Die unvergessliche Nacht mit dem griechischen Boss

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Die heiße Affäre mit ihrem griechischen Boss Eros Nevrakris kann Winnie einfach nicht vergessen: diese Lust - und diese Scham, als sie erfuhr, dass ihr Liebhaber verheiratet ist! Sofort verließ sie ihn. Aber jetzt steht Eros unvermittelt vor ihr: Er ist endlich frei, und genauso lichterloh wie damals brennt die Leidenschaft zwischen ihnen. Winnie glaubt zu träumen, als der sexy Tycoon sogar von Hochzeit auf seiner wild-romantischen Mittelmeerinsel spricht. Aus Liebe? Oder geht es ihm in Wahrheit um etwas ganz anderes?


  • Erscheinungstag 18.06.2019
  • Bandnummer 2392
  • ISBN / Artikelnummer 9783733712259
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Stamboulas Fotakis, der oftmals „der Bulle“ genannt wurde – natürlich nur hinter seinem Rücken, denn niemand wollte einen der reichsten Männer der Welt beleidigen – betrachtete das neueste Foto auf seinem Schreibtisch. Es zeigte seine drei Enkeltöchter und seinen Urenkel, von deren Existenz er erst wenige Woche zuvor erfahren hatte.

Seine ehrfürchtigen Rivalen wären höchst erstaunt über seinen milden Gesichtsausdruck, den Stolz und die Zufriedenheit in seinen Augen, während er seine einzigen noch lebenden Verwandten musterte. Drei wunderschöne junge Frauen und ein munterer kleiner Junge …

Allerdings – da brauchte man sich nichts vorzumachen – steckten die drei Frauen und das Kind in ernsthaften Schwierigkeiten. Wenn er doch bloß früher von ihnen gewusst hätte! Er hätte ihnen ein Zuhause geschenkt und sie großgezogen. Stattdessen waren die drei in staatlicher Obhut aufgewachsen.

An den chaotischen Lebensverhältnissen seiner Enkeltöchter war nur er schuld, weil er seinen jüngsten Sohn Cy damals aus der Familie verbannt hatte, nachdem dieser ihm nicht gehorchen wollte.

Vor über zwanzig Jahren war Stam natürlich ein anderer Mann als heute gewesen: ungeduldig, selbstherrlich und unflexibel. Vermutlich hatte er in der Zwischenzeit einiges dazugelernt. Seine verstorbene Frau hatte ihm nie verziehen, dass er mit Cy gebrochen hatte. Am Ende hatten sie alle wegen seiner, Stams, Sturheit einen viel zu hohen Preis gezahlt.

Aber das gehörte der Vergangenheit an, und Stam zwang sich in die Gegenwart zurück. Es war höchste Zeit, dass er Ordnung ins Leben seiner Enkelinnen brachte. Zuallererst musste er das Unrecht wieder gutmachen, das ihnen widerfahren war. Dafür besaß er genügend Macht und Geld, und für diesen Umstand war er äußerst dankbar.

Stam war nicht auf Rache aus, wie er sich selbst wiederholt versicherte, er wollte lediglich das Beste für seine Enkelkinder. Zuerst wollte er sich um Winnie kümmern: die zierliche Winnie mit den nachtschwarzen Augen, die Stams verstorbener Frau – einer arabischen Prinzessin namens Azra – so sehr ähnelte.

Zumindest sprach Winnie schon ein wenig Griechisch, nicht allzu gut, aber es war ein vielversprechender Anfang. Ihre Schwierigkeiten würden schnell in den Griff zu bekommen sein, glaubte er. Allerdings wusste er nicht, wie er sein Temperament im Zaum halten sollte, sobald er sich mit dem windigen Ehebrecher beschäftigte, der Winnie zu seiner Geliebten gemacht hatte und dessentwegen Stams Urenkel unehelich zur Welt gekommen war.

1. KAPITEL

„Mr. Fotakis hat in wenigen Minuten Zeit für Sie“, sagte die persönliche Assistentin zu Eros Nevrakis, der an dem großen Fenster stand, von dem aus man die Bucht überblicken konnte.

