Sachen von der Reinigung abholen“, flüsterte sie in noch immer sinnlichem Ton. „Die Adresse steht auf der Rückseite.“ Sie setzte sich wieder hinter den Schreibtisch.

„Das kann nicht Ihr Ernst sein.“

„Mr. Paul, Sie werden feststellen, dass ich nur sehr selten etwas nicht ernst meine“, erwiderte sie kühl.

Kopfschüttelnd starrte er sie an. „Wissen Sie, wie viel ich hier verdiene? Ich bin nicht den weiten Weg von London hierhergekommen, um Besorgungen für Sie zu machen.“

„Sie werden genau das tun, was ich Ihnen sage“, flüsterte sie wütend. „Mir ist egal, wie viel Geld ich Ihnen bezahle – beweisen Sie einfach, dass Sie es wert sind.“

Er lächelte, weil er offensichtlich in der Lage war, Gefühle und Leidenschaft in ihr zu wecken. „Ich werde Ihnen zeigen, welchen Wert ich für Sie habe. Allerdings haben Ihre Geschäftspartner mir den Eindruck vermittelt, dass ich das Di Terrestres leiten werde. Das erklärt das hohe Gehalt.“ Auch er setzte sich wieder.

„Das ist ein Witz. Ich leite das Di Terrestres. Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass meine Geschäftspartner Sie falsch informiert haben.“

„Warum bin ich dann hier?“

„Gute Frage.“

Sie starrten einander an wie in einem Duell, das seine neue Chefin anscheinend mit zunehmender Dauer frustrierte. Etwas tief in ihm fand großen Gefallen daran. Als sie seufzte, fragte er sich, ob sie schließlich die Waffen streckte.

„Bringen wir das Bewerbungsgespräch hinter uns. Dann sehen wir, wie Sie hier eingesetzt werden. Welchen Aufgabenbereich hatten Sie in Ihrem alten Club erfolgreich übernommen?“

Einen Moment lang vergaß er den Willenskampf und die sexuelle Anziehung zwischen ihnen. Auch wenn ihm dieses Spiel viel Spaß machte. Aber es gab nur wenige Dinge, die er so ernst genommen hatte wie seinen alten Club.

„Ursprünglich war das Swings meine Idee. Die Londoner BDSM- und Swingerszene beschränkte sich damals noch auf Privatpartys. Aber wie Sie sich vorstellen können, ist das für die Teilnehmer mit allen möglichen Risiken verbunden.“

Als sie nickte, fuhr er fort: „Wir hatten einen Ort geschaffen, an dem nicht nur die Superreichen ihre jeweiligen sexuellen Neigungen sicher ausleben konnten. Durch verschiedene Mitgliedschaften war die unterste Preiskategorie für jeden erschwinglich. Doch die Aufnahmebedingungen waren unverändert hoch. Aufgenommen wurde nur, wer sich auf ein Mitglied berufen konnte.“

„Hat diese Offenheit irgendwelche Herausforderungen mit sich gebracht?“

Er zuckte mit den Schultern. „Jeder verdient es, Spaß zu haben – solange er die Regeln befolgt und andere Menschen respektiert. Wir hatten einen Privatbereich für prominente Gäste. Aber ansonsten konnten alle Mitglieder die Angebote wahrnehmen. Vielleicht können wir auch hier einen Weg finden, der es allen Interessierten ermöglicht, in den Club zu kommen.“

„Ich würde noch nicht anfangen, große Pläne zu machen“, erwiderte sie.

„Haben Sie so viel Angst vor Veränderungen?“ Da sie nicht antwortete, betrachtete er sie. Je wütender sie wirkte, desto attraktiver wurde sie, und desto mehr Gefallen fand er daran. Er konnte das Feuer spüren, das unter der eisigen Fassade brannte. „Kontrolle.“

Sie blinzelte überrascht. „Wie bitte?“

Michael wusste, dass sie ihn genau verstanden hatte, und grinste. „Die Kontrolle zu haben, versetzt Ihnen einen Kick, nicht wahr?“ Statt zu antworten, hantierte sie mit den Unterlagen, die auf dem Schreibtisch lagen. Vielleicht könnte das der Weg sein, hinter die kühle Fassade vorzustoßen. „Habe ich recht? Sie mögen es, allen immer zu zeigen, dass Sie das Sagen haben. Egal, wo Sie sind.“

„Was soll das?“

„Ich versuche nur, meine neue Chefin besser kennenzulernen. Sagen Sie mir, worauf Sie stehen. Besuchen Sie den Folterkeller, wenn Sie nach unten gehen?“ Er dachte darüber nach und schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Gehen Sie in die Räume, in denen die Orgien stattfinden? Nein, das auch nicht. Sie haben nur Spaß, wenn Sie die Kontrolle ausüben. Eine Domina?“ Er nickte zustimmend. „Nun, das ist faszinierend.“

Auch wenn er gern die Kontrolle hatte, würde er Alana vielleicht den dominanten Part spielen lassen, wenn sie das wollte. Einmal. Dann würde er ihr zeigen, wie gern er die Oberhand behielt.

