Heißes Wiedersehen mit dem Ex

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Musikproduzent Blaine braucht dringend seine Ex! Dabei geht es bestimmt nicht um Sex und Liebe - die aparte Eden ist eine brillante Songschreiberin, und sie muss ihm einen Nummer-1-Hit liefern! Aber wie kann er sie für den Job gewinnen, wo er sie damals so bitter enttäuscht hat? Mit Geld! Denn Eden steckt in einer finanziellen Notlage. Doch aus dem nüchternen Arrangement wird erneut heiße Leidenschaft. Kann Blaine die kurvige Schönheit diesmal überzeugen, dass sie für ihn das Wichtigste auf der Welt ist?


  • Erscheinungstag 16.02.2021
  • Bandnummer 2172
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503532
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Erst bekomme ich keinen Vertrag, und jetzt stecke ich auch noch in der Sintflut fest!

Die Scheibenwischer wurden mit den Regenmassen kaum fertig. Fast hätte Eden Voss sogar ihre Abfahrt nach Hause, in den Südwesten von Atlanta, verpasst. Der Verkehr war um diese Zeit immer schlimm, und der Regen verstärkte das Problem noch.

Je weiter sie sich von der Innenstadt entfernte, desto mehr beruhigte sie sich. Drei Stunden hatte sie in einer verrauchten Shisha-Bar mit einem Musikproduzenten und seinem neuesten Star zugebracht. Es war darum gegangen, ob ihre Songs zu dem jungen Mann passten. Der Sänger war sehr interessiert gewesen – aber mehr an ihr als an ihren Songs. Geflirtet hatte er auf Teufel komm raus, aber für ihre Songs hatte er sich nicht entscheiden können. So war alles im Ungewissen geblieben.

Eden fragte sich, ob es wohl den Charakter veränderte, wenn man ein Star – oder auch nur ein angeblich kommender Star – war. Sie hätte selbst gern als Sängerin Karriere gemacht, aber daraus war leider nichts geworden. Doch sie war sich sicher, so unprofessionell wie dieser Typ hätte sie sich nicht verhalten. Nie im Leben hätte sie bei einem geschäftlichen Treffen einem potenziellen Geschäftspartner schöne Augen gemacht.

Sie wischte diese Gedanken beiseite; bei diesem Unwetter musste sie sich aufs Fahren konzentrieren. Taghell erleuchtete ein Blitz den Himmel, als endlich ihr Haus in Sicht kam. Als sie den Wagen in der Gage eingeparkt hatte, atmete sie auf. Dabei stieg ihr der Rauchgeruch aus ihrer Kleidung in die Nase, und sie schüttelte sich.

Sie betrat das Haus durch den Seiteneingang, der in die Küche führte. Auf dem Weg zum Wohnzimmer sah sie schon das Licht; der Fernseher lief. Sie lächelte. Sie ist extra aufgeblieben und hat auf mich gewartet. Ihre Cousine und Mitbewohnerin, ein bisschen älter als sie, hatte immer noch das Gefühl, auf Eden aufpassen zu müssen. Das war schon zu Kinderzeiten so gewesen.

Sie betrat das Wohnzimmer. „Ainsley, du hättest nicht extra auf mich zu warten brauchen.“

Ihre Cousine hatte es sich auf der Couch gemütlich gemacht. „Weiß ich doch. Aber ich habe sowieso einen Law & Order-Serienmarathon gemacht.“

Eden lächelte. „Na schön, Mom.“ Sie wechselte das Thema. „Schläft Coop schon?“

„Du kennst doch meinen Sohn. Sein Schlaf ist ihm heilig.“

Cooper war zehn Jahre alt und hatte zwei Lieblingsbeschäftigungen: Minecraft spielen und schlafen.

