Die Liebeskünste des Comte

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Nur zu gern lässt sich der Künstler Jacques von der entzückenden Palastangestellten Sophie dazu überreden, alle Porträts von Napoleons geschiedener Frau Joséphine zu übermalen. Schließlich soll die bevorstehende zweite Hochzeit des Kaisers nicht durch unschöne Erinnerungen getrübt werden. Seine diskrete Hilfe hat allerdings ihren Preis - für jede Arbeitsstunde im Louvre verlangt der Charmeur einen Kuss von Sophie ...


  • Erscheinungstag 18.05.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733767143
  • Seitenanzahl 50
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Paris, März 1810

Diese Hochzeit wird …“ Kaiser Napoleon hielt inne. Seine Höflinge erstarrten. „Diese Hochzeit wird absolut perfekt“, fuhr Napoleon nach einer kurzen Pause fort. „In jeder Hinsicht!“

Seine gebieterische Stimme hallte noch durch die große Halle des Palastes, als der Kaiser von halb Europa bereits mit größter Sorgfalt seine Handschuhe anzog.

„Die Hochzeit. Perfekt. Natürlich, Eure kaiserliche Majestät, Sire …“ Die versammelte Dienstbotenschar verneigte sich eifrig: die Stewards und der Hofmarschall, die Hausdame und der Kammerherr. Napoleon Bonaparte fixierte sie ein letztes Mal mit seinen Adleraugen, dann schritt er, gefolgt von eifrigen um ihn herumschwirrenden Lakaien und Pagen, zielstrebig aus dem Palais des Tuileries zu seiner wartenden Kutsche.

Derweil hörte man auf der im Dunkel liegenden Galerie eine geflüsterte Ermahnung. „Fleur, hör auf zu schniefen“, bat Sophie eindringlich. „Es ist ein Wunder, dass der Kaiser dich nicht gehört hat!“

Die achtzehn Jahre alte Fleur tupfte sich die Augen. „Es tut mir leid, Mam’selle Sophie. Aber das ist so romantisch! Stellen Sie sich vor, unser Kaiser reitet nach Österreich, um seine Braut abzuholen, die im selben Alter ist wie ich. In nur zwei Wochen wird sie hier zu ihrer Hochzeit eintreffen!“

„In der Tat, und bis dahin gibt es noch allerhand zu tun“, verkündete Sophie. „Vor allem müssen die Arbeiten in den Gemächern der neuen Kaiserin beendet werden.“ In ihrer Eigenschaft als erste Näherin hatte Sophie der kleinen Fleur erlaubt, ihre Aufgaben einen Augenblick lang ruhen zu lassen, um der Abreise des Kaisers zuzuschauen. Doch nun wünschte sie inständig, sie hätte es nicht getan. Denn wenn Napoleon ‚perfekt‘ sagte, dann meinte er es wortwörtlich.

Auf dem Rückweg zu den Gemächern der zukünftigen Braut schnatterte Fleur unaufhörlich. „Sobald mein geliebter Henri aus dem Krieg zurückgekehrt ist, wollen wir uns auch vermählen! Zwar wird unsere Hochzeitsfeier gewiss nicht derart prächtig, Mam’selle Sophie, aber findet nicht einfach jeder Hochzeiten schön?“

Sophie fädelte bereits einen Faden durch ihre Nadel und hob eine Bahn der rosa Seidenvorhänge des Himmelbettes auf, um ihre Stickarbeit fortzusetzen. Jeder findet Hochzeiten schön? fragte sie sich mit schwerem Herzen. Also ich nicht. Ganz im Gegenteil, vor dieser hier fürchte ich mich regelrecht!

In nur zwei Wochen wollte Kaiser Napoleon die Erzherzogin Marie-Louise von Österreich in einer Zeremonie ehelichen, die die ganze Welt vor Neid erblassen lassen sollte.

Allerdings gab es noch ein Problem. Und sie, Sophie, musste es lösen, um ihren geliebten Vater vor dem völligen Ruin zu bewahren.

Drei Stunden später eilte Sophie durch die belebten Arkadengänge, die das Palais Royal umgaben; einem beliebten Ort für Trinker, Spieler und Freudenmädchen.

Eine grell gekleidete Dirne meinte im Vorübergehen spöttisch lachend: „In dieser Kleidung wirst du nie Kundschaft bekommen, Liebchen.“

„Oh, ich wäre da nicht so sicher, unter diesem züchtigen Mantel steckt offenbar ein hübsches Mäuschen …“, erwiderte ein Mann mit unverhohlen lüsternem Blick und packte Sophie am Arm.

