Julia Extra Band 314

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SINNLICHE RACHE AUS LEIDENSCHAFT von ROSS, KATHRYN
Der vermögende Sizilianer Damon Cyrenci genießt ein Wochenende voller Leidenschaft mit der hinreißenden Abbie. Bis er plötzlich glaubt: Sie spielt ihre Liebe nur. Verletzt schwört er Rache. Aber ist Abbie wirklich die eiskalte Betrügerin, für die er sie hält?

DU HAST MEIN HERZ GESTOHLEN! von COLTER, CARA
Joshua Cole lässt Danielles Herz höher schlagen: sein strahlendes Lächeln, der muskulöse Körper, sein umwerfender Charme … Aber ein Milliardär und ein Kindermädchen? Als er sie bei einem Bootsausflug zärtlich küsst, scheint sie am Ziel ihrer Träume. Doch für wie lange?

JE T'AIME HEISST: ICH LIEBE DICH! von COX, MAGGIE
Eine exklusive Villa in Südfrankreich: Hier sucht die schöne Schauspielerin Freya Zuflucht in den Armen ihres faszinierenden Managers Nash - und verliert nach einer heißen Nacht ihr Herz. Doch dunkle Schatten der Vergangenheit bedrohen das junge Glück …

DIE PRINZESSIN UND IHR BODYGUARD von MONROE, LUCY
Tag und Nacht soll er Prinzessin Lina beschützen! Eine überraschend sinnliche Herausforderung für Sebastian Hawke. Denn die exotische Schönheit ist ebenso unschuldig wie sexy - und scheint sich in den Kopf gesetzt zu haben, ausgerechnet ihren attraktiven Bodyguard zu verführen …


  • Erscheinungstag 11.05.2010
  • Bandnummer 314
  • ISBN / Artikelnummer 9783862952144
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

MAGGIE COX

Je t’aime heißt: Ich liebe dich!

Frankreich – Land der Liebe für die schöne Schauspielerin Freya? Als sie die Einladung ihres Managers Nash annimmt, sucht sie nur Ruhe vor den Paparazzi. Doch dann verliert sie unerwartet ihr Herz …

LUCY MONROE

Die Prinzessin und ihr Bodyguard

Kann der Bodyguard Sebastian Hawke sein Verlangen zügeln? Denn Prinzessin Lina ist zwar betörend verführerisch. Aber immer noch sein Schützling – und deshalb absolut tabu für ihn! Oder?

KATHRYN ROSS

Sinnliche Rache aus Leidenschaft

Seit die hübsche Abbie seine Liebe verriet, hat der feurige Sizilianer Damon Cyrenci auf den Moment der Rache gewartet. Erst hat er ihr Unternehmen aufgekauft, jetzt muss sie seine Geliebte spielen …

CARA COLTER

Du hast mein Herz gestohlen!

Männer? Nichts für Danielle! Nach einer schweren Enttäuschung hat die hübsche Nanny der Liebe abgeschworen. Allerdings kannte sie da ihren neuen, umwerfend attraktiven Boss Joshua Cole noch nicht …

1. KAPITEL

„Nash! Schön, dich zu sehen, mein Freund. Danke, dass du so kurzfristig vorbeigekommen bist. Ich weiß ja, wie beschäftigt du bist.“

Nash Taylor-Grant antwortete mit einem kurzen, entspannten Lächeln, als der ältere Mann seine Hand ergriff und herzlich drückte. „Kein Problem. Aber du solltest mir besser sagen, um was es eigentlich geht.“

„Ich lasse uns erst einmal Kaffee bringen.“

„Für mich im Moment nicht.“ Nash zog eine Grimasse, während er seinen teuren Mantel ablegte und in einem der Ledersessel auf der anderen Seite des großen polierten Tischs Platz nahm. „Ich will meinen Koffeinkonsum ein bisschen einschränken“, erklärte er knapp.

Obwohl Nash Oliver Beaumarché noch nicht lange kannte, war der reiche und erfolgreiche Gastronom in der kurzen Zeit zu einem guten Freund geworden. Seitdem speiste Nash regelmäßig geschäftlich oder privat in dessen beiden exklusiven Londoner Restaurants und empfahl sie auch seinen einflussreichen Freunden weiter.

Jetzt brauchte Oliver seine professionelle Unterstützung. Nash hatte sofort zugesichert, ihm zu helfen, auch wenn er sich fragte, was er als PR-Fachmann wohl für den älteren Mann tun könnte. „Schadensbegrenzung“ nannte man seinen speziellen Bereich in der Branche. Er sorgte dafür, dass der Ruf seiner berühmten Klienten nach Sensations- und Skandalmeldungen in den Medien keinen weiteren Schaden nahm und sie stattdessen positive Publicity bekamen. Und damit hatte Nash ein Vermögen gemacht. Obwohl Oliver ein sehr angesehener und anerkannter Gastronom war, galt er nicht als Berühmtheit, die im Rampenlicht stand. Soweit Nash wusste, war er in letzter Zeit auch nicht in einen Skandal verwickelt gewesen, der es erforderlich machen würde, seinen angekratzten Ruf wiederherzustellen.

„Na schön.“ Auch Oliver setzte sich in einen Sessel und seufzte tief. „Ein Mensch, der mir sehr am Herzen liegt, hat Schreckliches durchmachen müssen und braucht Hilfe. Leider kann ich selbst in dieser Hinsicht wenig tun. Darum wollte ich mit dir sprechen.“

Stirnrunzelnd beugte Nash sich vor, legte die Hände gegeneinander und sah seinen Freund nachdenklich an. „Nimm es mir nicht übel, aber das hört sich doch sehr geheimnisvoll an. Du kennst meine Arbeit … also, wie könnte ich dir helfen?“

„Die junge Frau, von der ich spreche, ist meine Nichte, das einzige Kind meiner Schwester Yvette. Schon als Baby habe ich sie abgöttisch geliebt, und als sie dann mit sechs Jahren ihren Vater verlor … vermutlich habe ich seitdem die Rolle des Vaters für sie übernommen.“

„Das macht die Sache für mich trotzdem nicht verständlicher, mein Freund.“ Jetzt war es Nash, der laut seufzte. Auch wenn er den älteren Mann sehr schätzte und ihm gern helfen würde, hatte er noch einige Termine bis abends um sieben und danach ein Geschäftsessen mit einem wichtigen Kunden. Er lehnte sich wieder zurück und fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen, dunkelblonden Haare.

„Vielleicht sollte ich sie dir vorstellen. Dann wird die Sache zweifellos klarer.“ Oliver stand auf, ging zu der Tür hinter seinem Schreibtisch und öffnete sie. „Alles in Ordnung, Liebes … du kannst jetzt hereinkommen“, sagte er herzlich.

Die Falten auf Nashs Stirn vertieften sich. Er wusste nicht, wer gleich eintreten würde. Doch als er die schlanke, dunkelhaarige Frau mit den exotisch anmutenden Zügen bemerkte, schoss pures Adrenalin durch seine Adern. Sie hatte kaum Make-up aufgelegt, und auch das schlichte, dunkelgraue Kostüm mit dem roten Wollpullover fiel nicht besonders auf. Dafür zog ihr Gesicht sofort seine Aufmerksamkeit auf sich. Vor ihm stand Freya Carpenter – eine Schauspielerin, die seit Jahren nur noch wegen ihrer zerrütteten Ehe und ihrer Drogenprobleme in der Presse auftauchte und deren Stern am Himmel der Filmstars bereits verblasste.

Nash hatte sie einmal auf einer Promiparty getroffen. Auch wenn sie damals völlig nüchtern gewirkt hatte, hatte es ihn doch sehr erstaunt, wie distanziert sie sich unter all den bekannten Stars gegeben hatte. Fast so, als ob diese Veranstaltung nichts als eine Qual für sie bedeute, der sie am liebsten entfliehen würde. Nein, an diesem besagten Abend war es Freyas Mann gewesen, der zu viel getrunken und sich danebenbenommen hatte. Nash wusste noch genau, dass er sich damals gefragt hatte, warum eine so talentierte, schöne junge Frau bei so einem Loser gelandet war. Wenn man den Gerüchten über ihren Alkohol- und Drogenkonsum Glauben schenken durfte, hatte die Fähigkeit dieser Frau, die richtigen Entscheidungen für ihr Privatleben zu treffen, wohl sehr gelitten.

Als er sich nun erhob und ihr die Hand reichte, spürte er an ihrem unsicher flackernden Blick, dass sie tatsächlich seine Hilfe brauchen könnte. Abgesehen davon, dass vermeintliche Alkohol- und Drogenprobleme ihrem Ruf sehr geschadet hatten, war Freya während der letzten zwei Jahre durch die Hölle gegangen, weil die Presse ihre Scheidung weidlich ausgeschlachtet und sie in denkbar schlechtem Licht dargestellt hatte. Darauf verlor sie eine Hauptrolle in einem großen Kinofilm, da die Produzenten sie für instabil hielten. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sie sich angeblich fast selbst bei einem Auffahrunfall ums Leben gebracht. Ihr geschiedener Mann berichtete bis heute oft und lauthals von ihrem Drogen- und Alkoholkonsum. Angeblich verkraftete sie es nicht, dass er sie wegen eines neunzehnjährigen Models verlassen hatte, das von ihm schwanger war.

Als Nash sich nun an ihr ernstes Gesicht von damals erinnerte, kam er zu dem Schluss, dass sehr viel mehr hinter dieser Geschichte stecken musste, als man der Öffentlichkeit vorgesetzt hatte. Die junge Frau mochte vielleicht in ihrem Privatleben aus der Bahn geworfen worden sein, aber sie war immer noch eine Schauspielerin, die bemerkenswerte Rollen gespielt hatte. Selbst die Bühne von London hatte sie ein paarmal mit ihrer Anwesenheit beehrt und sie war ausnahmslos für ihre Auftritte gelobt worden. Umso unverständlicher war es, dass sie sich mit so einem Typen wie James Frazier eingelassen hatte.

Erst kürzlich waren Spekulationen über ihre psychische Verfassung laut geworden und hatten die Journalisten in der vergangenen Woche in Scharen vor ihre Haustür getrieben. In deren Artikeln hieß es dann, dass Freya völlig am Boden zerstört sei. Sie hätte einen schweren Zusammenbruch erlitten und würde erst einmal nicht auf die Bühne oder zum Film zurückkehren. Nun begriff Nash, warum Oliver Beaumarchés berühmte Nichte dringend Hilfe von einem Mann wie ihm brauchte …

„Freya, darf ich dir Nash Taylor-Grant vorstellen“, stellte Oliver Nash vor.

Scheinbar misstrauisch legte sie ihre kühle Hand in seine. Nash merkte, wie sie zusammenzuckte, als ob die Berührung eines menschlichen Wesens für sie ebenso bedrohlich war wie ihre Hand in ein Piranhabecken zu halten. Ein wenig verwirrt brachte er dennoch ein Lächeln zustande. „Wir haben uns schon einmal getroffen, Miss Carpenter. Vor langer Zeit, auf einer Party. Aber ich bezweifle, dass Sie sich daran erinnern.“

„Sie kommen mir auch bekannt vor … obwohl ich zugeben muss, dass ich mich an diese Party nicht erinnere.“ Schnell entzog sie ihm die Hand wieder und wandte den Blick ab. Mit natürlicher Anmut nahm sie in dem Sessel Platz, den Oliver für sie neben seinen gerückt hatte.

Nachdem die beiden Männer sich ebenfalls gesetzt hatten, sah Oliver Beaumarché Nash mit sehr ernstem Blick an. „Vermutlich wirst du dir jetzt vorstellen können, warum wir deine Hilfe brauchen. Ich habe bisher nie erwähnt, dass Freya meine Nichte ist, weil es mir als ihr Onkel immer das Wichtigste war, ihre Privatsphäre zu schützen.“ Er warf der zurückhaltenden jungen Frau ein kurzes Lächeln zu. „Doch jetzt hat Freya sich nach all den traumatischen Erlebnissen entschlossen, wieder an ihre Karriere zu denken. Aber ihr skrupelloser Exmann tut alles, um das, was sie sich so hart zu erarbeiten versucht, wieder zunichtezumachen. Und nicht nur das! Sie ist eine Gefangene in ihrem eigenen Zuhause, nach all dem lächerlichen Unsinn, den die Presse über ihren Geisteszustand veröffentlicht hat. Und ich bin sicher, dass auch diese Gerüchte von dem Nichtsnutz gestreut wurden …“

„Glauben Sie bitte nicht, Mr. Taylor-Grant, dass ich einzig und allein meinem Exmann die Schuld daran gebe, dass ich in letzter Zeit so wenig Erfolg hatte“, unterbrach Freya Oliver ruhig. Beim Klang ihrer faszinierenden, leicht rauchigen Stimme stellten sich Nashs Nackenhaare auf. „Ich übernehme die volle Verantwortung für das, was in meinem Leben passiert ist. Mein Onkel glaubt allerdings, dass ich Hilfe benötige, um meinen guten Ruf wiederherzustellen. Aber wenn Sie mich fragen, wäre es nach dem letzten Fiasko vermutlich besser, wenn ich sang- und klanglos verschwinde, bis die Leute alles vergessen haben.“

Ein ironisches Lächeln umspielte ihren Mund. Obwohl er einen unbestreitbar traurigen Zug trug, spürte man doch dessen fesselnde Sinnlichkeit. Wie hypnotisiert blieb Nashs Blick an ihren Lippen hängen. Kaum merklich verlagerte er sein Gewicht im Sessel. „Kein Mensch, der in den letzten Jahren Zeitung gelesen oder die Nachrichten gehört hat, würde leugnen, dass Ihr Ruf entschieden gelitten hat, Miss Carpenter. Und trotzdem … ich bin sicher, dass viele auch Mitgefühl für Ihre prekäre Lage empfinden.“

Ein Anflug von Schmerz überschattete für einen Moment ihre faszinierenden Züge. Die schlanken Schultern versteiften sich, während sie ihre samtbraunen Augen vorwurfsvoll auf Nash richtete. „Ich bin nicht auf Mitleid aus, Mr. Taylor-Grant! Und ich bin auch nicht geistig verwirrt, sondern wütend, und ich denke, zu Recht. Hören Sie … ich will nichts anderes als wieder in der Lage sein, mein Leben ohne die Einmischung anderer führen zu können. Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie es ist, von einer hungrigen Meute Reporter und Fotografen gejagt zu werden? Sollte ich tatsächlich einen Zusammenbruch erlitten haben, könnte mir das nach all den Hetzjagden wohl kaum jemand zum Vorwurf machen.“

„Wohl kaum. Und es war sicher nicht besonders erfreulich“, pflichtete Nash ihr bei.

