CORA Collection Band 30

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Heiß, heißer, New York. Eine Stadt, die niemals schläft. Hier brennt nicht nur die Luft, sondern es entflammen auch Liebe und Leidenschaft!

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  • Erscheinungstag 28.08.2020
  • Bandnummer 30
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728731
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Anne Marie Winston, Margaret Allison, Barbara Wallace

CORA COLLECTION BAND 30

PROLOG

„Smythe Corp. wird dir gehören – unter einer Bedingung“, erklärte Eliza Smythe und beobachtete ihren einzigen Sohn mit wachsamem Blick.

Stone Lachlan stand im Apartment seiner Mutter in der Park Avenue in New York City lässig an den Marmorkamin gelehnt. Nicht einmal ein Zucken seiner Wimpern verriet irgendeine seiner Emotionen. Er hatte nicht vor, seine Mutter wissen zu lassen, was ihr Angebot ihm bedeutete. Nicht, bis „Smythe Corp.“ ihm gehörte und sie ihm die Firma nicht mehr wegnehmen konnte.

„Und welche Bedingung könnte das sein?“ Scheinbar desinteressiert nahm er einen Schluck aus seinem Whiskyglas.

„Du heiratest …“

„Heiraten!“ Stone erstickte fast an dem erlesenen Malt Whisky.

„Und wirst sesshaft“, fügte seine Mutter hinzu. „Ich will Enkel, solange ich noch fit genug bin, um mich an ihnen zu erfreuen.“

Heftig setzte Stone das Glas auf der Marmorplatte des Tisches neben ihm ab. Er brauchte einen Moment, um die schmerzlichen Erinnerungen des kleinen Jungen zu vertreiben, dessen Mutter zu beschäftigt gewesen war, um sich um ihn zu kümmern. „Falls du beabsichtigst, dich deinen Enkeln so hingebungsvoll zu widmen wie mir früher, warum hast du dann vor, in den Ruhestand zu gehen? Es kostet nicht viel Zeit, einem Kindermädchen einmal in der Woche Anweisungen zu erteilen.“

Seine Mutter zuckte zusammen. „Ich bedauere, wie du aufgewachsen bist, falls das ein Trost für dich ist“, sagte sie, und er konnte den Kummer in ihrer Stimme hören. „Wenn ich es noch einmal machen müsste …“

„… würdest du es exakt genauso machen“, unterbrach Stone sie. „Du hattest dich völlig dem Unternehmen deiner Familie verschrieben, bis der drohende Bankrott abgewendet war. Und du hast es weitergeführt, weil du die Einzige aus der Familie bist, die übrig geblieben ist.“

Seine Mutter senkte den Kopf und bestätigte so seine Worte. „Wahrscheinlich.“ Dann straffte sie ihre Schultern, und es schien Stone, als wolle sie die ihr unangenehmen Gefühle beiseiteschieben, so wie sie auch oft ihn einfach abgeschoben hatte. „Also, wie entscheidest du dich? Akzeptierst du mein Angebot?“

„Ich überlege“, sagte er kühl. „Du stellst harte Forderungen. Warum eine Ehefrau?“

„Du bist fast dreißig Jahre alt. Es ist Zeit für dich, über Erben nachzudenken. Du wirst sowohl für ‚Smythe Corp.‘ als auch für ‚Lachlan International‘ verantwortlich sein und solltest Kinder haben, die deine Nachfolge antreten können.“

Er wünschte, sie würde scherzen, bezweifelte das aber stark. Eine Ehefrau? Er wollte nicht heiraten. Er hatte noch nie die Neigung dazu verspürt. Ein Seelenklempner würde diese Einstellung wahrscheinlich auf die Narben aus seiner Kindheit zurückführen. Aber so, wie es Stone sah, wollte er einfach niemandem außer sich selber Rechenschaft ablegen müssen.

Und wo zum Teufel sollte er eine Ehefrau auftreiben? Oh, eine Frau zum Heiraten zu finden würde einfach sein. Es gab es Dutzende junger Debütantinnen, die nach Mr. Reich und Richtig Ausschau hielten. Das Problem würde sein, eine zu finden, die er länger als fünf Minuten ertragen konnte. Eine, die ihn nicht ausnehmen würde, wenn die Ehe zu Ende ging. Wenn die Ehe zu Ende ging … Ja, das war es! Er würde eine Ehe auf Zeit eingehen und einer bereitwilligen Frau eine beträchtliche Summe dafür zahlen, dass sie für einige Wochen seine Ehefrau spielte.

„Setz die Papiere auf, Mutter“, sagte er kurz. „Ich werde eine Frau finden.“

„Ich weiß, und deshalb gibt es noch eine Bedingung.“

„Noch eine Bedingung? Setzt du mir etwa ein Zeitlimit, bis wann ich das Problem gelöst haben muss?“

„Nein. Mir wäre es lieber, du wartest, bis du die Richtige gefunden hast. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass du darüber nachdenken wirst. Die Bedingung ist, dass deine Ehe mindestens ein Jahr halten muss und dass ihr beide unter einem Dach lebt, bevor dir das Unternehmen überschrieben wird.“

Ein Jahr. Vor seinem geistigen Auge sah Stone schon den Vertrag vor sich. In Ordnung, er würde eine Braut finden. Und in dem Moment, wenn die Tinte unter dem Vertrag mit seiner Mutter trocken wäre, würden sie die Ehe annullieren lassen. Für einen Moment hatte Stone ein schlechtes Gewissen, aber dann beruhigte er sich. Er schuldete seiner Mutter überhaupt nichts. Und es würde ihr recht geschehen, wenn sie dachte, sie könnte sein Leben auf diese Weise manipulieren.

Mit einem Lächeln versuchte er, seine Zufriedenheit zu überspielen. „In Ordnung, Mutter. Wir haben einen Handel abgeschlossen. Ich finde eine Braut, und du gibst mir deinen liebsten Besitz.“

Eliza stand auf. „Ich weiß, ich war nicht gerade eine gute Mutter für dich, Stone, aber ich sorge mich. Deshalb will ich, dass du anfängst, nach einer Frau Ausschau zu halten. Single zu sein kann durchaus für eine Weile seinen Reiz haben, aber man kann sich auch furchtbar einsam dabei fühlen.“

Stone ließ die Worte an sich abprallen. Keinesfalls würde er es zulassen, dass seine Mutter ihn nach all der Zeit zu Tränen rührte. Schließlich war sie diejenige gewesen, die sich entschlossen hatte, zu gehen.

„Wie auch immer.“ Eliza ging zur Tür. „Überlege es dir zumindest.“ Sie seufzte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber ich freue mich tatsächlich darauf, etwas freie Zeit zu haben.“

„Ich habe auch nie geglaubt, dass du das jemals sagen würdest.“ Das hatte er wirklich nicht. Seine Mutter ging vollkommen in dem Unternehmen auf, das sie mit fünfundzwanzig übernommen hatte, als ihr Vater gestorben war. Sie liebte es weit mehr, als sie Stone oder ihren Mann geliebt hatte.

Stone hatte sich schon damit abgefunden, noch viele Jahre darauf warten zu müssen, bis er das Unternehmen von seiner Mutter erben würde. Aber er hatte nie aufgehört, davon zu träumen. Jetzt würde er in der Lage sein, seine lange gehegten Pläne umzusetzen. Er würde „Smythe Corp.“ mit „Lachlan Enterprises“, das seinem Vater bis zu dessen Tod vor acht Jahren gehört hatte, zu einer Firma vereinigen.

Als seine Mutter sich auf den Weg machte, ging er in sein Büro und dachte immer noch darüber nach, wie er die richtige Frau finden sollte. Eine Ehefrau auf Zeit – warum nicht? Soweit er es beurteilen konnte, war die Ehe ohnehin eine zeitlich befristete Verpflichtung. Eine, die er niemals eingehen wollte. Aber wenn seine Mutter von ihm forderte, dass er heiratete, dann würde er es eben tun.

Er blätterte seine Post durch. Bei einem braunen Umschlag hielt er inne. Der vierteljährliche Bericht über die neuesten Entwicklungen seines Mündels, Faith Harrell.

Faith. Sie war eine linkische Zwölfjährige gewesen, als sie beide das gleiche grausame Schicksal erlitten: Ihre Väter kamen zur gleichen Zeit bei einem Schiffsunglück ums Leben. Er war damals gerade mit dem College fertig und war absolut erstaunt gewesen, als Faiths Mutter ihn gebeten hatte, der Vormund ihrer Tochter zu werden.

Ein Vormund … er? Es klang wie etwas aus dem vorigen Jahrhundert. Aber Stone hatte es nicht übers Herz gebracht, abzulehnen. Mrs. Harrell hatte Multiple Sklerose und fürchtete, ihr Zustand würde sich verschlechtern. Hinzu kam, dass sie in ihrer Ehe eine perfekte Dame der Gesellschaft gewesen war, sozial engagiert und ansonsten damit beschäftigt, ihr Haus zu einem komfortablen Heim für ihren Ehemann zu machen. Sie wusste nichts über Geldangelegenheiten und die Geschäftswelt. Die beiden waren schon lange verheiratet gewesen, bevor sie Faith bekommen hatten, und ihr Leben hatte sich um ihre Tochter gedreht. Sein Vater hätte gewollt, dass er für Randall Harrells Familie sorgen würde.

Und so wurde Faith sein Mündel. Er hatte sich um sie und ihre Mutter auch finanziell gekümmert, nachdem er den traurigen Zustand von Randalls Investitionen entdeckt hatte. Der Mann hatte am Rand des Ruins gestanden. Faith und ihre Mutter waren praktisch mittellos. Und so hatte Stone während der folgenden Jahre stillschweigend alle ihre Rechnungen übernommen. Er hatte keinen Sinn darin gesehen, die kranke Witwe und ein junges Mädchen mit dieser Situation zu belasten. Das war es, was sein Vater getan hätte. Außerdem war es bei seinem immensen Vermögen auch kein großes Opfer.

Faith. Der Name beschwor das Bild eines schlanken Schulmädchens in einer adretten Uniform herauf, obwohl er wusste, dass sie keine Uniform mehr trug, seit sie das Internat verlassen hatte. Es war mehr als ein Jahr her, dass er sie gesehen hatte. Sie war zu einem reizenden jungen Ding herangewachsen und jetzt wahrscheinlich noch hübscher geworden. In einigen Monaten würde sie das College abschließen. Und obwohl er sie in letzter Zeit nicht persönlich gesehen hatte, freute er sich über die Neuigkeiten, die der Anwalt geschickt hatte, der die monatlichen Zahlungen an sie und ihre Mutter regelte.

Stone öffnete abwesend den Umschlag und überlegte wieder, wie er eine Ehefrau auf Zeit finden sollte.

