Der süße Geschmack der Sünde

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Charmant wie Casanova und attraktiv wie ein Filmstar! Antiquitätenhändlerin Rose wird beim Anblick von Gene Bonnaire abwechselnd heiß und kalt - dabei sind Männer wie er für sie ein rotes Tuch! Ausgerechnet ihm muss sie ihr geliebtes Geschäft verkaufen. Doch auch wenn der Millionär sie auf seine einsame Insel zitiert, um den Deal zu unterschreiben und sie in seinem Bett auf sinnlichste Weise verführt, für Rose bleibt er, was er ist: ein Playboy, dem man nicht trauen darf. Warum nur sehnt sie sich dann nach seiner sündig-rauen Stimme, die ihr zuflüstert: Ich liebe dich?


  • Erscheinungstag 05.07.2016
  • Bandnummer 2239
  • ISBN / Artikelnummer 9783733706845
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Während Rose am Fenster stand und in den Regen hinausstarrte, der an diesem Morgen noch kein bisschen nachgelassen hatte, glitt ein glänzender, schwarzer Mercedes direkt vor dem Antiquitätengeschäft auf den Bürgersteig und blieb stehen.

Es hätte eine Szene aus einem Gangsterfilm sein können, und Roses Herzschlag beschleunigte sich. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Der angekündigte Besucher war da.

Eugene Bonnaire.

Allein sein Name bescherte ihr schon eine Gänsehaut. Er gehörte zu den wohlhabendsten Gastronomen des Landes, und ihm eilte der Ruf voraus, als Geschäftsmann grundsätzlich das zu bekommen, worauf er es abgesehen hatte. Und nachdem Roses Chef Philip den Antikladen an der Themse vor einigen Tagen zum Verkauf angeboten hatte, war Eugene Bonnaire wie aus dem Nichts aufgetaucht – als erster Interessent, wohlgemerkt – und hatte auf einem schnellen Besichtigungstermin bestanden.

Nicht zum ersten Mal an diesem Morgen wünschte sie sich, Philip könnte heute an ihrer Seite sein. Doch leider ließ seine Gesundheit das nicht zu. Und weil er länger als geplant im Krankenhaus bleiben musste, sollte Rose sich nun stellvertretend um den Verkauf des Geschäfts kümmern.

Es war eine schwierige Aufgabe für sie. Nicht nur weil Philip schwer krank war und sich möglicherweise nie mehr vollständig erholen würde, sondern weil sie heimlich davon geträumt hatte, den Laden eines Tages selbst zu übernehmen.

Zehn wunderbare Jahre arbeitete sie schon hier, und sie hatte diesen Ort von ganzem Herzen lieben gelernt. Daher fiel es ihr unendlich schwer, dem potenziellen Käufer einigermaßen neutral gegenüberzutreten.

Nachdem Eugene Bonnaires Chauffeur ihm die Tür aufgehalten hatte und er auf den Bürgersteig getreten war, fielen Rose an ihm als Erstes die klassischen, italienischen Halbschuhe auf. Danach der teure, dunkelgraue Maßanzug, der perfekt auf seinen Körper zugeschnitten war.

Mit angehaltenem Atem betrachtete sie anschließend den markanten Kiefer und die kristallblauen Augen, die in der Presse häufig mit den Worten stechend oder eisig beschrieben wurden. Und plötzlich beschlich sie der Gedanke, dass sie gleich mit der größten Herausforderung ihres Lebens konfrontiert werden könnte.

Was für eine alberne Vorstellung! Sie atmete tief durch, glättete sorgfältig ihr marineblaues Kleid mit beiden Händen und ging ruhigen Schrittes auf die Tür zu, um sie zu öffnen. Erst dann bemerkte sie, dass ihr Besucher sie um mehr als einen Kopf überragte.

Sie musste zu ihm aufschauen. „Eugene Bonnaire? Bitte treten Sie ein! Ich bin Mr. Houghtons Assistentin Rose Heathcote. Ich werde den Termin stellvertretend für Mr. Houghton wahrnehmen.“

Der attraktive Franzose betrat den Laden und verbeugte sich leicht.

