Die Schöne und der Bastard

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Langsam hebt der normannische Ritter Soren Fitzrobert das Schwert. Ein Hieb - dann würde Lady Sybilla of Alston ihr Leben aushauchen. Deshalb ist er schließlich in den Norden Britanniens gereist: um die Aufständischen zu vernichten. Doch etwas hindert ihn, den tödlichen Schlag gegen die Tochter seines Feindes auszuführen. Ist es ihre Schönheit? Ihr Mut? Oder ist es das Wissen, dass sie vorübergehend erblindet ist? Denn das heißt, dass sie beim Anblick seiner Narben nicht zusammenzuckt, die er aus unzähligen Schlachten davontrug. Soren lässt das Schwert sinken und ändert seinen Entschluss: Er wird Sybilla nicht töten - er wird sie zur Frau nehmen …


  • Erscheinungstag 13.05.2014
  • Bandnummer 305
  • ISBN / Artikelnummer 9783733763855
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

Juni 1067, Feste Thaxted im Nordosten Englands

Mit beiden Fäusten schlug Bischof Obert auf die dicke hölzerne Tischplatte, eine Geste, die für einen Mann Gottes höchst unangebracht war. Seine Wangenmuskeln zuckten, während er um Fassung rang, da sein ganz und gar weltliches Temperament mit ihm durchgehen wollte. Es waren Augenblicke wie dieser, in denen er sich wünschte, er hätte niemals die geistlichen Weihen empfangen und sich auch nicht bereit erklärt, den König zu repräsentieren. Es waren Augenblicke wie dieser, in denen er zu gern die Fäuste erhoben und mit klaren Worten auf das reagiert hätte, was er zu hören bekam. Der Krieger näherte sich dem Tisch, da die im Zorn geflüsterte Warnung seines Freundes ihn nicht beeindrucken konnte. Unwillkürlich zuckte Obert zusammen, als der andere Mann auf ihn zukam.

Zum einen war es dessen bedrohliche Größe von über sechs Fuß und sein muskulöser Körperbau, was nicht nur Obert, sondern jeden Mann in Ehrfurcht erstarren lassen konnte. Zum anderen war es die schwere Verletzung, zugefügt durch einen Axthieb, die eine Hälfte seines Gesichts entstellt hatte und der er den Beinamen des „schönen Bastards“ verdankte. Dieser Anblick weckte in Obert noch eine andere Gefühlsregung. Angst.

Nur ein Narr würde Soren Fitzrobert ins Gesicht sehen und dabei nicht für ihrer beider Seelen beten. Wer Soren vor jenem schicksalhaften Zwischenfall in der Schlacht von Hastings gekannt hatte, der konnte, wenn er dem Mann jetzt gegenübertrat, nichts anderes als Mitleid mit ihm empfinden. Doch Obert hatte in seinem Leben oft genug mit stolzen Männern zu tun gehabt und wusste nur zu gut, dass Mitleid alles nur noch schlimmer machen würde.

„Dies sind die Befehle des Königs, Mylord“, sagte er und redete ihn mit dem Titel an, von dem er wusste, dass Soren ihn mindestens so sehr begehrte wie eine Rückkehr zu seinem früheren, makellosen Aussehen. „Sicher werdet Ihr diese eine Aufgabe für den König erledigen, bevor Ihr Euer eigenes Land für Euch beansprucht, nicht wahr?“

„Warum kann Brice diese Aufgabe nicht übernehmen?“, gab Soren zurück. „Eoforwic gehörte zu seiner Familie.“ Obert entging nicht der finstere Blick und die Ironie in den Worten des Mannes. Sein Zorn ebbte bereits ab, da er seinen Auftrag eigentlich längst akzeptiert hatte, auch wenn das dem Krieger selbst vielleicht noch gar nicht so klar war.

„Der König hat Euch darum gebeten“, fuhr Obert ruhig fort. „Da Alston im Norden liegt, könnt Ihr über Shildon reisen und Euch dieser Angelegenheit annehmen. Er wünscht nicht, dass die Rebellen dort Fuß fassen, während unsere Aufmerksamkeit andernorts benötigt wird.“

Lord Giles zog seinen Freund vom Tisch zurück und redete leise auf ihn ein, während Lord Brice schweigend dabeistand und die anderen mit ernster Miene beobachtete. Schließlich nickte Soren ihm zu.

„Nun gut, Bischof“, presste er unwillig heraus. „Ich bin ein treuer Diener meines Königs.“ Soren deutete eine Verbeugung an, die weder respektvoll wirkte noch so gemeint war.

Obert sah zu, wie die Freunde dem Krieger ihre Hilfe bei dieser Unternehmung anboten, während Soren selbst widerstrebend Gefallen an der Aussicht fand, gegen angelsächsische Rebellen vorgehen zu können. Auch wenn Soren schließlich den Auftrag annahm, wusste Obert dennoch, dass dieser Mann sich grundlegend verändert hatte, nachdem der Axthieb ihn fast das Leben gekostet hatte. Nie wieder würde er jener sorglose, gut aussehende junge Mann sein, den die Frauen so umschwärmten wie Motten den Schein einer Fackel. Nie wieder würde ein anderer Mann ihn ansehen können, ohne vor Schreck zusammenzuzucken und Mitgefühl mit ihm zu haben … oder auch Mitleid.

Gott möge der Frau beistehen, die seine Ehefrau werden sollte! Oberts Mitleid galt in diesem Moment nicht Soren, sondern Sybilla of Alston. Der Erlass des Königs trug es Soren auf, Sybilla zu heiraten, sollte sie noch leben. Aber der König räumte ihm zugleich die Möglichkeit ein, eine andere Frau zu wählen, wenn Sybilla nicht nach seinem Geschmack war. Als er nun die drei Freunde sah, die sich untereinander besprachen, fragte er sich, ob es den beiden anderen gelingen würde, Sorens Zorn zu bändigen.

Ihm war Sorens Absicht zu Ohren gekommen, jeden zu vernichten, der mit Durward of Alston verwandt war, jenem Mann, der ihm diese verheerende Verletzung zugefügt hatte, lange nachdem die Schlacht bereits vorüber gewesen war. Würde er von seiner Rachsucht getrieben auch die unschuldige junge Sybilla töten, oder konnte er noch rechtzeitig von seinem Weg abgebracht werden, der ihn nur tiefer in die Finsternis und seine Seele in die Verdammnis führte?

Bischof Obert schickte ein weiteres Stoßgebet zum Himmel, dann verkündete er, dass er Soren nach der Messe die königliche Urkunde übergeben würde. Als er Lord Giles und Lord Brice sowie deren Ehefrauen in die Kapelle begleitete, bemerkte er Sorens Unbehagen darüber, von so vielen Leuten umgeben zu sein. Während er den Altar vorbereitete und den Ornat anlegte, der für die Lesung der Messe erforderlich war, betete Obert so inständig, wie er es schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr getan hatte.

Vielleicht konnte ja Gott auf diesen Ritter einwirken, wenn Freunde und Gefährten damit scheitern sollten.

