Julia Best of Band 219

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ICH WERDE DICH HEIRATEN, CHÉRIE von LYNNE GRAHAM

Ein Sturm widersprüchlicher Gefühle tobt durch Sarah, als sie den vermögenden Alex Terzakis hitzig auffordert, sie zu heiraten. Nicht im Traum rechnet sie damit, dass er darauf eingeht! Aber Irrtum: Mit einem verheißungsvollen Lächeln erklärt Alex sich bereit…

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  • Erscheinungstag 25.10.2019
  • Bandnummer 219
  • ISBN / Artikelnummer 9783733712778
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lynne Graham

JULIA BEST OF BAND 219

1. KAPITEL

Sarah stand wie erstarrt vor der Glasscheibe. Ihr brannten die smaragdgrünen Augen, ihr ganzer Körper schmerzte von der Anstrengung, sich aufrecht zu halten. Jede schreckliche Stunde, jede Minute dieser endlosen Nacht hatte sich ihr ins Gedächtnis gebrannt. Das fein gezeichnete, bleiche Gesicht zur Maske erstarrt, beobachtete sie, wie die Säuglingsschwester auf der anderen Seite der Scheibe ihr lächelnd das Baby zeigte.

Sie weiß es wahrscheinlich nicht, dachte Sarah benommen und bemerkte nicht einmal, dass die Frau jetzt nicht mehr lächelte. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf ihren Neffen gerichtet.

Nichts an ihm erinnerte an Callie. Man sah ihm seine südländische Herkunft deutlich an, von den schwarzen Haaren und der dunklen Haut bis zu den wütend blickenden braunen Augen. Er schrie aus Leibeskräften. Spürte er etwa, dass seine Mutter tot war? Tot. Sarah wandte sich ab und ging auf unsicheren Beinen den Korridor entlang.

Heutzutage starben Frauen doch nicht mehr im Kindbett! Für sie war Callie noch gar keine Frau gewesen, sondern ein Teenager an der Schwelle zur Erwachsenen. Eine Achtzehnjährige, schön, intelligent, lebensfroh … Bis Damon Terzakis aufgetaucht war und dieses Leben zerstört hatte. Sarah fühlte eine so abgrundtiefe Bitterkeit in sich aufsteigen, dass es sie ängstigte.

„Miss Hartwell …“

Sie kannte diese Stimme, und der harte, kalte Ton ging ihr durch Mark und Bein. Langsam schaute sie hoch und sah ihn auf sich zukommen, einen Mann, den nur wenige Frauen übersehen würden. Er musste mindestens einen Meter neunzig groß sein. Unter dem maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug ahnte man breite Schultern und lange, kräftige Beine. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers und strahlte die natürliche Autorität eines Mannes aus, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte.

Sarah betrachtete ungläubig die schmale, feingliedrige Hand, die er ihr entgegenstreckte. „Ich möchte Ihnen mein tiefes Beileid zum Tod Ihrer Schwester aussprechen“, sagte er rau.

Sarah trat einen Schritt zurück, um jeglichen körperlichen Kontakt zu vermeiden. „Was wollen Sie hier?“, fragte sie mit bebender Stimme.

„Sie haben eine Nachricht bei meiner Sekretärin hinterlassen“, erinnerte er sie.

„Callie wollte es so“, erwiderte Sarah. „Aber ich habe nicht Sie hergebeten, Mr. Terzakis, sondern Ihren Bruder.“

„Damon ist in Griechenland.“ Alexis Terzakis sah sie mit eisigem Blick an. „Ich habe ihn bereits über den Tod Ihrer Schwester informiert. Er war tief betroffen.“

Sarah lachte ironisch auf. „Tatsächlich?“

„Ich würde gern meinen Neffen sehen“, erwiderte Alexis kühl, ohne auf ihre Frage einzugehen.

„Nein!“, stieß Sarah hervor, und sie erschauerte vor Abneigung. Sie hasste und verabscheute Alex Terzakis mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt. In den vergangenen Monaten war dieser Hass in ihr immer größer geworden, hatte an ihr genagt, bis er alle anderen Gefühle auslöschte.

„Ihr Recht ist nicht größer als meines …“

„Recht?“, wiederholte Sarah, beinahe hysterisch. „Nach allem, was Sie Callie angetan haben, wagen Sie es, von Recht zu sprechen? Sie machen mich krank!“

„Beruhigen Sie sich“, erklärte Alex Terzakis scheinbar kühl. Doch seine gebräunten Wangen hatten sich gerötet, und er presste die vollen Lippen zusammen.

Alex Terzakis war einen solchen Ton nicht gewohnt. Er war unglaublich reich und mächtig. Seine Untergebenen fürchteten ihn, seine Familie sah in Ehrfurcht zu ihm auf. Doch Sarah hatte keine Angst vor ihm. Sie hätte zwanzig Jahre ihres Lebens gegeben, um es Alex Terzakis heimzuzahlen.

„Sie haben sie getötet – durch Ihre Gemeinheit! Hoffentlich sind Sie jetzt zufrieden!“ Sarah wollte an ihm vorbeigehen.

„Miss Hartwell.“ Er packte sie am Handgelenk.

„Lassen Sie mich los, Sie Schuft!“, zischte sie wütend.

„Wenn ich nicht Verständnis für Ihre begründete Trauer hätte, würde ich jetzt eine Entschuldigung von Ihnen verlangen“, erwiderte Alex aufgebracht und sah aus glitzernden Augen auf sie hinunter. „Aber dies ist nicht der Ort dafür. Nehmen Sie sich zusammen, bevor ich die Beherrschung verliere!“

Sarah schwankte, als würde sie im Sturm stehen, und Alex’ schmerzhafter Griff um ihr Handgelenk machte sie blind vor Wut. Mit der freien Hand holte sie aus und schlug ihm mit voller Kraft in das dunkle, arrogante Gesicht. Er stieß einen ungläubigen Laut aus, gab sie frei und presste sich eine Hand gegen die Wange.

Sarah taumelte leicht. „Kommen Sie nie wieder in meine Nähe!“, fuhr sie ihn an, selbst entsetzt über ihren ungewohnten Gewaltausbruch.

Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie den Blick seiner ungläubig geweiteten goldbraunen Augen auf sich gerichtet. Dann wandte sie sich unvermittelt um, ging hocherhobenen Kopfes den Korridor entlang und verließ das Krankenhaus.

Sie stand so sehr unter Schock, dass ihr nicht einmal bewusst war, wohin sie ging. Immer noch konnte sie nicht begreifen, dass Callie tot war. Ihre Eltern waren bei einem Autounfall gestorben, als Sarah siebzehn und Callie elf gewesen waren. Sie hatten kein Geld hinterlassen.

„Kümmere dich um Callie“, waren Mary Hartwells letzte Worte gewesen, die sie an ihre älteste Tochter gerichtet hatte, bevor sie auf der Intensivstation starb.

Sarah verließ die Schule und gab jede Hoffnung auf eine eigene Ausbildung auf, um für ihre Schwester zu sorgen. Sie überredete Gina, eine Cousine ihres Vaters, sie beide aufzunehmen. Mit Gina als Vormund erlaubte das Jugendamt, dass die beiden Schwestern zusammenblieben. Tagsüber arbeitete Sarah als Kellnerin, um dann abends auch noch hinter Gina herzuräumen, die sie als unbezahlte Haushaltshilfe betrachtete und ihr zudem einen großen Teil ihres kärglichen Lohns abnahm.

Sobald sie achtzehn war, suchte Sarah eine eigene Wohnung und tat ihr Bestes, um Callie ein liebevolles und sicheres Zuhause zu geben. Ihre Schwester kam für sie immer an erster Stelle. Und Callie blühte auf. Sie wuchs zu einer langbeinigen blonden Schönheit voller Anmut und Charme heran. Es gelang Sarah sogar, ihre lebenshungrige Schwester zu überzeugen, wie wichtig eine gute Ausbildung war.

Callie machte das Abitur und ging nach Oxford, um Sprachen zu studieren. Sarah war stolz wie eine Mutter auf ihr Kind. Um Callie ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen, arbeitete sie zusätzlich stundenweise an den Abenden. Alles lief gut, bis Damon Terzakis in das Leben ihrer Schwester trat.

„Ich habe da einen tollen Griechen kennengelernt“, schwärmte Callie am Telefon. „Er sieht einfach umwerfend aus, ist reich und ganz verrückt nach mir …“

„Das klingt zu schön, um wahr zu sein“, sagte Sarah beunruhigt. Callie war von Jugend auf gewöhnt, die Aufmerksamkeit von Männern auf sich zu ziehen, aber noch keiner hatte so großen Eindruck auf sie gemacht wie dieser.

Erst einige Wochen später lernte Sarah ihn kennen. Damon war fünfundzwanzig, sah sehr gut aus, wirkte unbekümmert und strahlte einen jungenhaften Charme aus. Er verschlang Callie geradezu mit Blicken, während er so höflich und ehrerbietig mit Sarah redete, als wäre sie Callies Mutter und nicht ihre Schwester. Schließlich kam Sarah sich vor wie eine fünfzigjährige Matrone.

Damon betonte immer wieder seine ehrlichen Absichten. Er griff nach Callies Hand und sagte: „Ich liebe Ihre Schwester sehr und möchte sie heiraten.“

Sarah lächelte höflich, war aber insgeheim entsetzt. In ihren Augen war Callie noch viel zu jung für eine Heirat. Sie befürchtete, dass ihre Schwester möglicherweise ihr Studium aufgeben oder es zumindest vernachlässigen würde. Doch Sarah war klar, dass sie hier nur mit Geschick weiterkommen würde. Callie konnte sehr dickköpfig sein. Ein Wort in dieser Richtung, und sie würde sich schon aus Trotz auflehnen.

„Natürlich werden wir mit der Heirat noch ein wenig warten“, erklärte Damon glatt.

Sarah quittierte es mit einem strahlenden Lächeln. „Das ist sehr vernünftig. Ihr beide habt ja noch viel Zeit.“

„Red doch keinen Unsinn, Damon“, fauchte Callie und entzog ihm unvermittelt die Hand.

„Aber wir waren uns doch einig, Callie“, protestierte Damon und wandte sich wieder an Sarah: „Unsere Liebe muss sich im Lauf der Zeit erst beweisen, bevor ich darauf hoffen kann, die Zustimmung meines Bruders zu bekommen.“

„Die Zustimmung Ihres Bruders?“, wiederholte Sarah verwirrt.

„In griechischen Familien herrscht eine strenge Hierarchie“, erklärte Callie abschätzig. „An der Spitze steht immer ein Mann, und da Damons Vater tot ist, ist sein Bruder Alexis die Nummer eins in der Terzakis-Sippe.“

Damons Wangen hatten sich leicht gerötet, und er warf Callie einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Du solltest dich nicht über Damons Bruder lustig machen“, warf Sarah ihrer Schwester vor, während sie später in der winzigen Küche das Abendessen zubereitete. „Er war beleidigt …“

„Unsinn!“, sagte Callie störrisch. „Er ist ein erwachsener Mann und hat einen verantwortungsvollen Posten. Aber er redet ständig von Alex wie von einer Art Halbgott – Alex hier, Alex da. Wie ein kleiner Junge!“

„Damon ist Grieche“, erinnerte Sarah sie sanft. „Seine Kultur, Herkunft und Erziehung unterscheiden sich sehr von deiner. Wenn du ihn wirklich liebst, musst du das akzeptieren.“

Sarah erwachte aus ihren Erinnerungen und fand sich auf einer Parkbank gegenüber dem Krankenhaus wieder. Wenn sie daran dachte, wie erleichtert sie damals gewesen war, weil Damon unbedingt die Zustimmung seines Bruders zur Heirat hatte abwarten wollen!