Eros war ein großer, breitschultriger Mann von Anfang dreißig, und seine legendäre Attraktivität war keineswegs übertrieben, wie die junge Sekretärin seufzend feststellte. Lackschwarze Locken und blitzende grüne Augen, die von mehreren begeisterten Frauen öffentlich sogar mit Smaragden verglichen worden waren.

Die Aussicht von der kleinen Insel Trilis war sicherlich nicht halb so beeindruckend wie die vom Privatbesitz des „Bullen“ Fotakis aus, dachte Eros und lächelte.

An diesem besonderen Morgen war Eros in bester Laune. Immerhin hatte er über Vermittler schon mehrere Angebote abgegeben, um Trilis von Stam Fotakis zurückzukaufen, aber diese Angebote waren stur ignoriert worden. Dass er endlich ein Treffen mit dem zurückgezogen lebenden alten Griesgram bekommen hatte, war ein vielversprechender Hinweis darauf, dass der „Bulle“ endlich dazu bereit war, die Insel zurück an Eros zu verkaufen.

Trilis war viel grüner und weniger bebaut als das weitläufige Anwesen, das Fotakis außerhalb von Athen besaß und als Hauptquartier mit Bürogebäuden und Angestellten unterhielt. Natürlich war Fotakis seit jeher ein bekennender Workaholic.

Als Eros’ Vater in den neunziger Jahren Pleite ging und gezwungen war, den Familienbesitz zu verkaufen, waren alle davon ausgegangen, dass Fotakis eine neue Firmenbasis auf der Privatinsel aufbauen wollte, aber das war nie passiert.

Sollte er es jemals schaffen, die Insel wieder in Besitz zu nehmen, plante Eros, ein gehobenes Ferienresort am Strand zu eröffnen, das Arbeitsplätze schaffte und die lokale Wirtschaft ankurbelte. Wieso hatte der alte Fotakis seine Meinung plötzlich geändert? Wieso war er jetzt gesprächsbereit? Eros zog es vor zu wissen, was seine Konkurrenten und Gegner in der Geschäftswelt motivierte.

Fotakis war zu reich, um sich von Geld verleiten zu lassen. Außerdem war er extrem schlau und hinterhältig. Trotzdem würde Eros fast jeden Preis bezahlen, um die Insel Trilis zurückzubekommen, weil es der einzige Besitz war, dessen Verlust sein Vater wirklich zutiefst bereut hatte.

„Es ist unser Familienstammsitz, und wenn du deine Familie verlierst, verlierst du alles. Das habe ich auf die harte Tour gelernt“, hatte sein Vater unter Schmerzen auf dem Sterbebett geflüstert. „Versprich mir, dass du in Zukunft alles versuchen wirst, um Trilis zurückzuholen! Dort steht das Nevrakis-Haus, und unsere Vorfahren sind dort begraben.“

Eros verzog seinen Mund und schüttelte diese sentimentalen Erinnerungen ab. Er hatte aus den Fehlern seines Vaters gelernt. Ein Mann musste sowohl beruflich als auch privat hart sein, auf keinen Fall nachgiebig und leicht verführbar. Und wer gegen eine griechische Ikone des wirtschaftlichen Erfolgs antrat, wer gegen den berüchtigten „Bullen“ Fotakis kämpfte, der musste noch wesentlich härter agieren!

„Herr Fotakis empfängt sie jetzt.“

Stams Blick ruhte gelassen auf Eros Nevrakis. Ein gut aussehender Bursche, dieser Eros, das musste er widerwillig zugeben. Genau die Art, die einer jungen und naiven Frau mühelos den Kopf verdrehen konnte. Nevrakis hatte Winnie nicht gesagt, dass er verheiratet war. Stam hatte seiner Enkelin alle relevanten Fakten in Bezug auf diese unschöne Angelegenheit entlockt.