Selbst in dieser minimalen Bewegung spürte sie schon die ungeheure Kraft, die von ihm ausging.

„Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Heathcote. Und es tut mir aufrichtig leid, vom kritischen Gesundheitszustand Ihres Vorgesetzten zu hören. Darf ich mich danach erkundigen, wie es ihm geht?“

Ehe sie antwortete, schloss sie die Tür hinter ihm und hängte das CLOSED-Schild auf. Sie war dankbar für diese kleine Gelegenheit, sich zu sammeln. Der raue Klang seiner Stimme und seine Verbeugung hatten sie doch mehr aus dem Konzept gebracht als anfangs befürchtet. Hoffentlich fiel es ihm nicht auf, wie rot sie dabei geworden war!

„Ich wünschte, ich könnte behaupten, er sei auf dem Wege der Besserung“, begann sie umständlich. „Doch die Ärzte machen uns leider keine Hoffnung auf baldige Genesung.“

C’est la vie. Das Schicksal lässt sich leider nicht ändern. Trotzdem wünsche ich ihm von Herzen alles Gute.“

„Vielen Dank. Ich werde es gern ausrichten. Bitte folgen Sie mir nach hinten ins Büro, Mr. Bonnaire, damit wir mit der Besprechung beginnen können.“

„Bevor wir beide uns unterhalten, würde ich gern eine Führung durch das Gebäude bekommen, Miss Heathcote. Das ist der Hauptgrund meines Besuchs.“

Obwohl sein Lächeln charmant war, machte ihr sein entschlossener Tonfall klar, dass sich dieser Mann nicht mit höflichem Small Talk ablenken ließ. Er würde nichts und niemanden zwischen sich und seine Ziele kommen lassen. Und für heute hatte er sich offenbar vorgenommen, entweder eine verbindliche Kaufentscheidung zu treffen oder diese endgültig zu verwerfen.

„Selbstverständlich“, erwiderte sie steif. „Mit Vergnügen.“

Zuerst führte sie ihn nach oben in die drei riesigen Räume, die bis in die letzte Ecke mit Antiquitäten und exklusiven Sammlerstücken vollgestellt waren. Staub lag in der Luft, aber es duftete nach Bienenwachs.

Weil der starke Regen weiter unablässig gegen die Bleiglasfenster prasselte, herrschte eine fast gemütliche Atmosphäre im Haus. Allerdings wünschte Rose sich, sie hätte ihre Kaschmir-Strickjacke aus dem Büro mit nach oben genommen, da sie in ihrem ärmellosen Kleid fröstelte.

„Für einen Altbau wie diesen sind die Zimmer ungewöhnlich großzügig geschnitten“, erklärte sie. „Daher können wir hier im Lager die meisten Stücke unterbringen. Ich hoffe, Ihnen gefällt, was Sie sehen, Mr. Bonnaire.“

Mit einem amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht drehte er sich zu ihr um.

Und als ihre Blicke sich trafen, war Rose wie elektrisiert. Ihr wurde klar, dass sie die Frage anders hätte stellen müssen, damit keine Zweideutigkeit entstehen würde.

Nie im Leben würde sie einen Mann wie Eugene Bonnaire dazu ermutigen, ihr Avancen zu machen. Hatte er ihren Kommentar etwa als Flirt verstanden? Wohl kaum, denn ihres Wissens umgab er sich ausschließlich mit extravaganten, schönen Frauen – und zu dieser Kategorie gehörte sie definitiv nicht.

„Bisher bin ich äußerst zufrieden mit dem, was ich sehe, Miss Heathcote“, antwortete er ihr, ohne dabei ein einziges Mal zu blinzeln.

Rose wurde heiß, und die Strickjacke war vergessen. „Das … das freut mich. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie möchten.“

„Glauben Sie mir, das werde ich tun.“

„Schön.“

Zögernd verschränkte sie die Arme vor der Brust und wollte keinesfalls noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Andererseits erwischte sie sich dabei, wie sie Eugene Bonnaire heimlich beobachtete, während er sich prüfend umsah. Dabei ging er ab und zu in die Hocke, und Rose musterte fasziniert die Muskeln, die sich durch den teuren Stoff seines Anzugs abzeichneten. Und seine kräftigen Hände, die das Holz der Fensterrahmen oder Fußleisten berührten.