Ernstlich beunruhigt war sie erst gewesen, als sie in den Fernsehnachrichten den Namen Terzakis hörte und einen unglaublich gut aussehenden Mann erblickte, der von Journalisten umringt war und sich weigerte, einen Kommentar zum Erwerb einer New Yorker Firma abzugeben. Am nächsten Tag kaufte sie sich eine seriöse Tageszeitung und las mit wachsender Bestürzung alles über Alexis Terzakis. Abends rief sie Callie an und bat sie, sofort nach Hause zu kommen. Callie gehorchte nur widerwillig und verlangte eine Erklärung für all die Aufregung.

„Du hast gesagt, Damon sei Geschäftsführer eines Hotels in Oxford“, erinnerte Sarah sie. „Mir unterschlagen hast du aber, dass die Terzakis Milliardäre sind!“

„Alex ist der Milliardär“, erwiderte Callie trocken. „Damon bekommt nur ein Taschengeld.“

„Ich dachte, die Terzakis seien Hoteliers …“

Callie lachte laut auf. „Sarah, liest du denn keine Zeitung? Damons Familie besitzt eine Reederei, eine internationale Hotelkette, Finanzierungsgesellschaften … alles, was du dir vorstellen kannst!“

Sarah war entsetzt. Damon hatte es sich bei seinem Besuch so natürlich und ohne eine Spur Unbehagen in ihrem schäbigen Wohnzimmer bequem gemacht, dass sie gar nicht auf den Gedanken gekommen war, er könne aus so reichen Verhältnissen stammen. Sie erinnerte sich, dass Callie ihm erzählt hatte, ihre Schwester sei Sekretärin, um dann schnell das Thema zu wechseln.

Tatsächlich war Sarah nur eine kleine Angestellte in der Registratur einer großen Firma, ohne Hoffnung auf Beförderung, denn zur Weiterbildung fehlte ihr die Zeit. Seit Jahren besserte sie ihr Gehalt als Kellnerin oder Putzfrau auf.

Insgeheim hatte es sie verletzt, als Callie sie vor Damons erstem Besuch bat, diese Nebenjobs besser nicht zu erwähnen. Ihre Schwester fand es nicht passend, dass sie sich zu solch niederen Tätigkeiten herabließ, und Sarah verstand sie sogar. Callie wollte immer etwas Besonderes sein, und ihre unsichere Existenz war ihr im Umgang mit den Kommilitonen aus wohlhabenden Elternhäusern erst richtig bewusst geworden. Sie wollte niemanden wissen lassen, dass sie ihr Geld von einer Schwester bekam, die nach Feierabend als Putzfrau arbeitete.

Und nun war Callie tot. Sarah fuhr sich mit bebenden Händen über die Stirn, als könnte sie den Schmerz verscheuchen, der sie zu ersticken drohte. Sie konnte sich ein Leben ohne Callie nicht vorstellen. Callie, mit ihrer Energie, der ewigen Unordnung und ihren Launen. Sarah war sechs gewesen, als Callie geboren wurde, und zur Erleichterung ihrer Eltern hatte sie nicht das leiseste Anzeichen von Eifersucht gezeigt, sondern war ganz vernarrt in ihre kleine Schwester. Sie las Callie vor, tröstete sie, wenn sie hinfiel, lehrte sie Kinderlieder und half ihr später bei den Schularbeiten. Da beide Eltern berufstätig waren, war ihr schon früh die Aufgabe zugefallen, sich um Callie zu kümmern, wenn ihre Mutter zu müde oder zu beschäftigt gewesen war.

„Miss Hartwell.“

Langsam hob Sarah den schmerzenden Kopf und sah ungläubig Alex Terzakis vor sich stehen. In diesem verwahrlosten Park wirkte er seltsam deplatziert.

„Erlauben Sie mir, Sie nach Hause zu bringen“, sagte er.

Sarah lachte laut auf, eine Spur von Hysterie in der Stimme. Dann barg sie das Gesicht in den Händen. Gleich würde sie zusammenbrechen, und ausgerechnet in seiner Gegenwart. Was, um alles in der Welt, wollte dieser miese Typ von ihr? Konnte er sie nicht einmal in ihrer Trauer allein lassen?

Vor wenigen Stunden erst hatte man sie vom Bett ihrer Schwester weggerissen, während Ärzte und Krankenschwestern Callie ins Leben zurückzurufen versuchten. Doch trotz aller Bemühungen starb Callie, einst die Spitzensportlerin des Leichtathletikteams ihrer Schule, kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag an Herzversagen. Sarah war am Boden zerstört, aber erst das Gespräch mit dem Arzt versetzte ihr den letzten, vernichtenden Schlag.

Schon im Anfangsstadium ihrer Schwangerschaft war bei den Routineuntersuchungen festgestellt worden, dass Callie ein schwaches Herz hatte. Man riet ihr zu einem Abbruch, doch sie weigerte sich und vertraute sich nicht einmal ihrer Schwester an. Sarah war zwar erstaunt über Callies häufige Arztbesuche, hatte aber keine Ahnung, dass etwas nicht stimmen könnte.

„Callie war fest entschlossen, das Baby zu bekommen“, hatte der Arzt gesagt. „Vielleicht hat sie Ihnen nichts davon erzählt, weil sie Angst hatte, Sie würden sie davon abzubringen versuchen.“

„Miss Hartwell?“, wiederholte Alex Terzakis ungeduldig.

Bitte, lieber Gott, lass ihn sich in Luft auflösen, betete Sarah fieberhaft. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wiegte sich unwillkürlich vor und zurück.

„Ich kann Sie in diesem Zustand nicht allein lassen“, fuhr er fort. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie sicher nach Hause kommen. Und selbstverständlich kümmere ich mich auch um die Beerdigung …“

„Sie verdammter Mistkerl!“ Sarah fluchte zum ersten Mal in ihrem Leben. Bei seinen Worten hatte sie ein unwirkliches Gefühl des Grauens erfasst. „Nachdem Sie sie in Ihrer Familie nicht haben wollten, können Sie es gar nicht abwarten, sie zu begraben!“

„Ich werde mich nicht weiter in aller Öffentlichkeit von Ihnen beleidigen lassen“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Eine Aura wilden, kaum verhüllten Zorns umgab ihn, den sie fast körperlich zu spüren meinte, ein sehr befriedigendes Erlebnis für sie.

„Warum tun Sie dann nicht etwas dagegen?“ Sarah sah ihm direkt in die wütend blickenden goldbraunen Augen, die von dichten dunklen Wimpern umgeben waren. Seltsamerweise wurde ihr für den Bruchteil einer Sekunde schwindlig. Sie hob das Kinn. „Verschwinden Sie.“

„Wenn Sie ein Mann wären …“, begann er, außer sich vor unterdrücktem Zorn. Sein gebräuntes Gesicht war bleich geworden, und die Wangenknochen traten scharf hervor.

„Dann wären Sie tot“, flüsterte Sarah mit bebender Stimme. „Ich hätte Sie längst getötet für das, was Sie Callie vor fünf Monaten in Ihrem Büro angetan haben!“

Alex betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen: ihre zerbrechliche Gestalt, die grünen Augen, die fast zu groß für ihr schmales Gesicht wirkten. „Ich wollte Ihnen nur meine Hilfe anbieten, denn diese Situation belastet uns alle sehr.“

Noch während er das sagte, drehte er sich um und ging davon, und unwillkürlich musste sie seine Haltung bewundern. Doch dann wurde ihr wieder bewusst, dass Callie fort war – für immer. Die ganze Zeit hatte Sarah nicht weinen können, obwohl sie sich danach gesehnt hatte. Doch nun stürzten die Tränen nur so hervor und strömten ihr die Wangen hinab. Lautlos schluchzte sie vor sich hin und war nur froh, dass Alexis Terzakis es nicht mehr sah.

„Du wirst nicht glauben, wer gerade gekommen ist.“ Die Begräbnisfeier hatte gerade begonnen, da stieß Gina Sarah den Ellbogen in die Seite, das zu stark geschminkte Gesicht verzerrt vor Neugier. „Das müssen sie sein – natürlich, wer sonst?“

„Still“, flüsterte Sarah und senkte den Kopf, während der Pfarrer ein Gebet sprach.

Alex und Damon Terzakis. Der Anblick der beiden neben dem Grab war für sie wie ein Schlag ins Gesicht, und ohnmächtiger Zorn stieg in ihr auf. Die Gegenwart der Brüder bedeutete eine Entweihung von Callies Andenken. Wie konnten sie es wagen, hierherzukommen, nachdem sie ihrer Schwester in den letzten Monaten das Leben zur Hölle gemacht hatten? Damon hielt den Kopf gesenkt und die Hände gefaltet. Er wirkte schlanker und älter, als sie ihn in Erinnerung hatte.

„Sehr anständig von ihnen herzukommen“, flüsterte Gina ihr zu. Sie war eine korpulente, redselige Frau Ende vierzig.

Die Trauergäste, überwiegend Callies Schulfreunde, kondolierten Sarah und gingen. Von Callies Kommilitonen war keiner erschienen, denn sie hatte schon vor Monaten die Universität verlassen und jeden Kontakt zu ihnen abgebrochen.

Ohne ein weiteres Wort drehte Gina sich plötzlich um und ging entschlossen auf Alex und Damon zu. Wütend über diesen Verrat, ging Sarah mit dem Pfarrer weiter und verabschiedete sich neben Ginas Auto von ihm.

Beim Anblick der ein Stück entfernt geparkten schwarzen Limousine mit den getönten Scheiben und dem Chauffeur drehte sich ihr der Magen um. Und sie hatte sich nicht einmal einen teuren Leichenwagen leisten können. Dann sagte sie sich, dass solche Dinge nicht wichtig waren. Wichtig war jetzt nur ihr kleiner Neffe.

„Ich werde ihn Dimitrios nennen, nach Damons Vater“, hatte Callie vor einigen Monaten verkündet. Sie wollte unbedingt wissen, ob sie einen Sohn oder eine Tochter bekommen würde, und nach der Ultraschalluntersuchung war sie überglücklich, dass ihr ungeborenes Kind ein Junge war.

„Damon wird bestimmt sofort kommen, um seinen Sohn zu sehen“, prophezeite sie und klopfte sich fast selbstgefällig auf den dicken Bauch.

Sarah war verblüfft über Callies naiven Glauben an den Mann, der sie mit einem Kind sitzen gelassen hatte. Doch sie hütete sich, ihrer Schwester das zu sagen, um Callie während ihrer Schwangerschaft nicht unnötig aufzuregen. Insgeheim fürchtete Sarah sich vor der Zeit nach der Geburt, wenn Callie mit der grausamen Wahrheit konfrontiert werden würde. Sie würde vergeblich auf den stolzen Vater ihres Kindes warten. Damon war ein Feigling, der unter der Fuchtel seines großen Bruders stand. Nach dessen Drohung, ihn zu enterben und aus der Familie auszustoßen, hatte sich Damons angebliche Liebe zu Callie sehr schnell in Luft aufgelöst!

Gina erschien wieder, einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht, und schloss den Wagen auf.

„Warum hast du mit ihnen gesprochen?“, fragte Sarah zornig.

„Weil du dich so dumm benommen hast!“, sagte Gina freimütig. „Wenn du das Baby behalten willst, dann schluck deine Wut hinunter und lass sie bezahlen!“

„Lieber sterbe ich!“, stieß Sarah hervor.

