Baccara Collection Band 437

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BEGEHREN IN BEVERLY HILLS von SHERI WHITEFEATHER
Sie hat eine Affäre mit dem Ex, dabei gab es gute Gründe, warum Margots Ehe mit Security-Spezialist Zeke scheiterte! Und trotzdem begehrt Margot ihn genauso heiß wie früher oder sogar noch heißer – ohne Aussicht auf ein Happy End?

SECHS NÄCHTE MIT DEM SEXY BOSS von MAUREEN CHILD
Seit fünf Jahren ist Tessa in ihren Boss Noah Graystone verliebt. Genug! Doch als sie kündigt, setzt er plötzlich alles daran, dass sie ihn auf eine letzte Geschäftsreise begleitet. Geschieht endlich das, wovon sie schon so lange träumt?

PRICKELNDE KÜSSE AUF NACKTER HAUT von SYNITHIA WILLIAMS
Basketballprofi Kevin beschließt: Wenn er seine Karriere beendet, dann mit einem frechen kleinen Skandal – Nacktaufnahmen! Doch als er vor der schönen Fotografin Jasmine blankzieht, knistert es heiß. Ein erotisches Spiel beginnt …


  • Erscheinungstag 05.10.2021
  • Bandnummer 437
  • ISBN / Artikelnummer 9783751501057
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sheri WhiteFeather, Maureen Child, Synithia Williams

BACCARA COLLECTION BAND 437

SHERI WHITEFEATHER

Begehren in Beverly Hills

Sie macht zum zweiten Mal Schluss mit ihm – das war es also endgültig mit ihnen? Security-Spezialist Zeke Mitchell weiß, dass Margot mit ihrer Entscheidung recht hat. Ihre Ehe hat nicht funktioniert, die Affäre danach ist unmöglich geworden, seit sie einen Jungen adoptiert hat. Warum also tut es so verdammt weh, Margot endgültig Goodbye zu sagen?

MAUREEN CHILD

Sechs Nächte mit dem sexy Boss

Noah kann einfach nicht zulassen, dass seine Assistentin Tessa kündigt. Er hat sich an sie gewöhnt, sie gehört zu seinem Alltag, sie ist immer für ihn da – und deshalb muss er sie überzeugen zu bleiben! Eine Woche dauert eine letzte gemeinsame Geschäftsreise nach London. Kann er ihr in sechs verführerischen Nächten zeigen, wie verloren er ohne Tessa wäre?

SYNITHIA WILLIAMS

Prickelnde Küsse auf nackter Haut

Es prickelt aufregend zwischen Jasmine und dem Profisportler Kevin Koucky, als sie von ihm im Studio Nacktaufnahmen macht. Kevins heißer Kuss ist ein sinnlicher Anfang – wo führt das hin? Die schöne Fotografin will ihn ganz, aber Kevin hat auch eine Ex-Frau und Kinder. Und Jasmine fragt sich, ob sein Herz jemals für mehr als einen One-Night-Stand frei ist ...

1. KAPITEL

Frustriert schnallte Zeke Mitchell sich ab, nachdem er seinen fast fünfeinhalbstündigen Flug damit verbracht hatte, geradezu zwanghaft über seine Ex-Frau nachzudenken. Statt froh zu sein, dass er bald wieder zu Hause war, machte er sich Stress wegen Margot Jensen!

Die Schauspielerin war nicht nur eine seiner Kundinnen in Los Angeles, sondern gelegentlich auch seine Bettgenossin. Und wichtiger noch – seine Ex-Frau. Sie hatten schon kurz nach ihrer Scheidung begonnen, wieder miteinander zu schlafen – seit fast drei Jahren inzwischen.

Eine zwanglose Affäre, wie er damals gedacht hatte.

Sporadische Treffen, bei denen es nur um Sex ging, weiter nichts.

Doch so wie es aussah, würde es damit bald vorbei sein. Margot hatte ihm nämlich gestern Abend geschrieben, dass sie inzwischen Zweifel an ihrer Affäre hatte und dringend mit ihm reden wollte.

Er stand auf, nahm sein Handgepäck aus dem Fach über seinem Sitz, verließ die Erste-Klasse-Kabine und ging zur Gepäckausgabe, um den Rest seines Gepäcks zu holen. Von dort ging er nach draußen, um nach dem Lincoln Ausschau zu halten, den er bestellt hatte. Margot hatte ihn gebeten, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen, was ihm nur recht war. Er wollte das verdammte Gespräch nämlich endlich hinter sich bringen.

Genervt fragte er sich, was er eigentlich erwartet hatte. Dass die Affäre mit seiner Ex für immer so weitergehen würde? Früher oder später müsste sie enden. Aber vielleicht konnte er Margot ja dazu überreden, ein letztes Mal mit ihm zu schlafen …

Verdammt! Warum hatte sie nur eine so starke Wirkung auf ihn? Warum bekam er sie nicht aus dem Kopf?

Während er seine Gedanken an sie zu verdrängen versuchte, ließ er den Blick über die am Bordstein parkenden Autos schweifen, um nach dem Lincoln Ausschau zu halten. Menschen eilten an ihm vorbei. Einige davon musterten ihn interessiert, aber so etwas war er mit seinen eins fünfundneunzig Körpergröße und seiner muskulösen Statur gewohnt.

Viele Leibwächter waren eher unscheinbar, sodass sie in der Menge untergingen. Nicht so Zeke – abgesehen von seiner Körpergröße wirkte er auch noch ziemlich exotisch: Väterlicherseits floss sowohl Blut des Stammes der Choctaw als auch samoanisches Blut durch seine Adern.

Als er den Wagen entdeckte, stieg er ein und war schon kurz darauf unterwegs zu den Hollywood Hills, wo Margot wohnte. Ihr früheres gemeinsames Haus in Redondo Beach hatten sie verkauft, doch er wohnte nicht weit davon entfernt am Meer.

Eine Dreiviertelstunde später kam er bei Margot an – einem eleganten, von einem schmiedeeisernen Zaun umgebenen Haus im spanischen Kolonialstil. Er bat den Fahrer zu warten und stieg aus, um den Code für das Tor einzutippen. An der Haustür klingelte er. Er hatte zwar einen Schlüssel, benutzte ihn aber nur beruflich, nicht privat.

Ihm und seinem Partner gehörte Z-One-Security – eine Firma mit mehr als dreihundert Angestellten, die weltweit für den persönlichen Schutz berühmter Menschen sorgte. Wenn sie einen neuen Auftrag bekamen, verbrachte Zeke immer etwas Zeit mit seinen neuen Kunden, machte sich mit ihrem Lebensstil vertraut und bereitete sein Team entsprechend vor.

Margot öffnete ihm die Tür. Sie sah sehr weiblich und verführerisch aus in ihrer losen Bluse und weiten Jeans. Ihm fiel auf, dass ihre Fingernägel unterschiedlich lackiert waren. Sie hatte schon immer einen etwas eklektischen Modestil gehabt und kleidete sich je nach Stimmung anders. Heute ließ ihr Outfit auf eine gewisse Unsicherheit schließen. Ob er sich das zunutze machen konnte?

Sie lächelte nervös. „Hi, Zeke.“

„Hey, Margot.“ Er erwiderte ihr Lächeln bewusst nicht. Er ärgerte sich auch so schon genug darüber, dass er sie immer noch wollte.

Sie hatte ihre wilden roten Locken zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, sodass ihr ein paar Strähnen ins Gesicht fielen. Ihre leuchtend blauen Augen verliehen ihr etwas Unschuldiges und ihre Grübchen etwas Schelmisches. Diese Kombination hatte ihr in ihrer Kindheit gute Dienste geleistet, als sie in der Sitcom The Kid Years eine altkluge Tochter gespielt hatte. Inzwischen spielte sie dieselbe Rolle als Erwachsene in der Fortsetzung The Grown-up Years.

Und an genau dieser Rolle war ihre Ehe gescheitert.

Als sie zusammengekommen waren, war ihre Schauspielkarriere schon längere Zeit beendet gewesen, doch schon kurz nach ihrer Hochzeit hatte sie sie wieder aufgenommen. Zeke hatte sich damals verraten und verkauft gefühlt, weil er nie eine berühmte Frau gewollt hatte. Er war mit einer berühmten Mutter aufgewachsen und hatte immer darunter gelitten. Nur die Leibwächter hatten für Stabilität gesorgt. Sein Berufswunsch hatte daher schon früh festgestanden.

Margot brauchte Gott sei Dank nicht viel Schutz. Abgesehen von den üblichen Online-Provokateuren hatte sie keine Probleme. Aber um keine Risiken einzugehen, hatte er eine Crew zusammengestellt, die ihre Social-Media-Accounts und die Aufzeichnungen ihrer Überwachungskamera überprüfte, um im Notfall sofort reagieren zu können.

Ihm war bewusst, dass er gerade gefilmt wurde. Nicht, dass das eine Rolle spielte. Seine Angestellten gingen davon aus, dass seine Besuche bei ihr rein professionell waren. Er hatte selbstredend keiner Menschenseele erzählt, dass sie noch miteinander schliefen. Nur seine Schwester wusste davon, aber nicht von ihm, sondern von Margot, mit der sie schon seit ihrer Jugend befreundet war.

„Willst du nicht reinkommen?“

Nickend betrat er ihr Haus. Im Spiegel im Flur sah er sich in seinem dunklen Anzug und der grau gestreiften Krawatte. Auf Geschäftsreisen zog er es vor, sich klassisch zu kleiden. Sobald er zu Hause war, würde er jedoch Surfershorts anziehen.

Sie gingen ins Wohnzimmer. Zeke betrachtete das Sofa, setzte sich jedoch nicht. Margot genauso wenig. Stattdessen trat sie nervös von seinem Fuß auf den anderen. Wie immer war die Atmosphäre zwischen ihnen spannungsgeladen und erotisch aufgeheizt.

„Kann ich dir etwas anbieten?“

Es juckte ihn in den Fingern, sie an sich zu ziehen und sie zu küssen. Und sie anschließend ins Schlafzimmer zu tragen und es wild mit ihr zu treiben. „Was hast du denn im Haus?“

„Kaffee, Wasser, Bier – was du willst.“

Er hob eine Augenbraue. „Was ich will?“, fragte er gedehnt. „Ich glaube, das weißt du ganz genau.“

Sein etwas plumper Annäherungsversuch schien seine Wirkung nicht zu verfehlen, denn für einen Moment sah Margot aus, als werde ihr schwindlig. Doch dann riss sie sich sichtlich zusammen. „Ich habe nicht um dieses Treffen gebeten, damit wir …“

„Ich weiß, aber es ist schon eine Weile her, dass wir …“

Zeke war eine gefühlte Ewigkeit auf Reisen gewesen und hatte es kaum erwarten können, Margot wiederzusehen. „Sechs Monate genau genommen.“

„Stimmt, aber das war vor Liams Adoption.“

Zeke hatte sich schon gedacht, dass sie wegen ihres achtjährigen Sohns mit ihm reden wollte. Er hatte den Jungen bisher zwar noch nicht persönlich kennengelernt, aber viele Fotos von ihm gesehen.