Ainsley setzte sich auf der Couch aufrecht hin. „Wie ist das Meeting gelaufen?“

Eden schüttelte sich. „Ich kann es gar nicht genau sagen. Der Produzent war von meinen Songs eigentlich ganz angetan, glaube ich, aber der Sänger hat sich mehr auf meine Brüste konzentriert.“

„Oh, wie ätzend. Kenne ich ihn?“

„Er heißt Levi Duncan, noch ziemlich neu in der Branche. Er soll der neue Usher sein.“

Ainsley zog die Augenbrauen hoch. „Wofür braucht man den, wenn es noch den alten Usher gibt? Es gibt in letzter Zeit so viele neue R&B-Sänger, und alle hören sich irgendwie gleich an.“

„Wie recht du hast. Schon mal von ihm gehört?“

„Nein.“ Ainsley schüttelte den Kopf. „Klingt nach einem echten Sympathieträger.“ Sie lachte. „Na ja, dann passt er ja wunderbar zu den ganzen Idioten in der Musikindustrie.“

Eden nickte stumm. Sie kannte das alles. Die langen Nächte im Aufnahmestudio, das ewige Feilen an den Texten zusammen mit Blaine Woodson. Mit dem Mann, der all ihre Hoffnungen und Träume zerstört hatte. Sie hatte sogar noch den trockenen, waldigen Duft seines Aftershaves in der Nase. Attraktiv, talentiert – und doppelzüngig. Er hatte ein mieses falsches Spiel getrieben. Er hatte sie ins Musikbusiness gebracht, zusammen mit Ainsley und ihrer gemeinsamen Freundin Cambria. Er hatte ihnen geschmeichelt, immer wieder betont, wie talentiert sie doch waren. Ruhm, Geld, eine Riesenkarriere – alles schien möglich zu sein, wenn man seinen Worten Glauben schenken wollte.

Aber das hätte sie nicht tun dürfen. Leider hatte Eden das zu spät erkannt. Als sie ihm noch vertraut hatte, hatte sie sich in ihn verliebt. Später, als für ihn der Moment gekommen war zu beweisen, dass er wirklich an sie glaubte, hatte er sie bitter enttäuscht.

„Rück mal ein Stück.“ Eden setzte sich zu ihrer Cousine aufs Sofa. „Gab’s heute im Studio irgendwas Interessantes?“

„Eine der neuen Sängerinnen hat den Backgroundgesang für ihr Album aufgenommen. Da sind alte Erinnerungen in mir wach geworden.“

Eden lachte. „Das kann ich mir vorstellen.“ Sie rückte näher an Ainsley heran und senkte verschwörerisch die Stimme, obwohl sie allein im Wohnzimmer waren. „Ich habe gerüchteweise gehört, dass T. I. vorbeischauen würde. War er da?“

Ainsley schüttelte den Kopf. „Nein. Jemand von seinem Label war da, aber er selbst hat durch Abwesenheit geglänzt.“

„Halt mich auf jeden Fall auf dem Laufenden. Gib mir sofort Bescheid, wenn er sich sehen lässt. Könnte sein, dass ich dann dringend im Studio vorbeischauen muss, um dir was zu essen zu bringen.“

Ainsley lachte. „Du bist ganz schön verzweifelt, Eden, weißt du das? Aber keine Sorge, ich gebe dir Bescheid. Ehrensache.“

„Danke. Ich weiß doch, auf dich kann ich mich verlassen.“

Ein Blitz erhellte den Raum, gleich danach krachte laut der Donner.

Ainsley schaute aus dem Fenster. „So ein Unwetter. Da draußen ist echt die Hölle los.“

„Weißt du noch? Mom und Tante Mimi haben das immer das ideale Wetter zum Ins-Bett-Kuscheln genannt.“

„Ja, ich kann mich gut erinnern“, antwortete Ainsley wehmütig. „Oh Gott, ich vermisse die beiden so sehr.“

Eden legte ihrer Cousine den Arm um die Schulter. „Ich vermisse sie auch.“

Drei Jahre war es jetzt her, dass ihre Mütter bei einem Busunfall ums Leben gekommen waren. Es war bei einem Ausflug ihrer Kirchengemeinde geschehen. Durch das entsetzliche Unglück waren Ainsley und Eden noch mehr zusammengewachsen. Aber Eden wollte das Thema jetzt nicht vertiefen; es würde sie nur traurig machen. Demonstrativ gähnte sie. „Ich bin ganz schön kaputt, Ainsley. Ich glaube, ich gehe ins Bett.“

„Ich schaue mir noch eine Folge Law & Order an, dann komme ich auch.“

Eden hatte sich gerade erhoben und auf den Weg zur Tür gemacht, als der nächste Blitz das Wohnzimmer erhellte. Und dann ertönte ein Schlag, der das ganze Haus erzittern ließ.