„Er ist schließlich Dimis Vater, oder?“, erinnerte Gina sie. „Und ich wette, die Terzakis lassen es sich etwas kosten, die Geschichte nicht in die Zeitungen kommen zu lassen.“

„Gina …“ Doch Sarah war nicht einmal erstaunt über die berechnende Art der älteren Frau.

„Sei doch mal realistisch, Liebes“, fuhr Gina sanfter fort. „Ich finde es zwar verrückt, dass du Dimi behalten willst, aber du warst ja schon immer ein mütterlicher Typ. Also zieh ihn auf, und lass sie ordentlich dafür bluten!“

„Ich will aber nichts von denen!“

„Dann wirst du von Sozialhilfe leben müssen“, erklärte Gina trocken. „Und das Sozialamt wird sich an Damon wenden.“

„In Griechenland?“ Sarah lachte, doch es klang eher wie ein Schluchzen.

„Nun, es wäre nicht sehr schwierig, ihn zu finden, oder? Callie hätte das Beste für ihren Sohn gewollt. Und du solltest dich endlich mit der Tatsache abfinden, dass Callie sehr wohl wusste, was sie tat, als sie schwanger wurde.“

„Wie bitte?“ Sarah betrachtete Gina schockiert.

„Meiner Meinung nach war es kein Unfall. So leichtsinnig war Callie nicht. Sie wollte Damon, und als es mit ihm nicht nach ihren Wünschen lief, wurde sie eben schwanger“, erklärte Gina. „Seit Jahrhunderten benutzen Frauen diese Methode, um Männer an sich zu binden, Liebes. Nur hat sich deine Schwester leider verrechnet.“

„Das glaube ich nicht.“ Es fiel Sarah schwer, ihren Ärger zu unterdrücken. „Callie hat nicht versucht, Damon einzufangen. Er wollte sie doch heiraten – er hatte ihr sogar schon einen Verlobungsring gekauft …“

„Und wo war er dann, als sie ihn brauchte? In Griechenland!“, stieß Gina zynisch hervor. „Sie hat ihn nie wieder gesehen. Nicht einmal auf ihre Briefe hat er geantwortet. Diese kleine Ratte! Wenn Dimi nicht wäre, würde ich die beiden mit Vergnügen im Garten verscharren! Obwohl es bei seinem Bruder eine wirkliche Verschwendung wäre“, fügte sie nachdenklich hinzu. „Er ist einfach fabelhaft! Eine Figur wie Apollo …“

Eine Nachbarin hatte während der Beerdigung auf Dimi aufgepasst. Erst gestern hatte Sarah ihn aus dem Krankenhaus geholt, und als sie ihn jetzt ruhig in seiner Wiege schlafen sah, wurden ihr die Augen feucht. Inmitten all ihrer verzweifelten Trauer erschien ihr Callies Kind wie ein Geschenk Gottes. Sie fühlte, dass sie gebraucht wurde, und das gab ihr Kraft.

Gina wartete, die Miene verschlossen, im winzigen Flur. „Wenn du das Kind bei dir behältst, wirst du nie ein eigenes Leben haben. Hast du für Callie nicht schon genug geopfert?“

„Wovon, in aller Welt, redest du?“

„Davon, dass du erst vierundzwanzig bist, aber schon wie eine alte Jungfer aussiehst!“ Gina betrachtete Sarah resigniert: die silberblonden, zu einem strengen Zopf geflochtenen Haare, das ungeschminkte Gesicht, das konservative Kostüm, das bessere Tage gesehen hatte, und die flachen, bequemen Schuhe. „Hast du denn noch nie in deinem Leben einen Mann wirklich begehrt?“

Sarah lachte verlegen. Sie mochte es nicht, wenn Gina über Männer redete, als wären sie das Nonplusultra. Männer hatten ihr, Sarah, nie viel Beachtung geschenkt. Als Teenager war sie in der Schule wegen ihrer Schüchternheit und ihres Fleißes als Streberin verschrien gewesen. Und später hatte sie weder Zeit noch Gelegenheit, sich mit Männern zu treffen, obwohl sie einige Male mit Arbeitskollegen ausging. Doch schon bald entdeckte sie, dass sie nicht an ihr selbst interessiert waren, sondern einfach Sex wollten. Sarah war schüchtern und nicht gerade eine Schönheit, und diese Männer nahmen offensichtlich an, sie würde für ihre Aufmerksamkeit so dankbar sein, dass sie schon beim ersten Treffen mit ihnen ins Bett ginge.

Sie erinnerte sich an das demütigende Erlebnis mit dem Jungen, für den sie als Sechzehnjährige geschwärmt hatte. Er lud sie in die Disco ein, und sie schwebte wie auf Wolken – bis sie auf der Toilette unbemerkt mithörte, wie sich einige ihrer Klassenkameradinnen darüber lustig machten. Ashley hatte es wegen einer Wette getan. Jedes Kichern, jedes grausame Wort brannte sich ihr unauslöschlich ins Gedächtnis ein.

„Sie hat überhaupt keinen Busen.“

„Bei ihrer Intelligenz braucht sie auch keinen.“

„Aber von Ashleys Wette ahnt sie trotzdem nichts. Sie ist zu beschäftigt, ihn mit ihren großen Augen anzuhimmeln und sich lächerlich zu machen … Ich frage mich, wie weit sie ihn gehen lässt, wenn er mit ihr allein ist?“

„Schon der Gedanke, dass Ashley etwas an ihr liegt, ist …“ Der Rest des Satzes war in hemmungslosem Gelächter untergegangen.

„Sarah …“

Sie blinzelte benommen und kehrte in die Gegenwart zurück. Gina hatte ihr eine Hand auf den Arm gelegt. „Ich habe Alexis und Damon Terzakis hierher gebeten …“

„Was?“

„Jemand musste es doch tun“, erklärte Gina. „Du hast sie ja völlig übersehen.“

„Wenn du sie hereinlässt, gehe ich“, stieß Sarah wild hervor.

Gina schüttelte langsam den Kopf und betrachtete bekümmert Sarahs blitzende Augen und deren verzerrte Gesichtszüge. „Sarah, was ist in den letzten Monaten nur in dich gefahren?“, fragte sie ratlos. „Du kommst mir vor wie eine Fremde.“

Sarah ging die Treppe hinunter. „Mit mir ist alles in Ordnung.“

„Du warst immer so sanft und freundlich – beinahe zu sanft“, sagte die ältere Frau unbehaglich. „Doch seitdem du von Callies Schwangerschaft erfahren hast, bist du verändert. Ich weiß, wie sehr du Callie geliebt hast und wie du dich jetzt fühlen musst, aber Damon will seinen Sohn sicher sehen …“

„Dann braucht er einen Gerichtsbeschluss“, erklärte Sarah entschlossen. „Und ich werde alles tun, um das zu verhindern.“

„Aber sie kommen gleich hierher!“

„Darum kümmere ich mich schon.“

Kurz darauf schellte es. Gina warf ihr einen flehenden Blick zu und verschwand in der Küche, während Sarah die Schultern straffte und die Haustür öffnete. Vor ihr stand Alex Terzakis – allein. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte Sarah sich, hochhackige Schuhe zu tragen, denn er überragte sie um mindestens zwanzig Zentimeter.

Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. „Ich habe Sie nicht eingeladen.“

Plötzlich drückte er gegen die Tür, sodass sie Sarahs Hand entglitt und gegen den Tisch in der Halle knallte. Seine Gewalttätigkeit erschreckte Sarah, und instinktiv wich sie zurück, als er eintrat und die Tür hinter sich schloss.

„Und jetzt unterhalten wir uns“, erklärte er.

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und seltsamerweise empfand sie so etwas wie Erregung. Die Spannung im Raum war fast körperlich spürbar.

Da sie wohl kaum in der Lage sein würde, ihn hinauszuwerfen, ging sie vor ihm her ins Wohnzimmer. „Offen gestanden, Mr. Terzakis, weiß ich nicht, worüber wir uns unterhalten sollten. Wo ist die kleine Ratte?“

„Ratte?“ Er betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.

„Ihr kleiner Bruder, der Feigling“, erklärte Sarah höhnisch.

„Sie sind eine wahre Giftschlange. Irgendwann werde ich Sie zwingen, Ihre Zunge im Zaum zu halten!“, stieß Alex hervor, die Hände zu Fäusten geballt.

Sarah lachte zum ersten Mal seit Langem aus vollem Hals. Callie hatte ihr viel über Alexis erzählt. Doch nun hatte sie immer mehr das Gefühl, dass Damons Ehrfurcht vor seinem großen Bruder auf einem Trugschluss beruhte. Laut Damon war Alex ein Eisberg, sowohl geschäftlich als auch im Privatleben – aber warum wirkte er dann in ihrer Gegenwart wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch?

„Himmel – und das am Tag der Beerdigung!“ Alex blieb einige Meter von ihr entfernt stehen. Anscheinend traute er sich nicht näher heran. „Haben Sie denn gar keinen Anstand?“

„Ebenso viel wie Sie, als Sie mir vor fünf Monaten ins Gesicht sagten, meine Schwester sei ein billiges Flittchen!“, erwiderte Sarah bissig.

„Solche drastischen Worte habe ich nicht benutzt …“

„Sie sagten, sie sei hinter seinem Geld her und schlafe mit jedem – wo ist der Unterschied?“, fragte Sarah aufgebracht.

„Damals glaubte ich nicht an ihre Schwangerschaft.“ Es war Alex anzusehen, wie schwer ihm dieses Geständnis fiel.

„Verschwinden Sie“, sagte Sarah, und ihre Stimme bebte leicht. „Sie haben hier nichts zu suchen.“

Er warf ihr einen Blick aus blitzenden dunklen Augen zu und ging zum Fenster. „Mein Bruder schämt sich zu sehr, um Ihnen gegenüberzutreten“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Auf eine seltsame Art begann Sarah, die Sache zu genießen. Wie schwer musste es Alex Terzakis fallen, gleich zwei Mal innerhalb von wenigen Minuten einen Irrtum zuzugeben! Der kleine Bruder war ein Schwächling, und das demütigte den großen Bruder sehr – Familienehre, männlicher Stolz und dieser ganze Unsinn. Mit wachsendem Selbstvertrauen bemerkte sie, dass Alex sie zwar verachtete, ihr gegenüber aber irgendwie hilflos war. Denn er war hier, um sich ihr Schweigen zu erkaufen.

Vielleicht hatte er Angst, sie würde sich an die Öffentlichkeit wenden. Und er verabscheute die Öffentlichkeit. Sein Privatleben hielt er streng unter Verschluss, dieser arrogante griechische Macho. Und es wäre ja auch eine nette Geschichte, nicht wahr? Eine Achtzehnjährige, verführt von einem reichen, gewissenlosen Playboy, der sie verlässt, sobald er das hat, was er will. Rechtsanwälte bedrohen sie, bieten ihr Schweigegeld an, damit sie verschwindet und vergisst, dass sie jemals den Namen Terzakis gehört hat!

Und die ganze schreckliche Geschichte wurde noch grausamer, weil Callie den Mann bis zu ihrem bitteren Ende geliebt hatte. Sarah hatte das Gefühl, einen Stein im Magen zu haben, und kämpfte gegen die Tränen an.