Doch als Obert im Verlauf der nächsten Wochen Soren beobachtete, wie der sich auf die Reise nach Norden vorbereitete, und als er dabei die Düsternis in dessen Geist und Herzen spürte, da überkamen ihn Bedenken. Womöglich würde nicht einmal ein höchstpersönliches Eingreifen Gottes genügen, damit der Ritter die Schlacht gewinnen konnte, die aus ihm den Mann machte, der er sein sollte.

1. KAPITEL

Juli 1067, Feste Shildon im Nordosten Englands

Der beißende Gestank von Rauch und Tod stach Soren Fitzrobert in der Nase und ließ seine Augen brennen, sodass er einige Male zwinkern musste, ehe er die Verwüstung betrachten konnte, die sich vor ihm erstreckte.

Felder und Wirtschaftsgebäude standen in Flammen, während das mittsommerliche Tageslicht allmählich schwand. Die dichten Rauchwolken verdunkelten den Himmel stärker, als es die einsetzende Dämmerung vermochte. Die Toten lagen in ihrem eigenen Blut, das langsam im Boden versickerte. Die Stille hatte etwas Erdrückendes. Kein Laut hallte vom umliegenden Land und dem Hof wider. Stephen näherte sich ihm, wie er bemerkte, von seiner unversehrten Seite und wartete auf weitere Befehle.

„Sie sind alle Feiglinge“, sagte Soren, nachdem er seinen Helm abgenommen hatte, damit er sich den Kopf reiben konnte. „Sieh dir das an. Sie haben ihre Felder in Brand gesteckt, ihre eigenen Leute getötet und dann die Flucht angetreten.“

„Zweifellos lauteten so Oremunds Befehle“, erwiderte Stephen mit deutlich hörbarer Abscheu vor diesem Mann.

„Wäre er nicht schon tot, würde ich ihn für diese Tat noch einmal töten, und zwar sehr gemächlich“, erklärte Soren. Lord Oremund hatte gemeinsame Sache mit jenen Rebellen gemacht, die es darauf abgesehen hatten, den König von seinem Thron zu stoßen und die einstigen angelsächsischen Herrscher wieder an die Macht in England kommen zu lassen. Gefallen war er bei dem Gefecht, mit dem Sorens Freund Brice die Ländereien von Oremunds Halbschwester für sich in Anspruch nahm.

Oh, die Rachsucht ließ das Blut in seinen Adern kochen, und das Mitgefühl für die Getöteten trug in keiner Weise dazu bei, seine Wut auch nur ein wenig zu kühlen. Er selbst hatte einen guten Grund, warum er diejenigen finden und vernichten wollte, die für seinen Zustand verantwortlich waren, doch diese Dorfbewohner – Männer, Frauen und sogar Kinder – hatten nichts verbrochen, für das sie von den Kriegern ihres Herrn massakriert werden mussten. Soren konnte verstehen, dass bei einem Krieg manchmal Unschuldige zwischen die Fronten gerieten, doch das hier hatte nichts mit Krieg zu tun.

Es war nichts anderes als ein sinnloses Blutbad.

„Seht euch um, ob noch jemand lebt, und dann tragt die Toten zur Beerdigung zusammen“, befahl er und fügte hinzu: „Und verbrennt die Leichen derjenigen, die gegen uns gekämpft haben.“

Stephen zögerte kurz, sagte aber nichts. Daraufhin wandte sich ihm Soren zu. Der andere Mann zuckte so flüchtig zusammen, dass es nicht einmal einen Herzschlag lang dauerte, trotzdem hatte Soren dessen Reaktion bemerkt. Schlimmer als das flüchtige Zucken war jedoch das Mitleid, das nur für einen kurzen Moment in den Augen dieses eigentlich so abgehärteten Kriegers aufblitzte.

Sorens Magen verkrampfte sich auf eine mittlerweile vertraute Weise, so wie es immer wieder geschah, wenn er mit diesem ständig gleichen, unausweichlichen Verhalten derer konfrontiert wurde, die sein Gesicht zu sehen bekamen. Stets war es Angst, Entsetzen oder Abscheu, gleich darauf gefolgt von Mitleid. Bei Gott, wie leid er das doch war! Er wandte sich ab und ging davon, ohne darauf zu warten, ob seine Befehle ausgeführt wurden oder nicht.

Der Hass sorgte dafür, dass das Blut in seinen Adern weiterhin kochte. Er würde die Abkömmlinge von Durward of Alston aufspüren und jeden noch Lebenden vernichten, um diesen Namen für immer vom Antlitz der Erde verschwinden zu lassen. Die Haut über seiner gezackten Narbe, die sich über sein Gesicht bis hinunter zum Hals zog, begann daraufhin zu jucken. Es erinnerte ihn eindringlich daran, was dieser feige Angelsachse getan hatte, nachdem das Gefecht bereits vorüber gewesen war. Aber Soren widerstand dem drängenden Wunsch, die Narbe zu berühren, weil er im Moment von zu vielen beobachtet wurde.

Ein weiterer von Brice’ Männern rief nach ihm, und Soren gab ihm mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass er sich nähern sollte. Begleitet wurde er von einem Priester, der den Kopf gebeugt hielt und Gebete flüsterte. Da der Priester nicht auf den Weg achtete, stieß er mit Ansel zusammen und sah verdutzt hoch. Als sich seine und Sorens Blicke trafen, geschah das Unvermeidliche – das Entsetzen, die Angst!

Instinktiv bekreuzigte sich der Geistliche und wandte den Kopf zur Seite, als könnte er sein Gegenüber nicht länger ansehen. Zorn und Hass überkamen Soren, und er brüllte: „Schaff ihn weg, Ansel!“ Seine Stimme hallte durch die Stille, und alle, die bislang nicht in seine Richtung geschaut hatten, drehten sich spätestens jetzt zu ihm um. Doch das kümmerte Soren im Augenblick nicht.

„Soren, er will doch nur die Toten segnen“, machte Ansel ihm gelassen klar, da er sich von dem Wutausbruch nicht beeindrucken ließ.

Angestrengt schnappte Soren nach Luft und versuchte, die Kontrolle über sich zurückzuerlangen, während der Drang danach, irgendjemandem wehzutun und ihn auszulöschen, wie Feuer durch seine Adern fegte und ihn zu überwältigen drohte. Er ballte die Hände zu Fäusten und presste die Lippen zusammen, bis diese Raserei wieder nachließ. Unterdessen kauerte der Priester vor ihm, und alle Leute ringsum – Untergebene genauso wie Schurken – warteten gebannt darauf, was er als Nächstes tun würde.

Keinen Ton konnte er herausbringen, so sehr schnürte ihm die Wut die Kehle zu. Arme und Hände schmerzten von der Anstrengung, weil er sich mit aller Macht daran hindern musste, jemanden zu verletzen, egal wen. Also nickte er Ansel nur wortlos zu, ehe er sich abwandte und weiterging. In solchen Momenten half nur Arbeit, harte, körperlich anstrengende Arbeit, die an seinen Kräften zehrte und so ein wenig den Hass in seiner Seele linderte. Also ging er dorthin, wo die Männer die Toten von den Feldern trugen, und schloss sich ihnen wortlos an, um ihnen dabei zu helfen.