Jedes Mal, wenn er darauf klopfte, zuckte sie zusammen.

Für sie machte es nicht den Eindruck, als wäre er mit dem Zustand des Hauses zufrieden, und allmählich wurde sie unruhig. Denn Philip hatte ihr klargemacht, dass der Verkauf des Ladens drängte, da er den Großteil seiner Reha-Maßnahmen selbst bezahlen musste und nicht wieder ins Arbeitsleben zurückkehren würde.

Die Verantwortung, einen guten Preis für ihn zu erzielen, lastete schwer auf ihren Schultern.

Mit nachdenklich gerunzelter Stirn stand sie da, als ihr französischer Gast sie wieder ansprach.

„Entschuldigen Sie, aber mir fiel auf, dass Sie ein wenig zittern. Ist Ihnen kalt? Wollen Sie sich vielleicht eine Jacke holen, Rose?“

Das nächste Beben ihres Körpers hatte nicht mit der Raumtemperatur zu tun, sondern mit der sinnlichen Art, wie Eugene Bonnaire ihren Vornamen aussprach. Es klang ungeheuer intim und irgendwie … anregend.

Gestern Abend hatte sie als Vorbereitung auf diesen Termin im Internet Erkundigungen über ihn eingeholt und dabei erfahren, was für einen tadellosen Ruf er hatte. Er galt als ein Mann, der Wert auf das Beste legte, unabhängig davon, welchen Preis er dafür zahlen musste. Und was die Frauenwelt betraf, schien er ein echter Playboy der alten Schule zu sein.

Rose spürte, dass sie auf der Hut sein musste. Sie wollte nicht riskieren, dass sie bei diesem Verkauf schlecht verhandelte, nur weil sie ihren Geschäftspartner unbeschreiblich attraktiv fand. Das durfte und würde sie nicht zulassen, denn sie wusste, wie gefährlich Männer seines Schlags sein konnten.

Deshalb fiel ihre Antwort relativ tonlos aus. „Ich denke, ich werde mir meine Strickjacke holen. Sehen Sie sich nur in Ruhe weiter um, ich bin gleich wieder zurück!“

Er nickte knapp und wandte sich ab.

Als sie wenige Minuten später zurückkehrte, stellte sie fest, dass er sich bis zum Ende des hintersten Raumes vorgearbeitet hatte. Hier waren die kostspieligeren Stücke ausgestellt, unter anderem auch die abgeschlossenen Glasvitrinen mit dem Schmuck.

Eugene Bonnaire steuerte zielstrebig eine bestimmte Auslage an, und Rose überlegte voller Hoffnung, ob er möglicherweise doch Gefallen an den Exponaten, dem Geschäft und dem Gebäude fand. Sie wünschte sich so sehr, einen guten Abschluss für Philip erreichen zu können …

Lächelnd trat sie neben Eugene. Es war ein Ring mit Perlen und Diamanten, ein Prunkstück ihrer Kollektion aus dem neunzehnten Jahrhundert, der seine Aufmerksamkeit zu fesseln schien. Jetzt wurde sie erst recht neugierig.

„Er ist außerordentlich schön, nicht wahr?“, bemerkte sie freundlich.

„Ja, das ist er. Er sieht dem Ring ziemlich ähnlich, den mein Vater meiner Mutter kaufte, nachdem ihre gemeinsame Firma erstmalig auf Erfolgskurs gegangen war.“ Für einen Moment schien er mit den Gedanken weit weg zu sein. Dann wandte er sich wieder Rose zu. „Aber die Perlen und Diamanten waren nicht echt. Es handelte sich um Modeschmuck, etwas anderes hatte er sich damals nicht leisten können.“

Das war definitiv Kummer, den Rose da in seinen Augen entdeckte, und in ihr erwachte echtes Mitgefühl.

Sei vorsichtig, Rose!

