Die Begierde des Wikingers

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Zwangsheirat mit einem Wikinger? Evina ist entsetzt. Doch Reinn, der Bruder des Kriegers, verhilft ihr zur Flucht und entfacht ihr Verlangen mit einem heißen Kuss …


  • Erscheinungstag 01.02.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733764654
  • Seitenanzahl 37
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

An der Küste von Anglesey

Die Augen der Frau hatten ihn in ihren Bann geschlagen und gingen ihm nicht aus dem Sinn.

Er war mitten in der Nacht aufgewacht. Der Traum von den klaren grauen Augen war so realistisch gewesen, dass Reinn lange gebraucht hatte, um sich darüber klar zu werden, dass die Schönheit mit den kastanienbraunen Locken nicht in seinen Armen lag. In diesem Augenblick hatte er sich genauso nach ihr gesehnt wie schon bei ihrer ersten Begegnung. Doch sie war eine walisische Prinzessin und Teil der Kriegsbeute. Und deshalb gehörte sie seinem Bruder und nicht ihm.

Jetzt floh er vor ihr, rannte, als wäre eine Meute hungriger Wölfe hinter ihm her. Mit großen Schritten ließ er Madoc’s Keep, die eroberte walisische Feste in der Nähe der Nordküste hinter sich, stürmte im Licht des Vollmonds in Richtung des Strandes, erfüllt von dem Drang, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und die Frau zu bringen, die sein Untergang sein würde, wenn er auch nur einen einzigen weiteren Tag bliebe.

Sein Pferd und sein Hund mussten vorerst zurückbleiben. Üblicherweise reiste er mit einem kleinen Trupp Krieger und erreichte die Kampfschauplätze seines Bruders als Erster, denn sein karv war leichter und schneller als das Schiff, das Gunnar, seinem Rang entsprechend, segelte. Schon konnte er Loki’s Revenge, das imposante Drachenboot, vor der Küste erkennen. Der riesige geschnitzte Schlangenkopf am Bug verlieh ihm das Aussehen eines gefährlichen Seeungeheuers.

Reinn lief den Klippenpfad hinab. Am Strand angekommen, wandte er seine Aufmerksamkeit den kleineren Booten zu und entdeckte ein leichtes faering, das von einem Mann gerudert werden konnte. Er ignorierte das karv, das ihn und fünfzehn weitere Krieger hierhergebracht hatte. Die Männer würden ihm morgen folgen und sein Pferd und seinen Wolfshund mitbringen. Zunächst hatte er angenommen, er könnte unter demselben Dach verweilen wie die Frau, die die dritte Gemahlin seines Bruders werden sollte. Durch den Traum war ihm jedoch klar geworden, dass er die stolze Schönheit niemals wiedersehen durfte. Ihre grauen Augen schienen ihn in einen überirdischen Bann zu ziehen. Ja, es kam ihm vor, als wären er und die walisische Prinzessin einander bereits in einem anderen Leben begegnet.

Bei Odin, er wusste, wie ihre Lippen schmeckten, obwohl er sie noch nie geküsst hatte. Ihr Blick war kämpferisch wie der eines Kriegers, sie strahlte Kraft und Mut aus. Alle Bewohner der Feste erwiesen ihr Achtung. Bis auf ihren Vater, den gerissenen walisischen Fürsten, der sie kaltherzig an den nordischen Eroberer verschachert hatte.

Ohne auf die Kälte des Wassers zu achten, das seine Stiefel durchnässte, steuerte Reinn das Ruderboot an. Er warf sein Marschgepäck und die Waffen in den flachen Rumpf und begann, das faering in die Brandung zu schieben.

„Halt! Keine Bewegung!“ Die Stimme der Frau klang hart, aber auch verzweifelt. „Ich habe einen Bogen und weiß damit umzugehen.“

Er erstarrte.

Bei allen Göttern! Hoffentlich war dies nicht die Stimme der Frau, die er am meisten fürchtete. Allerdings nicht, weil sie behauptete, mit Pfeil und Bogen umgehen zu können.

Höchstwahrscheinlich würde sie ihn im fahlen Mondlicht verfehlen. Bei jeder anderen Frau hätte er es darauf ankommen lassen und das Boot ungerührt weiter ins Wasser geschoben. Aber er musste Gewissheit haben, ob die Nornen, die die Fäden seines Schicksals spannen, ausgerechnet die Frau, der er um jeden Preis aus dem Weg gehen wollte, zu ihm geführt hatten. Konnten sie so grausam sein?

Er hob die Hände und drehte sich langsam herum.

Nur um sie zu erblicken: Evina of Anglesey, die erbeutete walisische Prinzessin – und Gunnars zukünftige Gemahlin.

Selbst im schwachen Licht des Mondes konnte er ihre einzigartigen grauen Augen sehen. Er spürte ihren Blick auf seinem Gesicht, als er zu ihr hinaufschaute. Mit dem Pfeil ihres Bogens zielte sie auf sein Herz.

