Julia Gold Band 53

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PRINZ DER WÜSTE von SARA WOOD
Hannah erliegt dem Zauber Marrakeschs und dem Charme von Khalil! Doch er hat genaue Vorstellungen davon, wie eine Frau zu sein hat und diese zu erfüllen ist Hannah nicht bereit. Wenn Khalil das nicht lernt, muss sie den stolzen Prinz der Wüste verlassen. Für immer!

MEIN SINNLICHER MÄRCHENPRINZ von LAURA WRIGHT
Auf starken Armen trägt er sie zum Bett und Mariah wähnt sich in einem erotischen Märchen aus 1001 Nacht! Seit sie Sultan Zayad Al-Nayhal getroffen hat, brennt in ihr die Sehnsucht nach dem sinnlichen Märchenprinzen. Bis sie merkt, dass Zayad etwas vor ihr verbirgt.

WIE EINE ROSE IN DER WÜSTE von LIZ FIELDING
Auf starken Armen trägt er sie zum Bett und Mariah wähnt sich in einem erotischen Märchen aus 1001 Nacht! Seit sie Sultan Zayad Al-Nayhal getroffen hat, brennt in ihr die Sehnsucht nach dem sinnlichen Märchenprinzen. Bis sie merkt, dass Zayad etwas vor ihr verbirgt.


  • Erscheinungstag 15.11.2013
  • Bandnummer 0053
  • ISBN / Artikelnummer 9783733704810
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sara Wood, Laura Wright, Liz Fielding

JULIA GOLD BAND 53

Im Wüstenreich der Leidenschaft

SARA WOOD

Prinz der Wüste

Wie eine verheißungsvolle Fata Morgana steht mitten im bunten Treiben Marrakeschs plötzlich Khalil vor ihr. Vor Jahren war Hannah in ihn verliebt – und schon wieder knistert es zwischen ihnen! In seiner romantischen Festung in den Bergen verführt er sie voller Leidenschaft. Aber Hannah will nicht nur eine Affäre! Wird der Wüstensohn sich zu ihr bekennen?

LAURA WRIGHT

Mein sinnlicher Märchenprinz

Er kennt viele attraktive Frauen, doch keine hat das Feuer der Lust so in ihm entfacht wie Mariah. Alles würde Sultan Zayad tun, um die Schönheit zu erobern! Nur eines darf er auf gar keinen Fall: Mariah erzählen, warum er aus seinem Königreich in die USA gereist ist. Selbst, als er sie eng an sich presst, weiß er, dass er sein Geheimnis nicht verraten darf …

LIZ FIELDING

Wie eine Rose in der Wüste

Sein Land ist in Gefahr und das muss die ganze Welt erfahren! Scheich Hassan kidnappt die Journalistin Rose, da er das Interesse der Öffentlichkeit auf sein Emirat lenken möchte. Was er nicht ahnt: Die atemberaubende Amerikanerin weckt ihn ihm einen Sturm des Verlangens. Verlangen, das ihn in Bedrängnis bringt: Thron oder Liebe – Hassan muss sich entscheiden!

1. KAPITEL

Hannahs Eintreffen in der Lagerhalle hatte die Wirkung einer explodierenden Bombe. Wie auf Kommando ließen die Arbeiter überall in dem weitläufigen Gebäude ihre Werkzeuge sinken, um der strahlenden Erscheinung im leuchtend blauen Kostüm mit wehendem, safrangelbem Schal nachzuschauen, wie sie mit schwungvollen Schritten und wiegenden Schultern die Halle durchquerte, wobei der enge, kurze Rock ihre Bewegungen nur umso verführerischer werden ließ.

„Hallo, allerseits!“, rief sie enthusiastisch und wandte sich dann einer eher unscheinbaren Frau mit Brille zu, die gefährlich hoch oben auf einem Gerüst hockte. „Frankie! Rate einmal, wo ich wohnen werde!“

Frankie lächelte und begann, die Sprossen hinunterzuklettern. Fasziniert blieben die Augen der Arbeiter auf Hannah gerichtet, die heute Morgen ein solch sprühendes Leben ausstrahlte, dass selbst ihre schweren, goldenen Locken auf ihren Schultern zu tanzen schienen. Sie blieb stehen, legte beide Hände auf die festen Rundungen ihrer Hüften und schaute ihrer Freundin entgegen. Viel zu aufgeregt, um Frankies Ankunft auf dem sicheren Boden abzuwarten, rief sie ihr die Neuigkeit zu.

„Ich habe ein Haus in einem Orangenhain gemietet“, und nach einer gut kalkulierten, dramatischen Kunstpause fuhr sie fort: „An der Straße nach Casablanca!“

Frankie hielt wenige Meter über dem Boden inne, drehte sich um und starrte ihre Freundin beinahe ehrfürchtig an. Hannah war wirklich ein Glückspilz.

„Eigentlich sollst du dich in Marrakesch umsehen“, gab sie lächelnd zu bedenken, „und nicht nach Humphrey Bogart Ausschau halten!“

„In nur zehn Minuten ist man mit dem Bus mitten im Zentrum von Marrakesch“, erwiderte Hannah vergnügt.

„Tatsächlich? In diesem Fall rechnest du besser mit Heerscharen von Kakerlaken und keinem fließenden Wasser, dafür aber übel riechenden Abflüssen.“

Hannah lachte mit funkelnden blauen Augen.

„Keine Sorge. Ich werde dann den ehrenwerten Khalil auf die Jagd nach Ungeziefer schicken, danach kann er die Abflussrohre reinigen. Jedenfalls muss es Wasser geben, sonst wäre dort kein Orangenhain, nicht wahr? Und Zitronenbäume gibt es und Dattelpalmen …“

Frankie hatte endlich den Fußboden erreicht und wandte sich ihrer Freundin zu. Wie immer, wenn sie Hannahs überwältigende Schönheit sah, legte sich ein warmes Lächeln über ihre etwas strengen Züge. Die Männer in Marokko werden hingerissen sein, dachte sie, mit ihrem prachtvollen Haar und ihrer hinreißenden Figur ist Hannah wirklich unwiderstehlich.

Und dieser Khalil ben Hrima würde es noch sehr bereuen, dass er Hannah so schwer beleidigt und gedemütigt hatte, denn sie war noch um vieles schöner geworden, und ihre kühle, etwas künstliche Eleganz von damals hatte einer natürlichen Ausstrahlung von Lebendigkeit und Selbstvertrauen Platz gemacht.

Aber bin ich jetzt wirklich gegen diesen Khalil so gewappnet, wie ich selbst es glaubte? fragte sich Frankie sorgenvoll.

„… und währenddessen nehme ich ein Sonnenbad …“ Noch immer sprudelte Hannah vor Begeisterung.

„Denk bitte daran, dass du dich auf eine Geschäftsreise begibst“, wurde sie von Frankie unterbrochen. „Für Sonnenbäder wird dir kaum Zeit bleiben. Außerdem haben wir Januar, das heißt, es wird regnen.“

„Du bist ja grün vor Neid!“, rief Hannah fröhlich aus. „In Marrakesch ist es jetzt herrlich warm.“

„Hast du schon dein Geld umgetauscht?“, fragte die immer praktisch denkende Freundin.

„Nein, das war nicht möglich. Man kann hier kein marokkanisches Geld bekommen. Ich muss es wohl nach meiner Ankunft dort wechseln“, antwortete Hannah. „Aber wenigstens habe ich jetzt alle Impfungen hinter mir.“

Sie rieb sanft ihren linken Oberarm und verzog schmerzvoll das Gesicht.

„Der Arzt meinte, ich hätte damit nicht so lange warten sollen, weil mit einer starken Reaktion zu rechnen ist. Ich habe ihm erklärt, dass ich bis jetzt nicht eine einzige freie Minute hatte.“

Strahlend umarmte sie Frankie. „Ist das nicht alles aufregend? Ich freue mich viel zu sehr, um mich krank zu fühlen … Ein Haus mit Orangenbäumen vor der Tür an der Straße nach Casablanca – das klingt so herrlich romantisch, findest du nicht auch?“

„Romantisch?“, wiederholte Frankie ungläubig. „Spricht hier meine realistische, kühle Freundin? Ich kenne dich als enthusiastisch, fröhlich, optimistisch und überschwänglich, aber ich hätte nie gedacht, dich einmal verträumt zu erleben.“

Im letzten Moment wich Hannah einem Arbeiter aus, der mit einem großen Brett daherkam, und schenkte ihm ein so strahlendes Lächeln, dass er beinahe sein Gleichgewicht verlor. Frankie seufzte auf. Wenn Hannah in der Nähe war, wurde nicht viel gearbeitet; da konnte man nichts machen. Genauso gut hätte man versuchen können, einen schillernden, bunten Schmetterling zu ignorieren, wenn man doch genau wusste, dass er im nächsten Augenblick schon davonflattern würde.

„Khalil sagte einmal“, meinte Hannah versonnen, „mir bliebe Romantik selbst dann fremd, wenn man mich mit Tausenden von Rosen und Liebesgedichten mästen würde.“

„Wie charmant. Marokkos selbst ernannter Meister der Beleidigung. Bei eurer Begegnung morgen wird es wohl einen Titanenkampf geben. Bist du sicher, dass du ihn als unseren Agenten verwenden willst?“

Selbstbewusst warf Hannah ihr Haar zurück und strich es mit einer heftigen Bewegung hinter die Ohren, so, als wollte sie sich schon jetzt für die Schlacht bereit machen.

„Wen kennen wir denn sonst da unten, der nicht nur neunundsiebzig Sprachen fehlerlos beherrscht, sondern außerdem noch jedem Diplomaten der Welt Nachhilfestunden geben könnte? Wir brauchen schon einen schlauen Fuchs, gegen den selbst der schlitzohrigste Händler keine Chance hat. Außerdem ist er mir noch einiges schuldig“, schloss sie mit düsterer Miene.

„Ohne wie du übertreiben zu wollen: Ich denke, er schuldet dir dein Herz“, bemerkte Frankie trocken. „Er hat es dir gestohlen, und ich glaube, er hat es immer noch.“

„Rede keinen Unsinn!“ Hannah war ehrlich erstaunt. „Er bedeutet mir gar nichts mehr. Siehst du“, fuhr sie fort, streckte die Hände aus und hielt sie einen Augenblick lang ruhig, „nicht das geringste Zittern. Die Welt geht nicht unter, wenn ich seinen Namen ausspreche. Sonst könnte ich gar nicht mit ihm arbeiten. Außerdem gehöre ich beinahe zur Familie.“

Frankie sah sie zweifelnd an. „Ich weiß, damals träumtest du davon, seine Frau zu werden, aber das habt ihr beide ja wohl unmöglich gemacht.“

Hannah zuckte ein wenig zusammen und erwiderte dann mit einem leicht scharfen Unterton: „Ich meinte damit, dass sein Stiefvater und ich wie Vater und Tochter waren. Khalil und ich sollten nicht verfeindet bleiben. Es wird Zeit, dass wir das Kriegsbeil begraben. Genau das schlug er übrigens selbst in seinem Brief vor, in dem er sich bereit erklärte, für uns dort unten zu verhandeln.“

„Um dann eine fette Provision zu verlangen“, warf Frankie zynisch ein.

