Julia Extra Band 500

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VERBOTENE STUNDEN MIT DEM PRINZEN von JACKIE ASHENDEN
Er ist der Prinz und sie seine Leibwächterin! Doch Prinz Xerxes‘ Nähe löst ein nie gekanntes Begehren in Calista aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt sie sich als Frau – und will ihm gehören. Wenn auch nur für eine Nacht! Denn Xerxes muss sich standesgemäß verheiraten …

SINNLICHE VERFÜHRUNG IM SCHLOSS DES ITALIENERS von CAITLIN CREWS
Angelina ist entsetzt: Sie soll Benedetto Franceschi heiraten, um ihre Familie vor dem Ruin zu retten. Benedetto, der seine sechs Ehefrauen getötet haben soll! Trotzdem fühlt Angelina sich unwiderstehlich zu dem düsteren Mann hingezogen. Wird sie dasselbe grausame Schicksal erleiden?

SÜSSE KÜSSE FÜR DEN BOSS von CATHY WILLIAMS
Er ist sexy, er ist Multi-Millionär, er ist ihr Boss – und Violets großer Schwarm. Doch Matt Falconers wechselnde Freundinnen bestätigen Violet nur, dass er kein Interesse an ihr hat. So kündigt sie, um nach Australien auszuwandern. Aber noch am Abend steht Matt erzürnt vor ihrer Tür …

DIESES VERLANGEN SPÜRE ICH NUR BEI DIR! von LOUISE FULLER
Eine Vernunft-Ehe! Das bietet Charlie Law der abgebrannten Dora an – zum Wohl ihres verwaisten Neffen. Der höllisch attraktive Casino-Besitzer ist Archies Halbbruder und kann ihm ein sorgenfreies Leben bieten. Doch ist der Deal das Richtige für Archie - und für Doras Herz?


  • Erscheinungstag 27.04.2021
  • Bandnummer 500
  • ISBN / Artikelnummer 9783751500609
  • Seitenanzahl 450
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jackie Ashenden, Caitlin Crews, Cathy Williams, Louise Fuller

JULIA EXTRA BAND 500

JACKIE ASHENDEN

Verbotene Stunden mit dem Prinzen

Sie ist schön wie eine Göttin! Als Prinz Xerxes seine Leibwächterin Calista in dem goldenen Abendkleid sieht, kann er seine Erregung kaum bezähmen. Dabei wollte Xerxes sich Gefühle niemals erlauben …

CAITLIN CREWS

Sinnliche Verführung im Schloss des Italieners

Sein Herz schlägt schneller, als Benedetto der zauberhaften Angelina gegenübersteht. Sie soll seine siebte Ehefrau werden – doch bleibt sie es auch noch, wenn sie sein dunkles Geheimnis erfährt?

CATHY WILLIAMS

Süße Küsse für den Boss

Matt Falconer ist es gewohnt, zu bekommen, was er will. Als seine Assistentin Violet kurzerhand kündigt, will er wissen, warum – und sie zurückholen! Aber plötzlich sieht er Violet mit neuen Augen …

LOUISE FULLER

Dieses Verlangen spüre ich nur bei dir!

Dora Thorn bedeutet Ärger! Das weiß Charlie Law genau. Trotzdem bietet er der sinnlichen Blondine die Ehe an – aus puren Vernunftgründen. Warum nur fühlt sich der Gedanke dann so gut an?

1. KAPITEL

Calista Kouros konzentrierte sich bewusst auf ihre etwas kratzige Wolluniform, um sich vom Anblick des halb nackten Mannes abzulenken, der beim Telefonieren unruhig im Wohnbereich auf und ab ging. Er hatte nämlich den Körper eines griechischen Gottes und trug gerade nichts weiter als eine abgetragene Jeans.

Seine breiten, muskulösen Schultern, den Waschbrettbauch und seine schmalen Hüften zu ignorieren fiel ihr schwer. Oder sein wie gemeißeltes Gesicht mit olivbrauner Haut und hohen Wangenknochen, gerader Nase und schön geschwungenem Mund, der aus irgendeinem Grund hart und sinnlich zugleich wirkte. Oder seine tiefe, klangvolle Stimme mit heiserem Unterton, die sie immer an schwarzen Samt oder geschmolzene dunkle Schokolade erinnerte …

Du starrst ihn ja schon wieder an!

Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie ihn nicht anstarren durfte. Das war sogar genau das, was sie nicht tun sollte. Als Palastwache war es ihre Aufgabe, ihn zu beschützen. Sie sollte sich auf etwaige Bedrohungen konzentrieren, nicht auf seinen tollen Körper.

Mit dem Rücken zu ihr blieb er in der Mitte des Raumes stehen und sah Richtung Panoramafenster mit Seeblick. Draußen war es dunkel, sodass sich das Mondlicht auf dem Wasser spiegelte.

Seine sündhaft rauchige Stimme hüllte sie förmlich ein. „Du wolltest heute in Axios sein. Was? Ja, ja, ich weiß, dass du eine Ratssitzung hattest, aber das ist nicht mein Problem.“ Eine kurze Pause entstand. „Ist mir egal. Die Kleider sind da, du musst sie anprobieren.“

Fasziniert betrachtete Calista seinen schlanken, muskulösen Rücken mit dem Löwen-Tattoo auf der Schulter.

Der königliche Löwe von Axios.

Nur ein weiterer Mann im Land durfte solch ein Tattoo tragen: der König.

„Nein“, sagte Prinz Xerxes Nikolaides von Axios ungehalten. „Ich schicke sie dir nicht per Kurier. Die Designerin muss morgen wieder zurück nach Paris und hat nur noch heute Abend Zeit für Änderungen.“

Mühsam riss Calista den Blick von ihm los und sah starr geradeaus. Es ärgerte sie maßlos, wie schwer ihr das fiel. Seit sie vor einem Monat zur Leibwächterin des Prinzen befördert worden war, kam sie sich manchmal wie ein Teenager vor, der seinen Lieblings-Popstar anhimmelte. So etwas war ihr bisher noch bei keinem Mann passiert.

Sie war Soldatin, gehörte zur elitären Königlichen Palastwache und war somit zuständig für den Schutz des Königs von Axios und seiner Familie – eine Position, die sie sich hart erarbeitet hatte. Natürlich gab es auch andere Frauen bei der Armee, aber nicht bei der Palastwache. Zumindest nicht bis zu ihrer Einstellung vor einem Monat.

Als erste weibliche Palastwache nahm sie ihre Aufgabe sehr ernst. Sie hoffte, eines Tages zur Leibwache des Königs befördert zu werden, vielleicht sogar zum Hauptmann, so wie ihr Vater, aber daraus würde garantiert nichts werden, wenn sie bei Prinz Xerxes keinen guten Eindruck hinterließ.

Zu dumm nur, dass sie persönlich so wenig von ihm hielt. Die Wiedereinsetzung in sein Amt wurde allgemein mit Skepsis betrachtet, nachdem er vor zehn Jahren von seinem Vater, König Xenophon, verbannt und ins Exil geschickt worden war. Man munkelte, dass der Grund dafür Feigheit gewesen sei, was für die meisten Axianer gleichbedeutend mit Hochverrat war. Und sein Ruf als sich durch sämtliche Schlafzimmer Europas vögelnder Playboy hatte seine Stellung bei der Armee auch nicht gerade verbessert.

Xerxes’ älterer Bruder Adonis war derjenige, der ihn nach dem Tod ihres Vaters nach Axios zurückgeholt und ihn gegen den Widerstand der Generäle mitsamt Titeln wiedereingesetzt hatte. Die Armee hatte anfangs keinen Hehl aus ihrer Abneigung gemacht, doch dass Xerxes die volle Verantwortung für seinen schlechten Ruf übernommen hatte und sich seit seiner Rückkehr nach Axios nicht nur tadellos verhielt, sondern sich auch als ausgezeichneter Stratege erwies, hatte die Generäle nach und nach besänftigt.

Sein Charme und seine Führungsqualitäten hatten ihr Übriges getan. Mit seiner lockeren, kameradschaftlichen Art und seinem guten Gedächtnis für Namen hatte er sich schnell beliebt gemacht.

Aber Calista sah ihn immer noch kritisch. Klar war er charmant, aber sie hatte den Verdacht, dass er gern die Regeln brach. Seine Lässigkeit und sein mangelnder Respekt widerstrebten ihrer folgsamen, disziplinierten Natur zutiefst.

Aber das war noch nicht mal das Schlimmste. Viel schlimmer war, dass sie trotz aller Bemühungen nicht immun gegen seine Attraktivität und sein Charisma war – seine legendäre Ausstrahlung, von der ganz Europa schwärmte. Sie hasste sich selbst dafür, weil ihre Reaktion ihr bewusst machte, dass sie, trotz aller Bemühungen, genauso wie ihre männlichen Kameraden zu sein, tief im Innern eine Frau war. Und zwar eine, die beim Anblick dieses Mannes schwach wurde.

„Ich verstehe“, sagte der Prinz kühl. „Glaub bloß nicht, dass ich bei unserer Verlobungsfeier Mitleid mit dir haben werde, wenn dein Kleid nicht passt.“

Bei dem Wort „Verlobung“ zuckte Calista unwillkürlich zusammen. Eigentlich dürfte sie gar nicht zuhören, aber andererseits schien es dem Prinzen sowieso völlig egal zu sein, ob sie sein Gespräch mitbekam oder nicht.

König Adonis hatte seinem Bruder befohlen zu heiraten, um die Thronfolge zu sichern, und obwohl allgemein bekannt war, dass Prinz Xerxes darüber nicht sonderlich erfreut war, würde er sich demnächst bei einer offiziellen Feier mit der Prinzessin eines der fortschrittlicheren Länder Europas verloben.

„Auch das ist nicht mein Problem!“, hörte sie ihn gereizt sagen, bevor er sein Handy auf eins der vielen Ledersofas schleuderte. Er wohnte nicht gern im Palast und zog seine moderne luxuriöse Villa am See mit ihren butterweichen Ledersofas, hellen Teppichen, weißen Wänden und Glas- und Stahlmöbeln vor.

Calista veränderte ihre Position etwas. Mit etwas Glück würde er sie gleich wegschicken, sodass sie Feierabend machen konnte und …

Als sie seinen Blick spürte, riss sie sich zusammen, hob das Kinn und straffte die Schultern. Inzwischen hatte er sich zu ihr umgedreht. Er besaß die verstörende Eigenschaft, Menschen anzusehen, als nehme er sie wirklich wahr. Als wolle er ihre Persönlichkeit ergründen.

Calista war das irgendwie unangenehm. Schließlich war sie nur eine Wache und sollte als solche komplett im Hintergrund verschwinden. Sie legte keinen Wert auf Aufmerksamkeit. Außerdem fand sie es viel passender, wenn Könige Distanz zu ihren Untergebenen wahrten, und schätzte die lockere Art des Prinzen daher nicht besonders.

Obwohl er ehrlich gesagt gerade alles andere als locker wirkte. Die goldenen Flecken in seinen dunklen Augen schimmerten wie Münzen auf dem Grund eines nächtlichen Meers. Außerdem zuckten seine schönen Lippen, als würde er sich über sie lustig machen, was sie total irritierte. Sie hasste es, wenn man sie auslachte.

Sie versuchte, sich ihre Irritation nicht anmerken zu lassen, während sie ihre Absätze etwas heftiger zusammenschlug als nötig. „Eure Hoheit?“, sagte sie kühl.

Er verzog die Lippen zu einem Lächeln und winkte sie mit einem Finger zu sich heran. „Kommen Sie mal her, Soldatin.“

Calista war es gewohnt, Befehle zu befolgen, doch aus irgendeinem Grund zögerte sie für den Bruchteil einer Sekunde. Vielleicht wegen seines arroganten Lächelns und seiner dämlichen Geste. Außerdem war er immer noch halb nackt. Warum konnte er sich nicht einfach benehmen?

Ihre Irritation verdrängend trat Calista einen Schritt vor. „So, Eure Hoheit?“

„Noch näher“, befahl er. „Ich beiße auch nicht, versprochen.“ Seine Augen funkelten. „Oder zumindest nicht allzu stark.“

Calista arbeitete noch nicht lange für ihn, wusste jedoch, dass glitzernde Augen und ein belustigter Tonfall bei ihm immer ein Zeichen für schlechte Laune waren. Und dass es äußerst unklug wäre, ihm dann nicht zu gehorchen. „So, Eure Hoheit?“, wiederholte sie kühl, nachdem sie noch einen Schritt auf ihn zugemacht hatte.

Er seufzte genervt, ging auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. „Wenn ich näher sage, meine ich auch näher.“ Er erwiderte ihren Blick aus rauchgoldenen Augen. „So wie jetzt. Verstanden?“

Für einen Moment konnte Calista keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er war ihr wirklich sehr nahe. Genau genommen stand er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, sodass sich sein nackter, muskulöser Oberkörper mit den breiten Schultern und der glatten, olivfarbenen Haut direkt vor ihr befand. Nahe genug, um seine Körperwärme zu spüren und seinen warmen, würzigen Duft einzuatmen, der sie an Pinienwälder und sonnendurchtränkte Erde erinnerte.