„Wollen Sie, dass ich Sie wegen sexueller Belästigung anzeige?“, warnte sie ihn. „Ich weiß nicht, wie Sie Ihren Club in London geleitet haben. Aber wir führen hier ein professionelles Unternehmen, trennen Arbeit und Freizeit, und dasselbe erwarten wir auch von unseren Mitarbeitern. Wenn Sie also hier eine Zukunft haben wollen, sollten Sie das nicht vergessen.“

„Das werde ich, und ich respektiere Ihre Regeln.“ Das bedeutete allerdings nicht, dass er aufhören würde, sie anzustacheln. „Sie sind definitiv keine Frau, die sich gern sagen lässt, was zu tun ist, oder?“

„Sie sind unmöglich.“ Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen. „Dieses Bewerbungsgespräch verläuft nicht besonders gut.“

Michael liebte es, dass sie die Geduld mit ihm verlor. „Das hängt wohl davon ab, wen sie fragen.“ Er grinste. „Aber ich habe den Job ja bereits, erinnern Sie sich? Sagen Sie mir, auf welche Weise Sie gern das Heft in der Hand haben.“

„Ich sehe nicht, was das mit dem Bewerbungsgespräch zu tun hat, das wir führen.“

Er stand auf, trat vor den Schreibtisch, stützte sich mit den Händen auf die Schreibtischplatte, lehnte sich zu ihr und schaute sie an. Vor Überraschung hatte sie die Augen aufgerissen, die fast schwarz wirkten, als sie sich anschauten. Sie atmete schwer. Ihre Bewegungen und die gesamte Mimik zeigten, dass sie scharf auf ihn war. „Ich glaube, es hat ziemlich viel mit uns zu tun.“

Alana blinzelte. „Mit uns?“ Sie lachte.

Doch ihr Lachen verwandelte sich in ein Hüsteln, und sie wandte kurz den Blick ab. Schnell fing sie sich wieder und schaute ihn kalt an. Alana Carter war eine beeindruckende Gegnerin.

„Um das klarzustellen: Auch wenn ich einen Erotikclub leite und meine Geschäftspartner Sie angeheuert haben – meine sexuellen Vorlieben gehen Sie nichts an. Und was uns betrifft: Ich bin Ihre Chefin, und Sie sind mein Angestellter. Ich weiß nicht, was Sie mit diesem Gockelgehabe im Sinn haben oder zu beweisen versuchen.“ Sie verdrehte die Augen. „Aber es gibt kein uns.“

Nach einem Moment fuhr sie fort: „Und wenn Sie glauben, Sie können hier hereinspazieren und mich nervös machen, überrumpeln, dominieren, was immer Sie bezwecken – das wird nicht funktionieren. Ich habe es jeden Tag mit Männern zu tun, die glauben, sie könnten sich als große Macker aufspielen – in der Vorstandsetage, am Arbeitsplatz, im Schlafzimmer. Aber ich lasse sie jedes Mal wissen, wie falsch sie damit liegen, wie klein sie sind. Und dann versuchen sie es nie wieder.“

„Sicher?“

Sie lachte, stand auf und stellte sich ihm direkt gegenüber. „Sie glauben, dass Sie hereinkommen und sich anmaßen können, meinen Club zu leiten. Mir ist klar, dass ein Mann, der so aussieht und sich aufführt wie Sie, es gewohnt ist, dass ihm die Frauen zu Füßen liegen. Aber ich gehöre nicht zu diesen Frauen. Ich werde Sie in Stücke reißen, bis Sie so klein mit Hut sind. Und Ihre großen Eier werde ich in einer Dose in meiner Birkin Bag aufbewahren.“

Ihm lief es eiskalt über den Rücken. Beeindruckt und ein wenig erschrocken trat er einen Schritt zurück. „Sie sind gut.“

„Ich weiß.“ Sie grinste selbstzufrieden und verschränkte die Arme. „Also glauben Sie nicht, dass Sie mich übertreffen oder ich so leicht die Kontrolle über meinen Club abgebe.“ Sie setzte ein Lächeln auf. „Wollen Sie noch einen Rat, bevor Sie gehen? Er wird Ihnen den Tag ein bisschen leichter machen. Versprochen.“

„Und zwar?“ Als sie sich zu ihm lehnte, waren ihre Lippen nur noch Zentimeter von seinem Mund entfernt. Fast konnte er ihren Atem schmecken.

