Atemlos vor Sehnsucht, staunend vor Glück

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Ein Blick in seine samtschwarzen Augen, und Rachel ist verloren! Mit dem Polo-Star Diego Ortega erlebt sie berauschende Wochen. Doch dann entdeckt Rachel, dass ihre heißen Nächte unerwartete Folgen haben. Was wird der Jet-Set-Playboy aus Buenos Aires nur dazu sagen?


  • Erscheinungstag 23.07.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733718398
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Diego stand lässig an den Zaun gelehnt da, blinzelte gegen die Abendsonne und beobachtete, wie das Pferd und seine Reiterin mit beeindruckender Leichtigkeit zum Dreifachsprung ansetzten. Als Nächstes kam die ein Meter achtzig hohe Mauer. Das Pferd wurde schneller, und die Reiterin lehnte sich über den Hals nach vorn, bereit zum Sprung.

Es war faszinierend, wie gut die beiden miteinander harmonierten. Unbewusst hielt Diego den Atem an und wartete darauf, dass die Hufe des Pferdes vom Boden abhoben. Aber in diesem Moment schoss ein Motorrad aus dem Wald. Das hohe Kreischen des Motors durchschnitt die Stille, dann kam die Maschine mit quietschenden Reifen auf dem Weg neben der Koppel zum Stehen. Diego wusste in dieser Sekunde, dass das Pferd, erschreckt durch den unerwarteten Lärm, den Sprung verweigern würde. Aber es gab nichts, was er tun konnte, und so musste er hilflos mitansehen, wie die Reiterin aus dem Sattel geschleudert wurde, über den Kopf des Pferdes flog und mit einem entsetzlich dumpfen Geräusch auf die sonnenverbrannte Erde aufschlug …

Rachel stöhnte leise auf. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie spürte heftige Schmerzen in ihren Armen, ihren Schultern, ihren Hüften … Ich werde mir ein paar schlimme Prellungen zugezogen haben, dachte sie reumütig. Es schien einfacher, die Augen nicht zu öffnen, und sich stattdessen in die willkommene Dunkelheit sinken zu lassen, die einen den Schmerz vergessen ließ. Doch sie konnte eine Stimme hören. Mühsam hob sie die Lider und starrte den Mann, der sich über sie beugte, verwirrt an.

„Bewegen Sie sich nicht. Liegen Sie ganz still, während ich nachsehe, ob Sie sich etwas gebrochen haben. Dios – Sie haben Glück, dass Sie noch am Leben sind“, sagte die Stimme rau. „Sie sind wie eine Stoffpuppe durch die Luft geflogen.“

Rachel nahm vage wahr, dass Hände über ihren Körper strichen, zuerst ihre Beine hinauf zu ihren Hüften und dann über ihre Rippen. Und obwohl der Mann sie nur ganz leicht berührte, zuckte sie zusammen, als er die empfindliche Stelle am unteren Ende des Rippenbogens fand. Immer noch benommen von ihrem Sturz schloss sie die Augen wieder.

„Hey, nicht ohnmächtig werden. Ich rufe einen Krankenwagen.“

„Ich brauche keinen Krankenwagen“, murmelte Rachel entschlossen und zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Die Dunkelheit verschwand, und über sich konnte sie den blauen Himmel mit kleinen weißen Wattebauschwölkchen sehen. Aber dann beugte sich der Fremde wieder über sie, und sein Gesicht war so dicht vor ihrem, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange fühlte. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie eine Gehirnerschütterung hatte – oder halluzinierte.

Sie erkannte ihn sofort. Diego Ortega – internationaler Polo-Champion, Multimillionär und Playboy, der laut Presseberichten genauso erfolgreich bei Frauen war wie bei Polo-Turnieren. Rachel interessierte sich nicht für die Klatschkolumnen, aber seit sie zwölf Jahre alt war, hatte sie jedes Reitermagazin verschlungen, das sie in die Finger bekam, und es bestand kein Zweifel, dass der Argentinier eine Legende in seinem Sport war.

