Fünf prickelnde Abenteuer

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SO BLOND - SO SEXY

Noch nie hat Jake Spencer auf eine Frau so heftig reagiert wie auf die süße Blondine, die ihm in New Hope auffällt. Wie ferngesteuert folgt er ihr auf ihrem Bummel durch die Stadt. Als sie entsetzt feststellt, dass gerade ihre Wohnung abgebrannt ist, kommt das Jake äußerst gelegen. Er bietet ihr sofort an, auf seiner Ranch zu leben, bis sie eine neue Unterkunft gefunden hat. Natürlich hat Priss längst gemerkt, dass dieser attraktive Mann sie nicht aus den Augen lässt, und sie sagt spontan zu. Jakes heißen Flirt erwidert sie stürmisch, doch nicht nur, weil sie Jake wahnsinnig erotisch findet: Priss träumt seit Monaten davon, ein Baby zu bekommen ...

ZÄRTLICH VERFÜHRT

Emily ist fassungslos! Viele Jahre nachdem Matt sie ohne Erklärung verließ, taucht er plötzlich wieder auf und beginnt, hemmungslos mit ihr zu flirten! Kann Emily seinen Verführungskünsten widerstehen? Insgeheim sehnt sie sich nämlich noch immer nach Matts Berührungen …

PRICKELND WIE PROSECCO

Es ist eine rauschende Party, die der Verleger J.T. Birmingham zur Ehrung seiner Star-Kolumnisten Lacey Clark und Nate Logan organisiert hat. Doch die, um die sich alles dreht, feiern ihr eigenes Fest - ein paar Hotelstockwerke tiefer bei einem leidenschaftlichen Liebesakt im Fitnessraum. Überwältigt von jähem Verlangen nach dem Mann, den sie zuvor aus dem Pool gefischt hatte, gibt Lacey der Faszination des Augenblicks nach, tut sie, was sie nie zuvor gewagt hat: Denn so wenig wie sie den Namen ihres stürmischen Liebhabers kennt, so unbekannt ist ihm, wer seine Gespielin ist - bis die Tür aufgeht und aus prickelndem Sex eine Affäre mit dramatischen Folgen wird ...

WOHIN GEHST DU, SEXY GINNY?

Nach dem Tod ihrer despotischen Mutter will Ginny endlich einmal Spaß haben. Zum ersten Mal in ihrem Leben geht sie in eine Bar und bestellt sich mutig ein Bier. Die Wirkung auf die zierliche junge Frau ist verheerend: Beschwipst wirft sie sich dem attraktiven Cole McCallum an den Hals, der Ginny ungewöhnlich reizvoll findet. Diese sexy Lady scheint ihm der Himmel geschickt zu haben: Er braucht dringend eine Ehefrau, um sein Erbe antreten zu können! Außerdem muss Cole ehrlich zugeben, dass er durchaus bereit wäre, Ginny in die Geheimnisse der Leidenschaft einzuführen ...

HEIßER NOCH ALS DAMALS

Schicksal? Zufall? Ein Wink von ganz oben? Zehn Jahre lang haben sich Cassie und Jake nicht gesehen, aber jetzt treffen sie innerhalb von drei Wochen gleich zwei Mal aufeinander. Zuerst begegnet Cassie dem unglaublich erotischen Rodeoreiter auf der Hochzeit ihres Bruders wieder und erlebt heiße Liebesstunden in Jakes Armen! Es gibt nur einen Ausweg, dieser gefährlichen Leidenschaft zu entkommen: Flucht! Denn sie weiß, dass Jake ganz andere Vorstellungen von der Zukunft hat als sie - Happy End ausgeschlossen! Vermeintlich weit entfernt von ihm, nimmt sie einen Job auf einer Ranch in Nevada an. Was Cassie noch nicht weiß: Auch Jake ist auf dem Weg dorthin ...


  • Erscheinungstag 01.08.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733727123
  • Seitenanzahl 650
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Dixie Browning, Michelle Celmer, Leslie Kelly, Jane Sullivan, Charlene Sands

Fünf prickelnde Abenteuer

IMPRESSUM

So blond - so sexy erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
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© 1999 by Cathy L. Baumgardner
Originaltitel: „The Rancher Gets Hitched“
erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1144 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Camilla Kneschke und Kai J. Sasse

Umschlagsmotive: GettyImages_gpointstudio

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733746681

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

„Na, da soll mich doch der Teufel holen!“, sagte der alte Mann. „Sieh mal, was wir da haben.“

Tracy Campbell blinzelte in dem hellen Licht, das aus der offenen Tür kam, und wischte sich die Regentropfen von den Augen. Ihr langes Haar klebte ihr wie nasser Seetang am Kopf und an den Wangen. Sie fühlte sich wie eine ertrunkene Ratte und hatte keinerlei Zweifel, dass sie auch genauso aussah. Stundenlang war sie bei diesem sintflutartigen Regen im Kreis herumgefahren, wie es schien, und nun war sie hundemüde. „Wo bin ich?“, brachte sie müde heraus.

„Auf unserer Veranda“, antwortete ein jüngerer Mann.

Na toll, dachte sie. Von allen Ranchhäusern in Colorado erwischte sie gerade das, in dem sich einer für einen Komiker hielt.

Tracy war nicht nach Lachen zumute. Sie war eher in der Stimmung zu weinen. Trotzdem weigerte sie sich, sich vor diesen beiden Männern zur Idiotin zu machen. Die Zwei starrten sie an, als käme sie aus dem Weltraum.

Der ältere Mann hatte weißes Haar und blaue Augen, die sie durchdringend ansahen. Er erinnerte sie an den Filmstar Lloyd Bridges. Den jüngeren hatte sie noch nicht richtig mustern können.

Nun riss sie sich zusammen und trat ins Haus, ohne auf eine Einladung zu warten.

„Es ist mir egal, wo ich bin“, erklärte sie und sah die beiden Männer herausfordernd an. „Ich werde nicht wieder in diesen Wolkenbruch hinausgehen.“

„Niemand hat Sie dazu aufgefordert“, erwiderte der jüngere Mann, und beim Klang seiner Stimme erschauerte Tracy.

„Ich bin auf der Suche nach der Best-Ranch“, sagte sie.

„Sie haben sie gefunden“, antwortete er.

Tracy sprach im Stillen ein Dankgebet und streckte die Hand aus. Dann merkte sie, dass der marineblaue Pullover, den sie über ihrem Jeanskleid trug, sich durch die Nässe ausgedehnt hatte, sodass der Ärmel ihr bis über die Fingerspitzen reichte.

Sie zog ihn bis zum Ellbogen hoch und stellte sich vor. „Ich bin Ihre neue Haushälterin.“

„Was Sie nicht sagen!“ Der ältere Mann schlug sich auf den Schenkel und lachte.

Die Augen des jüngeren Mannes glänzten amüsiert, während er Tracy vom klatschnassen Kopf bis hinunter zu den mit Schlamm beschmierten Füßen musterte.

„Wahrscheinlich kann sie gut sauber machen.“ Der ältere Mann schmunzelte wieder.

„Verzeihen Sie meinem Vater. Er hat einen seltsamen Sinn für Humor. Ich bin Zane Best.“ Er schüttelte Tracys Hand erstaunlich kräftig. Es war nicht so, als hätte er ihre Finger zu sehr gequetscht, aber trotzdem prickelte ihre Haut hinterher.

Dies war Zane? Ihr Arbeitgeber, der Rancher? So hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Eigentlich hatte sie gedacht, er würde wie J.R.s Vater in der Fernsehserie „Dallas“ aussehen … grauhaarig, distinguiert, groß.

Das Einzige, was sie richtig geraten hatte, war das Letzte. Er musste mindestens einsfünfundachtzig groß sein und war so gut gebaut, dass Tracy, die frühere Etatleiterin in einer großen Werbeagentur, ihn am liebsten sofort in einem Werbespot für Jeans eingesetzt hätte.

Aber sie war nicht mehr in der Werbebranche. Und sie war auch nicht mehr verlobt. Dieses Leben lag hinter ihr. Sie hatte es in Chicago zurückgelassen, zusammen mit dem silbernen Teeservice und den böhmischen Kristallgläsern. Jetzt war sie ganz auf sich selbst gestellt und würde Haushälterin auf einer Ranch in Colorado werden.

Als ihre Tante Maeve es ihr vorgeschlagen hatte, hatte sie es für eine gute Idee gehalten. Herbert, Maeves frischgebackener Ehemann, hatte einen Cousin im Westen der USA, der eine Haushälterin suchte. Hatte Tracy sich nicht immer gewünscht, auf einer Ranch zu leben?

Zu dieser Zeit war es ihr am wichtigsten gewesen, dem Albtraum zu entfliehen, zu dem sich ihr früher einmal gut geplantes Leben entwickelt hatte. Und das wollte sie so schnell wie möglich. Also hatte sie zugesagt, ohne Fragen zu stellen. Maeve hatte angeboten, auf der Ranch anzurufen und ihre Nichte anzukündigen.

Tracy war mit dem Auto gefahren, statt zu fliegen, und hatte an diesem Tag wahrscheinlich länger hinterm Steuer ihres roten Wagens gesessen, als sie sollte. Und nach einer unruhigen Nacht in einem billigen Motel mitten in Nebraska hatte sie ihr Ziel noch am selben Tag erreichen wollen.

Der Wagen war voll bepackt. Inzwischen hatte ihr Exverlobter Dennis vermutlich bemerkt, dass einige Dinge fehlten, nicht zuletzt sie selbst.

Tracys Telefongespräch mit ihrer Tante hatte dazu geführt, dass sie sich nun in der Wildnis von Colorado befand, wo dieser Mann sie sowohl amüsiert als auch wachsam musterte.

„Sind Sie noch wach?“, fragte er trocken.

Obwohl sie sich im Haus aufhielten, trug er immer noch einen Cowboyhut, und so konnte sie seine Augenfarbe nicht erkennen. Er hatte ein klassisches Profil. Über seinem rechten Ohr konnte sie ein bisschen schwarzes Haar sehen. Er hatte hohe Wangenknochen und ein Kinn, das wie gemeißelt wirkte. Alles in allem war es ein sehr anziehendes Gesicht. Er ähnelte den Männern, die in den sechziger Jahren in der Werbung für eine bekannte Zigarettenmarke eingesetzt worden waren. Tracy merkte, dass sie schon wieder an Werbung dachte, und schloss genervt die Augen.

Dieser Mann war angeblich ein Witwer in mittleren Jahren mit zwei artigen Kindern von ungewissem Alter … in dieser Hinsicht hatte sich Tante Maeve nicht klar ausgedrückt. Ihrer Beschreibung nach war Zane geradezu ein Heiliger. Tracy hatte nun allmählich das Gefühl, dass ihre Tante übertrieben hatte. Sehr sogar.

Diese Frau stammte offensichtlich aus einer Großstadt. Das war an allem zu erkennen, von den mit Schlamm beschmierten beigefarbenen Wildlederstiefeletten bis zu ihrem nassen blonden Haar. Welche Frau würde auf einer Ranch Stiefeletten aus feinstem Wildleder tragen? Offenbar die, die ich engagiert habe, dachte Zane und seufzte.

Aber wenn man in Schwierigkeiten war, konnte man nicht wählerisch sein. Es war ja nicht so, als hätten sich haufenweise Leute um die Stelle beworben. Jeder in der Gegend wusste über seine Situation Bescheid und hätte lieber Klapperschlangen gegessen, als in seinem Haus zu arbeiten … dank der wilden Geschichten, die die zwei Haushälterinnen in die Welt gesetzt hatten, die im vergangenen Monat bei ihm gewesen waren.

Zane hatte nicht damit gerechnet, dass Tracy Campbell noch an diesem Abend kommen würde. Eigentlich hätte sie erst morgen eintreffen sollen. Er wusste nicht genau, was für eine Beziehung es gab zwischen ihm und dieser Frau, die nun den Fußboden in seinem Flur voll tropfte. Ihre Tante hatte den Lieblingscousin seines Vaters geheiratet, und dadurch war sie … Wahrscheinlich gab es irgendein Wort dafür, aber das kannte er nicht. Die angeheiratete Nichte zweiten Grades?

Aber das war ja völlig egal. Er brauchte eine Haushälterin, und zwar sofort.

Sein Dad und sein Cousin Herbert – oder Herb, wie er lieber genannt wurde – telefonierten ständig, und Buck hatte Herb erzählt, dass sie Probleme hatten, eine Hilfe im Haushalt zu bekommen. Trotzdem wusste Zane nicht viel über Herbs neue Ehefrau. Als er am Telefon erfahren hatte, dass sie eine Nichte hatte, die bei ihm als Haushälterin arbeiten könnte, war er zu erleichtert gewesen, um Fragen zu stellen. Einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul.

Aber der Mund dieser Frau war es wert, betrachtet zu werden, sogar jetzt, wo sie vor Kälte oder Erschöpfung ein bisschen blau angelaufen war. Ihr langes Haar trocknete allmählich an den Spitzen, offensichtlich hatte es einen warmen Goldton. Ihr Jeanskleid umschmiegte einen Körper, der an all den richtigen Stellen gerundet war. Und ihre Augen waren von einem tiefem Grün, das ihn an Wälder und Wiesen erinnerte.

„Sie sollten Ihre nasse Sachen ausziehen, bevor Sie sich erkälten.“ Er trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als er sie sich ohne Kleidung vorstellte. „Haben Sie Ihr Gepäck mitgebracht?“

„Es ist im Auto“, sagte sie.

„Sie sehen nicht besonders gut aus“, stellte Buck fest. „Vielleicht sollten Sie sich besser hinsetzen.“

„Wissen Sie, was ich wirklich gebrauchen könnte? Ein Bad.“

„Das ist da drüben.“ Zane deutete auf die Tür unter der Treppe, die nach oben führte. „Es ist nicht groß, dürfte aber Ihren Ansprüchen genügen.“

Nachdem Tracy sich das Haar gebürstet und ihr Gesicht mit Handtüchern abgetrocknet hatte, die so rau wie Sandpapier waren, fühlte sie sich ein bisschen vorzeigbarer.

„Mir scheint es, als könnte ein kräftiger Windstoß sie umhauen, mein Sohn. Als sie an die Tür geklopft hat, hat sie gewirkt wie eine Wilde.“

„Sie ist nicht verrückt. Sie ist bloß müde von der Fahrt.“

Tracy hörte Zanes Worte durch die Badezimmertür und entschied, dass Erschöpfung eine gute Ausrede war. Die Wahrheit sah so aus, dass sie nicht gerade in bester Verfassung war. Aber wer wäre das schon gewesen, wenn er das durchgemacht hatte, was sie in den letzten paar Tagen erlebt hatte? Eine arbeitslose Frau, die vor der Hochzeit davonlief, musste ja verrückt und wild wirken. „Das darfst du“, versicherte sie ihrem Spiegelbild.

Von der anderen Seite der Tür hörte sie wieder Bucks Stimme. „Sie redet da drinnen mit sich selbst. Vielleicht solltest du mal nach ihr sehen.“

„Es geht mir gut“, rief Tracy. „Ich komme sofort.“

Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihr, den Riegel an der Tür zurückzuschieben. Er stammte wahrscheinlich noch aus dem neunzehnten Jahrhundert. Als sie schon aufgeben wollte, gab er endlich nach, und sie wäre fast in den Flur hinausgetaumelt, wo Zane und sein Vater auf sie warteten.

Sie bemühte sich, wenigstens den Rest ihrer Würde aufrecht zu erhalten. „Ich denke, ich werde mich jetzt ausruhen, falls es Ihnen nichts ausmacht. Es war eine lange Fahrt.“

„Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer.“ Zane hatte bereits zwei ihrer Taschen in den Händen. Sein nasses Hemd deutete darauf hin, dass er draußen gewesen war, um sie aus ihrem Auto zu holen, das sie nicht abgeschlossen hatte.

„Danke.“ Tracy folgte ihm die Treppe hinauf. Jede Stufe knarrte. Zane war zwei Stufen über ihr, sodass sich sein mit Jeansstoff bedeckter Po ungefähr in ihrer Augenhöhe befand. Seine Jeans saß wie eine zweite Haut. Er hatte eine schlanke Taille, schmale Hüften und lange Beine … nicht, dass Tracy auf solche Dinge geachtet hätte. Das tat sie nicht mehr. Aber ihr fiel doch unwillkürlich auf, dass er sich ungefähr so schnell und geschmeidig bewegte wie die Männer in „Bonanza“.

Und das musste sie ja wissen. Immerhin hatte sie jede einzelne Folge dieser Serie gesehen. Sie hatte immer den geheimen Traum gehabt, einmal auf einer Ranch zu leben, und während der langen Fahrt hierher hatte sie überlegt, ob Dennis’ Betrug vielleicht der Weg war, den das Schicksal gewählt hatte, um ihr diesen Traum zu erfüllen. Sie hoffte bloß, dass sich dieser Traum nicht genauso zum Albtraum entwickeln würde wie Pläne, die sie für ihr Leben mit Dennis gehabt hatte.

„Das Quartier der Haushälterin wird gerade renoviert. Also müssen Sie die nächsten paar Tage im Gästezimmer wohnen.“ Zane stieß die Tür mit dem Fuß auf.

Das Bett war groß und sah bequem aus, obwohl es alt war. Es lag eine dicke, kunstvoll gesteppte Decke drauf. Außerdem gab es einen Nachttisch, eine Kommode und einen Stuhl. Es war nicht gerade das Ritz, würde aber genügen.

Zane stellte die kleinere Tasche aufs Bett, das daraufhin knarrte. Tracy dachte voller Sehnsucht an ihre eigene teure Matratze, die sie in einem Lager in Chicago untergebracht hatte. „Gibt es eine Badewanne?“, fragte sie.

„Sicher. Aber der Boiler funktioniert zurzeit nicht. Tut mir leid. Morgen früh müsste er wieder gehen.“

„Das ist schon okay“, murmelte Tracy und gab die Hoffnung auf ein heißes Bad auf.

„Ich drehe die Heizung auf. Falls Sie keine weiteren Fragen haben, lasse ich Sie jetzt schlafen. Wir stehen hier früh auf. Frühstück gibt es um halb sechs.“

„Gut.“ Tracy gähnte und hörte gar nicht richtig hin. „Wir sehen uns dann.“

„Die Küche befindet sich im hinteren Teil des Hauses“, fügte Zane hinzu. „Sie können sie nicht verfehlen.“

„Hm. Gute Nacht.“

Als sie Zane die Tür vor der Nase zumachte, sah sie als Letztes seine Augen. Endlich war sie nahe genug, um die Farbe zu erkennen. Sie waren blau.