„Die Reinigung schließt um achtzehn Uhr“, flüsterte sie. „Also bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit. Am besten machen Sie sich jetzt auf den Weg.“

Er sah sie an. So würde ihre Geschäftsbeziehung nicht funktionieren. Er war nicht ihr Laufbursche. Aber ihm war klar, dass er diesen Kampf heute nicht gewinnen konnte. „In Ordnung. Sonst noch etwas?“

„Nein. Sagen Sie meinem Assistenten, er soll Ihnen ein Auto rufen.“

„Ich habe ein Auto.“ Er drehte sich auf dem Absatz um, nahm sein Jackett und ging zur Tür. „Bis morgen.“ Der Kampf mit Alana würde an einem neuen Tag weitergehen, und er freute sich darauf. Obwohl sie die Macht hatte, ihn zugrunde zu richten. Er war nie ein Masochist gewesen. Aber er war sicher, dass sie ihn dazu überreden könnte, falls er nicht zuerst ihren Widerstand brechen konnte.

„Morgen in aller Frühe“, sagte sie und lächelte ihn zuckersüß an.

Michael schwor sich, auf das Gespräch zurückzukommen. Wenn sie glaubte, die Schlacht gewonnen zu haben, täuschte sie sich gewaltig. Als er das Büro verließ, knallte er die Tür hinter sich zu.

Alana starrte eine Weile auf die Tür, bevor sie wieder Atem holen konnte. „Oh, leck mich!“, rutschten ihr heraus. Beinahe hätte sie diese Worte, die ihr bis jetzt auf der Zunge gelegen hatten, ihrem neuesten Angestellten Michael Paul ins Gesicht gesagt.

Der Mann war arrogant, imposant, herablassend, lästig. Er glaubte, er könnte sie beherrschen und hatte sogar versucht, sie mit Sex zu manipulieren. Das war der Gipfel der Dreistigkeit. Aber am meisten überraschte sie, dass sie ihn gleichzeitig total unwiderstehlich fand.

Vor purer, sinnlicher Lust auf diesen Mann stieg ihr die Hitze in die Wangen. Sie wusste, dass er ihr das Leben extrem schwer machen konnte. Abgesehen von seinem Machogehabe, das einer dringenden Veränderung bedurfte, war er genau ihr Typ. Und als er sie nach ihrem Sexleben ausgefragt hatte, was ein am Arbeitsplatz völlig unpassendes Verhalten war, hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Das gefiel ihr.

Kontrolle und Macht trieben sie an und brachten sie im Leben voran – nicht nur im Schlafzimmer. Sie hatte den Club fest im Griff und war nicht bereit, die Leitung einem Mann zu übergeben, den sie nicht einmal kannte. Er glaubte, er könnte hereinspazieren und ihr Leben völlig auf den Kopf stellen. Für wen hielt er sich?

Aber allein seine Anwesenheit hatte sie erregt. Sie presste die Oberschenkel zusammen und atmete mehrmals kurz ein, bis sie wieder an etwas anderes als an ihn denken konnte.

Was war los mit ihr? In einem Moment war sie bereit gewesen, Michael Paul zurück nach London zu schicken, und im nächsten Moment hatte dieser Adonis sie dahinschmelzen lassen.

Sie atmete tief ein und konnte den Duft seines würzigen Eau de Cologne noch immer riechen. Er war noch in ihrem Büro, obwohl er hinausgegangen war. Als wenn er sich dort breitgemacht hätte und sich weigerte, es zu verlassen. Sie musste eine Möglichkeit finden, ihn auf Abstand zu halten, bevor er sie aufs Kreuz legen würde.

2. KAPITEL

Alana rieb sich die Schläfen. Erneut machte ihr ein pochender Spannungskopfschmerz zu schaffen. Sie schloss die Augen und versuchte, den Schmerz zum Verschwinden zu bringen. Zusätzlich zu dem vom Arzt verschriebenen Medikament hatte sie zwei freiverkäufliche Schmerztabletten eingenommen.

Aber auch noch so viele Pillen würden nicht dafür sorgen, dass es ihr besser ging. Wenn der Stress und die Anspannung einfach nicht nachließen und es ihr so schlecht ging, gab es für sie nur einen Weg, sich zu entspannen: Sex.