„Wenn es in seiner Macht stünde, würde Damon alles tun, um sie wieder zum Leben zu erwecken.“ Ihre Blicke trafen sich, und als sie in Alex’ Augen sah, hatte sie das Gefühl, sich auf Eis zu bewegen. Die Schnelligkeit, mit der er seine Selbstbeherrschung zurückgewonnen hatte, beunruhigte sie. „Leider kann er das nicht. Aber er kann seinem Sohn das Leben geben, das ihm zusteht.“

Sarah erstarrte. Die Kehle wie zugeschnürt, warf sie Alex einen verwirrten Blick zu. „Das ihm zusteht?“, wiederholte sie beunruhigt. „Was meinen Sie damit?“

Angesichts ihrer Verblüffung lächelte er – tatsächlich, obwohl sich seine Mundwinkel nur leicht verzogen. „Natürlich möchte Damon, dass sein Kind in seinem Haus aufwächst – wohin es gehört.“

2. KAPITEL

Einige Sekunden lang war Sarah sprachlos. Der Terzakis-Clan wollte Callies Kind! Machte Alex Terzakis sich einen Spaß mit ihr?

Alex betrachtete sie wie eine Katze, die eine Maus fixiert. „Damon liebt Kinder. Dimitrios wäre sehr gut aufgehoben.“

„Ich – ich kann es einfach nicht glauben“, begann Sarah mit bebender Stimme. „Sie wollten nicht, dass er sie heiratet, und doch meinen Sie, er habe ein Recht auf ihr Kind? Er hat sie verlassen, ihre Briefe nicht beantwortet, sie während ihrer schwierigen Schwangerschaft alleingelassen … Und jetzt erzählen Sie mir, dass er ihr Baby will?“ Ihre Stimme war zunehmend lauter geworden.

„Was immer Sie gegen meinen Bruder haben, er ist der Vater Ihres Neffen“, erklärte Alex schroff, ohne sich um ihre verächtlichen Worte zu kümmern.

„Ach, auf einmal sind Sie sich sicher?“

„Dimitrios hat dieselbe seltene Blutgruppe wie Damon. Die Chancen stehen eins zu einer Million, dass das ein Zufall ist“, erwiderte er prompt.

Er hatte sich also genau erkundigt, bevor er Dimi als Damons Sohn anerkannte. Welche Unverschämtheit! „Und, was haben Sie noch herausgefunden?“, schleuderte Sarah ihm angeekelt entgegen.

„Ich will mich nicht mit Ihnen streiten, Miss Hartwell.“ Aus goldbraunen Augen betrachtete er sie mit unverhüllter, überlegener Verachtung. „Ich bin nur des Kindes wegen hier, als Stellvertreter meines Bruders.“

„Stellvertreter?“, wiederholte Sarah und bemühte sich vergeblich, ihre aufsteigende Verzweiflung zu unterdrücken.

„Was vorbei ist, ist vorbei“, erklärte er kühl. „Wir müssen an die Zukunft Ihres Neffen denken …“

„Dimis Zukunft ist bei mir!“ Sarah war völlig unvorbereitet auf dieses Angebot.

„Verständlich, dass Sie durch Ihre angebliche Zuneigung zu diesem Kind den Preis in die Höhe treiben wollen …“

„Den Preis?“, flüsterte sie.

„Sagen Sie, was Sie wollen – es gehört Ihnen.“ Alex klang einschmeichelnd.

Sarah war so entsetzt, wie er sie charakterlich einschätzte, dass sie schwieg.

„Sie übergeben Dimitrios diskret und halten den Mund, und dafür …“, sein Blick war so intensiv, dass sie ihn fast körperlich zu spüren meinte, „dafür gebe ich Ihnen, was Sie wollen. Überlegen Sie es sich. Sie hatten ein hartes Leben. Wie alt sind Sie? Dreißig, einunddreißig?“

Sarah betrachtete ihn wie erstarrt und umklammerte mit beiden Händen die Rückenlehne eines Stuhls. Dreißig, einunddreißig? Sah sie wirklich so alt aus?

„Es ist für Sie noch nicht zu spät, etwas aus sich zu machen“, sagte Alex langsam. „Mit Geld, etwas Geduld und fachmännischem Rat könnten Sie sogar ganz attraktiv sein …“

„Was Sie nicht sagen.“ Sarah fiel das Sprechen schwer. Die wenigen Illusionen, die sie ohnehin über ihr Aussehen gehabt hatte, zerfielen endgültig.

„Sie könnten reisen, wohin Sie wollen. Und da Sie eine kluge Frau sind, könnten Sie vielleicht sogar einen Mann finden.“

Sarah holte bebend Luft. So sah er sie also: als altjüngferliche, verbitterte Frau, weil kein Mann sie hatte haben wollen? Entschlossen zwang sie sich, diese Demütigung hinunterzuschlucken. Er war eben ein typischer Grieche. Callie hatte ihn einen Macho genannt, Sarah nannte ihn primitiv. Er gehörte in eine Höhle oder in ein Museum für Urgeschichte.

Doch bei aller Demütigung, die sie verzweifelt vor ihm zu verbergen versuchte, empfand sie etwas wie Faszination. Oberflächlich gesehen, schien er so weltgewandt – doch in seinen Überzeugungen war er so einfach und ungebildet wie ein Bauer. Seiner Meinung nach fehlte ihr also nur ein Mann im Bett. Lieber Himmel, sogar das Museum für Urgeschichte war zu fortschrittlich für ihn! Es würde ihm nie in den Sinn kommen, dass sie vielleicht gar nicht heiraten wollte.

Dabei war er selbst ledig, hatte aber sicherlich gleich mehrere Geliebte. Angewidert dachte Sarah an seinen unersättlichen Appetit auf sexuellem Gebiet, sie hatte darüber in den Zeitungen gelesen. Wie konnte sie sich nur von einem solchen Barbaren gedemütigt fühlen? Und überhaupt, warum machte sie sich eigentlich so viele Gedanken über diesen Alex Terzakis?

Entschlossen hob sie das Kinn. „Dimi ist nicht zu verkaufen“, sagte sie bestimmt.

„Das hatte ich auch nicht angenommen. Aber Sie wollen sich doch sicher nicht mit einem Kind belasten, wenn Sie die Chance haben, ein neues Leben zu beginnen?“

„Danke. Ich bin mit meinem jetzigen Leben sehr zufrieden.“

Er presste die Lippen zusammen und betrachtete sie kalt. „Dann zwingen Sie mich, deutlich zu werden …“

„Oh, ich glaube nicht, dass Sie dazu gezwungen werden müssen“, erklärte Sarah mit verächtlichem Sarkasmus. „Unverschämtheiten scheinen Ihnen im Blut zu liegen.“

„Sie sind eine Frau mit Gespür.“ Anstatt ärgerlich zu werden, lächelte Alex sie an, obwohl seine Augen drohend funkelten. „Obgleich ich Sie wegen Ihres Mangels an Weiblichkeit und Ihrer Boshaftigkeit bemitleide, ist gerade das eine Herausforderung für mich.“

Sarah wurde erst rot und dann blass. Wie sie ihn hasste! Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte, und wünschte sich, es wäre seins.

„Kommen wir endlich zur Sache. Sie wollen Dimitrios also aus Rache sein Erbe und seinen Vater vorenthalten“, behauptete Alex kalt. „Und was haben Sie ihm zu bieten? Eine armselige Hütte! Das Stigma der Unehelichkeit! Und die Vormundschaft einer Frau von schlechtem Charakter. Sie haben Ihre Schwester noch dazu ermutigt, ihre Beziehung zu meinem Bruder fortzusetzen …“

Sarah bebte vor Wut. „Und was haben Sie getan, um Ihren Bruder davon abzuhalten?“

„Im Gegensatz zu Ihnen wusste ich nichts davon, bis es zu spät war. Während Sie zum Tod Ihrer Schwester beigetragen haben …“

„Was sagen Sie da?“, fragte Sarah entsetzt.

„Aber ich lasse nicht zu, dass Sie jetzt auch noch die Zukunft meines Neffen zerstören. Er ist ein Terzakis. Wir können ihm alles geben“, betonte Alex hart. „Eine große Familie, liebevolle Eltern …“

Sarah zog die Augenbrauen zusammen.

„Die besten Schulen, ein schönes Zuhause und die stolze Gewissheit, ein Terzakis zu sein.“

Wenn man Alex reden hörte, war Letzteres das Beste, was sich je ein Mensch wünschen konnte. Sarah hatte noch keinen Mann gesehen, der so von Familienstolz besessen war. Kein Wunder, dass Callie Hartwell, Tochter eines Vorarbeiters und einer Krankenschwester, ihm nicht gut genug gewesen war!

Ihre Gedanken kehrten zu dem zurück, was er gerade gesagt hatte. Wieso „liebevolle Eltern“? Sie musste sich verhört haben.

„Androula ist eine sehr verständnisvolle Frau und würde ihn wie ihren eigenen Sohn lieben. Sie hatte viel Zeit, sich damit abzufinden, dass eine andere Frau ein Kind von ihrem Mann erwartete …“

Sarah erstarrte. Androula – lieber Himmel, Damon hatte tatsächlich eine andere Frau geheiratet, während ihre arme Schwester immer noch auf seine Rückkehr hoffte! Sie fühlte sich schwach und elend, wenn sie daran dachte, dass Callies zweifellos triumphierende Rivalin nun großzügig bereit war, die liebende Mutter für Damons uneheliches Kind zu spielen …

„Einen Moment.“ Sarah war so schockiert, dass ihre Stimme völlig ausdruckslos klang. „Sie wollen also, dass ich Dimi Damon und dieser Androula überlasse, ihm und seiner – Ehefrau?“, erkundigte sie sich, um ganz sicher zu gehen.

„Eine sehr sanfte, liebevolle junge Frau“, betonte Alex mit offensichtlichem Stolz.

Kein billiges Flittchen wie Callie, fügte Sarah im Stillen bitter hinzu. Nein, sie hatte sich nicht verhört. Nur mit größter Mühe gelang es ihr, ihre Wut zu unterdrücken. Dass dieser Mistkerl nicht einmal merkte, wie unverschämt und widerlich sein Angebot war, bewies deutlich, dass der ganze Terzakis-Clan so etwas wie Anstand nicht zu kennen schien.

Lieber Himmel, hätten sie auch von Callie verlangt, Dimi aufzugeben? Hätte Alex Terzakis ihr vorgeworfen, ihrem Sohn den Reichtum und die Zukunft vorzuenthalten, die allein die Terzakis ihm geben konnten? Wahrscheinlich. Er hatte Callie von Anfang an abgelehnt und gar nicht erst in Erwägung gezogen, dass sie vielleicht die geeignete Frau für seinen schwächlichen Bruder war – ganz abgesehen davon, dass sie sein Kind erwartete. Und ebenso wenig kam es Alex Terzakis in den Sinn, dass auch ein so gewöhnlicher Mensch wie Sarah Hartwell Gefühle haben könnte!

Nein, Callie wäre lieber gestorben, als ihren Sohn Damons Frau auszuliefern. Sarah ging zum Telefon. „Wenn Sie dieses Haus nicht sofort verlassen, rufe ich die Polizei“, erklärte sie mit bebender Stimme. „Schließlich habe ich Sie nicht hergebeten.“

„Haben Sie denn gar keinen Anstand?“, fragte Alex ungläubig. „Ich erzähle Ihnen von Androulas Großzügigkeit …“

„Großzügigkeit – dass ich nicht lache! Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Ihr Vorschlag ist so unverschämt, so widerlich …“

„Widerlich?“, wiederholte er, als wäre ihm dieses Wort fremd.

Sarah zwang sich, ihn anzusehen, und erschauerte unter seinem kalten, harten Blick. „Verschwinden Sie!“, fuhr sie ihn an.

