Baccara Collection Band 413

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ICH WILL DEINE LIEBE, COWBOY von MAISEY YATES
Liebe? Das ist nichts für den reichen Cowboy Isaiah Grayson. Er braucht nur eine Frau, die ihm Kinder schenkt. Eine Zweckehe mit seiner Assistentin Poppy scheint die perfekte Lösung. Bis Poppy ihn kurz vor der Hochzeit verlässt - und ihm damit das Herz bricht!

WENN DAS BEGEHREN WIEDER ERWACHT von KIANNA ALEXANDER
Dieses Lächeln, die breiten Schultern - als Eliza den sexy Millionär Christopher Marland wiedersieht, erwacht ihr Begehren. Sie will ihn noch immer! Aber er hat ihr schon einmal furchtbar wehgetan. Sie darf nicht zulassen, dass er ihr Leben erneut auf den Kopf stellt!

VERFÜHRT VON EINEM EINZIGEN KUSS von PATRICIA THAYER
Pferdeflüsterer Johnny Jameson weiß genau: Er sollte die Finger von Jessica Calhoun lassen. Denn die Rancherin ist zwar umwerfend sexy, aber keine Frau für eine Affäre. Und er ist kein Mann für die Ewigkeit. Wenn ihr Kuss nur nicht so unglaublich süß schmecken würde …


  • Erscheinungstag 03.12.2019
  • Bandnummer 413
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725693
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Maisey Yates, Kianna Alexander, Patricia Thayer

BACCARA COLLECTION BAND 413

MAISEY YATES

Ich will deine Liebe, Cowboy

„Heirate mich!“ Als Isaiah Grayson ihr eine Zweckehe anbietet, weil er unbedingt eine Familie will, bleibt Poppy fast das Herz stehen. Sie ist schon ewig in ihren sexy Boss verliebt, doch für ihn war sie immer nur seine Assistentin. Trotzdem willigt sie ein – denn sie kann ihm einfach nicht widerstehen. Aber wird sie ohne seine Liebe jemals glücklich werden?

KIANNA ALEXANDER

Wenn das Begehren wieder erwacht

Sie ist die Eine! Das wird Millionär Christopher Marland schlagartig bewusst, als Eliza Ellicott nach vielen Jahren plötzlich vor ihm steht. Damals waren sie jung – und weil ihre Eltern es verlangten, hat er Eliza verlassen. Ob sie ihm jetzt glauben wird, dass er nie aufgehört hat, sie zu lieben?

PATRICIA THAYER

Verführt von einem einzigen Kuss

Als Johnny Jameson auf der Ranch auftaucht, ist Jessica vom ersten Moment an hingerissen von dem sexy Pferdeflüsterer. Doch sie hat sich geschworen: nie wieder ein Cowboy! Lange kann sie ihm jedoch nicht widerstehen. Schon bald erlebt sie sinnliche Stunden in Johnnys Armen – bis er eines Tages plötzlich verschwindet …

1. KAPITEL

1. November 2018

Ort: Copper Ridge, Oregon

EHEFRAU GESUCHT

Reicher Rancher mit Abneigung gegen Geselligkeit. Suche eine Frau, die nicht versucht, mich zu ändern. Muss tolerant sein gegenüber Launen, vermeintlichem Mangel an Einfühlungsvermögen und der Tendenz, für ein paar Tage in den Bergen zu verschwinden. Erwarte gekochtes Essen. Außerdem eventuell ein oder zwei Kinder. Genaue Anzahl nach Vereinbarung. Der Bart ist nicht verhandelbar.

5. November 2018

Überarbeiteter Entwurf zur Freigabe bis zum 6.11.

EHEFRAU GESUCHT

Reicher Rancher mit Abneigung gegen Geselligkeit. Erfolgreicher Rancher sucht eine Frau, die sich für das Landleben begeistern kann. Suche eine Frau, die nicht versucht, mich zu ändern. Muss tolerant sein gegenüber Launen, vermeintlichem Mangel an Einfühlungsvermögen und der Tendenz, für ein paar Tage in den Bergen zu verschwinden. Obwohl ich mit meinem Leben zufrieden bin, fühle ich mich allmählich etwas einsam und würde mich über jemanden freuen, der mein Glück noch bereichert. Ich mag Campingausflüge und ziehe die Berge einer Nacht in der Stadt vor. Erwarte gekochtes Essen. Außerdem eventuell ein oder zwei Kinder. Genaue Anzahl nach Vereinbarung. Der Bart ist nicht verhandelbar. Ich erhoffe mir ein traditionelles Familienleben, eine Ehefrau und Kinder, mit denen ich es teilen kann.

„Das ist ja grauenhaft.“

Poppy Sinclair sah von ihrem Schreibtisch auf und blickte direkt in die zornigen grauen Augen ihres Bosses. Er hielt ihr einen Ausdruck der Kontaktanzeige hin, die sie für ihn korrigiert hatte, und wedelte damit, als wäre er eine Zeitung und sie ein Hund.

„Das Original war furchtbar“, antwortete sie knapp und wandte sich wieder ihrem Computer zu.

„Aber es war die Wahrheit.“

„Willst du wie ein Arschloch rüberkommen?“

„Ich bin ein Arschloch“, sagte Isaiah, offensichtlich unberührt von dieser Tatsache.

Er war mit sich selbst im Reinen. Was sie auf eine gewisse Art bewunderte. Isaiah war Isaiah, und dafür entschuldigte er sich nicht. Aber diese Einstellung würde zum Problem werden, wenn er eine Frau finden wollte. Denn nur sehr wenige Leute waren so mit ihm im Reinen wie er mit sich selbst.

„Ich würde niemals sagen, dass ich …“, er runzelte die Stirn, „‚… mein Glück bereichern will. Was zum Teufel, Poppy …“

Poppy kannte Isaiah seit ihrem achtzehnten Lebensjahr. Sie war mit seinen Launen vertraut. Mit seinem mangelnden Feingefühl. Mit seiner Schroffheit.

Doch irgendwie hatte sie es nie geschafft, sich an ihn zu gewöhnen. Als Mann.

An diesen mürrischen, ruppigen, bärtigen Mann, der wie eine Ziegelwand war. Oder wie einer der Berge, in die er bisweilen tagelang verschwand.

Jedes Mal wenn sie ihn sah, fühlte es sich an, als hätte er ihr die Luft direkt aus den Lungen geraubt. Es war mehr als sein gutes Aussehen. Viele Männer sahen gut aus. Sein Bruder Joshua zum Beispiel, und der war wesentlich umgänglicher.

Isaiah war … Nun ja, er war ihre ganz persönliche Sorte Katzenminze. Er ließ alles in ihr aufmerken, schnurren … und dann wollte sie gestreichelt werden.

Selbst wenn er sich voll im Einsiedlermodus befand.

Leute – und mit ihnen Kontakt haben – waren eindeutig nicht sein Ding. Das war ein Grund, warum Poppy so eine Bereicherung für sein Arbeitsleben war. Es war ihr Job, in Meetings zu sitzen, sich Notizen zu machen und ihm hinterher ihre Erkenntnisse über die Anwesenden mitzuteilen. Er war ein brillanter Geschäftsmann, konnte fantastisch mit Zahlen umgehen. Aber mit Leuten … eher nicht so.

Wie die Kontaktanzeige bewies. Natürlich stand bereits die Tatsache, dass er eine Anzeige aufgab, um eine Frau zu finden, im Widerspruch zu seinem Wesen – plötzlich wollte er eine Frau! –, aber irgendwie passte es auch. Schließlich suchte er sie per Annonce.

Die ganze Situation war Joshuas Schuld. Nun ja, vermutlich die von Devlin und Joshua gemeinsam, um fair zu bleiben.

Isaiahs Brüder waren glückliche Junggesellen gewesen, bis Devlin vor ein paar Jahren Mia, die beste Freundin ihrer Schwester Faith, geheiratet hatte.

Joshua war dann der Nächste gewesen, der den Bund der Ehe geschlossen hatte – er war Opfer der schrulligen Idee ihres Vaters gewesen. Das Oberhaupt der Familie Grayson hatte eine Zeitungsanzeige geschaltet, um eine Frau für seinen Sohn zu suchen. Um es ihm heimzuzahlen, hatte Joshua selbst eine Kontaktanzeige aufgegeben, in der er nach einer höchst ungeeigneten Ehefrau gesucht hatte, was seinen Vater lehren sollte, sich nicht einzumischen.

Es war nach hinten losgegangen. Oder … nach vorn. So oder so, Joshua hatte Danielle am Ende geheiratet und lebte nun glücklich mit ihr und ihrem kleinen Bruder zusammen, den sie als ihren gemeinsamen Sohn aufzogen.

Nach der Hochzeit hatte Isaiah den Plan gefasst, eine Frau für sich zu suchen.

Durch die Heirat waren ihm – so hatte er es Poppy eines Morgens bei der Arbeit erklärt – einige Dinge klargeworden. Er hielt die Ehe für eine wertvolle Institution, an der er teilhaben wollte. Er wollte Beständigkeit. Er wollte Kinder. Nach Liebe sehnte er sich überhaupt nicht.

Er musste ihr nicht erklären, warum.

Sie wusste, warum.

Rosalind.

Sie würde den Namen ihrer Pflegeschwester nicht laut aussprechen, ebenso wenig wie er. Allerdings erinnerte sie sich. An die furchtbaren, furchtbaren Konsequenzen von Rosalinds Betrug.

Sein Schmerz. Poppys eigene zwiespältige Gefühle.

Er starrte sie nun an, die schiefergrauen, unnachgiebigen Augen funkelten mit einer Energie, die sie nicht so recht einordnen konnte. Und mit einer Kälte, einer Gleichgültigkeit, die vor Rosalind nicht dort gewesen war. Es war eine Gefühllosigkeit, die sie und jede andere Frau klar und deutlich erkennen ließ, dass sein Herz nicht zur Verfügung stand.