„Wir brauchen den Mann“, sagte Hannah bestimmt, „also werden wir ihn benutzen. Ich bin nicht nachtragend, das weißt du. Ich kann meine Zeit nicht mit der Vergangenheit verschwenden – mit der Gegenwart habe ich genug zu tun. Der Mann ist auf schnell verdientes Geld aus. Warum nicht, soll er es haben! Du kannst nicht leugnen, dass er für unseren Erfolg sehr wichtig ist. Ohne ihn schaffen wir es nicht. Allein können wir weder die Qualität der Ware einschätzen noch ihren richtigen Preis, das hat uns auch die Handelskammer klargemacht. Ein Souk in Marrakesch ist nichts für Anfänger. Ich bezweifle, dass er auch nur einen Gedanken an mich verschwendet; wahrscheinlich kann er sich nicht einmal mehr daran erinnern, mich ein unmoralisches Weibsstück genannt zu haben“, meinte sie fröhlich.

„Möglicherweise hofft er, sich mit dir vergnügen zu können.“ Frankie sah besorgt aus. „Du weißt, was Männer von einer temperamentvollen Blondine mit deiner Figur halten. Und außerdem ist er Araber.“

„Zur Hälfte ist er Berber“, korrigierte Hannah, „und überempfindlich, wenn es um Stolz und Ehre geht. Khalil? Mich anfassen?“ Heftig schüttelte sie den Kopf. „Er ist prüde, und er hält mich für unmoralisch. Er würde doch seine Hände nicht mit Eselsmist beschmieren.“

Frankie schüttelte sich vor Lachen, und auch Hannah fand die Vorstellung amüsant, die sorgfältig manikürten Finger des jederzeit gepflegten Khalil derart besudelt zu sehen.

„Er ist einfach ein guter Geschäftsmann, und er will bei uns einsteigen, weil er weiß, dass unser Laden ein Renner wird.“

Mit leuchtenden Augen ließ sie ihren Blick in der noch leeren Halle umherstreifen, hakte sich bei ihrer alten Schulfreundin unter und ging mit ihr zu den Planzeichnungen an der Wand.

Frankie hatte eine Erbschaft gemacht und finanzierte zum großen Teil das gemeinsame Unternehmen, während Hannah den Einkauf und das Repräsentieren übernahm, eine Aufgabe, die ihr auf den Leib geschneidert war, denn mit ihrer Ausstrahlung und ihrem Auftreten konnte sie, wenn es darauf ankam, die Welt aus den Angeln heben.

In ihrer Dankbarkeit für das große Vertrauen, das die Freundin ihr auch in finanziellen Dingen schenkte, war Hannah bereit, jedes Hindernis zu überwinden, selbst ihre Abneigung gegen den Stiefsohn ihres ehemaligen Arbeitgebers, wenn sie damit dem gemeinsamen Vorhaben zum Erfolg verhelfen konnte.

Dieses Vorhaben war sehr ehrgeizig, dabei jedoch ganz einfach. Schon bald würde sich die weiträumige Lagerhalle in einen betriebsamen, exotischen, marokkanischen Souk verwandelt haben, über dessen Mittelgang man zwischen Bambus und Palmen flanieren und die farbenprächtigen Verkaufsstände rechts und links bewundern könnte.

Am nächsten Tag wollte sie selbst nach Marokko aufbrechen und dieses Land selbst kennenlernen, in dem sich auf so einzigartige Weise die Einflüsse Afrikas, Arabiens und Europas zu einem Feuerwerk der Farben und Stile mischten. Dort würde sie traditionelle Teppiche, Stoffe, Djellabas und Kaftane, Töpferwaren, Gegenstände aus Silber, Kupfer und Messing, Gewürze und vieles mehr einkaufen, was immer sie finden konnte, um die Halle bis in den letzten Winkel mit den Düften und dem Flair Marokkos zu verzaubern. Sie hatte schon viel von den Wundern Marrakeschs gelesen, und dort wollte sie auch ihre Einkaufsreise beginnen. Außerdem konnte ihr Khalil dort behilflich sein, da er diese Stadt besser kannte als jeder andere.

Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger auf dem Plan die Umrisse des Restaurants nach, das von Frankies Bruder geführt werden sollte. Auch ein winziges Café war vorgesehen, in dem sich die Besucher mit Pfefferminztee und Kaffee erfrischen und dazu exotische Süßigkeiten knabbern könnten. Und vielleicht würde das Kunsthandwerk dazu verlocken, einige Verkaufsstände als offene Werkstätten einzurichten. Es gab noch so viele Möglichkeiten!

Mit diesem Projekt war Hannahs Leben wieder interessant geworden. Die ersten zwei Jahre nach Dermots Tod hatte sie in einer Versicherungsfirma gearbeitet und dort einen großen Teil ihrer Energie darauf verwendet, sich die Männer vom Leib zu halten, die offensichtlich jede allein lebende Frau als Freiwild betrachteten. Jetzt aber, mit vierundzwanzig, schenkte ihr das gemeinsam mit Frankie begonnene Unternehmen die ersehnte Unabhängigkeit und Lebensfreude zurück. Kraftvoll und siegessicher traf sie ihre Entscheidungen, und jede ihrer Bewegungen strahlte dieses positive, selbstbewusste Lebensgefühl aus.

Sie bemühte sich auch nicht mehr, ihre körperlichen Vorzüge vor den gierigen Blicken der Männer zu verbergen. Ihr schweres Haar fiel jetzt in sanften Wellen frei auf ihre Schultern, und selbstbewusst trug sie ihre figurbetonten Kleider. Dies war ihr Körper – warum sollte sie sich seiner schämen?

Bei dem Gedanken, wie wohl ihre Extravaganz in den Souks von Marrakesch wirken würde, musste sie lächeln. Dieser Basar hier, der mitten in London entstand, war ganz und gar ihre eigene Idee gewesen. Seitdem Dermot ihr von seinem geliebten Marrakesch erzählt und sie seine stimmungsvollen Bücher gelesen hatte, war ein solcher Souk ihr heimlich gehegter Traum gewesen.

Kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie die Sekretärinnenschule abgeschlossen und ihre erste Stelle bei dem berühmten irischen Schriftsteller angetreten, der damals schon todkrank war. Gemeinsam waren sie in seine Heimat zurückgekehrt. Sie selbst war in einem Kinderheim groß geworden und lernte bei Dermot das erste Mal das Gefühl eines behütenden Zuhauses kennen, und auch sie schenkte ihm auf ihre Weise ein Gefühl der Geborgenheit.

Sie hatten sich wirklich geliebt. Bei ihm lernte sie zum ersten Mal die Liebe kennen – allerdings nicht die Liebe zwischen Mann und Frau, wie Khalil ihnen vorwarf. Für die Öffentlichkeit erhielt Dermot O’Neill zwar sein Image als geistreicher, wilder Lebemann aufrecht, insgeheim jedoch lebten sie in einer ruhigen, sanften Beziehung.

Seine Zuneigung zu ihr war für alle deutlich sichtbar gewesen. Und da lag vielleicht auch das Problem. Hannah seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar, das Dermot einmal wellige gelbe Wolle genannt hatte – eine Verunglimpfung der schimmernden, goldenen Pracht, die sie allerdings nicht verletzen konnte, denn in seinen Geschichten tauchten immer wieder Frauen auf, die ihr ähnlich waren: lebhaft, voller Optimismus, sich niemals geschlagen gebend. Das hatte er ihr mit auf den Weg gegeben, und sie hatte es sich zu Herzen genommen: „Lass dich von nichts und niemandem fertigmachen. Boxe dich durch, und halte durch bis zur letzten Runde.“

Genau das hatte er selbst getan und erst nach vier Jahren voller Schmerz zugelassen, dass der Tod ihn im Alter von einundfünfzig bezwang. Sein Verlust war für sie ein schwerer Schlag. Sein bösartiger, unversöhnlicher Stiefsohn hatte ihr dann eine weitere Wunde geschlagen, als er ihre Verbindung mit Dermot in den Klatschspalten der Presse mit haarsträubenden Lügengeschichten in den Schmutz zog.

„Du wirst mir fehlen“, sagte Frankie plötzlich.

Hannah verscheuchte den Anflug trauriger Gedanken. Auch sie würde Frankie vermissen. Zwei Monate waren eine lange Zeit, wenn man sie in einem völlig unbekannten Land verbrachte.

„Mm. Ich werde auch das eine oder andere vermissen, denke ich, wie zum Beispiel … den Regen, den kalten Wind, das alltägliche Grau-in-Grau, die …“ Hannah zog den Kopf ein, als ihre Freundin drohend die kleine Faust schüttelte. „Hab Mitleid mit mir! Denke doch nur, wie schrecklich alles sein wird!“, meinte sie neckend. „Der gnadenlose Sonnenschein und die Langeweile, wenn ich in meinem kleinen Innenhof beim Essen sitze und Dattelkerne auf streunende Esel schieße.“

Frankie seufzte laut auf. „Wenn ich nicht so harmlos wäre, würde ich dich jetzt k. o. schlagen, mir dein Ticket schnappen und an deiner Stelle Marrakesch unsicher machen. Aber so, wie die Dinge stehen, wirst du das Vergnügen haben. Auf der Straße nach Casablanca werden die geparkten Esel Schlange stehen, während ihre Besitzer mit heraushängender Zunge unter deinen elenden Orangenbäumen hocken.“

Hannahs Lächeln verschwand. Sogar ihre Freundin glaubte all die gedruckten Lügen.

„Wenn ich dort einem Mann mit hängender Zunge begegne, stecke ich ihm eine Zitrone in den Mund“, bemerkte sie trocken. „Ich habe keine Zeit für Tändeleien. Und ich habe nicht vor, meine Geschäfte mit Bauchtanz und Schäferstündchen im Harem zu würzen. Mein Körper ist kein Zahlungsmittel.“

„Jammerschade, wenn man bedenkt, was wir auf diese Weise sparen könnten. Bist du nicht einmal bereit, einen oder zwei Händler mit ein paar Küssen zu beglücken? Wir bekämen alles zum Nulltarif …“

„Wenn ich nur einen Moment lang glauben würde, dass du es ernst meinst“, lachte Hannah, „dann würde ich Dave da drüben bitten, das Foyer in einen Sklavenmarkt zu verwandeln, auf dem du schnell gekauft und nach Timbuktu verschleppt würdest. Außerdem kannst du sicher sein, dass der furchterregende Khalil bei der kleinsten falschen Bewegung die Polizei auf mich hetzt. Er wird aufpassen wie ein Luchs, dass ich ja niemanden in Versuchung führe.“

„Typisch männliche Verlogenheit! Er und seine Doppelmoral! Ich hoffe, du heizt ihm kräftig ein. Er scheint ein ausgewachsener Pinsel zu sein“, kommentierte Frankie.

„Er ist ein prüder Spießer“, antwortete Hannah mit Inbrunst. „Aber ich werde ihm keine Gelegenheit bieten, meine Moral anzuzweifeln. Heute weiß ich, wie man mit ihm umgehen muss.“

Hoffentlich vergesse ich auch nicht, dass ich sehr vorsichtig bei ihm sein muss, dachte sie, während sie die Treppen zur Wohnung im Obergeschoss des Hallengebäudes hochstieg. Er war nicht zu unterschätzen. Es war ihm durchaus zuzutrauen, dass er auf späte Rache sann und, statt sie in Marrakesch vor unehrlichen Händlern zu beschützen, triumphierend mit ansehen wollte, wie sie nach Strich und Faden betrogen wurde.

Vor sechs Jahren wäre ein solches Verhalten bei ihm allerdings undenkbar gewesen. Innerlich zuckte sie bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung in Dermots irischem Haus zusammen. Erst einen Monat vorher hatte sie ihre Stelle bei dem berühmten Autor angetreten, und sie war noch leicht zu beeindrucken. Allerdings hätte Khalil wohl jede Frau beeindruckt. Der sanfte, ungewöhnlich gut aussehende Mann von vierundzwanzig Jahren hatte sie mit seinem zurückhaltenden Charme und seiner unaufdringlichen Willensstärke direkt im Sturm erobert.