„Warum sollte die Öffentlichkeit auch Mitleid mit einem Menschen haben, der ihrer Meinung nach selbst für sein Scheitern verantwortlich ist? Vermutlich sind die Leute der Meinung, dass ich genau das bekommen habe, was ich verdient habe.“

„Ich glaube kaum, dass Sie einen schweren Autounfall und die Diffamierung Ihrer Persönlichkeit durch einen Menschen, der Sie früher vermutlich einmal geliebt hat, ‚verdienen‘. Oder sind Sie anderer Ansicht?“, warf Nash ein.

Seine Worte trafen sie so scharf wie der Stich eines Messers. Wie erstarrt saß Freya einen Augenblick da. Dass James sie geliebt hatte, stimmte nicht. Sicher, seine leidenschaftlichen Erklärungen, er wäre völlig vernarrt in sie, hatten Freya damals überzeugt, dass er es ernst meinte. Doch sie hatte schnell herausgefunden, dass Lügen ihm leicht von den Lippen kamen, besonders wenn sie seinen habgierigen Plänen nützten. Trotzdem musste Freya zugeben, dass sie ihm gegenüber viel zu leichtgläubig gewesen war …

„Freya?“ In dem freundlichen Blick ihres Onkels lag so viel Sorge, dass sie es kaum ertragen konnte. Er war die ganze Zeit über so gut zu ihr gewesen … so geduldig.

„Es ist alles in Ordnung, wirklich. Aber wenn ich ehrlich bin …“ Sie sah zu Nash und zwang sich, seinem forschenden Blick standzuhalten. Ob er sich nur einen Vorteil verschaffen wollte, wenn er ihr half? Ihr Beruf hatte sie Vorsicht gelehrt. Schwebte man in einem Augenblick noch hoch über den Wolken, konnte man im nächsten schon schmerzhaft tief abstürzen. Und ihr Onkel war manchmal vertrauensseliger, als gut für ihn war. Wie lange kannte er diesen PR-Guru überhaupt schon? Vermutlich erst kurze Zeit. Allerdings hatte sie ihn tatsächlich bei der Party gesehen. Dass sie behauptet hatte, sich nicht mehr erinnern zu können, festigte vermutlich seine Überzeugung, dass sie damals zu betrunken oder high gewesen war, um etwas um sich herum mitzubekommen.

Keines von beidem entsprach der Wahrheit, und Freya spürte einen Anflug von Wut und Verzweiflung in sich aufsteigen. Von dem damaligen Zusammentreffen mit Nash war ihr seine Attraktivität und die sinnliche Ausstrahlung, die sie wie magisch angezogen hatten, in Erinnerung geblieben. Sie wusste auch noch, dass die graziöse Schönheit, die ihn an diesem Abend begleitet hatte, ein so hautenges Kleid trug, dass sie sich gefragt hatte, wie sie darin atmen, geschweige sich bewegen konnte. Außerdem hatte die Frau praktisch den ganzen Abend damit verbracht, ihren Begleiter anzuhimmeln.

Als sie Nash nun an dem großen Tisch ihres Onkels gegenübersaß, spürte sie, wie leicht es wäre, seinem aufrichtigen, einladenden Blick zu erliegen und ihm alles zu erzählen. All die schmutzigen kleinen Geheimnisse ihrer entsetzlichen Ehe, die ihre Seele zerstört hatten, und die unglaublichen Fehler, die sie in dieser Zeit gemacht hatte. Doch der Gedanke, welche Macht Nash mit diesem Wissen über sie bekäme, ließ sie doppelt vorsichtig sein.

„Ich glaube, das Ganze ist nur Zeitverschwendung“, fuhr sie fort. „Ich habe es nicht eilig, wieder im Rampenlicht zu stehen, Mr. Taylor-Grant. Ich will damit nicht sagen, dass ich nie wieder als Schauspielerin arbeiten will, aber wenn, dann hinter den Kulissen.“

„Nichts für ungut, Miss Carpenter, aber unter den gegebenen Umständen ist das nicht so einfach zu bewerkstelligen“, entgegnete Nash freundlich.

„Ich verstehe nicht ganz.“

„Solange die Presse und die Öffentlichkeit Lügen über Sie verbreiten, für die Ihr verlogener Exmann verantwortlich ist … und ich nehme an, es handelt sich um Lügen … bezweifle ich, dass Sie in Ruhe und Frieden hinter den Kulissen arbeiten können, wie Sie es sich wünschen. Haben Sie die letzte Behauptung Ihres Exmanns überhaupt schon widerlegt?“, fragte er. „Ich meine nicht die über Ihren Zusammenbruch, sondern die andere.“

Freya wusste sofort, auf was Nash anspielte, und spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg.

„Sie meinen diese lächerliche Behauptung über mein Liebesleben? Glauben Sie tatsächlich, dass sich irgendjemand für dieses obszöne Geschwätz interessiert?“

Darauf antwortete Nash nicht. Obwohl Freyas Wangen sich leicht gerötet hatten, wirkte sie eher wütend als peinlich berührt. Gut für sie, dachte er. Wenn sie nach all den verbalen Angriffen ihres offensichtlich bösartigen Exmanns noch Kampfwillen in sich trug, war dies eine gute Voraussetzung, um wieder zu sich selbst zu finden. Trotzdem verstand Nash immer noch nicht, warum sie einem Nichtsnutz wie Frazier überhaupt so viel Einfluss und Macht über ihr Leben und ihre Karriere eingeräumt hatte. Aber was Beziehungen betraf, machten sich die Leute seiner Meinung nach oft genug selbst etwas vor.

Dass er Freya helfen könnte, ihre Karriere wieder aufzubauen, davon war Nash überzeugt. Er hatte schon vielen Menschen mit einem stark geschädigten Ruf geholfen. Sollte er diesen Job jedoch akzeptieren, dann nur unter der Bedingung, dass ihr Verhalten ab sofort sehr viel vorbildlicher sein müsste als in der Vergangenheit.

„Ich muss Ihnen sicher nichts darüber erzählen, wie leicht die Leute von den Medien manipuliert werden können, sodass sie am Ende alles glauben.“ Er hob die breiten Schultern in dem maßgeschneiderten Jackett. „Meiner Ansicht nach sollten sie diesem ‚obszönen Geschwätz‘, wie Sie es zu Recht nannten, ein Ende setzen, indem Sie ruhig, aber entschieden jede diffamierende Äußerung Ihres Exmanns widerlegen.“

„Nash hat recht, Freya.“ Oliver nahm ihre Hand und drückte sie liebevoll. „Dieser Frazier schreckt vor nichts zurück, und man darf ihm nicht erlauben, weiterzumachen. Falls du dich nicht dazu durchringen kannst, etwas in dieser Sache zu unternehmen, dann denke bitte daran, was deine arme Mutter alles hat durchmachen müssen.“ Sein Blick schweifte zu Nash. „Meine Schwester war nach all dem, was geschehen ist, psychisch völlig am Ende“, erklärte er ihm. „James Frazier hat keinerlei Moral und bedauert nicht im Geringsten, was er unserer Familie angetan hat. Ganz im Gegenteil: Er macht unbeirrt weiter. Er hat Freyas Ruf großen Schaden zugefügt und sie mit seinen Lügen vor Gericht finanziell ruiniert. Dabei stand ihm ein gnadenloser Anwalt zur Seite, den eine bekannte Zeitung ihm bereitwillig zur Verfügung gestellt hat und der sich bei dieser Scheidung einen Namen machen wollte. Und trotz allem, was er erreicht hat, hört Frazier nicht auf, weiter ihr Leben zu zerstören.“

Plötzlich hatte Freya das Gefühl, das Zimmer würde sich um sie drehen. Was ihr Onkel gesagt hatte, war ihr natürlich mehr als bewusst, aber es aus seinem Mund zu hören, war für sie kaum zu ertragen, da sie wusste, wie sehr auch er litt. Am liebsten wäre sie auf eine einsame Insel geflüchtet, damit alle sie vergessen konnten …

Warum war sie in Bezug auf James’ Charakter nur so blind gewesen? Weshalb hatte sie sich von seinen Lügen so leicht verführen lassen? Trotz allem musste sie erneut einräumen, dass ihr Absturz nicht allein auf das schlechte Verhalten ihres Exmannes zurückzuführen war. Auch sie selbst trug einen Teil der Verantwortung. Hätte sie sich nicht so verzweifelt nach Liebe gesehnt und sich nicht vorgegaukelt, dass James es ernst mit ihr meinte, wäre all das nie passiert.

Nash räusperte sich und lockerte seine gestreifte Seidenkrawatte. „Ich denke, dass allein deine Nichte entscheiden kann, was sie tun will, Oliver. Wenn Sie es wünschen, Miss Carpenter, dann helfe ich Ihnen. Aber ich brauche Ihre Unterstützung dabei.“ Als er die tiefe Traurigkeit in den kaffeebraunen Augen bemerkte, stieg aufrichtiges Mitleid in ihm auf. Sie muss durch die Hölle gegangen sein, dachte er. Und ihr Blick verriet, dass sie immer noch Höllenqualen litt.

„Miss Carpenter?“, hakte er nach.

„Diese Gegendarstellung, von der Sie gesprochen haben … wären Sie bereit, mir dabei zu helfen?“

Ein Anflug von Verunsicherung lag in ihrem Blick, und Nash straffte sich. Dass sie sich nun doch überwunden hatte, seine Hilfe anzunehmen, erfüllte ihn mit großer Befriedigung. Aber er war auch dankbar, weil er so ihrem Onkel, der sich in seiner Freundschaft zu ihm immer sehr großzügig gezeigt hatte, etwas zurückgeben konnte.

„Natürlich. Wenn Sie sich entschließen, dass ich mich in Ihrem Namen für Sie einsetzen soll, werde ich Ihnen mit meiner ganzen Erfahrung zur Verfügung stehen.“

„Dann soll es so sein.“

Nash spürte, dass es ihr entsetzliche Angst machte, sich bewusst wieder den bohrenden Fragen der Öffentlichkeit zu stellen. Dass sie sich trotzdem dazu entschloss, erforderte sicher all ihre Kraft.

Sichtlich erleichtert beugte Oliver sich über den Tisch und schüttelte Nashs Hand. „Danke, mein Freund. Auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, bin ich mir sicher, dass du ein Mann von Ehre und Integrität bist. Freya braucht jemanden wie dich an ihrer Seite. Die schrecklichen Ereignisse haben sie völlig gebrochen.“

„Was redest du denn da, Onkel Oliver? Du weißt, dass das nicht stimmt.“ Freya stand auf und funkelte ihren Onkel verärgert an, bevor sie Nash scharf ansah. „Eines möchte ich gleich zu Beginn klarstellen, Mr. Taylor-Grant. Mag sein, dass ich während der vergangenen Jahre ein oder zwei schwere Rückschläge erlitten habe, zum Beispiel ein paar gebrochene Knochen bei dem Autounfall, aber ich bin in keiner Weise ‚gebrochen‘. Und selbst wenn, bin ich nicht darauf aus, dass mich jemand ‚heilt‘. Ich bin härter im Nehmen, als es vielleicht scheint. Und da ich bei all dem, was ich durchmachen musste, nicht verrückt geworden bin, halte ich mich für durchaus in der Lage, auch alles Weitere durchzustehen, ohne zu einem mitleiderregenden Nervenbündel zu werden!“

„Nun, das hoffe ich genauso wie Ihr Onkel. Ich bin sicher, dass Sie sich diesen Anfechtungen nicht mehr lange aussetzen müssen, Miss Carpenter. Wenn Sie erst einmal Ihre Presseerklärung abgegeben haben, können wir schnell darangehen, Ihre Karriere wieder aufzubauen, damit Sie zur Abwechslung mal wieder eine positive Presse bekommen.“

Der Mann vor ihr schien so überzeugt von seinen Worten, dass ein kleiner Funke Hoffnung in Freya aufflammte, der die dicke Schutzschicht um ihr Herz ein wenig zum Schmelzen brachte. Als ihr Onkel zum ersten Mal vorgeschlagen hatte, diesen zugegeben sehr anerkannten PR-Mann zu treffen, hatte sie verständlicherweise zurückhaltend reagiert. Schließlich war sie nicht sicher, ob seine Hilfe überhaupt etwas nützen könnte. Außerdem wollte sie sich auf keinen Fall wieder von einem Mann abhängig machen. Doch nun, nachdem sie Nash Taylor-Grant besser kennengelernt hatte, spürte sie seine Stärke und sein Verantwortungsbewusstsein – Eigenschaften, die sich jeder nur wünschen konnte, der in Schwierigkeiten steckte.

Als ihr Blick erneut zu Nash wanderte, schien das Blau seiner Augen noch strahlender. Verstört spürte Freya, dass sie sich seiner Sinnlichkeit sehr deutlich bewusst war.