Was ist bloß los mit mir? Ich bin seine Leibwächterin! Ich muss mich auf Bedrohungen von außen konzentrieren, nicht auf ihn!

Bei den heutigen modernen Sicherheitssystemen war die Königliche Palastwache zwar mehr oder weniger nur schmückendes Beiwerk, aber trotzdem durfte sie sich nicht vom Anblick eines nackten Oberkörpers ablenken lassen, schon gar nicht dieses nackten Oberkörpers! Prinz Xerxes war oberster Befehlshaber der Armee – ein hochrangiger Offizier. Sie sollte ihn gar nicht wahrnehmen.

„Ja, Eure Hoheit“, erwiderte sie, wobei sie ihre heisere Stimme zu ignorieren versuchte.

Zu ihrer Bestürzung begann er, sie aus schmalen Augen von Kopf bis Fuß zu mustern. Schlagartig verwandelte sich ihre Irritation in etwas anderes – sie fühlte sich plötzlich so, als stünde sie unter Strom.

Langsam ging er um sie herum – ähnlich geschmeidig und raubtierhaft wie der auf seine Schulter tätowierte Löwe. „Ja“, murmelte er leise. „Ja, ich glaube, das ginge.“

Das seltsame Gefühl verstärkte sich. Calista versuchte, dagegen anzukämpfen, indem sie sich noch gerader aufrichtete und die Schultern noch mehr straffte, so wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte. Sie hob das Kinn und sah starr geradeaus. Ignorierte seinen Blick. „Wie bitte, Eure Hoheit?“

Prinz Xerxes hörte auf, sie zu umkreisen, und blieb wieder vor ihr stehen. Ein befriedigtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Sie heißen Calista, oder?“, fragte er. „Calista Kouros?“

Die Erkenntnis, dass er wusste, wer sie war, durchzuckte sie wie ein Stromschlag. Dabei dürfte sie das eigentlich nicht überraschen. Er kannte die Namen sämtlicher Leute, die für ihn arbeiteten, und noch dazu die der Soldaten, die unter seinem Befehl standen. Außerdem war sie die einzige Frau. „Ja, Eure Hoheit.“

Sein Lächeln wurde wärmer, charmant geradezu. „Ich muss Sie um einen Gefallen bitten, Calista.“

Es war seltsam, aber die Art, wie er ihren Namen aussprach, ließ sie von Kopf bis Fuß erschauern. Sie ignorierte auch diese Reaktion. „Selbstverständlich, Eure Hoheit.“ Wenn jemand aus dem Königshaus etwas befahl, gehorchte sie blind. Ganz egal, wie sehr sie sich über ihn ärgerte.

Spöttisch hob er eine dunkle Augenbraue. „Wollen Sie denn gar nicht wissen, worum es geht?“

„Nein, Eure Hoheit.“

„Sie sind wirklich eine gute Soldatin.“ Seine Stimme klang weich und sinnlich, wie geschmolzene Schokolade. „Vielleicht sollte ich Sie heiraten, nicht die unzuverlässige Prinzessin Eleni.“

Wieder durchrieselte sie einer dieser seltsamen Schauer. Sie heiraten? Wollte er etwa wirklich …? Nein, natürlich nicht, was für eine absurde Vorstellung! „Ja, Eure Hoheit“, antwortete sie mit möglichst fester Stimme.

„Sie würden das wahrscheinlich sogar tun, oder? Gehorsame Soldatin, die Sie sind …“ Als er sie weiter musterte, hatte sie das unangenehme Gefühl, dass er tatsächlich sie wahrnahm – die Frau unter der Uniform. Die Frau, die sie eigentlich erfolgreich ignorierte, genauso wie ihr gerade heftig klopfendes Herz und die Wirkung dieses unglaublich attraktiven Prinzen auf sie.

„Zu Ihrem Glück“ fuhr er fort, diesmal jedoch ohne verführerischen Unterton, „brauche ich etwas anderes von Ihnen. Keine Sorge, es ist nicht besonders anstrengend. Sie werden ganz schnell fertig sein.“

„Natürlich, Eure Hoheit.“

„Gut.“ Zu ihrer Erleichterung trat er einen Schritt zurück. „Ich habe nämlich ein paar Kleider hier, die Sie anprobieren sollen.“

Der weiblichen Wache gelang es ziemlich gut, ihre Überraschung zu verbergen, aber Xerxes entging trotzdem nicht, dass sie kurz die Augen aufriss.

Sie war nur ein paar Zentimeter kleiner als er, was ihm gefiel. Zur Abwechslung war es einmal ganz angenehm, sich nicht zu einer Frau hinunterbeugen zu müssen.

Und sie war eindeutig eine Frau. Unter ihrer schwarz-goldenen Uniform steckten nicht zu übersehende weibliche Kurven – volle Brüste, geschwungene Hüften, lange, gut geformte Beine. Ähnlich wie Eleni hatte sie die Figur einer Amazone und war daher perfekt geeignet für die Anprobe.

Darüber hinaus hatte sie jedoch nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Prinzessin, weder deren zarte Gesichtszüge noch langes goldenes Haar. Nein, sie war eher unscheinbar, auch wenn sie einen ganz hübschen Mund hatte und bernsteinfarbene Augen mit langen dunklen Wimpern. Der strenge Haarknoten in ihrem Nacken betonte einen schlanken Hals und goldene Haut …

Nicht, dass ihr Aussehen für die Anprobe von Bedeutung war. Nur ihr Körperbau zählte.

Als Xerxes den Blick wieder zu ihrem Gesicht hob, fiel ihm auf, dass ihre Züge für einen Moment erstarrten – ein eindeutiges Anzeichen für Missfallen. Er kannte sich gut mit Körpersprache aus und merkte daher immer sofort, wenn jemand ihn nicht mochte. Und diese Soldatin hier mochte ihn eindeutig nicht, egal, wie sehr sie das zu verbergen versuchte.

Im Grunde war ihr Missfallen ihm schon vor einem Monat aufgefallen, als sie bei seiner Leibwache angefangen hatte. Ihm machte das nichts aus. Er ließ sowieso fast nichts an sich heran.

Beinahe die ganze Armee war gegen seine Wiedereinsetzung gewesen. Da er nichts gegen seinen schlechten Ruf ausrichten konnte, hatte er offen dazu gestanden, Verantwortung für seine Missetaten übernommen und seine Handlungen fortan für sich sprechen lassen.

Denn sosehr es ihm auch widerstrebte – er brauchte die Unterstützung der Armee. Adonis wollte nun mal, dass er ihr Anführer war, und was Adonis wichtig war, war auch ihm wichtig. Dass sein Vater strikt dagegen gewesen wäre, war noch ein zusätzlicher Anreiz.

Es war nicht leicht gewesen, aber mit einer Mischung aus Ehrlichkeit, Pragmatismus und nicht zuletzt einer gesunden Dosis Charme war es ihm gelungen, den Großteil der Soldaten für sich zu gewinnen. Einige der Generäle waren zwar immer noch nicht überzeugt, dass er der Richtige für den Job war, aber auch sie würde er schon noch rumkriegen. Zu heiraten würde ihm dabei behilflich sein.

Diese Soldatin hier würde er vielleicht auch noch von sich überzeugen. So fasziniert, wie sie ihn immer ansah, wäre das vermutlich ein Kinderspiel. Andererseits könnte es problematisch werden, mit ihr zu flirten. Schließlich war sie die erste weibliche Palastwache hier – ein Zeichen, dass Axios allmählich fortschrittlicher wurde –, weshalb er sie nur sehr ungern entlassen würde.

„Verzeihen Sie, Eure Hoheit.“ Ihre Stimme klang hoch und klar, fast lieblich. „Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.“

„Das ist auch nicht nötig.“ Er drehte sich um und ging zu seinem Schlafzimmer, ohne sich zu vergewissern, dass sie ihm folgte. Das machte sie sowieso. „Kommen Sie.“

Die Designerin hatte Elenis Kleider zu ihm schicken lassen, da sie wie alle anderen davon ausging, dass sie bereits ein Paar waren. Dabei lief bisher gar nichts zwischen ihnen. Er hatte sie noch nicht einmal angerührt, damit wollte er bis nach der Hochzeit warten.

Nicht, dass er große Lust darauf hatte. Er fühlte sich genauso wenig zu ihr hingezogen wie sie zu ihm, was jedoch ein Pluspunkt war, da sie sich so nicht allzu sehr aneinander gewöhnen würden.

Welch Ironie, dass er von seinem Vater nur eins gelernt hatte: dass die Liebe gefährlich war. Aber er hatte diese Lektion verinnerlicht – so gut sogar, dass ihm inzwischen fast alles egal war. Sein Bruder war die einzige Ausnahme.

Beim Gedanken an Adonis stieg Ärger in ihm auf. Warum war sein Bruder nur so versessen darauf, die Thronfolge zu sichern? Klar, er war der König, aber musste er es denn so übertreiben? Er hatte doch schon eine Tochter von seiner verstorbenen Frau und damit eine Thronfolgerin. Aber da er nicht wieder heiraten wollte, fiel die Aufgabe, weitere Thronfolger zu produzieren, leider auf ihn, Xerxes.

Er hatte zwar keine Lust dazu, hatte sich aber widerstrebend bereit erklärt. Adonis war der einzige Mensch auf der Welt, von dem er sich etwas sagen ließ, wenn auch nicht ohne Widerspruch. Seine Braut hatte er auch von Adonis aussuchen lassen. Eleni war Prinzessin eines sehr fortschrittlichen Königreichs in der Nähe Frankreichs mit sehr nützlichen internationalen politischen Beziehungen. Xerxes war es mehr oder weniger egal, wen er heiratete, da seine Ehe sowieso nur eine Vernunftehe sein würde.

Als Xerxes sein Schlafzimmer betrat, hängte die Designerin Elenis Kleider gerade an einer Kleiderstange neben seinem Bett auf. Bei seinem Anblick klimperte sie verführerisch mit den Wimpern – ein Signal, das er nur allzu gut kannte. Doch leider war seine Zeit als Playboy inzwischen vorbei, sonst würde er vielleicht sogar darauf anspringen.

Nicht, dass er gerade die Zeit oder die Neigung dazu hatte. Es irritierte ihn maßlos, dass Eleni die Anprobe einfach „vergessen“ hatte und irgendwelche Ratssitzungen vorschob, sodass er jetzt dazu gezwungen war, ein passendes Kleid für sie auszusuchen. Doch Adonis war ein angemessener Rahmen nun mal wichtig, also musste eine schöne Frau in einem zauberhaften Kleid her.

Das verführerische Lächeln der Designerin erstarb, als sie Calista hinter ihm auftauchen sah.

„Prinzessin Eleni wird uns heute leider nicht die Ehre erweisen“, erklärte er. „Aber meine Leibwächterin hat ungefähr ihre Größe und ihren Körperbau, sodass Sie etwaige Änderungen an ihr vornehmen können.“

„Ja, Eure Hoheit“, sagte die Frau nickend.

Als Xerxes sich zu Calista umdrehte, versuchte sie gerade, ihren Schreck angesichts des vollen Kleiderständers zu verbergen.

Interessant. Nicht gerade die Reaktion, die er in so einer Situation von einer Frau erwarten würde. Zumindest nicht von den Frauen, die er kannte. „Gibt es ein Problem, Soldatin?“, fragte er.

Trotzig hob sie das Kinn und straffte die Schultern. „Ganz und gar nicht, Eure Hoheit“, versicherte sie ihm betont neutral.

Doch ihm konnte sie nichts vormachen. Sie hatte keine Lust, diese Kleider anzuprobieren, das war offensichtlich. Eigentlich sollte er es dabei bewenden lassen und sich selbst weiter anziehen – Eleni hatte ihn mit ihrem Anruf aus der Dusche geholt –, aber da das keine Eile hatte und er schon immer unerträglich neugierig gewesen war, schlenderte er etwas dichter an die Wache heran, wobei ihm nicht entging, dass sie den Blick für einen flüchtigen Moment über seinen Oberkörper wandern ließ. Ihr Gesichtsausdruck blieb zwar neutral, aber verräterischerweise wurde sie rot.

Dann hatte er sich also nicht getäuscht: Sie fühlte sich körperlich eindeutig zu ihm hingezogen. Eigentlich dürfte ihn das nicht überraschen. Schließlich war er sich seines guten Aussehens bewusst und hatte es jahrelang schamlos dazu missbraucht, zu bekommen, was er wollte.