Sie nahm an, dass sie sein überraschendes Auftauchen eigentlich nicht verwundern sollte, denn während der letzten Wochen war sein bevorstehender Besuch in Hardwick Hall das Hauptgesprächsthema gewesen. Doch ihn jetzt in Fleisch und Blut vor sich zu sehen, war trotzdem ein Schock, und die Tatsache, dass er sie und Piran beim Springen beobachtet hatte, beunruhigte sie.

Er war gerade dabei, sein Handy aus der Tasche seiner Jeans zu ziehen. Rachel setzte sich mühsam auf und biss sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien, als ihr mitgenommener Körper protestierte.

„Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen liegenbleiben.“ Neben dem starken Akzent war in Diego Ortegas Stimme eine angespannte Mischung aus Sorge und Ungeduld zu hören.

Instinktiv rebellierte Rachel gegen seinen herrischen Tonfall.

„Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich keinen Krankenwagen brauche“, erwiderte sie heftig, während sie ihre Beine anzog und es durch reine Willenskraft schaffte, sich auf ihre Knie zu setzen.

„Sind Sie immer so widerspenstig?“ Diego gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen, und murmelte etwas in seiner Muttersprache, das nicht wie ein Kompliment klang. Wenn ich erst wieder auf den Füßen stehe, werde ich mich besser fühlen, tröstete sie sich. Und sie würde ganz sicher nicht stundenlang im Wartezimmer des Krankenhauses rumsitzen. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie sich aufzurichten, und schrie überrascht auf, als sich starke gebräunte Hände um ihre Hüften legten und sie hochhoben.

Sie konnte nicht länger als ein paar Sekunden an Diego Ortegas muskulöser Brust gelehnt haben, aber das Gefühl seiner starken Arme, die sie hielten, und der betörende Duft seines Aftershaves, der ihre Sinne bestürmte, machten sie ganz schwindelig. Ihr Herz schlug viel zu schnell, und es half nichts, sich zu sagen, dass ihr erhöhter Puls eine Folge des Sturzes war. Von so nah war er mehr als beeindruckend. Ihre Augen wanderten zu seiner breiten Brust, wo sein legeres cremefarbenes Hemd am Kragen offen stand und feine dunkle Härchen enthüllte, die, wie sie bemerkte, auch seine Unterarme bedeckten. Langsam hob sie den Kopf und betrachtete sein markantes Kinn, die hohen Wangenknochen und den sinnlichen Mund mit der perfekt geschwungenen Oberlippe.

Wie es wohl war, von ihm geküsst zu werden? Dieser Gedanke schoss ihr völlig unvorbereitet durch den Kopf, und das Blut, das infolge des Schocks aus ihren Wangen gewichen war, strömte wieder zurück und ließ sie erröten. Sie starrte in seine bernsteinfarbenen Augen, die warnend unter dunklen Augenbrauen funkelten.

Verzweifelt versuchte Rachel, die Tatsache zu ignorieren, dass ihre Beine zitterten, als er sie auf den Boden stellte. Das unsichere Gefühl kommt von meinem Sturz, sagte sie sich. Es lag nicht an dem Mann, der dicht neben ihr stand. Ihr Blick glitt zu seinem glänzenden mahagonifarbenen Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte.

Mit seinen männlich-markanten Gesichtszügen und seiner olivgoldenen Haut erinnerte er sie an ein Bild, das sie einmal von einem Sioux-Häuptling gesehen hatte – dunkel, gefährlich. Er war zweifellos der attraktivste Mann, der ihr jemals begegnet war.

Er hielt immer noch ihre Oberarme fest, als habe er Angst, sie würde hinfallen, sobald er sie losließ. Er war zu nah, zu groß und viel zu überwältigend, und sie musste dringend Abstand zwischen ihnen schaffen.

„Danke“, murmelte sie und trat einen Schritt zurück.

Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er sie nicht loslassen, aber dann nahm er die Hände von ihren Armen. Seine Augen wurden schmal, als er sah, wie sie schwankte.

„Sie müssen zu einem Arzt“, erklärte er. „Trotz des Helms könnten sie eine Gehirnerschütterung haben.“

„Es geht mir gut, ehrlich“, versicherte Rachel ihm hastig und zwang sich, zu lächeln und das Gefühl zu ignorieren, gerade von einer Dampfwalze überrollt worden zu sein. „Ich bin schon viel schlimmer gestürzt.“

„Das überrascht mich nicht“, knurrte Diego. „Das Pferd ist viel zu temperamentvoll für Sie.“ Seine Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie, während er jene schrecklichen Sekunden noch einmal durchlebte, als das Tier den Sprung verweigert hatte und seine Reiterin durch die Luft flog und hart auf den Boden aufschlagen war.

Er wandte den Kopf und musterte den schwarzen Hengst, der vorhin seine Aufmerksamkeit so sehr erregt hatte, dass er einfach an der Koppel hatte stehen bleiben müssen. Das Interesse an der Reiterin war erst später erwacht, als er den blonden Zopf sah, der unter der Reitkappe hervorblitzte, und ihm klar wurde, dass die jungenhafte schlanke Gestalt auf dem Pferd tatsächlich zu einer Frau gehörte.

Das Pferd hat ein Stockmaß von einem Meter achtzig, schätzte Diego. Es schien sich beruhigt zu haben, da der Lärm des Motorrads verklungen war, aber es war eindeutig ein sehr nervöses Tier und mit seiner Größe und Kraft schon für einen Mann schwierig zu kontrollieren, ganz zu schweigen von der zierlichen Frau, die vor ihm stand.

Sie ist unglaublich attraktiv, fand er, während er ihr schmales, herzförmiges Gesicht betrachtete. Ihre helle Haut war glatt und weich, ihre Wangen leicht gerötet wie rosige Äpfel. Eine echte englische Rose, und ihre kornblumenblauen Augen faszinierten ihn.

Diego runzelte die Stirn, verwundert über die plötzliche Erkenntnis, dass er sie anstarrte. Er war es gewohnt, dass die Frauen ihn anstarrten – und nicht selten lag eine unverhohlene Einladung in ihren Augen, auf die er einging, wenn ihm danach war. Noch nie war er so gefesselt von einer Frau gewesen, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Aber diese Frau war etwas Besonderes – und sah so zerbrechlich aus, dass sie sich bei diesem Sturz eigentlich alle Knochen im Leib hätte brechen müssen.

Einen so großen Hengst zu reiten, war total unvernünftig von ihr! „Ich bin überrascht, dass Ihr Vater Ihnen erlaubt, ein so kraftvolles Tier zu besitzen.“

„Mein Vater?“ Perplex starrte Rachel ihn an. Weder ihr wirklicher Vater, noch die beiden folgenden Ehemänner ihrer Mutter, die sie auf Drängen ihrer Mutter „Dad“ nennen musste, hatten sich jemals genug für sie interessiert, um sich Gedanken darüber zu machen, welches Pferd sie ritt. Aber Diego Ortega wusste nichts von ihren komplizierten Familienverhältnissen, und sie runzelte die Stirn bei dem Wort „erlauben“.

„Weder mein Vater noch sonst jemand ‚erlaubt‘ mir, irgendetwas zu tun“, erklärte sie scharf. „Ich bin erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen. Und ich bin sehr wohl in der Lage, mit Piran fertig zu werden.“

„Er ist zu wild für Sie, und Sie sind dumm, wenn Sie glauben, dass Sie ihn halten können, wenn er durchgeht“, erwiderte Diego kalt. „Sie konnten ihn ganz offensichtlich nicht kontrollieren, als er den Sprung verweigerte – obwohl das, wie ich fairerweise eingestehen muss, nicht allein Ihre Schuld war. Wer zum Teufel war das auf dem Motorrad? Ich kann nicht glauben, dass Earl Hardwick es gern sieht, wenn irgendein Halbstarker so verantwortungslos über sein Land brettert.“

