Baccara Exklusiv Band 261

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WENN DIE SINNLICHKEIT ERWACHT von BRENDA HARLEN

„Wie konnten wir nur im Bett landen?“ Tess ist fassungslos. Solange sie denken kann, waren sie und Craig allerbeste Freunde – bis aus einer tröstenden Umarmung plötzlich mehr wurde. Aber diese erwachte Sinnlichkeit droht ihre tiefe Freundschaft zu gefährden …

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Die Verführungskünste des charmanten Playboys Griffin Cain bescheren Sydney Nacht für Nacht unbeschreibliche Wonnen. Bis Griffin in das Unternehmen ihrer Familie einsteigt und Sydney künftig mit ihm zusammenarbeiten muss ...

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  • Erscheinungstag 26.07.2025
  • Bandnummer 261
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530927
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Brenda Harlen, Emily McKay, Yahrah St. John

BACCARA EXKLUSIV BAND 261

Brenda Harlen

1. KAPITEL

Craig Richmond wartete ungeduldig. Tess war zu Hause, das wusste er – er hatte vorsichtshalber angerufen, um sich zu vergewissern. Sie waren seit fünfzehn Jahren befreundet und seit zwei Wochen mied sie ihn – nur weil sie den Fehler gemacht hatten, miteinander zu schlafen.

Nicht, dass er der Meinung war, es sei ein Fehler gewesen. Viel eher war es die Verwirklichung eines lang gehegten Traums. Tess sah das offenbar anders. Obwohl er enttäuscht war, dass es keine Wiederholung dieser Nacht geben würde, war er nicht bereit, deswegen alles aufs Spiel zu setzen, was sie verband. Er wollte sich mit ihr aussprechen und sehen, wie sie das Problem lösen konnten.

Als sie auf seine Anrufe nicht reagiert hatte, war er war wütend gewesen. Verletzt, weil sie ihn ausschloss. Aber vor allem einsam. Sie war seine beste Freundin. Er vermisste ihr Lachen, ihre Wärme, ihr Mitgefühl. Er vermisste ihre Gespräche und überhaupt, er vermisste ihre Nähe. Dafür war er bereit, das Verlangen zu verdrängen, das sich jedes Mal regte, wenn er bei ihr war – so wie er es seit Jahren verdrängte.

Endlich ging die Tür auf.

Tess stand vor ihm – das dunkle Haar leicht zerzaust, die vollen Lippen weich und verführerisch. Er musterte ihre weiblichen Rundungen und ihre langen, wohlgeformten Beine.

Ihre Blicke trafen sich – und er sah seine Verwirrung, sein Unbehagen auch im Ausdruck ihrer blauen Augen, doch er zwang sich zu einem Lächeln. „Hi!“

„Hi.“

Eine freudige Begrüßung klang anders.

Er erwartete, dass sie beiseitetrat und ihn hereinbat, aber sie verharrte auf der Schwelle, daher nahm er die Tasche vom Thai-Imbiss von der einen Hand in die andere. „Kann ich reinkommen?“

„Ich habe dir schon am Telefon gesagt, dass es im Moment nicht günstig ist.“

„Es war während der vergangenen zwei Wochen nie günstig. Ich gehe erst, wenn wir eine Chance gehabt haben, miteinander zu reden. Wir können uns vor der Tür unterhalten oder du kannst mich reinlassen und mit mir essen.“

„Ich habe keinen Hunger.“ Sie trat jedoch endlich beiseite.

Craig ging direkt in die Küche. Er fühlte sich bei ihr so zu Hause wie in seinem eigenen Apartment. Ohne lange zu fragen, nahm er zwei Teller aus dem Schrank. Schweigend sah Tess zu, wie er die Nudeln verteilte. Als er aufschaute, bemerkte er, wie bleich sie war. Erst jetzt registrierte er die dunklen Schatten unter ihren Augen. Hatten die Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht ihr ebenso den Schlaf geraubt wie ihm? Die Vorstellung verursachte ihm eine gewisse Befriedigung.

„Lass uns essen.“ Er trug die Teller zum Tisch.

Ein paar Minuten vergingen in Schweigen. Er aß. Tess stocherte lustlos in ihren Nudeln herum. Dann hörte er ihre Gabel auf den Tellerrand klirren und sah auf. Ihr Gesicht schien sich grünlich verfärbt zu haben.

„Tess …“

Sie stieß ihren Stuhl zurück und rannte den Korridor hinunter. Die Tür zum Badezimmer fiel hinter ihr zu. Das gedämpfte, aber unmissverständliche Geräusch des Erbrechens war zu hören.

Craig schob seinen Teller von sich. Ihm war auch der Appetit vergangen. Hatte Tess vielleicht den Grippevirus erwischt, der gerade umging? Oder gab es einen anderen Grund dafür, dass sie ihm aus dem Weg ging, seit sie sich geliebt hatten und das Kondom dabei gerissen war?

Tess starrte auf die rosa Schachtel in Craigs Hand. Sie spürte, wie sich ihre Wangen im selben Ton verfärbten. Gestern hatte er Essen mitgebracht, heute einen Schwangerschaftstest!

Sie schloss die Augen, als könne sie so die Packung – und alles, wofür sie stand – verschwinden lassen. Schon seit zwei Wochen war sie ständig müde und fühlte sich elend. Dazu kam nun ein leichtes Ziehen in ihrer Brust. Das könnte darauf hindeuten, dass sie ihre Tage bekam. Schließlich waren sie fällig. Dann konnte sie endlich aufhören, über eventuelle Folgen des gerissenen Kondoms zu grübeln.

Sie öffnete die Augen – leider waren sowohl die Packung als auch Craig noch da.

Wortlos ging sie ihm voraus ins Wohnzimmer. Dort warf sie die Schachtel auf den Tisch und ließ sich in ihren Lieblingssessel fallen.

„Ich glaube, die Anwendung funktioniert ein wenig anders“, bemerkte Craig trocken.

„Glaub doch, was du willst. Ich habe eine anstrengende Woche hinter mir und keine Lust, wilde Spekulationen über meinen Zustand anzustellen.“ Sie versuchte, lässig zu klingen, aber sogar in ihren Ohren war der panische Unterton deutlich zu hören.

„Von Spekulationen kann keine Rede sein, schon gar nicht von wilden“, erklärte er lächelnd.

Natürlich! Typisch Craig! Immer ruhig. Gelassen. Vernünftig. Unbeirrbar. Deswegen war er ja so gut in seinem Job als Juniorchef von Richmond Pharmaceuticals, dem Familienunternehmen, das er eines Tages leiten würde.

Tess spürte erneut Übelkeit in sich aufsteigen und atmete tief durch, um sie zu verdrängen.

„Bitte, Tess! Mach den Test!“

„Wieso tust du mir das an?“, fragte sie gequält.

„Weil ich es für besser halte, zu wissen, was los ist, als herumzusitzen und sich verrückt zu machen.“

„Ich mache mich nicht verrückt.“ Sie wollte die Augen vor der Wahrheit verschließen. Wollte nicht darüber grübeln, wie ein Baby ihr Leben verändern würde. Vollständig und unwiderruflich.

„Du musst es machen“, wiederholte er. „Nur dann kannst du über Alternativen nachdenken.“

„Ich bin neunundzwanzig. Ich kenne meine Alternativen. Und falls ich schwanger sein sollte, werde ich das Kind behalten.“ Sie wusste, dass sie das Recht hatte, sich für oder gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden, aber sie hatte keinen Zweifel daran, wie ihre Entscheidung aussehen würde.