Sie war so sehr daran gewöhnt, von Männern bewundert und begehrt zu werden, dass es ihr nichts mehr bedeutete. In Khalils Anwesenheit jedoch verließ ihr üblicher Gleichmut sie völlig. Auf der Stelle verliebte sie sich in ihn, und schnell wurde er das Zentrum ihres Lebens. Von Anfang an war es, als wären sie füreinander geschaffen worden. Ständig hielt sie nach ihm Ausschau, wenn sie im Laufe des Tages getrennte Wege gingen, ohne ihn fühlte sie sich einfach unvollständig. Waren sie dann wieder zusammen, hatten sie nur Augen füreinander, und beide konnten das Glück ihrer Liebe kaum glauben.

Er hatte sie wie wertvolles Porzellan behandelt, aus Angst, sie mit seiner Leidenschaft zu verschrecken; noch mehr Angst schien er jedoch vor ihrer Leidenschaft zu haben, aus der sie vor dem geliebten Mann keinen Hehl machte. Nach drei Wochen aber war er ohne Abschied abgereist und hatte Hannah völlig verwirrt und verzweifelt zurückgelassen. Dermot hatte sie schließlich beruhigt und erklärt, Khalil sei wegen familiärer Schwierigkeiten nach Marrakesch aufgebrochen. Sie hatte gewartet.

Erst an jenem schrecklichen Abend, an dem Dermot starb, hatten sie sich wiedergesehen. Aber wie sehr hatte Khalil sich verändert! Der gefühlvolle Liebhaber war zu einem harten, eiskalten Zyniker geworden.

Ein saurer Geschmack stieg ihr in den Mund, als sie an diese bittere Erfahrung zurückdachte, und sie biss sich auf die Unterlippe. Das alles war Vergangenheit, und jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, sich Gefühlen der Scham und der Demütigung hinzugeben. Entschlossen machte sie sich daran, letzte Reisevorbereitungen zu treffen. Hannah war seltsamerweise leicht gereizt, vielleicht, weil sie ihren Arm schmerzhaft anschwellen fühlte. Dabei wollte sie bei ihrem Wiedersehen mit Khalil in bester Form sein und einfach hinreißend aussehen.

Am nächsten Tag jedoch, als sie durch das kleine Flugzeugfenster Marrakesch im warmen Licht des späten Nachmittags sah, fühlte sie sich seltsam bewegt. Eine Wolke löste sich plötzlich auf, und als würden sieben Schleier auf einmal gelüftet, lag eine Szenerie von atemberaubender Schönheit vor ihr ausgebreitet.

Unter ihr sah sie die rote Erde einer fruchtbaren Ebene, gefleckt mit hohen Bäumen und Feldern voller sprießender Gerste in einem leuchtenden Smaragdgrün. Die Flachdächer der niedrigen, ebenfalls roten Gebäude, wurden von hohen Palmen überragt. Für Hannah sahen sie aus wie übergroße Ausrufezeichen, die an der Spitze zu einer Kaskade gebogener Wedel explodierten.

Als das Flugzeug nun einen weiten Bogen beschrieb, hielt sie wie alle anderen Passagiere den Atem an, denn nun wurde Marrakesch sichtbar. Eine mit Zinnen und Türmen bewehrte Mauer umschloss die rosenrot leuchtende Stadt, und im Hintergrund erhob sich das majestätische weiße Massiv des Hohen Atlas.

Überwältigt betrachtete Hannah die schneebedeckten Berge, die so nah schienen – wenn sie sich recht erinnerte, waren es nur vierzig Meilen bis dorthin, und Dermot hatte gesagt, man könne sie von Marrakesch aus in ein paar Stunden erreichen. Ob sie wohl auch von ihrem kleinen Haus aus zu sehen wären? Noch eine Stunde, und sie würde es wissen. Und noch eher würde sie Khalil gegenüberstehen …

Ihr Kopf fühlte sich seltsam schwer an, möglicherweise eine Folge der trockenen Luft im Flugzeug. Aber ihr alter Feind sollte keine Chance bekommen, an ihr auch nur die leiseste Schwäche zu entdecken, und so nahm sie sich zusammen und durchquerte mit selbstsicheren, kraftvollen Schritten die Flughafenhalle.

„Mademoiselle ’anna Jourdain?“

Damit war sie gemeint. Erneut sammelte sie sich, strich ein paar Falten aus ihrem eleganten Leinenkostüm, das in dem gleichen Grasgrün strahlte wie der Smaragd an ihrer Hand, einem Geschenk von Dermot, und wandte sich einem Mann mit Fez und langem, weißem Gewand zu, der ein Schild mit ihrem Namen schwenkte.

„Hier!“, rief sie. Dann fiel ihr ein, dass in Marokko infolge der langen Kolonialzeit Französisch gesprochen wurde. Zu dumm, dass ihre eigenen Kenntnisse in dieser Sprache sehr dürftig waren.

„Ici“, versuchte sie es noch einmal.

Der Mann lächelte und kam mit bewunderndem Blick auf sie zu. Von seinem Schwall französischer Worte verstand sie kein einziges, seine Gesten machten es jedoch offensichtlich, dass sie ihm folgen sollte. Klopfenden Herzens, hoch erhobenen Hauptes und mit energisch klappernden Absätzen schritt sie hinter ihm her.

Sie hatte bewusst diese wirkungsvolle, ihr selbst Stärke verleihende Kleidung ausgewählt, denn sie erinnerte sich deutlich, wie Khalil sie nur mit einem vielsagenden Blick aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Diesmal allerdings fühlte sie sich ihm nicht schutzlos ausgeliefert. Schließlich gab es zwischen ihnen nur noch Geschäftliches, und Khalil sollte für sie arbeiten. Er war genaugenommen ihr Angestellter und nicht der Mann, der einmal seine Lippen mit so leidenschaftlicher Verzweiflung auf die ihren gepresst hatte, dessen Küsse so heiß, so heftig waren, dass …

Da sah sie ihn. Einen Moment lang setzte ihr Herz aus, um dann rasend schnell weiterzuschlagen. Der blanke Schmerz musste deutlich in ihrem Gesicht zu lesen sein. Verzweifelt öffnete sie ihre Handtasche und gab vor, dort nach irgendwelchen Dokumenten zu suchen. Und wieder glaubte sie, seinen suchenden Mund und die widersprüchliche Empfindung von Hunger und gestilltem Verlangen zu fühlen, die seine Küsse bei ihr geweckt hatten.

Sie unterdrückte ein Stöhnen. Jetzt wandte er ihr auch noch sein Profil zu. Wie war es möglich, dass er noch attraktiver und betörender aussah, als sie ihn in Erinnerung hatte? Warum nur war sein Kinn noch kraftvoller geworden, seine Schulter noch breiter, und musste er unbedingt einen so gut sitzenden schwarzen Anzug tragen, bei dem offensichtlich keine Polster nötig waren, um seinen maskulinen Körper voll zur Geltung zu bringen?

Schaut her, schien seine ganze Haltung zu sagen, wie großartig ich bin.

Hannah presste die Lippen zusammen, als sie die Blicke der anderen Fluggäste wahrnahm. Sollten sie alle von ihm beeindruckt sein, sie jedenfalls war es nicht. Sie atmete tief ein und aus und zählte bis zwanzig. Wieder streifte ihr Blick seine Gestalt. Überwältigend. Sein gestärktes weißes Hemd kontrastierte auf vorteilhafteste Weise mit der Sonnenbräune seines Gesichts und seines Halses, und sie erinnerte sich nur zu gut, wie glatt sich seine Haut anfühlte.

Dass dieser Mann rein körperlich so stark auf sie wirkte, ließ sie vor Zorn erbeben, und damit niemand sah, wie ihre Hände zitterten, umklammerte sie ihren Reisepass. Sogar ihre Fingerspitzen schienen sich an seine samtweiche Haut zu erinnern und überfluteten ihren gesamten Körper mit erotischen Reizen.

Was für eine Idiotin sie doch war! Sie konnte doch nicht plötzlich wieder achtzehn Jahre alt sein, nur weil ihr Körper verrückte Erinnerungen hatte! Zugegeben, er sah unverschämt gut aus, aber deshalb konnte sie doch nicht in aller Öffentlichkeit beginnen, einen Veitstanz aufzuführen. Außerdem sollte sie doch zwischenzeitlich gelernt haben, dass sein Wesen nicht seinem Äußeren entsprach.

Ihr Magen zog sich zusammen. Er drehte sich in ihre Richtung. Und mit einem kalten Blick schaffte er es, ihre aufgewühlten Gefühle zu Eis erstarren zu lassen. Der Blick seiner Augen – dieser endlos tiefen braunen Abgründe, in denen sie früher einmal glücklich versank – war heute so hart und kalt wie der Schnee auf den Berggipfeln. An seiner gesamten Haltung konnte sie deutlich ablesen, wie sehr er sie ablehnte. Welten lagen zwischen ihnen. Trotz des milden marokkanischen Klimas fröstelte sie.

Khalils Oberlippe kräuselte sich verächtlich, während sein abschätzender Blick langsam über ihr schimmerndes Haar zu ihren sorgfältig getuschten Wimpern und ihren vollen roten Lippen glitt, die sich jetzt vor Ärger leicht zu einem Schmollmund verzogen.

Der Zynismus stand deutlich in seinen Augen geschrieben, als er sah, wie eine Bewegung der Abwehr ihre gepolsterten Schultern noch breiter werden ließ. Sichtlich angewidert ließ er seinen Blick abwärts sinken, dorthin, wo ihre Brüste sich rund und fest unter der Jacke abzeichneten. Kerzengerade und stolz aufgerichtet, hielt sie seiner unverschämten Musterung stand und kochte innerlich vor Zorn angesichts seiner immer deutlicher werdenden Verachtung. Für wen, zum Teufel, hielt er sich?

Khalils breite Brust hob sich ein wenig, als sein musternder Blick bei ihrer zarten Taille und ihren runden Hüften angelangt war, und dann, nach einer flüchtigen Begutachtung ihrer langen, schlanken Beine, schaute er ihr voll ins Gesicht, und ihre Augen trafen sich.

Ihre blauen Augen funkelten vor Zorn. Hochmütig zog er eine Augenbraue hoch. Deutlich sichtbar für ihn bebte Hannah vor aufgestauter Wut, und das schien ihm zu gefallen.

„Mit den Funken aus deinen Augen könnte man spielend ein Feuer anzünden“, bemerkte er trocken.

Der volle Klang seiner Stimme traf sie gänzlich unvorbereitet, erreichte ungehindert ihr Gemüt und verdrehte ihr augenblicklich den Kopf. Verzweifelt kämpfte sie um ihren klaren Verstand, um ihre Sinne wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Ich und Feuer anzünden? Aber hoffentlich nicht bei dir“, erwiderte sie mit schneidender Stimme. Ihre Angst ließ sie zum Angriff übergehen. „Mir liegt nichts daran, einen Eisklotz im Konfektionsanzug zum Schmelzen zu bringen.“

„Keine Sorge“, konterte er, und hoch aufgerichtet in seinem maßgeschneiderten Anzug, gab er arrogant zurück:

„Billige Angebote haben mich nie interessiert.“

„Meinst du etwa mich damit?“, fragte Hannah, nach Luft schnappend.

