Das kostbarste Geschenk

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Lady Juliana ist verzweifelt: Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als Sir Ian Gray zu heiraten. Doch ihr Vater hat sie mittellos zurückgelassen, und so erscheint ihr eine Hochzeit unmöglich. Noch ahnt sie nicht, welch kostbares Geschenk sie Weihnachten erwartet …


  • Erscheinungstag 16.12.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504904
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Schottland

26. September 1319

Ein Blick, und er wusste, dass er sie besitzen würde. Die Frau, die durch die große Halle von Byelough auf ihn zukam, verkörperte alles, was Ian Gray sich je erhofft hatte: atemberaubende Schönheit, offensichtlichen Reichtum, ihrer Kleidung nach zu schließen, und die selbstbewusste Haltung einer Dame von adliger Geburt.

Sie blieb vor ihm stehen und nahm ihn ebenso in Augenschein wie er sie. „Die Messe findet bei Tagesanbruch in der Halle statt und sofort danach das Morgenmahl. Der Gerichtstag beginnt am Vormittag“, verkündete sie und fügte dann noch hinzu: „Ihr werdet im Stall einen Schlafplatz finden.“

Sie ist kein scheues Mädchen, dachte Ian. Ihre Augen waren dunkelblau wie der Himmel einer Sommernacht, doch ihre Wärme musste er sich vorerst noch vorstellen. Immerhin hatten Interesse und Neugier in ihnen aufgeleuchtet, und so war er ganz und gar nicht entmutigt.

Ihr Haar war zwar vollkommen von einem Schleier bedeckt, doch ihre erwartungsvoll gehobenen rotbraunen Augenbrauen verrieten ihm dessen Farbe. Allem Anschein nach wartete sie jetzt darauf, dass er die Halle verließ und sich im Heu sein Bett für die Nacht herrichtete.

Stattdessen fragte er beiläufig: „Ist Sir Alan hier irgendwo?“

Sie schnaubte ungeduldig und voller Ärger und strich sich mit der Hand das Kleid glatt. „Im Augenblick ist er beschäftigt. Wenn Ihr morgen an der Reihe seid, könnt Ihr ihm Eure Angelegenheit vortragen, so wie alle anderen auch.“

Ian lächelte über die Unverschämtheit und sah über ihre Schulter zu den Tischen hinüber, die nahe der Feuerstelle standen. „Ich danke Euch, aber ich glaube, ich werde mich doch wohl jetzt schon darum kümmern.“

In der Einladung nach Byelough war diese hübsche neue Bewohnerin nicht erwähnt worden, doch Ian wusste, wer sie war. Und er wusste genau, warum die Strodes ihn gebeten hatten, hierherzukommen.

Sein kleines Patenkind kannte vielleicht nicht die Tricks, mit denen man Ehen stiftete, aber kaum war er im Burghof aus dem Sattel gestiegen, hatte die Kleine ihn gewarnt, dass ihr Vater genau das beabsichtigte.

„Onkel Ian, du sollst Tante Jules die Hände nehmen, wenn du sie triffst!“, hatte das Kind erklärt und war ganz entsetzt gewesen bei dem Gedanken, er könnte die Tante verstümmeln. „Wieso musst du das tun?“, hatte die Kleine zu wissen verlangt.

„Ich soll ihre Hand nehmen“, hatte er geduldig erklärt. „Das sagt man nur so. Ich vermute, es bedeutet, dass ich deine Verwandte heiraten soll. Aber sprich ja nicht darüber, sonst wissen sie, dass du gelauscht hast.“

Diese Frau, mit der er hier zusammentreffen sollte, überraschte Ian. Als er die Halle betrat, erwartete er, ein unscheinbares Mädchen mit vielen nachteiligen Eigenschaften vorzufinden, die schwer zu verheiraten war. Falls diese hier irgendwelche Mängel besaß, so waren sie jedenfalls nicht sichtbar.

Sie hatte kleine Brüste und eine schmale Taille. Nicht die Art von Frau, die Ian sich gewöhnlich zu seinem Vergnügen aussuchte, aber was das betraf, hatte es für ihn ohnehin keine große Auswahl gegeben. Keine von ihnen war eine Dame gewesen. Dass diese hier so anders war, machte sie für ihn umso begehrenswerter.