„Unglücklicherweise erlaubt der Earl seinem Sohn, alles zu tun, was ihm beliebt“, erklärte Rachel kurz angebunden, immer noch wütend über Diegos Bemerkung, sie werde mit Piran nicht fertig. „Der Halbstarke, wie Sie ihn nennen, war nämlich Jasper Hardwick, und Sie haben völlig recht, was ihn angeht. Er verbringt seine Zeit fast ausschließlich damit, mit diesem verdammten Motorrad über die Felder zu rasen. Er kam ohne Vorwarnung aus dem Wald geschossen, und es ist kein Wunder, dass Piran sich erschrocken hat. Ich möchte den Reiter sehen, der ihn in dieser Situation hätte kontrollieren können.“

„Das mag sein“, gab Diego mit einem Schulterzucken zu. „Sie reiten gut.“ Ihm war sofort aufgefallen, dass ein instinktives Verständnis zwischen Pferd und Reiter existierte, das man nicht lernen oder kaufen konnte und das so wichtig bei jeder Form von Wettkampf war. Diese Frau war eine furchtlose Reiterin. Ohne zu zögern hatte sie sich dem hohen Hindernis genähert, und obwohl Diego das Springreiten schon Anfang zwanzig zugunsten des Polospielens aufgegeben hatte, erkannte er ihr Talent.

Er ging hinüber zu dem Hengst, der jetzt geduldig am Zaun stand, und ergriff die Zügel. „Wie alt ist er?“, wollte er wissen, während er dem Tier über die Flanken strich.

„Sechs – ich springe seit zwei Jahren mit ihm.“

„Ein wunderschönes Tier. Wie, sagten Sie, heißt er?“

„Piran. Er kommt aus einer Zucht in Cornwall, und sein Name bedeutet ‚dunkel‘ – passend zu seiner Fellfarbe“, erzählte Rachel und fuhr zärtlich durch Pirans pechschwarze Mähne. Diego streckte im gleichen Moment die Hand aus, um ihn zu streicheln. Ihre Hände berührten sich kurz, und sie hielt den Atem an, als sie seine warme Haut an ihrer spürte, nur um gleich darauf wieder rot anzulaufen, als sie an dem Glitzern in seinen Augen erkannte, dass ihm ihre Reaktion nicht entgangen war.

Seine Stimme klang rau und schien aus den Tiefen seiner breiten Brust zu kommen, als er wieder sprach. „Das Pferd heißt also Piran … und seine Reiterin ist …?“

„Rachel Summers.“ Sie war die Hauptpferdepflegerin im Hardwick Polo Club und würde sich sehr während des kommenden Polo-Turniers um Diego Ortegas Pferde kümmern, der als Stargast dazu eingeladen war. Sie wollte, dass er sie für eine professionelle und erfahrene Pferdepflegerin hielt und nicht für eine alberne Närrin. „Und Sie sind Diego Ortega“, fügte sie höflich hinzu. „In Hardwick sind schon alle ganz aufgeregt wegen Ihres Besuches, Mr Ortega.“

Dunkle Augenbrauen hoben sich, und Rachel zuckte zusammen. Warum hatte sie nicht gesagt: „alle freuen sich auf Ihren Besuch“ oder „sprechen von Ihrem Besuch“ – anstatt das Wort „aufgeregt“ zu benutzen? Sie klang wie ein naiver Teenager, und Diego Ortega lächelte amüsiert.

„Sie sehen aus, als wären Sie gerade erst mit der Schule fertig, Miss Summers“, meinte er, und seine Mundwinkel zuckten, als sie ihn wütend anfunkelte. Trotz ihrer zierlichen Gestalt war sie genauso temperamentvoll und feurig wie die Fohlen aus seiner Zucht auf der Estancia Elvira zu Hause in Argentinien.