Früher einmal hätte er sich vielleicht zum Zeitvertreib mit ihr amüsiert, aber inzwischen erwartete man von ihm, sich zu benehmen. Die Standpauke, die sein Bruder ihm vor der Aufhebung seines Exils und der Rückgabe seines Titels vor zwei Jahren gehalten hatte, hallte ihm immer noch in den Ohren. Als wüsste er nicht selbst, was von ihm erwartet wurde! Doch er hatte seinem Bruder die Standpauke durchgehen lassen, da er sich in Europa zugegebenermaßen nicht gerade niveauvoll verhalten hatte.

Er ging noch dichter an seine sehr steif dastehende Leibwächterin heran und betrachtete ihr Gesicht, auch wenn ihm nicht ganz klar war, was er dort eigentlich suchte. Vielleicht einen weiteren Hinweis auf die Frau, die sich hinter der Maske der Soldatin verbarg?

„Warum so verängstigt?“, fragte er leise. „Es sind doch nur ein paar Kleider.“

Sie zuckte kaum merklich zusammen, fing sich jedoch rasch wieder. „Es tut mir leid, Eure Hoheit.“

„Es ist nicht nötig, sich zu entschuldigen. Ich frage mich nur, warum Sie sich nicht mehr über die Gelegenheit freuen, ein paar hübsche Kleider anzuprobieren.“

Ewas flackerte in ihren bernsteinfarbenen Augen auf – Wut vielleicht? „Nicht alle Frauen stehen auf hübsche Kleider, Eure Hoheit“, erwiderte sie kühl.

Etwas regte sich in ihm. Interesse zweifellos. Wenn er sich nicht täuschte, war ihr Tonfall eine Spur herausfordernd. Was nicht gerade ratsam für eine Soldatin war, schon gar nicht gegenüber ihrem Befehlshaber. Ging sie etwa mit allen Vorgesetzten so um? Oder nur mit ihm?

Er hoffte auf Letzteres.

Vorsicht! Benimm dich!

Seit seiner Rückkehr aus dem Exil hatte er sich tadellos verhalten und seinem Bruder nicht einen Anlass zur Klage gegeben. Es waren zwei verdammt lange Jahre gewesen, die sich mit seiner Hochzeit schon bald in lebenslänglich verwandeln würden. Da durfte er sich doch wohl ein letztes Mal etwas Spaß mit einer interessanten Frau gönnen, oder?

„Was Sie nicht sagen“, erwiderte er gedehnt. „Worauf stehen Sie dann? Solide Militärjacken? Feste Stiefel? Robuste Hosen?“

„Alles sehr praktische Kleidungsstücke“, gab sie kühl zurück. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich kein Problem mit Kleidern habe.“

„Ist das so? Ihr Gesichtsausdruck verrät etwas anderes, Soldatin.“

Beim Anblick ihrer zusammengepressten Lippen und ihrer vor Wut funkelnden Augen zerrte das hungrige Raubtier in ihm, das er seit seiner Rückkehr nach Axios im Zaum hatte halten müssen, an seiner Kette.

Es war schon sehr lange her, dass er sich weibliche Gesellschaft gegönnt hatte, und er vermisste das. Frauen waren im Exil quasi seine Rettung gewesen, und das nicht nur wegen Sex. Er genoss auch ihre Gesellschaft.

In seiner Kindheit war er fast nur von Männern umgeben gewesen, da seine Mutter schon sehr früh gestorben war. Sein Vater hatte nie wieder geheiratet und war im Laufe der Jahre immer strenger und starrer in seinen Ansichten geworden. Der Palast war daher ein sehr kalter Ort für ein Kind und einen Jugendlichen gewesen.

Er war so einsam gewesen, dass er sich mit den Töchtern eines Paars vom Personal angefreundet hatte, doch sein Vater hatte dem schon bald einen Riegel vorgeschoben und ihn seine erste Lektion gelehrt: dass die persönlichen Bedürfnisse eines Prinzen gegenüber seinen Pflichten völlig bedeutungslos waren. Dass seine Pflichten und sein Land immer an erster Stelle standen.

Diese Soldatin hier war zwar eine Frau, aber sie gehörte zum Personal, und er war ihr Arbeitgeber. Wenn er weibliche Gesellschaft wollte, sollte er sich jemand anderen suchen.

Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass ihn ihre störrische, abweisende Art faszinierte. Gehorsam wurde bei der Königlichen Wache hoch geschätzt. Befehle zu hinterfragen war nicht gestattet, und Abneigung gegenüber Autoritäten wurde nicht toleriert. Und trotzdem hatte sie ihr Missfallen ihm gegenüber und ihr offensichtliches Widerstreben, seine Befehle zu befolgen, schon zwei Mal verraten.

Zweifellos war sie ganz schön temperamentvoll.

„Es tut mir leid, Eure Hoheit“, sagte sie steif. „Ich werde versuchen, mich in Zukunft besser zu beherrschen.“

Es würde mir nur allzu großen Spaß machen, dir deine Selbstbeherrschung zu rauben.

Für den Bruchteil einer Sekunde spielte er ernsthaft mit dem Gedanken, das zu tun, doch dann schaltete sich sein Verstand wieder ein. Nein, er konnte sich einen solchen Fehltritt nicht erlauben. Er würde damit nicht nur seinen Bruder verärgern, sondern auch seine Stellung bei der Armee gefährden.

Aber das hier könnte meine letzte Chance sein, mich noch mal auszutoben.

„Das kann ich Ihnen auch nur raten“, sagte er leise. „Ihren Vater würde es bestimmt nicht erfreuen, dass Sie Befehle mit so wenig Enthusiasmus ausführen.“

Erneut blitzten ihre Augen auf. „Ich stehe Befehlen absolut emotionslos gegenüber, Hoheit. Bisher habe ich mich noch nie einem widersetzt und werde es auch jetzt nicht tun.“

Letzteres mochte zutreffen, aber Ersteres war eindeutig gelogen. Sie hatte sehr wohl Emotionen, was Befehle anging.

Während er sie betrachtete, wurde ihm bewusst, dass sie doch nicht so unscheinbar war wie gedacht. Sie hatte eine hohe Stirn, hübsche Wangenknochen und einen schmalen Unterkiefer. Kühne Gesichtszüge. Sie war nicht wirklich hübsch, aber trotzdem irgendwie faszinierend.

Vielleicht sogar schön.

Zu seiner Bestürzung spürte er, dass ihm plötzlich das Blut in die Lenden schoss. Eigentlich mochte er Überraschungen, doch sich körperlich so unerwartet zu seiner Leibwächterin hingezogen zu fühlen, passte ihm gar nicht.

Abrupt drehte er sich zur Kleiderstange um und zeigte auf ein blaues Kleid. „Das da“, sagte er schroff. „Probieren Sie das zuerst an.“

2. KAPITEL

Calista schlug das Herz bis zum Hals, auch wenn ihr nicht ganz klar war, warum.

Der Prinz hatte sich inzwischen von ihr abgewandt und ging zum Kleiderständer. Beim Anblick des Muskelspiels unter seiner olivfarbenen Haut stockte ihr der Atem, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.

Was war eigentlich gerade passiert? Denn irgendetwas hatte sich verändert. Der Prinz hatte sie plötzlich so intensiv angesehen, dass ihre Haut zu prickeln begonnen hatte und ihre Uniform ihr plötzlich viel zu eng vorkam.

Er hat mich durchschaut.

Sie biss die Zähne zusammen, um einen plötzlichen Anflug von Scham zu unterdrücken. Sie hatte gedacht, ihre instinktive Abneigung gegen diese Kleider gut verborgen zu haben, genauso ihre Irritation. Bisher hatte sie noch nie Probleme mit so etwas gehabt. Sie war die perfekte Soldatin – stark, standhaft und emotionslos. Es konnte nicht sein, dass ein paar Kleider und ein nerviger Prinz sie so schnell aus der Fassung brachten!

Er ist nicht nur irgendein Prinz …

Xerxes hatte inzwischen eins der Kleider von der Stange genommen – ein leuchtend blaues, das einen faszinierenden Kontrast zu seinem dunklen Hautton bildete. Die Designerin sagte etwas zu ihm und klimperte dabei erneut mit den Wimpern. Xerxes erwiderte ihr Lächeln routiniert, doch es war nicht echt, wie Calista wusste. Trotzdem war es fast das schönste Lächeln, das sie je gesehen hatte.

Verdammt. Eine solch harmlose Geste sollte keine so starke Wirkung auf sie haben! Schon möglich, dass er nicht nur irgendein Prinz war, aber sie war auch nicht nur irgendeine Soldatin! Sie war die Tochter des Hauptmanns der Palastwache – die erste Frau, die es so weit geschafft hatte. Und sie würde sich dieser Ehre als würdig erweisen. Kein Prinz, ganz egal, wie toll er aussah, würde ihr dabei in die Quere kommen!

Kurz nach ihrem Antritt bei der Armee hatten ein paar der männlichen Rekruten sie einmal so geärgert, dass sie sich von ihren Emotionen hatte mitreißen lassen und Tränen der Wut vergossen hatte, so wie früher, als sie noch ein dummes kleines Mädchen gewesen war. Dieser Vorfall hatte ihr schnell den Ruf eingebracht, zu emotional zu sein, sodass sie das anschließend mit besonderer Dickhäutigkeit hatte kompensieren müssen. Einen weiteren Patzer konnte sie sich nicht erlauben.

Außerdem hatte ihr Vater immer darauf gepocht, dass gute Soldaten sich nie von ihren Emotionen beherrschen ließen und ohne Murren Gehorsam leisteten, ganz egal, um was es ging.

Der Prinz legte das Seidenkleid auf den schwarzen Samtquilt seines Betts und sah sie an. „Hier, bitte. Aimee und ich werden Sie jetzt allein lassen, damit Sie sich in Ruhe umziehen …“

„Nicht nötig“, fiel Calista ihm ins Wort und ging zum Bett. Ohne seine Reaktion abzuwarten, begann sie, ihre Jacke aufzuknöpfen und abzustreifen. Sie hatte keine Hemmungen, sich vor einem Mann auszuziehen, das hatte ihre Ausbildung ihr gründlich ausgetrieben. Ihr Körper war für sie nichts weiter als eine Maschine, die gehorchen musste und Nahrung und Training brauchte, um in Topform zu bleiben. Wenn der Prinz unbedingt wollte, dass sie irgendein albernes Kleid anprobierte, würde sie es eben tun.

Ihre Abneigung hatte nichts damit zu tun, dass diese Kleider sie an die Zeiten erinnerten, als ihre Mutter sie ihre Kleider hatte anprobieren lassen und ihr gesagt hatte, wie hübsch sie war und wie viele Herzen sie später einmal brechen würde. Diese Erinnerungen hatten nicht mehr die Macht, sie zu verletzen, schon gar nicht seit sie etwas Besseres war als nur irgendeine hübsche, nutzlose Kreatur, die Männerherzen brach.

Etwas Besseres jedenfalls als ihre Mutter!

Sie legte ihre Jacke auf dem Bett ab und schlüpfte aus ihren Stiefeln, bevor sie ihre schwarze Hose auszog und sie ebenfalls aufs Bett legte. Jemand – vermutlich die Designerin – gab einen erschrockenen Laut von sich, den Calista ignorierte. Routiniert löste sie die Schutzweste, die sie unter ihrer Jacke trug, und streifte sich rasch das enge schwarze T-Shirt über den Kopf. Danach drehte sie sich in ihrer schwarzen Sportunterwäsche zum Prinzen um und erwiderte seinen Blick direkt. „Ich bin so weit, Eure Hoheit.“

Er sagte kein Wort, wirkte plötzlich irgendwie wütend, was schräg war. Welchen Grund sollte er haben, wütend auf sie zu sein? Schließlich hatte sie nur getan, was er von ihr verlangte.

Die goldenen Flecken in seinen Augen blitzten hell auf. Ihr stockte der Atem unter seinem Blick, und sie fühlte sich plötzlich seltsam unsicher. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie nicht nur Soldatin, sondern auch eine Frau war, sosehr sie sich auch dagegen wehrte. Und er war eindeutig ein Mann …

„Raus“, befahl er.

Calista brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er die Designerin meinte, nicht sie.

Gehorsam eilte die Frau aus dem Zimmer, doch Calista bekam kaum etwas davon mit, so gebannt war sie von dem dunklen Blick des Prinzen, der sie von Kopf bis Fuß musterte. Ihre Unsicherheit verstärkte sich, doch sie kämpfte dagegen an, indem sie sich noch aufrechter hinstellte. Sie war kein Feigling, und es gab keinen Grund, unsicher zu sein. Ihr Körper war nur eine Maschine, sodass der Blick des Prinzen einfach an ihr abprallte. Als Soldatin stand sie über solchen Dingen.

„Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun?“, fragte der Prinz trügerisch sanft.

Calista verstand nicht, wo sein Problem lag. „Ich befolge Ihren Befehl, Eure Hoheit.“ Sie drehte sich um, nahm das blaue Seidenkleid vom Bett und versuchte es sich überzustreifen. Der Stoff fühlte sich so zart an, dass sie Angst hatte, ihn zu zerreißen.

