Digital Star "Hot Romance" - Lori Foster

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STUNDEN WIE IM RAUSCH

Die Frau im Kostüm einer Haremsdame ist die Sensation auf dem Maskenball! Dem smarten Anwalt Tyler gelingt es, die schöne Unbekannten zu erobern und Stunden wie im Rausch mit ihr zu verbringen. Wer aber ist dieses bezaubernde Geschöpf nur?

JA - IMMER WIEDER JA

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ZU HEIß FÜR DIE LIEBE?

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SPIELE AM NACHMITTAG!?

Im heißen Fieber der Begierde klammern sich Maddie und Max aneinander. Beide haben ihre Umgebung völlig vergessen - die Aktenschränke und ungeöffneten Kartons. Völlig ihrer Lust ausgeliefert, stehen sie im Hinterzimmer des Buchladens von Max‘ Schwester. Und das Schlimmste: Der Laden ist geöffnet! Oder macht gerade das ihre Sexspiele noch aufregender? Keine Sekunde denkt Maddie mehr daran, dass ihr Verlobter Troy sie verlassen hat. Jetzt zählen nur Max‘ fordernde Küsse. Nie soll dieses Feuer der Leidenschaft verlöschen! Doch plötzlich klingelt die Türglocke...


  • Erscheinungstag 14.04.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733773939
  • Seitenanzahl 1136
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Lori Foster

Digital Star "Hot Romance" - Lori Foster

IMPRESSUM

Stunden wie im Rausch erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© by Lori Foster
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Umschlagsmotive: abezikus/Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733743109

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. KAPITEL

„Du kannst nicht ewig ein Feigling sein!“

Carlie lachte trotz ihrer Nervosität. „Hör auf, mir zuzusetzen, Brenda. Du wirst mich nicht dazu bringen, mich in diesem Aufzug ins Gewühl zu stürzen!“

„Stürzen? Du bist bereits zehn Minuten zu spät.“ Carlie hatte hinter dem Haus geparkt, in sicherer Entfernung vom Strom der Besucher auf dem Weg zur Party. Bunte Lichterketten beleuchteten den Pool und das Poolhaus, obwohl das Wetter viel zu kühl zum Schwimmen war.

„Das ist deine Schuld. Was hast du dir bloß dabei gedacht, ein Kostüm auszusuchen, das so … so …“ Carlie fand gar keine Worte, um das knappe Haremskostüm zu beschreiben, das ihre beste Freundin für sie ausgesucht hatte. Wenn sie schon unbedingt zu Brendas alberner Halloweenparty gehen musste, hätte sie sich als Kürbis oder Hexe verkleiden können oder als was auch immer. Doch niemals hätte sie selbst ein solch freizügiges Kostüm gewählt.

„Na und? Du siehst fantastisch aus. Was ist so schlimm daran? Ich möchte, dass du heute Abend Spaß hast. Geh einfach mal ein bisschen mehr aus dir heraus, und misch dich unters Volk. Rede mit den Leuten.“

„Mit den Männern, meinst du?“ Carlie schüttelte den Kopf. „Ich bin keine Einsiedlerin, Brenda. Meine Schüler und die Arbeit in der Schule beschäftigen mich mehr als genug.“ Noch einmal schaute sie zweifelnd an sich herab. „Was hast du dir bloß dabei gedacht?“

„Du sagtest, du hättest keine Zeit, dir selbst ein Kostüm auszusuchen.“ Brenda zog die Schultern hoch. „Im Übrigen gibst du eine sehr verführerische Haremsdame ab. Die Junggesellen auf der Party werden dir keine Ruhe lassen. Und dir wird es guttun, einzusehen, wie attraktiv du sein kannst, wenn du dich nicht hinter diesen scheußlichen Faltenröcken und Jacketts versteckst.“

Carlie stöhnte innerlich. Sie fühlte sich alles andere als attraktiv. „Zur Schau gestellt“ war eher der richtige Ausdruck dafür. Vor allem jedoch kam sie sich absurd und lächerlich vor. „Und welche Junggesellen hast du eingeladen, wenn ich fragen darf?“

Brenda winkte ab. „Du kennst sie alle, glaube ich. Jasons Partner, einige Nachbarn, Freunde … und Tyler.“

Carlie erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, dann runzelte sie die Stirn. „Tyler Ramsey geht auf ein Kostümfest? Ich hätte nicht gedacht, dass dein berüchtigter Schwager sich dafür hergibt, zu einer derart …“

„Mach dich nicht über meine Party lustig, Carlie.“

„Das tue ich auch nicht. Ich dachte bloß, elegante Banketts in teuren Hotels wären mehr sein Stil.“ Carlie konnte sich Tyler nicht verkleidet vorstellen. Er wirkte immer so korrekt … und hatte stets eine sehr kultivierte, sehr elegante Frau an seinem Arm.

„Tyler ist gekommen, weil Jason ihn eingeladen hat und er seinen Bruder nie enttäuschen würde. Du weißt, wie nahe sie sich stehen.“ Brenda schüttelte den Kopf. „Weißt du, im Grunde genommen seid ihr beide euch sogar ähnlich.“

Carlie wandte sich ab. „Du träumst, Brenda. Wir leben in zwei völlig verschiedenen Welten.“

„Du verstehst Tyler eben nicht. Auch er hatte eine harte Jugend.“ Rasch berührte sie Carlies Arm. „Aber wenigstens war Jason immer für ihn da.“

„Mein Bruder führte sein eigenes Leben“, sagte Carlie. „Und er hatte ganz recht, meine Probleme waren halt nicht die seinen.“

„Jason würde Tyler niemals abweisen, wenn er Hilfe brauchte.“

„Jason ist ein wunderbarer Mensch. Aber er und Tyler haben kaum etwas gemeinsam.“

„Heute vielleicht nicht mehr, aber früher schon“, erklärte Brenda grinsend. „Bis Jason mir begegnete. Ich glaube, bei Tyler würde es genauso sein. Wenn er jemanden fände, den er lieben könnte …“

Carlie versteifte sich. „Das dürfte ihm schwerfallen, Brenda, solange er seine Beziehungen beendet, bevor er Gelegenheit hat, eine Frau richtig kennenzulernen.“

Brenda schaute Carlie belustigt an. „Du scheinst aber sehr genau über meinen jungen Schwager informiert zu sein!“

„So jung ist er nicht“, entgegnete Carlie und errötete, weil sie sich ertappt fühlte. „Ich meine, er ist ein erwachsener Mann. Mindestens Anfang dreißig … ach, vergiss es.“

„Tyler ist in Ordnung, Carlie. Mag sein, dass er es nie lange mit derselben Frau aushält, aber das liegt daran, dass die Frauen, mit denen er zusammenkommt, sich nur für seinen gesellschaftlichen Status und seine dicke Geldbörse interessieren. Tyler glaubt, er wolle solch lockere Beziehungen, aber ich weiß, dass er nicht glücklich damit ist.“

Carlie hatte das Gefühl, als ob es eher Tylers Aussehen und sein Charme waren, was ihn in den Augen der Frauen interessant erscheinen ließ, aber sie sagte nichts. Brenda sollte nur nicht auf die Idee kommen, dass sie vernarrt in Tyler war.

„Du brauchst Tyler nicht zu verteidigen, Brenda“, meinte sie beschwichtigend. „Was er tut, ist seine Sache.“

„Na schön. Könnten wir dann endlich ins Haus gehen? Ich glaube, es fängt gleich an zu regnen.“

Carlie schaute zum dunklen Himmel und roch die Feuchtigkeit in der Luft. „Geh schon vor, Brenda. Ich komme gleich nach.“

Brenda zögerte, dann nickte sie. „Lass nur nicht zu lange auf dich warten.“

Zu lange? Carlie fragte sich, ob eine Stunde wohl zu lange wäre. Sie hatte wirklich keine Lust, hineinzugehen, obwohl sie sicher war, dass niemand sie erkennen würde. Wer würde in diesem gewagten Kostüm schon Carlie McDaniels, die altjüngferliche Grundschullehrerin, vermuten? Selbst ihr Haar und ihre Augenfarbe waren anders, dank der Perücke und der getönten Kontaktlinsen.

Sie benahm sich wie ein Feigling, das stimmte schon, aber zwei lange Jahre waren seit ihrer Scheidung vergangen, und obwohl das genug Zeit gewesen war, ihre Unabhängigkeit zu erlangen und Ordnung in ihrem Leben zu schaffen, hatten diese beiden Jahre nicht ausgereicht, um ihr Selbstvertrauen als Frau wiederherzustellen. Brenda bezeichnete Carlie als attraktiv und reizvoll, aber Carlies Mann hatte etwas ganz anderes behauptet.

Hastig verdrängte sie die bedrückenden Erinnerungen, nahm ihren ganzen Mut zusammen und wandte sich zur Eingangstür. Sie würde Brenda den Gefallen tun, ungefähr eine Stunde zu bleiben, um dann still und leise wieder zu verschwinden. Der Gedanke an ihr kleines, ordentliches Haus, wo niemand auf sie wartete, erschien ihr plötzlich sehr verlockend.

Tyler Ramsey hasste Partys.

Während er sich leicht belustigt umschaute, war er bemüht, nicht allzu gelangweilt zu erscheinen. Es war immer dasselbe – die Spielchen und die Anmache. Mehrere Frauen, die allein erschienen und ganz offensichtlich auf Männerjagd waren, musterten ihn mehr oder weniger unverhohlen, seit er das Haus betreten hatte. Eine Kleopatra, eine Elfe, ein Indianermädchen – sie alle spielten ihre Rollen tadellos. Es war sein Ruf, was sie an ihm reizte, das war ihm klar. Das Komische daran war nur, dass das meiste, was über ihn getuschelt wurde, gar nicht stimmte.

Sich abwendend, fragte er sich, warum er sich von Brenda zur Teilnahme an der Party hatte überreden lassen. Sicher, er langweilte sich und wusste nichts Rechtes mit sich anzufangen; er brauchte ein bisschen Aufregung und jemanden, der ihn zum Lachen brachte …

Sein Bruder lachte sehr viel in letzter Zeit.

Nicht etwa, dass Tyler eine feste Bindung gesucht hätte. Er war noch keiner Frau begegnet, mit der er den Rest seines Lebens hätte verbringen wollen. Jason konnte sich glücklich schätzen, dass er Brenda gefunden hatte. Doch Frauen wie sie waren rar. Im Haus wimmelte es nur so von Frauen, aber keine vermochte seine Neugier zu erwecken. Sie waren alle gleich. Sie lachten, flirteten, tranken. Ihr Verhalten war in jedem Punkt berechnet und vorhersehbar.

Viele hatten ihn zu seinem Piratenkostüm beglückwünscht und ihm versichert, dass er sehr sexy darin wirkte. Alle wussten, wer er war, weil er keine Maske trug und auch nicht geschminkt war wie die anderen Gäste. Seine einzige Konzession war eine Augenklappe, die er schräg über dem linken Auge trug. Ein weites weißes Hemd und eng anliegende schwarze Hosen vervollständigten das Kostüm. An einem breiten Gürtel um seine Hüfte hing ein Schwert, und er trug schwarze Stiefel, die ihm bis an die Knie reichten.

Gelangweilt setzte er sich auf einen Stuhl und beobachtete teilnahmslos das bunte Treiben um sich herum. Eine blonde Walküre kam zu ihm hinüber und setzte sich mit einem wissenden Lächeln auf seine Knie. Er kannte dieses Lächeln. Es gehörte seiner Exgeliebten, Valerie, und war ein Lächeln, mit dem sie ihre Absicht kundtat. Früher hätte er entsprechend darauf reagiert, doch jetzt löste es nur Gereiztheit in ihm aus. Als sie sich vorbeugte, zwang er sich zu einem höflichen Gesichtsausdruck. Sie hatten eine kurze Affäre miteinander gehabt, die auf Valeries ausdrücklichen Wunsch hin frei von gegenseitigen Verpflichtungen war, und dann hatte sich die Sache im Sand verlaufen.

Valerie hatte einen Mann gewollt, der die Spielregeln kannte, sich das Beste leisten konnte und in bestimmten Kreisen verkehrte – in ihren Kreisen. Sie hatte seinen Sportwagen geliebt, seine gesellschaftlichen Beziehungen und den Sex mit ihm. In dieser Reihenfolge.

Er hatte jemanden gebraucht, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte und der ihm Zerstreuung von seinen Pflichten als Anwalt und der Leere seines privaten Lebens bot. Doch nun war es vorbei.

Er wusste das. Warum wusste sie es nicht?

„Erkennst du mich nicht, Tyler?“

Da auf dem Stuhl kein anderer Platz für seine Hände war, legte er eine Hand auf Valeries Rücken, die andere auf ihren nackten Oberschenkel. „Natürlich. Du bist eine schöne norwegische Göttin.“ Sein legendärer Charme siegte wieder einmal über seine Ungeduld.

Valerie lachte kehlig. „Und du gibst einen sehr glaubwürdigen Piraten ab. Hast du vor, das Haus zu plündern und dich mit weiblichen Gefangenen davonzumachen?“

Tyler war nicht nach Spielchen zumute, und so entschied er sich zu einer Lüge. „So ist es, Sweetheart.“

Schmollend strich sie mit den Fingern durch sein Haar. „Du bist sehr begehrenswert heute Abend, Tyler …“

Er musste sich zusammennehmen, um nicht die Augen zu verdrehen, und der Gedanke, in sein leeres Haus zurückzukehren, erschien ihm auf einmal gar nicht mehr so reizlos.

Als er aufschaute, sah er Brenda, seine Schwägerin, an der Küchentür stehen, wo sie mit einem Mann sprach, der wie ein römischer Soldat gekleidet war. Tyler wollte schon aufstehen, um die Party zu verlassen, als Brenda sich plötzlich mit erwartungsvoller Miene in Richtung Küche umdrehte. Ein hingerissenes Lächeln erschien auf ihren Zügen, und der Römer neben ihr ließ fast sein Glas fallen.

Zum ersten Mal an diesem Abend erfasste Tyler Spannung. Er starrte auf die Küchentür und wartete. Brenda schien plötzlich ungemein begeistert, und er fragte sich, warum. Sie wirkte auf einmal so durchtrieben wie die Fee, als die sie sich verkleidet hatte.

Indem er sich behutsam aus Valeries Umklammerung befreite, erhob sich Tyler neugierig, so vertieft in seine Beobachtungen, dass er Valeries Protest nicht hörte. Sein Blick war auf die Küchentür gerichtet.

Und da sah er sie.

Die Frau, die unsicher neben Brenda stand, schien sich der Bewunderung, die sie erregte, nicht einmal bewusst zu sein. Sie war bezaubernd.

Dunkles Haar fiel ihr in weichen Wellen auf die Schultern, und ihr Kostüm ließ wenig Raum für Fantasie. „Üppig“ war der erste Gedanke, der Tyler bei ihrem Anblick kam.

Sie war nicht dünn, aber ihre Kurven befanden sich an den richtigen Stellen; ihre langen Beine waren wohlgeformt und malten sich verführerisch unter den durchsichtigen Haremshosen ab. Ihre Taille war schlank, ihr Nabel ein heller Schatten in der sanften Wölbung ihres Bauchs. Ihre Schultern, straff und breit für eine Frau, waren stolz gereckt, trotz ihres offenbaren Zögerns; ihre Brüste waren voll, hoch angesetzt und fest. Eine Maske bedeckte ihr Gesicht von der Nase bis zum Haaransatz. Aber das kümmerte Tyler nicht.

Sie beugte sich nun vor und flüsterte seiner Schwägerin etwas zu, worauf Brendas Lächeln verblasste und sie sich hilfesuchend im Raum umschaute. Ihr Blick erfasste Tyler, und als sie seine hingerissene Miene sah, wandte sie sich wieder zu der Haremsdame um, woraufhin diese Tyler ansah.

Selbst aus der Entfernung, die sie trennte, spürte er die Nervosität der Frau. Sie schien verblüfft und ein wenig verärgert über sein Interesse und sah so aus, als ob sie jeden Augenblick die Flucht ergreifen würde.

Tyler lächelte nicht, als er seine Augenklappe abnahm und langsam auf die Frau zuging. Mit großen Augen und scheinbar unfähig, sich zu rühren, schaute sie ihm entgegen. Als er sich ihr näherte, fiel ihm auf, dass ihre Augen von einem unnatürlich starken Blau waren. Kontaktlinsen? Als Teil ihres Kostüms?

Neugier erfasste ihn.

Als ihn nur noch wenige Schritte von ihr trennten, trat Valerie ihm in den Weg.

Er warf ihr einen gereizten Blick zu. „Ich muss gehen.“

„Tyler, warte! Ich möchte mit dir reden.“ Ihre Hand glitt seinen Arm hinauf; ihre Stimme senkte sich zu einem verführerischen Schnurren. „Ich brauche einen Begleiter für morgen Abend. Für ein Bankett. Es wird sicher lustig.“

Er hatte keine Zeit für sie. Valerie kam immer dann, wenn sie etwas von ihm wollte. Ganz sicher brauchte sie ihn diesmal, um Zugang zu dem Wohltätigkeitsbankett zu erlangen. Bei Eintrittspreisen von eintausend Dollar musste sie sich ausgerechnet haben, dass einflussreiche Leute anwesend sein würden. Aber er war nicht an ihrem Vorschlag interessiert.

Kopfschüttelnd drehte er sich wieder zu der Frau im Haremskostüm um … und stellte fest, dass sie verschwunden war. Als er sich zur Küche wandte, sah er sie gerade noch aus der Gartentür schlüpfen.

Die verlockende Unbekannte war ganz offensichtlich auf der Flucht. Etwa vor ihm?

Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Es war zwar lächerlich, wie heftig dieser Impuls war, aber er handelte danach, trotz allem.

Brenda ergriff seinen Arm, als er der faszinierenden Haremsdame folgen wollte.

„Tyler! Willst du mich nicht einmal begrüßen?“

„Was?“, erwiderte er gereizt.

Brenda starrte ihn an. „Was ist los mit dir?“

„Wer war das?“

Mit erhobenen Brauen schaute Brenda sich um. „Oh, nur ein Gast.“

Tyler sah sie forschend an. „Geht sie schon wieder?“

„Nein, sie ist nur ein bisschen schüchtern. Ich musste sie überreden, heute Abend herzukommen, und jetzt hat sie Bedenken.“

„Ich wollte gerade hinausgehen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.“

Brendas Lächeln verblasste. „Es regnet, Tyler. Was willst du …“

Schon halb von ihr abgewandt, entgegnete er: „Keine Sorge, Brenda, ich verspreche dir, nicht in Schlamm zu treten.“ Damit trat er aus der Gartentür und schaute sich rasch um. Ein beleuchteter Weg führte zum Poolhaus, und dort war eine Bewegung zu erkennen.

Tylers Herz hämmerte in seiner Brust, als er mit hastigen Schritten über den nassen Pfad eilte, und seine Muskeln waren so angespannt, dass seine Bewegungen ihm brüsk und ungelenk erschienen. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er zum letzten Mal so begierig gewesen war, eine Frau kennenzulernen.

Ungeduld und Spannung beherrschten ihn, und er zwang sich, vor der Tür des Poolhäuschens haltzumachen. Den Kopf tief in den Nacken gelegt, ließ er den Regen seine erhitzte Haut abkühlen. Er übertrieb. Sie ist schließlich auch bloß eine Frau, sagte er sich beruhigend.

Aber dann dachte er an ihre großen Augen, die ihn erstaunt anblickten, und er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog.

Er legte die Hand auf den Türknauf, halb in der Erwartung, dass die Tür verriegelt war. Doch sie war offen, und Tyler blieb einen Moment stehen, damit seine Augen sich an das gedämpfte Licht gewöhnen konnten. Und da sah er sie.

Sie hatte mit dem Rücken zur Tür gestanden, eine Hand an ihrer Stirn, die andere zur Faust geballt. Aber als die Tür sich mit einem leisen Klicken hinter Tyler schloss, zuckte die Frau zusammen und drehte sich zu ihm um. Sie wich einen Schritt zurück, blieb dann jedoch abrupt stehen und starrte ihn bestürzt an.

Tyler schluckte. Er konnte ihre Nervosität und Unsicherheit spüren und war seltsam berührt. Noch nie zuvor hatte er bei einer Frau so sehr den Wunsch verspürt, ihr Trost zu spenden, sie zu beruhigen. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, sie gehalten und gestreichelt … und sie geliebt.

Mit einem tiefen Atemzug lehnte er sich mit dem Rücken an die geschlossene Tür und zwang sich zu einem Lächeln. „Hallo.“

Carlie war wie erstarrt und unfähig, sich zu rühren. Sie konnte Tylers Blick auf ihrem Körper spüren und hörte jeden seiner Atemzüge. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Er konnte sie unmöglich erkannt haben, und doch schien ihm zu gefallen, was er sah. Sie hatte noch nie einen Mann so reagieren sehen – nicht auf sie. Sie war nicht fähig, etwas zu sagen, ihre Kehle war wie zugeschnürt.

„Sie sind schön“, flüsterte er rau.

Sie traute ihren Ohren nicht. Brenda hatte ihr versichert, dass die Männer sie attraktiv finden würden, aber sie hatte ihr nicht geglaubt. Im Allgemeinen gönnte Tyler ihr niemals einen zweiten Blick, aber er hatte sie ja auch noch nie zuvor in einem solchen Kostüm gesehen.

Ja, das Kostüm war zweifellos ein Fehler gewesen.

Tyler beobachtete sie noch immer, und sie überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte. „Und Sie sehen … gefährlich aus.“

Seine Zähne blitzten, als er grinste. „Nicht sexy?“

Verwirrt schüttelte sie den Kopf und fragte leise: „Was ist aus Ihrer Begleiterin geworden?“

Er neigte den Kopf, als müsse er sich anstrengen, sie zu verstehen, und näherte sich ihr langsam. „Sie war nicht meine Begleiterin.“

Lügner, dachte Carlie. Ein Mann wie er würde nicht allein zu einer Party kommen. Ohne selbst etwas dazu zu tun, übte er eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf schöne Frauen aus. Und das war Valerie Rush ganz ohne Zweifel: schön, elegant, kultiviert und ungeheuer selbstsicher. Buchstäblich alles, was Carlie nicht war.

Warum also war Tyler ihr gefolgt? Sie war sich seiner stets bewusst gewesen, denn er war ein Mann, der nicht zu übersehen war, dunkelhaarig, charmant und liebenswürdig. Und vor allem unerreichbar. Zumindest für eine Frau wie sie.

Doch nach ihrer miserablen Ehe wollte sie auch gar keinen Mann mehr haben, nicht einmal Tyler Ramsey.

Er trat einen Schritt vor, als sie schwieg, und sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß.Tyler musterte sie so interessiert und eindringlich, dass ihr ganz anders wurde. Sie erbebte innerlich, seine männliche Ausstrahlung war ihr derart stark bewusst, dass sie sich wie beschwipst fühlte. Sie vermochte den Blick nicht von ihm abzuwenden.

Er trat einen weiteren Schritt vor.

Es regnete jetzt heftiger, die Tropfen prasselten dumpf gegen die Fenster und auf das Dach. Carlie war froh über das dämmerige Licht im Raum, das ihr die Illusion gab, sich in einem Traum zu befinden. Tyler sollte sie nicht erkennen. Noch nicht. Vielleicht sogar nie.

Ganz unvermittelt streckte er die Hand nach ihr aus, um sie gleich darauf wieder sinken zu lassen. „Kennen Sie mich?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Denn diesen ernsten, aufmerksamen Mann, der Erotik und Sinnlichkeit ausstrahlte, kannte sie tatsächlich nicht. Die ganze Atmosphäre schien erfüllt von seinem Duft, von seiner Nähe.

Sein Blick glitt erneut über ihren Körper, und dann schaute er ihr eindringlich in die Augen.

Sie wagte nicht, etwas zu sagen. Was gab es auch schon zu sagen? Es war schließlich nicht Carlie McDaniels, die sein Verhalten provozierte, sondern die Nacht, die Atmosphäre und das Geheimnisvolle der Maskerade. Wenn er erfahren hätte, wer sie war, hätte er das Interesse an ihr sehr schnell verloren. Mit dem gleichen höflichen Kopfnicken, mit dem er sie sonst auch zur Kenntnis nahm, hätte er sich abgewandt, um sein Leben fortzusetzen.

Doch so wie es war, kam Tyler weiter auf sie zu, und sie beschloss, dass sie ihm nicht offenbaren würde, wer sie war. Er würde nie herausfinden, wer sich hinter der Maske verbarg.

Sie musste gehen, musste …

Er legte die Hand auf ihren Arm. „Warten Sie. Bitte.“

Zitternd versuchte sie, sich loszureißen.