Er hatte ihre Scham bemerkt und war froh gewesen, dass sie trotz ihrer skandalösen Lebensgeschichte offenbar sehr moralisch war. Winnie hätte nie wissentlich mit dem Mann einer anderen Frau geschlafen. Nevrakis hatte sie angelogen und sie rücksichtslos ausgenutzt.

Eros sah einen stämmigen, bärtigen Mann mit scharfen Augen und wettergegerbten Gesichtszügen vor sich. Seine Haare und der gepflegte Bart waren weiß wie Schnee. Eros nahm Platz und lehnte höflich die angebotene Erfrischung ab. Er wollte zur Sache kommen, so schnell wie möglich.

„Sie wollen Trilis zurück“, begann Stam und überraschte Eros mit dieser offenherzigen Feststellung ohne jegliche Förmlichkeit. „Aber ich will etwas dafür haben.“

Entspannt lehnte Eros sich auf seinem Stuhl zurück. „Das habe ich mir schon gedacht.“

„Ich hörte, Sie sind inzwischen geschieden.“

Dieser beiläufige Kommentar ließ Eros aufhorchen.

Und Stam fragte sich im Stillen, wie er diesen Lügner als potentiellen Ehemann seiner Enkelin tolerieren sollte. Leider konnte der kleine Teddy den Namen seines Vaters nicht annehmen, ohne dass seine Mutter auch einen Ring am Finger trug. Stam wollte keinesfalls, dass sein einziger Urenkel illegitim blieb. Ihm war klar, dass dies eine altmodische Einstellung war, aber er legte nun einmal Wert auf die Tradition.

„Mir ist schleierhaft, wieso Sie mich darauf ansprechen“, entgegnete Eros zögernd. „Aber es stimmt, ich habe mich vergangenes Jahr scheiden lassen.“

Stam biss die Zähne aufeinander. „Weil Sie vorhatten, Ihre Geliebte zu heiraten?“

„Dieses Gespräch verläuft äußerst seltsam“, bemerkte Eros kühl und richtete sich in seinem Stuhl auf. „Ich versichere Ihnen, ich hatte nie eine Geliebte, und wenn ich eine hätte, würde ich sie bestimmt nicht heiraten wollen.“

Vor Wut wäre Stam beinahe aus der Haut gefahren, aber er rief sich ins Gedächtnis, dass Nevrakis keine Ahnung hatte, wer Winnies Großvater war. Sonst hätte er es wohl niemals gewagt, sie auch nur anzurühren.

„Meine Enkelin ist alleinerziehend und braucht dringend einen Ehemann. Das ist mein Preis für die Insel Trilis. Wenn Sie einverstanden sind, sie zu heiraten, brauchen Sie kein Geld zu investieren.“

Verblüfft setzte Eros sich nun kerzengerade auf. „Sie wollen, dass ich Ihre Enkelin heirate?“, rief er. Schon wirkte er etwas weniger souverän. „Ich dachte, Sie hätten keine lebenden Verwandten mehr …“

„Bis vor Kurzem ging ich ebenfalls davon aus“, gab Stam gleichmütig zu. „Aber kleine Überraschungen machen das Leben doch erst spannend, finden Sie nicht?“

Immer noch ratlos, warum Fotakis ihm ein derart ungewöhnliches Angebot machte, konnte Eros nur noch daran denken, dass er selbst Überraschungen im Leben hasste.

Sie prägten unter anderem einige der schlimmsten Momente seiner Kindheit. Zum Beispiel an diesem einen Weihnachtsabend, als sein Vater mit seiner jugendlichen Freundin im Arm auftauchte, um zu verkünden, dass er sich von Eros’ Mutter scheiden lassen würde. Zu diesem Zeitpunkt war Eros acht Jahre alt gewesen, alt genug, um jedes Quäntchen des quälenden Schmerzes und der Demütigung seiner Mutter nachzuempfinden.

„Ich bin mir nicht sicher, ob …“, antwortete Eros ausweichend. „Bestimmt würden sich ein Dutzend wohlhabender, erfolgreicher Männer finden, die ihre Enkelin heiraten wollen. Warum ich?“

„Immerhin sind Sie kein Idiot“, gab Stam widerwillig zu. Er war sich gar nicht sicher, ob er einen Schwieger-Enkel haben wollte, der das Zeug dazu hatte, sich ihm zu widersetzen.

