Wikinger-Weihnacht

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Ein Wolf! Unvermittelt greift das Raubtier die junge Heilerin Rhiannon an. Im letzten Moment rettet sie ein blonder Wikinger. Blind und ausgestoßen lebt er im Wald - bis Rhiannons Feuer der Leidenschaft seine ewige Nacht erhellt …


  • Erscheinungstag 11.12.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751512473
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Irland, Frühjahr 1192

Es brauchte drei Männer, um ihn festzuhalten. Kaall Hardrata wehrte sich nach Kräften, kämpfte wie ein Bär, um sich aus der Umklammerung der starken Arme loszureißen.

„Vater!“ Er hörte Emlas verzweifeltes Schreien und Schluchzen, als sie sie fortbrachten, und eine weibliche Stimme, die versuchte, seine Tochter zu trösten. Er konnte nicht sehen, ob sie ihre Arme nach ihm ausstreckte. Bei der Vorstellung, sie zu verlieren, zerriss es ihm das Herz.

„Warum tut ihr das?“, brüllte er die gesichtslosen Entführer an. „Bei mir hat sie keinen Schaden erlitten.“

„Du kannst nicht für sie sorgen.“ Das war die Stimme seines Vaters, Vigus Hardrata. „Wir haben sie dir so lange wie möglich gelassen, doch nun ist es Zeit, dass sie zu Pflegeeltern kommt, die sich um ihre Bedürfnisse kümmern können.“

Die Worte blieben Kaall in der Kehle stecken, die tausend Gründe, warum es falsch war, dass sie ihm sein Kind wegnahmen. Er hatte alles getan, was in seiner Macht stand, damit es Emla gut ging, denn sie war das Einzige, das ihm von Lína geblieben war.

„Ihr tut das, weil ich einen von den MacEgans erstochen habe, gebt es doch zu!“, schrie er ins Leere. Dem Schweigen, das folgte, entnahm er, dass seine Vermutung stimmte. Bei einem Überfall letzten Winter war er von dem Mann angegriffen worden, und Kaall hatte sich daraufhin verteidigt, wie es sein Recht war. Aber es gab nicht wenige, die ihn deshalb tot zu sehen wünschten.

„Ich habe den Blutpreis entrichtet“, rief er ihnen in Erinnerung. Von seinem Besitz war danach nicht mehr viel übrig gewesen, doch Kaall hatte alles Erforderliche zur Unterstützung der Witwe getan.

„Und darum hast du kaum noch genug, um dich über die Runden zu bringen, geschweige denn ein Kind“, hielt Vigus dagegen. „Emla kommt zu einer guten Familie.“

„Sie gehört zu mir“, beharrte Kaall.

„Mach es nicht schwerer, als es ohnehin ist“, schaltete seine Mutter Jódís sich ein. „Du musst sie gehen lassen, damit sie sich in ihre neue Familie eingewöhnen kann.“

Kaall schüttelte die Hand ab, die sich auf seine Schulter legte. „Wo bringt ihr sie hin?“

„Es ist besser, wenn du das nicht weißt“, beschied ihm Vigus. „Aber sei beruhigt, sie wird es gut haben bei ihrer neuen Familie.“

Endlich gelang es Kaall, sich dem Griff der Männer zu entwinden, doch er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

„Emla!“

Doch es kam keine Antwort von dem Mädchen. Ehe er sich aufrappeln konnte, hatten sie ihn wieder gepackt. Vigus’ Stimme erklang neben ihm. „Ich würde es lieber sehen, wenn ich dich nicht fesseln müsste, Kaall. Lass sie gehen und sieh ein, dass du nicht in der Lage bist, dich um sie zu kümmern.“

Blanker Hass schoss in ihm hoch, weil sie sich nicht von ihrem schrecklichen Plan abbringen ließen. Dabei hatte er Emla ein Zuhause eingerichtet, sie ernährt, Abend für Abend zu Bett gebracht und ihr Geschichten erzählt. Sie sahen nur seine Versehrung, nicht die Liebe, die er für seine Tochter empfand.