„Ich bin sicher, Ihre Mutter hat diesen Ring geliebt, als wäre er aus echten Juwelen. Schließlich geht es doch um die Geste und nicht um den Wert einer Sache, richtig?“ Doch er blieb ihr eine Antwort schuldig und widmete sich wieder der Auslage. „Vielleicht interessiert es Sie, dass dieser Ring von einer jungen Krankenschwester stammt, die sich im Krimkrieg aufopferungsvoll um verwundete Soldaten gekümmert hat. Die Familie eines ihrer Schützlinge hat ihn ihr aus Dankbarkeit geschenkt.“

Seine kristallblauen Augen leuchteten auf, während er Rose stumm musterte.

Ihr Mund wurde ganz trocken, und sie zog unbewusst die Strickjacke fester um die Schultern.

„Jedes Bild erzählt seine Geschichte, sagt man“, murmelte er. „Das Gleiche gilt zweifellos für Schmuckstücke. Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, Rose: Glauben Sie, dass die Krankenschwester und der Soldat etwas füreinander empfunden haben?“

Er zwinkerte ihr zu, und ihre Knie wurden weich. Mit aller Kraft widerstand sie dem Impuls, zurückzuweichen und zu Boden zu blicken. Stattdessen setzte sie ein selbstbewusstes Lächeln auf.

„Ob sie sich zueinander hingezogen fühlten, ist nicht überliefert. Man weiß nur, dass er kurz nach ihrer Begegnung an seinen Verletzungen starb. Eine traurige Geschichte, nicht? Die Schenkung dieses Rings wurde im Archiv der Familie des Soldaten dokumentiert. Daher konnten wir seine Herkunft zweifelsfrei belegen.“

„Ich nehme an, Sie stellen sich die beiden insgeheim trotzdem als Liebespaar vor, Rose.“ Seine Stimme klang noch einen Ton tiefer als vorher.

Und sein Verhalten machte sie immer nervöser. „Wieso auch nicht? Wer könnte ihnen dieses kleine Glück inmitten der schrecklichen Umstände, die sie zusammengeführt hatten, übel nehmen? Nur leider werden wir niemals erfahren, wie es wirklich gewesen ist.“

Eines wusste sie dagegen ganz genau. Wenn sie nicht schleunigst etwas Abstand zwischen sich und Eugene brachte, würde diese Situation in einem Fiasko enden. Ständig wurde ihr abwechselnd heiß und kalt!

„Wenn Sie Ihren Rundgang beenden wollen, könnten wir wieder nach unten gehen und dort mit unserer Besprechung beginnen. Wäre das in Ordnung?“, schlug sie vor.

„Gern. Vielleicht haben Sie auch einen Kaffee für mich?“

„Selbstverständlich. Wie trinken Sie ihn?“

„Was glauben Sie, wie ich ihn trinke, Rose? Überraschen Sie mich.“

Falls diese Taktik sie aus dem Konzept bringen sollte, war sie definitiv erfolgreich. Und an jedem anderen Tag hätte Rose sich vermutlich von Eugenes Charme einwickeln lassen. Welche Frau fühlte sich von so viel männlicher Aufmerksamkeit nicht geschmeichelt?

Doch heute musste sie standhaft bleiben, denn sie hatte eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Sie musste für den Laden den bestmöglichen Kaufpreis erzielen. Nichts und niemand durfte sie von diesem Ziel abbringen.

Sie ging die Treppe hinunter und blickte dabei kurz über die Schulter. „Na gut. Ich denke, Sie mögen ihn stark und schwarz. Aber bestimmt wissen Sie auch zwei Löffel Zucker zu schätzen, um dem Ganzen etwas Süße zu verleihen. Liege ich da richtig?“

„Ich bin schwer beeindruckt. Doch bilden Sie sich nicht ein, dass Sie meine Vorlieben in anderer Hinsicht ebenfalls kennen, Rose. Sonst könnte es schnell passieren, dass Sie den Mund ein wenig zu voll nehmen.“

Obwohl sie ein Lächeln aus diesen Zeilen heraushörte, verstand sie seinen Kommentar als Warnung. Niemand wurde so erfolgreich wie Eugene Bonnaire, wenn er nicht gleichzeitig über Leichen ging, um seinen Willen durchzusetzen. Und dazu gehörte es eben auch, potenzielle Geschäftspartner einzuschüchtern oder in ihre Schranken zu verweisen – eine reine Dominanzgeste.