Er schlüpfte aus dem nassen Mantel und warf ihn Berthilde zu, der kecken kleinen Magd, die dauernd herbeilief, wo und wann immer er auftauchte. Das leichtfertige Frauenzimmer kicherte scheu und trippelte davon, ohne auf die wütenden Blicke der Frau zu achten, die die Gastgeberpflichten übernommen hatte.

Ian fuhr sich mit der Hand durch die Haare und versuchte, eine Falte in seiner Tunika zu glätten. Er trug das beste Gewand, das er besaß. Es war passabel, aber nicht zu fein und durch den Ritt im strömenden Regen über die Hügel und durch die Sümpfe bestimmt nicht schöner geworden. Kein Wunder, dass diese anziehende Fremde ihn bei den Pferden unterbringen wollte.

Er gab den nutzlosen Versuch, seine Kleidung zu richten, auf und erwiderte das grüßende Nicken seines Gastgebers, der in diesem Augenblick auf ihn zukam.

„Willkommen, Ian! Wie ich sehe, habt ihr beiden euch schon getroffen“, stellte Alan of Strode fest und deutete mit dem Kopf zu der Frau hinüber.

„Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden“, gestand Ian und nahm den Bierhumpen entgegen, den Alan ihm in die ausgestreckte Hand drückte. Es war Brauch zwischen ihnen beiden, sich so zu begrüßen, wenn sie sich besuchten. Früher einmal hatten sie entschieden, dass es ihrer streitfreudigen Freundschaft guttat, wenn sie durch ein starkes Getränk besänftigt wurde. Und sie hatten wahrhaftig ihre Streitigkeiten gehabt, er und Alan.

„Soll ich mal raten, was im Gange ist?“, fragte er listig und hob den Humpen, um einen guten Schluck von dem warmen, mit Honig gewürzten Bier zu nehmen.

„Jetzt nicht“, meinte Alan, warf einen raschen Blick auf die Frau und räusperte sich. „Ian, darf ich dir Lady Juliana Strode vorstellen? Sie ist vor kurzem aus Gloucester gekommen. Ihr Vater, Gott hab ihn selig, war ein Bruder meines Vaters. Juliana, das ist unser Nachbar, Sir Ian Gray of Dunniegray. Er ist gekommen, um Michaeli mit uns zu feiern“, erklärte Alan.

Ian verbeugte sich elegant und stellte fest, dass Julianas kurzer Knicks nicht gerade respektvoll war. Nicht, dass er es ihr übel nahm. Es gefiel ihm, dass sie nicht jedem Mann, den sie kennenlernte, gleich zu Füßen fiel. „Ich bin entzückt, Mylady“, begann er das Gespräch. „Und ich freue mich über den Grund meines Besuchs hier.“

„Oh? Ihr habt morgen einen Fall vor Gericht?“, fragte sie.

Ihre Stimme klang ähnlich, wie sein Met schmeckte, fand Ian, weich, warm und mit einem kleinen Hauch Schärfe darin. Würde der Geschmack ihrer Lippen dem Vergleich standhalten? Er nahm sich vor, das herauszufinden.

„Nein, ich bringe keine Klage vor, noch muss ich mich einer Klage stellen, Mylady. Ich kam einzig und allein, um Euch zu sehen.“ Ihr Gespräch hatte keinen guten Anfang genommen. Ian würde es wiedergutmachen müssen.

Grundlos schien sie nun wirklich pikiert zu sein. Vielleicht hegte sie auch den Verdacht, dass sie beide das Ziel der Kuppelversuche ihres Cousins waren. Wenn die kleine Kit ihr das Gleiche erzählt hatte wie ihm, dann wunderte es Ian nicht, dass die Frau wütend war.

Eine so stolze Dame wie sie würde es verletzen, wenn die Strodes sie „aus den Händen geben“ wollten. Noch würde es ihr gefallen, Gegenstand eines Handels zu sein, obwohl das der übliche Gang der Dinge war.

Ian entschied hier und jetzt, dass er mit Strode, was das Geschäftliche dieses Arrangements betraf, nicht handeln würde. Sicher würde sie beträchtliches Vermögen mit in die Verbindung bringen. Und alles war besser als das Nichts, das er jetzt besaß.