Tracy träumte, dass sie von den sanften Wellen der Karibik geschaukelt wurde. Sie und Dennis waren in den Flitterwochen. Sie hatten den Strand ganz für sich. Das Meer wurde rauer. Ein Sturm zog auf. Sie konnte den Donner hören.

„Aufwachen!“, brüllte er.

Sie versuchte etwas zu rufen, aber es ging nicht.

„Aufwachen!“

Tracy öffnete die Augen, sah den Mann vor sich und schrie auf.

Hinterher wusste sie nicht, wer von ihnen sich mehr erschreckt hatte.

„Verdammt, Sie haben mich zehn Jahre meines Lebens gekostet“, beschwerte sich der Mann und wich so hastig zurück, dass ihm der Hut vom Kopf flog. „Ich habe doch nur versucht, Sie zu wecken. Sie hätten das Frühstück schon vor zehn Minuten fertig haben müssen. Da unten warten hungrige Rancharbeiter.“ Er hob seinen Hut auf.

Tracy blinzelte verwirrt. Wo war sie?

Dann fiel ihr alles wieder ein. Sie war auf einer Ranch in Colorado. Ihre Tante hatte behauptet, das wäre für sie der perfekte Ort, um sich von dem Schlamassel zu erholen, zu dem sich ihr Leben entwickelt hatte. Aber niemand konnte sich zu einer so unchristlichen Zeit erholen! Und der Mann, der nun interessiert auf die schmalen Träger ihres Nachthemdes starrte, war Zane.

„Was tun Sie hier drin?“ Tracy zog die Decke bis zum Kinn hoch.

„Wie ich schon sagte, habe ich nur versucht, Sie zu wecken.“

„Es ist zu früh. Kommen Sie später wieder.“

„Hören Sie zu, Lady“, knurrte er und schaltete das Licht ein. „Ich führe kein Sanatorium. Soweit ich weiß, bin ich der Arbeitgeber, und Sie sind meine Haushälterin und Köchin. Und das bedeutet, dass Sie unten Frühstück machen sollten, statt im Bett zu liegen.“

Sie stöhnte und setzte sich auf. „Ich schätze, das heißt, dass ich kein Frühstück im Bett kriege.“ Als sie Zanes düsteren Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: „Das sollte ein Witz sein. Jetzt bin ich wach. Ich bin in ein paar Minuten unten.“

Tracy wartete, bis Zane gegangen war, bevor sie aufstand. Dabei stieß sie sich den großen Zeh an einer ihrer noch nicht ausgepackten Taschen. Tränen traten ihr in die Augen, und sie hüpfte auf einem Bein herum.

So hatte ihr neues Leben nicht anfangen sollen. Sie fühlte sich fehl am Platz, müde und schläfrig, und das gefiel ihr nicht. Außerdem wurde sie allmählich ärgerlich. Dennis hatte sie betrogen, und Zane hatte sie viel zu früh geweckt. Diese beiden Verbrechen mochten nicht das gleiche Gewicht haben, aber im Moment fand sie, dass beide Männer schuldig waren. Sie warf ihnen vor, dass sie ganz selbstverständlich erwarteten, es müsse alles so laufen, wie sie es wollten.

„Man sollte alle Männer von diesem Planeten verbannen“, murmelte sie düster. „Wo habe ich bloß meine Jeans hingepackt?“

Am Ende musste sie eine beigefarbene Leinenhose und eine korallenrote Seidenbluse anziehen. Sonst hätte sie riskiert, dass Zane noch mal wütend in ihr Zimmer gestürmt kam. Ihre Jeans befanden sich vermutlich in einem dem Gepäckstücke, die noch im Auto lagen.

Sie fand die Küche ohne Probleme. Allerdings war es weniger leicht, den Herd einzuschalten. Wann immer sie an einem Schalter drehte, zischte es bloß.

Als Zane hereinkam, sagte sie: „Ihr Herd ist kaputt.“

„Er ist nicht kaputt. Sie müssen ihn mit einem Streichholz anzünden.“ Als Tracy ihn nur verständnislos ansah, fluchte er und machte es selber. „Bereiten Sie heute einfach nur Rühreier mit Speck zu.“ Er reichte ihr eine Schüssel mit Eiern und ein Pfund Speck.

„Wissen Sie, wie das auf Ihren Cholesterin-Spiegel wirkt?“

„Machen Sie es einfach!“, knurrte er.

Sie tat es, aber nicht sehr gut. Die Eier waren oben wässrig und unten verbrannt, und der Speck war stellenweise schwarz wie Kohle. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein würde, Rühreier zuzubereiten? Es war gut, dass sie ein paar Kochbücher mitgebracht hatte.

Sie traute sich nicht, hinauszugehen und die Männer zu fragen, wie ihnen die Mahlzeit geschmeckt hatte. Also blieb sie in der Küche und versuchte zu entscheiden, wo sie die edlen Küchengeräte hinpacken sollte, die sie mitgebracht hatte. Aus dem Zimmer nebenan hörte sie ein paar Beschwerden, aber sie achtete nicht darauf.

Als Zane in die Küche kam, konnte sie ihn allerdings nicht ignorieren. Sein düsterer Gesichtsausdruck erinnerte sie an das Wetter letzte Nacht.

„Man hat mir gesagt, Sie könnten kochen“, sagte er bemerkenswert ruhig.

„Das kann ich auch“, behauptete Tracy. Immerhin ein Gericht. Shrimps mit Pasta. Was Frühstück anging, hatte sie nie mehr zu sich genommen als Kaffee und einen Bagel mit Frischkäse. Und die hatte sie sich immer aus dem Delikatessenladen um die Ecke geholt.

Hier in der Wildnis gab es solche Läden leider nicht. Okay, der erste Morgen war wohl nicht so ausgefallen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Aber das war keine große Sache. Sie hatte einen Collegeabschluss. Also konnte sie damit fertig werden. Wie schwer konnte es schon sein, die Aufgaben einer Haushälterin und Köchin zu bewältigen?

Nun sah sie sich um und bemerkte, was für ein Durcheinander sie angerichtet hatte. Rund um den Herd starrte alles vor Fett, und zwischen Arbeitsfläche und Spüle befand sich eine Spur aus Eiweiß.

Seit sie das Fenster geöffnet hatte, war immerhin der meiste Rauch abgezogen. Eine Minute lang hatte sie Angst gehabt, das Haus würde brennen.

Und nun suchte sie den Schalter für den Müllschlucker. Wo war der nur versteckt?

Zane beobachtete sie und hatte Mühe, nicht laut zu brüllen. Die Küche war schon vorher in keinem großartigen Zustand gewesen, aber nun sah sie aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Er war nahe daran, Tracy sofort nach Chicago zurückzuschicken, aber dann fiel ihm ein, dass die Bewerber nicht gerade Schlange standen. Er musste sich mit ihr zufrieden geben oder ohne Haushälterin auskommen.

Also ermahnte er sich, geduldig zu sein. Er wollte eben etwas sagen, als ein neuer Sturm losbrach. Die Tür krachte gegen die Wand.

Zehn Sekunden später war das Chaos komplett. Die Schüssel, die auf der Arbeitsfläche gestanden hatte, flog quer durch den Raum und zerbrach auf dem Boden. Die Kanister, die Tracy vorher gar nicht bemerkt hatte, landeten daneben, und der Inhalt verteilte sich überall.

Tracy musste husten, weil die Luft voller Mehlstaub war. „Was war denn das?“

„Meine beiden Kinder“, antwortete Zane reumütig.

2. KAPITEL

„Ihre Kinder?“ Tracy betrachtete noch immer die inzwischen leeren Kanister, die Mehl enthalten hatten.

„Sie wussten doch, dass ich Kinder habe, oder?“, erwiderte Zane, als müsste er sich verteidigen.

Sie nickte langsam, immer noch unfähig zu begreifen, wie zwei kleine Kinder in so kurzer Zeit einen derartigen Schaden anrichten konnten. „Tante Maeve hat mir erzählt, Sie hätten zwei wundervolle, unglaublich brave Kinder. Allmählich habe ich den Eindruck, dass sie ein bisschen übertrieben hat.“ Tracy dachte, dass das wiederum eine starke Untertreibung war. Der Raum war ja vorher schon schmutzig gewesen, aber jetzt war ein Katastrophengebiet.

Zanes Kinder waren offensichtlich nicht gerade still und brav, und Tante Maeve hatte ein paar wesentliche Dinge über die Haushälterinnenstelle verschwiegen … wie zum Beispiel, dass Zane überaus sexy war und seine Kinder eine Bedrohung für die Menschheit darstellten.

„Lucky!“, brüllte Zane, und Tracy zuckte überrascht zusammen. „Lucky ist der Name meiner Tochter“, erklärte Zane, bevor die Tür aufging und Tracy dabei fast ins Gesicht geknallt wäre. Ein mit Mehl bedecktes Kind kam hereingerannt und blieb vor Zane stehen.

Tracy war nicht sicher, was sie tun sollte. „Tag, Lucky.“ Sie streckte automatisch die Hand aus, da sie eher an Geschäftspartner als an Kinder gewöhnt war.

„Dies ist mein Sohn Rusty“, erklärte Zane empört.

„Tut mir leid. Das habe ich nicht gemerkt.“ Der kleine Junge sah fast genauso aus wie das Mädchen, das hinter ihm hereinkam. Beide hatten kurzes mit braunes Haar, das jetzt mit Weißem bestäubt war, und trugen rote T-Shirts und Jeans, die mit Ei bekleckert waren.

„Sie sind keine eineiigen Zwillinge“, erklärte Zane. „So schwer ist es nicht, sie auseinander zu halten.“

Er hatte Zwillinge? Tracy wusste aus der Verfilmung von „Das doppelte Lottchen“, wie viel Ärger Zwillinge machen konnten. Der Zustand der Küche bewies, das Zanes Kinder ohne Weiteres so viel Schaden anrichten konnten wie fünf zahmere Kinder. „Wie alt sind sie?“

„Sieben“, antwortete Zane.

„Einhalb“, fügte Lucky hinzu. Oder Rusty? Nein, es war Lucky. Das merkte Tracy daran, dass Zane die Hände auf den Schultern seines Sohnes hatte, während die Bemerkung von dem anderen Kind gekommen war.

„Wir brauchen keine Aufpasserin.“ Das jungenhafte Mädchen reckte kämpferisch das Kinn.

„Das sehe ich“, entgegnete Tracy trocken und betrachtete das Chaos um sie herum. Sie hatte sich eben noch schlecht gefühlt, weil sie beim Kochen so viel Dreck gemacht hatte, aber das war gar nichts im Vergleich dazu, was die Kinder in so kurzer Zeit geschafft hatten. „Offenbar seid ihr fähig, allein ziemlich viel zu Stande zu kriegen.“ Sie wandte sich den beiden zu. „Ich heiße Tracy und bin die neue Haushälterin. Ich bin hier, um mich um das Haus zu kümmern und für euch zu kochen.“

„Grandpa hat gesagt, Sie kochen furchtbar“, meinte Lucky.

„Sei nett“, warnte Zane sie.

„Ich war nett“, protestierte Lucky. „Ich habe sie nicht getreten.“

Die beiden verteilten sonst Fußtritte? Tracy wich vorsichtshalber zurück.

Rusty sah es und lachte. „Sie hat Angst“, stellte er verächtlich fest.

„Benimm dich“, ermahnte Zane ihn. „Und entschuldige dich bei Miss Campbell für den Dreck, den du verursacht hast.“

„Es war schon dreckig hier drin“, protestierte Rusty.

Zane sah ihn streng an. „Ihr zwei habt es schlimmer gemacht. Jetzt entschuldigt euch.“

„Es tut uns leid“, sagten die beiden im Chor.

Tracy merkte an dem Glanz in ihren Augen, dass sie keinerlei Reue empfanden. Tatsächlich entdeckte sie da offene Feindseligkeit. Es war nicht gerade die beste Art, ihren ersten Arbeitstag zu beginnen. Aber solches Pech hatte sie nun mal in letzter Zeit.

„Und ihr werdet Miss Campbell beim Saubermachen helfen“, fügte Zane hinzu.

„Oh Pa!“, murrten beide.

„Aber erst geht ihr rauf und seht zu, dass ihr selber sauber werdet.“ Daraufhin liefen beide hinaus und die Treppe hinauf, wo sie Mehlspuren hinterließen. „Vielleicht war das keine so gute Idee“, räumte Zane ein.

„Das ist okay. Kinder sind nun mal Kinder.“ Was immer das bedeutete. Tracy wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. „Wann kommt denn der Babysitter?“, erkundigte sie sich.

„Babysitter?“ Zane sah sie verblüfft an. „Es gibt keinen.“

Tracy verzog das Gesicht. „Ich bin ja keine Expertin, aber die Kinder scheinen mir noch etwas zu jung zu sein, um ohne Aufsicht auszukommen. Oder kümmert sich Ihr Vater um sie?“

„Manchmal tut er das. Aber es ist die Aufgabe der Haushälterin. Ihr Job.“

Das war neu für Tracy. Noch so eine nette Kleinigkeit, die ihre Tante ihr verschwiegen hatte. „Warten Sie mal. Ich dachte, Haushälterinnen sind nur für Haushalt und Kochen zuständig.“

„Da haben Sie falsch gedacht.“

Tracy sank auf einen Stuhl. „Und Ihre vorigen Haushälterinnen sind mit all dem fertig geworden?“

„Ja. Ohne Probleme.“

„Dann werden Sie ja auch keine Schwierigkeiten haben, jemand anderen für diesen Job zu bekommen.“ Tracy seufzte. „Ich bin nicht sicher, ob ich die richtige Person dafür bin.“

„Da bin ich auch nicht sicher. Aber Sie sind alles, was ich habe.“

Tracy erkannte Verzweiflung, wenn sie damit konfrontiert wurde. Nun warf sie Zane einen misstrauischen Blick zu. „Warum verraten Sie mir nicht, was hier wirklich vorgeht?“ Sie hatte eine Eingebung. „Wie viele Haushälterinnen hatten Sie schon?“

„Seit wann?“

„Wie wäre es mit dem letzten Jahr?“ Tracys Selbstvertrauen wuchs wieder.

„Einige.“

„Wie viele sind das? Mehr als sechs, weniger als zwölf?“

„Das stimmt.“

„Und darf ich fragen, warum sie gegangen sind?“

„Aus verschiedenen Gründen.“

„Hießen die Rusty und Lucky?“, riet Tracy.

Zane trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Schauen Sie, vielleicht hätte ich Ihnen gleich gestern Abend von meinen Kindern erzählen sollen, aber Sie waren ja selber auch nicht unbedingt ehrlich.“ Er sah ihr vorwurfsvoll in die Augen. „Schließlich haben Sie behauptet, Sie könnten kochen. Dabei ist es offensichtlich, dass Sie das nicht können.“

Da hatte er sie erwischt. „Okay“, gab sie zu. „Ich habe nicht viel Erfahrung, aber ich bin bereit zu lernen.“

„Darauf verlasse ich mich. Nur für den Sommer. Im September gehen die Kinder wieder in die Schule, und nachmittags kümmert sich mein Dad um sie. Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie wenigstens den Sommer über bleiben.“

Tracy wurde klar, dass sie Zane nicht kritisieren konnte, weil er nicht näher ausgeführt hatte, was er von einer Haushälterin erwartete. Selbst wenn er das gestern Abend getan hätte, wäre sie doch zu müde gewesen, um richtig zuzuhören.

Er hatte recht. Sie war nicht vollständig ehrlich gewesen. Sie hatte es so eilig gehabt, von Chicago wegzukommen und zu erleben, wie es war, auf einer Ranch zu leben, dass sie ihre eigenen Schwächen vertuscht und sich außerdem nicht die Mühe gemacht hatte, selber herauszufinden, worum es bei dem Job wirklich ging. Sie hatte es sogar ihrer Tante überlassen, anzurufen und Zane mitzuteilen, dass sie die Stelle annehmen würde.

Aber sie war eine intelligente Frau. Sie konnte lernen, wie man kochte. Es war einfach eine Frage des Befolgens von Anweisungen, oder? Wie viel schwieriger konnte das schon sein als das Einrichten eines neuen Programms auf ihrem Laptop? Alles, was sie zu tun brauchte, war es, Hinweisen zu folgen. Und sie hatte genügend Kochbücher und Geräte mitgebracht. Also konnte sie auch damit fertig werden. Sie würde es schaffen.

Denn sie war nicht bereit, hier zu scheitern. Nicht nachdem sie das schon in Hinblick auf ihre Verlobung getan hatte.

Und obwohl sie keine Expertin war, was Kinder anging, konnte doch sogar sie beurteilen, dass die Zwillinge davon profitieren würden, wenn eine Frau sich um sie kümmerte. Besonders Lucky. Dieses kleine Mädchen war in einer ganz und gar männlichen Umgebung aufgewachsen, und nun sah es aus wie ein Junge und benahm sich auch so.

Tracy hatte in letzten Jahr an einer Anzeigenkampagne für Kinderkleidung gearbeitet und dabei auch mit Kindern zu tun gehabt. Lucky würde zum Anbeißen aussehen in den B. Me-Sachen … hübschen Jeanskleidchen und bunten Haarreifen. Und was noch wichtiger war, Tracy war verantwortlich für die Werbung für Tyke-Fahrräder gewesen und hatte diese vor zwei Jahren zu dem Artikel gemacht, der am häufigsten auf den Wunschzetteln der Kinder gestanden hatte.

Alles, was sie über Kinder wusste, hatte sie bei diesen beiden Kampagnen gelernt. Das waren die einzigen, bei denen es um Kinder gegangen war. Ansonsten hatte sie für so ziemlich alles von Wein bis zu Nüssen geworben … für das Spring Hill Weingut bis zu Pete’s Pistazien, um genau zu sein … für große Sachen wie Motorräder bis zu kleinen wie Duftkerzen. Sie hatte die Vielfalt und die neuen Herausforderungen genossen.

Vielfalt und neue Herausforderungen. Na ja, in dem Job als Haushälterin auf Zanes Ranch würde sie mit Sicherheit von beidem genug bekommen.

Während sie für B. Me und Tyke-Fahrräder gearbeitet hatte, hatte sie mehrere Wochenenden mit Kindergruppen verbracht. Zugegeben, die meisten waren etwas älter gewesen und wesentlich besser erzogen als die beiden Wirbelwinde, die gerade durch diese Küche gestürmt waren. Aber war das Nebensache. Sie würde ihre Marketing-Erfahrung einsetzen, um sich diesen Kindern zu verkaufen. Und ihnen Manieren beizubringen.