„Bringt sie zu mir“, verlangte er ruhig. „Ein letztes Mal, ehe ihr sie mitnehmt.“

„Es wäre nicht klug. Sie würde nur wieder weinen.“

„Ich verdiene es, ihr Lebewohl zu sagen.“ Bei ihrem gönnerhaften Ton musste er die Zähne zusammenbeißen. „Gewährt mir wenigstens das.“

Sie weigerten sich. Und als sie ihn endlich freigaben, war seine Tochter fort.

1. KAPITEL

Winter 1192

Ich wirke einen Zauber für dich, Cousine. Und ich verspreche dir, zur Wintersonnenwende wirst du deine Liebe finden.

Rhiannon MacEgan bezweifelte, dass eine Zwölfjährige einen Mann herbeizaubern konnte, erst recht einen, der sich dann auch in sie verliebte. Aber Alanna war eine Anhängerin des alten Glaubens, vielleicht weil Druidenblut in ihren Adern floss oder ihr Onkel Trahern ihr zu viele Geschichten von den Feen erzählt hatte. Aber wie dem auch sein mochte, es konnte nicht schaden, zu den Dolmen zu gehen, die auf halbem Weg zwischen Laochre und Gall Tír lagen. Alanna sollte zaubern, so viel sie wollte, Rhiannon würde sie nicht davon abhalten.

Der Himmel war wolkenverhangen und die Luft so kalt, dass sich beim Atmen Wölkchen bildeten. Zweige auf dem gefrorenen Boden knackten unter ihren Sohlen, und sie zog den Umhang fester um sich, als sie sich den riesigen Steinblöcken näherte. Alanna und Cavan MacEgan erwarteten sie bei dem Druidengrab. Der Junge schien alles andere als begeistert, seine Schwester begleiten zu müssen.

Als Rhiannon die beiden erreichte, schoss Cavan ihr einen finsteren Blick zu. „Ich fasse es nicht, dass du dich auf ihren törichten Aberglauben einlässt. Ich friere, und es fängt jeden Moment an zu schneien.“

„Von wegen töricht“, protestierte Alanna. „Ich gebe dir mein Wort darauf, dass es wirkt.“

Cavan verdrehte die Augen, aber Rhiannon schenkte ihrer Cousine ein ermutigendes Lächeln. „Was muss ich tun?“

„Ich brauche eine Haarlocke von dir.“ Alanna zog ein mit Birkenrinde umwickeltes Gebinde aus Kräutern aus ihrem Beutel hervor, während Rhiannon ihr Messer nahm und sich die verlangte Haarlocke abschnitt. Sie gab sie Alanna, die sie um das Amulett aus Kräutern wand und auf die Steinplatte legte. „Jetzt entfachen wir ein Feuer, und dann sage ich den Zauberspruch.“

Cavan hielt Rhiannon seinen Zündstein hin.

Rhiannon zögerte. „Kannst du das nicht übernehmen?“, fragte sie ihren Cousin. „Ich bin nicht gut im Funkenschlagen.“

„Nein“, sagte Alanna rasch. „Wenn er es macht, wirkt der Liebeszauber bei ihm.“

„Und das würden wir ja nicht wollen“, kommentierte Rhiannon trocken. Sie nahm den Zündstein und hielt ihn über das Kräutergebinde.

„Versuch, an gar nichts zu denken, wenn du den Funken schlägst“, wies Alanna sie an. „Ich beschwöre derweil das Bild des Mannes herauf, den du lieben wirst. Dann verbrennen wir das Amulett, und du atmest den Rauch ein.“

„Verbrannte Haare riechen eklig“, meldete Cavan sich zu Wort. „Wahrscheinlich muss sie würgen.“

Seine Schwester betrachtete ihn mit einem finsteren Blick, doch er grinste nur und hielt sich die Nase zu. „Also mach schon, Rhiannon.“

Nach mehreren Versuchen, gelang es ihr, einen Funken zu schlagen, der auf dem Kräuterbündel landete, aber sofort wieder erlosch und nur eine kleine Rauchschwade in die Luft sandte.