Stunden später war Soren so erschöpft von den langen Ritten der letzten Tage, vom Gefecht an diesem Morgen und vor allem vom Beisetzen der Toten, dass er es kaum bis zu seinem Nachtlager schaffte. Es würde noch Tage dauern, ehe alle Getöteten beerdigt waren und die Ordnung wiederhergestellt worden war, sodass er sich auf den Weg nach Alston machen konnte. Tage, die sinnlos vergeudet wurden und die er hätte nutzen sollen, um die Kontrolle über sein eigenes Land zu übernehmen – und alle zu töten, die mit Durward verwandt waren.

Er hatte Obert und Brice sein Wort gegeben, also blieb ihm keine andere Wahl, als das hier erst einmal zu Ende zu bringen. Genau das würde er auch tun, selbst wenn er nicht glücklich darüber war. Nachdem er die Urkunde in den Händen gehalten und die Worte gesprochen hatte, die ihn zum Gefolgsmann des Königs machten, und nachdem ihm schlussendlich auch noch vom Bischof der Segen erteilt worden war, hatte seine Anspannung sich zunehmend gesteigert. Mit jeder Stunde, die verstrich, mit jedem Tag, der ins Land ging, trieb ihn das Verlangen an, seinen Grund und Boden für sich zu beanspruchen. Es war wie ein Hunger, der seinen Magen nach einem Mahl rufen ließ, das er gar nicht essen konnte oder sollte.

Mit jedem weiteren Tag wuchs die Furcht davor, jemand könnte ihm seine Träume vor der Nase wegschnappen. Diese Träume, die ihm hingehalten wurden wie ein Knochen einem hungrigen Hund, veranlassten ihn dazu, ganz nach der Pfeife des Königs zu tanzen, ohne Rücksicht auf die Gefahren, in die er sich dabei womöglich begab. Soren und seine Freunde waren allesamt Bastarde, niemals dazu bestimmt, Reichtum und Land zu erben und zu verwalten. Die Gelegenheit, die der König ihm bot, war etwas noch nie Dagewesenes, und die Gefahr eines Scheiterns lähmte ihn bei jedem seiner Schritte, ganz so, wie es auch bei Giles und Brice der Fall gewesen war.

Aber er sagte sich zum sicher tausendsten Mal, seit er aus der Ohnmacht erwacht war und vom Angebot von Bischof Obert erfahren hatte, dass es jetzt nicht mehr von Bedeutung war. Sorens Träume und Hoffnungen waren auf dem Schlachtfeld begraben worden, denn er lebte jetzt nur noch für die Rache. Auch wenn er das Geschenk des Königs anzunehmen gedachte, hatte er sich bislang keine Pläne zurechtgelegt, was er damit anfangen sollte.

Am Abend des fünften Tages, an dem er Shildon für Brice ‚erledigt‘ hatte, überkam ihn sein schlechtes Gewissen. Zudem wurde er auf die Ironie des Ganzen aufmerksam. Für Alston hatte er sich schließlich nichts anderes vorgenommen als das, was Oremund hier getan hatte, nämlich alles in ein Flammeninferno zu stürzen und alles Dagewesene auszuradieren, damit er sein eigenes Zeichen setzen konnte. Er fragte sich, ob er wohl Mitleid mit der Brut von Durward empfinden würde, wenn er sie alle getötet hatte, und ob er damit dann auch die Vergangenheit hinter sich lassen könnte.

Der Schlaf ereilte ihn, bevor er eine Antwort auf seine Fragen fand.

Soren befahl seinen Männern aufzusitzen, dann stieg er in den Sattel seines eigenen Pferds. Er musste sich ein Lächeln verkneifen, da es ihn nur noch dämonischer wirken lassen würde. Nachdem er das Land gesichert hatte und die Überlebenden unterworfen worden waren, ließ Soren einen von Brice’ Männern hier zurück, der so lange das Sagen haben würde, bis Brice entschieden hatte, wer diese Ländereien für ihn verwalten sollte.

Der Gedanke daran, dass er nun unterwegs war zu jenem Land, das ihm gehören sollte und das er von dem jetzt noch dort lebenden Ungeziefer befreien würde, erfüllte ihn mit neuer Zuversicht. Das Wissen darum, dass sie ihre Aufgaben nicht ohne Gefechte würden erledigen können, brachte sein Blut in Wallung und weckte in ihm den Wunsch, endlich das Schwert ziehen zu dürfen. Aber er wusste auch, dass sich dafür noch zahlreiche Gelegenheiten ergeben würden, er musste sich nur noch eine Weile in Geduld üben.

Seine Aufmerksamkeit galt in diesem Moment seinen Männern, die sich hinter ihm in gefechtsbereiten Reihen aufstellten, sodass er zunächst den kleinen Jungen nicht bemerkte, der sich ihm von der Seite näherte. Erst als das schmächtige Kind so etwas wie einen Schlachtruf ausstieß, drehte Soren sich um und sah den Kleinen, als der gerade seinen Angriff ausführte.

Angriff? Zugegeben, der Junge stürmte auf Soren und sein Pferd los und hielt einen Dolch in der hoch erhobenen Hand. Es kostete kaum Zeit und Mühe, den Angriff zu unterbinden. Soren musste sich nur ein Stück weit zur Seite lehnen, damit er den kläglichen Angreifer packen und hochheben konnte, sodass der den Boden unter den Füßen verlor. Da Sorens Arm erheblich länger war, hatte der Junge keine Möglichkeit mehr, ihn noch mit der Klinge zu erreichen. An eine Flucht war gleichfalls nicht mehr zu denken.

„Was, zum Teufel, fällt dir denn ein, Junge?“, herrschte er ihn an und schüttelte ihn so heftig durch, bis er den Dolch fallen ließ. „Wolltest du mich etwa töten?“ Als seine Leute erkannten, dass von dem jungen Angreifer keinerlei Gefahr ausging, begannen sie über dessen verzweifelte Gegenwehr zu lachen, während sie darauf warteten, dass Soren die Angelegenheit regelte.

„Ihr seid ein …“, stotterte der Junge und holte mit den Fäusten aus, obwohl er nicht darauf hoffen konnte, an Soren heranzukommen.

„Ein Bastard?“, half Soren ihm leise auf die Sprünge.

„Aye!“ Der Junge nickte und spie nach ihm. „Ein Bastard!“

Es war schon eine Weile her, seit ihm diese Beleidigung zum letzten Mal wehgetan hatte. Soren hatte die Wahrheit über seine Herkunft herausgefunden, als er etwa so alt gewesen war wie der Junge, den er mit einer Hand über dem Boden schweben ließ. Er hatte auf schmerzhafte Weise die Erfahrung machen müssen, dass er sich durch diese Beschimpfung nicht in Rage versetzen und sich erst recht nicht zu überstürztem Handeln verleiten lassen durfte.

Beleidigungen besitzen nur dann Macht, wenn du dich von ihnen beherrschen lässt. Es war die Stimme von Lord Gautier, die in seinem Kopf diese vergessen geglaubte Lebensweisheit weckte.

„Was auch für meinen König gilt, der jetzt auch dein König ist, Junge“, stimmte Soren ihm zu.