Was war das? Hatte der Blitz eingeschlagen?

Eden rannte aus dem Wohnzimmer zur Treppe, denn das Geräusch war ganz offensichtlich von oben gekommen.

„Mom!“ Das war Coopers Stimme von oben. „Hilfe!“

Oh nein!

Ainsley sprang von der Couch auf, und gemeinsam eilten sie in Panik die Treppe hinauf.

„Wir freuen uns, Ihre neue Künstlerin in unserem Hause willkommen heißen zu dürfen, Blaine.“

Die tiefe Stimme von Rupert Wright, dem Programmdirektor der Musikfirma Hamilton House Records, riss Blaine Woodson aus seinen Gedanken. Verdammt, ich hätte heute morgen doch eine zweite Tasse Kaffee trinken sollen! Es war Mittwoch, kurz vor zehn Uhr, und er fühlte sich unendlich müde, wie oft um die Wochenmitte herum. Er rückte seinen Stuhl im großen Konferenzraum in der New Yorker Zentrale von Hamilton House zurecht. „Das höre ich gern, Rupert. Ich glaube, gemeinsam werden wir Großes erreichen.“

„Das Gefühl habe ich auch.“ Rupert wandte seine Aufmerksamkeit der jungen Sängerin zu. „Miss Brown, Sie gehören jetzt zur renommierten Hamilton-House-Familie. Ich möchte der Erste sein, der Sie dazu beglückwünscht.“

„Vielen Dank, aber sagen Sie doch Naiya zu mir.“ Die Dreiundzwanzigjährige saß neben Blaine und ließ ihren Blick über die Wände des Konferenzraums wandern. „Jede Menge Goldene Schallplatten. Sehr beeindruckend.“

„Und bald hängt deine auch dort, Naiya“, sagte Blaine lächelnd. „Vielleicht sogar Platin.“

Er war auf YouTube auf sie aufmerksam geworden, wo sie Coverversionen bekannter Songs von Whitney Houston, Toni Braxton und Phyllis Hyman veröffentlichte. Sofort war er von ihrer Stimme begeistert gewesen und hatte Naiya für sein Independent-Label Against the Grain Records unter Vertrag genommen. Mit diesem Label war er weitgehend selbstständig, es befand sich aber unter dem Dach des großen Musikkonzerns Hamilton House, der Blaine zum größten Teil finanzierte und anteilig von seinen Erfolgen profitierte.

Naiya lächelte herzlich, sie wirkte glücklich. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ich mich freue. Ich habe mit meiner Musik so viel mitzuteilen, und Sie geben mir die Chance dazu.“

In ihrer Begeisterung erinnerte sie Blaine an jemanden. An eine junge Frau mit Lockenkopf, intelligent, witzig, schön und überaus talentiert. Eden Voss. Sie hatte zur ersten Band gehört, die er für sein Label engagiert hatte – und er hatte eine ganz besondere Verbindung zu ihr gehabt. Eine Verbindung, die weit über das Musikalische hinausging. Er hatte sie im Interesse seines Labels gehen lassen müssen. Es war alles andere als ideal gewesen, aber Hamilton House hatte in finanzieller Hinsicht das Sagen gehabt, und er hatte sich gefügt.

Rupert zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. „Was schwebt Ihnen denn für Ihr erstes Album vor, Naiya?“

Strahlend berichtete sie von ihren Plänen. Über Liebe und Trennung wollte sie singen, außerdem über die Probleme in Capitol View, dem Stadtteil von Atlanta, in dem sie lebte.