Tracy nickte und stand auf. „Okay, abgemacht. Ich bleibe den Sommer über.“

Den flüchtigen Ausdruck von Erleichterung auf Zanes Gesicht hätte Tracy leicht übersehen können, wenn sie ihn nicht so genau beobachtet hätte. Aber das hatte sie getan. Es war naheliegend, weil er der Typ von Mann war, der Aufmerksamkeit auf sich zog … nicht durch etwas, das er sagte oder tat, sondern einfach durch seine Anwesenheit.

Mit seinen hohen Wangenknochen und der schlanken Figur war er äußerst attraktiv. Es war gut, dass Tracy den Männern vorläufig abgeschworen hatte. Ihr Leben war zurzeit kompliziert genug, ohne dass sie sich auch noch in einen attraktiven Rancher verliebte.

Sie war hierher gekommen, um einen Schlussstreich unter ihr bisheriges Leben zu setzen und etwas völlig anderes zu tun. Es war notwendig, dass sie über alles gründlich nachdachte. Dazu brauchte sie einen klaren Kopf. Romantische Gefühle für ihren Arbeitgeber würden sie nur ablenken.

Nun musterte sie statt Zane ihre Umgebung und entschied, dass sie sich besser fühlen würde, wenn sie alles in Ordnung gebracht hatte. Die Reste des Rühreis trockneten bereits auf den Tellern. „Wo ist Ihre Geschirrspülmaschine?“

„Sie steht vor mir.“ Zane sah Tracy an.

„Sie haben also einen kaputten Herd, keine Geschirrspülmaschine und … lassen Sie mich raten … auch keinen Müllschlucker?“

„Wir haben eine Sau namens Beauty. Sie ist so eine Art Müllvertilger.“

Eine Sau? Die waren groß, oder? Nicht klein und niedlich wie das Schwein in dem Spielfilm „Babe“.

„Keine Sorge“, fügte Zane hinzu. „Es gehört nicht zu Ihrem Job, Beauty zu füttern.“

„Na, wenigstens etwas“, murmelte Tracy.

„Und der Herd ist nicht kaputt. Er ist bloß alt. Es gibt keine Kontrolllampe. Sie müssen einfach das Gas andrehen und dann mit einem Streichholz entzünden. Sofort. Sonst ist der Raum schnell voller Gas.“

„Und Sie haben keinen normalen Herd und keine Geschirrspülmaschine, weil …“

Diesmal war es Zane, der murmelte. „Weil ich weder Zeit noch Lust habe, neues Zeug anzuschaffen.“

Sie interpretierte das so, dass er das Einkaufen hasste … eine typisch männliche Eigenschaft, an die sie gewöhnt war. In der Werbewelt war es ihr Job gewesen, Leute dazu zu bringen, dass sie Sachen kaufen wollten. „Was wäre, wenn ich das Einkaufen für Sie übernehmen würde?“

„Ich bin nicht reich“, warnte er sie.

„Das ist mir klar. Aber wenn ich ein paar neue Geräte zu vernünftigen Preisen besorgen würde, würden die uns das Leben mit Sicherheit erleichtern. Uns allen.“ Tracy deutete auf den Spruch, der an der Wand hing: „Wenn die Köchin nicht glücklich ist, ist niemand glücklich.“ Sie überlegte, wer von ihren vielen Vorgängerinnen dieses kleine Erinnerungsstück wohl hinterlassen haben mochte.

„Dies ist nicht Chicago“, erinnerte Zane sie. „Wir haben hier nicht viele Läden. Tatsächlich gibt es nur einen in Bliss, der so was verkauft, und da muss man auch aus einem Katalog bestellen.“

„Bliss?“

„Die nächste Stadt.“

„Richtig. Ich habe gestern nicht sehr auf die Straßenschilder geachtet. Ich war einfach erleichtert, in einem Stück anzukommen.“

„Wem gehört der tolle Wagen da draußen?“, fragte Rusty, während er und Lucky wieder hereingestürmt kamen. Rusty blieb unmittelbar vor seinem Vater stehen, während Lucky über einen glitschigen Fleck auf dem schwarz-weißen Boden rutschte. Tracy dachte, dass sie als eins der ersten Dinge das Eiweiß vom Fußboden entfernen musste. Zane hatte bereits die Scherben der Schüssel zusammengekehrt und weggeworfen.

„Falls du damit den roten Wagen meinst, das ist meiner.“ Tracy nahm sich einige Papiertücher und wischte damit das meiste Eiweiß weg. Dann warf sie die Tücher in den Mülleimer.

„Ich mag ihn nicht“, behauptete Rusty, obwohl man ihm Sekunden zuvor noch die Begeisterung hatte anhören können. Nun war sein Ton genauso mürrisch wie sein Gesichtsausdruck. Und Tracy stellte fest, dass er das gleiche Kinn hatte wie sein Vater. Eins, das auf Sturheit hinwies.

Na ja, Tracy konnte ebenfalls stur sein. „Ich bleibe.“

Die Zwillinge schienen sich darüber gar nicht zu freuen. Tatsächlich wirkten sie so niedergeschlagen, dass Tracy sich fast schuldig fühlte. Um es wieder gut zu machen, sagte sie zu Rusty: „Nachdem wir hier aufgeräumt haben, könnten wir nach Bliss fahren. Dann können du und deine Schwester mir die Stadt zeigen.“

„Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist“, meinte Zane.

„Wieso nicht?“, fragte Tracy. „Ich dachte, wir wären uns einig, dass es gut wäre, neue Geräte zu bestellen.“

„Nur wenn Sie welche für weniger als fünfhundert Dollar finden. Für Herd und Geschirrspüler zusammen. Einschließlich Lieferung. Und keine ausgefallenen Farben. Nur Weiß oder Schwarz.“

„Abgemacht“, antwortete sie prompt. Sie hatte ja Beziehungen in dieser Branche. „Aber zuerst machen wir die Küche sauber.“

„Gute Idee. Die Zwillinge werden Ihnen helfen. Ich lasse Sie jetzt allein.“ Einen Moment später war er weg, und Tracy blieb mit zwei wütenden Zwergen zurück.

„Na ja“, begann sie. Dann wusste sie nicht weiter. Wie ging man mit feindseligen Kindern um? Auf jeden Fall vorsichtig. Aber sie konnte nicht zulassen, dass die beiden die Oberhand gewannen.

Erinnere dich, wie du mit schwierigen Kunden umgegangen bist, dachte sie. Die waren ihr manchmal wie sture Kinder vorgekommen. Und am Ende hatte sie sie immer überzeugt. Das konnte sie bei diesen beiden auch schaffen.

Sie beherrschte entsprechende Techniken. Zugegeben, die hatten ihr bei Dennis auch nichts geholfen, als sie in sein Apartment gegangen war, um ihm zu sagen, dass sie Bedenken wegen ihrer Verlobung hätte. Dabei hatte sie ihn mit einer anderen Frau im Bett vorgefunden. Aber da hatte sie auch nichts weiter gewollt, als zu flüchten, und das hatte sie getan. Sie war mit ihrer Cappuccino-Maschine nach Colorado geflohen, um Haushälterin auf einer Ranch zu werden.

Was sie nun an die Zwillinge erinnerte. „Es tut mir leid, dass ihr nicht glücklich darüber seid, dass eine Haushälterin auf euch aufpassen soll. Aber wie ihr inzwischen sicher schon erraten habt, war ich noch nie zuvor Haushälterin, also weiß ich auch nicht genau, was ich da zu tun habe und was nicht.“

Sofort veränderten sich die Gesichtsausdrücke der Zwillinge von kämpferisch zu verschlagen. Während die beiden näher traten, stellte Tracy sich vor, wie sie sich insgeheim die Hände rieben.

„Sie sollten uns keine Hausarbeit zu tun geben“, behauptete Rusty.

„Ja, und Sie sollten uns essen lassen, was wir wollen und wann wir wollen“, sagte Lucky.

„Kein grünes Gemüse“, fuhr Rusty fort. „Eine gute Haushälterin macht nie grünes Gemüse.“

Inzwischen war Tracy bis zu dem ratternden Kühlschrank zurückgewichen, aber die beiden kamen immer noch näher und redeten weiter.

„Und sie backt jeden Abend Schokoladenkuchen“, meinte Lucky.

Rusty nickte. „Ja, und sie verlangt nicht, dass wir unsere Zimmer aufräumen.“

„Oder unsere Betten machen“, fügte Lucky hinzu.

„Sie verbietet uns auch nicht, in unseren Zimmern zu essen“, fuhr Rusty fort.

Tracy musterte die beiden. Sie standen da in ihren sauberen Jeans und den gelben T-Shirts, wirkten wie Engel und logen doch, dass sich die Balken bogen. Das beeindruckte Tracy.

„Das werde ich mir merken.“ Sie flüchtete seitlich. Wenigstens sahen die Kinder sie nicht mehr an, als wollten sie sie ermorden. „Aber zuerst sollten wir tun, was euer Vater gesagt hat, und hier saubermachen. Wo ist der Mopp?“

„Da drin.“ Lucky deutete auf die Speisekammertür.

Tracy war jetzt zuversichtlicher. Sie bekam allmählich das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben. Doch als sie die Speisekammertür öffnete, kam ein kleines Pelztier zwischen ihren Füßen herausgerannt.

„Es ist Joe! Schnapp ihn dir!“, kreischte Lucky, und Rusty stürzte sich auf das Tier.

„Das ist eine Maus. Rühr sie nicht an!“, schrie Tracy genauso laut. „Komm zurück!“ Sie griff nach Rustys T-Shirt, doch er schlüpfte einfach heraus.

Mit nacktem Oberkörper kniete er sich neben seine Schwester, die inzwischen den Teppich aus der Diele als Sperre vor die Haustür geschoben hatte. Die Maus lief ins Wohnzimmer.

„Ich hab ihn!“, rief Lucky gleich darauf und hielt die Maus an ihre Nase.

Tracy erschauderte. Sie hasste Mäuse. Das tat sie schon, seit Lenny Bronkowski ihr in der zweiten Klasse eine in die Shorts gesteckt hatte.

Tracy wusste, dass sie nicht hätte zulassen dürfen, dass eins der Kinder ein Nagetier an seine Nase hielt oder noch Schlimmeres damit tat. Wenn sie eine tapfere Frau gewesen wäre, hätte sie nach dem Tier gegriffen und es einfach nach draußen geworfen. Zu dumm, dass sie all ihren Mut gebraucht hatte, um überhaupt nach Colorado zu kommen.

Sie wurde von Buck gerettet, der in einer Ecke in einem Ledersessel saß. „Ihr habt Joe also gefunden. Er ist Luckys Haustier“, erklärte er Tracy.

Lucky hörte einen Moment lang damit auf, die Maus zu streicheln. „Ich hatte solche Angst, dass Precious sich Joe geschnappt hat.“

„Precious?“ Tracy versuchte sich einzureden, dass eine zahme Hausmaus immerhin besser war als eine wilde.

„Das ist Rustys Haustier. Eine Schlange“, sagte Buck.

Natürlich. Das hätte Tracy sich gleich denken können. „Was ist falsch an einem Hund oder einer Katze?“

„Wir hatten nie einen Hund oder eine Katze, die hier geblieben sind“, gab Buck zu. „Sie sind alle weggelaufen.“

Tracy vermutete, dass die Zwillinge damit etwas zu tun gehabt hatten.

Buck bestätigte das. „Vielleicht lag es daran, dass die Kinder an ihnen Lassowerfen geübt haben, so lange, bis die Tiere Angst vor Seilen hatten und immer mit einem offenen Auge geschlafen haben. Und nun haben wir nur noch Joe und Precious. Sie sind gewöhnlich nicht weit weg. Du solltest Joe besser wieder in den Käfig tun, Lucky.“

„Oh, Grandpa.“ Es sah aus, als wollte Lucky noch mehr sagen, aber der alte Mann warf ihr einen scharfen Blick zu, der jeden Protest im Keim erstickte.

Tracy merkte sich das und überlegte, ob es ihr je gelingen würde, diesen Blick zu kopieren … ein missbilligendes Gesicht verziehen. Wenn sie das versuchte, würde sie wahrscheinlich bloß Falten bekommen.

„Warum läufst du ohne Hemd herum, Junge?“, fragte Buck.

„Sie hat es mir runtergerissen.“ Rusty deutete anklagend auf Tracy.

Als Buck sich ihr mit seinem missbilligenden Gesichtsausdruck zuwandte, ging Tracy unwillkürlich in die Defensive. „Ich wollte ihn davon abhalten, hinter der Maus herzulaufen. Ich wusste ja nicht, dass die ein Haustier ist.“

„Könnte schlimmer sein“, meinte Buck und grinste. „Mein Ururgroßvater, Jedidiah Best, hat mal ein Gürteltier aus Texas mitgebracht. Wir haben es ausstopfen lassen. Sie können es sich ansehen. Es heißt, dass es unserer Familie Glück gebracht hat.“

Tracy schüttelte sprachlos den Kopf. Sie hatte keinerlei Lust, sich das ausgestopfte Gürteltier anzuschauen, da sie sich noch nicht mal völlig von der Begegnung mit der Maus erholt hatte.

„Curly Mahoney, Cockeyed Curly genannt, hat es allerdings kein Glück gebracht“, fuhr Buck fort. „Aber er hat ja auch nicht direkt zur Familie gehört, sondern war nur ein Freund. Haben Sie von ihm gehört? Er war Bankräuber.“

„Ich kann leider nicht behaupten, ihn zu kennen“, antwortete Tracy.

„Es wird gemunkelt, dass er Goldmünzen aus seinem letzten Bankraub irgendwo hier versteckt hat. Unglücklicherweise ist er kurz danach beim Steakessen erstickt und hat das Geheimnis mit ins Grab genommen. Das meinte ich damit, dass er nicht viel Glück hatte.“

„Grandpa kennt eine Menge Geschichten über Curly“, fügte Rusty hinzu.

„Natürlich ist die berühmteste die von der Schatzkarte“, fuhr Buck fort. „Mein Ururgroßvater hat Curly bei einer Schlägerei in einer Bar in Leadville das Leben gerettet. Als Dank hat Curly ihm eine Karte gezeichnet, auf der angeblich zu sehen war, wo er seine Schätze vergraben hatte. Dann hat Curly dieses verhängnisvolle Steak gegessen, an dem er gestorben ist. Falls die Karte je existiert hat, ist sie seit langem verschwunden.“

„Vielleicht wurde sie mit Geheimtinte geschrieben“, schlug Rusty vor.

Buck schmunzelte, wurde dann aber wieder ernst. „Ich kann Ihnen versichern, dass dieses Geld uns zur Zeit sehr gelegen kommen würde. Eine Familienranch ist heutzutage nicht gerade ein einträgliches Unternehmen. Allmählich wird sie zu einem Stück Vergangenheit, genau wie die anderen Legenden aus dem Wilden Westen.“ Buck wirkte betrübt. „Große Firmen ergreifen von der ganzen Welt Besitz.“

„Grandpa mag keine großen Firmen. Und auch keine Leute aus der Stadt.“ Lucky warf Tracy einen bedeutungsvollen Blick zu.

„Keine Leute aus der Stadt“, verbesserte Tracy automatisch.

„Das habe ich doch gesagt. Wollen Sie Joe mal streicheln, bevor ich ihn wieder in den Käfig setze?“ Das kleine Mädchen hob die Maus bis fast unter Tracys Nase.

Tracy merkte, dass sie blass wurde. Es gelang ihr, ein neues Erschaudern zu unterdrücken, während sie sich vorstellte, wie kleine Mäusefüße über ihre Haut liefen. „Nein, danke.“ Klang ihre Stimme wirklich so dünn und zittrig? Sie hoffte, dass es nicht so war. Wenn die Zwillinge merkten, dass sie Angst vor Mäusen hatte, würden sie das sofort ausnutzen. Wahrscheinlich würden sie Joe auf sie springen lassen.

Jeder durfte einen Schwachpunkt haben. Es war einfach Pech, dass Mäuse ihrer waren.

„Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst raufgehen und Joe in den Käfig tun“, erinnerte Buck Lucky. „Außer du willst, dass Precious ihn frisst.“

„Was für eine Schlange ist Precious denn? Und wo ist er oder sie?“ Tracy sah sich schnell um und merkte erst jetzt, wie unordentlich das Wohnzimmer war.

Gestern Abend war sie so froh gewesen, nach der langen Fahrt durch strömenden Regen ein Dach über dem Kopf zu haben, dass sie kaum auf die Einrichtung geachtet hatte. Nicht dass viel davon zu erkennen gewesen wäre. Überall lagen Zeitungen und Spielsachen herum.

Aber der riesige Kamin, der fast eine ganze Wand einnahm, war nicht zu übersehen. Zwei grüne Ledersessel standen einander gegenüber wie Revolverhelden bei einem Duell, und an der Seite stand eine Couch. Bucks brauner Ledersessel hatte offensichtlich schon bessere Tage erlebt und wurde anscheinend nur mit Klebeband zusammengehalten. Der Teppich war vermutlich auch mal grün gewesen, aber das war schwer zu beurteilen, da das meiste davon von Papieren, Socken und anderem Zeug bedeckt war. Falls es eine Schlange in diesem Raum gab, hatte sie Schwierigkeiten, noch Platz zu finden, um sich irgendwo durchzuwinden.

„Die Kinder wollten eine Boa Constrictor“, sagte Buck. „Aber dagegen habe ich mich gewehrt. Precious ist eine ganz normale Schlange, wie sie hier in der Gegend vorkommt. Und inzwischen bleibt sie immer in den Zimmern der Kinder.“

„Inzwischen?“, fragte Tracy.

„Ein paar Mal ist Precious ins Bett der Haushälterin geraten.“ Lucky grinste, und das war nicht gerade dazu bestimmt, Tracy zu beruhigen.

„Ja, aber euer Vater hat euch gezwungen zu versprechen, dass Precious das nie wieder tut, erinnert ihr euch?“

Luckys frecher Gesichtsausdruck verschwand, als sie Bucks Stimme hörte. „Stimmt, Grandpa. Ich erinnere mich.“

„Gut.“ Buck nickte. „Weil es eine Schlange zu sehr aufregt, wenn sie dauernd an fremde Orte gesetzt wird.“

Es regte die Schlange zu sehr auf? Was ist mit der Haushälterin? dachte Tracy. Anscheinend war sie in diesem Wildwest-Haushalt ganz auf sich selbst gestellt.

3. KAPITEL

Es dauerte über zwei Stunden, die Küche wieder in Ordnung zu bringen, trotz der so genannten Hilfe der Zwillinge. Die meiste Zeit waren die Kinder eher ein Hindernis als eine Hilfe, aber Tracy dachte, dass die Arbeit wahrscheinlich gut für ihren Charakter war. Nach getaner Arbeit wusste Tracy den Reinigungsdienst, der zwei Mal in der Woche in ihr Apartment in Chicago gekommen war, erst so richtig zu schätzen.