„Finger weg!“, rief Sophie warnend. Der Mann sah einfach zum Fürchten aus, denn er hatte keine Schneidezähne mehr – eine Tatsache, die an sich nicht ungewöhnlich war. Viele Bürger hatten sich die Zähne selbst ausgeschlagen, um nicht in die Armee eingezogen zu werden.

Fleur hatte ihr den Grund dafür erklärt. „Ohne Zähne können sie die Patronen nicht aufreißen, verstehen Sie? Aber mein Henri, der ist tapfer – der würde so etwas niemals tun. Oh, ich kann es gar nicht erwarten, seine Gemahlin zu werden!“

Sophie schob den angetrunkenen Mann von sich fort. Hochzeiten, Hochzeiten. Sie hastete weiter zu der Ecke, an der sich die Pariser Künstler tummelten. Einige hatten ihre Leinwände aufgestellt, andere ihre Bilder für die vorbeilaufende Kundschaft ausgebreitet. Also dann.

„Können Sie mir helfen?“, fragte sie den Maler, der ihr am nächsten stand. „Ich suche einen Künstler namens Jacques.“

Der Mann brach in Gelächter aus. „Jacques und weiter? In Paris gibt es Tausende Künstler mit dem Namen Jacques, mein Täubchen!“

„Wenn Sie mich ausreden lassen würden; er stammt aus einem Ort namens Claremont!“ Sophies Stimme klang inzwischen recht verzweifelt. „Wie ich hörte, soll er ausgezeichnete Porträts malen, und wie ich ebenfalls hörte, ist er billig!“

„Das“, sagte eine männliche Stimme hinter ihr gedehnt, „kommt ganz auf den Auftrag an. Und wer ihn bezahlt.“

Sie wirbelte herum. Ein Mann stand vor ihr, und als er sie von oben herab musterte, wurde ihr Mund plötzlich ganz trocken. Er war Ende zwanzig und sein dunkles, zu langes Haar und die nachlässige Kleidung wiesen ihn als einen sorglosen, unbekümmerten Künstler aus, der sich nicht viel darum scherte, was andere von ihm dachten. Doch seine Haltung, sein Benehmen schien irgendwie nicht recht zu seinem Äußeren zu passen – es zeugte vielmehr von Hochmut und Arroganz. Sein Gesicht war glattrasiert und atemberaubend attraktiv, mit einem sinnlich geschwungenen Mund und Augen so dunkel wie sein Haar.

Tief atmete sie ein. „Sind Sie Jacques, der Maler aus Claremont?“

„Mein Name ist Jacques, ich komme aus Claremont, und Porträts sind meine Spezialität.“

„In diesem Falle, Jacques …“ Sophie wechselte in den herablassenden Tonfall, der im Palast verbreitet war, „… hätte ich möglicherweise ein Angebot für Sie. Zunächst aber benötige ich einen Beweis Ihres Talents!“

Er zog ein kleines Skizzenbuch aus seiner Tasche und schlug es mit seinen starken, schlanken Künstlerhänden auf. „Überzeugen Sie sich selbst, Mam’selle.“

Auf jeder Seite befand sich ein Aquarellporträt. Eines wie das andere strahlte vor Detailreichtum und Lebendigkeit.

„Oh! Sie sind wunderschön“, hauchte sie.

Er blickte sie belustigt an. „So sagt man. Und Ihr Angebot?“

Unverwandt begegnete sie seinem Blick. „Ich habe einen größeren Auftrag zu vergeben. An mehreren Porträts müssen gewisse … Korrekturen vorgenommen werden.“

„Korrekturen?“ Er hob die dunklen Brauen.

„Ja!“, antwortete sie. „Aber die Arbeit muss sehr diskret ausgeführt werden und ich kann nicht viel zahlen …“

„Das klingt ganz nach einem Angebot, das ich ohne mit der Wimper zu zucken rundheraus ablehnen könnte“, sagte Jacques de Claremont.

Ihr stieg die Röte in die Wangen, was sie ausgesprochen hübsch aussehen ließ. Mehr als hübsch, dachte er. Die hohen Wangenknochen, die von dichten Wimpern umrahmten blauen Augen. Wenn sie wollte, könnte sie eine Schönheit sein.

Aber das wollte sie offenbar nicht, denn sie hatte das Haar unter einer strengen Haube verborgen, wie sie alte Jungfern trugen, und ihre Kleidung sah trist und ausgebleicht aus. Nun verschränkte sie nervös die Hände. „Bitte, ich will mein Bestes versuchen, damit sich die Arbeit für Sie lohnt. Könnte ich Ihnen nicht erst einmal zeigen, was zu tun ist? Streng vertraulich?“

„Streng vertraulich, natürlich“, stimmte er mit ernster Stimme zu. „Und wie lautet Ihr Name?“

Autor

Lucy Ashford
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