Was für ein Tag! Ihre besten Freunde hatten über ihren Kopf hinweg einen Manager für den Club engagiert, und sie war auch noch völlig verrückt nach diesem arroganten, umwerfenden Mann. Da ihr heiß wurde, frisierte sie die langen Haare zu einem Haarknoten. Sie war reif für ein bisschen Spaß – seit dem letzten Mal war es lange her. Hinunter ins Di Terrestres zu gehen, wäre so entspannend wie ein Schlummertrunk.

Sie rief Andre an, der als Hostfür die Vergabe der Räume zuständig war. „Hallo, Andre, ist mein Zimmer bereit?“ Sie hörte übers Telefon, dass er sein Tablet benutzte, um nachzusehen.

„Ja, Ma’am. Es ist eine Weile her, dass Sie es benutzt haben.“

„Erinnern Sie mich nicht. Ich komme demnächst hinunter.“ Sie legte auf und schickte schnell Eric, einem Bekannten, der immer für Sex zu haben war, eine Textnachricht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Männern machte es ihm anscheinend nichts aus, wenn er den passiven Part übernahm und der Frau die Kontrolle überließ.

Sie klappte ihren Laptop zu, nahm ihre Handtasche und warf einen Blick auf ihr Handy. Eric hatte fast sofort auf ihre Nachricht geantwortet. Er machte sich bereits auf den Weg. Perfekt.

Alana fuhr mit dem Privataufzug ins Erdgeschoss. Eric sah gut aus, und sie hatte immer Spaß mit ihm. Dennoch wünschte sie, dass Michael Paul der Mann wäre, mit dem sie sich in der Suite treffen würde.

Aber diesen Gedanken musste sie aus ihrem Kopf verbannen. Sie hatte seinen Blick niedergezwungen und die erste Konfrontation gewonnen. Der Kampf würde allerdings weitergehen.

Er war nicht einmal zusammengezuckt, als sie ihn von oben herab angestarrt und ihm gedroht hatte, ihn in Stücke zu reißen und seine Eier in ihrer Handtasche aufzubewahren. Das zeigte, dass er zäh war.

Doch sie würde die Leitung von Di Terrestres – ihrem Baby – nicht irgendeinem unbekannten Mann überlassen, den ihre idiotischen Freunde eingestellt hatten – ganz gleich, wie qualifiziert er war. Amüsiert erinnerte sie sich an seine Empörung, als sie ihm die Abholscheine der Reinigung gegeben hatte.

Im Hauptraum des Clubs machte sie einen Bogen um die Stammgäste und warf nicht einmal einen Blick auf den Tisch, an dem gewöhnlich die Brotherhood saß. Es war ihr egal, ob ihre besten Freunde da waren. Auf dem Weg zu den Suiten lächelte sie Andre an, der am Hosttisch am unteren Ende der Treppe stand.

„Eric ist auf dem Weg, Ms. Carter.“ Er reichte ihr einen elektronischen Schlüsselanhänger, mit dem sie ihre bevorzugte Suite öffnen konnte.

Nachdem sie diese betreten hatte, ging sie zu der kleinen, gut bestückten Bar und schenkte sich einen weißen Tequila mit Sodawasser ein. Sie trank einen Schluck und betrat das angrenzende Bad. Der Alkohol wärmte sie von innen und beruhigte ihre Nerven. Endlich entspannte sie sich ein wenig und schüttelte die Auseinandersetzung mit Michael ab.

Vor dem Standspiegel streifte sie den Blazer, die Bluse und den Rock ab. Das Verlangen pulsierte durch ihren Körper. Sie wollte keine Zeit damit verlieren sich auszuziehen, wenn Eric erst einmal auftauchte. Als sie nur noch den schwarzen BH, den dazu passenden Slip und ihre Lieblingsstilettos trug, betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel.

Mit den Fingern kämmte sie die Haare zurück und schüttelte die Schultern, damit ihre üppigen Brüste in dem BH noch besser zur Geltung kamen. Dann sah sie auf die Uhr. Eric würde bald eintreffen. Sie wusste, dass er sich auf die seltenen Schäferstündchen mit ihr freute. Sie legte erneut den kirschroten Lippenstift auf und lächelte. Kann man es ihm verdenken, zur Hölle?

Frustriert durchquerte Michael das Erdgeschoss im Di Terrestres. Die Plastiktasche aus der Reinigung hielt er in der Hand. Er war nach Las Vegas gekommen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen, in einer anderen Stadt Wurzeln zu schlagen und ein neues, erfolgreiches Leben anzufangen. Doch eine Person stand ihm dabei im Weg: Alana.

An seinem ersten Arbeitstag hatte er seine neue Chefin verärgert, sie dann angebaggert und war anschließend weggeschickt worden, um ihre Sachen aus der Reinigung zu holen. Aber er wollte mehr tun. Mehr Arbeit erledigen. Er war ruhelos.

