Der Prinz und das Mädchen von nebenan

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Plötzlich Cinderella? Mit einem Schlag verändert sich Caros Leben: Ihre Schulfreundin Prinzessin Lotty hat sie gebeten, die Freundin ihres Cousins zu spielen, Prinz Philippe von Montvivennes. Was für ein romantisches Abenteuer - natürlich sagt Caro Ja! An Philippes Seite geht sie zu Bällen und Empfängen und bezaubert dabei den umschwärmten Traumprinzen mit ihrer Natürlichkeit. Was sie unendlich glücklich und zugleich tieftraurig macht. Denn sie mag sich von ihm zärtlich geliebt fühlen. Aber seine Königin kann sie, das Mädchen von nebenan, niemals werden - oder doch?


  • Erscheinungstag 17.12.2011
  • Bandnummer 1928
  • ISBN / Artikelnummer 9783864940354
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

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IMPRESSUM

ROMANA erscheint 14-täglich in der Harlequin Enterprises GmbH

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Ilse Bröhl

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2011 by Jessica Hart

Originaltitel: „Ordinary Girl In A Tiara“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: ROMANA

Band 1928 (2/2) 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Übersetzung: Gisela Blum

Fotos: RJB Photo Library_shutterstock

Veröffentlicht als eBook in 52/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86494-035-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

ROMANA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Jessica Hart

Der Prinz und das Mädchen von nebenan

1. KAPITEL

An: caro.cartwright@u2.com

Von: charlotte@palaisdemontvivennes.net

Betreff: Internet-Dating

Liebe Caro,

es tut mir leid, dass der Feinkostladen, in dem du so gern gearbeitet hast, pleite gegangen ist! Kein Wunder, wenn du deprimiert bist, insbesondere, da die Trennung von George auch noch nicht lange zurückliegt. Dennoch scheinst du deinen Humor nicht ganz verloren zu haben: Ich musste herzlich darüber lachen, wie du den Persönlichkeitstest auf der Internet-Dating-Seite beschrieben hast. Trotzdem würde ich eine solche Partnerbörse den Versuchen meiner Grandmère, mich unter die Haube zu bringen, bei Weitem vorziehen. Möchtest du nicht mit mir tauschen?

Lotty

An: charlotte@palaisdemontvivennes.net

Von: caro.cartwright@u2.com

Betreff: Tauschen

Nur zu gern, wenn dich mein aufregendes Leben reizt: Ich jobbe vorübergehend bei einer Versicherung und erstelle gerade mein Profil für eine andere Singlebörse. Nach dem katastrophalen Ergebnis des Tests, von dem ich dir geschrieben habe, musste ich mir ein neues Dating-Portal suchen.

Für mich wäre es natürlich ein großes Opfer, deinen Platz einzunehmen: mit einer – wenn auch furchteinflößenden – Großmutter in einem Palast zu leben, die mich mit attraktiven Prinzen verkuppeln will … Aber für dich tue ich alles! Nenne mir Zeit und Ort, und ich lebe zur Abwechslung einmal wie eine Prinzessin … Das bringt mich übrigens auf eine Idee für mein neues Profil.

Caro

„Prinzessin sucht Frosch: lebenslustige, üppige Brünette, 28, hält Ausschau nach dem Einen für gute und schlechte Zeiten.“

„Was hältst du davon?“ Caro las ihrer Freundin, die auf dem Sofa lag und interessiert im Glitz-Magazin blätterte, die Überschrift über ihrem neuen Profil vor.

„Gar nichts! Ich verstehe nicht, was du damit ausdrücken willst“, kritisierte Stella den Slogan.

