Flucht vor der Liebe

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Die schöne Margaret begehrt ihren Verlobten Gregor jeden Tag mehr - und doch zerreißt ihr diese Liebe fast das Herz. Denn die bevorstehende Vermählung ist vom Vater geplant - und Gregor wird dafür mit ihrem Erbe belohnt! Egal wie leidenschaftlich er ihr sein Verlangen zeigt - nie kann sie vergessen, dass er für Geld zu ihr kam. Flucht scheint ihr die einzige Rettung aus dieser bittersüßen Qual. Doch die ist gefährlich: Es gibt noch einen Mann, der sie wegen ihres Erbes will - den Duke of Abercauldy, der auch vor Entführung und Gewalt nicht zurückschreckt und vor dem Margaret nur in Gregors Armen sicher ist ...


  • Erscheinungstag 14.11.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733769383
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die schottischen Highlands August 1728

Lady Margaret Mackintosh umfasste die Zügel ihrer Stute noch fester, während sie sich im Sattel vorbeugte. Sie hatte eine dunkelblaue Jacke mit geschlitzten Ärmeln und eng anliegende karierte Hosen an, die ihre hoch gewachsene, schlanke Gestalt betonten. Diese Kleidung trug sie gewöhnlich zum Reiten. Wenn es den Menschen von Glen Dhui seltsam erschien, Lady Meg in Männerkleidern galoppieren zu sehen, so hätten sie es niemals zugegeben. Sie liebten ihre eigenwillige Herrin.

Meg spähte in die sanfte, dunstige Abenddämmerung. War es nur Wunschdenken, oder erblickte sie wirklich die flackernden Lichter und schattenhaften Gebäude von Clashennic vor sich? Bestimmt gab es dort ein Gasthaus, wo sie ein heißes Bad und ein weiches Bett bekommen konnte. Ihre Haut und ihr Haar fühlten sich nach dem langen Ritt aus Glen Dhui staubig an, und ihr Körper schmerzte von den Tagen, die sie im Sattel verbracht hatte.

Seit Beginn ihrer Reise hatte sie sich oft gefragt, ob sie nur einem Phantom nachjagte und lieber umkehren sollte. Aber dann erinnerte sie sich stets an die Worte ihres Vaters, die eher einem Befehl als einer Bitte geglichen hatten.

„Bring Gregor Grant nach Glen Dhui zurück, Meg. Bring ihn hierher zu mir. Er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann.“

Gregor Grant. Seit ihrem zwölften Lebensjahr spielte er eine Rolle in ihrem Leben, obwohl sie ihm noch nie begegnet war. Sie kannte ihn aus den Erzählungen ihres Vaters und den Geschichten der Menschen von Glen Dhui und von den Zeichnungen, die sie auf dem Dachboden von Glen Dhui Castle gefunden hatte. Meg hatte das Gefühl, ihn sehr gut zu kennen.

„Clashennic liegt vor uns, Mylady.“

Duncan Forbes, ihr Gutsverwalter, rief ihr die beruhigenden Worte zu. Vor Erleichterung, endlich am Ziel zu sein, klang sein sonst mürrischer Tonfall geradezu begeistert. Er und einige seiner Männer hatten sie zum Schutz vor Strauchdieben und Banditen auf dieser Reise begleitet, obwohl die Menschen gesetzestreuer geworden waren, seit die Regierungstruppen ihre Lager in den Highlands aufgeschlagen hatten.

Eingebettet in den Hügeln vor ihnen lag die Kasernenstadt Clashennic, und irgendwo in dieser Stadt war Gregor Grant – Captain Gregor Grant –, der Mann, von dem ihr Vater glaubte, er könne sie retten.

„Wie kannst du dir so sicher sein, Vater?“ hatte sie ihn gefragt, ihre Hand fest in der seinen, als sie vor dem Feuer saßen.

Er hatte sie mit seinen trüben blauen Augen, die einst so scharf gewesen waren wie ihre eigenen, angeblickt, als könne er ihr Gesicht noch sehen. „Weil der Junge, an den ich mich erinnere, ehrenhaft ist und Glen Dhui ebenso sehr liebt wie wir, Meg. Weil er für den Glen und die Menschen hier kämpfen wird. Weil er außer dir, mir und den Menschen selbst der Einzige ist, der dazu bereit ist.“

Da gab es nur ein Problem. Glen Dhui gehörte Gregor Grant nicht mehr. Es war zwölf Jahre her, dass er der Laird von Glen Dhui gewesen war. Zwölf Jahre, seit die Grants sich in der Rebellion von 1715 auf die Seite der Stuarts gestellt hatten. Er war mit seinem Vater, dem alten Laird, in die Schlacht geritten und hatte alles verloren. Der siebzehnjährige Gregor war nach der Schlacht von Preston zusammen mit Hunderten von Männern eingekerkert worden. Unter den furchtbaren Bedingungen im Gefängnis war sein Vater an einem Schlaganfall gestorben. Und dort, im Kerker, war Gregor Megs Vater, der Kommandant der Regierungstruppen war, begegnet, der für seine Freilassung gesorgt hatte.

Frei mochte er gewesen sein. Der Schlinge des Henkers entkommen oder auch den heißen Plantagen von Jamaika oder Barbados, Carolina oder Virginia. Doch Gregor hatte seine Heimat verloren, Glen Dhui. Für die Teilnahme an der Rebellion wurde die Familie damit bestraft, dass ihr Zuhause konfisziert und ihm der Titel des Laird aberkannt wurde. Gregor, seine Mutter und seine kleine Schwester waren geflohen und nie mehr zurückgekehrt. Sie hatten keine Wahl gehabt. Aber die Menschen trauerten ihnen nach, vor allem ihm – schließlich war er der junge Laird. Meg vermutete, dass sie es immer noch taten. Sie wusste, dass sie ihn geliebt, ihm vertraut, ihre Hoffnung in ihn gesetzt hatten. Er war ihr Beschützer gewesen, das Licht ihrer Zukunft.

„Der Bursche wird uns nicht im Stich lassen“, hatte Duncan Forbes ihr versichert, als sie vor zwei Tagen losgezogen waren.

Meg betete, dass er sich nicht irrte. Und doch war auch sie von einer neuen, pulsierenden Hoffnung beseelt, als sie ihrem Ziel entgegenritten. Wenn Gregor Grant all das war, was von ihm gesagt wurde …, wenn er ein Mann war, der seine gegenwärtige Stellung aufgeben würde, um in den Glen zurückzukehren, den er als Junge gekannt hatte …, dann befürchtete Meg, dass sie bereits jetzt mehr als nur ein wenig in ihn verliebt war.

„In Clashennic gibt es ein Gasthaus“, sagte Duncan, der ihre Erschöpfung bemerkt hatte. Er blieb zurück, um an ihrer Seite zu reiten. In der Dunkelheit, die allmählich zunahm, begegnete sie dem Blick seiner glänzenden dunklen Augen. „Wir machen erst dort Halt, Mylady, dann könnt Ihr Euch ausruhen. Die Männer und ich werden Captain Grant für Euch suchen.“

„Ich danke dir, Duncan. Wirst du ihn erkennen?“

„Aye, obwohl es lange her ist.“

Meg nickte. Auch wenn sie Gregor Grant nie gesehen hatte, würde sie ihn erkennen. Dessen war sie sich sicher. Seine Sammlung von Kinderzeichnungen, die sie auf dem Dachboden gefunden und in einer Ecke ihrer Kammer aufbewahrt hatte, übte bis heute eine Faszination auf sie aus. Die Skizzen waren fein, detailgetreu und gefühlvoll ausgeführt. Ihr Ausdruck berührte sie. Der Mann … der Junge, der solche Werke schuf, musste etwas Besonderes sein. Von dem, was sie aus den Erinnerungen ihres Vaters an den siebzehnjährigen Gregor wusste, und so, wie sie ihn sich in ihren eigenen Tagträumen vorstellte, musste er schlank und blond sein, mit dem Gesicht eines Dichters und den feinen Händen eines Künstlers. Sein Lächeln war sicherlich schüchtern und so süß, dass ihr Herz schmelzen würde.

Meg war sich darüber im Klaren, dass die Person, die sie vor ihrem geistigen Auge sah, dem echten Gregor Grant nicht ganz entsprechen konnte. Denn mittlerweile war er Soldat, ein Captain im Dragoner-Regiment der Campbells. Die Campbells waren gegen die Rebellen eingestellt. Es schien eine Ironie des Schicksals, dass ein Mann, der 1715 mit den Jakobiten gekämpft hatte, nun für die Regierung den Frieden in den Highlands sichern sollte. Aber so war es eben. Seiten wurden gewählt und dann gewechselt. Der Highlander unterschied sich nicht von anderen Männern, die eigennützig handelten. Meg konnte es Gregor Grant nicht verübeln, dass er sich auf die andere Seite gestellt hatte, um sein Brot zu verdienen.

Sie wurde in ihren Gedanken unterbrochen, als das Gasthaus vor ihnen in Sicht kam. Eine Fackel flackerte plötzlich auf und erleuchtete ein sauberes, gepflegt wirkendes Gebäude – was mehr war, als Meg von der Schenke auf der anderen Seite des gepflasterten Platzes behaupten konnte. Sie blickte über die Schulter in das Halbdunkel, wo lärmende Stimmen und betrunkene Rufe die Stille des Abends erschütterten.