Er zuckte beiläufig mit seinen breiten Schultern. „Wenn dir der Schuh passt, Hannah …“

Damit war sein Interesse an ihr offenbar erschöpft. Er wandte sich dem Mann mit dem Schild zu, dankte ihm auf Französisch und gab ihm ein paar Münzen. Dann warf er ihr einen spöttischen Blick zu und meinte:

„Willkommen in Marrakesch, Hannah.“

Welch herzliche Begrüßung! Zwischen ihnen herrschte noch Krieg, das hatte sie zwischenzeitig begriffen. Nun gut, dachte sie, den kann er haben. Ich werde nicht um Gnade betteln. Was er austeilt, soll er zurückbekommen, da kann er so attraktiv und charismatisch sein, wie er will. Er soll spüren, dass ich genauso hart sein kann wie er.

„Oh ja, danke vielmals! Wer wäre nicht von deiner Begrüßung überwältigt? Jeder, der in einer Schlangengrube lebt, muss sich dabei sofort wie zu Hause fühlen. Dein zurückhaltender Charme betört mich, wie immer.“

„Nun, auch du hast dich nicht verändert“, meinte er mit einem eiskalten Leuchten in den Augen. „Sarkastisch wie eh und je.“

„Könnte ich wohl sonst mit einem Zyniker wie dir umgehen?“, parierte sie kühl. „Wir sollten uns jetzt besser um mein Gepäck kümmern und zu meiner Wohnung fahren, bevor ich uns beide in Verlegenheit bringe.“

„In Verlegenheit bringen?“ Er ging stirnrunzelnd einen Schritt voraus und warf ihr über die Schulter einen erstaunten Blick zu. „Auf welche Weise?“

Während der flüchtigen Zollkontrolle lächelte sie strahlend und warf ihm flirtende Blicke zu.

„Ich weiß, das ist gemein von mir, aber bei bombastisch auftretenden Männern überkommt mich immer das unkontrollierbare Verlangen, sie in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Meistens werfe ich mich ihnen zu Füßen und weine.“ Sie begutachtete den Fußboden und schenkte ihm dann einen unschuldigen Augenaufschlag. „Ich könnte hysterisch schreien und wehklagen, dass du mich und unsere neunzehn Kinder verlassen hast, oder vielleicht –“

„Das ist nicht lustig, Hannah! Hüte dich mit deinen leichtfertigen Spielen, solange ich in der Nähe bin.“ Voller Zorn zog er seine schwarzen Augenbrauen zusammen und warf ihr einen finsteren Blick zu.

„Dann hüte du dich davor, mich so weit zu treiben“, herrschte sie ihn an. Ihr unschuldiges Lächeln war verschwunden, und sie fixierte ihn mit einem kalten Blick ihrer eisblauen Augen. „Du hast kein Monopol auf Beleidigungen und schlechtes Benehmen. Warum sollte ich deine Angriffe einfach hinnehmen? Behandle mich normal und höflich, dann fühle ich mich auch nicht versucht, mich schockierend oder unmöglich aufzuführen. Wenn du mich aber reizt, dann wirst du in mir die Frau erleben, für die du mich sowieso hältst.“

Unbewusst hatte sie den Kopf herausfordernd zurückgeworfen, sodass ihr Haar wie eine leuchtend goldene Flammengloriole ihr zorniges Gesicht umrahmte. Khalil atmete vernehmlich ein, und seine Wangenknochen zeichneten sich deutlich ab. Abrupt drehte er sich um und wandte ihr den Rücken zu.

Diese Unhöflichkeit erboste Hannah noch mehr. Sie musste tatsächlich um ihn herumgehen, damit sie ihm voll ins Gesicht sehen konnte, denn sie war noch nicht fertig mit ihm.

„Lass uns gleich zu Anfang eines klarstellen“, fuhr sie kampflustig fort. „Ich bin hergekommen mit dem besten Vorsatz, die Vergangenheit ruhen zu lassen und einen neuen Anfang zu wagen. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, dass irgendetwas Persönliches sich in unsere geschäftliche Beziehung mischt. Du hast zugesagt, hier als mein Kontaktmann tätig zu werden, und zwar auf Provisionsbasis zu Konditionen, die für dich äußerst günstig sind. Ich erwarte von dir, dass du zu deiner Zusage stehst und alles andere beiseitelässt.“

Er lächelte, so langsam, so sinnlich, dass es sie bis ins Mark traf und in ihr wieder Saiten berührte, die er einmal in einem verheerenden Ausmaß zum Klingen gebracht hatte.

„Einverstanden. Es war nicht meine Absicht, dich zu beleidigen“, gab er mit entwaffnender Ehrlichkeit zu. Mit einem leichten, selbstironischen Lachen fuhr er fort: „Zumindest nicht offen und direkt. Unglücklicherweise hatte ich vergessen, wie …“

Erneut ließ er seinen Blick an ihr heruntergleiten, aber diesmal gelang es Hannah, auch innerlich völlig ruhig zu bleiben, sogar, als er schonungslos dazusetzte: „Ich hatte vergessen, wie mühelos du eine unverhüllte, schockierende Sinnlichkeit ausstrahlst, und zwar heute noch offensichtlicher als jemals zuvor. Hannah, du bist so dezent wie eine Neonreklame.“

„Von deinem verzerrten Blickwinkel aus vielleicht“, gab sie zurück. „Es hat einmal jemand gesagt, dass wir die Dinge nicht unbedingt so sehen, wie sie sind, sondern so, wie wir selbst sind. Du siehst nur, wonach du Ausschau hältst. Das findet alles in deinem Kopf statt.“

Er lächelte, und in seinem Blick lag ein solches Verlangen, dass sie ihre Ruhe schwinden fühlte. Ihr Gesicht wurde glühend heiß. Sollte das die befürchtete Reaktion auf die Impfung sein? Das konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen.

„Nein, nicht in meinem Kopf“, antwortete er mit samtweicher Stimme und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Unwillkürlich glitt Hannahs Blick zu den festen Muskeln seiner Oberschenkel, die sich durch den Stoff abzeichneten. „Als eine Frau von Welt solltest du doch wissen, welche körperlichen Reaktionen an welchen Stellen passieren.“

„Jetzt wirst du ausfallend, Khalil“, wies sie ihn kalt zurück. Insgeheim verwünschte sie ihn für seine Fähigkeit, sie so geschickt zu manipulieren. Niemals durfte er erfahren, wie stark er auf sie wirkte!

„Ich mache mich besser allein auf den Weg zu meiner Wohnung“, entschied sie, ließ ihn voller Verachtung stehen und schleppte ihren Koffer allein zum Ausgang. Dort war sie auf der Stelle von sechs Taxifahrern umringt, die auf Französisch und in gebrochenem Englisch auf sie einredeten und sie mit Angeboten bombardierten – von denen bestimmt nicht alle allein eine Fahrt im Auto zum Inhalt hatten. Die Augen der Männer sprechen eine deutliche Sprache, auch wenn man die ihrer Münder nicht verstehen kann, dachte sie.

„Heute nicht, danke sehr, ich möchte nicht mit Ihnen schlafen“, wies sie einen recht gut englisch sprechenden Taxifahrer sarkastisch zurück, „aber wie wäre es, wenn Sie mich zu dieser Adresse fahren?“

„Du hast wirklich Mut.“ Der Zettel wurde ihr geschickt aus der Hand gezogen, und Khalil fuhr mit sanfter Stimme fort: „Mein Wagen steht dort drüben. Es wäre doch dumm, ihn nicht zu nutzen, nicht wahr? Außerdem hast du bestimmt noch kein marokkanisches Geld.“

„Nein, aber ich kann hier etwas eintauschen“, antwortete sie kühl.

Er lächelte. „Leider ist der Schalter im Flughafen geschlossen. Zu dumm für dich. Ich fürchte“, sagte er mit heiserer Stimme und befeuchtete seine Lippen, „dass du etwas verkaufen müsstest, um die Taxifahrt zu zahlen.“

Sein Gesichtsausdruck ließ sie nicht im Zweifel darüber, was sie möglicherweise verkaufen könnte. Diese grobe Beleidigung brachte sie in solche Wut, dass sie Khalil schon eine Ohrfeige versetzt hatte, bevor sie recht wusste, was sie tat. Beide waren von dem Schlag wie elektrisiert.

2. KAPITEL

Sie standen da und schauten sich an. Die Taxifahrer zogen sich sofort zurück. Hannah war von ihrem Verhalten selbst schockiert, jedoch nicht in der Lage, sich zu entschuldigen. Er hatte es verdient. Ihre Finger prickelten noch von dem Kontakt mit seiner weichen, warmen Haut. Der Duft seines Rasierwassers war ihr in die Nase gestiegen und rief nun quälende Erinnerungen in ihr wach. Ihr Mund öffnete sich leicht.

Noch immer war ihr Handabdruck auf Khalils Wange sichtbar. Er atmete tief ein, sodass sich seine Brust zu ihrer vollen Breite entfaltete, und seine Augen sprühten Funken des Zorns, dann senkte er jedoch seine Lider.

„Ich entschuldige mich nicht“, sagte sie trotzig.

Zu ihrer Erleichterung schien er seine Wut im Zaum zu haben, denn als er den Blick wieder voll auf sie richtete, war nichts mehr in ihnen zu lesen als Spott.

„Körperkontakt kann erregend sein, nicht wahr?“, murmelte er. „Ärger auch. Wir erregen einander gewaltig, meinst du nicht, Hannah?“

„Ich meine, dass du falsche Vorstellungen von mir hast“, erwiderte sie hitzig.

„Das glaube ich nicht“, widersprach er mit weicher Stimme.

Voll Ärger fragte sie sich, ob es nicht besser war, ohne ihn auszukommen, denn offensichtlich würde er immer wieder versuchen, sie zu verführen.

„Khalil, wir haben einen Fehler gemacht. Es geht einfach nicht“, sagte sie. „Da du aber einmal hier bist, kannst du dich nützlich machen und heute den Fahrer spielen, weil ich ja leider nur englisches Geld habe. Danach werden wir uns verabschieden, und ich werde meine Geschäfte ohne dich abwickeln.“

„Wohl kaum“, entgegnete er selbstgefällig lächelnd. „Du brauchst mich.“

„So nötig wie die Pest“, gab sie zurück. Seine Arroganz ging ihr auf die Nerven.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich glaube, du unterschätzt, wie schwierig es ist, hier in meinem Land Geschäfte zu machen. Zum einen bist du eine Frau …“

„Du meinst wohl, das sei Männersache, und Frauen gehörten ins Haus?“, unterbrach sie ihn erbost.

Er runzelte die Stirn. „Nein, denn in diesem Land sind die Frauen den Männern gesetzlich gleichgestellt, wir haben Anwältinnen, Ärztinnen und so weiter. Lass deine Vorurteile beiseite, dies ist ein fortschrittliches Land.“

„Ich habe lediglich von deinem chauvinistischen Verhalten mir gegenüber auf ganz Marokko geschlossen“, erwiderte sie sanft.

„Und deine Kenntnisse aus Dermots fantasievollen Büchern bezogen. Wie dem auch sei, in den Souks würde es jeder Fremde schwer haben. Zudem sprichst du immer noch kein Französisch, und schon das macht es für dich unmöglich, allein hier Geschäfte abzuwickeln.“

Plötzlich fühlte sie sich entsetzlich mutlos, sah das ganze Unternehmen in einem Fiasko enden. War das Khalils Rache? Hasste er sie so sehr?

Von ihrem Selbstvertrauen und ihrer Begeisterung war nicht mehr viel übrig. Khalils Hass auf sie musste sehr groß sein. Sie selbst hatte es in falsch verstandenem Stolz zugelassen, dass er sie für die Geliebte seines Stiefvaters hielt, und das zu einer Zeit, als Khalil und sie sich bereits liebten.

