Ein Highlander zum Weihnachtsfest

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Wie kann Laird Kilmun es wagen! Susanna ist schockiert, als sie den Grund für die überraschende Einladung auf seine Burg in den Highlands erfährt: Sie muss über die Feiertage seine Verlobte spielen!


  • Erscheinungstag 19.12.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745332
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

August 1815, London

Ihn sitzen lassen?“ Fassungslos wiederholte Susanna Hunter die Forderung des Fremden. „Sie verlangen tatsächlich von mir, dass ich meine Verlobung mit Sir Jason Mountjoy auflöse?“

Aufmerksam musterte sie den Soldaten vor sich. Er saß, nur die Kante berührend, auf einem der goldfarben gepolsterten Stühle, die in sorgfältig arrangierten Grüppchen im großen Salon im Londoner Stadthaus ihrer Eltern verteilt standen. Captain Lamonts zerlumpte Uniform hing flatternd wie ein Sack an seiner großen Gestalt. Seine oft geflickten Stiefel waren von einem Staubfilm überzogen, als sei er den ganzen Weg von Waterloo zu Fuß hergelaufen. Das kurz geschnittene, kastanienbraune Haar stand ihm zerzaust und struppig vom Kopf ab. Abgesehen von der leuchtend roten, geschwollenen Narbe auf seiner Stirn wies seine Haut die aschfahle Farbe eines kranken Mannes auf und war fest über die Wangenknochen gespannt, was ihm den Anschein einer lebenden Leiche verlieh. In seinen Augen jedoch, deren Farbton aus einer faszinierenden Mischung von Gold und Braun bestand, brannte das Feuer eines Mannes auf einer Mission.

Susanna blickte beunruhigt über ihre Schulter zur Tür. Charles, der Dienstbote ihres Vaters, wartete davor, wie sie wusste, denn er hatte sie nur ungern mit Captain Lamont alleingelassen. Drohte ihr etwa Gefahr von Captain Lamont? Ganz offensichtlich war er ernstlich krank gewesen. Er vermittelte eindeutig den Eindruck, als gehöre er dringend ins Bett. Trotz seiner unverschämten Forderung bekam sie plötzlich Mitleid mit ihm. „Kann ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?“

„Ich bin nicht zum Tee vorbeigekommen, Miss Hunter“, antwortete er und schenkte ihr einen vernichtenden Blick. „Ich bin hier, um Ihnen zu sagen …“

„Dass ich den Mann, mit dem ich seit zwei Jahren verlobt bin, nicht heiraten soll“, unterbrach Susanna schnippisch. Jegliches Mitleid war vergessen.

Überrascht über ihren schroffen Ton nahm Fergus Lamont die junge Frau erneut in Augenschein. Er war zwar kein Kenner von weiblichem Firlefanz, aber selbst ihm fiel auf, dass ihr hellgelbes Kleid ihre honigfarbene Haut bleich erscheinen ließ. Das Haar trug sie aus dem Gesicht frisiert, doch die blauschwarzen Locken suchten den Nadeln zu entkommen. Auf den ersten Blick schien sie tatsächlich ganz die geistlose Debütantin zu sein, als die Mountjoy sie beschrieben hatte. Ihre Augen wirkten jedoch ganz und gar nicht geistlos. Nun, da sie den Blick nicht länger bescheiden gesenkt hielt, bemerkte er, wie schön sie waren, von einem fast silbrigen Grau und dicht mit schwarzen Wimpern umrahmt. Und in diesem Moment sprühten sie Feuer. Vielleicht konnte er sie doch noch soweit reizen und dazu bringen, dass sie sich seinem Willen beugte, damit er die längst fällige und lang ersehnte Rache an Mountjoy nehmen konnte. „Er nennt Sie seine sanftmütige Erbin, wussten Sie das?“

Absichtlich äußerte er die Spitze in beleidigendem Ton und wurde mit einer Röte belohnt, die ihren hübschen Hals verfärbte und durchaus auf Wut zurückzuführen sein konnte. Seine Hoffnung stieg, als sie die Lippen kräuselte, aber sie sank sogleich wieder, denn schon umspielte ein Lächeln ihre Lippen. „Jason behauptet, am meisten liebe er an mir, dass ich nicht die Art von Mensch bin, die sich selbst gern reden hört und deren Mundwerk nie stillsteht.“

„Ein Jammer, dass man dies über ihn nicht auch sagen kann“, erwiderte Fergus verbittert. Das Funkeln in den großen grauen Augen erlosch. Er verlor sie. „Lieben Sie ihn?“