Nachdem sie von ihren Pferden abgestiegen waren, betrat Duncan das Gasthaus, während sein Kilt um die stämmigen Beine schwang. Meg folgte in ihren Hosen, die Jacke gerade lang genug, um den Oberschenkel halb zu bedecken. Sie redete sich ein, dass ihre Aufmachung vollkommen respektabel und sehr vernünftig war, um darin durch die Highlands zu reisen. Es war nicht ihre Schuld, wenn der Wirt sie die ganze Zeit anstarrte.

„Mein bestes Zimmer ist frei, Mylady“, teilte er ihr mit und machte einen Kratzfuß, wobei seine zerfledderte braune Perücke vom Kopf zu rutschen drohte. „Wenn Morag, meine Tochter, hier wäre, könnte sie Euch behilflich sein … Ah, da ist sie!“

Ein dunkelhaariges Mädchen kam leise in den Raum und blickte schuldbewusst zu seinem Vater. „Es tut mir Leid, Vater, ich musste …“

„Wir werden uns später darüber unterhalten, wo du gewesen bist!“ entgegnete er wütend. „Ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht in der Nähe der Soldaten herumtreiben!“ Plötzlich schien er sich aber wieder zu erinnern, in wessen Gesellschaft er war, und lächelte Meg breit an. „Aye, so sind Mädchen nun mal, und wie schon gesagt, wir sprechen später darüber. Geh jetzt mit der Dame, hol ihr Wasser und Seife und kümmere dich um sie. Wir haben nicht oft solch hohe Herrschaften zu Gast hier in Clashennic.“

Duncan Forbes verbeugte sich leicht vor Meg. „Ich sehe Euch später, Mylady. Wenn die Pferde versorgt sind, gehen meine Burschen und ich zur Kaserne und sehen, ob wir nicht das finden können, wonach wir suchen.“

„Gut, Duncan.“

Meg wäre es lieber gewesen, mit ihm zu gehen, um Gregor Grant selbst zu sprechen, aber das wäre wohl zu viel verlangt gewesen. Duncan wollte, dass sie sicher im Haus blieb. Er hieß es nicht gut, wenn Frauen die Initiative ergriffen. Wenn er es in Glen Dhui auch duldete – hier in Clashennic würde er es nicht tun. Seit ihr Vater erblindet war, hatte Meg viel von der Verwaltungsarbeit auf dem Anwesen selbst übernommen. Es erfüllte sie mit Stolz, dass sie ihre Sache gut machte, doch sie stieß immer noch auf Widerstände. Raue Highlander wie Duncan ließen sich nicht gerne Anweisungen von einer Frau geben.

Morag, die Tochter des Wirts, brachte Meg auf ihr Zimmer und kehrte bald mit einem Krug warmen Wassers zurück. Die Kammer war klein, aber ebenso sauber und ordentlich wie das ganze Gasthaus, so dass Meg einen Seufzer der Erleichterung ausstieß. Sie war erschöpft, und obwohl es schmal war, sah das Bett einladend aus. Sie bezweifelte, dass sie sich je daran gewöhnen würde, im Freien zu schlafen. Insgeheim bewunderte sie die Highlander, die sich, nur in ihr Plaid gehüllt, zum Schlafen in die Heide legten.

Schnell spritzte sie sich Wasser über Gesicht und Hände, um den Staub von der Reise abzuwaschen. Liebend gern hätte sie ein Bad genommen, aber für den Moment musste es genügen.

„Es gibt heute Abend Hammeleintopf, Mylady, und reichlich Ale zu trinken. Mein Vater führt hier eine ausgezeichnete Küche“, sagte das Mädchen.

Meg trocknete ihr Gesicht und fing an, ihr Haar zu lösen. Die langen, feuerroten Locken fielen über Rücken und Schultern. „Da bin ich mir sicher, Morag, aber ich weiß nicht, wann meine Leute zurück sind. Sie suchen jemanden in der Stadt … einen Soldaten.“

„Ach?“ Das Mädchen wirkte neugierig. „Um wen handelt es sich denn, Mylady? Ich kenne viele Soldaten“, fügte sie forsch hinzu.

Meg lächelte. „Sein Name ist Captain Grant. Kennst du ihn?“

Morag erwiderte das Lächeln. „Den kenne ich! Captain Grant ist in Clashennic sehr bekannt. Aber … er ist im Black Dog, der Schenke auf der anderen Seite des Platzes. Viele von den Soldaten trinken da. Ich hab ihn erst vorhin dort gesehen, als ich hineinging, um … ich meine, als ich da vorbeiging, um … als ich da vorbeiging“, beendete sie ihren Satz ungeschickt. Offensichtlich wollte sie nicht zugeben, auch nur in der Nähe des Black Dog gewesen zu sein. Meg vermutete, dass Morags Vater ihr verboten hatte, dort hineinzugehen. Jetzt war aber nicht der richtige Augenblick, um über die Dummheiten junger Mädchen nachzudenken.

Gregor Grant war im Black Dog, während Duncan Forbes zur Kaserne gegangen war. Es könnte Stunden dauern, bis er ihn gefunden hatte.

Sie hätte Duncan jemanden hinterherschicken können. Aber warum sollte sie sich die Mühe machen, wenn sie selbst einfach nur über den Platz gehen musste? Es wäre eine Gelegenheit für Meg, zuerst mit Gregor Grant zu sprechen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihm viel lieber allein begegnen würde, ohne dass Duncan Forbes die ganze Zeit in der Nähe herumstrich und sie ablenkte.

„Dann muss ich hingehen und ihn suchen“, sagte sie mit fester Stimme, mehr zu sich selbst als zu dem Mädchen. Meg zog den Kamm aus der Satteltasche und ordnete ihre zerzausten Locken.

„Ihr geht zu Captain Grant in den Black Dog, Mylady? So? Ich meine … wollt Ihr Euch nicht umziehen?“

Meg traf den Blick des Mädchens. Morags Augen waren in dem runden Gesicht geweitet. Meg schaute an sich herab und sah sich kurz so, wie es die Wirtstochter tun musste. Eine große, schlanke Frau in Hosen, die sich wie eine zweite Haut an ihre Beine schmiegten, und kniehohen Reitstiefeln. Glücklicherweise bedeckte die Jacke Hüften, Po und den oberen Teil ihrer Schenkel. Sie konnte beim besten Willen nicht als Mann durchgehen, aber in dem dämmrigen, rauchigen Innenraum einer Schenke würde sie vermutlich auch nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

„Nein“, entgegnete Meg, „ich ziehe mich nicht um. Das Black Dog scheint nicht der Ort zu sein, wo man sein bestes Kleid trägt.“

Würde Gregor Grant es seltsam finden, wenn sie Männerkleider trug? Vermutlich wird er entsetzt sein, gestand Meg sich ein. Der Junge, der jene zarten Skizzen ausgeführt hatte, musste zweifelsohne ein Kenner von allem Schönen sein. Er würde zierliche Frauen mögen, in schönen Kleidern herausgeputzt, süß, schüchtern und wohlerzogen. Bestimmt keine groß gewachsene Frau mit feurigem Haar und einer spitzen Zunge!

„Nun, da kann man nichts machen“, sagte sie sich mit der ihr eigenen praktischen Veranlagung. „Ich bin nun mal so.“

Vielleicht war es dumm von ihr anzunehmen, sie könne die Gefühle und Gedanken des Mannes einschätzen, weil sie glaubte, den Jungen zu kennen. Und doch – sie konnte nicht anders.

Ein letztes Mal strich Meg ihre Jacke glatt und zog sie dabei weiter herunter. Ihr Atem ging nur ein bisschen rascher als gewöhnlich, ihre Hände waren ein wenig zittrig, ihr Herzschlag kaum schneller als sonst. Sie war bereit, Gregor Grant im Namen ihres Vaters zu bitten, mit ihr heim nach Glen Dhui zu kommen.

Nachdem sie das Gasthaus verlassen hatte, konnte Meg sehen, dass der Platz nicht groß war. Aber die Entfernung zum Black Dog kam ihr sehr weit vor. Inzwischen war es vollkommen dunkel; nur eine brennende Fackel außen an der Mauer und der Schein der Kerzen in den offenen Fenstern zeigten ihr die Richtung an.

Als sie den Platz überquerte, wurde sie von der Wärme des Sommerabends umfangen. Sie war wieder zwölf Jahre alt und lauschte den Geschichten ihres Vaters von dem mutigen Jungen aus den Highlands, dem er sein Leben verdankte. Ein Junge, der sich selbst für einen Mann in Gefahr brachte, der sein Feind hätte sein sollen. Und nun würde Meg ihn endlich selbst kennen lernen.

Auf der Schwelle des Black Dog hielt sie inne. Die Schenke war genauso düster und trostlos, wie sie von außen wirkte. Und die Wirtstochter hatte Recht gehabt; das Vorherrschen von Uniformen und Männern mit militärischem Gehabe deutete darauf hin, dass die Garnison von Clashennic diesen Ort bevorzugte. Meg atmete tief ein und stürzte sich ins Innere, ohne den Blicken, dem Schubsen und den rüden Bemerkungen Aufmerksamkeit zu schenken.

Es war, als schwimme sie durch ein Meer von Rauch und Gerüchen nach Essen, Trinken und ungewaschenen Körpern. Stimmen dröhnten auf sie ein, doch der Dialekt war ihr ohnehin unverständlich, so dass sie eine Beleidigung nicht bemerkt hätte. Sie nahm sich zusammen und suchte zwischen den gebeugten Köpfen und dicht gedrängten Gruppen nach dem einen Mann, den sie ihrer Meinung nach sofort erkennen musste.