Das bedeutete aber nicht, dass ihr eigenes Herz sich nicht jedes Mal verknotete, wenn er den Raum betrat. Wann immer er sich näher zu ihr herüberlehnte – wie in diesem Augenblick – und sie einen Hauch seines Duftes erhaschte. Herb und kiefernartig, geradezu ein Holzfällerporno für ihre Sinne.

Er war ein einziger Gegensatz, vom Cowboyhut bis zu den Stiefeln. Ein Zahlenmensch, der die Natur liebte, und so gebaut war, als gehörte er nach draußen an die harte Arbeit.

Gütiger Gott, er war problematisch.

Er machte sie schwindelig. Diese breiten Schultern, an denen sie sich festhalten wollte. Die schlanken Hüften, um die sie ihre Beine schlingen wollte. Und seine Unterarme … Alles harte Muskeln. Sie wollte sie ablecken.

Er verwandelte sie in ein sinnlich frustriertes Wesen, und das hatte sonst niemand geschafft. Noch nie. Traurigerweise schien er sie überhaupt nicht anziehend zu finden.

„Ich will niemanden in die Irre zu führen“, sagte er.

„Richtig. Aber du willst jemanden bezirzen.“ Allein beim Gedanken daran wurde ihr übel. Doch Eifersucht war zwecklos. Falls Isaiah sie wollte … nun, dann hatte er Gelegenheiten genug gehabt.

Er richtete sich auf und ging zur anderen Seite des Büros. Vor Erleichterung sackte sie beinahe in sich zusammen. „Das sollte mein Geld erledigen.“ Als ob das jedes Problem lösen würde.

Sie unterdrückte ein mattes Seufzen. „Möchtest du jemanden, der vielleicht … an dir als Person interessiert ist?“

Sie wusste, dass das eine alberne Frage an Isaiah Grayson war. Doch sie war ebenso seine Freundin wie seine Angestellte. Deshalb war es irgendwie … ihre Pflicht, das mit ihm durchzustehen. Selbst wenn sie nicht wollte, dass er es überhaupt tat.

Und sie wollte nicht, dass er jemanden fand.

Wow. So sollte eine Freundin eigentlich nicht denken.

Andererseits … vielschichtige Gefühle für einen Freund zu haben machte emotionale Selbstlosigkeit kompliziert.

„Wie du bereits festgestellt hast …“, erwiderte er trocken. „Ich bin ein Arschloch.“

„Eigentlich warst du derjenige, der das gesagt hat. Ich meinte nur, dass du wie eines klingst.“

„Wie dem auch sei, ich werde auf jeden Fall nie einen Preis für Liebenswürdigkeit gewinnen, das wissen wir beide. Mir soll’s recht sein, wenn irgendeine in den Hafen der Ehe einlaufen und mein Geld ausgeben will.“

Sie seufzte schwer und ignorierte, dass ihr Herz sich anfühlte wie ein Blatt Papier, dass man zu einem festen kleinen Ball zusammengeknüllt hatte. „Warum willst du überhaupt eine Ehefrau, Isaiah?“

„Das habe ich dir bereits erklärt. Joshua ist sesshaft geworden. Devlin ist sesshaft geworden.“

„Ja, das sind sie. Aber warum jetzt?“

„Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich heiraten würde“, sagte er lediglich. „Es war nie meine Absicht, mein ganzes Leben lang Single zu bleiben.“

„Tickt deine biologische Uhr?“, fragte sie trocken.

„Auf eine gewisse Art“, sagte er. „Wieder einmal lässt sich alles auf Logik zurückführen. Ich stehe meiner Familie nahe, meinen Brüdern. Sie werden eher früher als später Kinder bekommen. Joshua und Danielle haben bereits einen Sohn. Cousins sollten ein ähnliches Alter haben. Es ergibt einfach Sinn.“

Sie biss sich in die Wange. „Dann … denkst du also, du kannst entscheiden, dass es Zeit ist, und dann lässt du es geschehen?“

„Ja. Und ich glaube, Joshuas Erfahrung beweist, dass man alles erreichen kann, solange man ein gemeinsames Ziel hat. Es kann wie Mathematik sein.“

Jetzt biss sie sich auf die Zunge. Isaiah war durch und durch ein Zahlenmensch. „Aha.“

Sie weigerte sich, selbst das kleinste Zugeständnis zu machen, weil sie glaubte, dass er falsch lag. Nicht dass sie über Beziehungen irgendeiner Art wirklich Bescheid wusste.

Als Kind war sie durch ziemlich viele Pflegeheime gereicht worden, und erst in der Highschool hatte sie ein paar Jahre der Beständigkeit bei einer Pflegefamilie gefunden. Dort hatte sie auch Rosalind kennengelernt. Sie hatten sich ein Zimmer geteilt und über die Zukunft gesprochen, in der sie mehr als bloß Mündel des Staates sein würden.

Seitdem hatte Poppy das Gefühl gehabt, sich ein anständiges Leben erkämpft zu haben. Doch noch immer hatte sie nicht eine einzige Liebesbeziehung gehabt.

Den Boss anzuschmachten zählte nicht.

„Das Einzige, was mir daran gefällt, auszugehen und jemanden abzuschleppen, ist das Abschleppen“, sagte er.

Für diese unnötige Ergänzung ihres Gesprächs hätte sie ihn am liebsten geboxt. Sie saugte die Wange ein und biss darauf. „Toll.“

„Wenn man darüber nachdenkt, ist es ziemlich schlau, eine Beziehung zu einem Geschäftsvorgang zu machen. Die Ehe ist eine rechtswirksame Vereinbarung. Aber man erhält nicht nur Sex. Man profitiert auch von einem ordentlichen Haushalt, Kindern …“

„Richtig. Kinder.“ Sie hatte die erste Andeutung darüber ignoriert, aber … Unbewusst presste sie ihre Hände an den Bauch. Dann ließ sie sie schnell wieder sinken.

Sie sollte nicht über Isaiah und Kinder nachdenken oder darüber, dass er sie mit einer anderen Frau zu zeugen gedachte.

Verworrene Gefühle waren nur eine faule Ausrede. Und es war schwer, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, wenn sie so stark auf ihn reagierte – auf seine Anwesenheit, seinen Plan, seinen Vortrag über Kinder.

Sie war eben hoffnungslos in ihn verliebt. Und er hatte sie nicht ein Mal so gesehen, wie sie ihn sah.

Kennengelernt hatte sie ihn durch Rosalind. Als Poppy achtzehn geworden war, hatte man sie ohne Bleibe aus dem Pflegeheim entlassen. Alles, was sie damals besaß, befand sich in einem alten Jutebeutel, den eine Pflegemutter ihr Jahre zuvor geschenkt hatte.

Als Poppy überlegte, wen sie um Hilfe bitten könnte, war Rosalind der einzige Mensch gewesen, der ihr eingefallen war, und sie hatte sie angerufen. Sie war immer mit Rosalind in Kontakt geblieben, auch als diese nach Seattle gezogen war, um dort zu arbeiten.

Selbst als Rosalind angefangen hatte, mit einem wunderbaren Mann auszugehen, von dem sie nicht aufhören konnte zu schwärmen.

Sie war Poppys einziger Rettungsanker, und sie hatte danach gegriffen. Rosalind hatte sich für sie eingesetzt. Sie hatte Poppy zu sich in die Wohnung geholt, und dann hatte sie ein Bewerbungsgespräch für sie bei ihrem Freund organisiert, der eine Assistentin suchte.

An nur einem Nachmittag hatte Poppy eine Unterkunft und einen Job gefunden sowie ihr Herz verloren. Sie hatte es – wie im Laufe der Zeit klar geworden war – unwiderruflich an den Mann verloren, der tabu war.

An ihren Boss. Den Freund ihrer Pflegeschwester. Isaiah Grayson, der nun länger ihr Boss war als Rosalinds Freund und Verlobter.

Poppy hatte so lange mit geteiltem Herzen gelebt. Selbst nach Isaiahs und Rosalinds Trennung hatte Poppy sich um beide kümmern können. Obwohl sie in Isaiahs Gegenwart nie wieder von Rosalind sprach, sie nicht einmal mehr erwähnte.

Rosalind hatte nicht solche Hemmungen, was die Erwähnung von Isaiah anging. Allerdings war sie auch diejenige gewesen, die ihn betrogen und ihn ein großes Geschäft gekostet hatte und darüber hinaus beinahe sein Start-up sowie die Beziehung zu seinem Geschäftspartner, der zudem sein Bruder war, ruiniert hätte.

Also.

Poppy hatte ihn geliebt, während er mit einer anderen Frau zusammen war. Hatte ihn geliebt, als er wegen besagter Frau an Liebeskummer litt. Sie liebte ihn, obwohl er der Liebe komplett abgeschworen hatte. Und nun würde sie ihn lieben müssen, während sie Vorstellungsgespräche mit potenziellen Ehefrauen für ihn führte.

Sie war am Boden zerstört.

Er hatte das Wort Sex vor ihr benutzt, als würde es nichts mit ihrem Körper anstellen. Hatte über Kinder gesprochen, als würde das kein … Verlangen in ihr wecken.

Männer waren Idioten. Aber dieser hier könnte gut deren König sein.

„Stell die unveränderte Anzeige in die Zeitung.“

Sie schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht.“

„Ich könnte dich feuern.“ Er beugte sich näher zu ihr, und sie hielt den Atem an. „Wegen Befehlsverweigerung.“

Ihr Herz begann fieberhaft zu schlagen, und sie wünschte, sie hätte es auf ihre Entrüstung schieben können. Auf ihre Verärgerung. Doch sie wusste, dass es nicht so war.

Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Wenn du mich bis jetzt nicht gefeuert hast, wirst du es auch weiterhin nicht tun. Und außerdem …“, sagte sie und spitzte ihren Tonfall zu, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. „Ich bin schließlich diejenige, die deine angehenden Bräute befragen muss. Das macht es auf so viele Arten auch zu meinem Unterfangen. Ich bin diejenige, die aussieben muss. Deshalb möchte ich eine Anzeige rausschicken, bei der ich die größte Chance habe, nicht so viel Mist sichten zu müssen.“

Er sah sie an, und zu ihrer Überraschung schien er über ihre Worte nachzudenken. „Das stimmt. Du wirst die Bewerbungsgespräche führen.“

Sie fühlte sich, als hätte man sie erdolcht. Sie würde das Gespräch mit Isaiahs potenzieller Ehefrau führen. Er war der Mann, in den sie verliebt war, seit sie ein dummer Teenager gewesen war, und in den sie auch heute, als dumme Endzwanzigerin, noch immer verliebt war.