„Wieso machst du nicht den Test? Dann wissen wir, was Sache ist.“

Sie gab es nur ungern zu, doch er hatte natürlich recht. Wie meist. Wortlos ging sie ins Bad. Dort zog sie mit zitternden Fingern den Inhalt der Packung heraus. Er sah harmlos genug aus, nicht wie etwas, das die Macht hatte, ihr ganzes Leben zu ändern. Aber das war selbstverständlich nicht richtig. Nicht dieser Test änderte ihr Leben, sondern das, was sie selbst getan hatte.

Von Anfang an hatte sie sich zu Craig hingezogen gefühlt. Mehr noch. Als Teenager hatte sie ihn insgeheim glühend angehimmelt, hatte sich davon jedoch nie etwas anmerken lassen. Und so waren sie Freunde geworden. Im Laufe der Jahre hatte sich ihr Verhältnis unmerklich verändert – hin und wieder gab es leichte Flirts, gelegentlich ein spürbares Prickeln zwischen ihnen. Im Interesse ihrer Freundschaft waren sie darüber hinweggegangen. Bis zu dieser einen Nacht der Leidenschaft.

Sie hatte gehofft, sie würde erfolgreich verdrängen können, dass sie je stattgefunden hatte, aber inzwischen war sie in dem Punkt nicht mehr optimistisch. Nicht, wenn allein der Anblick seiner Lippen Erinnerungen daran weckte, wie die sich auf ihrem Körper angefühlt hatten. Nicht, wenn schon eine leichte Berührung sie daran denken ließ, wie seine Hände ihre nackte Haut liebkost hatten. Wie sollten sie ihr Verhältnis rein platonisch fortsetzen können, wenn sie ständig davon fantasierte, wie sie ihn in sich gespürt hatte – und sich danach sehnte, dieses Gefühl erneut zu erleben?

Im Moment war das Unbehagen zwischen ihnen jedoch ihre geringste Sorge. Viel wichtiger war zu entscheiden, wie es weitergehen sollte. Wenn sie ehrlich war, brauchte sie den Test nicht. Auch wenn sie sich bemüht hatte, die Augen davor zu verschließen, kannte sie die Wahrheit. Sie war schwanger. Von Craig. Und das winzige Leben, das in ihr heranwuchs, hatte sich bereits fest in ihrem Herzen verankert.

Nur um etwas zu tun, machte sie den Test trotzdem. Und während sie auf das Ergebnis wartete, gingen ihre Gedanken zu Craig. Sie hatte keine Ahnung, wie seine Pläne in Bezug auf eine eigene Familie aussahen. Wusste nur, dass er eine ganze Reihe von Frauen gehabt hatte. Erst unlängst hatte er sich von einer getrennt, weil sie Andeutungen über eine gemeinsame Zukunft gemacht hatte, er aber nicht bereit war, sich auf irgendetwas festzulegen, das länger als eine Woche entfernt war.

Sie selbst hatte immer davon geträumt, eines Tages Kinder zu haben – und einen Ehemann. Eine richtige Familie, doch als sie ihren Verlobten im Bett mit seiner Exfrau erwischte, wusste sie, dass dieser Traum erst einmal ein Traum bleiben würde.

So viel war jedoch klar, sie würde dieses Baby auch ohne Ehemann bekommen und alles dafür tun, die beste alleinerziehende Mutter der Welt zu werden.

Die letzten Sekunden verstrichen. Sie starrte auf die Uhr.

Ihre Hände zitterten, als sie das Röhrchen aufnahm. Zeigte sich nur ein Streifen im Fenster, war das Ergebnis negativ. Zwei Streifen standen für eine Schwangerschaft.

Sie drehte das Röhrchen um.

Ein Streifen … zwei Streifen.

Plötzlich wurden ihr die Knie weich.

Sie bekam ein Baby.

Es war überwältigend.

Tess wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Nur eins war klar, ihr Leben würde nie wieder dasselbe sein.

Wie lange dauerte so ein verdammter Test?

Craigs Anspannung nahm zu. Er hatte sich alle Schwangerschaftstests in der Apotheke angesehen und den genommen, der das schnellste Ergebnis versprach. Jetzt schienen zwei Minuten wie eine Ewigkeit.

Oder scheute Tess noch davor zurück, den Test zu machen? Er konnte ihr das nicht vorwerfen. Seit er vor vierundzwanzig Stunden das erste Mal daran gedacht hatte, dass sie schwanger sein könnte, verspürte er einen starken Druck in seiner Brust, der ihm die Luft zum Atmen nahm.

Nachdem er vor anderthalb Jahren eine Verlobung beendet hatte, war er bei allen Dates stets darauf bedacht, den Frauen keinerlei Versprechungen zu machen – oder etwas, das sie dafür halten mochten. Auf keinen Fall hatte er auch nur in Erwägung gezogen, mit einer von ihnen ein Kind zu haben. Ein Kind bedeutete Verantwortung ein Leben lang – eine Verantwortung, die er nicht übernehmen wollte. Niemals.

Keine Frau sollte die Macht haben, ein Kind als Waffe in juristischen Schlachten um Sorgerecht, um Besuchsrecht und um Unterhalt gegen ihn einzusetzen. Er wusste nur zu gut, wie es war, als solche Waffe benutzt zu werden. Dieses Schicksal wollte er seinem Kind und sich selbst ersparen.

Daher war er bei einem Date stets auf Verhütung bedacht. Und auch wenn er wusste, dass kein Mittel hundertprozentig sicher war, war noch nie ein Kondom gerissen.

Die Tatsache, dass es nun ausgerechnet bei Tess passiert war, erleichterte und frustrierte ihn. Er wusste, dass sie nicht ständig mit irgendwelchen Männern schlief, deshalb musste er sich um nichts weiter Sorgen machen als um eine Schwangerschaft. Diese Sorge war dafür umso größer. Sie war seine Freundin, seine Vertraute – die Frau, die ihm mehr bedeutete als jede andere. Und er hatte ihr gegenüber versagt. Hatte sie nicht geschützt.

Außerdem verachtete er sich für seinen Egoismus. Er hatte sofort gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war, als das Kondom riss, aber er hatte sich nicht aus ihr lösen können. Es fühlte sich zu gut an in ihr, tief in der umfassenden Wärme ihres Körpers. Sie hatte die Beine um ihn geschlungen. Ihre Finger drückten sich in seine Schultern. Stöhnend wand sie sich unter ihm, und er konnte nichts weiter tun, als dem Verlangen nachzugeben. Er hatte sie beide auf den Höhepunkt der Lust getrieben.

Nervös schob er die Hände in die Hosentaschen und ging auf und ab. Das Letzte, wovon er jetzt fantasieren sollte, war, wie Tess sich in seinem Bett angefühlt hatte, er war jedoch nicht in der Lage, seine Gedanken davon zu lösen. Es war alles einfach perfekt gewesen. Er konnte nicht mehr schlafen, ohne an sie zu denken, und lag wach und sehnte sich nach ihr.

Er hatte gewusst, dass Sex mit ihr den Charakter ihrer Freundschaft verändern würde, und er hatte ein gewisses Maß an Unbehagen erwartet. Aber er hatte nicht damit gerechnet, sie nicht wieder ansehen zu können, ohne sich danach zu sehnen, sie in seinem Bett zu haben.

Er warf erneut einen Blick auf die Uhr.

Sie musste das Testergebnis inzwischen haben.

Dann hörte er sie kommen. Sie war bleich, hatte die Lippen fest zusammengepresst.

„Wir bekommen ein Baby“, sagte er. Es war eine Feststellung, keine Frage.

Sie nickte stumm.

Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen und ihr versichert, dass sie nicht allein war. Aber er hatte das Gefühl, dass das im Moment nicht angebracht war. Schließlich war es sein Wunsch, sie zu trösten, gewesen, der sie letztlich in diese Lage gebracht hatte.