Gregor Grant.

Ihr Blick fiel auf einen schlanken, blonden Mann, der an der Wand stand. Er trug einen gelben Brokatrock mit weiten Schößen, der schon bessere Tage gesehen hatte, dazu Kniehosen, Strümpfe und Schuhe mit Silberschnallen. Auch wenn die Schnallen angelaufen waren und die Strümpfe eine Wäsche nötig gehabt hätten, wirkte er in dieser Umgebung sehr elegant. Ein Gentleman in einem Misthaufen, der sich mit einem Soldaten in roter Jacke und weißen Hosen unterhielt.

Als er mit ausladenden, kunstvollen Handbewegungen gestikulierte, flüsterte Meg eine innere Stimme zu: Er muss es sein, er muss es sein …

Er war genauso, wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte.

Sie war jetzt neben ihm, ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem, aber er ignorierte sie. „Es ist grauenvoll“, sagte er gerade, „man muss meilenweit fahren, um ein anständiges Paar Handschuhe zu kaufen!“

„Captain Grant?“ Sie klang seltsam atemlos.

Beide Männer wandten sich zu ihr um, aber Meg hatte nur für einen Augen. Mit einem schmerzhaften Gefühl der Enttäuschung stellte Meg fest, dass sie sein Gesicht nicht mehr aristokratisch oder vornehm fand. Stattdessen wirkte er unangenehm verschlagen, als er sie ansah. Seine Augen standen viel zu nah beieinander, sein Kiefer war zu schmal, und es war etwas Ungesundes an ihm.

Plötzlich flüsterte die innere Stimme ihr etwas anderes zu.

Sei nicht er, bettelte sie. Bitte sei nicht er!

Ihr Wunsch ging in Erfüllung. Mit einer abfälligen Geste deutete der Geck in eine noch düsterere Ecke der Schenke. Erleichtert ging Meg durch die Menge, wobei sie geschickt denjenigen Männern auswich, die nüchtern genug waren, die Hand nach ihr auszustrecken. Sie hatte keine Angst mehr, sondern hoffte nur noch, dass es bald vorüber sein würde.

„Captain Grant?“ rief sie noch einmal, jetzt ein wenig verzweifelt, wobei der Tumult ihre Stimme übertönte.

Ein Hüne mit massigen Schultern und ungepflegten Haaren zeigte auf einen Tisch. Dort saß ein Mann, der ihr den Rücken zugewandt hatte, über ein Getränk gebeugt. Meg blieb stehen und ließ ihren Blick über ihn gleiten. Mit jedem Zoll wurden ihre Augen größer. Selbst die Stimme in ihrem Kopf war verstummt.

Er trug eine abgenutzte grüne Jacke, die an den breiten Schultern spannte, und einen verblassten Plaid, der in dem schwachen Licht nahezu grau wirkte. Sein ungepudertes Haar war weniger golden als vielmehr hellbraun, wie Honig, und im Nacken zu einem unordentlichen Zopf gebunden. Meg spürte, wie sich ihr Magen vor Entsetzen zusammenkrampfte.

Dieser Mann ähnelte nicht im Entferntesten dem Gregor Grant, den sie sich so lange im Geiste ausgemalt hatte. Sein Rücken war viel zu breit, seine Arme, die auf dem Tisch ruhten, viel zu muskulös, und seine Beine, die weit unter dem Kilt ausgestreckt waren, viel zu lang. Er wirkte von Sorgen gezeichnet, heruntergekommen und vom Alkohol benebelt. Er war allein und schien von einer abweisenden Aura umgeben zu sein.

Das ist er nicht. Das kann er nicht sein.

„Captain Grant?“

Ihre Stimme klang schärfer, als sie beabsichtigt hatte. Als er sie hörte, wandte er den Kopf mit einem finsteren Blick, erzürnt, bei seiner einsamen Trinkerei gestört zu werden. Jetzt sah Meg, dass seine Augen bernsteinfarben waren, golden wie die einer Wildkatze, und etwas ziellos unter dichten schwarzen Brauen hervorblickten. Unter seinen Augen waren dunkle Schatten, und er hatte sich schon länger nicht mehr rasiert. Seine Wangen waren stachelig vor Bartstoppeln, die so dunkel waren wie diese wüsten Augenbrauen. Und er sah gut aus. Nicht auf die zierliche, feingliedrige Art, die sie sich vorgestellt hatte – es war nichts Feminines an Gregor Grant. Sein hartes, männliches Gesicht verriet, dass er gelebt und gelitten hatte. Es war das Gesicht eines Mannes, der keine Schonung gewährte und auch keine erwartete.

Der Gregor Grant, den sie sich vorgestellt hatte, war ein Junge gewesen. Dieser Mann hier schien sich von niemandem etwas sagen zu lassen. Ein Mann, der sie mit den faszinierendsten und zugleich unfreundlichsten Augen anstarrte, die sie je gesehen hatte.

Meg war gekommen, um einen Traum zu finden, einen zarten, unwirklichen Mädchentraum.

Nun war sie auf die Wirklichkeit gestoßen.

2. KAPITEL

Kurz zuvor hatte Gregor Grant sich mit den Fingern das Haar aus den Augen gestrichen und um sich geblinzelt. Das Licht im Black Dog war dämmrig, die niedrigen Deckenbalken und höhlenähnlichen Räume machten das unumgänglich. Sie sogen die Gerüche nach Ale, Whisky, Holzfeuer und übel riechenden Menschen geradezu auf. Als Stammgast war Gregor dies bekannt, aber trotzdem schien in seinem derzeitigen betrunkenen Zustand alles schlimmer als gewöhnlich.

Sein Körper schmerzte. Obwohl er zäh und durchtrainiert war, hatte ihn das Duell, das er in der Morgendämmerung gegen Airdy Campbell gefochten und gewonnen hatte, beansprucht. Und Airdys Schwert hatte einen Weg durch seine Abwehr gefunden und in das weiche Fleisch seines Oberarms geschnitten. Er hätte Bitterkeit empfinden sollen, da Barbara Campbell, der Grund des Duells, ihn, ihren Helden, umgehend verlassen hatte und zu ihrem Ehemann zurückgekehrt war. Trotz Airdys Niederlage, trotz all ihrer gegenteiligen Versprechungen.

Aber Gregor fühlte sich nicht bitterer als sonst, sondern ausgenutzt. Er war ein Narr gewesen, Barbaras Geschichten von Airdys Grausamkeit und ihrer Verzweiflung Glauben zu schenken. Sie hatte ihn um Hilfe angefleht und behauptet, von Airdy loskommen zu wollen, und Gregor hatte ihr die Möglichkeit dazu gegeben. Aber anstatt die Gelegenheit beim Schopf zu greifen, war sie sofort wieder in Airdys Arme gesunken.

Gregors Kopf dröhnte.

Normalerweise trank er nicht übermäßig. Er war kein Mann, der im Alkohol Vergessen suchte. Nur wenn die Vergangenheit hochkam und ihn zu verschlingen drohte, war ihm jedes Mittel recht, um zu vergessen. Dies war heute der Fall.

Der Whisky, den er trank, wurde in den Hügeln hergestellt, starkes Zeug, das seine Kehle herunterbrannte. Normalerweise half er ihm stets, sein altes Leben zu vergessen. Und doch hatte der Alkohol aus irgendeinem Grund heute den gegenteiligen Effekt. Eine Erinnerung nach der anderen tauchte aus der Vergangenheit auf.

Glen Dhui.

Vor seinem geistigen Auge konnte er das Haus mit den Türmchen sehen, grau und massiv gegen das weiche Violett des Heidekrauts. Sein Haus, das Haus seiner Ahnen, der Grants. In seinem Herzen nannte er es immer noch so, aber die Grants waren nicht mehr Lairds von Glen Dhui. Die Regierung hatte das Anwesen nach der Rebellion von 1715 beschlagnahmt, nachdem Gregors Vater gestorben und er selbst gefangen genommen worden war. Seine Mutter und Schwester waren nach Edinburgh geflohen, in die Arme der Familie seiner Mutter, und da waren sie auch geblieben. Eine Zeit lang war Gregor herumgewandert, bevor er ein Offizierspatent im Regiment des Duke of Argyll erlangte.

Es waren zwölf Jahre vergangen, seit Gregor zu Hause gewesen war. Zwölf Jahre, seit er ein Zuhause gehabt hatte.

„Captain Grant?“

Die Stimme kam ihm nicht bekannt vor, aber er hatte das Gefühl, sie hätte es sein sollen. Ruhig und doch entschlossen, scharf und atemlos zugleich drang sie bis in sein Innerstes und klammerte sich dort fest. Die Stimme zerrte an ihm wie ein Seil, das einem Ertrinkenden zugeworfen wird, und zog ihn aus dem düsteren Ort, an dem er den ganzen Abend lang verweilt hatte.