Es gab einen Haufen Gründe, warum sie trotz ihrer Gefühle für ihn immer distanziert geblieben war – von Rosalind und seiner Einstellung zur Liebe einmal ganz abgesehen.

Sie liebte ihren Job. Sie liebte Isaiahs Familie, die sie in all den Jahren gut kennengelernt hatte und die einer eigenen Familie am nächsten kam.

Ihn zu lieben war außerdem … Sie war keines der Mädchen, die so etwas haben konnten. Nicht Poppy Sinclair, deren Mutter verschwunden war und sie mit einem Vater zurückgelassen hatte, der vergessen hatte, seine zwei Jahre alte Tochter zu füttern.

Trotzdem änderte sich ihr Leben allmählich.

Sie lebte weit besser, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Gray Bear Construction florierte – die Fusion der Baufirmen von Jonathan Bear und den Graysons vor ein paar Jahren war erfolgreicher, als sie sich vorgestellt hatten.

Und jeder Angestellte auf jeder Ebene hatte davon profitiert.

Obwohl sie aus Seattle kam, lebte sie gern in Copper Ridge, einer Kleinstadt, in der das Leben ruhiger war. Allerdings bedeutete das, dass es weniger Menschen gab, mit denen man Kontakt haben konnte.

Man verbrachte die Freizeit meist mit Leuten, mit denen man jeden Tag zusammen arbeitete. Daran gab es nichts auszusetzen. Sie hatte Faith sehr gern, und seit Kurzem hatte sie auch angefangen, sich mit Joshuas Frau anzufreunden. Aber es gab keinen Tag, an dem sie genügend Abstand zwischen sich und Isaiah bringen konnte.

Andererseits erzwang sie es auch nicht und nahm sich keine Pause. Sie musste sich wohl selbst die Schuld für ihre Situation geben.

„Schalte die Anzeige, die du für richtig hältst“, sagte er unvermittelt. „Wenn du die richtige Frau triffst, wirst du es wissen.“

„Dann werde ich es wissen“, wiederholte sie schwerfällig.

„Ja. Niemand kennt mich besser als du, Poppy. Ich vertraue darauf, dass du die richtige Frau für mich aussuchen wirst.“

Mit diesen furchtbaren Worten ließ Isaiah sie an ihrem Schreibtisch zurück. Sie fühlte sich betäubt und missbraucht.

Vermutlich könnte sie ihm tatsächlich die perfekte Ehefrau aussuchen. Eine, die sein Leben erleichtern und ihm Freiräume lassen würde, wann immer er sie brauchte. Eine, die wunderschön und fabelhaft im Bett wäre.

Ja, sie wusste genau, was Isaiah Graysons Ansicht nach die perfekte Ehefrau ausmachte.

Das Traurige war, dass Poppy selbst nicht sonderlich viele dieser Qualitäten besaß.

Und dabei wünschte sie sich so verzweifelt, dass sie die perfekte Frau für Isaiah wäre.

Aber Träume waren anderen Frauen vorbehalten. So war es immer gewesen. Was bedeutete, dass eine andere Frau am Ende Poppys Traum leben würde.

Während sie für die ganze Sache die Kupplerin spielte.

2. KAPITEL

„Ich habe eine Kontaktanzeige in der Zeitung geschaltet.“

„Für?“ Isaiahs Bruder Joshua sah auf und fixierte ihn, als erwartete er die Antwort auf die Geheimnisse des Universums.

Joshua, Isaiah und ihre jüngere Schwester Faith saßen im Vorzimmer ihrer Büros und genossen ihren Morgenkaffee.

„Eine Ehefrau.“

Faith prustete ihren Kaffee zurück in die Tasse. „Was?“

„Ich habe eine Anzeige in der Zeitung geschaltet, um dadurch eine Ehefrau zu finden“, wiederholte er.

Um ehrlich zu sein, konnte er nicht verstehen, warum sie so stark auf diese Neuigkeit reagierte. Immerhin hatte Joshua auf diese Art seine Frau Danielle gefunden.

„Das kann nicht dein Ernst sein“, sagte Joshua.

„Von dir hatte ich am ehesten Unterstützung erwartet.“

„Warum von mir?“

„Weil du Danielle so kennengelernt hast. Oder hast du das schon vergessen?“

„Ich habe nicht vergessen, wie ich meine Frau kennengelernt habe. Allerdings habe ich die Anzeige nicht in dem ernsthaften Glauben veröffentlicht, ich würde damit jemanden zum Heiraten finden. Ich wollte Dad damit beweisen, dass seine Anzeige eine dämliche Idee war.“

„Aber wie sich herausgestellt hat, war es keine dämliche Idee“, sagte Isaiah. „Ich möchte heiraten. Ich dachte, das wäre eine mühelose Art, eine Frau zu finden.“

Faith starrte ihn entgeistert an. „Das kann nicht dein Ernst sein.“

„Das ist mein Ernst.“

Die Bürotür öffnete sich, und Poppy betrat den Raum. Sie trug ein verspielt gepunktetes Kleid, ihre dunklen Haare waren zu einem Knoten zurückgebunden, und ein paar Locken umspielten ihr Gesicht.

„Bitte sag mir, dass mein Bruder nur Witze macht“, sagte Faith. „Und dass er nicht wirklich eine Anzeige in der Zeitung geschaltet hat, um eine Frau zu finden.“

Poppy blickte von ihm zurück zu Faith. „Er macht keine Witze, das weißt du doch.“

„Und du weißt, dass er eine Anzeige in die Zeitung gesetzt hat, um eine Frau zu suchen?“, fragte Joshua.

„Natürlich weiß ich das“, antwortete Poppy. „Wer glaubst du, wird die Bewerbungsgespräche führen?“

Das brachte ihm zwei fassungslose Blicke ein.

„Wer soll es sonst tun?“, fragte Isaiah.

„Du führst nicht einmal die Bewerbungsgespräche für deine eigene Frau selbst?“, fragte Faith.

„Ich vertraue Poppy blind. Täte ich das nicht, wäre sie nicht meine Assistentin.“

„Aber ausgerechnet … Du bist verrückt.“ Faith stürmte aus dem Raum. Joshua blieb sitzen und nippte an seinem Kaffee.

„Kein Kommentar?“, fragte Isaiah.

„Oh, da fallen mir viele ein. Aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass sie überhaupt nichts ändern würden. Deshalb behalte ich meine Gedanken für mich. Nichtsdestotrotz …“, sagte er und schnappte sich seinen Kaffee, „… muss ich mich jetzt an die Arbeit machen.“

So blieben Isaiah und Poppy allein im Raum zurück. Sie sah ihn nicht an, sondern schaute mit einem undefinierbaren Blick den Gang entlang. Sie hatte ein filigranes Profil, formschöne dunkle Wimpern und faszinierend geschwungene Lippen. Ihr Hals war lang und elegant, und wie sich ihr Kleid um ihre vollen Brüste legte, war in jedem Fall ein schöner Anblick.

Er biss die Zähne aufeinander. In der Regel betrachtete er Poppy nicht auf diese Weise. Dennoch war sie hübsch. Das hatte er schon immer gedacht.

Selbst damals, als er noch mit Rosalind zusammen gewesen war, hatte er gefunden, dass Poppy etwas Besonderes an sich hatte.

Bei ihr fühlte er sich … Er wusste es nicht. Ein bisschen geerdeter. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie ihn anders behandelte als die meisten Leute.

So oder so, sie war für ihn unersetzlich. Was das Unternehmen betraf, war Poppy sein Barometer. Seine Möglichkeit, die Situation richtig zu beurteilen. Die Detailarbeit erledigte sie fehlerfrei. Kümmerte sich um alles, was er nicht mochte, sodass er sich auf das konzentrieren konnte, worin er gut war.

Er konnte sich zu hundert Prozent auf sie verlassen.

Das musste er ihr irgendwann einmal sagen. Vielleicht würde er ihr eine weitere Perlenkette kaufen. Obwohl sie beim letzten Mal wütend geworden war, als er das getan hatte. Doch sie trug sie. Tatsächlich trug sie sie sogar heute.

„Sie haben recht“, sagte Poppy schließlich.

„Womit?“

„Damit, dass du verrückt bist.“

„Ich glaube, ich bin einigermaßen vernünftig.“

„Natürlich glaubst du das. Eigentlich …“, sie atmete langsam und tief aus, „… glaube ich auch nicht, dass du verrückt bist. Aber ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist.“

„Warum nicht?“

„Willst du wirklich auf diese Art eine Frau finden? Auf eine Art, die so … unpersönlich ist?“

„Was ist denn die Alternative? Ich muss jemand Neues treffen, muss den Dating-Prozess durchlaufen … Sie wird ein gewisses Balzverhalten erwarten. Wir müssen herausfinden, was wir gemeinsam haben und was nicht. Auf diesem Weg liegen die Fakten direkt auf dem Tisch. Das ist wesentlich geradliniger.“

„Vielleicht hast du etwas Besseres verdient“, sagte sie mit untypisch sanftem Tonfall.

„Vielleicht ist das besser für mich.“

Sie schüttelte den Kopf. „Da bin ich mir nicht so sicher.“

„Wenn es um das Geschäftliche geht, gibt es niemanden, dem ich mehr vertraue als dir. Aber du musst darauf vertrauen, dass ich weiß, was am besten für mein eigenes Leben funktioniert.“

„Das ist nicht das, was ich für dich will.“

Ein seltsamer Stromstoß zuckte zwischen ihnen hin und her, als sie die Worte aussprach, und ein Funken in ihren braunen Augen entfachte etwas in ihm.