„Wenn Sie mir tatsächlich helfen können …“, sie zuckte leicht zusammen, „stehe ich in Ihrer Schuld, Mr. Taylor-Grant.“

„Nennen Sie mich doch Nash. Sollten wir eine Weile zusammenarbeiten, stehen uns Formalitäten nur im Weg … meinen Sie nicht auch?“

2. KAPITEL

Nash sagte seine beiden Verabredungen ab und ging stattdessen ins Büro. Wenn er die Öffentlichkeit auf Freyas Seite ziehen wollte, musste er schnell handeln. Davon abgesehen hatte ihr großmäuliger Exmann schon viel zu lange das Sagen. Höchste Zeit also, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Er wusste von ihrem überragenden Können als Schauspielerin. Seiner Meinung nach wäre es eine Schande, wenn sie nie wieder vor Publikum auftreten würde. Und da er mit ihrem Onkel befreundet war, fühlte er sich in gewisser Weise verpflichtet, seine Anstrengungen noch zu verdoppeln.

Er beugte sich in seinem Stuhl vor, um den glänzenden Farbdruck näher zu betrachten. Auch er war nicht immun gegen die Kraft der dunklen, entwaffnenden Augen, die ihm entgegenblickten. Jetzt, da er Freya näher kennengelernt hatte, verstand er, dass ein Mann den Verstand verlieren konnte, wenn er zu tief in diese Augen sah.

Obwohl sie auf dem Foto lächelte, lag auch ein verletzlicher Zug um ihren Mund, eine Sensibilität, die nur ein gefühlskalter Mensch nicht erkennen würde. Es gab Gesichter und Menschen, die kaum Eindruck hinterließen. Freya Carpenter gehörte ganz sicher nicht dazu. Mit den wunderschönen dunklen Haaren und der schlanken Figur, die sie fast prüde in dem schlichten grauen Kostüm versteckt hatte, zog sie mehr als genug Aufmerksamkeit auf sich, ganz egal, ob sie nun berühmt war oder nicht.

In ihrem Zimmer war es kalt, und draußen fiel ein feiner Nieselregen. Doch Freya kümmerte das nicht. Warum sollte sie sich über ein bisschen Regen ärgern, wenn ihr ganzes Leben ein Scherbenhaufen war? Inzwischen dämmerte es, doch Freya konnte sich nicht aufraffen, das Licht anzumachen. Stattdessen zog sie die Beine unter den langen Wickelrock und schlang die fröstelnden Arme, die in einem weiten Pulli steckten, um die Knie. Sie wusste, dass sie sich vor der Welt versteckte, fühlte sich aber zu schwach, um dagegen anzukämpfen. Sie hatte versucht, in einem ihrer Lieblingsromane zu lesen, eine Art Rettungsanker in schweren Zeiten. Aber die schwarzen Buchstaben verschwammen vor ihren Augen, ohne sich zu sinnvollen Worten zusammenzufügen, weil sie in Gedanken ganz woanders war.

Wenn sie nun doch die falsche Entscheidung getroffen hatte, als sie der Presseerklärung zustimmte, die Nash ihr ans Herz gelegt hatte? Würde sie noch mehr ungebetene Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Selbst in diesem Augenblick lauerten zwei oder drei Fotografen vor ihrer Tür, in der Hoffnung, wenigstens einen Schnappschuss von ihr zu ergattern. Vielleicht würde sie die falschen Worte wählen. Oder stottern, sodass alle sofort glauben würden, sie wäre immer noch das Nervenbündel, als das James sie dargestellt hatte. Ein ehemals leuchtender Stern, der nun verloschen war. Eine vergessene Größe.

Freya schloss die Augen, um die Welt zu vergessen, aber es gelang ihr nicht. Natürlich versuchte ihr Onkel nur, ihr zu helfen. Er glaubte weiter an ihr Können, auch wenn die meisten anderen schon lange nicht mehr davon überzeugt waren. Er wollte, dass sie wieder arbeitete, um das zum Leben zu erwecken, was Gott ihr geschenkt hatte. Obwohl sie Nash gestern unmissverständlich erklärt hatte, dass sie keineswegs gebrochen war und niemanden brauchte, der ihr half, sah die Sache heute ganz anders aus. Die Dämonen der Angst und des Selbstmitleids waren mit starker Macht zurückgekehrt und attackierten sie nun. Freya wollte sich nur noch verstecken, vor allen.

Beim Klang der Türglocke fuhr sie schockiert zusammen. Sie richtete sich auf und kam zitternd auf die Füße, weil sie vor Panik völlig verwirrt war. Die einzigen Menschen, die sie besuchten, waren ihr Onkel und ihre Mutter. Und beide riefen vorher an, um ihr zu sagen, dass sie kommen würden. Einen Agenten oder Manager hatte sie schon lange nicht mehr. Und die meisten ihrer sogenannten Freunde hatten sich verdächtig rar gemacht, seit sie nicht mehr in der Gunst der Öffentlichkeit stand.

Sie befürchtete, dass draußen ein weiterer schmieriger Reporter oder Fotograf auf sie lauerte, um einen Schnappschuss von ihr zu ergattern. Vorsichtig ging sie durch den Flur und bemerkte einen breitschultrigen Schatten, der sich hinter den Milchglasfenstern in der Tür abzeichnete. Einen Moment stand sie wie gelähmt vor Angst da. Dann lief sie zurück ins Wohnzimmer, ging zum großen Erkerfenster und sah vorsichtig durch das Lamellenrollo.

Als sie die Gestalt draußen auf der breiten Eingangstreppe erkannte, schlug ihr Herz schneller. Nash! Ihr Onkel musste ihm wohl vertrauen, wenn er ihm ihre Privatadresse gegeben hatte. Aber warum hatte er nicht vorher angerufen, um sie zu warnen?

Nervös strich sie über ihren Rock und atmete tief durch, während Verzweiflung, aber auch Hoffnung in ihr aufstiegen. Du liebe Güte! War sie dazu verdammt, sich für den Rest ihres Lebens im Haus zu verstecken? Ihr Zuhause sollte doch ein Ort der Zuflucht sein, kein Gefängnis.

Mit zitternden Fingern fuhr Freya sich durch die langen Haare. Sie hatte keine andere Wahl. Sie musste mit ihm sprechen. Nachdem sie gestern der Presseerklärung zugestimmt hatte, konnte sie ihm heute wohl kaum sagen, dass sie ihre Meinung geändert hatte. Würde sie ihn bitten zu gehen, riskierte sie, dass auch er sie für zu labil hielt, um ihr zu vertrauen.

Widerstrebend öffnete sie die Tür und warf Nash einen kurzen Blick zu.

„Sie hätten mich vorher anrufen sollen, um mir zu sagen, dass Sie kommen“, wies sie ihn zurecht. Obwohl ihre Worte den Eindruck vermittelten, als hätte sie die Situation im Griff, verflog ihr Mut, als sie in das unwiderstehliche Gesicht ihres Besuchers blickte.

„Natürlich, tut mir leid.“ Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln, schien von ihrer Zurechtweisung jedoch nicht sonderlich berührt. „Ihr Onkel hat mir Ihre Adresse gegeben. Als er mich auf meinem Handy anrief, war ich gerade in der Nähe und wollte keine Zeit verschwenden. Sie müssen mich dringend noch über ein paar Dinge aufklären. Außerdem könnten wir die Presseerklärung zusammen ausarbeiten. Kann ich reinkommen?“

Da Freya keine Ausrede einfiel, um ihn wieder wegzuschicken, wich sie zurück, um ihn hereinzulassen. Der leichte Moschusduft seines herben Parfüms hüllte sie ein und erregte unerwartet ihre Sinne. Ihr Mund war plötzlich trocken, und ihr Magen flatterte. Sie versuchte sich einzureden, dass diese Reaktion nur auf ihre heutige Unruhe zurückzuführen sei.

„Gehen wir doch ins Wohnzimmer“, schlug sie vor und ging voraus.

Während Nash ihr folgte, überlegte er, warum sie ihre schlanke Gestalt in Kleidern versteckte, die viel zu groß waren. Außerdem beunruhigten ihn die dunklen Schatten unter ihren faszinierenden Augen und die beißende Kälte im Wohnzimmer. Von nirgendwo kam Wärme her, obwohl es draußen empfindlich kalt war. Kein Lampe erhellte den Raum, der in das trübe Licht des Spätnachmittags getaucht war. Das Zimmer war spärlich möbliert. Ein zimtfarbenes Plüschsofa stand in der Mitte mit einem dazu passenden Sessel, auf dem ein scharlachrotes Kissen lag. Ansonsten bot der Raum wenig Behaglichkeit.

„Ist Ihnen nicht kalt?“, fragte er. Freya machte den Eindruck, als hätte seine Stimme sie geradewegs aus einem Drogenrausch gerissen. „Nein, es ist alles in Ordnung. Aber wenn Sie frieren, mache ich Feuer.“

Bevor Nash abwiegeln konnte, war sie schon zu dem modernen Elektrokamin gegangen. Innerhalb von einer Sekunde erwachte der Brenner zum Leben, und Nash war um ihretwillen froh, dass sie zugestimmt hatte, den eiskalten Raum zu erwärmen. Denn sie sah aus, als bräuchte sie in jeder Hinsicht Wärme. Verbringt sie tatsächlich so ihre Tage, jetzt, da sie in die Unbedeutendheit abgerutscht ist? überlegte er. Allein in einem großen leeren Haus, in dem eine Temperatur nahe dem Gefrierpunkt herrschte?

Bei dem Gedanken hätte er ihren Exmann am liebsten erwürgt, falls er mit seiner Geldgier dafür verantwortlich sein sollte, dass ihr nicht mehr geblieben war. Inzwischen hatte Nash einiges über James Frazier gelesen, und nichts davon gereichte ihm zur Ehre. Er diskreditierte nicht nur ständig Freyas Namen, sondern gab offensichtlich auch Unsummen von dem Geld aus, das ihm bei der Scheidung zugesprochen worden war. Freya hatte sich bisher weder mit Worten noch mit Taten gerächt, in keinem einzigen Punkt.

Warum sie sich so verhielt, konnte Nash nur schwer nachvollziehen. Wer hatte sie wohl beraten? Warum war ihr Verteidiger so ungeschickt gewesen, und weshalb hatte das Gericht zugunsten ihres Ehemanns entschieden? Hatte er sie irgendwie in der Hand? Nash hatte ebenfalls herausgefunden, dass Frazier nach der Scheidung Unsummen in fragwürdige Geschäfte investiert und dabei viel Geld verloren hatte. Doch anscheinend hatte er seinen aufwendigen Lebensstil nicht aufgegeben. Nun sah es so aus, als plane Frazier, demnächst mit seiner jungen blonden Freundin und ihrem gemeinsamen Baby in die Karibik zu fliegen. Also war es höchste Zeit, dass Freya eine Erklärung abgab und der Öffentlichkeit ihre Version der Geschichte erzählte. Danach könnte er anfangen, die Scherben aufzusammeln, damit sie ihr Leben wieder in den Griff bekam und Selbstvertrauen gewann.

„Wie wär’s, wenn Sie auch ein oder zwei Lampen anmachen?“, schlug Nash freundlich vor. Da sie jedoch keine Anstalten machte, ging er selbst zu der Stehlampe am Fenster und knipste sie an, genauso wie die Lampe auf der anderen Seite des Raumes. Gemeinsam mit dem Feuer schuf das Licht sofort eine freundliche, angenehme Atmosphäre, und Nash hoffte, dass Freya sich ein wenig entspannen würde. Er musste sie nicht ansehen, um zu wissen, dass all dies für sie eine weitere große Kraftprobe bedeutete. Läge es in seiner Macht, würde er ihr die Qualen ersparen. Auf der anderen Seite war es nur zu ihrem Besten. Denn diese Frau konnte doch nicht den Rest ihrer Tage zurückgezogen wie eine Nonne leben, die ein Schweigegelübde abgelegt hatte.

„Ich bin es nicht mehr gewohnt, Besucher zu empfangen … tut mir leid. Möchten Sie etwas trinken? Fruchtsaft … oder lieber Tee oder Kaffee?“

„Warum setzen Sie sich nicht einfach hin? Dann könnten wir uns unterhalten“, entgegnete Nash ruhig.

„Na schön.“ Nur widerwillig nahm Freya auf dem Sofa Platz. Seine Worte schienen in ihr eher den Drang geweckt zu haben, aus dem Zimmer zu fliehen. Nash zog seinen Mantel aus und nahm am anderen Ende des Sofas Platz, bevor er seine Lederaktentasche neben seine Füße auf den Boden stellte.

„Und … was haben Sie heute gemacht?“, fragte er interessiert. Offenbar verblüfft blinzelte sie, als ob die Frage für sie keinen Sinn ergäbe.

„Was glauben Sie wohl, was ich gemacht habe?“, erwiderte sie dann deutlich verärgert. „Ich werde belagert … auf Schritt und Tritt.“

„Nun, morgen bekommen Sie die Gelegenheit, endlich etwas dagegen zu unternehmen und jedem zu erzählen, wie es wirklich war.“

„Glauben Sie denn wirklich, dass die Presse die Wahrheit veröffentlichen wird? Sie werden sich die Wahrheit wohl eher zurechtbiegen, damit sie zu dem Geschmiere passt, das sie für den nächsten Tag geplant haben!“

Nash verstand ihre Wut sehr gut. Ihm würde es nicht anders gehen, wenn Fremde über sein Leben bestimmten und der Presse falsche Informationen verkauften.

„Ich frage mich, warum Sie überhaupt die Medien einschalten wollen … sie sind nichts als ein Haufen Aasgeier“, fügte sie aufgebracht hinzu.

„Sie können nicht leugnen, dass viele Künstler und Berühmtheiten die Presse für ihre Zwecke nutzen. Wie sollten sie sonst für ihre Arbeit werben? Glauben Sie, dass Filmproduktionen ihre Filme nur deshalb produzieren, um sie kostenlos zu vertreiben?“ Nash schüttelte den Kopf, während er sie eindringlich ansah. „Sie müssen lernen, die Presse nach Ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Bis jetzt waren Sie diejenige, der Unrecht getan worden ist. Die Zeit ist reif, das Steuer endlich herumzureißen. Die Briten haben eine besondere Schwäche für Außenseiter. Wenn Sie der Presse morgen Ihre Geschichte erzählt und Fraziers verleumderische Behauptungen widerlegt haben, werden Sie wieder alle auf Ihrer Seite haben. Damit ziehen Sie unweigerlich positive Aufmerksamkeit auf sich, die Ihrer Karriere zugutekommen wird. Ist es nicht das, was Sie wollen?“

„Ich weiß nicht … ja, ich glaube schon.“

Stirnrunzelnd sah Nash, wie ihre Finger sich beim Sprechen zusammenkrampften und wieder öffneten. Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen und schützend an sich gedrückt. Doch er wusste, dass er sich damit für immer aus ihrem Leben katapultiert hätte. Zumindest Oliver war er es schuldig, einen Rauswurf nicht zu riskieren.