Fünf Minuten später rieb er sich frustriert den Nacken, als er mit dem Mann sprach, der ihm die Neuigkeiten über Faith lieferte. „Was meinen Sie damit, dass sie vor zwei Wochen das College verlassen hat?“

1. KAPITEL

Eine große Hand schloss sich fest um ihr Handgelenk, und Faith Harrell, die die Auslage für Damenoberbekleidung des Kaufhauses „Saks“ in der Fifth Avenue dekorierte, drehte sich erschrocken um.

„Was zum Teufel tust du hier?“, knurrte eine tiefe männliche Stimme.

Überrascht sah Faith in das wütende Gesicht Stone Lachlans. Ihr Herz machte einen Satz und begann zu hämmern. Sie freute sich so sehr, ihn zu sehen, dass es ihr fast den Atem nahm. Sie hatte Stone nicht mehr getroffen, seit er sie vor einem Jahr zum Mittagessen ausgeführt hatte – sie hätte sich niemals träumen lassen, ihm heute zu begegnen! Ihr Puls hatte zu rasen begonnen, als sie seine Stimme erkannt hatte, und sie hoffte nur, dass er nicht merkte, wie aufgeregt sie war.

„Hallo“, sagte sie lächelnd. „Es ist auch schön, dich zu sehen.“

Stone starrte sie an. „Ich warte auf eine Erklärung.“

Stone war fast zehn Jahre älter als Faith. Ihre Väter waren sehr gute Freunde gewesen, und sie war damit aufgewachsen, Stone und seinen Vater gelegentlich zu besuchen. Sie war dem großen Jungen nachgelaufen, der sie huckepack getragen und ihr geholfen hatte, mit ihm zu tanzen, indem er sie auf seinen Füßen stehen ließ. Bis ihre Väter bei einem Schiffsunglück vor acht Jahren umgekommen waren, war er nur ein freundlicher Bekannter gewesen. Seitdem war Stone ihr Vormund, der dafür sorgte, dass sich die schlimme Krankheit ihrer Mutter nicht durch Stress verschlechterte. Obwohl sie in nur acht Monaten, im November, einundzwanzig Jahre alt werden würde, war er immer noch ihr rechtmäßiger Vormund, nahm Faith an. Doch sie brauchte keinen Vormund, auch wenn sie mittellos war.

Stone. Ihr Magen flatterte nervös vor Freude, und sie ermahnte sich in Gedanken, sich zu beruhigen und sich wie eine Erwachsene zu benehmen. Als Teenager war sie schrecklich in ihn verknallt gewesen.

Er hatte sie geneckt und mit ihr herumgealbert. Und sie war von schlimmem Liebeskummer geplagt gewesen. Obwohl sie sich gesagt hatte, dass es nur eine Vernarrtheit gewesen war, die verfliegen würde, wiesen die Reaktionen ihres Körpers sie jetzt als Lügnerin aus. Lächerlich, sagte sie sich streng. Du hast den Mann seit Monaten nicht gesehen. Du kennst ihn kaum.

Aber seit dem Tod ihres Vaters hatte Stone auf sie achtgegeben, obwohl sein voller Terminkalender ihm offensichtlich nicht erlaubt hatte, sie oft zu besuchen. Er hatte Weihnachten und an ihrem Geburtstag an sie gedacht und ihr gelegentlich von Geschäftsreisen Ansichtskarten geschickt. Kleine, erfreuliche Nachrichten in einer maskulinen Handschrift. Es war nicht viel gewesen, aber genug für ein junges Mädchen auf dem Internat.

Und sie wusste aufgrund seiner unregelmäßigen Briefe, dass er ihre Fortschritte auf dem Internat und dem College kontrollierte.

Und dann hatte sie die Wahrheit herausgefunden.

Die Wahrheit. Die Freude darüber, dass er aufgetaucht war, verschwand.

„Ich arbeite hier“, sagte sie ruhig und mit Würde. Sie sollte wütend auf Stone sein, weil er das getan hatte. Aber sie konnte es nicht verhindern, seine große Gestalt, die hier bei all den femininen Kleidern so fehl am Platz wirkte, anzustarren wie ein liebeskranker Teenie.

„Du bist vom College abgegangen“, sagte er, und sein markantes gebräuntes Gesicht verfinsterte sich.

„Ich habe vorübergehend aufgehört zu studieren“, korrigierte sie ihn. „Ich hoffe, dass ich zwischendurch einige Vorlesungen besuchen kann.“ Dann erinnerte sie sich an den Schock und die Demütigung, als sie erfahren hatte, dass Stone seit dem Tod ihres Vaters ihre Ausbildung und ihren Unterhalt bezahlt hatte. „Und ich hätte in keinem Fall dort bleiben können. Ich brauchte einen Job.“

Stone, der die Finger um ihr Handgelenk lockerte, sie aber nicht losließ, verstummte, plötzlich hellhörig geworden. „Warum sagst du das?“

„Du weißt sehr gut, warum, also täusche keine Unschuld vor.“ Faith beobachtete ihn einen Moment, unfähig, ein süßsaures Lächeln zu unterdrücken.

Er lächelte nicht. „Geh mit mir zum Mittagessen. Ich möchte mit dir reden.“

Sie dachte einen Moment nach. „Worüber?“

„Über einiges“, sagte er. Seine blauen Augen waren düster. „Du kannst das hier nicht weitermachen.“

Sie lächelte über seine schlechte Laune. „Natürlich kann ich das. Ich bin keine Millionärin. Es hilft mir, die Miete zu zahlen.“ Dann erinnerte sie sich an das Geld. „Eigentlich will ich auch mit dir reden.“

„Gut. Lass uns gehen.“ Stone wollte sie zur Rolltreppe ziehen, aber Faith leistete Widerstand.

„Stone, ich arbeite hier. Ich kann nicht einfach gehen. Ich muss erst meine Vorgesetzte fragen, wann ich Mittagspause machen kann.“

Er hielt immer noch ihr Handgelenk fest, und sie fragte sich, ob er ihren hämmernden Puls unter seinen Fingern spürte. Einen langen Moment schaute er ihr prüfend ins Gesicht, dann nickte er kurz und bestimmt. „In Ordnung. Beeil dich.“

Faith drehte sich um und ging wie eine Lady in den hinteren Teil des Geschäfts. Sie weigerte sich, Stone merken zu lassen, wie sehr er sie aus der Fassung brachte. Unaufhörlich schossen ihr Erinnerungen durch den Kopf.

Als er einige Monate nach der Beerdigung zu Besuch gekommen war, um ihr gemeinsam mit ihrer Mutter mitzuteilen, was sie beschlossen hatten, war er bedrückt und sehr ernst gewesen. Trotzdem hatte er gut ausgesehen. Mehr denn je hatte sie sich von seiner charismatischen Ausstrahlung angezogen gefühlt. Er hatte über die Freundschaft ihrer Väter seit ihrer Zeit auf dem College gesprochen, aber sie hatte auch schon vorher gewusst, dass er sich für sie verantwortlich fühlte. Das war einfach seine Art.

Er beabsichtige, sie weiterhin auf ein privates Internat in der Nähe ihrer Mutter zu schicken. Und er versprach sicherzustellen, dass ihre Mutter wie bisher ärztlich betreut wurde. Sie solle sich keine Sorge machen, hatte er gesagt. Sie wusste es damals noch nicht, aber ihr Vater war bei seinem Tod fast zahlungsunfähig gewesen, und Stone hatte einfach die Schuldenlast ihrer Familie übernommen.

„Faith!“, flüsterte ihr eine der anderen Verkäuferinnen zu. „Wer ist dieser tolle Mann dort hinten? Ich habe gesehen, dass du mit ihm geredet hast.“

Faith bahnte sich den Weg durch die im Gang versammelten Kolleginnen. „Ein Freund der Familie“, antwortete sie. Dann sah sie Doro, ihre Vorgesetzte. „Wann habe ich heute meine Mittagspause?“

Doros Augen blitzten genauso neugierig wie die der anderen Frauen. „Will er, dass du mit ihm essen gehst?“

Wortlos nickte Faith.

„Das ist Stone Lachlan!“ Eine weitere Angestellte eilte aufgeregt herbei. „Vom Stahl-Imperium ‚Lachlan‘. Und seine Mutter ist Eigentümerin von ‚Smythe Corp.‘ Hast du eine Ahnung, wie viel der wert ist?“

„Wen interessiert das?“, fragte eine andere. „Er könnte keinen Cent haben, und ich würde ihm dennoch überallhin folgen. Was für ein toller Typ!“

„Ruhe.“ Doro schickte die anderen zurück zur Arbeit und meinte zu Faith: „Geh jetzt gleich!“ Sie schob Faith zurück in Stones Richtung.

Faith war amüsiert, aber sie wusste ja um Stones Wirkung. Er zog Frauen unwiderstehlich an.

Ruhig holte sie ihre Tasche und ihren schwarzen Wollmantel, der im März in New York City immer noch notwendig war. Dann ging sie zurück in den vorderen Teil des Geschäfts, wo Stone wartete. Als er ihr in den Mantel half und sanft ihre Haare über den Kragen legte, spürte sie seine warmen Finger an ihrem Nacken und erschauerte.

Auf der Straße wartete ein Taxi auf sie, und nachdem er ihr beim Einsteigen geholfen hatte, setzte Stone sich neben sie. „Rainbow Room“, sagte er zum Fahrer.

Faith saß ruhig da und genoss den Moment so intensiv wie möglich. Dies könnte sehr gut das letzte Mal sein, dass sie zusammen essen würden. Tatsächlich könnte es sogar das letzte Mal sein, dass sie ihn sehen würde. Als sie jünger gewesen war und Stone sie im Internat besucht hatte, hatte er sie ab und zu zum Essen ausgeführt. Sie hatte nie gewusst, wann er auftauchen und sie einen Nachmittag lang entführen würde, aber sie hatte für diese Besuche gelebt. Doch sie und Stone verkehrten jetzt in unterschiedlichen Welten, und es war unwahrscheinlich, dass sich ihre Wege weiterhin kreuzen würden.

Im Restaurant wurden ihnen sofort ihre Plätze zugewiesen. Nachdem Stone die Bestellung aufgegeben hatte, nahm er eine kämpferische Haltung ein und durchbohrte Faith förmlich mit seinem Blick. „Du kannst nicht als Verkäuferin arbeiten.“

„Warum nicht? Millionen Frauen tun das, und es scheint ihnen nicht zu schaden.“ Faith spielte mit ihrem Wasserglas, während sie ihn ansah. „Außerdem habe ich keine Wahl. Du weißt, dass ich kein Geld habe.“

Er hatte den Anstand wegzuschauen. „Es ist für dich gesorgt worden“, entgegnete er barsch.