„Ich werde nicht gehen, ehe wir zu einer Einigung gekommen sind.“ Er wirkte in seiner Entschlossenheit wie eine undurchdringliche Mauer.

Sarah machte eine unmissverständliche Geste. „Wenn Sie nicht verschwinden, gehe ich zu einer der schlimmsten Boulevardzeitungen und erzähle alles …“

Mörderische Wut schimmerte in seinen goldbraunen Augen. „Das würden Sie Androula antun?“, erkundigte er sich ruhig.

Mühsam hielt Sarah sich aufrecht. „Ich gebe nicht so viel auf Ihre teure Androula!“ Sie schnippte mit den Fingern.

„Wären Sie ein Mann, würde ich Ihnen jetzt jeden Knochen brechen – aber langsam“, stieß er hasserfüllt hervor.

„Und würden sich die Finger verbrennen“, erwiderte sie verächtlich. „Sie wissen genau, dass Sie mich nicht anrühren können – und gerade das macht Sie so wütend. Sollten Sie oder Ihr Bruder mich noch einmal belästigen, gehe ich an die Öffentlichkeit. Damon hätte seinen Sohn haben können, Mr. Terzakis. Aber er hat seine Chance verpasst. Meine Schwester gab ihr Leben, um Dimi zur Welt zu bringen. So viel bedeutete er ihr, und so viel bedeutet er mir!“

„Sie haben kein Recht, Dimitrios zu behalten!“

„Lassen Sie es doch auf einen Prozess ankommen – bei dem alles ans Licht kommen würde.“ Befriedigt merkte sie, dass sie seine Schwachstelle getroffen hatte. Er würde nie zulassen, dass die schmutzige Wäsche der Terzakis in der Öffentlichkeit gewaschen würde. „Damon und seine Frau werden Callies Kind niemals bekommen. Also lassen Sie uns in Ruhe.“

Sein gebräuntes Gesicht war vor unterdrückter Wut bleich geworden. „Das ist also Ihre Rache …“

„Nicht ein Bruchteil dessen, was Sie und Ihre Familie verdienen“, erwiderte Sarah in hilflosem Zorn. „Nicht dieser Schwächling von Damon, sondern Sie haben das Leben meiner Schwester zerstört. Und warum? Weil Sie nicht gut genug war für Sie, weil sie arm war und Ihren snobistischen Ansprüchen nicht genügte.“

„Solche Vorurteile habe ich nicht!“, erwiderte er hitzig. „Und ein Kind als Instrument der Rache zu benutzen ist widerlich!“

„Wissen Sie, was echte Rache wäre?“ Sarah lachte hart auf. „Sie für das leiden zu lassen, was Sie Callie angetan haben. Es ist Ihre Schuld, dass Dimi unehelich zur Welt kam“, fuhr sie ihn an. „Ihr verdammter Familienstolz ging Ihnen über Ehre und Anstand. Als Sie sagten, ich hätte einen schlechten Charakter, hätte ich Ihnen ins Gesicht lachen sollen!“

„Jesus …“ Alex Terzakis schleuderte ihr auf Griechisch eine wilde Schimpfkanonade entgegen und hob drohend die Hände.

„Sie wagen es, mich zu beschimpfen?“, fuhr Sarah fort, und ihr Zorn ließ sie alle Furcht vergessen. „Ausgerechnet Sie mit Ihren Frauen, die sich von Ihnen für Sex bezahlen lassen! Sie, mit Ihrer doppelten Moral und ekelhaften Scheinheiligkeit! Wagen Sie es nur, mich zu berühren, Mr. Terzakis, und ich werde Sie mit Vergnügen verhaften lassen!“

„Irgendwann wird hoffentlich ein Mann kommen und Ihnen Respekt einbläuen!“, stieß Alex Terzakis hervor.

Doch Sarah ließ sich nicht einschüchtern. Dass er hilflos vor ihr stand und sie offensichtlich am liebsten umgebracht hätte, trieb ihren Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen. „Wissen Sie, was Sie wirklich verdienen?“, fragte sie langsam und honigsüß. „Eine Frau, die Ihnen das Leben zur Hölle macht – eine richtige Hexe!“

„So eine wie Sie?“ Er lachte verächtlich.

„Nicht einmal mit Handschuhen würde ich Sie anfassen!“ Sarah errötete tief. „Sie sind der abstoßendste Mann, der mir je begegnet ist, und wenn ich auch nicht gerade eine Schönheit bin“, sie hob eigensinnig den Kopf, „so habe ich doch gewisse Ansprüche – im Gegensatz zu Ihnen.“

Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Während er sie mit beunruhigender Intensität betrachtete, wirkte er wie die Statue, mit der Gina ihn verglichen hatte. „Keine Frau hat mich bisher – abstoßend gefunden.“ Es schien ihm schwerzufallen, dieses Wort überhaupt auszusprechen.

„Geld erleichtert eben vieles.“ Sarah öffnete die Wohnzimmertür, um ihn zum Gehen aufzufordern. Einen Moment dachte sie, Alex würde das Risiko auf sich nehmen, in einer Gefängniszelle zu landen. Wilde, unverhüllte Wut loderte in seinen Augen, und die zwischen ihnen schwelende Spannung konnte sich jeden Moment in offenes Feuer verwandeln. Und das alles ohne ein Wort. Widerwillig bemerkte Sarah, dass auch sie den Blick nicht von ihm lösen konnte, fasziniert von seinem wilden, unberechenbaren Temperament.

Unvermittelt ging er an ihr vorbei. Und dann sah sie auch, warum. Gina saß auf der obersten Stufe der Treppe, und ihrer schockierten Miene war anzusehen, dass sie gelauscht hatte.

„Sie hören von unseren Rechtsanwälten“, warf Alex über die Schulter zurück und ging zur Haustür.

„Ein Besuch, ein Einschüchterungsversuch oder ein Drohbrief, und ich werde der Presse einiges erzählen“, rief Sarah hinter ihm her, bevor sie die Tür zuschlug.

Gina betrachtete sie in verblüfftem Schweigen.

„Der wird uns bestimmt nicht noch mal beehren“, sagte Sarah schließlich verlegen und fragte sich, wie viel die ältere Frau wohl gehört hatte.

Langsam schüttelte Gina den Kopf. „Unglaublich, dass du ihn so heruntergeputzt hast …“

„Ich habe ihm nur die bittere Wahrheit gesagt. Er ist gar nicht so eiskalt“, erklärte Sarah genüsslich. „Nur haben ihm bisher wahrscheinlich alle Frauen zu Füßen gelegen …“

„Hast du ihm deshalb gesagt, er sei abstoßend und müsse für Sex bezahlen?“, erkundigte Gina sich zweifelnd.

„Ich wollte ihn an seiner Schwachstelle treffen.“ Obwohl Sarah sich im Nachhinein schämte, weil sie damit ihre Kenntnisse über sein Liebesleben verraten hatte, tat es ihr nicht leid. Immerhin war sie dabei auf die Waffe gestoßen, mit der sie ihn am härtesten treffen konnte.

„Er sieht unglaublich gut aus – meinst du wirklich, er hat es nötig, zu Prostituierten zu gehen?“, fuhr Gina neugierig fort.

„Er hat zwei Geliebte, also bezahlt er für sein Vergnügen.“

„Das ist doch nicht dasselbe!“

„Warum verteidigst du ihn bloß?“

Gina stöhnte. „Sarah, er ist nicht verantwortlich für Callies Tod. Ich weiß, was du empfindest, aber du nimmst das alles zu persönlich …“

„Callies Tod war ein sehr persönliches Erlebnis.“ Sarah erschauerte.

Gina umarmte sie unbeholfen. „Aber denk doch an Dimi, Liebes.“

„Willst du damit sagen, ich soll ihn Damon und seiner Frau ausliefern?“ Sarah wurde beinahe übel bei dem Gedanken.

„Wenn seine Frau wirklich dazu bereit ist … Aber das wirst du wohl nie erfahren. Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an“, bat Gina. Ihr rundes Gesicht wirkte ratlos. „Ich weiß auch nicht mehr, was ich denken soll. Aber Dimis Wohlergehen steht an erster Stelle, und beim besten Willen – du wirst nie so für ihn sorgen können wie sie.“

„Geld ist nicht alles“, protestierte Sarah. Ginas Offenheit verletzte sie, wenn sie auch insgeheim zugeben musste, dass Dimi ein Recht auf seinen Anteil am Vermögen der Terzakis hatte. Aber doch sicher nicht auf Kosten von Callies Andenken? Dennoch, Gina hatte recht – Dimis Glück war absolut vorrangig. Sie, Sarah, durfte nicht zulassen, dass ihr eigener bitterer Schmerz sie davon abhielt, ihrem Neffen eine sichere, liebevolle Zukunft zu ermöglichen, wie die Terzakis sie ihm angeboten hatten.

Aber Alex Terzakis hatte ihr vorgeworfen, Dimi nur zu benutzen, um sich an ihm zu rächen. Dabei lag nichts ihr ferner! Überhaupt, warum war Alex eigentlich allein gewesen? Wenn es Damon und seiner Frau wirklich ernst damit war, Dimi in ihre Familie aufzunehmen, dann sollten sie persönlich kommen und es beweisen … Dann konnte sie sich immer noch Gedanken darum machen, was am besten für Dimi war. Schließlich war er kein Paket, das man einfach ins Ungewisse schickte. Wie sehr sie ihn liebte!

Gina seufzte. „Ich schlage vor, du ziehst bei mir ein. Ein so winziges Baby wie Dimi macht sehr viel mehr Arbeit, als du je mit Callie hattest.“

Gina behielt recht. Dimi war zwar niedlich, schlief aber nicht viel, und er wollte auch nicht nur alle vier Stunden etwas trinken. Gina, die keinerlei Erfahrung mit Säuglingen hatte, half zwar, so gut sie konnte. Doch die Hauptlast blieb an Sarah hängen, die sich zudem immer noch nicht mit Callies Tod abgefunden hatte.

Das Telefon klingelte, und sie dachte: Callie. Sie sah auf der Straße ein Mädchen mit langem blonden Haar, und ihr Herz schlug schneller. Drei Mal besuchte sie das Grab ihrer Schwester, um sich zu zwingen, ihren Tod zu akzeptieren. Doch am wenigsten kam sie mit ihrem Zorn zurecht.

Nur bei Alex Terzakis hatte sie ihrer Wut freien Lauf lassen können. Ihr Hass auf Damons Bruder war wie ein Ventil für ihre ohnmächtige Wut, und das war nicht seltsam, sondern gut, wie sie sich immer wieder sagte. Zumal er ein sehr befriedigendes Ziel darstellte.

Es war genau eine Woche nach der Beerdigung. Gina war gegen acht Uhr abends ausgegangen, und da Dimi ausnahmsweise schlief, hatte Sarah ein Bad genommen und hoffte, einige Stunden ungestört schlafen zu können. Deshalb war sie nicht erfreut, als es an der Tür klingelte. Wahrscheinlich eine von Ginas Freundinnen, die oft kamen, um bei einem Gin Tonic den neusten Klatsch auszutauschen.

Aber es war Alex Terzakis. Unwillkürlich raffte Sarah mit einer Hand ihren verblichenen Bademantel vor der Brust zusammen. Plötzlich war sie sich bewusst, dass sie nichts darunter trug, und das machte sie verlegen und ärgerlich. „Was wollen Sie?“, fragte sie unsicher.

Er ging schon an ihr vorbei. „Fünf Minuten Ihrer Zeit.“

„Einen Moment, ich ziehe mich schnell um“, sagte sie steif.