Ungeduldig aufschnaubend ging Xerxes zu ihr und griff nach dem Kleid. „Lassen Sie mich das machen“, befahl er schroff.

Sie ließ los. Zu ihrem Schreck kniete er sich vor ihr hin und hielt das Kleid so, dass sie hineinsteigen konnte. Aber ein Angehöriger des Königshauses sollte nicht zu ihren Füßen knien.

Als er den Blick zu ihr hob, durchzuckte es sie heiß. „Legen Sie die Hände auf meine Schultern.“

Calista stockte der Atem. „Ich schaff das auch allein …“

„Das Kleid ist sehr teuer, daher würde es mich echt ärgern, wenn Sie es zerreißen“, fiel er ihr ungeduldig ins Wort. „Jetzt legen Sie schon die Hände auf meine Schultern. Das ist ein Befehl, Soldatin.“

Sie zögerte wieder. Einen Angehörigen des Königshauses zu berühren war streng verboten, aber wenn er es ihr ausdrücklich befahl, musste sie gehorchen, oder? Die angespannte Atmosphäre ignorierend, folgte sie seinem Befehl und legte die Hände auf seine breiten Schultern.

Seine nackten Schultern. Die sich sehr heiß anfühlten – heißer als gedacht – und sehr glatt. Samtweich geradezu. Sie spürte, wie er die Muskeln bei ihrer Berührung anspannte.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihn anstarrte. Ihm direkt in die dunklen Augen sah, deren goldene Flecken leuchteten wie ein Schatz am Boden eines dunklen Flusses. Natürlich hatte sie schon oft Männer berührt – beim Militärtraining und bei Einsätzen zum Beispiel –, doch noch nie hatte sie sich dabei so gefühlt wie jetzt. Am liebsten würde sie die Finger über seine glatte Haut gleiten lassen, ihn streicheln …

Einer seiner Mundwinkel zuckte belustigt. „An Ihrer Stelle würde ich mich nicht so ansehen. Nicht wenn Sie mich nicht auf dumme Gedanken bringen wollen.“

Errötend biss sie sich auf die Unterlippe. Wahrscheinlich meinte er Sex, was völlig abwegig war. Sie war eine Wache, und er war ein Prinz, der kurz vor seiner Verlobung stand. Wie kam er nur auf so etwas?

„Entschuldigen Sie, Eure Hoheit“, erwiderte sie steif. „Mir war nicht bewusst, dass ich Sie auf irgendeine Art angesehen habe. Ich werde es nicht wieder tun.“

„Es wäre vielleicht schon mal ein Anfang, sich nicht vor mir auszuziehen“, gab er betont locker zurück. „Ich wollte eigentlich das Zimmer verlassen wie ein Gentleman, aber Sie haben mir keine Chance gegeben.“

Das Gefühl seiner samtweichen Haut unter ihren Händen ignorierend, trat Calista in den blauen Stoffkreis, den er ihr hinhielt. „Tut mir wirklich leid, Eure Hoheit“, wiederholte sie, den Blick auf sein glänzendes schwarzes Haar gerichtet, da sie nicht wusste, wo sie sonst hinsehen sollte. „Aber Sie wirkten etwas ungeduldig.“

Langsam stand er wieder auf und zog das Kleid vorsichtig an ihr hoch. „Strecken Sie die Arme aus.“

Sie gehorchte. Vorsichtig streifte er die Ärmel über ihre Hände und schob sie bis zu ihren Schultern. Dabei gelang ihm das Kunststück, Calista nicht einmal zu berühren – ein Umstand, der ihr nur allzu bewusst war, denn ihre Haut prickelte, als sehne sie sich förmlich nach seiner Berührung.

Aber das konnte nicht sein! Sie wollte keineswegs, dass er sie anfasste! Er war ihr Vorgesetzter, und ihr Job war es, ihn zu beschützen, auch wenn sie ihn nicht ausstehen konnte. Außerdem war sein Verhalten seit seiner Rückkehr trotz seines schlechten Rufs tadellos gewesen. Er hatte sich keinerlei Freiheiten herausgenommen, schon gar nicht dem Personal gegenüber.

Schade eigentlich …

Sofort verdrängte sie diesen spontanen Gedanken.

„Sie sollten sich mehr in Acht nehmen, Soldatin“, murmelte der Prinz, während er das Kleid über ihre Schultern zog. „Mein Ruf muss Ihnen doch bekannt sein. Sich vor einem Mann wie mir auszuziehen provoziert nur Gerede, und das wollen wir doch beide nicht, oder?“

Calista erstarrte. Innerlich überlief es sie eiskalt. Oh Gott, daran hatte sie überhaupt nicht gedacht! Was war bloß los mit ihr? Sie war doch sonst immer so vernünftig und besonnen und ließ sich nie von ihren Emotionen mitreißen. Niemals.

Ich muss mir anscheinend noch mehr Mühe geben.

Während sie die Zähne zusammenbiss, erwiderte sie seinen Blick. „Es tut mir leid, Eure Hoheit, daran habe ich nicht gedacht.“

Erneut stand er sehr dicht vor ihr und sah ihr direkt in die Augen. Sie war groß, doch neben ihm kam sie sich fast klein vor. Zierlich geradezu.

Weiblich …

„Hören Sie auf, sich ständig zu entschuldigen.“ Er zupfte einen Ärmel des Kleides zurecht. „Worte sind sowieso bedeutungslos.“ Jetzt widmete er sich dem anderen Ärmel. „Nur Taten zählen. Zumindest habe ich das bei der Armee gelernt.“

Verdutzt starrte sie ihn an. Irgendwie war ihr völlig entfallen, dass er früher Soldat gewesen war.

„Sie wirken überrascht“, sagte er belustigt. „Alle Prinzen von Axios müssen Wehrdienst leisten.“ Er lächelte sein falsches Lächeln. „Allerdings ziehe ich Worte Taten vor. Sie verursachen viel weniger Schmerzen als Kugeln und bringen niemanden um.“ In seiner Stimme schwang ein kaum wahrnehmbarer bitterer Unterton mit, der Calista vielleicht entgangen wäre, hätte sie ihn nicht direkt angesehen.

Ihre Neugier gewann die Oberhand. „Hat Ihnen der Militärdienst denn keinen Spaß gemacht?“

Seine Augen weiteten sich überrascht, bevor etwas in seinem Blick aufflackerte, das fast so aussah wie Schmerz, aber es verschwand so schnell wieder, dass sie sich nicht sicher sein konnte.

Natürlich hat es ihm keinen Spaß gemacht. Er wurde schließlich wegen Feigheit vor dem Feind verbannt und ins Exil geschickt.

Es gab jede Menge Spekulationen über die Gründe für seine Verbannung, aber niemand wusste etwas Genaues, da König Xenophon nie darüber gesprochen hatte.

Erneut lächelte Xerxes humorlos. Die goldenen Flecken in seinen Augen funkelten. „Natürlich nicht. In der Kaserne gab es schließlich keine hübschen Frauen.“ Er wandte sich ihrer Kehrseite zu „Keine Flirts, keinen Alkohol, keinen Sex – das war einfach nicht mein Ding.“

Calista spürte, dass er log. Das war nicht der wahre Grund. Sie versuchte, sich zu ihm umzudrehen.

„Stehen Sie still“, murmelte er.

Sie erstarrte, als sie seinen warmen Atem im Nacken spürte und die Wärme, die von seinem nackten Oberkörper ausging. Sein Duft nach Pinienwäldern und Sonne hüllte sie ein und erinnerte sie an ihre Kindheit – daran, wie sie im Wald hinter ihrem Haus Prinzessin gespielt hatte, die von einem Ritter vor einem Drachen gerettet wurde.

Jetzt war sie selbst der Ritter. Und rettete sich selbst.

Das Kleid schmiegte sich enger um ihre Taille, als der Prinz langsam den Reißverschluss zuzog. Zu ihrer Bestürzung wurde ihr bewusst, dass sie sich körperlich stark zu ihm hingezogen fühlte.

Aber sie hatte sich noch nie zu einem Mann hingezogen gefühlt, also gab es auch keinen Grund, das jetzt zu tun. Die Armee war ihr Leben. Sie wollte es nicht anders. Als Teenager hatte sie freiwillig auf Partys und Freunde verzichtet und stattdessen für die Schule gelernt und körperlich hart trainiert, so wie ihr Vater es von ihr verlangt hatte. Als sie dann mit achtzehn zur Armee gegangen war, hatte sie keinen Blick zurückgeworfen.

Das Militär war ihre Berufung. Ihre Religion.

Körperlich so stark auf einen Prinzen zu reagieren war daher völlig unpassend, vor allem auf einen, der alles in den Dreck zog, was die Armee von Axios repräsentierte.

Entschlossen straffte Calista die Schultern. Er würde ihr nichts anhaben können.

„Hm …“, murmelte der Prinz. „Strammstehen im Kleid. Sie sind wirklich durch und durch Soldatin, was?“

Dass er sie so problemlos durchschaute, gefiel ihr gar nicht, aber wozu verbergen, wer sie war? „Ja. Ich wollte schon immer Soldatin werden, schon als kleines Mädchen.“

„Ist das so?“ Das Kleid straffte sich noch etwas mehr. „Wollen Sie hören, was ich immer werden wollte?“

„Was denn?“

„Müllmann.“

Calista blinzelte. Für einen Moment war sie so verblüfft, dass sie das Kleid vergaß. „Echt?“

„Echt.“ Wieder spürte sie seinen warmen Atem im Nacken. „Aber verraten Sie das bloß niemandem. Das ist ein Staatsgeheimnis. Nur Sie kennen es.“

Er verarschte sie bestimmt nur. Doch bevor Calista reagieren konnte, legte er ihr eine Hand in den Rücken und drehte sie zur Spiegelwand um.

„So, Aschenputtel“, sagte er heiser. „Sehen Sie selbst, wie das Kleid Sie verwandelt.“

3. KAPITEL

Xerxes fiel auf, dass Calista ihren Schock diesmal nicht verbergen konnte, als sie in den Spiegel blickte. Sie hatte also immer schon Soldatin werden wollen. Ob sie sich überhaupt jemals in einem Ballkleid gesehen hatte? Falls nicht, war es kein Wunder, dass sie schockiert war, denn sie sah wunderschön darin aus.

Der blaue Seidenstoff schmiegte sich um ihre üppige Figur und betonte die goldene Haut ihrer Schultern und Arme, ihre vollen Brüste und ihre Hüften. Der Schnitt war schlicht, um die Vorzüge seiner Trägerin hervorzuheben, und Calistas Vorzüge betonte er eindeutig.

Es ist nicht für sie bestimmt, schon vergessen?

Natürlich nicht, das Kleid war für Eleni. Aber es konnte nicht schaden, sich schon mal einen Eindruck von seiner Passform zu verschaffen, und wie sich herausstellte, saß es perfekt, sodass keine Änderungen nötig waren.

Stirnrunzelnd betrachtete er die breiten Träger von Calistas Sport-BH. „Darf ich?“ Er fing ihren Blick im Spiegel auf und zeigte auf die Träger.

„Was?“

Sie war plötzlich so blass geworden, dass er Sommersprossen in ihrem Gesicht sah, die ihm bisher noch gar nicht aufgefallen waren. Diesmal also kein „Eure Hoheit“. Es war, als hätte sie ganz vergessen, wer sie war. „Die BH-Träger“, erklärte er. „Ich würde sie gern verstecken.“

„Oh … okay …?“

Ihre offensichtliche Verwirrung wunderte ihn. Warum war sie so blass?

Wieso interessiert mich das überhaupt?

Ganz sicher war er sich da nicht. Vielleicht weil er von Natur aus neugierig war? Oder lag es daran, dass sie eine attraktive Frau war? Denn letztlich war auch er nur ein Mann.

Wahrscheinlich lag es an der Chemie. Oder an seiner bevorstehenden Verlobung, vor der ihm mehr graute, als es sollte. Lange hatte er sich eingeredet, dass es ihm nichts ausmachte, sich für den Rest seines Lebens an jemanden zu binden, den er nicht begehrte und noch nicht einmal mochte, aber vielleicht machte es ihm ja doch etwas aus.

Die ganze Situation mit Eleni stank nämlich geradezu nach jener tapferen Selbstverleugnung und – aufopferung, die sein Vater ihm ständig eingebläut hatte, und erinnerte ihn nur allzu sehr an den goldenen Käfig, dem er nur dank seiner Verbannung vorübergehend entflohen war.

Er war nur zurückgekehrt und wieder in seine Rolle als Prinz geschlüpft, weil sein Bruder ihn darum gebeten hatte. Wäre es nach ihm, Xerxes, gegangen, hätte er sein restliches Leben weiter damit verschwendet, sich durch Europas Betten zu vögeln.