„Ich weiß deine Bedenken zu schätzen.“

„Ja … Meine Bedenken“, wiederholte sie.

„Wir müssen uns an die Arbeit machen. Und du hast Bewerbungen der Ehefrauen zu sortieren.“

„Richtig“, sagte sie.

„Blondinen werden bevorzugt behandelt“, sagte er.

Poppy blinzelte und fasste sich langsam an ihre eigenen dunklen Haare. „Natürlich.“

Dann drehte sie sich um und ging aus dem Raum.

Isaiah hatte nicht erwartet, so viele Antworten auf seine Anzeige zu erhalten. Vielleicht hatte Poppy am Ende recht gehabt mit ihrer speziellen Formulierungstaktik. Es hatte zumindest so viele Antworten eingebracht, dass es sich für ihn wie ein Rekord anfühlte.

Obwohl er nicht genau wusste, wie viele Frauen sich auf die Kontaktanzeige seines Bruders gemeldet hatten.

Doch man konnte seine und Joshuas Bemühungen nicht vergleichen. Joshua hatte eine Anzeige geschaltet, in der er eine Scheinehe und eine satte Abfindung angeboten hatte. Isaiah vermutete, dass wesentlich mehr Frauen auf so etwas antworteten.

Aber er brauchte keine Quantität. Er brauchte bloß Qualität.

Und er glaubte daran, dass sie existierte.

Bei Joshuas und Danielles Hochzeit war ihm in den Sinn gekommen, dass es keinen Grund gab, warum die Partnersuche nicht wie Mathematik sein konnte. Er glaubte an die Ehe; es war die Romantik, von der er sich abgewendet hatte.

Oder vielmehr die Art von Romantik, mit der er Erfahrung hatte.

Selbstverständlich konnte er die Existenz von Liebe nicht abstreiten. Seine Eltern liebten sich schließlich. Vierzig Jahre Ehe schienen das nicht abgeschwächt zu haben. Andererseits war er nicht wie sie. Beide waren herzliche Menschen. Mitfühlend. Und all das schien ihnen leichtzufallen.

Isaiah war ein Schwarz-Weiß-Mann, der in einer Welt voller Grauschattierungen lebte, die ihn nicht interessierten, er wollte sie sich nicht einmal eingestehen.

Aber deshalb war er nicht irrational. Überhaupt nicht.

Irrational war er bisher nur einmal gewesen. Fünf Jahre mit Rosalind, und es waren die besten seines Lebens gewesen. Zumindest hatte er das seinerzeit geglaubt.

Dann hatte sie ihn betrogen und beinahe alles zerstört.

Oder besser gesagt, er hatte das.

Mehr hatte er nicht darüber lernen müssen, was mit ihm und seinen Instinkten unter dem Einfluss von Liebe geschah.

Er war damals in den zwanzigern gewesen, und es war kein Problem für ihn gewesen, dass er sein Leben ohne Partnerin verbringen würde. Doch jetzt in den dreißigern war diese Wahrheit wesentlich schwerer zu ertragen.

Das war der Grund, warum Poppy gerade Bewerbungsgespräch Nummer drei mit einer der Frauen führte, die auf seine Anzeige geantwortet hatten. Isaiah hatte darauf bestanden, dass jede, die auf die Kontaktanzeige geantwortet hatte, direkt zum Gespräch nach Copper Ridge kommen sollte. Jede, die es nicht für nötig befand, persönlich zu erscheinen, war es seiner Meinung nach nicht wert, in Betracht gezogen zu werden.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete die aufgeräumte Arbeitsfläche des Schreibtisches vor sich. In seinem Büro war alles an seinem Platz, so wie es immer war. So wie es sein sollte. Und schon bald würde auch in seinem Privatleben alles geordnet sein.

Auf der anderen Seite des Gangs öffnete sich die Tür zu Poppys Büro, und eine große, gertenschlanke Blondine trat heraus. Sie war definitiv sein Typ, was das Körperliche anging, und das Körperliche war schon ziemlich wichtig. Auf emotionaler Ebene mochte er vielleicht etwas gleichgültig sein, doch körperlich funktionierte alles. Ziemlich gut, vielen Dank.

In seiner Ehe-Mathe-Gleichung war Sex ein wichtiger Faktor.

Er beabsichtigte, seiner Frau treu zu bleiben. Es gab wirklich keinen Grund, ohne Treue eine lebenslange Verbindung einzugehen.

Deswegen war es nur vernünftig, dass er seine Wahl im Einklang mit seinem bevorzugten Körpertyp traf.

Als er diesen Gedankengang beendet hatte, war die Frau verschwunden, und einen Augenblick später erschien Poppy. Sie starrte den Gang entlang und wirkte sowohl durcheinander als auch verärgert. Er hatte gelernt, ziemlich treffsicher ihre Stimmungen zu erkennen. Denn Poppy war einer der wenigen Menschen auf dieser Erde, die keine Angst vor ihm hatten. Das sollte ihn eigentlich ärgern. Sie war seine Angestellte und sollte sich respektvoller benehmen.

Doch das wollte er gar nicht. Er mochte Poppy. Und das war in seiner Welt eine Seltenheit. Er mochte nicht besonders viele Leute. Weil die meisten von ihnen Idioten waren.

Sie jedoch nicht.

Gerade allerdings sah sie so aus, als wollte sie ihn umbringen. Als ihre stürmischen, dunklen Augen ihn fixierten, überkam ihn der flüchtige Gedanke, dass ein schwächerer Mann aus den Stiefeln springen und flüchten würde.

So ein Mann war Isaiah nicht.

Er freute sich auf die Auseinandersetzung mit ihr. Stahlkappenschuhe gegen Peeptoe-Stilettos.

„Sie war dumm“, verkündete Poppy.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Hast du einen IQ-Test mit ihr gemacht?“

„Ich rede nicht von ihrer Intelligenz“, sagte Poppy und schaute grimmig.

„Warum ist sie dumm?“, hakte er nach.

„Weil sie keine richtige Vorstellung davon hat, was du brauchst. Du bist ein vielbeschäftigter Mann, und du lebst in einer bäuerlichen Umgebung. Du wirst sie nicht jeden Abend zu einer Gala ausführen. Und offensichtlich dachte sie, so etwas wäre ein Teil der Abmachung, weil du ein reicher Mann bist. Ich habe ihr erklärt, dass du nur zu wenigen geschäftlich notwendigen Veranstaltungen im Jahr gehst, und auch das nur ungern. Dass jemand, der bei so einem Event an deinem Arm hängt, auf Hochglanz poliert sein und lächeln muss, um dich sozusagen zu kompensieren.“

Er überlegte einen Moment, ob er sich davon angegriffen fühlen sollte oder nicht. Er entschied sich dagegen. Weil sie recht hatte. Er kannte seine Stärken und Grenzen.

„Sie schien nicht sehr glücklich über diese Einzelheiten. Und deshalb sage ich, dass sie dumm ist. Sie möchte diesen … Job im Grunde. Einen Job, der lebenslänglich bedeutet. Und sie möchte, dass es dabei um sie geht.“

Er runzelte die Stirn. „Selbstverständlich geht es bei dieser Heirat nicht allein um mich. Ich rede von einer Ehe und nicht von einer Anstellung in der Firma.“

Trotzdem hatte er irgendwie Verständnis für ihren Gedankengang. Seine Anzeige enthielt strenge Anforderungen. Und er nahm an, dass es als Ausgangspunkt tatsächlich um ihn ging.

„Ist das wahr, Isaiah? Denn ich bezweifle das irgendwie. Du willst sicher keine Frau, die dir Unannehmlichkeiten bereitet.“

„Ich kaufe doch kein Auto“, sagte er.

„Nicht?“ Sie kniff die Augen zusammen und funkelte ihn grimmig an.

„Nein. Das ist mir schon klar.“

„Im Grunde genommen zwingst du dich selbst zu einer arrangierten Ehe.“

„Sieh es als fortgeschrittenes Onlinedating“, sagte er. „Nur zielführender.“

„Du lässt deine Assistentin eine Frau für dich aussuchen.“ Sie betonte jedes Wort, als verstünde er nicht, was er von ihr verlangte.

Ihre zierlichen Brauen zogen sich zusammen, und ihre Lippen formten einen Schmollmund.

Körperlich war Poppy überhaupt nicht sein Typ. Sie war nicht groß oder sonderlich langbeinig, auch wenn sie oft High Heels zu ihren Hausfrauenkleidern aus den Fünfzigerjahren trug. Sie war zierlich und doch kurvig, ihr Haar dunkel und lockig. Normalerweise hatte sie es zu einem lockeren, kunstvoll hochgesteckten Knoten gebunden, aus dem sich im Laufe des Tages allmählich ein paar Strähnen lösten.

Sie war hübsch, obwohl sie nicht der Typ Frau war, zu dem er sich normalerweise hingezogen fühlte.

Er war sich nicht sicher, warum ihm das genau jetzt auffiel. Vielleicht lag es am Licht, das gerade durch die Fenster hereinfiel und ihre feinen Gesichtszüge beleuchtete. Ihre mahagonifarbene Haut schimmerte rötlich an den Wagen. Möglicherweise war die Farbe ihrem Ärger geschuldet. Nichtsdestoweniger sah sie bezaubernd aus.

Ihre Lippen waren voll – ob Schmollmund oder nicht – und hatten denselben Rotton wie ihre Wangen.

„Ich verstehe nicht, was du meinst“, sagte er und riss den Blick von ihr los.

„Ich sage nur, dass du in etwa so viel persönliches Interesse daran zeigst, eine Frau zu finden, wie jemand, der ein Auto kaufen will.“

Er erwähnte nicht, dass er beim Autokauf auf eine Testfahrt bestehen würde und dass er nicht einmal etwas halb so Krasses für die Suche nach einer Ehefrau vorgeschlagen hatte.

„Wie viele Frauen triffst du heute noch?“, fragte er und entschied sich, ihren empörten Vergleich zu übergehen.

„Noch drei“, sagte sie.

Etwas an dem hartnäckigen, vielmehr störrischen Ausdruck in ihrem Gesicht ließ ihn beinahe fragen, was sie beschäftigte.