Ehrlich gesagt war es schmerzlich für ihn, dass Margot inzwischen Mutter war. Früher einmal hatten sie gemeinsame Kinder gewollt, aber da waren sie auch noch total verliebt ineinander gewesen. Seitdem war eine Menge passiert.

Zeke räusperte sich. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Auch Margot schwieg, aber diese Situation war bei ihnen nichts Ungewöhnliches. Sie schienen kein normales Gespräch mehr miteinander führen zu können. Nur im Bett hatten sie keine Probleme, achteten jedoch darauf, sich ansonsten voneinander fernzuhalten. Nach dem Sex gingen sie immer getrennte Wege – wie zwei Fremde nach einem One-Night-Stand.

Plötzlich verspürte er das Bedürfnis nach einem kalten Getränk. „Falls dein Angebot noch gilt, hätte ich gern ein Bier.“

„Gern.“ Sie senkte den Blick zu seinen Lippen und fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre eigenen. „Ich könnte auch etwas zu trinken vertragen. Ich hole mir ein Wasser. Bin gleich zurück.“

Zeke sah ihr hinterher, als sie fast fluchtartig das Wohnzimmer verließ. Sie versuchte offensichtlich, ihre gegenseitige sexuelle Anziehungskraft zu überspielen, aber leider verminderte das sein Verlangen nach ihr kein bisschen.

In der Küche musste Margot erst mal tief durchatmen. Warum fiel es ihr nur so schwer, ihre Affäre mit Zeke zu beenden? Warum begehrte sie ihn nur so?

Sie füllte ein Glas mit Wasser und trank es halb leer. Sie musste das Gespräch mit ihm irgendwie hinkriegen und sich komplett von ihm lösen. Es tat ihr nicht gut, immer noch mit ihm zu schlafen. Außerdem musste sie sich auf ihren Sohn konzentrieren.

Ihr Adoptivsohn war gerade in der Schule. Er war ein guter Schüler – intelligent und anpassungsfähig. Er hatte früh lernen müssen, sich anzupassen, denn vor seiner Adoption hatte er es nicht leicht gehabt. Er hatte bei verschiedenen Pflegefamilien gelebt, sich aber immer nach einer festen Familie gesehnt.

Und jetzt hatte er Margot. Eigentlich hatte sie nie den Wunsch gehabt, allein ein Kind großzuziehen, doch als sie Liam bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung für Pflegekinder kennengelernt hatte, hatte sie sofort eine Verbindung zu ihm gespürt – das seltsame Gefühl, dass sie füreinander bestimmt waren.

Früher einmal hatte sie das auch von Zeke gedacht, aber die Scheidung hatte sie eines Besseren belehrt. Ihre Affäre war der reinste Wahnsinn. Welcher gesunde Mensch schlief noch mit seinem Ex, anstatt einen Schlussstrich zu ziehen? Eines Tages wollte sie wieder eine Beziehung haben, aber eine normale, nicht das Fiasko, das sie mit Zeke erlebt hatte.

Sie stellte ihr Glas in die Spüle und verließ die Küche. Erst auf halber Strecke ins Wohnzimmer fiel ihr ein, dass sie das Bier vergessen hatte. Verdammt! Rasch holte sie eins aus dem Kühlschrank und kehrte damit ins Wohnzimmer zurück. Sie reichte Zeke die Flasche, und sie setzten sich – er aufs Sofa und sie auf einen Sessel.

Er öffnete seine Flasche und trank einen Schluck. Als er ihren Blick auffing, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Er sah wirklich atemberaubend gut aus mit seinem markanten Gesicht und den fast schwarzen Augen.

„Wo ist dein Wasser?“, erkundigte er sich.

„Das habe ich schon in der Küche getrunken.“

„Und? Hast du deinen Durst gelöscht?“

„Nein.“ Zumindest nicht den auf Wasser. Aber ihren Durst nach ihm würde sie heute nicht stillen können. Sie war nämlich fest entschlossen, diesen Dämon auszutreiben.

Inzwischen war sie dreiunddreißig und er achtunddreißig. Margot kannte Zeke schon mehr als die Hälfte ihres Lebens. Sie war nicht nur mit seiner Schwester befreundet, sein Vater Caine Mitchell war außerdem ihr Agent gewesen.

Ihr eigener Vater hatte ihre Mutter und sie verlassen, als sie erst sieben gewesen war, und seitdem hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihm. Sie konnte zwar nachvollziehen, dass Zeke unter dem Promistatus seiner Mutter gelitten hatte, aber sie war trotzdem immer sehr gern bei seinen Eltern gewesen. Der Hollywood-Agent und der Hollywood-Star – die beiden hatten toll zusammengepasst, auch wenn ihrer Verbindung eine Tragödie vorausgegangen war.

Zeke war nämlich nicht Caines leiblicher Sohn. Sein richtiger Vater war Stuntman gewesen und kurz nach Zekes Geburt bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Zekes Mutter war am Boden zerstört gewesen. Immer noch trauernd, hatte sie Caine geheiratet, der ihren Sohn adoptiert hatte, und fünf Jahre später war Bailey zur Welt gekommen. Caine war inzwischen leider ebenfalls tot – seit zwölf Jahren schon. Er fehlte ihnen allen sehr. Sogar Margot besuchte öfter sein Grab.

Wieder erwiderte sie Zekes Blick und versank dabei fast in seinen dunklen, hypnotischen Augen. „Ich muss gerade an Caine denken und dass er dich adoptiert hat“, sagte sie, um das unangenehme Schweigen zu brechen.

„Und jetzt hast du einen Adoptivsohn.“ Ein Muskel zuckte in seinem Unterkiefer. „Aber du wolltest ja schon immer Kinder.“

Margots Herz verkrampfte sich schmerzlich. Er hatte damals ebenfalls Kinder gewollt. Vor dem Scheitern ihrer Ehe hatten sie öfter darüber gesprochen, welche zu bekommen. „Es ist wundervoll, Mutter zu sein. Aber die Situation ist noch so neu, dass ich mich erst mal daran gewöhnen muss.“

„Das ist wahrscheinlich normal. Auch wenn ich das natürlich nicht beurteilen kann.“ Nach ein paar weiteren unbehaglichen Sekunden fügte er hinzu: „Wirst du eine Nanny engagieren? Falls ja, muss ich die Bewerberinnen überprüfen.“

„Ich habe nicht vor, jemanden einzustellen. Meine Mutter passt auf Liam auf, wenn ich keine Zeit habe. Sie macht das gern.“

„Das ist gut.“ Er trank noch einen Schluck Bier, ohne den Blickkontakt zu ihr zu lösen.

Margot fiel es schwer, ruhig sitzen zu bleiben. So glühend, wie Zeke sie ansah, konnte sie kaum noch klar denken. Sie beschloss weiterzureden, bevor sie womöglich noch irgendwelche Dummheiten machte.

„Es fiel mir nicht leicht, dich anzurufen, um unsere Affäre zu beenden.“ Es fällt mir immer noch schwer, dachte sie. Sogar jetzt noch verzehrte sie sich geradezu körperlich nach ihm. „Aber ich will Liam ein stabiles Umfeld bieten, und das geht nicht, wenn ich weiterhin mit dir schlafe.“

Zeke stellte seine Flasche auf dem Couchtisch ab. „Das war’s dann also? Es ist aus?“

„Ja.“ Es muss sein, schärfte sie sich ein. Kein wilder Sex mehr. Keine lustvollen Treffen.

Er lehnte sich zurück. „Ich werde es vermissen.“

„Ich auch.“ Sie hatte nicht vor zu lügen oder sich zu verstellen. „Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, glaub mir.“

„Dann solltest du vielleicht erst mal abwarten. Lass uns einfach weitermachen und sehen, wie es läuft. Auch Mütter dürfen Liebhaber haben.“

„Ich weiß. Aber ich will ein gutes Vorbild sein, und wenn ich weiter heimlich mit dir schlafe, bin ich das nicht. Das mit uns hat nun mal keine Zukunft. Wir sind geschieden.“

„Ich bin mir unseres Beziehungsstatus durchaus bewusst.“ Zeke lockerte seine Krawatte, als sei sie ihm plötzlich zu eng geworden. „Aber ich hätte mich nie von dir scheiden lassen, wenn du dich an unsere Abmachung gehalten hättest. Als wir zusammenkamen, hast du gesagt, dass du nicht mehr schauspielern willst, und dann hast du plötzlich die Rolle bei dieser verdammten Serie angenommen. Kaum rief der Produzent dich an, bist du gesprungen.“

Es ärgerte sie, dass er schon wieder mit den alten Vorwürfen anfing und ihr den Schwarzen Peter zuschob. „Ich hatte das Recht, meine Meinung zu ändern. Es macht mich glücklich zu schauspielern.“

„Ach ja? Und warum ging es dir dann so oft so mies?“

„Ich war nur schlecht drauf, wenn es nicht gut lief.“

The Kid Years hatte sie im Alter von neun Jahren über Nacht berühmt gemacht. Als dann mit vierzehn alles vorbei gewesen war, hatte Margot sich total haltlos gefühlt. Sie hatte gerade in einer Umbruchphase gesteckt, als sie sich Hals über Kopf in Zeke verliebt hatte. Ein Riesenfehler, wie sie inzwischen wusste. „Alle anderen haben sich für mich gefreut – meine Mutter, deine Familie … nur du nicht.“ Wütend funkelte sie ihn an. „Du hast mich nie unterstützt.“

Er löste den Krawattenknoten. „Ich habe dich sehr wohl unterstützt. Außerdem wusstest du von Anfang an, dass ich nicht mit einem Filmstar verheiratet sein will. Das war meine einzige Bedingung.“

„Du hast dich noch nicht mal um einen Kompromiss bemüht!“

„Verdammt, Margot, ich wollte ein normales Leben, keinen Starrummel!“

„Das ist kein Rummel, sondern meine Arbeit!“, schoss sie zurück.