Bisher hatte er sie nicht einmal angesehen, doch jetzt spürte sie den Blick seiner goldbraunen Augen unangenehm deutlich auf sich ruhen. „Warum?“, fragte er langsam. „Meinetwegen könnten Sie auch nackt herumlaufen.“

Sarah errötete tief und presste die Lippen zusammen. Schweigend ging sie an ihm vorbei und setzte sich auf die Couch. Dabei löste sich das Handtuch, das sie sich um den Kopf gewunden hatte, und sie riss es sich ungeduldig herunter.

Ihr silberblondes Haar fiel ihr in einer schimmernden Kaskade bis fast auf die Hüften. Alex blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Verwundert blickte Sarah über ihre Schulter, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregte. Etwa Ginas geblümte Tapeten? Oder die Kuckucksuhr?

Gereizt wandte sie sich ihm wieder zu. Seltsamerweise wirkte er immer noch wie gebannt, und beinahe wäre er über eines der kleinen Tischchen gestolpert, die überall herumstanden. Schnell griff er danach, um es am Umfallen zu hindern.

„Wollen Sie mir nicht einen Drink anbieten?“, fragte er herausfordernd.

„Sie sind hier nicht willkommen, Mr. Terzakis.“

Zu ihrer Verblüffung ging er ohne Weiteres zum Getränkefach im Büfett hinüber und schenkte sich einen Whisky ein. „Ich sollte Ihnen vielleicht sagen, dass es mir in Ihrer Gegenwart schwerfällt, auch nur im Mindesten höflich zu sein.“

Sarah zog es vor, zu schweigen, doch ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Geschmeidig setzte er sich ihr gegenüber in einen Sessel und betrachtete sie aus kalten Augen, die von unglaublich dichten dunklen Wimpern gesäumt waren. „Letzte Woche habe ich mich ein wenig verschätzt“, sagte er langsam. „Offensichtlich haben Sie nicht die Absicht, Dimitrios aufzugeben …“

„Dimi“, unterbrach Sarah ihn.

„Dimi – wie niedlich. Also, Sie wollen ihn behalten, habe ich recht?“

„Selten, doch in diesem Fall – ja.“ Aber stimmte das wirklich? Sarah hatte sich in der letzten Woche mehr als einmal gefragt, ob sie richtig handelte. Was materielle Dinge anging, hatten die Terzakis Dimi sicher viel zu bieten … Doch am meisten sorgte sie sich um seine möglichen Eltern.

„Vielleicht war es taktlos von mir, Ihnen vorzuschlagen, dass mein Bruder und seine Frau ihn zu sich nehmen“, erklärte Alex sanft.

Diese ganz neue Seite an ihm beunruhigte Sarah. Sie hatte nicht erwartet, dass er so bereitwillig seinen Standpunkt aufgeben würde. „Nicht nur taktlos“, sagte sie, „sondern brutal und gefühllos.“

„Die Zukunft des Kindes könnte auf andere Weise gesichert werden“, fuhr er fort. „Ich könnte den Jungen adoptieren und als meinen Sohn aufziehen.“

Auf diesen so beiläufig vorgebrachten Vorschlag war Sarah nicht vorbereitet. Unsicher befeuchtete sie sich die trockenen Lippen. Seine dunklen Augen funkelten, während er unwillkürlich den Blick über ihre sinnlichen Lippen gleiten ließ. Er bewegte sich leicht in seinem Sessel, seine Wangen röteten sich, und an seinem Mund zuckte ein winziger Muskel.

Was war los mit ihm? Hatte er getrunken? Vielleicht hatte er sich deshalb unhöflicherweise sofort einen Whisky genommen. Sie erinnerte sich, dass er beinahe über das Tischchen gefallen wäre. Und außerdem schien er sich nicht konzentrieren zu können.

Allerdings musste sie zugeben, dass es ihr ähnlich ging, obwohl das kein Wunder war, denn er benahm sich wirklich merkwürdig. Zum Beispiel sein Vorschlag, Dimi zu adoptieren! Darauf gab es nur eine Antwort: nein – und nochmals nein!

„Sie würden Dimi ja doch nur Ihrem Bruder übergeben, oder?“, sprach sie ihre Gedanken laut aus.

„Nein. Auch wenn Sie es nicht glauben: Ich bin ein Ehrenmann und stehe zu meinem Wort.“ Seine Augen bekamen einen merkwürdigen Glanz. „Es ist notwendig, dass – hm – Dimi als Terzakis anerkannt wird.“

„Notwendig für wen?“

„Glauben Sie wirklich, dass er Ihnen eines Tages dankbar sein wird, weil Sie ihm seinen Platz im Leben verwehrt haben?“, fragte er. „Dass Sie meinem Neffen vorenthalten wollen, was meine Familie ihm geben kann, ist pure Selbstsucht.“

Sarah wurde blass und senkte den Kopf. Sein Vorwurf verletzte sie zutiefst, und wieder drohten sie die Zweifel an der Richtigkeit ihres Handelns zu überwältigen. War sie wirklich selbstsüchtig? Merkte er nicht, dass aus ihrer Sicht die Männer der Terzakis einen abschreckenden Maßstab für den Rest der Familie darstellen mussten? Damon: schwach, grausam und gefühllos. Alex: rücksichtslos, arrogant und ohne Mitleid für diejenigen, die nicht so vom Schicksal begünstigt waren wie er. Nicht nur im Gedenken an Callie oder aus Rache wollte sie Dimi behalten, sondern auch, weil …

Ein Kind brauchte mehr als Reichtum und Status, um zu gedeihen. Ein Kind brauchte Zeit, Verständnis und Liebe, um sich zu einem verantwortungsbewussten Erwachsenen zu entwickeln. Würde Dimi all das bei den Terzakis finden? Sarah glaubte es nicht, aber sie wünschte sich verzweifelt, in die Zukunft sehen zu können. Wenn sie jetzt die falsche Entscheidung traf, würde sie sich das niemals verzeihen – und Dimi ihr wahrscheinlich auch nicht.

Sie räusperte sich und sah entschlossen hoch. „Ich würde Ihnen Dimi nicht anvertrauen. Sie sind egoistisch und so besessen von Ihrer Arbeit, dass Sie ihn wahrscheinlich ohnehin einem Kindermädchen überlassen würden …“

Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ihre Unverschämtheit erstaunt mich immer wieder.“

Seltsamerweise hatte Sarah zum ersten Mal nicht versucht, ihn absichtlich zu beleidigen, sondern war nur ehrlich gewesen. „Und was würde geschehen, wenn Sie heiraten?“, erkundigte sie sich hartnäckig. „Dimi würde eine Stiefmutter bekommen, die ihn wahrscheinlich ablehnen und ihm ihre eigenen Kinder vorziehen würde.“

„Wer gibt Ihnen das Recht, über meinen Charakter zu urteilen?“, stieß er hervor und sprang auf, geschmeidig wie ein Tiger.

Sarah zuckte zusammen. Ein Wort der Kritik, und er verwandelte sich in einen Feuer speienden Vulkan. „Und außerdem denke ich an Ihr Temperament …“, fuhr sie hilflos fort. „Ich glaube, Sie können sich nicht gut beherrschen, und Kinder sind oft sehr anstrengend. Dimi würde Ihre Geduld sicher strapazieren …“

„Was wissen Sie schon über mein Temperament?“, schleuderte er ihr wütend entgegen. „Ich bin sehr diszipliniert!“

Sarah zog eine Augenbraue hoch. „Oh, ich bezweifle nicht, dass Sie lammfromm sind, solange alles nach Ihren Wünschen geht.“ Sie stand auf und hoffte, er würde nun endlich gehen. „Aber dass eine Frau Ihnen Kontra bietet, damit kommen Sie nicht zurecht …“

In dem darauf folgenden Schweigen betrachtete er sie träge aus halbgeschlossenen Augen. „Ich könnte Sie mit einer Hand fertigmachen – aber meine Methoden würden Ihnen nicht gefallen.“

Sein geheimnisvoller, intensiver Blick beunruhigte sie. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. In ihrem Innern regte sich etwas, und ihre Brüste fühlten sich seltsam schwer an. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Und dann sah er hoch und ging zur Tür.

„Dimitrios weint.“ Es klang wie ein Vorwurf an sie.

„Dimitrios?“ Sarah blinzelte und hatte Mühe, sich aus diesem seltsamen Bann zu befreien. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Sie war müde und erschöpft. Kein Wunder, dass sie sich so merkwürdig fühlte.

Angesichts ihrer Unentschlossenheit stieß Alex einen ungeduldigen Laut aus und lief die Treppe hinauf. Auf halber Höhe drehte er sich um und sagte vorwurfsvoll: „Man sollte ein Baby niemals weinen lassen.“

3. KAPITEL

Alex hatte Dimi bereits aus dem Bettchen genommen, als Sarah ins Schlafzimmer kam. Ihr Neffe schrie aus Leibeskräften, und beim Anblick des winzigen roten Gesichtchens zog sich ihr das Herz zusammen.

„Geben Sie ihn mir“, forderte sie Alex auf und streckte die Hände aus.

Alex betrachtete sie amüsiert. „Ich weiß, wie man mit Babys umgeht. Lassen Sie ihn immer so lange schreien?“

Zorn stieg in ihr auf. „Ich lasse ihn nie schreien!“

„Bei mir würde sich ständig jemand um ihn kümmern“, erklärte Alex herablassend.

Sarah knirschte mit den Zähnen. „Ich hole sein Fläschchen.“

„Dann bleibe ich solange bei ihm.“

Dieser Mistkerl! dachte Sarah, während sie in der Küche herumhantierte. Alex Terzakis hielt Callies Kind in den Armen! Trotz der Blutsbande hatte ihrer Meinung nach keiner der beiden Brüder das Recht darauf.

Wieder erinnerte sie sich voller Bitterkeit an das, was geschehen war.

Vor sieben Monaten war Damon wegen wichtiger Geschäfte nach Griechenland gefahren. Damals wusste er schon von Callies Schwangerschaft und war entzückt, wie Callie später sagte. Sie drängte ihn, sie den Terzakis als seine zukünftige Frau vorzustellen. Immerhin trug sie seinen Verlobungsring und erwartete ein Kind von ihm.

Damon versprach, mit seinem Bruder zu reden. Doch er kehrte blass und ganz ohne seine übliche Unbekümmertheit zurück und gestand Callie, dass Alex hart geblieben sei und sie nicht einmal sehen wolle. Erst da informierte Callie ihre Schwester von ihrer Schwangerschaft, und Damon musste sie begleiten.

Es war der peinlichste Abend, den Sarah je erlebt hatte. In ihrer Naivität traf die Entdeckung, dass Callie und Damon miteinander schliefen, sie wie ein Schlag vor den Kopf, ebenso wie die Tatsache, dass ihre Schwester in Oxford bei Damon wohnte. Callie hatte die Änderung ihrer Adresse und Telefonnummer damit erklärt, dass sie sich mit einem anderen Mädchen eine billigere Wohnung genommen habe.

Und dann erklärte Damon Sarah unbehaglich, er könne Callie im Moment nicht heiraten.

„Stell dir vor, Alex hat gedroht, ihn ohne einen Penny aus der Familie auszustoßen!“, ereiferte Callie sich.

Damon wich Sarahs prüfendem Blick aus, bis er das Schweigen nicht mehr ertragen konnte. „Ich kann mich meinem Bruder nicht widersetzen – zumindest im Moment nicht“, sagte er fast flehend.