„Das hoffe ich zumindest nicht“, sagte Eros in ruhigem Tonfall, aber sein Verstand arbeitete mit Hochgeschwindigkeit, um die neuen Informationen zu verarbeiten. „Eine alleinerziehende Mutter?“ Er spielte auf Zeit.

„Ja, ist ein toller Junge, mein Urenkel.“ Stam konnte den Stolz in seiner Stimme nicht verbergen. Seine beiden Söhne waren tot, und der Anblick dieses kleinen Kindes hatte sein verhärmtes, altes Herz erweicht. „Er braucht eine Vaterfigur, denn wer kann schon sagen, wie viele Jahre mir noch bleiben?“

„Sie scheinen bei bester Gesundheit zu sein“, murmelte Eros trocken. „Aber Sie haben mir immer noch nicht erklärt, weshalb Sie ausgerechnet mich für diese Rolle ausgewählt haben.“

„Und Sie haben noch nicht verkündet, wie viel Sie zu opfern bereit sind, um diese Insel wiederzuerlangen“, konterte Stam ruhig. „Und ich kann Ihnen versichern, dass Sie Trilis niemals bekommen werden, wenn Sie meine Enkelin nicht heiraten.“

„Dann scheinen wir das Ende unserer Verhandlung erreicht zu haben“, erwiderte Eros ruhig und stand mit der kraftvollen Anmut eines Sportlers auf. „Ich habe keine Lust, wieder zu heiraten, und der Verlust meiner Freiheit ist ein zu hoher Preis für diese Insel.“

Stam stieß ein hönisches Lachen aus. „Auch wenn mein Urenkel Ihr leiblicher Sohn ist?“

Die beiden Worte ließen Eros erstarren. Leiblicher Sohn? In seinen markanten, gebräunten Zügen spiegelte sich ein ungläubiger Ausdruck. „Unmöglich! Ich habe keine Kinder!“

Angewidert musterte Stam ihn. Sollte er etwa glauben, dass Eros damals keine Ahnung von Winnies Schwangerschaft gehabt hatte? „Winnie Mardas. Sie erinnern sich an sie?“

„Winnie?“, wiederholte Eros Nevrakis fassungslos. „Sie ist Ihre Enkelin?“

Eros wirkte verblüfft, fing sich aber gleich wieder. „Und Sie behaupten. Winnie hätte ein Kind von mir bekommen? Dass ich einen Sohn habe?“

„Ganz genau“, bestätigte Stam. „Natürlich können Sie Ihre eigenen DNA-Tests durchführen, wenn Sie wünschen. Mich interessiert bloß, dass Sie Winnie heiraten, ohne ihr zu sagen, dass ich mich eingemischt habe. Ist das klar?“

Nichts war Eros in diesem Moment klar. Er befand sich in einem Schockzustand zwischen Wut und Empörung. Vor zwei Jahren hatte er Winnie zum letzten Mal gesehen, und sie hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sie schwanger war. Sie war einfach verschwunden und hatte sich nie wieder gemeldet.

Dabei hatte jeder Mann ein Recht darauf, zu erfahren, dass er Vater wurde! Oder etwa nicht? Die erste Person, an die Eros sich wenden würde, war definitiv ein Anwalt!

„Eros? Haben Sie verstanden, was ich sagte?“

„Ist sie hier? Hier in Griechenland?“, stieß Eros zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

„Leider nein, sie lebt in London, genau wie ihre Schwestern. Ich kann Ihnen die Adresse geben.“

„Ich bitte darum“, erwiderte Eros knapp.