Er hörte seine Männer lachen, von denen die meisten mit der gleichen Beschimpfung aufgezogen worden waren, nur weil sie nicht dem Bund der Ehe entsprungen waren. Es war zum Teil das, was sie zusammenhalten ließ und was für Soren der Grund dafür war, dass er sich in ihrer Gesellschaft so wohlfühlte. In seinen Reihen fanden sich keine hochwohlgeborenen Männer, die auf ihn hätten herabsehen können. Keine ehelichen Söhne von Adligen dienten unter ihm, und nur Gautiers ehelicher Sohn Simon hatte sich je mit ihnen angefreundet. Alle waren sie Bastarde, und keiner musste sich vor den anderen rechtfertigen.

Plötzlich ließ Soren den Jungen los, der zu Boden fiel, dann wartete er ab, was der als Nächstes unternehmen würde. Sonderbarerweise war der Junge der Einzige weit und breit, der beim Anblick von Sorens Gesicht nicht zusammenzuckte.

„Wie heißt du?“, fragte Soren.

„Man nennt mich Raed“, antwortete er und schob trotzig das Kinn vor.

„Raed of Shildon, wo sind deine Eltern?“, wollte Soren wissen. Der Junge drehte den Kopf weg, bis sein Blick auf die frischen Gräber entlang der Straße fiel. Dann nickte er kurz.

„Ich habe keine Mutter“, antwortete er betrübt. „Mein Vater liegt dort begaben.“

Ein Waisenjunge. Soren sah zu Guermont, um herauszufinden, ob einer von dessen Leuten den Vater getötet hatte. Guermont schüttelte den Kopf, womit klar war, dass es sich dabei um das Werk von Oremunds Männern gehandelt hatte.

„Welche Fertigkeiten besitzt du?“, erkundigte sich Soren. Etwas an dem Jungen berührte sein Herz, also genau jene Stelle, von der er geglaubt hatte, sie existiere schon lange nicht mehr. Dieser Raed schien ungefähr acht Jahre alt zu sein. Soren konnte sich nur zu gut daran erinnern, welch starker Stolz ihn in dem Alter erfüllt hatte. Der Junge schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.

„Dumm und furchtlos bist du also. Wer einen bewaffneten Ritter mit nichts weiter als einem lächerlichen Dolch angreift, fordert den Tod heraus.“

Als ihm diese Worte über die Lippen kamen, verspürte er einen weiteren Stich im Herzen. Es erkannte die Wahrheit, die er selbst nicht wissen wollte. Raed bückte sich und hob den Dolch auf, den er dann von einer Hand zur anderen wandern ließ und so hielt, wie es ein Krieger machte. Zweifellos hatte der Junge die Klinge schon einmal als Waffe benutzt. In diesem Moment traf Soren eine Entscheidung, die ihn selbst überraschte, zumal er seine eigenen Beweggründe nicht so recht verstehen konnte.

„Das Furchtlose kann ich gebrauchen, die Dummheit kann ich aus dir herausprügeln“, sagte er in schroffem Tonfall. Der Junge wurde bleich, aber weder rannte er davon, noch drehte er sich weg. „Ich glaube, ich brauche einen Knappen. Larenz, übernimm ihn.“

Die Männer lachten, Larenz ging auf den Jungen zu, packte ihn an den Schultern und zog ihn mit sich zu den anderen Kriegern. Soren überlegte immer noch, wieso er auf die Idee gekommen war, die Ausbildung des Jungen zu seiner Aufgabe zu machen. Da er die Antwort darauf so bald nicht finden würde, hob er eine Hand und gab damit das Zeichen loszureiten.

Im Lauf der nächsten vier Tage auf dem Weg nach Alston bekam er den Jungen nicht ein einziges Mal zu Gesicht, doch Larenz erstattete ihm täglich Bericht. Erst am Abend vor der Ankunft in Alston tauchte Raed kurz in Sorens Nähe auf, zog sich dann gleich wieder in die Schatten ihres Lagers zurück.

So wie üblich fand Soren in der Nacht vor dem anstehenden Gefecht kaum Schlaf. Zum Teil wegen der Ungewissheit, wie der Kampf wohl ausgehen würde, zum Teil aber auch durch die begeisternde Aussicht auf eine kriegerische Auseinandersetzung. Er erwachte aus einem Dämmerschlaf und zog scheinbar ziellos durch das Lager, dabei redete er mit einigen seiner Leute, die ebenfalls nicht schlafen konnten. In Wahrheit jedoch war er auf der Suche nach dem Jungen. Schließlich entdeckte er ihn, zusammengerollt und zitternd auf dem Boden, weit weg von der erkaltenden Asche eines Lagerfeuers. Er fand eine herrenlos herumliegende Decke, schüttelte sie aus und legte sie über den schmächtigen Jungen. Eben wollte er weitergehen, da hörte er das Kind etwas flüstern.

„Und wie heißt Ihr?“, fragte Raed.

„Soren“, sagte er. „Soren der Verdammte.“

Ganz gleich, was der nächste Tag bringen würde, ganz gleich, wie Williams Kampf gegen die Rebellen ausgehen, und ganz gleich, dass das Blut seines Feindes vergossen werden würde, wusste Soren, seine Seele war zu der Finsternis verdammt, in der sie schon jetzt lebte.

2. KAPITEL

Sybilla, Lady of Alston, stellte sich aufrecht hin und stöhnte auf, als diese Bewegung ihr einen schmerzhaften Stich durch den Rücken jagte. Sie presste die Fäuste gegen ihr Kreuz, um den Schmerz zu lindern, der daher rührte, dass sie sich zu oft vorgebeugt und zu schwere Steine hinauf auf den Wehrgang geschleppt hatte. Sie mussten ihre Verteidigung verstärken, hatte Gareth gesagt, der Befehlshaber jener Leute, die immer noch bereit waren, sie und die Feste zu verteidigen. Also half sie ihnen, so gut sie konnte. Ganz gleich, dass sie eine Lady war, machte ein zusätzliches Paar Hände allen anderen die Arbeit ein klein wenig leichter, und sie konnte nur hoffen, dass die Wand ausreichend verstärkt werden konnte, damit die Feste vor den anrückenden Invasoren geschützt war.

Sybilla nahm einen Becher Wasser von einer ihrer Dienerinnen entgegen, zog die Lederbänder um ihren Zopf fester und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Ihnen blieb nur noch wenig Zeit, bis die Marionette des Königs vor ihren Toren stand. Nachdem sie erfahren hatte, dass dieser Mann hierher unterwegs war, um ihr das Land ihrer Familie streitig zu machen, hatten sie und Algar – der einstige Steward ihres verstorbenen Vaters – beschlossen, sich vor den Verwüstungen zu schützen, denen ihre Nachbarn und Familien in der gleichen Situation zum Opfer gefallen waren. Zwar glaubte sie nicht, dass sie sich allzu lange erfolgreich zur Wehr setzen konnten, aber wenn sie Stärke demonstrierten, würde es hoffentlich möglich sein, eine friedliche Übergabe auszuhandeln. Dann könnten ihre Leute das alles lebend überstehen, und sie wäre in der Lage, sich in das Kloster ihrer Cousine zurückzuziehen, um dort den Rest ihres Lebens in Frieden und innerer Einkehr zu verbringen.

Da ihr Vater und ihr Bruder tot waren und es keinem ihrer angelsächsischen Verwandten möglich war, sie in Sicherheit zu bringen oder ihr beim Kampf gegen diese Invasorenhorden beizustehen, die sich unaufhaltsam in Richtung Norden bewegten, wusste Sybilla nur zu gut, dass sie und ihre Leute kaum eine andere Wahl treffen konnten und tatsächlich nur über wenig Macht verfügten.