„Wenn ich Ihnen helfen soll, brauche ich Ihre Unterstützung. Ich verstehe durchaus, dass Sie nicht darauf erpicht sind, sich der Presse zu stellen. Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Die Sache wird nicht einfach. Abgesehen davon will ich, dass Sie an bestimmten Veranstaltungen teilnehmen, damit Sie wieder positive Publicity bekommen. Wenn Sie sich weigern, kann ich den Job nicht übernehmen, um den Ihr Onkel mich gebeten hat … haben Sie verstanden?“

In seiner ruhigen Stimme lag ein entschlossener Unterton, und Freya spürte, dass dieser Mann großen Wert darauf legte, den hohen Ansprüchen zu genügen, die er zweifellos an sich und andere stellte. Er würde sicher nicht zulassen, dass ihn etwas auf dem Weg zu seinen Zielen behinderte … ganz egal, um wen oder was es sich handelte. Eigentlich sollte sie froh sein, dass er so bestrebt war, ihr zur Seite zu stehen. Doch sie war viel zu aufgewühlt, weil sie unentwegt an die bohrenden Fragen denken musste, die man ihr stellen würde, und an all die Kameras, die auf sie gerichtet wären. Innerlich krümmte sie sich vor Schmerz, auch wenn sie wusste, dass dieser Auftritt dazu diente, ihren zerstörten Ruf wiederherzustellen.

Reglos saß Freya da und versuchte, so gefasst wie möglich auszusehen, als sie sich Nash zuwandte. „Ich weiß nicht, ob Sie tatsächlich verstehen, warum ich mich so ungern der Öffentlichkeit stelle.“ Sie schluckte schwer. „Mir kommt es wie geistiger Raub vor. Als ob sie einem alles nehmen könnten, ohne dass man die Möglichkeit hat, sich dagegen zu schützen. Sicher, ich habe es genossen, erfolgreich zu sein, aber mir war nie bewusst, wie wichtig mir meine Privatsphäre ist, bis all das passierte. Soll ich dafür jetzt bestraft werden?“ Für einen Moment wanderte ihr Blick zum Kamin, ehe sie sich wieder Nash zuwandte. „Eine Scheidung durchzustehen ist schon schwer genug, ohne dass sich all das in der Öffentlichkeit abspielt. Alle lieben dich, wenn du ein aufsteigender Stern am Prominentenhimmel bist. Aber können Sie sich eigentlich vorstellen, wie sehr die gleichen Leute es genießen, wenn man von dem Podest stürzt, das sie selbst errichtet haben?“

„Sie dürfen nicht zulassen, dass die Menschen Sie fertigmachen. Sie müssen den Leuten zeigen, dass Sie viel zu stark dafür sind. Schlagen Sie zurück, Freya! Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Leben auf dieses Haus, dieses Zimmer beschränkt ist, nur weil Sie befürchten, verurteilt zu werden. Genau das wollen diese Leute doch! Aber Sie sollten ihnen diese Befriedigung nicht gönnen. Und besonders Ihrem Exmann nicht. Lassen Sie ihn nicht wissen, dass er noch Macht über Sie hat.“

Seine Worte trafen einen sehr wunden Punkt bei ihr. Bis zu einem gewissen Grad hatte Freya gegen James’ Lügen angekämpft, aber dann hatte er sie mit seinen Anschuldigungen und Beleidigungen völlig ausgelaugt. Irgendwann war sie zu erschöpft gewesen, um noch weiter gegen ihn anzukämpfen. Selbst vor Gericht hatte sie nichts zu ihrer eigenen Verteidigung beigetragen. Stattdessen hatte sie sich selbst an allem die Schuld gegeben … und sich sogar eingeredet, dass sie die Strafe verdiente. Willentlich hatte sie ihre Karriere aufs Spiel gesetzt und musste jetzt dafür bezahlen. James Frazier war ihre gerechte Strafe.

„Warum haben Sie keinen Ehevertrag geschlossen, um sich davor zu schützen, dass Ihr Exmann das ganze Geld bekommt? Und warum hatten Sie keinen besseren Anwalt? Ihr Onkel hätte doch sicher …“

Bei dieser Frage stellten sich Freyas Nackenhaare auf, und ihre Wangen brannten. „Es liegt nicht in der Verantwortung meines Onkels, mein Leben zu regeln. Ich bin erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen, selbst wenn sich herausstellt, dass sie mir nur schaden. Und was den Ehevertrag betrifft …“ Ihr schuldbewusster Blick schmerzte ihn beinahe. „Es reicht wohl, wenn ich sage, dass James mich dazu überredet hat, keinen aufzusetzen. Ich weiß, Sie halten mich für eine Idiotin, aber es ist nun mal geschehen. Ich kann die Uhr nicht mehr zurückdrehen.“

„Er hat Sie dazu ‚überredet‘?“

Freya spürte, dass ihr vor Scham noch mehr Hitze in die Wangen stieg. Das Gespräch zwischen James und ihr über den Ehevertrag hatte damit geendet, dass er einen entsetzlichen Wutanfall bekommen und sie beschuldigt hatte, ihn nicht genug zu lieben, um ihm zu vertrauen. Schließlich hatte Freya ihn mit dem Versprechen besänftigt, dieses Thema nie wieder zur Sprache zu bringen.

„Hat er Sie verletzt?“, wollte Nash wissen.

„Nein, nicht physisch. Sie wären erstaunt, wie erfinderisch Menschen sein können, wenn es darum geht, anderen Schmerzen zuzufügen. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir wissen doch beide, wie meine Ehe geendet ist. Ich kann bis in alle Ewigkeit überlegen, was ich falsch gemacht habe, aber das macht diese katastrophale Beziehung auch nicht besser!“

Ob Nash sie dafür verurteilte, dass sie einen Mann wie James geheiratet hatte, ohne sich selbst mit einem Vertrag finanziell abzusichern? Allein der Gedanke weckte in Freya den Wunsch, ihm die Tür zu weisen. Denn sie hatte für den Rest ihres Lebens genug davon, immer wieder verurteilt zu werden.

„Ich habe es nur erwähnt, weil ich zu oft erlebt habe, dass die Leute es im Nachhinein bereuen, so eine Vereinbarung nicht getroffen zu haben“, erwiderte Nash seufzend, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Wie Sie schon sagten, es ist Vergangenheit. Aber wenn ich Ihnen helfen soll, muss ich wissen, dass Sie sich unserem Anliegen genauso verpflichtet fühlen wie ich es tue. Ich will, dass Sie wieder richtig leben können, doch Sie selbst müssen es noch hundertmal mehr wollen.“

„Sie haben mein Wort, dass ich mit Ihnen zusammenarbeiten werde“, antwortete Freya leise, ohne die Verletzlichkeit in ihrem Blick verbergen zu können. „Ich habe Sie gestern nicht angelogen. Ich bin stärker, als es den Anschein hat. Es gibt einfach nur Tage, an denen …“

„Ich weiß.“ Nash wusste tatsächlich genau, was sie meinte, weil er so etwas selbst erlebt hatte. Aber das war lange her, damals war er noch nicht der erfolgreiche, selbstbewusste Mann, der er heute war. „Je mehr Sie sich den Dingen stellen, desto stärker werden Sie, Freya, auch wenn Ihnen das jetzt unmöglich scheint. Vertrauen Sie mir … ich weiß, wovon ich rede.“

Erleichtert bemerkte Nash, dass sie die Schultern entspannte und der verschreckte Blick aus ihrem Gesicht verschwand. Bald musste er ihr die heikle Frage nach ihrem angeblichen Alkohol- und Drogenkonsum stellen, aber heute wollte er sie damit noch verschonen. Nicht, dass er daran zweifelte, dass sie über große innere Reserven verfügte. Denn anders hätte diese Frau all das nicht überlebt. Eine weniger starke Person wäre inzwischen schon gänzlich am Boden zerstört.

„Vielleicht könnte ich jetzt doch eine Tasse Kaffee bekommen?“, meinte er freundlich. „Danach fangen wir mit unserer Presseerklärung an.“

3. KAPITEL

Als Nash später aufbrechen wollte, war Freya überrascht, wie ungern sie ihn gehen lassen wollte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich in der Gesellschaft eines Menschen wieder wohl. Nachdem Nash es mit seiner ruhigen, fast hypnotischen Stimme gelungen war, die Mauer aus Abwehr zu durchbrechen, die sie zwischen sich und der Welt errichtet hatte, befürchtete sie nun, wieder in die deprimierende Stimmung zu verfallen, die sie seit Tagen quälte.

Sie wollte nicht wieder an diesen finsteren Ort zurückkehren. Sie lebte schon viel zu lange dort, und die Dunkelheit zehrte langsam all ihr Selbstvertrauen auf. Nash hingegen hatte sie dazu angeregt, etwas anderes zu wollen, etwas Besseres. Als er ihr nun die Presseerklärung vorlas, die sie gemeinsam verfasst hatten, schenkte sein entschiedener Ton ihr allmählich wieder Stärke. Die Erklärung zeichnete sie nicht länger als Opfer, sondern als einen Menschen, der die Fäden in der Hand hielt. Und das freute sie.

James hatte viel zu lange über ihr Leben bestimmt. Für die Ehe mit ihm hatte sie schon hundertfach bezahlen müssen … mit zu vielen Tränen, fast ihrem gesamten Geld und einer zerstörten Karriere. Jetzt wollte sie ihr Leben zurück. Sie wollte den Menschen wieder in die Augen blicken können und nicht vor ihnen zurückschrecken, aus Angst, verurteilt oder verletzt zu werden. Sie wollte wieder arbeiten, um ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und zufrieden zu sein. Und sie wollte sich nicht länger nach einer immerwährenden, bedingungslosen Liebe sehnen. Eine solche Liebe war genauso selten wie Orchideen in der Arktis. Es war sinnlos und viel zu schmerzlich, um überhaupt darüber nachzudenken.

Dass James sie immer noch so sehr zu hassen schien, verblüffte sie. Freya hatte geglaubt, dass er seine Vorbehalte gegen sie begraben würde, nachdem er bei der Scheidung eine so große Abfindung bekommen hatte. Aber das Gegenteil war der Fall. Seine öffentlich vorgebrachten Verleumdungen über ihre angeblich angeschlagene geistige Gesundheit, ihre schreckliche Ehe und ihre Drogenabhängigkeit hatten an Schärfe und Gemeinheit noch zugenommen. Kein Wunder, dass sie in der Öffentlichkeit nun im denkbar schlechtesten Licht dastand. James hatte sie als eifersüchtige Hexe bezeichnet, als egoistische, herrschsüchtige Schauspielerin, die in ihrer Unsicherheit auf jede Frau eifersüchtig war, die er nur angesehen hatte, und besonders auf diejenigen, die jünger waren als sie selbst. Obwohl Freya auch erst achtundzwanzig war.

In Wahrheit hatte James ihr gegenüber absichtlich sein Interesse an anderen Frauen bekundet, um sie eifersüchtig zu machen. Er hasste es, dass seine Frau die Aufmerksamkeit und Bewunderung bekam, nach der er sich selbst sehnte. Geliebt hatte er sie nie. In diesem Punkt wollte sie sich nicht länger etwas vormachen. Er hatte sie nur als Chance gesehen, durch die Verbindung zu ihr groß herauszukommen. Als Freya James kennenlernte, hatte er als Kameraassistent gearbeitet. Doch schnell wurde offensichtlich, dass er unbedingt vor der Kamera stehen wollte und nicht dahinter. Damals hätte sie ihn verlassen sollen, anstatt einer Hochzeit zuzustimmen.

Im Nachhinein musste sie sich eingestehen, wie dumm es gewesen war, sich auf eine so katastrophale Beziehung einzulassen. Auch wenn sie über sich selbst nur den Kopf schütteln konnte, wusste sie inzwischen, dass ihre Sehnsucht nach Liebe für diesen fatalen Schritt verantwortlich war.

Nash nahm seinen Mantel von der Couch und wandte sich lächelnd an Freya. Dabei erschienen zwei Grübchen auf seinen schmalen Wangen, und Freya jagte ein Schauer über den Rücken, als sie seinen Blick erwiderte. Da ihre Brustspitzen sich zu ihrem Entsetzen unter dem weiten Wollpulli aufrichteten, verschränkte sie schützend die Arme vor der Brust, als könnte Nash durch den dicken Pullover erkennen, dass sein Blick sie erregt hatte.

„Noch eines, bevor ich gehe“, meinte er gedehnt.

„Ja?“

„Was wollen Sie morgen bei der Presseerklärung anziehen?“

„Was ich anziehen will?“

Er bedachte sie mit der gleichen Geduld, die ein Erwachsener einem verwirrten Kind gegenüber an den Tag legen würde.

„Es sollte genau das Richtige sein. Etwas Schlichtes wie das graue Kostüm, das Sie gestern getragen haben und das sagt ‚Ich will mich verstecken‘, entspricht nicht dem Bild, das wir vermitteln wollen. Sie möchten der Welt doch zeigen, dass Sie genug haben von dem Versteckspiel, Freya, und dass es nichts gibt, dessen Sie sich schämen müssten. Etwas zu Glamouröses könnte falsches Selbstvertrauen vorspiegeln. Verstehen Sie, was ich meine?“

„Ich werde heute Abend etwas Passendes heraussuchen“, versprach sie nickend.