Sex war normalerweise ein Weg für ihn, um seine Ruhelosigkeit loszuwerden. In Las Vegas und besonders im Di Terrestres herrschte daran kein Mangel. Aber er war nicht daran interessiert, sich an den Aktivitäten im Club zu beteiligen.

Er musste seine Zeit und Energie auf die Arbeit konzentrieren, um einen guten Eindruck auf seine neuen Chefs zu machen – was ihm bei Alana bereits völlig misslungen war. In Zukunft musste er mit seinem besten Benehmen Pluspunkte sammeln.

Ob sie es wusste oder nicht – sie hatte ihn in ihrem Büro in die Knie gezwungen. Aber irgendwie gefiel ihm das. Er war ein dominanter Typ, wollte in allen Aspekten seines Lebens die Kontrolle haben und hatte entdeckt, dass Alana genauso tickte wie er.

Sie leitete einen der namhaftesten Erotikclubs in den USA, der auch international bekannt war. Davor hatte er Respekt. Aus Erfahrung wusste er, dass der Job nicht einfach war. Bestimmt hatte sie es nicht leicht und höchstwahrscheinlich deswegen diese Mauern um sich errichtet, die er förmlich spüren konnte. Aber er war zuversichtlich, dass er diese Mauern mit einem gewissen Durchhaltewillen niederreißen konnte – auch wenn Alana seine Chefin war.

Er erinnerte sich daran, wie sie ihn gemustert und die Lippen gespitzt hatte. Als er ihr direkt gegenüber gestanden hatte, war er hart geworden und hatte sie küssen wollen. Doch er hatte es nicht getan, trotz seiner Schwäche dafür, sexy Bestrafungen zu verteilen. Nein, er hatte sich professionell verhalten, denn er brauchte den Neustart, den sie und ihre Freunde ihm ermöglichten. Daher war es zwingend erforderlich, seine Libido ihr gegenüber im Griff zu behalten.

Auf dem Weg zu den Privatsuiten sah er sich flüchtig im Club um, wo ihm ein voll ausgestattetes, aber kleines Zimmer zur Verfügung gestellt wurde, bis er eine geeignete Wohnung gefunden hatte. Im Di Terrestres herrschte um diese Zeit bereits Hochbetrieb. Viele Gäste hatten sich zum Auftakt des Abends mit Drinks versorgt und unterhielten sich angeregt. Ein Knistern lag in der Luft, das ihm sofort ins Blut ging.

Die gleiche mit Erwartung und Lust aufgeladene Energie hatte auch in seinem Club geherrscht. Er konnte es kaum erwarten, an die Arbeit zu gehen und Gabe, Alana und den anderen zu zeigen, dass es eine exzellente Entscheidung gewesen war, ihn an Bord zu holen.

Am unteren Ende der Treppe nickte er Andre zu, dem er sich bereits vorgestellt hatte. Er lief die Stufen hinauf und nahm den elektronischen Schlüsselanhänger aus der Jackentasche. Vor seinem Zimmer hielt er den Schlüssel vor den Sensor, um die Tür zu öffnen, und trat ein.

Seine Reisetaschen standen immer noch in der Nähe der Tür. Er hatte sie noch nicht ausgepackt. Das Zimmer war auch immer noch aufgeräumt und wirkte unbewohnt. Aber auf dem Beistelltisch lag eine schwarze Lackledertasche, und in der Bar fehlte eine Flasche Tequila.

„Es wird Zeit, dass du kommst“, ertönte eine Frauenstimme aus dem angrenzenden Bad.

Michael erkannte die Stimme, auch wenn darin ein Anflug von Humor statt wie vorhin Wut und Ärger mitschwang. Aber er schwieg und wartete betroffen an der Tür. Noch immer hielt er die Tüte aus der Reinigung in der Hand, als er das Klacken der Stilettos auf den Fliesen hörte. Er konnte sich die roten Sohlen der Schuhe vorstellen.

Ihm war klar, wer um die Ecke ins Zimmer kommen würde. Aber auf diese Erscheinung war er nicht vorbereitet. Seine neue Chefin Alana Carter stand vor ihm und trug nur einen BH, einen Slip sowie teure High Heels.

Ihr Lächeln verschwand, als sie ihn und nicht die Person sah, die sie offenbar erwartet hatte. In etwa zwei Metern Abstand standen sie voreinander und sahen sich an. Sie machte keine Anstalten, ihre Blöße zu bedecken, wofür er dankbar war.