„Schnell, halt die Nase drüber“, kommandierte Alanna.

Rhiannon atmete ein und lachte. „Du hast recht, Cavan. Es riecht widerlich.“

„Wir sollten zurückgehen und etwas Heißes trinken“, schlug ihr Cousin vor und sah zum Himmel. „Ehe es anfängt zu schneien.“

„Nicht bevor ich fertig bin.“ Alanna straffte die Schultern. „Du musst das Amulett verbrennen, Rhiannon. Und sieh dir das Gesicht des Mannes genau an. Es ist wichtig.“

Rhiannon verbiss sich ein Lachen. Es war albern, aber Alanna nahm diese Dinge ernst. Viele machten sich über das schlaksige Mädchen lustig, zogen es wegen seines Aberglaubens auf.

Dabei wusste Rhiannon aus eigener Erfahrung, wie es war, wenn über einen gespottet wurde. Die jungen Männer mieden sie, als hätte sie Lepra, nur wegen ihres Vaters, der sie allzu streng behütete. Sie war noch nie geküsst worden, hatte nicht einen einzigen Verehrer, weil Connor MacEgan schon außer sich geriet, wenn ein Mann auch nur einen Blick auf sie warf. Bei den Feierlichkeiten an Bealtaine, im letzten Frühjahr, hatte ein Freund ihre Hand genommen, woraufhin ihr Vater dem jungen Mann gedroht hatte, ihm die Finger abzuschneiden.

Ihre Freundinnen waren inzwischen fast alle verheiratet, und sie hatte ihr Zuhause im Westen Éireanns verlassen und war nach Laochre zu ihrem Onkel gereist, in der Hoffnung, endlich auch einen Mann zu finden. Aber selbst hier trauten die jungen Männer sich nicht viel mehr, als ihr von Weitem zuzulächeln. Keiner machte ihr den Hof, und obwohl Rhiannon nicht wirklich an Liebeszauber glaubte, gingen ihr langsam die Ideen aus.

Sie schaffte es, noch einen Funken zu schlagen, und blies ihn an, bis das übel riechende Bündel brannte. Die Flammen verloschen rasch und ließen ein Häufchen Asche übrig.

„Na siehst du. Es ist geschafft“, sagte Alanna. „Hast du das Gesicht deines Liebsten gesehen?“

„Ja“, behauptete Rhiannon, obwohl sie gar nichts gesehen hatte. Der Wind zerrte an ihrem Umhang, und sie fröstelte. „Lasst uns heimgehen und abwarten, ob der Zauber wirkt.“

Eine steile Falte erschien an Alannas Nasenwurzel. „Natürlich wirkt er. Aber man muss daran glauben.“

Es wurde kälter, und die ersten Schneeflocken trieben vom Himmel herunter. Cavan nahm Alannas Hand. „Wir müssen uns auf den Weg machen, solange es noch hell ist.“ Die beiden liefen los, rannten um die Wette, während Rhiannon ihnen gemächlich folgte. Der Weg führte durch ein Waldstück, und sie brauchte einen Moment für sich allein.

Doch das Wetter verschlechterte sich in Windeseile, und auf einmal wirbelte der Schnee so dicht hernieder, dass sie kaum mehr die Hand vor Augen sah. Sie wusste, in welche Richtung sie gehen musste, aber sie hatte noch mindestens eine halbe Meile Weg vor sich. Ein eisiger Wind peitschte ihr entgegen, und auf dem Boden lag bereits eine geschlossene Schneedecke.

Rhiannon senkte den Kopf und ging schneller. Alanna und Cavan konnten nicht weit voraus sein. Aber als die Zeit verstrich, ohne dass sie die Geschwister einholte, begann sie sich Sorgen zu machen. Wo waren die beiden abgeblieben? Hatten sie sich verirrt?

Vor Kälte schlugen ihr die Zähne aufeinander. Sie raffte die Röcke und begann zu laufen. „Cavan! Alanna!“, rief sie gegen den Wind. Es kam keine Antwort, und sie spürte, wie ihr Herz zu rasen anfing. War den beiden etwas passiert? Oder hatten sie so viel Vorsprung, dass sie sie nicht hörten?