„Eine Arbeit, die dir offensichtlich wichtiger war als ich!“

„Das stimmt nicht! Ich wollte nur meinen alten Beruf wieder ausüben, aber das hat dich ja nicht interessiert!“

„Was ich wollte, war dir doch genauso egal!“

„Das ist nicht wahr.“ Sie hatte sich durchaus Gedanken über ihn gemacht und Angst gehabt, ihm wehzutun. Aber sie war damals so dumm gewesen zu glauben, dass er aus Liebe zu ihr Zugeständnisse machen würde. „Du hast dich von mir scheiden lassen, nicht andersherum.“

„Welchen Sinn hätte es noch gehabt zusammenzubleiben? Wir haben uns doch nur noch gestritten. Im Grunde habe ich dir sogar einen Gefallen getan.“

„Was für ein Glück, einen so rücksichtsvollen Ehemann gehabt zu haben“, erwiderte sie zynisch. „Ich glaube, du gehst jetzt besser.“

„Gern.“ Er stand auf und überragte sie mit seiner Körpergröße.

Mit eins achtzig war Margot nicht gerade klein, aber in seiner Gegenwart kam sie sich immer fast zierlich vor. Früher hatte sie ihn immer damit aufgezogen, dass sie ihn gern mal grün anmalen würde, weil er dann bestimmt aussehen würde wie der Hulk. Im Moment hatte sie jedoch eher Lust, ihm eine zu verpassen.

Er leerte seine Flasche. „Ich wette, jetzt rennst du sofort zu Bailey, um dich über mich zu beschweren.“

„Ich habe ja wohl das Recht, mit meiner besten Freundin über meine Gefühle zu reden, wenn mir danach zumute ist!“ Sie würde sich jedenfalls nicht von ihm ihre Freundschaft mit seiner Schwester vermiesen lassen.

„Schwachsinn!“

„Wie du meinst.“ Sie zeigte auf die Haustür, doch er ging noch nicht. Stattdessen brachte er seine leere Flasche in die Küche, spülte sie aus und stellte sie in den Recycling-Behälter unter der Spüle.

Margot beobachtete ihn irritiert. „Wie ordentlich!“

„Ich bin eben nicht so schlampig wie du!“

Margot knirschte vor Wut innerlich mit den Zähnen. „Ich bin nicht schlampig. Vielleicht etwas desorganisiert, aber das ist nicht dasselbe.“

„Soll das ein Witz sein? Du räumst doch nie hinter dir auf!“ Er sah sich in ihrer blitzsauberen Küche um. „Aber du hast offensichtlich eine Reinigungskraft. Man sieht auf den ersten Blick, dass heute jemand hier war.“

„Und wennschon! Jetzt hau endlich ab und lass dich hier nie wieder blicken!“

„Bist du sicher, dass du mich nicht noch vorher küssen willst? Oder mir die Kleider vom Leib reißen und dich in mir verkrallen?“

Zwischen ihren Schenkeln begann es heiß zu pulsieren. Ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich über seine Lippen. Sah er ihr etwa an, dass seine Worte sie antörnten?

Trotzig hob sie das Kinn. „Ich hätte nie eine Affäre mit dir anfangen sollen!“

Er starrte sie in Grund und Boden. „Tja, dafür ist es jetzt leider zu spät.“ Er drehte sich um, um zu gehen.

Die Versuchung, ihn zu küssen oder auszuziehen, wurde immer größer, auch wenn sie das natürlich nie tun würde. Aber wahrscheinlich würde sie heute Nacht von ihm träumen – und sich dabei stöhnend und seufzend selbst berühren. „Das ist nicht fair!“

Wieder sah er sie an. „Was ist nicht fair? Dass du mich immer noch willst? Dass ich dich noch will? Ich wünschte, es wäre anders, glaub mir!“

„Ich auch. Es wäre nur schön, wenn wir nicht immer so feindselig miteinander umgehen würden.“ Bittend sah sie ihn an. „Es muss doch einen Weg geben, miteinander auszukommen. Vielleicht sollten wir versuchen, Freunde zu werden.“

„Freunde?!“

„Ja. Du weißt schon, eine platonische Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich mögen.“

„Magst du mich denn überhaupt, Margot?“

„Manchmal schon“, gestand sie nach kurzem Zögern.

Lange sah er sie an. „Ich glaube, ich dich auch“, sagte er so heiser, dass ihr ganz anders wurde.

Abwehrend straffte sie die Schultern. „Das ist doch schon mal ein Anfang.“

Frustriert strich er sich mit einer Hand durchs Haar. „Glaubst du im Ernst, das funktioniert?“

„Keine Ahnung. Es wäre zumindest weniger anstrengend, als sich ständig zu streiten.“ Oder zu begehren, fügte sie im Stillen hinzu.

„Einen Versuch ist es vielleicht wert. Aber wie stellst du dir das vor?“

Sie dachte kurz nach. „Ich könnte morgen auf dem Weg zum Studio bei dir zum Frühstück vorbeikommen und etwas zu essen mitbringen.“ Das klang freundschaftlich genug. „Und dann besprechen wir alles Weitere. Aber ich komme früh, also verschlaf nicht.“

„Wann hätte ich das je getan?“

„Stimmt.“ Zeke stand immer sehr früh auf – eine Angewohnheit aus Surferzeiten. Er nutzte immer noch jede Gelegenheit, Wellen zu reiten. Manchmal zog er sogar in mondhellen Nächten los.

„Ich mach mich mal lieber auf den Weg, bevor wir uns wieder an den Kragen gehen.“

„Gute Idee.“ Sie brachte ihn zur Tür.

Davor wurde es etwas peinlich, denn er machte Anstalten, sie zu umarmen, verzichtete dann jedoch darauf. Margot war das nur recht. Sie musste sich den Körperkontakt zu ihm sowieso abgewöhnen.

„Dann bis morgen“, sagte er.

Margot nickte. Als sie beobachtete, wie er zum Lincoln ging und einstieg, fragte sie sich, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, eine Freundschaft mit ihm anzufangen. Ehrlich gesagt hatte sie da so ihre Zweifel. Aber nachdem sie ihm das Angebot gemacht hatte, musste sie wohl auch dazu stehen. Ganz egal, wie schwierig sich das gestalten würde.

Als Zeke fort war, rief Margot tatsächlich Bailey an, um sie zu fragen, ob sie Zeit für ein Gespräch hatte. Aber nicht, um sich über Zeke aufzuregen, sondern weil sie dringend jemandem zum Reden brauchte. Da Bailey als Drehbuchautorin meistens von zu Hause aus arbeitete, standen die Chancen ganz gut.

Sie lebten beide in den Hollywood Hills, aber in unterschiedlichen Vierteln. Während Margot in Whitley Heights wohnte – einem alten, in der Stummfilmära entstandenen Stadtteil –, lebte Bailey in Laurel Canyon in einem Holzhaus mit großem Garten. Zekes Schwester schätzte ihre Privatsphäre genauso wie ihr Bruder, doch während Zeke ein Personenschutz-Imperium gegründet hatte, zog Bailey sich in die Einsamkeit des Schreibens zurück.

Margot war ganz anders. Sie stand gern in der Öffentlichkeit. Es machte ihr Spaß, für Fotos zu posieren, sich mit Fans zu unterhalten und auf roten Teppichen zu schreiten, auch wenn sie natürlich längst nicht so berühmt war wie Eva Mitchell – Zekes und Baileys Mutter. Eva war früher einmal ein weltberühmtes Sexsymbol gewesen und wurde noch heute für ihre Schönheit bewundert.

Da Bailey vorhin am Telefon gesagt hatte, dass sie im Garten war, ging Margot ums Haus herum und sah ihre Freundin mit Laptop in einer Hängematte liegen. Mit ihrem zierlichen Körperbau, dem blonden Haar und den blauen Augen war sie ein ganz anderer Typ als Zeke.

„Da bin ich“, verkündete Margot.

„Ich weiß“, sagte Bailey lächelnd. „Ich habe dich schon aus dem Augenwinkel gesehen.“ Sie klappte ihren Laptop zu und stieg aus der Hängematte, um Margot zur Begrüßung zu umarmen. „Ich habe selbst gemachte Limonade“, sagte sie und zeigte auf die Bäume in ihrem Garten. „Direkt von der Quelle.“

„Gern. Aber ich will dich nicht zu lange in Anspruch nehmen.“

„Kein Problem, ich habe Zeit.“ Bailey holte die Limonade aus dem kleinen Kühlschrank auf der Terrasse, goss zwei Gläser voll und stellte sie auf einen Holztisch, um den Stühle mit geblümten Polstern standen.

Die beiden Frauen setzten sich einander gegenüber in die strahlende Frühlingssonne. Bailey strich sich das lange honigblonde Haar aus dem Gesicht und wartete darauf, dass Margot anfing.

Margot holte tief Luft. „Ich habe gerade meine Affäre mit Zeke beendet.“

„Oh, wow! Du hast es tatsächlich geschafft!“ Bailey zögerte einen Moment. „Ich hatte dich sehr gern zur Schwägerin und wünschte wirklich, eure Ehe hätte gehalten, aber ich bin froh, dass diese verrückte Affäre endlich vorbei ist.“

„Dachte ich mir schon. Du hast mir oft genug gesagt, wie wenig du davon hältst.“

„Und nicht nur dir. Ich finde, sie war für euch beide ein Fehler. Aber stur, wie mein Bruder ist, wollte er natürlich nicht auf mich hören.“ Sie beugte sich etwas über den Tisch. „Und? Wie hat er es aufgenommen?“

„Anfangs nicht so toll. Wir haben uns mal wieder wegen früher gestritten, aber am Schluss haben wir uns darauf geeinigt, Freunde zu bleiben.“

Bailey sah Margot überrascht an. „Ihr wart euch einig?“

„Es war mein Vorschlag, aber er hat sich bereit erklärt, es zu versuchen. Ich fahre morgen früh zu ihm, um alles Weitere zu besprechen.“

„Hauptsache, du landest nicht gleich wieder in seinem Bett. Nichts für ungut.“

„Kein Problem. Und nur dass du’s weißt – er wollte wieder mit mir schlafen, aber ich habe Nein gesagt.“

„Gut so. Aber sei vorsichtig, okay? Alte Gewohnheiten sind bekanntlich schlecht abzulegen.“

Das konnte Margot nur bestätigen. Zekes und ihre Affäre hatte bei einem geschäftlichen Termin begonnen. Nach der Scheidung hatte sie dann die Firma für Personenschutz wechseln wollen, aber Zeke hatte sich geweigert. Daraufhin hatten sie sich so heftig gefetzt, dass ihre Aggressionen sich schließlich in wildem Sex entladen hatten. „Ich verspreche dir, keine Dummheiten zu machen.“

Bailey lachte halbherzig. „Na ja, ehrlich gesagt finde ich die Idee, befreundet zu bleiben, auch etwas fragwürdig.“

„An irgendeinem Punkt haben wir aufgehört, uns zu lieben. Aber dadurch, dass wir noch miteinander geschlafen haben, nachdem wir aufgehört haben, uns zu lieben, kamen wir nie richtig übereinander hinweg.“

„Und als Freunde wollt ihr das schaffen?“, fragte Bailey skeptisch.