„Ich weiß, und ich weiß es zu schätzen. Aber ich kann dein Geld nicht annehmen. Ich möchte gern wissen, wie viel ich dir für alles, was du in den vergangenen acht Jahren für uns getan hast, schulde.“

„Ich habe dich nicht gebeten, mir etwas zurückzuzahlen.“

Sie merkte, wie sie zurückschreckte, als er finster das Gesicht verzog. „Trotzdem“, sagte sie so fest, wie sie es mit ihrem sich nervös zusammenziehenden Magen vermochte. „Ich werde es tun. Es wird einige Zeit dauern, aber wenn wir eine Aufstellung ausarbeiten …“

„Nein.“

„Wie bitte?“

„Ich sagte nein, du kannst es mir nicht zurückzahlen.“ Er wurde lauter. „Verdammt, Faith, dein Vater hätte für mich dasselbe getan. Ich habe deiner Mutter versprochen, mich um dich zu kümmern. Sie vertraut mir. Außerdem ist es Ehrensache. Ich tue nur, was mein Vater getan haben würde.“

„Ah, aber dein Vater hat keine Investitionen riskiert, die sein Vermögen zunichtegemacht haben“, sagte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen vor verletztem Stolz heiß wurden.

„Er könnte es getan haben. Außerdem“, sagte Stone, „hat es kein Loch in meine Brieftasche gerissen. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, waren noch einige Millionen übrig.“

Sie schüttelte den Kopf. „Mir ist trotzdem nicht wohl dabei, dein Geld anzunehmen. Hast du eine Vorstellung davon, wie ich mich fühlte, als ich erfuhr, dass ich all die Jahre von deinem Geld gelebt habe?“

„Wie hast du es herausgefunden?“ Stone ignorierte ihre Frage.

„Im Februar bin ich zur Bank gegangen. Ich dachte, es wäre gut, mich schon mal über die Investitionen meines Vaters zu informieren, da du nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag nicht mehr für mich verantwortlich sein wirst. Ich habe angenommen, dass ich mich dann auch um die Finanzen meiner Mutter kümmere. Da erfuhr ich, dass alle Ausgaben meiner Familie in den letzten acht Jahren von dir übernommen worden sind.“ Obwohl sie sich geschworen hatte, ruhig zu bleiben, füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Ich war entsetzt. Man hätte es mir sagen müssen.“

„Und was hätte das gebracht, außer dir unnötig Kummer zu bereiten?“

„Ich hätte direkt nach der Highschool einen Job annehmen und mich selber ernähren können.“

„Faith“, entgegnete er mit schlecht verborgener Ungeduld. „Du warst noch nicht einmal dreizehn Jahre alt, als dein Vater starb. Denkst du wirklich, ich hätte dich und deine Mutter damit allein fertig werden lassen?“

„Das ist keine Entscheidung, die du zu treffen hattest“, beharrte sie mit störrischem Stolz und blinzelte die aufsteigenden Tränen fort.

„Doch, das war es“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Und das ist es noch immer. Deine Mutter hat mich zu deinem Vormund ernannt. Außerdem, wenn du deine Ausbildung beendet hast, wirst du leicht eine Menge besserer Jobs als diesen bekommen können.“

„Kennt meine Mutter die Wahrheit?“

Stone schüttelte den Kopf. „Sie glaubt, ich kontrolliere die Investitionen und bezahle die Rechnungen aus eurem Einkommen. Ihre Ärzte sagten mir, dass Stress schlecht für MS-Patienten ist. Warum sollte ich ihr unnötig Kummer bereiten?“

Das machte Sinn. Und objektiv gesehen bewunderte Faith sein Mitgefühl. Aber daran zu denken, wie viel Geld er ausgegeben hatte, entsetzte sie immer noch.

Der Kellner servierte ihnen das Essen, und bis ihre Vorspeisen aufgetragen waren, stockte die Unterhaltung.

Stone schien in Gedanken offensichtlich mit etwas anderem beschäftigt zu sein.

Faith hasste es, ihn von seiner Arbeit abzuhalten, aber als sie ihm das sagte, antwortete er: „Du bist die Einzige, die heute auf meinem Terminplan steht.“

Darauf konnte sie nun wirklich nichts erwidern und unterdrückte ein Lächeln. „Wenn das so ist“, sagte sie schließlich, „möchte ich gern eine Aufstellung darüber machen, wie viel ich dir schulde …“

„Bitte mich nicht noch einmal darum.“ Stones tiefe Stimme vibrierte vor unterdrücktem Ärger.

Sie gab auf. Wenn Stone es ihr nicht sagen wollte, konnte sie den Betrag zumindest grob schätzen, indem sie die Gebühren für das Internat und das College und die Kosten für ihren Lebensunterhalt addierte. Es sollte auch möglich sein, vom Arzt eine Aufstellung über die Behandlungskosten für ihre Mutter zu bekommen. „Ich muss bald zur Arbeit zurück“, erklärte sie kühl.

Stone musterte sie. „Zum Teufel“, sagte er. „Du bist immer noch verärgert. Da kann ich dir genauso gut jetzt alles auf einmal sagen.“

„Ich würde es vorziehen, wenn du in meiner Gegenwart nicht fluchst.“ Dann wurde ihr bewusst, was er gesagt hatte. „Was meinst du?“

„Du gehst nicht zurück zur Arbeit.“

„Verzeihung?“ Ihre Stimme klang frostig.

Er zögerte. „Ich habe mich schlecht ausgedrückt. Ich möchte, dass du mit der Arbeit aufhörst.“

Sie starrte ihn an. „Bist du verrückt? Und wovon soll ich leben?“

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich für dich sorgen würde.“

„Ich kann selber für mich sorgen. Ich will nicht immer Verkäuferin bleiben. Im Sommer, wenn das Semester beginnt, werde ich Abendvorlesungen am College besuchen.“ Trotz ihrer Anstrengung, ruhig zu bleiben, erhob sie die Stimme. „Auf diese Weise wird es länger dauern, aber ich werde meinen Abschluss machen.“

„Welche Fächer willst du belegen?“

Faith musterte ihn argwöhnisch. Seine plötzliche Kapitulation kam unerwartet. „Geschäftsführung und Computerprogrammierung. Ich würde mich gern bald mit Web Design selbstständig machen.“

„Du bist sehr ehrgeizig.“

„Das ist auch notwendig. Mamas Zustand verschlechtert sich. Sie wird bald rund um die Uhr betreut werden müssen. Ich muss in der Lage sein, die Mittel dafür zur Verfügung zu stellen.“

„Faith, du weißt, dass ich immer für dich und deine Mutter da sein werde.“

„Das ist nicht der Punkt“, erwiderte sie frustriert.

„Der Punkt ist, dass mein Vater von mir erwartet hätte, für dich zu sorgen.“ Unbeeindruckt von ihrem Ärger, lehnte er sich ruhig zurück. Ein eleganter Riese mit den klassischen Gesichtszügen eines griechischen Gottes. Faith fiel erneut auf, wie gut er aussah. Als sie in das Restaurant gekommen waren, hatte sie bemerkt, wie stark er die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich zog. Es war lächerlich, aber sie war froh, dass sie heute ihr schwarzes Kleid von Donna Karan trug. Es mochte ein paar Jahre alt sein, aber es hatte Klasse und hob ihr Selbstvertrauen. Dann erinnerte sie sich, dass das Kleid von seinem Geld bezahlt worden war, und ihre Freude verschwand.

„Ich bin sicher, dein Vater wäre erfreut darüber, dass du deine Pflicht erfüllt hast“, sagte sie mit leichter Schärfe. „Aber wir werden deine Wohltätigkeit nicht länger annehmen.“

Er zog eine Grimasse. „Dickkopf.“

„Das ausgerechnet von dir.“ Trotz des Gefühls der Demütigung, das an ihr nagte, seit sie herausgefunden hatte, dass sie arm war, konnte Faith dem Zauber seiner Augen nicht widerstehen und lächelte zurück. „Bring mich zurück zur Arbeit. Meine Mittagspause ist fast vorbei.“

Stone wollte nicht von Faith beeindruckt sein.

Während seiner Jugend war sie eine Art kleine Schwester und seit ihr Vater gestorben war, eine Verpflichtung gewesen. Sie war zehn Jahre jünger als er. Er war ihr Vormund, um Himmels willen!

Aber als Stone ihr nach dem Essen ins Auto half, betrachtete er sie aufmerksam. Ihre langen, schlanken Beine in den eleganten Pumps, die Art, wie ihr schlichtes schmales Kleid ihre Oberschenkel umspannte, und wie sich ihre Brüste unter dem Mantel abzeichneten, als sie sich anschnallte, all das beeindruckte ihn mehr, als ihm lieb war.

Er hatte sie schon lange im Kaufhaus stehen sehen, bevor sie ihn bemerkt hatte. Obwohl ihr schwarzes Kleid vollkommen dezent war, zeigte es deutlich ihre schlanke Figur. Es umschmeichelte sie in einer Weise, dass ein Mann es ihr umgehend ausziehen wollte, um die Hände über die verführerischen Rundungen darunter gleiten zu lassen. Es hatte in ihm den Wunsch geweckt, ihr die Haarnadeln aus ihrem Knoten zu lösen, und zu sehen, wie ihr die glänzenden hellblonden Haare über die Schultern und Brüste fielen. Er wollte die zarte Haut ihres weißen Halses mit dem Mund liebkosen und …

Genug! dachte er. Sie ist für dich tabu.

Er hasste die Vorstellung, dass sie acht Stunden am Tag in diesem Geschäft arbeitete, und wollte noch einmal versuchen, sie davon abzubringen. Die einzige ihm bekannte Frau, die es genoss, arbeiten zu gehen, war seine Mutter. Faith sollte nicht bis zur Erschöpfung arbeiten. Sie sollte ein Heim verschönern, ihren sanften Einfluss einem Mann zugutekommen lassen und so sein Leben lebenswerter machen. Er wusste, dass das eine veraltete Einstellung war. Die meisten modernen Frauen würden ihm den Kopf abreißen, wenn er diesen Gedanken äußerte. Aber er hatte seine Kindheit ohne beide Elternteile verbracht, weil seine Mutter ihrem Geschäft Vorrang vor der Familie eingeräumt hatte. Trotz der umfassenden Forderungen der Frauenbewegung wusste er, dass eine Frau nicht alles leisten konnte.

Diplomatisch sagte er nur: „Warum gehst du nicht für den Rest des Semesters zurück zum College? Dann können wir im Sommer darüber reden, einen Job für dich zu finden.“

Ihre Augen verdunkelten sich. „Du wirst mir nicht noch mehr Geld geben. Ich höre nicht mit der Arbeit auf. Außerdem ist es zu spät, um wieder in das Semester einzusteigen. Ich habe zu viel verpasst.“

Er sah sie an. Faith saß kerzengerade auf dem Autositz. Ihr Haar war so hell, dass es im Licht der Wintersonne silbrig glänzte. Die Augen über ihrer kleinen, geraden Nase waren von einem klaren, tiefen Grau. Sie hatte eines der schönsten klassischen Gesichter, das er jemals gesehen hatte, und sie wirkte viel zu zart, um so hart zu arbeiten. Das Einzige, was das Bild einer perfekten Lady störte, war ihr Stirnrunzeln, das ihm galt. Der Kontrast war entzückend, und er hielt an sich, um nicht damit herauszuplatzen, wie schön sie war.