Wenige Minuten später betrat Rose mit einem Tablett in den Händen das Büro. Eugene saß mit dem Rücken zu ihr am Tisch, und sie konnte es sich nicht verkneifen, für ein paar Sekunden atemlos seine breiten Schultern zu bewundern.

Der herbfrische Duft seines Rasierwassers wehte ihr entgegen und regte ihre Sinne an. Seine maskuline Ausstrahlung überwältigte sie regelrecht, und sie musste sich einen Ruck geben, um mit einigermaßen ruhiger Hand das Tablett abzustellen und dann an dem mächtigen viktorianischen Schreibtisch Platz zu nehmen.

Schweigend saß sie im Stuhl ihres Chefs und ließ Eugenes attraktives Gesicht auf sich wirken. Es war schön wie bei einer Skulptur von Michelangelo. Doch dann stellte sie beunruhigt fest, dass seine leuchtend blauen Augen nicht mehr die Wärme von vorhin ausstrahlten, als sie sich über die Geschichte des Perlenrings unterhalten hatten. Stattdessen kamen sie ihr vor wie gefrorenes Meerwasser.

Ihr wurde unangenehm bewusst, dass er vielleicht gerade ihr Aussehen taxierte und ihre weibliche Attraktivität abschätzte. Sie hatte sich selbst nie für eine Schönheit gehalten und fühlte sich deshalb unter seinem kritischen Blick besonders unwohl.

Von Freunden hatte sie allerdings oft zu hören bekommen, ihre Augen und ihre hohen Wangenknochen seien die hübschesten Merkmale an ihr, doch davon mal abgesehen, fand sie sich optisch ziemlich durchschnittlich. Vor allem aber fragte sie sich, weshalb ihr die Meinung dieses fremden Mannes plötzlich so ungeheuer wichtig war!

Er verzog den wohlgeformten Mund zu einem Lächeln. „Würden Sie uns dann bitte Kaffee einschenken, damit wir weitermachen können? Ich habe heute noch einen straffen Terminplan und möchte unsere Angelegenheiten daher gern zügig abwickeln.“

„Das klingt, als hätten Sie bereits eine Entscheidung getroffen?“

„In der Tat, das habe ich. Nachdem mir jetzt alle nötigen Informationen vorliegen und ich mir einen persönlichen Eindruck von diesem Gebäude verschaffen konnte, möchte ich Ihnen ein Angebot unterbreiten.“

Ihr fiel auf, dass er von diesem Gebäude sprach und nicht direkt vom Antiquitätengeschäft. Das bereitete ihr Magenschmerzen.

„Mir wäre es sehr recht, wenn wir den Kaufvertrag noch heute aufsetzen könnten“, fügte er mit weicher Stimme hinzu und legte elegant die Fingerspitzen aneinander.

Das klang, als würde er fest mit ihrer Zustimmung rechnen. Ging er vielleicht davon aus, dass sie es nicht wagte, ihn als Käufer abzulehnen, weil sie ohnehin nur für den wahren Besitzer eingesprungen war? Oder dass sie sich von Ruhm und Reichtum beeindrucken ließ?

Rose störte die arrogante Haltung ihres Gegenübers. Und sie biss sich fest auf die Lippen, um diesen Gedanken nicht aus Versehen laut auszusprechen.

Sie ließ sich viel Zeit, während sie den Kaffee einschenkte.

„Dann dürfen es zwei Stück Zucker sein?“, erkundigte sie sich noch einmal höflich und spürte, wie sein Blick jeder ihrer Bewegungen folgte.

„Richtig.“

Wortlos reichte sie ihm die Tasse und sah ihm dabei ganz bewusst nicht in die Augen. Dann setzte sie sich kerzengerade auf die vordere Kante des Schreibtischstuhls und wappnete sich innerlich für das Gespräch.