Gregor wandte sich um und blickte von der farblosen Flüssigkeit am Boden seines Glases auf. Er blinzelte, um deutlicher sehen zu können. Eine Gestalt schwebte neben ihm. Eine rothaarige Frau in einer blauen Jacke, die langen schlanken Beine in karierten Hosen und staubigen Reitstiefeln. Kurz schimmerte ihr Bild auf, als würde sie sich gleich in Luft auflösen, aber dann festigten sich ihre Konturen. Es war wahrhaftig eine Frau, eine Frau in Hosen. Gregor blinzelte noch einmal, wie eine Eule, und betrachtete ihr Gesicht. Weiße Haut, blaue Augen und feuerrotes Haar. Ein Engel mit Flammenhaar, der aus dem flackernden Kerzenlicht emporgestiegen war.

War so etwas möglich? Oder hatte er eine Vision?

Aber wenn es sich um eine Vision handelte, war er nicht der Einzige, der sie sah. Die Männer um ihn herum waren seltsam ruhig geworden. Hart gesottene Soldaten, Männer aus seiner Kaserne, Schulter an Schulter mit Handwerkern aus der Stadt und Pächtern aus der umliegenden Gegend. Alle starrten die Frau an, ebenso überrascht und verwirrt von der plötzlichen Erscheinung in ihrer Mitte wie er selbst. Frauen kamen gewöhnlich nicht in den Black Dog.

„Ihr seid doch Captain Gregor Grant?“

Der Engel sprach wieder, mit englischem Akzent und einer Stimme, die seltsam präzise und fordernd für solch eine himmlische Kreatur klang. Gregor runzelte die Stirn und blickte in die Augen der Frau. Überrascht sah er, dass sie genauso blau waren wie ein Sommerhimmel in den Highlands. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit verspürte er das Bedürfnis, zu malen, zu zeichnen, um die Lebendigkeit dieses weiblichen Wesens einzufangen. Er kämpfte dagegen an und konzentrierte sich stattdessen auf das dumpfe, starke Pochen in seinem Arm, dort wo Airdys Schwert ihn getroffen hatte, und auf das trockene Brennen des Whiskys in seiner Kehle. Die Vision wollte mit ihm reden? Aye, dann würde er mit ihr reden!

„Ich bin Gregor Grant“, gab er schließlich zu, seine Stimme etwas undeutlich vom Whisky und den Schmerzen.

Die Engelsgestalt atmete tief durch. Die Brüste hoben sich unter der gut geschnittenen Jacke auf eine Weise, die seine Aufmerksamkeit dorthin lenkte und festhielt. Ihre Brüste waren nicht groß, aber auch nicht klein. Genau richtig, fand er, wohlgeformt und rund. Perfekt, um in seine großen Hände zu passen. Zu seinem eigenen Erstaunen erwachte in seinen Lenden die Begierde. Ob sie sich wohl auf mein Knie setzt, fragte er sich fiebrig, damit ich sie berühren kann?

Die Stille holte ihn zurück aus seinen lüsternen Gedanken. Gregor spähte hinauf in ihre Augen und sah, dass sie versuchte, seine Aufmerksamkeit wiederzuerlangen. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und ihre hellblauen Augen blickten jetzt gereizt.

„Ich benötige Eure Hilfe, Captain Grant“, sagte sie, bevor sie die Lippen zusammenpresste. „Dafür brauche ich Euch nüchtern. Steht Ihr oft unter dem Einfluss starken Alkohols? Ich habe die Regel aufgestellt, dass alle Männer in meinem Dienste in meiner Gegenwart nüchtern zu sein haben.“

Er runzelte die Stirn und versuchte den Unterschied zwischen dem, was sie sagte, und dem, was sie meinte, herauszufinden. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Schafwolle gefüllt. „Ich stehe im Dienste keiner Frau“, sagte er langsam, „auch wenn es mir manchmal Freude macht, die Dienste von Frauen in Anspruch zu nehmen.“

Offensichtlich gefiel ihr sein anzügliches Wortspiel nicht, denn ihre geröteten Wangen wurde dunkler, und ihre Augen flammten zornig auf.

Verwirrt schüttelte Gregor den Kopf. Die Wirkung des Whiskys war beinahe völlig verflogen, und ihm wurde von dem unerbittlichen, quälenden Pochen in seinem Arm übel. „Wer s…seid Ihr? Was w…wollt Ihr von mir? Warum sucht Ihr mich an diesem Ort auf?“

In seinem Kopf hatten die Worte wunderbar geklungen, aber sein Mund hatte Schwierigkeiten, sie herauszubringen. „Dieser Ort“, sagte er noch einmal, während er auf die Umgebung und die Männer deutete, die zusahen. Und dann bemerkte er den hässlichen Schnitt auf seinem Handrücken. Eine weitere Erinnerung an das Duell in der Dämmerung.

Die Frau mit dem roten Haar hatte die gezackte Wunde auf seinem Handrücken auch gesehen. Ihre Augen weiteten sich, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie hat Sommersprossen, bemerkte er verwundert. Einige vereinzelte Sommersprossen auf ihren Wangen und ihrer hübschen Nase. Plötzlich empfand er das verrückte Verlangen, jede einzelne von ihnen zu küssen.

„Ihr seid verwundet!“ rief sie. Es klang nach einer Anschuldigung, nicht nach Mitleid. Als hätte er sich absichtlich verletzt, um ihre Pläne zu durchkreuzen.

Vielleicht hatte er seine Verwundung unterschätzt, als er darauf verzichtete, einen Feldscher aufzusuchen, aber Gregors Erfahrung nach richteten solche Männer meist mehr Schaden an, als dass sie nutzten …

Gregor spürte, wie der Raum um ihn herum sich drehte.

Es sah Airdy ähnlich, ihn zu überraschen, nach oben durchzuziehen, als Gregor von ihm erwartet hatte, nach vorne zu stoßen. Airdy kannte seinen Kampfstil zu gut. Sie hatten häufig gemeinsam trainiert, Gefechte improvisiert, die viel zu oft in Ernst umgeschlagen waren. Airdy war kein guter Verlierer. Er würde Gregor nie verzeihen, dass er auf Barbaras Seite gestanden hatte, obwohl sie es gewesen war, die ihn gebeten hatte, sie von ihrem eifersüchtigen und unberechenbaren Gatten zu befreien. Und nun war sie zu ihm zurückgekehrt. Airdy würde das als seinen Sieg betrachten, genau wie er seine Niederlage im Duell nicht ohne Weiteres hinnehmen würde.

Wie konnten sie jemals wieder Kameraden sein? Wie konnte Gregor Airdy jemals wieder trauen, wenn der andere Mann auf Rache sann?

Er konnte es nicht. Das war das Problem. Gregor wusste, dass er Airdy fortschicken oder selbst gehen musste …

„Lady Margaret!“

Der Ausruf unterbrach ihn in seinen Gedanken. Gregor beobachtete den kleinen dunkelhaarigen Mann, der sich mit einem Gesicht, das grimmig genug war, um Kinder zu ängstigen, einen Weg durch den überfüllten Raum bahnte. Erschrocken stellte er fest, dass er den Mann kannte. Es war lange her, aber trotz des Schwindelgefühls in seinem Kopf und dem schwachen Licht wusste er, um wen es sich handelte.

Die Engelsgestalt mit dem Flammenhaar wirbelte herum, als sie ihren Namen hörte, wobei ihr Körper einen süßen, weiblichen Duft verströmte. Vertraut und doch neu und anders. Gregor versuchte, den Augenblick festzuhalten, sich auf das zu konzentrieren, was gesagt wurde, doch am Rande seines Sichtfeldes wurde es dunkel. Er hätte Malcolm Bain nach dem Duell aufsuchen sollen, auch wenn er wusste, dass dieser ihm die Leviten gelesen hätte. Er solle sich nicht von einem hübschen Gesicht täuschen lassen. Immer müsse er den Helden spielen, auch wenn es ihm in den seltensten Fälle gut tat. All das hatte er nicht hören wollen.

„Duncan.“ Als die Engelsgestalt den Namen überrascht aussprach, lenkte Gregor seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Sie wirkte schuldbewusst und verärgert zugleich, als wäre sie bei einem Streich erwischt worden, von dem sie genau wusste, dass Duncan ihn nicht gutheißen würde.

Duncan hatte bereits begonnen, sie mit einem lauten Flüstern zurechtzuweisen. „Mylady, Ihr hättet im Gasthof auf mich und die Burschen warten müssen, damit wir Euch begleiten können! Dies ist kein Ort für eine Dame. Ihr hättet angepöbelt werden können …“

Ihre süße, sommersprossige Nase ging schlagartig noch ein Stückchen in die Höhe. Offensichtlich war diese Frau es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen. Ihre Stimme war so kühl, dass selbst Gregor unwillkürlich frösteln musste.

„Als ich feststellte, dass Captain Grant direkt auf der anderen Seite des Platzes war, hielt ich es für das Beste, sofort zu handeln, Duncan. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wie du weißt.“

Duncans Miene verfinsterte sich, und es war leicht zu erkennen, dass er eine weitere Rüge herunterschluckte. Besser für ihn, dachte Gregor mit einem Grinsen. Duncan hatte immer geglaubt, dass er wisse, was das Beste sei. Aber diese Dame machte nicht den Eindruck, als würde sie sich gern von einem ihrer Untergebenen in aller Öffentlichkeit tadeln lassen. Feindselig starrten die beiden sich an, als wäre keiner von ihnen bereit, nachzugeben.

Es war Zeit, dass Gregor dazwischenging.

„Duncan, Junge. Lange ist es her.“

Auf der Stelle schien Duncan zu versteinern. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er ihn an.