„Allerdings dürfen Sie nicht verraten, dass Sie die Adresse von mir bekommen haben“, warnte ihn Stam, während er ihm einen vorbereiteten Zettel mit Kontaktdaten reichte. „Kein Wort von dem, worüber wir uns unterhalten haben!“

„Sie wollen den Zirkusdirektor spielen und auf den Applaus verzichten?“, erkundigte sich Eros ironisch. „Das kann ich Ihnen nicht versprechen.“

Trotz seiner gut siebzig Jahre schoss Stam kraftvoll von seinem Stuhl hoch und lehnte sich über den Schreibtisch. „Wenn Sie ihr gegenüber unser Treffen erwähnen, werde ich Sie vernichten!“, drohte er dem jüngeren Mann. „Und Sie wissen genau, dass das in meiner Macht steht.“

„Aber Sie kennen mich nicht.“ Eros war vollkommen gleichgültig, ob Stam Fotakis ihn für hochmütig hielt. Der alte „Bulle“ hatte zugegebenermaßen großen Einfluss in der Geschäftswelt, aber Eros war selbst ein Milliardär mit ebenso mächtigen Freunden und Verbündeten. Er war zuversichtlich, dass der ältere Mann ihm nichts anhaben konnte.

Stam bedachte ihn wegen seiner Respektlosigkeit mit einem vernichtenden Blick. „Ein verheirateter Mann, der mit einer seiner Hausangestellten ins Bett geht? Ich kenne Sie gut genug. Sie haben Winnie ausgesucht, weil sie arm und machtlos war und aus Angst vor einer Entlassung wohl kaum indiskret geworden wäre. Sie haben meine Enkelin zu Ihrer Gespielin gemacht und sie für schäbige Wochenenden in Ihr Landhaus gebracht. Ich weiß ganz genau, mit was für einem Mann ich es zu tun habe: mit einem betrügerischen, manipulativen Bastard!“

Eros warf mit einem Ruck den Kopf zurück. „Und trotzdem wollen Sie, dass ich Winnie heirate?“

„Damit mein Urenkel legitimiert wird“, schloss Stam verbittert. „Sie holen sich damit Ihre kostbare Insel zurück. Ich erwarte nicht, dass Sie bei Winnie leben oder mit ihr zusammenbleiben. In der Tat hat sie langfristig einen besseren Ehemann als Sie verdient.“

Wutentbrannt machte Eros auf dem Absatz kehrt und schritt hocherhobenen Hauptes aus dem Raum, während er im Stillen Winnie und ihren unmöglichen Großvater verfluchte.

Wie konnten die beiden es wagen? Wie konnten sie so tun, als wäre er machtlos und hätte keine Rechte als Vater? Ihm das Gefühl vermitteln, dass er keinen Wert als Elternteil hatte? Dass er in ihren Augen eher einen negativen Einfluss auf sein eigenes Kind haben würde? Sie würden für diese Beleidigungen bezahlen! Auf die eine oder andere Weise würden sie beide bezahlen, das schwor sich Eros bei allem, was ihm heilig war.

Und dann noch die Andeutung, er würde sein Hauspersonal wie ein schmieriger Widerling bedrängen! Winnie war nie seine Geliebte gewesen. Eros war während seiner Ehe mit Tasha nie untreu geworden. Er hatte seit Jahren im Zölibat gelebt, und dann war Winnie aufgetaucht und irgendwie …

Seine Zähne knirschten, so heftig mahlte er mit dem Kiefer, als die Erinnerungen an Winnie Mardas erwachten. Die Geschichte mit Winnie war ein Fehler gewesen, menschlich zwar, aber immer noch wahnsinnig falsch. Das wusste er sehr gut. Die Versuchung war zu groß gewesen … und hatte so erschütternde Konsequenzen gehabt.

Er hatte ein Kind. Und er wusste noch nicht einmal, wie sein Sohn hieß! Im Kopf rechnete Eros eilig nach und stellte fest, dass sein kleiner Junge noch keine zwei Jahre alt sein konnte. Ein Kleinkind. Eine Welle der Erleichterung überfiel ihn. Für ein Kind war dieses Alter keinesfalls zu spät, um seinen Vater zum ersten Mal zu treffen.