Der Silberstreifen am Horizont war, dass sie genügend Kalorien verbraucht hatte, um ihre Aerobic-Übungen nicht mehr machen zu müssen. Wer hätte gedacht, dass Hausarbeit so ermüdend war? Und sie hatte immer noch das Wohnzimmer vor sich.

Aber zuerst musste sie das Mittagessen kochen. Sie fand eine Flasche Spaghetti-Soße und ein paar Packungen Nudeln in der Speisekammer. Die Soße machte sie in der Mikrowelle warm, aber sie vergaß, einen Deckel auf den Behälter zu tun, sodass überall welche hinspritzte. Als sie die Spritzer weggewischt hatte, kochten die Spaghetti über.

Da die Zwillinge nichts weiter taten, als sie auszulachen, schickte sie sie ins Esszimmer, wo sie den Tisch decken sollten. Im Moment hatte sie keine Zeit, ihnen beizubringen, wie man das richtig machte, deshalb steckte sie einfach das gesamte Besteck in einen hübsch aussehenden Keramiktopf, der groß genug dafür war.

Tracy hatte während ihres Collegestudiums einen Sommer lang als Kellnerin gearbeitet, und so wusste sie, wie man so viele Teller wie möglich auf einmal trägt. Der Tisch war gedeckt, und die Schüsseln mit den Nudeln und der Soße standen bereit, als die Männer mittags hereinkamen. In kürzester Zeit war das Essen verzehrt, und die Männer waren wieder draußen, um zu tun, was auch immer Arbeiter auf einer Ranch taten. Zweifellos hatten sich die Verhältnisse geändert, seit die Cartwrights in „Bonanza“ die Ponderosa-Ranch geführt hatten, aber wie Tracy sich erinnerte, hatten sie da auch einen großartigen chinesischen Koch gehabt.

Sie hätte eine Menge dafür gegeben, jetzt einfach chinesisches Essen ins Haus bestellen zu können.

Zane gab keinen Kommentar zu ihren Spaghetti ab, aber er aß sie. Er brachte sogar seinen leeren Teller selbst in die Küche und stellte ihn auf der Arbeitsfläche ab, gerade als Tracy sich von der Spüle weg bewegte. Dabei stießen sie zusammen.

Es durchzuckte Tracy heiß, und sie hatte das Gefühl, einen elektrischen Schlag bekommen zu haben. Hatte Zane es auch gespürt?

Zane sah Tracy in die grünen Augen. Er erkannte Ärger, wenn er ihn vor sich hatte. So wie jetzt. Die heftige Begierde, die in ihm erwachte, alarmiert ihn. Es war lange her, seit sich zuletzt der weiche Körper einer Frau an seinen geschmiegt oder er den Duft gepflegter weiblicher Haare gerochen hatte. Tracys Hände waren weich, wie es die von Stadtmenschen meistens waren, und ihr Parfüm war teuer.

Sie gehörte nicht hierher. Das war genauso offensichtlich wie der Soßenfleck auf ihrer schicken Seidenbluse. Was hatte es schon für eine Bedeutung, dass ihre Augen so grün waren wie eine Bergwiese, und dass ihre Lippen einen Mann geradezu zum Küssen einluden? Sie war nicht für ihn bestimmt. Er hatte seine Lektion gelernt, denn schließlich war er schon einmal auf eine Frau aus der Stadt hereingefallen. Seine Exfrau Pamela hatte es nicht bei ihm ausgehalten und war weggelaufen, als die Zwillinge noch klein gewesen waren.

„Ansehen, aber nicht berühren“, das war sein Motto, wenn es um Frauen aus der Stadt ging. Also trat er einen Schritt weg von Tracy und rief sich energisch den Spruch „Wenn du die Hitze nicht verträgst, halt dich von der Küche fern“ in Erinnerung. Diesen weisen Ratschlag wollte er beherzigen.

„Ist der Boiler schon repariert?“, fragte Tracy, bevor Zane ganz aus der Küche verschwinden konnte.

Sie wollte heißes Wasser? Ihm war auch so schon heiß. „Noch nicht. Aber bis heute Abend müsste es erledigt sein.“

Das war die gesamte Unterhaltung. Danach verließ er den Raum.

Tracy beobachtete Zane durch das Küchenfenster, als er auf den Korral neben der Scheune zuging. Er tat es in diesem Cowboy-Gang, den sie am Abend zuvor schon so sexy gefunden hatte. Männer sind Mistkerle, erinnerte sie sich und nahm nun das schmutzige Geschirr in Angriff. Beim Schrubben brach sie sich zwei Fingernägel ab. Da es auch in der Küche kein warmes Wasser gab, erwies sich das Spülen als ziemlich schwierig, und als Tracy schließlich das schmutzige Wasser ablaufen ließ, sahen ihre Hände ganz verschrumpelt aus.

Sie musste wirklich als Erstes nach Bliss fahren und ein paar Geräte aus dem Zwanzigsten Jahrhundert besorgen.

Nein, dachte sie dann und blickte an sich herunter. Zuerst musste sie sich umziehen. Ihre Leinenhose und die korallenfarbene Seidenbluse konnte sie vergessen. Kein Wunder, dass Zane sie so seltsam angestarrt hatte. Das lag daran, dass sie so katastrophal aussah, nicht daran, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte.

Sie überließ die Zwillinge Bucks Aufsicht, ging nach oben, und es gelang ihr, ihre Jeans und ein dazu passendes Hemd zu finden, ebenso wie ein Paar Designer-Turnschuhe. Ihre Wildlederstiefeletten hatten sich noch nicht von dem Schlamm und dem Regen der vergangenen Nacht erholt. Sie war nicht sicher, ob sie das je tun würden. Sie war erst seit vierundzwanzig Stunden in Colorado, und schon jetzt hatte sie Kleidung im Wert von dreihundert Dollar ruiniert. Wenn sie so weitermachte, würde sie bald pleite und nackt sein … was nicht gerade ihr Lebensziel war.

Sie hätte sich gern irgendwie frisiert, aber ihr lief die Zeit davon, also ließ sie ihr Haar einfach herunterhängen. Etwas Sonnenschutzcreme und Lippenstift, und sie war bereit zu gehen.

Erst als sie wieder unten war, fiel ihr ein, dass nicht beide Kinder in ihren Zweisitzer passen würden. Daran hatte sie noch nicht gedacht, als sie ihnen angeboten hatte, sie mitzunehmen. Doch Buck sagte ihr nun, sie könnte den Pick-up nehmen, der vor dem Haus stand.

Tracy war noch nie zuvor mit so einem Wagen gefahren, aber zumindest hatte er eine Automatik, keine mechanische Gangschaltung. Das Ding war riesig. Sie hatte das Gefühl, einen Panzer zu fahren.

Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die auf der Rückbank sitzenden Zwillinge angeschnallt waren, steuerte sie auf den Highway zu. Im Rückspiegel sah sie jetzt das Ranchhaus zum ersten Mal richtig. Es war weiß gestrichen und hatte eine Veranda, die rundherum reichte und etwas baufällig zu sein schien. Aber vielleicht lag das auch am Spiegel. Das zweistöckige Gebäude erinnerte sie an die Farmhäuser, die sie ab und zu gesehen hatte, als sie durch Iowa und Nebraska gefahren war – große Gebäude aus einer Zeit, als sich noch niemand Sorgen wegen der Heizkosten gemacht hatte.

Was sie wiederum daran erinnerte, dass hoffentlich der Boiler repariert sein würde, wenn sie aus Bliss zurückkam. Inzwischen hätte sie jemanden umbringen können für eine heiße Dusche.

Am Ende des Zufahrtswegs, kurz bevor dieser auf den Highway traf, bremste Tracy ab, da etwas in den Boden eingelassen war … eine Art Schienen.

„Das sollte mal jemand in Ordnung bringen“, murmelte sie.

„Es ist dazu bestimmt, die Rinder davon abzuhalten, auf die Straße zu laufen“, unterrichtete Lucky sie von oben herab. „Das weiß doch jeder.“

„In Chicago haben wir keine Rinder, abgesehen von den Bulls, und die spielen Basketball“, erwiderte Tracy.

„Grandpa hat gesagt, falls Sie früher schon mal was gekocht haben, dann höchstens Futter für Rindviecher.“ Diese charmante Bemerkung kam von Rusty.

„Euer Großvater ist ein Original.“ Tracy wünschte sich allerdings, er wäre mehr wie Ben Cartwright und weniger wie ein Komiker.

Es dauerte eine halbe Stunde, nach Bliss zu kommen. Die Bezeichnung „Stadt“ war allerdings etwas hochtrabend für diesen Ort mit einhundertneunundfünfzig Einwohnern. Die Zahl stand auf dem hölzernen Schild an der Ortsgrenze.

Bliss hatte eine Hauptstraße, die Main Street. Es gab keine Ampeln an den zwei Kreuzungen, aber je ein Stoppschild an der First Avenue und der Second Avenue. Eine dritte Avenue gab es offensichtlich nicht. Am anderen Ende der Stadt standen bloß noch ein paar Wohnwagen. Tracy stellte erleichtert fest, dass sie nicht einparken musste. Das hatte sie mit ihrem kleinen Wagen endlich gelernt, aber mit dem Pick-up wollte sie es lieber gar nicht erst versuchen. Sie hatte keinerlei Schwierigkeiten, einen freien Platz vor dem Roxy Filmtheater zu finden, das noch aus der Zeit zu stammen schien, in der eine Schachtel Popcorn nur zehn Cents gekostet hatte und die Namen Clark Gable und Cary Grant auf den Plakaten gestanden hatten.

Mit den Zwillingen neben sich ging sie an einer Versicherungsagentur vorbei, dem Postamt und zwei Bars. An einer davon hing ein Schild, auf dem stand, dass Messer drinnen nicht erlaubt waren.

Offenbar war es eine Weile her, seit Zane zuletzt hier gewesen war, denn den Laden, in dem man aus einem Katalog hatte bestellen können, gab es inzwischen nicht mehr. Das Schild, auf dem das verkündet wurde, war laut Datum sechs Monate alt. Daneben hing eins, auf dem „Zu vermieten“ stand.

Sie holte ihren kleinen Organizer aus der Tasche und gab den Namen des Versandhauses ein, für das sie vor einigen Monaten gearbeitet hatte. Ihre Erinnerung war richtig. Das Hauptbüro war in Colorado Springs. Einen Moment später hatte sie ihr Handy in der Hand und sprach mit ihrem Kontaktmann dort.

Wie das Leben so spielte, gab es ein Lager in Denver. Zwei Geräte zum Discount-Preis konnten für weniger als fünfhundert Dollar geliefert werden. Es zahlte sich eben aus, Leute zu kennen.

Nun da sie sich um diese Angelegenheit gekümmert hatte, war Tracys Selbstbewusstsein gewachsen, und sie beschloss, den Rest von Bliss zu erforschen – also die paar Läden auf der anderen Seite der Straße. Die Zwillinge waren entsetzt, als sie darauf bestand, sie an den Händen zu halten, während sie die Fahrbahn überquerten.

„Wir sind keine Babys mehr“, protestierte Lucky.

„Tut mir den Gefallen.“ Tracy war bewusst, wie neugierig die Passanten sie ansahen … sie alle drei. Am Ende konnte sie kaum Schritt halten, als die Zwillinge sie hinüberzogen.

Der erste Laden, an dem sie stehen blieben, hatte von Zigaretten bis zu Porzellan alles Mögliche im Schaufenster. Er wurde gerade geschlossen. Die Verkäuferin drehte das Schild an der Tür gerade von „geöffnet“ auf „geschlossen“, als sie kamen.

Tracy sah auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass es erst kurz nach drei war. Das war ziemlich früh für einen Geschäftsschluss. Als sie zum nächsten Laden weiterging, merkte sie zu ihrer Überraschung, dass die Tür dort schon zu war. Der dritte, eine Kombination aus Lebensmittel- und Eisenwarenladen war zwar noch offen, aber der Verkäufer behauptete, sie wollten gerade zumachen, und scheuchte sie wieder hinaus, sobald sie eingetreten waren. Gleich darauf stand Tracy vor einem weiteren „Wir haben geschlossen“- Schild.

Sie hatte ja schon von Orten gehört, in denen Fremde nicht willkommen waren, aber das hier fand sie lächerlich. Es war ja, als würden alle ihre Türen abschließen, sobald sie sie kommen sahen. Wieso waren sie so unfreundlich?

Tracy wurde erst bewusst, dass sie diese Frage laut ausgesprochen hatte, als Rusty antwortete.

„Weil wir zu Unfällen neigen. Wir haben etwas kaputtgemacht, als wir das letzte Mal hier waren.“ Das klang eher stolz als reumütig.

„Was habt ihr zerbrochen?“

„Das vordere Fenster.“

Tracy schluckte. Die Best-Zwillinge gaben sich offensichtlich nie mit Kleinigkeiten ab. Wenn sie auf Glas aus waren, ließen sie die Flaschen links liegen und nahmen sich das Größtmögliche vor. „Wie habt ihr das denn geschafft?“

Rusty zuckte mit den Schultern. „Ich habe es mit meiner Schleuder getroffen. Ich habe eine Walnuss reingetan.“

„Das Fenster ist eigentlich gar nicht zerbrochen“, fügte Lucky hinzu. „Es hatte bloß einen großen Sprung.“

„Pa war gar nicht glücklich, als das passiert ist“, murmelte Rusty. „Jetzt dürfen wir in der Stadt nicht mehr mit der Schleuder spielen.“

„Im Haus auch nicht“, meinte Tracy.

„Stimmt.“ Lucky warf ihr einen bösen Blick zu. „Aber nicht, weil Sie das gesagt haben, sondern weil Pa es so will.“

„Euer Vater ist ein kluger Mann.“

„Also, tatsächlich bin ich der Kluge in der Familie.“ Ein Mann mit einem Abzeichen kam auf sie zugeschlendert.

„Onkel Reno!“

Die Zwillinge warfen sich in seine Arme. Anscheinend war er daran gewöhnt, denn er hob mit jedem Arm ein Kind hoch und wirbelte die beiden herum. Auf diese Weise bekam Tracy einen weiteren attraktiven Cowboy in Jeans zu sehen. Er war größer als Zane und jünger. Während Zane eine Aura roher Kraft ausstrahlte, wirkte dieser Mann entspannter.

„Und wer ist die hübsche Dame, die euch begleitet?“, erkundigte er sich bei den Zwillingen.

„Unsere neue Haushälterin“, antwortete Lucky. „Sie bleibt nicht lange.“

Tracy nahm die Sache selbst in die Hand und stellte sich vor. „Und ich bleibe zumindest den Sommer über“, fügte sie hinzu.

Reno zwinkerte. „Sie sind wirklich mutig.“

Oh ja, dachte sie. Reno war ganz offensichtlich der Charmeur der Familie.

„Sie kann nicht kochen“, berichtete Lucky.

„Darling, sie braucht nicht kochen zu können.“ Reno warf Tracy einen bedeutungsvollen Blick zu.

Doch im Gegensatz zu dem, was sie mit Zane erlebt hatte, wirkte Renos Charme überhaupt nicht auf Tracy. Er bedrohte ihren Seelenfrieden längst nicht so wie sein älterer Bruder. Als Reno ihr die Hand schüttelte, prickelten ihre Finger nicht, und ihr Herz schlug auch nicht schneller.

„Onkel Reno ist der Sheriff“, erklärte Rusty Tracy. „Er kann Sie festnehmen, wenn Sie was Falsches tun. Zum Beispiel, wenn Sie uns Brokkoli vorsetzen.“

„Rusty hasst Brokkoli, aber es ist kein Verbrechen, ihm welchen zu geben“, erwiderte Reno.

„Es sollte eins sein“, murmelte Rusty.

Tracy konnte nicht anders. Sie musste grinsen. „Wir sind bloß in die Stadt gekommen, um ein paar Dinge zu kaufen und uns umzusehen, aber es scheint, dass der Ruf der Zwillinge ihnen vorauseilt.“

„Vielleicht werden Sie sie zähmen können“, meinte Reno.

„Das könnte sein. Ich bin genauso stur wie die beiden.“

„Diese Sturheit haben sie von Zane geerbt.“

„Das habe ich schon vermutet. Er hat mir erzählt, dass er Schwierigkeiten hat, eine Haushälterin zu behalten.“ Tracy dachte, dass er das allerdings ein bisschen spät erwähnt hatte.

„Ja, die Zwillinge benehmen sich wie kleine Teufel, obwohl sie aussehen wie Engel. Sehen Sie, während wir uns hier unterhalten, hat Lucky Ihre Schnürsenkel zusammengebunden.“

Tracy blickte nach unten und stellte fest, dass er recht hatte. Anscheinend hatte sie noch einiges zu lernen, wenn sie mit den Kindern fertig werden wollte.

Als Tracy einen Supermarkt in Kendall gefunden hatte, wo die Zwillinge noch nicht so bekannt waren und deshalb auch kein Hausverbot hatten, war es schon fünf Uhr nachmittags. Kendall hatte tatsächlich zwei Ampeln, und jede davon blieb fünf Minuten lang rot, während Tracy hinter dem Steuer immer wütender wurde. Sie würde bestimmt nicht rechtzeitig auf die Ranch zurückkommen, um das Dinner zu kochen.

„Sie fahren zu schnell“, verkündete Lucky zehn Minuten später und piekte Tracy mit einem Finger in die rechte Schulter. „Das werde ich Pa sagen.“

„Wenn du das tust, gibt es den Rest der Woche Brokkoli zum Dinner.“

Tracy begab sich damit auf das Niveau der Zwillinge herab, was eigentlich keine gute Verhandlungstaktik war, aber sie war müde und hungrig. Als sie gekocht hatte, hatte sie selbst nichts gegessen, und das bedeutete, dass sie den ganzen Tag noch nichts in den Magen bekommen hatte, abgesehen von einem Müsliriegel, den sie im Koffer gehabt hatte.

Die Drohung mit dem Brokkoli schien zu wirken, denn die Zwillinge schwiegen. Aber es blieb nicht lange friedlich. Gleich darauf ertönte eine Polizeisirene.

„Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Sie zu schnell fahren“, stellte Lucky schadenfroh fest.

Die Polizistin aus Kendall war nicht annähernd so charmant wie Reno. Sie beschuldigte Tracy, die Geschwindigkeitsbeschränkung um neun Meilen pro Stunde überschritten zu haben und außerdem mit einem kaputten Rücklicht zu fahren. Dass der Pick-up nicht Tracy gehörte, interessierte sie überhaupt nicht.