„Der Laird“, flüsterte er. „Große Güte, Ihr seid|s.“

Gregor nickte schwach und versuchte so zu tun, als würde er nicht gleich von seinem Stuhl fallen. „Was machst du hier, Duncan? Und in s…solch feiner Gesellschaft?“ Gregor bemerkte Megs hochmütigen Blick, mit dem sie ihn musterte. „Z…zuerst dachte ich, sie wäre ein Engel“, fügte Gregor hinzu. „Ein Engel in H…hosen.“

Sie errötete, aber ihre Stimme klang zutiefst angewidert. „Er ist betrunken. Du hast mir gesagt, er wäre jemand, auf den man sich verlassen kann. Glaubst du das immer noch, Duncan?“

„Ja, das ist er“, war plötzlich eine Stimme zu hören, nach der sich alle umdrehten. Ein Mann stand hinter ihnen, so breit wie groß, seine Augen blau und stechend. Er sah aus, als hätte er seit einer Woche dieselben Kleider getragen und auch darin geschlafen. Im Ärmel seines Hemdes war ein Riss und in seinem Plaid ein Loch an der Stelle, wo es über die Schulter fiel.

Meg spürte, wie Duncan neben ihr erstarrte, aber sie blickte misstrauisch weiter auf den Fremden.

„Und wer seid Ihr?“ fragte sie herablassend Er beugte den mit zerzaustem blonden Haar bedeckten Kopf. „Malcolm Bain MacGregor, Mylady. Ich bin Captain Grants Diener.“

Ein Diener hätte unterwürfiger gesprochen, aber Malcolm Bain klang, als wäre er auf seinen Stand stolz.

„Malcolm Bain ist aus Glen Dhui“, ergänzte Duncan hölzern. „Er war von da.“

„Ich verstehe.“ Meg musterte ihn. Sie spürte, dass es etwas Ungeklärtes zwischen Malcolm Bain MacGregor und Duncan Forbes gab, aber das musste warten. Zumindest wirkte Malcolm Bain nüchtern, was man über seinen Herren nicht sagen konnte, dessen Kopf mittlerweile auf seine Arme gesunken war. Er schien zu schlafen.

„Wir sind gekommen, um in einer äußerst wichtigen Angelegenheit mit Captain Grant zu sprechen. Unglücklicherweise ist er … angeheitert.“

Neugierig blickte Malcolm Bain sie an, bevor er sich über Gregor Grant beugte und seine Hand auf die Schulter des anderen Mannes legte. „Gregor, Bursche? Bist du in der Lage, dieser Dame zuzuhören?“

Angestrengt hob Gregor den Kopf und warf seinem Diener einen finsteren Blick zu, bevor er sich Meg zuwandte. Mit spöttisch hochgezogener Augenbraue sah sie ihn fragend an. Und wartete.

Trotz seines vom Whisky vernebelten Kopfes und dem unerbittlichen Schmerz in seinem Arm bemerkte Gregor, dass ihre Lippen zu einer dünnen Linie zusammengezogen waren. Wahrscheinlich gehört sie zu denen, die stets das letzte Wort haben müssen, dachte er. Es sei denn, sie wurde zuerst bis zur Atemlosigkeit geküsst. Wie würde jener kleine Mund schmecken? Bestand sie unter ihrer perfekt sitzenden Jacke ganz aus Feuer und Leidenschaft, oder würde sie ihm die ganze Arbeit überlassen?

Gregor grinste sie an, und als er ihre Verwirrung und Wut sah, lachte er leise vor sich hin. Wütend strich sie sich eine rote Locke weg, die ihr in die Stirn gefallen war. Abgesehen von diesen Locken schien sie sich völlig unter Kontrolle zu haben. Gregor überkam der übermächtige Wunsch, sie durcheinander zu bringen.

„Bestimmt“, sagte er langsam, „s…seid Ihr nicht den ganzen Weg gekommen, nur um mich zu s…sehen?“

Der Blick aus ihren hellblauen Augen traf Duncan und schweifte dann ab, aber Gregor hatte Zweifel und Unsicherheit darin gelesen. Sie waren wirklich gekommen, um ihn zu sehen. Den ganzen Weg aus Glen Dhui, das in den fernen Hügeln lag und selbst für die Highlands noch abgeschieden war. Sie waren gekommen, um ihn nach zwölf Jahren des Umherziehens zu suchen, was einen besonderen Grund haben musste.

Kälte überkam ihn und drang bis in seine Knochen. Von Glen Dhui, das er mit siebzehn Jahren zurücklassen musste, waren ihm nur Erinnerungen geblieben.

Sollten auch sie jetzt beschmutzt werden?

„Was…s…iss mit Glen Dhui?“ lallte er, was ihn wütend machte, weil er sich nicht besser verständlich machen konnte. Er sprang auf, aber alles hatte sich verlangsamt. Der Boden unter seinen Füßen schwankte, so dass er das Gleichgewicht verlor. Sein Arm tat höllisch weh, und er hielt zischend den Atem an.

Die Engelsgestalt war jetzt so dicht vor ihm, dass er in ihrer süßen, warmen Gegenwart ertrank. Er konnte die schwarzen Pupillen inmitten ihrer blauen Augen sehen. Er schwankte auf sie zu und streckte instinktiv den Arm nach ihr aus. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, was er wollte. Er wollte ihre weichen Brüste unter der blauen Jacke spüren, ihre rosigen Lippen auf seiner heißen Stirn, die sanfte Berührung ihrer Finger in seinem Haar, das Flüstern ihres Atems an seiner fiebrigen Haut.

Als er fiel, fing sie ihn in ihren Armen auf. Oder sie versuchte es zumindest. Er hörte, wie sie vor Überraschung und Erschrecken die Luft einzog, als er auf sie fiel. Einen kurzen himmlischen Augenblick lang war er in ihre Wärme eingehüllt, sein Kopf war an ihrer Brust, genau dort, wo er ihn hatte hinlegen wollen. Er versuchte, seine Augen trotz der schwarzen Pünktchen, die in seinem Sichtfeld tanzten, zu öffnen und sah, dass ihr feuriges Haar sich gelöst hatte und ihn bedeckte.

Er hatte Feuer gefangen. Brannte. Starb vielleicht.

Wenn er starb, erschien dieser Ort dafür ebenso gut wie jeder andere und besser als die meisten. Stöhnend wurde Gregor bewusstlos und fiel in den Armen seines Engels zu Boden.

3. KAPITEL

Gregor Grant war so groß, zäh und maskulin. Viel größer, als sie ihn sich vorgestellt hatte, viel realer

Nein, er besaß keinerlei Ähnlichkeit mit dem Mann aus Megs Fantasien.

Der Vorfall im Black Dog hatte ihr sehr zugesetzt. Sie schwankte noch von dem Gewicht seines Körpers, der gegen ihren gefallen war, von dem heißen Atem an ihrer Wange, seinem rauen Kinn, das gegen ihren weichen Hals gekratzt hatte. Die Erinnerung daran verursachte ein beunruhigendes Beben tief in ihrem Inneren.

Meg folgte den Männern, die den ehemaligen Laird in das Gasthaus trugen, wo sie ihn auf einen großen Holzstuhl am Feuer setzten. Sein Kopf fiel auf seine Brust, als schliefe er, und sein Kilt war so weit hochgerutscht, dass seine muskulösen und haarigen Oberschenkel zu sehen waren. Obwohl Meg sich bemühte, nicht hinzuschauen, schweifte ihr Blick immer wieder in seine Richtung.

Ein Kerzenleuchter wurde gebracht. Das Licht fiel auf sein Gesicht und erleuchtete seine gerötete, mit Schweißperlen bedeckte Haut. Kein Wunder, dass er gestürzt ist, dachte Meg. Aber schuld daran war nicht seine Betrunkenheit gewesen, sondern er hatte Fieber. Es war, als hätte sein Körper gebrannt und den ihren versengt.

Und es kam noch schlimmer.

Blut hatte den Ärmel seiner grünen Jacke dunkel gefärbt. In der Schenke war es nicht aufgefallen, aber hier im Licht der Kerzen war sein feucht glitzernder Ärmel nicht zu übersehen. Bei diesem Anblick krampfte sich Megs Magen zusammen. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die ohne mit der Wimper zu zucken mit Wunden umgehen konnten, vielmehr erteilte sie Anweisungen oder schickte nach denjenigen, die sich darauf verstanden. Trotzdem wäre sie nicht auf die Idee gekommen, zu gehen und Gregor Grant seinem Schicksal zu überlassen.

Mit grimmigem Gesichtsausdruck untersuchte Malcolm Bain MacGregor den klebrigen Ärmel, während Duncan Forbes unbehaglich von einem Bein aufs andere trat. Offensichtlich war er keineswegs darauf erpicht, die Verantwortung zu übernehmen. Meg spürte eine Spannung zwischen ihrem Verwalter und Gregor Grants Diener, die sie verwirrte, aber sie hatte jetzt keine Zeit, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Egal, welches dunkle Geheimnis zwischen den beiden lag, es würde warten müssen.