Sie arbeiteten bis zum Einbruch der Dunkelheit und nutzten jeden Augenblick des sommerlichen Tageslichts, um den schützenden Wall irgendwie zu erhöhen und zu stärken. Gareth hatte auf seine ernste, finster dreinblickende Weise mit einem knappen Nicken seine Zustimmung gegeben, dennoch wusste Sybilla, es würde nicht genügen. Aber ihnen blieben noch zwei, vielleicht sogar drei Tage, ehe die Invasoren hier auftauchten, und bis dahin würden sie jeden verfügbaren Augenblick nutzen, um sich darauf vorzubereiten.

Der Gesang der Vögel, der den Anbruch des neuen Tages ankündigte, brachte auch das Entsetzen vor ihre Tore. Denn im Morgengrauen überquerten die Invasoren den Hügelkamm gegenüber der Feste und stellten sich in Angriffsformation auf. In aller Eile holte Sybilla die Kinder zusammen und brachte sie in den hinteren Teil der Feste, um danach jeden von Gareths Befehlen auszuführen. Ihr ganzes Leben hatte sie hier verbracht, doch nicht ein Mal war es notwendig gewesen, die Feste vor Angreifern zu schützen. Selbst als ihr Bruder nach Stamford Bridge und später ihr Vater nach Hastings aufgebrochen waren, um an der Seite ihres Königs zu kämpfen, waren alle Verteidigungsmaßnahmen lediglich der Form halber ergriffen worden und nie zum Einsatz gekommen.

Jetzt dagegen bedeuteten sie den Unterschied zwischen Leben und Tod.

Als in der Feste alle auf ihrem Posten waren, stieg Sybilla hinauf zum Wehrgang, um sich ein Bild davon zu machen, mit welcher Streitmacht sie es zu tun hatten. Gareth wollte sie wegschicken, doch sie war der Meinung, es könnte die angespannte Lage etwas lindern, wenn sie sich dem Feind von Angesicht zu Angesicht stellte. Wenn der von Duke William der Normandie geschickte Krieger in ihnen keine Bedrohung sah, würden sie womöglich verhandeln können, noch bevor er sich zum Angriff entschloss. Mit einer Hand schirmte sie ihre Augen vor der aufgehenden Sonne ab – und erschauderte, als sie ihren Gegenspieler sah.

Schwarz. All seine Kleidung war schwarz, selbst sein Schild, über den ein Zeichen wie ein schroffer, roter Blitz verlief, der sich nach links neigte, was darauf hindeutete, dass er ein Bastard war. Oder bezog sich das auf den Duke? Sie wusste es nicht mit Gewissheit, trotzdem zitterte sie wieder am ganzen Leib. Die Rüstung des Mannes war so pechschwarz, dass sie keinen Sonnenstrahl reflektierte. Sein Pferd, ein monströs großes Schlachtross, war dunkel wie die tiefste Nacht, nicht eine helle Stelle war im Fell zu erkennen. Sybilla kam es vor, als würde der Tod persönlich vor den Toren ihrer Feste stehen.

Oder war er eher der Teufel als der Tod?

Sie schüttelte die Angst ab, die sie fest im Griff hatte, und ging zu Gareth. Der stand mit verbissener Miene da und gab seinen Leuten Befehle, wobei er so leise redete, dass seine Stimme nicht bis hinüber zum Feind getragen wurde. Erst da fiel Sybilla auf, dass Totenstille herrschte. Sie begann, die gegnerischen Krieger zu zählen, auch wenn sie längst nicht alle sehen konnte.

Heilige Mutter Gottes! Den Angriff einer so großen Streitmacht würden sie nicht überleben. In ihr wuchs die Überzeugung, dass sie einen Fehler begangen hatten. Das wurde gleich darauf bestätigt, als der schwarze Riese zu reden begann.

„Ich beanspruche das Land und die Leute von Durward dem Verräter für mich und befehle, dass die Tore geöffnet werden!“

Gareth schüttelte den Kopf, und obwohl Sybilla sich versucht fühlte, ihm zu widersprechen und eigene Befehle zu erteilen, vertraute sie auf seine Erfahrung und sein Wissen in derartigen Angelegenheiten. Es sollte sich als Fehler erweisen.

„Dann macht euch bereit zu sterben!“, rief der Krieger, der im nächsten Moment mit seinen Truppen vorrückte.

Daraufhin schickte Gareth Sybilla fort, die die Stufen hinuntereilte, um sich im Burgfried in Sicherheit zu bringen, ehe die Angreifer den Wall erreichten. Wenig später wurde dieser Wall von schweren Erschütterungen getroffen, und ihr wurde klar, dass die erste Angriffswelle mit Rammen versuchte, den schützenden Wall zu bezwingen! Schlimmer noch war jedoch, dass sie nicht gegen die stabilsten Abschnitte gleich neben dem Tor anrannten, sondern ihre Waffen gegen die zuletzt errichtete, schwächste Stelle richteten. Sie musste unbedingt an dem Bereich vorbeikommen, den sie einzurennen versuchten.

Zielstrebig folgte sie ihrem Weg, machte den Soldaten Platz, die sich beeilten, um ihre Position einzunehmen, und sie hörte ihre Leute vor Aufregung und Entsetzen schreien und weinen. Dabei versuchte sie, sich ganz auf das zu konzentrieren, was Gareth ihr gesagt hatte. Dennoch hielt sie jedes Mal kurz inne, wenn die Mauer um die Feste erneut zitterte und bebte. Und dann erfüllten sich ihre schlimmsten Befürchtungen, als der unmittelbar vor ihr liegende Abschnitt des Schutzwalls zerbarst.

Erst als Sybilla das Bewusstsein wiedererlangte, wurde ihr klar, dass sie ohnmächtig geworden war.

Sie versuchte aufzustehen, aber ihr Kopf schmerzte, und ein Schwindelgefühl löste Übelkeit aus. Schließlich griff sie nach dieser Augenbinde, die man ihr aus irgendeinem Grund um den Kopf gelegt hatte, und stutzte, als sie die Binde nach oben schob und dann feststellen musste, dass die ihr gar nicht die Sicht genommen hatte. Vielmehr war sie … blind!

„Vorsicht, Mylady“, flüsterte ihr eine vertraute Stimme ins Ohr.

Aldys, die Dienstmagd ihrer Mutter, berührte ihr Gesicht und zog den Verband wieder nach unten bis über die Augen, dann half sie ihr, sich wieder hinzulegen. „Ihr wurdet verletzt, Mylady. Ihr müsst ruhig liegen bleiben“, redete Aldys auf sie ein.

Als Sybilla versuchte, ihr Gesicht zu berühren, schob Aldys sanft, aber bestimmt ihre Hände zur Seite. Entsetzen überkam sie, sie begann aufgeregt nach Luft zu schnappen. Dann griff eine andere Frau nach ihren Händen und hielt sie fest.