Aber nur beinahe.

„Hat meine Schwester den Kostenvoranschlag für ihren neuesten Entwurf geschickt?“, fragte er.

Poppy blinzelte. „Was?“

„Faith. Hat sie den Kostenvoranschlag geschickt? Ich muss ihn am Ende ohnehin korrigieren, aber ich würde gerne sehen, womit sie beginnt.“

„Der Prozess ist mir sehr wohl vertraut, Isaiah“, sagte Poppy. „Ich bin nur überrascht, wie du von Bewerbungsgesprächen auf den nächsten Entwurf deiner Schwester kommst.“

„Warum überrascht dich das? Die Entwürfe sind wichtig. Genau genommen sind sie der Grund, warum ich Milliardär bin.“

„Ja. Ich weiß“, sagte Poppy. „Faiths Talent ist einer der Hauptgründe, warum es uns allen so gut geht. Glaub mir, ich respektiere ihre Arbeit. Trotzdem kommt mir der Themenwechsel etwas abrupt vor.“

„Es ist immer noch ein Arbeitstag.“

Dunkelbraune Augen sahen ihn finster an. „Du bist wirklich komisch, weißt du das?“

Das wusste er. Schon immer. Dass sie das Gefühl hatte, ihn darauf ansprechen zu müssen, ergab für ihn keinen Sinn.

„Ja“, antwortete er.

Poppy stampfte auf.

Sie stampfte mit ihren hochhackigen Absätzen auf den Boden, als wären sie in einem Schwarzweißfilm.

„Nein, sie hat ihn noch nicht geschickt“, sagte Poppy.

„Du hast gerade mit dem Fuß nach mir aufgestampft.“

Sie warf die Arme in die Luft. „Weil du dich mir gegenüber wie ein Idiot verhalten hast.“

„Ich verstehe dich nicht“, sagte er.

„Du musst mich auch gar nicht verstehen.“ Sie zog die Stirn kraus.

„Aber ich muss deine Gehaltschecks unterschreiben“, hielt er entgegen. „Ich bin dein Boss.“

Die Farbe wich ihr aus den Wangen. „Richtig. Natürlich. Das musst du. Weil du mein Boss bist.“

„Das bin ich.“

„Nur mein Boss.“

„Ich bin bereits seit einem Jahrzehnt dein Boss“, betonte er und war sich nicht sicher, warum sie so eingeschnappt war.

„Ja“, sagte sie. „Du bist bereits seit einem Jahrzehnt mein Boss.“

Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zurück in ihr Büro, wo sie die Tür fest hinter sich schloss.

Und Isaiah ging zurück an seinen Schreibtisch.

Er hatte Arbeit zu erledigen. Deshalb hatte er Poppy die Aufgabe zugeteilt, eine Frau für ihn auszusuchen. Doch bevor er den Kostenvoranschlag bei Faith eintrieb, würde er etwas Koffein brauchen. Zu diesem Zweck schickte er Poppy eine kurze Nachricht.

Schnell erschienen drei Pünktchen am unteren Bildschirmrand, dann verschwanden sie wieder.

Sie tauchten wieder auf und verschwanden erneut. Schließlich kam einfach nur: „Na klar.“

Er konnte nur hoffen, dass sein Kaffee nicht vergiftet war.

Drei Stunden und drei Frauen später wünschte Poppy sich, sie wäre ihrem Instinkt gefolgt und hätte Isaiah das Mittelfinger-Emoji als Antwort auf seine Bitte um Kaffee geschickt.

Das war einfach zu viel. Es wäre für jede persönliche Assistentin mit Selbstachtung eine Zumutung. Doch für sie war es eine besondere emotionale Folter. Sie musste bei allen Frauen herausfinden, wie gut sie zu Isaiah passten. Und dafür musste sie mit ihnen über Isaiah reden. Den sie besser kannte als jeden anderen Mann auf der Welt. Den sie vermutlich besser kannte als überhaupt irgendwen. Und all das, während ihr seine Worte in den Ohren klangen.

Ich bin dein Boss.

Sie war seine Angestellte.

Und genau so sah er sie. Es sollte sie nicht überraschen, dass der nüchterne, unnachgiebige Isaiah sie in erster Linie als seine Assistentin betrachtete. Doch sie sah ihn als Freund.

Ihren besten Freund. Praktisch Familie.

Abgesehen von dem Teil in ihr, der ihn liebte und manchmal von Sex mit ihm träumte.

Würde sie heute allerdings einen Mittagsschlaf machen, würden sich ihre Träume von Isaiah einzig und allein darum drehen, wie sie ihm einen Füller in die Brust rammte.

Nun, vielleicht nicht in die Brust. Das wäre tödlich. Vielleicht in den Arm. Das würde wiederum Tinte und Blut auf seinem Hemd verteilen. Sie würde es aufknöpfen und ihm ausziehen müssen …

Okay. Vielleicht schaffte sie es, beide Träume gleichzeitig zu haben.

„Kätzchen sind meine rote Linie“, sagte die sechste Blondine des Tages gerade zu ihr.

„Ich …“ Poppy blinzelte und versuchte zu verstehen, was sie meinte. „Also … sexuell … oder wie?“

Die Frau rümpfte die Nase. „Ich meine, ich muss ein Kätzchen haben können. Das ist nicht verhandelbar.“

Poppy versuchte, sich Isaiah Grayson mit einem Kätzchen im Haus vorzustellen. Er hatte Scheunenkatzen. Und auf seiner Ranch hatte er unzählige Pferde und andere Tiere, aber ein Kätzchen hatte er nicht. Da er allerdings schon so viele Tiere besaß, war es wahrscheinlich, dass ihm eines mehr nichts ausmachen würde.

„Ich werde … mir das notieren.“

„Oh“, fuhr die Frau fort. „Ich kann auch mit der Zunge einen Kirschstängel verknoten.“

Poppy schloss die Augen und betete darum, standhaft zu bleiben und nicht aus dem Raum zu rennen, um Isaiah einen Papierkorb über den Kopf zu stülpen. „Das sollte ich wohl unter ‚besondere Fähigkeiten‘ notieren.“

„Männer stehen auf so was“, sagte die Frau.

Nun, vielleicht war das der Grund, weshalb Poppy so wenig Glück mit Männern hatte. Sie konnte keine Partytricks mit ihrer Zunge. Fairerweise: Sie hatte es nie versucht.

„Gut zu wissen“, erwiderte Poppy.

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und versuchte, nicht zu … Sie wusste es eigentlich nicht so genau. Schreien. Flüchten.

Eine jener Frauen, mit denen sie heute gesprochen hatte, könnte sehr wahrscheinlich die Frau werden, mit der Isaiah Grayson für den Rest seines Lebens schlafen würde. Die letzte Frau, mit der er je schlafen würde. Diejenige, die ihn vollständig und auf alle Zeit für Poppy unerreichbar machen würde. Diejenige, die ihren Träumen endgültig den Garaus machen würde.

Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde. Doch plötzlich traf es sie mit voller Wucht.

Ich bin dein Boss.

Er war ihr Boss. Nicht ihr Freund. Nicht ihr Geliebter. Niemals ihr Geliebter.

Vielleicht betrachtete er seine zukünftige Frau nicht wie ein neues Auto. Aber Poppy war für ihn wie ein Tacker. Nützlich und effizient, bei Bedarf.

„Also, wir melden uns dann“, sagte Poppy knapp.

„Wieso befragen Sie eigentlich all die Frauen? Wird das so eine Ehe mit Schwester-Frauen?“

Poppy verschluckte sich beinahe. „Nein. Ich bin Mr. Graysons Assistentin. Nicht seine Frau.“

„Das würde mich nicht stören“, fuhr Lola fort. „Ich halte das für eine gute Sache. Sich mit jemandem die ganze Arbeit mit den Kindern und dem Haushalt zu teilen. Na ja, und dem Sex.“

„Nicht. Seine. Frau.“ Poppy presste es zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Er sollte das in Betracht ziehen.“

Ihre Finger verkrampften sich um ihren Stift, und sie war überrascht, dass er nicht in zwei Hälften brach. „Mich als seine Frau?“

„Schwester-Ehefrauen.“

„Ich werde es notieren“, sagte Poppy trocken.

Als Lola endlich ging, atmete Poppy schnaubend aus.

Sie hatte gedacht, dass sie das schaffen könnte. Sie hatte falsch gelegen. Sie war eine Idiotin gewesen.

Ich bin dein Boss.

Er war ihr Boss. Weil sie für ihn arbeitete. Weil sie seit zehn Jahren für ihn arbeitete. Zehn Jahre.

Warum hatte sie diesen Job so lange behalten? Sie besaß Berufserfahrung. Außerdem hatte sie ein finanzielles Polster. Die Bezahlung war gut, keine Frage, aber sie könnte das gleiche Gehalt bei einer großen Firma in der Stadt bekommen. Sie musste nicht abgeschottet hier in Copper Ridge leben. Sie musste nicht bei einem Mann bleiben, der sie nicht zu schätzen wusste.

Sie musste nicht in dieser endlosen Hölle gefangen bleiben und etwas begehren, was sie niemals bekommen würde.

Niemand hielt sie hier. Nichts hielt sie hier.

Nichts außer der absurden Vorstellung, Isaiah könnte Gefühle für sie haben, die über die Wertschätzung als Assistentin hinausgingen.

Freunde konnten auch in unterschiedlichen Städten Freunde sein. Sie mussten nicht ständig zusammenhocken. Selbst wenn er sich falsch ausgedrückt hatte und sie doch als Freundin sah – und jetzt, mit etwas Abstand, konnte sie sich vorstellen, dass das eher der Wahrheit entsprach –, war das Grund genug, sich ihm weiterhin zwölf Stunden pro Tag auszusetzen?

Er war ihr Arbeitsleben. Er war ihr Sozialleben. Er war ihr Fantasieleben. Das war zu viel für einen Mann. Viel zu viel.