„Lassen Sie mich zu Beginn noch eine Sache klarstellen“, begann sie vorsichtig. „Sie sprachen davon, den Kaufvertrag für das Gebäude heute aufsetzen zu wollen.“

„Das ist korrekt“, stimmte er zu.

„Verzeihen Sie, aber ich bin davon ausgegangen, dass mein Vorgesetzter unmissverständlich verdeutlicht hat, das laufende Geschäft veräußern zu wollen, Mr. Bonnaire. Nicht allein das Gebäude steht zum Verkauf, sondern in erster Linie der Laden. Doch wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie nicht daran interessiert, mit Antiquitäten zu handeln?“

„Ganz recht, Rose … aber nennen Sie mich doch bitte Gene! Möglicherweise wissen Sie es ja nicht, aber ich bin ein erfolgreicher, international tätiger Gastronom, und eines meiner edelsten Restaurants soll genau hier entstehen. Die Location ist perfekt. Und obwohl ich zusätzlich in andere Geschäftszweige expandiere, sage ich Ihnen ganz ehrlich, dass Antiquitäten mich nicht im Mindesten interessieren. Ganz allgemein sind Antiquitäten nicht mehr so stark gefragt wie früher. Das wird Ihnen Ihr Boss bestimmt auch schon erzählt haben. Und Geschäftsleute wollen Geld verdienen. Ist ein Produkt nicht gefragt, wirft es entsprechend wenig Profit ab. Ist das nicht auch der Grund, weshalb er verkaufen will?“

Roses Miene wurde starr. Sie war gleichzeitig beschämt und unglaublich wütend! „Es gibt keinerlei Grund, derart brutal über …“

„Das Geschäft ist nun einmal brutal, ma chère“, unterbrach er sie. „Machen wir uns diesbezüglich doch bitte nichts vor!“

„Nun, mein Vorgesetzter hat sich zum Verkauf entschlossen, weil er aus gesundheitlichen Gründen das Geschäft nicht weiterführen kann. Aber dieser Laden ist nach wie vor seine Leidenschaft und sein ganzer Stolz! Hätte er eine andere Chance, würde er niemals verkaufen!“

Gene stieß einen Seufzer aus. „Schön. Seine Krankheit ist also der Grund, weshalb er entschieden hat, möglichst viel bei dieser geplanten Transaktion zu verdienen – solange das noch möglich ist. Sind wir uns in dem Punkt einig?“

Ihre Wangen färben sich dunkelrot im Gesicht, und sie verschränkte ihre zitternden Finger im Schoß. Solange ihre Emotionen verrücktspielten, war sie nicht in der Lage dazu, vernünftig zu verhandeln. Fieberhaft versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen, und musste zugeben, dass Gene mit seiner Einschätzung gar nicht so falschlag.

Trotzdem wusste Rose, dass Philip sich wünschte, sein Geschäft würde irgendwie weiterlaufen. Wenn sie das nicht bewerkstelligen konnte, enttäuschte sie den Mann, der nicht nur ihr Chef und Mentor, sondern auch der engste Freund ihres Vaters gewesen war …

Daher traf sie einen Entschluss. Ruhig sah sie den selbstsicheren Franzosen über den Tisch hinweg an. „Es stimmt, Mr. Houghton sieht sich zu diesem Verkauf gezwungen, Mr. Bonnaire – Gene. Aber da es Ihnen nach eigener Aussage ausschließlich auf das Gebäude ankommt, kann ich Sie leider nicht als Käufer akzeptieren. Es wäre einfach nicht richtig. Mir ist bewusst, dass Sie sich eine andere Antwort von mir gewünscht haben, und es tut mir aufrichtig leid. Ich hoffe, Sie verstehen meine Gründe?“