Achselzuckend trank Margot einen Schluck Limonade. „Es ist zumindest einen Versuch wert. Weißt du noch, wie ich früher immer für ihn geschwärmt habe?“

Bailey rümpfte die Nase. „Wie könnte ich das je vergessen? Du hast über nichts anderes mehr geredet als ihn. Es war so schlimm, dass ich mir am liebsten die Kugel gegeben hätte, wenn du nur seinen Namen gesäuselt hast.“

Margot lachte. „Sorry, ich weiß, das muss eine echte Zumutung gewesen sein. Aber ich bin schon dahingeschmolzen, als ich ihn zum ersten Mal sah, so groß und dunkel und verschlossen. Von mir war er längst nicht so beeindruckt.“

„Er fand dich total nervig.“

„Das war ich bestimmt auch. Die Sitcom war gerade eingestellt worden, und ich war eine schlaksige Vierzehnjährige, die sich in den Bruder ihrer besten Freundin verknallt hatte und sich total albern benahm, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.“

„Aber dann wurdest du älter und interessanter.“

„Manchmal glaube ich, es wäre besser gewesen, wenn wir nie zusammengekommen wären. Für ihn zu schwärmen war schon schlimm genug, aber ihn zu lieben … Das Scheitern unserer Ehe tat wirklich unglaublich weh.“

„Ja, aber sieh dich nur jetzt an. Du bist eine starke, erfolgreiche, alleinerziehende Mutter. Ich bin stolz auf dich.“

„Danke, dass du das sagst“, sagte Margot gerührt. Hoffentlich würde es ihr gelingen, eine Freundschaft zu Zeke aufzubauen und ihr Verlangen nach ihm zu besiegen.

Denn dann würde sie noch stärker sein.

2. KAPITEL

Am nächsten Morgen hielt Margot kurz an einem trendigen Imbisswagen in der Nähe von Zekes Wohnung, wo man Bio-Essen und Gourmetkaffee bekam. Als die Bedienung sie erkannte und um ein Selfie bat, tat Margot ihr gern den Gefallen, sich mit ihr ablichten zu lassen, und zeigte dabei ihr hübschestes Lächeln.

Während der restlichen Fahrt machte sie wie immer einen Bogen um die Straße, in der sie während ihrer Ehe mit Zeke gewohnt hatte. Die Erinnerungen waren zu schmerzlich.

Zekes neue Wohnung lag direkt am Strand und war über einen privaten Holzsteg mit Terrasse zu erreichen. Nach ihrer Scheidung hätte Zeke es sich leisten können, Margot auszuzahlen und das alte Haus zu behalten, aber auch er hatte einen Neuanfang gewollt.

Sie stellte das Essen und den Kaffee auf seinem Terrassentisch ab und klingelte an der Tür. Keine Reaktion. Hatte er etwa doch verschlafen? Sie versuchte es ein zweites und ein drittes Mal, aber leider erfolglos. Mal ehrlich, wie müde konnte man denn sein?

Genervt zog sie ihr Handy aus ihrer Tasche und tippte rasch eine Nachricht ein. Stehe direkt vor deiner Tür. Wo steckst du?

Wieder wartete sie ergebnislos.

Allmählich wurde sie ernsthaft sauer. Zeke sagte immer, dass ihr Temperament zu ihrem Haar passte, aber heute hatte sie allen Grund dazu! Als sie gerade ihre Sachen nehmen und gehen wollte, sah sie ihn am Strand, sein Surfbrett neben sich im Sand. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dort nach ihm Ausschau zu halten, obwohl das doch das Nächstliegende war.

Als sie ihn dabei beobachtete, wie er sich seinen Neoprenanzug auszog, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sein halb nackter Anblick in enger Badehose törnte sie total an.

Er fing ihren Blick auf, und für ein paar Sekunden starrten sie einander nur wortlos an, bevor er auf sie zukam. Rasch wandte sie den Bick ab und packte das Essen aus. Als er schließlich vor ihr stand, konnte sie nicht umhin zu bemerken, wie eng seine Shorts saß.

„Tut mir leid, dass du warten musstest“, sagte er.

Es fiel ihr schwer, nicht zu sabbern. All diese sehnigen Muskeln, all diese männliche Schönheit. Wen wunderte es da noch, dass sie nach ihrer Scheidung weiterhin mit ihm geschlafen hatte? „Ich habe dir gerade eine Nachricht geschickt. Ich habe nicht daran gedacht, dass du am Strand sein könntest.“

„Ich hatte mein Handy nicht dabei. Willst du kurz reinkommen, während ich mich umziehe?“

„Nein danke, ich bleibe lieber hier.“ Je mehr Abstand sie zu ihm hatte, wenn er seine enge Shorts auszog, desto besser. Sie würde auch so schon eine Weile brauchen, um über seinen Anblick hinwegzukommen.

Er lehnte sein Surfbrett gegen das Geländer. „Bin gleich wieder da. Duschen kann ich auch später noch.“

Margot würde es ehrlich gesagt vorziehen, wenn er das gleich erledigte. Sein Duft war nämlich ein weiteres Aphrodisiakum für sie. „Meinetwegen brauchst du dich nicht zu beeilen.“

„Du musstest schon lange genug auf mich warten. Ich zieh mir nur rasch was über.“

Er verschwand in seiner Wohnung und ließ Margot allein mit ihren eigenwilligen Gedanken. Sie trank ihren Kaffee, sah aufs Meer hinaus und versuchte, sich zusammenzureißen, aber sie konnte nicht aufhören, an seinen Anblick zu denken. Dieser Body in diesen Shorts … Oder an seinen Duft.

Und an den Sex mit ihm, der ihr jetzt schon fehlte.

Als er zurückkehrte, trug er eine ausgeblichene Jeans mit dunkelblauem Pullover und Sneakers. Margot hatte heute Morgen einen grauen Hoodie mitgenommen, da es draußen noch recht frisch war.

„Wie viel Zeit haben wir?“, fragte er.

Sie blinzelte verwirrt. „Was?“

„Wann musst du weiter ins Studio?“

Sie warf einen Blick auf ihr Handy. „In etwa einer halben Stunde.“ Eine gefühlte Ewigkeit.

Sie setzten sich an den Tisch. „Danke für das Frühstück“, sagte er. „Ich bin am Verhungern und habe noch nichts im Haus. Ich gehe erst später einkaufen.“

Sie beobachtete ihn verstohlen beim Essen. Sie hatte für sie beide Burritos mit Süßkartoffeln und Obst gekauft. Nur ihre Getränke waren unterschiedlich – sie trank einen Mocha Latte und er einen dreifachen Espresso. Er stand grundsätzlich auf extrastark.

Er spülte einen Bissen Burrito mit einem Schluck Kaffee hinunter. „Darf ich dich etwas fragen, was mich schon länger beschäftigt?“, fragte er, während er seinen Becher zurück auf den Tisch stellte. „Hattest du nach der Scheidung jemanden außer mir?“

Margot verzog peinlich berührt das Gesicht. Das beschäftigte ihn? Ob sie mit anderen Männern geschlafen hatte? „Wir haben uns nie darauf geeinigt, monogam zu sein.“

„Stimmt, aber jetzt, wo es vorbei ist, dachte ich, es wäre okay, darüber zu reden.“

Um etwas Zeit zu gewinnen, biss Margot von einem Stück Süßkartoffel ab. Nein, sie hatte mit keinem anderen Mann geschlafen, wollte aber nicht, dass Zeke dachte, sie sei ihm gewissermaßen treu geblieben. Oder ihr irgendwelche Gefühle für ihn unterstellte.

Sie beschloss, ihn mit einer Gegenfrage abzulenken. „Und was ist mit dir? Mit wie vielen Frauen hast du neben mir noch geschlafen?“

„Mit keiner“, antwortete er sofort. „Das wäre mir zu kompliziert gewesen.“

Sie nickte erleichtert. „Ging mir genauso. Du warst der einzige Mann. Aber jetzt brauchen wir uns ja keine Gedanken mehr über irgendwelche Komplikationen zu machen.“ Sie mussten nur aufhören, aufeinander abzufahren.

Er biss wieder in seinen Burrito. „Weiß Liam, dass du geschieden bist?“

Noch eine persönliche Frage. Noch mehr Unbehagen. „Ja, aber das habe ich ihm gegenüber nur beiläufig erwähnt. Er weiß nichts Näheres, nur, dass ich mit Baileys Bruder verheiratet war und dir die Firma gehört, die für unsere Sicherheit sorgt. Er versteht sich sehr gut mit Bailey.“

Zeke trank noch einen Schluck Kaffee und musterte sie über den Rand seines Kaffeebechers hinweg. „Wie kommt das?“

„Abgesehen davon, dass sie meine beste Freundin ist?“, fragte sie belustigt. Für die meisten Menschen würde diese Tatsache reichen, aber ihrem analytischen Ex natürlich nicht. Er suchte immer nach tieferen Gründen. In diesem Fall zu Recht.

„Bailey hilft Liam dabei, ein Kinderbuch zu schreiben. Es geht um einen Hund, der verwaiste Kätzchen aufnimmt. Das Buch war seine Idee. Er ist total aufgeregt deswegen und will den Erlös der Wohntätigkeitsorganisation stiften, die uns aneinander vermittelt hat.“

„Du musst sehr stolz auf ihn sein“, sagte Zeke. Er klang wenig beeindruckt. „Ich würde ihn gern mal kennenlernen.“

„Beruflich oder privat?“

„Beides, falls das okay für dich ist.“

„Kann ich erst mal darüber nachdenken?“ Sie wollte nichts überstürzen. „Wir lernen uns schließlich gerade erst kennen, und ich will Liam nicht unnötig verwirren.“

„Sag mir Bescheid, wenn du dich entschieden hast. Ich bleibe eine Weile in L.A. Ich will mir sogar einen Monat freinehmen. Mein letzter Auftrag war so anstrengend, dass ich mich erst mal davon erholen muss.“

Der Wind frischte etwas auf, sodass Margot ihre Serviette festhielt. „Ich habe auch bald frei. Die neue Staffel ist so gut wie fertig. Die Dreharbeiten gehen erst weiter, wenn die Produktionsfirma die nächste Staffel absegnet.“

„Dann haben wir anscheinend viel Zeit, um uns zu treffen. Und zu machen, was Freunde so tun.“

Margot warf einen Blick auf ihr Handy. Sie verspürte plötzlich den Drang zu gehen. Zeke sah sie nämlich etwas zu intensiv an für ihren Geschmack. Er erinnerte sie überhaupt viel zu sehr an ihre gemeinsame Vergangenheit – an den alten Schmerz, die Kinder, die sie nie bekommen hatten … „Ich muss allmählich los.“ Sie klappte ihren Essensbehälter zu. „Den Rest esse ich später.“

„Ist die halbe Stunde denn schon vorbei?“

Sie stand auf. „Nein, aber fast.“

Sie musste auch erst mal ihre Emotionen in den Griff bekommen. So durcheinander, wie sie gerade war, konnte sie unmöglich im Studio auftauchen.