Ja, es hätte schlimmer kommen können, das musste er zugeben. Aber nicht viel schlimmer … Immerhin drohte ihm Stam Fotakis ganz offen und versuchte, ihn in eine Ehe zu treiben, obwohl er gerade erst einer unklugen Verbindung entkommen war. Sein Kind war ihm fremd, die Mutter seines Kindes ebenfalls und ihr Verhalten war absolut unverzeihlich.

Und das ganze chaotische Fiasko war auf nur einen einzigen Fehler zurückzuführen: Eros’ mangelhafte Selbstbeherrschung, wie er widerwillig zugeben musste.

Früher einmal hatte er naiv zugestimmt, eine junge Frau zu heiraten, die er weder liebte noch begehrte, nur um einem sterbenden Mann einen Gefallen zu tun, der sich Sorgen um die Zukunft seiner Tochter gemacht hatte. Aber es war keine echte Ehe gewesen. Er hatte nie das Bett mit Tasha geteilt, hatte nie mit ihr in demselben Haus gelebt.

Während ihrer sogenannten Ehe hatten sie völlig getrennte Leben geführt. Er hatte quasi alle Einschränkungen akzeptiert, ohne irgendwelche Vorteile zu genießen. Und dann war Winnie in sein Leben getreten, und Logik, Ehrgefühl und Zurückhaltung waren fast augenblicklich vergessen gewesen.

Stam Fotakis musterte kopfschüttelnd sein leeres Büro. Zum ersten Mal in seinem Leben war er sich nicht ganz sicher, wie ein geschäftliches Treffen eigentlich verlaufen war. Zu seinem Vorteil oder eher nicht?

Es ging nur um ein Geschäft, erinnerte er sich beruhigend. Aber der junge Nevrakis war wie ein Feuerwerk explodiert, viel energischer, als Stam es nach sorgfältiger Recherche seines Gegners erwartet hatte. Er hatte noch nie einen so wütenden Mann gesehen, der gleichzeitig dermaßen eisern an seiner Selbstkontrolle festhielt. Angenommen, er ließ seine Wut an Winnie aus?

Kalte Angst befiel Stam, als er nach dem Telefon griff, um mit den Leibwächtern seiner Enkelin zu sprechen. Die Mädchen hatten von dieser Sicherheitsmaßnahme keine Ahnung, aber jeder ihrer Schritte in London wurde sorgfältig beobachtet. Möglicherweise musste diese Überwachung in naher Zukunft ein wenig deutlicher sichtbar werden, dachte Stam besorgt.

Nevrakis war nicht über den Weg zu trauen.

„Also, unser Großvater ist komplett verrückt“, fasste Vivi zusammen. Ihr kupferfarbenes Haar, das glatt war wie Seide, umrahmte ihr lebhaftes Gesicht, während sie über den Küchentisch hinweg ihre Schwestern anblickte. „Was bedeutet das jetzt für uns?“

„Was wir machen, haben wir doch selbst in der Hand.“ Winnie strich sich die brünetten Strähnen über die Schultern zurück und band sie anschließend zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Niemand kann uns zu irgendetwas zwingen.“

„Stimmt. Aber Grandad ist unsere einzige Möglichkeit, an das Geld zu kommen, das wir dringend brauchen“, schloss Zoe mit gewohnter Pragmatik. „Kein anderer würde uns dabei helfen, das Zuhause von John und Liz zu retten. Wir haben uns ja schon erfolglos um einen Kredit bemüht.“

Diese Tatsache brachte alle drei erst einmal zum Schweigen.

Winnie nahm ihren Jungen auf den Schoß, und Teddy lehnte sich müde mit geschlossenen Augen gegen sie. Sein kleines Gesicht war vollkommen entspannt.

Es war leichter gesagt als getan, die Spielchen ihres Großvaters zu ignorieren. Doch Zoe hatte absolut recht damit, ihre Schwestern an das eigentliche Problem zu erinnern. In Wahrheit hatte keine der drei Schwestern eine richtige Wahl. So freundlich, wie es einem schwerreichen Tyrannen eben möglich war, hatte Stam Fotakis verkündet, dass er gern dazu bereit war, seine Hilfe anzubieten. Aber diese finanzielle Hilfe hatte ihren Preis, und den waren sie vielleicht nicht bereit zu zahlen.