Ihre praktische Seite versuchte Ruhe zu bewahren. Zur Burg ihres Onkels war es nicht mehr weit, weniger als eine Stunde Fußmarsch. Wenn sie aus dem Wald kam, musste sie nur noch die Lichtung überqueren, von der aus der vertraute Pfad nach Laochre führte. Vielleicht würde sie schon die Fackeln sehen können, die ihr den Weg wiesen.

Sie suchte den Boden nach Alannas und Cavans Fußstapfen ab, doch der Schnee fiel so rasch, dass Spuren im Nu verwischt waren.

Was, wenn du sie nicht findest? fragte der angstvolle Teil in ihr. Rhiannon schob den Gedanken beiseite, doch die Angst hielt sich hartnäckig. Ohne Obdach könntest du sterben in dieser Kälte.

Sie ging noch schneller, aber plötzlich stieß sie mit dem Fuß gegen ein Hindernis, eine Wurzel wahrscheinlich, die sie unter dem Schnee nicht hatte sehen können, und fiel der Länge nach hin. Ihr war nichts passiert, dennoch verzog sie das Gesicht. In diesem Schneegestöber würde sie noch völlig die Orientierung verlieren.

Geh einfach weiter. Sie stand auf und klopfte sich den Schnee vom Umhang. Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie versuchte sie zu ignorieren. Sie hatte Angst, und sie fror, aber es brachte sie nicht weiter, wenn sie anfing zu weinen. Wieder rief sie nach Alanna und Cavan, und wieder lauschte sie vergebens nach einer Antwort.

Rhiannon schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass den beiden nichts geschehen war. Einen Schneesturm wie diesen hatte sie noch nie erlebt. Sie blieb stehen und versuchte einzuschätzen, wo sie sich befand, ging ein Stück zurück und kämpfte ihre Panik nieder. Als sie zwischen den Bäumen hindurch auf ein freies Feld trat und erkannte, wo sie war, sank ihr der Mut.

Vor ihr lag nicht die Ebene, in der sich die Burg Laochre erhob, sondern sie erblickte in der Ferne das hügelige Land im Südosten, in dem sich die Lochlannach-Siedlung Gall Tír befand.

Irgendwann, als sie sich mit gesenktem Kopf gegen den Wind gestemmt hatte, war sie anscheinend in die verkehrte Richtung gelaufen. Vor Enttäuschung kamen ihr erneut die Tränen, und sie machte kehrt. Warum hatte sie nicht besser aufgepasst? Nun musste sie den ganzen Weg in die entgegengesetzte Richtung zurücklaufen.

Die Hände wurden ihr taub, und sie schob sie in die Ärmel ihres Gewandes. Aber auch in den Füßen hatte sie kein Gefühl mehr, und als Heilerin wusste sie, was das bedeutete. Sie konnte es nicht riskieren, noch lange in der Kälte zu bleiben und bis Laochre zu laufen, noch nicht einmal bis Gall Tír. Stattdessen musste sie einen Unterschlupf finden und ein wenig Wärme in ihre erfrorenen Gliedmaßen bringen.

Sie bedauerte, dass sie Cavans Zündstein nicht behalten hatte. Ein Himmelreich für ein wärmendes Feuer und trockene Kleidung, dachte sie sehnsüchtig und sah sich nach einem Platz um, der ihr als Unterstand dienen konnte. Irgendeinem. Aber weit und breit gab es nichts außer Bäumen und knöcheltiefem Schnee.

Die Zähne schlugen ihr klappernd aufeinander, als sie weiterlief. Auf einmal stieg ihr ein eigentümlicher Geruch in die Nase … ein Geruch nach … Rauch? War hier irgendwo ein Feuer? Oder noch besser, jemand, der ihr helfen würde? Sie folgte dem Geruch, lief so schnell sie konnte, bis ein furchterregendes Knurren sie wie angewurzelt stehen bleiben ließ.