„Jason ist attraktiv und charmant. Meine Mutter ist der Ansicht, ich könne keine bessere Partie machen.“

„Und es schert Sie keinen Deut, dass er Sie nur des Geldes wegen heiratet?“

„Es wäre töricht, vorzugeben, mein Vermögen sei ohne Belang. Männer wie Sir Jason Mountjoy heiraten indes nicht des Geldes wegen“, erwiderte sie mit einer Würde, die Fergus beeindruckt hätte, wäre er sich nicht sicher gewesen, dass sie nur die Worte ihrer Mutter nachplapperte. Sie glättete ihr Kleid und wich seinem Blick erneut aus.

Die Röte war ihr inzwischen bis in die Wangen gekrochen. Ihre Augen glänzten, aber nicht vor Wut, sondern vor ungeweinten Tränen, und unter anderen Umständen hätte dieser Anblick Fergus Einhalt geboten. Doch nicht an diesem Tag. Fergus schlug sich mit der Faust aufs Knie und sprang auf. „Kennen Sie eigentlich das wahre Gesicht des Mannes, den Sie zu ehelichen beabsichtigen? Er schimpft sich Aide. Tatsächlich ist er jedoch nichts weiter als ein Bote und dazu noch ein verflucht armseliger. Haben Sie eine Ahnung, welches Blutbad er angerichtet hat? Ach, aber warum sollte es Sie mehr kümmern als ihn, dass seine mangelnde Sorgfalt wer weiß wie viele Leben gekostet hat! Herrgott, ich wünschte, ich könnte etwas Verstand in Sie hineinschütteln.“

Susanna zuckte zusammen und widerstand nur mit Mühe dem Drang zur Flucht. Captain Lamont wirkte nun ganz und gar nicht mehr wie eine lebende Leiche, sondern schien förmlich vor Wut zu kochen. Als er ihr die abscheulichen Worte entgegenschleuderte, wirkte er einschüchternd und zugleich imposant. Sein schottischer Akzent verstärkte sich mit dem Hervorbrechen seines hitzigen Temperaments. Mit gestrafften Schultern und zornentbranntem Blick stand er vor ihr. Sie konnte den Geist des Mannes in ihm erkennen, der er einst gewesen war – stolz und kühn, mit angeborener Autorität und einem rauen, barbarischen Charme.

Unter anderen Umständen hätte sie ihn äußerst attraktiv gefunden; diese Erkenntnis traf Susanna wie ein Blitz. Zutiefst verlegen straffte sie die Schultern. „Ich sehe, Sie haben viel durchgemacht …“

Mit harschem Lachen unterbrach er sie. „Nicht einmal halb so viel wie andere und nicht einmal annähernd das, was dieser Lump Mountjoy verdient.“

Susannas Temperament, ein sehr kleines und schüchternes Wesen, das kaum zum Vorschein kam, begann sich zu regen. Zu ihrer Verärgerung behauptete Jason zwar beharrlich, der Krieg sei kein Thema für eine Dame, aber deshalb würde sie sich noch lange nicht von Captain Lamont belehren lassen. Tief durchatmend erhob sie sich. „Aus irgendeinem Grund hegen Sie ganz offensichtlich einen Groll gegen meinen Verlobten. Wie dem auch sei, ich kann nicht erkennen, was das mit mir zu tun hat und mit welchem Recht Sie glauben, sich in meine Eheabsichten einmischen zu können. Ich bedaure Ihr Leid und wünsche Ihnen eine gute und vollständige Genesung, aber ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen.“

Sie wandte sich zur Tür und wollte sich schon selbst gratulieren, dass sie eine solch schwierige Situation so gut gemeistert hatte, als er sie am Arm packte. „Ich habe Ihnen noch nicht gesagt, warum Sie diesem Schuft den Laufpass geben sollten.“

Die Ärmel von Susannas Kleid waren lang und lagen eng am Handgelenk an, dennoch konnte sie die brennende Hitze seiner Finger so deutlich spüren, als wären ihre Arme nackt. Captain Lamonts Griff war fest und tat ihr weh. Aus der Nähe betrachtet schienen seine Pupillen golden umrandet. Auch sein stoppeliges Haar schimmerte leicht golden. Trotz seiner schmuddeligen Erscheinung duftete er nach Seife. Tatsächlich war sie sich seiner Nähe überdeutlich bewusst, und in dem Augenblick sah sie ihn nicht als Soldaten, sondern als Mann. „Lassen Sie mich sofort los.“ Ihre Stimme klang erbärmlich leise und wenig überzeugend.