Lügner. Damit warst du auch nicht glücklich.

Xerxes verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf die Frau vor ihm. Calista könnte seine letzte Sünde sein. Sie war schön und stark und schien sehr temperamentvoll und leidenschaftlich zu sein, auch wenn sie sich bemühte, das zu verbergen. Diese Mischung hatte ihn schon immer fasziniert. Das, seine lange Enthaltsamkeit und noch dazu der Reiz des Verbotenen …

Oh ja, sie wäre perfekt!

Aber leider hatte er seinem Bruder versprochen, sein zügelloses Leben aufzugeben und sich zu benehmen. Er wollte sein Versprechen nicht für ein bisschen Sex brechen, ganz egal, wie toll dieser Sex auch wäre.

Seine Erektion ignorierend schob er ihr sanft die Träger ihres BHs über die Schultern und verbarg sie in den Ärmeln ihres Kleides, während sie ihn dabei im Spiegel beobachtete. Ihre schönen bernsteinfarbenen Augen verdunkelten sich, wurden fast kupferbraun. Die Atmosphäre knisterte förmlich vor erotischer Spannung, so wie immer, wenn die Chemie zwischen ihm und einer Frau stimmte. Auch wenn er das bisher noch nie so intensiv erlebt hatte wie bei ihr, zumindest nicht dass er wüsste.

Wer war sie?

Ihr Atem beschleunigte sich. Obwohl sie direkt vorm Spiegel stand, würdigte sie ihr Spiegelbild keines Blickes, sondern sah stattdessen ihn an.

„Was an diesem Kleid lässt Sie eigentlich so blass werden?“

Sie blinzelte, als habe er sie mit dieser Frage aus einer Art Trance gerissen, und wurde knallrot. „Nichts. Nehmen Sie dieses Kleid, Eure Hoheit? Oder soll ich noch ein anderes anprobieren?“

Seine Neugier ließ ihm keine Ruhe. Er war es nicht gewohnt, dass man nicht auf seine Fragen antwortete, schon gar nicht bei Frauen, die auf ihn standen, und die hier stand eindeutig auf ihn. Doch genauso offensichtlich versuchte sie, ihn auf Distanz zu halten, was sein Interesse jedoch nur umso mehr anstachelte. Herausforderungen hatte er schon immer geliebt.

Mach keine Dummheiten. Du hast das hier doch längst abgehakt.

Das stimmte. Aber er wollte ja nicht mit ihr ins Bett gehen. Er wollte nur mehr über sie wissen.

Flüchtig spielte er mit dem Gedanken, ihr zu befehlen, ihm zu antworten, aber das wäre längst nicht so befriedigend, wie wenn sie sich ihm freiwillig anvertraute.

„Das goldene vielleicht“, sagte er, ging zum Kleiderständer und nahm das goldene Satinkleid, um es aufs Bett zu legen. „Bitte, Soldatin.“

Sie ging Richtung Bett, blieb jedoch abrupt stehen und griff nach hinten zum Reißverschluss. Da sie nicht herankam, half Xerxes ihr wieder und zog ihn langsam auf. Als der Stoff sich teilte und ihren schlanken Rücken entblößte, verspürte er plötzlich den fast unwiderstehlichen Wunsch, die Finger über ihre nackte Haut gleiten zu lassen. Was dann wohl passieren würde? Würde sie erschauern? Würde ihr der Atem stocken?

Mach das nicht, das wäre ein Fehler!

Gott sei Dank blieb ihm seine potenzielle Fehlentscheidung erspart, denn sie ging schon weiter und begann plötzlich, sich ohne jede Verlegenheit vor ihm auszuziehen, als sei er eine Statue und kein Mann aus Fleisch und Blut, ganz zu schweigen einer mit einem gewissen Ruf.

Einem Ruf, den ich mir nicht mehr leisten kann …

Xerxes ballte die Hände zu Fäusten. Als Calista sich das erste Mal vor ihm ausgezogen hatte, hatte sie ihn komplett überrumpelt. Er war deswegen fast ein bisschen wütend auf sie gewesen.

Dieses Mal hätte er eigentlich darauf vorbereitet sein müssen, aber es warf ihn genauso aus der Bahn – und erregte ihn – wie vorher. Sie war so unglaublich schön, so schlank und athletisch. Seine Erektion verstärkte sich, als sie sich vorbeugte, um nach dem goldenen Kleid zu greifen. Sie trug nur einen schwarzen Slip sowie diesen unglaublich praktischen Sport-BH und sah aus wie eine wilde, schöne Kriegerin. Wie Artemis, die Jägerin, die seine Vorfahren angebetet hatten.

Er hätte kein Problem damit, Calista anzubeten. Ihr ergebenster Priester zu sein. Sie mit Ruhm und gewissen anderen … Vorzügen zu überschütten.

Hör auf damit.

Xerxes holte tief Luft. Ja, er sollte dringend aufhören, doch seine Gedanken wanderten immer wieder zu seiner bevorstehenden Verlobung. Mehr und mehr hatte er das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Was schmerzliche Erinnerungen in ihm wachrief – an Folter, Verrat und eine Kapsel, die er nicht geschluckt hatte.

Eine Kapsel, die zu seiner Verbannung geführt und ihn so gerettet und gleichzeitig verdammt hatte.

Doch trotz dieser schmerzlichen Erinnerungen war er zurückgekommen. Seinem Bruder zuliebe. Beugte sich einem Leben voller Pflichten und einer Ehe ohne jede Leidenschaft und Chemie. Nicht einmal Freundschaft oder Kameradschaft verband ihn mit Eleni.

Seit wann ist dir so etwas wichtig?

Eigentlich war ihm nichts wirklich wichtig, aber die ganze Sache widerstrebte ihm immer mehr. Trotzdem, er würde es durchziehen. Er würde sich nicht vor seiner Verantwortung drücken, aber … verdiente er nicht eine kleine Belohnung für sein Opfer? Es war doch wohl nicht zu viel verlangt, seine Freiheit ein letztes Mal auszukosten, oder?

Calista streifte sich inzwischen das goldene Kleid über. Offensichtlich brauchte sie seine Hilfe diesmal nicht. Es gelang ihr sogar, den Reißverschluss allein zuzuziehen.

Xerxes verdrängte einen Anflug von Enttäuschung. „So, jetzt vor den Spiegel.“

Gehorsam ging sie zur Spiegelwand, doch wieder vermied sie es, sich anzusehen.

Erneut trat er hinter sie. Beim Anblick ihres Spiegelbilds stockte ihm der Atem. Er hatte recht damit gehabt, sie mit einer Göttin zu vergleichen, denn genauso sah sie aus. Wie eine imposante goldene Göttin. Die Illusion wäre perfekt, wären da nicht wieder die schwarzen BH-Träger. „Ihr BH ruiniert den Look.“

Sie streifte ihr Spiegelbild mit einem flüchtigen Blick. Bevor er ihr wieder helfen konnte, zog sie den Reißverschluss etwas auf, streifte sich den Sport-BH über den Kopf und warf ihn zu Boden.

Besäße Xerxes so etwas wie Anstand, würde er jetzt wegsehen, aber er hatte noch nie Anstand besessen. Außerdem würde er den Blick nicht einmal dann von ihren runden, vollen Brüsten abwenden können, wenn er wollte, so faszinierend war der Anblick.

Als sie das Oberteil ihres Kleides wieder hochzog und den Reißverschluss schloss, war sein Verlangen fast schmerzhaft überwältigend. Da er direkt hinter ihr stand, stieg ihm ihr frischer und zugleich süßer Duft in die Nase. Am liebsten hätte er von hinten ihre schönen Brüste umfasst, das Gesicht in ihrem Haar vergraben und tief eingeatmet.

Es war schon so lange her, dass er zuletzt mit einer Frau geschlafen hatte, und er war schwach. War immer schon schwach gewesen …

Ihm fiel auf, dass Calista ihn verstohlen im Spiegel beobachtete. „Warum sehen Sie sich eigentlich nicht an?“, fragte er, um das spannungsgeladene Schweigen zu brechen.

„Nicht nötig.“ Trotzig hob sie das Kinn. „Ich bin Soldatin, keine Partylöwin.“

„Was spricht dagegen, sich ein hübsches Kleid anzuziehen und auf Partys zu gehen?“

„Das ist nun mal nicht mein Ding.“

Er nickte. „Verstehe. Und was ist Ihr Ding?“

„Axios zu beschützen.“ Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich – ihr Ärger über ihn verwandelte sich in Stolz auf ihr Land. Sie sah aus wie eine frischgebackene Rekrutin, die darauf brannte, ihr Leben für ihr Vaterland zu lassen. Was für eine Patriotin!

Früher war er mal genauso gewesen. Doch das hatte ihn fast umgebracht.

„Verstehe“, wiederholte er. Wut stieg in ihm auf, plötzlich und unerwartet. „Sie sind also eine Fanatikerin.“

„Wenn mich mein Wunsch, meinem Land zu dienen, zur Fanatikerin macht, dann bin ich vermutlich eine.“ Sie stand kerzengerade. „Aber besser eine Fanatikerin als ein …“ Sie biss sich auf die Zunge.

„… selbstsüchtiger Playboy, der wegen Feigheit vor dem Feind verbannt wurde?“, ergänzte er ihren Satz.

Ein Muskel zuckte in ihrem Unterkiefer. Ihre Augen blitzten kupferfarben auf. In diesem Moment sah sie mehr denn je wie eine Göttin aus – eine goldene Artemis auf der Jagd. „Wenn es doch so ist?“

Wieder folgte ein spannungsgeladenes Schweigen.

Niemand erwähnte je sein Exil. Weder die Generäle noch die Soldaten noch das Volk, noch nicht einmal die Presse. Sein Vater hatte sie allesamt zum Schweigen gebracht, wenn auch nicht ganz, denn die Gerüchteküche hatte trotzdem gebrodelt. Man hatte gemutmaßt, dass er einen Befehl verweigert hatte. Einfach abgehauen war. Sich feige in einer Seitenstraße versteckt hatte, während seine Männer rings um ihn herum erschossen wurden.

Er hatte sich nie die Mühe gemacht, die Wahrheit aufzudecken, weil er sich gesagt hatte, dass es ihm egal sein konnte, was die Leute dachten. Aber in diesem Moment war ihm das plötzlich nicht mehr egal. Es war ihm sogar ziemlich wichtig, warum auch immer. Sein Bruder kannte die Wahrheit, und er war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, dessen Meinung Xerxes etwas bedeutete.

Was spielte es also für eine Rolle, was diese Frau hier von ihm hielt? Sie war nur eine Wache – ihrem Land gegenüber genauso loyal ergeben wie er vor langer Zeit. Sie sollte vorsichtiger sein. Diese Art Loyalität konnte nämlich leicht missbraucht werden. Man war viel sicherer, wenn einem alles egal war.

Wie leidenschaftlich sie wohl im Bett ist? schoss es ihm durch den Kopf. Wieder wurde er steinhart, aber es war besser, an Sex zu denken als an die Vergangenheit. Viel leichter und erheblich unterhaltsamer.

Wie würde sie ihn wohl ansehen, wenn sie nackt unter ihm lag? Würden ihre Augen genauso glitzern wie jetzt, wenn er in sie eindrang? Würde sie mit dem gleichen fanatischen Eifer kommen?

Sie errötete, als habe sie seine Gedanken gelesen. „Es tut mir leid, Eure Hoheit. Ich hätte das nicht sagen dürfen.“

Ach ja, stimmt, sie dachte gar nicht an Sex. Sie hatte ihn nur gerade beleidigt. Aber so schnell würde er sie nicht vom Haken lassen. „Sie halten nicht viel von mir, oder?“

Es fiel ihr sichtlich schwer, ihre Emotionen zu zügeln. „Es steht mir nicht zu …“

„Lügen Sie mich nicht an.“

Sie presste die hübschen Lippen zusammen. „Eure Hoheit …“

„Das war eine einfache Frage, Soldatin“, fiel er ihr wieder brüsk ins Wort. „Ja oder nein?“

Sie schwieg so lange, dass er schon dachte, sie würde gar nicht mehr antworten. Doch schließlich erwiderte sie seinen Blick im Spiegel. „Ja, es stimmt.“

Diesmal war ihr Trotz offensichtlich. Sie hatte ihm die Wahrheit ins Gesicht geschleudert wie einen Fehdehandschuh und wartete darauf, dass er ihn aufhob. Tja, wenn sie dachte, er würde nicht darauf anspringen, irrte sie sich gewaltig!

„Sie vergessen sich“, sagte er lässig, erfüllt von einer Mischung aus Vorfreude und Erregung. Zweikämpfe hatte er schon immer geliebt, und mit ihr zu kämpfen wäre …

Lass dich nicht auf sie ein. Hau ab.

Aber das brachte er einfach nicht fertig. Und als sie das Kinn noch höher reckte, statt einzuknicken, war es endgültig um ihn geschehen.