Ob Nash schockiert wäre, wenn er wüsste, dass sie kaum noch eine nennenswerte Garderobe besaß? Freya hatte nie großen Wert auf Designermode gelegt, war jedoch von eifrigen Modeschöpfern oft mit glamourösen Roben beschenkt worden, weil sie sich für ihr Label Unterstützung von ihrem berühmten Namen erhofften. Doch das meiste davon hatte sie zusammen mit den antiken Möbeln und Juwelen verkauft, um die Gerichtskosten für die Scheidung bezahlen zu können.

„Soll ich mir die Sachen mal ansehen?“, bot Nash an.

Plötzlich schämte sie sich für ihre Notlage und hob das Kinn, während eine zarte Röte ihre Wangen bedeckte.

„Nein, danke. Es mag zwar den Anschein haben, als wäre mir vieles aus den Händen geglitten, aber ich bin immer noch in der Lage, meine Kleider selbst auszusuchen.“

Ihr entschiedener Ton entlockte Nash ein Lächeln. Es konnte nicht schaden, dass sein Vorschlag ihren Stolz angekratzt hatte. Denn ihre Antwort zeigte nur, dass sie trotz allem noch in der Lage war, Zähne zu zeigen. Als er sie hier frierend in dem kalten, dunklen Zimmer angetroffen hatte, war er schon in Sorge gewesen, dass sie an einer schweren Depression litt. Jetzt wurde ihm erleichtert bewusst, dass es nur ein schlechter Tag gewesen war. Umso entschlossener war er, ihr dabei zu helfen, wieder in ihr eigenes Leben zurückzufinden.

„Ich habe mit den Presseleuten ausgemacht, dass wir uns in meinem Büro treffen. Morgen früh gegen neun hole ich Sie hier ab. Ich möchte Ihnen die ganze Sache so leicht wie möglich machen. Keine Sorge! Ich bin bei Ihnen, und Sie werden das wunderbar machen“, erklärte er. „Daran gibt es für mich keinen Zweifel. Wenn es vorbei ist, können wir uns in Ruhe darüber unterhalten, wie es gelaufen ist. Danach will Ihr Onkel uns wohl zum Lunch in sein Restaurant einladen.“

„Er will mich immer füttern“, bemerkte Freya mit verhaltenem Lächeln. „Er glaubt, dass ich zu wenig esse.“

„Und, stimmt das?“, fragte Nash scharf.

„Ich sehe wohl kaum so aus, als ob ich Hunger leide, oder?“

Ungeniert glitt Nashs Blick über ihre Figur in dem weiten Pulli und dem bodenlangen Rock, und seine blauen Augen funkelten amüsiert. „Wie soll ich das bei der Aufmachung beurteilen können? Tarnen Sie sich immer auf diese Weise?“

Aus heiterem Himmel erinnerte er sich an eine Filmszene mit Freya. Sie hatte die Hauptrolle in einem Abenteuerfilm gespielt, den er vor Jahren gesehen hatte. Darin spielte sie eine leidenschaftliche Sklavin im Harem eines Sultans und schien nur aus langen braunen Beinen und Kurven an den richtigen Stellen zu bestehen. Allein die Erinnerung erregte Nash.

„Es ist kalt heute, und ich wollte mich irgendwie warm halten“, erwiderte sie gereizt.

„Dann machen Sie die Heizung an“, riet er ihr und ging zur Tür. Bevor er sie öffnete, drehte er sich noch einmal zu ihr um. Seine Miene wirkte ernst, aber nicht unfreundlich. „Versuchen Sie, gut zu schlafen. Morgen brauchen Sie Ihre ganze Kraft. Falls Sie mich irgendwie brauchen, ganz egal für was, hier ist meine Nummer.“ Er reichte ihr eine kleine Visitenkarte. „Schlafen Sie gut, Freya.“ Damit verließ er sie.

Noch nachdem er längst gegangen war, starrte Freya auf die kleine Karte in ihrer Hand, als ob sie ihr Rettungsanker wäre. Auch wenn Nash ihr nur wegen der Freundschaft zu ihrem Onkel helfen mochte, war sie trotzdem froh, einen Menschen wie ihn an ihrer Seite zu haben. Er wirkte unerschütterlich und als könnte er mit fast allem fertigwerden, weil er sowohl die hellen als auch die dunklen Seiten des Lebens kennengelernt hatte. Aber wie kam sie eigentlich zu dieser Annahme?

Fröstelnd ging Freya in ihr Schlafzimmer. Sie musste noch ihre spärliche Garderobe durchsehen und entscheiden, was sie anziehen würde, wenn sie sich freiwillig den Journalisten stellte, um die sie so lange einen großen Bogen gemacht hatte …

Am nächsten Morgen fuhr Nash zuerst zu seinem Büro, um nachzusehen, ob alles für den Besuch der Presse vorbereitet war, bevor er Freya abholte. Er hatte kaum geschlafen, weil er über ihr gestriges Treffen nachgedacht hatte. Auch wenn sie es nicht direkt zugegeben hatte, war er rasend wütend bei dem Gedanken, dass sie die letzten zwei Jahre fast wie ein Eremit gelebt hatte. Nur Oliver und ihre Mutter hatten ihr beigestanden, nach all dem, was geschehen war. Ungerechtigkeit in jeder Form empörte ihn, und er war immer wieder erstaunt, wie tief ein Mensch sinken konnte, wenn er es auf das Geld eines anderen abgesehen hatte. Aber Nash zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Freyas Stern wieder aufgehen würde, sobald sie erst einmal ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen hatte. Und das würde sie, dafür wollte er sorgen.

Er schob die Lamellen des cremefarbenen Rollos auseinander und sah nachdenklich zu dem glänzend schwarzen Mercedes mit seinem persönlichen Nummernschild hinunter. Dann drehte er sich um und warf einen Blick auf die gerahmten Fotografien an den Wänden in seinem Büro. Sie zeigten all die bekannten Persönlichkeiten, die seine Hilfe in Anspruch genommen hatten. In seinem teuren, maßgeschneiderten Anzug, der seinen muskulösen Körper bestens zur Geltung brachte, fühlte Nash sich wohl. Dass er seinem Schicksal eine so glückliche Wendung hatte geben können, erfüllte ihn immer wieder mit Freude. Seine Kindheit und Jugend hatten unter einem unglücklichen Stern gestanden, und Nash hatte oft von unermesslichem Erfolg geträumt. Und dieser Traum war Realität geworden.

Aber der Gedanke war nicht nur wohltuend. Unweigerlich runzelte er die Stirn und dachte einen Moment an die dunkleren Zeiten seines Lebens. Seit knapp sechs Jahren genoss er seinen Erfolg, doch er vergaß dabei nie, wie beschwerlich und schmerzhaft der Weg dorthin gewesen war. Doch er hatte die scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten gemeistert und Erfolg gehabt. Nun musste er Freya zeigen, dass sie es auch schaffen konnte.

In den privilegierten Kreisen, in denen er sich bewegte, genoss er einen ausgezeichneten Ruf. Zweifellos hatte seine Biografie ihm dabei geholfen, die die Vorzüge noch zu verstärken schien, die er mitbekommen hatte. Die meisten Menschen glaubten, dass er gehobenen Verhältnissen entstammte und die besten britischen Schulen besucht hatte. Schließlich war seine Aussprache perfekt, ohne den geringsten schwedischen Akzent. Doch Nash war nicht umsonst der beste PR-Mann des Landes. Er hatte sich nie unlauterer Mittel bedient, wusste jedoch, dass es Menschen gab, die aus zwei und zwei fünf machten. Dieses Wissen hatte er zu seinem Vorteil genutzt.

Von Beginn seiner Karriere an hatte er es geschafft, so wenig wie möglich über seine Herkunft zu enthüllen. Nur hier und da hatte er eine Halbwahrheit verraten, die niemand hinterfragte. Demnach war Nash Taylor-Grant in Suffolk, England, aufgewachsen. Seine schwedische Mutter war Chemikerin und sein britischer Vater ein bedeutender Wissenschaftler, der leider bei einer Forschungsreise an einer Herzattacke gestorben war. Auch über seine Schulzeit hatte er nur ein paar vage Andeutungen gemacht. Natürlich waren dabei die Namen Oxford oder Cambridge gefallen, oder zumindest eine der anderen führenden Bildungseinrichtungen des Landes.

Die Wirklichkeit hätte jedoch nicht gegenteiliger sein können …

Tatsächlich war er in einem ärmlichen Vorort in Stockholm geboren, als einziger Sohn von Inga Johannsson. Sie arbeitete als technische Assistentin in einem Labor und war gezwungen, ihren Job aufzugeben, als sie mit Nash schwanger war. Schließlich hatte sie in einem Büro putzen müssen, um sich und ihren kleinen Sohn über Wasser halten zu können. Nashs Vater war tatsächlich Engländer. Er hatte im gleichen Labor wie Inga als Biologe gearbeitet. Dort hatten die beiden sich auch kennengelernt. Als Nash drei Jahre alt war, starb sein Vater bei einem Verkehrsunfall. Da sie nicht verheiratet gewesen waren, bekam Inga keine Entschädigung. Sie hatte auch keine Familie mehr, die sie um Unterstützung hätte bitten können, sodass sie auf die Wohlfahrt angewiesen war. Es folgten einige katastrophale Beziehungen mit Männern, die sich ohne weiteres für eine Rolle in einem Horrorfilm geeignet hätten.

Als er sich an eine der schrecklichsten Episoden seines Lebens erinnerte, zuckte Nash zusammen. Damals hatte er sich auf den gerade aktuellen Liebhaber seiner Mutter gestürzt, einmal mehr ein Mann, der ihr Gewalt antat. Nash hatte ihm so harte Schläge versetzt, dass die Haut an seinen Knöcheln aufgeplatzt war. Daraufhin hatte sich der Mann, der viel größer und schwerer gewesen war als er selbst, zu ihm umgedreht und ihn windelweich geschlagen. All das wäre schon schlimm genug für Nash und seine Mutter gewesen. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Völlig unerwartet hatte sein Angreifer etwas silbern Schimmerndes aus seiner Jeanstasche gezogen und Nash einen tiefen Schnitt mit seinem Klappmesser verpasst.

In dieser Nacht wäre er fast gestorben. Weinend fuhr er neben seiner völlig verängstigten Mutter im Krankenwagen mit laut heulender Sirene zum Krankenhaus.

Scham, Wut und ein Gefühl der tiefen Kränkung türmten sich bei dieser Erinnerung zu einer Welle weißglühender Wut in ihm auf. Die alte Wunde an den Rippen pochte erneut, und er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Unruhig wandte er sich vom Fenster ab und nahm die Akte über Freya Carpenter zur Hand, um die verwirrenden und schmerzhaften Erinnerungen zu vertreiben.

Mehrfach hatte Nash am eigenen Leib erfahren, dass Menschen andere willentlich verletzten und sich gegenseitig zerstörten, ob körperlich oder mit Worten. Darum verstand er so gut, durch welche Hölle diese Frau gehen musste. Und obgleich er wusste, dass er sich seiner Herkunft nicht länger schämen musste, schreckte er trotzdem davor zurück, endlich jemandem die Wahrheit anzuvertrauen. Nur die Zeit würde es weisen, ob er jemals dazu in der Lage wäre …

Während die Kameras von Presse und Fernsehen in dem kleinen Innenhof vor Nashs Büro surrten, wandte er den Blick von all den Journalisten und Fotografen ab, die sich um die Frau an seiner Seite geschart hatten und auf ihre Presseerklärung warteten.

Dank ihrer einzigartigen Schönheit brauchte Freya kaum die Unterstützung von modischen Kleidern, doch Nash musste einräumen, dass ihr elegantes roséfarbenes Kostüm von Chanel und das perfekte Make-up ihre Schönheit noch unterstrichen. Ob irgendjemand außer ihm wohl ahnte, dass ihre Haut unter dem Make-up blass und durchscheinend war wie Elfenbein?

Auch jetzt spürte er, wie sie innerlich zitterte. Schützend legte er einen Arm um ihre schmale Taille und drückte sie beruhigend. In diesem Moment war es ihm egal, ob jemand diese Geste missverstehen würde. Ihm war nur wichtig, sie spüren zu lassen, dass sie nicht allein war und dass er ihr beistehen würde.

Kurz sah sie ihn an, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatte. Die Wärme in ihren strahlend braunen Augen verunsicherte ihn einen Moment. Schließlich räusperte er sich und wandte sich an die kleine Versammlung im Innenhof. „Miss Carpenter wird jetzt ihre Erklärung vorlesen. Danach räume ich Ihnen fünf Minuten für Ihre Fragen ein. Miss Carpenter und ich möchten Sie nur darum bitten, ihr mit Respekt und Höflichkeit zu begegnen, da sie den Mut aufbringt, sich nach zwei Jahren des Schweigens wieder öffentlich zu äußern. Ich danke Ihnen.“

Es war vorbei. Freya wusste, dass sie noch lebte. Das verriet ihr pochendes Herz und der köstliche Duft von italienischem Kaffee, der ihr in die Nase stieg, während sie daran nippte. Inzwischen war sie wieder allein mit Nash und saß auf dem modernen Sofa in seinem Büro. Ihr Blick schweifte zu den gerahmten Fotos an den Wänden. Die meisten der abgebildeten Prominenten hatte sie schon einmal getroffen. Endlich konnte sie wieder fast normal atmen.

„Die erste Hürde wäre geschafft“, erklärte Nash, setzte sich ihr gegenüber in den Sessel und griff nach seiner Kaffeetasse. „Wie fühlen Sie sich?“

„Was glauben Sie wohl?“ Lächelnd schlug Freya die schlanken Beine übereinander und sah, wie Nashs Blick unweigerlich davon angezogen wurde. Einen Moment verwirrte es sie, das Objekt seiner nachdenklichen Bewunderung zu sein.