„Was, zum Teufel, machen Sie hier?“

Sie mochte fantastisch in dem Kostüm ausgesehen haben, das sie vorhin getragen hatte. Aber nur in Dessous und High Heels gekleidet bot sie einen unvergesslichen Anblick. „Das hier ist mein Zimmer. Gabe hat mir das Angebot gemacht und alles veranlasst. Ich bleibe hier, bis ich in Las Vegas eine Bleibe gefunden habe. Was machen Sie hier?“

„Das ist meine Privatsuite.“ Als ihr bewusst wurde, dass sie fast nackt vor ihm stand, schnappte sich die Decke, die auf dem Bett lag, und schlang sie um ihren Körper. „Sie müssen das Zimmer verlassen.“

Er machte keine Anstalten hinauszugehen. „Wo soll ich denn hin? All meine Sachen sind hier, und ich habe einen Schlüssel.“ Er zeigte ihr den Schlüssel, der an seinen Fingern baumelte.

Sie schüttelte den Kopf. „Da muss irgendein Fehler passiert sein. Eine Verwechslung. So etwas sollte hier nicht vorkommen.“

Ausnahmsweise sind wir einer Meinung. Ein solcher Fehler konnte gefährlich sein und den Club teuer zu stehen kommen. Also war er aus mehr als einem Grund ausgesprochen dankbar dafür, dass Alana und er die unverschuldeten Opfer dieses groben Schnitzers waren.

Michael legte die Tüte mit ihren gereinigten Sachen auf die Kommode. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Vielleicht hat Gabe mich hier untergebracht, damit ich kein Zimmer benutze, das den Gästen vorbehalten ist.“ Er ließ den Blick immer wieder über ihren nur zum Teil bedeckten Körper wandern. Sein Herz hämmerte. All sein Blut rauschte gen Süden. „Aber darum können wir uns später kümmern.“

Als jemand an die Tür klopfte, fragte er: „Erwarten Sie jemanden?“

„Ja, tatsächlich.“

Amüsiert stellte er fest, dass die unerschütterliche Alana erneut mit der Situation überfordert zu sein schien. Er öffnete die Tür. Vor ihm stand ein Mann, der genauso groß und muskulös war wie er.

„Wer sind Sie?“, fragte der Mann, dem das erwartungsvolle Lächeln schlagartig verging.

„Ich bin Michael, und Sie sollten das Feld räumen, Kumpel. Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind. Aber heute Abend bin ich absolut nicht auf einen Dreier aus.“

Der Mann sah über Michaels Schulter hinweg auf Alana. „Alles in Ordnung?“

Sie stellte sich zwischen die beiden Männer. „Ja, Eric. Es tut mir leid. Du solltest besser gehen.“

„Okay. Wenn wirklich alles in Ordnung ist.“

„Mir geht es gut, danke.“

Michael konnte die offensichtliche Enttäuschung des Mannes gut verstehen, der einen vielversprechenden Abend mit dieser Frau vor sich gehabt hatte und jetzt den Kürzeren zog. Als Alana die Tür schloss und sich auf den Rückweg zum Bad machte, wusste er, dass sie sich anziehen würde. „Sollte ich deshalb Ihre Sachen aus der Reinigung abholen? Damit Sie die Zeit finden, um es mit einem Typ wie Eric zu treiben?“

Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm zu. „Das geht Sie nun wirklich nichts an.“ Sie griff nach der Tüte aus der Reinigung.

Er lächelte. „Obwohl ich sagen muss, dass Sie ziemlich unterschiedliche Botschaften aussenden. Sie warnen mich, dass Sie mir die Eier abreißen werden, und bitten mich dann, Ihre Dessous abzuholen.“

Alana sah schnell die gereinigten Sachen in der Tüte durch und riss die Augen auf. Sie hatte vergessen, wie heikel die Kleidungsstücke waren, die er abgeholt hatte.

„Ich muss sagen, Schwarz steht Ihnen schon gut.“ Er deutete mit dem Kopf auf den inzwischen von der Bettdecke verhüllten BH und Slip. „Aber das rote Teil hier gefällt mir wirklich.“ Er lachte, als sie wütend schnaubte. Er hatte Spaß, und es versetzte ihm einen Kick, dass er sie so frustrierte.

„Keine Sorge. Meine Sachen aus der Reinigung abzuholen, wird nie wieder auf Ihrer To-do-Liste stehen.“

„Was für ein Pech!“ Amüsiert zuckte er mit den Schultern.

„Ich ziehe mich an.“ Erneut ging sie in Richtung Bad.