„Zweiundzwanzig“, fuhr Rachel ihn an. Sie war immer noch wütend darüber, dass er ihre Reitkünste anzweifelte, doch als sie sah, wie Diego sie genüsslich musterte, schluckte sie trocken. Er sah sie an, wie sie noch niemals von einem Mann angesehen worden war, und obwohl ihr auf diesem Gebiet die Erfahrung fehlte, spürte sie instinktiv die Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute und die sie hilflos erschauern ließ.

Diegos Augen wurden schmal, als er mit einem Gefühl der Irritation feststellte, wie stark Rachel Summers ihn erregte. Er verstand nicht, wieso er so heftig auf sie reagierte, und es schockierte ihn beinahe, wie heftig sein Herz schlug und wie eng seine Hose sich mit einem Mal anfühlte. Es wurde höchste Zeit, diesen sinnlichen Zauber zu brechen, der sich über sie gelegt zu haben schien. Schließlich war er noch zum Essen bei Earl und Lady Hardwick eingeladen, und es wäre unhöflich gewesen, sich zu verspäten.

„Wohnen Sie im Herrenhaus?“, fragte er abrupt und zwang sich, einen Schritt zurückzutreten.

„Earl Hardwick bietet seinen Angestellten in der Regel nicht an, bei ihm einzuziehen“, erwiderte Rachel trocken. „Nicht einmal seiner Hauptpferdepflegerin.“

„Dann arbeiten Sie hier.“ Diego runzelte die Stirn. „Gehört Piran Ihnen?“ Er wusste, dass die meisten Ställe wenig Lohn zahlten, aber der Hengst war ein Vollblut und musste mehrere Tausend Pfund kosten.

„Nein, ich reite ihn nur. Er gehört Peter Irving von der Farm, die an Hardwick Estate angrenzt. Peter war früher ein Weltklasse-Springreiter und hat dreimal olympisches Gold gewonnen. Er ist mein Sponsor und mein großes Vorbild.“

Diego hörte den Enthusiasmus in ihrer Stimme.

„Dann hoffen Sie, in die britische Springmannschaft aufgenommen zu werden?“

„Die nächsten Olympischen Spiele sind mein Traum“, gestand Rachel und wurde abermals rot. Warum um alles in der Welt gestand sie ihr großes Ziel einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte? „Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg“, murmelte sie. „Erst einmal hoffe ich, einen Platz in der Mannschaft für die Europameisterschaften in diesem Jahr zu bekommen. Die Chancen stehen gut, denn ich habe hier optimale Trainingsbedingungen.“

„Es ist aber nicht ganz so optimal, wenn Ihr Pferd die Sprünge verweigert“, meinte Diego trocken. Er bemerkte, dass sie sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht über die Rippen fuhr. „Ich werde Piran für Sie zum Stall zurückreiten.“

Ohne Rachel Gelegenheit zum Widerspruch zu geben, stellte er die Steigbügel auf die richtige Höhe ein und schwang sich elegant und geschmeidig in den Sattel. Piran mochte eigentlich keine Fremden, aber zu Rachels Ärger stand er brav wie ein Lamm.

„Öffnen Sie das Gatter“, befahl Diego, und Rachel folgte seiner Anweisung mit unterdrücktem Ärger.

„Ich finde immer noch, dass Sie zum Arzt müssen. Sie sind leichenblass und haben ganz offensichtlich Schmerzen.“

„Ich habe nur ein paar Blutergüsse“, erwiderte sie trotzig.

„Um ganz sicher zu sein, sollten Sie die nächsten Tage nicht reiten.“

„Machen Sie Witze? Das nächste Turnier steht an, und ich muss mit Piran trainieren. Er wäre gesprungen, wenn das Motorrad ihn nicht erschreckt hätte.“

Diego fluchte, hin- und hergerissen zwischen Ungeduld und Bewunderung. Herrgott, war dieses Mädchen stur.