„Das war Sally“, erklärte Lucky, als die Polizistin wieder fort war. „Sie ist mal mit Pa ausgegangen.“

„Sie stellt ihm auch Strafzettel aus.“

Tracy hatte vor, Zane gehörig die Leviten zu lesen, weil er sie ohne Rücklicht losgeschickt hatte. Es spielte keine Rolle, dass es Buck gewesen war, der ihr gesagt hatte, sie könnte den Pick-up benutzen, und dass Zane es für keine gute Idee gehalten hatte, dass sie nach Bliss fuhr. Alles, was für Tracy zählte, war, dass Zane ein Mann war, der bewirkte, dass ihre Hand prickelte, ganz zu schweigen vom Rest ihres Körpers, und das ausgerechnet jetzt, wo sie mit Männern nichts zu tun haben wollte.

Tracys schlechte Laune ließ ein bisschen nach, als sie sich dem Ranchhaus näherte und gegrillte Rippchen roch. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und sie folgte dem Duft bis hinters Haus. Dort fand sie Buck vor. Er trug eine große weiße Schürze, die ihm von den Schultern bis zu den Knien reichte, und beugte sich über den Grill. Mit der großen Fleischzange ging er ungefähr so um wie ein berühmter Revolverheld mit seinem Colt. Er wirbelte sie herum, bevor er sie wieder da hinsteckte, wo sie hingehörte.

„Wird das genauso gut schmecken, wie es riecht?“, fragte Tracy.

„Zum Teufel, es schmeckt sogar noch besser, als es riecht.“ Buck schmunzelte.

Er hatte recht. Es waren die besten Rippchen, die Tracy je gegessen hatte, und das sagte sie ihm auch.

„Das Geheimnis ist die Sauce“, vertraute er ihr an. „Es ist ein altes Familienrezept.“

Tracy nahm sich noch mehr. „Ich verstehe nicht, warum Sie eine Köchin brauchen, wenn Sie selbst so etwas Gutes zu Stande bringen.“

„Seine Rippchen sind toll“, räumte Zane ein. „Aber das ist das Einzige, was er kann.“

So was kannte Tracy. Ihr Repertoire bestand nur aus Shrimps mit Pasta.

„Sie sollten die Sauce in Flaschen abfüllen und verkaufen“, meinte sie, während sie sich die Finger ableckte.

„Pa, du starrst Tracy ja an“, beschuldigte Lucky ihren Vater.

Tracy wandte den Kopf und stellte fest, dass Zanes Gesicht jetzt fast genauso rot war wie die Soße.

„Tust du das deshalb, weil sie einen Strafzettel bekommen hat?“ Luckys Augen glänzten. „Das habe ich dir doch erzählt, oder?“

„Ungefähr hundert Mal“, murmelte Zane.

„Warum starrst du sie dann an?“

„Das habe ich nicht getan. Ich war nur überrascht, dass sie meint, Grandpa sollte seine Soße verkaufen.“

„Warum überrascht Sie das?“, fragte Tracy. „Ich war in der Werbebranche, bevor ich hergekommen bin, und hatte dabei auch mit Lebensmitteln zu tun. Gourmet-Produkte erfreuen sich großer Beliebtheit.“ Sie wandte sich wieder Buck zu. „Ich meine wirklich, Sie sollten ernsthaft daran denken, die Soße zu verkaufen.“

„Wo denn?“, erwiderte Buck. „Hier? Wir haben nicht oft Besuch.“

„Nein, über Kataloge. Es gibt einige, die sich auf Produkte aus dem Westen und Südwesten spezialisieren. Viele von ihnen haben auch Websites im Internet.“

„Ich denke darüber nach.“ Buck wirkte aber skeptisch.

„Vielleicht wärst du dann noch berühmter als Curly, Grandpa.“ Der Gedanke schien Rusty zu gefallen.

„Solange du nicht an einem Steak erstickst.“ Das kam von Lucky. „Oder Rippchen.“

„Oder Brokkoli.“ Rusty warf Tracy einen scharfen Blick zu.

Tracy ignorierte das. „Wo sind denn die Arbeiter?“ Obwohl sie bisher keinem davon offiziell vorgestellt worden war, wusste sie doch, dass beim Mittagessen ein halbes Dutzend da gewesen war.

„Sie haben Montagabend frei. Da fahren sie in die Stadt“, antwortete Zane.

„Nach Bliss?“

Zane lachte. Es war das erste Mal, dass Tracy das erlebte, und es gefiel ihr. Seine Stimme mochte ihr ja einen Schauer über den Rücken jagen, aber sein Lachen erzeugte eher angenehme kleine Wärmewellen in ihr.

„Nein, nicht nach Bliss. Sie fahren nach Red Deer oder Kendall.“

„Tracy hat in Kendall einen Strafzettel bekommen“, meldete sich Lucky wieder zu Wort.

„Das wissen wir!“, erwiderten Zane, Buck und sogar Rusty im Chor.

Lucky sah sie alle böse an. Offenbar fand sie das gar nicht komisch.

Tracy hatte ähnliche Gefühle. Sie grübelte immer noch darüber nach, wieso sie so stark auf Zane reagierte.

Ihre Stimmung verbesserte sich nur ein wenig, nachdem sie das Geschirr abgewaschen hatte. Zum Glück war der Boiler nun wieder in Ordnung. Zane brachte die Zwillinge ins Bett. Buck fragte Tracy nach weiteren Ideen wegen der Soße, während sie arbeitete. Dann kam Zane wieder herunter und holte sich etwas von dem Kaffee, den Tracy ständig parat haben musste, wie er ihr erklärt hatte.

„Kann ich jetzt, wo es wieder heißes Wasser gibt, duschen?“, fragte Tracy. Sie wollte nicht riskieren, dass erneut etwas kaputtging.

Zane sah sie an, als hätte sie sich erkundigt, ob sie nackt auf dem Küchentisch tanzen dürfte.

Sie verzog das Gesicht. „Gibt es ein Problem?“

„Nein.“ Seine Stimme war rau. „Sie können duschen, aber nicht zu lange, sonst ist das heiße Wasser gleich wieder alle.“

„Ich lasse Ihnen noch etwas übrig.“ Die Vorstellung von Zane unter der Dusche – ohne Jeans, Hemd und Stiefel, mit Tropfen, die ihm den nackten Körper liefen –, bewirkte, dass Tracy die Augen weit aufriss. Und dass sie überlegte, ob Zane sie womöglich eben aus dem gleichen Grund so seltsam angesehen hatte. Hatte er sie sich etwa auch nackt vorgestellt?

Aber vielleicht ärgerte er sich ja auch nur über ihre mangelhaften hausfraulichen Fähigkeiten. Tracy dachte, dass sie offenbar gar nicht in Form war, wenn sie nicht mehr beurteilen konnte, ob ein Mann sich ärgerte oder erregt war. Sie war aus der Übung gekommen, während sie mit Dennis verlobt gewesen war. Er hatte vom ersten Moment an, als sie sich beruflich getroffen hatten, nicht mehr lockergelassen und hatte sie im Sturm erobert. Das hatte sie geradezu berauscht. Dennis hatte zu ihr gepasst. Ihr Lebensstil und Interessen waren sich ähnlich gewesen. Also hatte sie geglaubt, er wäre der richtige Mann für sie. Sie war nur an ihm interessiert gewesen. So seltsam das auch klingen mochte, solange sie mit ihm zusammen war, hatte, hatte sie andere Männer nicht mal mehr wahrgenommen.

Das war einer der Gründe, warum ihre Reaktion auf Zane ihr Sorgen bereitete. Na ja, vielleicht war es ja gar nicht direkt eine Reaktion. Sie war sich seiner Gegenwart nur sehr bewusst. Ja, diese Formulierung gefiel ihr. Das klang weniger ernst. Das mit dem Bewusstsein war okay. Immerhin war sie eine alleinstehende Frau. Es war vollkommen normal, wenn sie einen gut aussehenden Mann zu schätzen wusste.

Nach ihrer schnellen Dusche ging sie in ihr Zimmer, wo sie über Handy ihre Tante anrief.

„Ich bin so froh, von dir zu hören!“, rief Maeve. Tracy zuckte zusammen und hielt das Telefon etwas weiter weg vom Ohr. „Hast du die Ranch sicher erreicht? Haben Herberts Anweisungen geholfen?“

Herbert war der dritte Ehemann von Tante Maeve. Nach dem Tod ihrer Eltern kurz nach Tracys Highschool-Abschluss hatte ihre Tante sich um sie gekümmert. Tante Maeve war eine Art Paradiesvogel. Sie trug immer bunte Farben, benahm sich ziemlich auffällig, hatte ein goldenes Herz und ein Gedächtnis wie ein Sieb. „Du hast mir Herberts Anweisungen nicht gegeben“, sagte Tracy.

„Natürlich habe ich das.“

„Nein, du hast mir selber den Weg beschrieben.“

„Wo ist denn da der Unterschied?“, wollte Maeve wissen.

„Herberts Anweisungen wären präziser gewesen. Er hätte nicht gesagt: ‚Nach der großen Straße biegst du in die kleine ab.‘“

„Hast du dich verfahren?“

„Am Ende habe ich die Ranch doch noch gefunden.“ Tracy streckte sich auf dem Bett aus, nachdem sie die Decke weggezogen hatte, um sicherzustellen, dass keine Maus darunter war.

„Na, dann waren meine Anweisungen wohl doch nicht so schlecht. Hast du dich inzwischen eingelebt?“

„Ich denke schon.“ Tracy schob vorsichtig am Fußende des Bettes einen Fuß unter das Gestell. Sie war immer noch nicht völlig sicher, dass sie allein war. „Es war nicht direkt so, wie ich es erwartet hatte.“

„Wieso?“

Tracy beugte sich vor und blickte unter das Bett. „Weil du mir erzählt hast, Zane wäre ein Witwer in mittleren Jahre mit zwei ganz braven Kindern.“

„Und?“

„Und ich komme her und finde heraus, dass die Zwillinge total wild sind, und Zane …“

„Ja?“ Tante Maeve klang ausgesprochen munter.

„Er ist genauso wenig im mittleren Alter wie ich. Er mag zwar ein paar Jahre älter sein, aber nicht viel.“

„Komisch. Man sollte meinen, dass wilde Zwillinge einen Mann schnell altern lassen“, meinte Maeve trocken.

„Ihn nicht. Er bewegt sich wie ein Cowboy. Jedenfalls hatte ich so einen Typ erwartet wie J.R.s Vater in ‚Dallas‘, und stattdessen ähnelt er …“

„Mel Gibson in ‚Maverick‘?“, schlug Maeve vor.

„Nur härter.“

Maeves Lachen klang ziemlich unanständig.

„Ich meinte dunkler“, stammelte Tracy. Sie fühlte sich wie ein Teenager. „Ich werde ja ganz rot, Tante Maeve.“

„Ich habe dir ja gesagt, dass es gut für dich ist, auf diese Ranch zu ziehen nach deiner geplatzten Verlobung.“

„Ich weiß.“ Tracy fühlte sich ruhelos. Also stand sie auf und ging im Raum hin und her. „Das Komische ist, dass ich an diesem Nachmittag zu Dennis gegangen bin, um ihm zu sagen, dass ich Zweifel hatte wegen unserer Heirat. Nachdem ich ihn dann mit einer anderen Frau im Bett vorgefunden hatte, war mir klar, woher diese Zweifel kamen“, meinte sie sarkastisch.

„Du hast vermutet, dass Dennis dich betrügt?“

„Nein“, gab Tracy zu. „Das war es nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn liebe. Oder ob er mich wirklich liebt.“

„Und jetzt?“

„Jetzt weiß ich, dass er mich nie geliebt hat, jedenfalls nicht so, wie ich geliebt werden will. Und was meine Gefühle angeht, glaube ich, dass ich ihn lieben wollte, aber nicht tatsächlich geliebt habe. Ich war wütend, weil er mich betrogen hat, aber gleichzeitig auch ein bisschen erleichtert, da ich dadurch einen guten Grund hatte, die Verlobung zu lösen. Am Anfang unserer Beziehung war er sehr überzeugend.“ Sie blieb vor dem Fenster stehen. Die Berge erinnerten sie wieder daran, dass sie weit weg war von Chicago.

„Auf jeden Fall bin ich erleichtert, dass ich vor der Hochzeit herausgefunden habe, was für ein Typ er ist. Ich bin froh, dass ich meinem Instinkt vertraut habe und zu ihm gegangen bin. Habe ich dir erzählt, dass Dennis es gar nicht geglaubt hat, als ich ihm gesagt habe, es wäre vorbei mit unserer Verlobung?“ Sie ging wieder hin und her. „Er hat immer wieder gesagt, er könnte es erklären. Er hat sogar versucht, sein Verhalten dadurch zu rechtfertigen, dass sie eine Kundin wäre, die er zufriedenstellen müsste. Als das nicht funktioniert hat, hat er gedroht, mich zu feuern, wenn ich ihn nicht heirate. Daraufhin habe ich ihm erklärt, dass ich nicht nur unsere Verlobung löse, sondern auch meinen Job kündige.“

„Das war gut.“

„Und danach bin ich in ein Hotel gezogen und habe dich angerufen, um dir zu sagen, dass ich weg muss.“

Maeve griff das Stichwort auf. „Und ich habe dir erzählt, dass Zane eine Haushälterin braucht. Siehst du, wie gut sich am Ende alles zusammenfügt? Du hast etwas gebraucht, er hat etwas gebraucht, und jeder erfüllt die Bedürfnisse des anderen.“

Bei dieser Formulierung kamen Tracy sexuelle Bedürfnisse in den Sinn. Plötzlich wurde ihr ganz warm. „So hätte ich es nicht ausgedrückt.“

„Warum nicht?“

„Weil das klingt, als wären wir …“ Tracy brach ab, weil ihr wieder ein äußerst erotisches Bild einfiel.

„Ja?“, drängte Maeve.

Tracy schüttelte den Kopf und verdrängte die Vorstellung. „Nichts. Ich kann es immer noch kaum fassen, dass ich meine Sachen gepackt habe und hergekommen bin.“

„Glaub es ruhig, Liebes. Und genieß es.“

In dieser Nacht träumte Tracy überhaupt nicht von Dennis. Stattdessen träumte sie, sie wäre von Liliputanern festgebunden worden, so wie der Riese Gulliver. Nur waren die Seile aus Speck, und die Quälgeister hießen Lucky und Rusty. Außerdem trug Tracy die roten Schuhe von Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“ und war nicht fähig, nach Hause zurückzukehren.

Du solltest besser aufwachen, sonst hast du morgen Rückenschmerzen, dachte sie im Traum. Oder willst du immer weiter angebunden bleiben?

Es ist bloß ein Traum, dachte sie schläfrig. Ich will sehen, was als Nächstes passiert.

Ein Klopfen weckte sie. Sie blinzelte. Das erste Licht des Morgens kam zum Fenster herein. War es Zeit aufzustehen? Sie versuchte es, aber es ging nicht.

„Verdammt, Tracy“, knurrte Zane von der anderen Seite ihrer Schlafzimmertür. „Sie kommen wieder zu spät.“

„Ich bin im Moment nicht in der Lage aufzustehen“, rief sie.

„Beeilen Sie sich gefälligst.“

„Das ist unmöglich.“

„Wieso?“, wollte er wissen.

„Ich denke, Sie sollten reinkommen und es sich selber ansehen“, meinte sie.

Zane kam ins Schlafzimmer und sah, dass das Bett kreuz und quer mit Schnur umwickelt war, sodass Tracy sich überhaupt nicht rühren konnte.

„Es scheint, dass Ihre kleinen Lieblinge letzte Nacht sehr beschäftigt waren“, sagte sie schnippisch. „Oder halten Sie es für nötig, alle Ihre Haushälterinnen festzubinden, damit sie nicht weglaufen?“

4. KAPITEL

Zane konnte nicht aufhören, Tracy anzustarren. Ihre Haut war seidig, ihr Körper an genau den richtigen Stellen prachtvoll gerundet, und sie schaute ihn mit ihren leuchtend grünen Augen verwirrt an. Ihr elfenbeinfarbenes Nachthemd war fast durchsichtig und zeigte viel von ihr. Mehr, als er seit langer Zeit bei einer Frau hatte sehen können.

„Sehen Sie mich nicht so an.“

„Wie?“ Er wandte seinen Blick nicht ab.

„Als ob ich ein Teil Ihres Frühstücks wäre.“

Sie sah in der Tat zum Anbeißen aus, dachte er und hatte das Gefühl, dass seine Jeans ihm zu eng geworden wäre.

„Würden Sie mich bitte losbinden?“

„Oh, ja.“ Er schämte sich ein wenig wegen seiner erotischen Gedanken und beeilte sich, den ersten Knoten zu öffnen.

Der Knoten lag genau an ihrer Hüfte und er konnte es nicht vermeiden, sie zu berühren.

Er konnte hören, wie sie hörbar einatmete, aber es ging ihm nicht anders. Er löste den Knoten bei ihren Füßen, dann den nächsten. Es schien, als würden sie einer Linie zu ihren Brüsten folgen.

Diese Erkenntnis ließ ihn erstarren, doch schon berührten seine Finger ihre linke Brust. Die Haut fühlte sich tatsächlich so seidig an, wie sie aussah. Für einen Augenblick kam es ihm in den Sinn, Tracy zu nehmen, und auf seiner Oberlippe bildete sich ein leichter Schweißfilm.

Ein Blick in ihre Augen zeigte ihm, dass auch sie diese Spannung fühlte.

Tracy stockte der Atem, als Zanes Finger über ihre nackte Haut fuhren, anstatt sie loszubinden. Es war nun nicht mehr nur die Schnur, die sie an dieses Bett fesselte, sondern ebenso die Verlockung seiner Berührung.

Ihr Körper reagierte auf seine tastenden Hände, und ihre Brustspitzen richteten sich deutlich sichtbar unter dem dünnen Nachthemd auf. Das Nachthemd hatte sie eigentlich nur für Dennis anziehen wollen. Stattdessen ließ jetzt ein hagerer, sexy Cowboy seine Finger darüber gleiten. Er strich mit dem Daumen über die harte Knospe, und Tracy bäumte sich auf, so weit dies die Schnur zuließ. Durch ihre Bewegung rutschte seine Hand genau zwischen ihre Brüste und die feste Schnur.

Ihr ganzer Körper schien von einer eigentümliche Hitze ergriffen zu werden, und ihr Herz stand in Flammen. Ihre Gefühle waren so unkontrollierbar wie ein Blitz. Keine gute Sache.

„Nein“, brachte sie atemlos hervor.

Sofort zog Zane seine Hand zurück, und als Tracys Blick der Bewegung folgte, erkannte sie, dass er zweifelsfrei erregt war. Er stand auf, griff nach etwas in seiner Tasche, etwas Blitzendes. Es war bestimmt das größte Taschenmesser, das sie jemals gesehen hatte! Es gab genug Männer, die es nicht ertrugen, wenn eine Frau Nein sagte, aber eine solche Waffe war doch etwas extrem.