Plötzlich sehnte Hannah sich danach, dass die Wahrheit endlich ans Licht käme. Sie war es so leid, die Gleichgültige zu spielen, wenn ihre Mitmenschen sich böswillige oder einfach irrtümliche Meinungen über sie bildeten. Obwohl Dermot immer wieder betont hatte, man dürfe sich nie dazu herablassen, Verleumdungen in der Presse zu dementieren, fühlte sie plötzlich das zwingende Bedürfnis, Khalil einen Beweis für ihre charakterliche Sauberkeit zu liefern. Dann würde er sie wie einen Geschäftspartner behandeln und nicht länger wie ein unmoralisches, intrigantes Flittchen. Sie musste ihn davon überzeugen, dass man sich selbstbewusst, offen und ehrlich verhalten und ausdrücken konnte, ohne gleichzeitig jeden Skrupel und jede Moral über Bord zu werfen.

Aber Khalil würde keinem ihrer Worte Glauben schenken. Es gab wohl nur einen Weg, ihn zu überzeugen, dass sie niemals die Geliebte eines anderen Mannes gewesen war, und erst recht nicht die seines Stiefvaters, nämlich mit dem körperlichen Beweis! Diesen hohen Preis war sie jedoch nicht zu zahlen bereit.

Nie und nimmer würde Khalil ihren Beteuerungen glauben, dass sie noch Jungfrau war. Und da sie ihm keine Chance einräumen würde, sich selbst zu überzeugen, würde er wohl für den Rest des Lebens seine schlechte Meinung über sie behalten.

Gedankenverloren rieb sie ihre Handflächen gegeneinander – warum fühlten sie sich so seltsam heiß und klebrig an?

„Hast du das alles bewusst so eingefädelt?“, fragte sie dann ruhig. „Willst du Frankie und mich in verlustreiche Geschäfte laufen lassen? Hast du Frankie falsche Versprechungen gemacht und mich jetzt hierhergelockt, um …“

„Ach ja, Frankie.“ Er schaute sie mit spöttischem Gesicht an. „Von Frankie stammt das Geld, nicht wahr?“

„Das weißt du doch.“

„Ihr seid … gut befreundet?“, fragte er mit sanfter Stimme.

„Frankie und ich …“ Hannah wollte ihm gerade erklären, sie seien enge Freundinnen, als ein Gefühl der Vorsicht sie einhalten ließ. Offensichtlich glaubte Khalil, Frankie sei ein Mann, und das war vielleicht besser so, denn er war bestimmt Araber genug, um zwei Frauen im Geschäftsleben für ein leichtes Spiel zu halten. Schnell entschlossen produzierte sie ein geheimnisvolles, verträumtes Lächeln und fuhr fort: „Frankie und ich sind sehr eng befreundet.“ Erfreut sah sie, dass Khalils Miene sich verdüsterte.

„Dann hast du es ja endlich geschafft, jemanden zu finden, der die Rechnungen bezahlt“, sagte er sanft.

„Ich bin nicht so, wie du denkst!“, wollte sie aufbegehren.

„Hier lang“, unterbrach er sie und ging mit ihrem Koffer in Richtung Auto.

Nach einigen Metern schaute er sich mit ausdruckslosem Gesicht nach ihr um. Sie warf ihm einen erbosten Blick zu und folgte ihm dann hoch erhobenen Hauptes. So einfach gab sie sich nicht geschlagen.

Khalil öffnete die Tür einer großen, neuen Limousine für sie und wollte ihr beim Einsteigen helfen. Unwillig schüttelte sie ihn ab. „Ich komme sehr gut allein zurecht.“

„Das war reine Höflichkeit“, erwiderte er, wobei er seine zusammengepressten Lippen zu einem hastigen Lächeln verzog. „Pure Gewohnheit.“ Er beobachtete, wie sie ihre langen Beine elegant in den Wagen schwang, und fragte freundlich: „Ist es dir nicht recht, wenn ich mich wie ein Gentleman benehme?“

Sie wartete mit ihrer Antwort, bis auch er eingestiegen war, und entgegnete dann kühl: „Warum so tun, als ob? Wir wissen beide, dass du einfach kein Gentleman bist.“

„Dann warte, bis du in der Altstadt wirklich in Bedrängnis gerätst“, meinte er lächelnd. „Hoffentlich hast du eine Perücke und formlos hängende Kleider mitgebracht.“

„Was soll das heißen?“, fragte sie mit gerunzelter Stirn.

Er startete den Wagen und lenkte ihn aus dem Flughafen hinaus.

„Ich fürchte, das Verhalten einiger westlicher Frauen lässt viel zu wünschen übrig. Viele von ihnen bieten sich sehr deutlich an“, begann er im Plauderton. „Und du musst wissen, dass Prostituierte hier offiziell nicht geduldet werden. Also gehen sie ihrem Gewerbe versteckt nach. Meist kann man sie daran erkennen, dass sie blond und wenig zurückhaltend sind, und dass sie allein auftreten. Ganz wie du, Hannah. Ein schlichter Marokkaner würde zwischen euch keinen Unterschied sehen. Ich garantiere dir, nach ein paar Minuten auf dem Markt wärest du von Männern umringt, bedrängt, angefasst, belästigt …“

„Nicht, wenn ich einen Führer habe“, protestierte sie, innerlich entsetzt.

„Glaubst du wirklich, der Führer würde sich anders verhalten?“, meinte Khalil gelassen. „Der würde auch nur versuchen, dich in eine dunkle Gasse zu locken. Das kannst du den Männern nicht einmal vorwerfen. Sie würden lediglich auf deine scheinbar offene Einladung reagieren. Mit jeder Pore strahlst du Sinnlichkeit aus, Hannah.“

„Ich glaube dir einfach nicht!“

„Nein? Dann geh und mach selbst die Erfahrung.“

Sie verstummte. Natürlich hatte sie in Reiseführern gelesen, dass marokkanische Frauen sich zurückhaltend kleideten und dass Europäerinnen deshalb häufig als provozierend empfunden wurden und ihre Freundlichkeit leicht zu Missverständnissen führte. Aber … Oh, verflucht, warum musste Khalil so schwierig sein? Er wäre der ideale Schutzschild.

In der Abgeschlossenheit des Wagens lud sich langsam die gesamte Atmosphäre mit einer so gefährlichen, knisternden Elektrizität auf, dass Hannah glaubte, platzen zu müssen, wenn sie ihrer Spannung nicht wenigsten in Worten Luft verschaffen konnte.

„Gut“, sagte sie grimmig, „lass uns eines klären. Versuchst du gezielt, mir Hindernisse in den Weg zu legen?“

Einige Sekunden lang konzentrierte er sich ausschließlich auf die Straße. Schließlich antwortete er: „Nein. Jetzt nicht mehr.“

„Wie bitte?“ Ungläubig schnappte sie nach Luft, und fassungslos schaute sie zu ihm hinüber. Nach und nach entspannten sich seine Muskeln, und ihre Augen wurden von dem faszinierenden Schauspiel unwiderstehlich angezogen. Zuerst senkten sich seine hochgezogenen Schultern und seine Brust, als er tief ausatmete, dann zeigten sich in dem Stoff über seinen vorher angespannten Schenkeln wieder weiche Falten, und er rückte seine festen, muskulösen Beine in eine bequemere Position. Und dann wandte er sich ihr mit einem strahlend charmanten, entschuldigenden Lächeln zu.

„Zugegeben“, sagte er, „eigentlich wollte ich mich dafür, wie du mich benutzt hast, an dir rächen. Als ihr mich kontaktiertet, kam es mir vor, als spieltest du selbst dich in meine Hände. Mein temperamentvolles Berberblut siegte. Erinnerst du dich noch, Hannah, ich sagte dir einmal, ich sei ein wildes Kind der Berge?“

Damals, in der kurzen Zeit ihrer romantischen Liebe, hatte er wenig über seine Herkunft erzählt, außer dass er der Sohn einer Berberin war und in Marrakesch als Fremdenführer arbeitete. Sie hatte keine Fragen gestellt, denn sie hatte eine Konfrontation ihrer beider Kulturen befürchtet und alles vermieden, was ihr Glück hätte stören können. Lieber hatten sie die irische Landschaft genossen und sich zärtlich und immer verlangender geküsst.

„Eigentlich kann ich mich nicht an vieles erinnern“, antwortete sie ihm mit vernichtender Gleichgültigkeit in der Stimme und gab vor, die Szenerie längs der Straße eingehend zu betrachten. Dabei sah sie nichts als ein verliebtes Paar auf einem grünen Hügel in irischer Landschaft. „Aber früher warst du einmal höflich“, setzte sie hinzu, jetzt allerdings mit einem Kloß im Hals. Er war so sanft, so zärtlich gewesen, sie hätte ihm damals von ganzem Herzen vertraut. Zum Teufel, sie hatte ihm ihr Herz anvertraut!

„Das bin ich immer noch“, sagte er ruhig. „Du hast mich eine Zeit lang fasziniert, was mich erst recht verärgerte. Ich benehme mich nicht oft so schlecht und zeige offen, dass mich jemand verletzt hat.“

„Wie meinst du das?“

„Wir beleidigen unsere Feinde nicht, und erst recht nicht unsere Freunde. Eine Freundschaft ist mir und allen Marokkanern heilig. Jeder ist ein potenzieller Freund. Eine Freundschaft ernstlich zu gefährden bedeutet für uns den Gipfel der Grobheit“, erklärte er leise. „Wenn also ein Freund – oder auch nur ein Bekannter – uns verletzt oder etwas äußert, dem wir nicht zustimmen können, halten wir uns mit unserer Meinung zurück.“

„Das ist doch verlogen …“

„Nein, es bedeutet nur, das eine höher zu bewerten als das andere. Freundschaft ist wichtiger als unsere eigenen Bedürfnisse. Wir sind eher bereit, unseren Stolz hintanzustellen, als eine Freundschaft zu gefährden, indem wir unseren Standpunkt durchboxen – der ja schließlich auch falsch sein kann.“

„Wenigstens räumst du ein, dass auch du nicht unfehlbar bist! Und was ist mit Feinden?“, fragte sie sarkastisch. „Bekommen die einen Dolch in den Rücken?“

Khalil lachte in sich hinein.

„Ein Feind ist ein ehemaliger Freund.“ Er atmete tief und langsam aus. „Du warst einmal ein solcher Freund, Hannah.“ Die Muskeln seines Gesichts spannten sich. „Mehr als das“, fügte er leise mit weicher, kehliger Stimme hinzu.

Sie fühlte, wie sie durch und durch sanft und zugänglich wurde, und zwang sich, nicht länger auf seine murmelnden Lippen zu schauen. Ihre Erinnerungen hatten sie weich gemacht, und er versuchte nun mit Charme, alles wieder von vorn zu beginnen, ausschließlich zu seiner eigenen Selbstbestätigung und nur, um sie anschließend wieder fallen zu lassen wie ein Stück gebrauchtes Packpapier, genau wie damals. Aber sie würde sich nicht wieder verletzen lassen, dafür waren die Wunden zu tief. Wenn sie wieder zu bluten begännen, würde sie all ihre Stärke und Unabhängigkeit einbüßen.

Er wandte sich ihr kurz zu und ließ seinen Blick über ihr versteinertes Gesicht gleiten.

„Von allen Frauen, die ich je gekannt habe …“

„Spar dir deine süßen Worte, Khalil“, fiel sie ihm kühl in die Rede. „Du verpestest die Luft mit Lügen. Willst du nicht einsehen, dass mir nichts an dir liegt?“

„Das weiß ich. Du lässt nicht zu, dass Gefühle dich in praktischen Dingen behindern. Aber das macht dich umso anziehender für mich. Eine Frau, die sich nimmt, was sie will. Wann immer ich dich anschaue, sehe ich …“ Seine rauchige Stimme verklang. Auch Khalil schien sich in alten Erinnerungen verloren zu haben.