Und warum brauchten sie diese finanzielle Hilfe überhaupt?

Ihre Pflegeeltern, John und Liz Brooke, deren Fürsorge das Leben der Schwestern verändert und sie als Familie zusammengehalten hatte, steckten in großen finanziellen Schwierigkeiten. Als Winnie erfuhr, dass John und Liz innerhalb weniger Tage ihr altes Bauernhaus und auch die Pflegekinder, die sie dort betreuten, verlieren könnten, hatte sie die Warnung ihres längst verstorbenen Vaters ignoriert und sich mit einem Bettelbrief an ihren wohlhabenden Großvater gewandt.

Stam Fotakis hatte ihren verstorbenen Vater Cy ohne einen Cent vor die Tür gesetzt, als der kaum mehr als ein Teenager gewesen war. Cy hatte sich daraufhin vollständig von seiner Familie abgewandt und den Mädchennamen seiner Großmutter angenommen, was natürlich bedeutete, dass Winnies Großvater weder seinen Sohn noch dessen Kinder ausfindig machen konnte.

Die Eltern der Mädchen waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Winnie gerade acht Jahre alt gewesen war. Sie konnte sich immer noch an ihre Eltern erinnern. Ihre jüngere Schwester Vivi hatte kaum eine Erinnerung an sie, und Zoe, damals noch ein Kleinkind, gar keine.

Aber alle drei Frauen waren sich darüber im Klaren, dass die Familie Brooke sie gerettet hatte, als sie in größter Not gewesen waren. John und Liz hatten ihnen die Pflege und Unterstützung zukommen lassen, die sie nach dem tragischen Verlust ihrer Mutter und ihres Vaters in der staatlichen Pflege lange Zeit vermisst hatten. Winnie war aus einem Pflegeheim herausgeholt worden, in dem die Kinder körperlich misshandelt worden waren, und als Erste zu ihnen gekommen. Dank Johns und Liz’ Recherchen und Beharrlichkeit hatten dann schließlich alle drei Schwestern in ihrem Zuhause wieder zueinander gefunden.

Von diesem Zeitpunkt an hatte sich ihr Leben schlagartig verbessert. Nach und nach hatte ein glückliches Familienleben die traumatisierten Geschwister von den Schrecken der Vergangenheit kuriert. Dafür konnten sie John und Liz gar nicht genug danken. Auch wenn die beiden die Mädchen nie offiziell adoptiert hatten, waren sie doch eine Familie geworden. Sie behandelten die drei wie eigene Töchter und hatten sie bei jedem Schritt bis ins Erwachsenenalter ermutigt und unterstützt.

„Das stimmt.“ Vivi sprach leise und mit Bedacht. „Die Bank können wir vergessen. Also kommen wir nur an das benötigte Geld, wenn wir zustimmen, die Männer zu heiraten, die unserer verrückter Opa handverlesen hat. Es ist ihm eben sehr wichtig, dass seine Enkelinnen den Bund fürs Leben mit geeigneten Männern eingehen.“

„Er hat gesagt, es müssten keine echten Ehen sein“, erinnerte Winnie sie. Allerdings wollte sie nicht heiraten, auch nicht dann, wenn es nur um ein Stück Papier und einen Ring an ihrem Finger ging. Für sie kam nicht einmal eine Scheinehe infrage!

Als sie ihren Großvater zum ersten Mal kontaktiert hatte, musste sie Dokumente vorlegen, um ihre Identität zu beweisen. Knapp eine Woche später waren sie, ihre Schwestern und ihr kleiner Sohn für einige Tage mit einem Privatjet nach Griechenland eingeflogen worden. Der immense Reichtum ihres Großvaters und sein riesiges Anwesen hatten sie verblüfft, und seine Großzügigkeit hatte ihn sympathisch erscheinen lassen … bis er seine Bedingungen genannt hatte, die an das Geld geknüpft waren, mit dem sie Johns und Liz’ Lebenstraum retten wollten.