Sie blickte ihn unsicher an. „Bleiben Sie ganz ruhig. Wir können ja darüber reden.“

„Da gibt es nichts zu reden. Ich will damit die Schnur durchschneiden und nicht ihre Kehle.“

„Natürlich. Das war mir klar.“

„Ja? Darum haben Sie mich auch angestarrt, als ob ich ein Serienmörder oder etwas Ähnliches sei.“

„Vergessen Sie nicht, dass ich aus der Großstadt komme. Und da fürchten wir uns vor Menschen mit Messern.“

„Ich vergesse bestimmt nicht, dass Sie aus der Stadt kommen.“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel zu, was er von ihrer Herkunft hielt.

„Haben Sie etwas gegen Stadtmenschen?“

„Könnte man so sagen.“

„Was haben Sie denn genau gegen Städter?“

Er sah auf, und seine Augen waren so blau wie der Himmel über den Rocky Mountains. „Wieso interessiert Sie das so sehr?“

„Immerhin arbeite ich für Sie, und es ist bestimmt hilfreich, wenn ich Sie besser verstehe.“

„Kümmern Sie sich einfach nicht darum“, antwortete er und zerschnitt die restliche Schnur. „Mich zu verstehen gehört nicht zu Ihrem Job. Sie sollen nur kochen und auf die Kinder aufpassen.“ Dann klappte Zane sein Messer wieder zusammen und verließ so schnell den Raum, als ob der Teufel hinter ihm her sei.

„Einen schönen, guten Morgen auch für Sie“, murmelte Tracy, als sie sich im Bett aufsetzte. Die Schnur war sie nun los, aber nicht die Erinnerung an Zanes Berührung.

Das Gute war, dass ihr diesmal nichts in der Küche anbrannte, das Schlechte, dass die Eier etwas zu stark angebraten waren und der Speck zäh wie Gummi war. Es war noch ein weiter Weg zur Perfektion. Aber das würde sich schon ändern, wenn der neue Herd in zwei Tagen geliefert würde.

Immerhin wusste sie nun, dass sie Frühstück für sechs Personen zubereiten musste – Zane, seinen Vater, die beiden kleinen Satansbraten und zwei fest angestellte Arbeiter. Im Moment hatten sie noch zwei Aushilfskräfte – Teenager, die den Sommer über hier arbeiteten. Aber Buck hatte ihr erzählt, dass die beiden zu Hause frühstückten und nur mittags mitaßen.

„Im Frühling und im Herbst ist hier am meisten los“, hatte Buck weiter erklärt. „Gerade sind wir mit den Brandzeichen und der Impfung fertig geworden. Ich schätze, Murph und Earl werden Sie schon kennengelernt haben.“ Er sprach die beiden Namen so aus, als ob sie einer wären. „Diese Hundesöhne haben hier schon gearbeitet, als Zane noch ein kleiner Grashüpfer war.“

Die beiden Rancharbeiter standen schüchtern herum, nestelten an den Krempen ihrer Hüte und traten nervös von einem Bein auf das andere.

„Kommt schon und redet mit ihr, Jungs. Sie beißt nicht.“

Schließlich riss Buck der Geduldsfaden, und er stellte die beiden selbst vor. „Der große ohne Fleisch auf den Knochen ist Murph und der mit dem dümmlichen Grinsen ist Earl.“

Earl war kleiner und stämmig gebaut. Ihre Gesichter waren wettergegerbt, was ihnen eine besondere Persönlichkeit gab. Tracy befürchtete, dass man dies von ihr nicht sagen konnte. Doch die Schüchternheit der beiden nahm sie für sie ein.

Sie lächelte ihnen zu. „Schön, euch kennenzulernen. Tut mir leid, dass das Frühstück heute Morgen etwas misslungen ist, aber ich kämpfe noch mit diesem altertümlichen Ungeheuer.“

„Sie meinen, Sie haben Ärger mit Buck?“, fragte Murph.

Tracy hätte fast laut aufgelacht. „Ich meine den Herd, doch nicht Buck.“

„Ich mag zwar altertümlich sein, aber ich bin kein Ungeheuer“, brummte Buck. „Ihr beiden Nichtsnutze solltet jetzt lieber arbeiten, anstatt Maulaffen feilzuhalten. Das hier ist doch keine Ranch für Touristen.“

„Hier hält sich jeder für besonders komisch“, fügte Buck hinzu, nachdem die beiden gegangen waren. „Dabei kommt niemand mehr an den Humor von Cockeyed Curly heran. Der hatte was drauf. Er hat Gedichte geschrieben. Heute schreiben ja viele Cowboys Gedichte, aber in der damaligen Zeit war Cockeyed Curly so was wie eine Berühmtheit. Allein schon wegen all den Banken und Zügen, die er ausgeraubt hat. Er hat nach jedem Überfall ein Gedicht am Tatort zurückgelassen, über das sich die örtliche Polizei schwarzgeärgert hat. Eins meiner Lieblingsgedichte von ihm geht so:

Curly war hier, dir zu nehmen die Last,

die zu tragen du an deinem Gelde hast.

Hilfreich nahm ich es weg von dir,

auf das dein Leben wird leichter hier.“

Tracy musste lachen, was Buck veranlasste, sofort ein wesentlich längeres Gedicht aufzusagen. Er schien nicht häufig aufmerksame Zuhörer zu haben.

Als er endlich eine Pause machte, nutzte Tracy den Moment, um sich zurückzuziehen. „Ich sollte besser mal schauen, was die Zwillinge so treiben.“

Ein weiteres Problem war, wie sie mit der nächtlichen Attacke umgehen sollte.

Die Zwillinge erwarteten sie schon in der Küche. Zane hatte sie zum Abwaschen verdonnert. Unter dem gestrengen Blick ihres Vaters entschuldigten sie sich bei ihr, aber sie konnte es ihnen an den Gesichtern ablesen, dass es ihnen nicht ernst war.

Sie musste sich zwingen, es den beiden nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen, aber sie wusste, dass die Zwillinge nur darauf warteten. Tracy wollte sich keinesfalls auf dieses Spiel einlassen, denn damit hatten die zwei schon die anderen Haushälterinnen vergrault. Eine plötzliche Eingebung ließ sie grinsen, und sie wandte sich betont freundlich den Zwillingen zu.

„Ich muss euch sagen, dass mir euer Wild-West-Begrüßungsbrauch sehr gut gefallen hat.“

„Was denn für ein Brauch?“ Rusty schaute sie misstrauisch an.

„Dass ihr mich an mein Bett gefesselt habt, damit euer Vater mich losbinden musste.“

„Darum haben wir das aber nicht gemacht.“

„Nein?“ Tracy tat überrascht. „Warum denn sonst?“

„Damit Sie wieder wegfahren.“

„Warum solltet ihr denn so etwas wollen? Wollt ihr denn unbedingt selbst kochen und saubermachen?“

Die Kinder starrten sie entgeistert an. „Wir sind doch erst Kinder.“

„Ihr scheint mir schon schlau genug zu sein.“

„Wirklich?“ Diese Aussage schien Lucky zu gefallen, aber Rusty hatte noch seine Zweifel.

„Natürlich.“ Tracy lächelte ihnen zu und beugte sich verschwörerisch zu ihnen hinunter. „Ihr seid vielleicht sogar schlauer als ich. Denn ich weiß einfach nicht, wieso es euch helfen würde, wenn ich gehen würde.“

Lucky konnte nicht glauben, dass jemand so dumm sein konnte. „Weil Pa dann jeden Tag bei uns zu Hause bleiben müsste.“

Bingo! Darum ging es also in Wahrheit. Tracy nickte bedächtig. „Ich verstehe, dass ihr mehr Zeit mit eurem Vater verbringen wollt.“ Sie hätte ja selbst nichts dagegen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. „Wie wäre es denn, wenn ich euch dabei helfen würde?“

„Wie wollen Sie uns denn helfen?“, fragte Rusty verächtlich.

„Ich kenne da ein paar Tricks. Hört mal zu, Kinder.“

Zane stand bis zu den Knöcheln im Dung. Es erschien ihm der rechte Hinweis dafür zu sein, wo er hingehörte, wenn er sich jemals wieder mit einer Frau aus der Stadt einlassen sollte. Einer Frau wie Tracy. Er hatte seine Lektion gelernt, nachdem ihm seine Exfrau Pam damals durch die Mangel gedreht hatte.

Er hatte sie seinerzeit in einer Bar in Denver kennengelernt. Sie hatte eine Jeans getragen, die so eng war, als wäre sie ihr auf die Haut gemalt, und hatte ihm erzählt, wie sehr sie von Cowboys begeistert war. Sie wollte ihn zu einem Drink einladen, aber er hatte darauf bestanden, sie zu einem Getränk einzuladen. Schließlich hatten sie getanzt. Genau genommen hatte sie noch einiges andere gemacht.

Er war verrückt nach ihr gewesen. Sooft er Zeit gehabt hatte, war er zu ihr die weite Strecke nach Denver gefahren, und sie hatte ihn mit ihren blauen Kinderaugen angestrahlt, als wäre er das achte Weltwunder. Er hatte ihr geglaubt, dass sie ihn liebte und gern auf seiner Ranch leben würde.

Nach zwei Jahren war sie des Landlebens überdrüssig geworden. Sie hatte ihm rundheraus erklärt, dass es nun an der Zeit für sie wäre, ihn zu verlassen und sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, nämlich Showgirl in Las Vegas zu werden. Nicht, dass sie davon jemals etwas erzählt hätte, aber im Nachhinein wunderte es ihn nicht mehr, dass sie die Zwillinge nach den Hauptpersonen ihres Lieblingsfilms genannt hatte. Ihr Lieblingsfilm war „Viva Las Vegas“.

Sie hatte gesagt, dass die Kinder ihr nur im Weg sein würden, und hatte sie bei ihm zurückgelassen, ihm aber gleichzeitig noch einen dicken Scheck mit Drohungen wegen des Sorgerechts abgepresst. Zane hatte sie gern ausgezahlt.

Manchmal konnte er es immer noch nicht glauben, dass sie ihre Kinder einfach so zurückgelassen hatte. Für ihn bedeuteten die Zwillinge alles, aber Pam schien keinerlei mütterlichen Gefühle zu besitzen.

Die Kinder waren damals gerade ein Jahr alt gewesen, aber er erinnerte sich noch gut an den Schmerz in ihren Augen, als sie mit der Zeit begriffen, dass andere Kinder eine Mutter hatten und ihre weggelaufen war. Dabei hatten sie natürlich keine Erinnerung an Pam. Dennoch hatten sie immer davon geträumt, dass ihre Mutter eines Tages zurückkommen würde. Doch als Pam vor einem Jahr tödlich verunglückte, war dieser Traum endgültig vorbei.

Das einzig Gute, was Pam ihm jemals gegeben hatte, waren die Zwillinge gewesen. Und er hatte durch sie gelernt, dass diese Ranch kein Ort für eine Frau aus der Großstadt war, auch dann nicht, wenn sie in Colorado geboren war. Schon gar nicht für eine aufgedonnerte Blondine aus Chicago, gegen das Denver ein Nest war.

Zane hatte es zwar nicht besonders eilig, aber er hatte durchaus vor, eines Tages wieder zu heiraten. Aber nur eine Einheimische, das stand für ihn fest.

Fluchend schaufelte Zane eine weitere Ladung Mist und Stroh auf die Schubkarre. Normalerweise erledigte einer seiner Arbeiter diese Arbeit, aber heute wollte er wieder spüren, wo seine Wurzeln lagen. Und es erinnerte ihn daran, in welchen Schlamassel er kommen würde, wenn er sich mit einem samthäutigen Mädchen wie Tracy einlassen würde.

Tracy spürte ihn schließlich im Stall auf. Zane war gleich nach dem Mittagessen verschwunden, hatte nicht einmal die Nachspeise abgewartet, obwohl ihr der Schokoladenkuchen diesmal recht gut gelungen war.

Also hatte sie sich ein Stück Kuchen geschnappt und ihn gesucht, um es ihm zu bringen. In einen Stall ging sie nun zum ersten Mal in ihrem Leben, vorher hatte sie so etwas nur im Fernsehen gesehen. Ihr fiel sofort der Duft von frischem Heu und der Geruch der Pferde auf.

Die Sonne ging allmählich unter, und Tracy hatte Schwierigkeiten, im Zwielicht klar zu sehen. Während sie sich noch an die beginnende Dunkelheit zu gewöhnen versuchte, spürte sie, wie jemand ihren Po berührte. Erschrocken fuhr sie herum – und starrte auf ein Pferd.

„Jetzt machen sich schon die Pferde über mich lustig“, murmelte sie und trat hastig einige Schritte zurück.

Das Pferd schüttelte wiehernd den Kopf, und Tracy hatte den Eindruck, es würde sie auslachen.

„Sehr lustig, Freundchen. Aber jetzt halt dich bitte zurück.“ Tracy sah, dass sie in der Stallgasse stand. Rechts und links davon befanden sich die Boxen der Pferde. Während sie vorsichtig weiterging, den Kuchenteller in der Hand balancierend, fiel ihr ein Hemd auf, das an einem Pfosten aufgehängt war. Zanes Hemd?

Er war ganz hinten im Stall und verteilte gerade frisches Heu in den Boxen. Er sah wie der Inbegriff des Cowboys aus. Er war nur mit einer engen Jeans bekleidet und sein nackter Oberkörper offenbarte das kräftige Spiel seiner Muskeln.

Tracy räusperte sich. „Ich… äh. Ich habe Ihnen was mitgebracht.“

In diesem Moment spürte sie wie etwas Kaltes, Feuchtes ihren Unterarm anstupste. Bei ihrem Versuch, das Kuchenstück zu retten, kam sie ins stolpern und stürzte genau auf Zane, der sich gerade umdrehte.

Es gelang ihm gerade noch, die Mistgabel wegzuwerfen, bevor er mit ihr zusammen auf das Heu fiel.

Der Teller mit dem Kuchen interessierte Tracy plötzlich nicht mehr. Sie wusste nur noch, dass sie auf Zane lag und ihre Brüste sich an seinen nackten Oberkörper drückten. Sofort stellte sich wieder dieses hitzige Gefühl ein, das sie schon am Morgen im Schlafzimmer verspürt hatte, als er sie von ihren Fesseln befreite, und sie konnte seinen Herzschlag hören.

Sie hob ihren Kopf und wollte sich für ihre Tollpatschigkeit entschuldigen, aber bevor sie etwas sagen konnte, küsste er sie.

5. KAPITEL

Tracys Lippen waren geöffnet, als seine sie berührten. Es gab keine spöttischen Vorbemerkungen, kein unsicheres Zusammentreffen ihrer Nasen, es war der reine, unverfälschte, erotische Hunger und raubte ihr den Atem.

Zane fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und verschränkte seine großen Arbeiterhände hinter ihrem Kopf. Genüsslich erforschte seine Zunge ihren Mund, und Tracy bemerkte, dass Zane nach dem Kaffee schmeckte, den er vorhin getrunken hatte.

Woher konnte er nur so gut küssen? Sie war so begeistert, dass sie seine wilden Küsse hemmungslos erwiderte.

Im nächsten Moment rollte er sich auf sie, und seine Küsse wurden noch erregender. Er knabberte zärtlich an ihrer Unterlippe, bevor er sich wieder auf ihre Zunge konzentrierte.

Seine Küsse hatten etwas Mitreißendes an sich. Mit einer Hand fuhr er nun ihren Hals entlang. Sie hatte keine Ahnung, wo er sie als Nächstes berühren würde, aber es gab so viele, angenehme Möglichkeiten, die sie sich vorstellen konnte.

Langsam ließ er seine Hand über den dünnen Stoff ihrer Bluse wandern, sein Daumen umkreiste sanft eine aufgerichtete Brustspitze. Tracy glaubte vor Sehnsucht dahinzuschmelzen. Wieder und wieder berührte er sie so mit seinem Daumen, ohne seine glutvollen Küsse zu unterbrechen. Tracy stöhnte auf.

Ihre Berührungen wurden immer sinnlicher, und sie konnte seine Erregung deutlich spüren. Mit einer Hand fuhr er unter ihre Bluse, und Tracy strich ihm begierig mit beiden Händen über den nackten Oberkörper. Dann hatte er sie der Bluse entledigt und war gerade dabei, ihren BH zu öffnen, als sie ein heiseres Atmen hinter sich hörte und gleich darauf von etwas Feuchtem angestoßen wurde. Erschrocken schrie sie auf, und Zane ließ sie los.

Sie drehte sich um und blickte wieder auf den Kopf eines Pferdes. Besser gesagt, auf seine Nüstern, denn so nah war das riesige Tier ihr schon.

„Lass das, Bashful!“, knurrte Zane. Sein schwarzes Haar war zerzaust, und er konnte seinen Hut nirgends finden.

Tracy brauchte einen Moment, um wieder klar denken zu können.

Wozu hatte sie sich nur hinreißen lassen? Himmel, dieser Mann war ihr Arbeitgeber! Sie starrte Zane mit einer Mischung aus Unmut und Leidenschaft an. Sein Blick verriet ähnliche Gefühle.

„Das hier ist nie geschehen“, entschied Zane knapp, während er wieder aufstand.

„Das Pferd hat mich geschubst“, begann Tracy, aber Zane fiel ihr sofort ins Wort.

„Diesen Kuss hat es nie gegeben. Er war ein großer Fehler.“

Das gefiel ihr ganz und gar nicht, und sie machte ein finsteres Gesicht.

„Sehen Sie, meine Exfrau kam auch aus der Großstadt. Deshalb will ich dieses Mal eine Frau vom Land, die nicht von einer tollen Karriere träumt und für die die Kinder das Wichtigste im Leben sind. Eine grundsolide Person eben. Daher kommen Sie von vornherein nicht in Betracht.“

Tracy war froh, dass die Mistgabel nicht in Reichweite lag, sie wäre sonst sehr in Versuchung gekommen, sie einzusetzen, um diesen unerträglichen Typ eine Lektion zu erteilen, die er so schnell nicht vergessen würde. „Es war doch nur ein Kuss.“ Zugegeben, das war gelogen, doch das brauchte er ja nicht zu wissen. „Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich ebenfalls keinerlei Interesse habe, eine Beziehung mit Ihnen einzugehen. Ich habe gerade meine Verlobung gelöst. Unter anderem, weil ich herausgefunden habe, dass mein Verlobter mich betrogen hat. Darum wollte ich für eine Weile raus aus Chicago. Bestimmt nicht, weil ich mich mit einem arroganten Macho im Heu herumwälzen wollte!“ Sie stand auf und strich ihr Haar zurecht. „Ich habe diesen Vorfall bereits vergessen.“ Sie marschierte schnurstracks aus dem Stall und zertrat, geladen wie sie war, den Schokoladenkuchen.