Doch ob schön oder nicht, sie war stur wie ein Maulesel. „In Ordnung“, lenkte er ein. „Du kannst in vernünftigen Grenzen weiterhin tun, was immer du willst.“

„Deine Definition von Vernunft und meine könnten weit auseinanderliegen.“ Ihr Ton war ironisch und ihr Gesichtsausdruck hatte sich entspannt. „Außerdem wirst du in acht Monaten sowieso nicht mehr die Autorität haben, mir zu sagen, was ich zu tun habe. Warum fängst du nicht schon jetzt damit an?“

Stone holte tief Luft. Beinahe hätte er erwidert, dass egal, wie alt sie werden würde, er immer für sie verantwortlich sein würde, aber er wollte sie nicht noch in ihrer Haltung bestärken. Dann fiel ihm ihr betroffener Gesichtsausdruck ein, als sie ihm erzählt hatte, wie sie über ihre finanzielle Lage informiert worden war, und er formulierte seine scharfe Antwort in eine Bitte um. „Würdest du zumindest einen anderen Job in Erwägung ziehen? Einen, der dich nicht so stark beansprucht?“

Sie schaute ihn ein weiteres Mal argwöhnisch an. „Vielleicht. Aber ich höre nicht schon heute auf.“

Er gab einen übertrieben geduldigen Seufzer von sich. „Natürlich nicht.“

Als das Taxi vor dem „Saks“ stoppte und sie sich zur Tür drehte, griff er nach ihrem Arm. „Warte.“

Fragend sah sie ihn an.

„Lass uns heute Abend zusammen essen.“

„Du willst heute Abend mit mir ausgehen?“, fragte sie höchst erstaunt.

Stone verstand ihre Reaktion. Er hatte ja gar nicht vorgehabt, sie zu fragen. Die Worte waren ihm herausgerutscht, bevor er darüber nachgedacht hatte. „Ja. Ich werde dich abholen. Wie ist deine Adresse?“

Faith wohnte in einem kleinen Apartment, das kaum groß genug für zwei war, doch während des Mittagessens hatte sie die Namen von drei Mitbewohnerinnen erwähnt.

„Wie viele Leute wohnen hier?“, fragte er vage, als er sich umsah, nachdem sie ihn hereingebeten hatte.

„Drei andere Mädchen und ich“, antwortete sie. „Zwei in jedem Schlafzimmer. Zwei von uns arbeiten am Tag und zwei nachts. Also ist es selten, dass wir alle zur gleichen Zeit hier sind.“

In diesem Moment wurde eine Tür geöffnet, und ein rothaariges Mädchen betrat den Flur. Sie hatte ein breites, freundliches Lächeln und grüne Augen, die interessiert funkelten.

„Na so was“, meinte sie. „Ich hasse es, das zu sagen, schöner Mann, aber irgendwie passen Sie hier nicht her.“

Er konnte nicht anders, als ihr Grinsen zu erwidern. „Hat meine Rolex mich verraten?“

„Gretchen, das ist Stone Lachlan“, sagte Faith. „Stone, eine meiner Mitbewohnerinnen, Gretchen Vandreau.“

„Erfreut, Sie kennenzulernen.“ Gretchen, die immer noch strahlte, machte spöttisch einen Knicks.

„Ganz meinerseits, Miss Vandreau.“ Er grinste erneut, als sie die Augen aufriss.

„Sind Sie – oh! Sie sind es! Die Lachlans.“ Fragend sah sie Faith an. „Wo hast du ihn gefunden?“

„Eigentlich habe ich sie gefunden“, sagte Stone. „Faith und ich sind alte Freunde.“ Er wandte sich an Faith. „Bist du fertig?“

„Fertig? Etwa um auszugehen?“ Gretchen schaute mit Entzücken von einem zum anderen.

„So ist das nicht“, protestierte Faith.

„Hängt davon ab, was so bedeutet“, warf Stone ein.

Faith drehte sich um und funkelte ihn an. „Stone …“

„Wir beeilen uns besser. Der Tisch ist für acht Uhr reserviert.“ Stone fühlte eine seltsame Panik, als er Faiths abweisende Miene sah. Hatte sie es sich anders überlegt? Er musste gegen das Verlangen ankämpfen, sie einfach hochzuheben und hinunter zum Wagen zu tragen.

Faith holte ein schwarzes Cape aus dem Garderobenschrank, und während sie aus der Tür gingen, begleitete sie Gretchens enthusiastische Empfehlung: „Viel Spaß, ihr zwei!“

Mit dem lächerlichen Gefühl der Erleichterung führte Stone Faith aus dem engen Apartment und zum Fahrstuhl. Er versicherte sich selbst, dass das Einzige, was er empfand, die Pflicht war, sich um sie zu kümmern. Faith gehörte nicht in eine überfüllte Wohnung oder hinter eine Ladentheke. Ihre Familie hatte beabsichtigt, dass sie behütet aufwuchs und wahrscheinlich eines Tages einen höflichen, jungen Mann aus der Oberschicht heiraten und gut erzogene Kinder haben würde. Schließlich war sie auf eine sehr gute Privatschule geschickt worden und hatte dort die Umgangsformen gelernt, die man in der feinen Gesellschaft brauchte, wenn sie auch manchmal lächerlich wirken mochten.

Er wünschte, der Gedanke, dass Faith eines Tages heiratete, würde ihn nicht mit solch einem Gefühl des Unbehagens erfüllen. So war das eben. Er wollte das Beste für sie, und er betrachtete es als seine Aufgabe, sicherzustellen, dass etwaige Verehrer zu ihr passten.

Als sie im Aufzug standen, musterte er Faith heimlich. Ihr blondes Haar war zu einem weichen Knoten geschlungen, und das grelle Licht im Fahrstuhl sorgte für silbrige Highlights. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Er streckte die Hand aus, um sie mit dem Zeigefinger davon abzuhalten. Als es ihn bei der Berührung jäh durchzuckte, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten, schrillten sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf.

Er starrte sie an. Sie hielt den Blick gesenkt, und er musste sich daran hindern, ihr Kinn zu heben und die Lippen auf ihren Mund zu pressen. Wie würde es, sie zu küssen?

Dann realisierte er, was er dachte … ein vollkommen unpassender Gedanke über ein Mädchen, das wie eine kleine Schwester für ihn war.

Kleine Schwester? überlegte er. Seit wann fragst du dich, wie sich die Kurven deiner kleinen Schwester anfühlen, wenn du sie an dich presst?

Er zog die Augenbrauen zusammen, und Faith schaute ihn irritiert an.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte er.

„Nein.“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Doch. Warum tust du das?“

Er sah sie gelassen an. „Du meinst, dich zum Abendessen ausführen?“

Sie nickte.

„Ich bin dein Vormund. Es ist mir heute aufgefallen, dass ich diesen Job nicht besonders gut ausgefüllt habe, also dachte ich, wir könnten etwas mehr Zeit miteinander verbringen. Du kannst mir etwas über deine Pläne erzählen.“

Sie nickte, weil seine Erklärung Sinn machte.

Die Fahrt zu dem kleinen italienischen Restaurant war kurz. Nachdem er bestellt hatte, erkundigte Stone sich nach ihrem Interesse für Computer.

„Ich habe gemerkt, dass es mir liegt“, erklärte Faith, „und begann auf dem College bei Computerkursen auszuhelfen. Die Lehrer brachten mir das Programmieren bei, und schließlich gestaltete ich die Website des Colleges. Dann baten andere Leute mich, ihnen Websites einzurichten. Mir wurde klar, dass ich meinen Lebensunterhalt mit etwas verdienen könnte, was mir wirklich Spaß macht.“

„Willst du nach dem Studium deine eigene Firma gründen?“

Sie nickte enthusiastisch. „Ich denke, die Herausforderung würde mir gefallen. Aber ich werde wahrscheinlich zuerst einmal bei einem fremden Unternehmen arbeiten.“ Sie hielt inne und sah ihn abwägend an. „Du musstest ‚Lachlan‘ übernehmen, nachdem dein Vater gestorben ist, und bist sehr erfolgreich gewesen. Du könntest mir ein paar Tipps geben.“

Stone zuckte mit den Achseln. Mit Faith über das Geschäft zu reden war kaum das, was er am liebsten tun würde. „Ich bin sicher, dass du keine Probleme haben wirst.“

Das Essen wurde serviert, und während sie aßen, erkundigte er sich nach dem gesundheitlichen Zustand ihrer Mutter.

„Es ist ihr nicht mehr möglich, Wege ohne einen elektrischen Rollstuhl zurückzulegen“, sagte Faith betrübt. „Sie ist sechzig Jahre alt, und die Krankheit schreitet schnell voran. Vor Kurzem hatte sie starke Probleme mit den Augen. An einigen Tagen geht es besser als an anderen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie eine Pflegerin braucht oder in ein Pflegeheim muss. Sie war auch nicht glücklich über meinen Job, aber uns stehen demnächst hohe Kosten ins Haus.“ Er konnte die Frustration in ihrer Stimme hören.

Etwas später entschuldigte sich Faith, um sich die Hände zu waschen. Als er sie beobachtete, wie sie das Restaurant durchquerte, fielen ihm wieder ihre Eleganz und ihre Anmut auf. Jeder Mann im Raum sah ihr nach, und er musste sich zurückhalten, diesen Männer keine drohenden Blicken zuzuwerfen.

Das war lächerlich. Er war nicht Faiths Wächter.

Nun, in gewisser Weise war er es doch. Aber sie waren nicht im finsteren Mittelalter, und Faith brauchte seine Zustimmung zu einem Verehrer oder zu einem Ehemann nicht.

Er mochte diesen Gedanken nicht. Überhaupt nicht. Faith war immer noch sehr jung, und die Unschuld stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie könnte nur zu leicht ausgenutzt werden. Sie war immer noch sein Mündel, auch wenn er das ihrer Ansicht nach nur noch auf dem Papier war. Er sah das völlig anders. Er sollte sich um sie kümmern. Und er würde es sich nie verzeihen, wenn ihr Schaden zugefügt würde. Oder wenn irgendein Schuft ihr das Herz brechen würde. Es ärgerte ihn über die Maßen, dass es ihm nicht möglich sein würde, sie immer zu beschützen.