„Sie wollten es wissen, Eure Hoheit. Aber was spielt es schon für eine Rolle, was ich von Ihnen halte? Ich bin nur eine Wache.“

Gute Frage. Vielleicht war es ihr Idealismus, der ihn so provozierte – genau die Art Idealismus, die ihn selbst vor langer Zeit geprägt hatte. Die ihm eine Kapsel in die Hand gegeben hatte – das Sinnbild seiner kompletten Entbehrlichkeit.

Ich hätte sie nehmen sollen.

Nein, hätte er nicht. Es war richtig gewesen, sich dagegen zu entscheiden. Sein einziger Fehler war es gewesen, Emotionen zuzulassen, aber diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen.

„Eigentlich gar keine“, erwiderte er gedehnt, während er die Hand nach ihrem straffen Haarknoten ausstreckte. „Sie würden nämlich trotzdem für mich sterben.“

Sie erstarrte, als er bewusst langsam eine Nadel nach der anderen aus ihrem Knoten zog und sie dabei beobachtete.

Ihre Atemzüge beschleunigten sich, und der Puls in ihrer Halsbeuge raste.

Er wollte sie genauso provozieren wie sie ihn. Er suchte die Herausforderung, den Kampf. Was gefährlich war, denn dabei spielte er mit dem Feuer. Doch er hatte die Gefahr schon immer geliebt. Vielleicht würde es ja sogar Spaß machen, sich zu verbrennen, wer weiß?

„Stimmt, ich wäre bereit, für Sie zu sterben, Eure Hoheit.“ Ihre Augen blitzten stolz. „Das ist schließlich meine Aufgabe.“

„Wirklich?“ Er entfernte die letzte Nadel und ließ sie zu Boden fallen. „Sie würden tatsächlich für einen Mann sterben, den Sie nicht kennen und noch nicht mal mögen?“

„Was ich persönlich von Ihnen halte, spielt keine Rolle. Nur das Königshaus von Nikolaides zählt.“

Du selbst also nicht. Aber wie sollte es auch anders ein?

Natürlich war er selbst nicht wichtig. Sie würde für den Prinzen sterben, nicht für ihn als Mann. Das Einzige, das für sie zählte, waren ihr Land und die Krone. Und so war es schon immer gewesen. Das Individuum an sich war völlig bedeutungslos, und mit seiner Verlobung würde seine Individualität endgültig ausgelöscht werden.

Das macht dir dann auch nichts mehr aus. Du wirst einfach wie dein Bruder, kalt, hart und starr. Genauso wie unser Vater.

Xerxes überlief es eiskalt. Er wusste selbst nicht, warum ihm diese Vorstellung plötzlich solche Angst machte.

Calista betrachtete ihn immer noch im Spiegel und wirkte, als spüre sie, was in ihm vorging. Als sehe sie ihm seine Zweifel an. Seine Schwäche …

Schnell verdrängte er diesen Gedanken und fuhr ihr mit der Hand durchs Haar. Bisher hatte er es für braun gehalten, aber jetzt sah er goldene, hellbraune und rötliche Strähnen. Es lockte sich sogar leicht. Noch nie hatte er etwas so Schönes betrachtet.

Sie sieht gerade nicht den Prinzen. Ihm stockte der Atem bei dieser Erkenntnis. Wieder spürte er so etwas wie Wut in sich aufsteigen. Es sollte ihm völlig egal sein, was sie in ihm sah, ob den gebrochenen Mann oder den verführerischen Playboy. Es sollte keine Rolle für ihn spielen. Warum war er dann so wütend? Warum fühlte er sich so bloßgestellt?

Aber Angriff war die beste Verteidigung, am besten ein Überraschungsangriff.

„So viel blinder Gehorsam“, sagte er gedehnt, strich ihr mit den Fingern durchs Haar und breitete es über ihre Schultern. „Sagen Sie mal, Soldatin, wenn Sie für jemanden wie mich sterben würden, nur weil man es Ihnen befiehlt, was würden Sie noch alles tun?“ Sanft bog er ihren Kopf zurück. „Wenn ich Ihnen zum Beispiel jetzt befehlen würde, das Kleid auszuziehen und sich nackt vor mich hinzustellen, würden Sie es tun?“

4. KAPITEL

Calistas Herz raste vor Nervosität. Der Prinz stand direkt hinter ihr, eine Hand in ihrem Haar vergraben, und strahlte Hitze und unbändige Männlichkeit aus. Zwar griff er nicht fest genug zu, um ihr wehzutun, aber seine Berührung jagte ihr trotzdem einen Schauer über den Rücken. Ihr Körper reagierte instinktiv auf seine Art, sie anzusehen, auf seine verführerische tiefe Stimme, seinen Duft nach Pinien und Sonne und etwas anderem – etwas köstlich Moschusartigem –, als hätte er ein Eigenleben.

Sie hätte ihre Wut besser im Zaum halten sollen. Hätte Xerxes nicht verraten dürfen, wie wenig sie von ihm hielt, und schon gar nicht, dass sie bereit wäre, für ihn zu sterben. „Ja, Eure Hoheit“ und „Nein, Eure Hoheit“ hätten völlig genügt. Doch stattdessen hatte sie sich von ihm aus der Fassung bringen lassen.

Noch dazu der Schock, im Spiegel das kleine Mädchen in sich wiederzuerkennen, das früher so gern die Kleider seiner Mutter anprobiert und nichts lieber gewollt hatte, als genauso hübsch und fröhlich zu werden wie sie. Der Sonnenschein ihrer Mutter zu sein, um der Härte und Strenge ihres Vaters etwas entgegenzusetzen.

Aber am Ende war sie niemandes Sonnenschein geworden, sondern hatte stattdessen die Ehe ihrer Eltern zerstört.

Da sie ihren Anblick im Spiegel nicht ertrug, beobachtete sie stattdessen den Prinzen und war fasziniert von dem Schmerz und der Wut, die sich auf seinem Gesicht spiegelten. Er setzte seine nonchalante Maske jedoch so rasch wieder auf, dass sie sich nicht sicher war.

„Und?“ Sein Atem fühlte sich heiß auf ihrem Nacken und ihren Schultern an. „Antworten Sie mir. Wenn ich Ihnen befehlen würde, sich vor mir auszuziehen – würden Sie es tun?“

Oh ja, er war eindeutig wütend auf sie. Sie schien einen wunden Punkt berührt haben, sodass er jetzt zum Gegenangriff überging.

Ihre Faszination wurde immer stärker. Er wirkte so kraftvoll und männlich, unverwundbar geradezu, und trotzdem hatte sie eine Schwachstelle in seinem Schutzpanzer gefunden. Die Erkenntnis war total erregend.

„Ja“, antwortete sie ruhig. Nur um zu sehen, wie er reagieren würde. „Das würde ich.“

„Ach wirklich?“ Er ließ die Hand über ihr Haar zu ihrem Nacken gleiten und umfasste ihn sanft. „Und wenn ich Sie dann in mein Bett befehlen würde – würden Sie auch dann gehorchen?“

Calista ging davon aus, dass er das sowieso nicht ernst meinte. Er war immer noch wütend auf sie, das war alles. Trotzdem jagte ihr die Vorstellung, ihm zu gehorchen – ihr Kleid und ihre Unterwäsche auszuziehen, sich in sein Bett zu legen und dort auf ihn zu warten –, einen Schauer der Erregung über den Rücken.

Zwischen ihren Schenkeln begann es heiß zu pochen, was direkt mit seinem nackten, Hitze ausstrahlenden Oberkörper hinter ihr und seiner sanften Berührung in Verbindung zu stehen schien. Sie wusste, was mit ihr los war: Sie begehrte ihn sexuell. Aber anders als ihre Mutter würde sie ihre Begierde nicht ausleben. Weil sie im Gegensatz zu Nerida loyal war.

„Ja, Eure Hoheit“, bestätigte sie. „Auch das würde ich tun.“

„Sie sollten nicht so ehrlich sein“, murmelte er. „Jemand ohne Prinzipien könnte das ausnutzen.“ Sanft strich er ihr über den Nacken. „Jemand wie ich zum Beispiel.“

Wieder erschauerte sie lustvoll. Noch nie hatte jemand sie so berührt wie er, so zart. Sie kannte nur den Körperkontakt beim Training, und der war grob – Schläge, Tritte, Methoden, um Menschen bewegungsunfähig zu machen oder sie gar zu töten.

Aber hieran war absolut nichts grob oder gewalttätig. Es fühlte sich sanft und zart an. Spielerisch. Fast als würde er selbst Gefallen daran finden.

Schluckend versuchte sie, gegen ihre Empfindungen anzukämpfen. Sexuelle Begierde machte einen nur schwach, und sie durfte nicht schwach werden. „Aber warum sollten Sie so etwas tun?“

„Warum ich Sie in mein Bett beordern sollte?“

„Ja.“

„Warum nicht?“ Sanft begann er, ihren Hals zu streicheln, auf und ab, fast hypnotisch, was ihr Verlangen nur noch heftiger aufflammen ließ. „Sie sind schön. Und schon bald werde ich mich mit einer Frau verloben, die mich genauso wenig begehrt wie ich sie. Sie ist nicht so leidenschaftlich wie Sie. Sie brennt nicht so stark wie die Sonne.“

Calista wusste, dass sie sich seiner Berührung entziehen sollte. Nicht hier stehen bleiben und sich von ihm streicheln lassen sollte, bis sie kaum noch klar denken konnte. Doch seine Stimme klang so zärtlich und rau zugleich und schlug sie komplett in den Bann.

Fand er sie wirklich schön?Was für eine hübsche Tochter ich doch habe, hatte Nerida oft zu ihr gesagt, wenn sie sich in einem ihrer hübschen Kleider vor dem Spiegel gedreht hatte. Du wirst bestimmt mal eine richtige Herzensbrecherin, wenn du groß bist.

Doch am Schluss war ihre Mutter die Herzensbrecherin gewesen, und das Herz, das sie gebrochen hatte, war das von Calistas Vater.

Und meins.

Genau deshalb hatte Calista sich einen Schutzpanzer zugelegt, und ein paar leere Komplimente eines oberflächlichen Prinzen reichten nicht, um ihn zu durchdringen.

Doch verräterischerweise war sie den Bruchteil einer Sekunde glücklich, so als sei sie tief im Innern noch immer das schwache kleine Mädchen, das sich über das Lob seiner Mutter freute und ihren Liebesbeteuerungen glaubte. Nimm dich bloß in Acht.

Ja, sie sollte auf der Hut sein. Prinz Xerxes war genau wie ihre Mutter – hübsch anzusehen, aber treulos. Sie konnte es sich nicht leisten, sich von ihm einlullen zu lassen. Oder sich von seiner Attraktivität und erotischen Ausstrahlung verwirren zu lassen. Das machte sie nur schwach. Illoyal.

Außerdem spielte er sowieso nur mit ihr, weil sie irgendeinen wunden Punkt bei ihm berührt hatte. Es ging ihm gar nicht um sie.

„Dann wollen Sie Ihrer Frau also treu sein, auch wenn Sie sie nicht begehren?“ Diese Frage wäre auch bei jedem anderen unhöflich und übergriffig, aber sie wollte sich von ihm nicht in die Defensive drängen lassen. Da hielt sie sich lieber an die Devise ihres Vaters: immer zuerst zuschlagen.

„Was für eine Frage!“ Sein Tonfall klang belustigt, doch es schwang auch eine Spur Bitterkeit darin mit. „Aber vermutlich sollte mich das nicht wundern. Mein Ruf ist nicht gerade der beste.“ Sanft löste er mit dem Daumen eine Verspannung in ihrer Schulter, die ihr noch gar nicht aufgefallen war. „Aber um Ihre Frage zu beantworten – ja, ich will ihr treu sein. Es mag vielleicht nicht so aussehen, aber ich nehme meine Pflichten sehr ernst.“ Er lächelte gequält. „Mein Bruder würde auch nichts anderes zulassen.“

Sie sollte endlich auf Abstand zu ihm gehen, doch stattdessen betrachtete sie ihn wieder im Spiegel, fasziniert von seinem ernsten Unterton.

War er wirklich so pflichtbewusst, wie er behauptete? Sein Verhalten seit seiner Rückkehr nach Axios war tadellos gewesen, das stimmte, aber konnte ein Mensch sich wirklich einfach so ändern?

Er hat sich bestimmt nicht verändert. Hätte er das, würde er dich jetzt nicht anmachen.

Tat er das, weil er sich über sie und ihre Fragen ärgerte oder weil er eine Frau wollte und sie zufällig gerade da war?

Warum interessiert mich das überhaupt?

Sie hatte keine Ahnung. Vielleicht suchte sie nach einem Hinweis, dass er ihre blinde Gefolgschaft wert war. Dass er ein Befehlshaber war, dem sie vertrauen konnte. Dass ihre Loyalität der Krone gegenüber an ihn nicht verschwendet war.