Zeke brachte sie noch bis zum Wagen. Seine Nähe weckte in ihr den Wunsch, ihn zu küssen und sich an ihn zu schmiegen. „Du kannst jetzt duschen gehen. Nicht dass du meine Erlaubnis dafür brauchst“, fügte sie errötend hinzu. „Ich wollte nur …“

„Schon gut.“ Er zögerte kurz. „Ruf mich an, wenn du weißt, wann wir uns wiedersehen können. Oder ob und wann ich Liam kennenlernen darf.“

Nickend stieg Margot in ihren Wagen und sah ihm hinterher, als er zu seiner Wohnung zurückging. Würde sie nächstes Mal stärker sein? Hoffentlich. Denn wenn nicht, hatte sie ein echtes Problem.

Nach ihrer Rückkehr vom Studio verbrachte Margot den Abend mit ihrer Mutter und Liam. Sie brachte Liam ins Bett und ging anschließend in die Küche, um aufzuräumen. Ihre Mutter leistete ihr dabei Gesellschaft.

Die fünfundsechzigjährige June Jensen war eine energetische dunkelhaarige Frau, die die Unterhaltungsindustrie leidenschaftlich liebte. Früher hatte sie Margots Karriere gemanagt. Inzwischen war sie jedoch im Ruhestand und wohnte in einer Wohngemeinschaft für Hollywood-Veteranen.

Im Moment stand sie am Tresen, eine mit Strass besetzte Lesebrille auf der Nase, und blätterte die neueste Ausgabe von People Magazine durch – ein Promiblatt, in dem Margot öfter erwähnt wurde, auch wenn sie es bisher nie aufs Titelblatt geschafft hatte.

June ließ sich durch nichts aus der Fassung bringen – oder zumindest erweckte sie den Anschein. Margot wusste es nämlich besser. Ihre Mutter war am Boden zerstört gewesen, als Margos Vater sie verließ, und hatte sich nächtelang in den Schlaf geweint, wenn sie geglaubt hatte, dass Margot das nicht mitbekam.

Doch auch Margot hatte viele Tränen vergossen. Jahrelang hatte sie sich gefragt, ob ihr Vater vielleicht geblieben wäre, wenn sie eine bessere Tochter gewesen wäre. Schon vor seinem Auszug hatte er ihr kaum Beachtung geschenkt, woraufhin sie sich natürlich umso mehr nach seiner Zuneigung gesehnt hatte.

Als sie die Rolle in The Kid Years bekommen hatte, hatte sie gehofft, dass er zu ihnen zurückkehren würde, aber das war nie passiert. Er hatte nur regelmäßig Unterhalt gezahlt, das war’s. Inzwischen war er mit einer viel jüngeren Frau verheiratet und lebte in Costa Rica. Zu Margot hatte er keinen Kontakt.

Ihre Mom hingegen war ihr größter Fan. Sie hatte Margot schon ins Filmgeschäft eingeführt, als sie noch ein Baby gewesen war. Für manche Menschen war sie die typische ehrgeizige Mutter, die um jeden Preis einen Star aus ihrer Tochter machen wollte, aber Margot hatte Junes Aufmerksamkeit gutgetan, vor allem in Anbetracht des Desinteresses ihres Vaters.

Seltsam, wie unterschiedlich die Menschen in ihrem Leben mit ihrer Prominenz umgingen. Ihre Mutter fand das toll, ihrem Vater war es egal, Liam fand es cool, und Zeke hatte sich deswegen von ihr scheiden lassen.

„Darf ich dich etwas fragen?“, fragte sie ihre Mutter.

„Klar. Worum geht’s?“ June nahm ihre Brille ab und legte das Magazin beiseite.

„Ich habe heute mit Zeke gefrühstückt. Aber es ging nicht um Liams und meinen Personenschutz, sondern um etwas anderes. Er und ich haben beschlossen, Freunde zu werden.“

Ihre Mutter legte den Kopf schief. „Ach ja?“

Margot nickte. „Wir dachten, wir können vielleicht mal etwas zusammen unternehmen.“ Anstatt miteinander zu schlafen, fügte sie im Geiste hinzu. Ihre Mutter wusste nämlich nichts von der Affäre.

„Na ja, ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Das machen viele Hollywood-Stars so. Ich frage mich nur, warum du so nervös wirkst. Er setzt dich doch nicht unter Druck, oder?“

„Ganz und gar nicht! Es war sogar meine Idee. Aber ich habe Bedenken wegen Liam. Zeke will, dass ich die beiden miteinander bekannt mache, und ich habe Angst, dass ich Liam einen falschen Eindruck vermittle, wenn wir öfter Zeit mit Zeke verbringen.“

„Inwiefern? Du bist eine alleinerziehende Adoptivmutter, die versucht, gut mit ihrem Ex-Mann auszukommen. Ich finde das vorbildlich. Klar hat er dich verletzt, als er dich verlassen hat, aber du bist über ihn hinweggekommen.“

Margot war sich da ehrlich gesagt nicht so sicher. „Du hast recht, wahrscheinlich mache ich mir völlig grundlos Gedanken. Vielleicht kontaktiere ich ihn heute Abend und verabrede mich mit ihm fürs Wochenende, damit er und Liam sich kennenlernen können.“ Dann war die Entscheidung zumindest aus der Welt.

Ihre Mutter lehnte sich gegen den Tresen. „Ich bewundere dich dafür, so pragmatisch an die Sache heranzugehen. Ich fand es zwar nicht gut, wie er eure Ehe beendet hat, aber ich weiß zu schätzen, dass er immer noch für deinen Schutz sorgen will. Meinen Segen hast du jedenfalls.“

„Ich bin froh, dass du das so siehst.“ Margot lächelte gezwungen. „Ich hoffe, wir profitieren beide davon.“ Viel mehr, als ihre Mutter ahnte, aber das brauchte sie nicht zu wissen.

Als Zeke am Mittwochnachmittag wie verabredet bei seiner Mutter ankam und sie ihn warten ließ, beschloss er, die Zeit zu nutzen und bei seinem Geschäftspartner anzurufen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.

„Wie geht’s Eva?“, fragte Vick, nachdem sie sich kurz über die Firma ausgetauscht hatten.

„Keine Ahnung, sie ist noch nicht runtergekommen.“

„Und was ist mit Bailey?“

„Sie ist auch noch nicht hier.“ Sie wollten sich heute zu dritt treffen, und natürlich war er mal wieder der Einzige, der pünktlich war.

„Deine Mutter schminkt sich wahrscheinlich gerade und überlegt, was sie anziehen soll, während deine Schwester garantiert gleich mit zerzaustem Zopf und verschmierter Wimperntusche auftaucht.“

„Das könnte in etwa hinkommen.“

Die beiden Frauen hatten absolut nichts gemeinsam. Eva war eine Glamour-Königin, die in ihrer besten Zeit als Sex-Göttin gegolten hatte. Bailey hingegen war total natürlich und daher das krasse Gegenteil. „Du kennst meine Familie wirklich gut.“

„Ihr steht mir so nahe wie meine eigene.“

„Da hast du recht.“ Vick war früher Evas Leibwächter gewesen. Inzwischen war er über siebzig und dank seiner guten Kontakte zur Polizei und zu den Geheimdiensten der ideale Partner in einem Security Service. „Ich leg jetzt auf und gieß mir erst mal einen Drink ein.“

Vick lachte. „Genieß ihn, solange du noch kannst.“

Zeke beendete das Telefonat und schenkte sich an der Bar einen Scotch mit Wasser ein. Er setzte sich in einen Sessel und sah sich in dem luxuriös eingerichteten Wohnzimmer seiner Mutter um. Eva liebte prunkvolle französische Antiquitäten. Ihr Haus stand auf einem Fünf-Hektar-Grundstück, hatte achtzehn Schlafzimmer, ein Gästehaus, ein Pförtnerhaus und eine Garage für zehn Wagen. Als Zeke klein gewesen war, hatte er sich am liebsten im Spieleraum aufgehalten oder im Pool gebadet.

Er hatte es jedoch gehasst, sich in der Öffentlichkeit mit seinen Eltern blicken zu lassen. Nur Vick und die anderen Leibwächter hatten diese Anlässe halbwegs erträglich für ihn gemacht. Am schlimmsten waren Filmgalas gewesen. Seine Mutter hatte ihn und Bailey immer mit auf den roten Teppich gezerrt, wenn sie in einem Film mitgewirkt hatte, den sie für altersgerecht gehalten hatte. Die Filme hatte Zeke ja noch halbwegs erträglich gefunden, aber nicht die Nacktfotos in den Magazinen.

Im Laufe der Zeit hatte er jedoch gelernt, all das an sich abprallen zu lassen. Und als Mann blieb es ihm im Gegensatz zu Bailey wenigstens erspart, ständig mit Eva verglichen zu werden. Seine Schwester hatte ihm manchmal richtig leidgetan.

Das Klackern hoher Absätze hallte auf dem lackierten Holzfußboden wider. Er erkannte sofort den Schritt seiner Mutter und stand auf, um sie zu begrüßen. Eva trug ein rosafarbenes Seidenkleid, das perfekt zu ihrem Lippenstift passte. Trotz ihrer zweiundsechzig Jahre hatte sie dank eines Privattrainers und Yoga immer noch eine tolle Figur. Natürlich gealtert war sie trotzdem nicht – sie ließ sich regelmäßig Botox spritzen und hatte diverse Schönheitsoperationen hinter sich.

„Du siehst toll aus, Mom“, fütterte Zeke ihr zerbrechliches Ego. Sie hatte schon immer viel Aufmerksamkeit gebraucht, war dafür aber auch sehr großzügig. Sie spendete zum Beispiel Millionen für Obdachlosenheime für Frauen.

„Mein gut aussehender, brillanter Sohn.“ Lächelnd strich sie ihm über eine Wange. „Du siehst genauso aus wie dein anderer Vater.“ Sie meinte seinen leiblichen Vater – den Stuntman, der gestorben war, als Zeke noch ein Baby gewesen war.

„Kann ich dir etwas zu trinken holen?“, fragte er.