„Wie spannend“, meinte sie trocken. „Was siehst du denn nun?“

„Sinnlichkeit.“ Er flüsterte dieses Wort beinahe und gab ihm einen erregend warmen und tiefen Klang. „Ich sagte es dir schon. Heiße, offene, pure Sinnlichkeit. Jedem Mann, der dich nur mit einem Auge ansieht, würde es so ergehen.“

„Das eine Auge wäre schnell blau, wenn er sich Freiheiten herausnähme“, entgegnete sie scharf.

„Wie aggressiv du geworden bist“, bemerkte er in gefühlvollem Ton, offensichtlich nicht sehr beeindruckt. „Nur weil ich auf deine Einladung eingehe!“

„Ich dachte, billige Angebote könnten dich nicht interessieren?“, erinnerte sie ihn.

„Das dachte ich auch“, knurrte er. „Da habe ich mich geirrt, nicht wahr?“

Der warme Glanz in seinen Augen machte sie unruhig. Wie konnte sie ihn nur wieder auf den sicheren Boden geschäftlicher Tatsachen bringen?

„Eigentlich hatte ich beschlossen, dir das Leben so schwer wie möglich zu machen“, erklärte er. „Aber ich habe es mir anders überlegt.“

„Warum?“ Sie traute ihm nicht.

„So, wie du heute bist, wirst du euer Unternehmen zu einem großen Erfolg bringen, und an dem möchte ich gern teilhaben“, meinte er mit einem leisen Lachen. „Ich werde mit dir durch Marrakesch ziehen, dir helfen, gute Qualität auszuwählen, nicht zu viel zu zahlen, und ich werde den Versand organisieren, ganz so, wie wir schriftlich abgemacht haben.“

Hannah fuhr sich mit einer Hand über die heiße, schmerzende Stirn.

„Aber mir wirfst du vor, aus Gewinnsucht meine Gefühle beiseitezuschieben!“

„Wir standen uns einmal sehr nah, Hannah“, antwortete er mit einer heiseren Stimme, deren Klang sie elektrisierte. „Zu diesem paradiesischen Zustand können wir nie mehr zurückkehren. Wir können jedoch eine neue Art von Beziehung zueinander aufbauen, anders zwar, aber ebenso erfreulich.“

Sie fuhren jetzt auf einem breiten Boulevard in Richtung der ockerfarbenen, mit Zinnen und Türmchen bewehrten großen Mauer. Die Straße war beidseitig von schwer mit Früchten behangenen Orangenbäumen gesäumt, aber auch ihr Anblick konnte Hannah nicht aufmuntern. Ihr Kopf schmerzte, und ihr gesamter Körper brannte wie Feuer.

„Ja“, sagte er sanft und legte eine Hand leicht auf ihren Arm, „ich denke, wir sind ein gutes Team. Wir werden großen Erfolg haben.“

Erleichtert atmete sie auf. Offenbar hatte sie doch ihre Anziehungskraft auf ihn überschätzt. Letzten Endes war er viel zu geldgierig, als sich wegen einer Leidenschaft ein gutes Geschäft entgehen zu lassen. Aber das war ihr nur recht.

„Unter der Bedingung, dass wir streng geschäftlich miteinander umgehen, denke ich, können wir zusammenarbeiten. In dem Fall will ich übersehen, wie wenig ich dich mag.“

„Worte der Zustimmung, aber mit versteckter Klinge“, kommentierte er trocken.

Nachdem sie diesen ersten Schritt glücklich getan hatten, entspannte sich die Atmosphäre fühlbar, und endlich konnte sie auch der Landschaft ihre Aufmerksamkeit schenken. Auf der rechten Seite ragte ein eckiger Turm hoch in den jetzt im sanften Rosa des Sonnenuntergangs glühenden Himmel. Umgeben von grünen, wehenden Palmen, gab er vor dem Hintergrund des blau-weißen Bergmassivs ein imposantes Bild ab.

„Das ist der Koutoubia-Turm, Teil einer Moschee aus dem zwölften Jahrhundert“, erklärte er ihr. „Solltest du dich einmal in der Stadt verirren, kann er als Wegweiser sehr nützlich sein. Wenn ich mich recht erinnere, ist er über fünfundsiebzig Meter hoch. Die Ehefrau des Sultans, der ihn erbauen ließ, beendete die Fastenzeit des Ramadan drei Stunden zu früh und spendete die goldenen Kugeln hoch oben als Sühne. Sie werden von dienstbaren Geistern bewacht.“

Bei diesem unverfänglichen Thema konnte Hannah sich so weit entspannen, dass sie über die Anekdote lachte. Warum nur krampfte sich seine Hand plötzlich am Lenkrad?

„Wie ich sehe, hast du deine Geschichten noch nicht vergessen. Wer es einmal war, bleibt wohl sein Leben lang ein Fremdenführer“, plauderte sie leichthin.

„Daran erinnerst du dich?“, fragte er mit ausdruckslosem Gesicht.

„Ich erinnere mich, dass du ein Fremdenführer warst, als wir uns kennenlernten. Dermot erzählte mir später, dass du einer der Leiter des Touristenamtes wurdest, und dass du alles weißt, was wissenswert über Marrakesch ist“, antwortete sie ruhig. Auf irgendeine Weise hatte sie ihn verärgert, und sie schaute sich nach neuem Gesprächsstoff um, damit die Unterhaltung ihren leichten Ton behalten konnte.

„Aber sag mir, warum so viele Polizisten auf den Straßen sind. An jeder Kreuzung steht einer“, fragte sie.

„Der König ist in der Stadt“, antwortete er kurz, während er ein Pferdefuhrwerk überholte. „Die Polizei führt Routinekontrollen durch, damit er sich sicher in der Stadt bewegen kann. Sein Palast liegt im Zentrum.“

Er hupte laut, weil eine Gruppe Kinder mit großen Wasserbottichen auf ihren Köpfen völlig unvorsichtig die Straße betraten. Mit Erstaunen beobachtete sie, dass er ihnen fröhlich zuwinkte, als sie an ihnen vorbeifuhren.

„Der König bleibt bis zum Thronfest in drei Monaten hier“, setzte Khalil seine Erklärungen fort. „Bis dahin wird die ganze Stadt mit grünen und roten Flaggen und Wimpeln gespickt sein. Ein paar Straßenzüge sind schon geschmückt, wie du siehst. Dort drüben siehst du unsere Flagge: ein rotes Feld mit grünem Pentagramm. Du wirst übrigens feststellen, dass unsere Form des Islam hier sehr tolerant ist. Uns sind Freundschaft, Toleranz und Verständnis sehr wichtig.“

Davon hat er bei mir nicht viel gezeigt, dachte sie bitter, unterdrückte jedoch eine scharfe Bemerkung und fragte stattdessen weiter.

„Und die Frauen? Kleiden sich deshalb einige in Djellabas und andere in Jeans und T-Shirts?“

„Die Marokkanerinnen kleiden sich, wie sie selbst und ihre Väter – oder Ehemänner – es für richtig halten.“

„Was so viel heißt wie, dass die Männer entscheiden“, warf sie skeptisch ein.

„Oh nein. Einige Familien, einige Männer, einige Frauen sind liberal eingestellt, und andere sind es nicht. Der persönliche Spielraum ist groß. Und die Frauen haben es in der Hand, ob sie einen Mann heiraten oder nicht und“, fügte er lächelnd hinzu, „wie sie ihn dann beeinflussen. Frauen können da sehr wählerisch sein.“

Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke mit solcher Gewalt, dass ein beißender Schmerz ihre Brust durchbohrte. Sie hatte ihn vor so vielen Jahren kennengelernt, und in der Zwischenzeit konnte vieles geschehen sein.

„Und du? Bist du verheiratet?“, fragte sie mit künstlicher Lässigkeit.

Seine Handknöchel wurden weiß, und er sah starr geradeaus. Seine Anspannung galt jedoch dem lebhaften Straßenverkehr. Mit seiner Antwort ließ er sich Zeit, bis er einem Eselskarren direkt vor ihnen geschickt ausgewichen war. Mit klopfendem Herzen und trockenem Mund wartete sie. Entsetzt und erstaunt musste sie feststellen, wie wichtig ihr diese Frage war. Warum nur war die Vorstellung ihr so schrecklich, eine andere Frau könnte ihn berühren, ihn küssen, seine Zärtlichkeiten ge­nießen?

Sie zwang sich, das Leben auf der Straße angeregt zu betrachten und sich damit von ihren Gefühlen abzulenken.

Sie fuhren jetzt eine elegante, breite Allee entlang, auf der sich Fußgänger in moderner europäischer Kleidung, der eine oder andere Tourist und traditionelle Marokkaner in ihren Kapuzengewändern bunt mischten. Das Leben dort draußen nahm an diesem warmen Nachmittag angenehm langsam seinen Gang. Die Straßencafés waren bis zum letzten Platz besetzt mit lächelnden und entspannten Menschen, genau wie sie es sich vorgestellt hatte. Umso bewusster empfand sie die inzwischen wieder gespannte Atmosphäre im Auto.

„Ich bin nicht verheiratet.“

„Aha, war keine gut genug?“, versuchte sie zu scherzen, die Anspannung der letzten Minuten klang jedoch noch so deutlich im harten Ton ihrer Frage nach, dass sein Gesicht sich verfinsterte. Sie hätte sich selbst ohrfeigen können.

„Verzeih, es sollte ein Scherz sein“, entschuldigte sie sich schnell. „Ich habe ja schließlich auch nicht geheiratet.“

„Aha, keiner gut genug?“, murmelte er.

Sie zuckte zusammen, musste dann jedoch lachen. „Die Runde geht an dich.“

„Ich wusste gar nicht, dass wir miteinander kämpfen.“

„Offenbar können wir nicht anders.“

Seine weißen Zähne blitzten. „Das stimmt. Warum nur?“

Hannah versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. „Eigentlich war ich mehr interessiert daran, ob es hier für einen Mann in deinem Alter nicht ungewöhnlich ist, noch nicht verheiratet zu sein“, fragte sie dann.

Erstaunt zog er die Brauen hoch. „Mit dreißig? Zugegeben, vor noch gar nicht langer Zeit war es üblich, sehr jung zu heiraten. Meine Mutter heiratete das erste Mal mit dreizehn. Ich selbst wurde geboren, kurz nachdem mein Vater starb, und bin das jüngste von sechzehn Kindern.“

„Sechzehn?“ Hannah war schockiert. „Die arme Frau!“

„Eine typisch westliche Reaktion“, spottete er. „Dein Mitgefühl ist überflüssig. Sie war sehr glücklich mit ihrem Leben.“ Sein Gesicht wurde sanft, als er fortfuhr: „Wir lieben Kinder, sie sind für uns ‚die Frucht des Lebens‘.“

Hannah musste ihren Blick schnell von ihm abwenden, denn Männer, die bei dem Gedanken an Kinder weich wurden, rührten an ihr Herz.

„Heute jedoch“, fuhr er fort, „heiraten wir etwa im gleichen Alter wie ihr in England. Ich gelte also noch nicht als hoffnungsloser Junggeselle“, schloss er lächelnd.

„Dabei hat eure Gesellschaft doch sehr strenge Moralvorstellungen“, wandte sie ein. „Ich dachte, sehr junge Ehen seien notwendig, um …“ Sie zögerte.