Eine Liebesheirat würde Juliana of Strode erlauben, ihre Würde zu behalten, die ihr so gut stand. Wenn er ihr ein paar Tage lang den Hof gemacht hatte, konnte er so tun, als wäre ihre Verbindung eine Liebesheirat. Und wenn man bedachte, wie sehr sie bereits jetzt sein Interesse weckte, würde seine Erklärung vielleicht gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt sein. Ihre Nähe weckte in ihm so etwas wie ein Blitzgewitter, das keine andere Frau je bei ihm hervorgerufen hatte. Und er stellte sich die Frage, wie erst eine Berührung von ihr auf ihn wirken würde.

„Dann seid Ihr, Mylady, wohl längere Zeit zu Besuch hier?“, fragte er höflich.

Ihre rosigen Lippen wurden ein wenig schmal, bevor sie den Mund öffnete, um ihm zu antworten. „Der Grund meines Besuchs ist nicht von Interesse für Euch, Sir Ian, aber wenn Ihr es unbedingt wissen müsst …“

„Na, na“, meinte Alan beruhigend, „der gute Ian ist kaum durch das Burgtor getreten, und schon überschüttest du ihn mit deinem Unmut. Es ist nicht seine Schuld, dass man dich aus der, wie du es nennst, ‚Zivilisation‘ in die Wildnis geschickt hat.“

Strode neigte den Kopf zu Ian und tat, als ob er ganz im Vertrauen spräche, auch wenn das Mädchen seine Worte gewiss so gut verstehen konnte wie Ian. „Sie sorgte für einen ziemlichen Wirbel und weckte die schlechte Laune des Königs, verstehst du?“

Das überraschte Ian nicht. „Ja, ja, Englands Ned ist dem schönen Geschlecht nicht sehr zugetan, wie wir alle wissen. Ich vermute mal, sein Zorn war das Einzige, was sie wecken konnte.“

Alan schlug ihm laut lachend auf den Rücken. „Komm, wir wollen nicht weiter Scherze auf Julianas Kosten machen. Sie war im Recht, und das ist das Einzige, was zählt.“

Ian wandte sich zu der Frau um, ergriff mit der freien Hand die ihre, und bevor Juliana sie ihm entziehen konnte, drückte er rasch einen Kuss darauf. „Meine Verehrung, Mylady! Jeder Feind König Edwards ist mein Freund ein Leben lang! Was immer Ihr getan habt, um ihn zu verärgern, es war wohl getan.“

Sie entriss ihm die Hand und wischte sie an ihrem Kleid ab. „Ich sagte diesem Wicht, dass ich lieber eines von den Schweinen meines Onkels heirate, als eines der seinen! Sie sind Schweine, ein jeder von ihnen. Besonders Fitz Simon!“

„Und so hat er sie über Bord geworfen“, fügte Alan begeistert hinzu, nachdem Juliana jetzt den Grund ihres Zorns zur Sprache gebracht hatte. „Das hat der König wirklich getan! Raus aus diesem verdammten Boot und hinein in den Severn.“

„Nein!“, prustete Ian. Seine Schultern zuckten vor Lachen, während sie alle drei zu den Tischen gingen, die neben dem Kamin standen. „Und dann? Ihr seid die Küste hinuntergeschwommen und um die Ecke bis nach Schottland, eh?“

Alan hob die Hand, um ihrer Antwort zuvorzukommen. „Nein, lass mich erzählen, Cousine. Es ist noch besser, als du denkst. Sie tauchte unter dem Schiff hindurch zur anderen Seite und hielt sich an einem Schlepptau fest, wo man sie nicht sehen konnte.“

„Meiner Treu! Und sie haben sie nie gefunden?“, fragte Ian und stellte sich in Gedanken vor, wie Juliana tauchte und sich ängstlich mit aller Kraft an das Tau klammerte.