Ein Wolf stand in einiger Entfernung gegenüber und fixierte sie, sein eisengraues Fell hob sich dunkel gegen den Schnee ab. Wieder gab das Tier ein gefährliches Knurren von sich und zog drohend die Lefzen über seinen Reißzähnen hoch.

Rhiannon erstarrte. Jede abrupte Bewegung konnte den Wolf dazu bringen, sie anzugreifen. Sie sah sich vorsichtig nach einer Fluchtmöglichkeit oder irgendetwas um, das sich als Waffe verwenden ließ. Nicht weit von ihr lag ein Ast auf dem Boden, aber wenn sie sich danach bückte, würde der Wolf sie vielleicht angreifen.

Sie hielt den Atem an und fragte sich, was sie tun sollte. Die Ohren aufgerichtet, alle Muskeln angespannt, kauerte das Raubtier sprungbereit auf seinem Platz. Das Herz trommelte ihr gegen die Rippen, und sie musste allen Mut aufbieten, um sich zu bewegen, aber sie hatte keine Wahl.

Ganz langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, betete, dass sie den Ast erreichte.

Noch einen Schritt … noch einen …

„Wer ist da?“

Beim Klang der männlichen Stimme knurrte der Wolf erneut und war gerade so lange abgelenkt, dass Rhiannon sich bücken und den Ast vom Boden aufheben konnte. Als sie sich aufrichtete, sah sie sich einem hochgewachsenen Mann gegenüber, der eine Fackel in der einen Hand und ein Schwert in der anderen hielt. Als der Wolf auf den Mann zusprang, rief Rhiannon ihm eine Warnung zu. „Gib acht!“

Ohne nachzudenken, holte sie aus und ließ den Ast auf den Schädel des Raubtiers niederkrachen. Mit einem wütenden Knurren wirbelte der Wolf herum und stürzte sich auf sie.

Sie kam nicht dazu zu schreien, riss nur den Ast hoch, um sich zu schützen. Doch ehe das Tier sich in ihrer Kehle verbeißen konnte, schlug der Mann mit der Fackel zu. Es stank nach angesengtem Fell, und als der Wolf an seinem Angreifer hochsprang, rollte Rhiannon sich zur Seite. Der Mann stieß einen Schmerzensschrei aus, als das Raubtier ihm die Zähne in den Arm schlug. Blut tropfte in den Schnee, doch einen Augenblick später verstummte das Knurren abrupt, und der Wolf fiel leblos zu Boden.

„Bist du in Ordnung?“ Mühsam stand Rhiannon auf und machte einen Schritt vorwärts.

Der Mann gab keine Antwort. Obwohl die Bisswunde an seinem Arm blutete, säuberte er in aller Ruhe die Klinge seines Schwertes im Schnee, trocknete es ab und schob es in die Scheide. Dann hob er die Fackel, und als das Licht auf sein Gesicht fiel, schnappte Rhiannon nach Luft. Sie kannte den Mann … Er war ein Mörder.

Der Geruch der Frau, die bei ihm stand, stieg Kaall Hardrata in die Nase. Es war ein sanfter weiblicher Duft, wie eine fremdartige Kräutermischung. Er hatte keine Ahnung, wieso sie hier war, aber er wollte, dass sie verschwand, damit er sich um seine Verletzung kümmern konnte. Der Wolf hatte ihm eine tiefe Fleischwunde geschlagen, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu schreien vor Schmerz.

„Ich kenne dich“, murmelte sie. „Du warst bei dem Überfall dabei … letzten Winter.“

Dann musste sie eine MacEgan sein. Kaall antwortete nicht, trat stattdessen vier Schritte zurück in die Nähe des verborgenen Eingangs zu seiner Höhle. Er zog den Ärmel seines Wollhemds über die klaffende Wunde. „Du solltest es besser wissen, als ganz allein durch den Wald zu laufen“, sagte er in der Sprache der Iren. „Geh nach Hause zu deinen Leuten.“

Autor

Michelle Willingham
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat...
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