Julia Gold Band 90

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HOLLY UND DER PLAYBOY-PRINZ von SARAH MORGAN
"Keine Flirts! Prinz Casper ist ein Playboy!" Die Worte ihrer Chefin im Ohr, betritt Holly die VIP-Lounge. Und plötzlich sind alle Ermahnungen vergessen: Wie gefesselt ist Holly von der sinnlichen Ausstrahlung des Aristokraten! Hemmungslos gibt sie sich ihm hin - und flüchtet schuldbewusst. Doch überraschenderweise steht Casper auf einmal vor ihrer Tür …

SINNLICHE NÄCHTE IN PARIS von SANDRA MARTON
Die schöne Layla ist verzweifelt: Ihr Vater will sie zur Ehe mit einem seiner Geschäftspartner zwingen. Da entpuppt sich ausgerechnet Scheich Khalil als Retter in der Not. Kaum hat der Wüstenprinz von Laylas Schicksal erfahren, entführt er sie nach Paris …

DIE BRAUT DES MILLIONÄRS von SARA CRAVEN
"Ich begehre Sie ... ich will, dass Sie meine Frau werden." Schockiert starrt Helen den arroganten Marc Delaroche an. Sein kühl amüsierter Blick lässt keinen Zweifel. Der Millionär will keine Zweckehe. Helen kann ihr Erbe nur retten, wenn sie mit ihm ins Bett geht!


  • Erscheinungstag 10.01.2020
  • Bandnummer 90
  • ISBN / Artikelnummer 9783733715083
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sarah Morgan, Sandra Marton, Sara Craven

JULIA GOLD BAND 90

1. KAPITEL

„Halt den Kopf gesenkt, servier das Essen, und dann geh. Du bleibst nicht länger als unbedingt nötig in der Suite. Keine heimlichen Blicke, keine Gespräche mit dem Prinzen, keine Flirts. Vor allem keine Flirts! Prinz Casper gilt als Playboy. Holly, hörst du mir überhaupt zu?“

Holly tauchte lange genug aus ihren tieftraurigen Gedanken auf, um zu nicken. „Ja“, brachte sie mühsam hervor. „Ich höre dir zu, Sylvia.“

„Und was habe ich gerade gesagt?“

Schlafmangel und permanente Selbstanalyse hatten Hollys Gehirn in einen dumpfen Nebel verwandelt. „Du hast gesagt … Du …“ Ihre Stimme versagte. „Ich weiß es nicht. Tut mir leid.“

Sylvia verzog missbilligend das Gesicht. „Was ist denn nur los mit dir? Normalerweise bist du doch so tüchtig und verlässlich. Deshalb habe ich dich für diesen Job ausgewählt.“

Tüchtig und verlässlich.

Die Beschreibung ließ Holly zusammenzucken.

Noch zwei Schwächen auf der wachsenden Liste, warum Eddie mich verlassen hat!

Sylvia bekam jedoch von der verheerenden Wirkung ihrer Worte nichts mit. „Ich brauche dich ja wohl nicht daran zu erinnern, dass heute der wichtigste Tag meiner Karriere ist: das Catering für ein Mitglied des Königshauses im Twickenham Stadium! Wir befinden uns mitten im Six-Nations-Turnier! Die Augen der Welt sind auf uns gerichtet! Wenn wir den Auftrag richtig ausführen, haben wir es geschafft. Und mehr Arbeit für mich bedeutet mehr Arbeit für dich! Aber dafür musst du deinen Beitrag leisten!“

Eine groß gewachsene, schlanke Kellnerin mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck schlenderte zu ihnen. In den Händen trug sie ein Tablett mit Champagnergläsern. „Jetzt reicht es aber! Ihr Verlobter hat gestern Abend mit ihr Schluss gemacht. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt hier ist. Ich an ihrer Stelle wäre heute Morgen nicht einmal aufgestanden!“

„Eddie hat die Verlobung gelöst?“ Sylvias Blick wanderte zwischen den beiden Frauen hin und her. „Holly, sagt Nicky die Wahrheit? Warum hat er das getan?“

Weil sie zu tüchtig und zuverlässig war. Weil ihre Haare eher die Farbe eines Sonnenuntergangs besaßen, nicht die einer Sonnenblume. Weil sie prüde und verklemmt war. Weil ihr Hintern zu groß war …

Die Länge der Liste ließ pure Verzweiflung in ihr aufsteigen. „Eddie ist zum Marketingdirektor befördert worden. Ich passe nicht zu seinem neuen Image.“ Bislang hatte sie noch keine Träne vergossen, worauf sie ziemlich stolz war. Stolz und ein bisschen verwirrt. Warum hatte sie nicht geweint? Sie liebte Eddie! Immerhin hatten sie Pläne für eine gemeinsame Zukunft geschmiedet. „Der neue Job bringt es mit sich, dass er Kunden und Journalisten treffen muss. Und er fährt jetzt einen Porsche und braucht die passende Frau dazu.“ Sie versuchte, die Sache mit einem schiefen Grinsen und einem Schulterzucken abzutun. „Ich gehöre wohl eher in den familientauglichen Kleinwagen.“

„Du bist viel zu gut für ihn, das bist du“, mischte Nicky sich ein. Die Champagnergläser auf dem Tablett klirrten gefährlich. „Und er ist ein I…“

„Nicky!“ Erschrocken nach Luft ringend, unterbrach Sylvia die Beleidigung. „Vergiss nicht, du bist das Aushängeschild meiner Firma!“

„Wenn das so ist, kannst du demnächst meine Botoxbehandlungen bezahlen. Bei den ganzen Versagern, denen ich jeden Mittag den Lunch serviere, bekomme ich noch richtig tiefe Falten.“ Nickys Augen blitzten auf. „Hollys Ex und sein blondes Flittchen kippen den Champagner hinunter, als sei Eddie Chef in einem multinationalen Konzern, nicht in der örtlichen Filiale vom Pet Palace.“

„Sie ist bei ihm?“ Holly spürte, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. „Dann kann ich nicht nach oben gehen. Ihre Lounge ist gleich neben der Präsidentensuite. Das wäre zu peinlich für alle. Was soll ich nur tun?“

„Such dir einen Ersatz für ihn. Dass wirklich Tolle an unpassenden Männern ist, dass es so viele davon gibt.“ Nicky drückte das Tablett ihrer wütenden Chefin in die Hände und legte einen Arm um Hollys Schultern. „Tief einatmen. Ein … und aus. Sehr gut. Also, du tust jetzt Folgendes: Du gehst erhobenen Hauptes in die Präsidentensuite und küsst diesen ungemein sexy Prinzen. Wenn du dich schon mit einem unpassenden Mann einlässt, dann wenigstens mit einem reichen! Außerdem soll er fantastisch küssen! Los jetzt! Heiße Zungenküsse in Twickenham. Damit würdest du Eddie wirklich schockieren!“

„Den Prinzen würde es auch schockieren.“ Trotz ihrer Traurigkeit musste Holly kichern. Sie entzog sich der Umarmung der Freundin. „Aber ich denke, eine Zurückweisung reicht mir für diese Woche, vielen Dank. Für den Direktor des Pet Palace bin ich nicht blond und dünn genug, also bin ich auch nicht blond und dünn genug, um die Aufmerksamkeit eines Playboy-Prinzen zu erregen.“

Nicky zwinkerte anzüglich. „Mach die oberen Knöpfe deiner Bluse auf, geh in die Suite, und flirte auf Teufel komm raus! Ich an deiner Stelle würde das tun!“

„Glücklicherweise ist sie nicht du!“ Auf Sylvias Wangen zeichnete sich Zornesröte ab. „Und sie wird alle ihre Knöpfe geschlossen lassen! Abgesehen von der Tatsache, dass ich euch nicht fürs Flirten bezahle, nehmen Prinz Caspers romantische Heldentaten allmählich Überhand. Die Anweisungen aus dem Palast waren sehr konkret: keine hübschen Kellnerinnen. Niemand, der ihn ablenken könnte. Vor allem keine Blondinen. Genau aus dem Grund habe ich dich ausgewählt, Holly. Rote Haare und Sommersprossen. Du bist perfekt!“

Holly zuckte zusammen. Perfekt? Perfekt, um mit dem Hintergrund zu verschmelzen!

Sie hob die Hand und berührte ihr widerspenstiges rotes Haar, das sie mit unzähligen Nadeln einigermaßen gezähmt hatte. Sie dachte an die vor ihr liegende Aufgabe, und ihr Selbstvertrauen schrumpfte noch einen Zentimeter. „Sylvia … Ich will das wirklich nicht tun. Die Menschen dort werden alle dünn, blond, reich und selbstsicher sein.“ Alles Eigenschaften, die sie nicht besaß. Mit zitternden Fingern nahm Holly das Tablett aus den Händen ihrer Chefin. „Ich bringe das in die Küche. Nicky kann auf der blaublütigen Party servieren. Ich kann es im Moment nicht ertragen, wenn alle mich ansehen, als ob ich …“

Als ob ich ein Nichts wäre.

„Wenn du deinen Job gut machst, werden sie überhaupt bemerken, dass du da bist.“ Sylvia nahm ihr das Tablett so ruckartig wieder ab, dass die Gläser abermals gefährlich klirrten, und hielt es Nicky hin. „Du bringst die Gläser in die Küche. Holly, wenn du deinen Job behalten willst, machst du dich sofort auf den Weg in die Präsidentensuite. Und keine Dummheiten, hörst du? Außerdem willst du seine Aufmerksamkeit sowieso nicht erregen. Ein Mann in seiner Position interessiert sich bei einer Frau wie dir ohnehin nur für eine Sache.“ Unvermittelt entdeckte sie eine weitere Kellnerin, die sich gerade den Hals verrenkte, um einen besseren Blick auf die sich aufwärmenden Rugbyspieler zu bekommen. Sylvia stöhnte auf. „Nein, nein. Du bist hier, um zu arbeiten, nicht, um Männerbeine zu bewundern.“ Sie ließ Nicky und Holly stehen und eilte zu der anderen Frau hinüber.