Ihr blieben die Worte im Hals stecken, die sie sich zurechtgelegt hatte. Sie hustete, um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Ich fühle mich, als ob ich über glühende Kohlen gegangen wäre“, erklärte sie schließlich, ohne die Begeisterung zu empfinden, die einem solchen Erlebnis allgemein zugesprochen wird. „Und ich frage mich, ob irgendetwas von dem, was ich gesagt habe, etwas ändern wird. Um ehrlich zu sein … ich mache mir Sorgen darüber, wie James reagieren wird. Meine Erklärung hat ihn nicht gerade im besten Licht gezeigt.“

Ihre Worte alarmierten Nash. Er richtete sich im Sessel auf. „Hat er Sie schon einmal in irgendeiner Weise bedroht?“, wollte er wissen.

„Meinen Sie körperlich?“, fragte Freya leise und wirkte plötzlich nachdenklich. „Nein. Er ist wortgewandt genug, um auf diese Weise ausreichend Schaden anzurichten. Wenn Sie einen von den Artikeln gelesen haben, die in den letzten zwei Jahren erschienen sind, müssten Sie das bemerkt haben.“

„Ich denke, die Öffentlichkeit wird inzwischen in Bezug auf Ihren rachsüchtigen Ehemann eigene Schlüsse ziehen. Die Leute sind nicht dumm, Freya …“

„Worte können tief verletzen, manchmal stärker als körperliche Gewalt. Und James hat sich darauf besonders gut verstanden“, warf sie ein.

„Und wenn schon … Sie können zurückschlagen.“

„Sie meinen mit den gleichen Mitteln? Das entspricht nicht meiner Art.“ „Ich meinte eigentlich, indem Sie Ihr Leben wieder aufnehmen. Wenn Sie Ihre Schauspielerkarriere nur aufgeben, weil Ihr Exmann Ihnen so zugesetzt hat, dass sie sich dem Leben nicht mehr stellen können, hat er gewonnen. Sie haben heute Ihre Erklärung abgegeben und die Sache so dargestellt, wie sie wirklich war. Ich weiß, dass Ihre Aufrichtigkeit Ihnen da draußen viel Sympathie einbringen wird. Nach dieser Geschichte heute werden Sie sehr gefragt sein und Interviews geben müssen. Und ich rate Ihnen, einigen davon zuzustimmen, sollten die Anfragen seriös sein. Keine Sorge … ich werde Ihnen beistehen. Wenn es Ihnen noch mehr positive Publicity einbringt, bekommen wir genau das, was wir wollen. Und es könnte Ihnen helfen, wieder Selbstvertrauen zu finden.“

„Ich werde darüber nachdenken.“

Nash spürte, dass sie zögerte und las einmal mehr in ihrem Gesicht, wie sehr sie verletzt worden war. Fraglos hatte sie in den vergangenen zwei Jahren sehr gelitten. Wahrscheinlich konnte sie kaum glauben, dass ihr überhaupt noch jemals etwas Gutes widerfahren könnte. Jammerschade für einen Menschen mit so außergewöhnlichen Gaben. Trotzdem, Nash hatte sich vorgenommen, ihren guten Ruf wiederherzustellen.

„Wissen Sie noch, was wir gestern vereinbart haben?“, erinnerte er sie und beugte sich vor. „Sie müssen mit ganzem Herzen dabei sein. Außerdem müssen Sie all die Hürden nicht allein bewältigen. Ich bin bei Ihnen und gebe Ihnen Rückhalt … das verspreche ich Ihnen.“

„Und wenn die Öffentlichkeit doch abweisend reagiert? Was ist, wenn die Menschen immer noch das glauben, was James über mich verbreitet hat?“

„Das wird nicht geschehen. Die Sympathie der Öffentlichkeit wird uneingeschränkt auf Ihrer Seite sein. Vertrauen Sie mir, Freya, ich kenne dieses Geschäft in- und auswendig. Seit heute wissen die Menschen endlich die Wahrheit über James Frazier. Und jeder, der Sie heute gesehen hat, konnte erkennen, dass sie weit davon entfernt sind, kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. Sie waren … überwältigend. Und Sie haben toll ausgesehen.“

Auch wenn es nur Worte waren, zweifelte Freya nicht daran, dass Nash sie ernst meinte. Schließlich war sie eine Frau. War es daher verwunderlich, wenn seine Worte sie ein wenig dahinschmelzen ließen? Und wenn sie mehr von der ehrlichen Aufmerksamkeit dieses Mannes wollte? Trotzdem wusste sie, dass die Achtung, nach der sie sich sehnte, aus ihr selbst kommen musste. Sie konnte sich nicht erlauben, noch mehr Fehler zu machen und ihren Selbstwert nur durch andere bestimmen zu lassen. Das würde sie nur schwächen und noch verletzlicher machen.

„Danke. Das Kostüm hat mir geholfen. Onkel Oliver hat es mir gekauft, als ich an meiner ersten Preisverleihung teilgenommen habe.“ Ihre Lippen zitterten ein wenig, als sie zu lächeln versuchte. Auf keinen Fall sollte Nash glauben, dass sie bewusst auf Komplimente aus war.

„Ein sehr hübsches Kostüm“, stimmte er zu, während ein geheimnisvolles Lächeln seinen sinnlichen Mund umspielte.

4. KAPITEL

„Freya? Du isst ja kaum etwas, Liebling …“

„Nimm es nicht persönlich, Onkel Oliver. Das Essen ist ausgezeichnet, wie immer. Aber ich habe heute einfach keinen großen Hunger.“

Während sie sich mit der weißen Stoffserviette die Lippen abtupfte und sie dann wieder neben ihren Teller legte, fing Freya den besorgten Blick des älteren Manns auf. Sie saßen im Privatbereich des wunderschönen französischen Restaurants ihres Onkels. Das Zimmer war bekannten Persönlichkeiten vorbehalten, die es vorzogen, nicht unter den Augen der anderen Gäste zu speisen. Doch selbst in diesem abgeschiedenen Raum hatte Freya das Gefühl, unter einem Mikroskop zu liegen und genauestens begutachtet zu werden.

Es war eine Sache, wenn man ihre Arbeit auf der Bühne oder beim Film analysierte. Doch persönliches Scheitern zuzugeben, wie die Ehe mit einem Mann, der sie weder geliebt noch respektiert hatte und sie derartig verleumdet hatte, dass sie gezwungen war, sich öffentlich zu rechtfertigen, erforderte weitaus mehr Mut und Kraft.

Sie hob den Blick zu dem Mann, der ihr gegenübersaß. Auch Nash rührte das köstliche Essen kaum an. Seine gefurchte Stirn deutete darauf hin, dass er tief in Gedanken versunken war. Freya fragte sich, ob er darüber nachdachte, warum sie James nicht stärker die Stirn geboten hatte. Für einen Mann, dessen Haltung und Ausstrahlung suggerierte, dass er mit jeder Schwierigkeit fertigwurde, musste es sicher völlig unverständlich sein, dass sie sich so sehr hatte beeinflussen lassen. Aber er lag falsch, wenn er glaubte, dass sie jetzt nicht mit dem Herzen dabei war. Freya wusste, dass es Zeit war, endlich zu kämpfen und ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie brauchte nur ein bisschen Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie sich freiwillig der Öffentlichkeit aussetzte, besonders da sie in den letzten zwei Jahren so schlechte Erfahrungen mit der Presse gemacht hatte.

Jetzt sah Nash sie mit seinen tiefblauen Augen eindringlich an. „Ich habe nachgedacht“, meinte er. „Vielleicht wäre es besser, wenn wir Sie ein paar Tage von hier wegbringen. Es herrscht schon reges Interesse nach Ihrer Erklärung von heute, und das wird sich noch verstärken. Meine Sekretärin hat mir Bescheid gegeben, dass das Telefon seit dem Interview nicht mehr still steht. Ein bisschen Entspannung und Sonne würden Ihnen sicher guttun, bevor wir Teil zwei unserer Kampagne starten. Was halten Sie von Südfrankreich?“

„Ich sage ihr schon seit zwei Jahren, dass sie Urlaub braucht!“, rief Oliver, während seine Augen lebhaft funkelten. „Aber sie hört ja nicht auf mich. Das ist eine wunderbare Idee, Nash. Kennst du einen Ort, an dem sie ihre Ruhe hätte?“

„Ich habe ein Haus in der Dordogne“, erwiderte Nash, während er Freya einen vorsichtigen Blick zuwarf, als ob er seinen Vorschlag noch einmal abwägen müsste. „Es liegt mitten auf dem Land, etwa zwanzig Meilen von der nächsten Stadt entfernt. Wir könnten dorthin fahren.“

„Wir?“Verblüfft sah Freya ihn an. Sollten sie tatsächlich zusammen nach Frankreich reisen, um gemeinsam in einem Haus zu wohnen, wo es weit und breit keine andere Menschenseele gab? Sie kannte diesen Mann doch kaum, genauso wenig wie er sie kannte. Glaubte er wirklich, dass sie sich so mir nichts, dir nichts auf ein derartiges Abenteuer einlassen würde?

„Das wäre die perfekte Gelegenheit für mich, Sie besser kennenzulernen, Freya. Da wir zusammenarbeiten, ist es wichtig, dass ich so viel wie möglich über Sie weiß. Davon abgesehen entkommen Sie für eine Weile dem ganzen Trubel. Dort unten können Sie sich entspannen – oder sich sportlich betätigen, wenn Sie möchten. Es gibt wunderschöne Wanderwege, und das Haus hat einen Swimmingpool.“

Zugegeben, Südfrankreich klang sehr verlockend – mit faulen Sonnentagen, kulinarischen Köstlichkeiten und Entspannung, nach der ihr Körper und ihr Geist sich so sehr sehnten. Ihr Onkel hatte recht, sie brauchte Urlaub. Blieb das verzwickte Problem, dass sie mit Nash reisen würde. Konnte sie ihm tatsächlich so weit trauen?

Weil Freya zu müde war, um noch länger darüber zu diskutieren, fasste sie einen Entschluss. Sie würde es tun. Schließlich war Nash ein Freund ihres Onkels, und Oliver besaß eine sehr gute Menschenkenntnis. Er hätte nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, Nash um Hilfe zu bitten, wenn er ihn nicht für absolut vertrauenswürdig halten würde.

Sie trank einen Schluck von ihrem Mineralwasser, bevor sie antwortete. „Die Vorstellung, dem ganzen Theater hier zu entkommen, hat durchaus etwas Reizvolles. Wann würden wir denn abreisen? Sie müssen doch sicher noch einiges im Büro und zu Hause erledigen, nicht wahr?“

„Zu Hause muss ich niemandem Rede und Antwort stehen, weil ich allein lebe. Und im Moment kann ich mir eine Auszeit nehmen. Davon abgesehen ist es Arbeit für mich, falls Sie sich erinnern.“

Als er lächelte, erschienen wieder die zwei faszinierenden Grübchen in seinen Wangen. Freya wäre es lieber gewesen, wenn sie nicht ständig etwas an ihm entdecken würde, das sie von ihrem eigentlichen Vorhaben ablenkte. Aber das war gar nicht so einfach, weil dieser Mann eine Ausstrahlung besaß, der sie sich nur schwer entziehen konnte.

Und was hatte es schon zu bedeuten, dass Nash ein sehr attraktiver Mann war? Sie hatte genügend schöne Männer in ihrem Leben kennengelernt, um zu wissen, dass das Aussehen nur wenig besagte und sie nicht zwangsläufig seiner Anziehungskraft erliegen würde. Sie brauchte nicht noch mehr Leid und Schmerz. Von jetzt an wollte sie Entscheidungen treffen, die ihr guttaten und nicht ihre Bemühungen torpedierten, ihr Leben in glücklichere Bahnen zu lenken. Nash sollte ihr zu positiver Publicity verhelfen, damit sie ihre Karriere unter günstigen Bedingungen wieder aufnehmen könnte. Davon abgesehen würde ihre Beziehung rein professionell und platonisch bleiben … davon war sie felsenfest überzeugt.

„Wir fahren übermorgen los, wenn es Ihnen recht ist“, schlug er vor.

„Schön“, entgegnete Freya aufrichtig. „Übermorgen passt mir gut.“

Oliver strahlte beide an.

„Hallo?“

Als an diesem Abend das Telefon in ihrem Schlafzimmer klingelte, griff Freya ohne nachzudenken zum Hörer, weil sie glaubte, dass ihre Mutter anrief. Sie hatten zwar nach dem Lunch schon einmal miteinander gesprochen, aber sie rief manchmal mehrmals am Tag an, um sich zu vergewissern, dass es ihrer Tochter gut ging.

„Du dumme kleine Hexe!“

Eine barsch klingende männliche Stimme drang an ihr Ohr und jagte ihr eiskalte Schauer über den Rücken. James! Mit klopfendem Herzen ließ sie sich auf ihr Bett fallen.

„Woher hast du meine neue Nummer?“

„Ich habe eben gute Kontakte, wie du sicher noch weißt. Aber egal. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, heute so einen Schwachsinn über mich zu verbreiten? Ich habe dich gewarnt, mir keinen Ärger zu machen.“

Freya hörte ihren hämmernden Herzschlag in den Ohren. Sie zitterte am ganzen Körper, als wäre sie gerade aus einem eiskalten Tauchbecken gestiegen. Trotzdem rief sie sich in Erinnerung, dass sie ihr Leben ändern wollte und nicht länger zulassen durfte, dass dieser grausame Mann sie demütigte oder ihr Angst einjagte. Sie musste endlich anfangen zu kämpfen.