„Hm.“ Rupert schien ein wenig enttäuscht zu sein. „Aber ich hoffe, ich muss mich nicht auf Klagegesänge einstellen? Immer nur Kritik und Gejammer, das ist ja auch nicht abendfüllend.“

Naiya wirkte plötzlich eingeschüchtert. „Nein, nein, natürlich nicht.“

Blaine spürte förmlich, wie die Flamme ihrer Begeisterung erlosch. Hoffentlich weiß sie, dass ich dafür kämpfen würde, dass sie das ausdrücken kann, was ihr wichtig ist, schoss es ihm durch den Kopf. Eden hatte er damals nicht den Rücken gestärkt, und er hatte deswegen noch immer Gewissensbisse. Er hätte sich für sie einsetzen müssen. Jetzt schien es ihm, als hätte das Schicksal ihm eine zweite Chance gegeben, die er vielleicht nicht einmal verdient hatte. Eine Chance in Gestalt von Naiya. Und diesmal wollte er seinen Fehler nicht wiederholen.

„Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, Naiya“, sagte Rupert und beugte sich zu ihr hinüber. „Wir alle haben unsere Lieblingsthemen, Dinge, über die wir uns aufregen. Die wir zur Sprache bringen möchten. Aber wir sollten nie vergessen: Wir gehören zur Unterhaltungsindustrie. Da sollte man nicht alle Brücken hinter sich abbrechen, bevor man sich überhaupt ordentlich auf den Weg gemacht hat.“

Betreten blickte Naiya zu Boden. „Ja, ich verstehe.“

„Ich bin mir sicher, wir werden einen Kompromiss finden, Rupert“, sagte Blaine. „Naiya und ich arbeiten mit einem Songschreiber zusammen, um ihre Botschaft herauszuarbeiten, ohne dass sie zu aggressiv oder aufdringlich wirkt.“

Als Naiya und Rupert zur Tür gingen, erhob sich Blaine.

Rupert hob die Hand. „Warten Sie, Marvin möchte noch mit Ihnen sprechen. Naiya und ich warten in der Lobby auf Sie.“

„Alles klar.“ Er sah zu, wie die beiden den Raum verließen und fragte sich, worüber Marvin wohl mit ihm reden wollte. Marvin Samuels hielt als Label-Koordinator engen Kontakt zu ihm, und Blaine vermutete, dass das auf alle kleineren Labels zutraf, die unter dem Dach von Hamilton House vereint waren.

Naiya und ich werden mit einem Songwriter zusammenarbeiten, hatte er zu Rupert gesagt. Als ob die Sache noch offen wäre, als ob er sich nicht schon längst entschieden hätte, wer dafür infrage kam. Er war sich hundertprozentig sicher. Es gab nur eine einzige Kandidatin.

Eden Voss.

Sie war ihm ständig im Kopf herumgeschwirrt, und nicht nur, weil er immer noch fasziniert von ihr war. Eden war als Songwriterin genauso brillant wie Naiya als Sängerin. Eden hatte schon einige R&B- und Hip-Hop-Songs geschrieben, die in den Charts gelandet waren. Er hatte ihre Karriere sehr genau verfolgt, nicht zuletzt, weil Eden und er eine gemeinsame Vergangenheit hatten – auch wenn er auf diesen Lebensabschnitt nicht gerade besonders stolz war.

Vor Jahren waren Eden und die anderen Mitglieder ihrer Girlgroup auf der Schwelle zum Ruhm gewesen, und ihre Karriere hatte in seinen Händen gelegen. Er hatte alle drei Frauen gemocht und respektiert, aber sein Verhältnis zu Eden war ganz besonders gewesen. Was sie gemeinsam erschufen, war mehr als die Summe der Einzelteile; sie hatten einander inspiriert. Aber das war nicht alles gewesen. Denn auch persönlich fühlten sie sich zueinander hingezogen. Sein Herz hatte sich ihr geöffnet wie keiner Frau zuvor – oder seitdem.

Und ich habe ihre Karriere ruiniert. Und noch schlimmer: Ich habe Eden wehgetan.