„Sie sind die streitlustigste Frau, die mir jemals begegnet ist, Miss Summers.“ Er bewegte sich, bevor Rachel seine Absichten erraten konnte, und sie schrie erschrocken auf, als er sich zu ihr herunterbeugte, sie mühelos auf Pirans Rücken hob und vor sich in den Sattel setzte. Er hielt einen Arm um sie geschlungen und lehnte sie gegen seine Brust, während er mit seiner freien Hand mit beeindruckender Leichtigkeit Pirans Zügel führte.

Rachel starrte auf Diegos muskulösen Unterarm. Er würde sie nicht loslassen, deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als still zu sitzen, bis sie die Stallungen erreichten. Aber sie würde der Versuchung nicht nachgeben, sich zu entspannen und den Kopf gegen seine Brust zu lehnen. Er war sowieso schon viel zu nah, und das Gefühl seiner Schenkel dicht an ihren kam ihr schockierend intim vor. Sie spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging, und nahm den männlich-herben Duft seines Aftershaves wahr, der ihr zu Kopf stieg – und beides verwirrte sie zutiefst.

Deshalb war sie froh, als sie endlich den Stall erreichten. Diego stieg zuerst ab und hob sie dann vorsichtig vom Pferd. Länger, als ihr lieb war, hielt er sie in den Armen. Sein Herz schlug ruhig an ihrem Ohr, während Rachels eigenes wild klopfte und sie sich seiner Hände bewusst war, die unter ihren Knien und an ihrem Oberkörper lagen, sodass seine Finger leicht die Seite ihres Busens berührte.

Ihre Wangen waren gerötet, als er sie auf einem Heuballen absetzte, und sie starrte ihn wütend an, als er sich über sie beugte, um zu verhindern, dass sie aufstand.

„Ich muss mich um Piran kümmern“, erklärte sie wütend.

„Ich werde einen der anderen Pferdepfleger darum bitten.“

„Aber Piran mag es nicht, wenn ein anderer ihn striegelt“, widersprach Rachel ihm.

„Nun, dann wird er sich daran gewöhnen müssen, weil ich Sie erst wieder hier im Stall sehen will, wenn Sie vom Arzt gründlich untersucht und Ihre Rippen geröntgt worden sind. Mein Chauffeur, Arturo, wird Sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus fahren“, sagte Diego kühl. „Ich würde Sie gerne selbst hinbringen, aber Lady Hardwick gibt heute Abend eine Dinnerparty, zu der ich leider erscheinen muss“, fügte er trocken hinzu.

„Widerspruch ist zwecklos, Miss Summers“, warnte er sie und legte seine Finger mit sanftem Druck unter ihr Kinn, sodass sie gezwungen war, ihren Mund zu schließen und die wütende Erwiderung herunterzuschlucken, die ihr auf der Zunge lag. „Während meines Aufenthalts in Hardwick Hall habe ich hier im Stall das Sagen, und ich will nicht, dass jemand für mich arbeitet, der nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Wenn Sie sich die Rippen gebrochen haben oder anderweitig verletzt sind, dann kann ich Sie hier nicht gebrauchen.“

Unbeeindruckt von ihrem wütenden Gesichtsausdruck lächelte er. „Ich kann Sie nicht den ganzen Sommer lang Miss Summers nennen – oder, Rachel?“

Rachel war fest entschlossen, sich von seinem plötzlich sanften Tonfall und seinem Lächeln nicht beeindrucken zu lassen. Er war ganz offensichtlich ein erfahrener Frauenheld und außerdem der arroganteste Mann, der ihr jemals begegnet war, und sie war wütend auf ihren Körper, weil er auf diese völlig unangemessene Weise auf ihn reagierte.

„Was meinen Sie mit ‚den ganzen Sommer lang‘?“, fragte sie heiser. „Ich weiß, dass Sie an dem Polo-Turnier teilnehmen, aber danach müssen Sie doch sicher nach Argentinien zurück.“

Autor

Chantelle Shaw
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs.

Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon,...
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