„Selbstverständlich sind wir hier, um Männerbeine zu bewundern“, murmelte Nicky. „Was glaubt Sylvia denn, weswegen wir den Job überhaupt angenommen haben? Von den Spielregeln habe ich keine Ahnung, aber ich weiß, dass die Männer atemberaubend gut aussehen. Ich meine, es gibt Männer und es gibt Männer. Und hier haben wir eindeutig Männer, wenn du verstehst!“

Holly hörte gar nicht zu. Sie starrte in die Leere vor sich. Ihr Selbstvertrauen hatte seinen absoluten Tiefpunkt erreicht. „Das Verwunderliche ist nicht, dass Eddie mit mir Schluss gemacht hat“, sagte sie tonlos, „sondern dass er überhaupt etwas mit mir angefangen hat.“

„So darfst du nicht reden! Lass nicht zu, dass du dich seinetwegen schlecht fühlst“, schalt Nicky sie. „Bitte erzähl mir nicht, dass du die ganze Nacht um ihn geweint hast.“

„Seltsamerweise nicht, nein. Ich habe mich auch schon gefragt, warum.“ Holly runzelte die Stirn. „Vielleicht bin ich zu verzweifelt, um zu weinen?“

„Hast du Schokolade gegessen?“

„Natürlich! Nun … Schokoladenkekse. Zählen die auch?“

„Kommt auf die Menge an. Man braucht viele Kekse, um denselben Effekt wie mit Schokolade zu erzielen.“

„Ich habe zwei gegessen.“

„Zwei Kekse?“

Holly errötete. „Zwei Schachteln“, murmelte sie leise und gab dann ein Stöhnen von sich. „Und jetzt hasse ich mich dafür. Aber gestern Abend ging es mir wirklich mies. Außerdem stand ich kurz vorm Verhungern! Eddie hatte mich zum Dinner ausgeführt. Ich nehme an, damit ich ihm nicht vor allen Leuten eine Szene mache, wenn er die Verlobung löst. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, als er eine Vorspeise bestellt hat. Sonst bestellt er nie eine Vorspeise.“

„Ist das nicht mal wieder typisch?“ Verächtlich verzog Nicky den Mund. „In der Nacht, in der er mit dir Schluss macht, erlaubt er dir endlich zu essen, was du willst.“

„Die Vorspeise war für ihn, nicht für mich. Außerdem kann ich vor Eddie sowieso nichts essen. Dass es zwischen uns aus ist, hat er mir zwischen dem gegrillten Fisch und dem Dessert gesagt. Danach hat er mich nach Hause gefahren. Ich habe gewartet und gewartet, aber die Tränen wollten nicht kommen.“

„Das überrascht mich nicht. Wahrscheinlich warst du zu hungrig, als dass dir noch Energie zum Weinen geblieben wäre“, erwiderte Nicky trocken. „Aber dass du Schokoladenplätzchen isst, ist eine gute Nachricht.“

„Sag das mal meinem Rock. Warum besteht Sylvia nur auf diesem Outfit?“ Niedergeschlagen strich Holly den engen schwarzen Rock glatt. „Ich fühle mich, als würde ich ein Korsett tragen. Und er ist viel zu kurz!“

„Darin siehst du sexy wie die Sünde aus. Schokolade zu essen ist der erste Schritt in Richtung Heilung. Diese Stufe hast du erreicht. Als Nächstes musst du den Ring verkaufen!“

„Eigentlich wollte ich ihm den zurückgeben.“

„Zurückgeben? Bist du verrückt geworden? Verkauf ihn, und investier den Erlös in ein Paar hinreißende Schuhe. Dann kannst du auf seiner Erinnerung laufen. Und beim nächsten Mal gib dich mit Sex ohne Gefühle zufrieden.“

Holly lächelte unbehaglich. Nie im Leben hätte sie zugegeben, dass sie mit Eddie gar keinen Sex gehabt hatte. Soweit es ihn anging, war das natürlich ihr größter Fehler. Immer wieder hatte er ihr vorgeworfen, verklemmt zu sein.

Sie unterdrückte den Impuls, hysterisch zu lachen.

Oh ja, ein familientauglicher Kleinwagen mit Zentralverriegelung.

Ob sie wohl weniger verklemmt wäre, wenn ihr Po kleiner wäre?

Vielleicht, aber sie würde es ohnehin nie herausfinden. Das Versprechen, Diät zu halten, hatte sie sich schon oft gegeben. Aber zu hungern versetzte sie immer in missmutige Stimmung.

Wenn sie so weitermachte, würde sie noch als Jungfrau sterben.

Deprimiert von diesem Gedanken schaute Holly in Richtung Suite. „Ich glaube wirklich nicht, dass ich das tun kann.“

„Es lohnt sich auf jeden Fall, einen kleinen Blick auf den verruchten Prinzen zu werfen.“

„Er war nicht immer so. Einmal hat er sich verliebt“, meinte Holly, zumindest kurzfristig von ihren Problemen abgelenkt. „In dieses italienische Supermodel. Sie waren das Traumpaar. Dann sind sie und sein Bruder bei diesem Lawinenunglück ums Leben gekommen. Eine furchtbar traurige Geschichte. Er hat die beiden Menschen verloren, die ihm am Wichtigsten auf der Welt waren. Keine große Überraschung, dass er danach ein bisschen ausgeflippt ist. Er muss am Boden zerstört gewesen sein. Vielleicht braucht er nur jemanden, der ihn liebt.“

Nicky grinste. „Dann geh und liebe ihn. Du kennst doch mein Lieblingssprichwort?“

„Welches?“

„Wenn du die Hitze nicht verträgst …“

„Geh nicht in die Küche?“

Nicky zwinkerte schelmisch. „Zieh deine Kleider aus.“

Casper schlenderte die Stufen von der Suite zu seiner Loge hinunter. Mit ausdrucksloser Miene betrachtete er das imposante Stadion unter ihm. Zweiundachtzigtausend Menschen warteten gespannt auf den Anpfiff.

Es war ein bitterkalter Februartag. Seine Entourage murrte und beschwerte sich lautstark über das britische Wetter.

Casper hörte nicht zu.

Er war es gewöhnt zu frieren.

Er fror seit acht langen Jahren.

Emilio, der Chef seines Sicherheitsteams, beugte sich vor. In der Hand hielt er ein Mobiltelefon. „Savannah für Sie, Euer Hoheit.“

Ohne sich umzudrehen, schüttelte Casper fast unmerklich den Kopf. Emilio zögerte einen Moment, bevor er das Handy ausschaltete.

„Ein weiteres weibliches Herz gebrochen.“ Die zitternde Blondine neben ihm stieß ein ungläubiges Lachen aus. „Du bist kalt wie Eis, Cas. Warum beendest du die Affäre? Savannah ist verrückt nach dir.“

„Genau deshalb beende ich sie.“ Casper beobachtete die Spieler, die sich am Rand des Spielfelds aufwärmten, und ignorierte die sehnsüchtigen Blicke der Blondine.

„Wenn dir die schönsten Frauen der Welt nicht genügen, welche Hoffnung bleibt dann für den Rest von uns?“

Gar keine.

Keine Hoffnung für sie. Keine Hoffnung für ihn. Das Ganze ist doch nur ein Spiel, dachte Casper resigniert. Ein Spiel, das zu spielen er keine Lust mehr hatte.

Sport gehörte zu den wenigen Dingen, die ihm noch Ablenkung boten. Doch bevor das Rugbymatch anfing, kamen erst die gesellschaftlichen Verpflichtungen.

Zwei lange Stunden mit hoffnungsvollen Frauen und höflichen Gesprächen.

Zwei lange Stunden, in denen er absolut gar nichts fühlen würde.

Sein Gesicht erschien auf den überdimensionierten Bildschirmen, die an den beiden Enden des Spielfelds aufgebaut waren. Er betrachtete sich mit distanzierter Neugier, überrascht, wie ruhig er wirkte. Vor allem die Frauen unter den Zuschauern brachen in lauten Jubel aus. Also schenkte er ihnen das erwartete Lächeln und fragte sich unwillkürlich, ob nicht eine von ihnen gerne zu ihm kommen und ihn für die nächsten zwei Stunden ein bisschen ablenken wollte.

Jede wäre geeignet. Es kümmerte ihn nicht wirklich.

Solange sie hinterher nichts von ihm erwartete.

Er schaute über die Schulter zur Suite zurück, in der gleich ein Lunch stattfinden würde. Durch die riesige Fensterfront konnte er sehen, wie eine außergewöhnlich hübsche Kellnerin den gedeckten Tisch begutachtete. Sie bewegte sie Lippen, als ginge sie eine Checkliste durch.

Schweigend musterte Casper sie. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als sie mit ihrer Arbeit innehielt und eine Hand an den Mund hob. Ihre Brust hob und senkte sich, als sie einen tiefen Atemzug tat. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Für jemanden, der bald das Mittagessen servieren würde, war das eine seltsame Körpersprache.

Und dann wurde Casper klar, dass sie versuchte, nicht zu weinen.

Über die Jahre hatte er sich beigebracht, die Anzeichen weiblicher Seelenpein zu lesen, damit er sich rechtzeitig verabschieden konnte.

Mit kalter Faszination sah er zu, wie sie gegen die Tränen ankämpfte.

Sie ist eine Närrin, dachte er, dass sie so tiefe Gefühle überhaupt zulässt.

Unweigerlich breitete sich ein spöttisches Lächeln auf seinen sinnlichen Lippen aus. Hatte er dasselbe nicht auch getan? Damals, mit Anfang zwanzig, als das Leben noch aus unzähligen Möglichkeiten bestand, hatte er da nicht auch naiverweise seinen Emotionen freien Lauf gelassen?

Doch dann hatte er seine Lektion auf eine Weise gelernt, die weitaus effektiver war als jede Stunde, die er mit dem Studium von Verfassungsrecht oder internationaler Geschichte verbracht hatte.

Er hatte gelernt, dass die größte Schwäche eines Mannes seine Gefühle waren. Sie konnten einen Menschen ebenso töten wie die Kugel eines Attentäters.

Also hatte er jede Spur von Gefühlen in sich ausgelöscht und seine Emotionen so tief vergraben, dass er sie selbst nicht wiederfinden konnte.

Und genau so wollte er es.

Ohne jemanden direkt anzusehen, platzierte Holly die Champagner-Himbeer-Torte vor den Prinzen. Das silberne Besteck und die edlen Kristallgläser funkelten auf der weißen Leinendecke, doch das bemerkte sie kaum. In einem Zustand wattiger Betäubung hatte sie den Lunch serviert. Ihre Gedanken kreisten um Eddie, der sich in einer der Nachbarsuiten mit ihrer Nachfolgerin amüsierte.

Holly hatte die Dame nicht gesehen. Bestimmt war sie blond. Und definitiv gehörte sie nicht zu den Menschen, deren bester Freund in einer Krise eine Packung Schokoladenkekse darstellte.

Besaß sie einen Hochschulabschluss? War sie klug?

Plötzlich verschwamm ihre Sicht hinter aufsteigenden Tränen. Heftig blinzelnd, trat Holly unauffällig einen Schritt zurück. Oh Gott, gleich würde sie die Fassung endgültig verlieren. Hier, in der Präsidentensuite, mit dem Prinzen und seinen Gästen als Zeugen.

Um sich zusammenzureißen, richtete sie all ihre Konzentration auf das Dessert in ihrer Hand. Nicky hatte recht. Sie hätte im Bett bleiben sollen, sich unter der Decke verstecken und abwarten, bis sie ihre Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht hatte. Doch sie brauchte den Job so dringend, dass sie sich diesen Luxus nicht leisten konnte.

Das Gelächter der Gäste intensivierte noch ihr Gefühl der Einsamkeit. Sie servierte den letzten Dessertteller und zog sich hastig zurück. Zu ihrem größten Entsetzen lief ihr bereits eine einzelne Träne über die Wange.

Dieser ersten Träne folgten unweigerlich alle andern. Auf einmal war Hollys Kehle wie zugeschnürt. Ihre Augen brannten.

Ihr Instinkt befahl ihr, sich umzudrehen, doch das Protokoll erlaubte es nicht, dem Prinzen den Rücken zuzuwenden. Also blieb sie hilflos stehen, starrte auf den altrosa Teppich mit seinem aus verschlungenen Rugbybällen und Rosen bestehenden Muster und tröstete sich mit dem Wissen, dass niemand Notiz von ihr nehmen würde.

Die meisten Menschen schenkten ihr keinerlei Beachtung, warum sollten sie auch? Sie war die unsichtbare Frau. Sie war die Hand, die den Champagner nachfüllte, oder die Augen, die einen leeren Teller erspähten. Sie war das saubere Zimmer oder der zusätzliche Stuhl. Aber sie war keine Person.

„Hier.“ Eine kräftige Hand drängte in ihr Sichtfeld und reichte ihr ein Taschentuch. „Schnäuzen.“

Ein verlegener Laut entrang sich Hollys Kehle. Sie hob den Kopf. Ihr Blick traf auf düstere und nachdenkliche Augen, dunkel wie der Nachthimmel im Winter.