„Nein, die verstehe ich ganz und gar nicht! Ich habe Ihnen gesagt, dass ich an diesem Bauwerk interessiert bin. Und ich werde dafür auch einen angemessenen Preis zahlen, keine Frage. Wie viele Anwärter haben sich denn bisher gemeldet, seit das Objekt auf dem Markt ist?“ Gene Bonnaires Blick war eisig. „Bei der momentanen Wirtschaftslage waren es nicht allzu viele, möchte ich wetten … möglicherweise keiner außer mir! Wenn ich Sie wäre, Rose, würde ich meinem Vorgesetzten den Gefallen tun und das Angebot annehmen. Vertrauen Sie mir! Ihm wäre es nicht recht, wenn Sie mich abweisen. Möchten Sie ihn wirklich zutiefst enttäuschen? Immerhin verlässt er sich in seiner Not auf Sie.“

Hilflos suchte sie nach einer passenden Antwort. Sein Charme war verschwunden, und an dessen Stelle rückte der manipulative Ehrgeiz, der Gene zu einem extrem erfolgreichen Geschäftsmann machte.

Er wollte dieses Gebäude um jeden Preis erwerben, das merkte man ihm an. Und es kümmerte ihn anscheinend nicht, ob er Rose dabei vor den Kopf stieß oder sie sogar beleidigte.

„Ich denke, es ist alles gesagt, Mr. Bonnaire“, schloss sie mit kalter Stimme. „Ich habe Ihnen meine Entscheidung mitgeteilt, und Sie werden diese wohl oder übel akzeptieren müssen.“

„Ist dem so? Meinen Sie, irgendein Geschäftsmann, der etwas auf sich hält, lässt einfach von seinem Vorhaben ab, nur weil Sie es ihm sagen?“

Sein Tonfall klang sarkastisch, und Gene starrte sie herablassend an, als wäre sie für ihn nicht mehr als ein naives Schulmädchen.

Mühsam schluckte sie ihren Ärger hinunter und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich würde nicht im Traum daran denken, jemandem vorzuschreiben, was er zu tun hat. Und ich bin auch keine gewiefte Geschäftsfrau, sondern nur eine einfache Antiquitätenhändlerin. Aber ich kenne meinen Chef Philip genau, und ich weiß, wie viel ihm dieser Laden bedeutet. Er hat mir gegenüber oft erwähnt, dass er dies alles grundsätzlich nur als aktive Firma übergeben möchte, wenn es so weit ist. Ich würde also meine Aufgabe schlecht erledigen, wenn ich seinen Wunsch nicht respektiere. In seinem Namen danke ich Ihnen für Ihr Interesse, und damit ist unsere Besprechung beendet. Ich bringe Sie noch zur Tür.“

„Nicht so schnell!“

Abrupt stand er auf, und Rose stellte mit Genugtuung fest, dass sie ihn mit ihrer Zurückweisung ziemlich aus dem Konzept gebracht hatte. Ihm fiel es offensichtlich schwer, sein Temperament im Zaum zu halten.

Der Duft seines teuren Rasierwassers hüllte Rose ein, und sie gestattete sich, es genüsslich einzuatmen. Es roch herrlich würzig und maskulin … Dabei überlegte sie, wie weit Genes elitäre Luxuswelt von ihrem eigenen Leben entfernt war.

Und wie gut es tat, sich gegen einen von seiner Sorte durchzusetzen. Denn mit Widerstand hatte dieser blasierte Kerl definitiv nicht gerechnet!

„Hören Sie, ich bin nicht hergekommen, um Ihre oder meine Zeit zu verschwenden“, fuhr er fort. „Ich kam nur aus einem einzigen Grund: um das Gebäude zu kaufen, das offiziell auf dem Immobilienmarkt angeboten wird. Und falls Sie nicht an mich verkaufen wollen … Überlegen Sie sich Ihren Entschluss noch einmal, wenn ich zustimme, auch die Antiquitäten zu erwerben? Einige sind zweifellos für Sammler von gewissem Wert.“

Autor

Maggie Cox
<p>Schreiben und Lesen gingen bei Maggie Cox schon immer Hand in Hand. Als Kind waren ihre liebsten Beschäftigungen Tagträumen und das Erfinden von Geschichten. Auch als Maggie erwachsen wurde, zu arbeiten begann, heiratete und eine Familie gründete blieben ihre erfundenen Heldinnen und Helden ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Was immer...
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