Sie ging an ihm vorbei in die Küche und er fing einen Hauch ihres Parfums auf. Etwas leicht Fruchtiges. Eindeutig Tess. Erneut spürte er dieses Begehren, gleich gefolgt von Schuldgefühlen. Sein Verlangen galt seiner besten Freundin – der Frau, die jetzt schwanger war von ihm.

Tess öffnete den Kühlschrank und holte ein Bier heraus. „Möchtest du?“

„Danke.“

Sie gab ihm die Flasche und nahm sich ein Mineralwasser. Ihm fiel auf, dass sie wieder etwas grünlich wirkte. „Ist dir übel?“, fragte er besorgt.

„Jemand muss dem Baby die richtige Uhrzeit beibringen“, bemerkte sie trocken. „Das, was man morgendliche Übelkeit nennt, kommt bei mir abends.“

„Ist es sehr schlimm?“

Sie schüttelte den Kopf. „Es geht. Ich erinnere mich, dass meiner Schwester in den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft mit Becca ständig übel war.“

„Es tut mir leid, Tess.“

„Was – die Übelkeit oder meine Schwangerschaft?“

„Beides.“

„Das kannst du dir sparen. Auch wenn es nicht geplant war – ich werde dieses Kind bekommen.“

„Was kann ich tun?“

„Du hast deinen Teil bereits getan.“

„Soweit ich mich erinnere, waren wir beide daran beteiligt.“

„Stimmt.“

Sie wurde rot. Diese Neigung frustrierte sie zutiefst, während er immer wieder fasziniert war davon. Sie war eine erfolgreiche erwachsene Frau, aber das Erröten verriet eine Unschuld, die gleichermaßen erstaunte und erregend wirkte.

„Ich lasse dich nicht allein.“

„Ich bin allein und ich werde allein mit dieser Schwangerschaft fertig werden.“

Er hätte wissen sollen, dass sie es so sehen würde. Die starke Tess – sie brauchte nichts und niemanden. Er bewunderte ihre Unabhängigkeit und war gleichzeitig frustriert, weil Tess jedes Hilfsangebot ausschlug.

Aber diesmal würde er sich nicht abweisen lassen. Schließlich war es auch sein Kind. Er wollte eine Lösung für sie alle drei finden. „Wir könnten heiraten.“

Tess sah ihn verblüfft an und rang um Fassung.

Okay, er war selbst überrascht und wusste nicht, woher diese Worte plötzlich gekommen waren. Doch wenn er es recht bedachte, war es eigentlich die einzig richtige Vorgehensweise. Das Kind brauchte die Fürsorge beider Elternteile, und die Heirat würde sicherstellen, dass sie sich gemeinsam um das Kind kümmern konnten.

Seit der geplatzten Verlobung mit Lana reichte allein der Gedanke, sich für den Rest seines Lebens an eine Frau zu binden, um ihn in Panik zu versetzen. Und jetzt hatte er den Gedanken nicht nur gedacht, sondern ihn sogar laut ausgesprochen. Er zerrte an seiner Krawatte und schluckte hart.

Tess erholte sich als Erste von dem Schock. Sie lachte. „Ich wäre fast versucht, Ja zu sagen. Nur um zu sehen, ob du noch bleicher werden kannst.“

„Das ist kein Grund, über den Vorschlag zu lachen.“

„Du machst Witze, oder?“

„Wir bekommen ein Kind. Wieso sollten wir nicht heiraten?“

„Ist das eine Frage oder ein Antrag? Falls es eine Frage ist, könnte ich dir tausend Gründe nennen, die dagegensprechen. Falls es ein Antrag ist, ist die Antwort nein.“

„Tausend Gründe?“ Er war empört.

„Zuerst einmal wäre da die Tatsache, dass du gar nicht heiraten willst“, erinnerte sie ihn.

Sie hatte recht. Er konnte es nicht leugnen, nachdem er das nach seiner Trennung von Lana x-mal gesagt hatte. Die Wahrheit war, er mochte Frauen, mochte ihr Wesen, ihren Körper, ihre Art, sich zu bewegen. Er mochte sie, aber er liebte sie nicht.

Tess vermutete, dass es das Verhalten seiner Mutter war, das ihn nach all den Jahren noch daran hinderte, sein Herz zu öffnen. Und vielleicht war es sogar verständlich. Als Charlene Richmond ihren Mann verlassen hatte, hatte sie nicht nur ihre Ehe aufgegeben, sondern auch ihre Kinder. Von einem Tag auf den anderen war sie sang- und klanglos verschwunden, und er war am Boden zerstört gewesen. Einige Monate später war sie wieder aufgetaucht, angeblich wegen der Söhne. Aber er hatte bereits gelernt, nicht zu leicht zu vertrauen oder zu tief zu lieben.

„Vielleicht habe ich meine Meinung zur Ehe geändert“, erklärte er jetzt.

Tess schüttelte den Kopf. „Es ist mir wichtiger, dich als Freund zu haben denn als Ehemann, Craig.“

„Ich bin dein Freund.“ Er nahm ihre Hand in seine. „Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr sein könnte.“

„Das würde die Situation nur komplizierter machen.“ Sie löste sich von ihm.

„Du könntest zumindest darüber nachdenken.“

„Nein.“

„Du bist unvernünftig, Tess.“

Das fand sie ganz und gar nicht. Es war unvernünftig gewesen, mit Craig zu schlafen. Nun musste sie mit den Folgen leben, und sie war entschlossen, vernünftig mit dieser Verantwortung umzugehen. Sie hätte erwartet, dass gerade er das schätzen müsste.

„Ich erwarte nichts von dir, Craig.“

„Warum nicht?“

Seine Empörung überraschte sie. „Weil … weil ich dich nicht verantwortlich mache für einen Fehler, den ich begangen habe.“

„Muss ich dich noch einmal daran erinnern, dass wir beide beteiligt waren?“

Sie seufzte. „Wir wissen beide, dass es nur so weit gekommen ist, weil du Mitleid mit mir hattest.“

Er legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Glaubst du das wirklich?“

Oh! Das war gefährlich. Die leichte Berührung ließ ein erregendes Prickeln über ihren Rücken laufen. Sie hatte oft gedacht, eine Frau müsste schon mit Blindheit geschlagen sein, um nicht zu bemerken, wie unglaublich sexy er war – das dunkelblonde Haar, die braunen Augen mit den langen Wimpern, die vollen Lippen, die sich so gern zu einem Lachen verzogen. Dazu das kantige Kinn mit der Andeutung eines Grübchens. Muskulös und durchtrainiert.

Sie kannte Craig seit der Schulzeit. Er war Assistent des Trainers ihres Baseballteams gewesen und ein guter Basketballspieler. Sein drahtiger Körper war seither kräftiger geworden, die Schultern breiter, die Muskeln fester.

Craig Richmond war jedoch mehr als gut aussehend. Er hatte ein Charisma, das ihn unwiderstehlich für sie machte, auch wenn ihr der Verstand riet, auf Abstand zu bleiben. Und nun genügte allein die Berührung seiner Hand, um ihren Pulsschlag in die Höhe zu katapultieren.

Sie wusste, er wartete auf eine Antwort, aber sie konnte sich nicht mal an die Frage erinnern.

„Glaubst du allen Ernstes, ich hätte aus Mitleid mit dir geschlafen?“, hakte er noch einmal nach.

Sie schluckte. „Etwa nicht?“

„Nein.“

Das Lächeln, das die Antwort begleitete, ließ ihren Puls neuerlich Kapriolen schlagen.