„Stopp.“ Fast flüsterte er den Befehl. Sie blieb stehen und drehte sich ihm zu. Ihre Nasenflügel bebten. Ob aus Zorn oder Verlangen, wusste er nicht. Er wettete, dass es eine Kombination aus beidem war. Er trat einen Schritt näher zu ihr. „Auch wenn es eine Verwechslung ist, dass wir im selben Zimmer gelandet sind, gibt es keinen Grund, warum wir uns diese Gelegenheit entgehen lassen sollten.“

Sie sah ihm in die Augen. „Wovon reden Sie?“

„Ich weiß nicht. Vielleicht hatte bei unserem zufälligen Zusammentreffen hier das Schicksal seine Hand im Spiel.“

„Glauben Sie an das Schicksal?“

Wenn ja, würde er es angesichts seiner jüngsten Vergangenheit für ein wankelmütiges Biest halten. Besonders da die erste Frau, an der er seit einigen Monaten interessiert war, seine Chefin war.

Er trat noch einen Schritt näher und streifte mit der Brust die Decke, die sie um sich geschlungen hatte. Sein Körper geriet unter Anspannung. „Ich kann das Knistern zwischen uns spüren und weiß, dass es Ihnen genauso geht.“

„Oh, glauben Sie das wirklich?“

„Ich weiß es.“ Er legte den Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. „Auch wenn ich die Gründe nicht kenne, weiß ich, dass Sie mich nicht im Di Terrestres haben wollen. Aber ich bin und bleibe hier. Also ganz egal, wie kalt Sie sich mir gegenüber geben, oder wie viele unsinnige Aufgaben Sie mir zuteilen – ich werde all das durchstehen und meinen Job erledigen. Und mein Job ist, den Club so zu leiten, wie ich es für richtig halte.“

„Das ist mein Club. Sie werden genau tun, was ich sage, wenn ich es sage und mir für meine Anordnungen danken“, sagte sie fest. Aber ihre Lippen bebten.

Er atmete tief den frischen, verspielten Duft ihres Parfüms ein, der so ganz anders war, als die Frau, die ihn trug. „Sicher. Aber Sie müssen wissen, dass ich kein Mann bin, der Anordnungen ausführt.“ Mit einem Finger fuhr er unter die Decke und zog sie weg, bis sie zu Boden fiel. Erneut stand Alana fast nackt vor ihm.

Sie schnappte nach Luft. „Zu dumm.“ Sie wich seiner Berührung aus. „Denn ich bin Ihre Chefin und erteile die Anordnungen.“

„Ich möchte nur die Chance haben, meinen Job zu machen, ohne dass Sie mir in jedes Detail hineinreden.“

Alana räusperte sich. „Wir werden sehen, wie es läuft. Ich erwarte, die völlige Kontrolle zu haben. Aber bestimmt können wir eine Art Übereinkunft finden.“

„Würde diese Übereinkunft beinhalten, dass wir beide die Nacht in diesem Zimmer verbringen und dem Knistern zwischen uns auf den Grund gehen? Sie sind eine schöne und sinnliche Frau, und ich will Sie. Ich weiß, dass ich Ihnen gefalle. Lassen Sie uns herausfinden, wohin das führt.“

Als sie zögerte, fragte er sich, ob sie zustimmte. Er hoffte es inständig. Denn er war unglaublich scharf auf sie.

„Nein.“

Sofort zog er sich zurück. Ein Nein war das magische Wort, das er sehr ernst nahm. 

„Sie arbeiten für mich“, fuhr sie fort. „Das …“, sie wedelte mit der Hand zwischen ihnen hin und her, „… kann nicht passieren.“ Wieder drehte sie sich um. „Ich gehe ins Bad, um mich anzuziehen“, verkündete sie und knallte hinter sich die Tür zu.

Er ging zur Bar, nahm die Flasche Tequila, die noch auf dem Tisch stand, und nahm einen Schluck aus der Flasche, um seine außer Rand und Band geratenen Hormone zu beruhigen. Als Alana ein paar Minuten später angezogen aus dem Bad zurückkam, war sie wieder durch und durch die unerschütterliche Geschäftsfrau.

„Hören Sie, Michael. Zwischen uns wird nichts passieren. Das alles war eine furchtbare Verwechslung.“ Sie verließ das Zimmer.

Das war schon der zweite Zusammenstoß mit meiner neuen Chefin. Obwohl er verrückt nach ihr war wie noch nach keiner Frau zuvor, hatte sie recht. Zweifellos hätten sie eine atemberaubende Nacht miteinander verbracht. Aber vielleicht war es am besten, Beruf und Privatleben zu trennen. Er sah an sich herunter. Davon musste er jetzt nur noch seinen aufgerichteten Schwanz überzeugen.