„Um den unerwünschten Ausbruch unserer leidenschaftlichen Natur zu hemmen, meinst du?“, vollendete er ihre Frage. „Du hast recht, für kräftige junge Männer ist das schon ein Problem. Aber sie werden schon damit fertig.“

Sie errötete unter seinem Blick, mit dem er sie zu bitten schien, wenigstens ihm in seiner Bedrängnis zu helfen.

„Deine speziellen Probleme gehen mich nichts an“, wies sie ihn mit einstudiert wirkender Entrüstung zurück. „Kannst du an gar nichts anderes denken?“

„Nicht in diesem speziellen Augenblick“, gab er fröhlich lachend zu und schenkte ihr einen weiteren begehrlichen Blick. Hannah seufzte übertrieben laut auf.

„Dann versuche es doch wenigstens, und manövriere bitte das Gespräch nicht immer zurück zu deinem Lieblingsthema.“ Sie ignorierte sein leises Lachen und fragte weiter: „Wie würdest du deine Ehefrau behandeln? Müsste sie Djellaba und Schleier tragen?“

„Das käme darauf an“, antwortete er vorsichtig. „Wenn sie so aussähe wie du, würde ich wünschen, dass sie so lebt wie meine Mutter.“

„Du würdest sie mit sechzehn Kindern in Trab halten?“ Über Khalils Mutter wusste sie so gut wie nichts, denn auch Dermot hatte nie von ihr gesprochen.

„Natürlich wünsche ich mir auch Kinder, aber das meinte ich nicht. Ich wollte sagen, dass man eine Erscheinung wie dich hinter Schloss und Riegel halten müsste.“

„Das ist nicht dein Ernst!“, rief sie lachend. „Du redest nur so daher. Dafür wärest du viel zu europäisch, viel zu …“

Ihr Lachen verstummte. Khalil hatte seinen Kopf stolz erhoben, und in seiner hochmütigen Miene sah sie die ganze Arroganz und feurige Wildheit eines Berberstammes. Dermot hatte einmal gesagt, die Berber kleideten sich wie Bettler und schritten wie Könige, sie besäßen den Stolz eines Löwen und die Wildheit eines Tigers.

Sie wurde aus Khalil nicht klug. Oberflächlich betrachtet verführten sein Maßanzug, sein Verhalten – und nicht zu vergessen sein perfektes Englisch – dazu, ihn für vollständig europäisiert zu halten. Da gab es jedoch noch eine geheime, exotische Seite an ihm, die ihren Ursprung in einer Kultur hatte, die sie nicht verstand. Bei ihm gab es so viele verschiedene Facetten, eine solche Tiefe, dass sie den wahren Khalil niemals kennen würde, niemals mit Gewissheit seine wirklichen Gedanken und Einstellungen ergründen könnte. Wie naiv war sie gewesen, als sie glaubte, mit ihm glücklich werden zu können!

„Du solltest schon bei einer Version bleiben“, sagte sie in vorwurfsvollem Ton. „Einmal sprichst du von eurer Toleranz, und im nächsten Augenblick willst du mich glauben machen, deine Frau würde eingesperrt. Wie soll ich denn dabei ein Wort von dir ernst nehmen?“

„Wie ich schon sagte, kommt alles auf die Entscheidung des Einzelnen an. Nimm zum Beispiel meine Mutter. Als Berberfrau lebte sie frei und ohne Beschränkungen in den Bergen. Dann heiratete sie meinen Vater, einen traditionsbewussten Stadtmenschen, auch wenn sie weiterhin in ihrem Dorf wohnten. Seit ihrem Hochzeitstag hat sie nie mehr den Fuß vor die Tür ihres Hauses gesetzt, nicht einmal, als Vater starb. Sie hat das Haus erst verlassen, als sie zu ihrem Begräbnis getragen wurde.“

„Was erzählst du da?“, rief Hannah erstaunt. „Ich weiß doch, dass sie ein zweites Mal heiratete! Wenn sie wirklich niemals ihr Haus verließ, wie konnte sie da Dermot treffen und seine Frau werden? Warum haben sie überhaupt geheiratet? Warum hat er nie von ihr gesprochen?“

„Das sind Angelegenheiten der Familie, die dich nichts angehen“, antwortete er kurz angebunden. „Eine Geliebte zählt nicht zur Familie.“

Hannah wollte zornig auffahren, sie fühlte sich jedoch mittlerweile so fiebrig und matt, dass sie keine Energie mehr hatte, um mit Khalil weiterzustreiten. So sagte sie nur müde:

„Wirst du mir jemals zuhören? Bevor wir mit dem Geschäftlichen beginnen, müssen wir uns aussprechen. Morgen. Ich verlange von dir, dass du dir meine Version der scheußlichen Geschichte anhörst.“

„Ich bin gespannt darauf. Bisher hast du dir nie die Mühe gemacht, eine Erklärung abzugeben, und jetzt plötzlich, wo du einen geschäftlichen Nachteil fürchtest, willst du dich eiligst reinwaschen.“

„Ich will mich nicht reinwaschen!“, protestierte sie.

„Du kannst mir nichts vorspiegeln. Ich bin nicht mit Märchen groß geworden. Meine Kindheit habe ich damit verbracht, Münzen von Touristen aufzusammeln, den ganzen Tag zu laufen, nur um etwas überschüssiges Gemüse auf dem Markt einzutauschen, stundenlang hoch oben am eiskalten Tischka-Pass zu stehen, um den ab und an vorbeikommenden Fremden ein Stück Bergkristall zu verkaufen. Lebenserfahrung, Hannah, damit habe ich später zum richtigen Zeitpunkt und zum richtigen Preis Land gekauft, habe ich Modegeschäfte in Casablanca und Restaurants in allen großen Städten des Landes eröffnet. Ich habe es gelernt, die Menschen einzuschätzen, und ich irre mich nie.“

„In meinem Falle schon“, widersprach sie matt.

Er hatte wirklich einen weiten Weg zurückgelegt. Niemand hatte ihr erzählt, dass er ein so erfolgreicher Mann war.

„Wir werden ja sehen“, sagte er mit skeptischer Stimme. „Aber schau, wir sind am Obstgarten angelangt.“

Müde lehnte sie den Kopf zurück. Für den Moment gab sie sich geschlagen. Es wollte einfach nicht in seinen Schädel gehen, dass ihr moralisch nichts vorzuwerfen war. Aber er sollte nur warten, bis sie wieder bei Kräften war, dann wollte sie den Kampf mit ihm wieder aufnehmen.

Ihre Augen leuchteten etwas auf, als sie von der Hauptstraße in einen unbefestigten Lehmweg einbogen, der sie durch einen kleinen Olivenhain führte. Ein paar Ziegen kreuzten ihren Weg, und nach einer kurzen Strecke hielt Khalil den Wagen an, stieg aus und entlud Hannahs Koffer. Auch sie kletterte mit unsicheren Beinen aus dem Wagen und war sofort umgeben vom Duft warmer Erde und von Vogelgezwitscher. Der festgetretene Lehmpfad führte zu einer hohen Mauer, die einen Garten mit Orangen- und Zitronenbäumen umfriedete. Die runden Baumkronen waren gespickt mit leuchtenden Früchten.

Hannah sog die Luft ein und roch ihren Duft.

„Orangenblüten“, sagte Khalil leise.

„Blüten und Früchte zur gleichen Zeit?“

„Wir Marokkaner lieben es, so viele Sinne wie möglich auf einmal zu erfreuen“, antwortete er mit Glut in den Augen.

„Wunderschön ist es hier.“ Sie wollte ihm einfach nicht erlauben, ihr die Schönheit dieser Umgebung zu verleiden. „Frankie wird vor Neid platzen.“

„Oh ja, das wird er.“

Sie biss sich auf die Lippen und unterdrückte ein Lächeln. Es war ihr also gelungen, ihn in die Irre zu führen.

Wenn sie sich umschaute, sah sie nichts als saftiges Grün, hohe Dattelpalmen und fruchtbare Felder, ganz anders, als sie erwartet hatte.

„Ich bin ganz benommen von so viel Schönheit. Das alles muss eine Fata Morgana sein“, murmelte sie und schloss ihre müden Augen.

Khalil zögerte einen Moment, dann pflückte er einen Blütenzweig, und während er ihn in ihr Haar steckte, streiften seine Finger leicht ihr Ohr, eine zarte Berührung, die sie wie eine Liebkosung empfand. Mit geschlossenen Augen blieb sie bewegungslos stehen.

Einen Augenblick lang war er ihr sehr nah. Zu nah. Ihr Herz schlug heftig und schnell, und sie konnte jeden Atemzug seines überwältigend männlichen Körpers fühlen. Der schwere, süße Duft der Orangenblüten beraubte sie beinahe ihrer Sinne. Fieber ließ ihren ganzen Körper erglühen. War das lediglich die Reaktion auf die Impfungen oder etwas viel, viel Gefährlicheres?

Jetzt beugte er seinen Kopf herunter, und einen Augenblick lang glaubte sie, er wolle sie küssen. Sein Gesicht kam dem ihren atemberaubend nahe, dann hörte sie ihn tief Luft holen.

„Wunderschön“, flüsterte er und entfernte sich etwas, um dann in spöttischem Ton fortzufahren: „Und auf keinen Fall eine Fata Morgana, nicht wahr?“

„Nein, wohl nicht“, stammelte sie unsicher und öffnete dann die Augen. Sein wissendes Lächeln verriet ihr, dass er sich seiner verwünschten Wirkung auf sie durchaus bewusst war. Mit zitternder Hand strich sie über ihre heiße Stirn und suchte verzweifelt nach einem unverfänglichen Thema.

„Gibt es hier in der Nähe einen Fluss, oder hat man ein so gutes Bewässerungssystem gebaut?“, fragte sie schließlich mit hoher, etwas unnatürlich klingender Stimme. Dabei versuchte sie, einen Blick in seine unergründlichen, jetzt sehr ernsten Augen zu vermeiden.

„Ganz Marrakesch ist eine riesige, künstliche Oase“, erklärte er dann. „Im elften Jahrhundert hat man ein System unterirdischer Kanäle gebaut, in dem frisches Wasser aus den Bergen hergeleitet wird, damit die Stadt auch im Sommer nicht austrocknet. Auf den Gipfeln des Hohen Atlas liegt etwa acht Monate im Jahr Schnee. Wenn er schmilzt, fließen Sturzbäche die Täler hinab in die Ebene. Vor nicht langer Zeit haben wir noch katastrophale Überschwemmungen im Frühling erlebt. Wenn du einen Ausflug in die Ausläufer des Gebirges machst, kannst du die Spuren noch sehen.“

„Ich möchte gern hinauffahren“, sagte sie voller Erleichterung, dass er sie nicht mehr mit seiner Sinnlichkeit bedrängte. „Es muss wunderschön sein dort oben.“

„Das ist es. Komm, ich denke, du möchtest vor Einbruch der Dunkelheit das Gepäck in der Wohnung haben.“

„Heißt das, es gibt hier keinen Strom?“, fragte sie besorgt, als sie ihm über einen gepflasterten Fußweg nacheilte.

„Oh doch, es gibt hier elektrisches Licht und auch fließendes Wasser – genau gesagt ein Bad. Sogar Wände und ein Dach. Ich habe alles für dich überprüft. Wir sind überraschend zivilisiert hier draußen in der Wildnis“, schloss er sarkastisch.

„Sei bitte nicht so empfindlich. Ich wusste nur nicht, was mich erwartet.“

Schweigend führte er sie an einer Reihe einstöckiger Gebäude vorbei, vor deren Eingängen Pflanzen in Tontöpfen standen. Die Häuser bildeten einen quadratischen Innenhof, in dem ein herrlich duftender Garten angelegt war mit einer Fülle von gelbem Jasmin, schulterhohen Geranien, Oleanderbüschen, blühenden Mandelbäumen und wuchernden purpurnen Bougainvilleen.