„Wir haben uns geliebt, weil wir es beide wollten.“

Tess schloss die Augen. Kein anderer Mann hatte je solche Empfindungen bei ihr geweckt. Kein anderer kannte sie so wie Craig, kein anderer verstand sie wie er.

„Ich habe mich allein gefühlt“, sagte sie bedrückt. „Ich habe jemanden gebraucht und du warst da.“

„Tu nicht so, als wäre dir jeder recht gewesen. Die Gefühle zwischen uns haben sich schon seit Längerem entwickelt – seit dem Kuss unter dem Mistelzweig beim letzten Weihnachtsfest, wenn nicht sogar länger.“

„Der Kuss hat nichts bedeutet“, log sie.

Er musterte sie kritisch. „Wollen wir ihn wiederholen – um zu sehen, ob das stimmt?“

„Nein!“

Sein triumphierendes Lächeln sagte mehr als viele Worte.

„Freundschaft und passende Chemie sind eine solide Basis für eine Beziehung“, bemerkte er dann. „Und wenn wir heiraten, hätte unser Baby eine richtige Familie.“

Er klang fast so, als sei es ihm ernst. Aber sie würde Craig nicht aus den falschen Gründen heiraten – damit wäre niemandem gedient.

„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert“, erinnerte sie ihn. „Unser Kind wird nicht aus der Gesellschaft ausgestoßen, nur weil seine Eltern nicht verheiratet sind.“

Sie konnte selbst nicht glauben, dass sie diese Unterhaltung führten. All dieses Gerede von Heirat und Familie mit einem Mann, der mit keiner Frau länger als einen Monat zusammenblieb aus lauter Angst, sie könnte Forderungen an ihn stellen. Es war unglaublich! Ihre Schwangerschaft hatte sie offensichtlich beide aus dem Gleichgewicht gebracht.

„Ich schlage eine Pause vor“, erklärte sie. „Wir sollten uns an den Gedanken dieser Schwangerschaft zuerst einmal gewöhnen, bevor wir Pläne für die Zukunft machen.“

„Wie lang soll diese Pause sein?“

„Ich weiß es nicht. Ich brauche Zeit.“ Ihr Blick bat stumm um Verständnis. „Ich möchte das Leben unseres Kindes nicht mit falschen Entscheidungen ruinieren, noch bevor es überhaupt geboren ist.“

„Das wirst du nicht.“

„Woher willst du das wissen? Woher soll ich wissen, was richtig ist und was nicht?“

„Wir werden es gemeinsam herausfinden.“

„Ich war mir nicht sicher … nach der Nacht …“

„Was meinst du?“

Sie schüttelte nur den Kopf.

„Wieso willst du unbedingt vergessen, wie atemberaubend unsere Nacht war?“

Sie wich seinem Blick aus. Atemberaubend war nur eine schwache Beschreibung für die Zeit, die sie in seinen Armen verbracht hatte. „Weil die Erinnerung uns nicht helfen wird.“

„Glaubst du nicht, dass körperliche Übereinstimmung wichtig ist in einer Ehe? Ich mache dir keine Versprechungen, die ich nicht halten kann“, fuhr er fort. „Aber ich werde für dich und unser Baby da sein.“

Sie hätte weinen mögen – nicht nur, weil sie mehr wollte als das, was er ihr bot, sondern weil er glaubte, nicht mehr geben zu können. Seine Worte bewiesen, dass die Wunden, die das Verhalten seiner Mutter hinterlassen hatte, nach wie vor nicht verheilt waren. Würde es je dazu kommen? Wie dem auch sei – sie weigerte sich, jemanden zu heiraten, der sie nicht liebte.

„Wir haben dieses Kind gemeinsam gezeugt“, sagte er, als sie schwieg. „Wir sollten die Verantwortung teilen. Nicht nur für die nächsten neun Monate, sondern für immer.“

Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und ging.

2. KAPITEL

Zwei Wochen vergingen. Der Schock über die Schwangerschaft hatte sich gelegt. Craig analysierte die Situation aus allen Blickwinkeln und kam immer wieder zum selben Schluss: Er war es Tess – und dem Kind – schuldig, das Richtige zu tun. Mit diesem Gedanken im Sinn besuchte er sie am Freitag im Büro.

„Wir sollten heiraten.“

Tess drehte sich erschreckt zur Tür. Dabei stieß sie einen Becher um. Entgeistert sah sie zu, wie Kaffee über die Papiere lief, in die sie gerade vertieft gewesen war. Rasch versuchte sie, zu retten, was zu retten war.

Craig eilte in die kleine Küche auf der Suche nach Papiertüchern. Sollte der Gesprächsauftakt doch ein Hauch zu direkt gewesen sein?

Tess sagte kein Wort, bis ihr Papierkorb gefüllt war mit kaffeegetränkten Tüchern und unleserlichen Seiten. Die verbliebenen Blätter hatte sie zum Trocknen ausgebreitet.

„In Zukunft könntest du ein Gespräch vielleicht mit einem Hallo beginnen“, schlug sie vor.

„Tut mir leid“, erklärte er zerknirscht, dann grinste er. „Hallo, Tess!“

„Hallo, Craig“, lautete ihre trockene Antwort.

Er ließ sich auf den Stuhl neben ihrem Tisch sinken. „Nachdem wir nun die Regeln der Höflichkeit befolgt haben, könnten wir vielleicht zum Grund meines Besuchs kommen.“

„Warum nicht? Mich würde zum Beispiel interessieren, was hinter deinem plötzlichen Sinneswandel zum Thema Heirat steckt.“

„Das Baby“, gab er zu. „Unser Baby braucht einen Vater.“

„Da gebe ich dir recht, doch worum geht es dir wirklich? Vater sein? Oder darum, das zu tun, was gemeinhin in einer solchen Situation als das Richtige gilt?“

„Ich möchte Vater sein.“

„Das überrascht mich. Aber es freut mich auch, denn unser Kind kann nur davon profitieren, wenn beide Elternteile sich kümmern.“

„Ich will mich nicht einfach kümmern – ich möchte da sein für das Kind, jeden Tag. Ich bin überzeugt, dafür ist eine Heirat die beste Lösung.“

„Ich habe dich nicht um eine Lösung gebeten.“

Er atmete einmal tief durch. „Ich versuche ja nur zu helfen.“

„So, wie an dem Abend, als du mich nach Hause gebracht hast?“

Sie erschrak, und er wusste, sie bereute diese Worte, doch sie ließen sich nicht zurücknehmen. Das hätte auch nichts an der Wahrheit geändert. Sie gab ihm die Schuld, wie er sich selbst die Schuld gab.

„Es tut mir leid“, sagte sie zerknirscht. „Das war überflüssig.“

„Du hast ja recht, mir Vorwürfe zu machen. Hätte ich daran gedacht, was du brauchst, statt daran, wonach mir war, wäre ich in der Nacht einfach nur ein guter Freund für dich gewesen.“

„Ich glaube, ich war sehr eindeutig in dem, was ich brauchte …“

Das stimmte und er hätte die Einladung in ihrem Blick übersehen sollen. Hätte der Verlockung ihrer weichen Lippen und ihres Körpers widerstehen müssen. Tess in seinen Armen zu halten, das war jedoch wie ein Traum gewesen, der endlich Wirklichkeit wurde.

Sie sah ihn ernst an. „Ich mache dir keinen Vorwurf, aber vielleicht solltest du mir einen machen.“

„Wieso?“

„Weil … weil ich mir nicht sicher bin, ob ich nicht mit Absicht schwanger geworden bin.“

„Wie meinst du das?“, fragte er verblüfft.