„Mylady, sie haben die Mauer durchbrochen und stehen nun vor dem Burgfried. Gareth sagt, dass Ihr hierbleiben müsst“, erklärte ihre Dienerin Gytha leise. „Ein Stein hat Euch am Kopf getroffen, direkt an den Augen, und es blutet sehr stark.“

Der Druck auf ihren Kopf ließ ein wenig nach, kehrte dann aber gleich wieder zurück. „Wir versuchen die Blutung aufzuhalten.“

„Ich kann nichts sehen“, flüsterte Sybilla. „Ich kann nichts sehen!“ Sie spürte, wie ihre Selbstbeherrschung ihr zu entgleiten drohte, und eine ungewohnte Art von Entsetzen erfasste Herz und Seele.

„Beruhigt Euch, Mylady“, redete Aldys leise auf sie ein. „Wir kümmern uns um Eure Verletzung. Es wird alles wieder gut werden.“

Die Schmerzen wurden stärker und stärker, und Sybilla spürte deutlich, wie sich eine erneute Ohnmacht anbahnte. Doch im nächsten Moment war sie wieder hellwach, da sie hörte, wie das Tor der Feste durchbrochen wurde. Gleich darauf erscholl der Kampflärm im Inneren der Festungsanlage.

„Gytha“, stöhnte sie. „Du musst sofort die Kinder in Sicherheit bringen.“

„Dafür ist es zu spät, Mylady“, erwiderte ihre Dienerin.

Urplötzlich wurde Sybilla von jemandem gepackt, der sie hinter sich herzog. Frauen schrien entsetzt auf, und sie wurde angerempelt, als die anderen sich gegen den energischen Griff desjenigen zu wehren versuchten, der es bis zu ihnen geschafft hatte. Genauso unerwartet wurde sie dann zu Boden gestoßen. Sie presste die Hände an den Kopf und versuchte vergeblich aufzustehen. Dann nahm Aldys sie in ihre Arme, und zu ihrer anderen Seite hörte sie Gytha reden.

Chaos und Entsetzen übernahmen die Herrschaft, und Sybilla konnte nicht anders als lauthals zu schreien. Sie hatte den Feind gesehen, und es gab keinen Zweifel daran, dass er sie alle abschlachten würde. Vermutlich war das sogar von Anfang an seine Absicht gewesen, da er gar nicht erst Verhandlungen vorgeschlagen hatte, während andere sicher diesen Weg gegangen wären. Nur hören, aber nicht sehen zu können, steigerte die Angst um ihr eigenes Leben. Es zerriss ihr Stück für Stück das Herz, da sie wahrnahm, wie ringsum ihre Leute von den Invasoren gequält und gepeinigt wurden.

War es das, was dieser schwarze Riese wollte? Ging es ihm darum, alles zu vernichten, was ihr Vater aufgebaut und gehegt hatte? Ihre unausgesprochen gebliebenen Fragen wurden wenig später beantwortet, als im Saal eine so vollkommene Stille einsetzte, dass Sybilla bereits annahm, sie sei erneut ohnmächtig geworden.

Kein Geräusch war zu hören, nicht einmal ein Atemzug derjenigen, von denen sie in diesem Moment äußerster Anspannung umgeben war. Gerade wollte sie schreien, um zu prüfen, ob mit ihren Ohren etwas nicht stimmte, da begannen die Frauen neben ihr im Flüsterton zu beten. Sie beteten um Gnade.

„Bringt die Überlebenden zu mir.“

Das musste er sein. Der düstere Hüne, der diese Streitmacht befehligte. Der Teufel zu Pferd, der ihr Zuhause zerstört und ihre Untergebenen ermordet hatte. Ehe sie aber genug Mut fassen konnte, um irgendetwas zu sagen, wurde sie hochgezogen, damit sie aufstand, und dann in die Richtung geführt, aus der die energische Stimme kam. Aldys und Gytha blieben schützend an ihrer Seite und schickten ein Gebet nach dem anderen an jeden Schutzheiligen, der sie vielleicht erhörte. Sie vernahm geflüsterte Worte wie „Monster“, „Dämon“ und „Teufel“ und zitterte am ganzen Leib, da sie ihr eigenes Entsetzen nicht überspielen konnte. Als er dann laut ihr Schweigen einforderte, gehorchten alle auf der Stelle.

„Ich bin Soren Fitzrobert, der neue Herr über dieses Land.“

Die Umstehenden schnappten erschrocken nach Luft. Überraschend war jedoch, dass er ihre Sprache benutzte, nicht die der Normannen. Was er sagte, versetzte Sybilla jedoch einen Stich ins Herz. Ihrer Familie gehörte dieses Land seit Jahrhunderten, sie hatte hier das Sagen gehabt, sie war eine der stolzen und mächtigen angelsächsischen Familien, die dem König und den Witan, den höchsten angelsächsischen Amts- und Würdenträgern, beratend zur Seite standen. Sybillas Beine wollten ihr den Dienst versagen, sodass sie sich bei Aldys und Gytha aufstützen musste.

„Fleht nicht um Gnade, denn ich kenne keine Gnade, wenn es um diejenigen geht, die Durward dem Verräter treu dienen. Am Leben lasse ich nur die, die mir ihre bedingungslose Treue schwören.“

Alle Umstehenden gaben erschrockene Laute von sich, und Sybilla schüttelte unwillkürlich den Kopf. Wie konnte er so etwas fordern? Und wie konnte er Menschen hinrichten, die ihrem Vater treu gedient hatten, weil sie ihm ihr Leben verdankten? Seine kaltherzigen, gefühllosen Worte sandten eisige Schauer über ihre Seele, doch sie wusste, dass sie gegen diesen Mann keine Chance hatte. Waren Gareth und die anderen bereits getötet worden? Ohne etwas sehen zu können, wusste sie nicht, was geschehen war, und das machte die Ungewissheit noch unerträglicher.

„Aldys“, murmelte sie. „Ist Gareth hier?“

„Still, Mylady. Der Krieger kommt zu uns.“

Sybilla hörte, wie sich schwere Schritte näherten. Krampfhaft hielt sie sich bei Aldys und Gytha fest, und die Angst legte sich wie ein schwerer Felsbrocken auf ihre Brust, sodass sie nicht durchatmen konnte.

Als er zu reden begann, spürte sie seinen Atem auf ihrer Haut, was ihre Ängste nicht im Mindesten lindern konnte.

„Ich werde allerdings bei jedem von euch Gnade walten lassen, der mir von Durwards Abkömmling berichten kann. Wo ist seine Tochter?“

Wieder ertönte von allen Seiten erschrockenes Getuschel, das erst verstummte, als er ungehalten rief: „Ich werde jeden von euch töten lassen, wenn mir nicht jemand sagt, wo sie ist.“

Sein kühler Tonfall verriet, dass er es ernst meinte und kein Mitgefühl mit jenen hatte, denen er soeben mit dem Tod gedroht hatte. Ja, er würde sie alle töten, wenn sie schwiegen. Aber würde er Wort halten und sie verschonen, wenn Sybilla sich zu erkennen gab? Oder war das nur ein gehässiger Trick, um den Leuten vorzugaukeln, sie könnten ihr Leben retten, wenn sie ihm Sybilla auslieferten?

„Nicht, Mylady“, warnte Aldys sie kaum hörbar.