Er gab sie augenblicklich frei. „Verzeihen Sie.“ Wieder ging ein Zittern durch ihren Körper. „Sie frieren.“

Unsicher, wie sie sich verheilten sollte, wandte Carlie sich ab. Und dann war Tyler plötzlich hinter ihr, und sie fühlte sich, obwohl er sie nicht berührte, von der Wärme seines Körpers eingehüllt. Eine seltsame Hitze stieg in ihr auf und konzentrierte sich in ihrem Bauch. Das Gefühl war fremd und aufregend. Als Tylers Atem ihren Nacken streifte, erschauerte sie.

Seine Handflächen streiften ihre Schultern, linderten Kälte und Feuchtigkeit und wärmten sie. Sie verlor sich in seiner Nähe, seinem Duft.

Seine Berührung war behutsam, zaghaft fast, und als sie sich nicht regte, trat er noch näher, bis sie seine Brust an ihrem Rücken spürte und seine Schenkel an ihren. Wieder ging ein Zittern durch ihre Glieder.

Seine Finger strichen sehr sacht über ihre Arme, und nach einem tiefen Atemzug umfasste er ihre Schultern und zog sie an sich. Als er endlich sprach, klang seine Stimme rau und unsicher.

„Ich will dich … ich habe dich schon im dem Moment begehrt, als ich dich zum ersten Mal sah.“

Sie rührte sich nicht, als seine Lippen sehr sanft über ihren Nacken glitten. „Ich will dich“, wiederholte er. „Bleib bei mir.“

Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie Tyler je solche Worte in den Mund gelegt. Und nun sprach er sie aus … es war unglaublich. Als hätten sich ihre geheimsten Fantasien verwirklicht.

Sie schluckte, schloss die Augen und flüsterte: „Ich will dich auch.“

2. KAPITEL

Tyler atmete langsam aus und versuchte sich zu entspannen. Sie würde bleiben.

Er begriff weder sein eigenes Verhalten noch ihre Reaktion, wusste nur, dass er diese wundersame Schönheit nicht gehen lassen durfte. Im Gegensatz zu den anderen Frauen auf der Party hatte sie ihre Vorzüge nicht zur Schau gestellt, ja, sie schien sich ihrer nicht einmal bewusst gewesen zu sein, trotz des aufreizenden Haremskostüms, das mehr enthüllte, als es verbarg. Und selbst jetzt noch, in diesem intimen Augenblick, kam sie ihm unglaublich verwundbar vor. Und misstrauisch.

Er senkte den Kopf, atmete ihren Duft ein und strich mit der Hand über ihren nackten Bauch. Sie zuckte zusammen und wich zurück.

Erstaunt über ihre Reaktion, zwang er sich, jegliche Bewegung zu vermeiden. „Pst. Ich werde dir nicht wehtun.“ Sie verhielt sich eigenartig still, obwohl sie am ganzen Körper zitterte, und das brachte ihm zu Bewusstsein, wie unerfahren sie in Wirklichkeit noch war. Alles ergab auf einmal einen Sinn. Sie war misstrauisch, weil sie Grund dazu besaß. Zunächst verwirrte der Gedanke ihn, doch dann löste er Beschützerinstinkte in ihm aus, wie sie ihm bis dahin fremd gewesen waren. Er wollte die Frau nicht erschrecken; sie sollte ihn nicht fürchten.

Behutsam schloss er sie in die Arme. „Hab keine Angst. Ich würde dich niemals verletzen.“

In einer stummen Geste des Vertrauens legte sie ihre Hand auf seinen Arm. Etwas schnürte sich in seiner Brust zusammen. Wirklich erstaunlich, welche Reaktionen sie in ihm erzeugte. Lächelnd rieb er sein Kinn an ihrer Schläfe und drehte sie sanft zu sich um.

Als er ihr Kinn umfasste, sah er das schwache Licht im Raum in ihren großen Augen reflektiert. Langsam, fast schüchtern senkte er den Kopf und berührte ihren Mund mit seinen Lippen. Es war kein leidenschaftlicher, sondern ein sehr sanfter Kuss. Da sie nicht zu wissen schien, was sie mit ihren Händen anfangen sollte, legte sie sie ihm auf die Brust.

Mit einem leisen Stöhnen zog er die betörende Fremde noch näher. „Öffne deinen Mund“, bat er leise.

Als sie es tat, strich er mit der Zungenspitze über ihre Lippen und zog die Konturen ihres Mundes nach.

Nach einer Weile brach er die Liebkosung ab. Ihre Finger umklammerten sein Hemd, sie keuchte leise, und unwillkürlich presste er sie an sich, um sie das ganze Ausmaß seiner Erregung spüren zu lassen. Sie schien verblüfft über seine unverhohlene Begierde, und er sah, wie sie die Augen schloss. Ihre Reaktion entzückte ihn – nichts hatte ihn je zuvor so stark erregt und ihn sich so lebendig fühlen lassen wie ihre unschuldige Akzeptanz.

Ihre Maske war jedoch im Weg, und er schickte sich an, sie zu entfernen. Sofort zuckte sie zurück und schlug entsetzt die Hand vor ihren Mund.

„Ich wollte nicht …“ Tyler zögerte und schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich dachte nur … es schien mir das Richtige zu sein.“

Sie schüttelte den Kopf. „Du darfst mir die Maske nicht abnehmen.“

Verwundert zog er die Brauen hoch.

„Du sollst nicht wissen, wer ich bin.“

Er trat näher und spürte die Hitze, die sich unter seiner Haut zusammenbraute. Sie war die faszinierendste Frau, der er je begegnet war. Als er versuchte, sie dazu zu bewegen, ihn anzusehen, wandte sie sich ab. Sanft berührte er ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. „Was möchtest du?“

Sie schluckte. „Dich“, flüsterte sie und lehnte sich an ihn.

Tyler schnappte überrascht nach Luft, dann zog er sie zu einem Kuss an sich. Als seine Zunge in ihren Mund vordrang, spürte er, wie sein Verlangen sich ins Unerträgliche steigerte. Aber es war längst nicht mehr nur sein eigenes Begehren, das ihn lenkte, sondern der übermächtige Wunsch, ihr alles zu geben, was sie sich von ihm erhoffte und was sie von ihm erwartete. Sie sollte nicht bereuen, ihm vertraut zu haben.

Sie sollte überhaupt nichts zu bereuen haben.

Als er den Kopf hob, zitterte sie und umklammerte sein Hemd. Er berührte den obersten Knopf ihres knappen Jäckchens. „Meine süße geheimnisvolle Haremsdame“, sagte er heiser, und sie erschauerte, als er den ersten Knopf löste. Kaum sprang er auf, hob Tyler den Kopf, und sah sie fragend an.

Sie hielt die Hände flach neben ihren Hüften an die Wand gepresst, aber sie protestierte nicht. Tyler lächelte und senkte den Blick wieder, um das langsame Entblößen ihrer Brüste zu verfolgen.

Der zweite Knopf ging auf, und mit dem Zeigefinger strich Tyler über den Ansatz ihrer Brüste und über ihren Hals. Dann richtete er den Blick auf ihren Mund, zeichnete die Konturen ihrer Lippen nach und übte mit der Fingerspitze sanften Druck auf ihre Unterlippe aus.

Ihre Lippen teilten sich, ihre warme Zunge berührte seine Fingerspitze. Er schloss die Augen und holte tief Luft. Als er sie wieder anschaute, beobachtete sie ihn, und er beugte sich vor und küsste sie zärtlich, bevor er den Kopf senkte und den Mund zu ihrer Brust hinuntergleiten ließ.

Der dritte Knopf war noch zu, und Tyler küsste ihre unter dem Stoff verborgene Brustspitze. Sie stöhnte. Selbst durch das dünne Material konnte er ihre Körperwärme spüren, als er die zarte Knospe behutsam zwischen die Zähne nahm.

Dann sprang auch der letzte Knopf auf, und Tyler legte die Hände um ihre vollen Brüste und betrachtete sie bewundernd, bevor er die Lippen um eine ihrer rosigen Spitzen schloss. Ein lustvolles Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, und Tyler spürte, wie dieser leise Ton etwas tief in seinem Innersten anrührte.

Ihre Finger vergruben sich in seinem Haar und versuchten, ihn fortzuschieben. Anstatt sie jedoch freizugeben, ließ Tyler sich auf die Knie nieder und schlang die Hände um ihre Hüften, schmiegte mit geschlossenen Augen sein Gesicht an ihrer Haut und atmete ihren verführerischen Duft ein.

Er nahm sich die Zeit, sie mit allen seinen Sinnen zu erforschen; sie zu berühren, zu schmecken, zu riechen. Und zu sehen. Es bereitete ihm großen Spaß, sie zu betrachten, und dass er ihr offenkundig großes Vergnügen bereitete, spornte ihn noch mehr an.

Als seine Hände sich um ihren Po schlossen, erschrak sie. Ganz ohne Eile zog er ihr die Schuhe aus und streichelte bewundernd ihre schlanken Fesseln. Seine Hände glitten ihre Waden hinauf zu ihren Schenkeln, von dort wieder zu ihrem Po, und dann, ohne den Blick von ihr zu wenden, begann er ihr die Haremshose abzustreifen.

Als er ihre Verlegenheit bemerkte, beugte er sich vor und küsste ihren Nabel. Er hätte sie jetzt gern beruhigt und ihr klargemacht, wie einzigartig dieses Erlebnis für ihn war, doch im Augenblick wollten ihm nicht die rechten Worte einfallen.

Mit einer Geste gab er ihr zu verstehen, sie möge aus der Hose steigen, und nachdem sie es getan hatte, blieb sie reglos stehen, während seine Blicke bewundernd über ihren Körper glitten.

Tyler fühlte sich wie in einem erotischen Traum. Noch nie hatte eine Frau eine solche Begierde in ihm geweckt.

Als er so vor ihr kniete und zu ihr aufschaute, musste er seine ganze Selbstkontrolle aufbieten, um sie nicht im Sturm zu nehmen. Er erkannte sich selbst nicht mehr. Gefühle, die er bis dahin nie an sich erlebt hatte, übermannten ihn.

Das knappe Oberteil hing noch um ihre Schultern, aber es schmückte mehr, als dass es verbarg, und das Halbdunkel des Raums betonte die sanften Rundungen ihres Körpers und erhöhte noch ihren Reiz. Tyler konnte die dunklen Höfe ihrer Brustspitzen erkennen, ihren Nabel und das weiche Haar zwischen ihren Schenkeln. Als er sie dort berührte, spürte er, wie heiß und feucht sie war, und aufstöhnend drang er mit dem Finger in sie ein.

Sie schnappte nach Luft und umklammerte sein Handgelenk.

Er drehte seine Hand, sodass er nun ihre hielt, ergriff auch ihre andere Hand und hielt sie beide fest. Dann beugte er sich vor und begann ihre empfindsamste Stelle mit der Zunge zu liebkosen. Seine mysteriöse Geliebte wich verblüfft zurück und starrte ihn mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen an.

Tyler erhob sich langsam; sein Gesicht war stark gerötet, seine Brust hob und senkte sich erregt. Doch er bemühte sich, ganz ruhig zu wirken. „Was ist?“

Ihre Stimme klang jetzt wie ein heiseres Krächzen. „Es … du darfst es nicht …“

Da er plötzlich begriff, wie unerfahren sie noch sein musste, bedrängte er sie nicht. Doch sie sollte begreifen, wie unglaublich verführerisch sie war. „Ich verstehe, was du meinst“, erwiderte er leise, „aber ich möchte dich überall küssen.“ Er schaute ihr in die Augen und ließ nicht zu, dass sie den Blick abwandte. „Du bist so verlockend, wie eine Frau es sein sollte, und ich möchte jeden Winkel deines Körpers zärtlich berühren.“

Sie erschauerte, hob die Hand und legte sie auf seine Brust, direkt auf sein Herz, das heftig pochte. Er bedeckte ihre Hand mit seiner, während er mit der anderen sein Hemd aufknöpfte. Er spürte ihre Fingernägel, als sich ihre Hand verkrampfte. Noch nie hatte eine Frau ihn mit solch offenkundiger Neugier betrachtet, und es durchzuckte ihn heiß.

Den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, streifte er rasch die Hose ab, fand ein Kondom in seiner Hosentasche und legte das Päckchen auf den Tisch, bevor er die Hose auf einen Stuhl warf.

Als er sich wieder zu der Fremden umdrehte, erkannte er, dass sie unsicher war. Er zog sie an sich und genoss es, ihre nackte, warme Haut zu spüren. Während er ihren Hals und ihre Schultern küsste, glitten seine Hände ihren Körper hinunter, und schließlich fuhr er mit gespreizten Fingern über ihren Bauch.

Er war geduldig und behutsam, aber auch maßlos erregt. Ganz bewusst presste er seine Hüften an ihren Po und ließ sie seine männliche Erregung spüren. Sie sollte wissen, welche Wirkung sie auf ihn ausübte.

Er küsste sie, und als seine Hand schließlich das seidenweichen Haar zwischen ihren Schenkeln streifte, wich die Fremde nicht zurück. Seine Finger glitten tiefer, und sie stöhnte.

Sein Herz klopfte noch heftiger. „So ist es gut. Entspann dich, Sweetheart.“ Er drang mit einem Finger in sie ein, und sie erschauerte und stieß einen leisen Schrei aus. „Ich spüre, dass du es ebenso sehr willst wie ich“, raunte er, während er sie liebkoste, eine Hand auf ihre Brust legte und mit dem Daumen die zarte Spitze streichelte. Seine unbekannte Geliebte lehnte sich keuchend gegen ihn, und er lächelte.

Sie umklammerte seine Schenkel, ihre Finger bohrten sich in seine Muskeln. Ihre Beine versteiften sich, und ein leiser, sehnsuchtsvoller Ton entrang sich ihrer Kehle.

Am Rande der Beherrschung angelangt, hob Tyler die Frau auf und trug sie rasch zu einer schmalen Couch.

Die Fremde stöhnte laut auf, als er sie in die Arme nahm, eine Hand zwischen ihre Körper schob und sie tiefer und tiefer wandern ließ, bis er das pulsierende Zentrum ihrer Lust erreichte. Tyler schob die Frau ein wenig von sich fort, um an ihre Brüste zu gelangen, und küsste die sensiblen Spitzen. Mit jeder Sekunde geriet sein Blut mehr in Wallung, denn sie schmiegte sich mit unmissverständlichem Vergnügen seiner anderen Hand entgegen, die sie intim liebkoste. Hingerissen von der Leidenschaft seiner Haremsdame, verwöhnte er sie mit sinnlichen Liebkosungen, bis sie, von einer köstlichen Schwäche erfasst, schneller und schneller atmete. Eine sich rasch ausbreitende Woge der Lust ließ sie erschauern; sie wand sich unter ihm und hob sich ihm aufstöhnend entgegen.

Tyler beugte sich über sie, umfasste ihr Gesicht, ohne ihr die Maske abzunehmen, und küsste sie liebevoll. Sie weinte, und er streichelte liebevoll ihr Kinn und ihre bebenden Lippen.

„Es ist alles gut, Sweetheart. Beruhige dich.“

Sie schüttelte den Kopf. Mit erstickter Stimme flüsterte sie: „Ich habe noch nie …“

„Ich weiß.“ Er konnte jetzt nicht länger warten.

Indem er sich leicht von ihr entfernte, griff er nach dem kleinen Päckchen und riss es auf. Sie hielt den Blick abgewandt, ihre Brüste hoben und senkten sich noch immer vor Erregung. Aber ein schwaches, fast ehrfürchtiges Lächeln spielte um ihre Lippen, ein Ausdruck der Verwunderung, der Tyler mit tiefer Befriedigung erfüllte.

Draußen wurde Donnergrollen laut, und Tyler dachte, dass das aufziehende Gewitter seine eigenen Emotionen widerspiegelte.

Als er zu ihr zurückkehrte, küsste er sie ganz zart, und sie lächelte, öffnete die Augen und legte eine Hand an seine Wange.

Mit einer zärtlichen Geste strich er mit den Fingern durch ihr Haar. Und da fiel ihm auf, dass sie eine Perücke trug. Das Haar war zu dicht, um echt zu sein. Doch die Tatsache, dass sie sich solche Mühe gab, ihre Identität zu verbergen, erhöhte nur noch ihren Reiz. Sie war ein Rätsel, das es zu erforschen galt.

In einer stummen Bitte zog sie ihn an sich, und er schob eine Hand zwischen ihre Körper, öffnete ihre Schenkel und drang vorsichtig in sie ein. Aufstöhnend drängte sie sich an ihn, schlang die Arme um seinen Rücken und hob die Hüften. Er glitt noch tiefer in sie hinein. „Oh, das ist gut“, murmelte er rau.

Sie keuchte vor Vergnügen und presste sich an ihn. Es ist wie in einem Traum, dachte Tyler, und wünschte, dass er nie aufhören möge.

Er hatte das Gefühl, von einem rasenden Feuer verzehrt zu werden. Ein Erschauern ging durch seinen Körper, und er bemühte sich, die Kontrolle zu bewahren, aber dazu war es bereits zu spät. Während er ihr tief in die Augen schaute, packte er ihre Hände, hielt sie zu beiden Seiten ihres Körpers fest und begann sich zu bewegen.

Das Gefühl war unbeschreiblich, und es entzückte ihn, wie sie sich seinen Bewegungen anpasste, begierig, ihn noch intensiver in sich zu spüren. Sein Blick glitt zu ihren Brüsten, zu ihren harten kleinen Knospen.

Mit einem heiseren Aufschrei warf er den Kopf zurück, seine Züge waren vor Lust verzerrt. „Du … du bist einfach wundervoll“, stieß er rau hervor.

Er spürte, wie ihre Muskeln sich um ihn anspannten, spürte die Erschütterung, die durch ihren Körper ging. Ein Schrei des Triumphs entrang sich seinen Lippen, als auch er den Gipfel der Leidenschaft erreichte.

Sein Gewicht ruhte nun schwer auf ihr, und sie spürte seinen Herzschlag. Tyler streichelte sie versunken. Er fühlte sich fantastisch, war so zufrieden wie nie zuvor. Einen solchen erotischen Höhenflug hatte er noch mit keiner Frau erlebt.

Als sie sich unter ihm bewegte, stützte er sich auf die Ellenbogen und sah sie an. Sie lächelte und ihre Augen funkelten vor Glück. Aber er las auch Verwirrung in ihrem Blick und Überraschung. Plötzlich wusste er, dass er nicht wollte, dass diese Nacht je endete.

„Kannst du noch ein bisschen bleiben?“, fragte er.

Sie schnappte überrascht nach Luft.

Tyler streichelte ihre Wange. „Bitte geh noch nicht.“

Ihr Lächeln war zaghaft und unsicher, aber immerhin ein Lächeln.

Mit einem erleichterten Auflachen schlang er die Arme um sie und drehte sich, ohne sie loszulassen, auf den Rücken. Als sie sich auf die Ellbogen aufstützte, streiften ihre Brüste seinen Oberkörper.

„Hm … das ist angenehm.“ Er umfasste ihre Brüste und ließ seine Daumen über ihre zarten Spitzen gleiten, bis sie sich aufrichteten.

„Kannst du ein bisschen höher rutschen?“, murmelte er. „Ich möchte deine Brüste küssen.“

Sie erfüllte ihm den Wunsch, und er hörte, wie ihre Atemzüge wieder schneller und flacher wurden, als seine Hände ihre Hüften umspannten und sie an sich pressten.

„Ich werde dich die ganze Nacht lieben, meine Süße, und du wirst so überwältigt sein, dass du dich nicht weigern wirst, mich wiederzusehen.“ Er sagte es ganz ruhig, bevor er eine ihrer Brustspitzen zwischen die Lippen nahm, seine Zunge darum kreisen ließ und ihre Schenkel spreizte. „Du wirst nachts aufwachen und dich daran erinnern, wie ich dich berührt habe“, versicherte er ihr, drang mit einem Finger in sie ein und spürte ihr lustvolles Erschauern.

„Ich will, dass du an mich denkst“, erklärte er und liebkoste sie mit seinen Fingern, bis sie zitterte, „weil ich weiß, dass ich auch an dich denken werde.“

Tyler hielt sich an sein Versprechen und liebte Carlie bis zur beiderseitigen Erschöpfung.

Stunden später, schon lange nach Mitternacht, schlief er mit ihr in seinen Armen ein. Carlie war verblüfft über alles, was geschehen war. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich je ausgemalt, dass eine derart tiefe Befriedigung überhaupt möglich war.

Tyler lag entspannt an ihrer Seite, sein Arm ruhte auf ihrem Bauch, seine Hand auf ihrer Hüfte. Er ist sogar im Schlaf sehr attraktiv, dachte sie.

Natürlich würde er nie die Wahrheit erfahren. Sie würde sich in Grund und Boden schämen, wenn er je erführe, dass er mit der unscheinbaren Freundin seiner Schwägerin geschlafen hatte. Frauen wie ihr pflegte Tyler nicht einmal einen zweiten Blick zu gönnen, ganz zu schweigen davon, dass er mit ihnen ins Bett ging.

Nicht, dass sie es anders hätte haben wollen. Sie kleidete sich ganz bewusst so unauffällig, weil sie ihren Körper lieber verbarg, als ihn zu betonen. Sie wollte keinen Mann, weder jetzt noch irgendwann später.

Beziehungen schmerzten. Das hatte sie erfahren, als ihre Ehe scheiterte, und sie hatte auch gelernt, dass sie sich auf niemand anderen als sich selbst verlassen konnte. Weder auf den Großvater, der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen und sie mehr wie eine Last als wie ein Enkelkind behandelt hatte, noch auf ihren Bruder, der eindeutig klargestellt hatte, dass sie selbst mit ihren Fehlern fertig werden musste.

Und die Ehe war ihr größter Fehler gewesen. Ein Fehler, den sie wahrscheinlich nie vergessen würde.

Sie konnte Tyler unmöglich die Wahrheit sagen, aber wenigstens hatte sie etwas Wichtiges bei ihm gelernt: dass sie nicht frigide war. Ihr Mann hatte sich geirrt, seine Vorwürfe waren ungerecht gewesen. Wahrscheinlich nichts als ein weiterer Versuch, ihr Selbstvertrauen zu zerstören. Doch nun kannte sie die Wahrheit, und aus diesem Grund allein schon war sie froh, geblieben zu sein, als Tyler sie darum gebeten hatte.

Er bewegte sich im Schlaf, und sie versteifte sich unwillkürlich und betrachtete ihn genauer, doch er erwachte nicht. Lächelnd beugte sie sich vor und küsste ihn auf den Mundwinkel, bevor sie sich dann vorsichtig erhob.

Als Tyler erwachte, ein erwartungsvolles Lächeln auf den Lippen, war er allein.

3. KAPITEL

„Du darfst niemandem sagen, dass ich auf der Party war!“

Brenda zog Carlie durch die Küchentür. „Ich war sehr beunruhigt! Wo warst du gestern Abend? Wieso bist du so schnell verschwunden? Ich dachte, du wolltest dich amüsieren!“

Carlie zuckte zusammen. Amüsiert hatte sie sich zweifellos, wenn auch nicht so, wie Brenda es vermutlich erwartet hatte. „Ich wollte dich nicht beunruhigen. Tut mir leid.“

„Was ist passiert? Wieso bist du davongelaufen?“

Carlie war nicht sicher, wie viel sie ihrer Freundin erzählen sollte. Auf keinen Fall die Wahrheit, das stand fest. Es war eine magische Nacht gewesen, ein Erlebnis, das sie in ihrer Erinnerung bewahren und mit niemandem teilen wollte, nicht einmal mit Brenda. Aber irgendetwas musste sie ihr sagen …

„Weißt du, Brenda, ich kam mir in dem Kostüm so albern vor. Vielleicht, wenn ich etwas angehabt hätte, was nicht ganz so …“

„Aufreizend?“

Carlie sah, dass ihre Freundin lächelte. „Ja. Dann wäre ich vielleicht geblieben.“

„Es tut mir leid, dass ich dich gedrängt habe, Carlie. Ich wollte nur, dass du begreifst, wie attraktiv du bist. Diese weiten Hosenanzüge, die du ständig trägst, lassen dich richtig dick erscheinen.“ Brenda schürzte die Lippen. „Tyler hat dich übrigens bemerkt.“

Carlie spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. „Hat er etwas zu dir gesagt?“

„Er wollte wissen, wer du bist.“

„Du hast es ihm doch wohl hoffentlich nicht gesagt!“ Carlie erstickte fast an ihrer Verlegenheit, während sie auf Brendas Antwort wartete.