Von den drei Schwestern war Winnie von diesem Umstand am meisten empört gewesen. Besonders, weil sie fand, dass Stam Fotakis den Pflegeeltern ebenfalls eine Menge schuldete. Immerhin hatte er sich bitter darüber beklagt, was für eine unglückliche Kindheit seine Enkelinnen im Heim hatten erleiden müssen. Moralisch gesehen war es nur fair, wenn er John und Liz Brooke zum Dank für ihren selbstlosen Einsatz unterstützte.

Aber offensichtlich sah ihr Großvater das anders. Sicher, er war aufrichtig begeistert gewesen, als er von der Existenz seiner Enkelkinder erfuhr, und sehr dankbar, dass John und Liz ihnen solch eine wundervolle Fürsorge hatten zukommen lassen. Dennoch bestand er auf seinen sonderbaren Konditionen …

Winnie hatte ihre sentimentalen Erwartungen und unrealistischen Hoffnungen in Bezug auf ihren Großvater sofort bereut. Immerhin war dies derselbe Mann, der seinen eigenen Sohn aus dem Haus geworfen hatte, nur weil dieser sich weigerte, an der Universität Betriebswirtschaft zu studieren. Und der alte Mann hatte seine harte Entscheidung in all den Jahren nicht mal bereut.

Wieso sollte er sich also inzwischen geändert haben? Er wollte, dass seine Enkelinnen alle mit standesgemäßen Männern verheiratet wurden und in die gesellschaftliche Position zurückkehrten, die er als das Geburtsrecht eines jeden Fotakis betrachtete. Winnie vermutete, dass ihm ihr Lebensweg und der ihrer Schwestern fürchterlich unangenehm war.

Ihren Sohn Teddy hatte er zwar augenblicklich ins Herz geschlossen, war aber entsetzt gewesen, dass Winnie unverheiratet war. Es hatte ihn gleichermaßen schockiert, von dem schrecklichen Skandal zu erfahren, in den Vivi unschuldig verwickelt worden war. Tatsächlich konnte man Stam Fotakis nicht gerade als modernen, aufgeschlossenen Mann bezeichnen. Er fand, dass Frauen zuerst sicher unter der Haube sein sollten, bevor sie Kinder bekamen, und dass ihre Namen höchstens dann in einer Boulevardzeitung erscheinen durften, wenn sie auf einer Veranstaltung ein besonders hübsches Kleid getragen hatten.

Winnie verzog das Gesicht. Sie hatte ja selbst immer geglaubt, dass sie heiraten würde, bevor sie ein Kind bekam, aber das Schicksal hatte ihr leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Inzwischen war sie um einiges klüger. Sich in den falschen Mann zu verlieben, konnte in einer Katastrophe enden, und das hatte Winnie am eigenen Leib erfahren müssen.

Nie hätte sie auch nur vermutet, dass Eros in festen Händen war, dieses Detail hatte er ihr wohlweislich vorenthalten. Bis sie eines Tages Besuch von seiner Ehefrau Tasha bekommen hatte. Winnie brach immer noch der kalte Schweiß aus, wenn sie sich an diesen schrecklichen Tag zurückerinnerte.

Dieses Erlebnis hatte sie gezwungen, sehr schnell erwachsen zu werden und die Kraft aufzubringen, den Mann zu verlassen, den sie liebte.

„Ich muss mich für die Arbeit fertig machen.“ Winnie seufzte und erhob sich von ihrem Platz.

Zoe stand ebenfalls auf. „Gib mir Teddy“, sagte sie. „Ich werde ihn ins Bettchen legen, dann kannst du losgehen, ohne dass er es merkt.“

Ihre Schwester Zoe war genauso zierlich wie Winnie, nur mit dem goldblonden Haar ihres Vaters. Von ihrem Großvater wusste Winnie, dass sie selbst offenbar stark ihrer Großmutter ähnelte, die eine arabische Prinzessin gewesen war.

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
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