„Sie müssen mich anhören.“

Welche Lügen er auch erzählen wollte, er glaubte offenbar daran. Die Verzweiflung in seiner Stimme überzeugte Susanna nur noch mehr davon, dass sie ihn um ihres eigenen Seelenfriedens willen zum Schweigen bringen musste. Sie versuchte noch einmal, ihn abzuschütteln, worauf er sie empörenderweise so fest umschlang wie in einer Umarmung. „Wenn Sie mich nicht sofort loslassen, rufe ich die Dienstboten.“

Er ignorierte sie. „Es war ein Blutbad, müssen Sie wissen.“ Captain Lamont schluckte schwer. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn unterhalb der Bandage. „Er hat mir die Schuld an allem gegeben“, fuhr er barsch fort. „Er hat behauptet, ich hätte die Befehle falsch verstanden, nicht er. Aber nicht nur auf dem Schlachtfeld übernimmt er keinerlei Verantwortung, müssen Sie wissen. Wären Sie ihm nicht versprochen, säße er schon seit Monaten im Schuldturm. Die Summe, die er den Händlern schuldet, ist allerdings vergleichsweise gering im Gegensatz zu den Beträgen, die er an den Spieltischen verliert. Er zählt darauf, sich mit Ihrem Vermögen auszulösen, dem Vermögen seiner sanftmütigen Erbin.“

„Hören Sie auf damit! Hören Sie auf, mich so zu nennen. Alle Gentlemen haben Schulden. Jason liebt mich.“

Wieder brach er in dieses harsche Lachen aus. „Sie und einhundert andere Frauen.“

Susanna erstarrte. „Was soll das heißen?“

„Er kann sehr schmeichelhafte Komplimente machen, nicht wahr? Er nutzt seinen Charme zu seinem Vorteil, betört die Frauen der Offiziere und bringt ihre Töchter dazu, sich nach ihm zu verzehren. Natürlich spart er sich seine intimsten Gefallen für diejenigen auf, die sich nicht beschweren können, wenn er es ihnen überlässt, sich mit den … Folgen seiner Leidenschaft auseinanderzusetzen. Und diese Konsequenzen müssen die Frauen ganz allein durchstehen, Miss Hunter, denn Mountjoy kümmert sich einen Dreck darum.“ Sein Griff verstärkte sich. „Zumindest einer seiner Seitensprünge auf dem Kontinent hat Folgen gehabt, und er ist nach London zurückgekehrt, ohne die Angelegenheit geregelt zu haben. Wussten Sie das?“

„Wie können Sie es wagen! Schweigen Sie endlich! Ich höre Ihnen jedenfalls nicht länger zu.“

„Sie müssen ihm den Laufpass geben. Sie müssen ihn dafür büßen lassen. Mountjoy hat bereits zu viele Unschuldige verletzt. Lassen Sie nicht zu, dass Sie sein nächstes Opfer werden.“

Fassungslosigkeit, Entsetzen und Wut machten es Susanna unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Alles um sie herum schien sich zu drehen. Sie wollte diesen Soldaten nur noch loswerden, der aus unerfindlichen Gründen entschlossen schien, ihr Glück zu zerstören. Nicht gewillt, sich die entsetzliche Vorahnung einzugestehen, dass seine Worte der Wahrheit entsprechen könnten, richtete sie ihren Groll gegen den Überbringer der schlechten Botschaft. „Versuchen Sie meinen Verstand nicht damit zu beleidigen, indem Sie vorgeben, Sie seien in Sorge um mich. Ich bin Ihnen doch völlig egal. Sie wollen Jason um jeden Preis schaden. Und wenn Sie mich dazu benutzen und auf meinen Gefühlen herumtrampeln oder andere Unschuldige in die Angelegenheit hineinziehen müssen, dann werden Sie das tun. Ersparen Sie mir das noble Getue, bitte. Ich bin lediglich ein Pfand in Ihrem Spiel und ich hege absolut nicht die Absicht, mein Leben zu ändern, nur weil Sie es wollen.“

Autor

Marguerite Kaye

Marguerite Kaye ist in Schottland geboren und zur Schule gegangen. Ursprünglich hat sie einen Abschluss in Recht aber sie entschied sich für eine Karriere in der Informationstechnologie. In ihrer Freizeit machte sie nebenbei einen Master – Abschluss in Geschichte. Sie hat schon davon geträumt Autorin zu sein, als sie mit...

Mehr erfahren