„Nein. Ich habe ihm nur gesagt, du wärst ein Gast.“ Sie berührte Carlies Arm. „Beruhige dich. Es wäre nicht das Ende der Welt, wenn Tyler Interesse an dir entwickelte. Du musst zugeben, dass er ein sehr attraktiver Mann ist.“

O ja, das war er. Carlie befeuchtete nervös ihre Lippen. „Er … hat mich angesprochen.“

„Ach ja?“

„Ja.“ Carlie räusperte sich. „Wir haben uns eine Weile unterhalten. Im Poolhäuschen.“

Als Brendas Augen sich vor Erstaunen weiteten, sagte Carlie rasch: „Es regnete, und wir sind hineingegangen, um nicht nass zu werden. Er war … nun ja, er schien interessiert an mir.“

„Im Ernst?“

Carlie hasste den erwartungsvollen Ton in Brendas Stimme. „Er hat mich nicht erkannt.“

„Natürlich nicht! Schließlich ist er es gewöhnt, dich so zu sehen!“ Brenda deutete auf Carlies dunklen Hosenanzug. Mit ihrem honigblonden Haar, das sie zu einem strengen Zopf geflochten hatte, und der Brille auf ihrer Nase hatte sie nichts mehr mit der Haremsdame von letzter Nacht gemein.

„Das ist nicht witzig, Brenda!“ Carlie hätte sie am liebsten erwürgt. „Und du darfst es ihm auch nie erzählen! Ich will nicht, dass er erfährt, mit wem er … geflirtet hat.“

Brenda wirkte skeptisch. „Ach, Carlie, meinst du nicht …“

Was immer Brenda sagen wollte, wurde unterbrochen durch eine laute Stimme aus dem Wohnzimmer, und Sekunden später kamen Jason und Tyler in die Küche. Carlie spannte sich innerlich an, aber ihr Gesicht verriet nicht die geringste Regung. Tyler würde nie erfahren, dass sie die Frau war, mit der er die Nacht verbracht hatte. Sie wagte sich nicht auszumalen, wie peinlich und beschämend das gewesen wäre.

„Ich dachte, ihr wolltet angeln gehen“, sagte Brenda zu den Männern.

Tyler erreichte sie zuerst, beugte sich vor und küsste sie auf beide Wangen.

Brenda errötete. „Womit habe ich das verdient?“

Tylers Lächeln war so nett und aufrichtig, dass Carlie den Blick abwenden musste. „Du hast mich zu deiner Party eingeladen. Vielen Dank“, fügte er hinzu.

Jason schüttelte den Kopf, und Carlie hatte den schrecklichen Verdacht, dass Tyler ihm erzählt hatte, was geschehen war. Bloß nicht erröten! ermahnte sie sich.

Auch Jason küsste Brenda und nickte dann flüchtig Carlie zu. „Die Fische wollten nicht anbeißen, und es ist verdammt kalt draußen. Im Übrigen ist Tyler heute nicht in der Lage, stillzusitzen.“

Tyler zog sich einen Stuhl heran und hockte sich rittlings darauf. „Könnte ich eine Tasse Kaffee haben, Brenda? Und dann möchte ich mit dir reden.“ Er warf Carlie einen kurzen Blick zu und lächelte. „Hi … Carlie, nicht?“

„Hallo.“ Im Stillen beglückwünschte sie sich zu ihrer ruhigen Fassade. Denn während sie ihn anschaute, erinnerte sie sich an die Nacht mit ihm, an seinen schönen, nackten Körper, wie er sich über sie beugte und … rasch wandte sie den Blick ab und nahm sich zusammen. Die sinnliche Erfahrung mit ihm war ein Meilenstein in ihrem Leben, während sie für Tyler vermutlich nichts weiter als eine nette, kleine Abwechslung gewesen war.

Carlie atmete erleichtert auf, als ihr klar wurde, dass er sie nicht mit der Party in Verbindung brachte. Er hatte sie aus Höflichkeit gegrüßt, mehr nicht. Es war wieder genau wie früher: Er ignorierte sie.

„Der Kaffee ist gleich fertig“, teilte Brenda Tyler lächelnd mit.

Als müsse er überschüssige Energie loswerden, tippte er ungeduldig mit den Fingerspitzen auf den Tisch. Dann richtete er den Blick erneut auf Carlie. „Und was haben die beiden Damen heute vor?“

Ihr Herz klopfte, und das Blut schoss ihr in die Wangen. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt. Das genügte. Sie würde sich vor diesem Mann nicht wie ein Idiot aufführen. „Wir sprachen gerade über das neue Sportprogramm, das ich für die Schule ausarbeite.“ Sie hielt inne und setzte dann zu einer Erklärung an. „Es soll Kindern helfen, die Anpassungsschwierigkeiten haben. Es sind keine schlechten Kinder, aber sie verstehen sich einfach nicht in Gesellschaft anderer zu benehmen. Beim Sport werden sie es lernen. Ich glaube, ich versuche es zuerst einmal mit Basketball. Brenda und ich sagten gerade, wie wunderbar es ist, dass Jason sich bereit erklärt hat, als Trainer bei unserem Programm mitzuwirken.“

Tyler hörte interessiert zu und musterte Carlie so eindringlich, dass sie fast wieder errötet wäre. „Das klingt, als lägen Ihnen diese Kinder sehr am Herzen.“

Sein Ton war leise, fast ungläubig, und Carlie versteifte sich. „Selbstverständlich. Alle meine Schüler sind mir wichtig.“

Tyler rieb sich nachdenklich das Kinn. „Und Sie glauben, Sie könnten wirklich etwas ändern?“

Carlie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, vergaß ihre Verlegenheit und vergaß die letzte Nacht. Eine Frechheit, sie so etwas zu fragen! „Ich tue mein Bestes“, erwiderte sie kühl. „Zumindest versuche ich, etwas zu tun.“

Jason schaute Carlie an, dann Tyler. „Ich muss dir etwas beichten, Carlie“, gestand er lächelnd. „Ich werde euch leider doch nicht helfen können. Ich habe zu viel in der Kanzlei zu tun.“ Sein Grinsen wurde breiter, er zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe mit Tyler gesprochen, und er ist bereit, dich bei dem Projekt zu unterstützen.“

Carlie schloss für die Dauer eines Herzschlags die Augen und hoffte, sich verhört zu haben. Aber als sie den Blick wieder auf Tyler richtete, beobachtete er sie noch immer, und sein Lächeln war jetzt fast ein wenig selbstgefällig.

Sie räusperte sich und schob ihre Brille etwas höher auf die Nase. „Ich weiß nicht, Jason … das wäre vielleicht keine gute Idee.“

„Und warum nicht?“, wollte Tyler wissen.

Obwohl Carlie sich den Kopf nach einer Ausrede zerbrach, fiel ihr keine ein. „Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass wir an drei oder vier Abenden in der Woche trainieren würden. Und dass wir jemanden brauchen, der den Kindern ein Vorbild wäre. Es müsste jemand sein, der viel Geduld für sie aufbringt.“

Tyler zog die Brauen hoch und schien beleidigt. „Ich wäre ein gutes Vorbild. Ich bin Anwalt, genau wie Jason. Ich war auf dem College. Ich verstehe mich auszudrücken.“

„Und du bist sogar stubenrein“, warf Brenda ein, die die Situation sehr zu genießen schien.

Er nickte. „Richtig.“ Dann, an Carlie gewandt: „Wie Sie sehen, bin ich geradezu perfekt für diesen Job.“

„Aber …“ Die Wahrheit war, dass sie einfach nicht mit Tyler zusammenarbeiten wollte. Nicht nach gestern Nacht. „Ich weiß nicht. Haben Sie schon einmal mit Kindern zu tun gehabt? Vergessen Sie nicht, dass es sich hier um sehr schwierige Kinder handelt.“

„Dann müsste Tyler sie eigentlich verstehen, denn schließlich war er auch ein verdammt schwieriges Kind“, warf Jason schmunzelnd ein.

Tyler lachte. „Dann ist es also abgemacht. Wann fangen wir an?“

Carlie erhob sich so gelassen, wie sie konnte. Tylers Blick glitt über ihren Körper, aus Gewohnheit fast, schien es, aber kein Ausdruck des Erkennens trat in seinen Blick. Das schmerzte, obwohl sie noch immer hoffte, dass er keine Verbindung zwischen ihr und der Haremsdame sah. Nervös zupfte sie am Saum der Jacke ihres Hosenanzugs und wandte dann eine Taktik an, die bei widerspenstigen Schülern gute Wirkung zeigte. Ganz bewusst schaute sie Tyler von oben herab an. „Ich werde Ihnen Bescheid geben.“

Tyler nickte nur. „Tun Sie das.“

Brenda umarmte Carlie kurz. „Ruf mich später an, ja?“

„Klar. Bis dann, Brenda … Jason.“ Tyler ignorierte sie, ganz bewusst und ohne das geringste Schuldbewusstsein. Sie war noch nicht ganz aus dem Haus, als sie ihn sagen hörte: „Das ist die ruppigste Frau, der ich je begegnet bin. Ich glaube, sie mag mich nicht. Begreift ihr das?“

Jason lachte. „Das muss eine ganz neue Erfahrung für dich sein.“

Tyler zuckte mit den Schultern. „Es gibt Frauen, die ich wohl nie verstehen werde.“

Carlie schlug die Haustür ein bisschen härter als nötig zu.

Es war ein sehr sauberes, sehr aufgeräumtes Büro, fast ausschließlich nach praktischen Gesichtspunkten eingerichtet und mit einem Minimum an Dekoration.

Tylers Lächeln, als er Carlie begrüßte, war warm und herzlich. „Ich bitte um Verzeihung, dass ich Sie warten ließ, Carlie. Ich wusste nicht, dass Sie es waren. Der Name McDaniels war mir nicht bekannt.“

Natürlich nicht. Carlie reichte ihm kurz die Hand. „Ich hoffe, ich störe nicht. Sie sind bestimmt beschäftigt. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Ihr Angebot, sich als Trainer an unserem Sportprogramm zu beteiligen, annehme. Da wir nächste Woche schon beginnen werden, dachte ich, Sie wollten sich vielleicht vorher das Material ansehen, das ich gesammelt habe.“

Tyler nahm die Mappe, die sie ihm reichte, und forderte Carlie dann auf, Platz zu nehmen.

„Ich möchte Sie nicht aufhalten.“

Er zog eine Schulter hoch. „Ich wollte sowieso gerade eine Pause machen.“

Carlie ließ sich auf der Kante eines kleinen Ledersessels nieder. Tyler nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.

Nachdem er sich kurz die Papiere angesehen hatte, schaute er lächelnd auf. „Sie sind sehr gründlich.“

Sie errötete und hasste sich dafür. „Es ist nur ein Überblick über die Kinder, die an dem Programm teilnehmen werden. Ich dachte, es könnte Ihnen helfen, über die Probleme der einzelnen Kinder informiert zu sein. Die Grundidee unseres Projekts ist, dass jedes Kind, das dreimal nachsitzen musste oder Gefahr läuft, von der Schule verwiesen zu werden, vor die Wahl gestellt wird, entweder in die Mannschaft einzutreten oder sich mit entsprechend schlechteren Noten zu begnügen. Falls sie sich für den Sport entscheiden, werden sie hart arbeiten und lernen müssen, miteinander auszukommen. Sie werden akzeptieren müssen, dass Regeln einen Sinn haben und man ihnen folgen muss. Das Programm wird bereits in mehreren Schulen angewandt und scheint sehr vielversprechend.“

Tyler nickte, um sie gleich darauf wieder mit einem seiner eindringlichen Blicke zu betrachten. „Mit wie vielen Kindern beginnen wir?“

Carlie räusperte sich und wandte den Kopf ab. Während sie so tat, als betrachtete sie die Bücherregale, sagte sie: „In der Liste sind neun Kinder aufgeführt. Aber diese Anzahl kann sich täglich ändern.“

„Werden wir gegen andere Mannschaften antreten?“

Carlie antwortete nicht sofort. Tylers Interesse verblüffte und verwirrte sie. Damit hatte sie nicht gerechnet. Aber er studierte die Liste und schien mit aufrichtiger Begeisterung bei der Sache zu sein. Carlie betrachtete seinen dunklen Scheitel und dachte, wie dicht und wie schwarz sein Haar war. Plötzlich schaute er auf und bemerkte, dass sie ihn anstarrte.

Geistesabwesend strich er sein Haar zurück. „Was ist? Werde ich langsam grau?“

Carlie verschränkte verlegen die Arme. „Nein, ich … dachte nur gerade nach.“

Tyler legte die Mappe fort. „Worüber?“

„Ob wir gegen andere Schulen spielen oder nicht, natürlich“, sagte sie rasch. „Ich glaube nicht, zumindest nicht zu Anfang. Sobald die Mannschaft ausreichend ausgebildet ist, liegt die Entscheidung darüber dann bei Ihnen.“ Carlie zwang sich, seinen Blick zu erwidern, obwohl sie spürte, dass sie errötete.

Wieder lächelte er sie an, lehnte sich zurück und faltete die Hände. „Sie haben sehr ungewöhnliche Augen. Sehr eindringlich. Vor allem, wenn wir über Kinder reden. Ich glaube nicht, dass ich je ein solch intensives Haselnussbraun gesehen habe.“

Sie versteifte sich. „Danke, aber ich glaube nicht, dass die Farbe meiner Augen Einfluss auf das Programm hat.“

„Es war nur eine Feststellung.“

Er wirkte vollkommen entspannt, sein träger Blick verriet, dass er sie ganz bewusst herausforderte. Carlie beschloss, ihm den Gefallen nicht zu tun, sich von ihm provozieren zu lassen. Sie stand auf und schaute hochmütig auf ihn herab. „Gibt es außer persönlichen Bemerkungen sonst noch etwas, was Sie mir gern sagen würden?“

Es schien ihn Mühe zu kosten, seine Belustigung zu verbergen. Lächelnd erhob er sich und begann sie ganz ungeniert zu mustern. Sie ertrug es mit unbewegter Miene, obwohl ihr Puls raste und ihre Hände feucht wurden. Ihr war bewusst, wie sie auf ihn wirken musste. Ihr Hosenanzug war von einem tiefen, dunklen Olivgrün und so gerade geschnitten, dass er sämtliche Rundungen ihres Körpers sehr wirkungsvoll verbarg.

„Sie sind groß für eine Frau.“

Welch alberne Bemerkung!, dachte Carlie. Allerdings stimmte es. Sie war nur einen halben Kopf kleiner als er, obwohl sie keine Absätze trug. Unwillkürlich schaute auch sie auf ihre Schuhe, als sein Blick sich darauf richtete. Sie waren hässlich, vorne rund und ungemein bequem.

Um ihr Unbehagen zu verbergen, sagte sie kühl: „Falls Sie keine Fragen mehr haben, gehe ich jetzt wieder. Ich möchte Sie nicht von der Arbeit abhalten.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür.

Tyler folgte ihr rasch und verstellte ihr den Weg. „Verzeihen Sie, Carlie, ich wollte nicht unhöflich sein.“ Bevor sie etwas entgegnen konnte, hob er die Mappe, die er in der Hand hielt. „Darf ich das behalten?“

Sie betrachtete ihn argwöhnisch. Seine Entschuldigung klang echt, doch trotz allem hatte sie das Gefühl, dass er sich über sie lustig machte. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, sämtliche intime Erinnerungen an Tyler Ramsey aus ihrem Gedächtnis zu verbannen.

„Natürlich“, entgegnete sie, ohne sein Lächeln zu erwidern. „Ich habe mein eigenes Exemplar.“

Tyler schenkte ihr ein amüsiertes Grinsen, als hätte er erraten, was sie dachte. „Ausgezeichnet. Wann beginnen wir?“

„Wann könnten Sie? Ich muss die Eltern benachrichtigen, sobald Sie mir einen Plan gegeben haben, der Ihnen passt.“

„Gut, ich werde es mir überlegen und Ihnen morgen mehr sagen. Um welche Zeit verlassen Sie die Schule?“

Carlie zögerte. „Gegen vier.“

„Dann hole ich Sie ab. Vielleicht können wir irgendwohin gehen und einen Plan ausarbeiten, der für uns beide günstig ist.“ Er deutete auf seinen aktenbedeckten Schreibtisch. „Leider habe ich im Augenblick nicht die Zeit, mich darum zu kümmern.“

„Ich …“ Fieberhaft suchte Carlie nach einer Ausrede. Sie wollte nicht mehr als unbedingt nötig mit Tyler Ramsey zusammen sein. Dieser Mann übte eine chaotische Wirkung auf ihre Nerven aus. Er brauchte sie nur anzulächeln, und schon stellten sich die Erinnerungen wieder ein, so intensiv und machtvoll, dass ihr Magen sich verkrampfte. Sie konnte nur hoffen, dass sie mit der Zeit verblassen würden und es ihr irgendwann vielleicht sogar gelingen würde, Tyler vollkommen zu vergessen.

Doch heute ganz bestimmt nicht. Obwohl sie es sich nur ungern eingestand, ging er ihr unter die Haut wie nur wenige andere Menschen. Aber sie wollte kein Feigling sein. Die beste Art, ein Problem zu lösen, ist, sich ihm zu stellen, dachte sie und nickte lächelnd. „Das wäre mir sehr recht, Tyler. Vielen Dank.“

Carlie stand an ihrem Schreibtisch und ordnete Papiere, als Tyler eintrat. Da die Tür offen stand, blieb er einen Moment stehen und betrachtete sie. In einem weiteren ihrer strengen Hosenanzüge und mit dem langen, festen Zopf verkörperte sie die perfekte Lehrerin. Und sie summte heiter vor sich hin.

Eine leise Rührung erfasste ihn. Er konnte sich nicht entsinnen, in seiner Schulzeit jemanden wie Carlie gehabt zu haben, eine Lehrerin, die einfach helfen wollte. Er hatte sie immer nur als Brendas Freundin angesehen, ein wenig seltsam vielleicht und sehr schlecht gekleidet, aber recht sympathisch.

Doch jetzt begann er sie mit anderen Augen zu betrachten.

Als er kurz anklopfte, hob sie den Kopf und starrte ihn mit großen Augen durch ihre Brillengläser an.

„Sie haben mir im Sekretariat gesagt, wo ich Sie finden kann.“ Er trat ein und schaute sich mit Interesse um. „Sehr nett.“

Sie lächelte. „Danke. Es liegt mir viel daran, dass die Klassenräume hübsch sind. Es soll ein angenehmer Aufenthaltsort für die Kinder sein. Verstehen Sie, was ich meine?“

Er nickte. Eigenartigerweise ja. „Sie unterrichten gern.“

Sie straffte ihre Schultern. „Ja. Und die Kinder lernen gut bei mir.“

Sie konnte so verdammt brüsk sein. „Ich bin überzeugt, dass Sie eine gute Lehrerin sind. Streng, aber gerecht. Die Kinder werden Sie bestimmt nicht fürchten.“

Stirnrunzelnd warf sie ihm einen argwöhnischen Blick zu, als misstraute sie der Aufrichtigkeit seiner Worte. Er lächelte und wartete.

Schließlich nickte sie. „Kein Kind sollte sich vor seinem Lehrer fürchten. Ich bemühe mich, ihnen klarzumachen, dass sie jederzeit mit mir reden können.“

Tyler wandte sich ab. Sie sollte nicht sehen, was sie in ihm bewirkte. Er erinnerte sich nur allzu gut, wie hilflos und verletzt er sich gefühlt hatte, weil sein Vater nicht bei ihnen war und seine Mutter nicht belästigt werden durfte. Seine Lehrer hatten sich um Kids mit Problemen nicht gekümmert. Ihre Vorstellung von Verständnis beschränkte sich darauf, ihn zum Direktor zu schicken, wann immer er den Unterricht gestört hatte.

„Was ist, Tyler? Was haben Sie?“

Es war schon fast unheimlich, wie einfühlsam sie war. „Ich habe großen Respekt vor Lehrern. Für jeden, der mit Kindern umgehen kann. Es gibt zu viele Menschen, die keine Kinder mögen, oft sogar nicht einmal ihre eigenen.“

Kaum waren die Worte über seine Lippen, wusste er, dass sie ein Fehler gewesen waren. Carlie musterte ihn eindringlich, als wartete sie auf weitere Erklärungen. Er schüttelte den Kopf und begann durch den Raum zu schlendern, rückte einen Stuhl zurecht, ordnete ein Buch und hob einen Stift vom Boden auf.

Carlie half ihm, aufzuräumen. „Die Kinder mögen mich, aber sie haben es trotzdem immer eilig, wenn es klingelt.“ Sie deutete auf die Unordnung auf den Tischen. „Sie sind manchmal ein bisschen schlampig.“

Tyler wandte sich zu ihr um. „Haben Sie eigene Kinder?“ Zu seiner eigenen Überraschung stellte er fest, dass er plötzlich sehr interessiert an ihr war.

„Nein.“

Nur dieses eine, kurze Wort. „Sie sind nicht verheiratet?“

„Mr. Ramsey …“

Er lächelte. „Möchten Sie einmal eigene Kinder haben?“

Sich abwendend, ignorierte sie seine Frage und nahm ihre Handtasche aus einer Schublade ihres Schreibtischs. „Wir sollten jetzt gehen. Ich habe noch Aufsätze nachzusehen und muss den Unterricht für morgen vorbereiten.“

Er akzeptierte den Themenwechsel ohne Kommentar und bedeutete ihr, voranzugehen. Sie würden viel zusammen sein in nächster Zeit, mindestens an drei Abenden in der Woche. Dabei würde er sie besser kennenlernen, und sie würde sich vielleicht mit der Zeit für ihn erwärmen.

Der Gedanke beschwor Bilder einer anderen Frau herauf … einer Frau, die sich für ihn erwärmt hatte, nur um ihn dann wieder zu verlassen. Es ärgerte ihn noch immer, wenn er daran dachte, wie er allein erwacht war. Doch selbst das hatte ihn nicht überzeugen können, dass es vorbei war. Er hatte damit gerechnet, von Brenda zu erfahren, wer die geheimnisvolle Haremsdame war, um sich dann dem Vergnügen zu widmen, sie besser kennenzulernen.

Doch Brenda behauptete, die Frau wolle nicht erkannt werden, und weigerte sich, ihm ihren Namen zu verraten. Er hasste den Gedanken, sie vielleicht nie wiederzusehen, und hasste sogar noch mehr die Vorstellung, dass die Nacht mit ihm ihr nichts bedeutet hatte.

Und dass die Frau nichts mit ihm zu tun haben wollte.

Carlie war schon halb an der Tür, als Tyler sie einholte und die Hand auf ihren Arm legte. „Lassen Sie uns meinen Wagen nehmen. Später bringe ich Sie hierher zurück.“

„Ich fahre lieber selbst.“

Sie versteifte sich und schien ihm übel zu nehmen, dass er sie berührte. Da Tyler verwirrt und leicht verstimmt über so viel weibliche Ablehnung war, klang seine Frage schärfer als beabsichtigt. „Warum?“

Sie schaute ihn nicht an, aber er sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss. Sie hat ein hübsches Profil, dachte er, und volle, weiche Lippen. Dann nickte sie. „Na schön. Fahren Sie.“

4. KAPITEL

Tyler hatte sehr große Hände.

Carlie betrachtete sie fasziniert, als er sich Pfirsichtorte abschnitt und einen Bissen probierte. Sein markantes Kinn war fest und hart, mit einem schwachen Bartstoppelschatten. Seine gerade Nase hätte als aristokratisch gelten können, wenn nicht eine leichte Verdickung an der Wurzel darauf hingewiesen hätte, dass er sie einmal gebrochen hatte, als er jünger gewesen war. Brenda hatte Carlie von der Prügelei erzählt, bei der Tyler und Jason vier andere Jungen verdroschen hatten.

Seine Augenbrauen waren sehr dunkel und gerade, seine Wimpern dicht und lang. Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe, die verriet, dass er sich viel im Freien aufhielt.

Carlie nippte an ihrem Kaffee, und ihr Blick glitt erneut zu seinen Händen. Die Erinnerung daran, wie diese Hände sie berührt hatten, löste ein angenehmes Prickeln in ihr aus.

„Wollen Sie nicht Ihre Torte essen?“, fragte er.

Carlie zwang sich, den Blick von seinen Händen abzuwenden, nickte und nahm einen großen Bissen, um sich zu beschäftigen.

„Ich könnte Freitag gegen vier in die Schule kommen, falls Sie mich den Kindern vorstellen wollen. Glauben Sie, dass Sie das einrichten könnten?“

Carlie nickte. „Freitag wäre großartig.“

Tyler zog ein Blatt Papier aus seiner Tasche. „Das ist eine Liste der für mich günstigsten Termine. Wenn Sie sie geprüft haben, können Sie mir sagen, welche Ihnen passen und welche nicht.“

Sie steckte das Blatt in ihre Handtasche. „Es wird schon klappen.“

„Sie haben sich die Liste nicht einmal angesehen. Woher wollen Sie wissen, dass sich meine Termine nicht mit Ihren Freizeitplänen kreuzen?“

Carlie lächelte. „Wir freuen uns über Ihre Hilfe. Was immer für Sie am günstigsten ist, soll mir recht sein.“

Tyler schüttelte den Kopf. „Nur Arbeit und kein Vergnügen? Sie sollten sich auch ein bisschen Zeit für sich selbst nehmen.“

„Lassen Sie mein Privatleben meine Sorge sein“, versetzte sie, verärgert über seine Hartnäckigkeit.