Eden hatte ihn an seinen Vater erinnert – sie war ebenso starrköpfig und unbeirrbar, wenn es darum ging, wie die Dinge zu sein hatten. Die Unnachgiebigkeit seines Vaters war auch der Hauptgrund, warum das Plattenlabel Against the Grain existierte. Blaine war das zweite von Caleb und Addison Woodsons fünf Kindern – und gewissermaßen der Außenseiter. Der, der nicht ganz dazugehörte. In den Augen seines Vaters ein Faulpelz, ein Versager, der es seinem Erzeuger nie recht machen konnte. Seine ältere Schwester war da anders, sie erfüllte immer die Erwartungen ihrer Eltern, kurz gesagt, sie war perfekt. Widersprach nie. Trotzdem hätte Blaine sicherlich ins Familienunternehmen 404 Sound Recordings, eines von Atlantas ältesten und erfolgreichsten Aufnahmestudios, einsteigen können. Das hätte sein Vater ihm trotz allem nicht verwehrt, im Gegenteil, im Stillen hatte er es sicherlich sogar erwartet. Doch Blaine war seinem Ruf als Querulant treu geblieben und hatte sich mit seinem eigenen kleinen Plattenlabel selbstständig gemacht.

Als es um das Schicksal von Edens Band ging, hatte Blaine eine Wahl getroffen, von der er heute wusste, dass sie selbstsüchtig gewesen war. Diese Wahl hatte ihrer aller Zukunft verändert. Die Sängerin Cambria war zu einem erfolgreichen Solostar geworden, aber Eden und ihre Cousine Ainsley hatten an diesem Erfolg nicht teilgehabt.

Marvin trat ein. „Hallo, guten Morgen, Blaine. Schön, Sie zu sehen.“

„Ich freue mich auch. Rupert hat mir gesagt, Sie wollten mich sprechen?“ Egal worum es ging, Blaine wollte gleich zur Sache kommen, damit er und Naiya nach dem Mittagessen zurück nach Atlanta fliegen konnten.

Marvin setzte sich neben ihn. „Stimmt. Ich wollte Ihnen gratulieren. Ich finde, Naiya passt wunderbar zum Label.“

„Freut mich, dass Sie das auch so sehen.“ Okay, und worum geht es wirklich?

„Also, es ist wirklich schön, Naiya bei uns an Bord zu haben. Aber ich muss betonen: Wir haben hohe Erwartungen an ihr erstes Album. Es ist immerhin schon über ein Jahr her, dass Sie einen Bestseller hatten, Blaine.“

Blaine unterdrückte ein Seufzen. Das Publikum, das für Musik Geld ausgab, war eine launische Geliebte. Es war nicht vorhersehbar, wie sich die Geschmäcker wandelten. Eine Zeit lang ritt man erfolgreich auf einer Welle, aber dann kam der nächste Star, und alles sah schon wieder anders aus. „Ja, wir hatten eine schwache Phase, aber wir sind wieder im Aufwind, ich spüre es.“

„Na, dann wollen wir hoffen, dass Ihr Gespür Sie nicht trügt. Hamilton House muss Kosten sparen, und Sie können sich denken, wer in schwierigen Zeiten zuerst dran glauben muss. Schwächelnde Labels.“

Blaine nestelte an seiner Krawatte. „Sieht es wirklich so schlecht aus, Marvin?“

Marvin blickte ernst drein. „Leider ja.“ Er erhob sich und gab Blaine einen Klaps auf den Rücken. „Aber ich glaube an Sie, Blaine. Sie haben ein gutes Gespür fürs Geschäft, Sie wissen, was Sie tun. Trotzdem – ich wollte unbedingt, dass Sie wissen, wie die Lage ist.“

Blaine atmete tief durch. „Danke, dass Sie so offen zu mir sind.“

„Ist doch Ehrensache“, erwiderte Marvin. „Ich halte Sie in allen Dingen auf dem Laufenden.“ Er blickte auf seine goldene Armbanduhr. „Ich muss los. Bin schon spät dran fürs nächste Meeting. War schön, Sie gesehen zu haben.“

„Ebenso“, murmelte Blaine, während Marvin ging. So viel zu meinem Plan, Edens Wohlwollen zurückzugewinnen. Wenn er etwas nicht hatte, dann war es Zeit. Es ging nicht nur um Naiyas beginnende Karriere – jetzt war Against the Grain in Gefahr, seine Schöpfung, sein Baby, sein Lebensunterhalt. Er musste mit Eden sprechen, und zwar so schnell wie möglich.