Voller Neugierde und Vorsicht, als würde sie sich etwas Gefährlichem nähern, ließ Meg ihren Blick über die gesamte Länge des Mannes gleiten, der vor ihr auf dem Stuhl ausgestreckt war. Im flackernden Kerzenlicht glänzte sein goldbraunes Haar ebenso wie die angelaufenen Silberknöpfe an seiner grünen Jacke. Sein ausgeblichenes Plaid war grün und blau gemustert, und das Ende des wollenen Stoffes, das vom Rockteil übrig war, hatte er über die breite Schulter geworfen und mit einer altertümlich aussehenden Fibel befestigt. Der Ledergürtel um seine Taille war wohl dafür gedacht, Felltasche, Dolch und Pistolen daran zu tragen. Ein dicker Schwertgurt hing über seiner rechten Schulter und hielt das Breitschwert an seiner Hüfte, ein schmalerer Gurt über seiner linken Schulter die Pulverflasche für seine Pistolen. Es war die übliche kriegerische Tracht eines Highlanders, Soldat oder nicht.

Wo war ihr schlanker Jüngling? Ihr blasser und teurer Laird? Dieser Mann war es nicht. Er war zu real. Er beunruhigte sie in seinem abgetragenen Kilt und der glänzenden Jacke. Er war der Captain einer Truppe Campbell-Dragoner, der ein raues und hartes Leben führte und in trostlosen Schenken verzweifelt trank. Dies war kein Gentleman, kein duine-uasal, wie die Menschen von Glen Dhui auf Gälisch sagten. Meg musste sich eingestehen, dass er gut genug aussah, um einige Frauen schwach werden zu lassen. Aber seine hohen Wangenknochen, sein ausgeprägtes Kinn und seine aristokratische Nase waren nichts für sie. Auch die bernsteinfarbenen Augen unter seinen dunklen, dichten Augenbrauen konnte sie nicht bewundern. Nein, dieser Mann beeindruckte sie ganz und gar nicht.

Warum war ihre Fantasie nur so mit ihr durchgegangen? Sie hatte sich eingeredet, ihn zu kennen. Immer wenn sie die Skizzen des ehemaligen Laird betrachtete, träumte sie von der Hand, die sie erschaffen hatte, von den Augen, die so klar gesehen hatten, von dem Herzen, das den Glen so liebte. Nun musste sie sich eingestehen, dass jener Mann in Wirklichkeit nicht existierte. Dieser fremde Mann hier aber tat es.

Seine männliche Ausstrahlung beunruhigte und bedrohte sie auf eine Art, die sie nicht kannte.

„Was hast du nur angestellt, Gregor?“ Malcolm Bains gemurmelte Worte rissen sie aus ihren Träumereien. Er wandte sich zu Meg um und zog eine buschige Augenbraue hoch. „Ich muss ihn ausziehen, Mylady, um seine Verletzung genauer anzusehen.“

Meg hob im Gegenzug eine wesentlich schmalere Augenbraue. „Dann lass dich nicht aufhalten.“

Malcolm Bain und Duncan wechselten einen resignierten Blick. Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, schienen sie einer Meinung zu sein. Dann begannen die beiden, Gregors Gürtel zu öffnen, und legten vorsichtig den Dolch beiseite. Sie lösten die Fibel und ließen den Plaid von seiner Schulter herabgleiten. Die grüne Jacke bereitete größere Probleme. Ungeschickt knöpften sie sie auf und streiften den Ärmel des unverletzten Armes ab. Aber als Malcolm Bain versuchte, den blutigen Ärmel über den verwundeten Arm zu ziehen, stöhnte Gregor laut auf.

Seine Lider zuckten und hoben sich, die bernsteinfarbenen Augen glühten in dem weißen Gesicht. „Was machst du mit mir, Malcolm, du tollpatschiger Rüpel!“ stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Ich mache das, was ich immer mache. Den Schaden richten, den du dir selbst zugefügt hast.“

„Dann wirst du den Ärmel wohl abschneiden müssen“, sagte Gregor pragmatisch, aber mit schwacher Stimme.

Malcolm fühlte den ehemals feinen Stoff der Jacke und gab einen Laut des Bedauerns von sich. Zögernd, als würde es gegen seine tiefsten Grundsätze verstoßen, holte er seinen Dolch. Mit der scharfen Klinge durchtrennte er eine Naht, während Gregor sich versteifte. Endlich fiel der Ärmel ab, und nur das Hemd war noch da, der Stoff so abgetragen und dünn, dass Meg Gregor Grants Fleisch darunter glühen sah. Ihre Kehle wurde trocken, und sie schluckte, als Malcolm versuchte, die Schnürung am Halse seines Herrn zu lösen. Einen Moment lang nestelte er daran, bevor er wieder den Dolch zu Hilfe nahm. Das Hemd öffnete sich und war schnell ausgezogen.

Meg hielt den Atem an.

Es war etwas Heidnisches an den nackten Muskeln und der dunkel behaarten goldenen Haut. Eine schmale Linie desselben Haares wuchs seinen harten Bauch hinab und verschwand wie ein Pfeil in den Falten seines Kilts. Langsam atmete Meg ein. Ihr Blick wanderte zu einem behelfsmäßigen Verband an seinem Oberarm, der inzwischen blutdurchtränkt war, und den kleinen getrockneten Blutbächen auf seiner Haut.

„Großer Gott, was ist geschehen?“ fragte Meg Malcolm Bain, unfähig, ihren Schrecken zu verbergen. „War er in eine Schlacht verwickelt?“

Beim Klang ihrer Stimme bewegte Gregor sich. Unter dem dunklen Schatten der Wimpern irrten seine glänzenden Augen rastlos umher, als suchten sie etwas. Sie schauten zu Malcolm Bain und Duncan und hefteten sich schließlich auf Meg. Sie sah nicht weg, auch wenn etwas an jenem goldenen Blick sie sehr nervös machte, genau wie alles an Gregor Grant.

Die Winkel seines wohlgeformten Mundes verzogen sich zu einem entschuldigenden Lächeln, das sehr attraktiv war. „Ich habe mich duelliert.“

„Duelliert?“ wiederholte Meg scharf. Sie hatte noch nie etwas derart Lächerliches gehört. „Aus welchem Grund?“

Das Lächeln verblasste. „Wegen einer Frau.“

Angewidert verdrehte Meg die Augen. Genau das hatte sie befürchtet – er war ein Frauenheld und Trunkenbold! So viel zum jugendlichen Helden. Sie war den ganzen Weg umsonst gekommen. „Ah, eine Frau! Und dann ist sie mit dem Sieger fortgegangen und hat Euch dem Alkohol überlassen? Ist das der Grund, warum Ihr eben noch in der Schenke herumgelümmelt habt, Captain Grant?“ machte sie ihrer Enttäuschung Luft.

Malcolm Bain war damit beschäftigt, den Verband abzuwickeln und ihn von der Wunde an Gregors Oberarm herunterzuzerren.

Gregor zuckte zusammen. „Ich bin der Sieger“, sagte er atemlos. „Sie ist mit dem Verlierer abgezogen.“

„Selbst ich weiß, dass das nicht passieren sollte“, entgegnete Meg scharf. „Was habt Ihr denn zu ihr gesagt, das sie dazu veranlasst hat?“

Gregor lachte, zog wieder eine Grimasse und schloss die Augen. Er wirkte noch blasser. „Du verstehst nicht einmal die Hälfte, Mädchen“, sagte er mit Bitterkeit in der Stimme.

„Nein, und ich glaube, das will ich auch gar nicht.“

Er öffnete wieder die Augen, und jetzt wirkte er wachsam und zugleich verwirrt. Aber bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, riss Malcolm das letzte Stück Verband los. Die Wunde war entblößt, ein Schwertstreich, der tief und schmerzhaft aussah, ein brutaler Schnitt in die harten Muskeln seines Oberarmes, dessen Ränder auseinander klafften.

Schweiß rann Gregors Stirn herab. Meg holte tief Luft, um ihre schwachen Nerven zu beruhigen.

Als Malcolm Bain die Wunde mit einem Finger betastete, stieß Gregor einen gälischen Fluch aus, der irgendwie gotteslästerlich klang.

„Weißt du überhaupt, was du da tust?“ fragte Meg Malcolm Bain ungehalten.

Er würdigte sie nur eines kurzen Blickes. „Mein Großvater war 1689 Feldscher in Dundees Armee“, teilte er ihr nüchtern mit, als wäre das eine Antwort. „Wir müssen die Wunde nähen“, fügte er hinzu. „Sonst heilt sie nicht. Die Blutung ist gestillt, also brauchen wir die Wunde nicht auszubrennen. Ich mache sie sauber, und dann kann sie genäht werden.“ Forschend sah er zu Meg hoch. „Könnt Ihr nähen, Mylady?“

Meg blinzelte, denn sie verstand nicht auf Anhieb, was er meinte. „Warum? Ich kann eine Naht nähen, wenn du das meinst.“ Und dann begriff sie seine Frage, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie hatte schon immer einen schwachen Magen gehabt, was solche Dinge anging. Es war ihr peinlich, weil sie wusste, dass von der Herrin eines Anwesens wie Glen Dhui erwartet wurde, die Krankheiten und Verletzungen ihrer Leute zu behandeln. Meg tat ihre Pflicht, aber sie hatte diese Rolle nie als leicht empfunden.

„Du bist der Enkel des Feldschers“, flüsterte sie heiser.