Sie nickte. „Ich nehme einen Cranberrysaft.“

Er füllte Eiswürfel in ein Glas, goss Saft darüber und reichte es ihr. „Auf die Schlossherrin“, sagte er und toastete ihr mit seinem Scotch zu.

„Darauf trinke ich gern.“ Sie trank einen Schluck. „Wo ist eigentlich deine Schwester? Sie müsste doch schon hier sein.“

Zeke zuckte die Achseln. „Du kennst Bailey doch. Sie hat ihren eigenen Rhythmus.“

„Ich mache mir allmählich Sorgen um sie“, sagte Eva stirnrunzelnd. „Sie lebt viel zu zurückgezogen.“

„Sie hat doch Margot. Die beiden waren schon immer wie Pech und Schwefel.“ Mehr, als ihm lieb war.

„Scheint so. Hast du sie schon gesehen?“

Er leerte seinen Scotch. „Von wem sprichst du?“

„Von Margot. Hast du sie seit deiner Rückkehr schon gesehen?“

„Ich nehme immer sofort Kontakt zu ihr auf, wenn ich zurückkomme. Aus geschäftlichen Gründen und so weiter“, fügte er hinzu.

Und so weiter war bis vor Kurzem Sex gewesen. Heißer, heimlicher Sex. Oder fast heimlicher. Es nervte ihn gewaltig, dass seine Schwester nicht nur von der Affäre wusste, sondern ihm gegenüber auch keinen Hehl aus ihrem Missfallen machte.

In diesem Augenblick betrat sie das Wohnzimmer. Wie von Vick prophezeit, trug sie ihr langes Haar in einem wirr geflochtenen Zopf. Wimperntusche hatte sie jedoch keine aufgetragen, sodass auch nichts verschmieren konnte.

„Danke, dass ihr gekommen seid“, sagte Eva. „Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass ich mich am Vierundzwanzigsten operieren lasse.“

„Oh mein Gott, warum?“, rief Bailey erschrocken. „Was hast du?“

„Nichts habe ich. Ich lasse nur meine Implantate erneuern.“

Zeke hatte sich schon so etwas gedacht.

Während seine Mutter und seine Schwester über den Sinn und Unsinn von Schönheitsoperationen diskutierten – Eva war dafür, Bailey strikt dagegen –, stand er gelangweilt auf und ging zum Fenster, um hinaus in den Garten zu sehen. Dort draußen hatten Margot und er geheiratet. Sie hatte wie eine Prinzessin ausgesehen in ihrem mit Perlen bestickten Kleid. Sie hatte sogar eine Tiara zu ihrem Schleier getragen. Er war der glücklichste Mann der Welt gewesen, als er ihren Schleier gelüftet und ihren Ehestatus mit einem Kuss besiegelt hatte.

Und jetzt schliefen sie noch nicht mal mehr miteinander. Würde ihre Freundschaft irgendwann genauso enden?

Er verdrängte seine Gedanken an Margot, wandte sich vom Fenster ab und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Auseinandersetzung zwischen seiner Mutter und seiner Schwester. Wie immer ließ Eva sich nicht von den Argumenten ihrer Tochter beeindrucken.

Als Eva sich schließlich in ihr Zimmer zurückzog, um sich ein wenig hinzulegen, verließen Zeke und Bailey gemeinsam das Haus und blieben noch eine Weile in der Einfahrt stehen.

„Warum streitest du dich überhaupt noch mit ihr?“, fragte er.

„Irgendjemand muss das doch tun! Außerdem ist das leichter, als sich mit dir zu streiten.“

Er funkelte sie genervt an.

„Ach, komm schon, sei wegen Margot nicht sauer auf mich. Es war ihre Entscheidung, eure Affäre zu beenden, nicht meine.“

„Stimmt, aber du hast sie bestimmt dazu ermutigt.“

„Nur, weil ich nicht will, dass ihr wieder verletzt werdet. Ehrlich wäre es mir lieber gewesen, wenn ihr verheiratet geblieben wärt, aber das hast du ja kaputt gemacht.“

„Sie hat damit angefangen. Ich muss jetzt los, habe noch etwas Dringendes zu erledigen.“

Das war glatt gelogen. Zeke hatte den Rest des Tages frei. Er hatte nur keine Lust mehr, über Margot zu reden.

„Okay, aber bitte sei nicht sauer auf mich“, wiederholte Bailey.

„Bin ich nicht, versprochen.“

Er wusste schließlich, dass seine Schwester im Grunde nur das Beste für ihn wollte. Trotzdem frustrierte ihn die Situation mit Margot unendlich.

3. KAPITEL

Margot saß neben Liam am Esszimmertisch und sah ihm beim Bau eines Lego-U-Boots zu. Er hatte schon eine ganze Unterwasserwelt geschaffen. Er liebte nämlich das Meer und alles, was damit zusammenhing.

Wie Zeke, dachte sie.

Sie hatte Liam noch gar nicht erzählt, dass ihr Ex-Mann sie heute besuchte, aber da Zeke bald da sein würde, wurde es allmählich Zeit. „Wir kriegen heute übrigens Besuch.“

„Echt?“ Ihr Sohn hob überrascht den Kopf und sah sie aus großen braunen Augen an. Sein dunkelblondes Haar fiel ihm wie immer etwas ungebändigt in die Stirn. „Wer kommt denn?“

„Baileys Bruder.“

Seine Augen leuchteten auf. „Kommt Bailey auch?“

„Nein, nur Zeke.“

Enttäuscht ließ er die Schultern sinken. „Warum kommt sie denn nicht?“

„Sie muss heute arbeiten. Außerdem dachte ich, es wäre vielleicht nett, wenn du Zeke erst mal allein triffst. Er war früher mal mein Ehemann, und jetzt ist er ein guter Freund.“ Hoffentlich.

Liam legte sein U-Boot beiseite. „Aber was ist, wenn es ohne Bailey zu langweilig wird?“

Das war ehrlich gesagt Margots geringste Sorge. „Dann überlegen wir uns etwas, das Spaß macht.“

„Wie ist dieser Zeke denn so.“

„Er ist nett. Und er wohnt direkt am Strand, weil er das Meer genauso liebt wie du. Außerdem kann er ganz toll surfen.“ Sie zeigte auf Liams Unterwasserwelt. „Wahrscheinlich wird er das da ziemlich cool finden.“

Der Junge griff zu einem Legofisch und ließ ihn durch die Luft schweben. „Vielleicht können wir ja zusammen im Pool schwimmen, wenn er hier ist.“

„Klar, warum nicht? Ich schreibe ihm eine Nachricht, dass er seine Badehose mitbringen soll. Wir könnten auch am Pool essen.“

„Was gibt es denn?“

„Zeke will Tacos mitbringen.“ Er hatte darauf bestanden, das Mittagessen zu besorgen. „Und ich mache Bananenpudding zum Dessert.“ Ihr Sohn liebte alles mit Bananen.

„Au ja! Darf ich dabei helfen, Mom?“

Margot wurde ganz warm ums Herz. Sie liebte es, wenn Liam sie Mom nannte. Er hatte gleich nach der Adoption damit angefangen – vermutlich, weil er keine Erinnerungen mehr an seine leibliche Mutter hatte. Er wusste nur, dass sie tot war.

Margot hatte natürlich mehr Informationen. Liams Mutter Daisy war drogensüchtig gewesen und hatte ihn mit achtzehn bekommen. Ihm zuliebe hatte sie mit den Drogen aufgehört und versucht, eine gute Mutter zu sein, war aber zwei Jahre später rückfällig geworden, woraufhin ihr Sohn bei einer Pflegefamilie untergekommen war. Als er vier gewesen war, war sie an einer Überdosis gestorben. Niemand wusste, wer Liams Vater war. Daisy hatte ihn anscheinend auf einer Party kennengelernt und danach nie wiedergesehen.

Das hieß jedoch nicht, dass Liam nicht neugierig auf seine leiblichen Eltern war. Erst letzte Woche hatte er Margot gefragt, ob sie irgendwelche Fotos hatte. Was seinen Vater anging, konnte sie ihm natürlich nicht helfen, aber sie hatte ihm ein Foto von Daisy gegeben, das sie von einer Sachbearbeiterin bekommen hatte. Er hatte sich sehr gefreut und bewahrte es seitdem wie einen Schatz in seinem Zimmer auf.

Sie schickte Zeke eine Nachricht wegen der Badehose und bekam sofort die Antwort, dass er den Nachmittag sehr gern am Pool verbringen würde. Er unterstrich seine Zustimmung sogar mit Wasser-Emojis.

Sie gingen in die Küche, wo Liam Margot half, die Bananen in Scheiben zu schneiden, dann jedoch das Interesse verlor und nach oben in sein Zimmer lief, um sich eine Badehose anzuziehen. Inzwischen schien er sich richtig auf Zekes Besuch zu freuen. Oder auch nur auf den Pool.

Als Margot mit dem Pudding fertig war, ging sie ins Schlafzimmer, um sich ebenfalls umzuziehen. Sie entschied sich für einen schlichten blauen Bikini mit weißen Pünktchen und streifte ein Sommerkleid darüber. Dann frischte sie ihren Lippenstift auf und kehrte in die Küche zurück, um Besteck und Geschirr zu holen und den Tisch am Pool zu decken. Als sie damit fertig war, kehrte sie ins Haus zurück und wartete.

Etwa zehn Minuten später erschien Zeke in einem bunt bedruckten Hemd, Surfershorts und Flipflops. Und einer großen Provianttüte im Arm.

Margot nahm ihm die Tüte ab, während Liam den Fremden neugierig musterte.

„Schön, dich kennenzulernen“, brach Zeke das verlegene Schweigen.

„Du siehst gar nicht wie Bailey aus.“

„Ich bin ihr Halbbruder.“

„Welche Hälfte?“

Zeke warf Margot einen Blick zu, und sie wechselten ein Lächeln, das ihren Herzschlag beschleunigte.

„Bailey und ich haben dieselbe Mutter“, erklärte Zeke. „Aber keiner von uns sieht so aus wie sie. Ich komme eher nach meinem Vater und Bailey nach ihrem.“

„Ich finde, du siehst aus wie Aquaman.“ Liam meinte die männliche Hauptfigur aus der Verfilmung des gleichnamigen Comics.

„Findest du?“ Zeke hockte sich vor Liam hin. „Deine Mom hat früher immer gesagt, ich würde wie der Hulk aussehen, wenn man mich grün anmalt.“

Liam schüttelte den Kopf. „Nein, du siehst eher wie Aquaman aus, nur ohne langes Haar und ohne Bart.“

„Ich habe auch keinen magischen Dreizack, obwohl ich den gut gebrauchen könnte.“

Liam nickte ernst. Aquaman war sein Lieblings-Superheld, und dass Zeke so aussah, schien ihn tief zu beeindrucken. Er wirkte geradezu ehrfürchtig. Aber es war leicht, Zeke zu bewundern. Margot hatte das jahrelang getan.