Und Sarah sank der Mut, denn sie wusste sofort, dass das nur eine billige Ausrede war. Doch Callie bekam einen Nervenzusammenbruch. Sie hatte wohl gehofft, Sarah wäre in der Lage, wie durch Zauberei alles in Ordnung zu bringen. Doch Damon war ein erwachsener Mann, und wenn er nicht selbst den Mut hatte, seinem Bruder die Stirn zu bieten, dann war ihm nicht zu helfen.

Eine Woche später reiste Damon plötzlich erneut nach Griechenland.

„Wusstest du davon?“, fragte Sarah ihre Schwester besorgt.

„Ich weiß, dass er zurückkommt, denn er will dieses Baby wirklich“, erklärte Callie, ohne sich durch Sarahs offensichtliche Skepsis aus der Ruhe bringen zu lassen.

Immer wieder dachte Sarah über Damons Verhalten an jenem Abend nach und fragte sich, ob sie dem jungen Griechen unrecht tat, wenn sie an seinen Gefühlen zu Callie zweifelte. Aber er hatte seine dramatischen Liebesschwüre nicht wiederholt, und seine Anspannung und sein verändertes Benehmen waren offensichtlich gewesen. Dennoch wollte sie ihre Schwester nicht unnötig beunruhigen.

Doch zwei Wochen später erschien ein Rechtsanwalt in Damons Apartment in Oxford und überreichte Callie einen Räumungsbefehl. Callie fuhr sofort zu Sarah, immer noch überzeugt, das Ganze habe nichts mit Damon zu tun, sondern müsse auf einem Missverständnis mit dem Vermieter beruhen. Sie weigerte sich kategorisch, zur Universität zurückzugehen, sosehr Sarah sie auch drängte.

In ihrer Verzweiflung entschloss Sarah sich, Alex Terzakis aufzusuchen, um ihn zur Einsicht zu bringen. Callie hatte sie schon vorher darum gebeten, doch erst das hartnäckige Vertrauen ihrer Schwester in Damon überzeugte sie schließlich. Sie war angenehm überrascht, als ihr Alex’ Sekretärin nach kurzer Rücksprache einen Termin vorschlug. Er würde sich mit ihnen treffen, wenn er das nächste Mal in London wäre.

Der Besuch in seinem Büro würde Sarah ewig in Erinnerung bleiben. Sie war zornig und fest entschlossen, sich für Callie einzusetzen. Bestimmt würde Alex sein Unrecht einsehen, sobald er Callie kennenlernte.

Sie irrte sich. Alex Terzakis lernte Callie nicht kennen. Er übersah sie völlig, als sie beide ihm in seinem luxuriösen Büro gegenüberstanden, und wandte sich sofort kühl an Sarah. „Ich denke, wir beide sollten allein miteinander reden, Miss Hartwell.“

In der Erinnerung daran lief ihr noch jetzt ein kalter Schauder den Rücken hinab. Er hatte es so geschickt angestellt! In dem Raum, in den er Callie führen ließ, warteten schon zwei Rechtsanwälte auf sie, die sie gründlich unter Druck setzten. Teile und herrsche – er hatte Callie und sie absichtlich voneinander getrennt.

Und Sarah in ihrer Naivität war sogar noch froh gewesen. Sie hatte geglaubt, ohne Callie offener sprechen zu können, und angenommen, Alex würde ihre Schwester wieder hereinholen, sobald der heikelste Teil des Gesprächs vorüber war.

Alex setzte sich in den riesigen Ledersessel hinter seinem ebenso riesigen Schreibtisch. „Ich bin ganz Ohr, Miss Hartwell“, sagte er amüsiert.

„Ich möchte Sie fragen, was Sie an meiner Schwester auszusetzen haben“, begann Sarah unsicher. „Und warum Sie sich weigern, Sie auch nur kennenzulernen.“

Er zog eine dunkle Augenbraue hoch und lächelte kalt. „Dass Sie das überhaupt fragen, spricht für sich. Ich will Ihre Schwester nicht kennenlernen, ich will, dass sie aus Damons Leben verschwindet.“

„Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, beharrte Sarah. „Immerhin hat er sie gebeten, seine Frau zu werden …“

Der spöttische Ausdruck in seinen Augen verriet auch Aggressivität. „Bettgeflüster – was sonst? Ihre Schwester hat mit meinem Bruder geschlafen, das ist alles. Wir leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert, Miss Hartwell. Damon ist Grieche, heißblütig und noch sehr jung …“

„Callie ist auch sehr jung!“, fuhr Sarah ihn an. „Und außerdem schwanger – von Ihrem Bruder!“

„Wirklich? Ich glaube nicht, dass Sie beide so dumm sind“, erwiderte er ohne Zögern. „Was bezwecken Sie mit dieser Behauptung? Ich hatte gehofft, Sie seien intelligent genug, um einzusehen, dass Sie geschlagen sind. Das Huhn, das goldene Eier legt, ist nach Griechenland zurückgekehrt, Miss Hartwell. Die Affäre zwischen Damon und Ihrer Schwester ist zu Ende.“

„Weil Sie ihm gedroht haben!“

„Ich habe meinem Bruder noch nie gedroht. Damon weiß, was von ihm erwartet wird“, erklärte Alex grimmig und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Wegen einer berechnenden Person wie Ihrer Schwester, die nur hinter seinem Geld her ist, würde er nie die Pflicht gegenüber seiner Familie vergessen.“

Schockiert über seine Unverschämtheiten, stürzte Sarah sich in eine wilde Verteidigungsrede für Callie, doch Alex Terzakis lachte nur höhnisch.

„So jung Ihre Schwester auch sein mag, unberührt war sie jedenfalls nicht mehr. Ich weiß, dass sie vor und während ihrer Affäre mit Damon ziemlich freizügig mit ihrer Zuneigung umging.“

„Wie – wie können Sie es wagen?“, entrüstete sich Sarah, außer sich vor Zorn über die Infragestellung von Callies Moral.

„Wenn wir schon davon reden – ich bin erstaunt, dass Sie es gewagt haben, hierherzukommen.“ Seine Stimme klang weich wie Seide, und ihre Verzweiflung schien ihn zu amüsieren. „Ein gut gemeinter Rat, Miss Hartwell: Wenn Sie Ihrer Schwester das nächste Mal helfen, sich einen reichen Griechen zu angeln, sagen Sie ihr, sie soll den Mund halten über ihre vorherigen Liebhaber. Griechische Männer sind ziemlich eigen, was die Emanzipation von Frauen angeht. Sie wollen bei einer Frau immer der Erste sein – oder zumindest in dem Glauben gelassen werden.“

Angesichts dieser Frechheit war Sarah im ersten Moment sprachlos. „Sie mieser …“

„Und wenn sie einen Mann abbekommen will, sagen Sie ihr, sie soll die Beine zusammenhalten, bis sie aus der Kirche kommt. Dass sie zu Damon gezogen ist, war ihr zweiter Fehler.“ Ein verächtlicher Blick aus glitzernden goldbraunen Augen streifte Sarahs verstörtes Gesicht. „Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.“

Callie saß tränenüberströmt in der Empfangshalle, in den zittrigen Fingern einen Scheck über eine gewaltige Summe. Sarah nahm ihn, riss ihn in Fetzen und warf ihn in den Mülleimer. Erst Stunden später bekam sie alles aus ihrer Schwester heraus. „Ich kam mir so schmutzig vor, Sarah“, schluchzte Callie, „so schmutzig – wie eine Erpresserin.“

Diese Worte würden Sarah ewig im Gedächtnis bleiben. Die beiden Rechtsanwälte hatten Callie mit unbestimmten, aber für einen Teenager schrecklichen Drohungen überhäuft, sollte sie es wagen, etwas über Damon an die Presse verlauten zu lassen.

Im Gegensatz zu Sarah erholte Callie sich ziemlich schnell von diesem Erlebnis und schrieb weiterhin an Damon. Obwohl sie keine Antwort bekam, verlor sie nie die Hoffnung. „Bestimmt sorgt dieser Mistkerl Alexis dafür, dass er die Briefe nicht bekommt“, sagte sie immer wieder. „Aber warte nur, wenn mein Sohn geboren ist. Dann kann auch Alex Damon nicht daran hindern, zu mir zu kommen.“

Jetzt durchlebte Sarah noch einmal die mörderische Wut, die abgrundtiefe Bitterkeit jenes schrecklichen Tages. An der Schwelle zu ihrem Schlafzimmer blieb sie verblüfft stehen.

Alex lag auf ihrem schmalen Bett, ihren Neffen in den Armen, und redete auf Griechisch mit ihm. Dimi hatte aufgehört zu weinen und gab zufriedene, glucksende Laute von sich. Bei diesem täuschend idyllischen Anblick spürte Sarah einen Stich im Magen.

Alex wirkte so menschlich, obwohl er Callie so unmenschlich behandelt hatte. Und jetzt wollte er ihr Kind – warum? Dimi war ein Terzakis. Callie hatte den Wert ihres ungeborenen Kindes für die Terzakis richtig eingeschätzt.

Dennoch war Sarah erstaunt über das Interesse der Familie. Oder war es nur Alex’ Interesse? Damons Verlangen, seinen Sohn selbst aufzuziehen, schien ziemlich kurzlebig gewesen zu sein. Hatte er sein Angebot überhaupt ernst gemeint? Sarah hatte den schrecklichen Verdacht, dass er damit nur seinem großen Bruder imponieren wollte und dass ihm in Wirklichkeit gar nichts an seinem Sohn lag.

Wollte Alex ihren Neffen haben, weil er befürchtete, dass eines Tages alles ans Licht der Öffentlichkeit kommen würde? Oder aus einer Art perverser Besitzgier? Bestimmt nicht aus Ehrgefühl oder Verantwortungsbewusstsein, das hatte Callies Erfahrung gezeigt. Sarah betrachtete das Kind, das sie liebte, und den Mann, den sie hasste, und wieder stieg Bitterkeit in ihr auf.

Ja, sie wollte Rache. Sie wollte Alex Terzakis verletzen, obwohl sie nicht die Macht dazu hatte. Doch sie hatte nie vergessen, dass Dimis Wohlergehen über allem anderen stand. Schweigend nahm sie das Baby, wobei sie sich bemühte, Alex nicht zu berühren, und setzte sich auf einen Stuhl, um Dimi zu füttern.

Alex sprang vom Bett auf. „Sie müssen sich damit abfinden, dass Dimitrios nicht hierher gehört.“

Sie presste die Lippen zusammen. Er war unbarmherzig. Woher sollte sie wissen, ob überhaupt irgendjemand in der Terzakis-Familie ein echtes Interesse für Dimi empfand? Alles Geld der Welt konnte Liebe nicht ersetzen – oder? Sarah fühlte sich hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, das geliebte Kind zu behalten, und der Angst, aus Eifersucht und Egoismus vielleicht die falsche Entscheidung für Dimi zu treffen.

„Es wäre besser für beide, wenn Sie ihn jetzt aufgeben.“

Was würde er ihr nun anbieten? Mit Geld und Einschüchterung hatte er es vergeblich versucht, ebenso mit Androula und Damon als perfektem Elternpaar oder sich selbst als Adoptivvater. Doch wenn er Dimi mit nach Griechenland nahm, würde Sarah ihn aus den Augen verlieren, und wie konnte sie einem Terzakis jemals vertrauen?

„Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Mann“, sagte er.