„Aye, das bin ich, bloß nähen kann ich nicht, Mylady. Es wäre besser, wenn Ihr das macht. Jetzt ziert Euch nicht! Es ist so einfach wie ein Loch in einem Unterrock zu stopfen!“

„Das bezweifle ich“, erwiderte Meg. „Warum fragst du mich? Sicherlich gibt es in Clashennic andere, die besser nähen können als ich.“

Spöttisch schaute Gregor sie an. „Weigert Ihr Euch, einem Verwundeten zu helfen? Offensichtlich seid Ihr noch nie mit einem Schwert verletzt worden.“

„Und ich bin auch nicht so dumm, mich einem in den Weg zu stellen, Captain.“

„Ich habe es nicht mit Absicht getan“, sagte er ein wenig beleidigt.

Morag, die Tochter des Wirtes, wurde geschickt, Wasser und Verbände sowie Nadel und Faden zu holen. Malcolm Bain entkorkte eine Flasche Whisky und schenkte Gregor einen Becher ein.

„Gegen die Schmerzen“, erklärte er, als Meg die Lippen missbilligend zusammenpresste.

„Gewiss ist sein Körper von dem vielen Whisky taub, den er schon intus hat.“

„Seid nicht so streng, Mädchen“, murmelte Gregor und probierte das Gebräu. „Ihr seid es nicht, die Malcolms feinfühlige Behandlung über sich ergehen lassen muss. Letztes Mal, als er mich genäht hat, ist es ganz schief geworden.“ Als er ihr seinen Arm zeigte, blickte sie bestürzt auf eine kleine wulstige Nahtstelle dicht am Ellbogen.

Nachdem Morag zurückgekehrt war, begann Malcolm Bain, die Wunde mit kaltem Wasser zu reinigen. Nachdem er damit fertig war, hob er die Whiskyflasche und schüttete den Alkohol direkt auf das rohe Fleisch. Gregor zischte und wurde weiß wie ein Gespenst, so dass Meg vor Mitgefühl laut aufstöhnte.

Aber Malcolm Bain nahm bereits die Nadel und hielt sie in seinen großen, ungeschickten Fingern. „Bist du dann so weit, Gregor?“

Gregor schluckte. Als er zu Meg aufschaute, blickten seine Augen sie bittend an. Sie wollte ablehnen, sich umwenden und fortgehen, sie wollte so tun, als verstünde sie ihn nicht. Aber sie hatte einen weiten Weg auf sich genommen, um diesen Mann zu finden und ihn selbst um etwas zu bitten. Wie konnte sie ihn jetzt seinem Schicksal überlassen? Und doch … es war mehr als nur das. Sie wollte nicht, dass sein glatter, harter Arm durch eine so hässliche Narbe verunziert wurde, wie Malcolm Bain sie ihm beschert hatte. Und sie konnte nähen, das hatte sie ihm gesagt.

Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder, bevor sie entschieden nickte. Hoffentlich würde sie nicht in Ohnmacht fallen. Damit würde sie diesen Highlandern zeigen, dass sich unter ihrer harten Maske eine schwache und zerbrechliche Frau verbarg.

„Ich bin Euch einen Gefallen schuldig“, sagte Gregor sanft.

Malcolm Bain hüstelte und hielt ihr die Nadel hin, die sie mit zitternden Fingern nahm. Duncan holte einen Schemel und stellte ihn neben den Stuhl, so dass Meg höher saß als ihr Patient. So konnte sie seinen Arm besser sehen. Malcolm Bain stand dicht hinter Gregor, drückte die Wundränder vorsichtig zusammen und hielt sie fest. Meg beobachtete, wie Gregors Brust sich hob und senkte, mittlerweile ein bisschen schneller, und wie sein Gesicht sich anspannte.

Im Raum herrschte erwartungsvolle Stille.

Ich kann das … wie alles, was bis jetzt von mir verlangt wurde, machte Meg sich Mut.

Langsam drückte sie die Spitze der Nadel gegen Gregors Arm und schob sie durch, während sie sich einredete, sie sei irgendwo ganz anders.

Es war nicht so schwierig, wie sie gedacht hatte.

Sie machte einen weiteren ordentlichen Stich, nicht zu dicht neben dem ersten. Es würde immer noch eine Narbe geben, aber sie sollte gerade und schmal sein. Sie machte noch einen Stich und bemerkte kaum mehr, was um sie herum vor sich ging: Malcolm Bain, der die Wunde hielt, Gregor, der unter ihren Händen steif und bleich war, Duncan, der mitleidig vor sich hin murmelte, und Morag, die am Rande ihres Blickfeldes die Wasserschüssel hielt.

Jeder Stich wurde behutsam und exakt ausgeführt, einer nach dem anderen, bis nur noch einer fehlte.

Meg machte den letzten Stich und sah Malcolm zu, wie er den Faden abschnitt. Er nahm ihr die Nadel aus der Hand.

„Das habt Ihr hübsch hingekriegt, Mylady. Wenn der Bursche wieder sprechen kann, stimmt er mir sicher zu.“

Erst jetzt begann sich der Raum langsam um Meg zu drehen. Als sie schwankte und nach Halt suchte, griff etwas Starkes und Hartes nach ihrer Hand und hielt sie aufrecht. Sie blickte herunter und sah, dass Gregor seine große Hand mit verschränkten Fingern um ihre geschlossen hatte. Sie blinzelte, und ihr Kopf wurde etwas klarer, auch wenn ihre Beine immer noch nachzugeben drohten. Sein Bernsteinblick hielt ihren ebenso fest wie seine Hand die ihre.

„Ich werde nicht ohnmächtig“, versicherte sie ihm etwas atemlos.

„Ich auch nicht“, erwiderte er.

„Ich konnte noch nie gut mit Männern umgehen“, fuhr sie fort und errötete. Vor Scham über ihre Worte wäre sie am liebsten im Boden versunken. Waren ihre Sinne denn völlig verwirrt?

Sein Mund formte sich zu einem Lächeln, das sie schwindelig machte. „Vielleicht habt Ihr einfach noch nicht den Richtigen getroffen.“

„Fertig“, kündigte Malcolm Bain an. Er hatte den Arm geschickt mit den sauberen Stoffstreifen verbunden, die ihm die Wirtstochter gegeben hatte. „Jetzt wirst du dich besser fühlen, Bursche“, sagte er zuversichtlich.

Trotz seines charmanten Lächelns und seiner gegenteiligen Behauptung wirkte Gregor, als würde er gleich das Bewusstsein verlieren.

„Wir bringen dich ins Bett“, fuhr Malcolm fort. „Ich fürchte, für heute müssen wir eines hier im Gasthaus erbetteln.“

„Kannst du das veranlassen?“ wandte Meg sich an Morag.

„Ich kümmere mich darum“, versicherte das Mädchen. „Wollt Ihr jetzt essen, Mylady, oder möchtet Ihr später ein Tablett auf die Kammer?“

„Ein Tablett“, antwortete Meg dankbar, bevor das Mädchen fortlief, um eine Kammer vorzubereiten und sich um das Essen zu kümmern.

Zögernd sah Meg auf den Mann vor sich hinab. Nach seinen eigenen Worten schuldete er ihr einen Gefallen, und jetzt war die Gelegenheit gekommen, ihn daran zu erinnern.

„Captain Grant?“

Gregor lag reglos da. Seine Finger hatten sich entspannt, und er streckte die Beine zum Feuer aus. Plötzlich wirkte er erschlafft und hilflos, nicht wie ein Mann, der das brutale Leben eines Soldaten lebte, sich um Frauen duellierte und bis zur Besinnungslosigkeit betrank. In diesem Moment ähnelte er dem sanften Jüngling, der in seinen Zeichnungen das Leben im Glen festgehalten hatte. Dem Jungen, den sie so bewunderte und den sie so gut zu kennen glaubte, nur … größer.

„Captain Grant“, wiederholte sie lauter.

Er öffnete ein Bernsteinauge und blickte sie ungehalten an. „Mädchen, lasst mich jetzt schlafen“, sagte er undeutlich. „Ich verspreche Euch, dass…s … ich morgen früh wieder s…s…so weit bin.“

Sie wurde rot, aber sie sagte sich, dass es ihre Schuld war, einen halb bewusstlosen Mann zu bedrängen, vor allem einen, dem es so offensichtlich an Moral mangelte wie diesem.

Malcolm Bain verbarg ein Lächeln. „Sprecht morgen mit ihm, Mylady.“

„Aye“, stimmte Duncan mürrisch zu.

Meg seufzte ungeduldig. „Na gut.“

„Wir bringen ihn ins Bett“, sagte Duncan mit angespanntem Gesicht, während er einen kurzen Blick auf Malcolm Bain warf. „Schlaft etwas, Lady Meg. Ich glaube nicht, dass wir morgen nach Hause reiten können, aber wer weiß? Ich kannte mal einen Mann, dessen Fuß mit einer Claymore abgetrennt wurde, und am nächsten Tag saß er wieder im Sattel …“

Meg erkannte, wie vernünftig sein Ratschlag war. Wenn Gregor morgen mit schmerzendem Kopf, aber nüchtern aufwachte, musste sie mit ihm reden. Würde er tun, was sie verlangte? Sie vermutete es. Er mochte bettelarm, ohne Land und ohne Moral sein, aber im Herzen war er immer noch ein Highlander, der an sein Wort gebunden war. Und Meg vermutete, dass sein Ehrgefühl ihn leiten würde.

Dann wird meine Reise nicht umsonst gewesen sein, dachte sie. Gregor Grant wird mir gehören.