Dann schoss ihm die perfekte Lösung für dieses Problem durch den Kopf. Er konnte sie heiraten!

Himmel, hatte er den Verstand verloren? Er war zehn Jahre älter als sie, an Erfahrung gemessen sogar deutlich mehr. Aber er entschied, dass die Art der Erfahrung, an die er dachte, in einer Ehe mit Faith keine Rolle spielen konnte. Es würde ein streng platonisches Arrangement sein, und er würde gleich zwei Dinge auf einmal damit erreichen: Er würde die Firma seiner Mutter bekommen und Faith beschützen können. Wenn sie mit ihm verheiratet war, würde sie vor Problemen sicher sein. Und in einem Jahr oder so wäre sie reifer und würde besser allein zurechtkommen.

Er brauchte ohnehin eine Ehefrau, wenn er die Bedingungen seiner Mutter erfüllen wollte. Und wenn Faith und er heirateten, und das sobald wie möglich, dann würde es nur noch ein Jahr dauern, bis er das Ziel erreicht hätte, von dem er schon seit Jahren träumte. Er könnte „Smythe Corp.“ und „Lachlan Enterprises“ zu einem größeren und profitableren Unternehmen vereinigen.

Als Faith wieder auftauchte, vergaß er das Geschäft. Er sah, dass sie ihn anlächelte, während sie näher kam. Er lächelte zurück und wusste, dass ihn die anderen Männer beneideten. Groß und schlank, wie sie war, hatte sie einen geschmeidigen und hoheitsvollen Gang, der ihr, zusammen mit dem engelhaften Gesicht, augenblicklich die volle Aufmerksamkeit sicherte. Er bezweifelte, dass sie es selbst bemerkte.

Als sie am Kellner vorbeikam, warf der ihr ein strahlendes Lächeln zu. Sie lächelte freundlich zurück und hatte keine Ahnung, dass der Mann sich nach ihr umdrehte.

Genau deshalb braucht sie meinen Schutz, dachte Stone grimmig. Als sie den Tisch erreichte, stand er auf, um ihr den Stuhl zurechtzurücken. Sie sah mit einem süßen Lächeln über die Schulter zu ihm hoch, und er hatte plötzlich ein eigenartiges Kribbeln im Bauch. Sie war bezaubernder, als gut für sie war.

„So.“ Er nahm einen großen Schluck Wasser. „Während du fort warst, habe ich nachgedacht. Ich habe dir einen Vorschlag zu machen.“

Ihre Augen leuchteten interessiert auf. „Sprechen wir hier über einen Job?“

„In gewissem Sinne.“ Er zögerte und legte dann los. „Ist es dir ernst damit, mir etwas zurückgeben zu wollen?“

„Ja“, meinte sie sofort.

Seit dem Tag, als er das erste Mal vor der versammelten Belegschaft des Unternehmens seines Vaters gestanden hatte, war er nicht mehr so nervös gewesen. „Ich könnte deine Hilfe brauchen“, sagte er zögernd.

Faith sah ihn erstaunt an. „Du brauchst meine Hilfe?“

„Ja. Ich brauche eine Frau.“

Sie riss die Augen auf und dachte, dass sie ihn nicht richtig verstanden hatte. Stone konnte ihr das nicht verübeln. Sobald er es ausgesprochen hatte, hielt er sich selbst für verrückt.

„Du brauchst was?“, stieß sie hervor.

„Eine Ehefrau.“ Er konnte die Verlegenheit und Ungeduld in seiner Stimme hören und zwang sich, tief und langsam zu atmen.

Verwirrt hob sie die Augenbrauen. „Wie kann ich dir dabei helfen? Ich bezweifle, dass ich eine Frau kenne, die …“

„Faith.“ Sein drängender Ton ließ sie versummen. „Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“

Sie starrte ihn an, als ob sie eine Bestätigung dafür brauchte, dass sie nicht den Verstand verloren hatte. „Ich?“, flüsterte sie.

Stone nickte und fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg, was ihm normalerweise nie passierte. „Ja. Du.“

2. KAPITEL

Stone hätte Faith keinen größeren Schock versetzt, wenn er sie gebeten hätte, aufzustehen und sich auszuziehen. Überzeugt, dass er nicht mehr bei Sinnen war, sah sie ihn an.

„Keine echte Ehefrau“, sagte er hastig. „Ich werde es dir erklären. Meine Mutter denkt darüber nach, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Sie hat mir ihr Unternehmen angeboten, aber bevor sie es mir übergibt, muss ich heiraten.“

„Warum?“ Faith war völlig verblüfft. Welche Mutter würde ihr eigenes Kind dermaßen unter Druck setzen?

„Ich soll eine Familie gründen und ihr Enkel schenken.“ Er schnaubte verächtlich. „Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, warum. Sie ist nicht gerade der mütterliche Typ.“

Faith fragte sich, ob er den ärgerlichen Unterton in seiner Stimme wahrgenommen hatte. Und die Sehnsucht nach etwas, das er wahrscheinlich nie gehabt hatte. „Dich in eine Ehe zu drängen scheint mir ein bisschen … extrem“, bemerkte sie vorsichtig.

Stones Miene verfinsterte sich. „Meine Mutter ist ein Kontrollfreak. Und das ist nur ein weiterer kleiner Trick, mit dem sie versucht, Einfluss auf mein Leben zu nehmen.“ Er zog eine Grimasse, die, wie sie vermutete, ein Lächeln sein sollte. „Also habe ich vor, sie dieses Mal zu überlisten.“

„Was passiert, wenn du dich weigerst zu heiraten?“

„Ich nehme an, sie wird das Unternehmen verkaufen.“ Seine Augen funkelten im Kerzenlicht in einem leuchtenden Blau. „Es bedeutet mir eine Menge, Faith. Ich will ‚Smythe Corp.‘ in eine ‚Lachlan Holding‘ einbringen.“

„Wieso?“

Überrascht starrte er sie an. „Wieso fragst du? Natürlich weil es eine gute geschäftliche Entscheidung ist.“

„Aber es gibt sicher andere Unternehmen, die ebenfalls dafür geeignet wären. Warum dieses?“

„Weil es mein Erbe ist. Mein Urgroßvater hat ‚Smythe Corp.‘ gegründet. Es wäre beschämend zu sehen, dass es nicht mehr der Familie gehört.“

Da gab es noch etwas anderes, dachte Faith, als sie seine Anspannung bemerkte. Etwas, das über diese Vernunftgründe hinausging. Aber sie hatte das Gefühl, dass er es nicht gut aufnehmen würde, wenn sie weiter nachbohrte.

„Wirst du mich heiraten?“, fragte er.

„Ich weiß nicht. Es scheint so unredlich zu sein.“

„Unredlicher als der Versuch meiner Mutter, mich in eine Ehe zu drängen?“, fragte er. Zum ersten Mal verlor er die Kontrolle, und sie erhaschte einen Blick auf die Verzweiflung hinter seiner stoischen Fassade. Aber er hatte sich schnell wieder in der Gewalt und sagte gelassen: „Es wäre nur für ein Jahr, eventuell etwas länger. Strikt auf Zeit. Streng platonisch. Aber natürlich müssten wir meine Mutter davon überzeugen, dass es sich um eine echte Ehe handelt.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Denk an das Unternehmen, Faith. Es gehört seit drei Generationen meiner Familie. Wenn es an einen Außenstehenden verkauft wird, wer weiß, welche Umstrukturierungen dann vorgenommen werden. Hunderte von Menschen könnten ihren Job verlieren.“

„Das ist emotionale Erpressung.“

Er grinste reuevoll. „Funktioniert sie?“

Völlig durcheinander starrte sie ihn an, und ihre Gedanken überschlugen sich. „Würden wir zusammenleben?“

„Du müsstest zu mir ziehen. Aber wenn die Zeit um ist, lassen wir die Ehe annullieren. Natürlich würde ich dich für die Dauer dieser Vereinbarung bezahlen.“

Sie sollte bezahlt werden? Faith schämte sich wegen der geldgierigen Überlegungen, die ihr nun durch den Kopf gingen. Praktischen, nicht geldgierigen, sagte sie sich schließlich. Doch sie konnte sich unmöglich dafür bezahlen lassen. Nicht nach allem, was er für sie getan hatte. Dies wäre eine gute Gelegenheit, etwas für ihn zu tun. Und wenn sie bei ihm einziehen würde, müsste sie keine Miete mehr für ihr Apartment zahlen.

Sie könnte zurück zum College gehen und ihre Ausbildung beenden. Was wiederum bedeutete, dass sie früher in der Lage wäre, ihm das Geld zurückzuzahlen. Denn ungeachtet seines Protests würde sie ihm alles zurückgeben. Und plötzlich schien dieses Ziel nicht mehr völlig außer Reichweite zu sein.

Erleichtert schloss sie für einen Moment die Augen.

„Geht es dir gut?“ Über den Tisch hinweg umfasste Stone ihr Kinn.

Sie spürte die Wärme seiner starken Hand und schluckte. Seine Berührung löste eine prickelnde Aufregung in ihr aus, und sie unterdrückte ein sehnsüchtiges Zittern. „Ja.“ Sie räusperte sich. „Aber du kannst mich nicht dafür bezahlen.“

Stone ließ ihr Kinn los. „Natürlich werde ich …“

„Nein. Ich stehe schon in deiner Schuld.“

„In Ordnung“, sagte er prompt. „Wie wäre es damit: Wenn du so lange mit mir verheiratet bleibst, bis ich ‚Smythe Corp.‘ bekomme, betrachte ich alle Schulden, die du zu haben glaubst, als beglichen.“

Faith erstarrte einen Moment, als Hoffnung in ihr aufkeimte. Dann bemerkte sie, dass sie unmöglich einen Handel wie diesen abschließen konnte. Das wäre ihm gegenüber nicht fair. Sie schüttelte den Kopf, doch bevor sie etwas sagen konnte, hob Stone die Hand.

„Hör mich an. Die Ehe wäre ein Opfer für dich. Du würdest für ein Jahr deine Freiheit aufgeben. Du müsstest mich zu gesellschaftlichen Anlässen begleiten. Und wenn wir Partys geben, musst du die Gastgeberin spielen. Wir müssen meine Mutter davon überzeugen, dass es eine echte Ehe ist, die aus den üblichen Gründen geschlossen wurde.“

Faith fragte nicht, was er damit meinte, merkte aber, dass sie rot wurde, als sie über seinen Vorschlag nachdachte.

„Es ist ein fairer Handel“, drängte er sie. „Ein Austausch von Gefälligkeiten, wenn du so willst.“

Faith war sich dessen nicht so sicher. Ihrer Ansicht nach wogen acht Jahre, in denen er für sie und ihre Mutter gesorgt hatte, weit schwerer als ein mickeriges Jahr Ehe. Aber als sie Stones Blick begegnete, konnte sie seine eiserne Entschlossenheit sehen. Wenn sie ihm darin nicht zustimmte, würde er wieder darauf bestehen, sie zu bezahlen.