Sie holte tief Luft. „Du weißt, wie sehr ich mir immer eine eigene Familie gewünscht habe, schon seit dem Tod meiner Mutter. Nachdem ich meine Verlobung mit Roger gelöst hatte, schien dieser Traum weiter entfernt denn je.“ Sie schwieg eine Weile. „Ich habe es nicht mit Absicht darauf angelegt, schwanger zu werden, aber unbewusst …“

„Tess“, unterbrach er sie. „Das Kondom ist gerissen. Das hatte nichts mit deinem bewussten oder unbewussten Wunsch nach einer eigenen Familie zu tun.“

Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Das Kondom ist gerissen, weil die Haltbarkeitsfrist seit mehr als einem Jahr überschritten war.“

Für einen Augenblick vergaß er vor Erstaunen den Mund zu schließen. Im Geiste ging er die entscheidenden Momente jener Nacht durch. Sie waren im Gästezimmer gewesen, seine Kondome aber auf der anderen Seite des Korridors in seinem Schlafzimmer. Er hatte hinübergehen wollen, um sie zu holen, doch Tess hatte ihn damit überrascht, dass sie Kondome in ihrer Handtasche hatte. Da die Tasche gleich neben dem Bett lag, war dann alles klar gewesen, sie hatten ihre benutzt.

Die abgelaufenen Kondome.

„Ich habe es erst gemerkt, als ich mir die Verpackung am nächsten Tag zu Hause angesehen habe.“

„Wieso hast du es nicht kontrolliert, als du sie gekauft hast?“

Sie wurde rot. „Das habe ich – aber das ist zwei Jahre her. Damals fingen Roger und ich an, miteinander auszugehen. Er hat sich immer selbst um die Verhütung gekümmert und ich habe nicht mehr daran gedacht.“

„Du hast diese Kondome zwei Jahre in deiner Tasche gehabt?“

„Nein. Ich habe die Packung erst vor einigen Monaten geöffnet, als ich mir beweisen wollte, dass ich über Roger hinweg war. Aber ich hatte keine Verwendung für sie … bis zu unserem Abend.“

„Bis zu unserem Abend?“ Ein leichtes Lächeln schlich sich in seine Mundwinkel.

Tess zog misstrauisch die Stirn kraus. „Du bist nicht böse?“

Vielleicht hätte er es sein sollen, doch er kannte sie gut und wusste, dass sie es niemals mit Absicht darauf angelegt hätte, ihn zu hintergehen.

„Glaubst du an Schicksal?“, fragte er stattdessen.

„Ich bin mir nicht sicher …“

„Ich auch nicht“, bekannte er, „aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Schicksal seine Nase in meine Dinge steckt, seit du mir meinen Zinken gebrochen hast.“

„Das war nicht Schicksal“, widersprach sie. „Das warst du selbst, weil du den Blick nicht von Barb MacIntyre lassen konntest, statt dich auf das Spiel zu konzentrieren.“

Er musste lachen. „Ich war fünfzehn und Barb MacIntyre hatte Brüste.“

„Du hättest lieber auf das dünne Mädchen achten sollen, das einen Schläger hatte.“

„Ich habe noch nie ein Mädchen erlebt, das einen solchen Schlag hat.“ Er musste daran denken, wie er blutend am Boden gelegen hatte. Sie hatte sich über ihn gebeugt und sich sachlich erkundigt, ob er zu sterben gedenke. Seither hatte er dieses Mädchen nicht wieder aus den Augen gelassen.

Wochen später hatte er erfahren, dass sie an dem bewussten Tag ihre Mutter beerdigt hatte – und von der Beerdigung direkt zu ihrer neuen Pflegefamilie gebracht worden war. Mit vierzehn war sie eine Waise und hatte mehr Mut und Haltung, als er sonst je bei einem Mädchen ihres Alters erlebt hatte. Erst später begriff er, dass die trotzige Haltung ihres Kinns und der Zorn, der aus ihren Augen sprühte, nur den Schmerz in ihrem tiefsten Innern verbargen. Was er damals nicht wusste und nicht einmal im Traum hätte ahnen können, war, dass sie die beste Freundin sein würde, die er je hatte.

Unbewusst strich er sich über den Nasenrücken.

Tess’ Blick folgte seiner Bewegung. Um ihre Mundwinkel zuckte es, während sie vergeblich versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.

„Du bist mir deswegen doch nicht mehr böse, oder?“

Er schüttelte den Kopf. „Diese gebrochene Nase war unterm Strich betrachtet das Beste, was mir je passiert ist. Damals habe ich das natürlich anders gesehen“, gestand er, „aber im Rückblick ist mir klar, dass sie der Anlass dafür war, dass wir Freunde geworden sind.“

„Und was hat das alles mit heute zu tun?“

„Ich glaube, in fünfzehn Jahren werden wir auf diese Situation zurückblicken und sagen, deine Schwangerschaft war das Beste, was uns passieren konnte.“

„Das weiß ich jetzt schon“, bekannte sie leise.

„Wieso fällt es dir dann so schwer zu glauben, dass unsere Heirat dazugehören könnte?“

Tess seufzte. „Es ist nicht so, dass ich es mir nicht vorstellen könnte.“

Im Gegenteil. Es war fast zu einfach, sich eine Ehe und eine Familie mit Craig vorzustellen. Ihr Herz sehnte sich jedoch nach dem ganzen Märchenpaket, und sie wusste, dass es das außerhalb ihrer Träume nie geben würde. Craig war nicht der Märchenprinz, der sie ewig lieben würde, und ihre Schwangerschaft war nichts, was sie sich zusammen erträumt hatten.

„Was ist es dann?“, wollte er wissen.

Sie wusste nicht, wie sie ihm den Kampf erklären sollte, der in ihr tobte, seit sie die zwei Striche auf dem Teströhrchen gesehen hatte. Sie hatte die Wahl zwischen dem einfachen Weg und dem richtigen Weg. Und sie wollte das Richtige tun.

Das Summen der Telefonanlage ersparte ihr eine Antwort – zumindest für den Augenblick.

„Carl ist auf Leitung drei“, erklärte Elaine.

Carl Bloom war einer der Besitzer von SB-Graphics und somit ihr Boss.

„Danke“, sagte sie zu Elaine und dann an Craig gewandt: „Ich muss den Anruf annehmen.“

„Nur zu, ich kann warten.“

„Das geht nicht. Das Gespräch mit Carl dauert wahrscheinlich länger und anschließend muss ich mich noch auf ein Meeting mit Owen vorbereiten.“ Owen Sanderson war Carls Partner und somit ihr zweiter Boss.

„Wir müssen unser Gespräch zu Ende bringen.“

„Ich weiß – aber nicht jetzt.“

„Dann komm heute Abend zu mir zum Essen.“

Ihr Finger schwebte über dem blinkenden Knopf. Sie konnte ihren Boss nicht länger warten lassen. „Okay“, sagte sie hastig. „Bis heute Abend.“

„Um sieben.“ Craig erhob sich. „Ich habe ein paar Steaks, die wir grillen können. Sie enthalten viel Eisen – das ist gut für dich und das Kind.“

Kopfschüttelnd sah sie ihm nach. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass er tatsächlich mit Begeisterung die Rolle des Vaters übernehmen würde. Blieb abzuwarten, wie er sich dazu stellte, wenn das Ganze nicht mehr nur eine Idee, sondern Wirklichkeit war. War das Kind erst mal da, konnte sich seine Einstellung sehr wohl wieder ändern. Oder auch nicht. Sie kannte Craig gut genug, um zu wissen, dass er nichts aufgab, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte.

Im Moment musste sie diesen Gedanken jedoch beiseiteschieben – ihr Boss hatte Vorrang.

Das Computerprogramm, an dem sie schrieb, erwies sich als besonders schwierig. Erschöpft warf Tess einen Blick auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass es schon Viertel vor sieben war. In fünfzehn Minuten erwartete Craig sie zum Essen.