Schwer atmend stiefelte sie in sein Büro. Er sah von seinem Bildschirm auf, und seine grauen Augen musterten sie. Er ließ ihr Blut warm werden. Brachte ihre Hände zum Zittern. Sie wollte ihn. Selbst jetzt. Sie wollte durch den Raum sprinten und sich ihm in die Arme werfen.

Nein. Das musste aufhören.

„Ich kündige“, sagte sie. Die Worte platzten aus ihrem Mund wie ein Siegesruf.

Doch dann schlugen sie ein.

Trafen ihn, trafen sie. Und sie wusste, dass sie sie zurücknehmen könnte. Vielleicht sollte.

Nein. Sollte sie nicht.

„Du kündigst?“

„Es sollte nicht in meiner Jobbeschreibung stehen, eine Frau für dich zu suchen. Das ist grotesk. Ich habe die letzten zwanzig Minuten mit einer Frau gesprochen, die mich davon überzeugen wollte, die Tatsache, dass sie mit ihrer Zunge einen Kirschstängel verknoten kann, auf deinem lächerlichen Fragebogen unter ‚besondere Fähigkeiten‘ hinzuzufügen.“

Er runzelte die Stirn. „Nun ja, für dieses Talent gibt es mit Sicherheit interessante Anwendungsgebiete …“

„Das weiß ich“, sagte sie. „Aber warum sitze ich da und führe mit einer Frau eine Diskussion, die sich offensichtlich um deinen Penis dreht?“

Ihre Wangen wurden heiß, und ihre Hände begannen zu zittern. Sie konnte nicht glauben, dass sie gerade … von seinem Penis gesprochen hatte. Vor ihm.

„Mir war nicht klar, dass das ein Problem sein würde.“

„Natürlich nicht. Weil dir überhaupt nichts klar ist. Dich kümmert doch nur, was unterm Strich dabei herauskommt. Das ist das Einzige, was du immer siehst. Du willst eine Ehefrau, die dir hilft, den Haushalt zu schmeißen. Dein Leben zu organisieren. Wenn es danach geht, Isaiah Grayson, war ich die letzten zehn Jahre deine verdammte Ehefrau. Ist es nicht das, wonach du suchst? Eine persönliche Assistentin für dein Zuhause. Ein Klon von mir, der dir Abendessen kocht und … und … Dinge tut, die Ehefrauen tun.“

Er runzelte die Stirn und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Da er nicht sprach, fuhr sie einfach fort. „Ich kündige“, wiederholte sie. „Und du musst dir selbst eine Frau suchen. Ich arbeite nicht mehr mit dir. Ich kümmere mich nicht mehr um dich. Du hast gesagt, du wärst mein Boss. Nun, jetzt nicht mehr.“

„Poppy“, sagte er und stützte sich mit seinen großen Händen auf dem Schreibtisch ab, als er aufstand. Sie sah von seinen Händen weg. Sie waren ebenso erotisch wie der Rest von ihm. „Sei doch vernünftig.“

„Nein! Ich werde nicht vernünftig sein. Diese Situation ist so unvernünftig, dass es nicht im Entferntesten fair von dir ist, von mir zu verlangen, mich vernünftig zu verhalten.“

Sie verharrten einen Moment und sahen sich einfach an. Dann wandte sie sich langsam ab, ihr Atem kam in stockenden, harten Zügen.

„Warte“, sagte er.

Sie hielt inne, drehte sich aber nicht um. Sie spürte seinen Blick, der sich direkt zwischen die Schulterblätter bohrte. „Du hast recht. Ich suche tatsächlich nach einer privaten Version von dir. Das war mir so bis gerade eben nicht aufgefallen. Ich suche nach einer persönlichen Assistentin – in allen Bereichen meines Lebens.“

Ein merkwürdiges Gefühl kroch ihren Nacken hinauf, und Gänsehaut stellte sich an ihren Armen auf. Noch immer kämpfte sie gegen den Drang, sich umzudrehen.

„Poppy“, sagte er langsam. „Ich denke, du solltest mich heiraten.“

3. KAPITEL

Als Poppy sich umdrehte, um ihn anzusehen, war ihre Miene unbewegt. Gelassen. Die meisten Menschen konnte er nicht gut einschätzen, aber er kannte Poppy. Sie war ausdrucksstark. Sie hatte ein breites Lächeln, und ihr finsterer Blick war stürmisch – das Fehlen von beidem wirkte … beunruhigend.

„Bitte?“

„Du hast selbst gesagt, ich brauche jemanden wie dich. Da stimme ich dir zu. Ich bin kein Mann, der sich mit dem Zweitbesten zufriedengibt. Warum sollte ich es diesmal tun? Du bist die beste persönliche Assistentin, die ich je hatte.“

„Ich bezweifele, dass du vor mir eine persönliche Assistentin hattest“, sagte sie.

„Das ist irrelevant“, sagte er und winkte ab. „Ich mag es, wie wir zusammenarbeiten. Ich wüsste nicht, warum wir daraus nicht mehr machen könnten. Wir sind gute Partner, Poppy.“

Endlich bewegte sich ihr Gesicht. Allerdings nur um Millimeter. „Wir sind gute Partner“, wiederholte sie mit tonloser Stimme.

„Ja“, bestätigte er. „Das sind wir. Das waren wir immer. Du hast bei jeder Wendung einen nahtlosen Übergang geschafft. Von unserer Arbeit bei einer größeren Baufirma hin zu der Gründung unserer eigenen. Vom Beginn unserer Expansion hin zum Zusammenschluss mit Jonathan Bear. Du bist mir bei jedem Schritt des Weges gefolgt, und ich war zum Teil deswegen erfolgreich, weil ich mich immer darauf verlassen konnte, dass du dich um all die Details kümmerst.“

„Und du glaubst, ich könnte … das einfach auch bei dir zu Hause tun?“

„Ja“, antwortete er bloß.

„Es gibt nur ein kleines Problem“, sagte Poppy, und die Schamesröte stieg ihr ins Gesicht. Sie stand einen Moment einfach nur da, während ihre Wangen immer röter wurden. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sie sprechen konnte. „Das Problem ist, dass eine Ehefrau sich nicht einfach nur um die Küche kümmert. Das tut eine Haushälterin.“

„Das ist mir bewusst.“

„Von einer Ehefrau wird erwartet …“ Sie senkte den Blick, während sich ihre dunkle Haut noch stärker verfärbte. „Du empfindest für mich nicht auf diese Art.“

„Auf welche Art? Du weißt, dass mein Wunsch zu heiraten nichts mit Liebe und Romantik zu tun hat.“

„Sex.“ Das Wort hallte wie eine Miniexplosion im Raum wider. „Eine Ehefrau zu sein hat etwas mit Sex zu tun.“

Damit hatte sie recht, und als er seinen kurzentschlossenen Antrag gemacht hatte, hatte er darüber gar nicht nachgedacht. Doch jetzt, wo er es tat …

Er musterte sie, ähnlich wie er es zuvor getan hatte. Diesmal allerdings nahm er ihre Schönheit nicht nur auf abstrakte Weise wahr. Diesmal erlaubte er sich eine intensivere Erkundungstour.

Ihre Haut sah weich aus. Er hatte vorhin bereits bemerkt, wie anmutig sie war. Doch es gab noch mehr. Ihre Brüste schienen genau groß genug, um in seine Hände zu passen, und ihre Hüften hatten eine extrem verführerische Rundung. Ihre Röcke waren nie kurz genug, dass man viel von ihren Beinen sehen konnte, aber sie hatte schöne Knöchel.

Er konnte sich mit Leichtigkeit vorstellen, vor ihr auf die Knie zu gehen und ihr die High Heels von den Füßen zu streifen. Und dann in einen der Knöchel zu beißen.

Das würde ihm gefallen.

„Ich denke nicht, dass das ein Problem darstellt“, sagte er.

Poppy fiel die Kinnlade herunter. „Wir haben nicht einmal … wir haben uns nicht einmal geküsst, Isaiah. Wir waren nicht einmal kurz davor.“

„Ja. Weil du meine Assistentin bist.“

„Deine Assistentin. Und du bist der Exverlobte meiner Pflegeschwester.“

Isaiah biss sich auf die Unterlippe. Unwillkürlich stieg Verärgerung in ihm hoch. „Rosalind hat mit all dem nichts zu tun“, sagte er.

„Sie gehört zu meinem Leben“, machte Poppy klar.

„Das ist ein Detail, über das wir später reden können.“ Oder überhaupt nicht. Ihm war nicht klar, warum sie das eigentlich besprechen sollten.

„Du willst mich nicht heiraten“, sagte Poppy.

„Zweifelst du etwa meine Entscheidung an, Poppy? Wie lange kennst du mich schon? Wenn ich eines nicht bin, dann ein unentschlossener Mann. Und ich denke, das weißt du.“

„Du bist ein Arsch“, sagte Poppy verärgert. „Wie kannst du es wagen … mich den ganzen Tag diese Frauen befragen zu lassen … und dann … Ist das irgend so ein kranker Test?“

„Du hast gedroht zu kündigen. Ich will aber nicht, dass du kündigst. Ich habe dich lieber überall in meinem Leben als nirgendwo.“

„Ich habe nicht damit gedroht, unsere Freundschaft aufzukündigen.“

„Wir sehen uns meistens bei der Arbeit“, sagte er.

„Und meine Arbeit ist dir mehr wert als meine Freundschaft, ist es das?“

Das war eine weitere Frage, die er nicht zu beantworten wusste. Denn er hatte das Gefühl, dass eine ehrliche Antwort ihm einen hochhackigen Absatz auf der Stirn einbringen würde. „Ich bin nicht sicher, ob man das trennen kann“, sagte er und fand sich ziemlich diplomatisch. „Da wir die meiste Zeit in der Firma verbringen und mein Vergnügen an deiner Gesellschaft eng mit deiner effizienten Art zu arbeiten verzahnt ist.“

Poppy brüllte auf, wie es eines aufgebrachten Streifenhörnchens würdig gewesen wäre. „Du bist … du bist …“

Nun, wenn ihr Einspruch gegen die Ehe darin bestand, dass sie sich nie geküsst hatten, sich nicht einmal beinahe geküsst hatten, und er wollte, dass sie aufhörte zu reden – und all das traf zu –, sah er nur eine Lösung für die gesamte Situation.