3. KAPITEL

Als Alana am nächsten Morgen im Di Terrestres mit dem Aufzug in die oberste Etage fuhr, war sie nicht sicher, was sie erwartete. Sie hatte sich zwingen müssen aufzustehen, nachdem sie über eine Stunde zu lange im Bett liegen geblieben war. Zum ersten Mal seit langer Zeit wollte sie nicht zur Arbeit gehen. Um Michael nicht zu begegnen.

Seitdem sie den Club gestern Abend verlassen hatte, war ihr dieser ganze elende Schlamassel immer wieder durch den Kopf gegangen. Die Begegnungen mit Michael in ihrem Büro und dann in ihrem Zimmer im Club. Fast hätte sie sich zu Sex mit ihm hinreißen lassen. Doch zum Glück hatte sie sich davon abgehalten.

Bei der Vorstellung, welche Folgen ein solcher Fehler möglicherweise hätte, verkrampfte sich ihr Magen. Zur Hölle, es war schlimm genug, dass sie fast nackt vor ihrem neuesten Angestellten gestanden hatte – demjenigen, den sie so sehr wollte wie keinen anderen Mann je zuvor.

Als sie nach Hause gekommen war, hatte ihr Körper derart unter Spannung gestanden, dass sie sich zuerst auf dem Laufband ausgepowert hatte und dann mit ihrem besten Vibrator ins Bett gegangen war. Aber beides hatte nicht richtig für Abhilfe gesorgt. Noch dazu hatte sie nicht mehr als ein oder zwei Stunden Schlaf gefunden.

Die Gedanken an Michael hatten sie wachgehalten. Beinahe hätte sie der Versuchung nicht widerstehen können. Sie hatte noch immer seinen Duft in der Nase gehabt, als sie sich ins Bett gelegt hatte und ihn jedes Mal vor sich gesehen, wenn sie die Augen geschlossen hatte.

Was sollte sie jetzt tun? Ohne Grund konnte sie ihn nicht feuern. Schließlich war sie diejenige, die fast nackt gewesen war. Der magnetischen Anziehungskraft nachzugeben, kam auch nicht infrage. Denn dann drohte ihr vielleicht eine Klage wegen sexueller Belästigung – auch wenn sie nicht glaubte, dass Michael sie anzeigen würde. Anscheinend war er genau wie sie für alles zu haben. Dennoch musste sie vorsichtig sein.

„Was für ein Durcheinander“, sagte sie zu sich. Sie musste versuchen, mit ihm zusammenzuarbeiten, das erregende Knistern zwischen ihnen zu ignorieren und zu verdrängen, wie sehr sie ihn wollte. Das war das Einzige, was ihr übrig blieb.

Diese Vorsätze änderten jedoch nichts daran, dass sie bei der Aussicht, ihn zu sehen, ein erwartungsvolles Kribbeln im Bauch hatte. Oder an der Unsicherheit, wie sich ihre Geschäftsbeziehung entwickelte. Würde er weiterhin so aggressiv auftreten? Würden sie ständig Zoff haben? Würde sie es bei der ersten Gelegenheit mit ihm treiben?

Insgeheim hoffte sie, dass er bereits den erstbesten Flug zurück nach London gebucht hatte. Doch davon ging sie nicht aus. Er schien nicht der Typ Mann zu sein, der schnell aufgab. Sie würde einfach auf reife und verantwortungsvolle Art mit seiner Gegenwart umgehen müssen.

Entschlossen verließ sie in der obersten Etage die Aufzugkabine und ging zu ihrem Büro. Überrascht sah sie, dass Michael auf dem kleinen Sofa im Empfangsbereich vor dem Büro saß. Er war noch früher als jeder ihrer sehr pünktlichen Assistenten zur Arbeit erschienen.

Alana verbarg ihr Lächeln hinter dem Becher mit dem eisgekühlten Café Americano. Sie wollte nicht zugeben, dass sie sich freute, ihn zu sehen. „Sie sind früh hier“, meinte sie und benutzte ihren Daumenabdruck, um die Tür ihres Büros zu öffnen. Er stand auf und folgte ihr, während sie ihre Hand- und Schultertasche auf ihren Schreibtisch legte.

Lächelnd sah er auf seine Armbanduhr. „Punkt halb acht Uhr. Ich fange gern früh an zu arbeiten.“

Autor

Jamie Sobrato
Schon als Jamie Sobrato mit acht Jahren ihre ersten, eher schlechten ,Gedichte schrieb, träumte sie davon, Autorin zu werden. Jetzt, nachdem sie viele Romane in den USA und in der ganzen Welt veröffentlicht hat, ist sie ihren damaligen Lehrern sehr dankbar, dass sie sie nach den ersten Fehlversuchen nicht gänzlich...
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