„Machen Sie immer alles, was Ihr Bruder sagt?“, fragte sie.

Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, bevor er weiter ihre Schultern massierte. Sie biss sich auf die Zähne, um sich gegen das wohlige Gefühl zu wehren, das seine Berührung auslöste.

„Ja.“ In seiner Stimme schwang keinerlei Belustigung mehr mit, und plötzlich klang er todernst. „Er ist mein König.“

Seine Reaktion versetzte ihr einen Schock, denn sie erkannte sich selbst darin wieder. Weil sie genauso empfunden hatte, als sie sich zum Wehrdienst verpflichtet hatte – fest entschlossen, ihr Land und ihren Vater stolz zu machen. Ihre Loyalität und ihre Stärke zu beweisen. Axios alles zu geben, was sie hatte, weil ihr Vaterland sie schließlich nie im Stich lassen würde.

Langsam drehte sie sich zu Xerxes um und sah ihm ins Gesicht. Seine Augen funkelten so leidenschaftlich, dass sie den Blick gar nicht mehr von ihm losreißen konnte. „Sind Sie deshalb zurückgekommen? Weil er Sie darum gebeten hat? Warum tun Sie dann immer so, als sei Ihnen alles egal? Was ist Ihnen zugestoßen …“

„Nein“, fiel er ihr leise, aber scharf ins Wort. „Keine weiteren Fragen mehr.“

„Aber …“

Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Schluss jetzt.“

Seine Berührung versetzte ihr einen weiteren Schock – einen, der ihren ganzen Körper durchrieselte.

„Was ich vorhin gesagt habe, habe ich ernst gemeint, Calista Kouros. Ich bin völlig prinzipienlos. Ich gehorche nur meinem König, sonst niemandem. Und wenn ich etwas will, bekomme ich es in der Regel auch.“ Er löste den Finger von ihren Lippen, doch seine Augen blitzten begehrlich. „Was heißt, dass Sie jetzt besser gehen sollten, denn in diesem Augenblick will ich Sie.“

Seine direkten Worte setzten sie wieder in Flammen, was sie ärgerte.

„Nein, das tun Sie nicht“, erwiderte sie genauso direkt. „Sie sind nur sauer, weil ich Ihnen neugierige Fragen stelle, und wollen mich dafür bestrafen.“

Etwas flackerte in seinem Blick auf, war jedoch wieder verschwunden, bevor sie es deuten konnte. „Wie scharfsinnig von Ihnen. Aber trotzdem falsch.“

„Sie können doch jede Frau haben. Warum sollten Sie ausgerechnet mich wollen?“

„Warum nicht?“, erwiderte er gefährlich leise. „Gehen Sie lieber, bevor ich noch auf die Idee komme, Sie vom Gegenteil zu überzeugen.“

Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Tief im Innern spürte sie ein seltsames Flattern. Sie wollte ihn doch gar nicht. Warum setzte sie dieses Gespräch dann fort? Es konnte ihr doch völlig egal sein, ob der Prinz sie begehrte oder nicht. Schließlich legte sie absolut keinen Wert darauf.

Lügnerin!

Nein, sie belog sich nicht selbst. Seine Berührungen würden sie nicht dazu bringen, an sich selbst zu zweifeln oder ihre jahrelang hart erarbeitete Disziplin aufs Spiel zu setzen. Er war schließlich nur ein Mann, nicht besser als jeder andere. Und wenn man einem Mann keine Angriffsfläche bot, konnte er einem auch nichts anhaben.

„Aber ich verstehe das nicht. Warum ich?“ Wenn sie den Grund dafür erfuhr, konnte sie sich das nächste Mal vielleicht besser schützen.

„Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.“ Er trat einen Schritt zurück und nickte schroff Richtung Tür. „Raus!“

Das war eindeutig ein Befehl, doch Calista rührte sich immer noch nicht. Sie wollte die Antwort wissen. „Nein“, widersprach sie. „Antworten Sie mir.“

Seine attraktiven Gesichtszüge verhärteten sich. Plötzlich sah er so mächtig aus, wie er als Prinz und oberster Befehlshaber der Armee auch war. Ich habe ihm gerade einen Befehl erteilt.

Ihr Magen verkrampfte sich nervös. Ganz offensichtlich hatte sie gerade sich selbst und ihre gesellschaftliche Stellung vergessen. Weil sie plötzlich den Mann hinter der Fassade des Prinzen gesehen hatte. Einen aufrechten, ehrlichen Mann, der seinen Bruder liebte. An ihn hatte sie sich gerade gewandt, nicht an den Befehlshaber.

Aber natürlich war das falsch von ihr gewesen. Wenn sie klug wäre, würde sie sich jetzt bei ihm entschuldigen und machen, was er ihr gesagt hatte – sein Zimmer verlassen.

„Ich höre wohl nicht recht“, sagte er kalt. „Haben Sie mir etwa gerade einen Befehl erteilt?“

Calista stand da wie angewurzelt. Irgendetwas hielt sie zurück – eine ihr unbegreifliche Schwäche. Vielleicht sehnte sie sich ja tief im Innern nach mehr Aufmerksamkeit von ihm, nach weiteren Berührungen. Hungerte danach, sich schön zu fühlen, etwas Besonderes zu sein, so falsch das auch war.

Sie richtete sich zu ihrer vollen Körpergröße auf. Das Herz hämmerte in ihrer Brust. „Nein. Das war kein Befehl. Nur eine Frage.“

„Das hörte sich aber nicht so an.“

„Ich will doch nur wissen, warum Sie … ausgerechnet mich wollen.“

Sein glühender Blick schien sie zu verbrennen. „Und warum interessiert Sie das?“

Das konnte sie ihm unmöglich verraten. Sie durfte ihm gegenüber keine Schwäche zeigen.

Ich könnte auch mit ihm schlafen.

Diese Option war so verlockend, dass sie für einen Moment wie gelähmt war. Erneut spürte sie das heiße Pochen zwischen ihren Schenkeln und wie empfindsam ihre Haut war. Seine Nähe. Wurde sich bewusst, wie attraktiv und männlich und muskulös er war.

Ihr Blick fiel auf die Narben auf seinem Bauch und seiner Brust, die ihr bisher gar nicht aufgefallen waren. Lange Narben, die von einem Messer zu stammen schienen, und runde Stellen, die Einschusslöcher sein könnten. Sie alle erzählten eine Geschichte. Er war kein verwöhnter Prinz, der in Sicherheit und im Luxus lebte. Sein Körper war der eines Kriegers. Diese Narben bewiesen es.

Ihr Verlangen nach ihm wurde stärker. Spielte es denn überhaupt eine Rolle, warum er sie wollte? Viel entscheidender war, dass sie ihn auch wollte, hier und jetzt. Außerdem hatte sie sich schon so viel versagt, hatte nichts zugelassen, das ihrem Ehrgeiz in die Quere kommen könnte. Dinge wie Berührungen, Nähe, Wärme – das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

Bei der Armee war man nichts Besonderes, da waren alle gleich. Man war wie jeder andere – ein Teil des Getriebes –, und genau das gefiel ihr so gut daran. Sie hatte nie das Bedürfnis verspürt, anders oder etwas Besonderes zu sein. Als Frau fiel man bei der Armee auch so schon genug auf.

Aber heute Nacht will ich etwas anderes.

Sie holte tief Luft, um ihr Zittern zu kontrollieren. Vielleicht wollte sie es ja wirklich. Und vielleicht würde dieses beunruhigende Verlangen einfach wieder verschwinden, sobald sie es ausgelebt hatte.

„Warum mich das interessiert?“ Ihre Stimme hörte sich fremd in ihren Ohren an. „Weil ich nur eine Wache bin und Sie ein Prinz sind. Was können Sie schon von mir wollen?“

Reglos stand er da. Die goldenen Flecken in seinen Augen leuchteten wie Sterne in der Dunkelheit. „Ich habe gemeint, was ich vorhin gesagt habe. Sie brennen wie die Sonne, Calista. In diesem Augenblick bin ich kein Prinz, der eine Wache vor sich sieht, sondern nur ein Mann vor einer begehrenswerten Frau.“

Sie brauchte ihm nicht in die Augen zu schauen, um zu wissen, dass er das ernst meinte.

Ich wollte schon immer der Sonnenschein für jemanden sein.

In diesem Moment vergaß sie sich selbst – vergaß die Armee, ihr Land, ihre Stellung, ihre eiserne Selbstdisziplin. Für einen wundervollen Moment war sie ganz Frau – ein Gefühl, das sie bisher immer unterdrückt hatte.

Ihr Herzschlag dröhnte laut in ihren Ohren. Entschlossen ballte sie die Hände zu Fäusten. „Mehr nicht?“

„Was wollen Sie denn noch?“ Er trat einen Schritt näher. „Soll ich Sie nehmen? Wollen Sie das? Sie müssen sich schon etwas klarer ausdrücken.“

Das hier könnte ihre Chance sein, den Drill und die Entsagungen für einen Moment zu vergessen und einfach zu leben. Lust und Erfüllung zu finden. Sich begehrt zu fühlen.

Warum die Chance nicht einfach nutzen? Warum nicht ein einziges Mal die Grenzen überschreiten, die sie sich selbst gesetzt hatte? Den Schutzpanzer abwerfen, den sie sich umgelegt hatte? Den Käfig öffnen?

Sie wollte sich frei fühlen, nur für eine Nacht.

„Ja“, stieß sie heiser hervor. „Das will ich.“

Seine Augen blitzten gefährlich auf. „Ich hoffe, Sie wissen, worauf Sie sich da einlassen, Calista. Ich habe nicht mehr zu bieten als diese eine Nacht. Meine Entscheidung, Prinzessin Eleni zu heiraten, wird sich dadurch nicht ändern.“

Das passte doch perfekt. Eine Nacht würde reichen, um ihre Bedürfnisse auszuleben und zu befriedigen. Eine Nacht, in der sie ganz Frau sein durfte. Danach würde sie ohne jede Reue wieder in ihre Rolle als Soldatin schlüpfen. Mehr wollte und brauchte sie nicht.

Sie nickte. „Das reicht mir.“

„Und hinterher werde ich so tun, als sei nie etwas passiert. Ich habe meinen guten Ruf gerade erst halbwegs wiederhergestellt. Niemand darf erfahren, dass ich mit Ihnen geschlafen habe.“

„Schon okay. Ich will auch nicht das Risiko eingehen, meine Beförderung zur Leibwache des Königs oder meine Stellung innerhalb der Palastwache zu gefährden. Das könnte meine Karriere ruinieren.“

„Keine Sorge, ich gebe Ihnen mein Wort.“ Auch das war ernst gemeint.

Sie zitterte, halb vor Aufregung und halb vor Angst. Schmerz und Tod waren ihre ständigen Begleiter, damit hatte sie ihren Frieden geschlossen. Aber Lust? Sich vor jemandem verletzlich machen? Das war etwas ganz anderes. Sie trug ihren Schutzpanzer schon so lange. Wollte sie ihn wirklich ablegen?

Aber ich will mich frei fühlen …

„Überleg dir gut, ob du das ernst meinst, Calista“, sagte er heiser. „Denn manchmal kommt es anders, als man denkt.“

Aber es war schon zu spät. Sie konnte es sich nicht mehr anders überlegen – jetzt, da er und die Erfüllung ihrer sich bisher kaum eingestandenen Wünsche zum Greifen nahe waren. Sie wollte ihn. Wollte sich in seinen Armen frei fühlen – freier als seit Jahren oder überhaupt je. Frei von ihrem Schutzpanzer, von ihrer harten Selbstdisziplin. Frei von der Soldatin …

Ja, auch das.

„Ich meine es ernst“, antwortete sie atemlos.

Einen Moment lang betrachtete er sie forschend, bevor er sich abrupt umdrehte, die Schlafzimmertür abschloss und wieder zu ihr zurückkehrte. „Keine Titel heute Nacht, Calista“, sagte er mit seiner dunklen, klangvollen, seidenweichen Stimme. „Kein Eure Hoheit.“ Er bewegte sich wie der Löwe auf seinem Rücken – geschmeidig und zum Sprung bereit. „Ich heiße Xerxes.“

Nur allzu schnell stand er wieder vor ihr und hüllte sie mit seiner Hitze, seinem Duft, seiner überwältigenden Ausstrahlung ein. „Sag es.“

Sie gehorchte instinktiv: „X…Xerxes.“

Seine Augen blitzten auf. „Noch mal.“

„Xerxes.“ Diesmal stotterte sie nicht und sah plötzlich nicht mehr den Prinzen, sondern nur noch den Mann vor sich. Den leidenschaftlichen, wilden Mann.

Ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum noch Luft bekam. Sie hob die Hände, um ihn zu berühren, doch er vergrub schon die Finger in ihrem Haar, bog ihren Kopf zurück und presste die Lippen auf ihre.