„Wollen wir erst mal etwas am Pool essen, bevor ihr ins Wasser springt?“, schlug sie vor.

„Gern.“ Zeke ging vor zur Terrassentür. Liam folgte ihm wie ein Hündchen.

Margot packte die Tüte aus. Zeke hatte nicht nur Tacos mitgebracht, sondern auch Reis mit Bohnen, Guacamole und Chips. „Was wollt ihr trinken? Im Terrassenkühlschrank sind Softdrinks und Wasser.“

„Ich hätte gern ein Wasser“, sagte Zeke.

„Ich auch“, sagte Liam sofort, obwohl er sonst so gut wie nie Wasser trank. Er bevorzugte süße Getränke. Kein Zweifel, er hatte seinen neuen Lieblingshelden gefunden.

Als sie zu essen begannen, öffnete Zeke mehrere Tüten mit scharfer Soße und tränkte seine Tacos damit. Margot streifte Liam mit einem besorgten Blick. Hoffentlich machte er Zeke nicht gleich wieder nach. Aber zu ihrer Erleichterung verzichtete er darauf.

Das Essen verlief relativ schweigsam, doch im Pool wurde es dann laut. Liam und Zeke hatten jede Menge Spaß beim Schwimmen und Herumalbern. Liam hatte recht – Zeke sah eher aus wie Aquaman als Hulk. Die beiden tollten im Wasser herum, als hätten sie Schwimmhäute zwischen den Zehen.

Margot freute sich, dass sie sich so gut verstanden, aber irgendwie schmerzte es auch ein bisschen. Zeke wäre anscheinend ein toller Vater geworden, wenn er ihrer Ehe nur eine Chance gegeben hätte. Aber das hatte er nicht getan, und jetzt war sie eine alleinerziehende Mutter, die mit ansehen musste, wie ihr Sohn sich in ihren Ex-Mann verliebte.

Da sie als Rotschopf eine empfindliche Haut hatte, setzte sie sich in den Schatten an den Rand des Pools und tauchte die Füße ins Wasser.

„Komm doch auch rein, Mom!“, rief Liam. Er spielte gerade Wasserbasketball mit Zeke, der ihn hochhob, damit er den Ball im Korb versenken konnte.

Margot schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich hier ganz wohl.“

„Ach komm schon!“

Wieder schüttelte sie den Kopf. „Ihr kommt auch ohne mich zurecht.“

„Zeke kriegt dich bestimmt in den Pool. Er ist stark genug, um dich ins Wasser zu ziehen.“

Sie wechselte einen Blick mit Zeke und warnte ihn stumm.

„Keine Angst, das mach ich nicht. Aber es wäre wirklich schön, wenn du uns Gesellschaft leisten würdest.“

„Bitte!“, bettelte Liam.

Margot seufzte. „Na gut.“

Ihr Sohn verdiente eine Mutter, die etwas Spaß mitmachte. Außerdem wollte sie sich mit Zeke anfreunden, nicht rumsitzen und sich von seinem Anblick quälen lassen. „Aber ich muss mich erst eincremen.“ Sie stand auf und ging zum Tisch, auf dem die Tube Sonnencreme stand.

Zu ihrer Überraschung stieg Zeke auch aus dem Pool. Das Wasser strömte an seinem Körper herab.

„Was machst du da?“, fragte sie ihn leise, als er bei ihr ankam.

„Dir beim Eincremen helfen.“

„Das schaff ich auch allein.“

„Aber nicht den Rücken. Und da verbrennst du dich oft am schlimmsten.“

So viel zu ihrem Vorsatz, sich nicht von ihm quälen zu lassen! Sie bekam schon eine Gänsehaut, wenn er nur neben ihr stand. Sie reichte ihm die Tube, streifte sich ihr Kleid über den Kopf und hielt die Luft an.

Gott sei Dank sah Liam gerade nicht zu ihnen. Er schwamm um den Basketballkorb herum, feuerte sich selbst an und tat so, als sei er ein NBA-Star.

Zeke stellte sich hinter sie. Sie hörte ihn die Tube öffnen, etwas Creme in eine Hand geben und sie verreiben, um sie anzuwärmen. Erschauernd spürte sie seine warmen Hände auf den Schultern. Er ließ sich Zeit, die Creme einzumassieren, und arbeitete sich dann mit kreisenden Bewegungen abwärts. „Ich will nichts auslassen“, erklärte er verdächtig heiser.

Margot fiel keine Erwiderung ein. Ihre Nervenenden schienen überall, wo er sie berührte, zu neuem Leben zu erwachen, bis ihr gesamter Körper lustvoll prickelte. Als er bei ihrem Steiß ankam, unterdrückte sie ein Stöhnen.

Liam schien allmählich die Geduld zu verlieren, denn er sah zu ihnen herüber. „Beeilt euch, Leute!“

Zekes Finger zuckten zurück, als habe man ihn bei etwas Verbotenem erwischt. Was gewissermaßen auch der Fall war. Sie müssten es besser wissen. „Bin fast fertig“, rief er zurück. Er ging wieder um Margot herum und reichte ihr die Flasche. Etwas verlegen sahen sie sich an. „Ich lass dich dann mal allein weitermachen.“

Ja, Margot würde jetzt allein weitermachen, aber der Schaden war schon angerichtet. Zekes Berührungen hatten Gelüste in ihr geweckt, die sie nicht ausleben durfte.

Er räusperte sich. „Ich gehe zurück zu Liam.“

Margot nickte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie den Rest des Nachmittags in seiner Nähe überstehen sollte. Sie wusste nur eins: Nie wieder durfte sie sich so von ihm anfassen lassen.

Zeke tauchte kopfüber in den Pool und nahm Liam den Ball weg. Der Junge lachte, und sie spielten weiter.

Margot cremte den Rest ihres Körpers ein, um sich vor der Sonne zu schützen. Schade, dass es keine Creme gab, die sie vor Zeke schützte.

Oder vielmehr vor der Wirkung, die er auf sie hatte.

Zeke beobachtete Margot immer wieder verstohlen, als sie im Wasser war. In ihrer Nähe zu sein war schmerzhaft, aber auch elektrisierend. Seine Finger kribbelten immer noch vom Eincremen.

Inzwischen schwammen sie alle auf aufblasbaren Gummitieren um die Wette. Er gewann die ersten beiden Wettrennen, bis Margot und Liam sich verbündeten und ihn von seinem Schwimmkrokodil stießen.

Für einen Moment überkam ihn ein ganz seltsames Gefühl. Es war fast, als seien Margot und er noch verheiratet, und Liam war ihr Sohn, so lächerlich das auch war. Ein bisschen mit dem Jungen im Pool rumzualbern machte ihn noch lange nicht zu seinem Vater. Anscheinend geriet er mal wieder zu sehr in den Bann von Margots verlockender Nähe.

Ob er sein Verlangen nach ihr wohl je überwinden würde? Dass sie beide seit ihrer Scheidung niemand anderen gehabt hatten, war vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie noch etwas zu sehr aneinanderhingen.

„Können wir jetzt den Nachtisch essen?“, fragte Liam seine Mutter.

„Na klar.“ Sie paddelte auf ihrer schwimmenden Meerjungfrau zum Beckenrand und stieg aus dem Pool. Zeke konnte nicht umhin, sie dabei zu beobachten.

Sie fing seinen Blick auf. „Willst du auch etwas Pudding?“

Was er wollte, war, sie lebendig verschlingen. Das würde ihn viel mehr reizen. „Gern“, antwortete er jedoch nur.

Sie griff nach einem Handtuch und trocknete sich ab. „Ich hole ihn aus der Küche.“

Als sie im Haus war, stieg Zeke ebenfalls aus dem Pool und nahm sich eine Dose Eistee aus dem Kühlschrank, um seine Libido abzukühlen. Er öffnete sie und leerte sie in einem Zug.

Als Liam neben ihm auftauchte, gab er ihm auch eine Dose. Was für ein niedlicher kleiner Kerl.

Margot kehrte mit dem Pudding zurück, und sie setzten sich an den Tisch und aßen.

„Wie lange wart ihr verheiratet?“, fragte Liam unvermittelt.

Diese Frage kam für Zeke offensichtlich genauso unerwartet wie für Margot. Erschrocken sah sie ihn an, ihren Löffel noch halb in der Luft. Vielleicht hätten sie sich besser auf solche Fragen vorbereiten sollen. „Wir waren drei Jahre lang verheiratet, kannten uns aber vorher schon viel länger.“

Liam sah sie überrascht an. „Wieso habt ihr euch dann scheiden lassen?“

„Manchmal kommen Menschen besser miteinander aus, wenn sie nur Freunde sind“, erklärte sie. Fragend sah sie Zeke an, und er nickte.

Liam schien ihre Antwort zu akzeptieren, denn er drehte sich zu Zeke um und fragte: „Wie ist es so, Leibwächter zu sein?“

Zeke war sehr dankbar für den Themenwechsel. „Es macht mir Spaß, meine Kunden zu beschützen. Manchmal ist es aber auch etwas langweilig. Oft fahre ich sie nur herum und begleite sie bei ihren täglichen Aktivitäten.“

Liam schien diese Information erst mal zu verdauen. „Warst du auch bei meiner Mom Leibwächter?“

„Nein, bei ihr nicht.“ Aber er hatte genug Mitarbeiter, auf die sie zurückgreifen konnte. Obwohl sie früher immer gesagt hatte, dass sie ihn als Bodyguard richtig scharf fand. Schade, dass er sie als Filmstar nie gemocht hatte, doch er musste zugeben, dass sie in Abendkleidern sehr schön aussah.

Als er wieder ihren Blick auffing, wurde ihm ganz heiß. Vor Verlangen oder vor Unbehagen? Allmählich konnte er das gar nicht mehr auseinanderhalten.

Er beschloss, sich mit einem erneuten Themenwechsel abzulenken. „Du kannst wirklich gut schwimmen“, sagte er zu Liam. „Wo hast du das gelernt?“

„Bei einer meiner Pflegemütter. Sie war Schwimmlehrerin und hat bei sich zu Hause unterrichtet. Aber ihr Pool hatte einen Zaun drum herum, damit die kleinen Kinder nicht reinfallen. Mom hat gesagt, du kannst surfen. Ich würde das auch gern mal ausprobieren.“

Zeke nickte. „In deinem Alter habe ich erst mal mit einem Bodyboard angefangen. Das ist kleiner und einfacher zu bedienen als ein Surfbrett.“

Zekes Vater war oft mit ihm zum Strand gegangen. Seine Mutter hatte sie nur selten begleitet, es sei denn, sie hatten Urlaub in einem privaten Resort gemacht, wo es keine Paparazzi gab. „Ich kann dir gern mal zeigen, wie das geht. Wir könnten bei mir üben. Natürlich nur, wenn deine Mutter einverstanden ist“, fügte er hinzu, als ihm bewusst wurde, dass er Margot nicht miteinbezogen hatte.