„Welches Privatleben? Es kommt mir nicht so vor, als ob Sie eins hätten.“

Das kam der Wahrheit gefährlich nahe. „Hören Sie, Mr. Ramsey – Sie mögen eine Autorität auf dem Gebiet der Freizeitgestaltung sein, aber ich nehme meine Pflichten ernst.“

Sie sah, wie Tylers Miene sich verhärtete. „Und ich nicht?“

„Nicht nach dem, was man so hört.“

Tyler musterte Carlie nachdenklich. „Wenn wir zusammenarbeiten wollen, werden Sie sich ein bisschen umstellen müssen. Ich weiß nicht, warum ich Ihnen so unsympathisch bin, aber ich bin so etwas nicht gewöhnt. Und ich habe auch nicht vor, mich daran zu gewöhnen.“ Er hielt einen Moment inne, und Carlie spürte seinen Ärger, als er fortfuhr: „Ich würde wirklich gern etwas mit Ihnen und den Kindern unternehmen. Aber falls Sie lieber einen anderen Trainer suchen wollen, trete ich gern zurück.“

Aus seinem Ton und seiner Miene ging hervor, dass das keineswegs sein Wunsch war. Er wollte sich beteiligen, aus welchem Grund auch immer, und Carlie brauchte ihn. Obwohl sie es sich nur ungern eingestand, war ihr eigener persönlicher Konflikt der Anlass der Probleme. Was ihr fehlte, war die nötige Gelassenheit.

Nachdem sie ihre Brille zurechtgerückt hatte, straffte sie die Schultern. „Ich glaube, wir könnten miteinander auskommen, solange wir Arbeit und Privatleben getrennt halten.“

Tyler schüttelte den Kopf. „Kommt nicht infrage. Ich unterscheide nicht zwischen Geschäft und Vergnügen. Sie werden schon ein bisschen weniger hochnäsig und etwas freundlicher sein müssen.“

Ihr Kompromissversuch war fehlgeschlagen. Musste denn alles nach seinem Willen gehen? „Sie sind ein unglaublich arroganter Mensch!“

Er lachte. „Das sagt Brenda auch immer. Komisch, aus ihrem Mund klingt es fast liebevoll.“

„Sie ist zu gutherzig.“

„Ja, das ist sie. Es wundert mich, dass Sie Freundinnen sind.“

Das war gefährliches Territorium. Mühselig hielt Carlie seinem Blick stand und übersah sogar die angedeutete Beleidigung. „Wir kennen uns seit langem.“

Tyler nickte. „Kennen Sie viele ihrer Freundinnen?“

„Einige.“

„Wen?“

Aha, das war es also. Er verdächtigte sie selbst keine Sekunde lang, die geheimnisvolle Fremde zu sein; sie war zu unscheinbar, als dass er sie auch nur in Betracht gezogen hätte. Aber er versuchte, über sie herauszufinden, wer die Frau war. Carlie zögerte und tat, als ob sie nachdächte, bis er sich ungeduldig räusperte.

Die Namen mehrerer attraktiver Frauen kamen ihr in den Sinn, und während Carlie sie nannte, beobachtete sie, wie Tyler kurz bei jedem Name überlegte. Sie konnte sich das Lachen schon fast nicht mehr verkneifen, als plötzlich eine vertraute Stimme ihre Unterhaltung unterbrach.

„Miss McDaniels! Ich freue mich, Sie hier zu sehen. Was macht mein Junge?“

Carlie lächelte und lud Mr. Briant ein, sich an ihren Tisch zu setzen. Nachdem sie den besorgten Vater beruhigt hatte, nahm sie sich die Zeit, ihm Tipps zu geben, wie er seinem Sohn zu Hause bei den Schulaufgaben helfen konnte. Dabei war ihr bewusst, dass Tyler sie beobachtete und aufmerksam der Unterhaltung lauschte. Es sah fast so aus, als wäre er von ihr beeindruckt.

Als Mr. Briant schließlich ging, hob Tyler anerkennend die Brauen. „Kommt das oft vor?“

„Ja. Es ist eine kleine Stadt, und den meisten Eltern liegt sehr viel an der Ausbildung ihrer Kinder.“

„Dieser Mr. Briant schien sehr angetan von Ihnen.“

Carlie lächelte. „Wir hatten eine kleine Diskussion nach den ersten schlechten Noten, die sein Sohn nach Hause brachte. Mr. Briant glaubte, es sei mein Fehler, und kam in die Schule, um es mir zu sagen.“

„Lassen Sie mich raten. Sie haben ihm den Kopf zurechtgesetzt, nicht wahr?“

Carlies Lächeln verblasste. „Ich bin kein Ungeheuer. Er war verärgert, und ich habe versucht, ihm die Sache zu erklären. Brady, sein Sohn, war damals sehr unaufmerksam und beteiligte sich nicht am Unterricht.“

„Carlie, ich meinte damit nicht …“

Sie schüttelte den Kopf. „Schon gut. Ich weiß, was Sie meinten.“ Während sie ihren Kaffee umrührte, fuhr sie leise fort: „Es war eine traurige Situation. Mr. Briant hatte gerade seine Frau verloren, war verletzt und zornig, und Brad hatte die gleichen Schwierigkeiten, sich mit der veränderten Lage abzufinden.“ Sie seufzte und dachte daran, wie schwer es für Vater und Sohn gewesen war, den Verlust zu überwinden. „Wir haben nach der Schule viel Zeit miteinander verbracht. Manchmal haben wir Lektionen wiederholt, aber die meiste Zeit haben wir geredet. Ich … auch ich habe meine Eltern verloren, als ich jung war, deshalb weiß ich, wie Brad sich fühlte.“

Tyler starrte in seine Kaffeetasse,. „Es muss sehr hart für Sie gewesen sein.“

Seine ruhigen, verständnisvollen Worte überraschten sie.

Sie nickte. „Aber es hat sich alles zum Besten gewendet. Heute bringt Brady Briant nur Einser heim.“

Tyler starrte sie an. „Sie sind sehr engagiert“, bemerkte er leise.

„Das muss man sein, wenn man seine Arbeit richtig tun will.“ Dann lächelte sie. „Aber das ist kein Grund, so ernst zu sein.“

„Ich fragte mich nur gerade, wie engagiert ich selbst bei meiner Arbeit bin.“

„Und?“

„Oh, ich würde sagen … nicht gerade übermäßig.“

„Das kann nicht wahr sein. Jason ist der Meinung, Sie würden wunderbare Arbeit leisten.“

„Ich bin ein guter Anwalt.“ Es war eine schlichte Feststellung, und dann griff er ganz plötzlich über den Tisch und nahm ihre Hand.

Carlie versuchte, sie ihm zu entziehen, aber er ließ nicht locker. „Es tut mir leid, falls ich Sie unabsichtlich beleidigt haben sollte. Ich meinte nur, dass Sie sehr selbstsicher wirken und mit jeder Situation fertig zu werden scheinen. Einschließlich aufgebrachter Väter.“

Es war schwieriger, als sie erwartet hatte. Tyler hatte sich als sehr komplexe Persönlichkeit erwiesen, zeigte aufrichtiges Interesse an den Kindern und schien besorgt, nicht ihre Gefühle zu verletzen. Und er war sehr geduldig gewesen, als sie mit Mr. Briant geredet hatte.

Seine Hand war warm und stark, gerade so, wie sie sie in Erinnerung hatte. „Ich bin nicht unbezwingbar, Mr. Ramsey. Ich lasse mir nur nicht gern auf die Füße treten.“

„Wenn Sie wütend sind, nennen Sie mich Mister. Ich glaube, wir kennen uns inzwischen gut genug, um uns mit unseren Vornamen anzusprechen.“

Es gelang ihr, ihm ihre Hand zu entziehen, aber nur, weil er es geschehen ließ. Tyler war ein hinreißend charmanter Mann, wenn er den Verführer spielte – aber als liebevoller, rücksichtsvoller Mann war er noch ungleich viel gefährlicher. „Ich kenne Sie eigentlich überhaupt nicht, aber ich glaube, ich kenne Ihren Typ, und der imponiert mir nicht. Das ist einer der Gründe, aus denen ich zögerte, Sie in das Programm aufzunehmen. Aber ich will ganz aufrichtig sein … Tyler. Es gibt niemand anderen, der Jasons Platz übernehmen könnte, und …“

Er unterbrach sie lange genug, um eine witzige Bemerkung einzuwerfen. „Hören Sie auf, Carlie. Sie verwöhnen mein Ego mit all diesem Lob.“

Carlie stieß einen Seufzer aus und sah, wie Tyler den Blick auf ihre Brüste richtete. Er würde jedoch nichts erkennen können, höchstens, dass sie welche hatte. Ihre Bluse war bis zum Hals zugeknöpft und ihr Jackett war so weit, dass es weibliche Rundungen verbarg. Carlie warf Tyler einen bösen Blick zu.

Noch immer, ohne ihr ins Gesicht zu sehen, sagte er: „Sie haben sich Ihr Urteil über mich gebildet, was? Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass Sie sich irren könnten?“

„Nein.“

„Dann sollten Sie das vielleicht einmal bedenken.“

Als er endlich aufschaute, runzelte sie ärgerlich die Stirn. „Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie Ihre Hände bei sich behalten würden.“

Tyler schüttelte den Kopf. „Ich habe doch nur Ihre Hand gehalten. Ich habe Ihnen kein unanständiges Angebot gemacht.“

Seine freimütigen Worte erschütterten sie, aber sie bemühte sich, einen kühlen, gelassenen Ton zu bewahren. „Wir leben hier in einer Kleinstadt. Die Leute klatschen gern. Ich möchte ihnen keinen Anlass zu Gerüchten bieten.“

Tyler blinzelte ungläubig, und ein kleines, unsicheres Lächeln spielte um seinen Mund. Dann, ganz plötzlich, lachte er, und Carlie kam sich sehr töricht vor. Ihre Bemerkung war wirklich dumm gewesen. Niemand würde je auf die Idee kommen, Tyler Ramsey könne eine romantische Beziehung zu ihr unterhalten. Von geheimen Rendezvous in Haremskostümen einmal abgesehen, war die Idee einfach absurd.

Tyler schüttelte den Kopf und betrachtete Carlie erwartungsvoll, als rechnete er mit einem weiteren Scherz. Sie wusste, dass ihre Wangen glühten, und hasste sich dafür. Blindlings griff sie in ihre Handtasche, zog einige Geldscheine heraus und warf sie auf den Tisch. Dann stand sie auf und ging, ohne ein Wort zu sagen.

„Carlie! Warten Sie!“

Sie ignorierte ihn.

Tyler fluchte, als sie das Lokal verließ. Als Carlie sich nach ihm umdrehte, sah sie, dass er ihr folgte.

„Lassen Sie mich in Ruhe“, sagte sie, als er nach ihrem Arm griff.

„Seien Sie vernünftig, Carlie. Sie können nicht den ganzen Weg zur Schule laufen.“

„Natürlich kann ich das. Es ist nicht weit.“

„Ich würde Sie lieber fahren.“

„Und ich laufe lieber.“

Ärgerlich packte Tyler sie an den Armen und schüttelte sie sanft. „Hören Sie auf, so bockig zu sein! Sie haben Angst, einen Anlass zum Klatsch zu bieten? Was glauben Sie, was die Leute sagen werden, wenn ich Sie zu meinem Wagen trage?“

„Das würden Sie nicht wagen.“

„Gehen Sie einen Schritt weiter, und Sie werden sehen, was ich wage.“

Es war eine eindeutige Herausforderung, und sie starrten sich wütend an, bis Carlie schließlich das Gesicht verzog und ohne ein weiteres Wort zu Tyler zu seinem Wagen ging. Bevor er jedoch die Beifahrertür für sie aufschloss, legte er ihr noch einmal die Hände auf die Schultern.

„Carlie, ich wollte nicht … ach, verdammt, es tut mir leid, okay?“

Sie zwang sich, ihn anzusehen. Sie fühlte sich zutiefst gedemütigt und gab Tyler die Schuld daran. Die Schultern straffend, legte sie kalte Gleichgültigkeit in ihren Blick. „Geben Sie sich Mühe mit den Kindern. Mehr verlange ich nicht von Ihnen. Darüber hinaus interessieren Sie mich nicht.“

Tyler nickte steif und ging zu seiner eigenen Wagenseite. Seine Hände schlossen sich hart ums Lenkrad, bevor er den Motor startete.

„Gibt es eigentlich nichts, was Ihre Zurückhaltung erschüttert?“

Carlie starrte aus dem Fenster. „War es das, was Sie mit Ihrer Beleidigung zu erreichen hofften?“

„Es war nicht meine Absicht, Sie zu beleidigen.“

Carlie schnaubte. „Ich bin nicht dumm, Tyler. Mir ist bewusst, wie lächerlich es klingen musste, was ich sagte. Ganz sicher käme niemand auf die Idee, Sie und ich … ich meine, dass wir beide …“

„Deshalb habe ich nicht gelacht, Carlie.“

Wieder schnaubte sie, und er grinste. „Sehen Sie? Sie reagieren nie so, wie ich es erwartet hätte. Ich habe gelacht, weil Sie mir zu sehr wie eine Frau der neunziger Jahre schienen, um derart prüde zu sein.“

Carlie war beschämt. „Ich bin nicht prüde“, murmelte sie fast unhörbar. „Nur vorsichtig.“

Sie hielten an einer roten Ampel, und Tyler drehte sich zu Carlie um und betrachtete sie sinnend. Ein Gefühl der Erwartung ergriff sie, das sich schon bald bestätigte.

„Sie haben schöne Lippen. Voll und weich und ohne die Spur eines Lächelns. Und ich mag Ihr kleines, stures Kinn.“

Er scherzte, das sah sie. Und hätte fast gegrinst über seine Taktik. Fast.

„Tut es weh?“

Das erregte ihre Neugier. „Was?“

„Dieser strenge Zopf. Ich bekomme schon Kopfschmerzen beim Hinsehen.“

Sie hätte ihn nie ansehen dürfen. Seine dunklen Augen glänzten, um seine festen Lippen spielte ein jungenhaftes Grinsen. Er wirkte vollkommen harmlos. Aber das kaufte sie ihm nicht ab.

„Wie lang ist es?“ Tyler setzte den Wagen wieder in Bewegung, als die Ampel auf Grün sprang. „Schulterlang? Oder länger?“

„Ich wüsste nicht, warum mein Haar Sie interessieren sollte, Tyler. Aber um Ihre kindische Taktik, mich zu ärgern, zu beenden, werde ich es Ihnen sagen. Es reicht bis zu meinen Schulterblättern, ist mausbraun, und ich trage es zu einem Zopf geflochten, weil ich keine Zeit für komplizierte Frisuren habe. Solange Haar sauber ist, sollte es nicht wichtig sein, wie es frisiert ist.“

Sehr leise, aber verblüffend aufrichtig erwiderte er: „Ich finde nicht, dass Ihr Haar mausbraun ist.“

Sie drehte sich so abrupt zu ihm um, dass ihr Nacken schmerzte.

„Ich finde, dass es eine hübsche Farbe hat, vor allem in der Sonne. Es hat Rottöne, ist aber auch blond und dunkelbraun. Es ist sehr hübsch. Sie sollten es offen tragen.“

„Ich weiß nicht, welches Spiel Sie treiben, aber was es auch sein mag, es interessiert mich nicht. Ich bin kein Teenager, der sich von Bemerkungen über Haar oder Augen geschmeichelt fühlt. Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, Tyler, die ich sehr ernst nehme, selbst wenn Sie es nicht tun.“

„Sie können verdammt abwehrend sein.“

Aus gutem Grund, hätte sie fast geschrien. Wenn er herausfand … sie holte einen tiefen, beruhigenden Atemzug und betrachtete sein Profil. „Ich bin nicht abwehrend, sondern realistisch. Wie Sie bereits klargestellt haben, gibt es kaum etwas an mir, das Sie je verlocken würde. Ich bin nicht naiv. Ich weiß, wie ich aussehe. Warum reden wir nicht über etwas Wichtigeres? Wie meine Schüler beispielsweise.“

„Ich war nur ehrlich, Carlie.“

Sie bedachte ihn mit ihrem erprobten Lehrerinnenblick.

Er zuckte die Schultern und richtete den Blick wieder auf die Straße.

Als er kurz darauf auf den Schulparkplatz einbog, fragte er: „Waren Sie auf Brendas Halloweenparty?“

Die Frage traf sie völlig unvorbereitet, und deshalb öffnete sie rasch die Tür, um auszusteigen. Tyler stieg ebenfalls aus, ganz der perfekte Kavalier, und begleitete sie zu ihrem Wagen.

Carlie war nicht sicher, ob es nur eine harmlose Frage war oder ob er wieder an der Identität der maskierten Dame herumrätselte. Deshalb zögerte sie mit ihrer Antwort.

„Carlie?“

Sie sah keine Möglichkeit, eine Lüge zu umgehen. „Nein, ich war nicht auf der Party. Um diese Jahreszeit ist immer viel los in der Schule. Wir hatten unsere eigene Klassenfeier. Für unsere Schüler, meine ich. Und dann, mit dem neuen Projekt, an dem ich arbeite …“ Carlie hielt abrupt inne, entsetzt über ihr Geplapper. Sie schaute ihn an und fügte dann aufrichtig hinzu: „Ich gehe nicht oft zu Partys.“

„Warum nicht? Haben Sie keinen festen Freund?“

Carlie verdrehte die Augen. „Ich brauche keinen Mann, um mich zu Partys zu begleiten.“

„Natürlich nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass ich auch nicht verabredet war, aber … nun ja, dass ich einen schönen Abend hatte. Sie hätten kommen sollen. Ich glaube, Sie hätten sich großartig unterhalten.“ Er grinste. „Ich hatte mich als Pirat verkleidet.“

„Wie passend. Dann werden Sie wohl den ganzen Abend lang vergewaltigt und geraubt haben.“

Es war ein miserabler Scherz, und Tyler sorgte dafür, dass sie ihn sofort bereute.

„Ich würde nie etwas so Schändliches tun, wie jemanden zu vergewaltigen, Carlie. Und was das Rauben betrifft – nicht bei meinem Bruder. In Ihrem Haus dagegen … besitzen Sie etwas, was das Stehlen wert wäre?“

Da sie keine Antwort auf seine scherzhafte Frage wusste, setzte sie eine herablassende Miene auf, wandte sich ab und stieg in ihren Wagen. Sie wollte nur noch fort. Sie konnte sich nicht entsinnen, sich je derart emotionell erschöpft gefühlt zu haben. Oder so lebendig.

Doch so leicht sollte sie Tyler nicht entkommen. Er hinderte sie daran, die Tür zu schließen. „Sie“ sollten mehr ausgehen, Carlie. Es würde Ihnen guttun, denke ich.“

„Dann sollten Sie vielleicht nicht denken. Sie könnten dabei etwas Lebenswichtiges beschädigen, und was würde dann aus der weiblichen Bevölkerung dieses Landes werden?“, entgegnete sie mit falscher Liebenswürdigkeit, schlug die Tür zu und setzte den Wagen sofort in Bewegung.

Im Rückspiegel sah sie, dass Tyler noch immer an der gleichen Stelle stand und ihr nachsah. Lächelnd. Und da wurde ihr bewusst, dass sie selbst auch lächelte. Verwundert schüttelte sie den Kopf. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann sie je Spaß mit einem Mann gehabt hatte. Selbst ein Streit mit Tyler machte Spaß.

Vielleicht hatte sie tatsächlich etwas verpasst und wusste es nicht einmal.

Mit zunehmender Ungeduld warf Tyler den Basketball ins Netz. Wo steckte Carlie? Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Jede Minute mit ihr machte großen Spaß. Selbst wenn sie stritten.

Diese Frau besaß ein unglaubliches Talent dafür, ihn an seinen Platz zu verweisen.

Er hörte ein Quietschen von Gummisohlen, schaute auf und grinste freudig, als er sie erblickte. Carlie marschierte in die Turnhalle und sah aus, als ob sie sich in den bequemen, weiten Jogginghosen und dem schenkellangen T-Shirt sehr zu Hause fühlte. Nur ihre Hände, die am Saum ihres Hemds zerrten, verrieten ihre Nervosität.

Er konnte sich eine scherzhafte Bemerkung nicht verkneifen. „Na so was, Miss McDaniels! Sie haben ja richtig lange Beine! Das hatte ich noch nicht bemerkt.“

Sie hielt seinem lächelnden Blick gelassen stand, und Tyler stellte fest, dass er sich auf ihre Antwort freute. Sie reagierte nie so, wie er es von ihr erwartete. Nie wie andere Frauen.

Nein, eine Frau wie sie hatte er noch nie gekannt.

„Es besteht kein Grund für Sie, Tyler – und wird auch nie bestehen – meine Beine zu bemerken.“

Sein Grinsen verschwand nicht. Es machte ihm ungeheuren Spaß, sie zu necken. „Tragen Sie eigentlich nie andere Farben als diese langweiligen Olivtöne? Haben Sie nichts Blaues oder Gelbes?“ Er schlug sich an die Stirn, als käme ihm plötzlich ein Gedanke. „Rot! Ja, ich glaube, in Rot würden Sie sehr … hübsch aussehen.“

Sie knirschte mit den Zähnen. „Hüten Sie Ihre Zunge. Es sind Kinder anwesend, und ich habe kein Verlangen …“

„Überhaupt keins?“

„… Rot zu tragen! Wir spielen hier nur Basketball, und ich glaube nicht, dass man sich dafür groß auftakeln muss.“

„Aber ganz bestimmt auch nicht abtakeln. Steckt unter all diesem Stoff tatsächlich irgendwo ein Körper?“ Er lehnte sich zurück und musterte sie prüfend. „Es ist genug Material vorhanden, um drei Frauen einzukleiden.“

„Ich habe es zwar nicht nötig, Ihnen eine Erklärung abzugeben“, entgegnete sie, jetzt eine Spur gereizt, „aber ich hielt es für angemessener, etwas zu tragen, was mir Bewegungsfreiheit lässt. Als Kind habe ich beim Basketballspielen auch nichts anderes angehabt.“

Tyler horchte auf. „Sie haben Erfahrung mit dem Spiel?“

„Ein wenig.“

Er lachte. So wie er Carlie kannte, konnte „ein wenig“ nur bedeuten, dass sie eine hervorragende Spielerin war. „Ausgezeichnet. Wir fangen damit an, den Kindern die Regeln zu erklären, und dann stellen wir die Mannschaften zusammen. Ich werde eine anführen und Sie die andere.“

Carlie nickte. „Nach den Aufwärmübungen. Ich möchte nicht, dass jemand verletzt wird.“

„Wie Sie wünschen. Aber das werden Sie übernehmen müssen.“

Tyler schaute Carlie zu, als sie die Kinder zusammenrief und sie ihm vorstellte. Während er mit den Kindern sprach und scherzte, bemerkte er, dass sie ihn anstarrte. Er zwinkerte ihr zu, und sie belohnte ihn mit einem aufrichtigen Lächeln.

Daran war er nicht gewöhnt bei ihr, und im ersten Moment brachte es ihn aus der Fassung. Dann begriff er, dass sie wahrscheinlich nur froh war, dass er sich die Zeit nahm, mit den Kindern zu plaudern. Was hatte sie denn sonst erwartet? Dass er sie anbrüllen würde?

Die Übungen, die sie wählte, waren einfach, aber sie achtete darauf, dass alle Kinder sie korrekt ausführten. Während Tyler zusah, spürte er, wie sein Interesse zunahm.

Carlies Brüste hüpften unter ihrem weiten Hemd. Er hatte bisher nie bemerkt, wie großzügig sie von der Natur ausgestattet worden war, und ihr selbst schien es nicht bewusst zu sein.

Doch er vermochte kaum den Blick von ihr abzuwenden.

Als sie schließlich zwei Mannschaften gebildet hatten. Carlie mit vier Mädchen und Tyler mit vier Jungen, ließ er die Jungen ihre Hemden ausziehen und zog sich auch das Hemd aus. Carlies faszinierter Blick entging ihm nicht. Als sie merkte, dass er sie ertappt hatte, presste sie die Lippen zusammen und errötete. Tyler war belustigt, aber der Gedanke, dass sein Körper ihr gefiel, erfreute ihn. Als er auf sie zuging und sie zurückweichen sah, grinste er. Sacht strich er mit dem Zeigefinger über ihre Unterlippe und umfasste einen Moment ihr Kinn, ohne ein Wort zu sagen. Wieder presste sie die Lippen zusammen und lief dann zu ihrer Seite des Spielfelds.