„Dass ich einen ganz normalen Mann suche, keinen Märchenprinzen. Ist das nicht offensichtlich?“

„Überhaupt nicht! Du darfst nicht zu geheimnisvoll oder geistreich schreiben – das mögen Männer nicht.“

„Ist das kompliziert!“ Aufstöhnend wandte Caro sich wieder ihrem Computer zu und löschte den Text. „Und was meinst du zu ‚üppig‘? Klingt das nicht, als wäre ich dick? Dass ich superschlank bin, kann ich leider nicht behaupten, spätestens bei der ersten Verabredung kommt die Wahrheit ans Licht. Es ist sicher besser, im Profil nicht zu lügen.“

„Dann streich das ‚lebenslustig‘ – das hört sich an, als wärst du zu allem bereit.“

„Genau so ist es! Ich will mich verändern. Mit Vernunft bin ich bei George nicht weit gekommen.“

Stattdessen wollte Caro werden wie die immer gut aufgelegte Melanie mit den sexy Augenaufschlägen und den tief ausgeschnittenen Tops, die ihr ihren ruhigen, besonnenen Freund ausgespannt hatte.

„Wenn ich verrate, wonach ich wirklich suche, bittet mich ohnehin keiner um ein Date“, fügte sie düster hinzu.

„Blödsinn! Schreib, dass du nett und großzügig bist, eine tolle Köchin – das wäre ehrlich.“

„Männer stehen nicht auf nett! Sie suchen temperamentvolle, sexy Frauen.“

„Dann zieh dir erst einmal etwas anderes an!“ Stella musterte ihre Freundin kritisch. „Ich weiß, dass du auf den Vintage-Look stehst, aber ein Häkeltop …?“

„Es ist ein Original aus den Siebzigern.“

„Und war schon damals scheußlich!“

Caro schwieg leicht gekränkt. Zu dem beanstandeten Top trug sie einen Minirock im Schottenkaro aus den Sechzigern und knallrote Pumps. Zugegeben, gelegentlich vergriff sie sich bei ihren Kombinationen, doch speziell mit ihrem heutigen Outfit war sie ausgesprochen zufrieden.

Seufzend wandte sie sich wieder ihrem Laptop zu. „Und wie wäre es mit: ‚Experiementierfreudige Köchin sucht Feinschmecker‘?“

„Dann melden sich nur Männer, die erwarten, dass das Abendessen auf dem Tisch steht, sobald sie nach Hause kommen – Typen wie George.“ Als Stella sah, wie ihre Freundin betroffen zusammenzuckte, fuhr sie in sanfterem Ton fort: „Ich weiß, die Trennung hat dich verletzt. Aber sei ehrlich, er war nicht der Richtige für dich.“

„Du hast recht“, stimmte Caro ihr seufzend zu. „Ich gebe mir ja alle Mühe weiterzumachen, oder etwa nicht?“ Sie löschte den letzten Satz. „Partnersuche über das Internet ist schrecklich deprimierend. Früher ging das viel einfacher! Was ist in den fünf Jahren, in denen ich mit George zusammen war, mit all den männlichen Singles passiert? Sind sie in einer Art Bermudadreieck verschollen?“

„Genau. Man nennt es auch Ehe.“ Stella griff wieder nach der Zeitschrift. „Wieso suchst du überhaupt in Ellerby nach einem Partner? Lass dich doch von deiner Freundin Lotty mit einem reichen Mann zusammenbringen, der es sich leisten kann, dich in Nobelrestaurants auszuführen.“

Caro dachte an die E-Mail ihrer Freundin und lachte. „Schön wär’s. Als Prinzessin sollte sie eigentlich ein fantastisches, glamouröses Leben führen, aber ihre Großmutter bevormundet sie total. Anscheinend sucht sie ihr gerade einen passenden Ehemann aus. Wie würde dir das gefallen? Da bleibe ich lieber beim Internet-Dating!“

„Wenn er so aussieht wie der, mit dem Lotty derzeit ausgeht, hätte ich nichts dagegen. Vor einem Moment noch habe ich das Foto gesehen. Ihre Großmutter hat jedenfalls Geschmack, ich hätte nichts dagegen, von ihr verkuppelt zu werden.“

Überrascht sah Caro auf. „Lotty hat einen Freund? Davon hat sie nichts geschrieben! Wer ist es?“

„Augenblick, ich suche noch.“ Konzentriert blätterte Stella Seite für Seite um. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mit einer echten Prinzessin befreundet bist. Wieso durfte ich nicht auch eine Eliteschule besuchen?“

„Es hätte dir nicht gefallen. Wenn du einen Titel, eine blonde Lockenmähne oder ein eigenes Pony hast, ist es ganz nett dort, aber die Tochter einer Lehrerin und des Hausmeisters nimmt niemand wahr.“