Ob sie nach allem, was passiert war, überhaupt noch mit ihm reden würde?

2. KAPITEL

Am Freitagnachmittag betrat Eden das Büro von Blaine. Sie war nervös, aber sie hatte sich fest vorgenommen, sich nichts anmerken zu lassen.

Am Vortag hatte seine Sekretärin angerufen, und Eden war schon nahe daran gewesen, einfach aufzulegen, als sie hörte, dass sie im Auftrag von Blaine anrief. Sie hatte sich dann aber dagegen entschieden; schließlich erledigte die Sekretärin nur ihren Job. Es hatte Eden nicht gewundert, dass Blaine nicht den Mut hatte, selbst anzurufen. Er war so ziemlich der letzte Mensch auf der Welt, mit dem sie zusammenarbeiten wollte, aber sie war im Moment nicht in der Position, bei der Auswahl ihrer Jobs wählerisch zu sein.

Cooper lag zu Hause im Bett, mit gebrochenem Bein und einigen Verletzungen am Körper. Ainsley kümmerte sich fürsorglich um ihn, aber trotzdem tat Eden das Ganze unendlich leid. Das schlimme Unwetter neulich hatte einen Baum entwurzelt, der auf Edens Haus gestürzt war. Dabei hatte er das Fußende von Coopers Bett getroffen und den Jungen verletzt. Sie war nur froh, dass er Glück im Unglück gehabt hatte. Das Haus war schwerer in Mitleidenschaft gezogen worden. Die offene Stelle im Dach war notdürftig mit einer Plane abgedeckt, aber die Reparatur würde richtig teuer werden.

Und jetzt hatte sie ein Business-Meeting mit dem Mann, der ihr nicht nur das Herz gebrochen, sondern auch ihre Karriere als Sängerin zerstört hatte. Kein Drehbuchautor hätte sich diese Wendung der Dinge besser ausdenken können.

Sie betrat sein Büro, und er erhob sich. Eigentlich hätte sie ihn hassen müssen, doch sie stellte fest, dass er ihr immer noch außerordentlich gut gefiel, zumindest äußerlich. Was seinen Charakter anging – wer weiß, vielleicht war er sogar noch selbstsüchtiger geworden …?

Mit egoistischen Männern war sie vertraut … ihr eigener Vater hatte sie und ihre Mutter sitzen lassen, als sie noch klein war. Diese Enttäuschung hatte ihre Welt damals in ihren Grundfesten erschüttert, und die Narben waren geblieben. Daher neigte sie dazu, Männern so lange zu misstrauen, bis sie ihre Vertrauenswürdigkeit bewiesen hatten.

„Eden, schön dich zu sehen.“ Seine wohlklingende tiefe Stimme erfüllte den ganzen Raum.

„Ich freue mich auch.“

Was? Hatte sie das eben wirklich gesagt?

„Bitte setz dich doch.“

Um ihn nicht anzustarren, ließ sie ihren Blick über die Wände schweifen. Oha, jede Menge Goldene Schallplatten. Es musste wirklich gut für ihn gelaufen sein.

Er räusperte sich. „Ich bin wirklich froh, dass du meinen Anruf angenommen hast.“

„Du meinst den Anruf deiner Sekretärin.“

Er blickte verlegen zu Boden. „Ich dachte, wenn ich persönlich anrufe, legst du sofort wieder auf.“

„Das hätte ich wahrscheinlich getan.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

Er verzog den Mund. „Du wirst es mir nicht leicht machen, oder?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Warum sollte ich?“ Sie kniff die Augen zusammen. „Ich bin älter und schlauer, Blaine. Ich weiß, wozu du imstande bist, und ich werde verdammt vorsichtig sein.“ Er hatte keine Ahnung, wie hart Ainsley und sie schuften mussten, um ihren kleinen Haushalt am Laufen zu halten. Er kam aus einer reichen Familie. Was wusste er schon von den Problemen kleiner Leute?