Später, nachdem die Kinder eine Weile trainiert hatten, nahm Tyler Carlie beiseite. „Sie sind alle brav. Nur einige sind ein bisschen übermütig.“ Er lachte. „Einer der Jungen wollte seinen Kameraden dazu anstiften, die Mädchen zu ärgern. Als sie meinen Blick bemerkten, gaben sie ihren Plan rasch wieder auf.“

„Sobald sie sich an Sie gewöhnt haben, werden sie erheblich mehr als übermütig sein.“

Gegen sechs Uhr abends fühlte Tyler sich wie erschlagen, und Carlie sah erschöpft aus.

Trotz allem jedoch nahm sie sich die Zeit, den Kindern beim Anziehen zu helfen.

„Ich bin beeindruckt“, sagte Tyler, während er ihr gerötetes Gesicht betrachtete. „Sie verstehen wirklich mit Kindern umzugehen. Sie sind nicht ein einziges Mal aus der Haut gefahren.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich mag Kinder. Sie sind lustig und vor allem aufrichtig.“

Jemand zog an Tylers Hand, und er erkannte ein kleines Mädchen namens Lucy. Sie lächelte ihn an und zeigte ihm, dass der Reißverschluss an ihrem Anorak klemmte. Er half ihr, ihn zu schließen, und als er sich aufrichtete, schlang sie ihre dünnen Ärmchen um seinen Nacken und drückte ihn an sich. „Danke, Mr. Ramsey. Es hat Spaß gemacht.“

Überrascht schaute er Carlie an und strich dem Mädchen übers Haar. „Mir auch, Lucy.“ Sie kicherte, und Tyler grinste. „Wirst du am Montag hier sein?“

„Ja, Sir.“ Damit hüpfte sie davon, und Tyler starrte ihr verwundert nach.

„Was könnte dieses kleine Mädchen schon angestellt haben, um Nachsitzen zu verdienen? Sie ist doch reizend!“

Carlie winkte dem letzten kleinen Jungen zu, bevor sie die Tür schloss. „Lucy kann ungeheuer frech sein. Sie kann einen Seemann zum Erröten bringen mit ihren Sprüchen. Ich persönlich bin der Ansicht, dass sie nur Aufmerksamkeit damit erregen will. Ihr Vater hat die Familie vor etwa einem Jahr verlassen, und ihre Mutter hat mit fünf Kindern alle Hände voll zu tun.“

Tyler wandte sich ab. „Ich hasse Geschichten wie diese. Sie wecken den Wunsch in mir, jemanden zu erwürgen.“ Er begann mit dem Ball zu spielen, als brauchte er etwas, um sich abzulenken. Aber es klappte nicht. Das Thema war für ihn zu schmerzlich. „Warum sind es immer die Kinder, die leiden müssen?“

„Weil sie am verwundbarsten sind. Das liegt in der menschlichen Natur.“

Mit den Kindern zusammen zu sein erinnerte Tyler an seine eigene Kindheit. Es war eine schwere Zeit für Jason und ihn gewesen. Ihren Freunden gegenüber hatten sie mit ihrer Freiheit angegeben und so getan, als sei es das Einfachste der Welt, für sich selbst zu sorgen. Niemals hätten sie zugegeben, dass sie sich ihrer Mutter schämten, die ein stadtbekanntes Flittchen war.

O ja, es war hart gewesen. Zum Glück hatte er Jason gehabt. Aber das war nicht dasselbe. Kinder brauchten einen Erwachsenen, zum dem sie aufschauen konnten, jemanden, den sie respektierten und der sie liebte.

Diese Kinder hatten Carlie, aber auch er wollte mithelfen, ihnen das Leben ein wenig zu erleichtern.

„Hören Sie auf, sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die nicht zu ändern sind“, unterbrach Carlie seine Überlegungen. „Wie wär’s mit einem Spiel? Der erste, der zehn Körbe wirft, gewinnt.“

Ein langsames, durchtriebenes Grinsen breitete sich auf Tylers Zügen aus. „Jederzeit, Sweetheart. Aber der Preis muss die Mühe wert sein. Ein Abendessen? Und der Sieger kann das Lokal bestimmen?“

Carlie lächelte zuversichtlich, nickte und schrie ganz unvermittelt: „Auf geht’s!“ Bevor Tyler begriff, dass das Spiel begonnen hatte, hatte sie schon den ersten Korb geworfen.

„Sehr trickreich, Carlie. Ich mag Frauen, die mich überrumpeln können.“ Carlie verlor fast den Ball bei seinen Worten, und Tyler stürzte vor, um ihn ihr abzujagen.

Aber sie war gut, wirklich gut. Sie warf drei Körbe, bevor er den Ball zum ersten Mal in die Hand bekam. Dann begann er ernsthafter zu spielen. Aber er hörte nicht auf zu grinsen und fühlte sich besser als seit langer, langer Zeit.

Beide schwitzten, als ihre Punktzahl gleich war und jeder acht Körbe hatte. Strähnen hatten sich aus Carlies Zopf gelöst, klebten an ihrer Stirn und an ihren erhitzten Wangen. Sie wirkte erschöpft, aber sie lachte vergnügt und schien noch immer fest entschlossen, das Spiel zu gewinnen.

Und dann versetzte Tyler ihr ungewollt einen Schlag. Als er nach dem Ball sprang, stieß er mit dem Ellbogen gegen ihre Schläfe. Carlie stolperte und landete hart auf ihrem Po.

Tyler war entsetzt. „O Gott, Carlie! Es tut mir leid!“ Er kniete sich neben sie, nahm ihr Gesicht in beide Hände und schaute besorgt in ihre großen braunen Augen. Die Brille war ihr beim Sturz von der Nase gerutscht. „Haben Sie sich wehgetan?“

Sie bemühte sich, zu lächeln. „Nein.“ Dann schaute sie zu ihm auf.

Ihre Blicke trafen sich, und Tyler strich sanft mit den Daumen über ihre Wangen. Während er sie prüfend musterte, kam ihm irgendetwas sehr vertraut vor, und eine schwache Erinnerung erwachte. Diese großen Augen …

Doch Carlie unterbrach den Kontakt und entzog sich seinen Händen.

„Sie wussten, dass Sie verlieren würden, nicht? Haben Sie mich deshalb gestoßen?“ Ihre Stimme zitterte, und sie versuchte zu lächeln, aber es misslang ihr. Tyler fragte sich, ob sie nicht doch verletzt war.

Er war zu sehr damit beschäftigt, die Lage zu analysieren, um Carlies Frage zu beantworten. Sie schob die Brille auf die Nase und schwenkte dann eine Hand vor seinen Augen … Hallo? Jemand zu Hause? Tyler?“

Verwirrt über die Erinnerungen, die ihn bedrängten, schüttelte er den Kopf. „Entschuldigung. Kommen Sie, lassen Sie sich auf die Beine helfen.“

„Es geht schon, Tyler. Ich brauche keine Hilfe.“

Er ergriff trotzdem ihre Hand und umfasste ihr Kinn, als Carlie aufgestanden war. „Lassen Sie mal sehen. Ich glaube, Sie haben bereits eine Beule.“

Sie entzog sich ihm. „Ich sagte doch, es ist nichts passiert.“

Tyler runzelte schuldbewusst die Stirn. „Ich gebe mich geschlagen. Das Abendessen geht auf meine Rechnung.“

Carlie schaute an sich herab und schüttelte den Kopf. „In diesem Aufzug? Nein – aber trotzdem vielen Dank.“

Ihre Weigerung überraschte ihn nicht. „Sie müssen etwas essen. Es war ein langer Tag.“

„Ich habe zu Hause einen Eintopf. Das befreit Sie von jeglicher Verpflichtung.“

Er hob sein Hemd auf und trocknete damit den Schweiß auf seiner Brust und seinen Armen. „Eintopf klingt gut. Wir Junggesellen kommen nicht oft in den Genuss eines selbst gekochten Essens.“

Carlie hob verblüfft den Kopf. „Sie bitten mich um eine Einladung?“

Er zuckte die Schultern. „Jemand, der so gut Basketball spielt wie Sie, müsste eigentlich auch ein guter Koch sein.“

„Ihre Logik entgeht mir, und im Übrigen glaube ich nicht, dass ich genug für zwei habe.“

Es war eine Herausforderung für ihn. Er wollte mehr Zeit mit ihr verbringen, aber sie schien entschlossen, es zu verhindern. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Sie würden den Abend miteinander verbringen, trotz der lächerlichen Vorbehalte dieser Frau. „Ich fahre bei einem Bäcker vorbei und hole Brot.“

Carlies Augen wurden schmal. „Haben Sie nicht irgendwo eine Frau, die auf Sie wartet?“

„Nein. Ich bin schrecklich einsam. Seien Sie so nett, Carlie, und nehmen Sie mich mit nach Hause.“

„Wie einen streunenden Hund? Wenn ich Sie einmal füttere, werde ich Sie vielleicht nie mehr los.“

Es gelang ihm, eine verletzte Miene aufzusetzen. „Vergessen Sie es“, entgegnete er achselzuckend. „Ich wollte mich nicht aufdrängen. Ich dachte nur, da wir beide allein sind, könnten wir auch zusammen essen. Ich hatte einen schönen Tag heute, und das ist nicht oft der Fall, ganz gleich, was Sie auch glauben mögen.“

Carlie versteifte sich, und er wusste, dass sie bereute, seine Gefühle verletzt zu haben. Denn trotz ihrer Bemühungen, etwas anderes darzustellen, war Carlie im Grunde ihres Herzens sehr gefühlvoll.

„Ich hatte auch viel Spaß, Tyler. Vielleicht wäre es tatsächlich nett, jemanden zu haben, mit dem man beim Essen reden kann.“

Tyler hob den Kopf, und sämtliche Anzeichen von Selbstmitleid verschwanden. „Fantastisch! Ich wusste ja, dass Sie vernünftig sein würden.“

„Sie Heuchler!“

Er lachte und zeigte nicht die geringste Reue über seine Täuschung. „Holen Sie Ihre Sachen, und fahren Sie voraus. Ich folge Ihnen in meinem Wagen.“

Carlie stürmte wütend aus der Halle, und Tyler grinste. Sie ahnte nicht, wie sehr er ihre Gesellschaft schätzte! Sie war scharfzüngig, freiheitsliebend und fest entschlossen, in allem und jedem ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Sie schmollte nicht und strafte ihn nicht mit Schweigen. Nein, wenn Carlie etwas zu sagen hatte – und das war stets der Fall – sagte sie es. Sie war so unberechenbar, dass in ihrer Nähe niemals Langeweile aufkam.

5. KAPITEL

Als Carlie in ihre Einfahrt einbog, erlebte Tyler eine weitere Überraschung. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber was er sah, erstaunte ihn.

Sie lebte in einem kleinen Cottage am Ende einer schmalen Seitenstraße. Rechts neben dem Haus erstreckte sich ein Weizenfeld, links ein Waldgrundstück. Vor und hinter dem weiß und gelb gestrichenen Häuschen lag ein gepflegter Rasen. Überall blühten Margeriten, und ihr Briefkasten besaß die Form einer kleinen bunten Scheune.

Tyler schaute sich begeistert um. Eine Schaukel aus einem alten Autoreifen hing vom knorrigen Ast einer alten Eiche, und am breiten Verandadach baumelte eine Schaukel aus Bambusrohr.

„So viele Schaukeln?“

Carlie zuckte die Schultern, als sie den Hausschlüssel aus ihrer Tasche nahm. „Ich liebe Bewegung. Nicht einmal zur Entspannung sitze ich gern still.“

Das Innere des Hauses stand ebenfalls in krassem Gegensatz zu der Frau, die er allmählich näher kennenlernte. Es war nur spärlich eingerichtet, in einer bunten Mischung aus modern und alt, heller Eiche und viel Glas, Chintz und Zierdeckchen. Es gab keine Fotografien, dafür aber zahllose gerahmte Drucke mit den verrücktesten Motiven.

Nachdem Carlie ihre Jacken aufgehängt hatte, ging sie in die Küche, und Tyler folgte ihr.

„Kann ich den Tisch decken oder etwas anderes tun?“, fragte er, als sie eine große Eisenkasserolle auf den Herd setzte.

„Nein. Schalten Sie den Fernseher ein, wenn Sie wollen. Ich backe derweil das Brot auf und decke den Tisch.“

Tyler kehrte ins Wohnzimmer zurück. Zu seiner Überraschung entdeckte er auf dem Gerät ein Videoband mit Aerobicübungen.

„Sie betreiben Aerobic? Sie springen und hüpfen in einem Trikot herum?“

Carlie verzog das Gesicht, als sie seine ungläubige Miene sah. „Was ich anhabe, sind meine Gymnastiksachen“, erklärte sie und spreizte ihre Arme. Das T-Shirt rutschte ein bisschen hoch, was Tyler einen kurzen Blick auf die blasse Haut ihres Bauchs ermöglichte.

Zu seinem Erstaunen erwachte in ihm Interesse.

Sie war ein bisschen rundlich. Zumindest dachte er, dass sie es war. Bei ihrer Art, sich zu kleiden, war es schwer zu sagen. Aber sie hatte einen großen Busen. Das war ihm heute beim Basketball aufgefallen.

Ihre Arme hingegen hatten sich sehr schlank angefühlt. Und als sie beim Eintreten ihre Schuhe auszog, hatte er ihre schmalen Füße und schlanken Fesseln bemerkt.

Es war reine Neugier, was ihn veranlasste, sich für sie zu interessieren. Nicht, dass er je auf die Idee gekommen wäre, sich ihr zu nähern. Dazu war sie viel zu barsch und abweisend. Nein, sie stand so weit unten auf der Liste verfügbarer Frauen, dass er sich nicht hätte sorgen müssen. Aber er tat es trotzdem.

Verärgert über seine Gedanken, die beständig um ihre unsichtbare, aber vermutlich plumpe Figur kreisten, ging er auf sie zu und fragte ganz unverblümt: „Wie viel wiegen Sie?“

Carlie, die gerade ein Päckchen Butter öffnete, hielt inne. „Das geht Sie nichts an!“

„Sie treiben Sport, weil Sie glauben, abnehmen zu müssen, nicht?“

„Keineswegs. Ich treibe Sport, um fit zu bleiben.“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Bauch. „Sie nicht?“

„Selbstverständlich. Aber das ist etwas anderes.“

„Wieso?“

„Ich gehe in ein Fitnessstudio. Ich bin ein Mann.“

„Ich kann mir kein teures Fitnessstudio erlauben. Und niemand hat mir je gesagt, dass Mannsein gleichbedeutend ist mit Impertinenz. Man sollte meinen, in Ihrem Alter hätten Sie sich inzwischen Manieren angewöhnt.“

Tyler sah, dass er sie gründlich verärgert hatte, obwohl sie sich bemühte, es zu verbergen. Er beobachtete, wie sie klirrend Teller auf den Tisch stellte und die Löffel praktisch daneben warf.

„Was trinken Sie?“, fragte er behutsam, um zu sehen, ob sie irgendetwas nach ihm werfen würde.

„Milch. Holen Sie sich etwas aus dem Kühlschrank.“

Das tat er. Aber da war nichts anderes als Milch.

Nachdem sie eine Weile schweigend am Tisch gesessen und gegessen hatten, begann er zaghaft: „Es tut mir leid …“

„Aber Sie sind sich nicht sicher?“

„Natürlich. Ich wusste nur nicht, ob Sie mit mir sprechen würden. Ich habe anscheinend bei Ihnen einen wunden Punkt berührt.“

Carlie seufzte und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen.

Tyler hatte den schrecklichen Verdacht, dass sie jetzt weinen würde. „Carlie?“

Ihre Schultern zuckten, und ihm blieb fast das Herz stehen. „Nein, Carlie, nicht! Manchmal bin ich wie ein Elefant im Porzellanladen. Sie sollten mich wirklich nicht ernst nehmen, Carlie?“

Langsam hob sie den Kopf, und ein wissendes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Ein Blick auf Tyler, und sie begann zu lachen. Er ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und starrte sie entrüstet an.

„Oh, Tyler. Sie haben keinen wunden Punkt berührt. Wirklich nicht“, sagte sie kichernd und nahm ihre Brille ab, um ihre Augen zu trocknen. „Ganz im Gegenteil. Sie benehmen sich jetzt endlich so, wie ich es von Ihnen erwartet hatte.“

„Tatsächlich?“

„Ja.“

Er war ganz sicher, dass sich eine Beleidigung hinter ihrer Feststellung verbarg. „Sie hielten mich von Anfang an für einen Schuft? Ist es das?“

„Nein. Sie sind eigentlich ganz nett. Aber Sie bilden sich ein, Sie könnten Ihre eigenen Regeln aufstellen und alle anderen, vor allem Frauen, müssten sie befolgen. Sie provozieren mich ganz bewusst und sind dreist und unverschämt. Sie versuchen nicht einmal, ein normales Verhalten an den Tag zu legen. Warum sollten Sie auch? Die Frauen liegen Ihnen schließlich trotz allem zu Füßen.“

Es gefiel Tyler gar nicht, von ihr als arrogantes Ekel katalogisiert zu werden. „All das muss ich mir anhören, nur weil ich Sie nach Ihrem Gewicht gefragt habe?“

„Weil Sie glaubten, dass es nicht wichtig sei, ob Sie unhöflich waren. Immerhin bin ich keine Frau, mit der Sie gern schlafen würden. Sie haben kein sexuelles Interesse an mir, warum sollten Sie sich also Mühe geben, charmant zu sein? Es würde Ihnen in keiner Weise nützlich sein, nicht wahr?“

Er musterte sie prüfend. Sie hatte ihn schon wieder übertrumpft. Bisher war es immer so gewesen. Sie machte ihn fertig, verbal zumindest, während er dasaß und sie bewunderte. Dass sie mit ihm lachte, war in Ordnung, aber dass sie über ihn lachte, war unerträglich. „Ich will ganz ehrlich sein. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund interessiere ich mich für Sie.“

Ihre Augen weiteten sich, sie schnappte erstaunt nach Luft, und ihre Belustigung war wie ausgelöscht.

„Ich glaube, es liegt daran, dass Sie so verdammt rätselhaft sind.“

Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, und dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das bin ich nicht. Ich bin ein offenes Buch. Sie weigern sich bloß zu akzeptieren, dass es eine Frau gibt, die nicht Ihrem Charme erliegt.“

Er tat, als ob sie nichts gesagt hätte. „Wie mag Ihr Körper aussehen? Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Wie dick sind Sie? Wie groß sind Ihre Brüste, wie schön Ihr Po? Ich bin es gewohnt, eine Frau anzusehen und zu wissen, wie sie gebaut ist, aber dieses ständige Spielchen, erraten zu müssen, was sich unter dicken Lagen hässlichen Stoffs verbirgt, nervt mich.“

Sehr langsam legte Carlie ihren Löffel hin. „Sie sind schrecklich verzogen. Sie denken sich nichts dabei zu verletzen, um zu gewinnen. Also schön. Ich bin zu dick.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es liegt bei uns in der Familie. Meinen Körper zur Schau zu stellen wäre schlimmer, als ihn zu verbergen. Und wenn schon. Ich brauche keine männliche Bewunderung, um mich selbst zu mögen. Ich bin ein netter Mensch, ich leiste gute Arbeit und engagiere mich. Für die Gemeinde, für die Kinder und die Menschen allgemein. Können Sie das Gleiche auch von sich behaupten, Tyler? Was haben Sie bisher an echten Beiträgen für die Allgemeinheit geliefert?“

Er aß etwas von dem Eintopf und kaute gemächlich, während er beobachtete, wie ihr Ärger angesichts seiner Gelassenheit zunahm. Dann, als er glaubte, sie weit genug getrieben zu haben, sagte er: „Sie können auch verletzend sein. Ich kann mir nichts wirklich Bedeutendes vorstellen, was ich in meinem Leben bisher geleistet hätte. Aber ich begehe auch keine Verbrechen, abgesehen von der Bemerkung über Ihr Gewicht vielleicht. Ich zahle pünktlich meine Steuern, ich trinke nicht, wenn ich fahren muss, ich gebe Spenden, und ich bin nett zu alten Leuten. Dies alles müsste doch auch einen gewissen Wert besitzen?“

„Keinen besonders großen.“

„Also wirklich, Carlie! Können Sie mir nicht verzeihen? Ich war nur neugierig, ich wollte Sie nicht beleidigen. Und ich habe auch nur gefragt, weil ich glaube, dass Sie sehr attraktiv sein könnten. Nein, verziehen Sie jetzt nicht wieder das Gesicht. Mag sein, dass Sie keine Schönheit sind. Und wenn schon. Sie sind intelligent, sehr intelligent sogar. Das ist etwas Bewundernswertes. Wenn Sie sich ein bisschen Mühe mit Ihrer Erscheinung gäben, würden eine Menge ähnlich intelligenter Männer Ihnen die Tür einreißen. Sie würden unzählige Einladungen erhalten.“

„Ich habe keine Zeit für … Einladungen.“

„Wieso nicht? Es macht Spaß, mit Ihnen zusammen zu sein. Sie sollten sich eine feste Beziehung suchen.“

Carlie legte den Kopf zurück und starrte an die Decke. Ohne Tyler anzusehen, fragte sie: „Was kümmert es Sie, Tyler? Ich bin kein Vogel mit einem gebrochenen Flügel, dem Sie das Fliegen beibringen müssen. Ich will nicht fliegen. Gehen passt besser zu mir.“

„Ich habe eine Idee“, erklärte er.

„O nein. Bloß das nicht!“

Er legte die Hände auf den Tisch, erhob sich und beugte sich weit zu ihr vor. „Gehen Sie mit mir aus.“

Carlie betrachtete ihn, als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre. Während sie schwieg, trommelte er ungeduldig auf die Tischplatte. „Nun?“

„Ich warte auf die Pointe.“

„Na schön. Hier ist sie. Sie würden meine Gesellschaft sehr genießen.“

Carlie tat, als verkniffe sie sich ein Lachen. „Sie sollten Geld dafür verlangen. Sie sind ein hervorragender Komödiant.“

„Es war ernst gemeint. Das Mindeste, was Sie tun könnten, wäre, mir zuzuhören.“

„Nein, das Mindeste, was ich tun könnte, wäre, Sie aufzufordern, zu verschwinden und Ihren Irrsinn mitzunehmen.“ Sie schien verärgert und nervös. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Hände zitterten. Doch dann riss sie plötzlich die Augen auf und rang nach Atem. „Er ist doch hoffentlich nicht ansteckend, oder?“, fragte sie in komischer Verzweiflung und hob verteidigend die Hände.

Auch Tyler erhob sich. „Also gut, Sie haben es nicht anders gewollt“, erklärte er und bewegte sich drohend auf sie zu.

Carlie stieß einen kleinen Schrei aus und sprang auf. „Na schön! Sagen Sie mir, was Sie zu sagen haben.“

Tyler ging unbeirrt weiter. „Zu spät. Sie haben mich herausgefordert. Und wenn mein Ego so groß ist, wie Sie behaupten, muss das ein Grund zum Angriff sein. Jetzt werden Sie bezahlen.“

Sie bemühte sich, nicht zu lachen, aber ganz plötzlich warf er sich über den Tisch und packte sie. Sie schrie überrascht auf, aber es war bereits zu spät. Er hatte sie.

Grinsend zog er sie an den Armen über den Tisch. Sie lachte, ihre Brille war verrutscht, sie rang nach Atem. Und er hatte plötzlich das verrückte, fast überwältigende Bedürfnis, sie zu küssen.

Warum nicht?, dachte er und beugte sich vor, den Blick auf ihren weichen, halb geöffneten Mund gerichtet. Ein Gefühl der Erwartung erfüllte ihn, das sogar noch die Spannung übertraf, die ihn im Poolhäuschen bei der maskierten Frau beherrscht hatte, und die war schockierend in ihrer Intensität gewesen. Nein, was er jetzt empfand, war ihm so fremd, dass er zusammenzuckte, als Carlie sprach.

Ihre Stimme klang nicht atemlos, sondern leise und bedrohlich. „Lassen Sie mich sofort los.“

Er gehorchte, entsetzt über sein eigenes Verhalten. „Ich … ich habe noch nie mit einer Frau gespielt. Ich wollte nur …“

„Ersparen Sie mir das. Ich weiß, was Sie vorhatten.“

„Ach ja?“ Vielleicht konnte sie es ihm verraten, denn er begriff beim besten Willen nicht, was ihn dazu getrieben hatte.

Sie rückte ihre Brille zurecht. „Sie treiben Spielchen. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich das nicht dulden werde.“

Das klang plausibel, wenn auch vielleicht nicht ganz wahr. Aber es gab ihm seine Selbstsicherheit zurück. „Natürlich habe ich gespielt. Und Sie auch. Deshalb sollten Sie ja mit mir ausgehen. O nein – lassen Sie mich ausreden!“ Er wartete, bis sie wieder Platz genommen hatte. „Ich glaube, wir könnten sehr viel Spaß zusammen haben, zumindest, solange unsere Beziehung rein platonisch bleibt. Sie haben doch hoffentlich nicht gedacht, ich meinte …“

„Warum?“, unterbrach sie ihn scharf. „Warum sollten Sie mich noch öfter sehen wollen?“

„Weil ich Sie mag. Weil Sie mir sympathisch sind. Weil Sie mich zum Lachen bringen.“

Sie schnaubte und ignorierte seinen missbilligenden Blick.