„Nur Lotty.“

„Sie war ebenfalls eine Außenseiterin. Übergewichtig, mit Sommersprossen und Zahnspange – Lotty hat obendrein gestottert –, hielten wir vom ersten Tag an zusammen.“

„Inzwischen sieht sie hinreißend aus … hier ist das Bild. Ihr Kleid ist ein Traum!“ Laut las sie die Bildunterschrift auf der Party-Seite: „Prinzessin Charlotte von Montluce in Begleitung von Prinz Philippe auf dem Nightingale Ball. Erst kürzlich in seine Heimat zurückgekehrt, trat der lange Zeit verschollene Thronfolger von Montluce bei dem Ball zum ersten Mal öffentlich an der Seite der Prinzessin auf. Aus gut unterrichteten Kreisen wird berichtet, die beiden wären unzertrennlich. Eine Verlobung noch in diesen Sommer gilt als wahrscheinlich.“

„Lass sehen!“ Caro riss Stella das Magazin aus den Händen und betrachtete skeptisch die Seite. „Lotty und Philippe? Das glaub ich nicht!“

Doch er war es unverkennbar. Als sie ihn kennengelernt hatte, war er siebzehn Jahre alt gewesen, ein Junge erst, doch sein umwerfendes Äußeres und sein Hang zum Leichtsinn hatten sie zutiefst verstört. Dreizehn Jahre später wirkte er größer und muskulöser, doch ebenso schlank und gefährlich wie früher. Er blickte mit derselben kühlen Arroganz und demselben sardonischen Lächeln in die Kamera, die ihr bereits mit fünfzehn den Atem geraubt hatten.

„Du kennst ihn?“, fragte Stella begeistert.

„Nicht wirklich. Ich durfte Lotty einmal in den Sommerferien in die Villa ihrer Familie in Frankreich begleiten. Er hielt sich mit seiner Clique ebenfalls dort auf. Es war kurz vor Dads Tod, daher ist mir nicht viel aus der Zeit im Gedächtnis haften geblieben. Ich weiß nur noch, dass ich mir völlig fehl am Platz vorkam und Philippe mich eingeschüchtert hat.“

Im Geist sah sie ihn wieder vor sich, lang ausgestreckt auf einer Liege neben dem riesigen Pool, umgeben von schlanken, hübschen Mädchen in winzigen Bikinis. Sie hatte sich mit Lotty in den Schatten zurückgezogen und sich nicht getraut, in ihrem langweiligen Badeanzug ins Wasser zu gehen, solange er in der Nähe war.

„Abends ist er immer mit seinen Freunden ausgegangen. Sie haben jeden erdenklichen Unfug angestellten, es gab Ärger, und der eine oder andere wurde für eine Weile nach Hause geschickt.“

„Wie aufregend! Hast du mitgemacht?“, fragte Stella neidisch.

Caro schüttelte lachend den Kopf. „Das hätten Lotty und ich nie gewagt. Philippe hat uns ohnehin nicht wahrgenommen. Obwohl – gerade fällt es mir wieder ein –, als mein Dad ins Krankenhaus gekommen ist, war er sehr freundlich zu mir. Er sagte, es tue ihm leid, und lud mich ein, ihn und seine Freunde am Abend zu begleiten. Das hatte ich ganz vergessen.“

Erneut betrachtete sie das Foto und versuchte, den Jungen von damals in dem Mann von heute zu erkennen. Seltsam, dass sie sich an seine Freundlichkeit erinnerte. Fast alle anderen Eindrücke aus jener Zeit hatte die Sorge um ihren Vater ausgelöscht.