Dennoch fiel es ihr schwer, sich nicht wieder an diesen Kuss zu erinnern. Vor Wut schäumend ging sie zum Haus zurück und pfefferte ihre mit Schokoladenkuchen beschmierten Schuhe in den Vorraum, der sich am Hintereingang des Hauses befand. Wie hatte Zane es nur wagen können, sie auf diese Art und Weise zu küssen.

„Hast du mit Pa gesprochen?“, fragte Rusty sie im nächsten Augenblick.

„Dein Vater ist ein Esel. Nein, ich will keinen Esel beleidigen. Er ist die Zecke, die auf dem Esel sitzt!“

Rusty sah sie verwundert an, aber er war von ihrem Ausbruch ähnlich unbeeindruckt wie Lucky.

„Beleidige nicht unseren Vater!“ Das Mädchen stemmte ihre Hände in die Hüften und starrte Tracy trotzig an. „Er ist der klügste Mann auf der ganzen Welt. Er ist viel schlauer als du.“

„Was ist denn hier los?“ Buck war in die Küche gekommen. „Ich habe euer Geschrei ja noch im Wohnzimmer hören können. Wie soll ich mir bei diesem Tohuwabohu denn in Ruhe einen John-Wayne-Film ansehen?“

„Was ist ein Towu…“, fragte Rusty verwirrt.

„Er meint Lärm“, erklärte ihm Tracy.

Lucky deutete anklagend auf Tracy. „Sie hat geschrien. Sie hat gesagt, dass Pa dumm wie eine Zecke ist.“

„Oh, wirklich?“ Buck schaute nachdenklich drein. „Ich frage mich, was mein ältester Stammhalter da wieder angestellt hat. Möchten Sie es vielleicht genauer ausführen, Miss Campbell?“

Tracy schüttelte den Kopf. „Will jemand selbstgemachte Limonade?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie zum Kühlschrank und holte eine Handvoll Zitronen heraus.

„Lassen Sie es ruhig angehen“, verabschiedete sich Buck und ließ Tracy mit den Zwillingen allein. Sie presste die Zitronen aus und füllte sie in einen Krug zusammen mit Zucker und Wasser. Das Wasser hier draußen kam frisch von der Quelle.

Rusty trank einen Schluck und verzog das Gesicht. „Du machst Zitronenlimonade wie ein Stadtmensch.“

„Stadtmenschen machen keine Zitronenlimonade, sie kaufen sie.“

„Du …“ Rusty verschlug es die Sprache, denn in diesem Augenblick bildete sich eine riesige schillernde Seifenblase auf seinen Lippen.

Oh, oh! dachte Tracy. Etwas verspätet fiel ihr ein, dass sie den Krug, in dem sie die Limonade zubereitet hatte, wohl nicht richtig ausgespült hatte, sodass noch Reste des Spülmittels darin enthalten war. Rasch nahm sie Lucky und Rusty die Gläser mit der Limonade weg und schüttete den Inhalt in die Spüle.

So ein kleiner Schluck mit Seife versetzter Limonade würde Rusty doch wohl nicht schaden, oder? Immerhin hatten in früheren Zeiten Eltern ihren Kindern den Mund mit Seife ausgewaschen, wenn diese etwas Ungebührliches gesagt hatten. Aber sie hatten ihre Kinder nie gezwungen, die Seife hinunterzuschlucken.

Sollte sie vielleicht doch den Gift-Notruf anrufen? Nein, jetzt übertrieb sie es doch. Schließlich hatten die Kinder ja nicht das gesamte Spülwasser ausgetrunken, sondern nur einen kleinen Schluck, der zudem mit Wasser und Limonade verdünnt war.

„Du wolltest doch mit Pa reden, damit er mehr Zeit für uns hat“, warf Lucky in anklagendem Ton ein.

„Euer Vater war beschäftigt, aber ich spreche nachher mit ihm.“ Wenn ich ihm nicht vorher eine knalle, setzte sie im Stillen hinzu.

„Gehst du jetzt weg?“, stichelte Rusty.

„Nein. Ich habe euch doch schon erzählt, dass ich bleiben werde.“

„Unsere Mutter ist weggegangen. Sie ist tot“, bemerkte Rusty ohne einen Grund. „Sie wollte uns nicht. Sie ist fortgegangen als wir noch Babys waren.“ Er klang ganz ernst und Tracy zog sich die Kehle zusammen.

„Aber das macht nichts, weil unser Pa uns doppelt so lieb hat“, fügte Lucky schnell hinzu.

„Euer Vater liebt euch wirklich sehr.“

„Und wir haben ihn auch ganz, ganz lieb. Wir brauchen niemand anders. Wir wollen dich hier nicht.“

Luckys Trotz erinnerte Tracy daran, wie es gewesen war, als sie ihre eigenen Eltern bei einem Autounfall verloren hatte. Sie hatte genauso wie die Zwillinge reagiert, aber genau wie bei ihnen war dies nur eine Maske gewesen, hinter der sie ihre Ängste versteckt hatte.

Ihre Tante Maeve hatte das begriffen und ihr trotz ihrer Gegenwehr einfach Liebe, Wärme und Freundschaft angeboten.

Oh ja, sie wusste, wie die Zwillinge sich fühlten. Sie wollten sie vielleicht nicht auf der Ranch haben, aber sie brauchten sie auf jeden Fall.

Als Tracy nach oben ging, war sie wie zerschlagen, fühlte aber gleichzeitig eine tiefe Befriedigung darüber, dass sie die Küche auf Vordermann gebracht hatte.

Zane war die ganze Zeit im Stall geblieben, und die Zwillinge hatten sich mit Buck den John-Wayne-Film angesehen. Also hatte Tracy Zeit genug gehabt, die Küche gründlich sauber zu machen, und jetzt meldeten sich schmerzhaft ihre Muskeln. Aber das hatte bestimmt auch damit zu tun, dass sie sich mit Zane im Heu herumgewälzt hatte.

Nachdem die Kinder ihr von ihrer Mutter erzählt hatten, konnte sie Zanes Ausbruch besser verstehen. Es war bestimmt schwer für ihn gewesen, die Zwillinge nur mit Hilfe seines Vaters aufzuziehen.

Jetzt sehnte sich Tracy aber nur noch nach einem heißen Bad. Sie ließ das Wasser ein und zog sich aus, als sie bemerkte, dass sie ihr Nachthemd in ihrem Zimmer vergessen hatte. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel, band den Gürtel fest und schaute nach, ob jemand auf dem Flur war. Von unten konnte sie Buck und die Kinder hören. Sie schnappte sich ihr Nachthemd und achtete dabei darauf, ob Joe, die Maus in der Nähe war. Dann ging sie zurück ins Bad, ohne zu ahnen, dass sie dort Besuch erwartete.

Zane war gerade auf halben Weg als er Tracys Schrei hörte. Sofort stürzte er die Treppe hinauf. Er fand sie gegen den Türrahmen des Badezimmers gelehnt, völlig außer sich und hysterisch lachend.

Sichtlich verwirrt wandte Zane sich ihr zu. „Alles in Ordnung? Warum haben Sie so geschrien?“

„Wegen des Leguans auf dem Toilettensitz.“

Er hätte damit rechnen müssen, dass ein Städterin wie sie auch vor einem kleinen Leguan erschrecken würde. „Das ist nur King.“

„Ich wusste gar nicht, dass die Kinder auch einen Leguan als Haustier halten. Und schon gar nicht, dass er darauf trainiert ist, auf die Toilette zu gehen.“

„King gehört meinem Vater.“

„Und Ihr Vater hat dem Burschen beigebracht, auf die Toilette zu gehen?“

„Ja“, antwortete Zane etwas zögerlich, da er sich noch gut an die Reaktionen der früheren Haushälterinnen erinnerte. „Wieso?“

„Mein Vater wäre neidisch geworden.“

Stand sie noch unter Schock? Wieso hätte ihr Vater wegen eines Leguans neidisch sein sollen?

„Mein Vater hat im Reptilienhaus des Brookfield Zoos in Chicago gearbeitet. Er und meine Mutter starben, als ich siebzehn war. Ein Autounfall. Aber er liebte Schlangen und Leguane und brachte immer welche mit nach Hause. Aber ein Leguan, der selbstständig auf die Toilette gehen konnte, war nicht darunter. Ich bin beeindruckt.“

„Warum haben Sie dann geschrien?“

„Das war nur die Überraschung. Ich ließ gerade das Wasser ein, als ich mein Nachthemd holen ging, das ich vergessen hatte.“

Das konnte nur bedeuten, dass sie unter ihrem Morgenmantel nackt war. Und Tracy hatte ihre Rundungen an den richtigen Stellen. Ihre Brüste waren jedenfalls so geformt, als wären sie speziell für seine Hände gemacht. Und sie duftete nach irgendeiner exotischen Frucht. Mango oder Papaya, vermutete er.

Er musste wie ein ausgehungerter Wolf wirken, wie er sie so anstarrte, aber er konnte einfach nicht wegsehen. War es ihr denn gar nicht bewusst, wie viel nackte Haut sie zur Schau stellte?

Vorsicht, Cowboy, warnte ihn eine innere Stimme, dies ist eine verdammt verführerische Situation. Und ihr Zimmer lag auch auf diesem Flur.

„Morgen Abend können Sie in den Trakt der Haushälterin einziehen“, sagte er plötzlich.

„Sie haben mir nie gesagt, wieso er überhaupt renoviert werden musste.“

„Die Zwillinge haben die Wände mit Ketchup beschmiert und sich wie tot auf den Boden gelegt, so als ob sie gerade erschossen worden wären. Ihre Vorgängerin erschrak so sehr, dass sie sofort ging. Sie dachte wohl, sie wäre in einen Horrorfilm geraten.“

„Ich weiß, warum die Kinder das getan haben.“

„Ich auch. Um die Frau loszuwerden.“

„Nein, damit Sie mehr Zeit für sie haben.“

Zane runzelte nachdenklich die Stirn. „Kinderpsychologin sind Sie also auch?“

„Ich habe den Kindern versprochen, mit Ihnen darüber zu reden.“

„Die beiden können doch jederzeit selbst mit mir selbst sprechen.“

„Das ja. Aber sie wollen, dass Sie sich mehr mit ihnen beschäftigen. Ich dachte mir, es wäre eine gute Idee, nach dem Abendessen so etwas wie eine ‚Zwillingszeit‘ einzuführen.“

„Was einzuführen?“

„,Zwillingszeit‘. Eine oder anderthalb Stunden, die Sie allein mit den Zwillingen verbringen. Ich könnte mich in der Zeit mit Buck unterhalten. Vielleicht erzählt er mir mehr Geschichten von Cockeyed Curly.“

„Aber ich bin doch oft mit ihnen zusammen.“

„Sie sehen zusammen fern, und das ist nicht genug.“

Er blickte Tracy wütend an. Wollte sie ihm jetzt etwa auch noch erklären, wie er seine Kinder zu erziehen hatte? „Und das haben Sie also herausgefunden, nachdem Sie gerade einmal ein, zwei Tage hier im Haus sind?“

„Ich musste gar nichts herausfinden. Die Zwillinge haben mir selbst gesagt, dass Sie bei ihnen bleiben müssten, wenn keine Haushälterin da wäre.“

Zane fuhr sich bei ihrer Bemerkung nachdenklich durch sein dunkles Haar. Wieso erzählten seine Kinder ausgerechnet dieser herausgeputzten Frau aus der Stadt, die gerade mal ein paar Tage da war, Dinge, die sie ihm nie erzählt hatten? Manchmal wünschte er sich wirklich, er könne die Arbeit Arbeit sein zu lassen und sich nur um die Kinder zu kümmern, aber er musste eine Ranch führen. Und wenn er nicht arbeitete, hatten sie kein Dach über dem Kopf.

Tracy schien seine Gedanken zu erraten. „Ich sage doch gar nicht, dass Sie irgendetwas falsch machen bei der Erziehung Ihrer Kinder. Und ich bin auch keine Expertin, außer dass ich die Tyke-Bike-Kampagne geleitet habe.“

„Die was?“

„Das Tyke Bike. Das war vor ein paar Jahren der große Renner bei den Kindern. Jeder Knirps wünschte sich so ein Ding zu Weihnachten. Ich sagte Ihnen doch, dass ich in Chicago in der Werbung gearbeitet habe.“

Plötzlich fiel ihr sein begehrlicher Blick auf, und sie bemerkte, dass ihr Morgenmantel oben auseinander klaffte. Schnell zog sie ihn über den Brüsten zusammen und band den Gürtel fester.

In diesem Augenblick stürmten die Kinder zu ihnen.

„Wir haben Sie schreien hören“, sagte Rusty. Die Haare fielen ihm in die Augen. „Grandpa wollte nicht, dass wir nachsehen. Was ist denn passiert?“

„Es war nur die Überraschung wegen King“, erklärte Zane und fuhr seinem Sohn mit einer Hand über den Kopf. „King sollte doch erst wieder frei herumlaufen dürfen, wenn Tracy im Haushälterinnentrakt wohnt. Ich frage mich, wie das geschehen konnte.“

„Nur Mädchen fürchten sich vor Leguanen“, spottete Rusty, doch dann riss machte er große Augen, weil Tracy den Leguan wie ein Profi hochnahm.

„Hallo, Kumpel“, flirtete sie mit dem Leguan.

„Ihr Vater hat im Zoo im Reptilienhaus gearbeitet“, erklärte Zane den Zwillingen. Die Kinder blickte sie zum ersten Mal anerkennend an. Sie waren offensichtlich beeindruckt, genau wie Zane.

Tracy war sich nicht sicher, ob das tatsächlich daran lag, dass sie so gelassen mit dem Leguan umging. Aber sie war sich sicher, dass es ihr gefiel, ihn zu beeindrucken.

6. KAPITEL

Ah, Eau de paint fumes. Diesen Duft würde Tracy überall wieder erkennen. Ihre letzte Werbekampagne hatte sie für die Firma, die diese Farbe vertrieb, geführt.

Aber hier in Colorado benutzte man anscheinend nicht die gefragten Modefarben. Zane hatte sich wie ein Verrückter an die Malerarbeit gemacht und strich die Räume der Haushälterin komplett in Weiß. Einfach Weiß.

Die Räume der Haushälterin zweigten von der Küche ab und waren so vom Rest des Hauses getrennt.

Die Zwillinge hatten Zane unbedingt helfen wollen, aber Buck hatte Mitleid mit seinem Sohn gehabt und die Kinder zu Onkel Cords Hütte in den Bergen mitgenommen. Um ihnen den Ausflug schmackhaft zu machen, hatte er ihnen erzählt, sie würden Cockeyed Curlys Schatzkarte suchen gehen.

Buck hatte Tracy erklärt, dass Cord der Einzelgänger der Familie war, so wie Reno der Charmeur. Sie fragte sich ernsthaft, was dann Zane wohl war. Der verantwortungsbewusste oder der starrköpfige Cowboy, dessen Küsse sie wahnsinnig machten?

Sie öffnete das Küchenfenster, weil sie der Geruch der frischen Wandfarbe schwindelig machte. Und wenn sie allein mit Zane im Haus war, wollte sie nicht gerade schwindelig werden. Verglichen mit den männlichen Fotomodellen, mit denen sie zusammengearbeitet hatte, war er viel zu rau, und er besaß auch keine teuren italienischen Anzüge wie Dennis. Dennis lebte nur für seine Edelklamotten, alte kalifornische Weine und seine eigene Cappuchinomaschine. Nein, Zane hatte nichts mit Dennis gemein.

Tracy ließ die Szene im Stall noch einmal Revue passieren. Sie war nun schon dreißig Jahre alt, aber noch nie hatte sie eine solche Leidenschaft für einen Mann empfunden, auch nicht für Dennis. Aber sie hatte nicht gelogen, als sie ihm erzählt hatte, dass sie kein Interesse an einer neuen Beziehung hatte.

Sie hatte nach Dennis alle ihre bisherigen Vorstellungen von einem passenden Partner über Bord geworfen. Anfangs hatte sie gedacht, dass er alles verkörperte, was sie sich immer von einem Mann gewünscht hatte, aber er hatte sich als wertlos erwiesen. Es mangelte ihm an vielem, insbesondere an Rechtschaffenheit.

Zane war die Rechtschaffenheit in Person. Und wie er seine Familie liebte und umsorgte, war bewundernswert. Sie glaubte fast in „Bonanza“ bei den Cartwrights zu sein. Nur dass die vier Cartwright-Söhne niemals die richtige Frau gefunden hatten.

Wer würde wohl die richtige Frau für Zane sein? Sie sicherlich nicht, aber das war ihr nur recht. Nach dem Sommer würde sie wieder nach Chicago zurückkehren oder an einem anderen Ort neu anfangen.

Die Geschichte mit King hatte das Eis zwischen den Kindern und ihr gebrochen. Rusty hatte ihr daraufhin sogar ganz stolz seine Schlange, die er Precious getauft hatte, gezeigt.

Allerdings hatte sie nicht erraten können, was ihr Vater dachte. Sie hatte ihm ein Glas Limonade gebracht, während er gerade beim Streichen war, und er hatte es in einem Zug ausgetrunken.

„Es würde schneller vorangehen, wenn ich Ihnen helfen würde“, hatte sie bemerkt.

„Malerarbeiten gehören nicht zu Ihrem Job. Außerdem bin ich fast fertig.“

Irgendwie hatte seine Absage sie etwas verstimmt. Sie schien recht dünnhäutig geworden zu sein. Früher hatte sie kein Problem gehabt, sich mit schwierigen Klienten ihrer Werbeagentur herumzuschlagen. Dafür war sie zu sehr Profi. Aber hier war es etwas anderes, hier nahm sie es persönlich. Natürlich war sie keine erfahrene Haushälterin, und daher überlegte sie sich, womit sie Zane wohl beeindrucken konnte.

Sie begann das Wohnzimmer zu reinigen, um sich abzulenken. Überall lagen Zeitschriften und schmutzige Wäsche herum, was sie daran erinnerte, dass sie dringend waschen musste. Aber ein Blick in die Waschküche und die Berge von Schmutzwäsche nahmen ihr den Mut.

Bevor sie sich ein Herz fasste und sich doch an die Wäsche machte, schaute sie noch einmal kurz in ihre neuen Räumlichkeiten. In den Zimmer, das Zane schon fertig gestrichen hatte, standen ein rustikales Bett aus Pinienholz, ein Nachttisch und einige Kommoden. Allesamt hervorragend Tischlerarbeiten und außerdem sehr originell.