„Au ja, das wäre toll!“ Bittend sah der Junge seine Mutter an. „Darf ich zu Zeke, Bodyboarding üben? Bitte!“

„Okay, wenn wir einen Termin finden, an dem wir alle drei Zeit haben.“

Das schien Liam vorerst zu befriedigen, denn er sprang auf. „Darf ich zurück in den Pool? Ich will so tun, als würde ich bodyboarden.“

„Klar. Nimm doch die Meerjungfrau“, witzelte sie.

„Haha!“ Er stand auf und griff nach dem Delfin, den er vorhin benutzt hatte. Dann änderte er seine Meinung und nahm Zekes Krokodil.

Als Liam wieder im Pool war, strich Margot sich das Haar hinter die Ohren. Zeke fiel auf, wie verführerisch es aussah, wenn es sich um ihr Gesicht lockte. Es war immer noch feucht vom Pool.

„Tut mir leid, falls ich dich mit meinem Vorschlag überrumpelt habe“, sagte er. „Ich hätte das zuerst mit dir besprechen müssen.“

„Ist schon okay. Es wird ihm Spaß machen, eine neue Sportart zu lernen.“ Wieder spielte sie mit ihrem Haar herum. „Er war erst gar nicht so begeistert von der Aussicht auf deinen Besuch. Er hatte Angst, sich zu langweilen. Aber offensichtlich bist du der aufregendste Mensch, dem er je begegnet ist.“

„Es war auch ein aufregender Tag. Viel Aktivitäten.“

Mehr, als Zeke gedacht hätte.

Margots Handy signalisierte den Empfang einer Nachricht. „Wartest du kurz?“ Sie griff nach dem Gerät und las. „Das ist von meiner Agentin“, sagte sie seufzend. „Sie erinnert mich an einen Wohltätigkeitsball nächsten Samstag und will mir die Tickets mailen. Es handelt sich um ein Dinner mit Auktion im Alt-Hollywood-Stil. Ich habe es glatt vergessen.“

„Du hast doch noch genug Zeit, dich darauf vorzubereiten. Früher hat dir so etwas doch immer großen Spaß gemacht.“ Während er es gehasst hatte. Sie hatten wirklich nicht zusammengepasst.

„Ich weiß, aber jetzt muss ich kurzfristig jemanden finden, der mich begleitet. Bailey kann ich nicht fragen – sie ist nächstes Wochenende bei einem Seminar für Autoren. Vielleicht rufe ich Jordan an und frage ihn, ob er Zeit hat.“

„Jordan?“

Sie nickte. „Jordan Nichols. Du erinnerst dich doch noch an ihn, oder?“

„Der Typ aus einem deiner früheren Schauspielworkshops?“ Zeke hörte den Namen nicht gern. Er hatte damals den Eindruck gehabt, dass Jordan auf Margot stand. Nicht, dass ihn das jetzt noch etwas anging. „Wann hast du ihn zuletzt gesehen?“

„Er hatte in der letzten Staffel einen Gastauftritt, und seitdem waren wir ein paarmal Kaffee trinken. Er hat gerade eine Rolle in einem neuen Spionagethriller bekommen.“

Zeke war es egal, ob Jordan der nächste James Bond wurde oder nicht. Ihn interessierte nur, in welchem Verhältnis er zu Margot stand. „Und jetzt bittest du ihn um ein Date?“

Sie schüttelte den Kopf. „Das wäre kein Date. Wir sind nur befreundet.“

„Wenn das so ist, kann doch genauso gut ich dich begleiten“, hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung vorschlagen.

Verblüfft starrte sie ihn an. „Du? Unter Filmleuten? Du hasst solche Veranstaltungen doch. Als wir noch zusammen waren, hast du mich nie begleitet. Warum dann plötzlich jetzt?“

Weil ihm das lieber war, als wenn Jordan mitkam. „Was wäre ich für ein Freund, wenn ich einer Freundin zuliebe nicht ab und zu über meinen Schatten springen würde?“

Sie wirkte immer noch skeptisch. „Bist du sicher, dass du so weit springen willst?“

„Ich werde es schon irgendwie überstehen“, sagte er achselzuckend. „Ein paar der Gäste sind vielleicht sogar meine Kunden.“

„Das stimmt.“ Sie schwieg ein paar Sekunden nachdenklich. „Aber früher war es dir immer so wichtig, nicht aufzufallen, und jetzt willst du plötzlich an meiner Seite im Rampenlicht stehen?“

„Ich habe meine Mom als Kind öfter auf dem roten Teppich begleitet. Schlimmer kann es auch nicht werden.“

„Okay. Na gut, du darfst mitkommen. Aber wehe, das endet in einer Katastrophe!“

„Keine Sorge, ich krieg das schon hin.“

Zumindest hoffte Zeke das. Denn falls nicht, stand ihm die längste Nacht seines Lebens bevor.

Als Margot sich in ihrem Schlafzimmer umsah, fragte sie sich unwillkürlich, wie oft sie hier wohl schon mit Zeke geschlafen hatte.

Viel zu oft, dachte sie.

Manchmal hatten sie es noch nicht mal bis zum Bett geschafft, sondern es irgendwo getrieben, wo es sie gerade überkommen hatte, und dabei oft etwas umgestoßen. Keine Raffinesse, nur unbezähmbares Verlangen.

Stirnrunzelnd ging sie zu den an einer mobilen Kleiderstange hängenden Kleidern im Vintage-Stil, die ihre Stylistin ihr geschickt hatte. Der Ball fand in nur vier Tagen statt, und sie wusste nicht, was sie anziehen sollte. Wenigstens war Bailey da und konnte ihr beim Aussuchen helfen.

Ihre Freundin griff nach einem grünen Satinkleid. „Diese Farbe steht dir bestimmt gut.“

Margot schüttelte den Kopf. „Zu auffällig.“ Zumindest für diese Gelegenheit. „Glaubst du, ich mache einen Fehler?“

„Indem du etwas Unauffälligeres trägst?“

„Nein. Indem ich deinen Bruder mitnehme.“

„Schwer zu sagen“, sagte Bailey achselzuckend. „Der Ball könnte eure Freundschaft festigen. Oder das Ganze geht voll nach hinten los, weil es viel zu romantisch ist. Gutes Essen, Alkohol, Tanz …“

Margot betrachtete ein violettes Kleid mit tiefem Ausschnitt. Das ging auf gar keinen Fall. „Wer sagt, dass ich mit ihm tanze?“

Sie musste plötzlich daran denken, wie toll sie auf ihrer Hochzeit getanzt hatten, was jedoch ein Fehler war. Die Erinnerungen an ihre Hochzeit waren viel zu schmerzlich. Sie hatte ihn damals so sehr geliebt, dass sie überzeugt gewesen war, sie würden für immer zusammenbleiben. „Normalerweise macht es mir großen Spaß, Kleider anzuprobieren, aber heute kann ich mich irgendwie nicht konzentrieren.“

Halbherzig nahm sie die drei Kleider von der Stange, die am ehesten infrage kamen, und hängte sie an die Tür. „Hoffentlich passt eins von denen.“ Sie zog sich aus und probierte das erste an. Es hatte ein enges Mieder und einen ausgestellten Rock.

„Soll ich dir mit dem Reißverschluss helfen?“, bot Bailey ihr an.

„Nein, es geht schon.“ Er befand sich seitlich, sodass sie ihn selbst schließen konnte. Doch das verdammte Mieder war viel zu eng. Sie bekam kaum Luft, und in Zekes Nähe brauchte sie dringend Luft.

Das zweite Kleid hatte zu viel Stoff, sodass sie das Gefühl hatte, darin zu versinken. Außerdem bauschte es sich an den falschen Stellen.

Und das dritte …

Jetzt kommen wir der Sache näher.“ Bailey trat zu Margot und betrachtete sie eingehend. „Du siehst wunderschön aus.“

Margot stellte sich vor den Spiegel. Das goldene Satinkleid schmiegte sich eng um ihre Hüften und wurde am Saum weiter. Der Rock hatte einen langen Schlitz, der ihre Beine betonte. Es war eindeutig sehr schmeichelhaft. Sie hielt ihre roten Locken hoch und ließ sie dann wieder fallen. „Haare hochstecken oder offen tragen?“

„Keine Ahnung. Besprich das mit demjenigen, der für dein Haar zuständig ist. Wer ist das überhaupt?“

„Martell Johnson. Er ist neu und richtig gut. Er macht auch mein Make-up.“

„Kommt er her?“

Margot nickte. „Ja. Ich habe keine Lust auf den Salon.“

„Ich hasse Salons.“ Bailey erschauerte. „Viel zu viel boshafter Klatsch. Was ist mit Schmuck, Schuhen und so?“

„Ich habe noch ein paar Smaragdohrringe, die dazu passen müssten. Und außerdem goldene Pumps und eine goldene Abendtasche.“

„Klingt doch gut.“ Bailey setzte sich auf die Bettkante. „Du stylst dich immer so toll. Was könnte man wohl auf dem Ehemaligentreffen der Highschool anziehen, was meinst du?“

Margot zuckte die Achseln. „Wen interessiert’s? Wir gehen doch sowieso nicht hin.“

„Ich weiß, dass wir das gesagt haben, aber vielleicht gehe ich trotzdem.“

„Echt?“ Margot drehte sich überrascht zu ihrer Freundin um. Ehrlich gesagt konnte sie sich nichts Schlimmeres vorstellen als ein Ehemaligentreffen an ihrer alten Highschool. Bailey und sie waren dort früher schlimm gemobbt worden.

Ihre Mitschüler hatten Bailey aufgezogen, weil sie die unscheinbare Tochter eines Sexsymbols war, und über Margot hatten sie sich lustig gemacht, weil sie ihre Filmrolle albern fanden. Bis die Serie eingestellt worden war, war sie am Set unterrichtet worden, was sie nicht gerade gut auf eine normale Schule vorbereitet hatte. Aber für Bailey war es noch viel schlimmer gewesen, denn sie begann zu stottern, wenn sie nervös wurde. Manchmal passierte ihr das sogar immer noch. „Was hat dich dazu bewogen, deine Meinung zu ändern?“

Autor

Synithia Williams
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