„Bist du mitgegangen?“

„Nein, ich konnte nur an Dad denken. Außerdem hätte ich mich sowieso nicht getraut. Sie waren eine wilde Bande, und Philippe war der Schlimmste von allen, ein richtiger Teufelsbraten. Sein älterer Bruder Etienne soll allerdings sehr nett gewesen sein. Er kam bei einem Wasserskiunfall ums Leben. Philippe verschwand kurz darauf. Lotty erwähnte einmal, er hätte jeden Kontakt zu seinem Vater abgebrochen und lebte in Südamerika. Niemand ahnte damals, dass sein Vater eines Tages König von Montluce sein würde. Wie seltsam, dass er nicht früher zurückgekehrt ist! Vielleicht war er zu beschäftigt damit, Unsinn anzustellen und sein Erbe durchzubringen.“

„Lotty könnte dich mit einem seiner reichen Freunde bekannt machen.“

„Ich fürchte, ich passe nicht zum Jetset.“

Stella musterte die Freundin kritisch. „In diesem Häkeltop bestimmt nicht!“

„Ganz zu schweigen von den sechs überflüssigen Pfunden auf meinen Rippen.“ Caro gab Stella die Zeitschrift zurück. „Außerdem kann ich mir nichts Schlimmeres vorstellen, als in solchen Kreisen zu verkehren. Ständig muss man perfekt gestylt sein und gelangweilt dreinschauen, weil es uncool ist, Freude zu zeigen. Und um gertenschlank zu bleiben, darf man von den Köstlichkeiten in den Nobellokalen nichts essen.“

„Lotty scheint das nicht zu stören“, wandte Stella nach einem weiteren Blick auf das Foto ein.

„Sie zeigt nicht, was sie wirklich denkt. Als Prinzessin muss sie ständig lächeln, ob sie sich langweilt, elend fühlt oder am Ende ihrer Kräfte angelangt ist. Sie ist eine wunderbare Frau, hat aber keine Gelegenheit, zu sich selbst zu finden oder Leute zu treffen, die sich für sie als Menschen und nicht als Prinzessin interessieren.“

Jetzt wandte sie sich wieder dem Computer zu und öffnete Lottys letzte Mail. Wieso nur hatte sie nichts von Philippe erwähnt?

An: charlotte@palaisdemontvivennes.net

Von: caro.cartwright@u2.com

Betreff: ???

Was ist mit dir und Philippe???

Die Antwort traf am nächsten Morgen ein.

An: caro.cartwright@u2.com

Von: charlotte@palaisdemontvivennes.net

Betreff: Re: ???

Grandmère versucht wieder ihre alten Tricks, doch diesmal ist es ihr todernst. Die Situation wird allmählich unerträglich, ich bin der Verzweiflung nahe!

Als wir über einen Rollentausch gescherzt haben, hast du geschrieben, du würdest alles für mich tun. Ich hoffe, du hast es ernst gemeint, denn mir ist eine Idee gekommen, wie du mir helfen kannst. Gern würde ich sie dir selbst erklären, doch das geht nicht am Telefon, und ich kann Montluce im Moment nicht verlassen. Da Philippe sich gerade in London aufhält, habe ich ihm deine Telefonnummer gegeben. Er wird sich mit dir in Verbindung setzen und dir meinen Plan darlegen, von dem wir alle drei profitieren können!

Lxxx

Verwirrt las Caro die Nachricht immer wieder durch. Was meinte Lotty nur, und inwiefern hatte Philippe damit zu tun? Wie sollte ausgerechnet er ihr helfen können? Sollte er George dazu bringen, Melanie den Laufpass zu geben und zu ihr zurückzukehren? Oder würde er die Bank veranlassen, dem Feinkostladen, in dem sie gearbeitet hatte, einen neuen Kredit zu gewähren?

Und worin bestanden seine Probleme? Litt er unter zu viel Geld oder zu vielen schönen Frauen?

Der bloße Gedanke, ein leibhaftiger Prinz würde sie anrufen, versetzte sie in helle Aufregung. Wie sollte sie reagieren? Sollte sie ganz lässig sagen: „Hallo! Lotty hat erwähnt, dass Sie sich melden wollen.“

Was hat sie ihm über mich erzählt? überlegte sie. Hoffentlich nicht die Wahrheit, denn dann wüsste er, wie durchschnittlich und langweilig sie war.

Gleich darauf beruhigte sie sich selbst. Es war gleichgültig, was er von ihr hielt. Sie lebte gern in Ellerby und hegte keinen übertriebenen Ehrgeiz. Alles, was sie sich wünschte, waren ein Zuhause, ein Ehemann, ein angenehmer Job, eine eigene Küche und eine Familie, für die sie kochen konnte – das war doch nicht zu viel verlangt?