„Lass mich in Ruhe, James. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Und ich habe der Presse heute keinen Unsinn erzählt, sondern lediglich die Wahrheit gesagt. Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen. Falls du mir zu nahe kommst oder mich bedrohst, werde ich nicht zögern, die Polizei anzurufen.“

„Glaubst du wirklich, dass sie dir ein Wort abkaufen werden? Jeder weiß doch, dass du verrückt bist, du verdorbene kleine Hexe!“

„Nein, nicht ich bin verrückt, James.“ Sie hatte Mühe, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, doch ihre Fähigkeiten als Schauspielerin halfen ihr dabei. „Und solltest du mich weiter in dieser Weise diffamieren, werden meine Anwälte Kontakt mit dir aufnehmen.“

„Wer hilft dir denn schon? Vielleicht dein Onkel, der sich in alles einmischt? Richte ihm von mir aus, dass er sich um seinen eigenen Mist kümmern und seine Nase aus meinen Angelegenheiten heraushalten soll.“

„Warum sagst du es ihm nicht selbst? Vielleicht weil du befürchtest, als Verlierer aus diesem Kampf hervorzugehen? Du bist doch nur gut darin, Frauen in Angst und Schrecken zu versetzen. Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? Du hast eine Freundin, ein Baby und fast mein gesamtes Geld … das reicht doch wohl.“

„Ich bin nicht eher zufrieden, bis die Leute sagen: ‚Freya Carpenter? Meinen Sie die verrückte, völlig untalentierte Schauspielerin? Was ist eigentlich aus der geworden?‘“

Damit warf er knallend den Hörer auf.

Zitternd stellte Freya das Telefon zurück in die Station und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. „Bitte nicht … nicht schon wieder.“ Ein paar Minuten später wäre sie fast an die Decke gesprungen, als das Telefon erneut klingelte. Instinktiv schnappte sie sich den Hörer und rief: „Sobald ich wieder aufgelegt habe, rufe ich die Polizei an!“

„Freya? Was ist denn passiert? Ich bin’s, Nash.“

„Nash?“ Vor Erleichterung wäre sie fast in Tränen ausgebrochen. „Tut mir leid … ich dachte, es wäre James.“

„Haben Sie mit ihm gesprochen? War er bei Ihnen?“

„Nein, Gott sei Dank nicht. Er hat mich nur angerufen. Er war außer sich, weil ich mich öffentlich geäußert habe.“

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Jetzt schon.“

„Wenn ich richtig informiert bin, ist er heute nach Antigua geflogen. Hörte es sich so an, als ob sein Anruf von weither kommt?“

„Könnte sein. Ich weiß nicht … ich kann es nicht genau sagen.“

„Offensichtlich hat er Sie bedroht. Was genau hat er gesagt?“

Nash klang so entschieden, dass Freya nicht einmal mit dem Gedanken spielte, ihm nur die halbe Wahrheit zu sagen. Außerdem erleichterte es sie, endlich jemandem sagen zu können, was wirklich passiert war, anstatt wie sonst die Dinge herunterzuspielen und alles allein zu ertragen.

„Er sagte, er wäre nicht eher zufrieden, bis meine Karriere zerstört ist. Er hat mich gewarnt, ihm keinen Ärger zu machen … soll ich noch mehr erzählen?“ Jetzt, da der Schock langsam nachließ, fühlte ihre Haut sich feuchtkalt an. Schützend zog sie die blaue Bettdecke über ihren Schoß und die Beine.

An ihrer Stimme hörte Nash, wie schwach sie sich fühlte, und er presste wütend die Zähne aufeinander. Nachdem sie sich an diesem Tag mutig der Presse gestellt hatte, musste dieser Drohanruf ihres Exmanns wie ein Schlag ins Gesicht für sie gewesen sein.

„Nein, meine Liebe“, erklärte er mit ein wenig rauer Stimme, „Sie müssen nicht fortfahren. Den Rest kann ich mir lebhaft vorstellen. Sie hätten gleich die Polizei anrufen sollen.“

„Nein. Das hat in der Vergangenheit schon nichts gebracht. Warum sollte es jetzt anders sein? James hat der Polizei immer erklärt, dass ich nur bei ihnen angerufen hätte, weil ich einsam oder betrunken war und unbedingt Aufmerksamkeit gebraucht habe.“

„Warum, zum Teufel, hat er immer noch Ihre Nummer? Haben Sie sich denn keine neue zugelegt?“

„Doch, natürlich. Aber er meinte, er hätte gute Kontakte, was immer das bedeuten mag. Ich weiß auch nicht, wie er an meine Nummer gekommen ist.“

„Nun, ich habe auch ein paar Kontakte, bei Scotland Yard. Sobald wir aufgelegt haben, werde ich dort anrufen. Wie fühlen Sie sich jetzt? Soll ich rüberkommen?“

„Ich glaube nicht, dass er noch einmal anruft … Und ich gehe heute sowieso nicht mehr ans Telefon. Mir geht’s gut. Sie müssen nicht kommen, aber trotzdem danke für das Angebot.“

Nash fiel es schwer, ihren Worten zu glauben. Er hatte selbst erlebt, wie es war, wenn eine Frau von einem Mann eingeschüchtert wurde, und nichts konnte seinen Zorn mehr entfachen. Vermutlich würde sie die ganze Nacht kein Auge zutun und in dem kalten Haus herumwandern. Morgens müsste sie sich dann völlig übernächtigt einer Horde von Reportern und Fotografen stellen, die nach dem Interview sicher vor ihrer Haustür lauerten.

Er starrte aus dem Fenster seines Apartments, das im sechsten Stock in Westminster lag, und betrachtete die glitzernde nächtliche Londoner Skyline. Dieses Privileg genoss er jeden Abend, nahm es jedoch nie als selbstverständlich hin. Für einen Jungen, der in einer kleinen, schäbigen Wohnung in Stockholm aufgewachsen war, kam dies einem Aufstieg aus einer Bruchbude in einen schillernden Palast gleich. Während er seine Schläfe rieb, verwarf er den Plan, morgens zu Freya zu gehen, um ihr mit den Presseleuten beizustehen.

„Packen Sie ein paar Sachen ein“, forderte er sie rundheraus auf.

„Wie bitte?“

„Sie brauchen Ihren Ausweis und ein paar Kleider. Ich komme zu Ihnen und bringe Sie zu mir. Sie können bei mir bleiben, bis wir am Freitagmorgen nach Frankreich fliegen.“

„Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“

„Übertrieben? Nach all dem, was Sie durchgemacht haben? Hören Sie mir zu, Freya … ich will nicht riskieren, dass Frazier Sie heute noch einmal belästigt. Außerdem wird morgen früh eine ganze Meute Presseleute vor Ihrer Tür stehen, wenn sie nicht jetzt schon da ist.“

„Etwa ein halbes Dutzend Journalisten hat seine Zelte vor meiner Haustür aufgeschlagen.“

„Damit wäre die Sache klar. Ich hätte schon früher daran denken sollen. Sie sind bei mir wesentlich besser aufgehoben.“

Am anderen Ende war es still. Nash wusste, dass sie nach dem Anruf ihres Exmanns ziemlich am Boden sein musste. Und er wollte nicht, dass ihr Zustand sich noch verschlimmerte und sie sich vielleicht etwas antun würde. Sollte sie tatsächlich Drogen nehmen, könnte sie diese auch verschrieben bekommen haben. Vielleicht hatte sie eine ganze Schublade voller Schlaftabletten. Schon möglich, dass sie diesen Gedanken niemals in Erwägung ziehen würde, aber Nash kannte sie nicht gut genug, um diese Möglichkeit ausschließen zu können.

„Freya? Haben Sie mir eben zugehört?“

„Ja, das habe ich“, erwiderte sie mit ihrer faszinierenden, samtweichen Stimme, die einen Teil in ihm berührte, der sich zärtlichen Gefühlen noch nicht verschlossen hatte. „Ich frage mich, ob ich je wieder ein normales Leben führen kann. Ob ich je wieder ein bisschen Frieden finde?“

Wie oft waren Nash die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen, als er während all der Jahre in seiner Heimatstadt durch die Hölle gegangen war. Aber er hatte die dunkle Vergangenheit in eine helle Zukunft verwandelt, und genau das würde auch Freya tun. Nash würde ihr den Weg dorthin zeigen.

„Sie brauchen unbedingt einen Luftwechsel, meine Liebe. Der Urlaub in Frankreich wird Ihnen guttun. Zu Hause werden Sie nur immer wieder daran erinnert, was in Ihrem Leben schiefgelaufen ist. Es ist an der Zeit, all das hinter sich zu lassen.“

„Sie müssen ja glauben, dass ich völlig den Überblick verloren habe. Aber ich war nicht immer so.“

„Ich weiß, Freya. Ich habe Sie ja auf der Leinwand gesehen.“

„Das ist schon lange her. Damals war ich ganz anders.“

„Das Leben hat Sie ein bisschen aus der Bahn geworfen. Aber es wird besser, das kann ich Ihnen versichern.“

„Was macht Sie da so sicher?“

„Mein Instinkt.“ Wie konnte er dieser traumatisierten Frau am anderen Ende nur das Gefühl der Sicherheit vermitteln, das er selbst in sich trug? „Nun, wenn Sie so sicher sind, dass es der richtige Weg ist, dann packe ich jetzt meinen Koffer.“

Ihr Seufzen klang diesmal entschieden, und Nash atmete erleichtert auf. „Ich bin in einer halben Stunde da“, versprach er. Nachdem er aufgelegt hatte, rief er sofort bei Scotland Yard an.

Ein schwaches, dunstiges Licht drang durch die Jalousie. Freya blinzelte verwirrt und setzte sich auf, ohne zu wissen, wo sie war. Als sie auf die Leuchtzeiger des Weckers sah, der auf dem Nachtkästchen neben dem Bett stand, staunte sie. Es war fünf nach sieben!

„Kaum zu glauben“, murmelte sie. Sie hatte die ganze Nacht geschlafen, ohne ein einziges Mal aufzuwachen. Und das in einem fremden Bett!

Sie sah sich in dem großen, aufgeräumten Zimmer um, dessen Einrichtung eine deutlich männliche Handschrift trug, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum, während sie über ihre Situation nachdachte. Nach den gestrigen Erlebnissen war sie zu müde gewesen, um sich noch lange mit Nash über das, was geschehen war, unterhalten zu können.

Nachdem sie in seinem Apartment angekommen waren, hatte sie ihn gebeten, sich sofort hinlegen zu dürfen. Darauf hatte er sie in dieses Schlafzimmer geführt, das an eine Suite in einem First-Class-Hotel erinnerte, und ihr eine gute Nacht gewünscht. Freya hatte geglaubt, keine Ruhe zu finden. Doch sie hatte sieben Stunden geschlafen und fühlte sich nun so entspannt und erfrischt wie schon lange nicht mehr.

Ob es daran lag, dass sie sich bei Nash beschützt und sicher fühlte? Der Anruf von James gestern hatte sie schwer erschüttert, und als Nash ihr vorgeschlagen hatte, die Nacht in seinem Apartment zu verbringen, war sie sehr erleichtert gewesen. Hätte sie in den vergangenen zwei Jahren öfter Hilfe angenommen, würde es ihr vielleicht schon lange besser gehen.

Plötzlich überfielen sie Schuldgefühle, weil Nash vielleicht schon auf war und seinen Tag begonnen hatte, während sie noch im Bett lag. Schnell schlug sie die Decke zurück und schwang die Beine heraus. In diesem Moment klopfte es leise an der Tür.

„Freya? Sind Sie wach?“, ertönte Nashs Stimme von der Tür.

„Ja … ich wollte gerade aufstehen. Kommen Sie herein.“ Die Worte waren heraus, ohne dass sie darüber nachgedacht hatte.

Als Nash die Tür aufstieß, war er nicht im Geringsten auf den Anblick vorbereitet, der sich ihm bot: eine attraktive junge Frau in verführerischer roter Seidenunterwäsche, die sich gerade den Schlaf aus den Augen rieb.

„Tut mir leid“, murmelte sie peinlich berührt. „Ich hätte meinen Morgenrock anziehen sollen.“

„Ich muss mich entschuldigen“, entgegnete Nash und legte die Hand auf seine Brust, in der sein Herz plötzlich viel zu schnell schlug. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schelmischen Lächeln. „Davon abgesehen sollte ich mich auch bei Ihnen bedanken.“

„Bedanken? Für was denn?“

„Für was?“ Ungläubig zuckte er mit den Schultern, während seine blauen Augen schimmerten wie Saphire. „Wenn Sie mich das fragen, meine Liebe, müssen Sie wirklich für sehr lange Zeit ein sehr abgeschiedenes Leben geführt haben.“

5. KAPITEL

Schon seit Jahren war Freya nicht mehr in Frankreich gewesen. Beim letzten Mal war sie zum Filmfestival in Cannes gereist, aber nicht, um Werbung für den Film zu machen, in dem sie mitgespielt hatte, sondern als moralische Unterstützung für einen Freund, der einen engagierten Kurzfilm vorstellte. Es war eine wundervolle Zeit gewesen, wie Freya sich jetzt erinnerte, während Nash den Mietwagen über die verlassenen Landstraßen lenkte. Sie saß auf dem Beifahrersitz und trug wie üblich eine dunkle Sonnenbrille auf der Nase, die sie nicht nur vor der grellen Mittagssonne schützen sollte, sondern auch vor ein paar aufdringlichen Paparazzi, die sie zufällig entdeckt hatten.

Schon lange hatte sie vorgehabt, eines Tages in Frankreich über Land zu reisen. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie die sanft geschwungenen Hügel in dem satten Grün, und ein Gefühl der Ruhe hüllte sie ein. Würde jemand sie nach ihrer Meinung über das fragen, was sie sah, würde sie das ländliche Frankreich mit einem feinen Apfelkuchen vergleichen. Dagegen glich das englische Äquivalent eher einem Brotpudding, beide vollendet in ihrer ganz eigenen Weise, wobei sie in unterschiedlicher Weise den Gaumen befriedigten …

Sie verkniff sich ein Lächeln über die kulinarischen Vergleiche und kaute fast schuldbewusst auf ihrer Unterlippe. Es war wohl kaum angebracht, sich so unbeschwert zu fühlen, nach all dem, was in ihrem Leben schiefgelaufen war. Und trotzdem fühlte Freya sich seltsam leicht, als hätte jemand ihr plötzlich die schwere Last von der Brust genommen, die ihr Herz so bedrückt hatte.