Rasch speicherte sie ihre Arbeit ab und fuhr den PC herunter. Auf dem Weg zum Ausgang sah sie, dass alle anderen bereits gegangen waren. SBG war eine Agentur, die Programme zur digitalen Animation schrieb. Owen Sanderson und Carl Bloom hatten sie vor fast zwanzig Jahren gegründet. Anfangs hatten sie noch damit geliebäugelt, den Firmensitz nach Los Angeles zu verlegen, aber dann hatten sie begriffen, dass der Standort im digitalen Zeitalter so gut wie keine Rolle spielte und dass sie auch von Pinehurst in North Carolina aus mit den Firmen der Westküste mithalten konnten.

Beide Männer legten viel Wert auf ihr Familienleben und erwarteten von ihren Angestellten dasselbe. Als Deanna, eine der Teamleiterinnen, schwanger wurde, hatten sie ihr selbstverständlich den Arbeitsplatz freigehalten. Anschließend räumten sie ihr die Wahl ein, zu Hause zu arbeiten oder das Baby mit ins Büro zu bringen, falls es einmal ein Problem mit der Tagesbetreuung geben sollte.

Tess hatte seinerzeit nicht viel darüber nachgedacht, aber seit sie nun selbst schwanger war, war es ihr eine große Erleichterung zu wissen, dass ihre Arbeitgeber Verständnis für Familienprobleme hatten. Blieb nur zu hoffen, dass der Kindsvater ihren Wünschen auch so bereitwillig entgegenkam.

Wir sollten heiraten.

Nicht nur, dass die Worte an sich überraschend waren – überraschender war die Überzeugung, mit der Craig sie vorgebracht hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er sich für eine Heirat entschieden. Nun war es an ihr, ihn zu überzeugen, dass es durchaus Alternativen gab. Nur in einem einzigen Punkt gab es keine Alternative: Sie wollte dieses Kind. Sie wollte das Baby, weil es bedeutete, dass sie nie wieder allein sein würde.

Ihr Blick fiel auf die Tür zu Owens Büro. Dort brannte Licht. Ohne lange zu überlegen steckte sie den Kopf hinein und sagte: „Ich war gerade auf dem Weg … Oh!“ Sie war verwirrt, als sie sah, dass nicht Owen am Schreibtisch saß, sondern ein Mann, den sie nicht kannte. „Es tut mir leid. Ich dachte, Mr Sanderson sei noch da.“

„Jared McCabe.“ Er erhob sich und reichte ihr die Hand.

„Tess Lucas.“ Sie fragte sich, wo sie seinen Namen schon einmal gehört hatte.

„Sie waren verantwortlich für die Entwicklung der Version 4 von DirectorPlus.“

DP4 war eine Benutzeroberfläche, die im Film und bei der Programmierung von Videospielen genutzt wurde, um Figuren zu bewegen. Tess nickte. Woher wusste er, dass sie an dem Projekt beteiligt gewesen war?

„Ein super Programm!“, lobte er.

„Sind Sie ein Kunde von SBG?“

Er lächelte. „Etwas in der Art.“

„Dann wird es Sie freuen zu hören, dass Version 5 noch besser wird.“

„Ich nehme Sie beim Wort!“

Seine Bemerkung erschien ihr merkwürdig, aber bevor sie dazu etwas sagen konnte, kam Owen herein.

„Jared, ich habe …“ Er hielt inne, als er sie bemerkte. „Tess! Ich wusste gar nicht, dass Sie noch da sind!“

„Ich wollte gerade gehen und sah, dass bei Ihnen Licht brennt.“ Irgendwie fühlte sie sich plötzlich unbehaglich.

„Tess ist morgens die Erste und abends die Letzte“, erklärte Owen an Jared gewandt. „Und nicht nur fleißig, sondern auch extrem talentiert.“

Während Tess das Lob genoss, fragte sie sich, wieso Jared sich für ihre Arbeitsweise interessieren sollte. Im Moment hatte sie jedoch keine Zeit, diesen Gedankengang weiterzuverfolgen. „Ich wollte nicht stören“, sagte sie rasch. „Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr McCabe.“

„Es war mir ein Vergnügen, Ms Lucas.“

„Ein schönes Wochenende!“, wünschte Owen.

Einen Moment fragte Tess sich noch, wer der geheimnisvolle Besucher sein mochte, aber dann dachte sie an das Essen mit Craig und befand, dass sie Wichtigeres zu bedenken hatte als Jared McCabe.

3. KAPITEL

Es war schon halb acht, als Tess ihren Wagen auf dem Besucherparkplatz in der Tiefgarage des Gebäudes abstellte, in dem sich Craigs Apartment befand. Sie atmete ein paarmal tief durch. Das Gespräch mit ihm war ihr sehr wichtig. Er war ihr bester Freund und sie wollte diese Freundschaft unter keinen Umständen gefährden. Gleichzeitig wollte sie sich aber nicht auf eine Ehe einlassen, die nur zum Wohl des Kindes eingegangen wurde. Sie wollte alles – auch die Liebe.

Craig erwartete sie bereits. Der Tisch war gedeckt, die Steaks schnell zubereitet.

Sie mieden jedes heikle Thema. Tess entspannte sich allmählich – zumindest, bis zu dem Moment, als Craig unbeabsichtigt unter dem Tisch mit seinem Knie ihren Schenkel berührte. Da zuckte sie zurück, als hätte er sie mit dem Steakmesser bedroht.

Craig seufzte stumm. So schnell war wohl nicht mit einer Normalisierung ihrer Beziehung zu rechnen. „Zum Nachtisch gibt es Chunky Monkey.“ Er füllte ihr Lieblingseis in Schüsseln. „Ich finde, wir sollten jetzt über meinen Antrag sprechen.“

„Ich kann mich nicht erinnern, einen Antrag gehört zu haben. Du hast einfach nur festgestellt, wir sollten heiraten.“

Er runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht …“

„Du hast mich nicht gefragt, ob ich deine Frau werden möchte.“

Er beobachtete, wie sie genießerisch die Augen verdrehte, während sie sich das Eis auf der Zunge zergehen ließ. Er nahm selbst etwas und hoffte, damit die Hitze zu dämpfen, die bei ihrem Anblick durch seinen Körper schoss. Das Eis blieb ohne jede Wirkung.

„Ich habe dich gefragt“, widersprach er.

„Nein, hast du nicht. Du fragst nie. Du gehst immer einfach davon aus, dass du alles bekommst, was du willst.“

„Das stimmt überhaupt nicht!“

„Doch. Weil niemand Craig Richmond etwas abschlägt. Du kennst kein Nein!“

Wahrscheinlich hatte sie recht. Als Juniorchef von Richmond Pharmaceuticals hatte er eine Machtposition, und er wusste diese Macht zu nutzen, um seine Ziele durchzusetzen. Ihm war nur nicht klar gewesen, dass er dieses Verhalten auch in seinem Privatleben einsetzte. Hatte sie ihm eine Abfuhr erteilt, weil er nicht gefragt hatte? Das ließ sich ändern.

„Tess, willst du meine Frau werden?“

Sie lächelte unwillkürlich, schüttelte aber den Kopf. „Nein.“

„Nein?“ So viel also zu ihrer Theorie, dass er nie ein Nein zu hören bekam.

„Meine Schwangerschaft ist kein ausreichender Grund für eine Heirat.“

Tess leckte den Löffel ab, mit dem sie sich gerade den Rest des Eises in den Mund geschoben hatte, und Craig musste ein Aufstöhnen unterdrücken bei den erotischen Bildern, die dabei vor seinem geistigen Auge entstanden.