„Es wäre für uns beide gut. Sie würden lernen, sich ein bisschen zu entspannen und auf etwas anderes als Ihre Schule zu konzentrieren, und ich … wie gesagt, ich fühle mich sehr wohl bei Ihnen.“

„Es muss doch andere Frauen geben, deren Gesellschaft Sie mehr genießen würden?“

„Mag sein. Aber aus anderen Gründen.“ Sie setzte zu einer Erwiderung an, und er hob resigniert die Hand. „Ich weiß. Das war nicht nötig. Verzeihen Sie. Aber ich habe mich wirklich sehr gelangweilt in letzter Zeit und …“

Er runzelte die Stirn, als sie lachte. „Ich meine es ernst. Da lege ich Ihnen mein Herz zu Füßen, und Sie trampeln darauf herum.“

„Wissen Sie was, Tyler?“

Er traute ihrem Lächeln nicht. „Wahrscheinlich nicht.“

„Es hat tatsächlich manchmal Spaß gemacht, und das war wohl, wenn Sie ehrlich sind, für uns beide überraschend.“

Er drückte eine Hand an die Brust, als erlitte er einen Herzanfall. „Was? Sie geben zu, dass es Ihnen Spaß gemacht hat mit mir? Es besteht also noch Hoffnung? Carlie McDaniels ist gern mit mir zusammen! Was könnte ein Mann noch mehr verlangen?“

„Manchmal, habe ich gesagt“, erklärte sie. „Aber gut – wohin würden wir gehen, und womit würden wir uns beschäftigen bei diesen platonischen Verabredungen?“

„Dann sind Sie also einverstanden?“

„Keineswegs. Beantworten Sie zuerst einmal meine Frage.“

„Ich weiß nicht.“ Er hatte die Sache noch nicht durchdacht. „Das Übliche?“

„Wie zum Beispiel?“

„Essen gehen? Tanzen?“ Er grinste und erweiterte die Liste. „Rollschuhlaufen? Schwimmen? Surfen?“

„Ich wäre eventuell bereit, mir einen Film mit Ihnen anzusehen. Im Kino ist es dunkel, da würde niemand merken, dass ich mit einem Irren unterwegs bin.“

Tyler strahlte. „Ausgezeichnet. Morgen Abend?“

„Morgen ist Samstag. Haben Sie keine richtige Verabredung?“

„Carlie, Carlie, Carlie. Es wird eine richtige Verabredung sein. Bis hin zum Gutenachtkuss, den wir natürlich ausschließen.“

Carlie verzog den Mund, als ob sie nachdächte.

„Sie sehen nicht dem Tod ins Auge“, stellte er trocken fest. „Ich lasse Sie sogar den Film aussuchen.“

„Das nenne ich ein Zugeständnis. Einverstanden. Wir gehen ins Kino.“

Tyler spürte, wie er sich entspannte, und hatte das Gefühl, etwas Bedeutendes erreicht zu haben. Die Zeiten der Langeweile schienen vorbei zu sein. Zuerst die Nacht mit der maskierten Haremsdame, deren Namen Brenda ihm nicht verraten wollte. Er war nach wie vor entschlossen, sie aufzuspüren; einer Frau wie ihr war er noch nie zuvor begegnet. Früher oder später würde er wissen, wer sie war.

Aber auch eine Frau wie Carlie hatte er noch nie gekannt. Auch sie war einzigartig …

„Ich kann es fast nicht glauben, dass Sie sich für diesen Film entschieden haben.“

Carlie, die sich Tylers Nähe stark bewusst war, lächelte in dem schwach beleuchteten Kinosaal. „Ich liebe Mel Gibson!“

„Wieso überrascht mich das? Ah ja, natürlich – weil Sie mir des Öfteren zu verstehen gaben, dass sehr männliche, sehr sexy Männer ganz unten auf Ihrer Liste stehen.“

„Nein. Ich habe nur klargestellt, dass Männer, die sich für sehr männlich und sehr sexy halten, ganz unten auf meiner Liste stehen.“

„Sehen Sie mich nicht so an! Ich habe nie behauptet, unter Männlichkeitswahn zu leiden.“

„Soll das etwa heißen, dass Sie sensibel sind?“

„Und wie. Vor allem an ganz bestimmten Stellen. Wie am Bauch, an der Wirbelsäule …“

Carlie stockte der Atem, eine heftige Röte stieg in ihre Wangen. Tyler sagte die Wahrheit. Sie erinnerte sich nur zu gut, wie empfindsam er an diesen Stellen war.

Um ihre Reaktion zu verbergen, stieß sie ihn grob an. „Sie sind unmöglich.“

„Nein.“ Er wartete einen Herzschlag ab. „Nur sehr sensibel.“

„Pst, der Film beginnt.“ Carlie wusste, dass sie schroff war, aber das machte nichts. Tylers Flirterei hatte nichts zu bedeuten. Er versuchte es bei jeder Frau, der er begegnete, ob sie nun neunzehn oder neunzig war.

„Lektion Nummer eins, Carlie: Man verbietet seinem Begleiter nicht so grob den Mund.“

Sie schaute ihn an. „Nicht einmal, wenn der Film beginnt und der Typ nicht aufhört, über Sexualität und persönliche Neigungen zu quasseln?“

„Nicht einmal dann. Sie hätten erwidern müssen, was Ihre empfindsamsten Körperstellen sind.“

„Oh. Mal sehen. Meine Füße?“

„Versuchen Sie nun, eine erotische Stimmung zwischen uns herzustellen?“

Carlie lachte und spürte, wie etwas von ihrer Spannung wich. Sich vorbeugend, stieß sie ihn sanft mit der Schulter an. Das überraschte beide. Tyler flüsterte: „Das ist schon besser“, und legte kühn den Arm um ihre Schultern.

Es war angenehm, beruhigend und aufregend zugleich. Aber sie durfte nicht vergessen, dass es bloß ein Spielchen für ihn war.

„Sie sollten sich nicht so versteifen“, fügte er hinzu. „Ich beabsichtige nicht, frech zu werden. Sie können sich ruhig entspannen.“

Er hatte ihr die Worte ins Ohr geflüstert, und dort war sie sehr sensibel. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt, um noch mehr von seiner Körperwärme zu verspüren, doch stattdessen starrte sie auf die Leinwand. „Pst! Ich möchte nicht den Film verpassen.“

Es wird klappen, dachte Carlie, als Tyler sich eine Weile still verhielt. Er würde sie niemals mit der Frau im Poolhäuschen in Verbindung bringen. Und er versuchte auch nicht, sich ihr zu nähern; seine Hand bewegte sich nicht von ihrer Schulter fort, und er zog sie auch nicht fester an sich. Er war einfach … da.

Mit jeder Minute, die verging, fühlte sie sich stärker zu ihm hingezogen, und ihr wurde plötzlich klar, dass sie mühelos ihr Herz an ihn verlieren konnte.

Sie dachte an die Frau, die sie einst gewesen war: unsicher und ständig bemüht, das Interesse ihres Mannes zu erregen. Doch damals hatte sie kläglich versagt und mit der Zeit eine wertvolle Lektion gelernt. Nicht, dass sie ihrem Mann die ganze Schuld gab, denn auch sie hatte in vielen Dingen nicht seine Erwartungen erfüllt. Aber er hatte sich nicht einmal bemüht, Geduld aufzubringen, und ihr bedenkenlos Vorwürfe gemacht, ohne ihr Alter und ihre Unerfahrenheit in Betracht zu ziehen.

Damals war sie erschüttert gewesen, als er ihr Gefühlskälte vorgeworfen hatte, doch heute war sie älter und weiser, und Männer und ihre fragwürdigen Versprechungen imponierten ihr nicht mehr. Ihr Mann hatte keine Zeit vergeudet, eine andere zu finden, die seinen sexuellen Vorlieben besser entsprach als sie. Die Erinnerung daran tat heute nicht mehr weh und erfüllte sie auch nicht mehr mit Enttäuschung. Sie hatte sich geschworen, nie wieder verwundbar zu sein und war bisher auch noch nie in Versuchung geraten, diesen Vorsatz aufzugeben.

Bis zu der Nacht mit Tyler. Jetzt besaß sie eine Erinnerung, die sie sich ins Gedächtnis rufen konnte, wenn die Einsamkeit sich eines Tages, wie zu erwarten war, einstellte.

Tylers Freundschaft war wunderbar, aber ihn als Liebhaber gehabt zu haben, und wenn auch nur eine Nacht lang, war eine Erinnerung, die sie immer wie einen kostbaren Schatz hüten würde. Ohne sich besonders zu bemühen, hatte er Gefühle in ihr geweckt, die sie noch nie zuvor erfahren hatte, und Empfindungen, die sie niemals in sich vermutet hätte. Tyler hatte ihr bewiesen, dass ihr Mann sich damals geirrt hatte. Das musste ihr genügen.

6. KAPITEL

Als Carlie Tylers Wagen vor Brendas Haus anhalten sah, versteifte sie sich, weil sie nicht mit ihm gerechnet hatte. Er wirkte entschieden grimmig, als er ausstieg und mit raschen Schritten auf das Haus zukam.

Brenda öffnete ihm die Tür. „Tyler! Was tust du hier?“

„Ich will endlich wissen, wer sie ist!“

„Wer?“

Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. „Die Haremsdame. Wer sonst?“

Brenda verdrehte die Augen. „Zum letzten Mal, Tyler – nein!“

Carlie, die das Gespräch aus der Küche mitverfolgte, hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. Es war ein grauer Sonntagmorgen, der zu ihrer Stimmung passte, und sie war zu Brenda gekommen, um ein bisschen Trost zu suchen. Nichts war mehr so wie vor wenigen Tagen noch. Sie wusste nicht mehr, was sie denken oder tun sollte. Sie hatte so viel dazugelernt in letzter Zeit.

Eins allerdings stand fest: Die Erfahrung mit Tyler konnte sie jetzt nicht mehr nur als sexuelle Episode einstufen. Seit sie ihn fast täglich sah, begann sie zu befürchten, dass sie ihr Herz an ihn verlieren würde.

Das durfte nicht geschehen. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken und um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Und da stand Tyler und wollte wissen, wer sie wirklich war! Es war die reinste Ironie.

„Du hast merkwürdige Freundinnen, Brenda. Sie machen mich verrückt“, sagte er und fuhr sich frustriert mit der Hand durchs Haar.

„Meine Freundinnen?“

„Tu nicht so unschuldig, Brenda. Zuerst diese Haremsdame, die mir nicht verraten wollte, wer sie ist. Dann Carlie, die meine Anrufe nicht erwidert und meine Einladungen abschlägt. Ich schwöre dir, diese Frau ist …“

Brenda unterbrach ihn, räusperte sich vernehmlich und deutete mit dem Blick in Richtung Küche. Tyler drehte sich um, und Carlie sah, dass seine Augen sich verengten.

Sein Ärger schien zu verblassen; er wirkte jetzt fast heiter. „Was ist los mit Ihnen, Carlie? Sie sehen schrecklich aus.“

Nach einem ärgerlichen Blick auf ihn wandte sie sich ab. „Ich bin erkältet“, sagte sie und hoffte, dass er es dabei belassen würde.

„Und deshalb ist Ihr Haar so strähnig?“

„Nein, das ist, weil ich durch den Regen hergejoggt bin.“

Tyler musterte sie. „Sie sagten, Sie wären erkältet. Warum rennen Sie dann durch den Regen?“

„Ich laufe jeden Sonntag. Warum sollte es heute anders sein? Ein bisschen Regen hat noch niemanden umgebracht.“ Ihr war bewusst, dass sie bissiger als üblich war, aber sie hatte nicht damit gerechnet, ihn zu sehen. Das Herz tat ihr weh bei seinem Anblick, und auch der Kopfschmerz ließ nicht lange auf sich warten.

„Nein. Regen bringt niemanden um, er zerstört höchstens die Frisur.“ Tyler grinste. „Zumindest einige Strähnen waren rebellisch genug, sich aus diesem infamen Zopf zu befreien.“

Er lachte über seinen eigenen Scherz, und Carlie versteifte sich. „Ich gehe jetzt lieber, Brenda“, sagte sie. „Tyler hat anscheinend etwas mit dir zu besprechen.“

Brenda winkte ab. „Nein, warte. Wir haben unser Gespräch noch nicht beendet.“

Tyler ergriff Carlies Handgelenk. „Bleiben Sie. Sie wollen doch bei diesem Wetter nicht zu Fuß nach Hause gehen?“

„Der Regen stört mich nicht.“

„Seien Sie nicht so bockig, Carlie.“

Sie zog an ihrer Hand, aber er ließ nicht locker. „Lassen Sie mich los. Ich möchte gehen.“

Er schaute auf seine Hand herab, die Carlies Handgelenk umspannte. Es war so schmal, dass es vollkommen in seiner Hand verschwand. „Sie sind mir aus dem Weg gegangen.“

„Ich war beschäftigt. Wieso rufen Sie mich überhaupt am Wochenende an? Ihr Terminkalender müsste doch zum Platzen voll sein.“

„Das ist er nicht“, entgegnete er grinsend. „Ich kann Ihnen versichern, dass einige Damen sehr enttäuscht waren.“

Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er sie nur hänselte, denn er war längst nicht so eingebildet, wie er sich gab. Ein widerstrebendes Lächeln erschien um ihre Lippen. „Hören Sie mit dem Unsinn auf, Tyler. Lassen Sie mich gehen.“

„Nicht eher, bis Sie mir versprechen, etwas mit mir zu unternehmen. Ich bin deprimiert und brauche Gesellschaft.“

„Deprimiert?“ Tyler war der personifizierte Charme. So erstaunlich es auch schien, es gelang ihm, ihre trübe Stimmung aufzuhellen, obwohl er selbst der Anlass dazu gewesen war.

„Richtig. Und nicht grundlos“, erwiderte er mit einem vorwurfsvollen Blick auf Brenda. „Sie will mir einfach nicht verraten, wer die geheimnisvolle Frau ist, die ich auf ihrer Party kennenlernte und die mich dann versetzt hat.“

Mit einem theatralischen Seufzer, um ihr Unbehagen zu überspielen, sagte Carlie: „Nein! Das kann nicht wahr sein!“

„Leider ja. Ich habe mich verliebt, und das Weib hat mich im Stich gelassen.“

Obwohl es ganz offenbar ein Scherz war, erschrak Carlie, und Brenda sagte rasch: „Er hat während der Party eine Freundin von mir kennengelernt. Sie schienen … sich zu verstehen, aber sie will ihn nicht mehr sehen. Nie wieder“, schloss sie achselzuckend.

„Sag mir, wer sie ist, Brenda. Den Rest erledige ich selbst.“

Ihrer Rolle angepasst, fragte Carlie: „Sie wissen nicht, wer sie ist?“

„Absurd, nicht wahr? Sie weigerte sich, ihre Maske abzunehmen.“

Carlie bemühte sich, ihre steifen Muskeln zu entspannen. „Kluges Mädchen, kann ich da nur sagen.“

„Sie war eine sehr reizvolle Frau und kein junges Mädchen“, erklärte er und wandte sich mit einem bittenden Blick an Brenda. „Sag mir, wer sie ist! Ich schwöre dir, dass sie dir später dankbar sein wird.“

Brenda grinste über seine bedrückte Miene. „Ich weiß nicht … was meinst du, Carlie?“

Carlie nahm sich vor, ihre Freundin später zu erwürgen. „Ich glaube, wenn eine Frau vernünftig genug ist, sich nicht mit Tyler einzulassen, solltest du ihre Wünsche respektieren.“

Tylers Lächeln verblasste. „Jetzt erlauben Sie sich schon wieder ein Urteil über mich! Wieso glauben Sie eigentlich, mich so gut zu kennen, Carlie?“ Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er hielt sie umklammert. „Ich habe noch nie eine Frau gezwungen, sich mit mir abzugeben – außer Sie, aber das ist ja auch etwas anderes, nicht? Im Allgemeinen sind es die Frauen, die mir nachstellen. Sie sagen mir ganz offen, was sie von einer Beziehung erwarten, und ewige Liebe steht dabei keineswegs ganz oben auf der Liste. Das heißt doch, dass nicht ich die Frauen benutze, sondern sie mich, nicht wahr?“

„Keine Ahnung. Ihre Abenteuer interessieren mich nicht.“

„Nein? Warum erwähnen Sie sie dann ständig?“

„Entschuldigen Sie, es war keine Absicht.“ Sie starrte auf seine Hand, die noch immer ihr Handgelenk umklammert hielt. Ihr Herz klopfte so rasch, dass sie kaum atmen konnte. Sie hatte Tyler noch nie so offen über sein Privatleben reden hören. Vielleicht hatte sie ihn falsch eingeschätzt. Aber darüber wollte sie in der Stille ihres eigenen Heims nachdenken. „Wenn Sie jetzt so freundlich wären, mich loszulassen, behellige ich Sie nicht mehr.“

Tyler grinste. „Aber ich will, dass Sie mich behelligen! Haben Sie nicht zugehört? Obwohl Sie die scheußlichsten Klamotten tragen, die ich je an Mann, Frau oder Tier gesehen habe, würde ich gern mit Ihnen den Tag verbringen.“ Er zögerte und fragte dann: „Wo haben Sie die Sachen überhaupt aufgetrieben? Ich kenne keinen Laden, der so etwas verkauft.“

Carlie schaute an ihrem Jogginganzug aus khakigrünem Nylon herab. Er war gefüttert und sehr warm. Darunter trug sie ein graues Sweatshirt.

„Ich war nicht auf dem Weg zu einer Modenschau, Tyler, sondern bin gelaufen. Im Regen und nicht auf einem Laufsteg. Was macht es schon, wie ich aussehe?“ Ruckartig befreite sie ihre Hand und wandte sich zum Gehen. „Ich rufe dich an, Brenda.“

Durch den strömenden Regen war Carlie schon fast einen Block weit gelaufen, als Tyler sie mit dem Wagen einholte.

„Hallo, Carlie.“

Ohne ihn anzusehen, entgegnete sie schlicht: „Lassen Sie mich in Ruhe.“

Er fuhr langsam neben ihr her. Sie ignorierte ihn. „Brenda sagte, ich hätte Ihre Gefühle verletzt.“

Daraufhin blieb Carlie stehen. „Nicht an Ihrem besten Tag und mit Ihrem besten Witz.“

„Warum sind Sie dann so schlecht gelaunt?“

„Wieso ich? Sie etwa nicht?“

„Ich habe zuerst gefragt.“

Carlie überlegte kurz und beschloss, ihm wenigstens einen Teil der Wahrheit zu gestehen. „Ich mache mir Sorgen um einen meiner Schüler. Sein Vater liegt im Krankenhaus, und es sieht nicht gut aus. Als ich gestern anrief, war das Telefon abgestellt.“

„Das ist hart“, meinte Tyler mitfühlend.

„Ja. Ich wünschte, ich könnte ihnen helfen.“

„Vielleicht kann ich es.“

„Wie?“

„Keine Ahnung. Lassen Sie mich darüber nachdenken, ja?“

Carlie begann weiterzugehen. „Gut. Und während Sie das tun, lassen Sie mich in Ruhe.“

Traurig schüttelte er den Kopf. „Das kann ich nicht, ich sagte es ja schon. Ich bin heute deprimiert. Ich brauche Sie, Carlie“, schloss er bittend.

Sie schaute ihn verblüfft an und lachte dann. Er war ein unwiderstehlicher Charmeur.

„Sie sind kalt und grausam.“

Wieder lachte sie.

„Steigen Sie ein, Carlie, bevor Sie allzu nass werden. Ich möchte nicht meine Sitze ruinieren.“

„Ich bin bereits bis auf die Haut durchnässt, Tyler. Und Sie haben Ledersitze. Das würde Flecken geben.“

„Ich verzeihe Ihnen. Das verspreche ich.“

Sie spürte, wie ihr Widerstand nachließ. „Brauchen Sie wirklich so dringend Gesellschaft?“

„Nein. Ich brauche Ihre Gesellschaft. Sie schmeicheln meinem Ego.“

„Das muss ein Versehen gewesen sein.“

Tyler stieg aus und öffnete mit einer Verbeugung die Beifahrertür für sie.

Carlie gab sich geschlagen. Auch sie wollte mit ihm zusammen sein. Er behandelte sie anders als alle Männer, die sie je gekannt hatte. Er war aufrichtig zu ihr. Sie konnte ihm vertrauen.

Tyler stieg rasch wieder ein und setzte den Wagen in Bewegung. „Ich fahre zuerst zu Ihnen, damit Sie sich umziehen können, bevor wir ins Kino gehen.“

„Wann habe ich gesagt, dass wir ins Kino gehen?“

„Aber das werden Sie doch, nicht wahr?“

Carlie zögerte, dann fragte sie: „Stört es Sie wirklich, dass diese Frau Ihnen einen Korb gegeben hat?“

„Natürlich. Sie gefiel mir. Es hat irgendwie … geklickt bei uns. Es kam mir vor, als würden wir uns schon lange kennen.“

„Aber Sie kennen doch so viele Frauen.“

Das stritt er nicht ab, bestätigte es jedoch auch nicht, und wieder fragte sie sich, ob sie ihn falsch beurteilt hatte.

„Und Sie, Carlie? Sind Sie je einem Mann begegnet, bei dem Sie von Anfang an das Gefühl hatten, er sei der Richtige?“

Wie konnte sie ihm die Wahrheit über ihr Liebesleben sagen? Über ihr nicht existierendes Liebesleben … bis zu jener Nacht im Poolhäuschen hatte sie geglaubt, niemals den sexuellen Aspekt einer Beziehung genießen zu können. „Ich war einmal verheiratet. Aber es hat nicht geklappt.“

Sie zuckte zusammen, als Tyler ihre Hand ergriff. „Erzählen Sie mir, wie es war.“

„Nein. Belassen wir es dabei, dass ich jung und töricht war und einige dumme Fehler beging.“

„Er muss Sie sehr verletzt haben.“

Ein nervöses Lachen entrang sich ihr, und sie legte eine Hand an ihren Mund. Etwas Ähnliches hatte er in jener Nacht im Poolhäuschen gesagt. Sie trieb ein gefährliches Spiel, das allmählich an ihren Nerven zerrte.

Tyler runzelte die Stirn. „War das witzig? Dann muss ich die Pointe verpasst haben.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, entschuldigen Sie. Es ist nur … damals habe ich gelitten, das stimmt schon. Aber wie Sie sehen, habe ich es überwunden. Sorgen Sie sich also nicht um mich, okay?“

Seine Hand umklammerte ihre fester, und er schien verärgert. „Sie sollten vorsichtig sein, bevor Sie sich auf eine neue Beziehung einlassen. Manche Männer können große Egoisten sein. Sie haben etwas Besseres verdient.“

Weil er so erregt wirkte, schaute Carlie ihn fragend an, und da lächelte er ganz plötzlich wieder.

„Möchten Sie zuerst nach Hause fahren, um sich umzuziehen?“

„Ja. Aber verlassen Sie sich darauf, dass es nichts Eleganteres sein wird als dieser Jogginganzug. Ich habe es sonntags gern salopp. Es ist mein einziger freier Tag.“

„Gut. Aber darf ich wenigstens die Bitte äußern, dass Sie auf Grün verzichten? Die Farbe dreht mir den Magen um.“

Carlie grinste. „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“

„Ah, das gefällt mir. Eine gefügige Frau.“

Die Bemerkung trug ihm einen Rippenstoß ein.

Nachdem sie Carlies Haus erreicht hatten, ging sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Als sie kurz darauf zurückkehrte, ihr Haar noch feucht, aber wieder ordentlich zum Zopf geflochten, trug sie einen blauen Jogginganzug.

Später, auf dem Weg zu Tylers Haus, begann das Unwetter noch heftiger zu werden. Regen trommelte auf das Dach, und Donner grollte. Doch Carlie wirkte vollkommen entspannt.

„Stört Sie das Gewitter nicht?“

Carlie lächelte. „Als kleines Mädchen saß ich bei Gewitter am liebsten draußen auf der Veranda. Alles roch so frisch, so sauber. Ich empfand Gewitter immer als friedlich, trotz des Lärms.“

Tyler warf ihr einen Blick zu. „Und ich fand es immer sehr erotisch.“

Carlies Herz setzte einen Schlag aus, als sie an die stürmische Nacht im Poolhaus dachte. Und obwohl sie sich räusperte, klangen ihre Worte wie ein Krächzen. „Tatsächlich?“

Er lachte. „Ja. Gewitter haben eine unglaubliche Wirkung auf mich.“

„Um Himmels willen!“, spottete Carlie, um die Hitze zu überspielen, die in ihr aufstieg. Seine Worte hatten lebhafte Erinnerungen heraufbeschworen. „Sie werden mich doch nicht in Verlegenheit bringen, indem Sie irgendeine arme, nichts ahnende Frau im Kino attackieren?“

„Um Ihre eigene Sicherheit machen Sie sich wohl keine Sorgen?“, entgegnete er mit einem durchtriebenen Grinsen.