„Oh, Khalil“, rief sie begeistert aus. „Das ist ein Traum!“

Er warf ihr einen zynischen Blick zu und führte sie schlecht gelaunt zu einem schmalen Eingang in der rosaroten Lehmwand, stieß die Tür auf und ließ sie eintreten. Der winzige, gepflasterte Hof war nur mit einer schmiedeeisernen Kuppel überdacht, durch die man den Himmel sehen konnte. Rund um diesen kleinen Hof lagen die schlichten, bis zur halben Höhe in kühlen Blautönen gekachelten Räume. Eine Steintreppe führte hinauf zum Dach.

„Das hier ist ein typisch marokkanisches Haus“, bemerkte Khalil. „Sie sind fast immer um einen zentralen Garten oder Hof herum gebaut und unterscheiden sich eigentlich nur in der Größe. Du wirst genau den gleichen Grundriss im Palastmuseum finden.“

Zufrieden lächelnd erkundete Hannah die einzelnen Räume, gefolgt von Khalil, der den Koffer im Schlafzimmer abgestellt hatte. Erleichtert entdeckte sie ein normales, europäisches Doppelbett mit Steppdecke. Der Wohnraum dagegen war teilweise orientalisch möbliert mit leuchtend bunten Ottomanen, niedrigen Tischchen, marokkanischen Teppichen – und einem Fernseher. In der winzigen Küche war gerade genug Raum für eine kleine Spüle, einen Herd und einen schmalen, hohen Wandschrank, in dem sich stark duftende Gewürze und ein paar Dosen mit Lebensmitteln befanden. Neben dem Herd fand gerade noch ein Stuhl Platz. Das war natürlich primitiv, enthielt jedoch alles, was sie brauchte.

Plötzlich überlief sie ein kalter Schauer. Khalil zeigte ihr gerade ein landesübliches Kochgeschirr und versprach ihr, eines Tages für sie ein marokkanisches Lammgericht zuzubereiten.

„Du?“, lachte sie ungläubig und hielt sich gerade noch am Spülbecken fest, als eine neue Welle von Schwindel sie überflutete.

„Hannah …“

Der besorgte Klang seiner Stimme und seine Hände auf ihren Schultern waren kaum zu ertragen, aber sie musste sich einen Augenblick an ihm festhalten. Die Nähe seines kraftvollen Körpers allerdings ließ ihr noch schwindliger werden, und ihr Herz pochte so rasend schnell, dass sie in Panik geriet.

„Alles in Ordnung“, zwang sie sich zu versichern. „Es ist nur die Reise, und die letzten Tage waren so hektisch. Kaum Zeit, einmal zu sitzen. Oder zu essen.“ Sie lachte matt. Die arg verspätet durchgeführten Impfungen erwähnte sie lieber nicht.

Seine Finger massierten leicht ihre Schultern. Als eine seiner stützenden Hände jedoch ihren schmerzenden Oberarm berührte, zuckte sie zusammen.

„Lass mich in Ruhe!“, fuhr sie ihn an.

„Sachte, sachte!“, beschwichtigte er, trat allerdings zwei Schritte zurück und entfernte sich dann in Richtung Innenhof. „Soll ich dir ein Abendessen bringen lassen?“

Hannah wollte nur endlich allein sein, sich niederlegen und den Fieberanfall hinter sich bringen.

„Nein, danke, ich bin schrecklich müde und etwas gereizt. Ich möchte nur noch auspacken und dann schlafen gehen.“

„Dann komme ich morgen früh gegen zehn Uhr wieder“, meinte er fröhlich. „Ich werde dir den Markt zeigen und dich in die Kunst des Handelns einweihen. Bis morgen also.“

Hannah nahm ihn nur noch durch dichten Nebel wahr, und ihr Kopf drohte vor Schmerz zu zerspringen. Wenn er nur endlich gehen würde!

„Gute Nacht, Khalil“, brachte sie mühsam heraus und wandte sich dann wieder dem Waschbecken zu. Sie hörte, wie er ihr leise eine gute Nacht wünschte und wie seine Schritte sich dann entfernten.

Taumelnd erreichte sie die Außentür, verschloss und verriegelte sie und tastete sich dann an der Mauer des Innenhofes lang zu ihrem Schlafzimmer.

Es fehlte ihr selbst die Energie, ihre Kleider auszuziehen. Vor Khalil das Gesicht zu wahren hatte all ihre Kraft gekostet. Bei dem Versuch, die Jacke des Kostüms abzustreifen, schmerzte ihr Arm so sehr, dass sie aufschrie und sich entschloss, in ihrer leichten Bluse und dem Rock zu Bett zu gehen. Am Morgen, nach einer heißen Dusche, würde sie sich schon besser fühlen.

Mühsam drehte sie sich auf die rechte Seite. Bei allem Schmerz war es ihr eine Genugtuung, jetzt wenigstens zu wissen, dass nicht Khalil ihr Herz zum Rasen und ihren ganzen Körper zum Glühen gebracht hatte, sondern dass daran ihre Impfungen die Schuld trugen.

Gegen ihn bin ich also immun, dachte sie erleichtert.

3. KAPITEL

Es wurde für Hannah eine schreckliche Nacht. Sie konnte kaum schlafen, ihr gesamter Körper schmerzte wie bei einer Grippe, und in ihrem Kopf stach und dröhnte es fürchterlich.

Mitten in der Nacht schleppte sie sich in die kleine Küche, wo sie in einer Flasche etwas algerischen Wein fand. Sie goss ihn in ein Glas und trank es dann in einem Zug leer. Ihre Hände waren jedoch so unsicher, dass sie etwas Wein verschüttete und ihr Rock einen hässlichen Fleck abbekam.

Endlich, gegen Morgen, fiel sie in tiefen Schlaf, aus dem sie von einem heftigen Hämmern an der Eingangstür aufgeweckt wurde. Noch völlig benommen, quälte sie sich aus dem Bett und durchquerte mit unsicheren Schritten den kleinen Innenhof. Der stechende Schmerz in ihrem Kopf hielt unvermindert an.

„Hannah! Hannah! Ist alles in Ordnung?“

„Ach, du lieber Himmel, Khalil!“, rief sie erschrocken aus. „Ich bin noch nicht fertig.“

Sie lehnte sich gegen eine der Wände und versuchte, sich zusammenzunehmen. Gequält stöhnte sie auf.

„Öffne die Tür!“, rief Khalil jetzt im Befehlston. „Es ist schon spät, und ich habe noch andere Verpflichtungen.“

„Dann geh fort“, antwortete sie mit belegter Stimme.

Er ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und fuhr fort, gegen das Tor zu klopfen. Offensichtlich konnte sie ihn nur beruhigen, indem sie ihn hineinließ. Dann konnte er selbst sehen, wie krank sie war, und würde sie bestimmt in Ruhe lassen. Mit Mühe drehte sie den Schlüssel im Schloss.

Die Tür flog auf. Hinter Khalil in seiner wunderschön gewirkten, cremefarbenen Djellaba drängten sich Männer mit neugierigen Gesichtern. Er starrte sie schockiert an. Sie blinzelte verständnislos und befeuchtete ihre spröden Lippen. Die Schaulustigen hinter ihm murmelten leise. Khalils Augen verengten sich, und nach einem weiteren Blick an ihr herunter trat er schnell ein und schlug das Tor hinter sich zu. Hannah zuckte bei dem Knall zusammen.

Allah! Schau dich nur an!“, zischte er. Mit einem Blick entdeckte er die leere Weinflasche neben der Küchentür liegen. „Wie ich sehe, schaust du immer noch gern ins Glas.“

Seine Worte trafen sie wie ein Dolchstoß. Er wusste genau, wie er sie verletzen konnte. Und immer, wenn sie sich völlig hilflos fühlte …

„Bitte, sei still!“, stöhnte sie und hielt sich den schmerzenden Kopf. Wieder überkam sie der Schwindel. Sie lehnte sich an eine Wand und rutschte langsam an ihr hinunter, während Khalil sie mit Abscheu betrachtete.

„Dramatisch bis zum Letzten. Ich sollte dich deinem Leiden überlassen“, grollte er.

„Geh fort“, flüsterte sie matt.

„Um deinen Nachbarn die Freude zu machen, in dir eine Trinkerin zu erkennen?“ Er beugte sich über sie und hob sie hoch. Als seine Hand dabei ihren geschwollenen Arm berührte, schrie sie vor Schmerz leise auf, aber erbarmungslos hielt er sie fest und trug sie ins Schlafzimmer. Voller Verlegenheit fühlte sie seine Hände auf der nackten Haut ihrer Schenkel, dort, wo der Rock hochgeglitten war, aber dann ließ er sie schon ärgerlich aufs Bett fallen und deckte sie wenig liebevoll zu.

„Ich bin nicht betrunken“, beteuerte sie matt.

„Dann ist der Alkoholdunst und der Fleck auf deinem Rock pure Illusion?“, fragte er zynisch. „Schläfst du immer in deinen Kleidern?“

„Nein, nur wenn ich Typhus habe oder Cholera“, sagte sie leise. „Ich habe nur einen Schluck Wein getrunken und etwas davon verschüttet, weil meine Hände so zitterten.“

„Was?“

Mit bösem Gesicht setzte sie hinzu: „Du hast es gehört. Ich bin krank, nicht betrunken. Berühre noch einmal meinen linken Arm, und ich schlage dich zusammen, so schwach ich auch bin.“

„Mein Gott …“

Langsam setzte er sich neben sie auf die Bettkante und hob vorsichtig den linken Ärmel ihrer Bluse hoch, bis er den mit Pflaster befestigten Mulltupfer sah und die stark gerötete, geschwollene Haut rundherum.

„Du dummes –! Warum hast du nicht schon gestern Abend etwas gesagt?“

„Ich wollte nur, dass du gingest, damit ich allein krank sein konnte“, antwortete sie weinerlich.

„Aber warum? Wenn ich nur … Ach, verdammt!“ Er sah sie hilflos an. „Du musst dich furchtbar fühlen“, meinte er dann in teilnahmsvollem Ton, während seinem Gesicht eine Vielzahl widerstreitender Gefühle abzulesen waren.

„Alles tut mir weh, und in meinem Kopf hämmert es wie verrückt. Und mir ist schrecklich heiß.“ Ungeduldig schob sie die Decke fort, aber Khalil zog sie stirnrunzelnd wieder hoch. „Ich sagte, dass mir heiß ist!“, wiederholte sie bissig.

„Das glaube ich dir, deine Bluse ist nur weit offen, und du trägst nichts darunter, nicht wahr? Außerdem ist dein Rock weit hochgerutscht“, bemerkte Khalil sachlich.

„Oh!“ Mit einer Hand fühlte sie verstohlen unter der Decke, wie viel ihres entblößten Körpers er gesehen hatte. Das Blut schoss ihr vor Scham ins Gesicht, und sie errötete noch mehr bei dem Gedanken an eine weitere, größere Demütigung. „Als ich die Tür öffnete …“

Autor

Laura Wright
Laura hat die meiste Zeit ihres Lebens damit verbracht, zu singen, an Tanzturnieren teilzunehmen oder als Schauspielerin zu arbeiten. Erst als sie begann, Romane zu schreiben, hat sie ihre wahre Leidenschaft und Berufung entdeckt!
Geboren und aufgewachsen ist sie in Minneapolis, Minnesota. Danach lebte Laura für einige Zeit in New York,...
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