Philippe entstammte einer anderen Welt, in der es von Luxusjachten, Designerkleidung und dergleichen nur so wimmelte – alles Dinge, aus denen sie sich nichts machte, abgesehen von den Sternerestaurants. Sie hatte eine Schwäche für gutes Essen. Ansonsten war sie zufrieden mit ihrem Leben – oder wäre es gewesen, wenn nicht George sie wegen Melanie verlassen hätte und ihr Arbeitgeber pleite gegangen wäre.

Ich könnte mich ihm auch als Karrierefrau präsentieren, die millionenschwere Verträge abschließt, von hartnäckigen Verehrern belagert wird und daher nur wenig Zeit für einen Playboyprinzen aufbringen kann? grübelte sie weiter.

Sicher wäre er überrascht, wie gut sich die linkische Fünfzehnjährige gemacht hat! Gleich darauf verwarf sie die Idee. Wahrscheinlich erinnerte er sich ohnehin nicht mehr an sie. Und wieso sollte sie mehr scheinen wollen, als sie war?

Dennoch sah sie dem bevorstehenden Gespräch hochgradig nervös entgegen. Sie sehnte seinen Anruf herbei, damit sie ihn endlich hinter sich bringen konnte. Das Telefon schwieg jedoch hartnäckig. Als es schließlich irgendwann klingelte, erschrak sie zutiefst. In ihrer Hektik fiel ihr sogar der Hörer aus der Hand. Leider war nur Stella am Apparat, die sich danach erkundigte, ob Philippe sich bereits gemeldet habe. Ihre Antwort fiel entsprechend aus, worüber sie sich im Nachhinein ärgerte.

Schließlich ging es nur um Philippe, einen Prinzen zwar, doch was hatte er jemals getan, als auf Partys zu gehen und cool auszusehen? Das beeindruckt mich nicht, dachte sie, ertappte sich jedoch kurz darauf dabei, wie sie ihr Aussehen im Spiegel überprüfte und Lippenstift auflegte, als könne er sie durchs Telefon hindurch sehen.

Oder als wäre sie ihm nicht absolut gleichgültig.

Doch er rief nicht an. Am Samstagabend überlegte Caro, ob Lotty ihn missverstanden hatte, oder, was sie für wahrscheinlicher hielt, ob er keine Zeit auf das verschwenden wollte, worum er gebeten worden war.

Auch gut, dachte sie. Dann würde sie eben abwarten, bis Lotty sich das nächste Mal meldete.

Es war ein herrlicher Sommerabend, viel zu schade, um zu Hause zu bleiben. Leider hatte sie keine Verabredung getroffen, außerdem fehlte ihr das nötige Geld zum Ausgehen. Nicht einmal ein Glas Wein konnte sie sich gönnen, Stella und sie hatten mit einer Diät begonnen und jeglichen Alkohol aus der gemeinsamen Wohnung verbannt.

Da ihr keine bessere Beschäftigung einfiel, klappte sie ihren Laptop auf und loggte sich bei right4u.com ein. Erst gestern war ihr sorgfältig erstelltes Profil, zusammen mit dem schmeichelhaftesten Foto, das sie hatte auftreiben können, bei der Internetpartnerbörse freigeschaltet worden, und tatsächlich hatten bereits zwei Männer darauf reagiert. Die erste der beiden Nachrichten stammte von einem Sechsundfünfzigjährigen, der behauptete, „im Herzen jung geblieben“ zu sein, und damit prahlte, noch über alle Zähne und volles Haar zu verfügen – beides wenig sehenswert, wie sie bei einem Blick auf sein Foto feststellte.

Autor

Jessica Hart

Bisher hat die britische Autorin Jessica Hart insgesamt 60 Romances veröffentlicht. Mit ihren romantischen Romanen gewann sie bereits den US-amerikanischen RITA Award sowie in Großbritannien den RoNa Award.

Ihren Abschluss in Französisch machte sie an der University of Edinburgh in Schottland. Seitdem reiste sie durch zahlreiche Länder, da...

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