Dann passierte etwas Seltsames.

Die Zeit schien stillzustehen.

Die Tränen versiegten. Ihr Herzschlag setzte aus.

Es war, als bildeten ihr Körper und ihr Geist nicht länger eine Einheit. Einen winzigen Moment vergaß sie, dass sie sich gerade wahrscheinlich sehr lächerlich machte. Sie vergaß Eddie und sein blondes Flittchen. Sie vergaß sogar die anderen Gäste.

Das Einzige, was jetzt noch in ihrer Welt existierte, war dieser Mann.

Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Und die Bedeutung dieser Geste entfachte in ihrem Körper eine heiß lodernde Flamme. Ihre Lippen begannen zu prickeln, und ihr Herzschlag setzte endlich wieder ein.

„Euer Hoheit.“ Musste sie jetzt eigentlich einen Knicks machen? Sein unverschämt gutes Aussehen hatte sie das gesamte Protokoll vergessen lassen. Was sollte sie nur tun?

Die Ungerechtigkeit der Situation empfand sie wie einen Schlag ins Gesicht. Das einzige Mal, dass sie tatsächlich nicht beachtet werden wollte, wurde sie prompt bemerkt!

Von Prinz Casper von Santallia.

Erschrocken schaute sie auf das Taschentuch in ihrer Hand. Damit war klar, er wusste über ihren Zustand Bescheid. Verstecken war unmöglich.

„Atmen“, befahl er mit sanfter Stimme. „Ganz langsam.“

Erst jetzt fiel ihr auf, dass er sich direkt vor sie gestellt hatte. Mit seinen breiten Schultern schirmte er sie gegen die Blicke der übrigen Gäste ab. Niemand konnte ihre Tränen sehen.

Das Problem war nur, dass sie gar nicht mehr wusste, weswegen sie überhaupt weinte. Ein knisternder Blick aus diesen dunklen Augen reichte, um alle Gedanken auszulöschen.

Peinlich berührt, allerdings gleichzeitig auch glücklich, einen Moment geschenkt zu bekommen, in dem sie sich sammeln konnte, nahm Holly das Taschentuch und schnäuzte, wie befohlen, die Nase. Dann jedoch wurde ihr klar, dass sie sich gerade ein neues Problem eingehandelt hatte.

Er würde sich über sie beschweren. Und wer könnte ihm das verdenken? Sie hätte mehr lächeln sollen. Sie hätte aufmerksamer sein sollen, als die gelangweilt dreinschauende Blondine neben ihm gefragt hatte, ob der Ziegenkäse auf einem Biohof hergestellt wurde.

Er würde dafür sorgen, dass Sylvia sie feuerte.

„Vielen Dank, Euer Hoheit“, murmelte sie und steckte das Tüchlein in die Tasche. „Es geht mir gut. Bitte, kein Mitleid.“

„Mitleid ist sowieso nicht meine Sache.“ Seine Augen funkelten spöttisch. „Es sei denn, es handelt sich um Sex aus Mitleid.“

Holly war zu sehr damit beschäftigt, die Tränen zurückzuhalten, um sich über seinen Kommentar zu entrüsten. Sie tat einen weiteren tiefen Atemzug. Doch diesmal vermochte die weiße Bluse dem Druck nicht standzuhalten. Zwei Knöpfe sprangen auf. Mit einem ungläubigen Laut auf den Lippen erstarrte Holly. Als hätte sie sich vor dem Prinzen nicht schon genug in Verlegenheit gebracht, würde sie ihm gleich auch noch ihren Spitzen-BH präsentieren! Was jetzt? Sollte sie riskieren, seine Aufmerksamkeit überhaupt erst auf das Malheur zu lenken, wenn sie die Knöpfe wieder schloss? Oder hoffen, er habe es nicht bemerkt?

„Ich werde mich über Sie beschweren müssen“, fuhr er fort. Hollys Knie wurden weich.

„Ja, Euer Hoheit.“

„Eine sexy Kellnerin in hauchzarten schwarzen Strümpfen und Spitzenunterwäsche wirkt äußerst ablenkend.“ Er ließ seinen Blick zu ihrem Dekolleté wandern. „Sie machen es mir unmöglich, mich auf die langweilige Blondine zu konzentrieren.“

Gewappnet auf eine gänzlich andere Anschuldigung, lachte Holly erstickt auf. „Soll das ein Scherz sein?“

„Über Fantasien scherze ich nie“, erwiderte er. „Vor allem nicht über erotische.“

Er hielt seine Tischnachbarin für langweilig?

„Sie haben erotische Fantasien?“

„Können Sie mir das verübeln?“ Der bewundernde Ausdruck in seinen Augen stand in so krassem Widerspruch zu ihrer eigenen Wahrnehmung, dass Holly ihn nur verwundert anstarren konnte. Dann wurde ihr klar, dass er selbstverständlich einen Witz gemacht haben musste – schließlich war sie überhaupt nicht sexy.

„Es ist nicht fair, sich über mich lustig zu machen, Euer Hoheit.“

„Sie brauchen mich nur beim ersten Mal mit Hoheit anzureden. Danach reicht ein einfaches Sir.“ Belustigt ließ er seinen Blick von ihren Brüsten zu ihrem Mund wandern. „Und ich glaube, es sind eher Sie, die sich über mich amüsieren.“ Jetzt betrachtete er sie mit jener unverhohlenen Begeisterung, die Männer nur für außergewöhnlich schöne Frauen reserviert hatten.

Doch Holly war nicht schön. Das wusste sie. „Sie haben Ihr Dessert noch nicht angerührt, Sir.“

Der Prinz lächelte verführerisch. „Ich denke, es steht direkt vor mir.“

Oh Gott! Er flirtete wirklich mit ihr.

Hollys Beine begannen zu zittern, weil er so … so atemberaubend attraktiv aussah. Zudem ließ sie sein Blick sich wie ein Supermodel fühlen. Ihr entwurzeltes Selbstvertrauen blühte auf wie eine vergesse Blume, die endlich den ersehnten Regen abbekam. Dieser unglaublich gut aussehende Mann, dieser charmante, reiche Prinz, der jede Frau auf der Welt haben konnte, hielt sie für so attraktiv, dass er mit ihr flirten wollte.

„Cas“, meldete sich eine nörgelnde Frauenstimme hinter ihnen. „Komm her und setz dich.“

Er wandte sich nicht einmal um.

Die Tatsache, dass er seine Aufmerksamkeit nicht von ihr abwenden wollte oder konnte, steigerte ihr Selbstvertrauen noch weiter. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Wie, fragte Holly sich, hatten sich die Tränen in so kurzer Zeit in erotische Spannung verwandeln können?

Es lag an ihm.

Er war einfach überwältigend.

Und weit außerhalb ihrer Liga.

Flirten war eine Sache, aber hinter ihm saßen Gästen, auffallend hübsche Frauen, die um sein Interesse wetteiferten.

„Man wartet auf Sie, Sir.“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue bedeutete er ihr, dass er keine Ahnung hatte, auf welches Problem sie ihn hinwies. Holly lächelte schwach. Er war der herrschende Prinz. Menschen gehorchten seinen Befehlen.

Mit brennenden Wangen räusperte sie sich. „Ihre Gäste werden sich fragen, was Sie hier machen.“

„Und das spielt eine Rolle, weil …?“

„Nun … weil Menschen normalerweise wichtig ist, was andere von ihnen denken.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„Ist Ihnen wichtig, was andere Menschen von Ihnen denken?“

„Ich bin eine Kellnerin“, entgegnete Holly trocken. „Es muss mir wichtig sein. Sonst bekomme ich keine Trinkgelder … Und dann habe ich nichts zu essen.“

Der Prinz zuckte die Schultern. „Na, schön. Werden wir die anderen los. Was sie nicht sehen, können sie nicht beurteilen.“ Er nickte den muskulösen Männern zu, die neben der Tür Aufstellung genommen hatten. Der schweigende Befehl reichte offenbar aus, um ihm sofortige Privatsphäre zu garantieren.

Das Sicherheitsteam erledigte seinen Job sehr effizient, binnen weniger Minuten hatten alle Gäste die Suite verlassen. Die Männer verabschiedeten sich mit wissenden Blicken, die Frauen schmollend.

Ungemein beeindruckt von dieser Autorität, fragte Holly sich unwillkürlich, wie es wohl sein musste, so viel Macht zu besitzen, dass man ein Zimmer nur mit einem Blick leeren konnte. Und wie mochte es sich erst anfühlen, sich seiner selbst so sicher zu sein, dass einem völlig gleichgültig war, was andere Menschen von einem dachten?

Erst als sich die Tür hinter dem letzten Gast schloss, wurde ihr bewusst, dass sie jetzt ganz alleine mit dem Prinzen war.

Ein ungläubiges Lachen entrang sich ihrer Kehle.

Gerade hatte er die schönsten und bezauberndsten Frauen fortgeschickt, wegen … ihr?

Casper drehte sich wieder zu ihr um, ein dunkles und gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. „So.“ Seine Stimme klang ganz sanft. „Nun sind wir allein. Wie, schlägst du vor, sollen wir uns die Zeit vertreiben?“

2. KAPITEL

Holly verspürte ein flaues Gefühl im Magen. „Danke, dass Sie mich aus dieser peinlichen Situation gerettet haben“, murmelte sie atemlos und suchte verzweifelt nach einer witzigen Bemerkung. Vergeblich. Sie hatte keine Ahnung, wie sie einen Prinzen unterhalten sollte. „Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was Sie jetzt von mir denken müssen.“

„Ich verstehe nicht, wieso dir die Meinung anderer so wichtig ist“, erwiderte er. „Und ich bin im Moment ohnehin nicht fähig zu denken. Schließlich bin ich auch nur ein Mann. Und jede meiner Gehirnzellen ist mit deinem entzückenden Körper beschäftigt.“

Holly stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Keuchen und Lachen angesiedelt war. Ungläubig, verlegen, aber überaus geschmeichelt, strich sie mit den Händen ihren Rock glatt und blickte zur Tür. „Diese Frauen waren wunderschön.“

„Diese Frauen verbringen acht Stunden am Tag damit, sich um ihr Äußeres zu kümmern. Das ist keine Schönheit … Das ist Besessenheit.“ Er ergriff ihre Hand und verschränkte die Finger mit ihren.

Jetzt flatterten tausend Schmetterlinge in ihrem Magen mit den Flügeln. „Das sollten wir gar nicht tun. Man hat mir diesen Job gegeben, weil ich nicht Ihr Typ bin.“

„Großer Fehler von denen.“

„Man hat mir gesagt, Sie bevorzugen Blondinen.“

„Ich glaube, es hat gerade einen Wechsel in Richtung Rothaarige gegeben.“ Mit einem verführerischen Lächeln hob er die andere Hand und spielte mit einer Strähne, die dem strengen Zopf entkommen war. „Dein Haar erinnert mich an die Farben eines östlichen Bazars … Zimt und Gold. Erzähl mir, warum du geweint hast.“

In Hollys Kopf wirbelten die Gedanken. Für kurze Zeit hatte sie Eddie tatsächlich völlig vergessen. Wenn sie dem Prinzen erzählte, dass ihr Freund sie verlassen hatte, würde sie das in seinen Augen weniger attraktiv erscheinen lassen?

„Ich …“

„Bei näherem Nachdenken, sag es mir nicht“, unterbrach er sie, hob ihre Hand und suchte nach einem Ring an ihrem Finger. „Single?“

Irgendetwas war da in seinem Tonfall, doch Holly war viel zu verwirrt, um es genau benennen zu können. Sie nickte. „Oh ja, absoluter Single“, entfuhr es ihr.