„Das hatte ich noch gar nicht bemerkt.“

Der wütende Blick seiner dunklen Augen schien sie zu durchbohren. Nach langem, gespanntem Schweigen sagte er schließlich: „Ich bin ein gefährlicher Feind. Und ich will dieses Kind, um jeden Preis.“

Dimi hatte das Fläschchen leer getrunken, und Sarah legte ihn in sein Bett zurück, wobei sie sich bemühte, das Zittern ihrer Hände zu verbergen. Wie konnte Alex es wagen, sie in ihrem eigenen Haus zu bedrohen? Hatten er und sein Bruder nicht schon genug Unheil gestiftet? Die Männer der Terzakis hatten ihre Schwester praktisch umgebracht.

Damon hätte Callie gestehen sollen, dass er sie nicht mehr liebte. Doch stattdessen war er davongerannt und hatte sie umsonst hoffen lassen – ein unabsehbarer Schaden für ihr ohnehin schwaches Herz. Wenn er sein Versprechen gehalten und sie geheiratet hätte, würde Callie wahrscheinlich noch leben.

„Hören Sie …“, begann Alex plötzlich und packte sie am Arm.

„Nehmen Sie Ihre schmutzigen Finger weg!“ Sarah riss sich ungestüm los und lief die Treppe hinunter. „Ich kann es nicht ertragen, wenn Sie mich anfassen“, zischte sie.

„Lügnerin.“

Sie wirbelte zu ihm herum, ihr Inneres in Aufruhr. Alex Terzakis lehnte sich vor ihr gegen die Wand der Halle, und erst jetzt wurde sich Sarah seiner überwältigenden Sinnlichkeit richtig bewusst. Noch nie hatte sie so etwas bei einem Mann erlebt. Sein schlanker, harter Körper, sein markantes Gesicht, das Feuer in seinen schimmernden goldbraunen Augen – alles an ihm war pure Sexualität.

„Ich glaube, Sie würden mich gern berühren“, sagte er sanft.

Plötzlich schien die Luft vor Spannung zu vibrieren. Verwirrt trat Sarah einen Schritt zurück. Ihre Haut brannte, wo er sie berührt hatte, und ihr Körper fühlte sich seltsam schwer an. Sie hielt diese Empfindung für Angst. Er machte ihr einfach Angst.

„Sie sind ein Tier“, flüsterte sie erschauernd.

Er lächelte langsam und triumphierend, und sie hätte ihm am liebsten ins arrogante Gesicht geschlagen. Er war wirklich ein Tier, ein Raubtier, das in einen Käfig gehörte. Offensichtlich hielt er sich für unwiderstehlich. Doch am meisten trieb die Tatsache sie zur Weißglut, dass er sie auf einem Gebiet gepackt hatte, auf dem sie ihm nichts entgegenzusetzen hatte.

„Als ich Ihnen sagte, ich würde Ihnen alles geben, was Sie wollen, habe ich mich leider nicht eingeschlossen.“ Seine Stimme war samtweich, sein Lächeln unverschämt. „Aber wenn ich mit einer Frau ins Bett gehe, muss ich sie wenigstens mögen. Das habe ich mir zum Prinzip gemacht.“

Hätte Sarah in diesem Moment ein Messer gehabt, wäre er längst tot. Sie wunderte sich ohnehin, dass er dreiunddreißig geworden war, ohne von rachsüchtigen Frauen umgebracht worden zu sein. Wie kam er nur auf die unverschämte Idee, sie könnte ihn attraktiv finden? Und dann noch anzudeuten, dass sie ihm nur zu gern in die Arme sinken würde, wenn er es zuließe … Sie war sprachlos.

Alex stieß sich geschmeidig von der Wand ab, und Sarah erschauerte. Ihre Hände zuckten. Wie er sich bewegte, wie er lächelte, was er sagte – all das ließ eine nie gekannte gewalttätige Ader in ihr zum Vorschein kommen. Liebend gern hätte sie ihn umgebracht.

Aber er hatte ihr gesagt, dass sie für Dimi alles haben könnte, was sie wollte. Und plötzlich wusste sie mit absoluter Gewissheit, womit sie Alex Terzakis am härtesten treffen könnte: wenn er sie heiraten müsste, um Dimi zu bekommen. Beinahe hätte sie laut aufgelacht – die perfekte Rache! Natürlich würde er sich nie damit einverstanden erklären. Einen Moment überließ sie sich diesem schönen, unsinnigen Traum. Andererseits, warum sollte es einer bleiben? Warum sprach sie es nicht einfach aus? Dann wäre sie ihn endlich los.

Er betrachtete sie fragend aus kalten dunklen Augen. „Im Gegensatz zu mir scheinen Sie diese Situation sehr amüsant zu finden.“

Sarah senkte die Lider, damit Alex ihren hasserfüllten Blick nicht sah. „Sie wollen doch, dass ich Ihnen einen Preis für Dimi nenne, nicht wahr?“

„Ich habe mich schon gefragt, wann Sie wohl aufhören würden, die liebende Tante zu spielen.“ Alex warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Also, was wollen Sie?“

Sarah war noch nie jemandem begegnet, der so unvorhersehbar reagierte. Obwohl er glauben musste, am Ziel seiner Wünsche zu sein, beobachtete er sie misstrauisch und abweisend. Und mit bitterer Ironie spürte Sarah, dass sie noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs berührt hatte.

Sie holte tief Luft. „Es wird Ihnen nicht gefallen“, sagte sie und ging ins Wohnzimmer, um Alex nicht zu nahe zu sein, wenn er die Beherrschung verlor. Wie sie es genießen würde, ihn um Fassung ringen zu sehen!

„Hauptsache, Sie verschwinden aus Dimis Leben“, erklärte er kalt.

„Aber darum geht es gar nicht.“ Sarah sah ihm direkt ins Gesicht, offene Herausforderung in den grünen Augen. „Wie viel liegt Ihnen an Dimi, Mr. Terzakis? Wissen Sie, ich will eigentlich nur das, was Sie meiner Schwester verwehrt haben …“

Er kniff verständnislos die Augen zusammen.

„Es ist ein wenig – delikat.“ Sarah war wie elektrisiert von ihrer neu gewonnenen Macht.

„Kommen Sie endlich zur Sache“, sagte er ungeduldig.

„Ich möchte, dass Sie mich heiraten.“ Sarahs Worte durchbrachen das gespannte Schweigen wie Peitschenschläge. „Ich möchte Mrs. Alex Terzakis sein. Natürlich nur dem Namen nach“, fügte sie ironisch hinzu. „So unglaublich das auch für Sie klingen mag, ich finde Sie gar nicht unwiderstehlich. Sie werden sich also nicht zurücklegen und an den Ruhm Griechenlands denken müssen.“

Gleich darauf fragte sie sich, ob sie träumte. Doch seine starre Haltung und seine geröteten Wangen sagten ihr, dass sie die Worte wirklich ausgesprochen hatte. Er stand da wie angewurzelt.

„Oh nein – glauben Sie wirklich, ich würde Sie heiraten?“, fragte er grimmig.

„Für mich schlimmer als der Tod, aber eine so süße Rache“, erklärte Sarah sanft. „Wahrscheinlich bin ich für Sie noch unannehmbarer als meine arme Schwester. Nun, Sie haben gefragt, was ich will …“

„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“ Alex betrachtete sie ungläubig. „Sie machen einen Scherz!“

„Keineswegs“, widersprach sie und genoss sein Entsetzen.

„Was für eine Frau sind Sie, dass Sie so etwas von mir verlangen?“

„Sie stehen also nicht zu Ihrem Wort.“ Befriedigt stellte sie fest, dass dieser Vorwurf ihm gar nicht zu gefallen schien.

Alex Terzakis bekam nur, was er verdiente. Die letzten zwei Wochen waren die Hölle für sie gewesen. Seit Callie gestorben war, hatte dieser arrogante Grieche sich ihr in ihrem Schmerz aufgedrängt und sie gequält. Der Tod ihrer Schwester bedeutete ihm nichts, war vielleicht sogar eine Erleichterung. Dennoch hatte er es gewagt, zu Callies Beerdigung zu erscheinen und noch am selben Tag ihr, Sarah, Geld für Dimi anzubieten. Nun würde er sie wohl endlich in Ruhe lassen.

„Völlig unmöglich“, erwiderte er ungerührt. „Für diese Forderung verachte ich Sie nur noch mehr.“

In Sarahs Bitterkeit mischte sich Belustigung. Glaubte er denn, sie mache sich etwas daraus, was er von ihr dachte? Alex ging zur Tür, als könnte er gar nicht schnell genug von hier wegkommen.

„Auf Wiedersehen“, sagte Sarah trocken.

Unvermittelt wandte er sich zu ihr um, und seine goldbraunen Augen glitzerten drohend. „Wollen Sie mich um des Kindes willen heiraten?“, fragte er schroff.

Sie hatte ihn also wirklich getroffen. Er war plötzlich überhaupt nicht mehr arrogant und wirkte unvermutet ernst.

Seine Frage überraschte sie, denn für sie war das alles nur ein Spiel, um ihn endlich loszuwerden. „Was glauben Sie wohl?“

„Dass Rache ein zweischneidiges Schwert ist.“

Einen Moment später sah Sarah ihn in seinem Wagen davonfahren, verfolgt von den neugierigen Blicken der Nachbarn. Völlig erschöpft fiel sie ins Bett. Warum hatte sie nur verlangt, dass er sie heiratete? Um ihn bei der Aussicht, sein Leben lang an eine bösartige, unweibliche Xanthippe gefesselt zu sein, in kalten Schweiß ausbrechen zu sehen? Dann erinnerte sie sich daran, dass ihr egal sein konnte, was er von ihr hielt. Immerhin war es lustig gewesen, die niederschmetternde Wirkung ihrer Worte zu beobachten. Geistesabwesend fragte sie sich, warum sie nicht darüber lachen konnte …

Sarah hatte um Dimis willen ihre Stelle gekündigt, musste aber noch zwei Wochen arbeiten, um ihren vollen Monatslohn zu erhalten. Sie brauchte das Geld. Ginas Nachbarin, ein Kindermädchen, das im Moment arbeitslos war, kümmerte sich um Dimi. Sarah fiel es nicht leicht, ihn jeden Morgen zu verlassen.

„Du kannst bei mir arbeiten“, bot Gina ihr am Ende der Woche beim Frühstück an.

Sarah schluckte verlegen. Gina hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass sie in ihrer Blumenhandlung nur Fachpersonal beschäftigte. „Aber ich verstehe nichts von Blumen …“

„Das lernst du schon, und am Anfang hilfst du mir mit dem Papierkram. Dimi kannst du mitnehmen, im Hinterzimmer ist genug Platz für sein Bettchen.“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, flüsterte Sarah. „Vielen Dank, Gina.“

„Bei Callie war ich dir keine große Hilfe“, gab Gina seufzend zu. „Aber jetzt müssen wir zusammenhalten. Ich habe gern Menschen um mich. Solange Dimi noch so klein ist, wird es zwar ein wenig unruhig sein, aber ehe wir uns versehen, geht er schon in die Schule.“

„Meinst du, es ist richtig, ihn zu behalten?“ Sarah hatte endlich den Mut, das zu fragen, und hoffte verzweifelt, Gina würde ihre Frage mit Ja beantworten.

„Du tust eben, was du tun musst“, erwiderte Gina vage. „Außerdem sind sie jetzt ohnehin am Zuge. Irgendwann wird Damon hier erscheinen. Ich rate dir, ihn Dimi sehen zu lassen. Der Junge hat ein Recht zu wissen, wer sein Vater ist.“

Sarah biss sich auf die Lippe. Natürlich hatte Gina recht – aber bisher hatte Damon sich nicht blicken lassen.

„Ich wundere mich ohnehin, dass er nicht längst aufgetaucht ist“, sprach Gina ihre Gedanken aus.

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
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