Noch nie hatte ein Mann sie so geküsst oder berührt. Und nie hätte sie damit gerechnet, dass es ihr gefallen würde. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, was sie verpasste!

Sie brannte förmlich vor Verlangen. Es war, als würde sie in ihren bisher erfolgreich verdrängten Emotionen verglühen, aber in diesem Augenblick war ihr das egal. Es fühlte sich überwältigend an.

Seufzend schloss sie die Augen. Xerxes schmeckte aromatisch und würzig und dekadent – wie alle Freuden zusammengenommen, die sie sich bisher immer versagt hatte. Aber jetzt nicht mehr.

Er zeichnete die Umrisse ihrer Unterlippe mit der Zunge nach, damit sie sich für ihn öffnete. Als sie seiner Aufforderung nachkam, vertiefte er seinen Kuss und begann leidenschaftlich ihren Mund zu erforschen. Nie hätte sie gedacht, dass es möglich war, vor Verlangen zu zittern, aber sie schien gar nicht wieder aufhören zu können.

Sie legte ihm die Hände auf die Brust. Seine nackte Haut fühlte sich erschreckend heiß und samtweich an, und der Kontrast zu den krausen Haaren darauf war unglaublich erregend, genauso wie das Zucken seiner Muskeln unter ihrer Berührung.

Sie hatte mit Männern trainiert und dabei gelernt, einen Gegner, der stärker und größer war als sie, schnell und präzise zu überwältigen. Doch sie hatte nicht gewusst, dass man einen Mann auch auf andere Art besiegen konnte. Jetzt spürte sie, wie Xerxes sich ihr ergab, sich ihr hingab.

Er wollte sie. Offenbar hatte sie eine starke Wirkung auf ihn, und dieses Gefühl der Macht kostete sie voll aus.

Als er seinen Kuss vertiefte, drängte sie sich ihm entgegen. Anscheinend wollte er, dass sie seine Küsse erwiderte, und sie versuchte es – nur zögernd anfangs, doch als er einen heiseren Laut der Befriedigung ausstieß, wurde sie selbstsicherer und küsste ihn hemmungsloser. Ihr Schutzpanzer zerbrach und setzte die leidenschaftliche Frau in ihr frei.

Xerxes bog ihren Kopf zurück. Das sanfte Ziehen an ihrer Kopfhaut jagte ihr so heftige Lustschauer über den Rücken, dass sie sich voller Verlangen an ihn drängte – voller Sehnsucht nach etwas, das sie nicht benennen konnte. Sie spürte seine warme Hand im Rücken, mit der er sie noch enger an sich zog, sodass sie plötzlich etwas Hartes an ihrem Kleid spürte.

Der offensichtliche Beweis seines Verlangens ließ sie erneut erschauern und steigerte ihre eigene Begierde ins Unermessliche. Wie hatte sie nur so lange ohne seine Küsse und Berührungen leben können? Gierig spreizte sie die Finger auf seiner Brust, um mehr von ihm zu spüren. Er murmelte etwas Heiseres an ihrem Mund und zog den Reißverschluss ihres Kleides auf, das an ihr hinunterglitt.

Erschrocken keuchte sie auf, als sie ihre nackten Brüste an seinem Oberkörper spürte.

Als sie etwas Kaltes im Rücken spürte, merkte sie, dass er sie gegen die Spiegelwand presste. Das Glas beschlug fast sofort von der Hitze ihrer Körper. Zwischen dem kalten Glas und dem heißen Mann gefangen zu sein war so erregend, dass sie laut aufstöhnte. Sie wollte mehr von seinen Berührungen, seinen Küssen, mehr von ihm. Sie hielt es kaum noch aus.

Auffordernd biss sie ihm in die Unterlippe und berührte seinen harten Bauch, der unter ihrer Berührung zuckte. Einen gutturalen Laut ausstoßend, ließ er die Lippen von ihrem Mund über ihren Hals gleiten, biss sanft hinein und brachte sie erneut zum Erschauern.

Stöhnend berührte sie seine schöne Brust und seine Schultern und vergrub die Nägel in seinen harten Muskeln. Er war so stark und heiß und fühlte sich so gut an.

Emotionen stiegen in ihr auf, die sie nicht identifizieren konnte und die sie noch vor wenigen Stunden ignoriert und verdrängt hätte, doch jetzt ließ sie sie zu, ließ sich von Xerxes’ starken Händen halten und beschützen.

Wie seltsam für eine Elitesoldatin wie sie, so zu empfinden. Sie könnte einen Mann mit bloßen Händen töten. Sie brauchte niemanden, der sie beschützte, aber das hier war anders. So viele Jahre hatte sie damit verbracht, ihre Emotionen zu verdrängen, dass sie nicht wusste, was sie mit dem Ansturm von Gefühlen und Empfindungen anfangen sollte. Sie zitterte am ganzen Körper, ihr brannten die Augen, und ihr Hals war wie zugeschnürt. Ihr Vater wäre schockiert über ihren Mangel an Selbstbeherrschung, aber er war gerade nicht hier.

Nur der Prinz. Und der verurteilte sie nicht, verachtete sie nicht. Er befahl ihr nicht, sich zusammenzureißen und ihre Wünsche zu verdrängen. Er streichelte sie nur und flüsterte beruhigend auf sie ein wie auf ein verängstigtes Tier.

Schwer atmend drängte sie sich ihm entgegen, als er ihren Slip nach unten schob und sie entblößte. Der Druck zwischen ihren Schenkeln wurde fast unerträglich. „Xerxes“, hörte sie sich flehen, „bitte …“

„Nur Geduld“, murmelte er und presste die Lippen auf ihre Halsbeuge, wo ihr Puls raste.

Aber sie hatte keine Geduld. Sie vergrub die Fingernägel in seinem Rücken, rieb sich hungrig an der harten Wölbung seiner Jeans. Das Gefühl des rauen Stoffs an ihrer empfindsamen Haut war unglaublich erregend.

Hungrig griff sie ihm zwischen die Beine, um ihn endlich zu berühren, doch er hielt ihre Hände fest und fixierte sie über ihrem Kopf. Sie war stark, aber gegen ihn konnte sie nichts ausrichten, was sie seltsamerweise noch mehr erregte.

Die goldenen Flecken in seinen Augen blitzten, als er sie ansah. „Ich kann mich kaum noch zurückhalten“, sagte er heiser. „Ich brauche ein Kondom.“

„Ich nehme die Pille“, erklärte sie atemlos. Sie nahm Hormone, um einen regelmäßigen Zyklus zu haben, nicht um zu verhüten.

„Oh Gott, du bringst mich noch um“, brachte er stöhnend hervor und öffnete seine Jeans, während er ihre Hände noch immer festhielt. Ihr stockte der Atem, als sie ihn heiß an ihrem Bauch spürte. Er hob ihr linkes Bein, um es sich um die Hüfte zu legen, und rieb seine harte Erektion an ihrer empfindsamsten Stelle. Als er plötzlich mit einer geschmeidigen Bewegung in sie eindrang, schrie sie überrascht auf. Für einen Moment leistete ihr Körper Widerstand, gab dann jedoch nach.

Es tat weh, aber sie war an Schmerzen gewöhnt, sodass sie sie kaum wahrnahm. Und dann war es auch schon vorbei, und sie spürte nur noch, wie Xerxes sie ganz ausfüllte. Es war ein seltsames Gefühl – fast wie eine Invasion, aber trotzdem wundervoll. Wer hätte gedacht, dass es so lustvoll sein konnte, sich zu ergeben?

Er löste die Lippen von ihren und sah sie wieder an. Verwundert erwiderte sie seinen Blick. Es war erstaunlich, wie nahe man sich jemandem fühlen konnte. Sie spürte ihn immer noch tief in sich, heiß und hart, sah ihm in die goldgefleckten Augen, die sich vor Lust verdunkelten – einer Lust, die sie teilte.

Er wirkte fast so verwundert wie sie, was sie überraschte. Er hatte doch bestimmt schon sehr oft Sex gehabt, oder?

Doch dieser Gedanke war nur flüchtig, denn Xerxes zog sich aus ihr zurück, bevor er erneut in sie eindrang, und dann noch mal, wieder und wieder, mit einem köstlichen Rhythmus, der sie vor Lust keuchen ließ.

Sie versuchte, ihre Hände aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ sie immer noch nicht los, bannte sie mit seinem leuchtend goldenen Blick, während ihre Lust sich immer weiter steigerte.

Sie schaffte es einfach nicht, den Blick von ihm abzuwenden. Da war etwas zwischen ihnen – etwas Vertrautes, Echtes. Eine Verbindung, die sie bisher nie zugelassen hatte – zumindest nicht, seit ihre Mutter sich von ihr abgewandt hatte. Fast kam es ihr so vor, als würde sie diesen Mann hier schon lange kennen. Sie mochte ihn, ja, vertraute ihm sogar.

Er würde sie nie verraten, das spürte sie einfach.

Mit der freien Hand streichelte er ihre Wange und lächelte – so aufrichtig und liebevoll, dass sich ihr unwillkürlich die Kehle zusammenschnürte. Es war, als wisse er genau, was gerade in ihr vorging. Und als empfinde er dasselbe.

Er legte die freie Hand auf ihre Hüfte und forderte sie damit auf, sich seinem Rhythmus anzupassen. Als sie gehorchte, veränderten sich ihre Empfindungen. Sie erschauerte bei jedem Stoß, gab Laute von sich, gegen die sie machtlos war, genauso wie gegen ihre überwältigende Lust, als er ähnliche Geräusche von sich gab, nur tiefer und rauer. Männlicher.

Es gefiel ihr, was sie miteinander anstellten.

Dieser Prinz könnte mich in die Knie zwingen.

Oh ja, er hatte die Macht dazu. Und tief im Innern machte ihr das Angst. Doch ihr Körper war gierig, und ihre Lust wurde immer intensiver – so intensiv, dass sie sich nicht länger dagegen wehren konnte. Als Xerxes die Hand zwischen ihre Schenkel schob und sie streichelte, während er immer wieder tief in sie eindrang, stöhnte sie laut auf. Bis ihr Schutzpanzer endgültig in tausend Stücke zerbarst.

„Xerxes …“

Schreiend warf sie den Kopf in den Nacken, und er hielt sie fest, während sie heftig zuckend kam. Nur wie durch einen Nebel bekam sie mit, wie er sich weiter in ihr bewegte, bis er ebenfalls vor Lust explodierte.

5. KAPITEL

Die Limousine bremste vor dem steinernen Palast des Löwen von Axios. Ein roter Teppich war auf der breiten Treppe zur Doppeltür ausgerollt worden, und die Reporter mit ihren Kameras und Handys standen schon bereit, um den glamourösen europäischen Hochadel, Politiker, Filmstars und Internet-Berühmtheiten beim Eintreffen zu fotografieren.

Missmutig betrachtete Xerxes das Spektakel.

Seine Verlobungsparty war wegen Elenis zahlreicher anderer Termine so oft verschoben worden, dass er schon den Verdacht hatte, sie mache das absichtlich. Ihm war bewusst, dass sie nicht glücklich über ihre Verbindung war, aber er hatte sein Schicksal schließlich akzeptiert, also sollte sie sich allmählich auch mit ihrem abfinden.

Doch jetzt saß sie endlich neben ihm und zupfte an dem blauen Seidenkleid herum, das Calista vor ein paar Wochen für ihn angezogen hatte. Vermutlich hätte Eleni das goldene bevorzugt, aber Xerxes hatte es ihr nicht einmal gezeigt. Er hatte sich eingeredet, dass es einfach nicht passend für den Anlass war, aber natürlich war das Unsinn.

Er hatte es ihr nur deshalb nicht gezeigt, weil es ihn zu sehr an Calista erinnerte. Nicht, dass das blaue Kleid wirklich besser war – bei seinem Anblick sah er sofort wieder ihre goldene Haut und ihre bernsteinfarbenen Augen vor sich. Hatte wieder ihr Aufkeuchen im Ohr, als er in sie eingedrungen war, spürte wieder ihre um seine Hüften geschlungenen Schenkel und ihre feuchte Hitze.

Sie hatte zu ihm hochgeschaut, als hätte sie noch nie etwas so Wundervolles gesehen wie ihn. Nie hatte ihn jemand so angeblickt.

Darauf lege ich doch auch keinen Wert, oder?

Stimmt. Es war ihm völlig egal, was man von ihm hielt.

Trotzdem wurde er jedes Mal ganz hart, sobald er an Calista dachte. Er bekam sie einfach nicht aus dem Kopf.

Autor

Louise Fuller

Louise Fuller war als Kind ein echter Wildfang. Rosa konnte sie nicht ausstehen, und sie kletterte lieber auf Bäume als Prinzessin zu spielen. Heutzutage besitzen die Heldinnen ihrer Romane nicht nur ein hübsches Gesicht, sondern auch einen starken Willen und Persönlichkeit.

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