Bevor sie Casper zurückhalten konnte, hatte er die Spange an ihrem Hinterkopf gelöst, sodass sie Haare nun lockig um ihre Schultern fielen. „Das ist viel besser.“ Er nahm ihre Handgelenke und legte ihre Arme um seinen Nacken. Dann fuhr er mit den Händen über ihren Rücken bis zu ihrem Po.

„Oh.“ Entsetzt, dass er sich ausgerechnet ihrem schlimmsten Körperteil widmen musste, stöhnte Holly auf und rang mit dem Impuls, sich ihm zu entziehen. Doch für Ausweichmanöver war es längst zu spät. Dank seiner tastenden Hände war er mittlerweile mit ihren Kurven sehr vertraut.

Dio, du besitzt wirklich einen fantastischen Körper“, murmelte er und presste Holly gegen seine muskulösen Beine.

Er hielt sie für fantastisch?

Im direkten Kontakt mit dem physischen Beweis seiner Erregung, blieb Holly keine Zeit, sich über die Behauptung zu freuen, weil er nun den Kopf neigte und seine Lippen stürmisch auf ihre presste.

So musste es sich anfühlen, wenn man vom Blitz getroffen wurde. Ihr Körper erbebte. In ihrem Kopf drehte sich alles, ihre Knie begannen zu zittern, und ihr Versuch, Atem zu schöpfen, hatte nur zu Folge, dass er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ. Niemals in ihrem Leben hatte ein Kuss solche Gefühle in ihr ausgelöst. Sie umklammerte seine Schultern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Lustvoll stöhnte Holly auf, als er seine Hände unter ihren Rock schob. Sie fühlten sich warm auf ihrer nackten Haut oberhalb der Strümpfe an. Dann drängte Casper sie rückwärts gegen die Tischkante. Der leidenschaftliche Tanz ihrer Zungen ließ eine Stichflamme in ihr auflodern, deren heißester Punkt tief in ihrem Inneren verborgen lag.

Er küsste sie, als hätte er nur noch wenige Augenblicke zu leben … als könne er nicht anders! Wie Adrenalin durchströmte sie das unglaublich berauschende Gefühl, unwiderstehlich zu sein.

Zu schnell, dachte sie unbestimmt, alles geschieht zu schnell. Noch während ein Teil von ihr die Geschwindigkeit der Ereignisse missbilligend zu analysieren versuchte, erwiderte ein anderer Teil die Liebkosungen mit derselben Leidenschaft. Ihre üblichen Unsicherheiten und Hemmungen waren im erotischen Prickeln längst untergegangen.

Wenn Eddie sie geküsst hatte, war sie mit ihren Gedanken oft woanders gewesen. Manchmal hatte sie sich dabei ertappt, das Essen zu planen und die Einkaufsliste zu erstellen. Aber bei Casper gab es nur noch eine Gedanken in ihrem Kopf: Bitte, lass ihn nicht aufhören.

Doch sie musste aufhören, oder nicht?

Solche Sachen machte sie nicht.

Was, wenn jemand in den Raum käme?

Mit letzter Kraft wand Holly sich aus seiner Umarmung, um über die Geschehnisse nachzudenken. Doch ihre guten Absichten waren zum Scheitern verurteilt, sobald sie in Caspers markantes Gesicht blickte. Ihre Entschlossenheit schmolz dahin, als er ihr tief in die Augen schaute. Oh mein Gott … Wie könnte eine Frau zu einem Mann wie ihm Nein sagen? Und als sei seine überwältigende männliche Präsenz nicht genug, war der Blick, mit dem er sie jetzt bedachte, das unverschämteste Kompliment, das sie je bekommen hatte.

„Du starrst mich an“, flüsterte sie, woraufhin er schelmisch lächelte.

„Wenn du nicht willst, dass Männer dich anstarren, solltest du im Haus bleiben.“

Holly kicherte. „Ich bin in einem Haus.“

„Stimmt. In diesem Fall sehe ich keine andere Lösung. Du wirst dich wohl mit meinem Starren abfinden müssen, tesoro.“

„Du sprichst Italienisch?“

„Ich spreche jede Sprache, mit deren Hilfe ich meine Ziele erreichen kann“, raunte er.

Wieder lachte Holly auf, weil er so unerhört selbstsicher war und ihr das Gefühl vermittelte, wunderschön zu sein.

Plötzlich kam sie sich sehr weiblich und begehrenswert vor. Die Tatsache, dass dieser atemberaubend gut aussehende Mann sie so ansah, verlieh ihrem gebrochenen Herzen Flügel. Ihr Selbstvertrauen erwachte zu neuem Leben.

Na schön, dann war sie eben nicht Eddies Typ.

Aber dieser Mann – dieser unvergleichlich attraktive Prinz, der aus den schönsten Frauen der Welt auswählen konnte – fand sie unwiderstehlich.

„Du starrst mich auch an“, meinte er amüsiert und fuhr mit den Händen durch ihr glänzendes Haar. „Vielleicht sollten wir beide unsere Augen schließen, damit wir durch den jeweiligen Anblick von dem abgelenkt werden, was wir tun.“

„Was tun wir denn?“ Ganz schwach vor Verlangen, brachte Holly die Worte kaum über die Lippen. Sein Lächeln wurde intensiver, als er den Kopf neigte.

„Ich denke, man nennt es für den Moment leben. Und dich zu küssen ist das Beste, was mir seit langer Zeit passiert ist“, sagte er mit samtiger Stimme. Sein Mund war nur noch Zentimeter von ihrem entfernt.

Voller Vorfreude erwartete Holly seinen Kuss, doch er schien es nicht eilig zu haben. Unwillkürlich öffnete sie die Lippen ein wenig. Hoffentlich verstand er diesen subtilen Hinweis.

Warum, um alles in der Welt, hatte sie ihn unterbrochen?

Sie machte ein frustriertes Geräusch und schaute ihm in die Augen. Erst jetzt erkannte sie, dass er sie nur hatte aufziehen wollen.

„Das ist nicht fair, Euer Hoheit.“ Doch auch sie musste lachen.

„Ich bin nicht nett“, murmelte er. „Definitiv nicht nett.“

„Das kümmert mich nicht … Bitte!“ Ein Zittern durchlief ihren Körper. „Küss mich.“

Casper schenkte ihr ein triumphierendes Lächeln und dann, endlich, küsste er sie.

Ihre Sinne vermochten die unglaublichen Eindrücke kaum zu verarbeiten, ihr Puls geriet außer Kontrolle. Sie schlang die Arme fester um Caspers Nacken und spürte, wie eine Veränderung in ihm vorging. Der anfangs noch spielerische Kuss bekam eine ernsthaftere Note. Das war ein Flirt mehr, kein Spiel, in dem ein Junge ein unschuldiges Mädchen küsst.

Prinz Casper verfügte über jede Menge sexueller Erfahrung. Er war ein Mann, der wusste, was er wollte, und das Selbstbewusstsein besaß, es sich zu nehmen.

„Vielleicht sollten wir das Ganze etwas langsamer angehen“, flüsterte sie.

„Langsam gefällt mir“, erwiderte er, während er mit den Händen ihren Po streichelte. „Ich mag es, jede deiner wundervollen Kurven zu entdecken. Außerdem hat das Match noch nicht angefangen. Warum also die Dinge überstürzen?“

„Das war nicht ganz, was ich meinte … Oh!“ Ihr Kopf sank in den Nacken, als er einen sinnlichen Pfad ihren Hals entlang küsste. „Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du das tust und …“

„Konzentrier dich auf mich“, riet er. „Du zitterst ja. Bist du nervös?“

Starr vor Schreck. Überwältigt. Schwach vor Verlangen.

„Ich … Ich habe das noch nie vorher gemacht.“ Ihr geflüstertes Geständnis ließ ihn innehalten.

„Was genau“, fragte er vorsichtig, „hast du noch nicht gemacht?“

Holly schluckte.

Oh Gott, er wird gehen. Wenn ich ihm die Wahrheit sage, wird dieser erfahrene, weltgewandte, sexy Mann mich verlassen und ich werde es mein Leben lang bereuen!

Wollte sie das wirklich zulassen?

Ohne sich mit weiteren Fragen zu quälen, schlang Holly ihre Arme wieder um seinen Nacken. Sie hatte keine Ahnung, was hier passierte. Sie wusste nur, sie wollte nicht, dass es aufhörte. „Ich meine, ich habe das noch nie an einem öffentlichen Ort gemacht.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Wir sind allein.“

„Aber jemand könnte hereinkommen.“ Sie wünschte, er würde sie wieder küssen. Würde er sie für dreist halten, wenn sie ihn küsste? „Was würde dann passieren?“

„Ich würde ihn festnehmen lassen“, erwiderte er trocken. „Und ins Gefängnis werfen lassen.“

„Oh!“ Die plötzliche Erkenntnis, mit wem sie es hier eigentlich zu tun hatte, versetzte sie in Angst. Bitte, bitte, küss mich wieder! Denn wenn er sie küsste, vergaß sie, dass er ein Prinz war. Sie vergaß einfach alles.

Er lachte leise. „Du redest zu viel, weißt du das? Also, was nun? Ja oder nein?“ Er strich eine vorwitzige rote Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück. Die bedeutungsvolle Berührung reichte aus, um ihr Herz zum Rasen zu bringen.

Er gab ihr die Wahl.

Er sagte ihr, wenn er sie wieder küsste, würde er nicht aufhören können.

„Ja“, wisperte sie. Holly ahnte, dass es letztendlich einen Preis gab, den sie würde zahlen müssen. Doch im Augenblick war sie dazu mehr als bereit. „Oh ja.“

Falls sie geglaubt hatte, ihre zaghafte Ermutigung würde mit einem weiteren stürmischen Kuss belohnt, so wurde sie enttäuscht.

„Wenn du die Sache langsam angehen willst“, murmelte er nämlich, „könnte ich immer noch zuerst mein Dessert essen, das auf dem Tisch auf mich wartet.“

Holly wollte schon protestieren, da sah sie in seinen Augen das unverkennbar schelmische Funkeln. „Du machst dich wieder über mich lustig.“

„Du hast mich gebeten, es langsam anzugehen, tesoro.“

Auf einmal fiel ihr das Atmen schwer. „Darüber habe ich meine Meinung gründlich geändert.“

„Warum sagst du mir dann nicht, was du willst?“ Er lächelte sein sexy Lächeln, das ihr Inneres zum Schmelzen brachte.

„Ich will, dass du mich wieder küsst!“ Und nie wieder aufhörst.

„Wirklich?“ Er neigte den Kopf. Unverschämt lange Wimpern überschatteten seine ausdruckstarken Augen. „Du darfst mir keine Befehle erteilen.“

„Wirst du mich auch festnehmen lassen?“

„Ein interessanter Gedanke … Ich könnte dich in Handschellen an mein Bett ketten, bis ich mich mit dir langweile.“

Ihr letzter zusammenhängender Gedanke, bevor er sie hochhob, lautete: Bitte, lass ihn sich niemals mit mir langweilen! Unwillkürlich legte sie die Beine um seine Hüften. Leise klirrte edles Porzellan, als er sie auf dem Tisch absetzte. Doch erst als sie das kühle Metall eines Reißverschlusses an der weichen Innenseite ihrer Oberschenkel spürte, wurde ihr klar, dass er es irgendwie geschafft haben musste, auch noch ihren Rock nach oben zu schieben.