Und es gab noch einen Grund, der selbst ihre finanziellen Bedenken überwog. Vorhin war einen Moment lang bei dem Gedanken, er könnte das Unternehmen verlieren, nackte Panik in seinen Augen zu sehen gewesen. Dabei ging es ihm nicht ums Geschäft, dessen war sie sicher. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht kannte, war es furchtbar wichtig für Stone.

„In Ordnung“, sagte sie heiser. „Aber es gibt drei Bedingungen.“

Er sah sie nur fragend an.

„Ich würde gern meine Ausbildung fortsetzen.“

„Du brauchst das College nicht abzuschließen. Mit dieser Heirat wirst du mir einen sehr großen Gefallen tun. Dir am Ende des Jahres eine Summe zur Verfügung zu stellen ist das Mindeste, was ich tun kann. Du wirst überhaupt nicht arbeiten müssen.“

„Ich will arbeiten“, beharrte sie. „Und ich möchte zurück zum College.“

„Es wird dir nicht möglich sein zu arbeiten“, sagte er. „Kannst du dir vorstellen, was die Presse daraus machen würde?“

Leider konnte sie. Als einer der reichsten Männer des Landes wurde Stone auf geradezu lächerliche Weise von der Journaille verfolgt.

„Du musst es als deinen Job betrachten, meine Frau zu sein“, fügte er hinzu. „Aber ich werde die Gebühren zahlen, falls du doch studieren willst.“

„Das mache ich“, sagte sie fest. „Ich werde im Sommer wieder einsteigen.“

„In Ordnung. Nun, was ist der dritte Punkt?“

Sie hasste es, ihn um Hilfe zu bitten, aber sie hatte keine Wahl. Und es ging nicht um sie. „Meine Mutter. Die Kosten für ihre Pflege …“

„Sind kein Problem für mich.“ Dann beugte er sich nach vorn. „Deine Mutter könnte in mein Haus ziehen. Im Erdgeschoss gibt es ein Apartment für eine Haushälterin, aber es hat nie jemand dort gewohnt.“

Das war ein großzügiges Angebot, auch wenn er es aus egoistischen Gründen machte. Es führte sie stärker in Versuchung, als es sollte. Ihr Leben würde in vielen Punkten einfacher werden. Und es wäre ihr möglich, ihre Mutter jeden Tag zu sehen, vielleicht sogar bei ihrer Pflege zu helfen.

„Bitte“, drängte Stone. „Ich möchte es wirklich gern, Faith.“

Sie betrachtete sein gut aussehendes, ernstes Gesicht, seine Augen, in denen sich seine Willenskraft spiegelte, und ein merkwürdiges Gefühl erfasste sie. „In Ordnung“, sagte sie. Dann räusperte sie sich und sagte fester: „Ich werde dich heiraten.“

Am nächsten Morgen, einem Samstag, holte Stone Faith in seinem silbernen Lexus ab und brachte sie zu sich nach Hause, damit sie sehen konnte, wo sie und ihre Mutter wohnen würden. Er hatte sie gebeten, umgehend mit der Arbeit aufzuhören, und obwohl sie davon überhaupt nicht begeistert war, teilte sie ihm an diesem Morgen mit, dass sie gekündigt hatte.

„Betrachte dich nicht als arbeitslos“, riet er ihr. „Du hast nur den Job gewechselt.“

Sie schwieg, als er sie durch die überfüllten Straßen Manhattans zu dem ruhigeren Viertel manövrierte, wo er wohnte.

Sie kaute auf ihrer Lippe, und er fragte sich, an was sie dachte. Wahrscheinlich grübelte sie darüber nach, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, vermutete er.

Als er vor einer Ampel bremste, sagte er: „Danke. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist.“ Er legte seine Hand über ihre und drückte sie. Dieses Mal war er auf die Gefühle vorbereitet, die der körperliche Kontakt in ihm auslöste. Zumindest redete er sich das ein. Noch immer wirkte der Schock von gestern Abend nach, der ihn bei ihrer Berührung durchzuckt hatte. Dabei hatte er lediglich ihr Kinn in seine Hand genommen und seine Finger auf die seidige Haut ihrer Wangen gelegt.

Er hatte sich geirrt. Er war ganz und gar nicht auf das starke Verlangen, mehr von ihrer seidigen Haut zu spüren, das ihn nun durchflutete, gefasst. Faith schien von einer elektrisierenden Aura umgeben zu sein. Im Geist schüttelte er den Kopf. Und er hatte dieses Mädchen auch noch gebeten, bei ihm zu wohnen. Was machte er da bloß? Sich die Versuchung direkt nach Hause zu holen, war nicht gerade das Klügste, was er je getan hatte.

Dennoch war er sehr erleichtert, als er neben ihr im Fahrstuhl stand, der sie von der Garage nach oben zu seinem Haus in der Fifth Avenue gegenüber dem Central Park brachte. Faith war sehr behütet aufgewachsen. Wer wusste schon, was einem naiven Mädchen wie ihr allein passieren konnte?

Er schloss die Tür auf und ließ Faith eintreten. Sie blieb im großen Eingangsfoyer stehen und sah sich um. Obwohl sie in einer Familie aufgewachsen war, der es an nichts gefehlt hatte, musste ihr das Haus, verglichen mit ihrem derzeitigen schäbigen kleinen Apartment, wahrscheinlich sehr luxuriös erscheinen. Er hielt den Atem an, während er sie beobachtete und auf ihre Reaktion wartete.

„Es ist schön“, sagte sie ruhig.

Er lächelte erleichtert. Direkt vor ihnen führte ein Gang in den hinteren Teil des Hauses, und auf der rechten Seite gab es eine geschwungene Treppe, die zum oberen Stockwerk führte. Links ging es in den Salon und hinter einem Bogengang in ein Esszimmer. Gegenüber hatte sich Stone ein komplettes Büro eingerichtet.

„Ich bin froh, dass es dir gefällt.“ Er zeigte auf die Treppe. „Würdest du gern das obere Stockwerk sehen? Ich werde dir dein Zimmer zeigen.“

Sie folgte ihm die Treppe hinauf. Oben angelangt führte er sie den Gang entlang an geöffneten Flügeltüren vorbei und hielt kurz an, um ihr das in Burgund, Gold und Schwarz gehaltene Herrenzimmer zu zeigen. „Das ist mein Zimmer.“ Er drehte sich um und deutete auf die Tür direkt gegenüber. „Und hier ist ein Gästezimmer. Dein Zimmer wird das rechts daneben sein. Es sollte dir gefallen. Es war vor vielen Jahren das Zimmer meiner Mutter, und ich habe nie etwas darin verändert. Sie mag ihre Fehler haben, aber ihr guter Geschmack steht außer Frage.“

Er öffnete schwungvoll die Flügeltür.

„Oh“, seufzte Faith. „Das ist ein Traum.“

Es war ein reizendes, feminines Zimmer, in dem sanfte Blautöne dominierten und strahlendes Weiß Akzente setzte. Obwohl es etwas kleiner als Stones Zimmer war, bot es viel Platz und war mit einem begehbaren Schrank, einer Sitzgruppe und einem großen Badezimmer ausgestattet.

Stone folgte ihr ins angrenzende Bad. „Unsere Zimmer sind miteinander verbunden“, erklärte er, während er Schiebetür aufmachte, um ihr sein Bad und sein Schlafzimmer dahinter zu zeigen. „Niemand wird erfahren müssen, dass wir getrennt schlafen.“

Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. „In Ordnung“, erwiderte sie leise.

„Faith.“ Er wartet geduldig, bis sie ihm schließlich den Blick zuwandte. „Das wird für uns beide ein gutes Arrangement sein. Ich verspreche, deine Privatsphäre zu respektieren.“

Sie nickte, und er wusste, dass sie verstanden hatte, was er so sanft wie möglich damit sagen wollte. Nämlich, dass sie in sexueller Hinsicht nichts von ihm zu befürchten hatte. Nein, so reizvoll sie auch sein mochte, er hatte nicht die Absicht, irgendetwas an ihrer platonischen Beziehung zu ändern.

Als sie ihren Rundgang durchs Haus beendet hatten, war es Zeit zum Mittagessen. Stone entschied, ihr schon einmal einen Vorgeschmack auf das Zusammenleben zu geben, und ging mit ihr in die Küche. Sie setzte sich an den großen Tisch, und er bereitete einen Thunfischsalat zu, schnitt Tomaten und legte beides mit Käse zwischen zwei Croissant-Hälften. Während er die Croissants röstete, schnitt er eine frische Ananas in Scheiben.

„Ich dachte nicht, dass du dir in einer Küche zu helfen wüsstest“, meinte Faith, die Eis und Wasser in zwei Gläser gab.

Stone grinste. „Du hattest die Vorstellung, ich hätte eine Küchenchefin auf Abruf, nicht?“

„So ähnlich.“ Sie lächelte ihn an. „Ich kann kochen, wenn ich auch kein Bocuse bin. Ich würde das gern übernehmen.“

„Tatsächlich habe ich von Montags bis Donnerstags eine Hilfe hier“, gab er zu. „Warum behalten wir sie nicht, bis du siehst, wie viel freie Zeit dir bleiben wird?“

„Ich werde jeden Tag von neun bis fünf Uhr Zeit haben. Wenn ich auf irgendeine Weise behilflich sein kann, musst du es nur sagen.“

Er konnte sich nicht vorstellen, sie zu bitten, bei irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit mitzuarbeiten. Außer wenn es einen gesellschaftlichen Anlass gab. Und er hatte auch jemand, der das Haus sauber hielt. „Sobald das Sommersemester anfängt, wirst du lernen müssen“, meinte er. „Und es wird dir möglich sein, Zeit mit deiner Mutter zu verbringen.“

Sie strahlte, und er erinnerte sich, wie sie sich schon am Abend zuvor darauf gefreut hatte. Es war wirklich Ironie des Schicksals, dass sie beide in der Kindheit ihre Mütter teilweise entbehrt hatten. Aber im Unterschied zu Faith ging er seiner Mutter aus dem Weg.

„Das wird schön.“ Ihre helle Stimme unterbrach seine düsteren Gedanken. „Seit ich ins Internat gekommen bin, hatten wir nicht mehr viel Zeit füreinander. Manchmal scheint es einfach absurd zu sein, dass Daddy vor acht Jahren von uns gegangen ist.“

Schmerz überwältigte ihn so stark, wie er es sich bisher noch nie erlaubt hatte. „Ich weiß, was du meinst. Manchmal denke ich immer noch, dass mein Vater gleich zur Tür hereinkommt.“

„Du bist hier aufgewachsen?“

Er nickte. „Mutter ist nach der Scheidung ausgezogen.“

„Das muss schwer gewesen sein. Wie alt warst du damals?“

„Sechs. – Nein, es war nicht besonders hart.“ Er verdrängte die Erinnerungen an seine Kindheit, an die durchweinten Nächte, in denen er sich gefragt hatte, was er verbrochen hatte, dass seine Mutter weggegangen war. Damals hatte er Schulkameraden beneidet, deren Mütter Geburtstagspartys planten und auch tatsächlich an den Geburtstagskuchen und die Geschenke dachten.