Nervös sortierte er einige Papiere auf seinem Schreibtisch. „Na ja, auf jeden Fall vielen Dank, dass du hergekommen bist. Das letzte Mal sind wir nicht gerade im Guten auseinandergegangen.“

Sie bemühte sich, sachlich zu bleiben. „Seitdem hat sich hier im Büro ja einiges verändert. Sieht gut aus.“

„Danke.“ Er wies aufs Fenster hinter ihm. „Ich habe auch endlich Gardinen angebracht. Damit hast du mir ja damals schon immer in den Ohren gelegen.“

Sie warf einen Blick auf die grau-weiß gestreiften Gardinen. „Auf jeden Fall besser als ohne.“

„Freut mich, dass sie dir gefallen. Äh, Eden …“ Er räusperte sich. „Bevor wir zum Geschäftlichen kommen, möchte ich mich bei dir entschuldigen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig.“

„Aber ich will dir wenigstens erklären, warum …“

„Ich will über die alten Geschichten nicht reden.“ Noch immer schmerzte sie sein Verrat von damals, und in seiner Gegenwart fühlte es sich an, als ob ihr geschundenes Herz jeden Augenblick zerbrechen könnte. Aber das würde sie ihm niemals sagen. „Lass die Vergangenheit einfach ruhen, Blaine.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Eden, was damals mit dir und Ainsley passiert ist …“

Sie hob eine Hand, um seinen Worten Einhalt zu gebieten. Auf irgendwelche windelweichen Entschuldigungen hatte sie keine Lust. „Das ist Schnee von gestern. Lass uns lieber über die Einzelheiten des Jobs reden. Deshalb bin ich schließlich hier.“

„Gut, wie du willst.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und massierte sich die Hände. „Hast du schon mal von Naiya B. gehört?“

Sie dachte einen Moment lang nach. „Der Name kommt mir bekannt vor, ich kann ihn nur nicht einordnen.“

„Sie ist ein Internetstar.“

„Ach ja, jetzt weiß ich. Ainsley hat mir ein Video von ihr gezeigt. Wie sie eine Coverversion von Greatest Love of All singt.“

Blaine nickte. „Es hatte über achthunderttausend Klicks – in der ersten Woche. Ich habe sie inzwischen unter Vertrag genommen. Jetzt brauche ich eine Songschreiberin, die mit ihr an ihrem ersten Album arbeitet.“

Eden runzelte die Stirn. Nur eine Songwriterin? Das war eher ungewöhnlich. Normalerweise waren an so einer Produktion mehrere Songschreiber beteiligt. „Du meinst eine für das gesamte Album? Warum nicht ein ganzes Team?“

„Naiyas Stimme ist außergewöhnlich, sie soll eine ganz bestimmte Nische besetzen, und dafür soll alles wie aus einem Guss klingen. Das läuft am besten mit einer einzelnen Songschreiberin.“

„Und du denkst, ich bin die Richtige dafür?“

„Du und keine andere“, sagte er bestimmt. „Naiya hat ganz konkrete Vorstellungen, was sie möchte. Und ich teile ihre Vision. Und ich denke, du kannst ihren Sound am besten herausarbeiten.“

Eden konnte es nicht leugnen – seine Worte schmeichelten ihr. Umso mehr, als er ihr immer noch etwas bedeutete.

„Kennst du meinen Stil überhaupt noch? Ich meine, nach all den Jahren könnte er sich doch geändert haben …“

Er lachte auf. „Ich habe deine Karriere über all die Jahre mitverfolgt.“

„Ach, hast du?“

Er nickte. „Habe ich. Deshalb weiß ich ganz genau, dass du alleine in den letzten vier Jahren drei Top-100-Songs in den R&B- und Hip-Hop-Charts hattest. Du hast mit Musiklegenden ebenso zusammengearbeitet wie mit Newcomern. Weil du eine gute Stimme hast, kannst du Demotapes selbst aufnehmen, ich bräuchte also nicht extra eine Studiosängerin zu engagieren.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Eden, du bist die Idealbesetzung für diesen Job. Dank dir wird der Rohdiamant Naiya glänzen und funkeln.“

„Du hast wirklich die ganze Zeit über ein Auge auf mich gehabt, was?“, fragte sie beeindruckt.

Autor

Kianna Alexander
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