Zane fiel auf, dass sie die Möbel bewundernd betrachtete. „Die hat mein Bruder Cord gemacht.“

„Er ist sehr begabt. Im Moment herrscht eine große Nachfrage nach dieser Art von Möbeln.“

„Das hat er auch erzählt.“

„Es muss schön sein, wenn die ganze Familie in der Nähe lebt.“

„Hier draußen ist die Familie sehr wichtig.“

„Die Familie ist überall sehr wichtig“, verbesserte sie ihn vorsichtig.

Zane schaute gedankenverloren vor sich hin. „Ich … äh… habe den Zwillingen erzählt, dass wir ab heute Abend die ‚Zwillingszeit‘ einführen werden.“

Tracy lächelte. „Das freut mich! Was haben sie gesagt?“

„Nicht viel. Aber Sie hätten mal ihre Gesichter sehen müssen.“

„Sie haben sich gefreut.“

„Oh ja. Und wie.“ Ihre Blicke trafen sich. Es kam Tracy vor, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten.

Mach dich nicht verrückt, befahl sie sich. Das sind nur die Entzugserscheinungen, weil sie keine Werbekampagne zu planen hatte, von Bucks Grillsaucen einmal abgesehen. So wenig Arbeit es auch war, so lenkte es sie doch von Zane ab.

„Ich muss wieder an die Arbeit“, bemerkte sie und ging zur Tür. „Soll ich meine Sachen gleich herunterholen?“

„Räumen Sie Ihre Sachen einfach ein, wenn Sie wollen. Der Farbgeruch sollte sich in ein, zwei Stunden verzogen haben.“

Also räumte sie erst einmal im Wohnzimmer auf. Zum ersten Mal fiel ihr der Teppich auf, ein grüner Fetzen, der wohl noch aus den Sechzigern stammte. Buck hatte ihr erzählt, dass der Fußboden im Haus aus furniertem Hartholz bestand, und Tracy hatte sich überlegt, ob es nicht besser wäre, den Teppich ganz herauszuwerfen. Sie stellte sich vor, wie das Zimmer wohl mit glänzenden Holzdielen und einigen indianischen Brücken aussehen würde.

Aber es war wohl noch zu früh, um Zanes Haus neu einzurichten. Es war schon genug, dass morgen die neuen Küchengeräte geliefert würden. Also räumte sie das Wohnzimmer auf und ging dann nach oben in ihr Zimmer. Viel Zeit zum Ausruhen hatte sie nicht, denn in einer knappen Stunde musste sie das Abendessen vorbereiten. Sollte sie ihnen wirklich schon wieder Spaghetti vorsetzen, obwohl das natürlich am Einfachsten und Schnellsten bewerkstelligen war?

Also nutze Tracy die verbleibende Zeit und begann, ihre Sachen für den Transport nach unten zusammenzustellen. Es war doch einiges mehr, als sie gedacht hatte. Sie war gerade dabei, einige große Schubladen herunterzutragen, als ihr Zane auf der Treppe entgegenkam.

„Geben Sie mir das“, ordnete er an und nahm ihr die Schubladen aus der Hand.

Er trug die Schubladen in ihr Zimmer und stellte sie auf dem Bett ab. Dabei fiel ein seidiges Etwas heraus, und Zane griff automatisch danach. Im nächsten Moment hielt er eine zart-rosa BH und Slip-Kombination in der Hand und er starrte die zarten Stücke an, als ob es sich um eine giftige Schlange handeln würde.

Der Mann war doch verheiratet gewesen. Hatte er denn noch niemals Damenunterwäsche gesehen? Tracy nahm ihm die Dessous aus der Hand, und dabei berührten sich für den Bruchteil einer Sekunde ihre Finger. Wieder einmal glaubte sie, dass sie einen elektrischen Schlag bekommen hätte.

Jede Kleinigkeit gewann an Bedeutung, wenn sie mit Zane zusammen war. Sie sah ihn verwirrt an. Seine Augen waren sehr ausdrucksvoll, und allmählich lernte sie seine Blicke zu deuten. Sie spürte, dass auch er die starke, gegenseitige Anziehung verspürte. Sie beherrschte seine Gedanken ebenso wie er ihre, er stand ebenso im Bann der Sinnlichkeit wie sie.

Doch dann blinzelte er kurz, und der Zauber war gebrochen. „Was gibt es heute Abend zu essen?“

„Wie wär’s mit Spaghetti? Ich könnte natürlich auch meine Spezialität machen. Shrimps de Jonghe, das heißt, wenn Sie Shrimps in der Gefriertruhe haben.“

„Shrimps sind nicht gerade typische Cowboy-Nahrung.“

„Sie sind aber sehr gesund.“

„Sie wollen doch nicht etwa unsere Essgewohnheiten verändern, oder?“

„Es reicht mir schon, wenn ich Lucky dazu bringen kann, zum Mundabwischen die Serviette und nicht ihren Ärmel zu benutzen.“

„Schön. Ich dachte schon, Sie wollten uns diese neumodischen Yuppiegerichte servieren. Sie wissen schon, irgendein merkwürdige Etwas auf einem riesigen Teller mit drei Spritzern Sauce dazu.“

„Sie sind wohl kein Freund der französischen Küche, oder?“

„Ich bevorzuge Hausmannskost.“

„Aber nur, weil Sie noch nie Crème Brûlée gekostet haben.“ Bei dem Gedanken an diese Nachspeise fuhr sie sich unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen.

Zane schien das nicht zu beeindrucken. „Das ist auch nur Pudding mit einer Zuckerkruste. Meinen Sie denn, ich hätte noch nie in einem französischen Restaurant gegessen? Ich war in Seattle auf dem College, und da gibt es jede Menge französische Restaurants. Nun schauen Sie nicht so schockiert drein. Haben Sie etwa gedacht, dass ich immer nur hier auf der Ranch gelebt habe?“

„Ich weiß nicht, was ich denken soll.“ Das war die Wahrheit. Immer wenn sie glaubte, Zane durchschaut zu haben, gelang es ihm, sie aus der Fassung zu bringen. Tracy war sich nicht sicher, ob sie sich darüber ärgern sollte oder nicht.

Am nächsten Tag war Zane aus irgendeinem Grund schlecht gelaunt. Dafür wurden die neuen Küchengeräte problemlos angeliefert. So mochte sie ihr momentanes Leben – problemlos.

Aber es sollte nicht dabei bleiben. Die Spaghetti vom letzten Abend waren ein Erfolg gewesen, aber leider misslangen ihr am nächsten Morgen die Eier. Es war allerdings auch das letzte Mal gewesen, dass sie auf dem alten Herd hatte kochen müssen. Da der neue Herd noch nicht angeschlossen war, hatte sie zum Mittagessen Thunfischsandwiches gemacht und lernen müssen, dass Cowboys keinen Thunfisch mochten. Jedenfalls nicht die Cowboys von der Best-Ranch.

Nachdem die Geräte erst einmal aufgestellt und angeschlossen waren, musste sie Zane unbedingt zeigen, wie großartig die Küche nun aussah. Sobald er das Haus betrat, schnappte sie sich ihn und zerrte ihn in die Küche.

„Sehen Sie doch!“

„Was?“, fragte er, als sie ihn zur Spüle zog.

„Na alles.“ Sie breitete die Arme aus, um ihm zu bedeuten, dass sie die ganze Küche meinte. Alles glitzerte und glänzte, besonders der neue, weiße Herd und die Geschirrspülmaschine. Sie stellte sich hin, als wäre sie in einer Spielshow. „Ein selbstreinigender Backofen, elektronisch gesteuerte Brenner. Die Geschirrspülmaschine reinigt sogar Pfannen und Töpfe. Jetzt kann ich endlich auch meine Kochutensilien unterstellen, die ich aus Chicago mitgebracht habe. Ich bin recht gut ausgerüstet. Hier ist die Salatschleuder und dieses Teil hier nenne ich persönlich eine Teigpistole. Zum Verzieren von Plätzchen.“

„Normalerweise benutzen wir Pistolen hier nur, um Haushälterinnen, die nicht kochen können, zu erschießen.“

Da sie von seinen ständigen Nörgeleien die Nase voll hatte, steckte sich Tracy die Daumen in die Ohren und wackelte mit den Fingern.

Er blickte sie erstaunt an.

„Das haben mir die Kinder beigebracht“, erklärte sie ihm gelassen. „Seien Sie froh, dass ich Ihnen keinen Honig über den Kopf geschüttet habe. Das hätten die beiden heute Morgen fast mit mir gemacht. Sie hatten einen Eimer voller Honig oben auf der Tür platziert.“

Zane war sprachlos. Außerdem stellte er sich gerade vor, wie sie mit Honig beschmiert aussehen würde.

„Sie haben mir aber versichert, dass die Honig-Installation noch aus der Zeit stammte, als sie mich unbedingt loswerden wollten. Ich schätze, es war eine Art Test, und ich habe ihn bestanden. Seit Sie ihnen versprochen haben, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, ist alles viel einfacher geworden. Die beiden entwickeln sich sogar außerordentlich gut, so gesehen.“

„So gesehen?“

„Ja, wenn man bedenkt, dass es sich um die Best-Zwillinge handelt. Den Schrecken aller Kaufleute und Haushälterinnen.“

Zane lachte.

Sie lächelte ihm erfreut zu. „Das sollten Sie öfter machen.“

Er hatte das Gefühl, unbedingt mit ihr zusammen sein zu wollen. Besonders, wenn sie so strahlte und lebendig war. Und sexy. Aber er würde den Teufel tun und es ansprechen oder auch nur darüber nachzudenken. Ja, genau. Und Schweine konnten fliegen.

Jetzt, da sie den neuen Herd hatte, fühlte sich Tracy so sicher, dass sie beschloss, den neuen Schnellkochtopf auszuprobieren. Vielleicht für eine Potage Saint Germain oder eine Erbsensuppe.

Es war ihre Aufgabe in der Werbung gewesen, die Aufmerksamkeit der Leute auf ein Produkt zu lenken, und mittlerweile waren die Leute hier aufmerksam auf ihr Essen geworden, weil es so schlecht war. Das würde sich jetzt ändern. Sie hatte sich im Supermarkt eine Kochzeitschrift gekauft und schon viele neue Ideen entwickelt.

Die Rezepte, die sie im Sinn hatte, waren zwar nicht unbedingt für einen Schnellkochtopf gedacht, aber das würde schon gehen. Im Moment aber musste sie sich erst einmal weiter um die Wäsche kümmern.

Als sie den Trockner zum ersten Mal benutzte, hatte es damit geendet, dass sie die Maschine anschrie.

„Mit wem redest du?“, hatte Lucky gefragt.

„Mit dem Trockner.“

„Reden alle Leute aus der Stadt mit Trocknern?“

„Ich habe nie mit Trocknern geredet, als ich noch in der Stadt gelebt habe.“

Dort hatte sie ihre schmutzigen Sachen einfach bei der Wäscherei in der Halle ihres Apartmenthauses abgegeben und sauber in ordentlichen Stapeln zurückerhalten.

„Warum redest du dann jetzt mit ihm?“

„Weil er mich verrückt macht. Oh.“ Sie sah verzweifelt auf das T-Shirt, das vorher noch nicht mal halb so breit, dafür aber entscheidend länger gewesen war. Sie hatte es langsam satt, auf die Etiketten jedes einzelnen Stücks zu achten, also warf sie alle Sachen auf einmal hinein.

Plötzlich begann die Waschmaschine zu rütteln, als wollte sie gleich abheben. Irgendwie schien die Trommel überlastet, dabei war das gerade erst ihre zweite Ladung gewesen. Tracy drückte auf den Knopf, von dem sie dachte, es sei der Ausschaltknopf, aber nichts passierte.

„Du musst nur den Deckel aufmachen, dann hört die Maschine von allein auf“, wies Lucky sie an, so als wäre Tracy das Kind.

„Das habe ich gewusst.“ Tracy öffnete den Deckel und die Trommel hielt mit lautem Knirschen an. Sie spähte ins Innere und entdeckte etwas, das aussah wie ein Paar Wildlederstiefeletten. „Was machen meine Stiefeletten in der Waschmaschine?“

„Sauber werden“, antwortete das kleine Mädchen.

Bevor Tracy zu einem großen Vortrag über die Unverträglichkeit von Stiefeletten und Waschmaschinen ansetzten konnte, hörte sie ein grauenhaftes, Zischen aus der Küche. Es war von dem Lärm der Waschmaschine überdeckt worden.

Ihre Suppe!

Tracy stürzte in die Küche zurück, wo das Druckventil des Topfes sich bedrohlich weit herausgeschoben hatte. Oh, nein! Sie hatte vergessen, das Ventil zu sichern. Es war zu spät. Eine Geysir aus matschigen Erbsen sprühte gegen die Zimmerdecke und blieb als dampfende grüne Masse zähflüssig kleben.

„Warum kochst du Schleim?“, fragte Lucky hinter ihr.

„Ich wollte keinen… das ist Erbsensuppe.“

Lucky starrte auf den Klumpen an der Decke. „Und so kocht man Erbsensuppe?“

„Eher nicht. Bleib du da, während ich hier alles in Ordnung bringe.“ So viel dazu, Zane mit ihrer Kochkunst beeindrucken zu wollen. Tracy war plötzlich gar nicht mehr so wild auf französische Küche, schon gar nicht, wenn sie von der Decke hing.

Sie zauberte ihr schönstes Lächeln aufs Gesicht. „Wie wär’s mit Spaghetti heute Abend.“

Schließlich servierte sie dann doch einige Pizzen, die sie in der Tiefkühltruhe gefunden hatte. Dazu machte sie noch einen großen Salat und war gerade so eben zur Essenszeit fertig. Die Küche von der Erbsensuppe zu säubern hatte länger gedauert, wie sie erwartet hatte. Und da Lucky Zeugin gewesen war, bestand keine Chance, Stillschweigen über den Vorfall zu wahren.

Wenigstens würde Beauty, die Sau, aus dem Unfall mit der Erbsensuppe ihren Nutzen ziehen.

Und Tracy hatte gelernt, dass man Bedienungsanleitungen lieber bis zum Ende durchlesen sollte. Dann hätte sie gewusst, dass man niemals Apfelmus oder getrocknete Erbsen im Schnellkochtopf kochen durfte. Jetzt wusste sie, warum.

Nach dem Essen räumte sie das Geschirr in die Spülmaschine. Die Zwillinge halfen ihr bei dem Besteck, nutzten aber die Möglichkeit, Tracy ihre Vorstellungen von der Arbeit einer Haushälterin zu erläutern.

„Eine Haushälterin kann jeden Abend Pizza backen“, bemerkte Rusty.

„Ja, aber sie darf uns nicht zwingen, alles aufzuessen“, fügte seine Schwester hinzu, und Rusty nickte zustimmend.

„Und sie darf auch nicht schimpfen, wenn wir unsere Pizza an unsere Schlange füttern. Eine Haushälterin darf überhaupt nicht schimpfen.“

„Himmeldonnerwetter, ihr habt ja nur Unsinn im Kopf, Kinder!“ Buck trat lachend in die Küche. „Ich erzähle euch mal, was eine gute Haushälterin tut. Sie hält sich an Anweisungen – meine Anweisungen. Und sie muss gut zuhören können. Meine Gedichte mögen. Gut kochen können. Schön wäre es auch, wenn sie Geige spielen könnte oder singen.“

„Und sie sollte Baseball spielen können“, fügte Rusty hinzu.

„Und alle Lieder aus ‚König der Löwen‘ auswendig können“, erklärte Lucky.

„Und sie sollte einen Apfelkuchen backen können, der einem im Mund zergeht“, bemerkte Buck verträumt.

„Was ist denn hier los?“ Zane war in den Raum gekommen. „Eine Familienkonferenz?“

„Wir erzählen ihr nur, was eine gute Haushälterin können muss“, antwortete Lucky.

„Sie hat einen Namen“, stellte Zane klar. „Sie heißt Tracy. Oder Miss Campbell.“

„Tracy ist schon in Ordnung“, beeilte sie sich. Besonders, wenn Zane ihren Namen aussprach. Da waren wieder diese gefährlichen Gedanken. Was war nur mit ihr los? Es war kaum eine Woche her, dass sie kurz vor ihrer eigenen Hochzeit gestanden hatte, und jetzt bekam sie schon weiche Knie, wenn ein sexy Rancher nur ihren Namen aussprach.

Dass er aussah wie ein Fotomodell aus der Jeanswerbung war eine Sache, aber etwas völlig anderes war es, wie sich seine Hände auf ihren Brüsten angefühlt hatten oder wie er mit seiner Zunge ihren Mund erkundet hatte, als er sie küsste.

„Kann mir mal jemand erklären, was Wildlederstiefeletten in der Waschmaschine zu suchen haben?“, fragte Buck aus der Waschküche.

„Sie waren schmutzig“, antwortete Tracy und grinste Lucky an, die verschwörerisch zurückgrinste.

Buck lachte in sich hinein. „Das erklärt natürlich alles.“

Zum ersten Mal, seit sie völlig durchnässt auf der Ranch aufgetaucht war, fühlte sich Tracy als Teil der Familie. Es war ein schönes Gefühl.

Die Tage vergingen und Tracy fand zu einer eigenen Routine. Und der alte Spruch, dass nur Übung den Meister macht, bewährte sich auch bei ihrer Kochkunst. Nicht, dass sie schon eine Meisterköchin geworden wäre, aber die Dinge entwickelten sich allmählich.

In ihrer dritten Woche auf der Ranch war sie endlich in der Lage, verschiedene Dinge gleichzeitig zuzubereiten. Vorbei war die Zeit, als sie darauf warten musste, dass die Kartoffeln gar wurden, während das Fleisch langsam erkaltete. Sie schmückte den Esstisch mit frischen Blumen und hatte sich ein einfaches, aber schmackhaftes Rezept für Backfisch mit Reis auf Dill besorgt. Dazu richtete sie junge Karotten an, die sie in Honig glasiert hatte.

Kaum dass sie das Essen auf den Tisch gestellt hatte, als auch schon alle darüber herfielen. Es dauerte keine fünf Minuten, und es war kein Bissen mehr übrig. Tracy hatte den ganzen Nachmittag daran gearbeitet und die anderen hatten es in sich reingestopft, als ob sie einen Hamburger in einer Imbissbude äßen. Dabei war es doch das erste Gericht, was ihr wirklich gelungen war.

Autor

Leslie Kelly
Leslie Kelly ist als Romance-Autorin bekannt für ihre zauberhaften Charaktere, die geistreichen Dialoge und ihren frechen Humor. Das hat ihr 2006 den Romantic Times Award und weitere Award-Nominierungen eingebracht. Seit Erscheinen ihres ersten Buches 1999 hat sie mehr als dreißig sexy-freche Liebesgeschichten für Harlequin geschrieben.

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