„Meine Mutter war kaum da, und wenn, haben sie und Dad sich fast unentwegt gestritten.“

Das Mitleid in Faiths silbergrauen Augen hatte ihn dazu gebracht, mehr zuzugeben, als er wollte.

„Meine Kindheit war genau das Gegenteil. Extrem ruhig. Als die Krankheit meiner Mutter diagnostiziert wurde, war ich noch nicht einmal zwei Jahre alt, und mein Vater und ich taten unser Bestes, um jegliche Aufregung von Mutter fernzuhalten.“ Faith verschränkte die Arme. „Durch diese Rücksichtnahme haben wir doch etwas gemeinsam. Ich bin auch mit meinen Problemen zu meinem Dad gegangen, weil ich mich nicht an meine Mutter wenden konnte.“

Stone lächelte. „Weißt du, dass ich in der Regel mit meinem und deinem Vater zu den Spielen der Mets gegangen bin? Wir haben nie ein Heimspiel verpasst. Die beiden wussten alles über jeden einzelnen Spieler. Und für gewöhnlich stritten sie darüber, welcher Spieler verkauft oder eingekauft werden sollte. Zurückblickend denke ich, dass sie nur gestritten haben, weil es ihnen Spaß machte.“

Sie lachte leise. „Das wusste ich nicht.“ Ihr Lächeln verschwand. „Ich vermute, dass du viele Erinnerungen an meinen Vater hast, die ich nicht habe.“

Er zögerte, weil er hin- und hergerissen war, ob er ihr die Wahrheit sagen oder lügen sollte, um ihre Gefühle zu schonen. Er entschied sich für die Wahrheit. „Ich nehme an, das ist so. Einige meiner schönsten Erinnerungen sind die gemeinsamen Erlebnisse mit deinem und meinem Vater. Ich werde dir mehr darüber erzählen, wenn wir Zeit haben.“ Er stellte die Teller in die Spüle. „Heute Nachmittag würde ich gern die Ringe aussuchen. Bist du damit einverstanden?“

„Ringe?“, meinte sie überrascht. „Ist das wirklich nötig?“

Ein wenig enttäuscht darüber, dass sie den Ernst der Lage noch nicht wirklich begriffen hatte, nickte er. „Das wird eine echte Hochzeit, Faith.“ Er wollte ihr fast die Hände auf die Schultern legen. Dann hielt er inne, weil er sich daran erinnerte, dass ihn das letzte Mal, als er sie berührt hatte, das Verlangen nach ihrem verführerischen Körper überwältigt hatte. „Unsere Gründe dafür mögen etwas anders aussehen als die anderer Leute, aber wir werden so legal verheiratet sein wie jedes andere Paar. Also werden wir Ringe kaufen.“

Eine halbe Stunde später half Stone Faith vor „Tiffany & Company“ aus dem Wagen. Als sie das Geschäft betraten, kam eine strahlende Verkäuferin auf sie zu. „Willkommen, Mr. Lachlan. Es ist uns eine große Freude, Sie zu bedienen. Was können wir heute für Sie tun?“

„Wir brauchen Trauringe“, sagte er.

Die Frau bekam ebenso große Augen wie die anderen Angestellten, die mithörten, und Stone fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Presse Wind von der Hochzeit bekam. Er vermutete, dass er Faith warnen sollte. Doch sie wusste sicherlich, wie begierig die Presse sein Leben verfolgte. Dann realisierte er, dass sie besser ihre Mütter über ihre Pläne informiert hätten, bevor sie morgen aus der Zeitung davon erfahren würden.

„Weiter hinten haben wir eine wunderschöne Auswahl.“ Die Verkäuferin hatte sich schnell gefasst und ging voraus.

Zwanzig Minuten später saß Faith immer noch auf der Kante ihres bequemen Stuhls und starrte beeindruckt auf die auf schwarzem Samt ausgebreiteten wertvollen Ringe. Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann unmöglich …“

Stone, der hinter ihr stand, unterbrach sie rasch. „In Ordnung. Wenn du dich nicht entscheiden kannst, werde ich einen aussuchen.“ Er wusste, dass sie kurz davor gewesen war, etwas Lächerliches zu sagen, wie etwa: Ich kann unmöglich so einen teuren Ring annehmen, nachdem du schon so viel für mich getan hast.

Er beugte sich zu Faith hinunter und murmelte ihr ins Ohr: „Sei vorsichtig, was du hier sagst. Es wird später in den Zeitungen stehen.“

Das bestürzte sie. Er merkte es an der Art, wie sie sich umdrehte und ihn anstarrte. Währenddessen griff er nach einem Platinring mit einem wunderschönen quadratischen Diamanten, der von einer Reihe kleinerer Steine umkränzt war. Der Ring hatte ihm sofort gefallen, und ihren Blicken nach zu urteilen, ging es Faith genauso. Er nahm ihre rechte Hand und spürte sofort die elektrisierende Spannung zwischen ihnen. Er atmete tief ein und schob ihr den Ring über den Finger. Schnell, als ob er sich verbrannt hätte, ließ er ihre Hand wieder los. Diese sonderbare Erregung überfiel ihn jedes Mal, wenn er Faith berührte. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.

„Er passt perfekt.“ Während Stone sich zwang, so zu tun, als wäre alles wie immer, fing er ihren Blick auf. „Gefällt er dir?“

„Er ist …“ Benommen schaute Faith ihn an. „Er ist wunderschön“, flüsterte sie.

„Gut.“ Ihre langen, eleganten Finger kamen durch den Ring besonders gut zur Geltung, und eine tiefe Befriedigung erfüllte ihn. Sein Ring. Seine Frau. Er war überrascht, wie sehr ihm der Gedanke gefiel. Vielleicht würde dieses Jahr gar nicht solch eine schlimme Prüfung für ihn werden. Je mehr er über Faith und die Heirat nachdachte, desto besser fand er die Lösung. Sie konnte protestieren, so viel sie wollte, wenn dieses Arrangement endete, würde er einen Fonds für sie und ihre Mutter einrichten, damit Faith sich keine Sorgen darüber machen musste, wovon sie die nächste Mahlzeit oder die Medikamente für ihre Mutter bezahlen sollte.

Er nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Zur Verkäuferin sagte er: „Wir werden auch das dazu passende Collier nehmen.“

„Stone!“

„Faith!“, neckte er sie. „Denkst du, ich lasse dich ohne davonkommen?“

Stone folgte der Verkäuferin an die Vitrine und sprach sie leise unter vier Augen an. „Ich möchte auch die Halskette mit den Saphiren und Diamanten und die passenden Ohrringe, die ich in der Auslage gesehen habe. Aber lassen Sie das meine Verlobte nicht sehen.“

„Sehr gut, Mr. Lachlan. Und darf ich Ihnen zu Ihrer Verlobung gratulieren, Sir.“

„Danke“, antwortete er und fand sich damit ab, dass seine bevorstehende Hochzeit morgen in den Zeitungen stehen würde. Sein einziger Trost war, dass die Presse zwei oder drei Tage brauchen würde, um herauszufinden, wer die zukünftige Braut war. „Ich möchte, dass Sie Eheringe und den Schmuck an meine Adresse liefern lassen. Den Verlobungsring nehmen wir gleich mit.“

Sobald sie wieder im Wagen saßen, rief Stone seine Mutter an. Sie war nicht zu erreichen, deshalb teilte er ihrer Assistentin mit, dass er sich heute Nachmittag verlobt hatte und seine Mutter zum Abendessen erwartete, damit sie seine Braut kennenlernen konnte. Dann legte er auf.

Innerhalb von dreißig Sekunden läutete sein Handy. Er lachte leise, als er auf Empfang schaltete. „Hallo, Mutter.“

„Machst du Scherze?“, fragte Eliza Smythe.

„Nicht im Geringsten.“ Er blieb freundlich. „Wir hätten gern, dass du heute zum Abendessen kommst, damit ich dir meine Verlobte vorstellen kann.“

„Also kenne ich sie nicht?“ Sie klang aufgebracht.

„Du hast von ihr gehört, glaube ich“, antwortete er. „Faith Harrell. Sie ist die Tochter von …“

„Randall.“ Der Ton seiner Mutter wurde weicher. „Er war ein guter Mann. Es tat mir so leid, als er – guter Gott“, sagte sie plötzlich. „Stone, das Mädchen ist noch nicht volljährig. Bist du verrückt?“

„Faith wird in diesem Jahr einundzwanzig“, sagte er kühl.

„Abgemacht.“ Eliza Smythe änderte abrupt ihre Taktik. „Ich werde da sein. Ich kann es kaum erwarten, Miss Harrell zu treffen.“

„Sie wird bald Mrs. Lachlan sein“, erinnerte er sie. „Sagen wir so um sieben Uhr. Bis später dann.“

Faith konnte nicht aufhören, auf den hochkarätigen Ring an ihrer Hand zu starren. Er war atemberaubend. Stone hatte dafür sicher unanständig viel Geld ausgegeben. Bei „Tiffany“ war niemand so indiskret gewesen, den Betrag in ihrer Gegenwart zu nennen.

Sie war so damit beschäftigt, dass sie Stone verwirrt ansah, als er die Wagentür öffnete und ihren Arm nahm. „Wohin gehen wir jetzt?“

„Einkaufen. Du brauchst einiges für die formellen Anlässe, zu denen wir gelegentlich gehen müssen. Nächstes Wochenende werden wir einen Wohltätigkeitsball besuchen. Das wird allen die Gelegenheit geben, dich anzugaffen. Danach sollte sich die Lage beruhigen.“

Ein Wohltätigkeitsball? Sie hatte keine Erfahrung mit so etwas, obwohl ihre Familie einigermaßen wohlhabend gewesen war – wenn man sie nicht gerade mit Stones verglich.