Verschämt griff sie nach dem Saum des Rockes, aber er hielt sie zurück.

„Ich liebe diese Strümpfe“, stöhnte er auf. In seinen dunklen Augen schimmerte erotisches Verlangen, während er seinen Blick über den schwarzen Strapsgürtel aus feiner Spitze und den schmalen Streifen heller Haut ihrer Beine streifen ließ.

Beine, die definitiv nicht mager waren.

Die zarten Schösslinge ihres neu erwachten Selbstbewusstseins starben unter seiner eindringlichen Musterung. Wieder zupfte Holly am Rocksaum. „Sylvia besteht auf dieses Outfit“, murmelte sie. „Meinst du, du könntest aufhören, mich so anzusehen?“

„Nein, kann ich nicht“, versicherte er ihr lachend, zog jedoch seine Hände unter ihrem Po hervor und griff nach ihren Handgelenken, die er abermals um seinen Nacken legte. „Und jetzt atme tief ein.“

„Warum?“

Wieder blitzte sein übermütiges Grinsen auf. „Weil ich möchte, dass du noch ein paar Knöpfe öffnest, ohne dass ich meine Hände benutzen muss. Ich will nämlich deinen Po nicht so oft loslassen.“

Hypersensibel, was dieses bestimmte Körperteil anging, versteifte Holly sich, entspannte sich jedoch gleich darauf wieder, weil ihr unmöglich das offensichtliche Vergnügen entgehen konnte, mit dem er ihren Körper erkundete. „Du magst meinen Po?“

„Ich könnte dich mit Haut und Haaren verschlingen. Was ist dein Geheimnis? Sport? Schönheitsoperationen?“ Er umfasste ihre Taille und zog Holly an sich, sodass sie seine erregte Männlichkeit spüren musste. „Wie hast du das gemacht?“

„Zu viele Kekse gegessen“, entgegnete sie wahrheitsgemäß.

„Ich mag deinen Sinn für Humor“, sagte er lachend. „Und von nun an werde ich dir jeden Tag eine Schachtel Kekse schicken.“

Damit küsste er sie wieder so stürmisch und leidenschaftlich, dass Holly glaubte, tausend farbige Funken explodierten in ihrem Kopf. Plötzlich spürte sie, wie ihre Bluse beiseite glitt und ihr BH hinuntergeschoben wurde.

„Gehören die auch zu den Ergebnissen dieser fabelhaften Keks-Diät?“ Ein bewunderndes Schimmern trat in seine Augen, als er seine Aufmerksamkeit von ihrem Po zu ihren Brüsten verlagerte. „Dio, du bist so fantastisch, dass ich an nichts anderes denke, wenn ich mit dir zusammen bin.“

Etwas an dieser Bemerkung durchdrang den erotischen Nebel, der sich um ihr Gehirn gelegt hatte. Aber bevor sie seine Worte noch richtig begreifen konnte, fuhr er mit einem Finger über ihre hart aufgerichtete Knospe. Wogen der Lust breiteten sich in ihr aus. Schließlich neigte er den Kopf und verwöhnte die Brustspitze mit dem Mund.

Hollys Kopf fiel in den Nacken. Auf einer vagen, unbewussten Ebene war ihr klar, dass sie jede Kontrolle über sich verloren hatte, doch das kümmerte sie nicht.

Der sehnsuchtsvolle Schmerz in ihrem Inneren nahm unerträgliche Ausmaße an. Instinktiv drängte sie sich gegen Casper. Um die lodernde Hitze zu besänftigen, die von ihr Besitz ergriffen hatte, fuhr sie mit ihren Fingernägeln hart über seine Schultern.

„Bitte … oh bitte.“

„Mit Vergnügen!“ Seine Augen glichen zwei Schlitzen aus Feuer. Er drückte sie mit dem Rücken auf die Tischplatte und schob sich mit dem Oberkörper auf sie.

Holly gab einen lustvollen Laut von sich, den er mit einem sinnlichen Kuss erstickte.

„Du bist das Köstlichste, was jemals für mich gedeckt wurde, meine verführerische Kellnerin“, murmelte er, während er seine talentierten Finger in südlichere Regionen wandern ließ.

„Nimmst du die Pille?“ Die leise Frage erreichte Holly nicht. Stattdessen verschränkte sie die Beine hinter seinem Rücken und zog Casper enger an sich.

Wieder küsste er sie hart und leidenschaftlich, dann umfasste er ihre Hüften, veränderte ihre Position auf dem Tisch ein wenig und drang mit einem einzigen tiefen Stoß in sie ein, der ihn ungläubig aufstöhnen und Holly erschrocken nach Luft ringen ließ.

Die lustvolle Ekstase verwandelte sich in einen scharfen Schmerz. Holly schrie auf, woraufhin Casper sofort innehielt.

Holly grub ihre Fingernägel noch fester in seine Schultern. Unvermittelt jedoch verschwand der Schmerz und zurück blieben nur Verlangen und Sehnsucht. Ein dunkles, verbotenes Vergnügen bemächtigte sich ihrer und offenbarte ihr eine völlig neue Welt. Vorsichtig hob sie ihre Hüften.

Casper zögerte einen winzigen Moment, dann tauchte er wieder in sie ein. Dieses Mal viel zärtlicher. Ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden, zeigte er ihr eine Sinnlichkeit, die ihr gänzlich unbekannt war. Nie hätte sie sich solch großartige Empfindungen vorstellen können. Empfindungen, die jedes Denken unmöglich machten.

Dank seiner erfahrenen Bewegungen raste sie auf einen Höhepunkt zu, der sie in ein Universum aus explodierenden Farben schleuderte. Casper dämpfte ihr leises Stöhnen mit sanften Küssen und erreichte seine eigene Erfüllung mit einem triumphierenden Aufschrei.

Nur langsam kehrte Holly auf die Erde zurück. Und erst allmählich drangen ihre keuchenden Atemzüge und das laute Pochen ihres Herzens in ihr Bewusstsein.

War das wirklich gerade passiert?

Überwältigt von einem Gefühl, das sie nicht benennen konnte, hob sie eine Hand und streichelte über seinen Kopf, um zu überprüfen, ob er real war.

Unvermittelt spürte sie, wie sein Körper sich versteifte und Casper scharf Luft holte. Dann hob er den Kopf und schaute ihr in die Augen.

Für Holly war es der intimste Moment ihres Lebens. Und als er zu sprechen anfing, wurde ihr ganz warm ums Herz.

„Das Spiel hat angefangen“, meinte er. „Und dank dir habe ich den Anstoß verpasst.“

Mit dem Rücken zu der Kellnerin starrte Casper blickleer durch das Fenster der Präsidentensuite auf das Stadion hinunter. Er kämpfte mit sich, nach dieser unzweifelhaft berauschendsten sexuellen Erfahrung seines Lebens zumindest einen kleinen Teil Selbstkontrolle zurückzugewinnen.

Unten auf dem Spielfeld war England gerade in Ballbesitz, aber zum ersten Mal in seinem Leben saß er nicht auf dem Sitz in seiner Loge, um das Match anzusehen.

Noch eine Tatsache, die er nicht verstand.

Was, zur Hölle, ging hier vor?

Warum eilte er nicht mit großen Schritten zu seinem Platz?

Und seit wann hatte er leidenschaftlichen Sex mit einer unschuldigen Frau auf einem Tisch?

Unschuldig.

Erst jetzt begriff er all die Zeichen, die von Anfang an da gewesen war. Er hatte sie übersehen. Oder ignoriert?

Was auch immer zutraf, so war er sich der Ironie der Situation vollkommen bewusst.

Mit den schönsten und weltgewandtesten Frauen der Welt hatte er sich in Affären gestürzt, doch bei keiner von ihnen hatte er sich so gefühlt wie bei ihr.

Es war vielleicht das erste Mal, dass er tatsächlich unkomplizierten Sex ohne Hintergedanken genießen durfte. Sex, der von gegenseitiger Lust, nicht von menschlichen Ambitionen bestimmt war.

Ja, die Kellnerin wusste, dass er ein Prinz war.

Aber er verfügte über genug Erfahrung, um zu erkennen, dass sie ihn als Mann begehrt hatte.

Das Rascheln von Stoff verriet ihm, dass sie sich wieder anzog. Auf einmal empfand er Dankbarkeit für seine Jahre beim Militär, die ihm absolute Selbstbeherrschung eingeimpft hatten. Denn nur sein unmenschlich starker Wille hielt ihn im Moment zurück, das wundervolle Erlebnis zu wiederholen.

Er wandte sich zu ihr um. Sie beobachtete ihn. Die Verwirrung in ihren grünen Augen verwandelte sich in Bestürzung, als es plötzlich leise klopfte.

Die Kellnerin warf einen peinlich berührten Blick in Richtung Tür und strich mit fiebrigen Händen ihren Rock glatt. Die Knopfleiste ihrer Bluse war nicht richtig geschlossen, und ihre Haare fielen noch immer lose, wie ein herbstlicher Wasserfall, auf ihre schmalen Schultern. Jeder, der jetzt hineinplatzte, würde sofort wissen, was vorgefallen war.

Casper konzentrierte sich auf ihre weichen Lippen und wurde von dem Wunsch überwältigt, sie wieder gegen die Tischkante zu drängen und sich noch einmal in ihrem herrlichen Körper zu verlieren.

„Sie werden dich in der königlichen Loge erwarten.“ Ihre leise Stimme unterbrach seine verstörend eindeutigen Gedanken. Sie zögerte einen Moment, dann machte sie einige Schritte auf ihn zu.

„Euer Hoheit … Ist alles in Ordnung?“

Casper starrte in ihre besorgten grünen Augen. Auf einmal empfand er das Verlangen, sie nicht gehen zu lassen, als fast schon schmerzhaft. Sie besaß etwas so Hoffnungsvolles und Optimistisches. Er spürte, dass sie noch nicht entdeckt hatte, dass das Leben auch kalt und hart sein konnte.

Ihr Lächeln schwand, als sie seine finstere Miene sah. „Ich nehme an, das nennt man einen unbehaglichen Moment. Also …“ Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Ich muss wieder an die Arbeit und du …“ Sie brach mitten im Satz ab. Mit ihren weißen Zähnen biss sie sich auf die Unterlippe. Dann atmete sie tief ein, tat einen letzten Schritt auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. „Danke“, flüsterte sie. „Danke für alles, was du mir gegeben hast.“

Überrumpelt erstarrte Casper. Ihr Kuss schmeckte nach Erdbeeren und Sommer. Leidenschaftliche Lust durchzuckte seinen Körper.

Dann bin ich innerlich doch nicht gestorben, dachte er geistesabwesend. Manche Dinge kann ich immer noch fühlen.

Plötzlich brandete Jubel im Publikum auf. Sofort war ihm klar, was passiert sein musste.

So unschuldig ist sie gar nicht, schoss es ihm durch den Kopf. Nicht so unschuldig, dass sie nicht weiß, wie sie die Presse zu ihrem Vorteil manipulieren könnte. Sie hatte ihn unmittelbar vor dem Fenster geküsst, vor aller Augen und – noch wichtiger – vor allen Kameraobjektiven, die unweigerlich auf die Präsidentensuite gerichtet waren.

Vielleicht besaß sie in sexueller Hinsicht keine Erfahrung, aber das hatte sie nicht davon abgehalten, einen perfiden Plan zu schmieden.

Enttäuscht und wütend über sich selbst, einen so elementaren Fehler begangen zu haben, schob Casper Holly von sich.