Er ging zu Poppy hinüber, die dort wie eine zerbrechliche Rose stand, und legte ihr die Arme um die Hüften. Er zog sie an sich und hielt sie fest, als er zu ihr hinuntersah.

„Betrachte das als deinen Beinahe-Kuss“, sagte er.

Ihre braunen Augen weiteten sich, und sie sah zu ihm auf, ihre weichen Lippen leicht geöffnet.

Und dann begann sein Herz plötzlich schneller zu schlagen. Das unbestimmte Gefühl in seiner Magengrube verwandelte sich zu etwas anderem. Leidenschaft. Verlangen. Nie zuvor hatte er Poppy auf diese Art betrachtet.

Und jetzt fragte er sich, ob er absichtlich ignoriert hatte, wie wunderschön sie war – wegen all der Gründe, die sie gerade genannt hatte, aus denen sie nicht heiraten sollten.

Weil sie seine Assistentin war. Weil sie Rosalinds Pflegeschwester war.

„Isaiah …“

Er legte seine Hand an ihre Wange und näherte sich ihrem Gesicht. Sie verströmte einen köstlichen, blumigen Duft. Und er fühlte sich noch mehr zu ihr hingezogen.

„Und das hier wird dein Kuss.“

Er legte seine Lippen auf ihre und erwartete … Er wusste nicht, was genau.

Üblicherweise war sexuelle Anziehung eine eindeutige Sache für ihn. Das war eines der vielen Dinge, die er an Sex mochte. Es gab kein Rätselraten. Sex war ehrlich. Es lag nichts Schockierendes darin. Wenn er eine Frau entdeckte, die er hübsch fand, ging er auf sie zu. Er fragte sich nie, ob es ihm gefallen würde, sie zu küssen. Weil er sie immer küssen wollte, bevor er es dann tat. Aber Poppy …

In den Sekundenbruchteilen, bevor ihre Lippen sich berührten, kamen die Fragen. Wie würde es sein, diese Frau zu küssen, die er schon so lange kannte? Die er immer als so wesentlich für sein Leben gesehen hatte, aber nie als eine sexuelle Person?

Und dann verpufften all seine Gedanken. Weil sie besser schmeckte als irgendetwas zuvor. Ihre Lippen fühlten sich einfach richtig an.

Ebenso richtig fühlte es sich an, als er mit den Fingerspitzen ihr zartes Kinn entlangstrich und ihr Gesicht sanft anhob, um sie besser küssen zu können. Auch fühlte es sich richtig an, beide Arme um ihre Taille zu legen und ihren Körper so fest an sich zu ziehen, wie er nur konnte. Die sanfte Wölbung ihrer Brüste an seiner Brust zu spüren.

Und er wartete einen Moment, um zu sehen, ob sie sich zurückziehen würde.

Sie tat nichts dergleichen. Stattdessen seufzte sie, leise und langgezogen. Sanft. Sie öffnete ihren Mund für ihn.

Er folgte ihrer Einladung, ließ seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten und schmeckte sie.

Es war wie ein Blitzschlag der Lust.

Plötzlich befand er sich mitten in einem tosenden Sturm.

Nie zuvor hatte er etwas Ähnliches erlebt. Die Vorstellung, dass Poppy – immer schon eine Konstante in seiner Welt – eine heimliche Verführerin war, traf ihn tief. Er hatte keine Ahnung gehabt, was in ihr steckte.

In seiner Welt waren Emotionen immer geradeheraus und unmittelbar gewesen. Dass sie einfach so unter der Oberfläche existieren konnten, schien ihm unmöglich.

Und doch gab es offensichtlich etwas zwischen ihm und Poppy, das über all die Zeit im Verborgenen geschlummert hatte.

Ihre weichen Hände lagen plötzlich an seinem Gesicht, umklammerten ihn, als sie den Kuss mit überraschender Leidenschaft erwiderte.

Doch auch wenn ihre Überschwänglichkeit unerwartet kam, würde er das hier verdammt noch mal genießen.

Denn wenn die Chemie zwischen ihnen ihre Sorge war, war er mehr als froh, ihre Bedenken zu zerstreuen.

Er drehte sich mit Poppy herum, sodass sie mit dem Rücken zu seinem Schreibtisch stand, dann schob er sie rückwärts, bevor er sie hochhob, um sie auf die Tischplatte zu setzen. Er beugte sich vor, um sie weiter zu küssen, und nutzte den Überraschungsmoment, um sich zwischen ihre Beine zu stellen.

Vielleicht geschah nichts von alledem so kalkuliert, wie er glaubte. Vielleicht war es einfach notwendig. Vielleicht gab es jetzt, wo sich ihre Lippen berührt hatten, einfach kein Zurück mehr.

Und zum Teufel, warum auch? Wenn sie die Anziehung zwischen ihnen nicht abstreiten konnte … Wenn sich alles auf natürliche Weise fügte … hatte sie keinen Grund, seinen Antrag nicht anzunehmen.

Er ließ eine Hand an ihrem Oberschenkel bis zum Knie hinuntergleiten, dann hob er ihr Bein an und legte es um seine Hüfte, während er sich nach vorn neigte und sich an Poppy presste.

Glücklicherweise war ihr Rock so bauschig, dass Isaiah zwischen ihren Beinen ausreichend Platz hatte. Er war so hart, dass es schmerzte.

Er war ein Mann von sechsunddreißig Jahren, der nun über weit mehr Selbstkontrolle verfügte als früher, und doch hatte er sich noch nie so außer Kontrolle gefühlt.

Langsam ließ er seine andere Hand an Poppys Körper hinaufgleiten und umfasste ihre Brust. Er hatte recht gehabt. Sie passte genau in seine Hand. Er drückte sie sanft, und Poppy stöhnte heiser. Dann löste sie ihren Mund von seinem.

Ihre Augen waren voller Schmerz. Voller Tränen.

„Nicht“, sagte sie und rutschte von ihm weg.

„Was?“, fragte er, atmete tief ein und versuchte, die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen.

Aufhören war das Letzte, was er tun wollte. Er wollte sie aus diesem Kleid schälen, jeden Zentimeter ihrer unbedeckten Haut bewundern. Jeden Zentimeter küssen. Er wollte, dass sie sich unter ihm wand und ihn anflehte, weiterzumachen. Er wollte in ihr versinken und sich in ihr verlieren. Wollte, dass auch sie sich verlor.

Poppy.

Seine Freundin. Seine Assistentin.

„Wie kannst du es wagen?“, fragte sie. „Wie kannst du es wagen, mich … mich mit Sex zu manipulieren? Du bist mein Freund, Isaiah. Ich habe dir vertraut. Du hast einfach … du versuchst, mich so zu kontrollieren, wie du alles in deinem Leben kontrollierst.“

„Das ist nicht wahr“, sagte er. Das war es auch nicht. Vielleicht hatte es so angefangen … nicht als Manipulation, aber als Versuch, ihnen beiden etwas zu beweisen.

Doch letztlich war er von alldem mitgerissen worden. Von ihr. Von dem Feuer zwischen ihnen.

„Ich denke schon. Du … Ich kündige.“

Und dann drehte sie sich um, marschierte aus dem Raum und ließ ihn stehen. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass er abgewiesen worden war.

Und das machte ihm mehr zu schaffen, als er sich je hätte vorstellen können.

Als Poppy sich an jenem Abend im Pyjama auf die Couch kuschelte, hatte Trauer sie erfasst.

Für gewöhnlich war ihr kleines Haus am Meer ein Trost für sie. Ein Symbol der Sicherheit, von dem sie sich nie hätte vorstellen können, dass jemand wie sie es besitzen könnte.

Jetzt fühlte sich nichts wie ein Rückzugsort an. Überhaupt nichts. Diese ganze Stadt war wie ein Gefängnis.

Ihre Gitterstäbe waren Isaiah Grayson.

Das musste aufhören.

Sie würde tatsächlich kündigen.

Sie schluckte und spürte ein flaues Gefühl im Magen. Sie würde kündigen, dieses Haus verkaufen und von hier wegziehen. Sie würde ab und zu noch mit ihm sprechen, aber eine engere Freundschaft wäre unmöglich.

Sie bedeutete ihm nicht das Gleiche wie er ihr. Nicht nur in romantischer Hinsicht. Isaiah … Er verstand es nicht. Er spürte nicht dasselbe für Menschen wie andere Leute.

Und er hatte seine Anziehungskraft auf sie gegen sie verwendet. Ihr tiefstes, dunkelstes Geheimnis.

Keinesfalls hätte eine Frau, die nicht verliebt in ihn war, so auf ihn reagiert wie sie.

Obwohl sie sich inzwischen fragte, ob sie wirklich so viel offenbart hatte oder ob er es einfach schon immer gewusst hatte.

Hatte er schon die ganze Zeit gewusst, wie sehr sie ihn wollte? Und hatte er … sie ausgelacht?

Nein. Ausgelacht nicht. Das würde er nicht tun. Er war nicht grausam, ganz und gar nicht. Aber hatte er gewartet, bis es für ihn nützlich war? Vielleicht.

Sie wimmerte und zog sich eine Decke von der anderen Seite der Couch heran, legte sie über sich und kuschelte sich darunter ein.

Sie hatte heute Isaiah Grayson geküsst.

Mehr als geküsst. Er hatte … er hatte sie berührt.

Er hatte ihr einen Antrag gemacht.

Und ob es nun manipulativ gewesen war oder nicht, sie hatte gespürt …

Er war hart gewesen.

Andererseits war er ein Mann, und es gab jede Menge Männer, die bereits bei aufblasbaren Puppen hart wurden. So umwerfend war es nun auch wieder nicht.

Allerdings – es hatte sich umwerfend angefühlt.

Sie schloss die Augen. Isaiah. Er war … er war einfach alles für sie.

Sie könnte ihn heiraten. Sie könnte eine andere Frau davon abhalten, ihn zu heiraten.