Als sie auf dem Weg in ihre Kammer die Worte in ihrem Kopf wiederholte, durchströmte sie ein warmes Glücksgefühl. Sei nicht dumm, ermahnte sie sich ungeduldig. Es wäre besser, wenn sie sich daran erinnerte, dass Gregor Grant keiner Frau gehörte und ihr schon gar nicht.

Plötzlich überkam sie große Müdigkeit, und sie vermisste ihre Zofe Alison, die in Glen Dhui geblieben war. Alison hatte mitkommen wollen, aber sie war keine gute Reiterin. Auch wenn sie die Gesellschaft ihrer Zofe schätzte, wusste Meg, dass Alison sie nur aufgehalten hätte. So musste Meg heute wieder einmal alleine zurechtkommen.

Das Essen kam und schien so köstlich zu sein, wie Morag es versprochen hatte, aber Meg war nicht besonders hungrig. Rasch entkleidete sie sich, schlüpfte in ihr Nachthemd und legte sich ein warmes Tuch um die Schultern. Halbherzig bürstete sie ihr wild gelocktes Haar aus – keine einfache Aufgabe, denn es kostete sie einige Anstrengung, die flammend rote Flut von Knoten zu befreien, als sie vor dem kleinen, knisternden Feuer saß.

Als Meg langsam die Bürste durch ihr Haar zog, schweiften ihre Gedanken ab.

Der General, ihr Vater, war sicherlich in Sorge, ob es ihr gut ging. Sie durfte ihn nicht zu lange allein lassen. Als er noch bei guter Gesundheit gewesen war, hatte er die Zügel in Glen Dhui fest in der Hand gehalten und niemand hatte es gewagt, sie zu bedrohen. Jetzt, wo er blind und an Geist und Körper zerbrechlich war, witterten seine Gegner ihre Chance.

Es war nicht klug, mächtigen Männern etwas zu verwehren, und solch ein Mann war der Duke of Abercauldy. Der Duke glaubte, er könne Glen Dhui bald seinem ohnehin schon beträchtlichen Besitz hinzufügen – er besaß bereits große Teile des Landes südlich von Glen Dhui – und Meg vor den Traualtar führen.

Aber er hatte Meg unterschätzt. Lady Margaret Mackintosh war keine gewöhnliche Frau. Sie hatte nie zu jenen gehört, die sich von den Bräuchen und Einschränkungen der Gesellschaft, in der sie lebten, einengen ließen, oder von dem, was die Männer in ihrer Umgebung sagten.

Ihr Vater gab sich selbst die Schuld an ihrer Halsstarrigkeit. Er hatte sie dazu erzogen, ihren eigenen Wert zu kennen und ihrem Willen zu folgen. Oft lamentierte er darüber, dass er sich über die Folgen nicht im Klaren gewesen war. Er selbst war nicht als Gentleman geboren oder aufgezogen worden. Er stammte aus bescheideneren Verhältnissen und hatte sein Geld mit den Kohlengruben von Nordengland gemacht. Durch den Reichtum war er mächtig geworden und hielt den Rang eines Generals in der Armee der Hannoveraner während der Rebellion inne. Er hatte nur noch einen Wunsch, um sein Glück vollkommen zu machen, und zwar den, dass sein einziges Kind, seine geliebte Tochter, einen echten Gentleman heiratete.

Seit ihrer Volljährigkeit war Meg Gentlemen begegnet, die meistens mittellos und vor allem am Geld ihres Vaters interessiert waren. Ich bin keine Frau, die Männer um den Verstand bringt und um die Duelle gefochten werden, dachte sie mit einem bitteren Lächeln. Ihre Zunge war zu spitz und ihr Verstand zu scharf, und sie war nicht schön. Und, was vielleicht das Schlimmste war, sie legte Wert auf Ehrlichkeit. Sie war keine leichtgläubige Närrin, was die Beweggründe von Männern anging. Meg machte sich keine Illusionen, dass die Männer nicht sie, sondern nur ihr Erbe wollten.

Deshalb hatte sie schon in sehr jungen Jahren beschlossen, nur aus einem einzigen Grund zu heiraten – aus Liebe.

Und jetzt war der General schuld daran, dass dieser Schwur gebrochen werden sollte. Sein einst so scharfer Verstand war von Krankheit umwölkt. Er war verletzlich geworden, und seine Schwäche hatte dazu geführt, dass er den subtilen Überredungskünsten des Duke erlegen war. Als Meg von ihrer Übereinkunft hörte, war es bereits zu spät. Die Papiere waren unterzeichnet. Sie war offiziell mit dem Duke of Abercauldy verlobt. Ihr Vater und sie hatten erbittert gestritten, bis Meg begriff, dass er es aus Liebe zu ihr getan hatte, um ihre Zukunft zu sichern.

Ihr war nichts anderes übrig geblieben, als sich in ihr Schicksal zu fügen.

Doch dann waren andere Bedenken aufgetaucht, ernsthafte Bedenken, die ihrem Vater gezeigt hatten, dass sein Fehler nicht nur in seiner falschen Einschätzung der Absichten des Duke lag, sondern möglicherweise Megs Leben gefährdete …

„Ich bin ein alter Narr“, hatte er gejammert, den Kopf in den Händen. „Was habe ich dir nur angetan, Meg?“

In diesem Moment hatte sie Angst bekommen – um ihn und um sich. Bis spät in die Nacht hatten sie beieinander gesessen, und am Ende war die Lösung, die der General nannte, einfach. Sie sollte Gregor Grant finden und ihn zurück nach Glen Dhui bringen. Den Rest würde dann ihr Vater erledigen.

Seufzend kletterte Meg unter die Decke. Ein Bediensteter hatte einen heißen, in dicken Stoff gewickelten Ziegel genau dort hingelegt, wo ihre Füße waren. Zufrieden wärmte sie sich die Zehen. Die Reise wird ein Erfolg sein, machte sie sich Mut. Gregor Grant würde mit ihr nach Glen Dhui kommen und ihrem Vater helfen, sich dem Duke entgegenzustellen. Alles würde gut werden. Sie musste daran glauben. Denn die Alternative war schlichtweg nicht auszudenken.

4. KAPITEL

Gregor erwachte in der Dämmerung. Es war beißend kalt. Einen Augenblick lang lag er einfach nur da und rätselte, wo er war, denn dies war auf keinen Fall das schmale, unbequeme Bett seines Quartiers in der Kaserne. Als er sich zu bewegen versuchte, brachte der unerträgliche Schmerz in seinem Arm die Erinnerung zurück.

Alles hatte mit dem gewonnenen Duell gegen Airdy Campbell angefangen. Aber eigentlich war es eine Niederlage gewesen, weil Barbara, die um seine Hilfe gebettelt und seine Ritterlichkeit ausgenutzt hatte, zu ihrem Gatten zurückgekehrt war. Verwundet und allein hatte Gregor seinen Heimweg antreten müssen.

Er musste mit Konsequenzen rechnen.

Airdy würde Rache nehmen. Und wie Gregor ihn kannte, würde er handeln, wenn er selbst es am wenigsten erwartete. Wenn Airdy zuschlug, dann mit jener plötzlichen und vermutlich tödlichen Wildheit, für die er berüchtigt war. Bis dahin würde Airdy alles unternehmen, um die Männer des Regiments gegen Gregor aufzubringen und damit sein Leben unerträglich zu machen.

Gregor wusste, dass er zum Duke of Argyll gehen und alles erklären konnte, aber würde der ihm Gehör schenken? Airdy war sein Neffe, während Gregor ihm nichts bedeutete. Und obgleich Argyll als besonnener und verständnisvoller Mann galt, waren Blutsbande stets eine schwierige Angelegenheit.

Was sollte er also tun? Den Regimentern der Regierung beitreten und in einem fernen Land kämpfen? Oder die Armee ganz verlassen, sich Arbeit als Gutsverwalter bei irgendeinem großen Lord suchen und Pächter wegen ihrer Miete drangsalieren, wenn sie selbst kaum genug hatten, ihre Kinder zu ernähren? Gregors Stimmung sank auf den Nullpunkt. Er wollte das nicht. Das war nicht der Weg, den sein Leben hätte nehmen sollen.

Als Kind war Gregor frei durch Glen Dhui und die umliegenden Hügel gelaufen, mit der Gewissheit im Herzen, dass all das eines Tages ihm gehören würde. Von Rechts wegen verhielt es sich auch so. Die Grants hatten Glen Dhui seit Queen Marys Regentschaft besessen. Dass Glen Dhui den Grants gehörte, war ihm so sicher erschienen wie das tägliche Aufgehen der Sonne. Aber es war anders gekommen. Glen Dhui war verloren, seine Sonne war nicht aufgegangen und seine Welt in Dunkelheit versunken.

Rastlos wälzte er sich in seinem Bett und unterdrückte ein Stöhnen. Sein Kopf hämmerte beinahe noch mehr als sein Arm. Da war eine Erinnerung, irgendetwas Wichtiges war geschehen. Doch er konnte es nicht greifen. Als Gregor sich erneut bewegte, steigerte sich das Pochen in seinem Arm zu einem heftigen Schmerz. Da war eine Frau gewesen, eine Frau mit Haar wie Feuer. Er erinnerte sich an den Duft ihrer Haut. Großer Gott, sie hatte seine Wunde genäht! Lady Margaret Mackintosh, eine rothaarige, scharfzüngige Furie.

Mit einer Haut wie Milch und einem Mund, der süßer war als jede reife Frucht.

Autor

Sara Bennett
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