Sie schnaubte bloß.

„Wissen Sie, dass Sie das meisterhaft beherrschen? Ich habe noch nie eine Frau so stilvoll schnauben gehört.“

„Danke.“

Tyler lachte über ihren trockenen Ton und warf ihr aus schmalen Augen einen Blick zu. „Haben Sie schon einmal bei einem Gewitter mit jemandem geschlafen?“

Carlie zwang sich, tief durchzuatmen, sah ihn an und wandte den Blick rasch wieder ab. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu glühen; ihre Haut prickelte, ihr Magen war verkrampft. Sie musste lügen. „Nein.“ Das hätte genügen müssen, aber es gelang ihr nicht, sich eine Gegenfrage zu verkneifen: „Und Sie?“

Wieder schaute er sie an. „Ich dachte, Sie interessierten sich nicht für meine Abenteuer.“

„Keine Einzelheiten. Nur ja oder nein“, entgegnete sie.

Tyler starrte stur geradeaus. „Ja.“ Er seufzte. „O ja!“

Carlie wandte sich ab. Sein heiserer Tonfall löste eine süße Schwäche in ihren Gliedern aus, und ohne nachzudenken, sagte sie: „Das müsste eigentlich sehr schön sein.“

Tyler drehte sich verblüfft zu Carlie um, die die Augen geschlossen hatte und den Kopf an die Nackenstütze lehnte.

„Wollten Sie damit sagen, Carlie, dass es schön wäre, bei einem Gewitter mit mir zu schlafen?“

Sie riss die Augen auf, und während sie Tyler sprachlos anstarrte, spürte sie, wie ihre Glieder sich versteiften.

Er hielt an einer Ampel und legte wie beiläufig den Arm auf ihre Rückenlehne. „Nun?“

Ihr Lachen klang erzwungen. „Ich meinte nicht mit Ihnen, sondern bei Gewitter im Allgemeinen. Jemand, der Sex genießt, würde es sicher gern bei einem solchen Wetter tun.“

Sein Blick blieb verwirrend eindringlich. „Sie genießen Sex also nicht?“

„Das habe ich nicht gesagt!“ Sie errötete und musste sich zwingen, den Blick nicht abzuwenden. „Ich meinte nur, dass es eine Menge Leute gibt, die daran nichts Besonderes finden. Aber jemand wie Sie, dem es ganz offensichtlich Spaß macht, wird so ein Gewitter wahrscheinlich als äußerst anregend empfinden. Und ich … nun ja, ich würde es wahrscheinlich auch tun, weil ich Gewitter liebe, meine ich.“ Carlie hielt inne, beschämt über ihr Geschwätz.

Tyler starrte sie an, und sie wagte sich nicht auszumalen, was ihm durch den Kopf ging. „Dann sollten Sie es auf jeden Fall einmal versuchen“, entgegnete er heiser.

Die Unterhaltung verstummte nach diesem Ratschlag. Als Tyler vor einem Videoverleih anhielt, schaute Carlie verwundert auf. „Warum halten Sie?“

„Um einen Film auszuleihen.“

Oh. „Einen Film … und wo wollen Sie ihn sehen?“

Tyler grinste. „Bei mir. Sie sagten, Sie hätten es sonntags gern salopp, und da dachte ich, dass Sie sich bei mir zu Hause vielleicht ungezwungener fühlen würden.“

In ihrem eigenen Haus vielleicht schon. Aber nicht bei ihm. Ganz sicher nicht …

„Warten Sie hier. Ich bin gleich wieder da.“

Carlie blieb verdattert im Wagen sitzen. Wie konnte sie sich weigern, mit zu Tyler zu fahren, ohne sich lächerlich zu machen? Wie sollte sie ihm erklären, dass es etwas ganz anderes war, mit ihm in einem überfüllten Kino zu sitzen, als allein mit ihm in seiner Wohnung?

Sie zerbrach sich noch immer den Kopf darüber, als er mit dem Videofilm zurückkehrte. „Alles klar.“ Er startete den Wagen. „Der Film wird Ihnen gefallen.“

Sie hegte ihre Zweifel.

Ähnlich wie sein Büro war auch Tylers Wohnung geschmackvoll, aber kalt und unpersönlich eingerichtet. Er erklärte, wie zur Entschuldigung, dass er das Apartment möbliert gemietet habe.

Carlie dachte, wie traurig es sein musste, so zu leben.

Tyler schien ihre Gedanken zu erraten. „Nicht gerade sehr gemütlich, was?“

„Wenn es Ihnen nicht gefällt, warum leben Sie dann hier?“

Er zuckte die Schultern. „Als ich ein Kind war, lebten wir in einem schmutzigen kleinen Loch mit schäbigen Möbeln und abblätternden Tapeten. Deshalb will ich heute etwas Sauberes, Geräumiges.“ Er zwinkerte Carlie zu. „Aber Ihr Haus gefällt mir erheblich besser als meine Behausung.“

„Danke“, erwiderte sie lächelnd. „Mir gefällt es auch. Ich habe es ausgesucht, weil es so klein ist. Mein Großvater hatte ein riesiges altes Farmhaus, das mir immer kalt und leer erschien. Ich habe es gehasst.“

„Sie sagten, dass Ihre Eltern starben, als Sie noch sehr jung waren. Sind Sie bei Ihrem Großvater aufgewachsen?“

Carlie nickte, ohne Tyler anzusehen. „Mein Bruder war damals bereits alt genug, allein zu leben, und deshalb sah ich ihn nur selten.“ Da Erinnerungen an ihre Kindheit sie immer melancholisch stimmten, wechselte sie das Thema. „Also, was ist nun mit dem Film?“

Tyler nahm ihre Hand, drückte sie kurz und ging in die Küche, um Cola und Salzgebäck zu holen. Dann löschte er die meisten Lampen. „Einen Gruselfilm sollte man der besseren Wirkung wegen im Dunkeln sehen.“

Carlie machte es sich auf der weichen Ledercouch bequem. „Ich weiß, warum Sie den Film zu Hause sehen wollten. Um keine Zeugen zu haben, wenn Sie Angst bekommen und zu schreien anfangen.“

„Sie haben mich durchschaut.“ Nachdem Tyler das Band eingelegt hatte, setzte er sich neben Carlie.

Unerwarteterweise beugte sie sich plötzlich vor und stieß ihn mit der Schulter an. „Sie sind in Ordnung, Tyler.“

Er starrte sie an, grinste schief und schien sich über ihr Kompliment zu freuen. Sanft berührte er ihre Wange. „Ich freue mich, dass Sie so denken.“

Es war so einfach, so natürlich; sie lehnte sich an seine Hand, und seine Finger glitten zu einer widerspenstigen Haarsträhne an ihrer Schläfe. Er ließ sie durch seine Finger gleiten und zupfte dann leicht daran.

Es gelang ihm immer wieder, mit einem bloßen Wort oder einem Blick ein Flattern in ihrem Magen auszulösen, aber das war längst nicht alles. Er vermittelte ihr auch ein Gefühl von Zugehörigkeit und Anerkennung. Als Kind war sie bei ihrem Großvater zwar behütet, aber sehr allein gewesen. Und später war Brenda ihre erste wirkliche Freundin gewesen.

Doch nun hatte sie auch Tyler.

„Ich mag dich, Tyler“, sagte sie und ging zum ersten Mal zum vertrauten Du über. „Ich bin froh, dass wir Freunde sind.“

Tyler lächelte erfreut. „Ich mag dich auch, Carlie. Und ich gestehe dir ganz offen ein, dass ich noch nie mit einer Frau befreundet war.“ Er strich die lose Strähne hinter ihr Ohr. „Übrigens ist dies hier ein Rendezvous. Also vergiss die Regeln nicht.“

Sofort nahm sie die Brille ab, schaute Tyler aus großen Augen an und klimperte mit den Wimpern. „Tyler“, flüsterte sie und wirkte plötzlich bemitleidenswert verwundbar, „ich habe Angst im Dunkeln. Halt mich fest!“

Schmunzelnd streckte er den Arm aus, doch prompt stieß sie ihn zurück.

„Feigling“, sagte sie kopfschüttelnd. „Nimm dich zusammen, Tyler. Komm mir bloß nicht mit der Ausrede, dass du Angst hast. Denn dann hättest du dir einen anderen Film aussuchen sollen.“

Er lächelte. „Habe ich dir gesagt, dass ich den Film bereits gesehen habe? Und deshalb schließe ich jede Wette mit dir ab, dass du noch vor der zweiten Hälfte auf meinen Schoß rutschst.“

„Ha! Diese Wette nehme ich an.“ Sie nahm seine Hand und drückte sie. „Was bekomme ich, wenn du verlierst?“

„Ich verliere nicht. Und deshalb wirst du mich zum Essen zu dir einladen. Einverstanden?“

„Gut. Aber wenn ich gewinne? Was bekomme ich dann?“

„Einen Kuss?“

„Pah! Wozu wetten, wenn der Einsatz sich nicht lohnt?“

„Soll das heißen, dass meine viel begehrten Küsse nichts wert sind?“

„Nicht für mich.“

„Carlie, Carlie! Du vergisst schon wieder, dass dies ein Rendezvous ist. Du müsstest viel entschlossener sein zu gewinnen, vor allem, wenn ein Kuss der Preis ist.“

Carlie verzog den Mund. „Wie wäre es, wenn du mir nächsten Freitag beim Nachsehen meiner Klassenarbeiten hilfst, falls du verlierst?“

„Ich würde mir die größte Mühe geben – falls ich verlöre, was natürlich nicht der Fall sein wird. Aber jetzt sei still, der Film fängt an.“

Er begann mit einem grässlichen Schrei, dem eine ganze Serie ähnlich grauenerregender Schreie folgten. Nach etwa zehn Minuten warf Carlie Tyler einen bösen Blick zu. „Das ist ja scheußlich!“

„Ich weiß. Gefällt es dir nicht?“

„Es ist nicht zu fassen! Zuerst sterben sie fast in den Händen eines monströsen Außerirdischen, und jetzt, während sie sich in einem dunklen, feuchten Loch verbergen, fangen sie mit erotischen Spielchen an!“

Tyler legte den Arm um sie und antwortete mit weltmännischer Gelassenheit: „So etwas kommt vor.“

„Also wirklich!“ Sie vermochte den Blick nicht von den Bildern abzuwenden. „Von der Gewalt zur Pornografie! Obszön.“

Ungefähr zur Hälfte des Films schaute Carlie nur noch hinter vorgehaltener Hand zu. Sie lehnte sich an Tyler, oder vielleicht zog er sie auch an sich. Sie war nicht sicher, wie es war.

Aber es gefiel ihr. Tyler strich mit der Hand über ihre Schulter, ohne dem Film auch nur die geringste Beachtung zu schenken, und als sie einen leisen Schrei ausstieß und sich instinktiv an ihn drängte, zog er sie beschützend an die Brust.

Wie gut er duftete! Am liebsten hätte sie das Gesicht an seine Brust geschmiegt. Stattdessen jedoch entfernte sie sich leicht von ihm.

Sanft drehte Tyler ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. „Bist du jetzt so weit, aufzugeben und auf meinen Schoß zu kriechen?“

„Fast“, flüsterte sie, sah das Schimmern seiner dunklen Augen in dem schwachen Licht, fühlte seine harten Muskeln und nahm die seltsame Spannung wahr, die in ihr aufstieg. Ob Tyler sie auch spürte? Wahrscheinlich nicht.

Zu ihrem eigenen Erstaunen begann sie sich in seinen Armen zu entspannen. Das war ihr noch bei keinem anderen Mann passiert. Tatsächlich hatte es sie sogar immer abgestoßen, wenn sie versucht hatten, sich ihr zu nähern. Aber nicht bei Tyler. Bei ihm genügte schon ein Blick, ein Lächeln, um sie in sinnliche Erregung zu versetzen.

Aber er begehrte sie nicht. Er sehnte sich nach einer maskierten Haremsdame.

Plötzlich, bei einer besonders grotesken Szene, presste Carlie sich instinktiv an Tyler, und er drückte ihr Gesicht an seinen Hals. Dann, als sie den Blick wieder auf den Bildschirm richten wollte, spürte sie seine Lippen an der Schläfe.

Sie erstarrte und wollte zuerst nicht glauben, was sich gerade ereignet hatte. Doch dann spürte sie seinen warmen Atem an ihrer Wange und seine Lippen auf ihrer Haut, und als er an ihrem Ohr leise seufzte, breitete sich ein angenehmes Prickeln in ihr aus.

Carlie erschauerte. Es war unglaublich erotisch, wie er seine Zungenspitze langsam um ihr Ohr kreisen ließ und sein warmer Atem ihr Ohr fächelte.

„Tyler?“, wisperte sie verwirrt.

„Hm?“

„Was … machst du da?“

„Was ich mache?“, murmelte er an ihrer Schläfe. „Ich küsse dein Ohr. Gefällt es dir nicht?“

Carlie betrachtete prüfend sein Gesicht, nicht sicher, ob es ihm ernst war oder nicht. „Ich weiß nicht … du hast mich überrumpelt. Ich dachte, unser Rendezvous sei strikt platonisch.“

Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Ich liebe Ohren. Deine sind sehr hübsch.“

Carlie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Tyler trieb wieder seine Spielchen mit ihr, und das gefiel ihr nicht. „Ich glaube nicht, dass du das tun sollest, Tyler.“

Er ignorierte ihren Protest. „Ich möchte wissen, ob es dir gefällt, Carlie.“

„Warum?“

„Die meisten Frauen haben sehr empfindsame Ohren, und …“

„Nein. Ich meine – wieso willst du es bei mir wissen? Warum sollte es dich kümmern, ob es mir gefällt?“

„Aus Neugierde?“

Sie runzelte die Stirn und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ich glaube, die Neugier lassen wir lieber aus dem Spiel.“

„Bist du nicht auch ein bisschen neugierig, Carlie?“

Seine Hartnäckigkeit erzürnte sie. „Viele Dinge erregen meine Neugier, Tyler. Aber manchmal ist es besser, ihr nicht nachzugeben.“

„Ich wollte dich nicht verärgern.“

„Das hast du auch nicht.“

„Du hast mich provoziert. Du bist auf meinen Schoß gekrochen, genau, wie ich es dir prophezeit hatte. Ich bin auch bloß ein Mann, Carlie.“

Jetzt richtete sie den Blick auf ihn. Er verhielt sich nun ganz wie der Charmeur, für den sie ihn gehalten hatte, und flirtete mit ihr, bloß weil sie eine Frau und gerade verfügbar war. Denn welchen anderen Grund könnte er sonst schon haben? „Warst du bei der Frau auf der Party auch so aufdringlich?“

Tyler rieb sich verblüfft das Kinn. „Weißt du was? So unglaublich es auch scheint, aber diese kleine Episode hatte ich komplett vergessen! Und ich bin alles andere als froh, dass du mich daran erinnert hast.“ Er wandte den Blick ab. „Ich wusste, dass du mir helfen würdest, diese maskierte Dame zu vergessen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du sie ganz bewusst wieder ins Gespräch bringen würdest.“

„Heute Morgen noch hast du so getan, als wäre es eine Frage von Leben oder Tod zu erfahren, wer sie ist. Wie konntest du sie dann so schnell vergessen?“

„Ich dachte, du wolltest nichts über meine Eroberungen hören?“

„Aha, dann war sie also eine Eroberung. Nicht, dass ich bei deinem Ruf je etwas anderes vermutet hätte. Wie schade, dass die Frau maskiert war, nicht? Denn sonst könntest du jetzt mit ihr hier sein, und ich bin sicher, dass sie für deinen Charme empfänglicher wäre, als ich es bin.“

Tyler ergriff Carlies Hand. „So ist es nicht, Carlie. Ich …“

Sein unschuldig-verwirrter Blick empörte sie. „Nicht wie was? Ich mag dich, Tyler, wirklich, aber ich lasse mich nicht zum Narren halten. Du kommst dir wohl ungeheuer männlich vor, wenn du jede Frau anmachst, der du begegnest – selbst jene, die du gar nicht wirklich haben willst.“

Ihr Zorn schien Tyler zu erstaunen. „Ich mag dich auch, Carlie. Mehr, als ich je eine Frau gemocht habe. Und ich spiele nicht mit dir. Du bist eine Frau, und deshalb bin ich …“

„Sag jetzt bloß nicht wieder ‚neugierig‘!“

Sanft legte er eine Hand an ihre Wange. „Dann wirst du aufhören müssen, so ungewöhnlich zu sein. Und so intelligent und unterhaltsam.“

„So.“ Carlie entfernte sich von ihm. „Und was ist mit der maskierten Dame? Hast du es aufgegeben, sie zu finden?“

Sie sah die Frustration in seinem Blick. „Ich weiß nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich war vorher niemals einer Frau begegnet, die mich so leicht verwirren konnte, und jetzt kenne ich gleich zwei. Ein bisschen unfair, nicht?“

„Tyler …“

„Pst. Hör auf, mich abzuwehren und entspann dich, ja? Ich verspreche dir, dich nicht mehr anzufassen und auch nicht den Kopf zu verlieren und dich mit meinen Verführungskünsten zu überrumpeln.“

Er war wieder normal, oder was sie als normal betrachtete. Wenn er kompletten Unsinn redete, fühlte sie sich wohl bei ihm. Carlie lächelte und versetzte Tyler einen leichten Stoß, bevor sie den Blick wieder auf den Bildschirm richtete. „Du bist unmöglich!“

Carlie wäre gern noch geblieben, als der Film zu Ende ging, doch Tyler forderte sie nicht dazu auf, und sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte. Es kam ihr nicht so vor, als ob er ihrer Gesellschaft überdrüssig sei, sondern eher so, als hielte er es in seiner Wohnung nicht mehr aus.

„Ich bin nicht oft hier. Eigentlich komme ich nur zum Schlafen heim“, erklärte er. „Den Fernseher habe ich bisher höchstens ein dutzend Mal benutzt. Aber heute – mit dir – hat es richtig Spaß gemacht.“

Auf dem Heimweg machte sie ihm Vorwürfe über den schlechten Film, und er erinnerte sie daran, dass sie ihm ein Abendessen schuldete.

„Na schön, obwohl es keine faire Wette war. Du kanntest den Film bereits und wusstest, was du zu erwarten hattest.“

Tyler lächelte und griff nach ihrer Hand. „Das ist wahr. Wie wäre es also, wenn ich dir helfen würde, die Klassenarbeiten nachzusehen?“

Carlie lächelte. „Das ist sehr nett von dir, Tyler. Danke.“

„Keine Ursache. Ich bringe das Essen mit. Pizza oder so etwas. Einverstanden?“

„Warum bist du plötzlich so zuvorkommend? Das stimmt mich misstrauisch.“

Sie hatten Carlies Haus erreicht. Tyler parkte den Wagen und stellte den Motor ab.

„Es war ernst gemeint, was ich heute sagte, Carlie. Ich kann mich nicht entsinnen, mich je bei einer Frau so wohl gefühlt zu haben wie bei dir. Ich arbeite gern mit Kindern und bin froh über die Bewegung. Aber ich glaube, am meisten liebe ich unsere Auseinandersetzungen. Du bist wahnsinnig leicht auf die Palme zu bringen.“

„Unsere Diskussionen sind mir ein Vergnügen. Was den Rest betrifft, müssen die Kinder und ich dir dankbar sein. Sie machen große Fortschritte unter deiner Leitung.“ Tyler wirkte verlegen über ihr Lob. Sie wusste, dass es falsch war, aber nach kurzer Überlegung vermochte sie der Versuchung, ihn hereinzubitten, nicht mehr zu widerstehen. „Ich habe nichts Dringendes zu tun … wir könnten Karten spielen oder so.“

„Ich dachte mir schon, dass du, wenn ich nur lange genug hier draußen im Regen säße und hilflos genug aussähe, den Vorschlag machen würdest.“

Carlie deutete auf die nassen Wagenfenster. „Bist du bereit? Wir werden laufen müssen.“

Tyler grinste. „Um die Wette.“

Beide stürzten durch den trommelnden Regen auf die Tür zu. Tyler hatte schützend einen Arm um Carlie gelegt, und beide lachten so ausgelassen, dass sie sich fast gegenseitig auf die Füße getreten hätten in ihrer Eile, ins Haus zu kommen.

Unter der Veranda nahm Carlie ihre Brille ab und trocknete ihre Augen. Tylers Anblick löste einen weiteren Heiterkeitsausbruch in ihr aus, und sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken. „O Tyler, du bist bis auf die Haut durchnässt!“

Tyler schaute sie an. Sein Arm lag noch auf ihrer Schulter, und mit einem Finger strich er sanft über ihre Wimpern, in denen Wassertropfen glitzerten. Carlie schaute lächelnd auf.

Sein Blick glitt zu ihren Lippen, sie öffnete sie und hielt ganz unbewusst den Atem an. Die Spannung war wieder da und drohte, sie zu ersticken. Es war fast unerträglich …

„Carlie?“

Seine Stimme klang rau und heiser. Carlie versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er hielt sie unerbittlich fest. Sein Blick glitt über ihr Gesicht, und sie blinzelte erstaunt, als sie die Zärtlichkeit in seinen Augen sah.

Und dann küsste er sie.

7. KAPITEL

Tylers heftige Atemzüge übertönten sogar noch das Trommeln des Regens auf dem Verandadach. Carlie spürte seine Zunge an den Konturen ihrer Lippen und öffnete sie ganz unwillkürlich. Ein leises Stöhnen stieg aus Tylers Kehle auf, er nahm ihr Gesicht in beide Hände und vertiefte seinen Kuss, bis er so leidenschaftlich wurde, dass sie am ganzen Körper zitterte.

Da gab er ihre Lippen frei, küsste ihre Wange, ihre Schläfe und ihre Nasenspitze. „Carlie …“, murmelte er immer wieder, während seine Hand über ihre Schulter zu ihrer Brust hinunterglitt und mit erstaunlicher Geschicklichkeit die zarte Knospe reizte.

Es war diese Geschicklichkeit, die Carlie wieder zur Besinnung brachte.

Grob stieß sie ihn fort und legte schützend die Hände über ihre Brust. Tyler starrte sie betroffen an. „Carlie …?“

„Du … du …“ Sie konnte fast nicht glauben, was sie beinahe zugelassen hätte. „Was fällt dir ein!“

Stirnrunzelnd schaute er sie an, schüttelte verwirrt den Kopf und knurrte: „Ich weiß nicht. Ich … ach, verdammt.“ Er kehrte ihr den Rücken zu, als Carlie jedoch die Haustür aufschloss, drehte er sich wieder zu ihr um.

Sie zuckte zurück, als er die Hand ausstreckte, wütend und verwirrt darüber, dass er ganz offensichtlich noch immer seiner Haremsdame nachtrauerte, gleichzeitig jedoch bereit schien, sein Spielchen auch mit ihr zu treiben. Und so konzentrierte sie sich auf ihren Ärger, so unvernünftig er auch war. „Wag bloß nicht, mich anzufassen! Du bist ein Lügner! Du hast versprochen, mich nicht mehr zu belästigen!“

„Ich habe dich nicht belästigt, sondern geküsst, verdammt! Das ist ein großer Unterschied.“

„Du hast mich … befummelt.“

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe deine Brust gestreichelt. Das ist alles. Deine Brustwarzen waren hart, und als ich es sah …“

Sie schnappte empört nach Luft und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. „Es ist kalt hier draußen, du Idiot! Meine … meine …“

„Brustspitzen“, warf er grinsend ein.

„Waren wegen der Kälte so, nicht wegen dir!“

„Das weiß ich. Aber es war ein Anblick, der mich den Kopf verlieren ließ.“ Er wurde plötzlich ernst. „Du hast sehr schöne Brüste, Carlie.“

Ihr Herz raste in ihrer Brust. „Meine … meine …“

„Brüste!“ Er starrte sie verärgert an. „Sie heißen Brüste, verdammt!“

„Wie auch immer, sie gehen dich jedenfalls nichts an! Behalt deine Ansichten für dich.“ „Du bist gehemmt“, beschuldigte er sie. „Es war nichts Besonderes. Vergiss es.“

„Nichts Besonderes“ … das schmerzte. Und sie ‚gehemmt‘ zu nennen … das Gleiche hatte ihr Mann ihr vorgeworfen, doch heute wusste sie, dass es nicht stimmte. Heute war ihr klar, dass sie die gleichen Gefühle wie jede andere Frau besaß. Carlie schluckte und starrte Tyler an. „Da würde ich noch eher dich vergessen“, erklärte sie und meinte es auch so. „Und jetzt verschwinde und lass mich in Ruhe.“

Als sie ihr Haus betreten wollte, hielt Tyler sie zurück. „Wir müssen miteinander reden“, sagte er und schob sie ins Haus.