„Die Zeit läuft euch davon“, rief er. „Guermont, hol die Bogenschützen her. Auf diese Weise geht es schneller.“

Einige Frauen begannen zu schreien, Kinder kreischten, während sie alle in eine bestimmte Richtung geschubst und gestoßen wurden, bis es nicht mehr weiterging. Sybilla wurde klar, dass man sie mit dem Rücken zur Wand gestellt hatte, damit sie für die Bogenschützen dieses Dämons leichtere Ziele abgaben. Dennoch kam niemand auf die Idee, mit dem Finger auf Sybilla zu zeigen und zu verkünden, dass sie die gesuchte Tochter war. Sie alle würden lieber sterben anstatt sie zu verraten. So sicher, wie sie das wusste, war ihr aber auch klar, dass sie so etwas nicht zulassen konnte. Obwohl Aldys und Gytha sie zurückhalten wollten, befreite sie sich aus deren Griff und machte ein paar unsichere Schritte nach vorn.

„Soren Fitzrobert“, sagte sie mit zittriger Stimme, die sie vergeblich unter Kontrolle zu bekommen versuchte.

Sybilla gab sich alle Mühe, nicht zurückzuschrecken, als sie seine Schritte auf dem Steinboden näher kommen hörte. Da sie nicht vergessen hatte, wie groß dieser Mann war, wusste sie, dass er nur einen Schlag benötigen würde, um sie zu töten. Der pochende Kopfschmerz wurde mit jedem Moment eindringlicher. Lange würde sie sich nicht mehr auf den Beinen halten, wenn sie sich nicht bald bei jemandem aufstützen konnte.

Sie hörte seinen Atem dicht über ihr, dennoch widersetzte sie sich dem dringenden Verlangen, an ihm Halt zu suchen. Stattdessen stellte sie sich so gerade hin, wie sie nur konnte, zuckte aber zusammen, da der stramm sitzende Verband ihr zusätzliche Schmerzen bereitete. Aus der Kopfwunde trat nach wie vor Blut aus, das an ihrem Hals entlanglief. Und dann sprach sie die Worte aus, mit denen sie ihre Untergebenen retten und sich selbst verdammen würde: „Ich bin Sybilla of Alston, die Tochter von Lord Durward.“

Niemand gab einen Laut von sich, als der Riese sein Schwert zog. Sybilla betete noch rasch für ihre Seele, während sie darauf wartete, dass der Tod sie ereilte.

3. KAPITEL

Hass pulsierte durch seine Adern, als sie ihren Namen aussprach. Monatelanges Warten, ständig nur begleitet von Schmerz und Leid, hatte ihn hierher geführt, und nun konnte er endlich sein Schwert aus der Scheide ziehen. Der rote Nebel des Zorns legte sich über seine Umgebung, während er die Klinge, die ihr den Tod bringen sollte, hoch über seinen Kopf hob. Er kostete diesen Moment aus, von dem er seit der Schlacht bei Hastings geträumt hatte. Einen Augenblick lang fühlte er sich sogar versucht, sein Schwert zur Seite zu werfen, um ihr mit bloßen Händen das Leben zu nehmen. Er wusste, damit würde er dieses urtümliche Verlangen nach Rache noch besser befriedigen. Doch dann hielt er das Heft seines Schwerts fest umklammert und schrie seinen Hass hinaus, damit alle ihn hörten.

„Tod all denen, die vom Blut des Verräters Durward sind!“

Ehe er die Klinge jedoch auf die Frau niederfahren lassen konnte, verzog sich der rote Nebel und er sah nichts weiter als diese Frau, die sich vor ihm hingekniet hatte. Dieses kurze Zögern genügte ihren Untergebenen, um zu ihr zu eilen und sich um sie zu scharen. Die Frau versuchte, die Leute wegzustoßen, aber sie ließen es nicht zu.

Als er daraufhin einen Schritt auf sie zumachte, wich die Menge wie ein Mann vor ihm zurück, bis sie sich zwischen seinen Leuten und einer Ecke des Saals befanden. Weiter konnten sie sich nicht bewegen, aber sie hatten so oder so keine Chance, einen Angriff bewaffneter Ritter unterstützt von Bogenschützen zu überleben. Trotzdem standen sie weiter schützend vor ihrer Mylady.

„Soren“, meldete sich Guermont leise zu Wort. „Vielleicht ist das nicht der richtige Weg.“

Soren drehte sich zu ihm um, da er auf dem einen Ohr nicht so gut hörte, und warf ihm einen finsteren Blick zu. Auch wenn er kurz zögerte, hatte er nicht diesen weiten Weg zurückgelegt, um sich jetzt dicht vor seinem Ziel durch ein paar Dorfbewohner und eine Handvoll Kinder von seinem Vorhaben abbringen zu lassen.

Es waren nur diese wenigen Leute, die sich jetzt schützend vor die Tochter stellten. Ihre Krieger waren allesamt tot oder gefangen genommen, und doch scharten sich die einfachsten Leute um sie, als wären sie tatsächlich in der Lage, ihn aufzuhalten. Guermonts Warnung zeigte Wirkung und ließ ihn bedächtiger vorgehen. Wenn er unschuldige Bauern tötete, würde er damit eine noch schlimmere Verdammnis riskieren als die, die Gott ihm schon zugedacht hatte.

Er steckte das Schwert weg und ging auf die Gruppe zu, unmittelbar gefolgt von seinen Männern, die eine Keilformation eingenommen hatten, sodass sie sich bis zur Mitte der Menschenmenge vorarbeiten konnten. Als sie dann endlich bis zu der Frau vorgedrungen waren, die sich als die gesuchte Tochter zu erkennen gegeben hatte, zogen sie sie ein Stück weit mit sich, während die Menge erneut begann, sich für sie einzusetzen. Eine alte Frau sank auf die Knie.

„Gnade, Mylord! Gnade!“, schrie sie aus Leibeskräften.

„Gnade! Gnade!“, schloss sich eine andere an, gefolgt von immer mehr Leuten, bis der Saal vor flehentlichen Rufen nach Gnade dröhnte, die er gar nicht gewähren wollte.

Zumindest glaubte er das, bis das fragliche Weib seine Hand berührte und vor ihm auf die Knie ging.

„Verschont sie bitte. Sie alle wollen mich nur beschützen“, redete sie auf ihn ein. „Keinen von ihnen trifft irgendwelche Schuld.“

Trotz ihrer Verfassung, der blutigen Stoffstreifen um ihren Kopf und trotz ihres zerrissenen und verdreckten Kleids wirkte sie ganz wie die stolze Tochter des alten Lords. Dass sie sich so für ihre Leute einsetzte, die nun seine Leute waren, berührte ihn, auch wenn ihn in der Stunde seines Triumphs dieser Moment der Schwäche wahrlich anwiderte.

„Was ist mit dir geschehen?“, fragte er, ohne seine Wut vor ihr zu verbergen.

„Ein Stein traf mich am Kopf“, begann sie. „Meine Augen …“ Mehr brachte sie nicht heraus, da sie am ganzen Leib zu zittern anfing, als wäre ihr das ganze Ausmaß soeben selbst erst bewusst geworden.

„Bist du blind?“, hakte er nach.