„Nein, nie! Es war ziemlich dunkel. Bis auf den letzten Mann glaubten alle, dass sie dort ertrunken war, wo sie unterging. Als sie anlegten, wartete Jules, bis alle verschwunden waren und kletterte dann aus dem Wasser.“ Alan legte den Arm um Juliana und zog sie an sich, ohne auf ihren heftigen Protest zu achten. „Sie war fast erfroren, aber Gott war ihr gnädig.“

Ian lachte erleichtert und brachte kaum ein Wort heraus. Seine Bewunderung kannte keine Grenzen. Er himmelte Juliana an. Was für eine Frau! „Und dann?“

„Konnte sie auf einem Fischerkarren nach Hause fahren. Vater und Janet unternahmen nichts gegen das Gerücht, Juliana sei tot, und schickten sie sogleich zu uns. Sie kann nicht mehr zurück“, fügte er mit einem Achselzucken hinzu. Er nahm den Arm von ihren schlanken Schultern. Mit einem Klaps auf den Rücken meinte er: „Also gehört sie jetzt mir.“

„Ich gehöre keinem Mann!“, erklärte Juliana hitzig, sodass Ian mitten im Lachen innehielt und sie genauer betrachtete, als er es bis jetzt getan hatte. Das, was sie sagte, klang alles in allem ziemlich ernst. Wenn er sie gewinnen wollte, musste er sich wohl seiner besten Manieren bedienen. Diese Frau verfügte über einen starken Willen.

„Oh, Mylady, wir machen uns nicht über Euch lustig, sondern über Euren verwünschten König. Was Ihr getan habt, lässt mich stolz darauf sein, Euch zu kennen, und das ist die reine Wahrheit.“

Er bemerkte, dass Tränen in ihren Augen schimmerten. „Kommt, setzt Euch und nehmt einen Schluck mit Eurem Cousin und mir. Ich schwöre Euch, wir werden nicht mehr davon sprechen.“

Sie schüttelte den Kopf, hob ihre Röcke ein wenig und wandte sich ab. „Nein, nein, ich habe noch einiges zu tun, wichtige Dinge, um die ich mich kümmern muss.“ Und damit ging sie in Richtung Küche davon.

Als Ian Alan fragend ansah, schüttelte sein Freund nur den Kopf und stieß einen leisen Seufzer aus. „Diese Geschichte bekümmert Jules aufs Äußerste, Ian. Und ich kann nichts für sie tun, fürchte ich. Sie hat es sich selbst zuzuschreiben. In dem Brief steht, sie soll eine Schottin werden. Denn sie brächte Unglück über alle, wenn sie jemals nach Gloucester zurückkehren würde.“

Ian nickte und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Alans englischer Vater, ein ehemaliger Grenzwächter, der fast dreißig Jahre lang im nahen Rowicsburg stationiert gewesen war, war vor fünf Jahren mit seiner zweiten Frau auf seinen Besitz in Gloucester zurückgekehrt. Da seine Angetraute eine Schottin war, würde König Edward nach einem Vorwand suchen, um den Mann zum Verräter zu erklären. Er hegte für keinen seiner Barone Zuneigung – besonders nicht für jene mit Verbindungen nach Schottland –, und diese Gefühle beruhten auf Gegenseitigkeit.

„Das ist traurig. Sie vermisst ihre Heimat, doch sie kann niemals dorthin zurück“, wiederholte Alan und warf Ian einen neugierigen Blick zu, weil er auf dessen Antwort gespannt war.

Ian nickte verständnisvoll. „Das dachte ich mir“, sagte er. „Ich werde sie nehmen.“

Laut lachte Alan auf und warf den Kopf in den Nacken.

„Was ist daran denn so komisch? Das ist es doch, weswegen du mich gebeten hast zu kommen, oder etwa nicht?“ Gereizt wegen Alans Spott, wedelte Ian mit der Hand in der Luft herum. „Es ist Michaelitag, herrje noch mal, Zahltag und die Zeit, in der man Geschäfte abschließt. Oder meinst du, ich wäre durch den Regen geritten, nur um in den Genuss deiner Gesellschaft zu kommen? Ganz klar, sie muss verheiratet werden, und du kümmerst dich darum, dass das geschieht. Wieso dann nicht die Sache zu einem Ende bringen?“

„Ja, wieso nicht?“ Alan beruhigte sich mit einem weiteren Schluck Bier.„Ich gestehe, du bist meine erste Wahl für sie, und das ist auch der Grund, warum Honoria und ich dich eingeladen haben.“

Listige grüne Augen nahmen Ian ins Visier, und er wusste, dass Strode im Begriff war, Bedingungen zu stellen. „Aber ich ziehe deine Werbung nur in Betracht, wenn du Juliana dazu bringen kannst, sie anzunehmen. Im Augenblick ist sie mit keinem von uns so richtig glücklich. Heitere sie auf, wenn du glaubst, dass du das kannst. Dann werden wir weitersehen.“

Ian grinste, zwinkerte Alan zu und prostete ihm ausgelassen zu. Sie tranken, und ausnahmsweise waren sie in ihrem Leben einmal einer Meinung.