Verstohlen warf sie einen Blick auf ihren ernst wirkenden Begleiter und verlor sich für einen Moment in einem überraschenden Fantasiebild. Sie könnten ein ganz normales junges Paar sein, überlegte sie. Mann und Frau, die ihrem geschäftigen Leben in London entflohen, um ein paar romantische Tage in ihrem Haus in der Dordogne zu verbringen, das sie vor ein paar Jahren günstig erstanden und Stück für Stück nach ihren Vorstellungen renoviert hatten. Sie würden sich entspannen, am Pool liegen, anregende Romane lesen, über die sie sich später bei einem Glas Rotwein austauschen würden. Wenn sie zu Hause kochten, würden sie sich die Arbeit teilen. Hin und wieder würden sie auch in einem der Cafés oder Bistros im nächsten Ort essen. Charmante kleine Familienbetriebe, wo man sie willkommen hieß und dann diskret allein ließ, damit sie ihr köstliches Mahl und die Gesellschaft des anderen genießen könnten …

So tief in ihre Gedanken versunken, merkte Freya nicht einmal, dass sie einen langen, zufriedenen Seufzer ausstieß.

„Dauert nicht mehr lange, bis wir da sind“, bemerkte Nash und warf ihr einen kurzen Blick zu. „An was haben Sie denn eben gedacht?“

„Warum fragen Sie?“

„Ihr Seufzer“, erwiderte er mit einem amüsierten Lächeln.

„Es ist einfach schön, mal herauszukommen.“ Beinahe schuldbewusst zuckte sie mit den Schultern, während sie an ihren aufregenden kleinen Tagtraum dachte – eine haarsträubende Fantasie, wie ihr Verstand ihr jetzt vorwarf. Sie wandte sich ab und sah aus dem Fenster. „Ich bin mitten im Niemandsland und keiner weiß, dass ich hier bin … außer Ihnen, meinem Onkel und meiner Mutter.“

„Freiheit“, stimmte Nash zu.

„Ja, Freiheit. So etwas gibt es nur sehr selten.“

Wenig später kamen sie zu dem hundert Jahre alten, liebevoll renovierten Bauernhaus. Dies war Nashs Zufluchtsort, wenn er sich zurückziehen wollte. Aus solidem Stein gebaut, sah das Haus so aus, als ob es schon seit Urzeiten dort stehen würde. Kaum war er in die große Einfahrt aus Kies eingebogen, wehte ein Duft nach Kräutern und frisch geschnittenem Gras durch die geöffneten Wagenfenster, und alles in ihm schien erleichtert aufzuatmen. Auch wenn er die Herausforderungen seiner Arbeit liebte, überfiel ihn trotzdem ab und zu das Gefühl, sich eine Pause vom hektischen Großstadtleben gönnen zu müssen.

Nun stand er mit Freya draußen vor dem Haus mit den blauen Fensterläden. Zufriedenheit und Freude erfüllten ihn bei dem Gedanken, die nächsten Tage hier zu verbringen. Und er fragte sich, ob das atemberaubend schöne Dordogne-Tal den gleichen zeitlosen Zauber auf Freya ausüben würde wie auf ihn. Schließlich war sie die erste Frau, die er mit hierherbrachte. Er konnte sich nicht einmal erinnern, das Haus gegenüber einer seiner früheren Freundinnen erwähnt zu haben. Beau Refuge, wie er es nach der Renovierung getauft hatte, war immer sein geheimer Unterschlupf gewesen, ein Ort, an dem er sich entspannen konnte und nach all der Hektik glücklich war, endlich einmal allein zu sein. Aber wo sonst hätte er eine berühmte Filmschauspielerin, die unbedingt Ruhe und Frieden brauchte, schon hinbringen sollen? Das Bauernhaus, mitten im Tal gelegen, war der ideale Ort.

„Sie können sich glücklich schätzen“, rief Freya begeistert.

Als er sich zu ihr umdrehte, war er überwältigt von ihrem umwerfenden Lächeln. Obwohl ihre Augen immer noch hinter der großen Sonnenbrille verborgen lagen, spürte Nash die Wärme, die von ihr ausging.

„In dem Fall werde ich Ihnen nicht widersprechen“, erwiderte er, während sein Blick anerkennend über ihre rosa Bluse und die hellblaue Jeans schweifte. Obwohl sie wenig Haut zeigte und ihr Verhalten keineswegs aufreizend war, war er sich ihrer weichen, femininen Kurven darunter sehr bewusst. Und wenn er an den atemberaubenden Anblick dachte, den sie gestern Morgen in ihrer roten Seidenunterwäsche geboten hatte, spürte er förmlich, wie ein Blitz ihn durchzuckte.

„Seit wann gehört Ihnen dieses Haus?“, fragte sie und wandte den Blick schnell wieder den massiven weißen Wänden und hellblauen Fensterläden zu.

„Seit etwa fünf Jahren. Ein Ehepaar aus dem Ort kümmert sich darum, wenn ich nicht da bin …Victor und Didi. Ich habe sie gebeten, Vorräte für uns zu kaufen und die Zimmer vorzubereiten. Wollen Sie reingehen und sich umsehen? Ich bringe dann die Koffer.“

„Ja, gern.“

Nachdem Nash das Gepäck in die Zimmer gebracht und Freya sich selbst überlassen hatte, damit sie das Haus in Ruhe erkunden konnte, setzte er sich draußen in einen Rohrsessel neben den blau schimmernden Pool. Bevor er ein paar Anrufe mit seinem Handy erledigte, schweifte sein Blick lange über das saftig grüne Land und die Felder, die sich vor seinen Augen erstreckten.

Auch wenn sie am Flughafen nicht belästigt worden waren, durfte Nash nicht in seiner Wachsamkeit nachlassen. Das Haus lag zwar sehr abgeschieden, und er hatte viele Umwege auf der Fahrt hierher eingeschlagen, aber er musste trotzdem mit möglichen Eindringlingen rechnen. Eine Person, die Freya erkannte und ihren Aufenthaltsort der örtlichen Presse verriet, genügte, und schon würden sie von Paparazzi umringt sein.

Und das wäre verdammt schade. Gedankenverloren fuhr Nash sich mit den Fingern durchs Haar. Sicher, Freya brauchte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, aber nur eine positive Presse, die sie aufbaute. Er wollte, dass Freya wieder Selbstvertrauen gewann, abseits von Kameras und Menschen. Und natürlich musste sie sich auch von ihrem bösartigen Exmann befreien, der immer noch Macht über sie hatte.

Gestern hatte Nash mit großer Befriedigung erfahren, dass Frazier bei seiner Ankunft in Antigua von der Polizei empfangen und von Scotland Yard eine strenge Verwarnung bekommen hatte. Nashs Kontaktmann dort hatte ihm dessen Wunsch nur zu gern erfüllt. Er hatte sein Bestes gegeben, um James Frazier in aller Deutlichkeit klarzumachen, dass er mit ernsten Konsequenzen rechnen müsse, sollte er noch einmal versuchen, Kontakt zu seiner geschiedenen Frau aufzunehmen. Als Nash Freya davon erzählte, stellte er dankbar fest, dass ein wenig von der Angst, die ständig in ihrem Blick lag, verschwand. Jetzt hoffte er inständig, dass sie zur Ruhe kommen würde, um die unendlichen Möglichkeiten zu entdecken, ein glücklicheres Leben zu führen …

Freya war dabei, ihre Koffer auszupacken und warf einen Blick aus dem großen Fenster, das sie sofort weit geöffnet hatte, als sie ins Schlafzimmer gekommen war. Interessiert sah sie zu Nash, der in einem Rohrsessel neben dem Swimmingpool saß. Seine zerzausten, dunkelblonden Haare leuchteten wie ein Strahlenkranz in der Sonne, und der leicht gebräunte, muskulöse Körper steckte in ecrufarbenen Shorts und einem weißen T-Shirt. Freya beobachtete das Spiel seiner Armmuskeln, als er sein Handy ans Ohr hielt, und ihr Mund wurde plötzlich trocken.

Ungehalten wandte sie sich von dem verstörenden Anblick ab und blieb stirnrunzelnd in der Mitte des Zimmers mit den hohen Wänden, dem kühlen Steinboden und dem hübsch hergerichteten Bett stehen. Was dachte sie sich eigentlich dabei, ihn so anzustarren? Schließlich waren sie beide hier, um zu arbeiten. Nash wollte ihr zu einer professionellen Sichtweise verhelfen, und sie selbst wollte endlich wieder ihre Karriere in Angriff nehmen.

Ihre Träumereien bei der Fahrt hierher waren einfach lächerlich gewesen. Sie war nicht an einer neuen Beziehung interessiert. Allein der Gedanke, wieder zu heiraten, ließ sie erschauern. Stattdessen wollte sie sich, so gut es ging, auf ihre Zukunft konzentrieren, in dem Wissen, dass sie noch für lange Zeit allein leben würde.

Doch als sie ihre T-Shirts und die Unterwäsche in die Schublade legte, die nach Lavendel roch, ertappte sie sich bei der Frage, warum ein so dynamischer und attraktiver Mann wie Nash wohl allein war. Oder hat er doch eine Beziehung, überlegte sie. Nur weil er allein lebte, hieß das noch lange nicht, dass er sich nicht mit jemandem traf. Vielleicht war er geschieden oder sogar verwitwet und im Augenblick ungebunden? Und was war eigentlich mit dieser enervierenden Schönheit in dem unmöglich engen Kleid, die sie bei der Party damals an seinem Arm gesehen hatte?

Ohne es recht zu bemerken, wurde Freya wieder magisch von dem Fenster angezogen und sah zu dem Mann, dessen Anwesenheit sie so verstörte. Er stand nun beim Pool und schaute in die Ferne, ohne dass sie ergründen konnte, was genau er beobachtete. Während sie ihn weiter anstarrte, waren ihre Sinne sich seines gebräunten, blendend aussehenden Körpers sehr wohl bewusst. Plötzlich drehte er den Kopf um und begegnete ihrem Blick. Kein Lächeln umspielte seine sinnlichen Lippen, und die unergründlichen blauen Augen sahen sie an, als fände er ihren Anblick sehr viel reizvoller als das, was er eben noch beobachtet hatte.

Schnell wandte Freya sich vom Fenster ab und fühlte sich plötzlich entsetzlich schwach … und elektrisiert.

„Was ist das?“ Freya deutete in die Ferne.„Dieser große Vogel.“

„Das ist ein Reiher … es gibt viele davon in dieser Gegend.“

Nash griff nach seinem Glas und nippte an dem trockenen Rotwein, den er von einem hiesigen Winzer gekauft und in großen Mengen in seinem Weinkeller gelagert hatte.

Sie saßen draußen vor dem Haus an einem achteckigen Holztisch mit passenden Stühlen. Den großen, grünen Sonnenschirm hatten sie zusammengeklappt, da es nach einem heißen Tag nun bereits kühler wurde. Doch Nash wollte noch draußen sitzen bleiben und den Anblick der wunderschönen Landschaft genießen. Er freute sich, dass Freya bei ihm war, wobei er sich einredete, dass dies nicht weiter von Bedeutung sei. Sie trug ein rosa Kleid mit Spaghettiträgern, das ihre perfekt geformten Arme und Schultern betonte. Da soll noch mal einer sagen, dass die Schultern einer Frau nicht verdammt sexy sein können, dachte er mit unverhohlener Bewunderung. Sie hatte die Sonnenbrille hochgeschoben und blinzelte in den Himmel, um den Reiher zu beobachten, der majestätisch durch die Luft glitt. In diesem Moment wirkte sie wie ein aufgeregtes Kind, das etwas Faszinierendes entdeckt hat und es dem stetig wachsenden Schatz an neuen Informationen hinzufügen kann, den es begierig sammelt. Er ertappte sich dabei, wie er sie lächelnd beobachtete.

„Ist das da drüben nicht eine Eiche?“, fragte sie jetzt und deutete auf den hohen Baum beim Swimmingpool.

„Ganz genau.“

„Ich dachte immer, sie sehen hier anders aus als bei uns zu Hause. Albern, ich weiß.“ Errötend griff sie nach einem Stück Baguette, das von ihrem Abendessen im Freien übrig geblieben war. Wie Nash bemerkte, hatte sie bis jetzt kaum von ihrem Wein getrunken.

„Magst du Bäume?“ Ohne darüber nachgedacht zu haben, wechselte er zum vertrauten Du, und ein Blick zu Freya verriet ihm, dass sie nichts dagegen hatte.

„Ich bin einfach gern draußen in der Natur.“ Sie brach vorsichtig ein Stück von dem Brot ab, als würde sie über etwas nachdenken, das ihre Freude von eben Lügen strafte. „Unglücklicherweise hat mein verrücktes Leben mich oft davon abgehalten, die Natur so zu genießen, wie ich es gern getan hätte. Das ist sehr schade.“

„Nun, jetzt liegt sie ja direkt vor der Haustür. Was möchtest du morgen nach dem Frühstück machen? Vielleicht einen Spaziergang? Nicht weit von hier steht eine kleine Kirche, die dir vielleicht gefallen könnte.“

„Sehr gern.“

Wieder sah sie glücklich wie ein Kind aus, und Nash wusste, dass es nicht nur der Wein war, der sein Blut erwärmte. Er richtete sich in seinem Stuhl auf und sah sie mit der gleichen Eindringlichkeit an wie ein Künstler, der ein Porträt von ihr malen sollte.

„Warum siehst du mich so an?“

„Musst du das wirklich fragen?“, erwiderte er herausfordernd.

„Ja, das muss ich.“

„Ich sehe dich an, weil deine Schönheit mich unweigerlich anzieht.“

Mit sichtlichem Unbehagen legte Freya für einen Moment den Kopf schräg. Nash fand es seltsam, dass ein Kompliment sie verwirren konnte.

„Das Aussehen ist im Grunde nicht wichtig … nicht unbedingt. Ich weiß, dass es in meinem Beruf anders ist, besonders in Bezug auf Frauen, aber ich denke, dass die inneren Werte viel mehr zählen, meinst du nicht auch?“, fragte sie.

Autor

Cara Colter

Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel.
Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute...

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