Ein solcher Makel war zweifelsfrei ein Grund, dem Wunsch des Königs nach einer Heirat mit ihr nicht nachkommen zu müssen. So etwas genügte, um eine Verlobung zu lösen, es war ein Hindernis für jede wahre Ehe und es konnte …

Sie kann mich nicht sehen!

Soren erkannte, dass ein kleiner Funken Hoffnung ihm diese Worte eingegeben hatte. Als Blinde würde sie nie sein entstelltes Gesicht zu sehen bekommen. Sie würde niemals mit Abscheu seine Verstümmelung betrachten, niemals würde er in ihren Augen Angst oder Mitleid sehen müssen.

Sie konnte ihn nicht sehen.

„Nehmt sie mit“, sagte er leise.

Erneut brach im Saal lautes Schreien und Lamentieren los, da diese Leute glaubten, er wolle sie hinrichten lassen. Die Mylady dagegen sagte keinen Ton und setzte sich auch nicht zur Wehr, als seine Männer sie bis zum anderen Ende des Saals führten und ihr bei den Stufen hinauf aufs Podest halfen. Seine Krieger nahmen aufgereiht Stellung zwischen den Leuten und dem Podest, um sie davon abzuhalten, zu ihrer vormaligen Herrin vorzudringen.

Er ging die Stufen hinauf und stellte sich zu ihr, wobei er alle mit einem finsteren Blick bedachte, die ihm die Macht streitig machen wollten, das zu tun, was er tun wollte. Aber die leise Stimme der Frau kam ihm zuvor, noch ehe er seine Anweisungen hatte erteilen können.

„Mylord?“, fragte sie und drehte den Kopf, um herauszufinden, wo genau er sich in diesem Moment befand. „Mylord Soren?“

Hitze durchfuhr seinen Körper, als er sich vorstellte, ihre sinnliche Stimme zu hören, wenn sie in seinem Bett lag. Sie würde seinen Namen wieder und wieder flüstern und hauchen und so seine Macht über ihren Körper und ihre Seele anerkennen, während er ihr Stunde um Stunde Lust bereitete. Sie würde seinen Namen schreien, wenn er in sie eindrang, damit nur er sie besitzen würde und niemand sonst …

Soren verwarf diese Vision schnell wieder und sah die Frau aufgebracht an, bis er begriff, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Also ging er zu ihr und brachte bis auf ein heiseres „Aye“ nichts heraus.

„Würdet Ihr mir einen Moment mit einem Priester gestatten, bevor …“ Ihre Stimme versagte kurz. „Vor meinem Tod?“

Bei jedem anderen hätte er solchen Mut bewundert, bei ihr dagegen musste er sich zwingen, kein Mitgefühl zu empfinden. Voller Wut über sich selbst, weil er schon flüchtig daran gedacht hatte, ihr gegenüber Güte zu zeigen, drehte er sich weg. „Du wirst einen Priester benötigen, Sybilla of Alston“, knurrte er. „Aber ich beabsichtige nicht, dich heute zu töten.“

„Mylord? Soll ich dann Eure Gefangene sein?“

Er sah ihr zu, wie sie versuchte, auf ihn zuzugehen und dabei stolperte. Verflucht! Nun musste er sich auch noch davon abhalten, zu ihr zu eilen und ihr zu helfen. „Du wirst eine Art Gefangene sein“, erwiderte er. „Als meine Ehefrau.“

Wieder kam Unruhe auf, die Menschen drängten nach vorn, weil sie sie vor einem Schicksal bewahren wollten, das offenbar noch schlimmer war als der Tod. Lady Sybilla sagte nichts, dann auf einmal sackte sie in sich zusammen und fiel zu Boden.

4. KAPITEL

In seinem Kopf pochte der Schmerz und seine Kehle war vom Schreien rau geworden. Seine Hände allerdings hätten nichts lieber getan, als sich um den Hals dieser Frau zu legen und zuzudrücken, damit Durwards Saat keinen weiteren Nährboden mehr finden konnte. Aber mit seinen unüberlegten Worten hatte er sich selbst um die Möglichkeit gebracht, ihrem Leben ein baldiges Ende zu setzen. Mit einer Hand rieb er über seine Stirn, um den Schmerz dahinter zu lindern. Ein Augenblick der Schwäche, und nun war er für diese Frau verantwortlich. Eine Schwäche, von der er geglaubt hatte, sie sei längst zerschlagen worden durch den unerbittlichen Schmerz seines Martyriums, durch die Demütigungen, die ihm wegen seines Zustands zugefügt worden waren, und durch den Verlust aller Dinge, die er am Leben geschätzt hatte.

Die Frau, der sein Hass galt und der er zugleich die Ehe versprochen hatte, saß schweigend und reglos auf dem Holzstuhl, den er hatte kommen lassen, als sie in seiner Gegenwart zusammengebrochen war – nachdem sie nicht von ihrem bevorstehenden Tod, sondern von ihrer bevorstehenden Vermählung erfahren hatte.

Aber Soren wusste, ihre Reaktion wäre um ein Vielfaches stärker ausgefallen, hätte sie ihn in seiner heutigen Verfassung sehen können. Er streifte jegliches Bedauern und alle Reue von sich ab und versuchte den Weg zu akzeptieren, den er mit seiner öffentlichen Erklärung eingeschlagen hatte, sie zu seiner Ehefrau zu machen. Sein Blick wanderte wieder durch den Saal bis hin zur Tür, die in einen Flur führte, aber einen Priester konnte er nirgends entdecken. Ein weiteres Mal rief er energisch den Namen des Geistlichen und hoffte, jemand würde den Mann finden und ihn zur Eile antreiben.

Da im Saal wieder völlige Stille herrschte, konnte er hören, dass sich eine kleinere Gruppe näherte, und wenige Augenblicke später atmete er erleichtert auf, da ein rundlicher Priester und dessen Ministrant durch die Tür hereingestolpert kamen. Sie bahnten sich ihren Weg durch die sprachlose Menge, die nun auf sein Wort wartete. Der Geistliche erreichte das Podest gerade noch rechtzeitig, bevor Soren auch noch den Rest an Geduld verlor. Wenigstens reagierte der Priester nicht mit Entsetzen, als sich ihre Blicke trafen, dennoch konnte Soren sehen, wie sein Gegenüber die Augen zusammenkniff und sich bemühte, keine Reaktion erkennen zu lassen. Durch die vielen im Knien verbrachten Gebetsstunden und das Fasten hatte der Priester offenbar ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung erlernen können.

Soren verschränkte die Arme und nickte dem Geistlichen und seinem Ministranten zu, als die beiden zu ihnen auf das Podest kamen. „Sagt ihr, sie soll sich für die Heirat bereit machen“, zischte er dem Priester zu und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Frau. Er musste die Sache schnell hinter sich bringen, bevor er es sich noch anders überlegen konnte.

„M… Mylord …“, stammelte der Priester. „Sie … sie ist …“

Autor

Terri Brisbin
Das geschriebene Wort begleitet Terri Brisbin schon ihr ganzes Leben lang. So verfasste sie zunächst Gedichte und Kurzgeschichten, bis sie 1994 anfing Romane zu schreiben. Seit 1998 hat sie mehr als 18 historische und übersinnliche Romane veröffentlicht. Wenn sie nicht gerade ihr Leben als Liebesromanautorin in New Jersey genießt, verbringt...
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