„Das wäre schön“, sagte sie. „Je eher der Wirbel sich wieder legt, desto besser.“

„Es tut mir leid, wenn der Gedanke an die Medien dich nervös macht. Im Allgemeinen tue ich nicht viel, was Aufsehen erregt. Sie werden unsere Verlobung also groß rausbringen, aber in der Minute, wo ein Skandal oder etwas Wichtigeres passiert, werden wir wieder aus den Blättern verschwinden.“

Mitleidig lächelte sie. „Du unterschätzt deine Zugkraft.“

Stone grinste sie an, so gut aussehend und überzeugend, dass ihr Herzschlag kurz aussetzte. „Du wirst es ja sehen.“ Dann bekam sein Gesicht einen nüchternen Ausdruck. „Ich würde gern bald heiraten.“

„Es sollte nicht lange dauern, alles zu organisieren“, sagte sie. Wenn der bloße Gedanke daran, ihn zu heiraten, sie derart nervös machte, wie sollte sie erst die Hochzeit durchstehen? „Ich nehme an, es wird kein großes Fest werden, also werden wir wahrscheinlich alles in drei Monaten …“

„Faith.“

Sie verstummte.

„Wenn ich die amtliche Heiratsbehördliche Genehmigung morgen beantrage, können wir Donnerstag oder Freitag heiraten.“

Faith blinzelte, als ob sie nicht richtig gehört hätte. „Kommenden Freitag?“

„Hm.“

„Aber wie können wir … schon gut. Ich nehme an, du hast Leute, die alles arrangieren.“

„Habe ich. Ziehst du die Kirche oder das Standesamt vor?“

„Das Standesamt“, sagte sie hastig. In der Kirche getraut zu werden, wäre ihr unmoralisch erschienen, wenn sie nicht die Absicht hatten, ihre Gelöbnisse zu halten. Ihr wurde flau vor Enttäuschung, und sie rief sich innerlich zur Räson.

„In Ordnung.“ Soweit es Stone betraf, war die Angelegenheit geklärt. „Dann sehen wir uns auch noch nach einem Hochzeitskleid um.“

„Oh, ich brauche kein …“

„Doch“, sagte er entschieden. „Das brauchst du.“

Mit Stone einzukaufen war ein echtes Erlebnis. Und auch ein Albtraum, dachte Faith und unterdrückte ein Lächeln, als er eine Verkäuferin mit Anordnungen bombardierte. Faith versuchte wiederholt, ihm beizubringen, dass sie all diese Kleider nicht brauchte, aber er ging einfach über ihre Einwände hinweg. Nun, wenigstens folgte er ihr nicht in die Umkleidekabine oder bestand darauf, dass sie ihm die Kleider vorführte.

Er schleppte sie von einem Geschäft zum anderen. Hier ein kleines Schwarzes von Prada, dort einen Hosenanzug von Celine und eine pinkfarbene Bluse von Cavalli mit einer Jeans von Red Tape. Überall, wo sie hingingen, wurde er früher oder später erkannt. Zum ersten Mal kam ihr in den Sinn, dass die Heirat mit Stone ihr Leben für immer verändern könnte. Er war eine Person des öffentlichen Interesses, und zweifellos würde auch sie dazu werden, solange die Ehe dauerte. Aber würde es ihr möglich sein, nach der Trennung ihr normales Leben wieder aufzunehmen?

„Wir nehmen alle drei Kleider“, sagte Stone jetzt und nickte der Verkäuferin zu.

Alle drei, das beinhaltete ein grünes, rückenfreies, kurzes und geschlitztes Wickelkleid aus Seide von Emanuel Ungaro, ein trägerloses Kleid von Escada, mit einem engen, silberbesticktem Oberteil und einem weiten Rock, der mit silberfarbenem und blauem Tüll unterlegt war, und ein klassisches, aufregend geschnittenes schwarzes Organzakleid von Givenchy.

Und dann kamen die Schuhe. Pumps von Walter Steiger und schwarze Slipper von Sergio Rossi zu der Jeans von Sergio Rossi. Dann silberfarbene Stilettos von Ferretti und seegrüne, mit Strasssteinen besetzte Satinpantoletten. Und zum klassischen schwarzen Kleid kauften sie genauso klassische schwarze Pumps von Versace. Alle mit dazu passenden Taschen.

Es war irre, dachte Faith, als Stone sie zurück ins Auto verfrachtete. Wenn er eine Entscheidung traf, ließ er keine Sekunde ungenutzt, um sie in die Tat umzusetzen. Das sollte sie sich merken.

Es freute sie, die massive Steinfassade ihres zukünftigen Wohnsitzes wiederzusehen. Stones Haus, das einen herrlichen Ausblick auf den Central Park bot, übertraf alle ihre Erwartungen. Messing und Glas herrschten vor. Modernes war geschickt mit Antikem gemischt. Eleganz war gepaart mit Understatement.

Auf seine Anweisung hin waren die Einkäufe sofort an seine Adresse geliefert worden. Als sie ankamen, hatte die Haushälterin bereits alles in Faiths Zimmer gebracht und sogar einige Schminkutensilien für sie besorgt.

Ihr Zimmer. Sie konnte nicht glauben, dass sie hier mit Stone leben und in ein paar Tagen nur durch eine Tür getrennt von ihm schlafen würde.

„Wir treffen uns hier unten wieder in … einer Dreiviertelstunde?“ Stone sah auf die Uhr. „So haben wir noch etwas Zeit für uns, bevor meine Mutter kommt.“

Seine Mutter. Ihr Magen zog sich zusammen, als Faith nickte und auf ihr Zimmer ging. Sie hatte Eliza Smythe nie getroffen und kannte die zielstrebige und hart arbeitende Frau, die „Smythe Corp.“ nach dem Tod ihres Vaters übernommen hatte, nur aus Zeitungsberichten. Faith versuchte die Nervosität abzuschütteln, die sie bei dem Gedanken überkam, dass sie von dieser Frau unter die Lupe genommen werden würde. Was, wenn Stones Mutter sie nicht mochte?

3. KAPITEL

Pünktlich stieg Faith ein paar Minuten nach Stone die Treppen hinunter. Stone, der gerade im Begriff war, in den Salon zu gehen, sah zu ihr hoch – und blieb auf der Stelle stehen.

Faith trug etwas, das auf den ersten Blick wie ein leichtes schwarzes Wollkleid aussah. Aber ein zweiter Blick auf offenbarte, dass es sich dabei nicht einfach um ein schlichtes Kleid handelte. Der Kragen war geöffnet und umrahmte den langen, zarten Hals. Ein passender Stoffgürtel betonte ihre schmale Taille. Eine Reihe winziger Knöpfe erstreckte sich von ihren Brüsten bis zur Mitte der Oberschenkel, und ein Schlitz gestattete einen Blick auf ihre schlanken Beine.

Als er bemerkte, dass ihre Beine in den schwarzen Netzstrümpfen durch die hochhackigen Pumps, die sie gerade gekauft hatten, unglaublich gut zur Geltung kamen, schoss sein Blutdruck in die Höhe. Er wusste, es würde ihm kaum gelingen, Faiths Beine je wieder zu vergessen. Oder ihre süßen, verlockenden weiblichen Rundungen.

„Du siehst sehr … hübsch aus“, bemerkte er und ärgerte sich, weil es so banal klang.

Aber sie lächelte. „Gut. Ich weiß, dass deine Mutter direkt aus dem Büro kommt, und dachte, dieses Kleid sei angemessener als etwas wirklich Festliches. Es ist von Ralph Lauren“, fügte sie süffisant hinzu. „Ich habe es preiswert in einem Secondhand-Laden erstanden.“

Stone grinste. Sie hatte noch nicht realisiert, dass sie nicht länger auf die Kosten achten musste. „Möchtest du etwas trinken?“

Faith zögerte. „Ich vertrage nicht viel. Vielleicht ein Glas Wein?“

„Wie wäre es mit Champagner? Schließlich feiern wir unsere Verlobung.“ Er bedeutete ihr, in den Salon vorauszugehen, was ihm die Gelegenheit gab, sie in aller Ruhe von hinten zu betrachten. Es war gut, dass diese Ehe nicht vollzogen werden würde. Er konnte sich vorstellen, ziemlich besitzergreifend zu werden, wenn andere Männer auch nur auf die Idee kommen sollten, Faith anzufassen. Selbst dann, wenn es nur bei einer formellen Gesellschaft geschehen würde.

Aber warum machte er sich darüber Gedanken? Das würde nicht passieren. Außerdem sollte er sie nicht auf diese Weise in Augenschein nehmen. Sie war schließlich sein Mündel.

Die von ihm bestellten Horsd’oeuvres waren auf einem Tisch in der Ecke platziert. Neben Krebsröllchen auf einer silbernen Warmhalteplatte waren verschiedene Früchte, Gemüse und Gänseleberpastete mit Cracker dekorativ arrangiert.

„Hübsch“, kommentierte Faith, nahm eine Erdbeere und biss hinein. „Ich habe noch nie Champagner getrunken. Werde ich ihn mögen?“

„Wahrscheinlich, wenn du Wein magst.“ Er ging zur Bar, wo in einem Eiskübel eine Flasche Champagner stand. Als er ihr zusah, während sie genüsslich in die rote Frucht biss, merkte er, dass seine Begierde sich regte. Er mochte ihr Vormund sein, aber er war auch ein Mann mit einem gesunden sexuellen Appetit. Hastig drehte er sich weg und goss ihr und sich Champagner ein.

Er atmete tief ein, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, ging zu ihr und reichte ihr ein Glas. Seines hielt er zum Anstoßen hoch. „Auf eine erfolgreiche Partnerschaft.“

„Auf eine erfolgreiche Partnerschaft“, wiederholte sie und hob den Blick, als der Klang ihrer Gläser ertönte. Einen Moment lang schauten sie sich in die Augen, bevor Faith wegsah.

„Der Champagner ist köstlich“, sagte sie, nachdem sie versuchsweise einen Schluck genommen hatte. Dann warf sie ihm mit einem Augenaufschlag ein kokettes Lächeln zu. „Ist das einer der Vorteile, wenn man mit einem Milliardär verheiratet ist?“

Stone fühlte, wie sich sein gesamter Körper anspannte. Er war sicher, dass sie keine Ahnung davon hatte, wie verführerisch dieses Lächeln wirkte, und zwang sich, den plötzlichen Drang, sie an sich zu ziehen und ihr das Lächeln von den Lippen zu küssen, zu ignorieren. „Das ist einer der Vorteile, wenn man mit einem Mann verheiratet ist, der einen guten Tropfen schätzt. Hör zu, wir müssen noch ein wenig miteinander reden, bevor meine Mutter kommt.“

„Worüber?“ Faith hielt ihr Glas sehr korrekt am Stiel, was ihn daran erinnerte, dass sie, obwohl sie nicht viel Geld hatte, in einem sehr vornehmen Haus aufgewachsen war und ein sorgsam ausgesuchtes College besucht hatte. All das hatte ihr damenhaftes Auftreten noch verstärkt.

„Meine Mutter“, erklärte er vorsichtig, „muss glauben, dass wir aus … normalen Gründen heiraten.“ Er beobachtete, wie sie es aufnahm.

„Du meinst, du willst, dass ich so tue, als sei ich in dich verliebt.“

Autor

Anne Marie Winston

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