Carlie weigerte sich, die Tür zu schließen. Sie zitterte vor Wut. „Verschwinde!“

„Nein. Ich will mit dir reden.“

Sie schnaubte. „Du hast eine komische Art zu reden.“

„Hör mal, Carlie …“ Obwohl er sich bemühte, sachlich zu erscheinen, glitt sein Blick ganz unbewusst zu ihrer Brust. „Wir müssen diese Sache klären.“

„Es gibt nichts zu klären. Du hast die Grenzen überschritten, und ich möchte nicht, dass du das je wieder tust.“

„Und ob ich es tun werde – schon sehr bald sogar, wenn du nicht sofort etwas Trockenes anziehst, damit sich deine Brustspitzen nicht so aufreizend …“

Carlie floh in ihr Schlafzimmer und knallte die Tür zu.

Verdammter Schuft! Während sie rasch ihre nassen Kleider abstreifte, ließ sie stumme Flüche auf Tyler herabhageln. Zuerst behauptete er, deprimiert zu sein, weil er keine Verabredung hatte; dann wollte er die geheimnisvolle Frau wiedersehen, und zum Schluss besaß er auch noch die Frechheit, sich an sie – Carlie – heranzumachen!

Denn das war es gewesen. Sie hatte gemerkt, dass sein Spielchen auch ihn nicht kaltgelassen hatte.

Tyler Ramsey begehrte Carlie McDaniels?

Aber bestand nicht auch die Möglichkeit, dass er sich bloß die Zeit mit ihr vertreiben wollte, bis er seine mysteriöse Geliebte wiederfand?

So lächerlich und unvernünftig es sein mochte, Carlie war eifersüchtig auf sich selbst.

Nachdem sie ein knöchellanges Frotteekleid übergestreift hatte, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, wo Tyler unruhig auf und ab ging. Sein Hemd hatte er abgelegt, seine Schuhe standen an der Tür; seine Jeans waren dunkel vor Feuchtigkeit und spannten sich um seine Schenkel und um seinen Po. Carlie räusperte sich.

Tyler wandte sich zu ihr um und betrachtete sie schweigend.

„Es tut mir leid, falls ich zu heftig reagiert habe“, sagte sie. „Du hast mich überrumpelt. Ich hätte nie gedacht, dass du …“

Ein widerstrebendes Lächeln erschien um seinen Mund.

„Du hast dich aufgeführt, als ob ich dich beleidigt hätte. War es wirklich so schlimm, Sweetheart?“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich möchte nicht, dass es zwischen uns zu … Intimitäten kommt. Dafür ist unsere Freundschaft mir zu wichtig. Und du würdest eine solche Beziehung auch gar nicht so ernst nehmen, wie ich es vielleicht täte.“

Tyler näherte sich ihr langsam. „Verkauf dich nicht zu billig, Carlie. Du kannst nicht wissen, wie ich auf dich reagieren würde.“

Doch, das wusste sie, weil sie wusste, wie er auf die mysteriöse Haremsdame reagiert hatte. Sie hingegen war nur Carlie. Die unscheinbare, fade Carlie. „Du bist schöne Frauen gewöhnt. Unzählige schöne Frauen.“

„Unzählige?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe bisher keine einzige echte Beziehung zu einer Frau gehabt. Also rede keinen Unsinn, ja?“ Hilflos schaute sie zu ihm auf, und da berührte er ihre Wange. „Ich fühle mich wohl bei dir, Carlie. Wir könnten eine gute Beziehung haben.“

Sie brauchte Platz zum Atmen. Tyler war ihr viel zu nahe. Rasch trat sie einen Schritt zurück.

„Warum sagst du mir nicht, was du wirklich willst?“, versetzte sie, ging in die Küche und nahm zwei Tassen aus dem Schrank.

Sie füllte gerade die Kaffeemaschine, als Tyler hinter ihr erschien. Seine Hände schlossen sich um ihre Oberarme und zogen sie an seine Brust. „Ich bin mir nicht sicher“, murmelte er. „Ich weiß nur, dass ich mehr Zeit mit dir verbringen möchte. Und dass ich dich wieder küssen will.“

Carlie schloss die Augen. „Und die anderen Frauen?“

„Welche anderen?“

„Die maskierte Dame beispielsweise. Soll ich dir etwa nur Gesellschaft leisten, bis Brenda bereit ist, dir ihren Namen zu verraten? Und was ist, wenn sie dich wiedersehen will?“

Tyler umklammerte ihre Arme fester. „Du solltest keine voreiligen Schlussfolgerungen treffen, Carlie. Ich habe dich nicht gebeten, mich zu heiraten.“

Beschämt entzog sie sich ihm. Das klang ja fast, als glaubte er, sie hätte es auf eine Ehe mit ihm abgesehen! „So war das nicht gemeint, Tyler. Glaub bloß nicht, ich wollte dich zu einer Bindung zwingen. Aber da ich weiß, wie du bist, versuche ich dir klarzumachen, dass du mich nur benutzen würdest, bis sich eine bessere Gelegenheit ergibt. Im Moment sind wir gute Freunde, und ich bin dir dankbar für die Hilfe bei den Kindern. Aber wenn wir … ich meine, falls es …“

Tyler verdrehte die Augen. „Wenn wir miteinander schliefen. Das ist es doch, was du mir sagen willst?“

„Ja. Wenn wir … das täten. Ich bin ehrlich genug, dir einzugestehen, dass ich mich dann vielleicht in dich verlieben würde. Ich glaube nicht, dass ich dir verzeihen könnte, wenn du mich irgendwann verlassen würdest. Unsere Freundschaft, die ich für wichtiger halte als ein bisschen Schmusen, wäre dann zerstört.“ Sie wagte nicht, ihn nach diesem Geständnis anzusehen.

Tylers Augen blitzten vor Empörung. „Du bist unglaublich, weißt du das? Ich bin überrascht, dass du deine Prophezeiungen nicht bis auf den Jüngsten Tag ausdehnst. Und einige Fakten hast du übersehen. Was ist, wenn dieser Schuft, den du einst zu lieben glaubtest, plötzlich wieder auftaucht? Oder einer deiner Kollegen dein Interesse weckt? Dann würdest du mich verlassen!“ Aufgebracht stürmte er durch die Küche. „Ich sprach nicht über irgendeine weit entfernte Zukunft, Carlie. Ich meinte jetzt. Heute.“

Carlie erstickte fast an dem Kaffee, den sie getrunken hatte, und Tyler klopfte ihr auf den Rücken.*

„Schon gut! Schlag mich nicht gleich tot.“ Sie holte tief Luft und musterte Tyler ungläubig. „Du willst also mit mir …“

Wieder verdrehte er die Augen. „Schlafen. Ja. Das ist etwas, was die Menschen schon seit Anbeginn der Zeiten tun.“

Sie schnaubte ärgerlich. „Ich bin nicht so anmaßend wie du, Tyler. Ich tue es jedenfalls nicht.“ Sie bereute ihren Schnitzer augenblicklich, und als Tyler sie verwundert ansah, gab sie eine gestammelte Erklärung ab: „Es ist … nicht nötig.“

„Gott bewahre uns vor emanzipierten Frauen!“ Er kam auf sie zu, und Carlie hielt ihre Kaffeetasse wie einen Schild vor ihren Körper. Tyler nahm sie ihr aus der Hand. „Magst du mich, Carlie?“

„Ich mag viele Männer. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch mit ihnen schlafe.“

Er versteifte sich, ein harter Blick erschien in seinen Augen. „Welche Männer magst du?“

„Jason beispielsweise.“

„Meinen Bruder?“

„Ja. Und einige Lehrer, mit denen ich befreundet bin, seit ich an dieser Schule unterrichte. Ich mag einige Väter meiner Schüler und …“

„Carlie.“ Tyler legte einen Finger an ihre Lippen. „Es gibt mögen und mögen.“

Sie nickte, und er strich ihr sanft über die Wange. „Sag mir, dass du mich magst.“

„Das klingt verdächtig wie eine Verführungstaktik, die du bis zur Perfektion trainiert hast.“

Er trat zurück. „Offensichtlich nicht genug.“

Carlie lächelte zum ersten Mal, seit er sie geküsst hatte. „Sei vernünftig, Tyler. Ich werde nicht mit dir ins Bett gehen, nur weil du mich plötzlich interessant findest.“

„Ich habe nie gesagt …“

„Vergiss es, Tyler. Geh heim, und nimm ein warmes Bad, dann wirst du dich morgen besser fühlen.“

Er schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall.“

Carlie lachte. „Kein Grund, beleidigt zu sein, Tyler. Ich bin doch sicher nicht die erste Frau, die nein gesagt hat?“

„Doch, das bist du. Und nur weil du im Moment nicht interessiert bist, wird mein Interesse an dir nicht gleich erlöschen. Wenn du dich erst einmal an die Idee gewöhnt hast, wirst du schon noch einsehen, dass ich recht hatte.“

Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Wie meinst du das?“

Rasch, bevor sie sich ihm entziehen konnte, küsste Tyler sie auf die Lippen. „Du wirst bald merken, wie gut es zwischen uns sein kann, Carlie!“

Das war ihr bereits klar, aber das konnte er nicht wissen. „Nichts als Imponiergehabe!“

„Keineswegs. Es ist ein Versprechen.“ Tyler zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Bis dahin …“ – lässig hob er die Arme und verschränkte sie im Nacken – „werde ich dich nicht drängen. Du bist der beste Freund, den ich je hatte. Das reicht mir für den Augenblick.“

Carlie empfand Erleichterung und Enttäuschung zugleich. „Gut. Dann können wir mit diesem Unsinn aufhören und Karten spielen.“

Sie nahm ein Päckchen aus einer Schublade und setzte sich Tyler gegenüber. „Was möchtest du spielen?“

„Strip-Poker?“

Carlie wollte schon verärgert aufspringen, doch Tyler hielt sie zurück. „Entschuldige“, sagte er lachend. „Es war ein schlechter Scherz.“

Grollend nickte sie. „Was spielen wir also?“

„Alte Jungfer?“, entgegnete er augenzwinkernd.

Carlie schleuderte die Karten nach ihm und starrte ihn wütend an.

„Das entscheidet es dann wohl.“ Er grinste wehmütig. „Wir spielen Romme.“

Obwohl Tyler versuchte, sich auf das Basketballspiel zu konzentrieren, sah er nur Carlie. Sie gab sich die größte Mühe, seine Blicke zu ignorieren, aber er ließ es nicht zu. Ihm blieben nur noch zehn Minuten, bevor das Training zu Ende ging, und dann würde er mit ihr heimfahren. Das war es, was diese fast unerträgliche Spannung in ihm erzeugte.

Wann hatte er sich das letzte Mal so sehr darauf gefreut, bei einer Frau zu sein?

Aber Carlie war eben anders als andere Frauen. Materielle Werte imponierten ihr nicht, sie wollte nichts anderes von ihm als seine Freundschaft und seine Hilfe bei den Kindern.

Auch darüber hatte er schon nachgedacht und sich Wege überlegt, wie er den Kids besser helfen konnte. Er hatte nie viel von sich gegeben – Geld zählte nicht, weil Geld nicht er selber war. Aber Carlie, den Kindern und sich selbst zuliebe würde er versuchen, das zu ändern. Und er hatte auch schon einen Plan, von dem er hoffte, dass er funktionieren würde.

Als das Training endete, begleitete Tyler den kleinen Jungen, dessen Vater im Krankenhaus lag, hinaus zum Wagen seiner Mutter. Nach einigen diskreten Nachforschungen erfuhr er, dass sie früher als Sekretärin gearbeitet hatte, und ließ die Bemerkung fallen, dass er immer Dokumente abzutippen habe und sich über ihre Unterstützung freuen würde. Als er erwähnte, was er zu zahlen bereit war und dass sie zu Hause arbeiten könne, stimmte sie begeistert zu, und er versprach, ihr in der nächsten Woche Akten zuzuschicken.

Des Weiteren teilte er ihr mit, dass er für sie eine Art Fonds zur Verfügung stellen werde, damit ihre Kinder auch weiterhin an den außerschulischen Aktivitäten teilnehmen konnten, die sie ihrer schlechten Finanzlage wegen aufgegeben hatten.

Als Tyler sich von ihr verabschiedete, fühlte er sich ausgesprochen gut. Es war schön zu wissen, dass man helfen konnte. Doch als er in die Turnhalle zurückkehrte, sah er, dass Carlie auf ihn wartete und ungeduldig mit den Wagenschlüsseln klimperte.

„Einen Moment“, sagte er und ging auf die Umkleideräume zu, weil er noch sein verschwitztes Hemd trug. Carlie sagte nichts, starrte ihn nur gereizt an, und er lachte. „Ich weiß, was du denkst. Die Neugier steht dir ins Gesicht geschrieben.“

Sie bedachte ihn mit einem hochnäsigen Blick. „Ich dachte nur gerade“, sagte sie errötend, „wie … sexy du aussiehst.“

Das ließ ihn innehalten. „Tatsächlich?“ Langsam ging er auf sie zu. „Sexy genug, um einen Kuss zu verdienen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“

Er griff nach ihr, aber sie wich ihm geschickt aus. „Du machst mich wahnsinnig, Carlie McDaniels! Aber ich glaube, es gefällt mir.“

Sie wartete darauf, dass er ihr sagte, was er draußen so lange gemacht hatte, aber er schwieg beharrlich. Schließlich fragte sie brüsk: „Kommst du mit zu mir?“

„Nur wenn du mir einen Kuss gibst. Du kannst einem Mann nicht sagen, er sei sexy, und dann einfach gehen.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Und ob ich das kann.“

Er ergriff lächelnd ihren Arm. „Nein. Im Übrigen willst du mich doch auch küssen. Das weißt du. Wovor hast du also Angst?“

Ihre Lippen teilten sich, ihr Blick glitt zu seinem Mund. „Ich habe keine Angst.“

Tyler beugte sich vor, um ihr in die Augen zu sehen. Carlie schien nervös, und das verriet, dass sie ähnliche Empfindungen hegte wie er selbst. Zufrieden mit dem, was er sah, breitete er die Arme aus. „Okay, wenn du nichts fürchtest, dann gib mir einen Kuss. Ich verspreche dir, dich nicht anzufassen.“

Es war eine Herausforderung, der sie nicht widerstehen konnte. Einen flüchtigen Moment lang streiften ihre Lippen seinen Mund.

Tyler grinste. „Also? Wirst du mich nun küssen, oder?“ Er tat überrascht. „Was – das soll ein Kuss gewesen sein? Ich bin enttäuscht. Ich dachte, du könntest es besser.“

Sie blinzelte verwirrt. „Du … es gefiel dir nicht?“

„Keine Ahnung. Es war vorbei, bevor ich es entscheiden konnte. Sogar Brenda küsst mich besser. Und das vor Jason!“

Sie runzelte die Stirn und schob die Brille höher auf die Nase, legte ihm die Hände auf die Schultern und küsste ihn etwas intensiver. Doch kaum berührte ihre Zunge seine Lippen, begann Tyler ein zärtliches Zungenspiel, und der Kuss wurde leidenschaftlicher.

Als Tyler ihr leises Stöhnen hörte, stieg Erregung in ihm auf und benebelte seinen Verstand. Hart zog er Carlie an sich und drängte sie an die Wand, sodass sie sich ihm nicht entziehen konnte. Seine Hüften pressten sich gegen ihren Bauch, sein Mund nahm ihre Lippen in Besitz, seine Zunge vereinte sich zu einem sinnlichen Tanz mit ihrer …

Das konnte nicht so weitergehen. Stöhnend löste er sich von ihr. „Verdammt“, murmelte er und ließ den Kopf auf ihre Schulter sinken. „Ich begehre dich, Carlie“, flüsterte er rau.

Sie schüttelte den Kopf.

Er zog sie nur noch fester an sich. „Du musst doch spüren, wie sehr ich dich begehre, Sweetheart!“

Heftig atmend stieß sie ihn fort. „Wir sind keine Teenager mehr, Tyler. Du bist also erregt – na und? Das wird dir wohl bei allen Frauen so ergehen, die du küsst.“

Er stützte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Keineswegs.“

Carlie winkte ab. „Als Nächstes wirst du noch behaupten, du wärst so erregt, dass es schmerzt, was?“

„Richtig.“ Er ging auf sie zu. „Dein kreischender Protest verursacht mir Kopfschmerzen.“

„Ich kreische nicht! Ich wollte dir nur klarmachen … Tyler, fass mich ja nicht wieder an!“

Er umfasste ihre Schultern und zog sie an sich. Als ihre Nasen sich berührten, bat er: „Gib zu, dass du mich auch begehrst, Carlie!“

Sie zögerte nur eine Sekunde lang. „So ist es. Aber …“

Er gab sie frei. „Ich bin bereit, dir alle Zeit der Welt zu geben, aber …“

Sie schnaubte verächtlich.

Tyler grinste. „Okay, ich gebe zu, dass ich dich bedränge. Es fällt mir schwer, die Hände von dir fernzuhalten. Aber du weißt, dass du mir vertrauen kannst, Carlie. Ich würde dich nie zu etwas zwingen.“

Er schwieg abwartend, und schließlich nickte sie. „Das weiß ich.“

„Gut. Dann hör auf, dich gegen deine Gefühle für mich zu wehren. Ob du es glaubst oder nicht, ich begehre dich – dich, Carlie, nicht irgendeine andere Frau, und nicht bloß, weil du gerade verfügbar bist oder ich keine andere kriegen kann.“ Er streichelte ihre Wange. „Du bist etwas ganz Besonderes für mich, und auch meine Empfindungen für dich sind etwas ganz Besonderes.“

Sie schaute ihm prüfend in die Augen. „Und was genau empfindest du für mich?“

„Ich bin mir dessen noch nicht sicher … schnaub jetzt bloß nicht wieder!“, bat er lachend. „Ich gebe mir Mühe, aufrichtig zu sein, Carlie. Hab Geduld mit mir.“

Carlie nahm ihre Sporttasche und wandte sich zur Tür. Tyler folgte ihr. „Bin ich noch zum Abendessen eingeladen?“

Sie hielt nicht inne. „Wenn das alles ist, was du willst, ja. Denn mehr als Abendessen gibt es nicht.“

„Ich verspreche, nichts zu tun … was du nicht willst.“

„Hallo?“

„Tyler?“

Eine Pause, dann: „Mit wem spreche ich?“

„Wir haben uns auf der Party kennengelernt …“

Wieder Pause. Carlie wartete atemlos und hielt den Hörer so fest umklammert, dass ihre Finger schmerzten. Sie hatte ihre Stimme verstellt, doch sie zitterte so stark, dass sie wahrscheinlich ohnehin nicht zu erkennen war.

„Ich hätte nicht damit gerechnet, noch einmal von dir zu hören. Brenda wollte mir nicht verraten, wie ich dich erreichen kann.“

„Ich weiß. Es … geht nicht anders.“

„Ich wüsste gern, warum.“

Verräter!, dachte sie. „Tut mir leid“, erwiderte sie schroff.

„Du hast von mir nichts zu befürchten.“

„Ich weiß. Aber …“

„Du bist vor mir davongelaufen.“

„Ja.“ Carlie schloss die Augen. Es verlief ganz anders, als sie erwartet hatte. Sie hatte herausfinden wollen, ob er noch immer versessen darauf war, die mysteriöse Frau wiederzufinden, die er auf der Party kennengelernt hatte. Er behauptete zwar, Carlie zu begehren. Aber konnte das wahr sein, wenn er noch immer daran interessiert war, eine andere Frau zu treffen? Selbst wenn diese andere sie selbst war? Aber das konnte er schließlich nicht wissen und … es war alles ungemein verwirrend. Sie musste herausfinden, was Tyler wirklich für sie empfand. Doch er gab ihr keine Chance dazu, sondern bedrängte sie mit Fragen.

„Sag mir, wer du bist.“ Das klang verärgert.

„Nein! Ich wollte nur … mit dir reden. Um zu fragen …“

„Was?“

Überrascht sagte Carlie leise: „Du bist wütend?“

„Nein, frustriert. Ich hasse solche Spielchen. Du bist eine erwachsene Frau. Ich kann verstehen, dass das, was zwischen uns geschehen ist, für dich völlig unerwartet kam. Du hättest nicht überraschter sein können als ich selbst. Aber jetzt ist es zu spät, um noch etwas daran zu ändern. Bitte sag mir, wer du bist“, schloss er.

Carlie schüttelte den Kopf und spürte, wie ihr die Tränen kamen. „Nein.“

„Verdammt!“

Sie schloss gequält die Augen. „Bitte sei nicht böse.“ Ihre Stimme bebte, und Tyler reagierte augenblicklich.

„Entschuldige.“ Er klang fast müde. „Wir können reden. Dazu hast du schließlich angerufen, nicht?“

Carlie schloss die Augen. Es war eine dumme Idee gewesen. Sie sollte lieber auflegen, bevor sie sich verriet. „Vielleicht sollten wir es vergessen …“

„Nicht bevor ich weiß, mit wem ich es zu tun habe.“

Carlie erschrak. Wenn er nicht bereit war zu vergessen, musste sie sich in Zukunft von ihm fernhalten. „Warum?“

„Weil es für mich etwas ganz Besonderes war. Es kam mir vor, als ob es nicht bloß Sex gewesen wäre.“

„Nein.“ Für sie zumindest war es erheblich mehr gewesen.

„Dann hast du es auch gespürt?“

„Ja.“

„Ich möchte dich wiedersehen. Ich will wissen, wer du bist. Spiel bitte nicht mit mir.“

„Es ist kein Spiel“, sagte sie. „Du wärst wütend …“

„Ich bin wütend!“, entgegnete er aufbrausend. „Wir sind schließlich keine kleinen Kinder mehr.“

Sein Ton ließ Carlie zusammenfahren. „Hast du keine andere Beziehung?“ Das hatte sie eigentlich nicht fragen wollen. Sie wollte nur verstehen, warum er so fest entschlossen war, sie zu finden. Aber es war zu spät, um die Worte zurückzunehmen.

Sie spürte seine Frustration, als er ruhig erwiderte: „Ich bin mit niemandem intim, falls es das ist, was du wissen willst.“

„Ich verstehe.“

„Wie könntest du, wenn ich es nicht begreife? Es ist abscheulich!“ Er knurrte ärgerlich. „Ich will gar nichts von dir! Mir ist nur der Gedanke verhasst, dass ich auf der Straße an dir vorbeigehen könnte, ohne zu wissen, dass du es bist. Und es ärgert mich, dass du mich auf intimste Weise kennst, während ich nicht einmal deinen Namen weiß.“

Carlie zitterte. Aus seiner Sicht hatte sie es noch nie zuvor betrachtet, und er tat ihr plötzlich leid. „Tyler, bitte …“

„Du wirst mich sehen und dich an die Nacht mit mir erinnern. Während ich sage ‚Hallo, wie geht’s?‘, wirst du zurückdenken an die Ekstase, die du empfunden hast, als ich mit dir zusammen war.“

Seine Worte klangen jetzt bewusst brutal, und obwohl sie seinen Zorn verstand, fühlte sie sich verletzt. „Lass es gut sein. Bitte.“

„Verrat mir endlich, wer du bist, verdammt!“

„Das kann ich nicht“, entgegnete sie rau. „Es ist unmöglich. Es tut mir leid.“ Sehr leise fügte sie hinzu: „Du warst wunderbar, Tyler.“

„Leg nicht auf …!“

Sehr sanft legte Carlie den Hörer auf die Gabel. Es war ein Fehler gewesen, Tyler anzurufen. Sie musste aufhören, sich und ihn zu quälen.

Er hatte recht. Sie benahm sich wie ein kleines Kind. Und deshalb würde sie ihm am Freitag, wenn er zu ihr kam, alles gestehen.

8. KAPITEL

Tyler stellte den Pizzakarton auf den Tisch und wandte sich zu Carlie um. Sie war den ganzen Tag auffällig ruhig gewesen. Als sie an ihm vorbei zum Tisch ging, zog er sie in die Arme.

„Ich habe dich vermisst, Carlie.“

Sie rührte sich nicht und schaute an ihm vorbei. „Was hast du? Bist du böse über irgendetwas?“

„Nein.“

Autor

Lori Foster

Bisher hat die US-amerikanische Bestseller-Autorin Lori Foster über siebzig Liebesromane geschrieben. Unter dem Namen L.L.Foster schreibt sie Fantasy-Romane.

Mit dem Schreiben begann Lori Foster erst im Alter von 30 Jahren, vorher dachte sie nie daran, eine Geschichte zu schreiben. Als sie mit einer Lungenentzündung das Bett hüten musste,...

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