„Du kannst jetzt aufhören. Wenn du hinter mich schaust, wirst du dich davon überzeugen können, dass du dein Ziel erreicht hast.“

Verwirrung huschte über ihr Gesicht, als sich ihr Blick auf etwas hinter ihm richtete. „Oh mein Gott.“ Sie hob eine Hand an den Mund. „Wo… woher wissen die das?“, flüsterte sie entsetzt und sah ihn panisch an. „Sie haben gefilmt, wie ich die küsse. Und jetzt zeigen sie es auf den großen Leinwänden.“ Ihre Stimme wurde lauter. Verlegene Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. „Sie wiederholen es wieder und wieder! Ich kann es nicht fassen. Es sieht so aus, als ob ich … Und meine Haare sind total verstrubbelt und mein Po wirkt riesig und … alle können es sehen!“

Die Augen fest auf das Spielfeld gerichtet, beobachtete Casper unterdessen, wie sein Freund, der Kapitän der britischen Mannschaft, mit seinem Schuss nur die Torlatte erwischte.

„Weitaus wichtiger ist, dass du England gerade drei Punkte gekostet hast.“

Mit kalter Distanziertheit wurde ihm klar, dass er nun sein Sicherheitsteam instruieren musste, die Kellnerin gefahrlos aus dem Stadion zu geleiten. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, warf besagte Dame ihm einen entschuldigenden Blick zu und sprintete in Richtung Tür.

„Geh nicht“, donnerte Casper. Aber sie ignorierte ihn, riss die Tür auf, schlüpfte zwischen den beiden Leibwächtern davor hindurch und rannte davon.

Nicht daran gewöhnt, dass seine Befehle nicht befolgt wurden, blieb Casper einige wertvolle Sekunden wie erstarrt stehen. Dann erteilte er dem Chef seiner Garde ein knappes Kommando. „Finde sie.“

„Können Sie mir ihren Namen nennen, Euer Hoheit?“

„Nein“, erwiderte Casper grimmig. „Das kann ich nicht.“

Alles, was er wusste, war, dass sie nicht so unschuldig war, wie er anfangs geglaubt hatte.

Als sie aus der Präsidentensuite stürmte, empfand Holly nichts außer dem verzweifelten Wunsch, sich vor der gesamten Welt zu verstecken. Sie zuckte zusammen, als sie an einem Bildschirm vorbeilief, in dem ein Kommentator gerade verkündete: „Scheint, als ob die ersten Punkte des Spiels an Prinz Casper gehen!“

Sie hastete die Treppen hinunter und lief Sylvia in die Arme, die wie ein General auf Angriffskurs die Stufen hinaufmarschiert kam.

„Sylvia!“ Ihr Atem ging stoßweise.

„Wie kannst du es wagen?“ Sylvias Stimme bebte vor Zorn. „Wie kannst du es wagen, mich auf eine solche Weise zu demütigen? Ich habe dich für diesen Job ausgewählt, weil ich dich für vernünftig und anständig gehalten habe. Du hast den Ruf meiner Firma ruiniert!“

„Nein!“ Panisch schüttelte Holly den Kopf. „Niemand weiß, wer ich bin und …“

„Die britische Regenbogenpresse wird deinen Namen in Erfahrung gebracht haben, bevor du das Stadion verlassen hast“, herrschte Sylvia sie an.

Plötzlich fühlte Holly sich wie ein kleines Boot, das mitten auf dem Meer von einem schweren Sturm überrascht wurde. Was hatte sie getan?

Hier ging es nicht um eine kleine Verfehlung, die ihr privates Geheimnis bleiben würde. Das war vielmehr … „Prinz Casper hat eine Menge Frauen geküsst“, murmelte sie. „Die Geschichte wird nicht viel hermachen.“

„Du bist eine Kellnerin! Für die Presse ist das ein gefundenes Fressen!“

Erschrocken starrte Holly sie an. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie nicht eine Sekunde an die Konsequenzen gedacht hatte. Eigentlich hatte sie gar nicht gedacht. Gegenseitige Anziehungskraft, Intimität, Instinkt hatten sie geleitet. Sie unterdrückte ein hysterisches Lachen.

Was war schon intim daran, wenn das eigene Liebesleben auf siebzig Meter hohen Leinwänden zum Amüsement von zweiundachtzigtausend Zuschauern ausgebreitet wurde?

Holly schluckte. „Sylvia, ich …“

„Du bist gefeuert!“

Bevor Holly sich verteidigen konnte, erspähte sie Eddie, der mit großen Schritten auf sie zu eilte. Seine Miene war finster wie eine Sturmwolke.

Hastig murmelte Holly eine weitere Entschuldigung, dann floh sie in die Küche. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie nach ihrer Tasche und dem Mantel griff. Sie schlüpfte in ihre Straßenschuhe und stürmte in Richtung Ausgang.

Nicky hielt sie auf. „Wohin willst du?“

„Ich weiß nicht.“ Hilflos schaute Holly sie an. „Nach Hause.“

„Du kannst nicht nach Hause gehen. Dort wird man dich zuerst suchen.“ Brüsk reichte Nicky ihr einen Hut und einen Schlüsselbund. „Setz den Hut auf, und versteck deine roten Haare. Dann fährst du in meine Wohnung.“

„Keiner weiß, wer ich bin.“

„Mittlerweile wissen alle mehr über dich als du selbst. Wenn du in meiner Wohnung bist, zieh die Vorhänge zu, und öffne niemandem. Hast du Geld für ein Taxi?“

„Ich nehme den Bus.“

„Kommt nicht infrage.“ Nicky drückte ihr einen Geldschein in die Hände. „Nimm ein Taxi … Und bete, dass der Fahrer dein Bild noch nicht gesehen hat. Am besten, du hältst dir ein Taschentuch vor die Nase, als wenn du Schnupfen hättest oder so. Und jetzt geh, geh, geh!“

Allmählich dämmerte Holly, dass sie mit ihrem Verhalten eine ganze Kette von Ereignissen in Gang gesetzt hatte, die sie nicht mehr kontrollieren konnte. Wie betäubt hastete sie auf den Ausgang zu, wurde jedoch von Nicky noch einmal zurückgehalten.

„Sag mir eines“, flüsterte sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. „Die Gerüchte über die Talente des Prinzen … Sind die wahr?“

Holly blinzelte. „Ich …“

„So gut, ja?“ Nicky grinste wissend. „Gut gemacht, Süße!“

Casper zwang sich, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Gerade wich der britische Stürmer geschickt seinem Gegner aus und hechtete in die Ecke.

Die gelangweilte Blondine neben ihm rang mitfühlend nach Luft. „Oh nein, der arme Junge ist hingefallen. Genau auf die Linie. Warum jubeln alle? Das ist so gemein!“

„Er ist nicht hingefallen. Er hat einen Punkt erzielt“, knurrte Casper. „Und die Leute jubeln, weil das Gleichstand für England bedeutet.“

„Dieses Spiel ist mir ein Rätsel“, murmelte die Frau. „Ich verstehe das nicht. Warum sind jetzt alle ganz still? Und warum starrt dieser attraktive Kerl immerzu den Ball und dann das Tor an? Kann er sich nicht entscheiden, ob er schießen soll oder nicht?“

„Er muss einen sehr schwierigen Schuss ausführen. Er konzentriert sich.“ Casper hob den Blick nicht eine Sekunde vom Spielfeld. „Und wenn du noch einmal den Mund öffnest, lasse ich dich aus der Loge entfernen.“

Die Blondine sagte nichts mehr, der Ball flog zwischen den beiden Torstangen hindurch und die Menge schrie begeistert auf. Casper wandte sich zu der schmollenden Saskia um. „Okay, jetzt kannst du mich alles fragen, was du wissen willst.“

Sie warf ihm einen hoffnungsvollen Blick zu. „Ist das Spiel bald vorbei?“

Casper unterdrückte einen jäh aufflammenden Wutanfall, schwor sich allerdings, nie wieder jemanden einzuladen, der seine Leidenschaft für Rugby nicht teilte. „Es ist Halbzeit.“

„Dann müssen wir noch mal so lange hier sitzen? Erzähl mir, woher du den Kapitän kennst.“

„Wir haben im selben Team in der Schule gespielt.“

Offensichtlich entschlossen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, rutschte Saskia ein bisschen näher an ihn heran. „Das war sehr böse von dir, diese Kellnerin zu küssen. Du bist ein sehr ungezogener Junge, Cas. Sie wird zu den Zeitungen gehen, das weißt du. Diese Sorte Frauen verkauft sich immer an die Presse.“

Würde sie das wirklich?

Blickleer starrte Casper in die Menge hinunter. Er versuchte, nicht an ihr rotes Haar oder ihre sinnlichen Lippen zu denken … oder an die sinnlichen Kurven ihres Pos.

Einen kurzen Moment hatte sie ihm Vergessen geschenkt. Und das war mehr, als jeder andere für ihn getan hatte.

„Warum leidet deine Beliebtheit nie unter deinen Eskapaden?“, machte Saskia unverdrossen weiter. „Was auch immer du tust, wie skandalös auch immer es sein mag, die Einwohner von Santallia lieben dich.“

„Sie lieben ihn, weil er Santallia aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und in ein Zentrum für ausländische Investoren und Besucher verwandelt hat. Die Menschen freuen sich über die positiven Veränderungen“, mischte sich Marco, einer von Caspers Freunden, ein. Er war Anfang dreißig, hatte Volkswirtschaft an der Universität studiert und führte nun eine erfolgreiche Firma. „Das Skirennen lockt die Touristen im Winter in die Berge, die Regatta macht dasselbe im Sommer an der Küste. Das neue Rugbystadion ist die ganze Saison über ausverkauft, und alle sprechen über den Grand Prix. Als Austragungsort für Sportereignisse steht Santallia eindeutig an erster Stelle.“

Zu hören, wie seine Erfolge aufgelistet wurden, hob zwar Caspers Laune, doch emotional berührte ihn das nicht.

Er unternahm keinen Versuch, sich an einem der Gespräche um ihn herum zu beteiligen. Tatsächlich war er froh, als die zweite Halbzeit begann, bot sie ihm doch wenigstens etwas Ablenkung.

„Was Santallia wirklich von dir möchte, Cas, ist ein Erbe“, sagte Saskia mit einem Lächeln, das sie wahrscheinlich für unschuldig hielt. „Irgendwann musst du dich festlegen. Früher oder später musst du an dein Land denken. Oh nein, auf dem Spielfeld ist ein Kampf ausgebrochen. Die Spieler bilden einen riesigen Knubbel.“

Casper überließ es dem verzweifelten Marco, Saskia über die wahre Natur des Knubbels aufzuklären.

Als die Pfeife des Schiedsrichters das Ende des Spiels verkündete, brach die Menge über Englands eindeutigen Sieg in ekstatischen Jubel aus. Auch Casper sprang auf und machte damit Saskias Versuche zunichte, ihn wieder in ein Gespräch zu verwickeln.

Er schlenderte zu seinem Sicherheitschef hinüber. „Und?“

„Nichts, Sir“, gestand Emilio zögernd ein. „Sie ist verschwunden.“

„Haben Sie ihren Namen herausgefunden?“

„Holly, Sir. Holly Phillips.“

„Adresse?“

„Ich habe bereits ein Team zu ihrer Wohnung geschickt, Sir. Dort ist sie nicht.“

„Dafür sind es sicher die Fotografen“, meinte Casper düster, und Emilio nickte.