Evina zitterte so heftig, dass sie fürchtete, den Bogen nicht länger halten zu können. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, ihre Finger schmerzten, so fest umklammerte sie ihre Waffe. Und dennoch hielt sie den Bogen unbeirrt auf den Mann im seichten Wasser gerichtet.

„Nimm mich mit!“, befahl sie, obwohl sie wusste, wie närrisch die Forderung war. Einmal an Bord seines Bootes, konnte der Krieger aus dem fernen Norden sie ohne Weiteres ins Meer stoßen und sie den Seeungeheuern zum Fraß vorwerfen. Andererseits war jedes Schicksal besser als das, was sie in ihrem ehemaligen Zuhause erwartete, das nun den heidnischen Eroberern gehörte.

„Das Meer ist zu gefährlich für eine Frau“, erwiderte der Wikinger mit sanfter Stimme. Die Kälte des Wassers schien ihm nichts auszumachen. „Unter der Obhut meines Bruders bist du sicherer. Er bietet dir seinen Schutz.“

Da sein Gesicht im Schatten lag, vermochte sie nicht auszumachen, ob er einen bösen Scherz mit ihr trieb. Sie wusste, dass er eisblaue Augen hatte und markante Züge. Hoch gewachsen, mit breiten Schultern und schmalen Hüften war er ein stattlicher Mann. Kein Wunder, dass die Mägde in der Feste ihres Vaters darüber gestritten hatten, wen er wohl als Erste in sein Bett nehmen würde. Seltsamerweise war es ihr nicht gleichgültig gewesen, ob er eine der Frauen erwählte. Reinn Geirsson hatte etwas Bezwingendes, Unwiderstehliches an sich, auch wenn er zu den Feinden gehörte, die ihr Land erobert hatten.

„Schutz?“, rief sie höhnisch. „Man sagt eurem Anführer nach, er behandele seine Frauen so grausam, dass es ihnen gleichgültig ist, wenn er sich nach jeder Eroberung eine neue Braut nimmt.“

Sie musterte den nordischen Krieger und hoffte, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte, was ihren Retter betraf. Zwar widerstrebte es ihr zutiefst, ihr Schicksal in die Hände eines der Invasoren zu legen, doch von ihrem Ausguck auf dem Wehrgang hatte sie vor drei Tagen das Gefecht verfolgt und gesehen, wie er einem Feind gegenüber Milde walten ließ. Er hatte einen Jungen aus dem Dorf, der ihm mit einer Axt bewaffnet entgegengetreten war, verschont. Sie kannte niemanden, der einen Gegner so gnädig behandelt hätte.

Erst nach der Unterwerfung ihres Volkes hatte Evina erfahren, wer der großmütige Krieger war: Reinn Geirsson, der Bruder von Gunnar, dem Anführer der Nordmänner. Schweigend hatte Reinn neben seinem Bruder gesessen, als ihr Vater Verhandlungen über ihre Vermählung mit dem Wikingerfürsten geführt hatte. Und während der Blick des blonden Recken gierig und lüstern über sie geglitten war, hatte in den eisblauen Augen seines dunkelhaarigen Bruders ein Ausdruck von Neugier gelegen. Vielleicht sogar – so hatte sie jedenfalls gehofft – eine Spur Mitleid.

Und so war sie das Wagnis eingegangen. Als ihre Kammermagd ihr mitgeteilt hatte, dass Reinn am Morgen fortsegeln würde, hatte sie heimlich die Feste verlassen und sich in der Nähe der Boote versteckt, damit sie seine Abreise auf keinen Fall verpasste.

„Die Gerüchte über die Grausamkeit meines Bruders, insbesondere die gegenüber seinen Frauen, sind übertrieben. Sie wurden gestreut, um ihm einen gefährlichen Ruf zu verleihen“, erklärte der Krieger nun und ließ die Hände sinken.

„Wenn du nach deiner Waffe greifst, schieße ich dir meinen Pfeil ins Herz“, drohte Evina. Sie verzog das Gesicht, denn ihr rechter Arm schmerzte von der Anstrengung, die Bogensehne gespannt zu halten.

Der beißende Wind ließ ihre Augen tränen – oder waren es echte Tränen auf ihren Wangen? Das wäre kein Wunder, denn schließlich hatte sie alles verloren: ihr Zuhause und ihre Freiheit. Da ihr Vater sogleich eingewilligt hatte, sie mit dem nordischen Berserker zu vermählen, hatte dieser darauf verzichtet, unter den Bewohnern von Madoc’s Keep ein Exempel zu statuieren.

„Meine Waffen sind alle im Boot“, versicherte Reinn. „Ich verspreche dir, sie nicht anzurühren, aber ich werde jetzt hineinsteigen, und du solltest umgehend in die Sicherheit der Feste zurückkehren.“

Autor

Joanne Rock
Joanne Rock hat sich schon in der Schule Liebesgeschichten ausgedacht, um ihre beste Freundin zu unterhalten. Die Mädchen waren selbst die Stars dieser Abenteuer, die sich um die Schule und die Jungs, die sie gerade mochten, drehten. Joanne Rock gibt zu, dass ihre Geschichten damals eher dem Leben einer Barbie...
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