Großartig. Und dann darfst du mit jemandem verheiratet sein, der dich überhaupt nicht liebt. Der dich als Annehmlichkeit sieht.

Sie lachte laut über diesen Gedanken. Ja. Manches daran klang furchtbar. Aber … Die meiste Zeit ihres Lebens hatte sie in Pflege verbracht. Sie hatte mit einer Menge Leuten zusammengelebt, die sie nicht geliebt hatten. Und manche von ihnen hatten sie als Unannehmlichkeit empfunden. Das würde eine Ehe mit Isaiah um mehrere Stufen über die Lebenssituationen stellen, die sie als Kind erlebt hatte.

Dann gab es da noch Rosalind. Die hochgewachsene, blonde Rosalind, die ganz eindeutig Isaiahs Typ entsprach. Während Poppy … es nicht war.

Wie könnte sie jemals … damit umgehen? Mit den unvermeidlichen Vergleichen?

Er hasst sie. Dich hasst er nicht.

Nun. Das stimmte. Rosalind hatte immer dem nachgejagt, was sie wollte. So hatte sie Isaiah völlig zerstört. So sehr, dass es selbst Poppy zu jener Zeit verletzt hatte. Und dann war Rosalind zu ihrem Milliardär weitergezogen. Dem Mann, mit dem sie noch immer zusammen war. Sie reiste um die Welt, veranstaltete Dinnerpartys und erlebte all die Dinge, die sie sich in ihrer Kindheit nicht in den wildesten Träumen vorgestellt hatten.

Rosalind hatte keine Angst davor, etwas nur für sich zu beanspruchen. Und sie machte sich überhaupt keine Gedanken über die Gefühle anderer.

Manchmal war das ein negativer Aspekt. Doch jetzt gerade war Poppy versucht – und zwar mehr als nur ein bisschen –, wie Rosalind zu sein.

Ihren Fantasien nachzugeben und die Gefühle und Konsequenzen zu verwerfen. Sie könnte ihn haben. Als ihren Ehemann. Sie könnte seine Küsse bekommen. Sie könnte ihn nackt bekommen.

Sie könnte ihm gehören.

Sie war seit zehn Jahren seine Freundin und seine Assistentin. Doch sie hatte ihm nie auf die Weise gehört, die sie wollte.

Er war ihr Freund und ihr Boss.

Er hatte ihr nie gehört.

Hatte ihr je irgendwer gehört?

Dann klopfte es an der Tür. Dreimal, entschieden und gleichmäßig. Sie wusste genau, wer das war.

Als hätten ihre Gedanken ihn heraufbeschworen.

Sie war nicht sicher, ob sie bereit war, ihm gegenüberzutreten.

Sie sah an sich herunter. Sie trug ein T-Shirt und hatte keinen BH an. Sie war definitiv nicht bereit, ihm gegenüberzutreten. Trotzdem stand sie von der Couch auf und tapste zur Tür hinüber. Weil sie nicht nicht konnte …

Sie konnte ihn nicht nicht sehen. Nicht jetzt. Nicht wenn all ihre Gedanken und Gefühle so durcheinander waren. Vielleicht würde sie ihn ansehen und eine klare Antwort erhalten. Vielleicht würde sie ihn ansehen und denken: Nein, ich muss immer noch kündigen.

Oder vielleicht …

Ihr war klar, dass sie sich in Versuchung führte. Dass sie ihn in Versuchung führte.

Sie hoffte, dass sie ihn in Versuchung führte.

Sie machte ein finsteres Gesicht und wickelte sich die Decke fest um die Schultern. Dann riss sie die Tür auf. „Was machst du hier?“

„Ich will dich zur Vernunft zu bringen.“

„Das kannst du nicht.“ Sie wusste, dass sie wie ein stures Kind klang, aber es war ihr egal.

„Warum nicht?“

„Weil ich eine unvernünftige Frau bin.“ Sie wirbelte herum und marschierte zurück in ihre kleine Küche. Isaiah schloss die Tür hinter sich und folgte ihr.

Sie drehte sich wieder zu ihm um, und ihr stockte der Atem. Er war umwerfend. Diese klaren grauen Augen, die gemeißelten Wangenknochen, der Bart, der ihn etwas zugänglicher machte. Denn ohne den, hatte sie das Gefühl, wäre er zu schön. Und seine Lippen …

Sie hatte diese Lippen geküsst.

Er sah sie einfach nur an.

„Ich bin emotional.“

Er antwortete nicht darauf.

„Es ist gut möglich, dass ich mich in einem Ausbruch besagter Gefühle jeden Moment auf den Boden schmeiße, und das wird dir nicht gefallen. Du solltest besser gehen.“

Diese grauen Augen waren auf einer Höhe mit ihren, entfachten ein Verlangen in ihr und schürten ein tiefes Gefühl der Sehnsucht in ihrem Bauch.

„Denk noch einmal darüber nach.“ Seine Stimme war tief und verführerisch, und sie war versucht, jedem Befehl Folge zu leisten, den er äußerte.

„Über die Kündigung oder die Heirat?“ Sie trat einen Schritt von ihm zurück. In seiner Nähe vertraute sie sich selbst nicht. Hatte Angst, ihre Hände nicht bei sich behalten zu können. Sich auf ihn zu stürzen – um ihn zu schlagen oder zu küssen, das wusste sie nicht.

„Beides. Egal.“

Gerade als sie geglaubt hatte, er könne es nicht noch schlimmer machen.

„Das ist nicht gerade der unwiderstehlichste Antrag aller Zeiten.“

„Mir ist bereits klar, dass mein Antrag absolut nicht unwiderstehlich war. Das hast du deutlich gemacht.“

„Ich meine, ich habe von Bossen gehört, die ihren Mitarbeitern eine Gehaltserhöhung anbieten, damit sie nicht gehen. Aber eine Hochzeit anzubieten …“

„Das ist nicht der einzige Grund, warum ich um deine Hand angehalten habe“, sagte er.

Sie lachte spöttisch. „Fast hättest du mich zum Narren gehalten.“

„Ich versuche nicht, dich zum Narren zu halten“, sagte er.

Ihr Herz begann zu rasen. Das war eines der Dinge, die sie an Isaiah mochte. Es war verlockend, sich auf sein eher mürrisches Äußeres zu konzentrieren, doch wenn sie das tat, wurde die Frage, warum sie ihn liebte, noch wesentlich verworrener. Weil er heiß war? Viele Männer waren heiß. Daran lag es nicht. Es lag etwas unglaublich Gewinnendes darin, dass er sagte, was er meinte. Er spielte keine Spielchen. Er war ein Mann, der niemanden manipulierte. Und deshalb fühlten sich ihre Anschuldigungen von vorhin … falsch an.

Manipulation war wirklich nicht das richtige Wort dafür. Aber er war es gewohnt, das Sagen zu haben. Ohne Widerworte.

Und er würde tun, was immer er tun musste, um seinen Willen zu bekommen. So viel wusste sie.

„Hast du es mit dem Kuss so weit getrieben, weil du mir etwas beweisen wolltest?“

„Nein“, sagte er. „Ich habe dich geküsst, um mir etwas zu beweisen. Weil du recht hast. Wenn wir wirklich heiraten, muss es auch eine gewisse Anziehung geben.“

„Ja“, sagte sie mit trockener Kehle.

„Ich kann ehrlich zugeben, dass ich bisher nie auf diese Art an dich gedacht habe.“

Sie fühlte sich, als hätte er ihr ein Küchenmesser in die Brust gestoßen. „Richtig“, sagte sie, anstatt das verletzte Stöhnen hinauszulassen, das ihr im Hals lag.

„Zwischen uns ist die Chemie auf jeden Fall gut“, sagte er. „Das hat mich echt auf dem falschen Fuß erwischt. Ich vermute, dir ging es ebenso?“

Sie blinzelte. Hatte er wirklich keine Ahnung? War ihm wirklich nicht bewusst, dass ihre Reaktion auf ihn weder unerwartet noch zufällig war?

Nein. Sie konnte sehen, dass es nicht so war.

Isaiah wirkte oft gefühllos, weil er nicht daran dachte, seine Aussagen abzuschwächen, um sie anderen Leuten leichter verdaulich zu machen. Weil er entweder nicht verstand oder es ihm egal war, was andere als anstößig empfanden. Was bedeutete, dass er ihr sicherlich die Wahrheit gesagt hatte.

„Es tut mir leid“, sagte sie.

Er sah aufrichtig verwirrt aus. „Du entschuldigst dich bei mir. Warum?“

„Ich entschuldige mich, weil ich das Schlimmste von dir angenommen habe. Und das war nicht fair. Du bist nicht hinterhältig. Du bist zwar nicht immer süß oder knuddelig oder feinfühlig, aber du bist nicht hinterhältig.“

„Du magst mich“, stellte er fest und lächelte selbstzufrieden.

„Offensichtlich. Sonst hätte ich es nicht zehn Jahre mit dir ausgehalten. Gut bezahlter Job hin oder her. Andererseits nehme ich an, dass du mich auch magst. Zumindest in gewissem Maße.“

„Wir sind eine gute Partie“, sagte er. „Das kannst du wohl nicht abstreiten.“

„Noch vor ein paar Stunden hast du gedacht, dass eine dieser Wasserstoffblondinen eine gute Partie für dich wäre. Du erkennst vielleicht, warum ich nicht unbedingt begeistert von deinem plötzlichen Antrag bin.“

Autor

Patricia Thayer
Als zweites von acht Kindern wurde Patricia Thayer in Muncie, Indiana geboren. Sie besuchte die Ball State University und wenig später ging sie in den Westen. Orange County in Kalifornien wurde für viele Jahre ihre Heimat. Sie genoss dort nicht nur das warme Klima, sondern auch die Gesellschaft und Unterstützung...
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Schon von klein auf wusste Maisey Yates ganz genau, was sie einmal werden wollte: Autorin.
Sobald sie mit einem Stift umgehen und ihre erste Worte zu Papier bringen konnte, wurde sie von der Leidenschaft fürs Schreiben gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen.

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