„In zwei Reihen warten sie auf ein Interview mit ihr. Der Prinz und die Kellnerin … So lauten die morgigen Schlagzeilen. Sollen wir sie beschützen?“

„Eine Frau, die mich absichtlich vor laufenden Filmkameras küsst, braucht meinen Schutz nicht“, entgegnete Casper unwirsch. „Sie wusste genau, was sie tat. Und jetzt versteckt sie sich, um den Anschein zu erwecken, sie habe etwas zu verbergen. Und ein Geheimnis zu haben, macht ihre Geschichte noch wertvoller.“

Sie hatte ihn ausgenutzt.

Casper lächelte schief. Und er hatte sie ausgenutzt, oder nicht?

Emilio runzelte die Stirn. „Glauben Sie, sie hat es des Geldes wegen getan, Sir?“

„Natürlich.“ Schließlich hatte sie ihre Absichten so gut wie zugegeben, als sie sich bei ihm bedankt hatte. In jenem Moment hatte er sich gefragt, was sie damit meinte, aber mittlerweile war ihm das völlig klar.

Casper suchte nach dem Gefühl von Ekel oder Enttäuschung. Irgendetwas musste er doch empfinden. Offensichtlich hielt sie den Verlust ihrer Jungfräulichkeit für den angemessenen Preis für ihre fünfzehn Minuten Ruhm. Und diese Einstellung verdiente ja wohl mindestens eine gewisse Enttäuschung von seiner Seite.

Aber Ekel und Enttäuschung gingen auch Erwartungen voraus. Und wenn es um Frauen ging, besaß er keine.

Emilio beobachtete ihn. „Sie möchten nicht, dass wir sie finden, Euer Hoheit?“

Unbarmherzig schob Casper jeden Gedanken an ihren sinnlichen Mund und die wunderbaren Kurven beiseite und schaute in das Stadion hinunter. „Ich denke, sie wird sich von sich aus melden. Im Augenblick hält sie sich versteckt, lacht über ihren gelungenen Coup und zählt ihr zukünftiges Geld.“

3. KAPITEL

„Du musst aufhören zu weinen!“ Besorgt legte Nicky einen Arm um Holly. „Und … Nun ja … So schlimm ist es ja auch nicht.“

„Nicky, ich bin schwanger! Und der Prinz ist der Vater.“ Mit vom Weinen geröteten Augen schaute Holly die Freundin an. „Schlimmer kann es ja wohl nicht werden.“

Nicky zuckte zusammen. „Ist es nicht noch zu früh für einen Test? Das Ergebnis könnte falsch sein.“

„Es ist nicht zu früh. Es ist zwei Wochen her!“ Holly machte eine hektische Handbewegung Richtung Badezimmer. „Und das Ergebnis stimmt. Wahrscheinlich liegt das Plastikstäbchen noch irgendwo auf dem Boden. Ich habe es fallen gelassen. Du kannst gerne nachsehen, aber es ist nicht so, dass man eine Millionen Möglichkeiten bekommt. Entweder du bist schwanger oder nicht. Und ich bin definitiv schwanger! Oh Gott, ich kann es gar nicht glauben. Einmal – ein einziges Mal – habe ich Sex, und schon werde ich schwanger. Andere Leute versuchen es jahrelang!“

„Tja, der Prinz ist eben nicht nur supergut aussehend, sondern auch superzeugungsfähig.“ Hilflos zuckte Nicky die Schultern. „Du hast doch immer gesagt, du könntest es nicht erwarten, ein Baby zu bekommen.“

„Aber mit jemandem an meiner Seite! Nicht alleine. Eine alleinerziehende Mutter wollte ich nie sein.“ Holly zog ein weiteres Taschentuch aus der Packung und schnäuzte sich die Nase. „Wenn ich von einem Baby geträumt habe, dann auch davon, ihm das zu geben, was ich nie hatte.“

„Damit meinst du wohl einen Vater. Herrje, dein Dad hat es wirklich vermasselt!“ Mit diesem wenig tröstlichen Kommentar ließ Nicky sich auf ihr Sofa sinken und griff nach dem Fläschchen mit Nagellackentferner. „Ich begreife nicht, wie jemand ein Kind wie dich einfach verlassen kann. Immerhin warst du schon sieben. Alt genug, um dieses Verhalten als persönliche Ablehnung zu verstehen. Und dann ist er noch nicht einmal nach dem Tod deiner Mutter zurückgekommen!“

Holly wollte nicht an ihre traurige Kindheit erinnert werden. Sie kuschelte sich tiefer in den Schlafsack. „Er wusste nicht, dass sie gestorben ist.“

„Wenn er den Kontakt zu dir gehalten hätte, hätte er es gewusst.“

„Könnten wir über etwas anderes sprechen?“ Sie rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. „Ich muss entscheiden, was ich tun soll. Ich habe meinen Job verloren, und ich kann nicht nach Hause gehen, weil meine Wohnung von der Presse belagert wird. Und die ganze Welt denkt, ich sei eine verlogene Schlampe.“ Beschämt verbarg sie ihr Gesicht unter dem Kissen.

Und, war sie nicht wirklich eine Schlampe?

Sie hatte mit einem völlig Fremden Sex gehabt.

Und nicht nur Sex, sondern hemmungslosen wilden Sex, bei dem es ihr den Atem verschlagen und sie jedes Gefühl von Schuld, Sorgen und Moral hatte über Bord gehen lassen!

Wann immer Eddie sie berührt hatte, war ihr erster Gedanke: Ich darf nicht schwanger werden. Als der Prinz sie berührt hatte, hallte ein einziger Gedanke durch ihren Kopf: mehr, mehr …

Was war nur mit ihr passiert?

Sie hatte sich durcheinander und unsicher gefühlt, nachdem Eddie mit ihr Schluss gemacht hatte, aber das erklärte und entschuldigte ihr Verhalten nicht.

Ihr fiel wieder ein, wie der Prinz sich schützend vor sie gestellt und sie mit seinem Körper von den anderen Gästen abgeschirmt hatte. Welcher andere Mann hatte ihr gegenüber je einen solchen Grad an Feinfühligkeit bewiesen? Er hatte ihre Anspannung gespürt, sie beschützt und dann …

Entsetzt über sich selbst, stöhnte sie reumütig auf. Nicky zog ihr das Kissen weg.

„Hör auf, dich zu quälen. Du wirst bestimmt eine großartige Mutter sein.“

„Wie kann ich das? Ich werde mein Baby an eine Tagesmutter abgeben müssen, während ich arbeite! Und das bedeutet ja wohl, dass jemand anders mein Baby tröstet, wenn es weint.“

„Nun, wenn es ein Schreikind wird, mag das gar nicht so schlecht sein.“

Holly wischte die Tränen von ihren Wangen. „Ich will aber für mein Kind da sein.“

„Vielleicht gewinnst du im Lotto.“

„Lotto zu spielen, kann ich mir nicht leisten. Ich kann es mir nicht einmal leisten, dir Miete zu bezahlen.“

„Ich will auch keine Miete von dir. Du darfst solange du willst auf dem Sofa schlafen. Außerdem kannst du nicht nach Hause gehen, oder? Die gesamte britische Öffentlichkeit lechzt nach Bildern von dir. ‚Wo ist die Kellnerin?‘, lautet die heutige Schlagzeile. Gestern war es: ‚Königliches Rugby-Geturtel‘. Es geht das Gerücht, dass einige Zeitungen eine Belohnung für Hinweise auf dich ausgesetzt haben. Alle wollen mehr über diesen Kuss erfahren.“

„Das darf doch nicht wahr sein! Überall auf der Welt verhungern Menschen, und hier schreibt man über einen simplen Kuss?“ Gott sei Dank kannte niemand die ganze Geschichte!

„Nun, wir alle brauchen hin und wieder ein bisschen Ablenkung. Und die Leute lieben es nun mal, wenn Könige ihnen zeigen, dass sie auch nur Menschen sind.“ Nicky sprang auf. „Ich habe Hunger, und in dieser Wohnung gibt es nichts zu essen.“

„Ich möchte nichts“, erklärte Holly unglücklich. Denn selbst ihrer besten Freundin konnte sie nicht enthüllen, dass der wahre Grund ihrer Traurigkeit darin bestand, dass der Prinz nicht den allerkleinsten Versuch unternommen hatte, mit ihr Kontakt aufzunehmen.

Auch wenn sie rational wusste, dass dieser Wunsch geradezu lächerlich war, hoffte ein kleiner Teil von ihr doch immer noch, er würde sich melden. Gut, sie war eine Kellnerin und er ein Prinz, aber er mochte sie, oder nicht? Er hatte alle Gäste aus der Suite geworfen, damit er mit ihr allein sein konnte. Und er hatte all diese netten Dinge zu ihr gesagt und dann …

Nach so unglaublichem Sex musste er doch einfach versucht sein, sie zu finden!

Doch wie sollte er mir ihr in Kontakt treten, wenn ihre Wohnung von der Presse belagert wurde? Vor ihrem geistigen Auge flackerte das Bild auf, wie der Prinz sich hinter einem Busch versteckte und auf den richtigen Moment wartete, um an ihre Tür zu klopfen. „Meinst du, er ist über die Schlagzeilen sehr verärgert?“

„Jetzt sag mir nicht, dass du dir um ihn Sorgen machst!“ Nickys Hand steckte in einer Packung Cornflakes. „Er braucht doch nur seine Zugbrücke hochzuziehen, damit seine Feinde vor den Schlossmauern erfrieren.“

Holly biss sich auf die Unterlippe. „Ich fühle mich schuldig.“

„Ach, bitte! Wir sprechen über Prinz Casper. Es interessiert ihn nicht, was die Zeitungen über ihn schreiben. Du bist es, die leidet. Ich finde, er hätte dir wenigstens ein paar Ratschläge geben sollen, wie du mit dieser Situation umgehen kannst. Aber er hat dich allein gelassen.“

Die deprimierende Analyse ließ Hollys Stimmung noch weiter sinken. „Er weiß nicht, wo ich bin.“

„Er ist ein Prinz“, erwiderte Nicky verächtlich. „Er kommandiert eine ganze Armee, inklusive Spezialeinheiten. Wenn er dich wirklich finden wollte, würde er das im Nullkommanix können. MI5, FBI, was weiß ich. Ein Wort von ihm sollte genügen, um meine Wohnung unter Satellitenüberwachung zu stellen.“

Eingeschüchtert zog Holly den Schlafsack bis zum Kinn. „Schließ die Vorhänge!“ Was hatte sie nur getan?

„Tja, du kannst dich weiter verstecken, wenn du willst. Oder du kannst nach draußen gehen und den Haien ihr Interview geben.“

„Bist du verrückt geworden?“

„Nein, nur pragmatisch. Dank Seiner Majestät hast du keinen Job mehr und bist praktisch in meiner Wohnung gefangen. Verkauf deine Story an den Meistbietenden.“

Entsetzt schüttelte Holly den Kopf. „Das könnte ich nie tun.“

„Du bekommst ein Baby!“

„Und ich will nicht, dass mein Kind irgendwann zurückblickt und feststellt, dass sein Leben damit begonnen hat, dass ich schmutzige Details über seinen Dad an die Zeitung verkauft habe.“

Holly war sich der Ironie der Situation auf bitterste Weise bewusst. Als Teenager hatte sie nächtelang wach gelegen und davon geträumt, Mutter zu sein. Wie sehnte sie sich danach, die Familie zu gründen, die sie sich für sich selbst immer gewünscht hatte.

Sie hatte sich sogar vorgestellt, wie es wohl wäre zu entdecken, dass sie schwanger war, und ihre Freude mit ihrem Partner zu teilen. Wie stolz er sein würde! Er würde sie beschützend in seine Arme ziehen und ihr schwören, seine Familie niemals im Stich zu lassen.