„Ich würde dir den Kontakt mit deinem Kind niemals verweigern“, fuhr sie fort und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Thema. „Aber ich werde keinen Mann heiraten, den ich nicht liebe und der mich nicht liebt, nur damit mein Kind eine Familie hat. Bei geteiltem Sorgerecht können wir uns genauso gut um das Kind kümmern.“

„Ich will kein Wochenendvater sein.“ Er wollte nicht, dass sein Kind zwischen zwei Haushalten hin und her pendeln musste, um sich letztlich nirgends wirklich geborgen zu fühlen. „Warum kannst du nicht akzeptieren, dass mir das wichtig ist?“

„Warum kannst du nicht akzeptieren, dass ich nicht heiraten möchte?“

„Noch vor sechs Monaten hast du Einladungen zu deiner Hochzeit verschickt“, erinnerte er sie.

„Das war etwas anderes.“

„Weil du dachtest, dass ihr euch liebt?“

„Ich habe mich in ihm getäuscht, aber das heißt nicht, dass ich bereit bin, meine Träume aufzugeben und mich mit einer Ehe ohne Liebe zufriedenzugeben.“

„Hast du deinem Verlobten je erzählt, dass du vier Jahre deines Lebens bei Pflegeeltern verbracht hast?“

Sie runzelte die Stirn. „Was hat das denn nun damit zu tun?“

„Es ändert nichts an der Tatsache, dass er dich betrogen hat, aber ich frage mich, ob die Beziehung nicht ohnehin zum Scheitern verurteilt war, weil du ihm nicht gezeigt hast, wer du wirklich bist.“

„Vier Jahre in einer Pflegefamilie haben mich nicht zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“

„Eine liebe Freundin hat mir einmal gesagt, dass alle Erfahrungen, die wir im Leben machen, gute wie schlechte, in unsere Persönlichkeit einfließen.“

Tess schwieg. Wie sollte sie gegen ihre eigenen Worte argumentieren?

„Hat er gewusst, wie deine Mutter gestorben ist? Wie allein du dich gefühlt hast, als ihr Tod dich zur Waise machte? Hat er gewusst, wie sehr du dich auf die monatlichen Besuche bei deiner Stiefschwester gefreut hast, weil sie der letzte Rest an Familie war, der dir geblieben ist?“ Craig gab die Antwort selbst: „Natürlich hat er es nicht gewusst, weil du es ihm nie erzählt hast.“

„Ich hielt es nicht für wichtig.“

„Vielleicht zeigt das aber auch, dass du mehr Bindungsängste hast als ich. Du sagst, du willst keine Heirat ohne Liebe – womöglich ist das nur ein Vorwand, weil du dich zu sehr fürchtest, noch einmal verletzt zu werden. Deswegen möchtest du niemanden an dich heranlassen.“

„Ich wusste gar nicht, dass du ein Examen in Psychologie abgelegt hast.“

Ihre Ironie bewies ihm, dass er recht hatte. Er bedauerte nur, ihr wehgetan zu haben, um seinen Punkt machen zu können.

„Ich brauche kein Psychologiestudium, weil ich dich kenne“, sagte er leise.

„Okay. Vielleicht bin ich ebenso feige wie du mit deiner Bindungsangst. Was mir zu beweisen scheint, dass eine Ehe zwischen uns von Anfang an auf sehr wackeligen Beinen stünde.“

„Abgesehen davon, dass wir beide dickköpfig sind“, erinnerte er sie. „Wenn wir es wollten, könnte es funktionieren.“

„Ich erinnere mich an die Ehe meiner Eltern“, sagte sie nachdenklich. „Ich war erst acht, als mein Vater starb, ich habe dennoch gespürt, wie glücklich sie miteinander waren. Als meine Mutter Ken heiratete, war es völlig anders. Sie war mit mir allein, er allein mit Laurie. Sie haben geheiratet, um Laurie und mir eine Familie zu bieten, aber keiner von ihnen war wirklich glücklich.“

„Das muss bei uns nicht genauso sein“, beharrte er.

„Wenn ich heirate, dann nur, weil jemand mit mir zusammen sein will, nicht, weil ich ein Kind von ihm bekomme.“

„Aber ich will doch mit dir zusammen sein, Tess. Ich möchte, dass wir beide da sind für unser Kind. Was die Liebe betrifft – ich bin mir nicht einmal sicher, was das ist und ob sie wirklich existiert – zumindest, was die Märchen-Variante mit dem Versprechen ewigen Glücks angeht.“

Sie rollte die Augen. „Hat die Welt je eine derart romantische Liebeserklärung gehört?“

Er war frustriert. „Ist es das, was du willst? Romantik? Würde es einen Unterschied machen, wenn ich dir Blumen, leise Musik und Kerzenschein böte?“

„Nein. Wir wissen beide, dass ein Kind Liebe braucht – und die hängt nicht davon ab, ob die Eltern verheiratet sind oder nicht. Du sagst, unsere Ehe könnte funktionieren. Es bleibt ein Risiko. Willst du, dass sich unser Kind mitten in einer Schlacht um das Sorgerecht wiederfindet, falls es nicht gut geht? So wie damals, als Charlene euch verlassen hat?“

Sie sprach von der Frau, die ihn geboren hatte, nie als von seiner Mutter, weil sie wie er das Gefühl hatte, dass Grace, die zweite Frau seines Vaters, mehr eine Mutter für ihn war, als Charlene es je gewesen war.

Er war fünf gewesen, als seine Eltern sich getrennt hatten, aber er erinnerte sich noch deutlich an das Gefühl der Zurückweisung, als seine Mutter gegangen war. Nach einigen Monaten wollte Charlene Richmond dann das geteilte Sorgerecht für die Kinder – wahrscheinlich war ihr klar geworden, dass sie finanzielle Unterstützung von ihrem Exmann beanspruchen konnte, wenn die Kinder zeitweise bei ihr lebten. Während der nächsten Jahre waren er und sein Bruder Gage ständig zwischen den Haushalten der getrennt lebenden Eltern hin und her gependelt. Die einzige Konstante in ihrem Leben war das Kindermädchen, das ihr Vater für sie eingestellt hatte und das sie immer begleitete. Denn sosehr Charlene auch behauptete, sie wolle Zeit mit ihren Söhnen verbringen, sowenig kümmerte sie sich um sie, wenn sie bei ihr lebten.

Und eines Tages, als sie bei ihr eintrafen, war sie einfach nicht mehr da gewesen. Sie hatte eine Nachricht hinterlassen, sie werde heiraten und verlasse das Land. Daher liege das alleinige Sorgerecht nun bei ihrem Vater. Zuerst war Craig erleichtert gewesen – die ewigen Streitereien waren zu Ende und er und Gage hatten endlich ein festes Zuhause. Aber die Erleichterung wich bald der Angst, auch ihr Vater könnte eines Tages verschwinden. Vielleicht liebte niemand ihn genug, um bei ihm zu bleiben.

So sollte es seinem Kind niemals ergehen!

Tess verstand Craigs Gründe für den Wunsch nach einer Heirat, dennoch war sie nicht bereit nachzugeben. Weder wollte sie opfern, was auch immer von ihrer Freundschaft geblieben war, noch wollte sie ihre eigenen Träume vom Glück aufgeben für eine Vernunftehe, die ihrer Meinung nach nur scheitern konnte.

Aber wenn er sie so ansah wie jetzt, so durchdringend und zu allem entschlossen, dann wurde sie unsicher. Und wenn er seinen Daumen über ihren Handrücken gleiten ließ, empfand sie ein prickelndes Verlangen, das sie durchrieselte. Ein Verlangen nach mehr.

Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. Nur wenn sie ihn nicht spürte, hatte sie eine Chance, einen klaren Blick auf die Situation zu behalten, doch Craig gab sie nicht frei.

„Ich habe mich bemüht, keinen Druck auf dich auszuüben …“

Sie hätte fast gelacht über die Absurdität seiner Feststellung – noch nie hatte sie sich derart unter Druck gefühlt.

„… aber du kannst deine Schwangerschaft nicht für immer geheim halten. Lass uns verreisen und irgendwo heiraten, bevor das Gerede beginnt.“

Der Vorschlag war durchaus verlockend. Die Vorstellung, ganz allein für das Kind verantwortlich zu sein, machte ihr Angst. Sie war jedoch noch nie der Typ gewesen, der vor einer Herausforderung davonlief. Und das würde sie auch jetzt nicht tun.

„Ich kann dich nicht heiraten, Craig.“

„Betrachte es doch einfach logisch. Wir kennen uns seit Jahren. Was wir teilen – Freundschaft, Vertrauen, Achtung – das ist mehr wert als Liebe. Und dauerhafter.“

„Sieh dir deine Eltern an – deinen Vater und Grace“, korrigierte sie sich. „Jeder sieht, dass sie sich lieben. Willst du dich wirklich mit weniger zufriedengeben?“

„Eine Ehe mit dir wäre nicht etwas, womit ich mich zufriedengäbe. Der Ausdruck ist in diesem Zusammenhang völlig unpassend.“

Tess hätte ihm gern geglaubt. Aber ihre katastrophale Erfahrung mit Roger hatte sie vorsichtig werden lassen. Craig hatte mehr Dates gehabt, als sie zählen konnte – Dates mit attraktiven, erfahrenen Frauen. Nie würde er mit einer Frau wie ihr auf Dauer glücklich werden.

Sie erhob sich und trat ans Fenster. Ihr Blick glitt über den Sternenhimmel. Nein, wie auch immer sie es drehte und wendete, sie konnte Craig nicht heiraten.

„Im Moment magst du so denken“, erklärte sie leise, „aber irgendwann wirst du dem Kind und mir Vorwürfe dafür machen, weil wir dich in eine solche Situation gebracht haben.“

Er sagte nichts, und sie hoffte bereits, er werde ihren Standpunkt akzeptieren. Sie ahnte nicht, dass er hinter ihr stand, bis er seine Hände auf ihre Schultern legte und sie zu sich herumdrehte.

Sie wich seinem Blick nicht aus. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht leicht von einer einmal gefassten Idee abzubringen war, aber sie konnte ebenso halsstarrig sein.

Mit Argumenten hätte sie umgehen können – stattdessen senkte er den Kopf und küsste sie. Zuerst war sie zu verblüfft, um zu reagieren. Und dann, als seine Lippen sich zärtlich auf ihre drückten, sanft und doch fordernd, blieb ihr keine Wahl – sie schmolz dahin.

Er ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten und zog ihren Kopf nach hinten, um den Kuss zu vertiefen. Sie öffnete sich ihm, alle Gedanken an Gegenwehr waren verschwunden. Waren es die Schwangerschaftshormone, die Amok liefen? War es ihr neues Bewusstsein von Craig als Mann? Was auch immer – sie hatte keinen anderen Wunsch, als in seinen Armen zu sein.

Ein Schauer durchrieselte sie und sie stöhnte leise, als seine Zunge ihre fand. Irgendwo in ihrem tiefsten Innern wusste sie, dass sie diesen Kuss beenden sollte, aber sie konnte sich nicht wehren gegen das Verlangen, das ihren Körper erfasst hatte. Sie wollte dies – sie wollte Craig – mehr als sie es je für möglich gehalten hatte.

Er zog ihre Bluse aus dem Bund ihrer Hose, und dann spürte sie seine Hände auf ihrer Haut. Sie liebte seine Berührungen. Liebte es, ihn zu berühren. Wie von selbst öffneten ihre Finger die Knöpfe seines Hemdes …

Mit einer raschen Bewegung schob Craig einen Arm unter ihre Knie und hob sie hoch, sodass sie an seiner Brust lag, während er seine Liebkosungen fortsetzte. Noch nie hatte ein Mann ihr derart direkt und indirekt den Boden unter den Füßen fortgezogen, und nie hätte sie es für möglich gehalten, dass es sich einfach nur gut anfühlte.

Er trug sie ins Wohnzimmer, ließ sie behutsam auf das Ledersofa gleiten und legte sich zu ihr. Sie spürte seine Erregung, als er sich an ihren Körper drückte, und bewegte sich leicht, um ihn zwischen ihren Schenkeln zu fühlen.

Er hatte ihre Bluse inzwischen geöffnet und zog mit den Lippen eine Spur heißer Küsse ihren Hals hinunter zu ihren Brüsten. Das zarte Kratzen seiner Bartstoppeln löste einen Schauer prickelnden Verlangens bei ihr aus und sie wand sich lustvoll unter ihm, als seine Lippen ihre Brustwarzen fanden. Sobald er eine sanft mit seinen Zähnen durch den dünnen Stoff ihres BH umfasste, verhärteten sie sich. Ungeduldig streifte Craig die Träger ihres BH herunter und nahm eine Brustwarze in den Mund. Umkreiste sie mit der Zunge. Massierte sie mit seinen Lippen. Saugte daran. Tess biss sich auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken. Sie hob sich ihm entgegen. Sehnte sich danach, eins zu werden mit ihm.

Craig öffnete den Verschluss ihrer Hose und schob eine Hand hinein. Sie war heiß und feucht. Bereit für ihn. Er drang mit einem Finger in sie ein – und brachte sie allein schon damit fast an den Rand der Ekstase.

„Wir sind so gut zusammen“, flüsterte er, während seine Finger das sinnliche Spiel fortführten. „Lass mich dir zeigen, wie wir uns jede Nacht lieben könnten, wenn wir verheiratet wären.“

Es dauerte einen Moment, bis seine Worte den Nebel durchdrangen, der sich um ihren Verstand gelegt zu haben schien. Dann war sie mit einem Schlag hellwach.

Sie weigerte sich, seinem Charme zu verfallen. Nicht noch einmal! „Gehört das zu deinem Plan, um mich zu einer Heirat zu bewegen?“ Sie sprang auf. Hastig brachte sie ihre Kleidung in Ordnung.

„Ich habe nichts geplant, Tess. Die Situation hat sich einfach ergeben. Aber um ehrlich zu sein, ich finde, es ist ein weiterer Beweis dafür, dass unsere Ehe funktionieren würde.“

„Wir sollten also heiraten, weil wir gut zusammen im Bett sind?“

Er tat einen Schritt auf sie zu. „Wir sind besser als gut, doch das ist nur ein Faktor von vielen.“

„Darum ging es dir hier?“ Sie wischte sich die Trä...

Autor

Emily Mc Kay
<p>Durch Zufall stieß Emily McKay schon in jungen Jahren auf einen Liebesroman und war von Anfang an fasziniert. Sie studierte Englisch an einer Universität in Texas und unterrichtete vier Jahre lang an einer Grundschule. Während ihrer Tätigkeit als Englischlehrerin setzte sie sich mit dem Schreiben auseinander und näherte sich dem...
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Yahrah St John
<p>Yahrah St. John hat bereits dreißig Bücher geschrieben. Wenn sie nicht gerade zu Hause an einer ihrer feurigen Liebesgeschichten mit unwiderstehlichen Helden und temperamentvollen Heldinnen arbeitet und sie mit einem Schuss Familientragödie würzt, kocht sie gern aufwändige kulinarische Leckereien oder reist auf der Suche nach neuen Abenteuern um die Welt....
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