In diesem Moment piepste eine kleine Stimme: „Ich habe aufgepasst. Onkel Ian ist gar nicht Hals über Kopf gefallen, wie du gesagt hast, Vater.“

Überrascht prustete Alan das Bier wieder aus und fluchte leise. „Verdammt! Kit, du hast es schon wieder getan! Ich habe dir doch gesagt, was passiert, wenn man an Schlüssellöchern lauscht.“

Mit Schwung hob Ian sein Patenkind hoch, um es in Schutz zu nehmen. Als ob Alan das Kind je schlagen würde! Wie alle anderen, die sie kannten, betete er die niedliche Fünfjährige an.

„Ich habe nicht gelauscht!“, verteidigte sie sich. „Nicht am Schlüsselloch. Ich war mit dir und Mama in der Kammer. Hinter der Truhe.“

„Großer Gott!“ Alan verdrehte kopfschüttelnd die Augen, dass seine rote Mähne nur so flog. „Deine Mutter wird sich um dich kümmern, meine Kleine. Am besten gehst du sie suchen. Sag ihr, dass Gray hier ist. Sie soll alles von Wert verstecken.“

Kit drückte Ian einen dicken Kuss auf die Wange und zwickte ihn in die Nase.

Ian griff in seiner Weste nach dem Stückchen Pergament, auf das sie wartete. „Dieses Mal habe ich ein Kaninchen für dich“, sagte er und gab ihr das Pergament. Entzückt über die kleine Zeichnung eines Hasen, die er für sie angefertigt hatte, zappelte sie, damit er sie von seinem Schoß herunterließ. „Ich werde es Mama zeigen und dann zu meinen anderen tun“, sagte sie und trippelte davon.

„Sie ist klatschnass“, meinte Alan in anklagendem Ton. „Hat dich wieder im Burghof empfangen. Ich habe gesehen, wie sie sich hinter dir hereinschlich. Und draußen regnet es in Strömen!“

„Ja“, gab Ian zu. „Sie muss mich vom Turm aus gesehen haben. Du solltest sie nicht dort hinaufgehen lassen.“

„Sie lassen?“, knurrte Alan verärgert. „Kit, die Fee, die wie durch Zauber verschwinden kann? An den unmöglichsten Orten versteckt es sich, dieses Kind!“

„Mm. Hinter euren Truhen und Schlüssellöchern.“ Er schnalzte mit der Zunge. „Sie glaubte wohl, ich würde mich Hals über Kopf in deine Cousine verlieben, was?“

Alan rümpfte die Nase und grinste. „Und, hast du es nicht getan?“

„Ja, doch“, gab Ian widerwillig zu, während er sich hochstemmte, um sich auf den Schragentisch zu setzen. „Und, wohlgemerkt, ich werde sie auch haben.“

„Am besten machst du dich gleich an die Arbeit“, warnte Alan und deutete zu den Stufen hin, die zur Küche führten. „Sie ist jetzt fünfundzwanzig und wird mit jedem Tag verdrießlicher. Könnte einen Gatten gebrauchen. Eine Ehe sorgt für bessere Laune.“

Autor

Lyn Stone
Lyns Ausflug in die Romanliteratur begann in den 90-ern. Am Valentinstag des Jahres 1996 unterschrieb sie ihren ersten Vertrag mit dem kanadischen Verlag Harlequin. “Blumen, Süßigkeiten, Küsse und auch noch ein Buchverkauf! Es wird nie wieder so einen Tag wie diesen geben!“sagt sie begeistert
Lyn studierte Kunst und arbeitete in Europa,...
Mehr erfahren