Nicht ein einziges Mal hatte sie sich einen One-Night-Stand vorgestellt!

Ein winziger Moment der Unachtsamkeit hatte gereicht, um ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Auch wenn sie noch gehörig unter Schock stand, überblickte sie doch die Konsequenzen. Ihre Hoffnungen, bald ihr altes Leben wieder aufnehmen zu können, waren versiegt. Sobald ans Licht kam, dass sie schwanger war, würden die Menschen nicht lange brauchen, um eins und eins zusammenzuzählen.

Sie war schwanger mit dem Kind von Prinz Casper von Santallia.

„Ich gehe etwas zu essen einkaufen“, unterbrach Nicky ihre düsteren Gedanken. „Bin gleich wieder da.“

Die Wohnungstür fiel hinter ihr ins Schloss. Gleich darauf ertönte die Klingel. Wahrscheinlich hatte Nicky etwas vergessen. Mürrisch erhob Holly sich und trottete zur Tür.

„Hier versteckst du dich also!“ Eddie stand vor der Tür, einen auffälligen Strauß roter Rosen in billigem Zellophanpapier in den Händen.

Holly starrte ihn einfach nur an. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie kaum mehr an ihn gedacht.

„Dich habe ich nicht hier erwartet, Eddie.“

Er lächelte. „Willst du mich nicht hereinbitten?“

„Nein. Du hast unsere Verlobung gelöst, Eddie. Ich war am Boden zerstört.“ Innerlich runzelte Holly die Stirn. Ihre Trauer hatte nicht lange gedauert, oder? Größere Probleme hatten sie überlagert. Wie war das möglich? Heilten gebrochene Herzen wirklich so schnell?

„Zwischen Tür und Angel kann ich nicht darüber reden.“ Er drängte sich an ihr vorbei in die Wohnung und drückte ihr den Strauß in die Hände. Die Rosen hatten schon bessere Tage gesehen, einige Blütenblätter segelten zu Boden. „Hier. Die sind für dich. Um dir zu zeigen, dass ich dir verzeihe.“

„Du verzeihst mir?“ Holly zuckte zusammen, als sich ein Dorn schmerzhaft in ihren Finger bohrte. Behutsam legte sie die Blumen auf das Tischchen im Flur und steckte ihren blutenden Finger in den Mund. „Was denn eigentlich?“

„Dass du den Prinz geküsst hast.“ Eddie lief puterrot an. „Und mich in aller Öffentlichkeit zum Narren gemacht hast.“

„Eddie … Du hast in der Loge nebenan eine wilde Party mit deiner neuen Freundin gefeiert.“

„Sie hat mir nichts bedeutet. Wir müssen aufhören, uns gegenseitig wehzutun. Ich gebe zu, dass ich wütend war, als ich dich den Prinzen küssen gesehen habe. Aber dann ist mir klar geworden, dass die letzten Tage sehr schwer für dich gewesen sein müssen. Erst musst du miterleben, wie ich meine Beförderung bekomme, und dann verlierst du mich auch noch. Allerdings scheint dich das auch etwas lockerer gemacht zu haben.“ Er grinste wie ein Schuljunge, der gerade die geheimnisvolle Welt der Mädchen entdeckte. „Du warst immer so schüchtern und verklemmt. Und plötzlich verhältst du dich ganz wild. Als ich den Kuss gesehen habe, konnte ich nicht aufhören zu denken, dass ich an Caspers Stelle hätte sein sollen.“

Während Holly ihrem Ex zuhörte, wurde ihr klar, dass sie in Gegenwart des Prinzen nicht ein einziges Mal an Eddie gedacht hatte.

„Ich weiß, dass du es nur getan hast, um mich zur Vernunft zu bringen“, fuhr Eddie fort. „Und es hat funktioniert. Du bist durchaus zur Leidenschaft fähig. Ich hätte nur mehr Geduld mit dir haben müssen.“

Der Prinz war überhaupt nicht geduldig, schweiften Hollys Gedanken ab. Er war sehr ungeduldig. Stürmisch, fordernd, energisch.

„Ich habe den Prinzen nicht geküsst, um dich eifersüchtig zu machen.“ Ich habe ihn geküsst, weil ich nicht anders konnte.

„Sprechen wir jetzt nicht davon. Steck den Ring wieder auf deinen Finger, dann gehen wir nach draußen und verkünden der Presse, dass wir einen kleinen Streit hatten. Du hast den Prinzen geküsst, weil du mich zurückgewinnen wolltest.“

Das Leben besitzt einen seltsamen Sinn für Humor, ging es Holly durch den Kopf. Eddie bot ihr an, wieder mit ihm zusammen zu sein. Aber sie hatte bereits einen anderen Weg eingeschlagen.

„Das ist nicht möglich.“

„Wir bilden ein großartiges Paar“, führte er selbstbewusst an. „Wir haben den Porsche und das große Haus. Du brauchst nicht mehr als Kellnerin zu arbeiten.“

„Ich bin gerne Kellnerin. Ich mag es, Menschen zu treffen und mich mit ihnen zu unterhalten …“

„Ich weiß, es klingt wie im Märchen, aber es passiert wirklich“, überging er ihren Einwand. „Ach, und die Blumen haben ein Vermögen gekostet. Du solltest sie besser ins Wasser stellen. Ich muss mal eben verschwinden. Wo ist das Badezimmer?“

„Die erste Tür rechts“, entgegnete Holly automatisch. Dann schnappte sie nach Luft. „Nein, Eddie, du kannst da jetzt nicht rein.“ Oh Gott, sie hatte alles auf dem Boden liegen gelassen – er würde den Test sehen!

Aber es war schon zu spät. Einen Moment war alles still. Nichts regte sich.

Dann erschien Eddie mit kalkweißem Gesicht in der Badezimmertür. „Nun.“ Seine Stimme klang gepresst und gar nicht nach ihm. „Das erklärt, warum du nicht mit mir zusammen sein willst.“

„Eddie …“

„Du bist auf eine bessere Partie aus.“ Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck stolperte er in Nickys Wohnzimmer. „Ein Jahr waren wir zusammen“, rief er angewidert aus. „Und wir haben nie …!“

„Weil es sich nicht richtig angefühlt hat“, murmelte sie. Dabei hatte sie sich diesen Teil nie wirklich erklären können. Warum hatte sie Eddie so lange auf Distanz gehalten und sich doch binnen einer halben Stunde, nachdem sie Prinz Casper begegnet war, halb nackt vor ihm auf dem Tisch gerekelt? „Eddie, ich weiß wirklich nicht …“

„Was weißt du nicht?“ Er schrie jetzt. Sein Gesicht war vor Wut entstellt. „Du weißt wirklich nicht, weshalb du mit ihm geschlafen hast? Soll ich es dir sagen? Du hast mit ihm geschlafen, weil er ein verdammter Prinz ist!

„Nein!“

„Und damit hast du den Jackpot geknackt, oder?“ Er lachte bitter auf. „Kein Wunder, dass du dich nicht über meinen Porsche gefreut hast! Ich nehme an, er fährt einen verfluchten Ferrari, oder?“

„Ich habe keine Ahnung, was für einen Wagen er fährt, Eddie, aber …“

„Aber zu wissen, dass du einen Prinzen und einen Palast bekommst, reicht ja auch, was?“

„Das ist nicht wahr! Ich habe noch gar nicht entschieden, was ich jetzt tun soll.“

„Du meinst, du hast noch nicht entschieden, wie du aus dieser Situation am meisten Geld herausschinden kannst.“ Eddie marschierte auf die Wohnungstür zu. Im Flur griff er nach den Rosen. „Die nehme ich wieder mit. Du verdienst sie nicht. Und du verdienst mich nicht. Viel Glück mit deinem neuen Leben.“

Holly zuckte zusammen, als die Tür mit einem lauten Knall hinter ihm ins Schloss fiel. Eine schreckliche Stille senkte sich über die Wohnung.

Einige rote Blütenblätter lagen wie Blutstropfen auf dem Boden.

Sie fühlte sich wie betäubt. Und schuldig, weil es stimmte. Sie hatte etwas mit dem Prinzen geteilt, was sie Eddie verwehrt hatte.

Vor zwei Wochen hätte sie die Vorstellung, wieder mit Eddie zusammen zu sein, überglücklich gemacht.

Jetzt empfand sie nur Erleichterung, dass er gegangen war.

Sie ließ sich auf Nickys Sofa sinken.

Es bestand kein Grund zur Panik.

Die Schwangerschaft würde sie noch einige Monate geheim halten können.

Damit blieb ihr genug Zeit, einen Plan zu fassen.

Flankiert von vier Leibwächtern, eine Zeitung wie eine Waffe gepackt, hämmerte Prinz Casper an die Wohnungstür im dritten Stock.

„Sie hätten nicht persönlich herkommen müssen, Euer Hoheit.“ Wachsam blickte Emilio die Straße entlang. „Wir hätten sie zu Ihnen bringen können.“

„So lange wollte ich nicht warten“, knurrte Casper. In den vergangenen paar Stunden hatte er entdeckt, dass er doch noch zu Gefühlen fähig war. Zu rasender Wut nämlich. Wut auf sie, aber größtenteils auf sich selbst, weil er zugelassen hatte, in eine solche Situation zu kommen.

Was war aus seiner Fähigkeit geworden, Risiken richtig einzuschätzen? Seit wann veranlasste ihn ein hübscher Frauenkörper, jegliche Vernunft und Vorsicht über Bord zu werfen? Schließlich warben hübsche Frauen um ihn, seit er angefangen hatte, sich zu rasieren.

Diese Holly hatte ihm eine Falle gestellt, und er war blindlings hineingetappt.

„Ich weiß, dass sie da ist. Brecht die Tür auf.“

Bevor sein Sicherheitsteam zur Tat schreiten konnte, wurde die Tür geöffnet. Sie stand auf der Schwelle und schaute ihn an.

Caspers Wut verflüchtigte sich, er verlor sich in ihren faszinierenden grünen Augen.

Holly.

Jetzt kannte er ihren Namen.

Sie trug ein übergroßes rosa T-Shirt. Ein aufgestickter Eisbär zierte die Vorderseite. Das Haar fiel ihr lose über die Schultern, und sie war barfuß. Offensichtlich hatte er sie aus dem Bett geholt.

Nun betrachtete sie ihn mit funkelnden Augen, als freue sie sich aufrichtig, ihn zu sehen. „Euer Hoheit?“

Sie wirkte so jung, frisch und naiv. Wieder fragte Casper sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, sich mit einer Frau wie ihr einzulassen.

Autor

Sandra Marton
Sandra Marton träumte schon immer davon, Autorin zu werden. Als junges Mädchen schrieb sie Gedichte, während ihres Literaturstudiums verfasste sie erste Kurzgeschichten. „Doch dann kam mir das Leben dazwischen“, erzählt sie. „Ich lernte diesen wundervollen Mann kennen. Wir heirateten, gründeten eine Familie und zogen aufs Land. Irgendwann begann ich, mich...
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Sara Craven
Sara Craven war bis zu ihrem Tod im November 2017 als Autorin für Harlequin / Mills & Boon tätig. In über 40 Jahren hat sie knapp hundert Romane verfasst. Mit mehr als 30 Millionen verkauften Büchern rund um den Globus hinterlässt sie ein fantastisches Vermächtnis. In ihren Romanen entführt sie...
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Sarah Morgan
<p>Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.</p>
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